Mehrfachbehinderung

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Der Weg Nr. 5 September 2012 – Thema
Mehrfachbehinderung
Titelbild ...................................................................................... 2
Editorial ......................................................................................... 2
Die Angst vor dem Unbekannten ............................................... 2
Mehrfachbehinderung ................................................................... 4
Die Mehrheit besteht aus Minderheiten ..................................... 4
Die Theorie hinter dem Begriff ................................................... 6
Médéric – Geschichte mit Happy End ....................................... 9
Wenn einem Hören und Sehen vergeht .................................. 12
Bensil ....................................................................................... 19
Ein Marathonläufer der andern Art: Nils Jent........................... 23
Fokus .......................................................................................... 25
Diskriminierung geht alle etwas an .......................................... 25
Gleichstellungsdefizite bei der IV ............................................ 30
Magazin ....................................................................................... 33
Zwei Welten kommen sich näher ............................................ 33
Bitte um Erfahrungsberichte .................................................... 36
Solsana Superior ..................................................................... 37
Verband ....................................................................................... 39
Namen gesucht ....................................................................... 39
Berichtigung ............................................................................. 40
Geburtstagsfeier im Atelier Zürich ........................................... 41
Veranstaltungen ....................................................................... 42
Inserate ....................................................................................... 45
Wir gratulieren herzlich: ........................................................... 45
Sportinteressierte gesucht ....................................................... 46
Kochen im Herbst .................................................................... 46
Apfelschule im Herbst .............................................................. 46
Brieffreundschaft...................................................................... 47
Lebenspartnerin gesucht ......................................................... 48
Funktionstüchtiges Optacon zu kaufen gesucht ...................... 48
MEZZO .................................................................................... 48
Ausbildung zur Kommunikations-Assistenz............................. 49
Vocatex plus (HD) .................................................................... 49
Solsana Hotel Restaurant ........................................................ 50
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Nokia zu verkaufen .................................................................. 50
Impressum .................................................................................. 51
Titelbild
Zwei Hände auf den Augen, zwei Hände verschliessen die Ohren
und zwei Hände halten den Mund zu. Die schematisch
dargestellte Person kann nicht sehen, nicht hören, nicht
sprechen. Sie ist mehrfach behindert. Die Hände symbolisieren
ausserdem die Gesellschaft. Denn gerade mehrfachbehinderte
Menschen erfahren oft Ausgrenzung statt der dringend benötigten
Integration. Und nicht zuletzt symbolisieren die Hände, die
zärtlich auf dem Gesicht der schematischen Person liegen, die
intensive Zuwendung, die Mehrfachbehinderte brauchen.
Rückseite
In Russland zeigen behinderte Models Mode für Menschen mit
Behinderung. In der Schweiz findet am 13. Oktober die Wahl von
Miss und Mister Handicap statt. Siehe S. 29 (Foto: Miss
Handicap-Organisation)
Auf der Rückseite befindet sich das offizielle Gruppenfoto der
Miss und Mister Handicap-Kandidierenden.
Editorial
Die Angst vor dem Unbekannten
Jean-Marc Meyrat
Seit der Gründung des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbands hat sich sein Mitgliederprofil erheblich
gewandelt. Ursprünglich waren die meisten Mitglieder blind. Dank
der Fortschritte der Ophthalmologie hat sich dieser Trend
gewendet. Heute machen Sehbehinderte 90% des SBV aus. Das
wirft einige Fragen auf; zum Beispiel in Bezug auf das Image, das
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der Verband von sich vermitteln will, oder weil einige der blinden
Mitglieder sich in einem Universum, in dem das Sehen
allgegenwärtig geworden ist, vernachlässigt fühlen. Nicht selten
hören wir Aussagen wie: «Die Blinden werden überhaupt nicht
mehr berücksichtigt.»
Ob wahr oder nicht, man gewinnt manchmal den Eindruck, dass
Blinde gegenüber Sehbehinderten eine leicht hochmütige Haltung
einnehmen oder dass sie sich bemitleiden lassen. Andrerseits
stehen Sehbehinderte Blinden zum Teil mitleidig oder
bewundernd gegenüber. Fast als versetzten sie sich in eine
furchterregende Situation hinein, die sie langfristig selbst
erwartet. Deshalb müssen wir darauf achten, dass sich innerhalb
des SBV keine Kluft zwischen Blinden und Sehbehinderten bildet.
Denn es geht um den Fortbestand der Selbsthilfe.
Dank der Fortschritte der Medizin überleben heute behinderte
Kinder, die früher keine Chance gehabt hätten. Die
Lebenserwartung steigt stetig an. Auch durch Adoptionen von
Kindern aus armen Ländern nimmt die Zahl mehrfachbehinderter
Kinder bei uns zu. Deshalb steht der SBV vor einer neuen
Herausforderung: Wie können wir diese Menschen, die nebst der
Sehbehinderung weitere Behinderungen aufweisen, angemessen
in unseren Verband integrieren?
Es gibt Stimmen, die sagen, wir könnten nur reine Sehbehinderte
aufnehmen. O ja, solche Vorschläge gibt es. Ganz abgesehen
davon, dass sie an eine düstere Epoche des 20. Jahrhunderts
erinnern, drückt sich darin ein gewisses Unbehagen aus. Ebenso
wie «normalen» Menschen fällt auch Blinden der Umgang mit
Mehrfachbehinderten nicht leicht, umso mehr, wenn eine geistige
Behinderung im Spiel ist oder andere Sinne als das Sehen
betroffen sind.
Aber man muss mit der Wirklichkeit seiner Zeit leben. Man darf
nicht der Verlockung erliegen, die Augen vor dem Schicksal
derjenigen zu verschliessen, die nicht das Glück haben, mit nur
einer Behinderung zu leben.
Ich wünsche mir, dass das Thema dieser Ausgabe von «der
Weg» uns allen die Augen für diese anderen, die weniger Glück
hatten, öffnet. Denn Angst hat man nur vor dem, was man nicht
kennt.
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Legende: Jean-Marc Meyrat, Redaktor «clin d’oeil». (Foto: SBV)
Mehrfachbehinderung
Die Mehrheit besteht aus Minderheiten
Cyril Mizrahi
Behinderte sind untereinander solidarisch, so glaubte ich
immer.
Die Gegenseitigkeit sollte ein ethisches Grundprinzip jeder
behinderten Person sein, frei nach dem Grundsatz: Was du vom
anderen erwartest, musst du selbst zu tun bereit sein. Ich hielt es
deshalb immer für selbstverständlich, dass behinderte Menschen
mit anderen Behinderten ebenso wie mit anderen diskriminierten
Gruppen solidarisch umgehen. Blinde, Schwarze, Juden,
Homosexuelle kämpfen alle an derselben Front. Denn: Bilden
nicht alle Minderheiten zusammen eine Mehrheit?
Zu meiner Verblüffung äusserten jedoch einige mir bekannte
Behinderte die Ansicht, ihr Kampf habe mit dem der
Homosexuellen nichts gemeinsam. Andere waren bis zur
Feindseligkeit gleichgültig gegenüber Migrantenschicksalen, die
sich mit jeder Revision des Asyl- und Ausländerrechts weiter
verschärften – bis gewisse Politiker es auf die Behinderten selbst
abgesehen hatten.
Verblüffung und Wut
Meine Verwunderung verwandelte sich in Wut, als ich miterlebte,
wie sehbehinderte Personen sich in meinem Sportverein gegen
die Aufnahme mehrfachbehinderter Menschen in den Verein
wehrten. Die gemässigteren dieser Stimmen schlugen vor, für
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mehrfachbehinderte Menschen eine separate Sektion zu bilden.
Warum? Fürchteten sie, Blinde und Sehbehinderte könnten mit
geistig Behinderten in einen Topf geworfen werden, wenn ihr
Verein auch Menschen mit einer kognitiven Einschränkung
aufnahm? Wie war es möglich, dass manche Leute bis zur
Karikatur nachäfften, was sie ihrerseits Nichtbehinderten
vorwarfen?
Ich sprach mit Veteranen der Selbsthilfe über meine Ideale der
Solidarität – und landete auf dem harten Boden der Realität;
Natürlich sollten auch Behinderte solidarisch sein, aber sie seien
schliesslich Menschen wie alle anderen, weder besser noch
schlechter. Es wäre diskriminierend, wollte man so tun, als
bildeten Behinderte eine homogene, monolithische Gruppe. Wie
viel man von den Leuten erwarten könne, sei abhängig von
Bildung und Emanzipation des Einzelnen. Eine Voraussetzung für
solidarisches Verhalten sei ein positives Selbstbild: Wichtig sei,
dass man sich selbst als anders, aber nicht minderwertig erlebe,
und von anderen ebenso gesehen werde.
Ist Solidarität also ein Sport für Reiche? Und ist diese Sichtweise
nicht ein wenig gönnerhaft?
Solidarisch sein, wenn man selbst in Schwierigkeiten steckt, ist
schwierig aber möglich. Denn sowohl mit einem angeborenen
Handicap als auch mit einer später aufgetretenen Behinderung,
muss man vor allem seine eigenen Probleme lösen, bevor man
über die anderer Leute nachdenken kann. Man muss sich
zunächst bewusst werden, dass man trotz allem etwas zu bieten
hat. Dann kann man erst begreifen, was man mit dem anderen
gemeinsam hat. Dies jedoch setzt voraus, dass man den anderen
kennt. Und auch das Kennenlernen des andern ist gerade für
Menschen mit Sinnes- und/oder Mehrfachbehinderungen eine
weitere Hürde.
Happy End
An diesem Punkt setzen die Behindertenverbände an, nämlich
die Kontakte zwischen Menschen mit allen Arten von
Behinderungen zu fördern. So wird die Solidarität zwischen
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Menschen mit dem gleichen Handicap, aber auch zwischen
Leuten mit verschiedenen Behinderungsformen und schliesslich
mit anderen diskriminierten Gruppen kultiviert.
Mein Skisportverein für Blinde und Sehbehinderte ist dafür ein
gutes Beispiel. Das GRSA (Groupement romand de skieurs et
skieuses aveugles et malvoyant-e-s) schuf auf demokratischem
Wege die Voraussetzungen für die Aufnahme
mehrfachbehinderter Mitglieder. Trotz meiner Sehbehinderung
kann ich dazu beitragen: Ich habe die Ausbildung als «Mediator»
absolviert (eine Art persönlicher Assistent für Menschen mit
Mehrfachbehinderung). Als dieser Service nach einigen Jahren
reibungslos lief, haben selbst eingefleischte Skeptiker begriffen,
dass Solidarität ihnen keinerlei Nachteile bringt.
Kasten:
Quelle: Agile – Behinderung und Politik, Ausgabe 4/2008 (franz.
Version)
Cyril Mizrahi arbeitet freiberuflich als Rechtsanwalt in Genf mit
den Schwerpunkten Sozialversicherungsrecht und
Behindertengleichstellung.
Von Geburt an sehbehindert, ist er zudem seit über zehn Jahren
in Behindertenorganisationen aktiv.
Legende: Nach anfänglichen Vorbehalten integrieren die Mitglieder des Groupement
romand de skieurs et skieuses aveugles et malvoyant-e-s auch mehrfachbehinderte
Menschen in ihren Verein. (Foto: GRSA)
Das Bild zeigt vier Personen auf einem Sessellift.
Die Theorie hinter dem Begriff
Claudine Damay
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Das Konzept «Mehrfachbehinderung» umfasst alle
Konstellationen, die vom sogenannten Normalfall einer
Behinderung abweichen.
Klassifikation der Behinderungen
15% der Weltbevölkerung sind von Behinderung betroffen. Fast
200 Millionen Menschen sind schwerbehindert.
Deshalb veröffentlichte die WHO 1980 unter dem Kürzel ICIDH
eine erste Klassifikation der Behinderungen als Ergänzung zur
internationalen Klassifikation der Krankheiten. Die 2001
überarbeitete Fassung wurde von 200 Staaten ratifiziert.
Die neue internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,
Behinderung und Gesundheit (ICF) unterscheidet:
•
Sogenannte Schädigungen, das sind physiologische,
anatomische oder psychologische Funktionsstörungen und
Strukturschäden,
•
die daraus resultierende Beeinträchtigung der Interaktion mit
der Umgebung, also die Behinderung im engeren Sinn,
•
und die Nachteile bei der sozialen Integration.
Mehrere Definitionen
Der Oberbegriff «zusammentreffende Behinderungen» umfasst
bestimmte Konstellationen:
Die erste Gruppe (franz. «polyhandicap») schliesst alle Fälle ein,
in denen eine motorische oder sensorische Behinderung mit einer
kognitiven Einschränkung zusammentrifft. Jemand ist zum
Beispiel blind und zugleich geistig behindert.
Die zweite Gruppe («plurihandicap») bezeichnet das
Zusammentreffen mehrerer motorischer und/oder sensorischer
Behinderungen, jedoch ohne kognitive Beeinträchtigung. Z.B.
jemand, der blind und querschnittsgelähmt ist.
Die dritte Gruppe («surhandicap») umfasst komplexere Fälle, die
man als sekundäre Beeinträchtigung gerade aufgrund des
Zusammentreffens mehrerer Behinderungsformen definieren
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könnte. Zum Beispiel dann, wenn jemand geistig zurückgeblieben
ist, weil seine Taubblindheit nicht angemessen betreut wurde.
Individuell unterschiedlich
Taubblindheit gilt als Einzelbehinderung, auch wenn zwei
Sinnesbehinderungen zusammentreffen. Eigentlich sollten alle
Mehrfachbehinderungen als Einzelbehinderung gelten, doch das
ist aufgrund der zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten nicht
möglich. Wichtig ist, dass es bei einer Mehrfachbehinderung nicht
um eine Häufung hierarchisch abgestufter Behinderungen geht,
sondern um bestimmte Konstellationen, in denen sich die
Einschränkungen wechselseitig beeinflussen. Deshalb ist jeder
Fall einzigartig und muss entsprechend betreut werden. Eine
geistig behinderte und blinde Person ist weder ein blinder geistig
Behinderter, noch ein geistig behinderter Blinder. Entscheidend ist
das Potential der mehrfach behinderten Person.
Die Problematik wird noch zunehmen
Die Medizin hat in den letzten 50 Jahren sagenhafte Fortschritte
gemacht. Eine Konsequenz davon ist jedoch, dass
Mehrfachbehinderungen zunehmen werden. Die Überalterung der
Bevölkerung ist nur die eine Ursache. Zu denken ist auch an die
Frühchen, die früher nicht überlebt hätten. Heute kann man sie
retten. Aber oft tragen sie schwere Folgeschäden davon. Und
dank der verbesserten Medizin überleben viele Menschen seltene
Krankheiten und schwere Unfälle, jedoch oft mit einer oder
mehreren Behinderungen.
Die Angst als Auslöser sekundärer Behinderungen
Jede behinderte Person weiss, dass Angst vor dem Anderssein
soziale Ausgrenzung und somit eine sekundäre Behinderung
(surhandicap) von behinderten Menschen bedingen kann. Daher
sollte man meinen, dass Menschen mit einer
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Mehrfachbehinderung, insbesondere Menschen mit zusätzlichen
kognitiven Defiziten, bei Behindertenorganisationen besondere
Solidarität und Unterstützung finden.
Dem ist leider nicht so. Aus Angst davor, dass ihre körper- oder
sinnesbehinderten Mitglieder mit geistig behinderten Menschen in
einen Topf geworfen würden, fällt es Behindertenorganisationen
schwer, Menschen mit Mehrfachbehinderungen insbesondere mit
kognitiven Einschränkungen zu integrieren.
Eine überzeugende Erfahrung
Anders der Verein blinder und sehbehinderter Skisportler in der
Romandie: Seit rund zehn Jahren bietet er ein MultiIntegrationsprogramm an.
Der Verein nimmt jeden und jede Sehbehinderte unabhängig von
seinen bzw. ihren zusätzlichen Einschränkungen auf, solange er
oder sie Ski laufen kann. Auch Sehbehinderte und Blinde mit
kognitiven Einschränkungen haben hier Zugang zu Wintersport
und anregendem Gemeinschaftsleben. Der Verein bildet eigens
«MediatorInnen» aus, die den Mitgliedern mit
Mehrfachbehinderungen bei alltäglichen Verrichtungen behilflich
sind, d.h. beim Essen, Aufstehen und Schlafengehen sowie bei
der Körperhygiene. Der Begriff «Mediatoren» ist mit Bedacht
gewählt. Denn die Aufgabe der Mediatoren besteht darin,
Kontakte zur Gruppe zu vermitteln.
Nach anfänglichen Vorbehalten unter den Mitgliedern des Vereins
klappt die Integration von Mehrfachbehinderten inzwischen
ausgezeichnet. Für die von Mehrfachbehinderung betroffenen
Personen ist es eine hervorragende Möglichkeit, sich in einem
besonders stimulierenden Umfeld zu entfalten, und die
physischen Fähigkeiten durch die sportliche Aktivität zu fördern.
Médéric – Geschichte mit Happy End
Jean-Marc Meyrat
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Mit seinen 32 Jahren ist er ein gestandenes Mannsbild mit
dunkelbrauner Haut und pechschwarz glänzendem Haar. Der
Schnurrbart ist sein ganzer Stolz. Médéric ist Autist und
blind.
Médérics Geburtsdatum ist nicht genau bekannt. Wie viele
ausgesetzte Kinder in Indien fand er – hochgradig unterernährt –
Aufnahme in einem Waisenhaus. Eine von mehreren
katastrophalen Folgen der Unterernährung war die Erblindung.
Das wusste auch eine Genfer Familie, die in Kenntnis der
Behinderung und nach reiflicher Überlegung den damals etwa
zweijährigen kleinen Médéric adoptierte.
Allerdings wusste die Familie nicht, dass sich zum Handicap der
Blindheit ein zweites hinzu gesellte: Médéric spricht nicht. Er ist
Autist.
Dank der unablässigen Förderung durch seine Familie machte
Médéric langsam, aber sicher Fortschritte, kam Schritt für Schritt
voran. Nachdem er Kindheit und Jugend in einer Sonderschule im
Kanton Genf verbracht hatte, musste das richtige institutionelle
Umfeld gefunden werden, das seinen individuellen Bedürfnissen
gerecht wird. Die Frage war ja: Ist Médéric blind? Oder ist er
geistig behindert?
Im luftleeren Raum
Um eine Institution zu finden, die der Realität ihres Sohnes
gerecht wurde, zog die Familie nach Lausanne. Anfangs als
Externer, später mit ein bis zwei Übernachtungen pro Woche,
fand Médéric schliesslich seinen Platz im Foyer pour aveugles im
oberen Stadtteil von Lausanne.
Hier verfügt er sogar über ein eigenes Zimmer. Tag für Tag
arbeitet er in der Werkstatt der Blindeneinrichtung an der
Herstellung eines der Vorzeigeprodukte des Hauses:
Feueranzünder.
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Médérics Hobby ist vor allem die Musik. Daneben treibt er Sport,
und gerade die sportlichen Aktivitäten fördern seine Entwicklung.
Er geht mit seinem Papa schwimmen, er reitet, und er fährt Ski.
Dank der systematischen Betreuung, die das Groupement
romand de skieurs aveugles et malvoyants (GRSA) auf die Beine
gestellt hat, ist Médéric fest in diesen Verein blinder und
sehbehinderter Skifahrer integriert. Das Skifahren fördert nicht
nur seine Entfaltung, sondern Médéric wird allmählich auch für
soziale Kontakte besser zugänglich als je zuvor.
Wie zu erwarten, verlief seine Aufnahme in den GRSA nicht völlig
reibungslos. Es war Überzeugungsarbeit nötig, vielleicht eher
noch bei den sehbehinderten Skifahrern selbst als bei den
Betreuern, von denen die allermeisten der Neuerung sehr offen
und solidarisch gegenüber standen.
Die anfänglichen Vorbehalte sind inzwischen echter Akzeptanz
gegenüber Médéric und seinem Anderssein gewichen. Seine
Mama schaut gelassen zu, wenn ihr Grosser schon ungeduldig
mit den Hufen scharrt, bis der Betreuer ihn zu Hause abholt.
Diese Betreuung durch sensibilisierte, speziell in Bezug auf
Mehrfachbehinderungen geschulte Personen wäre auch bei
vielen anderen Gruppierungen, die Menschen mit Behinderung
offen stehen, sinnvoll.
Ein fruchtbares Umfeld
Natürlich hat Médéric trotz seines schlechten Starts auch viel
Glück gehabt. Sein Papa hatte schon zuvor ein blindes Kind
aufgenommen, und seine sehbehinderte Mutter öffnete ihm
Türen, die ihm ohne sie verschlossen geblieben wären.
Die Verständigung mit Médéric ist zugegebenermassen nicht
einfach, vor allem dann, wenn man, wie ich, selbst blind ist. Einen
echten Austausch gibt es nicht, doch mit zunehmender
Gewöhnung entwickelt sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Gerne erinnere ich mich daran, wie ich im Genfer Bois de Versoix
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den noch kleinen Médéric huckepack trage. Mit der linken Hand
halte ich seine Waden fest, die rechte hebe ich über den Kopf vor
sein Gesicht, um Zweige aus dem Weg zu schieben.
Jedes Mal, wenn ich Médéric Genoud treffe, gibt es mir einen
Stich – nicht aus Mitleid, sondern aus Zärtlichkeit. Meine einzige
Sorge ist manchmal, gerade weil er nicht spricht, könnte ich seine
Anwesenheit vergessen.
Legende: Der Ausflug im geländetauglichen Rollstuhl bereitete Médéric viel Freude.
(Foto: z.V.g.)
Nahaufnahme von Médéric im geländetauglichen Rollstuhl. Er
trägt einen Helm.
Wenn einem Hören und Sehen vergeht
Olivier Schmid
Ein blinder Mensch hört und spricht und liest die
Punktschrift. Eine gehörlose Person sieht und liest und
benutzt die Gebärdensprache. Wer taubblind ist, fühlt und
schmeckt und riecht. Aber wie kommunizieren taubblinde
Personen mit ihren Mitmenschen? Wie wird ihnen die Welt
vermittelt? Ein Besuch in der «Tanne», einem Zentrum für
Hörsehbehinderte.
Laut einer Studie des SZB gibt es in der Schweiz 214
geburtstaubblinde respektive mit einer Hörsehbehinderung
geborene Personen und zwischen 285 und 428 Personen mit
Usher-Syndrom. Als hörsehbehindert gilt, wer taubblind ist oder
schwerhörig und blind oder gehörlos und sehbehindert oder
schwerhörig und sehbehindert. Eine angeborene
Hörsehbehinderung geht oft auch mit einer kognitiven oder
körperlichen Beeinträchtigung einher.
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60 hörsehbehinderte Menschen lernen und arbeiten in der
«Tanne», einem Zentrum für hörsehbehinderte Kinder,
Jugendliche und Erwachsene; 40 leben im Wocheninternat oder
auf einer Erwachsenenwohngruppe, 20 werden ambulant betreut.
Vom Angebot der «Tanne» profitieren aber auch anders
sinnesbehinderte Menschen ohne Lautsprache. Insofern sind
sowohl die Art als auch das Ausmass der Behinderung der TanneKlientel sehr unterschiedlich. «Bei 60 verschiedenen Leuten
decken wir 60 verschiedene Bedürfnisse ab.» sagt Thomas
Wälchli, Leiter Betriebswirtschaft der «Tanne».
Eins zu Eins
Hörsehbehinderte Menschen haben ausgeprägte
Orientierungsschwierigkeiten und die zwischenmenschliche
Kommunikation sowie der Zugang zu Informationen sind stark
eingeschränkt. In der «Tanne» werden darum die
Wahrnehmungs- und Kommunikationsmöglichkeiten der
Betroffenen gefördert. Dazu muss zuerst eine Beziehung
zwischen Klientin und Betreuer aufgebaut werden: «Ein
taubblindes Kind hat keine Ahnung von seiner Umwelt. Es muss
entdecken: Es gibt jemanden, wie ich selber, und wenn ich etwas
mache, löst das beim anderen etwas aus. Es muss lernen, dass
es etwas bewirken kann – das ist ein Prozess, der ein ganzes
Leben lang andauert», sagt Angela Camenisch, langjährige
Wohngruppenleiterin und seit einem Jahr Fachverantwortliche für
Unterstützte Kommunikation. Alles läuft taktil über den Körper. Die
Hände sind mit der hörsehbehinderten Person ständig in Kontakt.
Darum arbeitet man mit einem vollständig taubblinden Menschen
am besten in einer Eins-zu-Eins-Betreuung.
«Wenn das hörsehbehinderte Kind entdeckt, dass da jemand ist,
der auf seine Handlungen reagiert, beginnt es Gesten zu
entwickeln», sagt Angela Camenisch. Gesten sind individuell
erfundene Bewegungen oder Berührungen, mit denen Betroffene
etwas mitteilen wollen. Es sei spannend, die Bedeutung der
Gesten zu entdecken, meint sie. Man müsse kreativ sein und den
Menschen gut kennen, wissen, welche Erfahrungen er in seinem
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Leben gemacht habe und was ihm wichtig sei. Als Betreuerin
müsse sie die Gesten mit Situationen verbinden und immer
wieder mit der betroffenen Person aushandeln: Was heisst diese
Geste genau?
Die Bedeutung der Gesten kann aber nicht immer klar bestimmt
werden. «Wir wissen nicht wirklich, was sie für Konzepte haben
und was sie wahrnehmen. Selbsterfahrungen helfen da nur
beschränkt, da wir andere Voraussetzungen haben, die Welt, ihre
Kategorien und abstrakte Konzepte kennen. Aber wir
Nichtbehinderte wissen ja auch nicht genau, was unsere
Mitmenschen für Konzepte haben. Auch nicht für die Wörter. Der
Umgang mit taubblinden Menschen macht deutlich, dass es ein
absolutes Verstehen nicht gibt. Es ist immer unsicher, ob und
wieweit man sich versteht. Dafür ist es ein Fest, wenn man merkt,
dass man sich versteht, wenn man merkt, ja, das ist es!»
Hand auf Hand
Wenn die hörsehbehinderte Person verstanden hat, dass es eine
Interaktion zwischen ihr und ihrer Umwelt gibt, werden
konventionelle Kommunikationsformen eingeführt; das heisst
solche, die nicht nur der hörsehbehinderte Mensch und seine
Bezugsperson verstehen und die die Betroffenen befähigen, mit
möglichst vielen Menschen zu kommunizieren. Denn obwohl die
individuellen Gesten dokumentiert und innerhalb der «Tanne»Teams auch weitergegeben werden, würde zu viel Wortschatz
verloren gehen, wenn die Bezugsperson wechselt – und damit
der Zugang der Betroffenen zur Welt wieder eingeschränkt.
Eine dieser konventionellen Kommunikationsformen sind die
Tanne-Gebärden. Sie sind keine Sprache mit Syntax oder
Grammatik, sondern eine auf die Bedürfnisse hörseh- und
mehrfachbehinderter Personen abgestimmte
Gebärdensammlung, die taktil ausgeführt werden; durch HandHand-Kontakt oder Hand-Körper-Kontakt: Die «zuhörende»
Person legt ihre Hände auf die der gebärdenden, also
«sprechenden» Person, und spürt deren Gebärden.
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Manche hörsehbehinderte Kinder in der «Tanne» erwerben ihr
symbolisches Verständnis über die Personengebärden oder über
das Personenzeichen. Denn in der «Tanne» ist dem Namen jedes
Menschen eine spezifische Gebärde zugewiesen, die zum
Beispiel dessen Persönlichkeit entspricht. Und alle tragen ein
individuelles Personenzeichen ums Handgelenk, das taktil
wahrnehmbar ist und den Menschen identifiziert. Im Kontakt mit
den Menschen in der «Tanne» lernen die Kinder, den Zeichen
und Gebärden eine bestimmte Bedeutung zuzuordnen.
Tag für Tag
Nebst den sogenannt flüchtigen Kommunikationsmitteln – den
Tanne-Gebärden, dem Fingeralphabet und dem Lormen –
kommunizieren die Menschen in der «Tanne» viel mit
sogenannten festen Kommunikationsmitteln: Hörsehbehinderte
mit Piktogrammen, Fotos, Buchstaben-Tabellen und
Zeichnungen, Taubblinde mit Bezugsobjekten, das heisst taktil
wahrnehmbaren Gegenständen.
Mit Hilfe der festen Kommunikationsmittel werden den
Bewohnerinnen und Bewohnern ihre Tages- und
Wochenaktivitäten vermittelt. «Dies ist wichtig, damit die Leute
wissen, was läuft, damit sie merken, dass sich die Tage
voneinander unterscheiden und damit sich jeder Tag anders
anfühlt», sagt Angela Camenisch. Ämtli, Freizeitaktivitäten,
Therapien, Ferien, An- und Abwesenheiten der Bezugspersonen
werden mittels Farben, ertastbaren Formen, Fotos und
Bezugsobjekten an einer Aufhängevorrichtung in der Wohngruppe
für die Betroffenen wahrnehmbar gemacht. So wissen sie, wann
sie essen, arbeiten gehen, duschen, ihr Bett machen, laufen
gehen, Kaffee trinken, den Tisch decken, putzen.
Schritt für Schritt
Die «Tanne» verfügt über mehrere Werkstätten, wo die
Erwachsenen jeden Morgen modellieren, filzen, malen, kleben,
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stanzen, weben, flechten. Die Arbeit mit den verschiedenen
Materialien soll aber nicht nur die Wahrnehmung fördern; die
hergestellten Produkte werden im hauseigenen Laden verkauft.
Und regelmässig bekommt die «Tanne» Aufträge von Firmen und
erledigt Versände, verpackt Kassetten oder Broschüren, stellt
Haarprobesets für die Gerichtsmedizin zusammen, füllt Säcke mit
Schraubensets oder Münzenrollen. «Für die ‹Tanne› ist es gut,
dass ihre Klientinnen und Klienten etwas zu tun haben und etwas
machen, das gebraucht wird», erklärt Angela Camenisch.
Aktuell stellen die Betroffenen in der Holzwerkstatt Anzündhölzer
her. «Es geht darum, die Arbeitsschritte so einzurichten und die
Hilfsmittel so auszuwählen, dass möglichst viele Betroffene die
Arbeit möglichst selbständig ausführen können», sagt Angela
Camenisch: Hölzer spalten, in ein Schächtelchen legen, die Dicke
der Hölzer kontrollieren, in einen Ring legen, zusammenbinden.
Auch im lebenspraktischen Bereich sollen die Bewohnerinnen
und Bewohner möglichst selbständig werden. «Einerseits geht es
um die persönliche Selbständigkeit, zum Beispiel fähig zu sein,
sich Brötchen zu schmieren oder etwas für sich zu kochen oder
die Körperpflege zu erledigen. Und andererseits sollen alle einen
Beitrag für die Wohngruppe oder die ‹Tanne› leisten. Der Grad
der Selbständigkeit, der erreicht wird, hängt aber von den
einzelnen Interessen, Vorlieben und kognitiven Möglichkeiten
ab», sagt Angela Camenisch.
Hörsehbehindert sein, ist anstrengend
Um die Kommunikationsmöglichkeiten und Selbständigkeit zu
fördern, besuchen die «Tanne»-Klientinnen und -Klienten
regelmässig speziell für die Stimulation der Wahrnehmung
eingerichtete Räume, wo sie lernen, allfällige Hör- und Sehreste
auszuschöpfen und ihre Sinnesbeeinträchtigung durch andere
Sinne zu kompensieren. Im Musikraum können sie sich
beispielsweise auf ein mit einer Art Harfe verbundenes Bett legen
und die Schwingungen wahrnehmen.
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Ein ganz besonderer Ort ist der Snoezelraum: Die Spiegel,
Lichter, Infrarot-Lampen, Wassersäulen, das Becken mit vielen
kleinen farbigen Bällen, die an den Wänden befestigten
Drehscheiben, die von den Decken hängenden Ketten aus
Schrauben, ein Wasserbett, der Boden mit Feldern, die Töne von
sich geben, wenn man auf sie tritt – all diese zum Teil in der
«Tanne» hergestellten Dinge verschaffen den Betroffenen ein
Fest der Sinne. Gleichzeitig ist der Raum auch ein Ort, wo sie
sich entspannen können. Denn hörsehbehindert zu sein sei ganz
schön anstrengend, weiss Angela Camenisch.
Kasten:
Die «Tanne» ist ein Zentrum für die Bildung, Betreuung und
Beratung taubblinder und hörsehbehinderter Menschen. Sie bietet
Früherziehung und Betreuung von Kleinkindern, eine
Tagessonderschule, Wocheninternat für Kinder und Jugendliche,
Wohnmöglichkeiten mit Beschäftigung für Erwachsene sowie
Therapien an. Nebst taubblinden und hörsehbehinderten
Menschen werden auch sinnesbehinderte Menschen ohne
Lautsprache aufgenommen, die von den taubblindenspezifischen
Kompetenzen der «Tanne» profitieren können.
Die «Tanne» bietet des Weiteren Beratungen für Einzelpersonen,
Angehörige, Fachstellen und andere Institutionen im
Behindertenwesen an, die nicht über das taubblindenspezifische
Wissen verfügen. Und sie pflegt den Fachaustausch zwischen
Praxis und Forschung rund um die Hörsehbehinderung.
Der Aufenthalt in der «Tanne» wird normalerweise von den
Gemeinden und Kantonen mittels IV-Beiträgen,
Ergänzungsleistungen und Hilflosenentschädigung vollständig
finanziert.
Mehr Informationen unter www.tanne.ch
Kasten:
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Vernissage: «Haptic-Handbuch»
Das Handbuch soll die haptische Kommunikation in einheitlicher
Form auf nationaler Ebene einführen. Die haptische
Kommunikation dient der Verständigung mit taubblinden und
hörsehbehinderten Menschen und basiert auf Berührungen
innerhalb neutraler Körperzonen, etwa an Händen, Armen oder
Schultern. Haptische Zeichen sind rasche, praktische, informative
Signale und können ergänzend zur Gebärdensprache, zur
Lautsprache, zum Lormen usw. eingesetzt werden.
Das Haptic-Handbuch wurde von «Haptic Schweiz» entwickelt,
eine Projektgruppe der Selbsthilfevereine von taubblinden und
hörsehbehinderten Menschen «tactile Deutschschweiz» und
«GERSAM französische Schweiz».
Datum der Vernissage: 13. Oktober 2012
Ort: Walkerhaus, Bern
Nähere Informationen folgen Anfang September auf www.sbvfsa.ch/pinnwand oder auf www.tactile-selbsthilfe.ch
Legenden:
Eins-zu-Eins-Betreuung: Katia und Petra schneiden Obst.
Katia steht hinter Petra und hält ihre Hand auf einen Apfel, der vor
den beiden Frauen auf dem Tisch liegt. Petras rechte Hand liegt
auf Katias Hand. In der linken Hand hält Petra ein Rüstmesser.
Katia zeigt Petra, wo das Obst liegt und was sie tun kann.
Andreas bespricht mit Thomas mittels taktiler Gebärden die Wochenstruktur, die an der
Wand mit Hilfe von Piktogrammen festgehalten ist. (Fotos: Tanne)
Andreas hält Thomas an beiden Händen. Vor ihnen liegen grosse
Papiere in verschiedenen Farben.
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Bensil
Naomi Jones
Als Benno Bernet aus dem Koma erwachte, sah er nichts,
konnte nicht sprechen und sich nicht bewegen. Seine Liebe
zu Silvia Inderbitzin war noch jung.
Die Wohnung befindet sich im Erdgeschoss. Sie ist modern, hell
und geräumig. Die Eingangstür öffnet und schliesst von selbst.
Die Zimmer haben Schiebetüren. Auch Schwellen gibt es keine.
Das muss so sein, damit Benno Bernet mit seinem
Elektrorollstuhl überall hin fahren kann. Benno ist halbseitig
gelähmt und stark sehbehindert. Mit dem einen Auge sieht er
zwar scharf, jedoch nur einen Ausschnitt etwa in der Grösse von
vier gedruckten Buchstaben.
Während Silvia Inderbitzin in der Küche hantiert, liest Benno
Bernet die Mails. Der ehemalige Schreiner kümmert sich um die
Administration. Er arbeitet am Computer mit einer Tastatur, die er
nur mit der rechten Hand bedient. bensil@ lautet die
elektronische Anschrift des Paares.
Als Benno Bernet Silvia Inderbitzin zum ersten Mal küsste, war er
16 Jahre alt. Er hatte das blonde Mädchen soeben kennen
gelernt. Silvia, die von Bennos Ruf als Schürzenjäger bereits
gehört hatte, war zunächst gar nicht erfreut. Dies allerdings
spornte Bennos jugendlichen Übermut nur umso mehr an.
Auch heute noch ist Benno ein charmanter Draufgänger und
bringt Silvia regelmässig zum Lachen, obwohl er nur noch sehr
leise und undeutlich sprechen kann. Auch seine Zunge und sein
Gaumensegel sind teilweise gelähmt. Die Lippen sind dadurch
schräg verzogen. Beim Sprechen näselt er. Die Sätze artikuliert er
stossweise.
Benno Bernet war 20 Jahre alt als ein entgegenkommender
Autofahrer die Kurve schnitt und frontal in Bennos Wagen prallte.
Sein Genick brach.
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Er war jung und als Kunstturner durchtrainiert. Dies rettete ihm
das Leben. Die Muskeln vermochten den Kopf zu halten, so dass
Benno den Bruch überlebte, wenn auch schwer geschädigt.
Als Benno Bernet nach einem Monat aus dem künstlichen Koma
erwachte, funktionierten einzig sein Gehör und sein Geist. Es
folgten zwei Jahre Spitalaufenthalt und Rehabilitation. Danach
drei Jahre Umschulung zum Büroangestellten.
Im Wohnzimmer steht die Stereoanlage – mit meterhohen
Lautsprechern. «Wenn niemand da ist, drehe ich voll auf, am
liebsten so richtig harten Rock» grinst Benno. Jetzt legt er etwas
Leichteres auf, für Silvia, und fährt durch den wehenden Vorhang
auf den Gartensitzplatz hinaus.
Silvia Inderbitzin tischt auf: Salat mit frischen Kräutern, die ums
Haus wachsen, Bratkartoffeln mit Rosmarin – ebenfalls aus dem
eigenen Garten – und ein Gericht mit selbstgesammelten Pilzen.
Das 200 Quadratmeter grosse Stück Land für den Garten hat
Silvia von Bennos Mutter erhalten. Blumen blühen, die beiden
Apfelbäume tragen kleine noch saure Früchte.
Silvia verbrachte Tage an Bennos Bett. Benno lag nur da. Mit der
Zeit gelang es dem jungen Paar trotz der schweren Behinderung
zu kommunizieren. Benno malte mit seiner rechten Hand, die
langsam ihre Beweglichkeit zurück gewann, Buchstaben in Silvias
Hand. Mühsam lernte er wieder sprechen und essen. Silvia
brachte ihm regelmässig sein Lieblingseis.
Zwei Gästezimmer hat die grosszügige Wohnung. «Der Kontakt
zu andern Menschen ist uns wichtig. Aber Benno mag nicht oft
ausgehen und bleibt lieber zu Hause. Also holen wir die Leute zu
uns», erzählt Silvia. Und Benno ergänzt: «Unter vielen Leuten
habe ich keine Chance und bin bloss der Statist.» Dabei
behindert ihn die Sehbehinderung nebst der Sprachbehinderung
am meisten. Es sei eine Behinderung auf sozialer Ebene. «Ich
sehe die Leute nicht und sie verstehen mich nicht.»
Silvia konnte lange nicht über Bennos Unfall sprechen. Sie
besuchte Benno täglich und musste sich zugleich intensiv mit der
Frage auseinander setzen, ob sie ein Leben an der Seite des
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schwer Behinderten bewältigen könne. Sie ging hart mit sich
selbst ins Gericht. Denn niemand konnte ihr die Entscheidung
abnehmen. Es war ein Prozess der Selbstfindung in einer
Situation, die den jungen Leuten eine unheimliche Reife
abverlangte.
«Hast du meine Zweifel damals bemerkt?» fragt Silvia ihren
Mann. «Vermutlich schon. Aber ich habe es verdrängt. Ich
gewöhnte mir an, nur auf den nächsten Schritt zu schauen»,
antwortet Benno. «Ich grüble nicht und hadere nicht. Ich lebe den
Tag und ich lebe jetzt. Das ist mein Glück.»
Dank der Versicherungsentschädigung und Bauland von Bennos
Mutter haben die beiden zusammen mit einem befreundeten Paar
ein Haus bauen können, das komplett rollstuhlgängig ist. Im Haus
kann Benno Bernet mit seinem Rollstuhl ziemlich flüssig fahren,
weil er sich gut auskennt. Auf unbekanntem Terrain ist er verloren.
Ausserdem erhält Benno nebst seiner Rente eine Pflegerente, mit
der er sich die nötige persönliche Assistenz finanzieren kann.
Benno Bernet hat sich so eingerichtet, dass er nicht allein auf die
Hilfe Silvias, sondern auf die eines grossen sozialen Netzes
zählen kann. Denn er braucht Hilfe beim Aufstehen und
Zubettgehen, beim Anziehen und der Körperpflege. Wenn Silvia
als Kaufmännische Angestellte in Teilzeit arbeitet, kommt die
Spitex und hilft Benno beim Aufstehen. Wenn Silvia mit
Freundinnen ein paar Tage verreist, helfen Nachbarn, Freunde
und Verwandte Benno abends wieder ins Bett.
Silvia tischt eine Spezialität der Käserei zum Nachtisch auf. Dazu
Nespresso – Benno kann die Maschine einhändig bedienen. Der
laue Sommernachmittag lädt zum Verweilen ein. Silvia schlüpft
aus den Sandalen und legt ihre Füsse auf einen Stuhl. Dann
streicht sie das lachsfarbene Sommerkleid glatt, lockert mit
beiden Händen das noch immer blonde kurze Haar auf und lehnt
sich zurück.
Derweil bereitet sich Benno auf die Massage vor. Der
Elektrorollstuhl summt leise, wenn er durch die Wohnung fährt.
Benno benötigt die Massage einmal in der Woche. Die Masseurin
kommt zu ihm nach Hause. Ausserdem fährt er einmal pro Woche
in die Physiotherapie. Täglich sollte er eine Stunde am
Stehbarren stehen.
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Wenn kein Termin ansteht fährt Benno Bernet nachmittags allein
ins nahegelegene Kaffee, wo es ruhig ist und er dennoch Leute
trifft. Silvia pflegt ihren grossen Garten oder geht einem ihrer
Hobbys nach.
Die beiden machen einen zufriedenen Eindruck. Sie gehen
liebevoll miteinander um. Dabei sind sie offen und ehrlich. Der
Unfall vor mittlerweile zweiundzwanzig Jahren und seine Folgen
haben die Beziehung von Benno und Silvia vertieft. Trotz der
behinderungsbedingten Abhängigkeit behalten aber beide ihren
Freiraum. «Ich will Silvia nicht verpflichten», erzählt Benno. «Es
ist wichtig, dass sie ihr Leben als Nichtbehinderte lebt und in die
Welt zieht, während ich zu Hause bleibe. Manchmal muss ich sie
richtiggehend wegschicken». Silvia aber ist gerne um Benno
herum und geht lieber nicht alleine weit weg. Zu gut erinnert sie
sich, wie sehr sie um den Charmeur bangte, als es um Leben und
Tod ging. Und sie weiss, dass sie mit einem andern Mann nicht
glücklicher wäre: «Es kommt auf den Charakter an. Benno ist ein
toller Mensch.»
«Und ich bin ein zärtlicher Liebhaber», ergänzt Benno
verschmitzt.
Legenden:
Benno Bernet war 16 Jahre alt, als er Silvia Inderbitzin zum ersten Mal küsste.
Doppelporträt von Benno und Silvia.
Das Haus des Paares ist komplett rollstuhlgängig.
Bild der Veranda.
Wenn er alleine zu Hause ist, dreht Benno voll auf. (Fotos: Naomi Jones)
Benno mit der Stereoanlage.
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Ein Marathonläufer der andern Art: Nils Jent
Naomi Jones
Seit Juni dieses Jahres läuft der Film «Unter Wasser atmen»
von Stefan Muggli und Andri Hinnen in den Schweizer Kinos.
Er zeigt ein eindrückliches Porträt des mehrfachbehinderten
HSG-Dozenten. Der Film entstand gleichzeitig mit dem Buch
von Röbi Koller «Dr. Nils Jent».
Im Alter von 18 Jahren überlebte Nils Jent einen schweren
Motorradunfall. Während der mehrstündigen Operation erlitt er
zweimal einen Herzstillstand und wurde wiederbelebt. Als Jent
nach einem Monat im Koma erwachte, konnte er sich nicht
bewegen, nicht sprechen und nicht sehen. Einzig seine
Augenlieder konnte er aktiv bewegen. Und er hörte. Seine Mutter
begann, ihm das Alphabet vorzusagen. Wenn Jent bei einem
Buchstaben blinzelte, notierte sie diesen. Dann begann sie von
vorne mit Aufsagen, bis sie so ein Wort notiert hatte.
Dreissig Jahre später lebt Nils Jent mit Hilfe der Spitex in einer
eigenen Wohnung. Er hat einen Doktortitel und ist
Lehrbeauftragter an der HSG. Der Film wie auch das Buch
erzählen vom langen Weg dahin. Sie zeichnen das Bild eines
eigenwilligen Menschen mit eisernem Willen, der trotz allem ein
sehr einnehmendes Wesen hat. Sowohl im Film als auch im Buch
werden nebst Jent dessen Eltern gewürdigt, die ihren Sohn
begleiten und tatkräftig unterstützen – die Mutter hat unter
anderem den ganzen Stoff für die Matura des Sohnes auf
Kassetten gelesen.
Trotz allen Hürden
Vor allem in Röbi Kollers Buch werden die Hürden deutlich, die
Jent nehmen musste, etwa wie schwierig es war, eine Schule zu
finden, an der er die Matura machen konnte. Um Zeit für das
Studium zu gewinnen, verzichtete Jent auf Physiotherapien und
nahm körperlichen Abbau in Kauf. Deutlicher als die Filmemacher
dies können, arbeitet Koller die Motivation Jents für die
ungeheuren Strapazen heraus.
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In der Rehabilitationsklinik nach dem Spitalaufenthalt wurde der
junge Nils Jent vom Pflegepersonal nicht ernst genommen. Durch
seine Mehrfachbehinderung passte er in kein Therapieschema.
Viele Leute behandeln ihn, «als hätte er nicht alle Tassen im
Schrank». Dabei war sein Intellekt das Einzige, was noch gut
funktionierte. So begann Jent, der vor seinem Unfall sportliche
Leistungen erbrachte, seinen Geist zu trainieren bis er den
Doktortitel erreichte: Langsam, mühsam und kontinuierlich wie
eine Schildkröte, die auf dem Rücken gelandet ist und zurück ins
Meer will. Die Filmemacher verwenden dieses Bild sehr treffend.
Während der Autor Röbi Koller in die Tiefe gehen und
Hintergrundinformationen geben kann, lebt der Film davon, dass
man Nils Jent sieht. Man hört, wie schwer es ihm fällt, deutlich zu
artikulieren. Er zeigt der Kamera wie er sich anzieht. Wir
beobachten ihn in einer Sitzung mit der Ergotherapeutin ebenso
wie als Dozent im Center for Disability and Integration an der
Hochschule St. Gallen (HSG). Und wir sehen Nils Jent als
lebendiges Kind und übermütigen Jugendlichen auf wunderbaren
alten Superacht-Filmen, die sein Vater Cuno Jent gedreht hat. So
ergänzen sich Film und Buch in sinnvoller Art und Weise.
Kasten:
Röbi Koller: Dr. Nils Jent. Ein Leben am Limit. Wörterseh Verlag,
Gockhausen, 2011.
Das Buch ist in der SBS sowohl zur Ausleihe als auch zum Kauf
als Hörbuch im Daisy-Format erhältlich.
Unter Wasser atmen. Das zweite Leben von Dr. Nils Jent. Ein
Film von Stefan Muggli und Andri Hinnen. Schweiz 2011. Mundart
mit deutschen und französischen Untertiteln.
Die DVD zum Film erscheint im Herbst 2012. Ob der Film
audiodeskribiert wird, ist noch offen. Da viel erzählt wird, dürfte
der Film auch ohne Audiodeskription verständlich sein.
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Legenden:
Als Teenager war Nils Jent ein sportlicher Tausendsassa.
Nils Jent als etwa 17-Jähriger am Meer. Er blickt keck in die
Kamera.
Heute sammelt er Schildkröten. Er ist langsam und ausdauernd wie diese. In seiner
Langsamkeit arbeitet Jent sehr genau. Von dieser Qualität profitiert sein Arbeitgeber.
(Fotos: Instantview)
Eine Freundin begleitet Jent auf den Flohmarkt. Sie findet eine
Schildkröte aus Metall und hält sie ihm hin. Im Film wird er die
Schildkröte kaufen.
Fokus
Diskriminierung geht alle etwas an
Angie Hagmann
Die Kontaktstelle für Frauen und Mädchen mit Behinderung,
avanti donne, hat ein Memorandum für einen besseren
Schutz vor Mehrfachdiskriminierung lanciert. Warum braucht
es das?
Die Geschichte erregte landesweit Aufsehen: Ein junger Mann
aus Kosova, körperbehindert und auf den Rollstuhl angewiesen,
möchte sich an seinem langjährigen Wohnort in der Ostschweiz
einbürgern lassen. Während seine Schwester den roten Pass
erhält, lehnt die Gemeindeversammlung sein Gesuch auch beim
zweiten Anlauf ab. Begründung: Er sei nicht integriert und wolle
nur in den Genuss einer Rente kommen.
Unterschiedlich starker Rechtsschutz
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Auf den ersten Blick ein klarer Fall von Behindertenfeindlichkeit.
Oder war doch eher die Herkunft aus dem Balkan Grund für die
Ablehnung? Vielleicht sogar beides zusammen? Spielt das
überhaupt eine Rolle?
Ja. Zum Beispiel dann, wenn der Mann sich gegen den Entscheid
wehren möchte. Artikel 8 der Schweizer Bundesverfassung nennt
rund ein Dutzend Merkmale, aufgrund derer Diskriminierung
verboten ist. Diese sind aus menschenrechtlicher Sicht zwar
gleichrangig, doch der rechtliche Schutz ist nicht überall gleich
stark. Spezifische Gleichstellungsgesetze gibt es für die
Merkmale Behinderung und Geschlecht. Beide Gesetze sind
jedoch auf bestimmte Lebensbereiche begrenzt. Im vorliegenden
Fall wäre der Beweis einer Diskriminierung aufgrund der Herkunft
leichter zu erbringen als aufgrund der Behinderung, meint die
Fachstelle Egalité Handicap. (Ein ausführlicher Kommentar findet
sich auf der Website www.egalite-handicap.ch.)
Kein Mensch ist nur behindert
Sicher ist: Menschen mit Behinderung erfahren Diskriminierung
nicht nur, weil sie behindert sind. Jede Person mit Behinderung ist
immer auch Mann oder Frau, sie hat ein Alter, eine Herkunft,
einen sozialen Status, eine Hautfarbe, eine sexuelle Orientierung
usw. – sie gehört also gleichzeitig mehreren Gruppen an.
Zugehörigkeiten oder Identitäten sind fast immer mit
Machtverhältnissen in der Gesellschaft verknüpft.
Benachteiligungen und Diskriminierungen sind die Folge eines
Machtgefälles; sie finden an verschiedenen Schnittstellen und auf
verschiedenen Ebenen statt: direkt oder indirekt, strukturell,
institutionell oder im direkten Kontakt zwischen Menschen.
Überschneidungen und Wechselwirkungen zwischen den
verschiedenen Formen und Ebenen sind häufig. Das Konzept der
Mehrfachdiskriminierung versucht, diesem Umstand Rechnung zu
tragen. In der Schweiz fand dieser Ansatz bislang aber erst in der
Rechtswissenschaft Beachtung. Um dies zu ändern, hat die
Kontaktstelle für Frauen und Mädchen mit Behinderung, avanti
donne, ein Memorandum lanciert.
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Schlagwort mit Tücken
Aha, die doppelte Diskriminierung der Frauen, denken Sie nun
wahrscheinlich. Tatsächlich ist «doppelte Diskriminierung» eine
Form von Mehrfachdiskriminierung. Der Begriff wurde in den
1980er Jahren eingeführt, um eine breite Öffentlichkeit auf die
besondere Situation von behinderten Frauen aufmerksam zu
machen: nämlich auf ihre Diskriminierung als Mädchen oder Frau
und als Mensch mit Behinderung.
Der Befund ist in vielen Bereichen immer noch gültig, und
politisch ist es oft notwendig, ein oder auch zwei Merkmale in den
Vordergrund zu stellen. Das Schlagwort von der doppelten
Diskriminierung aufgrund von Behinderung und Weiblichkeit hat
allerdings auch seine Tücken: Zum einen nagelt es Frauen
pauschal in einer Opferrolle fest (das schwache Geschlecht lässt
grüssen…). Zum andern verstellt es den Blick auf andere
Diskriminierungsursachen: Alter, soziale Lage, sexuelle
Orientierung und Herkunft stellen in Kombination mit Behinderung
oft ein ebenso grosses Risiko für Diskriminierung dar wie das
Geschlecht. Bei diesen Faktoren ist der rechtliche Schutz
schwach oder versagt ganz. Das ist fatal, weil davon besonders
verletzliche Gruppen betroffen sind. Beispiele sind ältere
Migranten und Migrantinnen mit Behinderung, Menschen mit
Lernschwierigkeiten oder mit psychischen Beeinträchtigungen.
Betroffen sind beide Geschlechter, doch die Folgen sind für
Männer und für Frauen unterschiedlich.
Tatort Arbeitswelt
Dass Differenzierung kein Luxus ist, sondern je nach Kontext eine
Notwendigkeit, zeigt sich besonders deutlich im Bereich
Erwerbstätigkeit. Zum Beispiel bei der Invalidenversicherung:
Frauen sind hier bei fast allen Leistungsarten benachteiligt (vgl.
separaten Artikel). Doch auch bei Stellenbesetzungen und in
Arbeitsverhältnissen erleben Menschen mit Behinderung
Benachteiligungen und Diskriminierung auf vielfältige Art. Dies zu
belegen ist allerdings schwierig. Wie beweisen Sie, dass Sie eine
Stelle nur deshalb nicht bekommen haben, weil Ihr Sehvermögen
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eingeschränkt ist? Oder dass Sie am Arbeitsplatz gemobbt
werden, weil Sie mit einer psychischen Beeinträchtigung leben?
Das ist fast unmöglich, und das wissen auch diejenigen, die für
die Diskriminierungen verantwortlich sind.
Gemeinsam für Chancengleichheit
Oft fehlt es aber auch schlicht an Wissen, und rechtswidrige
Diskriminierungen werden gar nicht als solche erkannt. Um mehr
über die oft subtilen Mechanismen zu erfahren und wirksame
Massnahmen dagegen definieren zu können, ist ein
mehrdimensionaler Ansatz notwendig. Dieser Anforderung tragen
das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen
mit Behinderungen (EBGB) und die Fachstelle für
Rassismusbekämpfung (FRB) Rechnung: Sie haben gemeinsam
eine Studie zur Diskriminierungsbekämpfung bei der
Personalrekrutierung in Auftrag gegeben. Ziel ist es, die
Chancengleichheit beim Zugang zum Arbeitsmarkt
sicherzustellen.
Solidarität statt «Gärtlidenken»
Ein gemeinsames Vorgehen von Organisationen
unterschiedlicher Zielgruppen wäre vermehrt wünschbar. Denn
Diskriminierung trifft verschiedenste Menschen auf ganz
unterschiedliche Art und Weise und in unterschiedlichen
Lebenszusammenhängen. Gemeinsam könnten die Anliegen
betreffend Diskriminierungsschutz und Gleichstellung wirksamer
in die Politik eingebracht werden. Das Bewusstsein für die
Problematik und die Notwendigkeit gegenseitiger Solidarität
würden aber auch im Alltag geschärft – dort, wo Diskriminierung
stattfindet und ihre Folgen unmittelbar spürbar sind.
Kasten:
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Das Konzept der Mehrfachdiskriminierung greift die
vielschichtigen Mechanismen und Erscheinungsformen von
Diskriminierung auf. Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet.
Die EU-Kommission zum Beispiel verwendet ihn als Oberbegriff
und unterscheidet zwischen additiver, verstärkender und
intersektioneller Diskriminierung.
Additive Diskriminierung liegt vor, wenn Diskriminierung aufgrund
von zwei (oder mehr) Merkmalen separat zum Tragen kommt und
verschiedene Auswirkungen hat.
Verstärkende Diskriminierung liegt vor, wenn Diskriminierung
aufgrund von zwei oder mehr Merkmalen gleichzeitig erfolgt und
zu einem bestimmten Ergebnis führt.
Intersektionelle Diskriminierung liegt vor, wenn mehrere Gründe
mitspielen und miteinander interagieren, so dass sie nicht
voneinander zu trennen sind.
Kasten:
Helfen Sie mit, ein kräftiges Zeichen zu setzen!
Das Memorandum von avanti kann auf der Webseite
unterzeichnet werden. Dort stehen auch weitere Informationen
und Unterschriftenbogen zum Download bereit.
www.avantidonne.ch
Kontakt: Angie Hagmann, Geschäftsleiterin
E-Mail: [email protected]
Legende:
Jede Person mit Behinderung ist immer auch Mann oder Frau, sie hat ein Alter, eine
Herkunft, usw. (Foto: SBV)
Zwei junge Frauen in Tracht (Daniela Moser und ihre Schwester)
unterhalten sich mit einem dunkelhäutigen Mann (Ismaël Tahirou).
Das Bild entstand im Rahmen der 100-Jahr-Feierlichkeiten und
wird hier als Symbolbild verwendet.
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Gleichstellungsdefizite bei der IV
Naomi Jones
Männer sind weniger oft von einer Behinderung betroffen als
Frauen. Jedoch erhalten mehr Männer als Frauen Leistungen
von der Invalidenversicherung (IV).
In der Schweiz leben etwas mehr Frauen als Männer. 50.7% der
fast acht Millionen Einwohnenden sind Frauen. Laut dem
Bundesamt für Statistik sind Frauen häufiger von einer
Behinderung betroffen als Männer: 20% der Frauen gegenüber
14% der Männer geben an, eine Behinderung zu haben. Von den
450 000 Personen, die im Jahr 2011 eine Leistung der
Invalidenversicherung (IV) bezogen haben, sind 250 000 Männer
und 200 000 Frauen. Weshalb beziehen mehr Männer als Frauen
eine IV-Rente, obwohl es mehr Frauen gibt und diese häufiger
von Behinderung betroffen sind?
Knappes Geld – ungleich verteilt
Bereits 2001 sind Katerina Baumann und Margareta Lauterburg
dieser Frage in ihrer Studie zur Gleichstellung von Mann und Frau
in der IV nachgegangen. Dabei haben sie etliche
Gleichstellungsdefizite aufgezeigt.
Frauen erhalten weniger oft als Männer eine IV-Rente und sie
erhalten öfter als Männer nur eine halbe oder Viertelrente. Die
Zahlen von 2011 sprechen die gleiche Sprache wie die von 2001.
Bei den Eingliederungsmassnahmen, zeigt sich ein ähnliches
Bild. Die IV finanziert rund doppelt so vielen Männern wie Frauen
eine Ausbildung. Bei medizinischen Massnahmen kommen die
Männer öfter zum Zug.
Wie erklären sich solche Verhältnisse 15 Jahre nach dem
Inkrafttreten des Gesetzes zur Gleichstellung von Mann und
Frau?
Veraltete Rollenbilder
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Baumann und Lauterburg zeigen auf, dass die IV den Begriff der
Invalidität mit aus dem alten Eherecht stammenden Vorstellungen
verknüpft. Sie haben nachgewiesen, dass bis 2001 der Mann von
der IV als der Ernährer der Familie behandelt, die Frau hingegen
als Hausfrau angesehen worden ist. Sollte die IV diese Praxis
unterdessen geändert haben, so Katerina Baumanns These,
dann höchstens unter dem allgemeinen Spardruck, der auf der IV
lastet und dies zuungunsten von engagierten Männern, die ein
modernes Familienmodell praktizieren.
Im alten Eherecht, das bis 1988 seine Gültigkeit hatte, waren die
Rollen von Mann und Frau klar verteilt. Der Mann sorgte dafür,
dass die Familie ein finanzielles Auskommen hatte, die Frau
kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Eine Berufstätigkeit der
Frau war nur vorgesehen, wenn das Einkommen des Mannes
nicht ausreichte. Die Eheleute bildeten eine Gütergemeinschaft
und waren verpflichtet, einander gegenseitig zu unterstützen.
Mit diesen Rollenbildern verknüpft die IV den Begriff der
Invalidität. Denn der Begriff der Invalidität bezieht sich nicht in
erster Linie auf die Gesundheit bzw. Behinderung, sondern auf
die wirtschaftliche Existenz. Invalid ist, wer aufgrund eines
gesundheitlichen Problems nicht genügend Geld verdienen kann,
um seine Existenz zu sichern. Nach altem Eherecht kommt bei
verheirateten Männern die Existenz der Familie hinzu.
Dies führt dazu, dass der Invaliditätsgrad nicht an der
Behinderung bemessen wird, sondern an der Auswirkung der
Behinderung auf die Erwerbsfähigkeit und das Einkommen. Somit
kann die gleiche Behinderung je nach Beruf zu einem
unterschiedlichen Invaliditätsgrad führen.
Da Hausfrauen über kein eigenes Einkommen verfügen, sind sie
nach IV-Logik in ihrer Erwerbsfähigkeit nicht eingeschränkt. Sie
können nicht weniger als nichts verdienen. Gemäss altem
Eherecht müssen sie nichts verdienen, da es ihre Aufgabe ist,
den Haushalt zu führen. Immerhin wird Hausarbeit als berufliche
Tätigkeit bzw. als Pflicht einer verheirateten Frau anerkannt.
Deshalb wird der Invaliditätsgrad einer Hausfrau mit einer
Methode bemessen, die nicht von einem Einkommen ausgeht.
Sachbearbeitende der IV besuchen die Versicherte zu Hause und
schätzen ab, wie stark sie durch die Behinderung in ihren
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Aufgaben eingeschränkt ist. Das von Anfang an fehlende
Einkommen einerseits und die Subjektivität der einschätzenden
Person andererseits führen in der Regel dazu, dass der
Invaliditätsgrad von Hausfrauen relativ tief bemessen wird.
Entsprechend klein ist dann der Anspruch auf Leistungen der IV.
Neue Männer hat das Land …
Heute leben immer mehr Paare ein gleichberechtigtes
Familienmodell. Das Eherecht berücksichtigt die
Gleichberechtigung seit einem Vierteljahrhundert. Die Frauen
bleiben berufstätig, wenn sie eine Familie gründen. Die Männer
beteiligen sich an der Betreuung der Kinder und an der
Hausarbeit. Die meisten der berufstätigen Eltern arbeiten je
teilzeitlich im Beruf und in der Familie. Für sie wendet die IV
beide Berechnungsmethoden an. Der Invaliditätsgrad wird bei
Männern wie Frauen für den Bereich der Hausarbeit abgeschätzt
und für die Erwerbstätigkeit berechnet. Aber dies führt aufgrund
des durch die Teilzeitarbeit bedingten tieferen Einkommens bei
gleicher Behinderung zu einem tieferen Invaliditätsgrad, als wenn
die versicherte Person eine Vollzeitstelle innegehabt hätte. Dass
die finanzielle Einbusse durch die Familienarbeit bedingt ist, und
dass die Person also die Doppelbelastung von Erwerbs- und
Familienarbeit auf sich genommen hat, wird nicht berücksichtigt.
… und braucht noch mehr
Die IV behandelt Männer und Frauen gleich. Sie folgt aber in der
Bestimmung des Invaliditätsgrades der gesellschaftlichen
Realität, dass traditionelle Frauenarbeit schlechter entlöhnt wird
als Männerarbeit, bzw. dass Familienarbeit gar nicht entlöhnt
wird; Dass diese gesellschaftliche Situation absurd ist, zeigt sich
daran, dass die Löhne in klassischen Frauenberufen steigen,
sobald der Männeranteil höher wird, und umgekehrt.
Bei der IV ergibt sich dadurch die störende Situation, dass
Personen, die ihre Existenz ohnehin nur knapp sichern können,
weil sie einer schlecht oder gar nicht bezahlten Arbeit, sprich
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traditioneller Frauenarbeit, nachgehen, Gefahr laufen, durch eine
Behinderung unter das Existenzminimum zu fallen. Die IV erfüllt
somit ihr Ziel nicht, «den Versicherten mit
Eingliederungsmassnahmen oder Geldleistungen die
Existenzgrundlage zu sichern, wenn sie invalid werden».
Weil sich die IV an einem veralteten Familienmodell orientiert,
betrifft die ungenügende Versicherungsleistung vor allem
Menschen, die Familienarbeit, also traditionelle Frauenarbeit,
tätigen. Dies ist umso störender, als eine Gesellschaft Kinder
braucht, damit die soziale Solidarität erhalten bleibt. Es bleibt zu
hoffen, dass mit höherem Männeranteil in der Familienarbeit ihr
Wert steigt und sich somit die IV-Leistungen für Frauen und
Männer angleichen.
Kasten:
–
Baumann, Katerina; Lauterburg, Margareta: Knappes Geld –
ungleich verteilt. Gleichstellungsdefizite in der
Invalidenversicherung. Basel, 2001.
–
IV-Statistik 2011 auf www.iv.bsv.admin.ch
–
www.ahv-iv.info
–
«Gleichstellung von Menschen mit Behinderung»,
Bundesamt für Statistik, Neuenburg 2011
Magazin
Zwei Welten kommen sich näher
Naomi Jones
Gegensätzlicher könnten die Welt der Mode und die der
Behinderten nicht sein.
In Moskau organisierte das Kulturzentrum Bez Graniz (Ohne
Grenzen) zum zweiten Mal einen internationalen Wettbewerb für
Mode für Menschen mit Behinderung. «Bezgraniz Couture» ruft
Designer, Modelabels und Bekleidungsindustrie auf, Kleider,
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Schuhe und Accessoires, die den speziellen Bedürfnissen von
Menschen mit einer Behinderung gerecht werden, zu entwerfen.
Insbesondere für Menschen im Rollstuhl und für Menschen mit
körperlichen Missbildungen ist es schwierig, Kleider zu finden, die
gut sitzen und kleiden. Eine Jury prämierte drei Designer: Natalja
KostinA aus Archangelsk mit der Kollektion für die Kinder mit
Kinderlähmung (1. Platz), Christine Wolf aus Berlin mit der
Kollektion für Frauen mit verschiedenen Behinderungen (2. Platz)
und Dmitrij Kljutschewsky aus Moskau mit der Kollektion für
Männer im Rollstuhl (3. Platz). Den Innovationspreis erhielten die
Brasilianerinnen Inae Brito und Harumi Sato mit der Kollektion
Fairytale für sehbehinderte und blinde Kinder. Auf diesen Kleidern
sind Märchenmotive und Kinderverse in Relief und Braille tastbar.
Die Kollektionen wurden anlässlich einer Gala-Show in Moskau
präsentiert.
Die Zeitschrift «Der Spiegel» berichtete im August dieses Jahres
über die Modeschau. Es sei bemerkenswert, dass ausgerechnet
im behindertenfeindlichen Russland eine Modeschau mit
behinderten Models stattfinde. Behinderte Menschen seien in der
russischen Öffentlichkeit kaum zu sehen. Denn Stalin habe
Menschen mit einer Behinderung von den Strassen verbannt, da
sie nicht zum Bild einer Siegermacht passten. Allerdings, so
Yanina Urussowa von Bezgraniz Couture, geschehe im Bereich
Inklusion von behinderten Menschen gerade jetzt in Russland
sehr viel.
Botschafter und Botschafterin in der Schweiz
In der Schweiz findet am 13. Oktober zum vierten Mal die Miss
Handicap-Wahl statt. Zum ersten Mal wird auch ein Mister
Handicap gewählt. Zur Wahl stehen sechs junge Frauen und
sechs Männer mit Handicap. Der Anlass findet wie letztes Jahr im
KKL in Luzern statt. Die von Michelle Zimmermann ins Leben
gerufene Organisation etabliert sich langsam. Leider befindet sich
dieses Jahr unter den Finalisten keine Person mit
Sehbehinderung.
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Weg vom magersüchtigen Ideal
Wenn auch Anlässe wie die Miss Handicap-Wahl oder
Modeschauen mit behinderten Models erst vereinzelt stattfinden,
so stehen sie doch für ein neues Selbstbewusstsein der
Menschen mit einer Behinderung. Sie zeigen sich. Sie fürchten
sich nicht vor der Bühne.
Es ist zu hoffen, dass dadurch die Modebranche sensibilisiert wird
und sich so auch das mörderische Modediktat, das laufend
magersüchtige junge Frauen hervorbringt, aufzuweichen beginnt.
Wenn die Modebranche beginnt, Mode für Menschen mit
Behinderung zu machen, wird sie auch beginnen für alle andern
Menschen jenseits der Modelmasse gutaussehende Kleider zu
schaffen.
Kasten:
Auf www.bezgraniz-couture.com sucht die Organisation
«Bezgraniz Cuture» Award bereits wieder Models für die
Modeschau 2013.
Mehr zu den Bewerbungen für die Miss und Mister HandicapWahl 2013 findet sich auf www.misshandicap.ch
Legenden:
Der «Bezgraniz Couture» Award verleiht Preise an Modedesigner, die Kleider für
Menschen mit Behinderung machen.
Junge Frau in knielangem Kleid. Sie stützt sich auf zwei
Schwarze Krücken, sie hat nur ein Bein. Sie trägt einen offenen
Schuh mit Bleistiftabsatz.
Auf den Kleidern der Kollektion Fairytale von Inae Brito und Harumi Sato können
sehbehinderte Kinder die Sujets ertasten und Verse in Brailleschrift lesen. (Fotos:
Bezgraniz Couture)
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Bildausschnitt des Rocksaums mit den tastbaren Figuren: Ein
Mann, eine Frau, ein Mädchen und ein Hund, der an der Schürze
der Frau zieht.
Bitte um Erfahrungsberichte
Philippe Chazal
Blinde in der Arbeitswelt: unglaubliche aber wahre
Zeugenberichte
1999 erschien in Frankreich das Buch mit dem Titel «Blinde am
Arbeitsplatz». Wir wollten damit die beruflichen Möglichkeiten für
blinde Menschen den Betroffenen selbst, aber auch den für ihre
Berufsbildung zuständigen Organisationen, öffentlichen und
privaten Arbeitgebern und der Öffentlichkeit besser bekannt
machen. Das Buch war auf Anhieb ein Erfolg: Über 5000
Exemplare in verschiedenen Formaten wurden verkauft.
Seitdem hat sich die Situation für Blinde auf dem Arbeitsmarkt
gewandelt: Neue Einstellungsmöglichkeiten sind entstanden,
während die so genannten traditionellen Berufe rückläufig sind.
Andere sind nach wie vor aktuell und haben gute
Zukunftsaussichten. Deshalb entschied sich der Verleger des
Buchs von 1999 vor kurzem, mit mir gemeinsam eine zweite
Ausgabe zu erstellen, die im zweiten Halbjahr 2013 erscheinen
soll.
Wir möchten unsere Sache noch besser machen als beim ersten
Mal:
•
Mit Unterstützung der Mitgliedsorganisationen des
Weltblindenverbands, die anlässlich der Generalversammlung im
November dieses Jahres angesprochen werden, möchte ich
Erfahrungsberichte aus der ganzen Welt sammeln. Mir ist
bekannt, dass wir aus Asien, Afrika, Amerika und anderswo trotz
erheblicher kultureller und wirtschaftlicher Unterschiede
Informationen über innovative Erfahrungen und Praktiken
erwarten können, die unser eigenes Spektrum an Berufen für
blinde oder stark sehbehinderte Menschen erweitern können.
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36/52
•
Eine Übersetzung ins Englische und ggf. in weitere
Sprachen soll die Reichweite dieses Werks wesentlich
vergrössern.
Die Erfahrungsberichte sollten jeweils zwischen 5000 und 7000
Zeichen (mit Leerzeichen) lang sein und auf ansprechende Weise
den ausgeübten Beruf, die erlebten Schwierigkeiten samt
entsprechenden Lösungen und die eingesetzten technischen
Hilfsmittel vorstellen, die positiven Aspekte hervorheben und
Tipps für diejenigen enthalten, die diesen Weg gern einschlagen
würden. Auswahlkriterien sind Originalität, die Klarheit der
gebotenen Informationen und die Übertragbarkeit auf andere
Länder.
Falls Sie zu hundert Prozent blind sind, also bei Ihrer
Berufstätigkeit völlig ohne Sehfähigkeit auskommen, falls Sie von
Ihren beruflichen Einkünften leben können, mit Ihrer Tätigkeit
zufrieden sind und Ihre Erfahrungen mit anderen Blinden teilen
möchten, wäre ich dankbar, wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen
würden, entweder per E-Mail unter
[email protected] oder per Post an 3, rue des Chantiers,
75005 Paris (Frankreich), vorzugsweise bitte auf Französisch,
Englisch, Italienisch oder Spanisch. Unter diesen Adressen
beantworte ich auch gern allfällige Fragen.
Ihnen allen herzlichen Dank!
Solsana Superior
Naomi Jones
Das Hotel Solsana in Saanen/Gstaad ist neu ein DreisterneSuperior-Hotel. Nach der Renovation seiner Zimmer hat das
Hotel die Klassifikation von Hotellerie Suisse nach
internationalen Kriterien mit 495 statt der benötigten 380
Punkten locker erreicht.
Der Superior-Standard zeichnet ein Hotel als herausragend in
seiner Klasse aus. Um diesen zu erreichen musste die Solsana
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den Mindestanforderungen eines Viersterne-Hotels gerecht
werden. Punkte machte das Hotel mit hochwertigen Materialien,
mit der Rollstuhlgängigkeit und dem auf sehbehinderte Menschen
ausgerichteten Beleuchtungskonzept. Dusche und Toilette in den
Zimmern sind eine Selbstverständlichkeit. Aber auch viele kleine
Dinge, die den Komfort des Gastes erhöhen, wie etwa der
Wasserkocher in jedem Zimmer, womit die Gäste sich selbst
einen Tee kochen können, bewirkten Punkte. Zudem wurden die
Familienzimmer und die behindertenfreundlichen Zusatzangebote
wie das Hallenbad mit Leitlinien und Handläufen, das
Fitnesszimmer mit einfachen aber effizienten Geräten und die
Tandems, die das Hotel seinen Gästen zur Verfügung stellt,
honoriert.
Ausserdem konnte sich die Solsana als Seminar-, Biker- und
Wanderhotel spezialisieren. Vom Wäscheservice, den die
Radfahrer benötigen, profitieren auch die andern Gäste. Die
beiden Computer, die vom Seminarhotel erwartet werden, sind
mit einer Sprach- und einer Vergrösserungssoftware ausgestattet.
Sonderangebote für SBV-Mitglieder
Alles schön neu und entsprechend teuer wird sich manch einer
denken. Solsana habe sich bewusst nur zum Dreisterne-Hotel
qualifizieren lassen, obwohl der Viersterne-Standard bereits
erreicht gewesen sei, erzählt Hotelier Daniel Leuenberger. So sei
er flexibler, die Leistungen nach den Bedürfnissen der Gäste zu
richten und er könne seine Preise moderater gestalten. Mit 150
Franken für ein 13 Quadratmeter grosses Einzelzimmer in der
Zwischensaison sind die Preise im Vergleich zu anderen
Gstaader Dreisterne-Hotels allerdings eher teuer. Im Hotel
Alphorn etwa findet man ein Einzelzimmer, das grösser ist, für 97
Franken.
Nur in der Solsana allerdings erhalten SBV-Mitglieder eine
Preisreduktion. Der SBV subventioniert den Aufenthalt seiner
Mitglieder und einer Begleitperson im ehemaligen Verbandshotel
mit je 70 Franken pro Nacht (während maximal 30 Nächten pro
Jahr). Dadurch kostet ein Doppelzimmer mit Balkon und
Frühstück für ein SBV-Mitglied mit seiner sehenden Partnerin
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noch 140 Franken statt 280. Mit zwanzig Quadratmetern hat das
Zimmer eine angenehme Grösse. Und für langjährige Gäste mit
sehr kleinem Budget hält Leuenberger vorerst noch elf alte
Zimmer zum alten Preis bereit. Diese befinden sich im
Hotelanbau aus den 70er Jahren. Aufgrund von verschiedenen
baurechtlichen Auflagen und Einschränkungen sei noch unklar,
was mit diesem Teil des Hotels geschehen solle, so Leuenberger.
Der Verwaltungsrat prüfe zurzeit ein Projekt, das Wohnungen mit
Hotelleistungen kombiniert, ähnlich wie es sie in gehobenen
Altersinstitutionen gibt. Bis es soweit ist, fliesst noch viel Wasser
die Saane runter.
Kasten:
Für SBV-Mitglieder gibt es fast gratis Schnupperübernachtungen
in den neuen Zimmern. Mehr dazu auf [email protected]
oder 033 748 94 94.
Legende:
Geschmackvolles Design, hochwertige Materialien und ein grosser Balkon zeichnen die
renovierten Zimmer im Hotel Solsana aus. (Foto: Solsana)
Einzelzimmer mit Balkon.
Verband
Namen gesucht
Naomi Jones und Jean-Marc Meyrat
Ab 2013 publiziert der SBV zwei neue Magazine anstelle des
«Weg».
«der Weg» in seiner heutigen Form ist eine Mischung aus
Verbandsorgan und Spezialzeitschrift. Seine Leser und
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Leserinnen sind einerseits Mitglieder des SBV, die sich dafür
interessieren, was im Verband geschieht, andererseits sind es
Menschen mit einer Sehbehinderung, die nicht Mitglied sind,
Angehörige und Freunde. Die zweite Lesergruppe schätzt den
Themen- und Fokusteil. Der Verbandsteil ist für diese
Lesergruppe nicht interessant. Für engagierte Mitglieder
hingegen ist er eher zu kurz.
Deshalb hat der Zentralvorstand beschlossen, ab 2013 zwei
Magazine zu publizieren, die sich klarer an ihre unterschiedliche
Leserschaft richten. Künftig gibt es ein Mitgliedermagazin und ein
Spezialmagazin.
Das Mitgliedermagazin berichtet über die Geschehnisse im
Verband und seine Aktivitäten. Wir werden Mitglieder porträtieren
und Ehrenamtliche interviewen. Wir werden von besonderen
Anlässen berichten und die Angebote des SBV vorstellen. Jede
Sektion erhält die Möglichkeit, vier Seiten selbst zu gestalten. Hier
können Sektionsnachrichten und -veranstaltungen publiziert
werden. Eine Kommission in der Mitglieder und Ehrenamtliche
einsitzen, steht der Redaktion zur Seite. Sie berät die Redaktion
hinsichtlich der Bedürfnisse der Mitglieder.
Das Spezialmagazin wird weiterhin allgemeine Themen unter
dem Aspekt der Sehbehinderung behandeln und den Fokus auf
sozialpolitische und gesellschaftliche Fragen, die für Menschen
mit einer Sehbehinderung relevant sind, legen. Es geht um das
Leben mit einer Sehbehinderung allgemein. Das Magazin richtet
sich an Menschen mit einer Sehbehinderung, ihre Angehörigen
und Interessierte.
SBV-Mitglieder erhalten beide Magazine gratis. Weg-Abonnenten
werden künftig das Spezialmagazin erhalten.
Beide Magazine brauchen einen Namen. So bitten wir Sie liebe
Leserin und lieber Leser, uns Ihre besten Ideen an
[email protected] zu schicken.
Berichtigung
In der Bildlegende zum Artikel «Zugänglichkeit, das ewige Hin
und Her» in der letzten Ausgabe von «der Weg» wurde
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fälschlicherweise gesagt, das Reisezentrum mit einem speziellen
Schalter für Menschen mit Behinderung im Bahnhof Bern befinde
sich im ersten Stock. Tatsächlich befindet es sich im
Erdgeschoss.
Mit dem Lift kommt man ausserdem nicht direkt zum Schalter
sondern nur in das Reisezentrum. Leitlinien bis zum Schalter sind
geplant. Bis die Leitlinien jedoch da sind, empfiehlt die
Interessenvertretung blinden und sehbehinderten Menschen im
Reisezentrum in der Nähe eines bedienten Schalters zu warten,
bis sie von einer Mitarbeiterin angesprochen werden. Dabei ist
wichtig, dass sie ihren weissen Stock mit sich führen, damit die
Mitarbeitenden die Sehbehinderung bemerken. Bei Hochbetrieb
kann dies manchmal ein paar Minuten dauern. Leser berichten
jedoch, dass es nicht immer gleich gut klappt und die
Mitarbeitenden schlecht informiert seien. Die Interessenvertretung
ist froh, wenn sie von diesen Situationen per Mail an
[email protected] erfährt, um sie mit der SBB
besprechen zu können.
Geburtstagsfeier im Atelier Zürich
Ruth Häuptli
Seit fünf Jahren dürfen blinde und sehbehinderte Personen im
Raum Zürich und Aargau im Atelier bzw. Bildungs- &
Begegnungszentrum Zürich in Dietikon ihre Kreativität unter
Beweis stellen. Dies wurde dann auch am Montag, 25. Juni,
gebührend gefeiert. So lud das Zentrum unter der Leitung von
Martin Bühler zu einem Tag der offenen Tür ein. Da wurde allerlei
Selbsthergestelltes gezeigt, wie Vasen, Kerzen, Fruchtschalen.
Gestricktes, Perlenketten, ja sogar ein selbstgezimmertes Bett mit
Nachttischchen.
Für das kulinarische Wohl wurde selbstverständlich auch gesorgt,
es gab Leckereien in allen Formen. Zu einer Feier gehört ja auch
ein wenig Musik, so hat Daniel Burri die Gäste mit Klavierspiel
erfreut und sogar zwei Alphornbläser warteten auf, mit denen ich
bald musikalische Freundschaft schloss. Mit dem Schwyzerörgeli
und Jodelgesang haben wir ganz gut harmoniert.
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Eine viereckige Säule, die mitten im Raum als Träger dient,
wurde schon während längerer Zeit von verschiedenen Personen
mit bunten Mosaiken geschmückt. Diese Säule wurde als
Geschenk verpackt und während der Feier enthüllt.
Ganz besonders ist zu erwähnen, dass sehr viele Teilnehmer aus
dem Aargau und Solothurn da waren. Selbst die Präsidentin der
Sektion, Verena Müller, liess es sich nicht nehmen, zu
erscheinen. So verlief der Nachmittag in recht fröhlicher
Stimmung und ich wünsche dem Bildungs- &
Begegnungszentrum in Dietikon noch viele, viele frohe Stunden
mit frohem Schaffen und auch guten Begegnungen.
Legende: Vanessa Brun (mit Torte) und Ruth Häuptli (mit Schwyzerörgeli) am Fest des
Bildungs- & Begegnungszentrum Zürich
Veranstaltungen
Sektion Aargau-Solothurn
02.10.
10.10.
15.10.
06.11.
14.11.
20.11.
Stammtisch/Kaffeetreff von 14.00–16.15 Uhr in der
Aarauerstube in Aarau. Auskunft: Verena MüllerBachmann 062 721 51 67
Backen in der Bäckerei Leutwyler in Zofingen.
Anmeldungen bis 28. September bei: Hansruedi Häuptli
062 751 66 14
Tag des weissen Stocks, Aufruf 2012. Auskunft bei:
Verena Müller-Bachmann 062 721 51 67
Stammtisch/Kaffeetreff von 14.00–16.15 Uhr in der
Aarauerstube in Aarau. Auskunft: Verena MüllerBachmann 062 721 51 67
Aargau-Solothurner Jasstag. Auch Mitglieder anderer
Organisationen sind herzlich willkommen! Anmeldung
bis 13. November bei: Hansruedi Häuptli 062 751 66 14
Museumsbesuch im Aargauer Kunsthaus in Aarau.
Organisation und Auskunft bis 9. November: Aarg.
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42/52
Blindenfürsorgeverein Verena Zimmermann 062 836 60
24 [email protected]
Sektion Bern
26. 09.
01. 10.
31.10.
03. 11.
05. 11.
Stammtisch ab 17.00 Uhr im «a familia portuguesa»,
Zähringerstrasse 15 in Bern.
Mittagstisch in der Villa Stucki ab 12.00 Uhr,
Seftigenstrasse 11 in Bern.
Stammtisch ab 117.00 Uhr im «a familia portuguesa»,
Zähringerstrasse 15 in Bern
Verkehrshaus in Luzern Auskunft über E-Mail:
[email protected]
Mittagstisch in der Villa Stucki ab 12.00 Uhr,
Seftigenstrasse 11 in Bern.
Sektion Berner Oberland
13.09.
28.09.
06.10.
08.10.
11.10.
26.10.
08.11.
30.11.
Ausflug der Freizeitgruppe, bei schlechtem Wetter
20.09, Brigitta Stehli, Tel. 034 461 89 88; Bruno Seewer,
Tel. 033 657 10 58
Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/Gut, Tel. 033
437 25 82
Herbstanlass um 14 h im Hotel Freienhof in Thun
Selbsterfahrungsgruppe, Hansueli Lüthi, Tel. 033 453
14 22; Rösli Polgar, Tel. 033 334 34 29
Freizeitgruppe, Brigitta Stehli, Tel. 034 461 89 88; Bruno
Seewer, Tel. 033 657 10 58
Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/Gut, Tel. 033
437 25 82
Freizeitgruppe, Brigitta Stehli, Tel. 034 461 89 88; Bruno
Seewer, Tel. 033 657 10 58
Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/Gut, Tel. 033
437 25 82
Sektion Nordwestschweiz
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43/52
19.09.
30.09.
17.10.
28.10.
17.11.
21.11.
24.11.
Kontaktgruppe um 14.30 Uhr im Blindenheim Basel
Wanderung mit Erika Hammel, Tel. 061 599 64 89
Kontaktgruppe um 14.30 Uhr im Blindenheim Basel
Wanderung mit Barbara Böttinger, Tel. 061 641 63 37
Familienabend im Restaurant L’Esprit, Basel
Kontaktgruppe um 14.30 Uhr im Blindenheim Basel
Wanderung mit Vreni und Peter Geiger, Tel. 831 27 08
Sektion Ostschweiz
03.09.
09.09.
26.09.
01.10.
07.10.
05.11.
Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St.
Gallen
Wanderung «Walzenhausen-Heiden», 08.45 Uhr bei
Appenzellerbahn am HB St. Gallen, ohne Anmeldung,
weitere Info 14-Tage vorher auf Televox
Herbstausflug: Casinobesuch St. Gallen, Mi 19.00 Uhr,
weitere Info in Televox und Post 031 390 88 88 (126
612)
Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St.
Gallen
Wanderung «Amdener Höhenweg», 08.45 Uhr bei
Appenzellerbahn am HB St. Gallen, ohne Anmeldung,
weitere Info 14-Tage vorher auf Televox
Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St.
Gallen
Sektion Zürich
25.09
29.09.
Kontaktgruppe Enge: Exkursion nach Zell im Tösstal
mit Vortrag im Paul-Burkhard-Haus über diesen.
Anmeldung telefonisch bei Ursula Graf: 044 940 33 23
oder 079 219 89 34
Samstags-Lunch:
Rest. Brunnentor, Brunnenstrasse 21, 8610 Uster. Zeit:
11.00–13.30 Uhr
Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10 oder
[email protected]
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03.10.
13.10.
27.10.
30.10.
10.11.
24.11.
Wandergruppe Merkur, Widen-Dietikon
Anmeldung bei Maya + Gilbert Monnerat, Tel. 044 741
23 49 (Ersatzdatum 04.07.)
Wandergruppe Soleblitz
Baden, Turgi, Baldegg, Birmenstorf
Anmeldung bei Marianne + Walti Ogi, Tel. 044 432 28
28 (Ersatzdatum 22.07.)
Samstags-Lunch: Rest. Brunnentor, Brunnenstrasse 21,
8610 Uster
Zeit: 11.00–13.30 Uhr
Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10 oder
[email protected]
Kontaktgruppe Enge:
Anmeldung telefonisch bei Ursula Graf: 044 940 33 23
oder 079 219 89 34
Herbstanlass im Hotel Landhaus Zürich-Seebach. Mit
humoristischer Unterhaltung durch Schösu. Anmeldung
bei Urs Lüscher 044 940 93 10 oder
[email protected]
Samstags-Lunch: Rest. Brunnentor, Brunnenstr. 21,
8610 Uster
Zeit: 11.00–13.30 Uhr
Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10 oder
[email protected]
Inserate
Wir gratulieren herzlich:
Frau Dr. Barbara Müller,
Mitglied des SBV, aus Ettenhausen wurde im Frühjahr (2012) in
den Kantonsrat Thurgau gewählt.
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Sportinteressierte gesucht
Der SBV sucht blinde und sehbehinderte Sportbegeisterte sowie
Begleitpersonen, die Interesse haben, eine neue Sportart
auszuprobieren und diese bei Interesse langfristig auszuüben.
Ermöglicht wird dieses Angebot durch die MigrosHerbstkampagne «Fit für einen guten Zweck», deren Erlös dem
SBV zugutekommen wird.
Selbstverständlich können Betroffene auch direkt bei der MigrosKampagne mitmachen und das Projekt zur nachhaltigen
Bewegungsförderung selbst unterstützen.
Mehr Informationen: [email protected], 031 390 88 07
Kochen im Herbst
Wild
Pilzgerichte
Apfelküchlein
Immer am Freitagnachmittag kochen wir unter kundiger Anleitung
in der Klubschule Migros Bern. Pro zwei Nachmittage ist ein
Thema vorgesehen. Verlangen Sie die spezielle Broschüre im
Kurssekretariat.
Lassen Sie sich unverbindlich beraten oder erfahren Sie bei
einem persönlichen Gespräch mehr über die Angebote.
Haben Sie Ideen und Wünsche für neue Kurse? Setzen Sie sich
mit uns in Verbindung.
Tel. 031 390 88 37 oder per Mail: [email protected]
Apfelschule im Herbst
Nachdem die iPhone-Einführungskurse bereits nach wenigen
Tagen ausgebucht waren, organisiert die Apfelschule weitere
Grundschulungstage in Zürich, Bern und Olten.
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Für erfahrene Anwendende finden folgende Kurse statt:
 Das iPhone als Orientierungshilfe (MyWay, Ariadne GPS,
Navigon) Teil I.; 10.10.2012, 13.45–16.45 Uhr in Olten
 Das iPhone als Reiseplaner (Fahrplan, Routenplaner,
Reiseführer); 18.10.2012, 13.45–16.45 Uhr in Olten
 Das iPhone als Medienzentrum (Zeitungen, Radio,
Fernsehen, Podcasts, iBooks, Daisy-Bücher); 25.10.2012,
13.45–16.45 Uhr in Bern
 Das iPhone als persönlicher Assistent
(Agenda/Terminplanung, Erinnerung, Wecker, Notizfunktion)
2.11.2012, 13.45-16.45 Uhr in Zürich
Thementag «Navigation» am 23. November in Zürich.
Erfahrene Anwendende stellen Lösungen vor. Interessierte stellen
Fragen. Im Austausch entstehen neue Strategien.
Neue Entwicklungen wie Blindsquare und die für IOS 6
angekündigte Karten-App mit Navigationsunterstützung werden
vorgestellt und beurteilt.
Detaillierte Informationen und Anmeldung zu allen
Veranstaltungen: www.apfelschule.ch
Brieffreundschaft
Je suis un homme, mon nom est Balkan Fernandez. J’aime écrire
pour échanger des expériences de vie, musique, culture,
voyages. Je peux écrire en braille, e-mail, français, anglais ou
espagnol. Voici mon adresse:
Balkan Fernandez, C. Fernando el Catolico 44, 5D 28015 Madrid,
Espagne
Mon e-mail: [email protected]
À bientôt, Balkan Fernandez
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Lebenspartnerin gesucht
ER: Ich suche auf diesem Wege eine Partnerin, die wie ich, das
Alleinsein überwinden möchte, um zusammen mit mir Raum und
Zeit zu teilen. Ich bin: 68 Jahre, verw., schlank, Nichtraucher,
wohnhaft im Fricktal, sehbehindert, im Herzen jung geblieben,
unternehmungsfreudig, aufgeschlossen, vielseitig interessiert,
nicht kompliziert. Wie Freunde behaupten bin ich, hilfsbereit,
tolerant, rücksichtsvoll und zuverlässig. Ich kleide mich gerne
salopp und sportlich, denke positiv und lache gerne und mag stille
wie auch aufregende Momente im Leben. Ich habe zwei Töchter
und Enkel und ich würde gerne den Alltag und das Leben wieder
zu zweit geniessen.
So stelle ich mir meine neue Partnerin vor: Ca. 65 Jahre alt oder
jünger, schlank, jugendliches Aussehen, Nichtraucherin,
freundlich, mit einem sympathischen Lächeln und Lust auf einen
Neuanfang auf dem Tanzparkett, eine Frau mit positiver
Lebenseinstellung, offen für einen neuen Lebensabschnitt zu
zweit.
Kontaktaufnahme per Mail: [email protected].
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Paul Baumgartner
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Durch die leichte und handliche Bauweise eignet sich das System
besonders für den privaten Bereich und im Haushalt. Das Gerät
lässt sich einfach zusammenklappen und in der mitgelieferten
Tasche transportieren.
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Ausbildung zur Kommunikations-Assistenz
Der/die Kommunikations-Assistent/in wird von hörsehbehinderten
Personen engagiert und ermöglicht ihnen den Zugang zur Welt.
Die Kommunikations-Assistent/innen unterstützen sie bei
alltäglichen Geschäften, wie z.B. bei Arztbesuchen, Teilnahme an
Selbsthilfegruppen, beim Ausüben von Hobbies usw. Sie tragen
zur Selbstbestimmung von hörsehbehinderten Menschen bei.
Die Aufgaben umfassen
 Kommunikation vor Ort sicherstellen
 Eine sichere Begleitung an diversen Orten
 Sicherstellung der Information inkl. Vor- und Aufbereitung
von Informationen
 Nachbearbeiten der Informationen (z.B. Notizen, Protokoll
usw.)
 Hilfe bei der Mobilität und Begleitung
Wann: März bis Dezember 2013
Was:~ 20 Kurstage à 4 bis 6 Lektionen jeweils freitags und
samstags plus mind. 30 Stunden Praktikum Abschluss mit einem
Zertifikat
Wo: Lenzburg und Winterthur
Kosten: Fr. 2000.–
Anmeldeschluss: 1. Oktober 2012
Weitere Informationen:
www.szb.ch/de/angebot/taubblindheit/kommunikationsassistenz
Auskunft: SZB Beratungsstelle
e-mail: [email protected] / Tel: 062 888 28 68
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Das Lesegerät, das Sie optisch und akustisch unterstützt. Sie
lassen sich längere Texte einfach vorlesen. Handgeschriebene
Texte und Bilder lesen und betrachten Sie in Echt- und
verschiedenen kontrastverstärkten Falschfarben. Vocatex, das
audiovisuelle Lesegerät wird seit 2009 produziert und erfolgreich
eingesetzt. Nun ist bei Accesstech der Nachfolger erhältlich. Die
lange Erfahrung und nun vielen Neuerungen überzeugen uns.
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Schlafen, geniessen, erleben
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eingerichtet für blinde- und sehbehinderte Gäste. Das ganze
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Für weitere Infos: Elisabeth Merki, 079 311 78 23, E-Mail:
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Impressum
Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (SBV) im 99. Jahrgang. Erscheint
sechsmal im Jahr in Grossdruck, in Braille, im DAISY-Format, im
Elektronischen Kiosk, teilweise auf www.sbv-fsa.ch sowie auf
Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch und Französisch
(«clin d’œil»).
Herausgeber: SBV
Redaktion: Naomi Jones, Jean-Marc Meyrat und Olivier Schmid
Umschlaggestaltung: Büro Grotesk.cc
Layout: Claudia Holzer, Ediprim AG, Biel
Übersetzungen: USG Übersetzungs-Service AG
Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne
Druck auf umweltfreundliches FSC-Papier
Brailleumwandlung und -druck:
Simone Rentsch, Anton Niffenegger
DAISY: Paul Güntert Tonstudio
ISSN (Schwarzschrift): 1422-0490
ISSN (Blindenschrift): 1422-0504
Für Mitglieder des SBV: gratis. Jahresabonnement für
Nichtmitglieder: Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland). Postkonto:
30-2887-6
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 10. Oktober 2012
Thema: Armut
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Anregungen bitte an: Redaktion «der Weg / clin d’œil»
Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband,
Gutenbergstrasse 40b, 3011 Bern, Tel. 031 390 88 00; Fax 031
390 88 50
[email protected], www.sbv-fsa.ch
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