1. Werden etwa die Kunstredner durch eine andere Art von Raserei

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1. Werden etwa die Kunstredner durch eine andere Art von Raserei beunruhigt, die rufen:
„diese Wunden habe ich für die öffentliche Freiheit auf mich genommen, dieses Auge für
euch geopfert; gebt mir jemanden, der mich zu meinen Kindern führen soll, denn meine
abgeschnittenen Knie tragen die Körperglieder nicht (mehr).“ Selbst dies wäre ertragbar,
wenn es einen Weg der Beredtsamkeit zur schaffen würde für diejenigen, die ihn gehen
wollen. Nun machen sie durch schwulstigen Stoff und das äußerst leere Getöse der Sätze
nur insofern Fortschritte, als dass sie, wenn sie auf das Forum gekommen sind, meinen, sie
seien in eine andere Welt gebracht worden. Und deshalb glaube ich, dass die Jüngelchen in
der Schule äußerst dumm werden, weil sie nichts von dem, was wir in der Praxis haben,
hören oder sehen, sondern stattdessen nur Piraten, die mit Ketten am Strang stehen,
Tyrannen, die Edikte schreiben, in denen sie den Söhnen befehlen, die Häupter ihrer Väter
abzuschlagen, Orakelsprüche, die gegen die Seuche gegeben wurden, dass drei oder
mehrere Jungfrauen geopfert werden sollen, gesüßtes Wortkonfekt und alle Worte und
Taten, die gleichsam mit Mohn und Sesam bestreut wurden.
2. Wer zwischen diesem genährt wird, kann nicht mehr vernünftig sein als jemand gut
riechen kann, der in der Küche wohnt. Es sei mit eurer Erlaubnis gestattet, zu sagen, dass
ihr als erste von allen die Beredtsamkeit verdorben habt. Denn mit leichten und leeren
Vorträgen habt ihr durch Hervorbringen von einigen Spielereien bewirkt, dass der Körper der
Rede geschwächt wurde und jetzt darnieder liegt. Jünglinge wurden noch nicht durch
Deklamationen gehemmt, als Sophokles oder Euripides die Worte fanden, mit denen sie
reden mussten. Ihre Begabungen hatte noch kein zwielichtiger Gelehrte zerstört, als Pindar
und die neun Lyriker sich scheuten, in homerischem Versmaß zu singen. Und um nicht die
Dichter als Beweis anzuführen, sehe ich, dass sich gewiss weder Plato noch Demosthenes
mit dieser Art von Übung befassten. Die große und, um es so zu sagen, anständige Redestil
ist weder befleckt noch geschwollen, sondern entsteht aus natürlicher Schönheit. Neulich
wanderte diese windige und ungeheuerliche Geschwätzigkeit von Asian nach Athen, blies
die Herzen der Jünglinge, die zu großen Dingen sich erhoben, wie mit einem pestbringenden
Gestirn an und die Richtschnur der Beredtsamkeit, die einmal verdorben war, blieb stehen
und schwieg. Wer ist seitdem zum höchsten Ruhm eines Thukydides, eines Hyperides
vorgerückt? Und nicht einmal ein Gedicht von gesunder Farbe leuchtete hervor, sondern
alles, was gleichsam durch dieselbe Speise genährt wurde, konnte nicht bis ins hohe Alter
vordringen. Die Malerei kam auch nicht zu einem anderen Ende, nachdem der Wagemut der
Ägypter eine Abkürzung für eine so große Kunst geunden hatte.“
3. Agamemnon lies es nicht zu, dass ich noch länger in der Säulenhalle meine Kunstreden
hielt, als er selber im Hörsaal geschwitzt hatte, sondern sagte: „Junger Mann, da du eine
Rede von ungewöhnlichem Geschmack hälst und, was äußerst selten ist, einen gesunden
Menschenverstand liebst, werde ich dich nicht durch eine geheime Kunst betrügen: Es ist
keineswegs sonderbar, wenn die Gelehrten bei diesen Übungen einen Fehler begehen, die
es nötig haben, zusammen mit den Wölfen zu heulen. Denn wenn sie nicht sagen, was die
Schulbuben billigen, „werden sie“, wie es Cicero „alleine in den Schulen hocken bleiben“.
Sowie geheuchelte Schmeichler, wenn sie das Essen der Reichen erhaschen, vorher über
nichts anderes nachdenken, als an das, was ihrer Meinung nach den Hörern äußerst
angenehm sein wird (denn anders werden sie nicht das, was sie erstreben, erreichen, wenn
sie den Ohren nicht einige Fallen stellen), so geht es dem Lehrer der Beredtsamkeit: wenn er
nicht wo wie ein Fischer das als Köder an den Haken steckt, von dem er weiß, dass
Fischlein ihn begehren werden, wartet er ohne Hoffnung auf Beute auf dem Felsen.
4. Worauf läuft das also hinaus? Die Eltern sind es würdig, getadelt zu werden, die nicht
wollen, dass ihre Kinder durch ein strenges Gesetz weiterkommen. Denn zuerst schenken
sie so wie sie alles schenken, auch ihre Hoffnungen dem Ehrgeiz. Dann, wenn sie zum Ziel
kommen, treiben sie die immer noch rohen Studien (= Studenten) auf das Forum und legen
den Jungen, die immer noch in ihrer rhetorischen Entstehungsphase stehen, die
Beredtsamkeit an, von der sie gestehen, dass es nichts Größeres gebe. Wenn sie aber
zulassen würden, dass eine schrittweise Arbeit geschehe, so dass die eifrigen Jünglinge
durch strenges Lesen bewässert werden, dass sie ihren Charakter mit den Weisungen der
Philosophie ordnen, die Worte mit dem attischen Griffel einritzen, dass sie lange hören, was
sie nachahmen wollten, wenn sie davon überzeugt wären, dass das, was den Jungen
gefiele, nicht großartig ist, hätte jener hohe Redestil bereits die Bedeutung seiner
Erhabenheit. Jetzt spielen die Jungen in der Schule, die Jünglinge werden auf dem Forum
ausgelacht und was noch schlimmer als diese beiden Dinge ist: was jeder falsch gelernt hat,
will er im Greisenalter nicht eingestehen. Aber damit du nicht glaubst, dass ich die Verslein
Lucilianischer Einfachheit missbillige, werde ich, was ich meine, selbst in einem Gedicht
darstellen:
5. Wenn jemand die Wirkung von strenger Kunst erstrebt und den Geist Großem
näherbringt, soll vorher den Charakter nach Vollendung des Gesetzes der Schlichtheit
polieren. Er soll sich weder mit hochnäsigem Gesichtsausdruck um ein trotziges
Königsschloss kümmern, als Klient nach Mahlzeiten der Maßlosen trachten, noch, wenn er
sich den Verdorbenen hingegeben hat, das Talent des Geistes nicht durch Wein ersäufen,
noch als erkaufter Beifallklatscher in Richtung Bühne beim Reden des Schauspielers sitzen.
Aber sei es, dass die Burgen der waffenführenden Athena lachen, sei es dass es die Erde
tut, die vom lakedämonischen Siedler bewohnt ist, sei es dass Haus der Sirenen, soll er
seine ersten Jahre den Versen geben, die Maeonische Quelle mit glücklicher Brust trinken.
Bald soll er voll durch die sokratische Schar die Zügel freilassen und die Waffen des
ungeheuren Demosthenes schwenken. Dann soll ihn die römische Schar umfließen. Wenn
er griechischer Laute ledig ist, soll sie andern Geschmack ihm nun kredenzen. Die großen
Worte eines Ciceros sollen drohen. Manchmal soll eine Seite, die dem Forum entzogen
wurde, umherschweifen und Fortuna soll tönen, dich sich durch schnelles Laufen bestimmt.
Mit diesen Gütern umgürte er den Geist: So wirst du voll aus der musenbegeisterten Brust
Worte in reichlichem Schwall ausgießen.“
6. Während ich diesem ziemlich sorgfältig zuhörte, bemerkte ich nicht, dass mir die Flucht
des Ascyltos entgangen war… und während ich in dieser Hitze der Worte umherging, kam
eine riesige Menge an Studenten in die Säulenhalle, wie es schien, von einer improvisierten
Kunstrede irgendeines Redners, der die Empfehlungsrede Agamemnons wieder
aufgenommen hatte. Während also die Jünglinge über die Sätze lachen und die Anordnung
des ganzen Vortrages verspotten, entfernte ich mich in einem günstigen Moment und
begann im Lauf, Ascyltos zu verfolgen. Aber ich hielt weder den rechten Weg noch wusste
ich, welche Herberge die seinige war. Deshalb kehrte ich, wohin auch immer ich gegangen
war, immer wieder an dieselbe Stelle zurück, bis ich sowohl vom Laufen ermüdet als auch
schon schweißnass an ein altes Weiblein herantete, das Kohl vom Land verkaufte.
7. Und ich sprach: „Ich bitte dich, Mütterchen, weißt du etwa, wo ich wohne?“ Sie erfreute
sich an jener dummen Städtergesinnung und fragte „Warum sollte ich das nicht wissen?“,
erhob sich und begann, mir vorauszugehen. Ich hielt sie für eine Wahrsagerin und als wir
darauf an einen recht abgelegenen Ort kamen, zog die alte Frau ein Flichtwerk zurück und
sagte: „hier musst du wohnen“. Als ich sagte, ich würde den Ort nicht kennen, sehe ich
zwischen einigen Plakaten nackte Dirnen, die heimlich auf- und abspazierten. Langsam, ja
sogar bereits zu spät verstand ich, dass ich in ein Bordell weggeführt worden war. Ich
verfluchte den Hinterhalt des alten Weibes deshalb, bedeckte mein Haupt und begann, quer
durch das Bordell in einen anderen Stadtteil zu fliehen, als mir, siehe da, im Eingang selbst
ebenso ermattet und sterbend Asycyltos entgegenläuft. Man hätte glauben können, er wäre
von derselben alten Frau weggeführt worden; als ich ihn deshalb lachend grüßte, fragte ich,
was er denn an so einem hässlichen Ort zu suchen habe.
8. Der wischte sich den Schweiß mit den Händen ab und sagte: „wenn du wüsstest, was mir
passiert ist.“ „Irgendwas Neues?“ fragte ich. Doch jener sagte ziemlich fertig: „Als ich durch
die ganze Stadt herumirrte und nicht herausfand, an welchem Ort ich die Herberge verlassen
hatte, trat ein anständig aussehender Familienvater an mich heran und versprach in sehr
höflichem Ton, Wegesführer zu sein. Nachdem er mich dann durch die dunkelsten Gassen
herausgeführt hatte, führte er mich an diesen Ort und begann, nachdem er einen Geldbetrag
hervorgeholt hatte, Unzüchtiges zu fragen. Schon hatte eine Dirne ein As für ihr Zimmer
eingefordert, schon hatte jener Hand an mich gelegt und wäre ich nicht kräftiger gewesen,
wäre ich bestraft worden.“
*
So sehr schienen mir alle Satyrion getrunken zu haben
*
mit vereinten Kräften haben wir die Lästigkeiten abgewehrt
*
9. Wie durch einen Dunst sah ich Giton, der am Rand einer Seitenstraße stand und ich floh
an denselben Ort…
Als ich fragte, ob uns das Brüderchen etwas zum Essen vorbereitet habe, setzte sich der
Junge aufs Bett und wischte sich mit dem Daumen die fließenden Tränen ab. Verstört durch
den Zustand meines Brüderchens fragte ich, was geschehen sei. Doch jener sprach erst
langsam und widerstrebend, aber nachdem ich den Bitten auch noch Jähzorn hinzugemischt
hatte, antwortete er: „dieser dein Bruder oder sei es dein Kamerad eilte kurz vorher ins
Zimmer und begann, mich zu vergewaltigen. Als ich laut um Hilfe rief, zog er sein Schwert
und sagte: „Wenn du Lucretia bist, hast du Tarquinius gefunden.“ Auf diese Worte hin,
streckte ich vor den Augen des Ascyltos die Hände aus und sagte: „Was sagst du, du
weibliche Hure, dessen Atem nicht einmal rein ist?“ Ascyltos tat so, als würde er erschrecken
und rief, nachdem er die Hände noch höher gehoben hatte, noch bedeutend lauter:
Schweigst du nicht gleich, du unzüchtiger Bandit, den sogar die die Sandfläche in der Arena
rausgeworfen hat? Schweigst du nicht gleich, du nächtlicher Meuchelmörder, der nicht
einmal damals, als du dich noch tapfer hieltest, mit einer reinen Frau ringen konnte? Du,
dessen Brüderchen ich im Hinterhof genauso war, wie es jetzt dieser Junge hier in der
Herberge ist.“
10. „Du hast“, sagte ich, „dich dem Vortrag des Lehrers entzogen.“ “Was hätte ich machen
sollen, du Riesenidiot, wo ich doch an Hunger starb? Oder sollte ich die Sätze hören, das
heißt gebrochenes Glas und Deutungen von Träumen? Du bist viel schändlicher als ich,
beim Herkules, du, der den Dichter nur gelobt hat, um einmal außer Haus zu essen“…
Nachdem wir deshalb aus dem äußerst hässlichen Streit in Gelächter ausgebrochen waren,
gingen wir beruhigter zu den übrigens Angelegenheiten über.
*
Wieder rief ich mir die Unverschämtheit ins Gedächtnis zurück und sagte: „Ascyltos, ich sehe
ein, dass wir uns nicht einigen können. Lass uns deshalb unser gemeinsames kleines
Gepäck aufteilen und versuchen, unsere Armut durch privaten Erwerb zu vertreiben. Du bist
gebildet, ich auch. Um deinen Erwerbungen nicht im Wege zu stehen, werde ich mich etwas
anderem zuwenden: ansonsten werden uns täglich 1000 Gründe gegeneinander aufbringen
und werden in der ganzen Stadt ins Gerede kommen.“ Ascyltos weigerte sich nicht und
sprach: „Lass uns heute die Nacht nicht verlieren, weil wir ja als fahrende Studenten zum
Essen zugesagt haben. Morgen aber, weil dir das beliebt, werde ich mich nach einer neuen
Bleibe und irgendeinem anderen Bruder umsehen.“ „Es ist stumpfsinnig aufzuschieben, was
gefällt“, sprach ich.
*
Die Begierde bewirkte diese so hastige Teilung; denn schon lange wollte ich den lästigen
Wächter loswerden, um das alte Verhältnis mit meinem Giton wieder aufzunehmen.
*
11. Nachdem ich mit den Augen die ganze Stadt nach ihm durchsucht hatte, ging ich in das
Zimmerchen zurück, küsste mit guter Treue, umschlinge endlich den Knaben in innigsten
Umarmungen, genieße die glücklichen Freuden, bis man mich um sie hätte beneiden
können. Aber es war noch nicht so weit gekommen, als Ascyltos sich heimlich den Türen
nähert, und nachdem er mit größter Gewalt die Riegel zerschmettert hatte, fand er mich beim
Spiel mit dem Brüderchen vor. Da erfüllte er das Zimmerchen mit Lachen und
Beifallklatschen, zog mich zugedeckt vom Freundchen und sprach: „Was hast du da
getrieben, scheinheiligster Freund? Was? Machst du etwas Kameradschaft?“ Und er beließ
es nicht nur bei Worten, sondern löste den Riemen vom Rucksack und begann, mich
gründlich zu verhauen. Dabei fügte er ausgelassen hinzu: „So darfst du nicht mit dem Bruder
teilen.“
*
12. Wir kamen, als der Tag schon zu Ende war, auf das Forum, auf dem wir eine Menge an
verkäuflichen Waren bemerkten, die zwar nicht wertvoll waren, sondern deren schlecht
gehende Echtheit der dunkle Schleier der Zeit sehr leicht verhüllte. Als wir also auch den
durch Räuberei gestohlenen Mantel mitgebracht hatten, begannen wir wie bei einer äußerst
günstigen Gelegenheit in einer Ecke den äußersten Zipfel freizumachen, wenn der Glanz
des Kleidungsstückes zufällig irgendeinen Käufer anlocken könne. Nicht lange dauerte es,
als ein Bauer, der meinen Augen bekannt vorkam mit seinem Weiblein als Begleiterin recht
schnell herantrat und begann, den Mantel ziemlich sorgfältig zu betrachten. Ascyltos schickte
seinerseits seinen Blick über die Schuhlter des bäuerlichen Käufers und schwieg plötzlich
entsetzt. Und nicht mal ich selbst betrachtete den Menschen ohne irgendeine Furcht, denn
mir schien es jener zu sein, der das Hemdchen abgelegen gefunden hatte. Er war es ganz
bestimmt. Aber da Ascyltos die Glaubwürdigkeit seiner Augen fürchtete, trat er so wie vor her
ein Käufer recht schnell heran, damit er nichts unüberlegt mache, zog ihm das Hemd von
den Schultern und befühlte es recht vorsichtig.
13. Oh welch wunderbares Spiel des Zufalls! Denn der Bauer hatte seine neugierigen Hände
immer noch nicht einmal an die Naht gelegt, sondern verkaufte es angeekelt, als ob es ein
abgenommenes Kleidungsstück eines Bettlers wäre. Nachdem Ascyltos gesehen hatte, dass
das darin Abgelegte unversehrt war und die Person des Käufers niedrigen Standes war, zog
er mich ein bisschen zur Seite und sprach: „Weißt du, Bruder, dass der Schatz, über den ich
geklagt habe, zu uns zurückgekommen ist? Das ist das Hemdchen, das offensichtlich immer
noch voll vom unberührten Gold ist. Was machen wir also oder mit welchem Recht wollen wir
unsere Sache beanspruchen?“ Aufgeheitert nicht nur, weil ich die Beute sah, sondern auch,
weil das Glück von einem äußerst hässlichen Verdacht entlastet hatte, verneinte ich, dass
man auf Umwegen handeln dürfe, sondern man völlig mit Bürgerrecht kämpfen müsse, so
dass es, wenn er eine andere Sache dem Eigentümer nicht zurückgeben wollte, zu einem
Verbot käme.
14. Ascyltos dagegen fürchtete die Gesetze und sagte: „Wer kenn uns denn an diesem Ort
oder wer wird uns, wenn wir reden, Glauben schenken? Mir gefällt es viel besser, es zu
kaufen, obwohl das, was wir wieder erkauft haben, unser ist, und gegen einen geringen
Betrag lieber den Schatz wiedererlangen als sich auf einen zweifelhaften Streitprozess
einzulassen:
Was machen die Gesetze, sobald alleine das Geld herrscht
Oder sobald keine Armut siegen kann?
Selbst die, die als Zyniker mit einem Ranzen die Zeit verbringen
Verkaufen manchmal gewöhnlich ihre Worte gegen Geld
Also ist ein Urteil nichts als öffentliche Ware
Und der Ritter (Richter?), der im Prozess sitzt, billigt das Gekaufte.“
Aber außer einem Doppelass-Stück, mit dem wir Wolfsbohnen kaufen wollten, gab es nichts
zur Verfügung. Um deshalb unterdessen die Beute nicht zu verlieren, beschloss man, den
Mantel sogar billig zu verkaufen, damit der Preis des größeren Vorteils den Verlust leichter
mache. Als wir also die Ware entfalteten, legte die Frau mit entblößtem Haupt, die
zusammen mit dem Bauern gestanden hatte, beide Hände auf den Zipfel und, nachdem sie
die Kennzeichen des Mantels recht sorgfältig betrachtet hatte, rief mit lautem Geschrei, die
Räuber zu halten. Wir dagegen waren sehr verstört und begannen selbst, damit wir
überhaupt etwas zu tun schienen, das zerrissene und dreckige Hemd zu halten und mit
denselben Anfeindungen zu rufen, dass das Hemd, das jene besäßen, das unsrige sei. Aber
unsere gegenseitigen Forderungsansprüche waren in keiner Weise angemessen und die
Höker, die auf unser Geschrei hin zusammenströmten, lachten freilich über unsere
Anfeindung, weil sie sahen, dass für jenen Teil ein äußerst wertvolles Kleid, für dieses ein
zerrissenes beansprucht wurde, das nicht einmal guten Lumpendecken wert war. Darauf
zerschlug Ascyltos das Gelächter, der, nachdem es ruhig geworden war, sprach: „Wir sehen,
dass jedem seine Angelegenheit äußerst lieb ist; uns sollen sie unser Hemdchen
zurückgeben und sie erhalten ihren Mantel zurück.“
15. Auch wenn dem Bauern und seiner Frau das Tauschgeschäft gefiel, forderten dennoch
die schon fast düsteren Winkeladvokaten, die den Mantel zum Vorteil machen wollten, dass
beides bei ihnen abgelegt werde und am nächsten Tag ein Richter die Klage untersuche.
Denn nicht nur die Dinge, die im Konflikt zu sein schienen, sondern bei weitem
, weil nämlich auf jeder Seite der Verdacht auf Diebstahl bestünde. Schon
beschlossen es die Vermittler und irgendeiner der Höker, kahl, mit lauter Warzen auf der
Stirn, der es gewöhnt war auch einmal Prozesse (im Gericht) zu führen, hatte sich den
Mantel unter den Nagel gerissen und bekräftigte, ihn am morgigen herauszugeben. Im
übrigen hatte er offensichtlich nichts anderes vor, außer dass das Kleid, wenn es einmal
abgelegt worden war, unter den Räubern aufgeteilt werden und wir aus der Furcht vor einer
Strafanklage nicht zum beschlossenen Gerichtstermin kommen würden…
Genau dasselbe wollten wir auch. Deshalb half der Zufall dem Wunsch beider Seiten. Denn
der entrüstete Bauer warf, weil wir forderten, dass der Fetzen vor Gericht hergezeigt werden
müsse, das Hemd ins Gesicht des Ascyltos und befahl, dass wir, wenn der Streit einmal
beigelegt worden sei, den Mantel abgeben, der alleine noch Gegenstand des Streites war…
Und nachdem der Schatz, wie wir glaubten, wiedererlangt worden war, gingen wir eilends in
die Herberge und begannen, nachdem wir die Tür verschlossen hatten, nicht weniger den
Scharfsinn der Höker als vielmehr den der Ankläger zu verlachen, weil sie uns das Geld mit
ungeheurer Verlegenheit wiedergegeben hatten.
Ich will nicht sofort das halten, was ich begehre,
noch gefällt mir ein Sieg, der mir bereitet wurde.
*
16. Aber sobald wir uns mit der Mahlzeit, die durch die Wohltat Gitons bereitet worden war,
vollgestopft hatten, als man plötzlich äußerst laut gegen die Tür schlug…
Als wir also selbst bleich fragten, wer da sei, sagte man: „Mach auf, du wirst es schon
sehen.“ Und während wir sprechen, fiel der Türriegel, nachdem er sich von alleine gelöst
hatte, herunter und plötzlich ließen die geöffneten Türen sie eintreten. Es war aber die Frau
mit bedecktem Kopf [freilich war es jene, die kurz vorher beim Bauern gestanden hatte] und
sprach: „Habt Ihr geglaubt, dass Ihr mich verspotten könnt? Ich bin die Sklavin der Quartilla,
deren heilige Handlung ihr vor der Krypta gestört habt. Siehe, sie selbst kommt in eure
Herberge und erwünscht die Erlaubnis, mit euch zu sprechen. Habt keine Angst. Sie klagt
weder euer Fehlverhalten an noch bestraft sie euch, im Gegenteil: sie wundert sich eher,
welcher Gott so gebildete Jünglinge in ihre Gegend gebracht hat.“
17. Während wir immer noch schweigen und keinem Teil Zustimmung gaben, trat sie selbst,
begleitet von einem Mädchen, und setzte sich auf mein Bett. Dann weinte sie lange. (Und)
wir gaben nicht einmal da ein Wort von uns, sondern warteten gelähmt die Tränen ab, die zu
dem Zweck da waren, Schmerz zu zeigen. Sobald also der so bemühte Tränenschwall
abschwoll, entblößte sie ihr stolzes Haupt vom Mantel, und nachdem sie ihre Hände
gerungen hatte bis die Gelenke krachten, sprach sie: „Was ist das denn für eine Frechheit
oder wo habt ihr die Räubereien gelernt, die sogar Theaterstücke übertreffen werden? So
wahr mir Gott helfe, ich erbarme mich euer; denn niemand hat das ungestraft gesehen, was
nicht erlaubt war. Jedenfalls ist unsere Gegend von gegenwärtigen göttlichen Wesen so voll,
dass du leichter einen Gott als einen Menschen finden kannst. Und glaubt nicht, dass ich
hierhin gekommen bin, um mich zu rächen, ich werde eher durch euer Alter bewegt als durch
die Beleidigung, die mir zuteil wurde. Denn ihr habt, wie ich immer noch glaube, unüberlegt
ein unentschuldbares Verbrechen begangen. Weil ich selbst in jener Nacht heimgesucht
wurde, erstarrte ich vor so gefährlicher Kälte, dass ich auch einen Anfall durch das
Wechselfieber fürchte. Und daher bat ich um ein Heilmittel im Traum und wurde beauftragt,
euch ausfindig zu machen und den Ansturm der Krankheit zu mildern, nachdem man mir
eine feine Therapie gezeigt hat. Aber ich arbeite nicht so sehr an einem Heilmittel; ein
größerer Schmerz wütet nämlich im Herzen, der mich an den Rande des Todes geführt hat.
Nämlich dass ihr, von jugendlichem Leichtsinn getrieben, das, was in der Kapelle des
Priapos gesehen habt, verbreitet und die Pläne der Götter an die Öffentlichkeit bringt. Daher
strecke ich die nach oben gekehrten Hände zu euren Knien hin und bitte inständig, dass ihr
die nächtlichen Religionshandlungen nicht zum Spaß oder Gespött macht und Geheimnisse,
die so viele Jahre gehütet wurden, verraten wollte, die kaum drei Menschen kennen.“
18. Nach dieser flehenden Bitte vergoss sie wieder Tränen und drückte ganz von großen
Seufzern erschüttert ihr Gesicht und die Brust auf mein Bett. Zur selben Zeit wurde ich
sowohl von Barmherzigkeit als auch von Furcht ergriffen und befahl ihr, guten Mut zu haben
und dass sie von beiden nichts zu befürchten habe: denn keiner werde die heiligen
Handlungen verbreiten und wir würden, wenn der Gott jener außerdem noch ein anderes
Heilmittel gegen ihr dreitägiges Wechselfieber gezeigt habe, der göttlichen Klugheit gar mit
Gefahr für uns helfen. Nach diesem Versprechen wurde die Frau heiterer, küsste mich recht
feucht und strich mit ruhiger Hand, nachdem sie vom Weinen zum Lächeln gebracht worden
war, durch meine Haare, die vom Ohr herabhingen, sprach dabei: „ich schließe mit euch
einen Waffenstillstand und lasse ab von meinem beschlossenen Streitprozess. Wenn ihr
aber nicht bei dem Heilmittel, das ich erstrebe, zugestimmt hättet, hätte sich schon am
morgigen Tag eine Menge vorbereitet, die sowohl mein Unrecht als auch meine Würde
gerächt hätte:
Es ist schändlich, verachtet zu werden, Stolz, Gesetze zu schenken:
Das liebe ich, dass ich auf dem Weg gehen kann, auf dem es beliebt.
Denn der, der vernünftig und verständig ist, knüpft Streit, wenn man ihn verachtet,
und wer nicht umbringt, geht gewöhnlich als Sieger hervor.
Nachdem sie darauf in die Hände geklatscht hatte, brach sie plötzlich in so großes Lachen
aus, dass wir es mit der Angst zu tun bekamen. Dasselbe tat von der anderen Seite die
Magd, die vorher gekommen war, dasselbe das Mädchen, das zusammen mit ihr eingetreten
war.
19. Alles tönte von dem schauspielerischen Gelächter, weil wir unterdessen wussten, wie
eine so plötzliche Änderung ihrer Gesinnung gesehen war, und betrachteten bald uns selber,
bald die Frauen.
*
„Deshalb verbat ich heute, dass irgendjemand der Sterblichen in diese Herberge zugelassen
wird, damit ich von euch ein Heilmittel gegen das dreitätige Wechselfieber bekomme, ohne
gestört zu werden.“ Sobald Quartilla das gesagt hatte, stutzte Ascyltos freilich ein Weilchen,
ich aber wurde kälter als ein Winter in Gallien und konnte kein Wort herausbringen. Aber
dass wir nichts Traurigeres erwarteten, bewirkte die Versammlung der Besucher: denn es
waren nur 3 Weiblein, und wenn sie etwas versuchen wollten, waren sie freilich die
schwächsten. Wir dagegen waren, wenn nichts anderes, vom männlichen Geschlecht. Aber
wir waren gewiss auch bestens zum Kampf gegürtet. Ja, ich hatte sogar so schon die Paare
zusammengestellt, so dass ich, wenn hätte gekämpft werden müssen, es selber mit
Quartilla, Ascyltos mit der Magd und Giton mit dem Mädchen aufgenommen hätte.
*
Da aber entwich uns Entsetzten die ganze Beständigkeit und ein nicht zweifelhafter Tod
begann vor den Augen der Elenden vorbeizuziehen.
20. „Ich bitte dich, Herrin“, sprach ich, wenn du etwas Schlimmeres vorbereitest, bring es
recht schnell zu Ende; denn wir haben keine so große Untat begangen, dass wir gefoltert
sterben müssten.“
*
Die Magd, die man Psyche nannte, breitete auf dem Fußboden sorgfältig eine kleine Decke
aus.
*
sie erregte meinen Unterleib, der schon von 1000 Toden kalt war…
*
Ascyltos hatte sein Haupt mit dem Mantel bedeckt, weil er sich freilich daran erinnerte, dass
es gefährlich war, sich in fremde Geheimnisse einzumischen.
*
Die Magd holte zwei Volante aus dem Bausch hervor und band mit dem einen unsere Füße,
mit dem anderen unsere Hände fest.
*
Weil ihm der Zusammenhang der Geschehnisse fehlte, sprach Ascyltos schon: „Wie jetzt?
Bin ich es nicht würdig zu trinken?“ Die Magd, die durch mein Gelächter verraten worden
war, klatschte in die Hände und antwortete: „Freilich hab ich dir einen hingestellt...
*
Junger Mann, hast du alleine eine so große Menge Medizin ausgetrunken?“ „Ist das
so?“ fragte Quartilla. „Enkolpius hat alles ausgetrunken, was an Satyrion da war?“
*
von einem nicht unschicklichen Lachen bewegte sich die Brust…
*
und nicht einmal Giton hielt sein Lachen zurück, besonders als das Mädchen seinen Hals
ergriffen und dem Jungen, der sich nicht wehrte, unzählige Küsse gegeben hatte.
21. Wir Armen wollten um Hilfe rufen, aber es gab keinen, der hätte helfen können. Hier
stach mir, als ich nach dem Schutz der Quiriten rufen wollte, Psyche mit einer Haarnadel in
die Backen, dort setzte das Mädchen mit einem Pinsel, den sie selbst mit Satyrion getränkt
hatte, dem Ascyltos zu.
*
Am Ende kam eine aufgetakelte Tunte mit einem Myrtenrock bekleidet und mit einem Gürtel
hochgeschnürt… bald fiel er über uns her, nachdem er uns die Hinterteile gefoltert hatte,
bald beschmutzte er uns mit stinkenden Küssen, solange bis Quartilla, die eine Rute aus
Walfisch hielt und hoch geschürzt befahl, uns Unglücklichen Gnade zu gewähren.
*
Jeder von uns schwörte mit heiligsten Worten, dass wir beide ein so schreckliches
Geheimnis mit ins Grab nehmen würden…
*
Mehrere Ringer traten ein und ließen uns wieder, indem sie uns mit richtigem Öl übergossen
hatten, wieder zu Kräften kommen. Als die Müdigkeit also so gut es ging verschwunden war,
zogen wir unsere Festmahlgewänder wieder an und wurden in den nächsten Keller geführt,
in dem drei Betten ausgebreitet und übrige Luxusausstattung äußerst glänzend ausgestellt
worden war. Nachdem man uns es befohlen hatte, legten wir uns also zu Tisch. Man begann
mit einem wunderbaren Vorgericht und überschwemmte uns anschließend mit Falernerwein.
Als wir von mehreren Gängen erschöpft wieder schläfrig wurden, sprach Quartilla: „So ist
das? Ihr habt vor, auch dann zu schlafen, obwohl ihr wisst, dass dem Schutzgeist des
Priapos eine Nachtfeier geschuldet wird?“
*
22. Als Ascyltos von so vielen Übeln ermattet wegdämmerte, rieb jene Sklavin, die zu
Unrecht weggestoßen worden war, sein gesamtes Gesicht mit viel Ruß ein und bemalte
Seiten und Schultern von ihm, da er es nicht merkte, mit Phalli. Schon hatte auch ich von so
vielen Übeln ermattet einen sehr kleinen Vorgeschmack vom Sandmännchen gekostet;
dasselbe hatte auch die gesamte Hausgemeinschaft drinnen und draußen gemacht, und die
einen lagen um die Füße derer, die zu Tisch lagen, alle Viere von sich ausgestreckt, die
anderen an die Wand gelehnt, einige schliefen Kopf an Kopf auf der Türschwelle selber; die
Öllampen, denen das Öl ausging, verbreiteten ein zartes, dahinsterbendes Licht: als plötzlich
zwei Syrer das Speisezimmer betraten, um zu plündern, und während sie zwischen dem
Silbergeschirr habgierig streiten, brachen sie die Flasche, an der sie an beiden Seiten
gezogen hatten, auseinander. Auch fiel ein Tisch mit Silbergeschirr um und einer Sklavin, die
auf einem gepolstertem Bett schlief fiel ein Becher, der zufällig aus ziemlicher Höhe
erschüttert worden war, auf den Kopf. Auf diesen Schlag hin schrie sie auf, lieferte in gleicher
Weise die Diebe aus und weckte einen Teil der Betrunkenen auf. Jene, die gekommen
waren, um zu plündern, legten sich, nachdem sie eingesehen hatten, dass man sie ertappt
hatte, in gleicher Weise neben einem Bett nieder und begannen, man hätte glauben können,
es sei ausgemacht worden, zu schnarchen als ob sie schon lange schliefen.
Schon hatte der Haushofmeister, der sich auch erhoben hatte, den aussterbenden Lampen
wieder Öl eingefüllt, und die Sklaven waren zu ihren dienstlichen Tätigkeiten zurückgekehrt,
nachdem sie sich die Augen ein Weilchen gerieben hatten, als plötzlich eine Cymbalistin
eintrat, ihre Instrumente erschallen ließ und so alle aufweckte.
23. Also wurde das Gelage wieder aufgenommen und Quartilla rief wieder zum Trinken auf.
Die Cymbalistin unterstützte die Heiterkeit der Trinker.
*
Es tritt eine Tunte ein, der geschmackloseste Mensch von allen und jenem Haus völlig
würdig. Dieser krachte mit den Knöcheln seiner ungedrehten Hände, seufzte auf und ließ ein
derartiges Gedicht los:
„ Hierher, hierher, schnell kommt jetzt zusammen, ihr warmen Brüder,
lauft schnell, legt einen Schritt zu, fliegt auf eurer Fußsohle herbei
mit leichtem Oberschenkel, beweglichem Hinterteil und frivoler Hand
ihr Zärtlichen, Alten und die, die durch die Hand des Delias kastriert sind.“
Nachdem er seiner Verse verschleudert hatte, besabberte er mich mit einem äußerst
feuchten Kuss. Bald kam er auch auf das Bett und deckte mich auf, obwohl ich mich mit aller
Gewalt weigerte. Über meinem Geschlechtsteil fummelte er lange und sehr vergeblich
herum. Über die Stirn des Schwitzenden flossen Bäche von Akazienschminke, und zwischen
den Runzeln der Wangen war soviel Kreide, dass man hätte glauben können, eine gekalkte
Wand leide an starkem Regen.
24. Länger hielt ich die Tränen nicht mehr zurück, sondern sprach zu äußerster Verzweiflung
getrieben: „Bitte, Herrin, du hattest versprochen, dass man mir sicher ein Betthupferl geben
würde.“ Jene klatschte recht zart in die Hände und antwortete: „du scharfsinniger Kerl und
Quelle großstädtischen Witzes. Wie jetzt? Hattest du nicht gewusst, dass die Tunte da
Betthupferl heißt?“ Damit es dann meinem Kameraden besser ergehe, sprach ich: „Meiner
Treu, hat Ascyltos in diesem Speisezimmer als einziger frei?“ „So soll“, sprach Quartilla,
„dem Ascyltos auch ein Betthupferl gegeben werden.“ Auf diese Worte hin wechselte die
Tunte sein Pferd und nachdem er zu meinem Kameraden gekommen war, machte er ihm mit
seinem Hinterteil und Küssen zu schaffen. Zwischen all dem stand Giton und lachte sich tot.
Quartilla erblickte ihn und fragte nach äußerst sorgfältiger Nachforschung, wessen Büblein er
sei. Dann sprach sie: „Weshalb hat er mich also nicht geküsst?“ Und sie zog den
Herbeigerufenen zu einem Kuss an sich. Bald schob sie auch ihre Hand in den Bausch
seiner Toge und meinte, nachdem sie sein Zipfelchen gründlich bearbeitet hatte: „Er wird mir
morgen bei dem schönen Vorgericht für meine Lust dienen; denn heute nehme ich nach
einem Esel keine Sardine.“
25. Als sie das sagte, kam die lachende Psyche an ihr Ohr heran. Nachdem sie irgendetwas
gesagt hatte, sprach Quartilla: „So, so gut, dass du mich daran erinnerst hast. Warum wird
unsere Pannychis nicht entjungfert, wo die Gelegenheit doch so unglaublich günstig ist?“
Sogleich holte man ein recht schönes Mädchen herein, das nicht älter als sieben zu sein
schien und zuerst mit Quartilla in unsere Zelle gekommen war. Während also alle klatschten
und eine Hochzeit forderten, verstummte ich und bekräftigte, dass weder Giton, ein äußerst
schüchterner Junge, zu dieser Ausschweifung genüge, noch das Mädchen von diesem Alter
sei, in dem man das Gesetz der weiblichen Erduldungen empfangen könne. „Blödsinn“,
sprach Quartilla, ist die nicht jünger als ich es war, als ich einen Mann zum ersten Mal
rangelassen habe? Meine Juno möge ich erzürnt haben, wenn ich mich daran erinnern
könnte, jemals Jungfrau gewesen zu sein. Denn auch als Kleinkin wurde ich von den
Griechen verdorben und näherte mich gleich darauf, als die Jahre voranschritten, älteren
Jungen, solange bis ich so alt geworden bin. Daher ist auch meiner Meinung nach jenes
Sprichwort entstanden, dass besagt, dass der, der ein Kalb ausgehalten hat, auch einen
Stier ertragen könne.“ Damit das Brüderchen also in Abgeschiedenheit kein größeres
Unrecht erleiden könne, erhob ich mich zum Hochzeitsdienst.
26. Schon hatte Psyche das Haupt des Mädchen mit dem Brautschleier umwunden, schon
trug das Betthupferl die Fackel voran, schon hatten die betrunkenen Frauen klatschend
einen langen Zug gebildet und das Schlafzimmer mit unzüchtigem Wandgehänge
geschmückt, als Quartilla, von der Ausgelassenheit der Scherzenden angestiftet, sich auch
selbst erhob, Giton packte und ins Schlafzimmer zog. Zweifellos hatte sich der Junge nicht
geweigert und nicht einmal das traurige Mädchen fürchtete sich vor dem Begriff „Hochzeit“.
Als sie deshalb eingeschlossen wurden waren und darnieder lagen, ließen wir uns vor der
Schlafzimmertür nieder und besonders Quartilla hatte an einen frech gerissenen Spalt ihr
neugieriges Auge gebracht und betrachtete das kindliche Spiel mit lüsterner Sorgfalt. Auch
mich zog sie mit sanfter Hand zum selben Schauspiel hin, und weil die Mienen von uns, die
aufmerksam zusahen, nahe aneinander hingen, bewegte dir ihre Lippen, wann immer auch
Zeit war, sich vom Schauspiel abzuwenden, meinen entgegen und schlug mich dann
sozusagen mit verstohlenen Küssen.
*
… auf unsere Betten geworfen verbrachten wir die übrige Nacht furchtlos. Schon war der
dritte Tag gekommen, das bedeutet die Erwartung auf eine freie Mahlzeit, aber da uns so
viele Verwundungen geschunden hatten, gefiel die Flucht mehr als die Ruhe. Als wir deshalb
traurig darüber nachdachten, auf welche Art wir denn dem gegenwärtigen stürmischen
Unruhen entkommen sollten, unterbrach uns Ängstliche ein Sklave Agamemnons und sagte:
„Was ist mit euch? Wisst ihr nicht, bei wem das Essen heute stattfindet? Trimalchio, ein sehr
anständiger Mensch… er hat eine Uhr im Speisezimmer und einen geschmückten
Hornbläser, damit er gleich weiß, wie viel er vom Leben verloren hat.“ Also vergaßen wir all
unsere Übel, kleideten uns sorgfältig und befahlen Giton, der äußerst gerne den
Sklavendienst übernahm, uns ins Bad zu folgen…
27. Unterdessen begannen wir angezogen umherzuspazieren, ja wir begannen sogar, auch
mehr zu scherzen und uns den Kreisen von spielenden Menschen zu nähern, als wir
plötzlich einen glatzköpfigen alten Mann sahen, mit einer roten Tunika bekleidet, der
zwischen Jungen mit langen Locken mit einem Ball spielte. Aber uns hatten nicht so sehr die
Jungen zum Schauspiel hingezogen, obwohl es lohnenswert war, als viel mehr der Hausherr
selbst, der in Sandalen mit einem lauchgrünen Ball übte. Einen Ball, der den Boden berührt
hatte, holte er nicht mehr wieder, sondern ein Sklave hatten einen vollen Beutel und reichte
daraus den Spielenden einen neuen. Wir lernten auch neuartige Dinge kennen. Denn zwei
Eunuchen standen an verschiedenen Stellen des Kreises, von denen der eine einen
silbernen Nachtopf hielt, der andere die Bälle zählte, zwar nicht die, die zwischen den
Händen hin- und herflogen während des Spiels, sondern die, die auf den Boden fielen.
Während wir also dieses prachtvolles Schauspiel bewunderten, läuft Menelaus daher und
sprach: „Der da ist es, bei dem ihr zu Tische liegt, und ihr seht gerade schon den Anfang des
Gastmahls.“ Menelaus sprach immer noch, als Trimalchio plötzlich mit den Fingern
schnalzte, worauf ein Eunuch ihm beim Spielen den Nachtopf unten hinhielt. Jener forderte,
nachdem er seine Blase erleichtert hatte, Wasser für seine Hände und wischte die leicht
besprengten Finger auf dem Kopf des Jungen ab…
28. Es hätte zu lange gedauert, Einzelheiten zu berichten. Daher betraten wir das Bad und
gingen erhitzt vom Schweißbad schnell ins kalte Wasser heraus. Trimalchio wurde schon mit
Salbe eingerieben und dann abgetrocknet, aber nicht mit Leintüchern, sondern mit
Umhängen, die aus einer ganz weichen Wolle gefertigt worden waren. Unterdessen tranken
drei Masseure vor dessen Augen Falernerwein, und als sie beim Streiten das meiste
verschütteten, sagte Trimalchio, dass dies ein Guss auf sein Wohl sei. Dann wurde er in eine
scharlachrote Decke gewickelt und auf eine Sänfte gelegt, wobei vier geschmückte Läufer
und ein Handwagen vorgingen, in dem sein Liebling gezogen wurde, ein alter Knabe,
triefäugig und hässlicher als sein Herr Trimalchio. Als er also weggebracht wurde, trat ein
Musikant mit einer äußerst kleinen Flöte an sein Haupt heran und als ob er irgendetwas im
Geheimen in sein Ohr sprach, spielte er auf dem ganzen Weg.
Wir folgen bereits durch unsere Verwunderung gesättigt und kommen mit Agamemnon zum
Eingang, auf dessen Pfosten ein Plakat mit folgender Aufschrift angebracht: „Welcher Sklave
auch immer ohne häuslichen Befehl herausgeht, wird 100 Schläge erhalten.“ Im Eingang
selber stand ein grün gekleideter Pförtner, mit einem kirschroten Gürtel und löste Erbsen
über einer silbernen Schale. Über der Türschwelle aber hing ein goldener Käfig, in dem eine
gesprenkelte Elster die Eintretenden begrüßte.
29. Übrigens hätte ich mir, während ich über all das staunte, beinahe meine Beine
gebrochen und rückling hingefallen. Denn zur Linken war für die Eintretenden nicht weit von
der Zelle des Pförtners ein riesiger Hund, in Ketten gefesselt, auf die Wand gemalt und
darüber hatte man die großen Buchstaben „cave canem“ geschrieben. Und manche meiner
Begleiter lachten, ich aber hörte nicht auf, die ganze Wand zu verfolgen, nachdem ich mich
vom Schreck wieder erholt hatte. Es gab aber einen Sklavenmarkt, der mitsamt den
Bildunterschriften an die Wand gemalt war und selbst Trimalchio, der jetzt Locken hatte, trug
einen Heroldstab und betrat unter der Führung Minervas Rom. Wie er rechnen gelernt hatte
und dann zum Schatzmeister geworden war, alles hatte der sorgfältige Maler umsichtig mit
einer Inschrift wiedergegeben. Am Ende der Säulenhalle aber hob Merkur ihn schon, indem
er ihm unter das Kinn gegriffen hatte, auf das hohe Podium. Fortuna war anwesend mit
einem riesigen Horn und drei Parzen, die goldene Fäden drehten. Ich bemerkte auch in der
Säulenhalle eine Schar von Läufern, die sich mit ihrem Lehrer übten. Außerdem sah ich in
einer Ecke einen großen Schrank, in dessen Niesche die silbernen Laren gestellt waren,
eine Marmorstatue der Venus und eine goldene, nicht gerade kleine Büchse, in dem
angeblich der Bart von ihm selbst aufbewahrt wurde…
Also begann ich den Hausdiener zu fragen, welche Bilder sie in der Mitte hätten. „Die Ilias
und die Odyssee“, sprach er, „und ein Gladiatorenspiel von Laenas“. Es war nicht erlaubt,
die feinen Stoffe zu betrachten…
30. Schon waren wir im Speisezimmer angekommen, in dessen Vorraum ein Prokurator
Rechnungen empfing. Und was ich besonders bewunderte: auf den Türpfosten des
Speisezimmers waren Bündel mit Beilen befestigt, deren unterster Teil eine Art eherner
Schnabel eines Schiffes abschloss, auf dem geschrieben stand: „dem C. Pompeius
Trimalchio, einem der sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus, von Cinnamus, dem
Zahlmeister.“ Unter demselben Spruch hing von der Decke eine Doppellampe. Auf beiden
Pfosten waren zwei Tafeln angebracht, von denen auf dem einen, wenn ich mich recht
erinnere, diese Inschrift: „Am 30. und 31. Januar speist unser Gaius draußen.“ Die andere
hatte den Lauf des Mondes und die Bilder der sieben Sterne gemalt; und welcher Tag gut
und welcher ungünstig war, wurde angezeigt, indem ein Knopf darüber sie unterschied.
Von diesen Freuden erfüllt rief, als wir versuchten, das Speisezimmer zu betreten, einer der
Jungen, der in dieses Amt eingesetzt worden war: „Mit dem rechten Fuß.“ Sofort hatten wir
ein Weilchen Angst, dass jemand von uns gegen die Anweisung die Schwelle übertreten
könnte. Wie wir übrigens dann in gleicher Weise den rechten Fuß bewegt hatten, legte sich
uns ein entkleideter Sklave zu Füßen und begann darum zu bitten, ihn seiner Bestrafung zu
entreißen: sein Vergehen sei nicht groß, wegen dem er in Gefahr sei; denn ihm seien die
Kleider des Zahlmeisters im Bad gestohlen worden, die kaum 10 Sesterzen wert waren. Also
zogen wir unseren rechten Fuß zurück und baten den Zahlmeister, der im Salon
Goldmünzen zählte, dem Sklaven die Strafe zu erlassen. Jener blickte hochmütig auf und
sprach: „der Verlust bewegt mich nicht so sehr wie die Nachlässigkeit dieses völlig
nichtsnutzigen Sklaven. Er hat meine Festkleider verloren, die mir ein Klient an meinem
Geburtstag geschenkt hatte, Tyrisch ohne Zweifel, aber schon einmal gewaschen. Naja, ich
schenk ihn euch.“
31. Durch eine so große Wohltat ihm verbunden, lief, als wir das Speisezimmer betreten
hatten, uns derselbe Sklave, für den wir gebeten hatten, entgegen und drückte den
Stutzenden sehr feuchte Küsse auf, wobei er für unsere Menschlichkeit dankte. „Kurz, sofort
werdet ihr wissen, wem ihr eine Wohltat erwiesen habt“, sagte er. Der Hauswein ist der Dank
des Dieners.“
Endlich legten wir uns zu Tisch, während alexandrinische Jungen von Schnee gekühltes
Wasser über die Hände gossen, die anderen zu den Füßen folgten und mit ungeheurer
Geschicklichkeit die eingewachsenen Nägel entfernten. Und nicht einmal bei diesem freilich
so lästigen Dienst schwiegen sie, sondern sangen darüber hinaus. Ich wollte erfahren, ob die
gesamte Hausgemeinschaft singe, forderte deshalb etwas zum Trinken. Der Junge, der
sofort dazu bereit war, nahm meinen Auftrag mit nicht weniger schrillem Gesang auf und wer
auch immer von ihnen darum gebeten wurde, etwas zu geben: man hätte glauben können,
es sei der Chor eines Pantomimen, nicht das Speisezimmer eines ehrenwerten Herren.
Dennoch wurde eine sehr gepflegte Vorspeise serviert. Und schon hatten sich alle zu Tisch
gelegt mit Trimalchio als einziger Ausnahme, dem man nach neuer Sitte einen Ehrenplatz
aufbewahrte. Im übrigen lag auf dem Servierbrett ein korinthischer Esel mit einem
Doppelsack, der in dem einen weiße Oliven, im anderen schwarze hatte. Zwei Schüsseln
bedeckten den Esel, auf deren Rand der Name Trimalchios und das Gewicht des Silbers
eingeschrieben war. Kleine, festgelötete Brücken hielten Haselmäuse, die mit Honig und
Mohn bestrichen waren. Auch heiße Würste wurden auf einem silbernen Rost gelegt und
innerhalb des Rostes syrische Pflaumen mit Kernen des punischen Apfels.
32. In diesen Köstlichkeiten waren wir, als Trimalchio selbst zur Musik hineingetragen,
zwischen winzigen Kissen abgesetzt wurde und damit die Unwissenden zum Lachen
brachte. Denn aus dem scharlachroten Mantel hatte sein kahl rasierter Kopf herausgesehen
und um den Hals, den er mit dem Gewand geschmückt wurde, hatte er eine Serviette mit
breiten Purpurstreifen gebunden, an der hier und da Fransen herabhingen. Am kleinen
Finger seiner linken Hand hatte er auch einen großen Ring, der leicht vergoldet war, aber am
letzten Glied des Ringfingers einen, der, wie es mir schien, ganz aus Gold war, aber völlig
wie mit Sternen aus Eisen angelötet war. Und um nicht nur diesen Reichtum zu zeigen,
entblößte er seinen rechten Arm, der mit einem goldenen Armreif verziert war und einem
Ringlein aus Elfenbein, das mit einer glänzenden Platte verbunden war.
33. Sobald er dann mit einer silbernen Feder in seinen Zähnen herumgestochert hatte,
sprach er: „ Freunde, mir war es noch nicht angenehm, in den Speisesaal zu kommen, aber
um euch nicht länger hinzuhalten, habe ich mir jedes Vergnügen verweigert. Dennoch
erlaubt ihr mir, dass das Spiel beendet wird.“ Es folgte ein Junge mit einer Tafel aus
Terebinthenholz, kristallenen Würfeln, und ich bemerkte dabei das Allergeschmackvollste:
Denn anstatt weißer und schwarzer Steinchen hatte er goldene und silberne Denare.
Während jener unterdessen unterm Spiel die Worte von allen Handwerkern gebrauchte,
wurde uns, die immer noch bei der Vorspeise waren, ein Tafelaufsatz mit einem Korb
herangetragen, in dem eine hölzerne Henne saß, die ihre Flügel im Kreis um sich herum
ausgebreitet hatte, wie es gewöhnlich die tun, die Eier ausbrüten. Sogleich tragen zwei
Sklaven herbei und während Musik laut dröhnte, begannen sie, die Spreu zu durchsuchen,
gruben Pfaueneier aus und verteilten sie dann an ihre Gäste. Trimalchio drehte sich diesem
Schauspiel zu und sagte: „Freunde, ich befahl dass der Henne Pfaueneier untergelegt
werden sollten. Und beim Hercules, ich fürchte, dass sie schon befruchtet sind; lasst uns
dennoch versuchen, ob sie noch schlürfbar sind.“ Also erhalten wir Esslöffel, die nicht
weniger als ein halbes Pfund wogen und schlagen die Eier, die aus Ölteig gebacken waren.
Meins hätte ich beinahe weggeworfen, denn schon schien es mir, als ob sich ein Küken darin
gebildet hätte. Sobald ich dann aber einen alten Gast „Hier muss was Gutes drin sein“ sagen
hörte, fasste ich mit der Hand in die Schale und fand eine äußerst fette Feigendrossel, die
von gepfefferten Eidotter umgeben war.
34. Schon hatte Trimalchio sein Spiel unterbrochen und forderte all dasselbe. Er gab mit
lauter Stimme die Erlaubnis, wenn jemand von uns wieder Honigwein nehmen wollte, als
plötzlich ein Zeichen von der Musik gegeben wurde und die Vorspeisen in gleicher Weise
von einem singenden Reigen weggeschafft wurden. Als übrigens während des
Durcheinanders zufällig eine Schüssel zu Boden gefallen war und der Sklave sie vom Boden
aufgehoben hatte, bemerkte es Trimalchio und befahl den Jungen mit einer Ohrfeige zu
schelten und die Schüssel wieder hinzuwerfen. Es folgte der Aufseher über das Hausgerät
und begann, das Silberschälchen mit dem übrigen Unrat mit einem Handbesen
hinauszukehren. Daraufhin traten zwei Aethiopier ein mit Locken und kleinen Schläuchen,
wie es gewöhnlich die sind, die im Amphitheater den Sand ausstreuen und gossen Wein auf
die Hände; denn Wasser reichte [uns] niemand. Als man den Herren wegen seines feinen
Geschmackes lobte, sagte er: „Mars liebt das Gerechte. Deshalb habe ich befohlen, dass
jedem sein eigener Tisch zugewiesen werden soll. Nebenbei werden die übelst riechenden
Sklaven und durch ihre häufige Anwesenheit weniger Hitze machen.“
Sofort wurden gläserne Amphoren herbeigebracht, die sorgfältig übergipst waren, an deren
Hals Etiketten mit diesem Titel angebracht waren: „Opimianischer Falernerwein, 100 Jahre
alt.“ Während wir die Titel lasen, klatschte Trimalchio in die Hände und sprach: „Oh weh,
also lebt der Wein länger als ein Menschlein. Lasst uns deswegen saufen! Wein ist Leben.
Ich stelle echten Falernerwein zur Verfügung. Gestern habe ich keinen so guten gestellt und
es speisten viel anständigere Gäste.“ Als wir also tranken und die prachtvollen Schaustücke
sehr sorgfältig bewunderten, brachte ein Sklave ein silbernes Skelett herbei, das so
zurechtgemacht war, dass dessen Gelenke und verrenkte Wirbelknochen in alle Richtungen
gebogen werden konnten. Während er dieses immer wieder über den Tisch geworfen hatte
und die Gliederpuppe sich in einige Stellungen verrenkte, warf Trimalchio ein:
„Ach wir Armen, wie doch das ganze Menschlein nichts ist!
So werden wir alle sein, nachdem Orkus uns weggetragen hat.
Lasst und also leben, solange es noch erlaubt ist, dass es uns gut geht.“
35. Dem Lob folgte eine Speise, die nicht ganz gemäß unserer Erwartung war; dennoch zog
die Originalität die Augen aller auf sich. Denn der runde Tafelaufsatz hatte die 12
Sternzeichen, die im Kreis aufgestellt waren, über die der Erbauer eine Speise gelegt hatte,
die ihm eigen war und zum
passte: dem Widder eine Widdererbse, auf dem Stier
einen Brocken Rindsfleisch, auf den Zwillingen Hoden und Nieren, auf dem Krebs ein Kranz,
auf dem Lösen eine afrikanische Feige, auf der Jungfrau eine Gebärmutter einer Sau, die
noch nicht geworfen hat, auf der Waage eine Waage, auf dessen einer Schale eine warme
Torte, auf der anderen ein Kuchen lag, auf dem Skorpion ein Meeresfischlein, auf dem
Bogenschützen ein Hase, auf dem Steinbock eine Meeresheuschrecke, auf dem
Wassermann eine Gans und auf den Fischen zwei Meerbarben. In der Mitte aber hielt ein
Stück Rasen eine Honigwabe mit den Grashalmen. Ein ägyptischer Sklave reichte Brot in
einer silbernen Pfanne herum…
und auch er selbst quetschte mit grässlichster Stimme eine lyrische Stelle aus dem
Schaustück „Laserpicarius“ heraus. Als wir uns recht traurig an so billige Speisen
heranmachten, sprach Trimalchio: „Ich rate euch, zu essen; Das ist das Recht der Mahlzeit.“
36. Nach diesen Worten liefen vier Sklaven im Dreierschritt zu Musik hervor und räumten
den oberen Teil des Tafelaufsatzes weg. Nachdem das gemacht worden ist, sehen wir
innerhalb [freilich in einer anderen Speise] Mastgeflügel, Saueuter und einen mit Federn
geschmückten Hasen in der Mitte, damit er wie Pegasus aussah. Wir bemerkten auch um
die Ecken des Tafelaufsatzes herum vier Marysasfiguren, aus deren Schläuchen gepfefferte
Fischsauce über die Fische lief, die geradezu in einem Teich davon schwammen. Alle
applaudierten, nachdem die Hausgemeinschaft damit angefangen hatte und nahmen
lachend die äußerst auserlesenen Delikatessen in Angriff. Auch Trimalchio war nicht weniger
erfreut durch ein derartiges Kunststück und sprach: „Fass!“ Sofort kam ein Vorschneider
hervor und zerfetzte zur Musik bewegend das Hauptgericht dermaßen, dass man hätte
glauben können, ein Streitwagenkämpfer kämpfe zum Spiel des Wasserorgelspielers.
Dennoch rief Trimalchio mit äußerst schleppender Stimme: „Fass, Fass“. Da ich vermutete,
dass sich dieses so oft wiederholte Wort auf irgendeinen Witz bezog, schämte ich mich nicht,
den, der über mir lag genau dasselbe zu fragen. Doch jener, der derartige Spiele schon
öfters gesehen hatte, sprach: „Siehst du den, der das Hauptgericht da fasst? Er heißt Fass.
Sooft er „Fass!“ sagt, ruft und befiehlt er mit demselben Wort.“
37. Ich konnte nichts mehr weiter essen, sondern wendete mich ihm zu und begann, um
möglichst viel zu erfahren, weit auszuholen und mich zu erkundigen, wer jene Frau sei, die
hier- und dorthin lief. „Es ist Trimalchios Frau, Fortunata heißt sie, die mit einem Scheffel die
Münzen misst. Und vor kurzem, vor kurzem was war sie da? Dein Schutzgeist wird’s
verzeihen, du hättest aus ihrer Hand kein Brot bekommen wollen. Jetzt, man weiß weder wie
noch warum, ist sie in den Himmel aufgestiegen und ist Trimalchios Ein und Alles. Kurz
gesagt, wenn sie ihm am hellen Mittag sagt, es sei dunkel, wird er es glauben. Er selbst weiß
nicht, was er hat, so stinkreich ist er; aber das raffinierte Miststück schaut überall rum, auch
da, wo du es nicht glaubst. Sie ist bieder, nüchtern, hat gute Pläne – soviel Geld siehst du -,
dennoch hat sie eine böse Zunge, ist eine Klatschtante. Sie liebt, wen sie liebt; wen nicht,
den nicht. Trimalchio selbst hat Grund und Boden, soweit die Habichte fliegen, Geld über
Geld. In der Kammer des Pförtners liegt mehr Silber als irgendjemand, der wohlhabend ist,
hat. Sein Gesinde aber, oh weh, oh weh – beim Hercules, ich glaube, es gibt nur ein 10tel
davon, das seinen Herren kennt. Kurz: jeden beliebigen dieser Lebemänner wird er spielend
in die Tasche stecken.
38. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass jener etwas kauft. Alles entsteht bei ihm zuhause:
Wolle, Zitrusbau, Pfeffer. Wenn du nach Hühnermilch suchst, wirst du sie finden. Kurz
gesagt: Wolle, die ihm nicht gut genug ist: er kaufte Widder von Tarent und führte sie seiner
Herde zu. Damit zuhause attischer Honig hergestellt werden kann, lief er aus Athen Bienen
importieren; nebenbei durch die Griechlein werden auch seine einheimischen Bienen
verbessert werden. Schau, innerhalb dieser Stunden schrieb er, um sich aus Indien
Pilzsamen schicken zu lassen. Denn freilich hat er keinen weiblichen Muli, der nicht von
einem Wildesel geboren wurde. Du siehst so viele Matratzen. Jede hat er entweder ein
purpurfarbenes oder scharlachrotes Polster. So groß ist die Schönheit des Geistes. Hüte
dich aber davor, dessen übrige Mitfreigelassene zu verachten. Sie sind sehr reich. Siehst du
den, der ganz ganz unten liegt? Heute besitzt er seine 800.000. Aus dem nichts heraus hat
er sich gemausert. Vor kurzem war er es noch gewohnt, auf seinem Hals Holz zu tragen.
Aber wie sie sagen, hat er – ich weiß nichts, aber hab’s gehört – als er die Tarnkappe des
Incubonus geraubt hatte, einen Schatz gefunden. Ich beneide niemanden, wenn Gott etwas
gegeben hat. Dennoch ist er ein Prahlhans und will nichts Schlimmes auf sich kommen
lassen. Deshalb gab er bald darauf seinen Speisesaal mit diesem Titel öffentlich an: „C.
Pompeius Diogenes vermietet dieses seit Anfang Juli; denn er selbst hat ein Haus gekauft.“
Und was der, der auf dem Platz eines Freigelassenen liegt, sich wohl angeschafft hat. Ich
mach ihm keine Vorwürfe. Er sah 1.000.000 Sesterzen, aber ist übel finanziell ins Wanken
gekommen. Ich glaube nicht, dass jener noch Haare hat, die noch nicht gepfändet wurden
und, beim Hercules, es ist ja nicht seine Schuld. Denn kein Mensch ist besser als er selbst
aber die verbrecherischen Freigelassenen, die alles in ihre Tasche gesteckt haben. Aber du
sollst wissen: Der Krug der Genossen siedet schlecht, und sobald die Angelegenheit einmal
schiefgegangen ist, sind die Freunde aus deiner Mitte futsch. Und was für ein anständiges
Geschäft er getätigt hat, wie du ihn so siehst! Er war Leichenbestatter. Wie ein König war er
gewöhnt zu speisen: Eber im Schlafrock, Backwaren, Vögel… Köche und Bäcker hatte er.
Mehr Wein wurde unter den Tisch gegossen als irgendjemand in seinem Keller hat. Eine
Phantasiegestalt, kein Mensch. Nachdem es auch schief gegangen war, machte er, als er
fürchtete, dass die Gläubiger dachten, er gehe Bankrott, mit folgender Überschrift eine
Auktion bekannt: „ <C.> Iulius Proculus wird seine überflüssigen Dinge versteigern.“
39. Trimalchio unterbrach da die so netten Geschichten; denn schon wurde das Tablett
entfernt und die angeheiterten Gäste hatten begonnen, dem Wein und dem offenen
Gespräch untereinander ihre Mühe zu widmen. Jener, auf den Ellbogen zurückgelehnt,
sprach: „Diesen Wein müsst ihr selbst süßen. Fische müssen schwimmen. Bitte, glaubt ihr,
dass ich mit jener Speise zufrieden bin, die ihr im Fach des Tafelaufsatzes gesehen hattet?
‚Ist Ulixes so bekannt?’ Was also? Auch während des Essens muss man die Literatur
kennen. Meinem Patron sollen die Gebeine wohl ruhen, weil er wollte, dass ich unter den
Menschen ein Mensch bin. Denn mir kann nichts Neues beigebracht werden, so wie es jenes
Tablett schon praktisch gezeigt hat. Der Himmer hier, in dem die 12 Götter wohnen, hat sich
in ebenso viele Himmelszeichen verteilt. Und bald wird es Steinbock. Wer deshalb in jenem
Sternzeichen geboren wird, hat viel Vieh, viel Wolle, außerdem einen Dickschädel, eine
schamlose Stirn und ein scharfes Horn. In diesem Zeichen werden die meisten Scholastici
und Bockigen geboren.“ Wir loben den Witz des Astrologen; deshalb fügte er hinzu: „dann
wird der gesamte Himmel zum kleinen Stier. Deshalb werden die jetzt geboren, die gerne
nach hinten ausschlagen, die Ochsenknechte und die, die sich selbst ernähren. Unter den
Zwillingen aber werden Zwiespänner geboren, Ochsen und Hoden und solche die beide
Wände bestreichen. Ich wurde im Krebs geboren. Deshalb stehe ich auf vielen Füßen:
sowohl auf dem Meer als auch auf dem Land besitze ich vieles;; denn der Krebs bewohnt
sowohl dieses als auch jenes. Und deshalb habe ich schon lange nichts darauf gelegt, um
meinen Geburtsstern nicht zu bedrücken. Im Löwen werden die Gefräßigen und
Herrscherischen geboren; in der Jungfrau kommen die Weibischen, Feiglinge und
Arbeitssklaven mit Fußfesseln auf die Welt; in der Waage die Metzger, Salbenhändler und
alle, die irgendetwas abwiegen; im Skorpion die Giftmischer und Mörder; im Schützen die
Schielenden, die Kohl betrachten und den Speck aufheben; im Steinbock die trübseligen
Menschen, denen ihre Hörner vor lauter Übel entstehen; im Wassermann die Gastwirte und
Dummköpfe; in den Fischen die Feinschmecker und Rhetoren. So dreht sich der Erdkreis
wie eine Mühle, und macht immer etwas Schlechtes, so dass Menschen entweder geboren
werden oder sterben. Weil ihr aber in der Mitte ein Stück Rasen seht und auf dem Rasen
eine Honigwabe, macht ich nichts grundlos: Mutter Erde ist in der Mitte wie ein rundes Ei und
hat alles Gute in sich wie eine Honigwabe.“
40. „Bravo“ rufen da alle und schwören mit zur Decke erhobenen Hand, dass Hipparchos
und Arat mit ihm nicht verglichen werden dürften, solange bis die Diener hereinkamen und
Decken vor die Polster legten, auf die Jagdnetze, Jäger mit Jagdspießen und alle
Jagdgeräte gemalt waren. Noch wussten wir nicht, wohin wir unsere Vermutung schicken
sollten, als außerhalb des Speisezimmers plötzlich ein ungeheures Geschrei entstand und
siehe Lakonische Hunde begannen sogar, um den Tisch herum zu rennen. Diesen folgte ein
Tafelaufsatz, auf dem ein riesengroßer Eber lag, und freilich mit Filzkappe, aus dessen
Zähnen zwei Speisekörbchen hingen, die aus Palmenblättern geflochten waren, die eine mit
Datteln, die andere mit thebanischen Datteln gefüllt. Drum herum aber waren aus hartem
Kuchen kleinere Schweinchen geformt, die, als ob sie an die Euter ragten, anzeigten, das
man ein Mutterschwein hingelegt hatte. Und diese waren freilich Geschenke zum
Mitnehmen. Im übrigen trat nicht jener Fass zum Schneiden des Ebers hinzu, der das
Mastgeflügel zerlegte hatte, sondern ein riesiger Kerl mit Bart und von Schienbeinbinden
umwunden und mit einem vielfädig durchwirkten Obergewand geschmückt. Nachdem er sein
Jagdmesser gezogen hatte, durchstieß er die Flanke des Ebers heftig. Da flogen aus dessen
Wunde Drosseln heraus. Vogelfänger mit Leimruten waren bereit und nahmen sie, als sie
um das Speisezimmer flogen, sofort auf. Als Trimalchio dann befohlen hatte, dass jedem
sein Exemplar gebracht werden solle, fügte er hinzu: „Seht auch, war für ansehnliche Eicheln
jenes Waldschwein gefressen hat.“ Sofort traten die Sklaven zu den Speisekörbchen, die
von den Hauern herabhingen, und teilten zum Rhythmus den Speisenden thebanische und
normale Datteln aus.
41. Ich, der einen eigenen abgelegenen Platz hatte, wurde zu vielen Gedanken verleitet,
weshalb er Eber mit einer Freiheitskappe hereingebracht worden war. Nachdem ich deshalb
all meine törichten Vermutungen angestellt hatte, hielt ich ein, meinen Vermittler zu fragen,
was mich quälend beschäftigte. Doch jener sagte: „Das könnte auch dein Sklave dir völlig
erklären; denn es ist kein Geheimnis sondern offensichtlich: dieser Eber wurde, als er
gestern als Hauptspeise beansprucht worden war, von den Gästen freigegeben; deshalb
kehrt er heute wie ein Freigelassener zum Gastmahl zurück.“ Ich verurteilte meine Dummheit
und fragte nichts weiter, damit es nicht den Anschein erwecke, ich hätte nie unter dem Dach
eines anständigen Mannes gespeist.
Während wir dies bereden, trug ein ansehnlicher Sklave, der mit Weinreben und Efeu
bekränzt war und bald Bromius, manchmal Lyaeus und Euhius mimte, Trauben in einem
geflochtenen Körbchen herum und sang mit alles durchdringender Stimme die Gedichte
seines Herren. Zu diesem Getön wandte sich Trimalchio und sprach: „Dionysius, du sollst
frei sein.“ Der Sklave zog die Freiheitskappe vom Eber herab und setzte sie sich auf sein
Haupt. Da fügte Trimalchio wieder hinzu: „Ihr werdet nicht verneinen, dass ich Liber als Vater
habe.“ Wir loben den Ausspruch [Trimalchios] und küssten den herumlaufenden Jungen ab.
Nach diesem Gericht erhob sich Trimalchio zum Nachttopf. Wir begannen, nachdem wir die
Freiheit ohne den Tyrannen erlangt hatten, zu [unverblümten Gesprächen der Gäste]
einzuladen. Als Dama deshalb als erster [Humpen?] gefordert hatte, sprach er: „Der Tag ist
nichts. Während man sich umdreht, wird es Nacht. Deshalb ist nichts besser als vom
Schlafzimmer direkt ins Speisezimmer zu gehen. Und eine saubere Kälte hatten wir. Ein Bad
hat mich kaum gewärmt. Dennoch ist ein heißes Getränk ein Schneider. Ich hab ordentlich
gesoffen und ich bin völlig breit. Der Wein ist mir ins Hirn gestiegen.“
42. Da gab Seleucus seinen Senf dazu und sprach: „Ich wasche mich nicht täglich; denn ein
Bad ist ein Tuchwalker, das Wasser hat Zähne und unser Herz wird täglich schwächer. Aber
wenn ich den Topf mit Honigwein reinpfeife, scheiß ich auf die Kälte. Und freilich konnte ich
nicht baden; denn ich war heute auf einer Beerdigung. Ein schöner Mensch, der so gute
Chrysanthus ist abgekratzt. Eben, eben hat er mich gerufen. Ich scheine mit ihm zu reden.
Ach, ach. Wir spazieren wie aufgeblasene Schläuche herum. Wir sind weniger wert als
Mäuse, dennoch haben <die Mäuse> irgendeine Tugend, wir sind nicht mehr wert als
Wasserblasen. Und was, wenn er nur nicht enthaltsam gewesen wäre! 5 Tage lang hat er
kein Wasser getrunken, keinen Brocken Brot. Dennoch ging er weg zu der großen Armee.
Die Ärzte haben ihn verdorben, ja vielmehr das schlimme Schicksal; denn der Arzt ist nichts
anderes als Trost für die Seele. Dennoch ist er gut beerdigt worden, mit seiner Totenbahre
und guten Teppichen. Beweint wurde er bestens – einige hat er freigelassen, auch wenn ihn
seine Frau unaufrichtigt beweinte. Was, wenn er sie nicht bestens aufgenommen hätte?
Aber eine Frau, die eine (wahre) Frau ist, gehört nun mal zu dem Aasgeier-Geschlecht. Man
darf niemandem nichts Gutes tun; denn es ist das Gleiche, wie wenn du es in den Brunnen
wirfst. Aber alte Liebe ist ein Krebs.“
43. Er wurde lästig, und Phileros rief laut: „Lasst uns an die Lebendigen erinnern. Jener hat,
was man ihm schuldete: er lebte anständig, er ist anständig gestorben. Was hat er für einen
Grund, sich zu beklagen? Er ist vom Ass aus gewachsen und war bereit, mit den Zähnen ein
Viertelass aus Scheiße zu holen. Deshalb hat er zugenommen, was auch immer er berührt
hat, wie eine Honigwabe. Beim Hercules, ich glaube, dass jener ganze 100 hinterlassen hat
und alles in bar hatte. Aber ich möchte über diese Angelegenheit dennoch die Wahrheit
sprechen, ich, der ich Hundszunge gegessen habe: er hatte ein freches Mundwerk,
geschwätzig war, zwieträchtig, kein Mensch. Sein Bruder war tapfer, dem Freund ein
Freund, mit voller Hand und reichem Tisch. Zu Beginn hatte er zwar Pech, aber die erste
Weinlese hat ihm wieder auf die Beine geholfen: denn er verkaufte Wein so teuer wie er
selbst es wollte. Und was dessen Kinn auch noch nach oben hielt: er machte eine Erbschaft,
aus der er mehr stahl als jenem zurückgelassen wurde. Jenes Geld vermacht er irgendeinem
Sohn eines Landes als Erbschaft, während er auf seinen eigenen Sohn zornig war. Weit weg
läuft jeder, der vor den Seinen flieht. Aber er hatte Ratgeber als Sklaven, die jenen zugrunde
richteten. Aber wer schnell glaubt, wird es niemals richtig machen; besonders als
Geschäftsmann. Dennoch hat er aber dies genossen, solange er gelebt hat. Wem es
gegeben ist, dem ist es nicht bestimmt. Ganz und gar ein Sohn Fortunas, in dessen Hand
wurde Blei zu Gold. Leicht ist es aber, sobald alles gut läuft. Und wie viele Jahre glaubst du,
hatte er auf dem Buckel? Mehr als 70. Aber er war hart, trug sein Alter gut und war schwarz
wie ein Rabe. Ich kannte einen Menschen von anno dazumal, der war immer noch geil. Beim
Hercules, ich glaube, dass der nicht einmal den Hund zuhause in Ruhe gelassen hat.. Ja
sogar war er auch noch ein Knabenverführer: Er war ein Mensch jeder Kunst. Ich mach ihm
keinen Vorwurf, denn nur das hat er mit sich genommen.“
44. Das sagte Phileros, und Ganymed schloss damit an: „Ihr erzählt, was sich weder auf den
Himmel noch die Erde bezieht, zu einer Zeit wo sich niemand darum sorge, was der
Getreidepreis alles abbeißt (bzw. in die Höhe treibt). Beim Hercules, ich konnte heute keinen
Brocken Brot finden. Und wie die Dürre anhält! Schon ein Jahr dauert das Hungern. Den
Ädilen soll es schlecht ergeben, die mit den Bäckern unter einer Decke stecken: „Rette mich,
dann wird ich dich retten.“ Deshalb leidet das kleine Volk; denn diese Bonzen führen immer
ihre Saturnalien. Oh wenn wir doch jene Löwen hätten, die ich hier gefunden habe, als ich
aus Asien kam. Das war Leben! [...] Aber ich erinnere mich an Safinius: damals wohnte er
beim alten Bogen, als ich noch ein Kind war. Der war Pfeffer, kein Mensch. Wohin auch
immer er ging, brannte er die Erde an. Aber er war aufrichtig, treu, dem Freund ein Freund,
mit dem du in der Dunkelheit Pferde stehlen könntest. Aber wie er in der Kurie einzelne
ausplünderte, aber er sprach keine festen Schemen, sondern direkt. Wenn er auf dem
Forum verhandelte, so schwoll seine Stimme wie eine Tuba an. Und weder schwitzte er
jemals, noch spuckte er aus, ich glaube, dass er von den Göttern irgendeine Trockenheit
hatte. Und wie wohlwollend er zurück grüßte, grüßte alle mit Namen, so wie einer von uns.
Deshalb war zu jener Zeit der Getreidepreis spottbillig. Ein Brot, das du um ein Ass gekauft
hättest, hättest du mit einem Zweiten nicht auffuttern können. Jetzt hab ich ein recht großes
Ochsenauge gesehen. Ach, ach, täglich geht es schlimmer. Diese Stadt wächst in die
entgegengesetzte Richtung, so wie der Schwanz eines Kalbes. Aber warum haben wir einen
nichtsnutzigen Ädil, der für sich lieber ein Ass als unser Leben will? Deshalb freut er sich
zuhause, bekommt am Tag mehr Münzen als ein anderer als Erbschaft hat. Ich weiß schon,
woher 1000 goldene Denare bekommen hat. Aber wenn wir den Mumm hätten, würde er ihm
nicht so viel gefallen. Aber das Volk jetzt, Löwen zuhause, draußen Wölfe. Was mich betrifft,
habe ich meine Lumpen schon aufgegessen und wenn diese Dürre anhält, werde ich meine
kleine Hütte verkaufen.
Denn was wird sein, wenn sich weder die Götter noch die Menschen dieser Stadt erbarmen?
So wahr ich an den Meinen Freude erleben möchte, glaube ich, dass all das von den Göttern
gemacht wurde. Denn niemand hält den Himmel für einen Himmel, niemand hält sich ans
Fasten, niemand kümmert sich einen Deut um Jupiter, sondern alle rechnen mit
geschlossenen Augen ihr Hab und Gut. Davor gingen die feinen Stolaträgerinnen barfuß
einen Hang hinauf, mit gelöstem Haar, reinen Gedanken und baten Jupiter um Wasser.
Deshalb regnete es wie aus Eimern: entweder damals oder niemals: und alle kehrten zurück,
nass wie die Mäuse. Deshalb kommen die Götter auf leisen Sohlen, weil wir nicht
gottesfürchtig sind. Die Äcker liegen brach…“
45. „Ich bitte dich“, sprach Echion, der Kleiderhändler, „sprich mal besser!“ „Bald so, bald
so“, sprach der Bauer; er hatte sein geflecktes Schwein verloren. Was heute nicht ist, wird
morgen sein: so geht das Leben weiter. Beim Hercules, man könnte keine Heimat sagen, die
besser ist, wenn sie Menschen hätte. Aber sie leidet an dieser Zeit und nicht nur das. Wir
dürfen nicht anspruchsvoll sein, überall ist der Himmel in der Mitte. Wenn du irgendwo
anders wohnst, wirst du sagen, dass hier die Schweine gebraten herumspazieren. Und
siehe, wir werden drei Tage lang ausgezeichnete Spiele am Festtag abhalten. Eine
Gemeinschaft, die nicht zu einem Fechtmeister gehört, sondern von der die meisten
Freigelassenen sind. Unser Titus hat ein großes Herz und ist hitzköpfig: entweder das oder
jenes, es wird was Besonderes sein. Denn ich bin mit ihm ganz freundschaftlich, er macht
keine halben Sachen. Das beste Eisen wird er geben, ohne Pardon, in der Mitte ein Blutbad,
dass es das Amphitheater sehen kann. Er kann sich’s ja leisten: ihm hat man 30 Millionen
Seterzen hinterlassen, als sein Vater verstorben war. Schlimm! Dass er 400.000 davon
bezahlt (für Spiele), wird seine Erbschaft gar nicht merken und er wird auf immer genannt
werden. Er hat schon einige Fechter und eine Frau als Streitkämpferin, den Schatzmeister
von Glycon, der ertappt wurde, als er seine Herrin erfreute. Du wirst den Streit im Volk
zwischen den eifersüchtigen Ehemännern und den Geliebten. Glyco aber, kaum einen
Pfifferling wert, warf den Schatzmeister den Tieren vor. Das nenne ich sich selbst
bloßstellen. Was hat der Sklave für einen Fehler gemacht, der gezwungen wurde, es zu tun?
Vielmehr hätte es dieser Idiot verdient gehabt, von einem Bullen auf die Hörner genommen
zu werden. Aber wer den Esel nicht schlagen kann, schlägt den Sattel. Aber was glaubte
Glyco, dass die nichtsnutzige Tochter von Hermogenies jemals ein gutes Ende nehmen
werde? Jener konnte einem fliegenden Habicht die Nägel schneiden. Der Apfel fällt nicht
weit vom Stamm. Glyco, Glyco gab schon seine Dinge; solange er deshalb lebt, wird er
gebrandmarkt sein, und nur Orcus wird seine Brandmale auslöschen. Aber jeder macht für
sich Fehler. Aber ich ahne, dass Mammea uns ein Mahl geben wird, und mir und den Meinen
zwei Denare. Wenn er aber das macht, wird er Norbanus den ganzen Wohlwollen rauben.
Du musst wissen, dass er diesen mit vollen Flügeln besiegen wird. Und wirklich: was hat
jener Gutes für uns getan? Er gab uns Gladiatoren, die keinen Pfifferling wert und schon
altersschwach waren, die umgefallen wären, wenn du sie angeblasen hättest; ich habe
schon bessere Tierkämpfe gesehen. Er machte Reiter nieder, man hätte glauben können,
sie sind Haushähne; der eine war ein lahmer Esel, der andere hat gehinkt, der dritte, der für
den Toten einsprang, war selbst tot, als hätte man seine Muskeln durchgeschnitten. Ein
einziger, der einiges Format hatte, war Thorax, der auch selbst kämpfte
.
Kurz: alle wurden später ausgepeitscht; so sehr hatten sie von der großen Menge „Haut zu!“
zu hören bekommen, die waren ganz und gar nichts anderes als Feiglinge. „Dennoch“, sagte
er, „hab ich dir ein Schauspiel gegeben.“: und ich klatschte dir Beifall. Zähl es zusammen
und ich hab dir mehr gegeben als ich empfangen habe. Eine Hand wäscht die andere."
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