Osteuropa-Knigge

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Osteuropa-Knigge
(erschienen in Stil % Etikette)
Wie Sie in den östlichen EU-Beitrittsländern und in
Russland sicher auftreten und Fettnäpfchen vermeiden
 Estland
 Lettland
 Litauen
 Polen
 Russland
 Slowakische Republik
 Slowenien
 Tschechische Republik
 Ungarn
 Schlussbemerkung
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Seite 8
Seite 11
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Seite 22
Seite 24
Seite 27
Darum geht es:
Im Mai treten zehn neue Staaten der Europäischen Union
bei. Acht von ihnen liegen im östlichen Teil Europas. Bis
Anfang der Neunziger Jahre gehörten sie (mit Ausnahme
Sloweniens) zum sowjetischen Einflussbereich. Seitdem
hat sich dort wie auch in Russland viel getan: Die
Demokratie hielt Einzug, die Wirtschaft expandierte, die
Kontakte zum Westen wurden intensiver. Dennoch sind
diese Länder und ihre Bevölkerung die "großen
Unbekannten" geblieben. Wie treten Sie als Gast dort auf?
Welche Umgangsformen sollten Sie beachten, welche
Tabus
meiden
und
welche
Besonderheiten
berücksichtigen? Die Antwort auf solche und andere
Fragen liefert Ihnen dieser Beitrag.
Ihr Autor:
Ralf Höller ist Journalist und Historiker. Er hat alle neuen
EU-Beitrittsländer bereist und mit den Menschen dort
überaus positive Erfahrungen gemacht.
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Das Wichtigste im Überblick
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Osteuropa beginnt nicht dort, wo viele es vermuten.
Geographisch finden sich nur Russland und die drei
baltischen Staaten in dieser Region wieder. Polen,
Slowenien, Tschechien, die Slowakei und Ungarn
zählen zu Mitteleuropa.
Manche der hier besprochenen Staaten haben eine
ganz junge Geschichte: Slowenien entstand erst
1991; Tschechen und Slowaken waren Teil der
österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und
bildeten 1918 einen, seit 1993 zwei Staaten; die
baltischen Länder genossen zwischen 1918 und
1940 und dann erst wieder ab 1991 ihre Freiheit.
Drücken Sie bei manchmal übertriebenem
Patriotismus daher öfter ein Auge zu.
Historisch und kulturell haben Russland und seine
Nachbarn vieles gemeinsam. Hüten Sie sich aber
vor Generalisierungen. Das würde den nationalen
Stolz der Menschen dort verletzen. Es gibt jedoch
allgemeine Regeln, an die Sie sich halten sollten.
Pünktlichkeit ist in sämtlichen neuen Beitrittsländern
- und seit einigen Jahren auch in Russland selbstverständlich. Von Ihnen als Deutsche(r) wird
nichts Anderes erwartet.
Die Bevölkerung in sämtlichen Ländern, um die es
hier geht, kleidet sich sorgfältiger und eleganter als
bei uns. Tragen Sie dem bitte Rechnung.
Betrachten Sie bei allen Geschäftsterminen Anzug
und Krawatte beziehungsweise Kleid oder
Hosenanzug als Standard.
Ein Trinkgeld können sich viele Menschen in
Russland und seinen Nachbarstaaten nicht leisten.
Allenfalls wird der Betrag aufgerundet. Auch wenn
die Restaurantpreise für Sie sehr günstig sind:
Übertreiben Sie das Extra nicht. Wie bei uns sind 5
bis 10 Prozent Trinkgeld angemessen.
Gastgeschenke sind in allen Ländern willkommen.
Blumen werden sehr gern gesehen, noch beliebter
sind
typische
Mitbringsel
oder
regionale
Spezialitäten aus dem so geschätzten Deutschland.
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Estland
Fläche: 45 215 km²
Einwohner: 1,44 Millionen (davon sind
Angehörige der russischen Minderheit)
Hauptstadt: Tallinn
Währung: 1 Kroon = 100 Sents
30
Prozent
Begrüßung
In Estland begrüßen sich Fremde wie Freunde mit einem
einfachen „Tere“ (entspricht unserem deutschen „Hallo“).
Dazu gibt man sich die Hand. Beim Körperkontakt sollten
Sie sich zurückhalten: keine spontanen Berührungen oder
gar Schulterklopfen! Die Esten lieben es skandinavisch
distanziert.
Auf Titel legen die meisten Esten keinen Wert. Das können
Sie auch an den Visitenkarten ablesen: Titel erscheinen
stets hinter den Namen.
Tabus/Small Talk
Seien Sie bitte vorsichtig mit dem Begriff „Baltikum“: Die
Bezeichnung „baltische Länder“ ist nur geografisch korrekt.
Sie stammt aus dem Mittelalter und besagt, dass Estland,
Lettland und Litauen an die Ostsee (Lateinisch: Mare
Balticum) grenzen. Betonen Sie in der Konversation lieber
die nationale Eigenständigkeit des Landes, auf die alle
Einheimischen sehr stolz sind.
Politische Probleme mit der russischen Minderheit (fast ein
Drittel der Bevölkerung) - deren Integration Estland zu
schaffen machen - sollten Sie nicht ansprechen.
Auffallend ist die erstklassige Bildung des estnischen
Volkes. Das Schulsystem ist ausgezeichnet, in Estland gibt
es gerade mal 0,2 Prozent Analphabeten (zum Vergleich:
bei uns sind es satte 4 Prozent!). Fragen Sie ruhig nach,
wie Estland bei der PISA-Studie abgeschnitten hat.
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Estland und Lettland sind die Staaten mit der weltweit
größten Chordichte! Alles, was singen kann, trifft sich an
einem Sommerwochenende in Tallinn zu einem Wettstreit.
Die Bühne in Form einer weißen Muschel bietet 20 000
Interpreten gleichzeitig Platz! Daher ist Musik immer ein
Thema für Sie - auch in der populären Form. 2001
gewannen die Esten Tanel Badar und Dave Benton mit
„Everybody“ den Grand Prix Eurovision de la Chanson.
Weitere Smalltalk-Themen sind die hauptstädtische
Architektur (die Altstadt von Tallinn zählt zum
Weltkulturerbe), die Literatur (Jaan Kross etwa ist ein
Schriftsteller von Weltrang) und die Wissenschaft (die
Universität von Tartu, 1632 gegründet, zählt zu den
ältesten in Europa).
Geschäftstermine
Als Gast aus Deutschland werden Sie kritisch beäugt:
Besserwisserei und Bevormundung sind Eigenschaften, die
mit deutschen Verhandlungspartnern leicht in Verbindung
gebracht werden. Enttäuschen Sie Ihre Gastgebenden auf
angenehme Weise - durch Bescheidenheit.
Estnische Gesprächspartner sind eher schweigsam als
gesprächig. Wenn Ihr Gegenüber häufig kleine Pausen
einlegt, dann sehen Sie dies bitte nicht als Einladung,
selbst das Wort zu ergreifen. Halten Sie sich zurück! Esten
gelten wie ihre finnischen Nachbarn vor allem deswegen
als wortkarg, weil andere sie nicht zu Wort kommen lassen!
Tischsitten
Geschäftsessen finden häufiger mittags als abends statt.
Dazu geht man wie in Deutschland in ein Restaurant.
Estnische Tischsitten unterscheiden sich nicht groß von
unseren.
Auch
die
Speisen
und
Ernährungsgewohnheiten
entsprechen dem, was hierzulande serviert wird. Mit einer
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Ausnahme: Fisch, vor allem Lachs, Dorsch, Hering,
Seezunge, Hecht, Barsch oder Weißfisch, steht hoch im
Kurs - und ist wegen der Küstennähe stets frisch und von
exzellenter Qualität.
Estnische Nationalgerichte sind Pirukad, eine mit Fleisch
und Gemüse gefüllte Teigtasche, und Rosolje, ein
Kartoffelsalat mit Roter Beete und Hering. Als Vorspeise ist
Sauerkrautsuppe sehr beliebt.
Besonderheiten
Seien Sie vorsichtig beim Alkoholgenuss. In Estland wird
viel Hochprozentiges getrunken. Erlaubt sind beim
Autofahren nur therapeutische Mengen von 0,2 Promille die haben Sie mit der kleinstmöglichen in Restaurants zu
bestellenden Menge locker intus!
Die estnische Sprache ist weder mit der lettischen noch mit
der litauischen, sondern einzig mit dem Finnischen
verwandt. Wenn Sie außer „Tere“ kein Wort Estnisch
können, wird man Ihnen das verzeihen. Loben Sie statt
dessen die ausgezeichneten Sprachkenntnisse Ihrer
Gastgebenden, die in der Regel neben Finnisch auch
Englisch, Schwedisch und Deutsch als Fremdsprachen
beherrschen.
Die Esten fühlen sich zu Finnland und Schweden mehr
hingezogen als zu Lettland und Litauen. Den größten
kuIturellen Einfluss auf das kleine Land haben seit jeher die
Schweden. In der düsteren Zeit zwischen 1940 und 1991
widerstanden die Esten allen Sowjetisierungsversuchen.
Ein Beispiel: Als wegen des „kolonialistischen“ Einflusses
die Statue Gustav Adolfs vom Innenhof der Tartuer
Universität entfernt wurde, bauten die Studierenden jedes
Jahr das Bildnis des Schwedenkönigs nach - aus Schnee.
Seit 1991 steht das Original wieder an Ort und Stelle.
Feiertage:
Nationalfeiertag
ist
der
24.
Februar
(Gründungstag der ersten Republik 1918); in den
Johannistag (24. Juni) wird - ähnlich wie im
5
skandinavischen
hineingefeiert.
Mittsommer
-
die
ganze
Nacht
Lettland
Fläche: 64 500km²
Einwohner: 2,4 Millionen (ein Drittel davon gehört der
russischen Minderheit an)
Hauptstadt: Riga
Währung: 1 Lats = 100 Santimi
Begrüßung
Ein Handschlag ist in Lettland üblich zur Begrüßung,
begleitet von einem informellen „Sveiks“ (=„Hallo“). Regeln
und Rituale gleichen denen in → Estland.
Zu Beginn wird sich Ihr Gegenüber etwas distanziert und
zurückhaltend geben, jedoch ausgesprochen höflich. Das
leicht Steife weicht aber schnell einer großen Herzlichkeit.
Auf Titel wird wie in Estland wenig wert gelegt.
Tabus/Small Talk
Lettland ist zwar von allen baltischen Ländern das
deutschfreundlichste; dennoch bekennt sich das Volk eher
zu seinen skandinavischen Wurzeln.
Wie für → Estland gilt: Probleme mit ethnischen
Minderheiten sollten Sie nicht ansprechen. In Riga etwa
stellt die russische Bevölkerung mehr als die Hälfte der
Einwohnerschaft.
In Lettland steht die Folklore auch bei jungen Leuten hoch
im Kurs: kaum ein Dorf, das keine Tanzgruppe oder einen
Chor besitzt. Warum Volksmusik nicht wie bei uns den Ruf
des Sinnfreien und Beliebigen hat, werden Ihnen Ihre
Gastgebenden bestimmt gerne erklären. Auch in der
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Popmusik ist Lettland erfolgreich: 2002 gewann Marija N
den Grand Prix Eurovision mit ihrem Beitrag „I wanna“.
Eine der schönsten Städte Europas ist Riga. Die Altstadt ist
Teil des Weltkulturerbes. Was die architektonische Pracht
betrifft, kann das hauptstädtische Jugendstilviertel mühelos
mithalten. Auch das werden Ihre Gastgebenden gerne
hören. Übrigens wurden viele der Häuser von Michail
Eisenstein, dem Vater des berühmten russischen
Filmregisseurs Sergej, entworfen.
Geschäftstermine
Es herrschen die gleichen Gepflogenheiten wie in →
Estland. Lettische Geschäftsleute sind stets betont
sachlich, Emotionen haben hier in Verhandlungen keinen
Platz. Der Stil ist lösungsorientiert, die Partner wollen
möglichst zügig zur Sache - und zum Geschäftsabschluss kommen. Halten Sie daher keine langen Monologe. Reißen
Sie andererseits die Initiative nicht zu stark an sich, und
drängen Sie auch nicht auf voreilige Entscheidungen.
Tischsitten
Die Tischsitten unterscheiden sich kaum von den unsrigen.
In lettischen Restaurants ist die Auswahl an Vorspeisen
sehr groß. Oft bilden sie den eigentlichen Höhepunkt der
Mahlzeit - Sie können statt eines Hauptgerichts problemlos
mehrere Vorspeisen bestellen.
Spezialitäten sind Pirogi (Hefeteigtaschen mit Speck und
Zwiebeln gefüllt), Sauerampfersuppe (mit Graupen,
hartgekochten Eiern, Kartoffeln und saurer Sahne), und
Akroshka (Milchsuppe mit Zwiebeln, Kräutern, Salatgurke
und saurer Sahne). Dazu wird gerne Bier getrunken; in
Lettland und in Estland finden Sie hervorragende Sorten.
Besonderheiten
Sollten die drei baltischen Ländern in der EU bald ähnliche
Rollen spielen wie die BeNeLux-Staaten, dürfte Lettland die
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Funktion eines Finanzzentrums wie Luxemburg zukommen.
Schauen Sie sich einmal um, wie viele Banken es bereits
heute in Riga gibt!
Die Religion spielt in Lettland wie in Estland nur eine
untergeordnete Rolle. Zwar ist die Mehrheit der
Bevölkerung in beiden Staaten evangelisch-lutherisch,
doch werden Sie im öffentlichen Leben kaum etwas davon
mitbekommen. Auch die beliebte Johannisnacht geht eher
auf heidnische (die Göttin Liga) als auf christliche
Traditionen zurück.
Das Lettische ist nur mit dem Litauischen, sonst mit keiner
anderen
europäischen
Sprache
verwandt.
Eine
Eigentümlichkeit: Im Lettischen gibt es kein Wort, das
unserem „Ja“ entspricht. Daher hat man die Vokabel
einfach aus dem Deutschen entnommen - und seitdem
sagen die Einheimischen, wenn sie Zustimmung
signalisieren, einfach „Ja“.
Feiertage: Nationalfeiertag am 18. November (Ausrufung
der ersten unabhängigen Republik 1918); Johannistag (24.
Juni) → Estland
Litauen
Fläche: 65 300 km²
Einwohner: 3,7 Millionen
Hauptstadt: Vilnius
Währung: 1 Litas = 100 Centai
Begrüßung
Zur Begrüßung geben sich Männer die Hand, Frauen tun
dies in der Regel nicht. Bei beruflichen Kontakten wird
Händeschütteln allgemein erwartet.
Die Grußformeln sind formeller als in Estland oder Lettland:
Ein „Sveiki” („Hallo”) ist nur unter guten Freunden oder bei
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jungen Leuten üblich. Fremde grüßen sich wie bei uns mit
„Guten Morgen” („Labas diena“), „Guten Tag” („Labas
rytas“) beziehungsweise „Guten Abend” („Labas vakaras“).
Auf die Nennung von Titeln wird - außer bei hochoffiziellen
Anlässen - kein Wert gelegt.
Tabus/Small Talk
Lange Zeit waren die Beziehungen zwischen Deutschland
und Litauen nicht in Ordnung. Der Grund: 1923 hatte der
gerade erst gegründete litauische Staat das deutsche
Memelland annektiert und damit das Völkerrecht
gebrochen. 1941 marschierten die Deutschen in Litauen
ein - und bescherten der Bevölkerung eine äußerst
unangenehme Besatzungszeit. Inzwischen ist der Streit
begraben. Wühlen Sie daher nicht in alten Wunden.
Litauen ist - wie jede junge Nation - stolz auf seine
Eigenständigkeit. Der schlimmste Fauxpas, den Sie
begehen könnten, wäre, das kleine Volk in zu große Nähe
zu den Nachbarn Polen und Russland zu bringen. Polen
überfiel Litauen kurz nach dem Ersten Weltkrieg, die
Sowjetunion hielt das Land 51 Jahre in ihren Krallen. Der
Loslösungsprozess verlief nicht so einfach wie in Lettland
und Estland. Sowjetische Soldaten schossen auf litauische
Demonstranten - es gab viele Tote. Sympathiepunkte
gewinnen Sie, wenn Sie den Mut des litauischen Volkes
lobend erwähnen.
Litauen besitzt malerische Städte und zauberhafte
Landschaften. Das alte Zentrum der Hauptstadt Vilnius
gehört zum Weltkulturerbe. Die größten Sanddünen
Europas finden Sie auf der Kurischen Nehrung. Hier steht
noch das Haus des Dichters Thomas Mann, der eine
Zeitlang in Nida wohnte. Dazu noch eine Bemerkung:
Sagen Sie bitte immer die litauischen Ortsnamen: Nida
statt Nidden, Klaipeda statt Memel, Vilnius statt Wilna.
Die Kultur ist ein guter Anknüpfungspunkt für Gespräche.
Der berühmteste litauische Künstler ist der Maler Mikolajus
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Konstantinas Ciurlionis. Ihm hat die Stadt Kaunas ein
eigenes Museum gewidmet.
Auch auf den Sport dürfen Sie gerne zurückgreifen. Die
Einheimischen sind vernarrt in Basketball: Arvydas Sabonis
ist in Litauen so bekannt wie bei uns Franz Beckenbauer.
Die populärsten aktiven Spieler Saulius Stombergas und
Arvydas Macijauskas wurden mit ihrem Team ganz
überlegen Europameister und besiegten auch die deutsche
Mannschaft klar.
Geschäftstermine
In Litauen wird ein sachlicher Verhandlungsstil gepflegt.
Der Umgang mit Konflikten ist lösungsorientiert. Zunächst
mögen Ihnen Ihre Verhandlungspartner zögerlich
erscheinen. Geben Sie ihnen Zeit, und bleiben Sie
Ihrerseits stets höflich und zurückhaltend.
Bereiten Sie Verhandlungen gut vor. Sie sollten auf
möglichst viele Fragen - und vor allem auf technische
Details - eine Antwort wissen. Die litauische Wirtschaft hat
zwar wie die estnische und lettische in den letzten Jahren
große Fortschritte gemacht - häufig ist die Rede von den
„baltischen Tigerstaaten“ - doch das Geld sitzt alles andere
als locker. Wollen Sie etwas verkaufen, bringen Sie am
besten stichhaltige Argumente hinsichtlich der Qualität Ihrer
Produkte vor.
Tischsitten
Die Gepflogenheiten zu Tisch gleichen denen bei uns. Die
litauische Küche ist von vielen Kulturen beeinflusst. Wie in
Lettland sind die Vorspeisen oft die kulinarischen
Höhepunkte. Landestypische Gerichte sind Salti Barsciai,
eine kalt servierte Suppe, Cepelinai (mit Hackfleisch
gefüllte Kartoffelklöße mit einer speziellen Soße) und
Vedarai (gekochte Kartoffeln und Wurst im Schweinedarm).
Geschmorte Gans mit Äpfeln und Pflaumen ist eine weitere
Spezialität.
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Besonderheiten
Litauen war das letzte heidnische Land in Europa. Bis in
unsere Tage hat sich hier ein Teufelskult gehalten, den sie
aber bitte nicht mit Satanismus verwechseln sollten. Die
litauische Form ist harmlos-verspielt. Davon können Sie
sich im Teufelsmuseum von Kaunas überzeugen.
Blumen sind in Litauen sehr beliebt: kaum ein Anlass, zu
dem sie nicht verschenkt werden. Selbst bei kurzen
Besuchen ist es üblich, eine ungerade Anzahl
Schnittblumen mitzubringen.
Eine sowjetische Erblast sorgt für ein Kuriosum: Russland
hat keinen Zugang zur ehemaligen deutschen Stadt
Königsberg, dem heutigen Kaliningrad. Den Transit über
litauisches Gebiet muss die Regierung in Moskau jedes
Jahr aufs Neue teuer bezahlen.
Feiertage: Nationalfeiertage sind der 16. Februar (Tag der
Gründung des ersten litauischen Staates 1918); der 11.
März (Neugründung nach Loslösung von der Sowjetunion);
der 6. Juli (Jahrestag der Krönung des ersten litauischen
Königs Mindaugas 1240). Der Muttertag am 5. Mai ist
gesetzlicher Feiertag!
Polen
Fläche: 312 683 km²
Einwohner: 38,8 Millionen
Hauptstadt: Warschau
Währung: 1 Zloty = 100 Groszy
Begrüßung
Zur Begrüßung geben sich Bekannte und Fremde in Polen
die Hand. Bei der Anrede wird es kompliziert - hier lauert
das
erste
Fettnäpfchen.
Es
wäre
geradezu
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herabwürdigend, würden Sie Ihr Gegenüber mit „Herr“ oder „Frau“ - und Nachnamen anreden. Das entspräche im
Deutschen einem sehr unhöflichen „Hallo Sie!“
Sie haben zwei Möglichkeiten: Ihr Gegenüber mit Titel
anzureden - oder den Vornamen zu erfragen und ihn mit
„Herr“ oder „Frau“ zu kombinieren. Ein Beispiel: Sie lernen
die Professorin Danuta Szymborska und den Ingenieur Jan
Kaminski kennen.
 Zunächst sagen Sie: „Dzien dobry, Pani Profesor“ („Guten
Tag, Frau Professor“); wenn Sie etwas besser bekannt
sind, gehen Sie zum „Dzien dobry, Pani Danuty“ („Guten
Tag, Frau Danuta“) über.
 Entsprechend begrüßen Sie den Herrn: „Dzien dobry,
Panie Inzynierze" („Guten Tag, Herr Ingenieur“)
beziehungsweise „Dzien dobry, Panie Janie“ („Guten Tag,
Herr Jan“).
Titel sind in Polen sehr begehrt. Auf der Visitenkarte stehen
sie an erster Stelle, und auch in der Anrede Ihnen nicht
vertrauter Personen sollten Sie diese stets nennen.
Tabus/Small Talk
Treten Sie nie als Oberlehrer auf, der alles besser weiß.
Polnische Gesprächspartner sind sehr höflich und würden
Sie nie kritisieren - aber sie lassen sich nur ungern
Vorschriften machen. Es stimmt schon, dass viele an
einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber dem lange
übermächtigen Nachbarn leiden - aber den müssen Sie ja
nicht noch verstärken! Erwähnen Sie lieber die Erfolge
polnischer Sportler, etwa des Skispringers Adam Malysz.
Falls Sie vorgefasste Meinungen gegenüber Polen haben:
Nehmen Sie Abschied davon. Vorurteile wie "polnische
Wirtschaft" oder "Polen klauen gern deutsche Autos"
werden hierzulande gern verbreitet, treffen aber nicht den
Kern. Wir Deutschen sind auch nicht besser!
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Die Säulen des polnischen Staates heißen Katholizismus
und Nationalstolz. Respektieren Sie Glaube und
Vaterlandsliebe unserer Nachbarn. Machen Sie keine
Witze über den Papst, der in seinem Heimatland sehr
verehrt wird. Äußern Sie sich generell nie abfällig über die
tief empfundene Religiosität in Polen - auch wenn Ihnen
viele Bräuche antiquiert erscheinen!
Polen ist eine Kulturnation. Literatur-Nobelpreise gewannen
unter anderen Henryk Sienkiewicz, Wladyslaw Stanislaw
Reymont, Isaac Bashevis Singer (der als Jude in die USA
auswandern musste) und Wislawa Szymborska, mit
Filmpreisen in Cannes und Hollywood wurden die
Filmemacher Krzysztof Kieslowski, Andrzej Wajda und
Roman Polanski überhäuft, aus Polen stammen berühmte
Musiker wie Frédéric Chopin, der Komponist Krzysztof
Penderecki und der Pianist Artur Rubinstein - Koryphäen,
die Ihnen reichlich Gesprächsstoff liefern.
Geschäftstermine
Deutschland ist Polens wichtigster Handelspartner. Ihnen
wird von vornherein mit viel Sympathie begegnet. Geben
Sie diese Anerkennung zurück.
Polnische Geschäftsleute sind mitunter recht zähe
Verhandlungspartner. Ihre Ziele können Sie dennoch
verwirklichen, wenn Sie an anderen Stellen - auch wenn es
nur Kleinigkeiten sind - Zugeständnisse machen. Höfliches
Entgegenkommen weiß man in Polen bei jeder Gelegenheit
zu schätzen.
Wenn Sie einen Vertrag unterzeichnet haben, ist noch nicht
alles in trockenen Tüchern. Stellen Sie sich auf
Nachverhandlungen
ein:
Oft
wollen
polnische
Führungskräfte noch einen Preisnachlass herausholen.
Auch hier sollten Sie sich geduldig und kulant zeigen. Die
menschliche Seite wird in Polen stets höher bewertet als
das
Finanzielle
Für
die
Zukunft
Ihrer
Geschäftsbeziehungen wird sich diese Harmonie
auszahlen.
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Tischsitten
Die Hauptmahlzeit in Polen ist das meist dreigängige
Mittagsmenü. Es wird traditionell um 15 Uhr eingenommen.
Landestypische Gerichte sind Pierogi (Knödel mit
Frischkäse und Kartoffeln), Uszka (eine Art Ravioli) und
Bigos (Wurst, Pilze und Kohl). Das Wellness-Bewusstsein
hat in die polnische Küche noch keinen Einzug gehalten,
doch werden in Restaurants inzwischen auch frische Salate
angeboten. Ernähren Sie sich vegetarisch? Dann sollten
Sie dies Gastgebenden und Restaurantpersonal frühzeitig
mitteilen.
Die junge Generation schätzt gute Weine und erlesene
Cocktails - doch bei Älteren sowie Treffen in der polnischen
Provinz kommen Sie um den traditionellen Wodka nicht
herum. Ein „Gläschen“ abzulehnen wäre eine schlimme
Beleidigung. Hier gibt es nur einen Ausweg: Lassen Sie
sich ruhig einschenken, trinken Sie bei jedem Toast mit aber nippen Sie immer nur am Wodka. Keine Angst, man
wird Ihnen keine größeren Mengen aufdrängen!
Besonderheiten
Höflichkeit wird in Polen groß geschrieben. Sie machen
immer eine gute Figur, wenn Sie anderen die Tür aufhalten,
einer Dame am Tisch den Stuhl zurechtrücken, ihre
schwere Tasche tragen oder ihr in die Jacke
beziehungsweise den Mantel helfen.
Sollten Sie in der Schule Russisch gelernt haben, heben
Sie sich Ihre Sprachkenntnisse für einen Moskau- oder
Petersburg-Besuch auf. In Polen kommt es wegen der
kommunistischen Vergangenheit nicht gut an, wenn Sie im
Idiom des ehemaligen „Großen Bruders“ kommunizieren.
„Freunde“ - so sagt man in Polen, „kann man sich
aussuchen. Brüder nicht.“
Feiertage: Nationalfeiertage sind der 3. Mai (Tag der ersten
Verfassung Polens von 1791, diese war - noch vor der
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französischen - die erste geschriebene Verfassung
Europas!); der 11. November (Gründungstag der ersten
polnischen Republik 1918); hinzu kommen alle hohen
katholischen Feiertage (einschließlich Mariä Himmelfahrt
am 15. August)
Russland
Fläche: 17 Millionen km² (das größte Land der Erde)
Einwohner: 145 Millionen (80 Prozent Russen, das
restliche Fünftel verteilt sich auf 140 ethnische
Minderheiten)
Hauptstadt: Moskau
Währung: 1 Rubel = 100 Kopeken
Begrüßung
Halten Sie sich bei der Begrüßung bitte mit Umarmungen
und Küssen zurück: Entgegen des bei uns weit verbreiteten
Zerrbildes sind sie nur bei engen freundschaftlichen oder
verwandtschaftlichen Beziehungen üblich. Geben Sie
Ihrem Gegenüber einfach die Hand, und sagen Sie
„Sdrastwuitje“ („Seien Sie gegrüßt") oder „Dobri djien“
(„Guten Tag").
Wenn Frauen Ihnen nur zögerlich die Hand reichen,
wundern Sie sich nicht: Das ist im russischen Alltag nicht
üblich. Warten Sie am besten ab: Kommt von Ihrem
weiblichen Gegenüber ein entsprechendes Signal, reichen
auch Sie die Hand. Falls nicht, lassen Sie es.
Nur bei offiziellen Anlässen wird in Russland die Anrede mit
Titel und Nachnamen gepflegt. Die übliche Begrüßung
beinhaltet die Nennung des Vornamens plus den des
Vaters. Beispiel:
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 Sie lernen jemand kennen, dessen Vater Iwan und der
selbst Sergej heißt. Die Anrede lautet: Sergej Iwanowitsch
(= Sohn des Iwan).
 Angenommen, Sergej hat eine Schwester namens
Ludmila. Diese würden Sie mit Ludmila Iwanowna (=
Tochter des Iwan) anreden.
 Wichtig: Auch wenn Sie Ihr Gegenüber mit Vornamen
ansprechen, sollten Sie ihn siezen
Tabus/Small Talk
“Bei uns ist alles besser” - sollten Sie diesen Eindruck
haben, behalten Sie ihn lieber für sich. Eine solche Vonoben-herab-Haltung
stößt
Ihre
russischen
Gesprächspartner vor den Kopf. Außerdem: Nicht Sie als
Gast müssen ständig mit den Verhältnissen vor Ort
zurechtkommen, sondern die Einheimischen!
Kriminalität,
Mafia,
tschetschenische
Separatisten,
schrottreife atomgetriebene Unterseeboote - das sind alles
Themen, die Sie ausklammern sollten. Bewundern Sie
lieber die Fähigkeit der Russen, sich selbst auf den Arm zu
nehmen. Überlassen Sie es Ihren Gastgebenden, Witze
über die dortigen Verhältnisse zu machen. Dann dürfen Sie
auch gerne mitlachen!
Auf den ersten Blick werden Ihnen die Einheimischen nicht
sehr freundlich vorkommen. Ob auf Ämtern, in Geschäften
oder Restaurants - ein Lächeln werden Sie selten sehen.
Fassen Sie dies nicht als Desinteresse oder
Geringschätzung auf, und thematisieren Sie dieses
Verhalten auf keinen Fall. Das würde Ihnen nur als
westliche Überheblichkeit oder Nörgelei ausgelegt.
Akzeptieren Sie, dass die unterschiedliche Kultur und
Lebensweise, auch der harte Alltag einen anderen
Gesichtsausdruck als in westlichen Ländern zutage
fördern.
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Apropos Desinteresse: Ihre russischen Gesprächspartner
werden im Gegenteil sehr interessiert an Ihrer Person sein.
Bereiten Sie sich gut darauf vor. Typische Fragen, auf die
Sie unbedingt eine Antwort wissen sollten, sind:
- Warum sind Sie nach Russland gekommen?
- Was gefällt Ihnen hier?
- Welche ist Ihre Lieblingsstadt?
Geschäftstermine
Wie fast überall in östlichen Staaten ist auch in Russland
bei Verhandlungen eine persönliche Gesprächsatmosphäre
wichtig. Lassen Sie sich und Ihren Gesprächspartnern
daher etwas Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen.
Verhandlungen ziehen sich häufig über mehrere Stunden
hin. Ihre russischen Gegenüber bevorzugen die Taktik des
Aussitzens“ - Kompromisse sehen sie eher als ein Zeichen
der Schwäche. Seien Sie geduldig, bereiten Sie
Verhandlungen gut vor und überzeugen Sie mit sachlichen
und finanziellen Argumenten.
Geld ist häufig das größte Problem. Wundern Sie sich
nicht, wenn Ihre Partner nach Vertragsabschluss noch
einmal einen Rabatt aushandeln wollen. Hören Sie
unbedingt zu - und wägen dann ab: zwischen einem sehr
vorteilhaften Geschäft (vermutlich einmalig) oder einer
gemeinsamen Basis für zukünftige Kooperationen
(ausbaufähig).
Tischsitten
Russland ist ein Vielvölkerstaat, ebenso vielfältig ist die
Küche. Allgemein wird in Russland ein reichhaltiges
Frühstück geschätzt. Typische Gerichte, die Ihnen überall
begegnen, sind Suppen verschiedenster Art, vor allem
Borschtsch (aus roter Beete, mit saurer Sahne serviert) und
Schtschi (Kohlsuppe), Piroschki oder Pelmeni (meist mit
Fleisch gefüllte Pasteten oder Teigtaschen), Blini
(herzhafte Pfannkuchen, etwa mit Lachs gefüllt; dazu saure
Sahne), Aladyi (süße Pfannkuchen) sowie Ikra (Kaviar).
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Wodka - aber auch Sekt - werden zu allen Anlässen
getrunken. Sie müssen nicht mittun: Lehnen Sie freundlich,
aber entschieden ab - und bleiben Sie bei Ihrer Linie. Noch
ein Trick beim Wodka: Trinken Sie immer nur ein ganz
kleines Schlückchen - dann kann man Ihnen nicht so viel
nachfüllen. Bei Trinksprüchen, die jede Runde begleiten,
dürfen Sie Ihre Kreativität unter Beweis stellen.
Besonderheiten
Taxis waren zu kommunistischen Zeiten Mangelware,
heute gibt es sowohl umfunktionierte Privatautos als auch
Unternehmen. Wichtig: Handeln Sie vor Fahrtantritt den
Preis aus! Faustregel: Bieten Sie für den Transfer vom
Flughafen in die Stadt 10 bis maximal 20 Euro an - auch
wenn am Taxistand 40 Dollar und mehr verlangt werden.
Innerhalb von Städten reichen für Strecken bis zu 20 km
meist 3 bis 5 Euro aus..
Alle Straßennamen, Ortsschilder, Plakate, Metrostationen
und Fahrtziele sind in kyrillischer Schrift gehalten. Lernen
Sie vorher die Buchstaben - es lohnt sich. Und es ist gar
nicht so schwer. Am besten, Sie drucken sich das
russische
Alphabet
im
Internet
aus
(http://russlandhandbuch.piranho.de/de/nuetzl/schrift.htm)
und tragen den Zettel vor Ihrer Reise stets bei sich. Werfen
Sie in freien Minuten immer wieder einen Blick darauf - und
Sie werden rasche Fortschritte machen.
Blickkontakt ist weder auf der Straße noch bei
Begegnungen üblich. Selbst beim Händeschütteln
empfindet es die Einheimischen als aufdringlich, wenn Sie
ihm oder ihr fest in die Augen schauen. Falls Sie auf
Blickkontakt nicht verzichten wollen, dann schauen Sie Ihr
Gegenüber nur flüchtig an.
Feiertage: Nationalfeiertage sind der 9. Mai (Tag des
Sieges über den Faschismus 1945); der 12. Juni (erste
freie Wahlen in Russland 1991); der 22. August (Tag der
Staatsflagge); der 7. und 8.November (Tage der
18
Oktoberrevolution 1917 - nach dem alten russischen
Kalender); der 12. Dezember (Tag der Verfassung 1993)
Slowakische Republik
Fläche: 49 036 km²
Einwohner: 5,4 Millionen
Hauptstadt: Bratislava
Währung: 1 Koruna = 100 Halura
Begrüßung
Zur Begrüßung gibt man sich in der Slowakei die Hand.
Den informellen Gruß „Ahoj“ dürfen Sie nur bei guten
Bekannten anwenden. Meist geht es förmlicher zu, mit
einem „Dobrý´den“ (= „Guten Tag“).
Damen begrüßen Sie mit dem Nachnamen, dem ein „Paní“
(= „Frau“) vorgestellt wird. Die männliche Entsprechung
lautet „Pan“ (= „Herr“).
Titel werden in der Slowakei immer mitgenannt, auch bei
der formalen Begrüßung. Einen Ingenieur etwa sprechen
Sie wie folgt an, „Pan Inženier Pospišil“, seine Frau - falls
Sie einen akademischen Titel besitzt - „Paní Doktorko
Pospišilova“.
Im Tschechischen und Slowakischen werden Namen stets
dekliniert. So enden Nachnamen von Frauen stets auf -ova;
die Frau des slowakischen Staatspräsidenten Schuster
heißt also Schusterova.
Tabus/Small Talk
Alles, was mit Politik zu tun hat, sollten Sie lieber für sich
behalten: etwa die problematische Integration der RomaMinderheit. Auch Vergleiche mit Tschechien („Ihr seid ja
noch nicht so weit") werden nicht gern gehört.
19
Benutzen Sie bitte immer die slowakischen Namen statt der
noch aus der alten Donaumonarchie stammenden
deutschen Bezeichnungen: Bratislava statt Pressburg,
Košice statt Kaschau, Banská Stiavnica statt Schemnitz,
Banská Bystrica statt Neusohl.
Verwechseln Sie die Slowakei nicht mit Slowenien. Auch
wenn der Unterschied in der slowakischen Sprache noch
kleiner ist als bei uns (Slowakei = Slovensko, Slowenien =
Slovinsko), sollten Sie hier keinen Fehler machen. In
Nationalitätenfragen sind Ihre slowakischen Gastgeber
sehr empfindlich und achten auf die Feinheiten.
Rühmen Sie im Gespräch mit Ihren Gastgebern die schöne
Landschaft: die Berge der Hohen Tatra, die
Kulturlandschaft der Spiš - mit dem slowakischen
„Nationalheiligtum“, der Zipser Burg („Spišsky Hrad“),
gehört sie zum Weltkulturerbe - oder die bizarre Felskulisse
des slowakischen Paradieses („Slovenský Raj“). Komplett
erhalten mittelalterliche Städte sind Levoča, Bardejov,
Banská Stiavnica. Letztere zählt ebenfalls zum
Weltkulturerbe.
Sport wird auch in der Slowakei groß geschrieben. Die
Nummer 1 ist ganz klar das Eishockey. Viele Stars spielen
in der US-Profiliga. Als das kleine Land 2002 Weltmeister
wurde (und Tschechien und Russland besiegte), setzte ein
kollektiver Freudentaumel ein. Wenn Sie daran erinnern,
machen Sie Ihre slowakischen Gesprächspartner glücklich.
Auch Fußball ist sehr beliebt: Als die Tschechoslowakei
1976 gegen Deutschland die Europameisterschaft gewann,
standen überwiegend Slowaken im Team.
Geschäftstermine
Bei
Verhandlungen
herrschen
die
gleichen
Gepflogenheiten wie in → Polen oder → Slowenien.
Wichtig: Fixieren Sie alle Verträge schriftlich in beiden
Verhandlungssprachen!
Tischsitten
20
Die Tischsitten unterscheiden sich nicht von den unsrigen.
Vorsicht nur beim Alkohol: Wein oder Bier wird mittags und
abends gereicht. Doch die Promillegrenze für Autofahrten
liegt bei 0,0 - und Kontrollen finden häufig statt.
Das Nationalgericht heißt Břyndzové halušky und besteht
aus kleinen Knödeln mit Schafskäse und gebratenem
Speck. Sehr beliebt sind Fischgerichte wie Karpfen (Kapr)
und Forelle (Pstruh). Kulinarisches Erbe aus der
Habsburgermonarchie sind Mehlspeisen (Moucniký) und
das unvermeidliche Wiener Schnitzel (Videnský řízek).
Besonderheiten
Obwohl die Slowakei aus unserer Sichtweise sehr weit
östlich liegt, zählt sie zu Mitteleuropa. Geografen haben
sogar errechnet, dass der Mittelpunkt Europas in der
Südslowakei liegt, in der Nähe des Städtchens Kremnica.
Die Slowakei war lange Zeit ein Teil Ungarns und
Österreichs. Entsprechende Einflüsse erkennen Sie in der
Architektur, der Küche, in Familiennamen und in der
Trinkkultur: Hier wird Wein dem Bier vorgezogen. Doch
obwohl der gemeinsame Staat nur von 1918 bis 1993
existierte, fühlt sich die slowakische der tschechischen
mehr als allen anderen Nationen verbunden.
Feiertage: Nationalfeiertage sind der 1. Januar (Tag der
Staatsgründung 1993); der 29. August (Beginn des
slowakischen Aufstands 1944 gegen den Faschismus); der
1. September (Tag der Verfassung 1992); hinzu kommen
alle hohen katholischen Feiertage (zusätzlich Heilige Drei
Könige am 6. Januar, Mariä Sieben Leiden am 15.
September).
Slowenien
Fläche: 20 253 km²
21
Einwohner: 2 Millionen
Hauptstadt: Ljubljana
Währung: 1 Tolar = 100 Stotin
Begrüßung
Bei der Begrüßung schütteln sich die Beteiligten einander
die Hände. Je nach Tageszeit lassen Sie ein „Dobro jutro“
(„Guten Morgen“), „Dober dan“ („Guten Tag“) oder „Dober
večer“ („Guten Abend“) folgen. Sind Sie etwas besser
bekannt, verwenden Sie das vertrautere „Zdravo“ (=
„Gesundheit; entspricht unserem „Hallo“).
Akademische Titel sind in Slowenien nicht von Bedeutung.
In der Anrede müssen Sie diese nicht erwähnen. Nur
wenn eine Unterschrift geleistet wird, sollten Sie darauf
achten, dass in Ihrem Schriftstück der Titel der jeweiligen
Person aufgeführt ist.
Tabus/Small Talk
Machen Sie bitte nicht den Fehler, Slowenien mit den
übrigen Staaten Ex-Jugoslawiens in einen Topf zu werfen.
Die Einheimischen fühlen sich Italien und Österreich nicht
nur näher als Serbien oder Bosnien - sie sind es auch,
geografisch betrachtet. Slowenien ist kein Balkanstaat,
sondern ein mitteleuropäisches Land.
Die größeren Orte in Slowenien haben teilweise noch
deutsche Bezeichnungen - aus der Habsburger-Monarchie.
Sie bezeugen Ihren Respekt vor der kleinen Nation, wenn
Sie die einheimischen Namen verwenden: also Ljubljana
statt Laibach, Maribor an Stelle von Marburg, Nova Gorica
anstatt Neu-Görz.
Slowenien ist ein beliebtes Urlaubsland und hat alles zu
bieten, was ein Touristenherz erfreut: Mittelmeerstrand,
Hochgebirge, die tiefblauen Gebirgsseen von Bled und
Bohinj sowie eine herbe Karstlandschaft mit den Höhlen
von Postojna und Škocjan. Letztere wurden von der
UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Das Land ist so klein,
dass Sie von jedem Punkt aus einen raschen Abstecher zu
22
einer dieser Sehenswürdigkeiten unternehmen können.
Fragen Sie einfach Ihre Gesprächspartner!
Tierfreunde kommen in Slowenien auf ihre Kosten. Sie
finden eine reiche Tierwelt mit Steinböcken, Bären und
Luchsen vor. Lipica nahe der italienischen Grenze ist die
Heimat einer berühmten Pferderasse, der Lipizzaner, die
während der k.u.k. Monarchie von hier an die Wiener
Hofreitschule verfrachtet wurden.
Geschäftstermine
Die westlichen Gepflogenheiten bei Verhandlungen werden
Ihren slowenischen Geschäftspartnern sehr vertraut sein.
Es ist wichtig, dass Sie persönliche Beziehungen zu ihnen
aufbauen. Besserwisserei und Überheblichkeit kommen
nicht gut an. Ihre Gegenüber treten vermutlich mit einem
gesunden Selbstbewusstsein auf und lassen sich nicht
bevormunden.
In Slowenien wird nur wenig Autorität delegiert. Sie müssen
sich darauf einstellen, dass Ihr Partner kurz vor
Vertragsabschluss vielleicht noch zurückgepfiffen wird oder jemand aus einer höheren Führungsetage
nachverhandelt. Beteuerungen wie „Kein Problem, das
erledigen wir schon“ dürfen Sie nicht zu blauäugig
vertrauen. Vor allem sollten Sie Geduld an den Tag legen.
Der Dresscode ist der gleiche wie bei uns: Anzug und
Krawatte bei Männern, Kostüm oder Hosenanzug bei
Frauen.
Tischsitten
In einem Restaurant müssen Sie nicht auf den Kellner
warten, bis dieser Ihnen einen Platz zuweist. Im übrigen
gelten in Slowenien dieselben Tischmanieren wie in
Österreich.
Der Einfluss der italienischen und österreichischen Küche
ist unverkennbar. Typisch slowenische Gerichte sind
23
Kranjska pojedina (Krainer Schmaus, ein Rippenstück mit
Sauerkraut), Zlikrofi z bakelco (mit Hammelragout gefüllte
Ravioli), Sara (ein Eintopf mit Gerste und geräucherter
Wurst). Dazu trinken Sie am besten slowenische Weine:
einen weißen Riesling oder einen roten Merlot.
Besonderheiten
Slowenien ist zwar ein kleiner Staat, aber der zweitreichste
(hinter Zypern) der EU-Beitrittskandidaten - und wird
folglich wie Deutschland zu den Nettozahlern gehören.
Erkennen Sie die großen wirtschaftlichen Fortschritte seit
der Unabhängigkeit an!
Sprachprobleme werden Sie kaum haben. Fast jede(r) hier
spricht Deutsch oder Englisch. Verträge sollten Sie aber
stets in den Sprachen der Verhandlungspartner abfassen.
Feiertage: Nationalfeiertage sind der 27. April (Tag des
Widerstands gegen den Faschismus), der 25. Juni
(Erklärung der nationalen Eigenständigkeit 1991); der 26.
Dezember (Unabhängigkeitstag/Volksabstimmung 1990
über den Austritt aus der Bundesrepublik Jugoslawien);
hinzu kommen alle hohen katholischen Feiertage
(einschließlich Mariä Himmelfahrt am 15. August)
Tschechische Republik
Fläche: 78 864 km²
Einwohner: 10.3 Millionen
Hauptstadt: Prag
Währung: 1 Koruna = 100 Haléru
Begrüßung
Es herrschen dieselben Rituale wie in der → Slowakei.
Auch die Anrede ist identisch.
Tabus/Small Talk
24
Benutzen
Sie
unter
keinen
Umständen
die
Länderbezeichnung „Tschechei“. Sie stammt noch aus der
Zeit des Nationalsozialismus, als die Tschechoslowakei
zerschlagen und der tschechische Teil deutsch besetzt
war. Der offizielle Staatsname heißt Tschechische
Republik; ist Ihnen das zu lang, dürfen Sie gerne auch
Tschechien sagen.
Die beiden größten Katastrophen aus Sicht der
Einheimischen wurden von Deutschen verursacht: die
militärischen Einmärsche 1939 und 1968! Dafür verlangen
die Tschechen keine Entschuldigung von Ihnen, wohl aber
ein - unausgesprochenes - Unrechtsbewusstsein. Am
besten, Sie lassen in Ihren Gesprächen die Geschichte
außen vor.
Auch das Thema „Beneš-Dekrete“ - sie sanktionierten die
Enteignung der in der Tschechoslowakei lebenden
Deutschen - sollten Sie meiden. Die tschechische
Auffassung ist eindeutig: Das Vertriebenenproblem begann
mit Hitlers Überfall auf Polen am 1. September 1939. Diese
Meinung sollten sie akzeptieren - zumindest für die Zeit, in
der Sie sich in Tschechien aufhalten.
Tschechiens ist die Wiege zahlreicher Künstler von
Weltrang. Reichlich Gesprächsstoff liefern die Komponisten
Bedřich Smetana, Antonín Dvořák und Leoš Janácek, die
Schriftsteller Václav Havel, Jaroslav Hašek („Schwejk),
Karel Čapek, Jaroslav Seifert (Nobelpreis für Literatur
1984), Milan Kundera, Bohumil Hrabal, Michal Viewegh,
Libuše Moniková und Josef Škvorecký, die Filmregisseure
und Oscar-Preisträger Miloš Forman („Einer flog übers
Kuckucksnest“) und Jan Sverák („Kolya“).
Sport ist im Lande des zweimaligen FußballVizeweltmeisters natürlich ebenfalls ein Thema, das Sie
immer anschneiden können. Zur Zeit zählen die Tschechen
mit ihren Stars Tomaš Rosický und Jan Koller (die beide in
Dortmund spielen) sowie Pavel Nedved und Milan Baroš zu
den besten Teams der Welt. Die Älteren werden sich gerne
25
an die Turnerin Vera Časlavská (sieben Goldmedaillen bei
Olympischen Spielen), den Langstreckenläufer Emil
Zatopek (der sich beim Einmarsch sowjetischer Truppen
1968 den Panzern entgegenstellte), den langjährigen
Tennis-Weltranglistenersten Ivan Lendl oder die fünfmalige
Wimbledon-Gewinnerin Martina Navratilova erinnern.
Geschäftstermine
Bei
Verhandlungen
herrschen
die
gleichen
Gepflogenheiten wie in → Polen oder → Slowenien. Ihre
Geschäftspartner sind mit westlichen Praktiken sehr
vertraut.
Tischsitten
Die Tischsitten unterscheiden sich kaum von denen in
Deutschland.
Die böhmische und mährische Küche ist sehr
kalorienhaltig. Alle Saucen enthalten einen kräftigen
Schuss Sahne, und auch das bei allen Anlässen gereichte
Bier setzt gehörig an. Beliebte Speisen sind Vepřová
pečene, knedlík a zelí, kurz Vepřo-knedlo-zelo
(Schweinebraten mit Knödeln und Kraut), Kapr s brambory,
Paprikou a smetanou (Karpfen mit Kartoffeln, Paprika und
Sahne) oder Moravské uzené (Mährisches Rauchfleisch).
Wenn Sie auf Ihre Linie achten wollen, bestellen Sie lieber
nur einen Salat oder eine Suppe (Polévka), dazu ein
Minerálka (Mineralwasser)
Besonderheiten
Die Tschechen sind Weltmeister im Biertrinken. Um Platz
zwei streiten sich Deutsche und Belgier mit knapp 130
Litern pro Kopf und Jahr, in Tschechien werden im Schnitt
160 (!) Liter verputzt. Das Bier ist hervorragend - wenn Sie
nicht Auto fahren müssen. Die Promillegrenze liegt bei 0,0,
die Kontrollen sind scharf.
26
In Tschechien wird feiner, hintersinniger Humor - in der Art
von Hašeks Schwejk - gepflegt. Tschechen gefallen sich in
der Rolle des listigen David. Spielen Sie nicht den tumben
Goliath, denn das ist die Rolle, die Einheimische gern
großspurig auftretenden Deutschen zuschreiben. Ihre
zurückhaltende leise Art dagegen wird bei Ihren
Gastgebern auf Sympathie stoßen.
Das Tschechische ist eine der wenigen Sprachen, bei
denen das „Ja“ aus zwei Silben besteht: „Ano“. Meistens
wird es abgekürzt: „No“, weshalb Sie es nicht mit dem
englischen Nein verwechseln sollten. Auf Tschechisch
heißt „Nein“ übrigens „Ne“.
Feiertage: Nationalfeiertage sind der 1. Januar (Tag der
Trennung von der Slowakei 1993); der 9. Mai (Tag der
Befreiung vom Faschismus 1945); der 28. Oktober (Tag
der Gründung der Tschechoslowakei im Jahre 1918); als
religiöser Feiertag kommt der 6. Juli hinzu (Verbrennung
des Reformators Jan Hus auf dem Konzil zu Konstanz
1415)
Ungarn
Fläche: 93 030 km²
Einwohner: 10 Millionen
Hauptstadt: Budapest
Währung: 1 Forint = 100 Filler
Begrüßung
In Ungarn grüßen Sie am besten per Händedruck. Die
üblichen Grußformeln sind „Jó reggelt” („Guten Morgen”),
„Jó napot“ („Guten Tag”) und „Jó estét” („Guten Abend”).
Bei Empfängen darf ein Herr die Dame auch mit einem
förmlichen „Kezét csókolom“ (= Küss die Hand“) und
angedeutetem Handkuss beehren. Der informelle Gruß
lautet „Szervusz“.
27
Titel („Doktor”, „Professor”, „Direktor”) werden in Ungarn
stets genannt und zusammen mit dem Nachnamen
verwendet.
Tabus/Small Talk
In Ungarn sollten Sie wenig über die Vergangenheit reden.
Im Ersten Weltkrieg verlor das Land die Hälfte seines
Territoriums, im Zweiten stand es auf der falschen, der
deutschen Seite. Als Ungarn sich aus der sowjetischen
Umklammerung lösen wollte, rollten 1956 die Panzer ein.
Eine Sternstunde hatte das Land aber 1989: die liberale
und kooperative Haltung der ungarischen Regierung
ermöglichte Zehntausenden DDR- Flüchtlingen das
Entkommen in den Westen.
Ungarn hat eine der weltweit höchsten Selbstmordrate.
Warum das so ist, müssen Sie bei Ihrem Aufenthalt nicht
herausfinden. Das Thema eignet sich nicht für zwanglose
Konversation.
Ein lohnendes Gesprächsthema ist das reiche kulturelle
Erbe, denn Ungarn ist einer der ältesten Staaten Europas.
Die UNESCO hat daher das hauptstädtische Burgviertel
und das Budapester Donauufer, das alte Dorf Hollokö; die
Höhlen von Aggtelek, die Benediktinerabtei Pannonhalma;
die Puszta von Hortobagy, den frühchristlichen Friedhof
von Pécs und den Neusiedler See in ihre Liste der
schützenswerten Güter aufgenommen.
Ungarn hat viele bedeutende Schriftsteller hervorgebracht:
den Nationaldichter Sandor Petöfi, den letztjährigen
Nobelpreisträger Imre Kertesz, György Konrád, György
Dalos und Sándor Márai. Auch einige berühmte
Erfindungen stammen aus Ungarn: der Konstrukteur
Oszkár Asbóth entwickelte den ersten Hubschrauber,
Kálmán Kandó die Elektrolok, der Architekt Ernö Rubik
erfand den Zauberwürfel, László Biró baute den ersten
Kugelschreiber. An solche Alltagsgegenstände können Sie
locker ein Gespräch anknüpfen.
28
Schließlich wäre da noch der Sport. Bei der Fußball-WM
1954 verlor die favorisierte ungarische Nationalmannschaft
sensationell mit 2:3 gegen die deutsche Elf. Ungarische
Athletinnen und Athleten haben aber auch große Erfolge
aufzuweisen: bei Olympischen Spielen gewannen sie
insgesamt 150 Goldmedaillen.
Geschäftstermine
In Ungarn brauchen Sie Zeit für Verhandlungen.
Aufmerksamkeit und gegenseitiger Respekt sind wichtig,
um erst einmal persönliche Beziehungen aufzubauen. Ist
dieser Schritt getan, kommen Sie anschließend rasch
voran.
In Ungarn leben höfliche Menschen. Deshalb werden Sie
von Ihren Geschäftspartnern nur selten ein „Nein“ zu hören
gekommen. Wenn Sie ein „Ja, aber“ als Antwort
bekommen, hören Sie bei dem „Aber“ genau hin. Ein
„Eigentlich ja“ oder ein „Ja, wenn nichts dazwischen
kommt“ bedeuten in Wirklichkeit ein „Nein“.
Drängen Sie Ihre Verhandlungspartner nicht zu einer
schnellen Entscheidung. Bringen Sie Geduld mit, und
hören Sie sich die Argumente der Gegenseite genau an.
Vielleicht können Sie danach die besseren Argumente ins
Feld führen. Kritik sollten Sie stets so verpacken, dass Ihr
Gegenüber das Gesicht wahren kann.
Tischsitten
Die meisten Restaurants außerhalb Budapests schließen
um 23 Uhr (Arbeitsbeginn ist selbst in Büros fast immer
morgens um sieben). Die Tischsitten sind die gleichen wie
in Österreich oder Deutschland.
Typisch ungarische Gerichte sind neben Gulasch (der hier
Pörkölt heißt; Gulyás ist eine Art Kartoffelsuppe mit
Nockerln und Rindfleischeinlage) Halászlé (Fischsuppe),
Csirkepaprikás (Paprikahuhn, das mit reichlich Sahne
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serviert wird), Töltött káposzta (Krautrouladen), Töltött
paprika (gefüllte Paprika), Palacsinta Hortobagy (ein mit
Hackfleisch gefüllter Eierkuchen) und Csaszármorzsa
(Kaiserschmarrn).
Besonderheiten
Ungarisch ist eine finno-ugrische Sprache, die mit dem
Türkischen und Finnischen entfernt verwandt ist. Niemand
wird verlangen, dass Sie dieses schwierige Idiom
beherrschen. In Ungarn kommen Sie daher auch mit
Deutsch oder Englisch gut voran. Wenn Sie aber ein paar
ungarische Vokabeln kennen, freuen sich Ihre Gastgeber:
„Kössönöm“ heißt „danke“, „kerem“ bedeutet „bitte“, mit
„Viszontlátásra“ - oder kurz „Viszlát“ verabschieden Sie
sich.
In Ungarn wird das Datum anders geschrieben als bei uns:
Es beginnt mit der Jahreszahl, dann kommt der Monat,
anschließend der Tag: 04-05-01 etwa ist der 1. Mai 2004 der Tag, an dem Ungarn der EU beitreten wird.
Der Familienname wird in Ungarn vor dem Rufnamen
genannt. Beispiel: Kiss Éva (also Klein Eva statt Eva Klein).
Nach der Heirat legt die Frau beide Namen ab. Auch hier
ein Beispiel: Würde Éva Kiss einen Ádám Nagy heiraten,
hieße sie anschließend Nagy Ádámné (= die Frau von
Adam Groß). Mit dieser Tradition haben viele ungarische
Ehepaare aber bereits gebrochen. Nach dem 1. Mai 2004
werden es noch mehr werden.
Feiertage: Nationalfeiertage sind der 15. März
(demokratische Revolution 1848 gegen die Herrschaft der
österreichischen Habsburger); der 23. Oktober (Aufstand
1956 gegen die sowjetische Besatzung des Landes), hinzu
kommt der 20. August (Tag des Heiligen Stephan ungarisch: István - des ersten Königs Ungarns, gekrönt
1000, gestorben 1038)
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Schlussbemerkung?
"Die ganze Misere unserer Geschichte beruhte immer
darauf, dass wir den Osten zu wenig kannten." Diese
Worte stammen von einem Deutschen, geboren 1921 im
polnischen Łódz und 1990 mit der höchsten
Literaturauszeichnung unseres Landes bedacht, dem
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Karl Dedecius
bringt auf den Punkt, was Generationen von Deutschen
von ihren östlichen Nachbarn entfremdet hat. Doch hält die
Geschichte auch immer neue Chancen bereit. Die nächste
heißt EU-Erweiterung.
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