La Storia - Ihre Homepage bei Arcor

Werbung
Universität Hamburg
Fachbereich Sprachwissenschaften
Romanistik
Die Geschichte der Judenverfolgung in "La Storia": Morantes
historische Vorlagen und deren Bedeutungszuschreibung im Schema
der hermeneutischen Bibelexegese
Hausarbeit zum
literaturwissenschaftlichen Seminar II: Elsa Morante
Leitung: Frau Prof. Barbara Vinken
Wintersemester 2000/2001
Referent: Egbert Bicher
7. Semester Geschichte, Strafrecht, Italienisch auf MA
Adresse:
Steinikestr. 10
21073 Hamburg
Tel.: 0179/5101426
e-mail: [email protected]
Abgabedatum: 1. April 2001
2
Gliederung
Abschnitt
Seite
1. Einleitung
3
2. Die Geschichte „von oben“ und das Bild der Geschichtsmächtigen
4
2.1 Kurze Hintergrundinformation nach dem aktuellen Stand der Historiografie 4
2.2 Das Geschichtsbild von La Storia
5
3. Gemeinsames in Debenedettis 16 ottobre 1943 und La Storia
3.1 16 ottobre 1943: Die Geschichte der Kleinen als Anklageschrift
3.2 Morantes Vilma und Debenedettis Celeste
3.3 Vilma – die wichtigste von zahlreichen Prophetinnen in La Storia
6
6
7
8
4. Die religiösen Grundbegriffe Leben und Opfer
4.1 Ein Gebet für die Kleinen der Geschichte
4.2 Spinoza, Morante und der animalische Lebenswille der Protagonisten
4.3 Schlüsselszene Tiburtina: Morante und Katz
4.4 Schicksalsergebenheit „senso del sacro“
4.5 Das Bild vom Opferlamm
9
9
10
11
13
15
5. Analyse nach Schemata der hermeneutischen Bibelexegese
5.1 Die biblische Hermeneutik
5.2 Der Typos
5.3 Heilsgeschichte und Unheilsgeschichte
5.4 Perché gli altri dimenticano und das Gegenbild des Odysseus
5.5 Der weibliche Körper als Inkarnation der Verletzlichkeit des Lebens
5.6 Die Paralleltexte als Offenbarungen
16
16
19
20
22
23
24
6
25
Schlußbetrachtung
Literaturverzeichnis
26
3
1. Einleitung
Elsa Morante nennt am Ende von La Storia einige wichtige Quellen für ihr Buch1. Aufgrund
von inhaltlichen und wörtlichen Übereinstimmungen mit Giacomo Debenedettis 16 ottobre
1943, Robert Katz Black Sabbath und Bruno Piazzas Perché gli altri dimenticano wurde der
Autorin jüngst posthum von Risa Sodi vorgeworfen, abgeschrieben zu haben, und dass ihr
eigener Verweis auf ihre Quellen über die Tragweite dieses Kopierens hinwegtäusche2. Der
Sinn eines solchen Vorwurfs ist zweifelhaft. Sodis textkritische Arbeit verdient jedoch
gleichwohl Beachtung.
Hauptaufgabe dieser Arbeit soll aber nicht ein erneuter Vergleich der Paralleltexte, sondern
die Untersuchung der von Sodi vernachlässigten Frage sein, welche Bedeutung den
verwendeten Quellen innerhalb des Romans zugeschrieben ist.
Erster Schritt für eine solche Untersuchung muss die Beleuchtung des historischen und dann
des geschichtsphilosophischen Hintergrundes des Romans sein. Durch den
geschichtsphilosophischen stößt die Untersuchung schnell auf den religiösen Hintergrund.
Erstaunlich sind die zahlreichen Bezüge in La Storia auf einen weiteren Paralleltext: Die
Bibel. Typologien des Alten und des Neuen Testamentes (im folgendem AT u. NT),
insbesondere der Opferbegriff, die Liebe Gottes für seine Kreaturen und die Heilsgeschichte
werden nicht nur aufgegriffen, sondern durch den Roman La Storia weiter ausgelegt. Wenn es
im Roman auch um Exegese (d. h. Auslegung) geht, liegt es nahe, auch die Bedeutung der
zitierten historischen Quellen im Roman nach Schemata der hermeneutischen Bibelexegese
zu untersuchen. Allesamt Berichte von der Geschichte des Holocausts, könnten die
Paralleltexte, freilich nicht im streng theologisch-dogmatischen Sinne der Kirche, für den
Roman Offenbarungen von religiös-geschichtlichen Wahrheiten darstellen. Selbst der ganze
Roman könnte als eine Art Offenbarung einer geschichtstheologischen Wahrheit angesehen
werden.
La Storia, S. 658: „Qui devo limitarmi a citare – anche a titolo di ringraziamento – i seguenti autori, che con le
loro documentazioni e testimonianze mi hanno fornito degli spunti (reali) per alcuni singoli episodi (inventati)
del romanzo:”
2
Risa Sodi, „Whose Story? Literary Borrowings by Elsa Morante’s <<La storia>>“, in: Lingua e stile, 23, 1,
1998, S. 141-153.
1
4
2. Die Geschichte „von oben“ und das Bild der Geschichtsmächtigen
2.1 Kurze Hintergrundinformation nach dem aktuellen Stand der Historiografie3
Mit den Rassegesetzen vom November 1938 manifestiert sich auch in Italien der staatlich
verordnete Rassismus. Der Erlass dieser Gesetze ist Ausdruck der Hinwendung Italiens zu
Hitlerdeutschland, die mit der Proklamation der Achse Berlin-Rom (Oktober 1936) ihren
Ausgang nahm und von Mussolini immer weiter vorangetrieben wurde. Diese Entwicklung
gewann, auch durch die diplomatische Unfähigkeit des „duce“4 mit dem viel stärkeren HitlerDeutschland umzugehen, immer mehr an Eigendynamik, so dass dieses allmählich die
faktische Souveränität über Italien übernahm. Mussolini kam ihm dabei mit dem
Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 und der italienischen Beteiligung am Russlandfeldzug seit
1941, obwohl er damit das Gegenteil bezwecken wollte, noch entgegen. Mussolini war kein
fanatischer Antisemit wie Hitler. Er übernahm aber aus opportunistischen Motiven den
Rassismus seines großen „Kampfgenossen“5. Solange Mussolini regierte, gab es aber
zumindest in Rom keine Deportation von Juden. Die Rassengesetze wurden nur allmählich
durchgesetzt6. Nach dem Sturz Mussolinis durch seine eigenen Leute (25.7.1943) und der
Flucht der Regierung Badoglio (8.9) besetzten die Deutschen Rom. Erst jetzt konnte die SS
damit beginnen, Hitlers und Himmlers Pläne zur Ermordung aller Juden auch in Rom
auszuführen. Die Razzia im ehemaligen Ghetto am 16. Oktober und das Massaker bei den
fosse ardeatine an 335 jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten (24.3.1944) waren nur die
Höhepunkte der deutschen Schreckensherrschaft in Rom.
Für einen ausführlicheren historischen Überblick siehe Danilo Veneruso, L’Italia fascistà, 1922-1945,
Bologna, 1990.
4
Höhepunkt des diplomatischen Versagens Mussolinis ist die Unterzeichnung des Stahlpaktes im Mai 1939; in
diesem Sinne auch erwähnt in La Storia, S.55; besonders aufschlussreich ist das Urteil von Mussolinis
damaligen Außenminister Ciano über den Stahlpakt, das letzterer kurz vor seiner Hinrichtung im Gefängnis von
Verona am 23.12.1943 niederschrieb (Galeazzo Ciano, Diario, I (1939-1940), Mailand/Rom, 1946, S. 4.).
5
Ein aufschlussreiches Dokument für Mussolinis Verhältnis zu Hitler ist der Briefwechsel der Diktatoren: Hitler
e Mussolini, lettere e documenti, kommentiert von V. Zincone, Mailand/Rom, 1946. Dort manifestiert sich z. B.
auch der opportunistische Antisemitismus des „duce“. Hitler schreibt am 28.2.1943 an Mussolini: „Chiunque dei
nostri avversari vincesse, la plutocrazia occidentale o il bolscevismo orientale, alla fine trionferebbe sempre il
giudaismo internazionale e non lascerebbe nulla di intentato pur di distruggere le nostre razze e specialmente le
loro classi drigenti.” (Hitler e Mussolini, lettere e documenti, op. cit., S. 140) Mussolini antwortet, anspielend
auf seinen eigenen schlechten gesundheitlichen Zustand: „Le piccole infermità personali, sono episodi
insignificanti di fronte alle infermità che le demo-plutocrazie e il giudaismo hanno inflitto al genere umano,
infermità che il ferro e il fuoco guariranno.” (ebd., S. 145).
6
Für eine genauere Darstellung der teilweise inkonsequenten italienischen Rassepolitik siehe: Jonathan
Steinberg, Deutsche, Juden und Italiener. Der italienische Widerstand gegen den Holocaust, übersetzt aus dem
Englischen, Göttingen, 1992.
3
5
2.2 Das Geschichtsbild von La Storia
Das Bild der Geschichtsschreibung „von oben“, das hier kurz skizziert wurde, ist in La Storia
zwar präsent, wird aber im Roman meistens nur wichtig, wenn es direkte Auswirkungen auf
dessen Figuren hat. Elsa Morante setzt der Perspektive der klassischen Geschichtsschreibung
einer Epoche, die sie selbst erlebte, eine persönliche „testimonianza“7, eine
Geschichtsschreibung „von unten“ entgegen. Im Vorwort zur amerikanischen Ausgabe von
La Storia erklärt sie dieses Verhältnis folgendermaßen:
„Però, mentre nei trattati a protagonisti della vicenda storica vengono assunti i mandanti o
esecutori della violenza (Capi, condottieri, signori), in questo romanzo i protagonisti (gli eroi)
sono invece coloro che subiscono, ossia le vittime dello scandalo. Gli altri (i responsabili
dello scandalo) vi compaiono ma di sbieco, in una dimensione estranea, simili agli spettri
famelici[Herv. d. d. Autorin] della tradizione orientale. Difatti, pur sempre ritornanti e sempre
in azione, essi sono una corte irreale di fantasmi, che hanno solo l’apparenza della vita.”8
Nur den beiden Hauptverantwortlichen für das Leid der Romanhelden, den wichtigsten der
“Gespenster” widmet die Autorin etwas persönliche Betrachtung in ihrem Buch. Auch
Morante sieht, beginnend mit der Eroberung Abessiniens (1936), die immer weiter
fortschreitende Unterwerfung Mussolinis unter Hitler9. Bezeichnend ist, dass sie zur
Erklärung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Diktatoren diesen eine
Besessenheit von Träumen zuschreibt. Mit dem Bild des „carro carnevalesco“ des „duce“, der
ans Joch des „carro mortuario“ des „Führers“ gespannt wird10 und des Sieges der nekrophilen
Vision Hitlers über diejenige Mussolinis11 kann die Schriftstellerin die historische Wahrheit
wohlmöglich besser ausdrücken als jeder Historiker. Letzterer kann nur die diplomatische
Unfähigkeit Mussolinis auf der einen Seite, und die ideologische Besessenheit und
militärische Stärke Hitlers auf der anderen Seite verantwortlich machen für den Ruin Europas
und Italiens. Das Leid der Opfer kann die Geschichtsschreibung nur in Zahlen ausdrücken.
Dagegen kann Morante zumindest einigen der 50 Millionen Toten des zweiten Weltkrieges
Namen geben. Fast barmherzig setzt sie die „piccoli corpi“ der beiden Haupttäter mit denen
ihrer Opfer gleich12.
7
Elsa Morante, Opere, Volume primo, Mailand, 1988, S. LXXXIV.
Ebd.
9
La Storia, S. 44f.
10
Ebd., S. 45.
11
Ebd., S. 45; S. 368; vgl. auch S. 325;
12
Ebd., S. 368.
8
6
3. Gemeinsames in Debenedettis 16 ottobre 1943 und La Storia
3.1 16 ottobre 1943: Die Geschichte der Kleinen als Anklageschrift
Als Leichen sind Opfer und Täter gleich. Das Leben jedoch steht, nach Elsa Morante, ganz
auf der Seite der Opfer des Ärgernisses Geschichte13. Die Liebe für das Leben ist der tiefste
Beweggrund der Autorin, diese Opfer zu den Protagonisten ihres Romans zu machen14.
Gerade dadurch wird La Storia auch zu einer Anklageschrift („atto di accusa“15) gegen alle,
die das Leben töten, die Mächtigen, die Geschichte an sich.
In dieser Motivation gleicht La Storia sehr Giacomo Debenedettis 16 ottobre 1943. Bei
diesem Werk handelt es sich um einen gerade 32 Seiten starken Text über die Räumung des
römischen Ghettos durch die SS am Sabbat, dem 16. Oktober 1943. Debenedetti, eigentlich
kein Schriftsteller sondern Literaturkritiker, war selbst Jude. Obwohl er nicht Opfer der
Razzia wurde, hielt er sich zu jenem Zeitpunkt in Rom auf16. Er schrieb den Text kaum ein
Jahr nach der Razzia und hält sich sehr genau an das wirklich Vorgefallene. So wurde 16
ottobre 1943 vor allem auch als historische Quelle gelesen. Unter dem Aspekt des
historischen Quellenwertes kann der Text in eine Anzahl von Veröffentlichungen17 eingereiht
werden, die direkt nach der Befreiung Italiens erschienen: z.B das Tagebuch Graf Cianos18
und auch die Briefe zwischen Hitler und Mussolini19. 16 ottobre 1943 erschließt dem
Historiker freilich eine ganz andere Perspektive als die vorgenannten Texte. Debenedettis 16
ottobre 1943 ist aber nicht nur ein Bericht20 von journalistischem und historiografischen
Stellenwert sondern vor allem ein Stück wertvoller Literatur. Debenedetti zeichnet ein sehr
lebendiges und detailreiches Bild von den Ghettojuden, die „das Leben lieben“21. Er erregt
damit beim Leser tiefe Betroffenheit über die Grausamkeit der Deportation. Sein Stil bleibt
dabei distanziert und elegant, antithetisch zu seiner Nähe zum Geschehenen.
13
Elsa Morante, Opere, op. cit., S. LXXXIV.
Ebd.
15
Ebd., S. LXXXV.
16
Vgl. ebd., S. 30.
17
Diese Veröffentlichungswelle wird auch in La Storia explizit problematisiert (S. 368f).
18
Galeazzo Ciano, Diario, I (1939-1940), II (1941-1943), Mailand/Rom, 1946.
19
Hitler e Mussolini, lettere e documenti, op. cit.
20
Als solchen bezeichnet ihn der Autor: 16 ottobre 1943, S. 30: “resoconto“
21
Ebd., S. 4: “Ma questi ebrei amano la vita”
14
7
3.2 Morantes Vilma und Debenedettis Celeste
Für Morantes Protagonistin Ida, die ohnehin vor fast allem Angst hat, sind die Rassegesetze
von 1938 Anlass zu schrecklicher Furcht. Ida, als Halbjüdin, steht mit ihrer fast paranoiden
Furcht im Gegensatz zu den Juden des römischen Ghettos. „Dort konnten diese Gesetze die
Schicksale nicht sehr ändern.“22. Mit dem Schicksal der Juden konfrontiert, reagieren die
Bewohner des Ghettos mit „ausweichender Gedankenlosigkeit“23. Ida jedoch fühlt sich seit
dem Erlass der Rassegesetze in Italien 1938 zum Ghetto hingezogen auch weil sie sich nur
dort traut, nach Informationen über die Judenverfolgung zu fragen.
So ist Ida auch die einzige, die den Warnungen der Jüdin Vilma ernsthaft Glauben schenkt.
Morantes Romanfigur Vilma ist stark von Debenedettis Figur Celeste beeinflusst. Celeste ist
den Ghettojuden bekannt als „una chiacchierona, un’esaltata, una fanatica”24. Am Vorabend
der Razzia warnt Celeste die Juden, aber ihr Appell zu fliehen bleibt unbefolgt, vielmehr wird
sie ausgelacht. Morantes Vilma, eine alleinstehende Gelegenheitshaushaltshelferin mit irren
Zügen, „in deren Geist die Phantasie immer arbeitete“25, berichtet schon lange vor 1943 von
den Verbrechen der Deutschen gegen die Juden: „[...]per prima cosa i tedeschi ammassavano
da una parte tutti gli ebrei senza eccezione, e di là li trascinavano via, fuori die confini, non si
sapeva dove <<nella notte e nella nebbia>> […] morti e vivi, venivano buttati uno sull’altro
in fosse enormi[…]” (S. 61). Vilma erweist sich hier in jedem Sinne als Prophetin26. Der
sogenannte Nacht-und-Nebel-Erlass Hitlers auf den Morante hier anspielt, datiert nämlich auf
den 7. Dezember 194127. Vilma muss, nach dem Kontext von La Storia, diese Warnung aber
schon weit vorher, zumindest aber vor der Geburt Useppes am 28. August jenen Jahres
ausgesprochen haben.
Morantes Vilma ist eine ausgegrenzte Waise, eine halb verrückte Prophetin. Debenedettis
Celeste wird hingegen Figur dargestellt, die bei den Ghettojuden als als „Klatschweib“
gbekannt ist. Sie hat zudem auch eine Familie28. Die auffällige Ähnlichkeit beider Figuren
liegt vor allem darin, dass auch Vilma am Vorabend der Razzia verzweifelt durch die Straßen
La Storia, S. 59: „[nel ghetto] i decreti razziali del 1938[...] non avevano potuto mutare molto le sorti.”
Ebd.: „spensieratezza evasiva“.
24
16 ottobre 1943, S. 5.
25
La Storia, S. 60: „E difatti, la fantasia lavorava sempre, come una forzata, nella mente die Vilma;“
26
wofür Ida sie hält: „[...]ai suoi occhi Vilma[...] rassomigliava a una sorta di profetessa“ (La Storia, S.60); siehe
auch: „però, in seguito, certe sue fantasie[Hervorhebung durch die Autorin] dovevano dimostrarsi molto al di
sotto della verità” (ebd. S. 60, vgl. auch ebd. S. 286f)
27
Text des Erlasses in: Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen
Militärgerichtshof, Band IV, Amtlicher Text in Deutscher Sprache, Verhandlungsniederschriften, 17. Dez. 19458. Jan. 1946, Nürnberg, 1947, Nachdruck, München/Zürich, 1984, S. 301f.
28
16 ottobre 1943, S. 5.
22
23
8
des Ghettos rennt und aufgrund von Informationen, die sie von ihrer Signora hat, die Juden
vergeblich vor der bevorstehenden Deportation warnt.
Tatsächlich gibt es in dieser Szene zahlreiche Übereinstimmungen der beiden Texte in Inhalt,
Vokabular uns Satzbau. Dies stellt Sodi29 in einem Vergleich der Textstellen30 deutlich
heraus.
3.3 Vilma – die wichtigste von zahlreichen Prophetinnen in La Storia
Debenedetti bezieht sich deutlich auf das AT. In einem kleinen Exkurs versucht er die
Autoritätsgläubigkeit der Juden mit ihrem Glauben an die Gerechtigkeit zu erklären und
bringt damit in Zusammenhang die messianischen Erwartung (die ja von den Propheten
verkündet wird)31. Auch zitiert Debenedetti den Propheten Jeremias, der die Stadt Jerusalem
nach der Verschleppung der Juden nach Babylon (597 v. Chr.) beschreibt32.
Aus Debenedettis Celeste wird die wichtigste einer ganzen Reihe weiblicher Prophetenfiguren
in La Storia. Vilma selbst ist informiert durch ihre „signora“ und ihre „monaca“33. Beides
sind weibliche Figuren, von denen die eine sogar eine Geistliche ist. Iduzza nennt ihre
Hebamme Ida di Capua bei sich Ezechiele, weil ihre Physiognomie sie an ein Bild dieses
Propheten erinnert34. Aus dem Fenster der Wohnung Ezechieles konnte Ida die Statuen
Christi, Johannes des Täufers und des Evangelisten, sowie aller Kirchenväter auf dem Giebel
der Lateranbasilika sehen. der Prophet Ezechiel war ein Zeitgenosse des Jeremias, der aber im
Gegensatz zu letzterem mit nach Babylon verschleppt wurde. Morantes Hebamme Ezechiele
wurde ebenfalls deportiert35. Zwei Frauen sagen Useppe ein kurzes Leben voraus: Die alte
Zigeunerin in San Lorenzo36 und die Mutter des Hingerichteten in Pietralata. Der Spruch der
Letzteren37 erweckt den Vergleich des 2. Weltkrieg mit dem Kindermord des Herodes. Diese
Prophetinnenfiguren zeichnen sich dadurch aus, dass sie meist nur ein- oder zweimal im
Roman auftauchen, dass sie oft ohne Namen oder z. B. familiären Hintergrund bleiben und
deshalb etwas mysteriös erscheinen, dass sie alle alleinstehend, also ohne Mann sind und dass
29
Sodi, op. cit., S. 148f.
16 ottobre 1943, S. 3-5; La Storia, S. 479f.
31
16 ottobre 1943, S. 6f.
32
Ebd., S. 31; vgl. Jeremias 15, 5-9.
33
La Storia, S. 60; S. 479f.
34
Ebd. , S. 93.
35
ebd., S. 368; S. 378.
36
“Povera criatura. È troppo vivo, per essere troppo piccirillo. Ci camperà poco, a questo mondo” (ebd., S. 132).
37
“[...]me sa che tu nun ce la fai a crésce, che campi poco. Questa guera è la stragge de le criature” (ebd., S.
289).
30
9
sie als sehr sympathisch dargestellt werden, obwohl sie oft Schlechtes prophezeien. In dieses
Bild passen nur teilweise die „Vecchia di Mandela“, die Useppe erklärt, Blitz sei jetzt ein
Täublein geworden38, die Kinderärztin39, die Useppe behandelt und die „suora“, die Alfio die
Wahrheit über seine Krankheit anvertraut40. Susan Briziarelllis41 Aufsatz zum Thema
Prophetie in La Storia war mir leider nicht zugänglich.
4. Die religiösen Grundbegriffe Leben und Opfer
4.1 Ein Gebet für die Kleinen der Geschichte
Neben einer Anklageschrift will La Storia, wie Elsa Morante im bereits zitierten Vorwort
schreibt, auch ein Gebet sein42. Beides sind biblische, prophetische Textgenera. Ein Gebet ist
Ausdruck einer Hoffnung, um deren Erfüllung man Gott anfleht. Der Roman La Storia ist ein
Gebet für das Leben. Das Leben kann verstanden werden als ein neues Leben, wie es der Gott
des AT durch den Propheten Ezechiel verkündet: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege
einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein
Herz von Fleisch.“43. Ganz ähnlich wie diese prophetische Verheißung ist die Botschaft des,
von Elsa Morante in ihrem Vorwort zitierten algerischen Antikolonialisten Frantz Fanon in
seinen Verdammten der Erde: „Laßt uns versuchen einen neuen Menschen zu schaffen!“44.
Elsa Morante sieht in den Augen ihrer Helden dieselbe „domanda della vita stessa“45 wie
Frantz Fanon in seinen Verdammten der Erde. Die Forderung nach dem Leben, bzw. nach
dem Recht zu leben, wird besonders deutlich im Charakter Ninos46, oder auch bei seinem
Vater Alfio, der in seiner Agonie noch mit aller Gewalt schreit: „No! Nooo! Non voglio
morire!“47 Mag La Storia auch ein verzweifeltes Gebet sein, denn keinem im Roman wird ja
sein Wunsch, auf Erden leben zu können lange erfüllt, so ist doch ein Gebet nie ohne
38
Vgl. ebd. S. 172f.
Die Ärztin wird ähnlich wie z.B Vilma oder die Zigeunerin als „trasandata“ (La Storia, S. 397) beschrieben.
Sie erscheint damit, trotz ihres Berufes, besonders als Frau, am Rande der Gesellschaft stehend. Wie die
Zigeunerin sieht sie in Useppe ein „zu viel“: „ha gli occhi strani[...]...troppo belli“ (ebd.).
40
Ebd., S. 42f.
41
Susan Briziarelli, “Cassandras’s Daughters: Prophecy in Elsa Morante’s La storia”, in: Romance Languages
Annual, 1990, 2, S. 189-193.
42
Elsa Morante, Opere, op. cit., S. LXXXV: “[…] questo libro, prima ancora che un’opera di poesia, vuol essere
un atto di accusa, e una preghiera.”
43
Ez. 36, 26.
44
Frantz Fanon, Les damnés de la terre, Paris, 1982, S. 232: „Pour l'Europe, pour nous-mêmes et pour
l'humanité, camarades, il faut faire peau neuve, développer une pensée neuve, tenter de mettre sur pied un
homme neuf. “
45
Elsa Morante, Opere, op. cit., S. LXXXIV.
46
Z. B. La Storia, S. 402: „io voio víveee!“
47
Ebd., S. 42.
39
10
Hoffnung48. Dies wird auch deutlich an der, dem Roman vorangestellten49 Seligpreisung Jesu
an den Vater: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den
Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja. Vater, so hat es dir
gefallen.“50.
Ist die Hoffnung im Roman erst nach mehrmaligem Hinsehen auszumachen, so ist die Liebe
für das Leben in La Storia allgegenwärtig. Der Begriff von Leben, dem der Roman soviel
Liebe zuwendet, ist ein ganz besonderer, und muss im folgenden noch genauer untersucht
werden.
4.2 Spinoza, Morante und der animalische Lebenswille der Protagonisten
Elsa Morante war gläubige Christin. Ihr Ehemann Alberto Moravia berichtet, dass sie das
Evangelium für das größte aller Bücher hielt51. Klar ist aber auch, dass ihre Religion
keineswegs der katholischen Lehrmeinung entsprach. Vielmehr fühlte sie sich zu einer
Gottesvorstellung nach Spinoza hingezogen. Der niederländische Bibelexeget jüdischer
Herkunft des 17. Jh.s sah Gott als „ein absolut unendliches Wesen, das heißt als eine
Substanz, die aus einer Unendlichkeit von Kennzeichen (Attributen) besteht, von dem jedes
wiederum ein ewiges und unendliches Sein ausdrückt.“52 Wie Giorgio Agamben nach der
Auswertung von Randbemerkungen Morantes in ihrer Spinoza-Ausgabe feststellt, scheint sich
Morantes Theologie aber auch von der Spinozas zu unterscheiden: Spinoza sieht Tiere wie
Menschen und auch jegliche anderen Dinge als Ausdruck der Attribute Gottes, nur auf
verschiedenen Stufen53. Morante hingegen scheint die Tiere in einer deutlich anderen
Beziehung zu Gott zu positionieren als den Menschen. Die Tiere sind Träger des reinen
Lebens. Sie sind im positiven Sinne Idioten, die nie von der Frucht der Erkenntnis gekostet
haben, nie aus dem Paradies vertrieben worden sind. Der Mensch dagegen ist Träger
desselben Lebens, ist aber mit der Erkenntnis gestraft und kann zwischen gut und böse
unterscheiden54.
48
Beachte dazu im AT z.B. Psalm 22.
La Storia, S. 1.
50
Luk. 10, 21; Parallel: Matt. 11, 25-27.
51
Morante, Opere, op. cit., S. XLIII.
52
Spinoza, Ethik, zitiert nach: Giorgio Agamben, „La festa del tesoro nascosto“, in: Per Elsa Morante, Mailand,
1993, S. 138.
53
Vgl. Agamben, op. cit., S. 141.
54
Vgl. ebd., S. 142.
49
11
In den Protagonisten von La Storia ist dieses reine auch sehr irdische und fleischliche Leben
allgegenwärtig. Die junge Mariulina fürchtet fast nichts, nur vor dem Tod hat sie eine
ungeheure Angst55. Obwohl ihm eine Nonne anvertraut hat, dass ihm nur noch wenig Zeit
zum leben bleibe, lässt Alfio sich wegen seines starken Lebenswillens schnell wieder vom
Gegenteil überzeugen56. Die Religion, bzw. die Hoffnung auf ein Leben im Jenseits mildern
seine Forderung nach Leben nicht. Der Lebenswille der Kreatur liegt vor der Erkenntnis und
der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies, er ist Tieren und Menschen gemeinsam.
Auch die römischen Juden lassen sich, wie Alfio, leicht von ihrem wirklichen Schicksal
ablenken. Bis zuletzt glaubt kaum einer an die Deportation durch die Deutschen. Selbst als
sich die Opfer schon in den Viehwaggons befinden, scheint keiner an den eigenen Tod zu
denken. Vielmehr machen sich die Todgeweihten Sorgen um die Reglung der
Angelegenheiten, die zu ihrem alltäglichen Leben gehörten. Die Forderung nach Leben und
die Liebe für das Leben ist also keinesfalls nur auf das eigene Leben bezogen, sondern kann
sich noch viel stärker auf den Nächsten erstrecken. So geht es ja auch Ida, wenn sie verbissen
auf der Suche nach etwas Essbaren ist, alle ihre Furcht verliert, ihre Kraft die des Riesen
Goliath57 übersteigt, nicht um das eigene Leben, sondern um Useppe zu erhalten58. Diese
Form der aufopfernden Liebe ist durchaus auch bei Tieren zu beobachten und kann sogar
biologisch-evolutionsgeschichtlich erklärt werden. Morante scheint aber gerade auch in
solchen ursprünglichen Äußerungen von Liebe die Liebe Gottes wiederzuerkennen.
4.3 Schlüsselszene Tiburtina: Morante und Katz
Bei Robert Katz’ Werk Black Sabbath59 von 1969, das Morante in ihren Schlussbemerkungen
zitiert, handelt es sich dem äußeren Anschein nach um eine historische Monographie über die
Deportation und das anschließende Schicksal der römischen Juden in den
Konzentrationslagern. Katz recherchiert sehr genau, Tag für Tag, den Ablauf des
Verbrechens. Dabei entsteht ein sehr bildlicher Eindruck, ganz aus der Sicht der Opfer; unter
anderem dienen ihm Interviews mit den Überlebenden der deportierten Ghettojuden als
Quelle. Katz beleuchtet aber auch die diplomatischen und bürokratischen Vorgänge innerhalb
der SS und des Auswärtigen Amtes, die das Verbrechen begleiteten und auch die wenig
engagierte Rolle des Vatikans.
55
La Storia, S. 303.
Ebd., S. 42.
57
Vgl. Samuel 17, 5.
58
Vgl. La Storia, S. 327f.
59
Robert Katz, Black Sabbath, Toronto, 1969.
56
12
Wie Risa Sodi60 zeigt, übernahm Elsa Morante sehr viel, besonders historische Fakten aus
dem Buch. Black Sabbath enthält eine Liste mit den Namen der 1056 Deportierten, von denen
nur 15 überlebten. Letztere kehrten fast alle nach Rom zurück. Von diesen Rückkehrern ist
auch im Roman die Rede61. Die Namen für die Ghettobewohner, die in La Storia auftauchen,
stellte Elsa Morante durchweg aus Katz’ Liste zusammen. Besonders auffällig ist eine von
Katz berichtete wahre Begebenheit, die Elsa Morante als Vorlage für eine Schlüsselszene in
La Storia dient: Am Montag den 18. Oktober 1943 wurden die Opfer der Razzia vom
Samstag am Bahnhof Tiburtina in Viehwaggons verladen, nachdem sie den Sonntag
dichtgedrängt in einer ehemaligen Kadettenanstalt verbringen mussten.
Im Roman62 werden Ida und Useppe Zeugen dieser Etappe des Leidensweges der Juden. Idas
Angst vor der Deportation ist gerade besonders extrem, da sie am Sonntag schon vom
Schicksal der Ghettojuden gehört hat63. Als sie auf der Straße Celeste Di Segni die Frau eines
ihr bekannten jüdischen Krämers sieht, folgt Ida mit Useppe im Arm ihr wie besessen64. Als
die beiden am Bahnhof ankommen, sehen sie den langen einsam stehenden Zug, aus dem alle
Geräusche des menschlichen Elendes kommen. Ida und Useppe beobachten, wie Frau Di
Segni am Zug entlang läuft und nach ihrem Mann und ihren Kindern schreit. Als ihr Mann ihr
antwortet, fleht er sie wiederholt an wegzulaufen. Seine Frau jedoch berichtet, dass sie gerade
vom Land aus Fara Sabina zurückgekommen sei. Sie fleht auch mitgenommen zu werden und
schreit: „Io so’giudia! Devo partí pur’io! Aprite! Fascisti! FASCISTI!! Aprite!“65 Später im
Roman66 erfährt der Leser, dass auch Celeste Di Segni deportiert wurde und in Auschwitz
umkam.
Settimia Spizzichino, die einzige weibliche Überlebende der Deportierten, die in Auschwitz
Opfer der Menschenversuche67 des KZ-Arztes Mengele war, berichtet in ihrem Interview, das
Katz in sein Buch aufnahm, eine ganz ähnliche Geschichte: Die Jüdin Constanza Calò
Sermoneta kehrt von einem Ausflug aufs Land zurück und als Sie erfährt, wo ihr Mann und
ihre 5 Kinder sind, eilt sie zum Tiburtina-Bahnhof:
60
op. cit, S. 145-147.
La Storia, S. 376.
62
Ebd., S. 241-247.
63
Ebd., S. 237.
64
Ebd., S. 242.
65
Ebd., S. 246.
66
Ebd., S. 311.
67
Die Menschenversuche in den Konzentrationslagern werden auch in La Storia (S. 372) thematisiert; beachte
auch den Ausspruch eines Überlebenden von Hiroschima, der dem Roman vorangestellt ist: „cavie“ (ebd., S.1)
61
13
“Jews inside the freight cars urged her to be still. <<Get away>>, someone shouted, <<or else
they’ll get you too>>.
Instead she pounded her fists against the train. <<Fascisti!>>, she cried, <<Fascisti! Open
up! I want to go too. I want to go with my husband>>.
At last she reached the car in which her family was held. Her husband told her to run away
quickly. But she would not listen, shoulting[sic] only, <<Open up! Fascisti, open up!>> .
By now the Germans had returned. They saw and heard the woman and tried to drive her
away. But she pleaded with them to permit her to board the train, and after a while they
relented. They unlocked the car and acceded to her wish.”68
4.4 Schicksalsergebenheit „senso del sacro“
Zum einen wird in dieser Szene die natürliche Nächstenliebe der Lebendigen, die Bereitschaft
sich für die Angehörigen aufzuopfern, deutlich. Die Deportierten verdrängen den Gedanken
an den eigenen Tod, aber sie versuchen ihre Angehörigen zu retten: „Resciúd, Celeste, in
nome di Dio, vattene, prima che quelli[Hervorhebung durch die Autorin] tornino“69. Aber
auch die Anflehung in Gottes Namen vermag Celeste Di Segni nicht davon abzubringen, ihrer
Familie in den Tod zu folgen.
Mit diesem positiv erscheinendem Gesicht des Lebens verbindet sich in der Szene auf
merkwürdige Weise eine andere, schwieriger zu begreifende, von Elsa Morante ebenfalls dem
Tierreich zugeschriebene Eigenschaft der Aufopferung. Celeste di Segni bzw. Constanza Calò
Sermoneta folgen lieber ihrer Familie in den Tod, als sich selbst zu retten.
In den Augen Idas findet die Autorin den „senso del sacro“ der Tiere wieder, die mit ihrem
Körper „die Vergangenheit und die Zukunft jeden Schicksals fühlen“. Als das Heilige (il
sacro) versteht sie für die Tiere die universelle Macht, die sie für ihre Schuld, geboren zu sein,
fressen und vernichten kann70. Dieses “potere universale” scheinen für Ida und genauso für
ihre Mutter Nora alle Autoritäten darzustellen. Nora sieht sich als Jüdin stigmatisiert und
glaubt fest daran, dass das jüdische Volk für alle Zeit der Verfolgung vorbestimmt sei.
Ängstlich beobachtet sie die Entwicklung in Deutschland und als Anfang 1938 auch in Italien
68
Robert Katz, op. cit., S. 234, mit zusätzlicher Kursivsetzung zitiert in: Risa Sodi op. cit. S. 147. Ob das
Interview aus dem Italienischen übersetzt wurde oder ob Katz es auf Englisch führte geht nicht aus Katz’ Buch
hervor.
69
La Storia, S. 245.
70
Ebd., S. 21: “Piuttosto la stranezza di quegli occhi ricordava l’idiozia misteriosa degli animali, i quali non con
la mente, ma con un senso die loro corpi vulnerabili, <<sanno>> il passato e il futuro di ogni destino. Chiamerei
quel senso – che in loro è commune, e confuso negli altri sensi corporei – il senso del sacro[Herv. d. d. Autorin]:
intendosi, da loro, per sacro[Herv. d. d. Autorin], il potere universale che può mangiarli e annientarli, per la loro
colpa di essere nati.”
14
die ersten Gerüchte einer amtlichen Erfassung der Juden umgehen, isoliert sich Nora
vollkommen und steigert sich in ihre Angst, die zum Wahn wird. Bei einem verwirrten
Auswanderungsversuch ertrinkt die alte Frau am Strand71. Nora vererbt ihre Besessenheit
ihrer Tochter72. Ida hat solche Angst vor den staatlichen Autoritäten und fühlt sich durch die
Rassegesetze vom November 1938 in so hohem Maße degradiert, dass sie sofort der neuen
Meldepflicht nachkommt, anstatt ihr Halbjudentum weiter zu verheimlichen, was ja ohne
größeres Risiko möglich gewesen wäre. Immer wieder erwähnt der Roman, dass sich Ida
„colpevole“ fühle. Sie fühlt sich dafür schuldig, (als Jüdin) geboren zu sein. Der aus der
Tierwelt ererbte „senso del sacro“ erzeugt bei Ida ein Schuldbewusstsein, wie es nur ein
Mensch haben kann. Sie fühlt sich verantwortlich für etwas, das nach moralischen Maßstäben
gar keine Schuld bedeuten kann. Eine ererbte Schuld kennt nur die Theologie. Ida, die sich
ohne rational zu denken, ausgrenzen lässt, fühlt sich plötzlich zu den Juden und zum Ghetto
hingezogen. Dort fühlt sie sich seltsam geborgen. Geborgenheit und Ruhe, gar Glück,
empfindet sie auch nach ihren epileptischen Anfällen, und insbesondere direkt nach der
Vergewaltigung durch den deutschen Soldaten. Selbst die Schreie des menschlichen Elendes,
die aus den Viehwaggons am Bahnhof Tiburtina dringen, ziehen Ida absurder Weise an und
bieten ihr einen Ruhepunkt73. Genauso widersinnig wie die Gefühle Idas scheint auch das
Verhalten der „roscetta“ Mariulina kurz vor ihrer grausamen Ermordung. Die Spuren der
Massenvergewaltigung an ihrem Körper „le davano un senso affetuoso di calore“74. Im
Augenblick der höchsten Angst empfindet die Kreatur plötzlich Geborgenheit. Immer kommt
diese Geborgenheit tief aus ihrem Inneren, abseits jeder rationalen Überlegung. Eindeutig ist
es der zitierte animalische „senso del sacro“, der Ida in einer Opfersituation Geborgenheit
empfinden lässt und der sie zu den Opfern hinzieht: „Era un punto di riposo che la tirava in
basso, nella tana promiscua di un’unica famiglia sterminata“75. Eine ganz ähnliche
Schicksalsergebenheit erkennt man auch in der Prostituierten Santina wieder, die zum Opfer
ihres sie liebenden Zuhälters wird. Idas „senso del sacro“ ist derselbe Sinn der Vorahnung des
Schicksals, bei gleichzeitiger Schicksalsergebenheit, der auch in den Augen des Kalbes steht,
das Useppe am Bahnhof Tiburtina sieht76. Parallel kann diese Schicksalsergebenheit auch auf
die Insassen der Viehwaggons übertragen werden, die derselbe Useppe ein Jahr später am
71
Ebd., S. 46-53.
Vgl. ebd., S. 57.
73
Vgl. ebd. S. 245.
74
Ebd., S. 306.
75
Ebd., S. 245.
76
Vgl. ebd., S. 125.
72
15
selben Ort „in uno sguardo indescrivibile di orrore.“77 sieht. Das ist das erste Mal im Roman,
dass der bis dahin fast immer fröhliche Useppe auf diese drastische Art leiden muss. Die
Szene am Bahnhof erfüllt den Leser mit Schrecken und Sorge um Useppe und bildet so einen
dramatischen Wendepunkt im Verlauf des Romans.
4.5 Das Bild vom Opferlamm
Noras Vorstellung vom jüdischen Volk als „predestinato dall’eternità all’odio vendicativo di
tutti gli altri popoli“78 wird mit der Gleichsetzung der Juden mit einem Schlachttier mehr als
nur bestätigt. Das jüdische Volk ist nicht nur Sündenbock, sondern wird in dieser Allegorie
Morantes kollektiv gleichgesetzt mit dem Paschalamm, das eigentlich geschlachtet werden
soll um die Juden von der Strafe Gottes auszulösen und sie von den Ägyptern zu retten79.
Dieses Bild wird im Roman noch einmal in einer anderen Szene bestätigt: Als Ida, vom
Hunger in einen anderen Bewusstseinszustand gebracht, in eine leerstehende Wohnung des
Ghettos eindringt, wähnt sie plötzlich die Stimmen der ehemaligen Bewohner. Fast weinend
wird sie sich klar: „Sono tutti morti“80. Direkt darauf entdeckt sie eine geheime Schlachterei
am Rande des Ghettos, wo gerade ein Zicklein81 geschlachtet wurde und man noch überall
Blut sieht. Sehr in Eile, ohne etwas zu sagen, erwirbt sie das letzte Stück Fleisch für Useppe.
Die Autorin bringt hier die ermordeten Juden und das geschlachtete Zicklein in Verbindung.
Statt aus der Gefangenschaft gerettet zu werden, werden die Juden selbst hingeschlachtet wie
ein Opferlamm, durch das aber offensichtlich niemand erlöst wird. Die Umkehrung des
biblischen Bildes und sein Zusammenhang mit der Heilsgeschichte muss im folgenden noch
näher behandelt werden.
Das schlechte Gewissen sich gegen den Holocaust nicht genug gewehrt zu haben, und sich
wie ein Kalb zu Schlachtbank geführt haben zu lassen, ist heute im jüdischen Volk verbreitet.
Für das Verstehen der Geschichte des Staates Israel ist die Kenntnis dieses Traumas
unabdinglich. Sicherlich wird sich auch Elsa Morante mit dem jüdischen Staat beschäftigt
haben, obwohl sich dies in La Storia nur ganz am Rande widerspiegelt82. Der Sechs-TageKrieg und der Jom-Kippur-Krieg (1967, 1973) fallen jedenfalls in das Vorfeld der Entstehung
des Romans.
77
Ebd., S. 247.
Ebd., S. 24.
79
Vgl. z. B. Exodus 12, 25-27.
80
La Storia, S.340.
81
Das Opfertier für das Paschafest kann auch ein Zicklein sein: Exodus 12, 5.
82
La Storia, S. 49f u. 653.
78
16
Das Motiv des Opfers ist im Roman ein außerordentlich beherrschendes. Christus, der zum
Paschalamm wird und den Menschen seinen Leib und sein Blut anbietet, damit diese zum
Heil gelangen, werden in La Storia zwei Figuren, nämlich Useppe und Davide,
nachempfunden. Das irdisches Leiden Christi und seine gethsemanische Angst vor dem Tod83
sind auch an anderen Protagonisten von La Storia wiederzuerkennen. Besonders der oben
diskutierte „senso del sacro“ könnte eine Auseinandersetzung mit dem Mysterium des
Opfertodes Christi sein. Davide will die Menschheit mit seiner anarchistisch-gewaltlosen
Heilsideologie retten. Das Paradies auf Erden, das er im Kopfe hat, ist die „Comune
Anarchica“, die er in seinem Monolog in der Gastwirtschaft am Testaccio beschreibt84. Doch
angesichts der Undurchführbarkeit seiner Ideen richtet er sich körperlich zu Grunde, unfähig
selbst dem kleinen Useppe etwas Liebe entgegenzubringen. Für letzteren scheint das Paradies
bereits zu existieren. Alles Lebendige, ob schön oder hässlich, macht Useppe glücklich85.
Durch sein „grande male“ ist er jedoch ausgewählt, als Wesen ohne Schuld, die ganze
Tragödie der Geschichte auf sich zu nehmen86 und muss wie Christus unter entsetzlichen
Qualen sterben. Eine Auferstehung oder gar die Parusie sucht man jedoch im Roman
vergebens, denn: „[...]la Storia continua.....“87 Die zahlreichen weiteren Christus-Parallelen
von Davide und Useppe können hier nicht näher erläutert werden. Es tritt aber klar hervor,
dass Elsa Morante eine Verkehrung, eine Umkehrung des jüdisch-christlichen OpferErlösungsschemas vornimmt.
5. Analyse nach Schemata der hermeneutischen Bibelexegese
5.1 Die biblische Hermeneutik
Morante scheint einerseits, wie es in den vielen Parallelen zur Botschaft Christi deutlich wird,
die Worte des Evangeliums88 von der Seligkeit der Kleinen und Unmündigen in die Richtung
der oben erläuterten Liebe für das Leben an sich auszulegen. Andererseits relativiert sie die
christliche Beziehung zwischen Opfer und Heil, indem sie das vernichtende aber
83
Vgl. Lk. 22, 42-44; Matt. 26, 38f; Mk. 14, 33-36.
La Storia, S. 573.
85
Vgl. ebd., S. 120.
86
Beachte die Perzeption der Epilepsie im volkstümlichen Glauben: La Storia, S. 30: „Ma l’invasione in fondo
veniva avvertita come una prova immane e senza colpa, la scelta inconsapevole d’una creatura isolata che
raccogliesse la tragedia collettiva.“
87
Ebd., S. 656.
88
Vgl. Bergpredigt Matt. 5, 3-12; Lk. 6, 20-23.
84
17
unvermeidliche Ärgernis89 Geschichte dazwischenstellt. Dies durchkreuzt wiederum die
jüdisch-christliche Auslegung von Geschichte als Heilsgeschichte. Offensichtlich betreibt
Morante, wenngleich auch durch eine „opera di poesia“90, Bibelexegese. Es ist daher sinnvoll,
an dieser Stelle die Arbeitsweise der hermeneutischen Bibelexegese zusammenfassend zu
erläutern. Die für die katholischen Exegeten verbindliche Enzyklika zur Hermeneutik ist
übrigens – eine merkwürdige Koinzidenz – die 1943 veröffentlichte divino afflante spiritu91
Papst Pius XII.
Hermeneutik bedeutet Kunst des Auslegens, wobei Exegese die Auslegung selbst bedeutet.
Die Auslegung der Schrift war seit jeher im Judentum die wichtigste Aufgabe der
Schriftgelehrten. Die Exegese des Evangeliums beginnt bereits bei Paulus, also im NT selbst.
Die Grundsätze der biblischen Hermeneutik setzen voraus, dass die heilige Schrift immer
einen menschlichen und einen göttlichen Verfasser hat. Zunächst ist der vom „menschlichen
Verfasser gewollte und ausgedrückte Sinn, der Wortsinn (sensus litteralis)“92 festzustellen.
Dabei sollte möglichst der Urtext benutzt werden. Der geschichtliche Hintergrund und der
Bildungsstand des menschlichen Verfassers sind zu berücksichtigen. Als Beispiel möchte ich
den Gebrauch von hermeneutischen Schemata in La Storia an einer Vokabel zeigen.
Morante lässt ihren Protagonisten Davide während seines Monologes in der Kneipe das
Lukasevangelium zitieren93. Jesus prophezeit an dieser Stelle des Evangeliums die
Unvermeidbarkeit des Kommens von Ärgernissen (griech. Urtext: skándala). Er verflucht
aber gleichzeitig diejenigen, die diese Ärgernisse über die Kleinen bringen werden, und droht
ihnen Strafe an. Schließlich warnt er, sich in Acht zu nehmen. Diese Warnung könnte sich
darauf beziehen, nicht selbst zum Verursacher des Ärgernisses zu werden. Das griechische
skándalon kann übersetzt werden als Fallstrick (z. B als Teil einer Tierfalle94), Anstoß,
Versuchung und eben als Ärgernis. Aus dem Textzusammenhang von Lk 17, 1-3 ergibt sich
als Konzept des Wortes skándalon etwas, das von Menschen sträflich über andere Menschen
gebracht werden kann und was diese (die Opfer) in gewisser Weise fängt, verführt, versucht
Davide verkündet in der Gastwirtschaft: „La Storia, si capisce, è tutta un’oscenità fino dal principio, però anni
osceni come questi non ce n’erano mai stati. Lo scandalo – cosí dice il proclama – è necessario, però infelice chi
ne è la causa!” (La Storia, S. 584) Die durch die Autorin hervorgehobenen Stellen sind Worte Christi: Lk. 17, 13; Parallel: Mk 9, 42; Matt. 18, 6f.
90
Elsa Morante, Opere, op. cit., S. LXXXIV.
91
Text im Internet: http://www.vatican.va/holy_father/pius_xii/encyclicals/index_ge.htm
92
Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), „Biblische Hermeneutik“, Spalte 437.
93
La Storia, S. 584; siehe Fußnote 90.
94
Vgl. “Skandal”, in: Duden. Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, 2. Auflage, Mannheim
u.a., 1989, S. 677.
89
18
oder plagt und ihnen somit etwas negatives zufügt. Aus dem Gesamtzusammenhang des
Evangeliums wird klar, dass sich diese Voraussage vom Ärgernis, wie alle Voraussagen Jesu,
auf die Zeit der Ankunft des Himmelreiches, der Parusie bezieht.
Aus dem Kontext der zitierten Stelle in La Storia ergibt sich, dass Davide sehr wahrscheinlich
den „scandalo“ der zitierten Bibelstelle mit der Geschichte selbst, bzw. insbesondere mit den
Jahren des Zweiten Weltkrieges identifiziert95. Deutlicher wird diese Gleichsetzung noch,
wenn Elsa Morante im bereits zitierten Vorwort vom „eterno scandalo della Storia“96 spricht.
Einerseits definiert die Autorin den Begriff Geschichte damit im Sinne des oben dargelegten
Konzeptes des Wortes skándalon nach dem Evangelisten Lukas. Konkret: Geschichte als
Übel, das von Mächtigen wie Hitler oder Mussolini über die Kleinen, die Opfer der
Geschichte, gebracht wird, dessen Versuchung man aber auch erliegen kann und selbst zum
Geschichtsmächtigen wird. Die Geschichte steht als Ärgernis, im Sinne der Worte Jesu, vor
dem Himmelreich auf Erden, vor der Königsherrschaft Gottes, verhindert somit das irdische
Heil der Menschen.
Es liegt nahe den irdische Heilsbegriff in der Nähe dessen einzuordnen, was von Ezechiel
verkündet und von Frantz Fanon gefordert wird97. Indem Morante den „scandalo“ „eterno“
also ewig nennt, fügt sie etwas hinzu, das in den Worten des Evangeliums nicht vorhanden ist,
und was einen äußerst pessimistische Perspektive zeigt. Diese nicht der christlichen
Vorstellung einer Heilsgeschichte entsprechende Definition von Geschichte stellt umgekehrt
auch eine Neuauslegung, nicht nur der untersuchten Lukas-Stelle, sondern des gesamten
biblischen Geschichtsbegriffes dar.
Nachdem der Wortsinn festgestellt ist, muss der Bibelexeget die Auslegung mit Rücksicht auf
Gott, den Haupturheber der Heiligen Schrift fortsetzen. „Da sämtliche Bücher des AT und des
NT den gleichen göttlichen Autor haben, muss der Exeget sie als eine Einheit fassen und darf
sich grundsätzlich zur Erklärung eines Textes auf Texte berufen, die einen anderen
menschlichen Verfasser haben[...]. Unklare Stellen können von Gott durch eine Offenbarung
erklärt werden, die nicht in der Hl. Schrift enthalten ist, sondern durch kirchliche Tradition
überliefert wird[...]“98 Wenn Elsa Morante nach den eben zitierten Schemata der
La Storia, S. 584: “Questi ultimi anni[…]sono stati la peggiore oscenità di tutta la Storia. La Storia, si capisce,
è tutta un’oscenità fino dal principio[…]”.
96
Elsa Morante, Opere, op. cit., S. LXXXIV.
97
Siehe oben, Abschnitt 4.1.
98
LThK, cit., Spalte 437.
95
19
hermeneutischen Bibelexegese arbeitet, könnte sie für ihre, aus dem Wortsinn des
Evangeliums nicht hervorgehenden Auslegungen, nicht nur noch weitere Bibelstellen
hinzuziehen, sondern auch Offenbarungen gebrauchen. Ich gehe hier von der Hypothese, dass
die Autorin für ihre Definition einer Offenbarung (italienisch rivelazione99, manifestazione)
nicht die strengen Kriterien100 der Amtskirche angewendet haben könnte. Für diese Hypothese
spricht auch, dass die jüdischen Exegese teilweise viel freier vorgeht als die katholische. In
der rabbinischen Hermeneutik (Spätantike und frühes Mittelalter) waren unbegrenzt viele
Auslegungen des Textes möglich und erwünscht101.
Aus der oben vorgestellten hypothetischen Annahme ergibt sich z. B. die Möglichkeit, die
drei von Risa Sodi untersuchten Paralleltexte nicht nur als historische Quellen Morantes zu
sehen, sondern als Offenbarungen literarischer und religiöser Wahrheiten. Dies soll im
folgenden näher untersucht werden.
5.2 Der Typos
Zum Instrumentarium der biblischen Hermeneutik gehört von Anfang an auch der Begriff des
Typos. Die typologische Deutung eines geschichtlichen Ereignisses sieht in letzterem den
Vorboten für ein ähnliches, jedoch größeres Ereignis, das dem menschlichen Verfasser noch
nicht bekannt war. Schon das NT selbst legt das AT typologisch aus. So ist z. B. die
Schlachtung des Paschalamms zur Rettung der jüdischen Erstgeborenen vor der Tötung durch
Gott Typos für die Rettung der ganzen Menschheit durch den Opfertod Christi. „Gegenstand
typologischer Deutung können nur geschichtliche Fakta [...] sein [...]. Eine typologische
Deutung dieser [Fakta] liegt vor, wenn sie als von Gott gesetzte, vorbildliche Darstellungen d.
h. "Typen" kommender, und zwar vollkommenerer und größerer Fakta aufgefaßt werden.“102
Wenn Debenedetti das leere Ghetto mit dem Jerusalem des Jeremias vergleicht103, vergleicht
er die Verschleppung des jüdischen Volkes nach Babylon mit der Deportation der Juden nach
Auschwitz. Die typologische Steigerung wird drastisch deutlich: Nebukadnezar ermordete ja
Vgl. La Storia, S. 1: “e le hai rivelate ai piccoli”; Lk. 10, 21; Parallel Matt. 11, 25-27.
Das LThK (cit., Spalte 437) definiert folgendermaßen: „Unklare Stellen können durch eine Offenbarung
erklärt werden, die nicht in der Hl. Schrift enthalten ist, sondern durch die kirchliche Tradition überliefert wird,
sei es durch moralisch einmütige Übereinstimmung (consensus moraliter unanimis) der Väter [...], sei es durch
das kirchliche Lehramt mittels einer formellen Glaubensentscheidung[...]“
101
Günther Stemberger, „Hermeneutik“, in: Theologische Realenzyklopädie, 30, S. 446: "Gegenüber etwa den
Auslegungen [...] im Neuen Testament, die davon ausgehen, daß man die wahre Bedeutung des Bibeltextes
erkannt hat, gibt es für die Rabbinen keine exklusiv geltende Auslegung. [...] Rabbinischer Umgang mit der
Bibel scheint dem Ausleger fast totale Macht über den Text zu geben [...]"
102
Leonhard Goppelt, Typos. Die typologische Deutung des Alten Testamentes im Neuen, Gütersloh, 1939, unv.
Nachdruck, Darmstadt, 1966, S. 18f.
103
Siehe Fußnote 33.
99
100
20
nicht wie Hitler alle Juden. Es handelt sich hier allerdings um einen verkehrten Typos, denn in
der biblischen Hermeneutik ist der gesteigerte Typos immer ein Schritt in Richtung Heil.
La Storia konstruiert werkimanent eine ganze Reihe solcher negativer Steigerungen, die sich
meist auf Useppe und Ida beziehen: So kann z.B. Usppes Blick in die Augen des Kalbes am
Bahnhof Tiburtina als eine Art von Typos seines schreckerfüllten Blickes auf die
Viehwaggons104 gesehen werden. Useppes Epilepsie, die selbst von mal zu mal schlimmer
wird und mit seinem Tod endet, ist eine Steigerung der Krankheit Idas. Der Weg, den die
völlig erschöpfte und von Angstphantasien heimgesuchte Ida nach der Ausbombung über die
Via Tiburtina am Campo Verano vorbei mit Useppe im Arm geht105, ist genau derselbe Weg,
auf dem sie später Frau Di Segni zum Bahnhof mit den Viehwaggons folgen wird. Schließlich
wird auf dem Campo Verano Nino begraben.
5.3 Heilsgeschichte und Unheilsgeschichte
Morantes Auslegung der Geschichte als Ärgernis und ihre Umkehrung des Opferbegriffes und
der biblischen Typologie brechen vollständig mit der jüdischen Exegese der Geschichte als
Heilsgeschichte. Im Geschichtsverständnis des AT ist immer die Vorstellung präsent, dass
Gott sein Volk zum Heil führt. Heil ist dabei durchaus nicht nur als jenseitig anzusehen.
Dieser teleologische Geschichtsbegriff ist ein ganz anderer, vielleicht hoffnungsvollerer als
unser heutiger, streng an allem wirklich Geschehenen orientierter106. Die christliche
Theologie übernahm die jüdische heilsgeschichtliche Auffassung, die ja auch besonders im
NT deutlich wird. Allerdings ist die christliche Vorstellung der Heilsgeschichte mehr
jenseitsorientiert als die jüdische. Augustinus interpretiert die Geschichte in seiner de civitate
dei im heilsgeschichtlichen Sinne. Das von Augustinus geprägte, noch bis in die Neuzeit
überwiegende Geschichtsbild, erklärt der Mittelalter-Historiker Hans-Werner Goetz
folgendermaßen:
„Der Geschichtsablauf selbst wird im christlichen Geschichtsbild durch zwei Pole bestimmt:
Die Schöpfung als absolutem Beginn einerseits und das Ziel der ewigen Seligkeit
104
Siehe Abschnitt 4.4; Fußnoten 77 u. 78.
La Storia, S. 175f.
106
Der evangelische Theologe Gerhard v. Rad erklärt diesen Unterschied: "Um Glaubwürdigkeit ging es dem
alten Israel bei seinen geschichtlichen Überlieferungen auch, aber in einem anderen Sinn als dem der modernen
Historie. [...] Es gibt doch zu denken, dass [...] Israel eine Reflexion über die 'Hisorizität' eines Ereignisses m. W.
überhaupt nicht kennt. Israel hatte auch seine Sorgen; sie aber lagen auf anderem Gebiet, denn sie betrafen das
Problem der Vergegenwärtigung von Geschehenem. Es war also die Sorge eines möglichen Ausgeschlossenseins
von dem geschichtlichen Heil." (Gerhard von Rad, Theologie des Alten Testamentes, Band 2, 7. Auflage,
München, 1978, S.445).
105
21
andererseits, dem sich die Geschichte nach dem eigenen Plan Gottes zuentwickelt. Der
Mensch hat das Heil durch den Sündenfall verloren, durch die Inkarnation Christi jedoch die
Möglichkeit der Erlösung wiedererlangt: Die irdische Geschichte das saeculum
[Hervorhebung durch den Autor], ist daher Straf- und Bußzeit, Christus selbst der Mittelpunkt
aller Geschichte. Heilserwartung und göttliche Lenkung schaffen zugleich eine Spannung
zwischen dem irdischen Dasein und dem ewigen Ziel, das stets schon in die irdische
Geschichte hineinwirkt. Jedes christliche Geschichtsbild bewegt sich innerhalb diese
Rahmens, läßt aber zeitbedingte Unterschiede in den einzelnen Ausführungen und
Akzentverlagerungen zu.“107
Im Gegensatz dazu präsentiert uns La Storia die Geschichte als das von Menschen gemachte
ewige Ärgernis. Göttliche Lenkung der Geschichte auf Erden gibt es nicht. Der Roman
beschränkt sich aber gerade vollkommen auf das Diesseits. Die Möglichkeit auf ein Leben
nach dem Tod wird fast überhaupt nicht thematisiert. Keiner der Protagonisten beschäftigt
sich mit einer solchen Perspektive. Das einzig positive auf Erden ist das Leben. So kann der
Roman das Evangelium als Manifestation der Liebe Gottes für das Leben auslegen. In der
Person Christi fokussieren sich all die scheinbar widersprüchlichen Attribute des Lebens, die
man in den Protagonisten von La Storia erkennt: Der unendliche Wille zu leben108, die
Nächstenliebe und die mysteriöse Bereitschaft zur Aufopferung im Sinne des „senso del
sacro“. Gerade letztere macht aber das Leben so verletzlich gegenüber der Geschichte, die
versucht das Leben in allen seinen Attributen zu zerstören.
Konkret wird diese Zerstörungskraft zum Beispiel an der Episode des Todes Giovanninos109,
die sich wie eine Offenbarung zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter110 liest.
Giovannino erfährt, im Gegensatz zum Überfallenen des Gleichnisses, von keinem der
Vorbeiziehenden Barmherzigkeit. Er ist auch nicht von Räubern verwundet111, sondern muss
seinen anonymen Erfrierungstod letztendlich durch die Schuld der Geschichtsmächtigen
sterben. In einer Situation wie dem beschriebenen Truppenrückzug sind Liebesgebot und
Barmherzigkeit unmöglich. Die Autorin möchte wohlmöglich durch diese "Korrektur" des
107
Hans-Werner Goetz, Das Geschichtsbild Ottos von Freising, Ein Beitrag zur historischen Vorstellungswelt
und zur Geschichte des 12. Jahrhunderts, Köln/Wien, 1984, S. 6.
108
Nur Christus gelingt, im Gegensatz zu Morantes Protagonisten, die Auferstehung.
109
La Storia, S. 383-387.
110
Lk. 10, 28-37.
111
La Storia , S. 379: "Non era ferito".
22
Gleichnisses zeigen, dass christliches Handeln nur zwischen "lebendigen" Menschen möglich
ist, schwerlich aber in der tödlichen Anonymität eines Vernichtungskrieges.
5.4 Perché gli altri dimenticano und das Gegenbild des Odysseus
Das Schicksal der 15 aus Auschwitz heimgekehrten Juden wird in La Storia thematisiert.
Einer der Rückkehrer, ein Trödler, tritt auch als Figur auf und wechselt einige Worte mit
Ida112. Die Fakten für die Rückkehr der 15 entnahm Elsa Morante Katz` Black Sabbath. Wenn
La Storia erzählt, wie die Heimkehrer bei den anderen („gli altri“) mit ihren Geschichten aus
den Lagern auf taube Ohren stoßen113, stammt dies noch aus einem anderen Paralleltext.
Bruno Piazzas Perché gli altri dimenticano114. berichtet von der Haft des Autors in einem
Lager in Norditalien und in Auschwitz115. Piazza starb schon 1946. Leider war mir Perché gli
altri dimenticano nicht zugänglich. Das von Morante aufgegriffene Dilemma des Rückkehrers
liegt aber schon im Titel von Piazzas Buch. Die Juden mussten schnell lernen, dass ihre
Mitmenschen ihre Geschichten nicht hören wollten oder sie sofort vergaßen. Ihre Erzählungen
hatten nämlich eine völlig anderen Charakter als die Geschichten von den Abenteuern und
Entbehrungen des Rückkehrers Odysseus116. Selbst der alttestamentliche Odysseus, der von
Gott schwer geprüfte Hiob, gelangt am Ende wieder zum Glück; nicht so die jüdischen
Überlebenden in La Storia. Ein besonders unglücklicher Überlebender ist Davide. Auch ihm
will niemand, außer manchmal Nino, richtig zuhören. Das zeigt sich nicht erst in seinem
Monolog in der Gastwirtschaft, sondern schon in seinem Bericht von der Haft im SSGefängnis beim Abendessen der Mille117. Die Worte von Davides Bericht übernahm Elsa
Morante in großen Teilen aus Piazzas Perché gli altri dimenticano. Wie Risa Sodi in einer
Gegenüberstellung der Texte nachweist118, wurden ganze Bilder aus Piazzas Bericht in La
Storia übernommen. Elsa Morante bedient sich dieser beeindruckenden Bilder der
Unmenschlichkeit, um die Andersartigkeit der Rückkehrer des Holocausts zu illustrieren.
Dies fügt sich in das von La Storia entworfene Geschichtsbild der Anti-Heilsgeschichte ein.
Im mythsichen Geschichtsbild der Odyssee und im altorientalisch-jüdischen des Buches Hiob
ist Geschichte eine Prüfung Gottes oder der Götter, an deren Ende das Heil und die Heimkehr
steht. In La Storia sind die Heimkehrer verstummt, haben die Geschichte nicht „bestanden“
sondern sind ihre Opfer geworden. Nach Schemata der biblischen Hermeneutik könnte
112
Ebd., S. 377f.
Ebd., S. 377.
114
Bruno Piazza, Perché gli altri dimenticano, Mailand, 1995, S. 9-12, zitiert in: Risa Sodi, op. cit., 150f.
115
Vgl. Risa Sodi, op. cit., S. 141f.
116
Vgl. La Storia, S. 377.
117
Ebd., S. 222: „però i soli che ascoltassero con reale impegno erano Nino e Quattro.“
118
Risa Sodi, op. cit., 150f.
113
23
Perché gli altri dimenticano für La Storia eine Offenbarung dieser veränderten Auslegung
von Geschichte darstellen.
5.5 Der weibliche Körper als Inkarnation der Verletzlichkeit des Lebens
Geradezu die Inkarnation der Verletzlichkeit des Lebens durch die Geschichte bildet in La
Storia der weibliche Körper und die weibliche Sexualität. Der weibliche Körper als
natürlicher Spender des Lebens wird zum prädestinierten Ziel der Zerstörungskraft der
Geschichte. Die weibliche Sexualität verwandelt sich in einem erschreckenden Mysterium
unter dem Druck der Geschichte, konkret der männlichen Gewalt, in Selbstaufopferung. Nach
der Liebe mit Nino liegt Patrizia wie eine „martire beata“119 da. Mariulina, Santina und Ida
werden alle Opfer massiver sexueller Gewalt, doch keine der Frauen reagiert mit Widerstand.
Vielmehr erhalten alle durch die Gewalt eine märtyrerische Sicherheit und Geborgenheit.
Besonders in Ida kommt dieses, den Leser mithin verzweifelt machende Mysterium deutlich
zum Vorschein. Die Süße mit der sie das Klagen der Juden aus den Viehwaggons anzieht
kommt aus dem tiefen unterbewussten Kanal120, mit dem sie die Küsse ihres Vergewaltigers
erinnert, aber auch die Wiegenlieder ihres Vaters oder „la poesia anonima della notte
avanti“121.
Diese „poesia“, deren Namen und Herkunft Ida nicht mehr weiß, entpuppt sich als eine
Kurzfassung des Hohelieds Salomons. Ida kommen die Verse ins Gedächtnis, als sie voller
Angst vor den Deutschen mit Useppe im Arm in einer „veglia confusa“ liegt122 und sich
einmal mehr zu den Juden und zum Ghetto hingezogen fühlt. Das Hohelied ist das große
erotische Poem des AT und besingt die Liebe aus der Perspektive des Mannes und der Frau.
Elsa Morantes Version ist eine Essenz der Teile des Hohelieds, in denen die vor Sehnsucht
nach ihrem Geliebten kranke Frau das lyrisches Ich ist123.
„In keinem alttestamentlichen Buch klaffen die Auslegungen so weit auseinander wie im
[Hohelied].“124 Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die körperliche Liebe im Judentum und
im Christentum tabuisiert ist und nur innerhalb der Ehe nicht als Sünde angesehen wird. Der
119
Ebd., S. 406.
Vgl. ebd., S. 245.
121
Ebd; siehe oben Abschnitt 4.4.
122
Ebd. S. 238f.
123
Elsa Morante (La Storia, S. 239) verwendet in ihrem Gedicht ausschließlich Verse des Hohelieds. Nach der
Reihenfolge des Gedichtes sind dies folgende: Hohelied 1, 6; 5, 10-11; 5, 2-7; 3, 2-3; 8, 1; 6, 11 bzw. 7, 13; 5, 8.
124
Einführung zum Hohelied in: Die Bibel, Einheitsübersetzung, hg. i. Auftr. der Bischöfe Deutschlands u.a.,
Freiburg/Basel u.a, 1980, S. 733.
120
24
Wortsinn des Hohelieds drückt aber die erotische Sehnsucht nach körperlicher Liebe aus. Als
Ausdruck dieser Sehnsucht, die plötzlich in Idas Unterbewusstsein hochsteigt, könnte das
vergessene Gedicht aus ihrer Jungmädchenzeit interpretiert werden. Wenn das zutrifft, legt
die Autorin das einzigartige Buch des AT in seiner ursprünglichsten Form aus. Dies zeigt
einmal mehr Elsa Morantes Verehrung für das Leben. Die weibliche Protagonistin Ida erkennt
jedoch ihre sexuelle Sehnsucht nicht. Letztere ist für sie Teil eines Triebes, der sie zum
Animalischen, Kindlichen und Hilflosen hinzieht, auch und besonders wenn dies Leiden und
Aufopferung bedeutet. Dieser mysteriöse Trieb scheint identisch zu sein mit dem oben
diskutierten „senso del sacro“.
5.6 Die Paralleltexte als Offenbarungen
In ihrem 1959 erschienenen saggio sul romanzo125 definiert Elsa Morante die Begriffe
künstlerische, bzw. literarische Realität und Wahrheit. Ein Roman muss, wie sie schreibt,
immer Ausdruck solcher Wahrheiten sein. Ein Teil der Wahrheiten von La Storia wurde in
dieser Arbeit herausgearbeitet. Das Leben, das Mysterium des Opfers und die durchkreuzte
Heilsgeschichte sind Begriffe religiöser Natur. Elsa Morante war sicherlich ein religiöser
Mensch. Ihr eher unorthodox-christlicher, oft pessimistisch erscheinender, auch von der als
„moderne Mystikerin“126 bezeichneten französischen Jüdin Simone Weil (1909-1943)
beeinflusste Glauben lässt sich teilweise in La Storia ergründen. Deutlich zu erkennen sind
aber in La Storia die zahlreichen Rückbeziehungen auf die Bibel, vom Buch Exodus über das
Hohelied bis zu den Propheten. Im Zentrum des religiösen Subtextes von La Storia steht die
Problematisierung und die Neuauslegung einiger der zentralsten Botschaften des
Evangeliums. Dieser Neuauslegung dienen unter anderem die drei untersuchten
„documentazioni e testimonianze“127 vom Schicksal des jüdischen Volkes im 2. Weltkrieg.
Wie das Evangelium Stellen des AT typologisch auslegt, so übernimmt La Storia die
furchtbaren Berichte zur Bestätigung der literarischen Wahrheit ihres Romans. Aber
gleichzeitig -und hier liegt noch eine Parallele zu der Beziehung zwischen AT und NT vor–
sind die drei Berichte, und auch die gesamte Historie des Holocausts, auch Anregungen,
„spunti (reali)“128, und Basis für La Storia. Freilich bereichern die verarbeiteten Paralleltexte
auch den Roman und liefern historische Fakten. Der Vorwurf des Abschreibens, den Risa
Sodi erhebt, verliert aber jeden Sinn, wenn man die 3 Berichte vom Holocaust als
125
Elsa Morante, Opere, Volume secondo, Mailand, 1990, S. 1495-1520.
Kindlers Neues Literaturlexikon.
127
La Storia, S. 658.
128
Ebd.
126
25
Offenbarungen betrachtet. Im Evangelium gibt es zahlreiche, im ursprünglichen Text nicht
gekennzeichnete, vom menschlichen Verfasser aber als bekannt vorausgesetzte Zitate von
Textstellen des Alten Testamentes. Es wäre aber absurd den Evangelisten ihr Abschreiben
vorzuwerfen.
6. Schlussbetrachtung
Die Autorin bezeichnet die drei untersuchten historischen Vorlagen lediglich als „Anregungen
für einzelne erfundene Episoden“129 ihres Romans. Die Betrachtungsweise dieser Texte als
Offenbarungen im Sinne der Bibelexegese bleibt Hypothese. Zu Festigung einer solchen
These müssten die Textbeziehungen vor einem breiteren theologischen Hintergrund
untersucht werden. Insbesondere wäre eine Analyse anderer Offenbarungstexte notwendig.
Auch die Beziehungen zu Spinoza müssten weiter untersucht werden, ebenso der Einfluss
Simone Weils. Ergebnis dieser Arbeit sind vor allem die erstaunlich zahlreichen
Anknüpfungspunkte von La Storia mit der Bibel und der religiöse Charakter einiger der
wichtigsten Botschaften des Romans. Von besonderem Interesse ist die intensive Entwicklung
eines sehr distinguierten aber gleichzeitig mysteriös bleibenden Opferbegriffes. Hierbei spielt
die Geschichte der Judenverfolgung, des Holocausts eine herausragende Rolle. Die aus
Debenedetti, Katz und Piazza übernommenen Episoden unterstreichen das Bild von den
jüdischen Menschen, die das schlimmste Opfer des bisher grausamsten Teils der Geschichte
wurden.
129
Zitiert nach ebd.
26
Literaturverzeichnis
Literarische Texte und historische Quelleneditionen
Augustinus, de civitate dei, Vom Gottesstaat, dt. von Wilhelm Thimme, 2. Auflage,
Zürich/München, 1978.
Debenedetti, Giacomo, 16 ottobre 1943, Rom, 1984. Zitiert als 16 ottobre 1943.
Ciano, Galeazzo, Diario, I (1939-1940), II (1941-1943), Mailand/Rom, 1946.
Fanon, Frantz, Les damnés de la terre, Paris, 1982,
Morante, Elsa, La Storia, Turin, 1995. Zitiert als La Storia.
Morante, Elsa, Opere, Volume primo, Mailand, 1988; Volume secondo, ebd., 1990.
“Nacht- und Nebelerlass”, in: Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem
Internationalen Militärgerichtshof, Band IV, Amtlicher Text in Deutscher Sprache,
Verhandlungsniederschriften, 17. Dez. 1945-8. Jan. 1946, Nürnberg, 1947,
Nachdruck, München/Zürich, 1984, S. 301f.
Pius XII, divino afflante spiritu, Internet:
http://www.vatican.va/holy_father/pius_xii/encyclicals/index_ge.htm.
Hitler e Mussolini, lettere e documenti, kommentiert von V. Zincone, Mailand/Rom, 1946.
Verwendete Bibeleditionen
Die Bibel, Einheitsübersetzung, hg. i. Auftr. der Bischöfe Deutschlands u.a.,
Freiburg/Basel u.a., 1980.
Schmid, Josef, Synopse der drei ersten Evangelien mit Beifügung der Johannes-Parallelen,
11. Auflage, Regensburg, 1997.
Wissenschaftliche Untersuchungen
Agamben, Giorgio, „La festa del tesoro nascosto“, in: Per Elsa Morante, Mailand, 1993, S.
137-145.
Goetz, Hans-Werner, Das Geschichtsbild Ottos von Freising, Ein Beitrag zur historischen
Vorstellungswelt und zur Geschichte des 12. Jahrhunderts, Köln/Wien, 1984,
Katz, Robert, Black Sabbath, Toronto, 1969.
Rad, Gerhard von, Theologie des Alten Testamentes, Band 2, 7. Auflage, München, 1978
Sodi, Risa, „Whose Story? Literary Borrowings by Elsa Morante’s <<La storia>>“, in:
Lingua e stile, 23, 1, 1998.
Steinberg, Jonathan, Deutsche, Juden und Italiener. Der italienische Widerstand gegen den
Holocaust, übersetzt aus dem Englischen, Göttingen, 1992.
Veneruso, Danilo, L’Italia fascistà, 1922-1945, Bologna, 1990.
Nachschlagwerke und Lexika
Duden. Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, 2. Auflage, Mannheim u.a.,
1989.
Kindlers Neues Literaturlexikon
Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, hg. v. Josef Höfner u. Karl Rahner,
Freiburg, 1957ff.
Theologische Realenzyklopädie, hg. v. Gerhard Krause u. Gerhard Müller, Berlin/New York,
1977ff.
Texte, die mir nicht zugänglich waren
Briziarelli, Susan, “Cassandras’s Daughters: Prophecy in Elsa Morante’s La storia”, in:
Romance Languages Annual, 1990, 2, S. 189-193.
Piazza, Bruno, Perché gli altri dimenticano, Mailand, 1995.
Herunterladen