© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at LEHRBUCH DER ASATOMIE DES MEtlSCHEH VON C. 0. Ö. GEGENBAUR PEOBESSOR DER ANATOMIE UND DIEECTOE DER ANATOMISCHEN ANSTALT DER UNIVERSITÄT HEIDELBERG. SECHSTE VERBESSERTE AUFLÄHE ERSTER BAND MIT 343 ZUM THEIL FAKBIGEN HOLZSCHNITTEN LEIPZIG VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 1895. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Alle Rechte, besonders die Ühersetzmig in fremde Sprachen, Vorbehalten. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vorwort zur ersten Auflage. Uie Anatomie des Menschen hat Sammlung von Thatsachen zu eine langer Zeit aufgehört, seit sein, nur welche die Zergliederung des Körpers bezüglich dessen Zusammensetzung an den Tag brachte. Als Grundlage diente ihr die Physiologie. Diese verknüpfte die losen Befunde jener Thatsachen, und so lange man Organe wissenschaftliche anatomisch beurtheilen wird, bleibt auch die Frage nach deren Function ein wichtiger Factor. das Mikroskop in die Eeihe der Hilfsmittel Seit anatomischer Untersuchung trat, fügten sich unzählige, auf Wege gewonnene Erfahrungen dem alten Grundstöcke allmählichen Ausbildung der Histologie auf gewöhnte mau sich, diese wiedenim Geweben zusammengesetzt Gebilden, denen die die von Zellen sich Organismenwelt selbst: des Menschen die sie sich sondern vorzustellen: aus denselben Formelementen, aus Was die Histologie für die das zeigte die vergleichende Anatomie an Übereinstimmung des Typischen der Organisation mit jener der Wirbelthierc, geschichte bei der Entstehung heit ableiten, hervorgeht. hang mit dem Thierreiche. wie der Zellen- nicht nur den Körper aus Organen, Textur der Organe erwies, letzteren dem neuen und mit der dem Fundamente lehre aus zu, Endlich und damit den Zusammen- lehrte auch die Entwickelungs- des Körpers dieselben Vorgänge kennen, im Bereiche anderer Vertebraten bestehen. des Einzelnen leuchtet überall Aus der Verschieden- das Walten der gleichen Bildungs- gesetze hervor. So gewann die Auffassung des Menschen bau keineswegs isolirt dastehenden, als eines in sondern mit seinem Körper- anderen verwandten Organismus von verschiedenen Seiten her festere Begründung, und dem anatomischen Theil. Horizonte Den mächtigen ward eine fast unermessliche Erweiterung Einfluss jener Disciplinen auf die zu Anatomie des Menschen in Abrede zu stellen, hieße ebenso die Tragweite von deren Bedeutung unterschätzen, wie es ein Niederhalten der anatomischen Wissenschaft wäre, wenn sie jener sich nicht bedienen dürfte. Das © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vorwort. YI doch znm innersten Wesen einer Wissenschaft, dass sie verwandten nicht blos ans sich selbst sich weiterbildet, sondern, mit empfängt Licht neues steter von da aus Wechselwirkung, Disciplinen in eben gehört und neue Aufgaben Bei allem Festhalten an diesem für ihre Forschung. Grundsätze darf jedoch nicht verkannt werden, dass das Ziel noch nicht Oftmals erreicht ist, wenn wir es auch in der Ferne schon erblicken. uns jenem näher bringen. und nicht selten sind es Daher ist Vorsicht für Wie auf das muss der Blick auch auf täuscht die Wegstrecke, die zurUckzulegen Umwege, die allein jeden Fortschritt geboten. den Weg ist, Ziel, gerichtet sein. Von diesem Standpunkte unternahm ich die Bearbeitung des vor- Buches, nachdem ich mich von dem Werthe der genetischen Methode längst überzeugt hatte. Sie war maßgebend für die Behaudlungsweise wie auch für die vom Hergebrachten Wie das Eingehen nicht selten abweichende Gruppirung des Stoffes. hohen liegenden didaktischen , auf das Wichtigste Schilderung der der Organe des Gewebe feineren Baues erforderte, Zufügung die leitenden Abschnitte einer so die Vorstellung hat die Entwickelungs- Skizze nothwendig gemacht. einer kurzen genetische Darstellung In beiden dem zu sollten nur ein- die allgemeinsten Umrisse gegeben werden. Über noch unentschiedene, oder erst durch tieferes Eindringen verständlich werdende Punkte bin ich hinweggegangen, denn es handelte sich hier nur um Gewinnung von Anknüpfungen für die Behandlung der Organe in jenem Sinne und für die Darstellung von deren Textur. Ausführlicheres bieten Lehr- und Handbücher jener Fächer, auf welche verwiesen ist. Wo vergleichendanatomische Thatsachen Wichtiges erklären konnten, ist ihrer Erwähnung Größere Exeurse in dieser Richtung habe ich vermieden, geschehen. ebenso auch die Bezugnahme auf solche Verhältnisse, die nur eine umfassendere Behandlung darzustellen vermag. Der Zweck dieses Buches als eines einführenden bestimmte den Umfang nur in des Ganzen, wie der einzelnen Abschnitte. Vieles konnte daher der Kürze gegeben. Manches nur angedeutet werden. kleiner gedruckten Noten fand auch Wichtiges eine Stelle, In den so dass der Kleindruck häufig nur einer Raumersparnis gedient hat. Zur Erläuterung des Textes hat der Herr Verleger eine Anzahl von Figuren in Holzschnitt beizugeben gestattet, durch welch® wenigstens für die wichtigsten Dinge, für Alles, was für die anatomische Anschauung als grundlegend gelten muss, auch bildliche Darstellungen geboten sind. Dem peripherischen Nervensysteme die gleiche Ausstattung zu geben, Melt ich für minder nöthig, da bei erlangter Kenntnis der übrigen Organ- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vorwort. VI Systeme die Vorstellung jener Nervenbahnen keine schwierige Anzahl von Eignren nommen. ist ist. Eine anderen Werken des gleichen Verlages ent- Viele derselben sind modificirt, oder stellen nur Theile jener Abbildungen dar. Umgang von Deshalb nahm ich bei den einzelnen Holzschnitten der Angabe ihrer Herkunft und gebe in einem besonderen Nachweise darüber im Zusammenhänge Eechenschaft. Dass ich die übliche Figurenbezeichnung mit der, meines Wissens zuerst in Geay’s »Anatomy« angewendeten vertauschte, wird man halten. Die längere, von der Vorbereitung Zeit hat die nicht für des Buches unzweckmäßig beanspruchte Ausführung der Illustrationen in verschiedene Hände ge- langen lassen, woraus nicht blos einige Ungleichheit der Behandlung der Figuren entsprang. Auch die Drucklegung hat sich aus mehrfachen Gründen über einen längeren Zeitraum erstreckt, und hat sogar eine ausgedehnte Unterbrechung erfahren müssen. Für viele hierdurch, sowie bei der Herstellung der Holzschnitte entstandene Mühewaltungen bin ich dem Herrn Vertreter der Verlags-Firma zu großem Danke verpflichtet. Solcher gebührt auch dem Prosector der hiesigen anatomischen Anstalt, Herrn Dr. G. Rüge, der mit manchen für die Abbildungen benützten Präparationen mich bereitwillig unterstützt sind am Schlüsse des Buches angeführt. hat. Mehrfache Corrigenda Andere, hoffentlich nur un- wesentliche, wolle der Leser selbst berichtigen. So übergebe ich denn das Buch seinem Interesseuten-Kreise mit dem Wunsche, Abfassung dass es nach jenen Gesichtspunkten, die mich bei seiner leiteten, beurtheilt werden möge und seinen Zweck erfülle. Heidelberg, Mittsommer 1883. C. Gegenlbaur. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vorwort zur vierten Auflage. in der Theihing dieser neuen Auflage in sowohl eine bedeutende Vermehrung des Inhaltes, zwei Bände soll nicht die Absicht einer als bequemeren Benutzung des Buches zum Ausdnick kommen. Von den im Texte Torgenommenen Veränderungen darf ich Kürzungen durch welche für manche neue Einfügung Raum gewonnen Die bedeutendste der letzteren umfasst einen dem ersten Abward. aufführen, schnitte zugegebenen historischen Abriss. Es erschien mir den als Pflicht, Studirendeu auch auf die Vergangenheit der Anatomie einen Blick eröffnen, durch den das Interesse an einer Disciplin nur gewinnen kann, welche die Spuren einer langen Geschichte allenthalben an sich zu trägt. erwecken Theilnahme und flößen Achtung vor dem allmählich Gewordenen ein, und indem sich der histoDie Wandelungen, die sie erfahren, rischen Betrachtung auch die Gegenwart nur als Enfwickelungsganges und das Neue darstellt, bildet sich für bleibt vor Überschätzung Skizze der zugemessene solche bezüglich der Phase des großen eine das Alte ein billiges Urtheil, bewahrt. Raum Beschränkung Wie mir auferlegte, Vermehrung des übrigen Textes in der für diese ergab sich so Aufgabe des Buches. Ich kann die Meinung nicht theilen, dass Alles, was die Forschung zu Tage fördert, sofort auch als Lehrstoff zu dienen habe: neue Auflage eines Lehrbuches auch stets dass das »Neueste« bringen eine solle. Mir scheint, dass hier vor Allem die Qualität des Neuen in Betracht zu kommen hat. Von der ungeheuren Masse der für alle Organsysteme bestehenden, täglich sich mehrenden Einzelerfahrungen eignet sich doch nur ein geringer Theil zu jener Verwerthung. Wie interessant auch Vieles sein mag, vielleicht auch Wichtigkeit verheißend, daraus für sich geht noch kein Kriterium dafür Grund zur Vermehrung des Lehrstoffes mag theils hervor. Als die Bedeutung gelten, welche sich entweder für das physiologische oder das morphologische Verständnis eines Objectes ergiebt, theils der Werth der hetreffenden Kenntnis für den künftigen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vorwort. IX Zur lunehaltung' solcher Grenzen drängt auch die fortschreitende Arzt. Specialisirung der Lehrfächer, in welcher mit der Ausbildung und Ver- tiefung der verschiedenen Disciplinen auch das Ungentigen des Einzelnen zur völligen Was erhält. rtel Beherrschung des Gesammtumfanges aber für den Lehrer nicht für möglich derselben gilt, Ausdruck wird doch noch weniger von dem Lernenden verlangt werden dürfen! Bezüglich der die Holzschnittfiguren betreffenden Verändenmgen muss ich vor Allem dankbar anerkennen, dass der Vertreter der Verlagsfirma, Herr Beinicke, zum Ersätze minderwerthiger und zur Herstellung neuer Darstellungen keine Opfer gescheut hat. So wurden fast säinmt- liche Figuren des dritten Abschnittes durch neue ersetzt. Ich verdanke größerem Maßstabe hergestellten Zeichnungen zu diesen, wie zu den meisten anderen neu hinzugekommenen Figuren der KUnstlerhand die in des Herrn C. Bausch, ständnisse der mit voller seine Aufgabe gelöst hat. Herren Käseberg Flegel haben & Örtee, von die Ausführung In der auf eine längere Zeit F. Hingebung und richtigem Ver- Die xylographischen bei einem G. in anerkennenswerther Weise gefördert. erstreckenden nicht geringen Mühe- Unternehmen solchen J. sich waltung bei der Herstellung der Objecte sowohl, artigen, der Institute Tegetmeyer, sowie jenes von als auch bei den erforderlichen viel- Dispositionen erfreute ich mich des bewährten Beistandes des Herrn Prof. G. Büge, nach dessen Weggang von Heidelberg Herr Proseetor Dr. ÜIaurer bereitwillige Hülfe bot. Allen Genannten gebührt mein Dank! Durch die angestrebte Vervollkommnung und die Vermehrung der Abbildungen wollte ich den Theil des Studiums des Buches erleichtern, der ausschließlich die anatomischen Thatsachen giebt raschere Orientirang als betrifft. lange Beschreibungen. Eine Abbildung Aber man muss sich hüten, das höchste und letzte Ziel in jener Orieutirung zu sehen. Nicht einmal diese wird immer aus jenen gewonnen, und überall da, wo an der Stelle der Beständigkeit eine größere Mannigfaltigkeit der Befunde waltet, tragen Abbildungen mehr zur Erzeugung irrthtimlicher Vorstellungen bei, als dass sie aufklärend wirkten. Daher ist übel berathen, wer in solchen Fällen seine Kenntnisse nur aus Bildern schöpft. bildungen stellen doch nur etwas Nebensächliches dar, Beiwerk für den Unterricht. in der Ab- sic sind nützliches Dieser hat seinen praktischen Schwerpunkt Vorführung des Naturobjcctcs und theoretisch in der Methode, welche Schranken reiner Beschreibung sich hält. hier nicht blos innerhalb der M eiche Meinung man auch über den Umfang der Anthropotomie, über ihr Verhalten zu den Grenzgebieten, sowie über ihre wissenschaftliche Ausgestaltung haben mag: das Eine bleibt doch unwiderlegt, dass © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vorwort. X die genetische dass ihre leuchtet. mit der Methode anatomische Thatsachen zu erklären vermag und Anwendung auf den anatomischen Unterricht denselben erLehren heißt entwickeln. Oh es vortheilhaft sei, im Unterrichte beschreibenden Darstellung zu verbinden, kann man auch die erläuternde, daher nur dann bezweifeln, erklärende wenn man auf das Verständnis der Darstellung keinen Werth legt und das Hauptziel des Unterrichtes in der bloßen Eoutine sucht. Wenn sachen verständlicher macht, so erschwert sie sondern sie erleichtert ihn, und zwar Urtheile erfassen lässt, was ohne sie um jene Methode die That- aber den Unterricht nicht, ebensoviel, als sie nur dem mit dem Gedächtnisse einzuprägen, Das wird auch dadurch nicht anders, Objecte durch unmittelbare Anschauung zur Kenntnis kommen, ist doch nur das Gedächtnis, dem die reale Vorstellung des somit bloßer Memorirstoff wäre. dass die denn es Objectes Ubergeben wird. Mit diesen Bemerkungen, die schon einer früheren Auflage voran- waren, schließe ich auch das Vorwort für diese ab und möchte bezüglich alles Übrigen auf das Buch selbst verwiesen haben. gestcllt Heidelberg, im November 1889. Der Terfasser, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Yorwort zur sechsten Auflage. nie bei den früheren habe ich auch für diese sechste Auflage meines Buches manche Veränderungen anzufUhren, vermöge welcher ich sie eine verbesserte bezeichnen darf. als treffen die welchem Von den Veränderungen die Erfahrungen der Neuzeit bezüglich der feineren Verhältnisse des Nervensystems größere Berücksichtigung fanden. muss be- meisten und auch die umfänglichsten den zweiten Band, in ich auf das Buch am Vermehrung, wieder Abschnitte. Für viele, ich Herrn H. Keilitz, verweisen. selbst dem meisten in Audi Für vieles andere die Illustration fand das Nervensystem behandelnden besonders für die ausgeführteren Abbildungen, bin dem vielseitig bewährten Künstler, höchst dankbar. Die Revision des Druckes hat unter meiner Controle Herr Dr. E. G-öppert zu besorgen die Freundlichkeit gehabt, wofür ich ihm bestens danke. Der Charakter des Buches blieb unverändert. zu entsprechen und allgemeine Zustimmung Den Wünschen zu finden, Aller konnte nie in Aufgabe liegen, am wenigsten, da es galt, einen Fortschritt anzubahnen auf Grund der Entwickelungslehre, welche den Organismus auch des Menschen in seinem natürlichen Zusammenhänge zeigt. Daraus gehen Einblicke in die causalen Beziehungen der Organisation und damit seiner auch ein Gewinn für den Lernenden hervor, wie ich schon in einem anderen Vorworte andeutete. Ein Fortschritt greift aber nur langsam Platz, und jeder findet seine Gegnerschaft, um so sicherer, wenn er zugleich wichtigen Anschauungen entsprungen und damit Der Streit sollte sich also gegen jene dass das mehrfach versucht worden ist, aber principiellen von fundamentaler Bedeutung Wir haben Rückzug ist nicht ist. wenden. erlebt, der ausgeblieben. Und wenn auch noch jetzt, ich möchte Sagen an der Grenze, Angriffe stattfinden, so besteht darin doch nur eine Gewähr für das dereinstige Erlöschen des Kamjjfes auch au diesen Punkten. Heidelberg, im October 1895. C. Gegenbaur. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at INHALTS-VEEZEICBNIS. Einleitung. Begriff Seite und Aufgabe (§1 — 2) 1 Geschichtlicher Abriss (§ 3—13) Stellung des Menschen (§14) 3 34 Grundlagen der Anatomie des Menschen (§15) Die Organe (§ 16—20) 36 Literatur (§21) 45 Vom Erster Abschnitt. 38 ersten Aufbau und der feineren Zusammensetzung des Körpers. — Von den Formelementen (§22 24) Vom ersten Aufbau des Körpers (Entwickelungsgeschichte, A. B. (§ 25—48) 52 Von den Veränderungen I. 47 Ontogenie) des Körpers 26 (§ des Eies bis zur ersten Anlage — 32) 53 2. Ei und Befruchtung (§26) Eitheilnng (Furchung), Entstehung der Keimblase 3. Gastrula und Keimblätter 1. 4. (§ 53 (§ 54 27) 28, 29) 5g Veränderungen des Furchungsprocesses und der Keimblätteranlagen (§ 30—32) bei den Wirbelthieren II. Differenzirung der Anlage Erstes Gefäßsystem (§37) Äußere Gestaltung des Embryo III. IV. C. 33 (§ (§ 38 — 42) — 03 72 75 42) Entwickelung des Kopfes (§ 38—40) Eumpf und Gliedmaßen (§ 41, 42) Entwickelung der Embryonal- oder Fruchthiillen Postembryonale Entwickelung (§47) Bedeutung der Entwickelung — (§ 75 79 (§ 43—46) . 2. 48) 90 Zölliges c. B. a. — Stützgewebo. Knorpelgowebe. Animale Gewebe 1. Muskelgewebe 2. 92 94 Epithelgewebe (§ 50—56) Stützgewebo (§ 57—64) a. Miisltelzcllen. Nervengewebe — (§ 94 b. Bindegewebe (Tela conjunctiva). Knochengewebe. 65—70) — b. 118 Muskelfasern. 68— 70) 123 Eiickblick auf die Differenzirung der Zweiter Abselmitt. Vom Skeietsystem. Allgemeines (§72) A. Von der Entwickelung der Skelettheile B. Vom Baue C. Von der Gestaltung der Knochen der Skeiettheile (§ — 105 119 67) (§ 66, (§ d. 82 89 Von den Geweben (§49 71) A. Vegetative Gewebe (§ 50—64) 1 58 77 — (§71) ]32 I35 (§ 73—76) 136 I45 79) (§ 80) Gewebe . 150 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Inhalts -V erzeichnis. XIII Seite D. Von den Verbindungen der Knochen Von den Gelenken (§ 82 84) 81—85) (§ — Entstehung der Gelenke (§82) 153 Ban der Gelenke (§83) Formen der Gelenke (§84) 155 — A. Gelenke mit gekrümmten Flächen. Von den Bändern E. 157 B. Gelenke mit planen Flächen. (§85) jgO Von der Zusammensetzung des Skeletes I. 151 153 Vom Eumpfskelet — (§ 87 :§ — 102) A. Wirhelsänle (§ 87 98) Die einzelnen Wirbelgruppen 86 — 140) 161 j62 162 89—94) :§ 166 Variationen an der Wirbelsäule (§95) Verbindungen der Wirbel unter sich (§96) Verbindungen der Wirbelsäule mit dem Schädel (Articulatio occipitalis s. cranio-vertebralis) (§97) Die Wirbelsäule 181 Ganzes (§98) B. Rippen und Brustbein (§ 99—102) Verbindungen der Rippen (§ 101) Thorax (§ 102) II. als Vom Kopf skelet 1. 2. '§ 103 183 185 192 — — 120) 196 ) Anlage des Kopfskelets. Primordialcranium Knöchernes Kopfskelet (§ 105 120) — Knochen des Schädels a. I. 105 (§ Hirnkapsel des Schädels — 1. Hinterhauptbein Sphenoidale). — (§ 4. II. Nasenregion des Schädels 6. III. (§ 201 201 — Keilbein (Wespenbein, (Temporale, Os temporis). 2. 217 Stirnbein (Frontale, Os frontis). 5. 108) Siebbein 196 199 (§ 107) — Scheitelbein (Parietale). .... 107) 106) Schläfenbein Knochen des Schädeldaches 103, 104) 200 (Occipltalc). 3. (§ 109) (§ 106, Knochen der Schädelbasis 176 178 — — 221 (Riechbein, Ethmoidale) und untere Muschel. 7. Thränenbein (Lacrymale). 8. Nasenbein (Nasale). 9. Pflugscharbein (Vomor). 10. Knorpelige Theile der Nasenregion. — — Knochen der Kieferregion des Schädels (§ 109) 11. Oberkiefer (Maxillare superius oder Maxilla). — — 229 12. Gaumen- bein (Palatinum). 13. Jochbein, Jugale (Os zygomaticum, Os malae, Wangenbein). b. c. Knochen des Visceralskeletes (§ 110 Vom Unterkiefer (Mandibula, Maxilla inferior) (§112) Kiefergelenk (Articulatio eranio-mandibularis) 240 238 Zungenbein (Os hyoides, Hyoid) (§113) Der Schädel als Ganzes (§ 114—120) Außenfläche und Binnenräume (§ 114—116) Fontanellen und Schaltknoehcn (§ 117) Menschen- und Thiersohädel (§118) 255 Altersverschiedenheiten des Schädels (§119) 258 Skelet der Gliedmaßen A. Obere Gliedmaßen a. 235 237 Schädelformen und Schädelmessung III. — 113) Gehörknöchelchen (§111) SchnltergUrtel {§ 122 — 130) (§ (§ 242 243 243 253 259 120) 121—140) 260 262 . {§ 122, 123) Verbindungen der Knochen des Schultergürtels 262 (§ 123) ... . 266 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Inhalts -V erzeichnis. XIV Seite b. Skelet der freien Extremität (§ 124 — 130) 267 1. Oberarmknoohen (Humerus) 2. Knochen des Vorderarmes (Antebrachium) (§ 126, 127) Verbindung der Vorderarmknochen unter sich und mit dem Humerus (Ellbogengelenk, Articulatio cubiti) (§ 127) 3. Skelet der 267 Schultergelenk (Articulatio huraeri) Hand (§ 128 — 270 (§ 125; . . . 271 . . . 273 276 130) Carpus (Handwurzel) Proximale Reihe Distale Reihe Metacarpus (Mittelhand) Phalangen (Fingerglieder) Verbindungen des Handskelets (§ 129) Radio-carpal-Verbindung (Articulatio radio-carpalis) a. b. c. Intercarpal-Verbindung (Articulatio intercarpalis) 277 278 278 280 282 282 . . . 283 . 283 Carpo-metacarpal-Verbindungen{Articulatio carpo-meta284 carpalis) Bandapparat der Hand (§ 130) Metacarpo-phalangeal- Verbindung 285 (Articulatio meta- carpo-phalangea) 287 Interphalangeal- Verbindung, Articulatio digitorum 288 (Fingergelenke) B. Untere a. Gliedmaßen (§ 131 — — 140) 288 Beckeugürtel (§ 131 133) Hüftbein (Os coxae, Os innominatum) Verbindungen des Hüftbeins (§ 132) a. Verhindnngcn mit der ‘Wirbelsäule. beiderseitigen Hüftbeine unter sich. Das Becken b. Skelet 1. 2. als Ganzes (§ 288 288 — 291 b. Verbindungen der 133) der freien Extremität (§ 134 293 — 140) 296 Oberschenkelknochen (Os femoris, Femur) Verbindung des Femur mit dem Becken (Hüftgelenk) Knochen des Unterschenkels (§ 136, 137) Verbindung der Tibia mit dem Femur (Kniegelenk, 297 (§ 135) 301 Art. genus) (§137) 3. 304 Tibio-fibuIar-Verbindung Skelet des Fußes (§ 138 — 307 140) 308 a. Tarsus 309 b. Motatarsus (Mittelfuß) 312 Phalangen Verbindungen des Fnßskeletes 313 c. (§ .... 314 ... 315 Art. calcaneo-cuboidea 317 Metatarso-phalangeal- und Interphalangeal -Verbindungen. Art. digitorum pedis (Zehengelenke) Bänder des Fußes (Tarsus und Metatarsus) 317 Dritter Abschnitt. {§ 313 139, 140) Art. pedis, Art. talo-cruralis (oberes Sprunggelenk) Art. talo-calcaneo-nayicularis (unteres Sprunggelenk) Allgemeines 299 141 Vom — 318 Muskelsystem. 143) Regionale Eintheilung der Oberfläche des Körperstammes Sonderung des Muskelsystemes (§ 142, 143) 322 322 325 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at XV Inhalts -V erzeichnis. Seite A. B. C. — Vom Baue der Muskeln (§ 144 148) Muskel und Nerv (§ 147) Wirkung der Muskeln (§ 148) 328 333 334 Von den Hilfsapparaten des Muskelsystems (§ 149) Von der Anordnung des Muskelsystems (§ 150 183) A. Muskeln des Stammes I. — 341 344 172) — Dorsale Muskeln des Stammes (Eückenmuskeln) (§ 154 159) a. Gliedmaßenmuskeln des Eückens (Spino-humerale Muskeln) (§ b. c. ß. Zweite Schichte 346 (§ 156) Spino-dorsale Muskeln (§ 157 349 — 159) (Splenius). — 351 Lange Muskeln der Wirbelsäule 1. Splno-transversalis 4. Transverso-spinalis. nalis. — 2. Sacro-splnalis. 351 — 3. Spi- Kurze Muskeln der Wirbelsäule (§ 158) Muskeln zwischen Hinterhaupt und den ersten Halswirbeln (§ 159) 1. 2. d. Erste Lage. — ß. Hintere Halsmuskeln a. c. Laterale Gruppe. — 2. 362 362 363 (§161) Mediale Gruppe. 366 367 371 371 373 374 — 164) 375 375 378 378 Mediale Gruppe. Muskeln des Halses (§ 165) 1. Vordere Halsmuskeln Untere Zungenbeinmuskeln o. 360 361 — Muskeln der Ventralseite des Stammes (§ 160 172) a. Muskeln des Kopfes (§ 160, 161) a. Oberflächliche Muskulatur und ihre Sonderung acü. Platysma myoides (Latissimus colli, Subcutaneus colli) ßß. Muskeln der Mundöffnung ff. Muskeln der Nase 68. Muskeln in der Umgebung des Auges EE. Muskeln des äußeren Ohres iZ. Muskeln des Schädeldaches ß. Tiefe Muskulatur. Muskeln des Visceralskelets (§ 162 aa. Muskeln des Unterkiefers (Kaumuskeln) (§ 163) ßß. Muskeln des Zungenbeins (§ 164) Obere Zungenbeinmuskeln b. 345 346 Spino-costale Muskeln 2. . . 348 Erste Schichte 3. . 155) a. 1. II. 153 (§ 337 — 381 381 383 Zweite Lage. — — 385 ß. Laterale Gruppe. Muskeln der Brust (§ 166 168) 1. Gliedmaßenmuskeln der Brust (§ 166) 2. Muskeln des Thorax (§167) 3. Zwerchfcllmuskel (Diaphragma) (§ 168) Muskeln der Bauchwand (§ 169—171) 1. Vordere Bauchmuskeln (§169) a. Mediale Bauchmuskeln (gerade Bauchmuskeln) ß. Laterale Bauchmuskeln (breite Bauchmuskeln) 2. Hintere Bauchmuskeln 3g9 390 ! . . . . 396 400 400 401 402 408 Leistenkanal (Canalis inguinalis) und Innenfläche der vorderen Bauchwand (§ 170) Übersicht Uber die ventrale Stammesmusknlatur (§ 171) Muskeln des caudalen Abschnittes der Wirbelsäule (§ 172) . .... 408 410 410 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Inhalts -V erzeiclinis. XVI Seite B. Muskeln der Gliedmafien I. (§ 173 Muskeln der oberen Gliedmaßen a. Muskeln der Schulter (§ 174) b. c. d. — 183) (§ 173 411 412 177) 412 1. Oberflächliche Schichte 412 2. Tiefe Schichte 413 415 Muskeln des Oberarmes (§ 175) 1. Vordere Muskeln des Oberarmes 2. Hintere Muskeln des Oberarmes Muskeln des Vorderarmes (§ 176) 1. Muskeln der Beugefläche des Vorderarmes Erste Gruppe Zweite Gruppe 2. Muskeln der Streekfläche des Vorderarmes 415 417 419 420 421 — Oberflächliche Schichte 424 427 427 Tiefe Schichte 430 433 Muskeln der Hand (§ 177) 'i. Muskeln des Daumenballens ß. Muskeln des Kleinfingerballens 7- Muskeln der Eohlhand Dorsalaponeurose der Finger II. — 435 436 437 439 — Muskeln der unteren Gliedmaßen (§ 178 183) a. Muskeln der Hüfte (§ 179) 1. Innere Hüftmuskeln 2. Äußere Hüftmuskeln b. Muskeln des Oberschenkels (§ 180—181) 1. Vordere Muskeln des Oberschenkels 2. Mediale Muskeln des Oberschenkels 3. Hintere Muskeln des Oberschenkels Fossa ileo-pectinea und Sehenkelringe (§ 181) c. Muskeln des Unterschenkels (§ 182) 1. Vordere Muskeln des Unterschenkels 2. Laterale Muskeln des Unterschenkels 3. Hintere Muskeln des Unterschenkels Oberflächliche Schichte (Wadenbauchmuskeln) 439 • Muskeln des Fußes 1. Dorsale Muskeln 2. Plantare Muskeln 0(. (§ 445 449 449 453 455 457 458 460 462 462 469 183) 470 4il — ß. Muskeln Muskeln des medialen Randes (Großzehenseite). 7. Muskeln der Mitte des lateralen Randes (Kleinzehenseite). — der Fußsohle. 441 464 Tiefe Schichte d. 440 440 : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. Begriff und Aufgabe. § Die Anatomie Körper. 1 - Lehre vom Baue oder von der Structur der lebenden welche den Körper rilnmlicli ist die Ihr Object sind die geformten Theile, zusammensetzen. Behufs Erforschung dieser Zusammensetzung nimmt gliederung der Körper vor, wird somit Zergliederungskunde. sie die Zer- So entstand ihr Name (von ava~£jj.V3iv). Die Zergliederung selbst ist also nur Mittel, während das durch diese gewonnene Ergebnis, der Einblick in die Zusammensetzung und deren Verständnis, der Zweck ist. Die den Körper zusammeusetzenden geformten während des Lebens an ihnen sich äußernder Theile Vorgänge, sind die Träger sie sind die materiellen Substrate für Verrichtungen, welche im Organismus sich vollziehen und in ihrem Wechselspiel das Leben bedingen. zeuge, Organe. Indem die Damit erscheinen die Körpertheile als gesetzt darstellt, zeigt sie uns denselben als einheitlichen als Werk- Anatomie den Körper aus solchen Organen zusammen- Complox von Organen Organismus. In der Structur eines Organismus lehrt die Anatomie formale Befunde kennen, die Pormbeschaffenheit der Theile in ihrer räumlichen Anordnung und ihrem gegenseitigen Bedin^tsein. Damit bildet sie einen Theil der Morphologie, der Wissenschaft von dem Zusammenhänge der Pormerscheinungen. wird ein anderer TheU durch die JMwickelimgsgeschiclUe vorgestellt. die kei Von dieser Diese hat Vorgänge der allmählichen Veränderung des Organismus im Auge, sowohl seinem individuellen Werden, als auch in Bezug auf die Entstehung der engeren oder weiteren Abtheilung, welcher der Organismus angehört. Darnach gliedert sie sich wieder in Ontogenie, Entwickelungsgeschichte des Individuums äus seinem Keime ^Keimesgeschichte), und Phylogenie, Entwickelungsgesehichte der Organismen aus anderen Organismen, Abstammungslehre fStammesgeschichtei (Haeckel). Diesen morphologischen Disciplinen stellt sich die Physiologie gegenüber, welche die Prüfung der an den Organen sich äußernden, zur Erhaltung des Lebens üiäOESBAL«, AnatuÄiie. 0. Aufl. I. j © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 2 des Individuums, oder zur Erhaltung der Fortdauer der Art dienenden Functionen und deren gesetzmäßigen Ablauf zur Aufgabe so ist es auch die Methode der Forschung. Wie hat. die Aufgabe verschieden, Die Anatomie findet in jedem Organismus ein Object ihrer Forschung. den Bau der thierischen Organismen dem menschlichen Körper zugewendet wird kann sie sich stellt diese Auf erstreckend wird sie zur Zootomie; sich sie Arühropotomie. In beiden Fällen auf die nächsten Ergebnisse der Zergliederung beschränken; beschreibend dar, ist sie Wird das Object damit descriptive Anatomie. der Beschreibung den aus der vergleichenden Zusammenstellung mehrerer Orga- nismen sich ergebenden Verhältnissen untergeordnet, so gestaltet sich daraus die vergleichende Anatomie. § 2 . In ihrer Methode bleibt die Anatomie dieselbe, welclien Organismus sie auch zum Gegenstand ihrer Untersuchung nimmt. nur nach ihrem Objecte verschieden. Zootomie und Anthropotomie sind Aber dennoch ist dem anthropotomischen Es Zweige der Structurlehre eine separate Stellung einzuräumen. um eigener Organismus, ist unser dessen Erkenntnis es sich handelt, und diese eröffnet uns den Blick auf die Stellung des Menschen in der Natur und lehrt uns die Be- ziehungen kennen, welche zwischen jenem und der Organismenwelt bezüglich der organologischen Einrichtungen obwalten. Nicht minder wichtig -wird die Anatomie des Menschen durch die Beziehungen zur Heilkunde. Für alle Zweige der Medicin bildet die Kenntnis des Baues des menschlichen Körpers das erste und unerlässlichste Fundament. Kein anderer höherer Organismus hat bezüglich seiner Struetnr eine so sorgfiiltige imd vielseitige, auts geringste Detail gerichtete Durchforschung erfahren, als Menschen, so dass er unbedingt als der am der des genauesten gekannte gelten muss. Tritt so die Anthropotomie in reicher Ausstattung und mächtig durch ziehungen zur Medicin überall in den Vordergrund, wo es sich um ihre Be- anatomische Dinge handelt, so entspringen doch eben aus dem Wesen ihres Objectes vielfache und bedeutungsvolle Beziehungen, derart, dass die Kenntnis des ausgebildeten Organismus zu seiner Beurtheilung wie zu seinem wissenschaftlichen Verständnis keineswegs ansreicht. Denn der menschliche Organismus der Natur, sondern nur ein Glied einer unendlichen die Erkenntnis des ist Zusammenhanges aueh das Einzelne steht nicht isolirt in Keilie, in welcher durch erleuchtet wird. Andre Beliandlnng des anatomisclien Stoffes charakterisirt die topographische Anatomie. zum Zwecke genaue topographische Orientirnng, sieht daher von der Behandlung Sie hat des Körperbaues nach den Organsystemen ah, so dass sie diese vielmehr als schon bekannt und sich wesentlich an die Beschreibung aller in bestimmten Körperabschnitten oder an gewissen Regionen vorkommenden Einrichtungen hält, bei denen die verschie- voraussetzt densten Organsysteme Regionen wird sie concurriron phischen zusammenfällt. ihre können. Mit Bezug auf operativ wichtig werdende zur chirurgischen Anatomie, die mehr oder minder mit der topogra- Diese beiden Abzweigungen exclusiven Beziehungen zur praktischen Medicin der Anthropotomie haben für diese die durch größte Wichtigkeit © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. und können von diesem Gesichtspunkte aus auch als ahei die Bedeutung selbständiger Wissenschaften in Anwendung der Anatomie auf rein praktische eigene Disoiplinen gelten, dem Maße Zwecke fjicscliichtliclicr 3 ahgeht, als sie denen nur die vorstellen. Abriss. Anfänge im Alterthum. § 3. Die Anfänge der Anatomie reichen weit ins Alterthum zurück. Dunkle Vorstellungen von der Organisation sind es, denen wir bei allen Cultnrvölkcrn begegnen. Bei manchen bleibt es bei jenen, wie bei den Indern, deren Heilkunst ohne Anatomie in eigener Art, und zu nichts weniger als zu hoher Voll- kommenheit sich entwickelte. Bei den Ägyptern scheint der Todtenknlt auf anatomische Kenntnisse zu verweisen, denn er erforderte selbst für innere Körpertheile eine gewisse Behandlung. Diese lag aber ausschließlich in den Händen un- wissender Männer und wurde als bloßes Handwerk ausgeübt. Es geht zwar die Sage, Bau des Körpers bestanden hätten. dass schon in älterer Zeit Forschuiigeu über den Welcher Art diese waren, ist uns nicht überliefert. Bei den Griechen setzte die in religiösen Vorstellungen begründete Unverletzbarkeit des menschlichen Leichnams der Forschung an letzterem eine Schranke. Wo bei den Naturphilosophen des griechischen Alterthums das Bedürfnis eines Eindringens in die Organisation auftrat, da wurde es an der Untersuchung von Thieren befriedigt. So wird von Empedokles aus Agrigcnt (geboren um .ö04 v. Ohr.) berichtet, dass er Abderiten Thiere zergliedert habe, und das gleiche von (ca. 4(10 — 370 v. Ohr.). Aber auch für Demokrit dem den Bau des Menschen bestehen schon in jener Zeit manche Angaben, die wohl größtentheils theoretisch construirt aus jenen Thierzergliedernngen Grundlagen empfingen, wie die Schilderungen des Gefäßsystems von Diogenes aus Apollonia (um 4.50 v. Chr.). Von dem Kreise dei anatomischen Kenntnisse jener Periode ist nur wenig erhalten geblieben, nur davon in die Schriften Späterer überging. Aber auch daraus ist zu ersehen, dass nicht blos im Allgemeinen eine rege Forschung bestand, sondern soviel, als auch feinere Structuren nicht unbekannt waren, wie Schnecke des Ohrlabyrinthes gesehen zu haben scheint. z. B. Empedokles die Erst das Bedürfnis der allmählich sich entwickelnden Ileilkunst nach einer genaueren Kenntnis des menschlichen Köiiiers eröffnete den Weg zu den ersten Stufen umfänglicherer anatomischer Erfahrung, und führte nach und nach zur schärferen Unterscheidimg der Köi-pertheile. So finden wir die ersten genaueren anatomischen Angaben mit dem Namen des berilhmtesten Arztes im Alterthumo, Hippokrates aus Kos (ca. 439—377 v. Chr.), verknüpft. Obwohl nur einige der ihm zugeschriebenen Schriften für echt gelten, andere einer früheren angehören, oder später vielfach überarbeitet sind, noch andere endlich völlig die Producte einer späteren Zeit sind, so geben die ersteren doch ein Bild der 5!;eit anatomischen Vorstellungen, die, in den Schulen der Asklepiaden gepflegt, 1* in jener © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 4 Einleitung. Diese meist mir gelegentlich eingestrciiten anatomischen Be- Zeit herrschten. merkungen gründeten sich jedoch nicht auf Zergliederungen von menschlichen sondern Leichnamen, auf Untersuchung von Thieren, und nur für Skelettheile gab der menschliche Körper die Grundlage ab. So sind unter Anderen die Deckkno- chen des Schädels bekannt, auch deren Diploe und die Nahtverb induugen. Die Mnskeln bergen sich größtentheils unter dem allgemeinen Begriffe der Fleischtheile (oapy.sc), worunter auch andere Weichthoile verstanden werden. jeder Art sind Adern (cpXspsc). Sie gehen von der Leber aus , Blutgefäße dem Organe der Blutbereitung, auch von der Milz. Darm. Die Luftröhre (apTTjpi'v)) linken Herzen gelangt, von wo Verworrene Vorstellungen bestehen noch vom führt Luft in die Lungen, die von da aus zum sie als Band werden ahrvechselnd vsöpov oder Pneuma sich vertheilt. -ovo; benannt. Nerv, Sehne und Das Gehirn ist der Sammelvon Schleim, doch wird es schon von manchen Hippokratikern als Sitz des Denkens und der Empfindung angesehen. Von größter Bedeutung ist aber, dass ort Hippokeates, wie er die Medicin von mystischen Banden befreite damit auch die , Anatomie auf den Boden der Erfahrung gestellt hat, und den richtigen ihr Beträchtlicher wird der Kreis anatomischer Vorstellungen durch (öS 1 Weg zu Ausbildung wies. ihrer — 023 am macedonischen Arzt Aus V. Chr.) erweitert. Hofe), ärztlicher Familie war er stammend Lehrer und Freund als Aristoteles (sein Vater war des großen Alexander von diesem in den Stand gesetzt, aus zahlreichen Zergliedeningen zum Theile seltener Thiere eine Kenntnis der Organisation zu gewinnen, heute Staunen Wohl mögen erregt. Arbeiten die von die noch Vorgängern in der „Thiergeschichte“ wie in der Schrift „über die Theile der Thiere“ Verwerthung gefunden haben, die geistige Durchdringung und Sichtung des hier niedergelegten ungeheueren Materials die Theile des Knorpel, Knochen und ist Kölners etc.), in „ungleichartige“ sind. „Fleisch gewiss des Aristoteles eigenstes Werk. in gleichartige kann man die nicht wieder in verschiedene zerlegt Er scheidet Fett, Fasern, werden können die aus verschiedenen zusammengesetzt wieder in Fleisch zerlegen, aber eineHand nichtin Hände.“ (dvo|j.Qi.op,sprj), Die Theile der letzteren Art werden und daraus entsteht der (öpeiopspr;) (Blut, Schleim, Bedeutung für den Körper beurtheilt, Die mannigfaltigen Organe nach ihren Ver- in ihrer Organbegrifl“. richtungen geordnet, werden auch mit jenen des Menschen verglichen, aber es kaum zweifelhaft, wenn er dass Aristoteles keinen menschlichen Leichnam auch manches richtig Entstehung der Thiere , darstellt. wichtige Beobachtung mitgetheilt hat. \on zahlreichen über den Bau die über das Gefäßsj’stem hervor. welches drei Höhlen cpXsi, die ITohlvene) Aorta sich wieder wenn auch letztere besitzt. und Wie die er behandelte, Das die Organisation, so ist es auch die und gilt für deren Entwicklung er manche auch bezüglich des Menschen. Angaben heben wir vom Herzen abgeleitet, des Menschen gemachten Die Blutgefäße werden Aus dem Herzen geht die große Ader ein zweites Gefäß, die Aorta, hervor. vertheilt, ist zergliedert hat, Es f[j.c-,'akr, sind also, da die wie die Ilohlvene, Venen und Arterien unterschieden, sind. Hohlvene und Aorta sind auch durch noch nicht benannt © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. die Beschaffenlieit ihrer Körper Wand verschieden. ob auch durch die Aorta, Durch 5 die erstere wird das Blut im Ans den Lungen, die mit Verbindung stehen, theilt sich dem Blute vertheilt, unklar. ist dem Herzen durch Köhren (ttopoi) in „Pneuma“ mit, aber nicht durch directen Uebergang, sondern durch Berührung. Das Herz ist auch Sitz der Empfindung, und Auge und Ohr fnngiren nur durch die zu ihnen gehenden Adern. Seine Function Kückenmark ist Das Gehirn dagegen Kiederschlag von Schleim. fort, es ist sind setzt sich das aber anderer Art als das Gehirn. Die vom Gehirne ausgehenden gelten, die aber empfindungslos, blutleer. ist Von dem Gehirn iiiihreu (uöpoi toü noch nicht in ihrer Bedeutung erkannt mehr immanente Eigenschaften der sind. haben als Nerven zu Empfindung und Bewegung Körpertheile. Die drei von Amstoteles dem Herzen zugeschriebenen Bäume pflegen so gedeutet zu werden, dass einer derselben der ungethellt aufgefasste Vorbof sei. Das scheint mir nicht richtig. Die Beschreibung des Herzens lässt keinen Zweifel: der rechte und der linke Hohlraum (xoiX(a) sind Kammer, aus dem der linken die beiden Kammern, die Aorta entspringt (v] die mittlere ist der oe dopxfj Conus äwö arteriosus [xoiXias]). »Dieser Kaum enthält das dünnste Blut.« Die Vorhöfe sind gar nicht als besondere Herztheile unterschieden, wie sie es auch später noch nicht sind. Der rechte ist ein Theil des rechten Herzens, jener, durch den die Hohlvene geht; diese ist hier ein Theil des Herzens, d, h. der rechten Kammer, wie diese ein Theil der Hohlvene ist. In dieser Auffassung wird auch die Angabe verständlich, dass die Hohlvene zur Lunge einen Canal entsende, worunter nur die Lungenarterie gemeint sein kann. Also ist nur der mittel- Zusammenhang ins Auge gefasst. Die Verhinduiig des linken Herzens mit der Lunge geschieht durch das, was später der linke Vorhof ist. Die Scheidewand der linken und der mittleren Höhle des Aristoteles würde dann vom medialen Segel der Mitralis und den dazu gehörigen Chordae tendineae und Papillarmuskeln gehlldet, wäre also durchbare brochen, wie es von den Späteren für die eigentliche Kammerscheidewand wird. angenommen Nach dem Zerfall des Alexandriiiischen Weltreiclies fanden Künste nnd Wissenschaften an manchem der kleineren Höfe sorgfältige Pflege. In dieser Richtung erscheinen die Könige von Syrien nnd Pergamus besonders aber jene , Aegyptens als thätige Förderer, nnd Alexandria gestaltet sich unter den ersten Ptolemäern zum Hauptsitze hellenischer Geistesbildung. Die weltberühmte Bibliothek, sowie zahlreiche in Alexandria sich sammelnde Gelehrten verbreiteten An der für die Medicin gegründeten Schule fand die Anatomie glänzende Vertretung durch Hekophilus (um 300 V. Ohr.), wahrscheinlich aus Chalcedon gebürtig, und seinen NebenKenntnisse in allen Wissenszweigen jener Zeit. buhler Erasistkatus aus Julis auf der Insel Keos ihnen bildet die zum Zwecke (gest. um d. J. 280). Unter der Forschung gestattete Zergliederung menschlicher Leichen ein epochemachendes Ereignis. worden sein. Von den Auch lebende Verbrecher sollen seoirt Schriften der Beiden ist uns wenig erlialten gehliehen, die des Einen waren schon zu Galen’s Zeit verloren deckungen hat sich Kunde erhalten. , aber von wichtigen Ent- Durch Heeophilus war das Duodenum unterschieden und benannt (dodekamanches im Bane des Auges und des Gehims (Calamus scriptorius. daktylon), auch © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung'. 6 Auch Plexus chorioidei, Hirnhäute und Venensinusse). Lunge Damit die Verschiedenheit der dem rechten Herzen zur Bahn durch die cpXsi apTT^ptororj; (Art. pulmonalis) vorgestellt. im Zusammenhang, dass das aus den Lungen zum Herzen leitende (leNach ihm wird Arterien und Venen -wird betont. die aus leitende steht fäß apTTjpi'a cpXäßurorj; (Lungenvenen mit linkem Vorhofe) bekannt wird. .STKATUS betrachtet die Nerven Empfindung , harte schied. — — er nennt sie noch Tröpot Erasi- Werkzeuge der als und zum Thcile auch der Bewegung, wie er sie auch in weiche Aber jene Bedeutung der Nerven noch keineswegs geklärt und ist noch die Vorstellung, dass sie auch der Verbindung der Gelenke dienten, zeigt Vermischung der Begriffe. Eiicktritt des Blutes Er erkannte die Herzklappen (Valv. hindernde Apparate, und beschrieb sie triglochin) als genau. Von den in die den Blut- adern (^pksßsc) beständen mit den Arterien Verbmdungen (Synanastomosen), durch welche unter gewissen Umständen auch das Blut in die Arterien gelangen könne. Aus den Blutadern wird Blut bildet das Auch Parenchym^ in die Zwischenräume der Organe ergossen, dieses ein Begriff, der von nun an eine wichtige Kolle die Chylusgefäße, die schon IlEROPiriLDS gesehen hatte, spielt. wurden von Ekasi- STEATüS walirgenommen. Noch mehrere Jahrhunderte hindurch blühte Alexandria neben denen, die auf Kos, Tenedos medioinische Schule in die etc. bestanden. Aber für die Anatomie erwuchsen daraus keine Fortschritte, denn die Heilkunst schien bald der Kenntnis des Körperbaues entbehren zu können, was sogar in einer zu Alexan- zum dria stattgehabten Disputation öffentlichen § 4 Wenige Namen Geschichte noch als sind es , Ausdruck gelangte. . welche nunmehr in einem langen Zeitrairme die Förderer anatomischer Kenntnisse nennt, unter diesen Maiunüs, einen Zeitgenossen Nero’s, dann liuFUS aus Ephesus, der zur Trajan’s lebte und bei der Zergliederung von Thiereu manches Neue fand. der Ausbreitung der Ilömer-Herrschaft waren auch römische Anschauungen Zeit Mit maß- gebend geworden, unter denen die Heilkimst eine untergeordnete Stellung cinnahm. Nur einmal noch im Alterthume leuchtet uns ein glänzender Name entgegen, der eines Griechen; Claudius Galestus aus Pergamus (geh. 131 n. Chr.). Philosophisch vorgebildet, hatte er sich in Alexandria dem Studium der Medicin ge- widmet und ward nach manchen Reisen Arzt an der Gladiatoren-Schule seiner Vaterstadt. Bald trieb es ibn nach Rom, w'O er durch glückliche Kuren imter den Kaisern Marc Aurel und Commodus rascli zu Berühmtheit gelangte. bedeutungsvollere Thätigkeit entfaltete er als Lehrer und Schriftsteller. Eine Seinen zahlreichen, über alle Gebiete der Medicin sich erstreckenden Schriften verdankt Anatomie vielfach die Kenntnis des Zustandes der früheren Forschung und in gewidmeten eine methodische und lichtvolle Behandlung der der Anatomie Organe, wenn auch in anderer, von der späteren noch sehr verschiedener Art. Aus die selbst sorgfältiger Summe Untersuchung und schärferer Unterscheidung erwmchs eine bedeutende des Fortschrittes, besonders im Gebiete des Nervensystems. Zahlreich © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. i sind aber auch die an anderen Organsystemen angestellten Beobachtungen. dem Pnenma die Arterien Blut führen mit Wie vermischt, ist Dass eine der wichtigsten. Vorgänger hatte Galen seine Kenntnisse nicht an die meisten seiner menschlichen Leichnamen, sondern, wie er selbst mehrfach erwähnt, an Thieren, zumeist an den menschenähnlichsten kein Vorwurf, denn es ist den Allen, erworben. , aus der Zeit liegreiflieh Daraus entsteht ihm dass nur Thiere zur Zergliede- , rung dienen durften, und dass aus ihnen auch für die Kenntniss des Baues des Menschen Erfahrungen zu gewinnen seien, war von Alters her bekannt. Somit kann von dem Gesichtspunkte jener lichen Zeit aus Anatomie durch Galen keine Rede von einer „Fälschung“ der mensch- sein. ln einzelnen durch die ärztliche Praxis dargehotenen Fällen fand Galen auch am Menschen Gelegenheit, zu anatomischen Beobachtungen (Anatomia fortnita); auch einige Skelette hatte er sich zu verschaffen vermocht. Es kann daher auffallen, dass er die Knochen von Affen beschreibt, wie aus der Rippenzahl, aus der Gliederung des Brust- dem Vorkommen des Zwischenkiefers u. a. hervorgellt. Aber er schrieb für Anatomie studieren wollten, und da ist es begreiflich, dass er sich auch an solche Objecte hielt, die allein jenen zugänglich sein konnten. A''on den das Nervensystem betreffenden Mitthellungen sind jene über die Gehirnbeins, aus Solche, die Am nerven die wichtigsten. Gehirne wird zwar eine Anzahl von Thatsachen gut dar- aber er lässt es noch durch das Infundibulum mit der Nasenhöhle communiciren. gestellt, Die Rückenmarksnerven unterscheidet er nach gehenden Nerven trennte 1. et in Opticus, 2. Oculomotorius, facialis, 6. und 3. 7 Paare. Ramus den Regionen. I trigemini, 4. Ram. Vago-Accessorius mit Glossopharyngeus und Vom 7. Ilypoglossus (?). 5. Galen nicht da vereinigt seien. dem Vagus an, als Vom wobei et vom Gehirne ab- II et III trigemini, 5. Acustico- dem Grenzstrang des Sympathicus, Paare werden beide Bestandtheile auseinandergehalten, der Facialis in seiner peripheren Vertheilung genau dargestollt. bereits Die Es sind in der heutigen Bezeichnung folgende: einheitlichen Nerv auf, denn er Das sechste Paar spricht von fasst drei Nerven, die Grenzstrang (N. intercostalis) giebt er den Zusammenhang mit wohl die enge Anlagerung des letzteren an das erste Cervical- ganglion meint, das ihm, wie auch andere Ganglien des Sympathicus, bekannt war. Auch mit dem Trigeminus soll der Sympathicus in Verbindung stehen. Den Olfactorius der Späteren (Bulbus olfact.) heurtheilte Galen bereits richtig als einen Xhell des Gehirns. Auch das Muskelsystem findet gute Beschreibung, und einzelne Muskeln werden sogar benannt. Die Werke Galen’s wurden zur Grundlage des gesaramten anatomischen Wissens für di-eizelm Jahrhunderte, während welcher es nm die Anatomie da noch am besten stand, wo jene nicht gänzlich in Vergessenheit gerathen waren. Galen kennen keinen Anatomen mehr, der Die geistige Bewegung kam immer mehr auf metaphy- Die nächsten Jahrhunderte nach diesen Namen verdiente. Bahnen, und für die Naturwissenschaften war kein Baum. Die wenigen medicinischen Schriftsteller, welche anatomischer Dinge gedenken, wie Oribasies aus Pergamns (unter Julian) und Aetius aus Mesopotamien (im G. Jahrhundert), sische Waren Compilatoren. Die Zeit des untergeheuden liömerreiches, über dessen Provinzen bald die Strome höherer Geistescultur noch gänzlich fremder Völker sich ergossen, ffiit dem war wenig 7. geeignet, die Wissenschaft eine Stätte finden zn lassen, Jahrhundert begann auch die alte und Cultur des Orients unter den zerstö- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 8 Einleitung. renden Händen des Islam größtentlieils ihr Ende zu finden. thum noch fluss in auf den Byzanz oder Gang in Siiditalien sieh erhielt, blieb Was vom Griechen- ohne wesentlichen Ein- der Geschichte unserer Wissenschaft. Zustand der Anatomie im Mittelalter. 5- § Während im Abendlande das Licht der Wissenschaft nur mehr das Dunkel sichtbar machte, als es dasselbe erhellte, begann glomm und im Orient auf den trübe Kuinen des Alterthums eine neue Cultnr sich einzurichten und zog ihre Nahrting aus den der Vernichtung entgangenen Schätzen hellenischer Geisteswerke. Von den Arabern gegründete gelehrte Schulen pflegen und verbreiten jetzt eigenartige Bildung und Wissenschaft, die lleilkunst zwar üntcr den daselbst cultivirten Wissenszweigen nimmt eine nicht geringe Stelle ein, aber es galt mehr, des Alterthums durch Übersetzung und Bearbeitung zu machen, durch Commentare auf den alten sie dem ihm auzupassen, Grundlagen weiterzubauen. die Schriften eigenen Volke zugänglich als in eigenem Geistesstreben Nicht blos einer Weiterbildung der Anatomie, sondern auch jeder anatomischen Forschung waren die Satzungen des Koran Die Anatomie wird nur nebensächlich behandelt, ein festes Hindernis. dient nur zur Einleitung medicinischer Abhandlungen, seltener kommt sie es zur Betrachtung ganzer Organsysteme, oder des größten Theiles der Anatomie, wie in der dem Almansor gewidmeten Ben-Zakarijja-Er-Eazi) Medicin (980 — des Persers (850 Schrift des in — 923) Avicenna und in Bagdad lebenden Kazes (MuhametBüchern einigen des Canon der (Abu-Ali-Al-Hosain-Ibn-Abdallah-lbn-8ina) 1037), welcher als Philosoph wie als Arzt eine weit über seine Zeit hinaus- rageude Bedeutung besaß. Mussten auch jene Schulen bei dem Verzichte auf selbstthätige Forschung dem VerfaEe entgegengehen, so sind sie doch für die Folgevon großer Bedeutung, denn durch sie wurden Keime der Wissenschaft für die in vielen Gebieten zeit Zukunft bewahrt. liche meist Abendland Ihre Schriften sind für lange Zeit maßgebend. verbreitet, barbarisches Latein bringen sie übertragen, In das christ- dorthin Kenntnisse des Alterthums. bilden die Schriften arabischer durch das ganze Mittelalter die Grundlage ärztlichen Wissens und den anatomischer Kenntnisse. War aber die Lehre des In Ärzte Inbegrifl' Galen schon von den Arabern vielfach umgewandelt und durch mystische Zuthaten entstellt, so ward sie jetzt durch die Unkunde der Übersetzer oder auch der Abschreiber aufs neue verdunkelt. Eine Menge unklarer Vorstellungen über den Bau des Körpers gewinnt dadurch Verbreitung. Fast die ganze anatomische Tei-minologie erscheint in arabischem Gewände und bleibt darin bis zur Kestaurationsperiode. haben sich Beste jenes Zustandes men bis heute erhalten. sind aut diese Zeit zurückleitbar, in ln manchen Benennungen Auch viele Latino-Barbariswelcher die anatomischen Leistungen hauptsächlich in Commentaren der Galenischen Anatomie im Avicenna bestanden. einzelnen Orten (z. B. in Süditalien) erhielt sich zwar die griechische Medicin An © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. noch länger, allein zn Ende des meinen Herrschaft gelangt. 11. Jahrhunderts 9 war der Arahismus zur Die damalige Mcdicin hatte nur geringe anatomische Bedürfnisse. L.lndem bestehende Gesetze, welche verhinderten, sind gewiss nur als allge- In vielen Untersuchung menschlicher Leichname der Ausdrack, jenes Zustandes anznsehen. Hunde die oder Schweine dienten zur oberflächlichen Orientirung über innere Organe. Zu diesem Zwecke hatte ein Salernitaner Arzt, Cophon, der zu Ende des 11. Jahrhunderts lebte, eine „Anatome porci“ geschrieben, einige Seiten an Umfang. Dieser fortdauernde Zustand der Anatomie lässt verstehen, dass die von Papste Bonifaz VIII. im Jahre 1.300 erlassene Bulle, in der er die Zubereitung von menschlichen Knochen verbot, nicht etwa anatomischen Eifer einschränken sollte, der noch im Schlummer lag. Sic galt vielmehr der Abstellung einer Kieuzzüge entstandenen barbarischen Sitte; storbenen durch Auskochen zum Transporte in dei die während Gebeme der unterwegs Ver- die Heimat geeignet zu machen. langsamer Vorbereitung erscheint zu derselben Zeit in Italien ein allmählicher Umschwung. An einzelnen Orten werden wieder Sectionen vorgenommen In und Leichen hingerichteter Verbrecher dazu zur Verfügung gestellt. Städte ;z. B. Venedig) thaten sich darin hervor. Kaiser Friedrich 11. die Manche empfahl der von ihm gegriindeten Universität Neapel (1224) die Sorge für den anatomischen Unterricht und verfügte (1238) für Sicilien, dass alle 5 Jahre eine Section abzuhalten sei, an der die Ärzte und Wundärzte theilzunehmen hätten. Die bedeutendste Förderung kam Jedoch von der Gründung von Hochschulen, die sich zum Theile gehüllt älteren Anstalten hervorbildeten, so dass ihr .aus ist. Salerno wird schon im kannt und im 1 0. berühmt. Anfang in Dunkel Jahrhundert als medicinische Schule beAber daraus geht kein Fortschritt für die Anatomie !). hervor, für welche Bologna, Padua, Montpellier, später auch Paris viel wichtiger werden. Obwohl die Anatomie vom Arabismus beherrscht wird, ist doch schon der Weg sichtbar, auf dem die Rückkehr zur Forschung sich bewegt. Für die Langsamkeit des Aufschwunges der Anatomie zu Ende des 13. und zum Beginn des 14. Jahihunderts geben noch erhaltene Schriften Zeugnis, in denen der Bau des Körpers grüßten Theils nach Avicenna dargestellt ist. So die von Magister Richaedus und jene von Heinrich von Mondevieee die ersten wieder (1304). B.ald aber folgen an directe Beobachtung anknüpfenden Versuche. Der Bolognese dei Liuzzi) (ca. 1275 132(1) gilt als der erste auf — Hündinüs (Raimondo dem neuen Wege. Seine „Anathomia“, in welcher nach fünfzehn Jahrhunderten der menschliche Bau wieder annähernd nach der Wirklichkeit beschrieben wird, war •hiher ein epochemachendes Werk, welches, später in vielen Ausgaben durch den Ih-uck vervielfältigt, sein Ansehen bis ins Iß. Jahrhundert behielt. Die Anatomie des Mündinüs bietet aneinander gereihte Beschreibungen von Uörpertheilen, vorzüglich von Eingeweiden. Die Disposition folgt dem Gange einer Section, wobei es nicht an Anleitung fehlt, die verschiedenen Organe sich tbai ‘ei- zu machen. der Bauchhöhle wird begonnen, dann folgt die Brust, die Theile des Kopfes angereiht sind, die mit dem Gehirn, dem „Os basilare-'. 'Mit © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 10 dem auch das Auge zugetheilt ist, und dem Ohre abschließen. Einiges von den Gliedmaßen endet das ist beigefilgt rmd ein kurzer Abschnitt über die Buch, dessen Umfang sich in bescheidenen Grenzen hält. Ist auch eine etwas doch nicht treuere Darstellung des menschlichen Baues gegeben, so geht diese über die allgemeinen Umrisse, und wenn der Autor beim Gehörorgan schreibt, dass Wirbeln am er gewisse zubereiteten Schädel an dessen Basis sichtbare peccalunw nicht habe untersuchen können, Wir lesen Knochen Dpropter kann unser Bedauern über jene Das ganze Werk durchweht der auch noch vom Mirach (Abdomen) und Siphac Unterlassung nicht sehr lebhaft der Scholastik. so Geist sein. (Peri- toneum) und Caib (Talus), imd begegnen in diesen arabistischen Bezeichnungen der Wirkung einer geschichtlichen Periode, der noch eine längere Dauer beschieden ist. Bestauration der Anatomie. § 6 . in Italien schon frühzeitig beginnende, Die später über Deutschland und Frankreich sich ausbreitende geistige Bewegung, welche das Zeitalter der llenaissance ankündigte, Bedeutung. Der ist auch in der Geschichte der Anatomie von tiefgreifender bei freierer Geistesrichtiing erwachte Forschimgtrieb suchte und fand in der Erfahrung die Grundlegungen für die Wissenschaft. An die Stelle der trockenen Commentare der Arabisten tritt allmählich die anatomische Untersuchung, und die wiedergewonnene Kenntnis der griechischen Sprache bringt die des Gai.en Schriften in den Horizont der Zeitgenossen, welche durch deren Studium bald mehr zur kritischen Sichtung als zur blinden Nachfolge angeregt werden. Manchen Anatomen begegnen wir in den Kreisen der Humanisten. Die meisten sind nicht nur, wie früher, Ärzte oder Philosophen, sondern cultiviren auch andere Zweige der damals noch jungen Naturwissenschaft. Manchen finden Die Zeit hatte der Erkenntnis wir zeitweise sogar als Lehrer des Griechischen. viele Pforten auf einmal geöffnet und der lebensfrohe Forschungseifer bahnte sich überall neue Pfade. War auch bei solch’ getheilter Thätigkeit des Einzelnen welche für die Menschheit und bei der Neuheit gewonnen werden erst wieder der Forschung selbst, musste, der Fortschritt in der ersten Hälfte dieser Periode nur gering, so entstanden daraus doch ebenso mannigfaltige Anregungen, wie sie auch aus dem Wechselverkehr der Lehrer an den sich mehrenden Universitäten der verschiedenen Länder und aus dem Zuströmen von Studierenden aus fast allen Theilen Europas an die italienischen Hochschulen hervorgingen. Diese sind es denn auch, an denen wir einer Reihe von Männern begegnen, die zwar mehr oder minder noch dem Alten zugethan, doch durch Wort und Schrift als die Vorläufer der Reformation der Anatomie sich erwiesen. Wir nennen hiervon Matteo Feeeahio (Matthaeus de Gradibus) aus dem Geschlechte der Grafen von Ferrara, der in Pavia lehrte (f 1480), dann den Mönch Gabeiel de Zeebis (f 1505), der in Padua, Bologna und Rom, zuletzt wieder in : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtliclier Abriss. Padua Er geht zwar thätig war. 11 in seiner Beschreibung den Systemen aus einander , und hat manche lativ feinere Verhältnisse, wie Pexedetti Padua, lehrte erst in B. z. richtige Beobachtung selbst über re- Magens. Alessandko die Muskulatur des wo on den großen Ca^ idoch die Organe nach ^ täten (den »tres ventres« des Mittelalters) aus, sondert aber er das erste anatomische Amphitheater er- — richtete, dann zu Venedig (f um 1525), Alessandro Aohillixi (1402 1512) zu Padua, dann in Bologna, Philosoph und Anatom, galt seiner Zeit als zweiter Aristoteles. Bedeutender als diese und jedenfalls der erste Anatom, dem eine größere Zahl von Zergliederungen eine reichere anthropotomische Erfahrung verlieh, ist Jacobus Berengar von Carpi dann in Bologna Anatomie lehrte, seinen »Commentaria super satz des Mundinus [J. Carpus) (f 1527), der erst in Pa\ia, und zahlreiche Entdeckungen machte, Mundinum« und in die er in den »Isagogae«, die ein zum Er- dienendes Lehrbuch darstellen, niederlegte. In Frankreich ragte Sylviüs (.Jaqnes du Bois) (1178 — 1555) hervor und er- warb sich dort den Namen des Neubegründers der Anatomie. Er verbesserte die Nomenclatur, führte später auch Zergliederungen von Leichnamen ein, und entfaltete eine bedeutende Lohrgabe. Diese Verdienste werden durch die Ai't ge- schmälert, mit der er sich dem mächtigen Fortschritte widersetzte, den sein großer Schüler Vesal anzubahnen begann. Außer den Schritten der Anatomen in dieser Periode dienten tomischer Kenntnisse auch bildliche Darstellungen, die, zur Verbreitung ana- wenn auch meist von fraglichem ÖVerthe, doch als Anfänge eines in stetiger Ausbildung •weiter schreitenden Hilfsmittels anatomischer Belehrung, selbst in ihrer rohesten Form und abgeschmacktesten Behandlung von Bedeutung sind. Auch sie verleihen den herrschenden Vorstellungen Ausdruck. Solche der Natur noch gänzlich fremde Holzschnittflguren enthält eine Reihe von Büchern jener Zeit, von denen (1499), und -wir nur die Philosophia naturalis des Joh. die Anthropologie des Maonüs Hundt Peyhok aus Leipzig (1501), ebendaher, anführen. willkürliche, nur auf der oberflächlichsten Kenntnis der Lage Es sind einzelner Eingeweide be- ruhende Constrnctionen. Die ersten nach der Natur gefertigten Abbildungen gab Bebengar VON Cakpi 1521, wenn wir von jenen berühmten anatomischen Handzeichnungen absehen, die LroNARDo da ViNcr zu einem von seinem Freunde, dem Anatomen Marc Antonio BELLA Torre (1473 1506) in Padua beabsichtigten Werke in bewundernswerther Treue — ausgeführt hatte. Auch ärztlichen Werken beigegebeue oder schnitte, zumeist das Skelet darstellend als fliegende Blätter erschienene oder anch den Situs viseerum, Holz- kommen Im Be- ginne des 16. Jahrhunderts in Verbreitung. Solche enthält die erste ln deutscher Sprache gedruckte anatomische Notiz des Laurentius Phrysius (Fries) von Kolmai; »Spiegel der Artzney« 1617. Später sind noch ähnliche Darstellungen üblich. Sie behandeln allmählich einen indem ahhehhar übereinandergeklehte Figuren die Organe in ihrer Ühereinanderlagerung wiedergeben, bald auf den Körperstamm beschränkt: den Situs viseerum, bald, den ganzen Körper umfassend: auch andere Organsysteme. Eine solche Darstellung gab u. a. ein Uimer Arzt, Joh. Remmelin (geh. 1583) unter dem Titel * Catoptron microcosmicum« heraus. Sie fand auch in deutscher Sprache und in Übergrößeren Umfang der Anatomie, setzungen in anderen Sprachen bis ins 18. Jahrhundert Verbreitung. So laufen neben der großen Heerstraße der Anatomie anch manche schmalere Pfade, denen die Kenntnis des Körperbaues breiteren Volksschichten zur Vorstellung kommt. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 12 Der zum empirisclie Ausbau unserer Wissenschaft, wie lleginn des sechzehnten sieh gestaltet hatte, er im Jahrhundert und 1-). bewegte sieh in engen Schranken. Gebäude Galen’s, dessen Autorität in voller Zur gründlichen Umgestaltung bedurfte es eines Mannes, der mit Geltung wai'. unermüdetem Eifer und eiserner Thatkraft die Kühnheit verband, nicht blos herrschenden Irrthümern entgegenzutreten, sondern auch der Forschung breitere Wege, Er lehnte sich schüchtern an das als die bisherigen waren, zu bahnen. Ein solcher Mann erstand in Andreas Vesal. dem von ihm im 28. Lebensjahre vollendeten, wie aus einem Gusse geformten großen Werke De humani eoriioris fabrica, Basil. lol3, mit Holzschnitten nach In '. Zeichnungen von Stephan von Caecar, brachte er die Ergebnisse seiner Zergliederungen aus allen Ürgansystemen des Körpers in klarer Sprache zur Darstellung. Fast überall kommt Neues oder bisher nur unvollkommen Erkanntes zu Tage, und so wird der menschliche Org.anismus zum crstcnmale in seinem wmhren Raue gezeigt, und Ve.sae ward in dieser ISezieliung der Begründer der späteren Dieser Erfolg erhöhte \ esae über die bedeutendsten Anatomie. Periode, aber Vjcsae überragt sie nicht in allen Stücken, tigen Würdigung der Verdienste üalen’s, saß, und gegen den er keineswegs überall am Anatomen seiner wenigsten in der rich- für dessen Zeit er kein Verständnis be- liecht behielt. So ist seine Darstellung Kopfes, viel weniger der Nerven, besonders der feineren Verhältnisse jener des hat er aber Galen’s genau, als sie Galen gegeben hatte. In der Bekämpfung gegen das unkritische Festhalten am Ilergobrachten, gegen die stete Berufung auf die Tradition als eine Q.nelle der Erkenntnis den Sieg errungen, unbestritten sein bleibendes Vesai. -war 1514 zu Brüssel geüoren. der Name) und darin liegt und schönstes Verdienst. Seine aus Wesel stammende Familie (daüer hat ln mehreren Generationen Ärzte hervorgebracht. In Löwen vorgehildet, besuchte er noch sehr jung die Universitäten zu Montpellier und Paris, um daun in Löwen als anatomischer Demonstrator zu wirken. Als Wundarzt in der kaiserlichen Armee nahm und wurde, bald er Theil an dem dritten gegen Franz I. geführten Krieg in Italien durch seine anatomischen Kenntnisse bekannt geworden, von der Republik Venedig nach Padua berufen (1537), wo er abwechselnd auch in Pisa und Bologna öffentlich Anatomie lehrte. Ein siebenjähriger Aufenthalt in Italien bot ihm Zeit und Gelegenheit zur Ab- dem der Zustand der in Deutschland zumeist in fassung seines berühmten Werkes, zu Abenteurern befindlichen Chirurgie den ersten nnd (Tonsores) den Händen von Barbieren Wieder in Antrieb gegeben hatte. dio Niederlande zurückgekehrt, suchte er später noch und sie von seinen dortigen Gegnern persönlich Rede zu stehen aufs höchste Ruf sein Inzwischen war überzeugen. der Richtigkeit seiner Angaben zu gestiegen, und auch als Arzt war er gefeiert, so dass Karl V. ihn nach Madrid berief, dass ihm zu seiner er auch unter dessen Sohn Philipp II. verblieb, nur beklagend, einmal Italien auf, um wo Muße und Gelegenheit fehle. Ob eine noch nicht aufgeklärte BegebenHofe, oder das auch durch häusliche Verhältnisse genährte Gefühl des Missbehagens in dom düster gestimmten Manne den Entschluss, Spanien zu verlassen, zur Wissenschaft die heit am Reife brachte, vera altrii«, Angabe ein ist und Sicher ist, dass es ihn nach Italien zog, der »ingeniorum in Padua nochmals mit hohen Ehren empfangen, unter der lösen von Venedig aus eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unter- ungewiss. dass er, Gelübde zu litt er bei Zante Schiffbruch, und aller Mittel beraubt und Ein Goldschmied, starb gebrochen er hier im Elende am 2. Oct. 1564. Krankheit durch der ihn von Madrid her kannte, sorgte für seine Bestattung. nahm. Auf der Rückreise ! © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. § Wie 13 7- Hemmungen und Anfeindungen jeder große Fortschritt Seiten Solcher, die ilm nicht begreifen, oder Jener, die von Neid begegnet von erfüllt ihre eigene Bedeutung geschmälert sehen, so hatte auch Vesal’s Werk zahlreiche Gegner weckt. er- Sein alter Lehrer Sylviüs verfolgte ihn mit einer Streitschrift voll bitteren Hasses und bediente sich der absurdesten Behauptungen zur Itechtfertigung der Angaben des Galen. Uer menschliche Körper sollte damals anders organisirt ge- wesen Wenn Galen den Gliedmaßenknochen ehre gekrtimmte Gestalt zuengen Kleider diese Krümmung haben verschwinden lassen Gegnern zählt auch Dhyander (Eichmann) in Marburg (f 1560), nicht un- sein! schreibt, so sollten die den verdienter Anatom, auch Mathematiker und Astronom, einer der letzten Heraus- geber der Anatomie des Hl Italien führte Mdndinüs, die er auch mit Abbildungim versah (1541). Baetiiolomaeits Eustaehius (Enstacchi) (f 1574) die Gegner- Erst Leibarzt des Herzogs von Ilrbino schaft. Professor schrittes, kam er dann als Stadtarzt und Mann des anatomischen Fort- die , Bewegung des Kopfes dienenden Muskeln; auch teinere Stractur der Nieren u. a. der, zugleich Organe als seines Ijebens publicirt (Opuscula anatomica, Venetiis 1564), aber dieses Er behandelt das Gehörorgan vortrefflicher Art. Während er später freimüthig zugestand. -wie Ward nur wenig von ihm iler , Selbst ein bekämpfte er Vesal’s gegen Galen gerichtete Angriffe, manchmal mit allzugroßem Eifer, ist Eom. der Anatomie nach Bildung der Zähne, die die Vena azygos und die Überall sehen wir den sorgfältigen Beobachter, über einen weiteren Horizont goliiotend, sowohl die erste Bildung der auch deren Vergleichung mit thierischen Befunden ins Auge fasst. Hiebt sowohl zur Begrilndung seiner besseren Meinung über Galen, als vielmehr ziim Beweise der Unvollkommenheit der VusAL’schen Anatomie hatte er ein großes Werk begonnen, das zwar nicht das Ganze der Anatomie, aber doch die Controverspunkte in den wichtigsten Organen uud Systemen begreifen sollte. Das Werk ging verloren, und auch öS dazu gehörige Tafeln, die ersten, die der Kupferstich in solchem Umfange der Anatomie 1714 Lancisics Eustachius um vieles genauer als reichen Entdeckungen (er bildete u. ragte. leistete, die wiedergefundenon So hat er als einer der Vesal a. blieben in langer Verborgenheit, bis herausgab. Jetzt war zu ersehen, wie beobachtet hatte, und auch in zahl- schon den Ductus pancreaticus ab) ihn über- bedeutendsten Meister zu gelten. Neben Eustachius glänzt Vesal’s würdiger Schüler Gaiuiiel Fali.opius 1562). Geistlichen Standes und zuerst in Ferrara, Modena (1523 •laiin in l’isa, zuletzt zu Padua lehrend, zeigte er sich ebenso unermüdlich im Eorschen als mild im Urtheüe über Andere und von l’ietät gegen seinen Lehrer er- — (Ealloppio) aus Hillt, auch da, wo er ihm widersprechen zu müssen in der Lage war. Viele Thatäaehen wurden durch ihu entdeckt oder festgestellt (Observatioues anatomicae, ^cnetiis 1561 1 . •Hudert hervor, Noch eine große Anzahl bedeutender besonders in Italien, Hologna und I'adua, die Anatomen brachte das Jahr- auf dessen hohen Schulen, vor Allem zu Anatomie herrliche Blüthen entfaltete. Wir nennen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 14 Matthias Realdus Columbus den Cremouesen, Vesal’s Froseetor und Nachfolger in Padua, dann in Pisa und Rom (f 1577). Nicht viele Entdeckungen, aber ihm zn danken, auch eine präcise Beschreibungen sind Lungenvenen. De anatomica re Guidi) aus Florenz (1569), Arzt richtige Beurthcilung der XV. Venet. 1559. ViDüS ViDics (Guido libri am Hofe Franz von Frankreich, wo er der Vor- I. gänger des Sylvius war, daun Prof, zu Pisa. Hieronymus Fabriciüs ab AquaPENDENTE (1537 1619) war Professor zu Padua, wo er das noch vorhandene — Theatrum anatomicum und errichtete der Kriege geleistete Dienste In Bologna reich belohnt, auch einer glänzenden äußeren Stellung sich erfreute. ragten zu derselben Zeit hervor nis von bei einer fast fünfzigjährigen Thätigkeit, der Republik Venedig für chirurgische während Costanzo Vaeolio (1544 — 1575), der die Kennt- der Gehirubasis und der Abgangsstellen der Nerven förderte, und Giülio Cesare Aranzio (Aranzi) (f 1589), der aus Piacenza (1616), seit erstenmale die Trennung der fötalen Wir neimen noch Julius Casserius Blutgefilße aussprach. und der mütterlichen VOLCHER CoYTER zum 1604 Nachfolger des Fabriciüs, den vielgewanderten aus Gi'öningen (1534 chius befreundet, in Bologna unter — 1600), der, mit Falloptus und Aranzi lehrend auftrat, dann eine Eusta- Zeit lang Ein anderer Niederländer, Spigelius (Adrian van 1578 dem Casserius in Padua und hat sich wie sein folgte den Spieghel, 1625), prächtig gestochener Tafeln um die Verdie Herausgabe durch Vorgänger auch Stadtarzt zu Nürnberg war. — breitung anatomischer Kenntnisse verdient gemacht. Unter diesen Patres anatoraiae, zu denen noch viele Andere kommen, die hier zu nennen kein Raum gestaltete sich die ist, Anatomie allmählich zu einem Baue, der aus umfänglichem Fundamente sich stattlich erhob. wiedergekehrto Forschung, und wenn auch Er war gegründet auf die Meinung des die Gelehrsamkeit die Aristoteles und des Galen oder der Araber zu befragen nicht unterlassen konnte, so blieb doch stets der Untersuchung die Entscheidung gesichert und die Thatsachen, einmal erkannt und festgestellt, gelangten zu ihrem Rechte. nicht blos die oberflächliche anatomische Kenntnis der Körpertheile Ziel gilt, Es , ist auch welche als auch deren Leistungen werden genauer geprüft, und während vordem der »Nutzen« (.luvamontiim Mundinus) der Organe zumeist nur mit wenigen allgetreffen wir jetzt eingehendere Erwägungen. Damit , meinen Sätzen behandelt wird, die physiologische Seite tritt der Structur näher in den Gesichtskreis und wirkt fördernd auf die Anatomie zurtick. Wie Vesal geleitet die ward, so Anatomie sich ausschließlich entspringt, Zweck maßgebend, zumal Aber es sind nicht mehr den Händen von Ärzten befand. ist in auch praktische ist die hat, später Absichten, noch aus denen der Antrieb zur Forschung um Freude an der Naturerkenntnis, welche, zu einem mächtigen Impulse geworden, die Forschung führte. allen dieser den Chirurgen die Theile kennen zu lehren, an nicht blos um dem Arzte den Sitz der Krankheit zn zeigen, es ist nicht blos, denen er zu operiren sondern es seinem Reformwerke durch das Bedürfnis der Heilkunde in jenen Anatomen geübt, dient nicht Die Zergliederung von Thieren, von mehr als Ersatz für jene menschlicher © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. Leichname, zum sie soll die 15 Organisation des Menschen erleuchten, ja Selbstzw'eck, wie solches durch des benthmten Chirurgen wird auch sie Casserics große Monographie über die Sinneswerkzeuge und das Gehörorgan, und durch andere ähnliche Arbeiten bezeugt viele Auch zu den Mlieren Zuständen wii-d. des Organismus wendet sich die Forschung, und sowohl die Eihülleu, welche schon Aristoteles von Thiercn kannte und Galen von solchen genau beschrieben hatte, als auch den Bau der fötalen Organe aufzukläreii, wird versucht. Am eingehendsten hat sich mit diesen Fragen Fabbicius ab Lessen Buch: de formato foetu, Patav. Aquapendente beschäftigt. 1600, sowie die nachgelassene Schrift über die Entwickelung des Hühnchens (de fomatione pulli in ovo) sind bei Unvollkommenheit Zeugnisse für das Streben nach tieferer Einsicht in die aller Or- ganisation. Wie unrichtig und unvollkommen auch die Vorstellungen waren welche die , Ergebnisse jener Forschungen bildeten, so lagen in ihnen doch Keime, zu deren Entfaltung spätere Periode eine neue diese ringt Jahrhunderte Zeit. bestimmt sind. Deshalb beginnt mit dieser Die Forschung bildet die Grundlage der Erkenntnis und nach Vervollkommnung , indem sie aus dem erweiterten Forschungs- gebiete die neuen Erfahrungen in befrachtende Wechselwirkung bringt. Die Summe anatomischer Thatsachen, welche diese Periode war groß ln feststellte, Vergleichung mit jener im 15. Jahrhundert vorhandenen, wie weit sie auch noch vom Am vollständigsten war das Skelet bekannt. Für die Muskeln begann man besondere Benennungen einzuführen au Stelle der für die Muskeln der Endziele entfernt war. einzelnen Regionen bisher meist nur mit Zahlen gegebenen Unterscheidung. rohe Präparationen hatten den Darstellungen zu Grunde gelegen. Wie es Größtentheils um die Kenntnis des Darmsystems stand, zeigt die Unbekanntschaft mit der Bauchspeicheldrüse, die doch schon von Galen erwähnt wird. Was zumeist als Pancreas galt, waren die Lymphdrüsenmassen in der Wurzel des Gekröses. Die Valvula ileo-colica hatte zuerst Fallopius bei Affen aufgefunden, dann Vakolio beim Menschen. Undeutlich war sie schon von Achillini erwähnt. Die Nieren dachte man sich von Nerven durchzogen. Dass Canälchen in der Marksubstanz Vorkommen, zeigte Fallopius, der auch die Oviducte genauer beschrieb und während man sie vorher den Uterushörnern der Säugethiere verglich. Die Ovarien galten als samenhereitende Organe, gleich den Hoden. Ein blasiger Bau ward von Vesal, auch von Fallopius geschildert, der auch die Vesiculae seminales ent- richtig beurthellte, deckt hat. zuerst, dem auch die Kehlkopftascheii Kehlkopfe waren die Arytaenoidknorpel bis auf Eeekngab. von Cabpi Die Nebennieren beschrieb Eustachius bekannt waren. Am für eine einzige Masse gehalten. Bedeutend waren die Ergebnisse im Gebiete, des Gefäßsystems. Für den Bau des Herzens und seiner Klappen war durch Berengab, Ar.anzi u. A. schon vieles geleistet. Der dritte oder mittlere, durch Aristoteles eiugeführte Ventrikel verschwand, und es erheben sich Zweifel an der übrigens schon von Galen in Abrede gestellten Permeabilität man zu den damaligen Vorstellungen vom Blutlaufe benöthigt war. Das Herz stellte man sich noch immer wesentlich durch die Kammern der Kammerscheidewand, deren eehildet vor, die Herzohren als Anhänge, ^ufgefasst, das rechte nur in zwei Abschnitte getrennt wird. an der Hohlvene, die Sie führt ln die rechte einheitlich Kammer, wie die linke die »Arteria venosa« führt, die nach beiden Lungen sich verzweigt, d. i. linker Vorhof mit den Lungenvenen. Die Venen waren noch die wichtigeren Gefäße; © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 16 Dass das Blut sich in den Venen in sie werden daher vor den Arterien behandelt. beiden Richtungen bewege, war bis jetzt die geltende Meinung, die durch die Entdeckung werden musste. An dem Nachweise der Klappen waren Oannanüs, Eüsiaohius, Posthius, am meisten Fabbicius ab AauAPENDKKTE, der ihre große Verbreitung demonstrirte. (De veuarum ostiolis.) Auch die Bahnen des Gofäßsystemes waren in der Hauptsache erkannt, und wenn Vesal noch der Veuenklappen erschüttert viele Forscher betheiligt; die Sinusse der Dura mater mit Arterien Zusammenhang in diese Vor- dachte, so fand stellung schon durch Falloeius Correctur. Nicht minder zahlreiche, aber weniger tief eingreifende Entdeckungen ergaben sich Für das Gehirn ward Rinde und Mark unterscliieden (Massa, Nervensystem. für das Sie dienen zur Vesal), auch die Binnenräume genauer erkannt. Aufnahme des Spiritus Die Nerven werden zwar noch als die Leiter des letzteren angesehen, allein sie gelten nicht mehr im Ganzen als Röhren, sondern werden aus solchen zusammenNur für den Sehnerv wird noch hin und wieder ein Canal demonstrirt. gesetzt gedacht. Das peripherische Nervensystem bietet besonders am Kopfe noch bedeutende Schwierigkeiten, und wenn auch vielfach untersucht und in manchem Einzelnen richtig erkannt (Edstach animalis. giebt in seinen Tafeln die Ansprüche seiner Zeit weit übertreffende Darstellungen der Nerven, besonders der Austrittsstellen an der Gehirnbasis, und Fallopius betrachtete den Trigeminus als einheitlichen Nerven), so ist dooh die Darstellung nur bezüglich der peripheren Verbreitung einzelner Nerven etwas weiter von Galen entfernt. Den Trochlearis entdeckte Achillini. Der anatomische Unterricht bewegte sich ziemlich allgemein noch im alten Geleise. et früher aus Vorlesung gewisser Bücher des Avioenna, später des Mündinüs oder bestand, und nur in seltenen Zergliederungen von Leichnamen praktisclie Galen des Erläuterung empfing, so war er nun neben den theoretischen Vorträgen, denen Vesal die Wie Grundlage und bot, auf Demonstrationen an Leichen verwiesen, deren Häufigkeit eine zeitlich Die jeweiligen anatomischen Kenntnisse zusammen- örtlich recht verschiedene war. Von fassende Lehrbücher unterstützten den Unterricht. Baseler Anatomen J. C.aspak Fortschritte im 17. solchen Büchern verdient das des — 1624) rühmliche Erwähnung. und Jahrhundert. Bauhin (1560 § 8 18. . Nicht nur in dein angeaammelteu Erfahrungsschätze, sondern auch an Problemen, welche der Lösung harrten, hatte das siebzehnte Jalirhnndert eine reiche Von Erbschaft angetreteu. foller, Blutes. schwebenden Prägen war aber keine bedeutungs- keine folgenschwerer und dringender, Von daher musste auch das begmneu. Oscillation. breitet, allen Die ülterkommene Vorstellung dachte In der Leber sollte es jene von der Eewegung des sicli das Blut in einer Art von entstehen und, ditrch die Körpervenen ver- der Erniilirnng des Körpers dienen, sowie das Blut der Lungeuarterie (A'ena arteriosa) die Lniigen ernähren sollte. geister (Spiritus Vitalis, das die als anatoraisclie \erstäuduis des Gefäßsystems Arteria venosa, y.urüokleiten sollte. Pneuma Die in den letzteren bereiteten Lebens- der Alten) kämen zum welche zugleich Aiiswurfsstofle linken Ventrikel durch (fuligiues) in Die Lehensgeister mischten sich in der linken die Lunge Kammer mit von der rechten Kammer her durch Poren der Scheidewand transund so vertheilten sie sich durch die große Arterie im Körper. Aber Blut, welches sudirt sei, es waren bereits fast alle Bedingungen erfüllt, welche die Widerlegung dieser : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 17 Geschichtlicher Abriss. Lehre erheischte, die die scheu Vorboten einer Seryet sich die Lungenarterie auch Langem seit nicht blos Michaei. erschienen. Lunge ernährend beurdes Reaj.dus Colcm- die als und der scharfsinnige A. Cesalpia’i (1517 theilt, Auch der Widersprüche barg. so viele den Durchgang von Blut durch das Septum in Abrede (f 1552) hatte gestellt, in neuen Lehre waren — 1603), Bus Schüler, Arzt und Botaniker zu Pisa, bekämpfte die VorsteUimg von der Vena arteriosa und Arteria venosa. Die letztere, d. h. die Lungenvenen und der dem Herzen Luft (Pueuma) zuführen und zuEs war somit hinsichtlich des kleinen Kreislaufes linke Vorhof, könnten doch nicht gleich die Fuligiues entfernen! die richtigen Erkenntnis gebrochen, aber bezüglich des großen waltete Bahn zur Wahn. Die Arterien galten Jenen, wie auch dem Keäldus Columbus, noch nicht als vollkommene Blutbahnen, und damit musste auch das noch der alte Herz unverständlich bleiben. Erst William Haiivey war begründen. Geboren 157S neue Lehre es Vorbehalten, die in Folkestone, hatte er zu Padua vom Kreislauf zu unter Fabeicius die Entdeckung der Venenklappen ausgegangen, studirt und wohl eben da, wo auch die Anregung zu seiner großen Entdeckrmg empfangen, die er in der Schrift (Francof. 162S) Exercitatio anatomica de motu cordis et sanguinis in animalibus Was hatte sie in seinem Vateiiande nicht zu veröffentlichen gewagt. Er verkündete. Vorrede er in der dmectionibiis als non ex , >Tum quod non ex Grundsatz äußert: placitis docere Anatomen, profitear^, das hatte ihn auf sti-eng logischer um sed ex vielerlei et. der Entdeckung be- Thieren gestützt, in Verwerthuug der zum Theile schon längere Zeit bekannten ana- tomischen Thatsachen unwiderlegbar genügten, dem Wege auch auf zahlreiche Experimente an gleitet, die er, libris phüosophorum sed fabrica naturae discere Indem darstellte. den früheren Irrthum darzuthuu, dafür, dass nicht die Thatsachen allein, er zeigte, dass die letzteren lieferte er einen glänzenden Beweis sondern deren richtige Bcurtheilung und das daraus abgeleitete Verständnis derselben zur Erkenntnis der Wahrheit führen. Ueber diesen neuen Sturz alter Vorurtheile, gebäude als Stütze gedient hatten, erhob sich ward als Ruhestörer, als Rebell civem, qui senlentiam post convellere est ausus standes gegen gang fand. U tot die ein 0 medicae reipubiieae seditiosum saemla omnium consensu confirmatam prinius angesehen. » so heißt cs in einer zeitgenössischen Schilderung des Haevey. Es währte Decennien Von den manchem medicinisohen LehrSturm der Entrüstung. Haevey , bis seine Wider- Lehre allgemeinen Ein- zahlreichen Gegnern ging der bedeutendste aus der Pariser Riolan Pacultät hervor: Jon. d. J. (1577—1657), dem zahlreiche Entdeckungen einen ehrenvollen Platz anweist. sonst die Geschichte für Auf der anderen Seite — finden wir den Jenenser Anatomen WerneeRolfinck aus Hamburg (1599 1672) als eifrigsten Vorkämpfer für die neue Lehre und ihre Verbreitung in Deutschland. Auch Caetesius hatte sich alsbald zu ihr bekannt. Die Entdeckung des Kreislaufes, obwohl zuerst in physiologischer Beziehung sich geltend machend, war nicht minder für die Anatomie, von der sie ausgegangen Gegenbaür, Auatomie. 6. Aufl. I. 2 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 18 war, von gi-ößter Bedeutung, da sie nicht nur anatomische Vorstellungen berich- sondern auch zu neuen Forschungen auf diesem Clebiete Anstoß gab. tigte, Das Herz, als Centralorgan für die Circulation, wird wieder in seiner muskulösen Be- Galen schaffenheit gewürdigt, die nach Anordmmg Lowee (lüll dieser Muskulatur sucht Nic. — 1«94) London (iö3l in — fast in Vergessenlieit gerathen war. Die Stenonis ans Licht zu ziehen Richaed , und Raimund Vieussens in Montpellier 1718) machen bisher unbeachtete Structuren an ihm bekannt. Neue Entdeckungen im Bereiche des Gefiißsystems erweiterten bald den Richtung und bahnten zugleich der gewonnenen Horizont nach einer anderen Dass Heeophilüs und Eeasisteatus besondere Gefäße im Gekröse gefunden hatten, schien vergessen zu sein, bis Caspar Aselli aus Cremona, der in Fa via lehrte, sie 1022 bei Thieren Kenntnis des Blutkreislaufs physiologische Vertiefung an. auffand. dort Er nannte sie, da sie Milchsaft führten, angenommenen Blutbereitung dieser Fund erregte, dass der dienen. sicli sie sollten der durch den Philosophen Gas.sendi mit Aselli’s Ent- De Peieesc deckung bekannt gewordene Senator Interessen seiner Zeit Venae lacteae; So groß war das Aufsehen, welches lebhaft betheiligender befreundete Aerzte vertheilte, sondern in Aix, ein an allen geistigen Mann, nicht blos jene Sclirift an auch die Bestätigung jener Angaben für Aber der Weg, den jene Geßiße l(i34). Jean Pecquet aus Dieppe, noch als Student in Montpellier, gleichzeitig mit Olaus Eudbeck, Prof, zu Upsala (102(1 1702), den Milchbi-ustgang entdeckte, den übrigens schon EdstACH beim Pferde gesehen den Menschen persönlich unternahm nahmen, blieb noch dunkel, ! bis — und durch das Zwerchfell gehalten hatte. bis zu seinem Anfänge verfolgt, aber für eine Vene Durch Pecquet ward sowohl Ductus thoracicus als auch dessen Entleenmg die Aufnahme des Chylus in die obere in den Hohlvene außer Zweifel während Rudbeck die Bedeutung des Ganges nicht blos für den Chylus erkannte, und auch bereits größere Bahnstrecken der Lymphgeßiße, die er gestellt (1047), »Vasa serosa« nannte, unterschied (1050). als der erste Anatom seiner Zeit geltende — Wenn auch bald nach Rudbeck der Thomas Bartholin in Kopenhagen (Kilo 1080) die Ergebnisse seiner in gleicher Richtung sich bewegenden Studien mit jenen Rudbeck’s zu conformiren versuchte, so gebührt ihm doch in dieser zu einem langen Streite ausgesponnenen Frage nicht die Priorität. Dadurch bleiben seine Verdienste um die Kenntnis der Verbreitung jener Gefäße, die er »Vasa lymphatiea« nannte, ungemindert. Von zahlreichen anderen, die au der Behandlung der neu hervorgetretenen Aufgabe sich betheiligten, verdient noch der Amster- damer VAN Horne Erwähnung. die ersten Grundlagen Somit waren für neue Theile des Gefiißsystems festgestollt, welche der Folgezeit zum Weiterbau dienen konnten. Für die Kenntnis der größeren Drüsen wiu’den gleichfalls bemerkenswerthe Anfänge gemacht durch das Auffinden von deren Ausführgängen, die sie in ihrer wahren Beziehung erscheinen ließen. So fand Joh. Geoeo Wiesung aus Augsburg (f 1643) in Padua 1042 den Ductus pancreaticus beim Menschen, nachdem er durch einen anderen Studierenden, Moritz Hoffmann aus Fürstenwalde , späteren Professor © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 19 Geschichtlicher Abriss. Gang zuvor beim Truthahn entdeckt Obschon man den Gang noch längere darauf aufmerksam zu Altdorf, der deu hatte, geworden war. Zeit für ein Gefilß hielt, welches den Chylus der Bauchspeicheldrüse znführen Entdeckung seine neue Bahn gebrochen eine Organen wichtig war. , sollte, die für eine war doch durch so ganze Kategorie von Durch Thomas Wharton’s Werk über die Drüsen wird deren Verbreitung genauer bekannt, sowie der Ausführgang der Gl. submaxillaris. Den Ductus parotideus entdeckte der Londoner Arzt während Stenonis, nach dem Wahthek Nf.edhäm 1655, Nun war er benannt wird, ihn später beschrieb. es möglich, die mannigfaltigen als Drüsen bezeiehneten Organe abzutheilen imd jene mit Ausfülu'gang von den Lymphdrüsen zu unterscheiden (Fr. Syi.viüs), welch’ man auch letzteren bald die Thymus Auch auf andere Organsysteme am wird es bemerkbar boiznzählen begann. Am allmählich helleres Licht. (iel Nervensystem, für dessen Centralorgan der meisten Mangel genauer anatomischer Kenntnisse durch abstruse Vorstellungen über seine Function schlecht mehr verhüllt war. Es bezeichnet daher schon einen Fortschritt, als durch den berühmten Leydener Professor Franciscus Sylvtus (De 1672) die wirklichen Verhältnisse der Binnenräume nebst leBoe aus Ilanau 1614 manchen anderen Gebilden des Gehirns klargelegt werden, und der Sehaffliauser JoHAEN Wepfee die Erzeugung der animalen Geister in jenen Höhlen bestreitet, noch als 1 atro Chemiker — auch die bisher heiTSchende Meinung vom Abfluss von Schleim aus dem Gehirn in die in Nasenhöhle erfolgreich widerlegt (1658). Oxford (1622 Darstellung. — Aber erst durch Thomas Willis 1675) empfängt der Bau des gesammten Gehirns eine genauere betrachtet es als ein in der Keihe der Thiere allmählich sich aus- Er bildendes Organ, daher liefert die Zootomie die Grundlagen für das Verständnis des menschlichen Gehims, und, was bei letzterem durch dessen Complication Volumen schwer zu prüfen plane referU. ist, m Die Functionen des Gehims und beschreibt auch genauer Nervus ^veLuli und epitomen redacta magis commode setzt er die Hirnnerven, et an bestimmte Theile desselben wobei er zum erstenmalo den als intercostalis bekannten Grenzstrang des Sympathicus von seinem achten Paare (Vagus) trennt, und auch den Accessorius unterscheidet. Auch Vieussens conti'alen ist an deu Fortschritten in der Kenntnis des Nervensystems, sowohl des als des peripherischen, rühmlich betheiligt. Von einem neuen Gesichtspunkte aus werden auch die Muskeln betrachtet, nachdem durch den Mathematiker Alphonso Boeelli zu Pisa (später in Messina 1679) deren Beziehung zur Bewegung und unter Berücksichund Korn, 1608 tigung der Gelenke der Mechanismus der Bewegung selbst erläutert ward. Die — damit fördernd in die Anatomie. Für den Geschlechtsapparat knüpft sich an Regaher de Gkaäf in Delft 4 (Ui 4 1673) besonders dadurch ein Fortschritt, dass er die »Testes muliebres« Physik greift — als Ovarien bestimmt, indem er die in denselben vorhandenen Bläschen, wenn auch irrig, als Eier deutete. Noch zahlreiche andere Männer haben sich in dieser Lellixi in Pisa , dann in Florenz (1643 — Pe- Wir nennen von diesen: Lorenzo 1704), Joseph Guichard Duveeaey riode durch Zergliederung verdient gemacht. 2* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 20 Einleitung. (1048 in Paris Coke. I’eyer — 1730), Gottfkied Bidloo in Schaffliausen — (1053 — in — Amsterdam (1049 1713), Jon. Landsmann J. C. Brtjkneh 1712), dessen — in Ileidelbei-g (1653 1727), Antokio Pacciiioki in Rom (1005 1720), Ant. Valsalva in Bologna (1666 Giov. in Venedig Dom. Santorini (lOSl 1723), James Douglas in London (1675 734), 1712), endlich den Dänen Jac. Be- — nignus WiNSLOW vortreffliches in Paris (1669 — — — 1 dessen »Exposition anatomique« als 1700), ITandhnch lauge in großem Ansehen blieh. Einer der genialsten Männer dieser Periode -war der obengenannte Nioolaus Stenosis — (Nils Stensen) aus Kopenhagen (1638 1686), der auf merkwürdige Lebenswege gerieth. Unter Th. Bauthoi.in der Anatomie sich widmend, setzte er später in Paris seine Studien fort und begab sich dann nach Italien. In Fiorenz immer mit Forschungen beschäftigt. Ebendort trat er zur römischen Kirche über, folgte einem Kufe nach Kopenhagen, dann einem solchen später nach Florenz, dann fungirto er als Arzt, blieb aber dabei als wo er Priester ward. und Titnlarbischof in Münster erlag er einer Krankheit als apostolischer und im Dome von Florenz gewidmeter Lebensabschnitt zeigte Speculation. als Erzieher des Erbprinzen Später lebte er in Hannover, mit Leibniz verkehrend, ihn Die Structur der Organe nüchtern ist ihm Vicar in Hamburg; in Schwerin liegt er begraben. und besonnen, Sein der Forschcng als die Voraussetzung von Feind haltloser deren Function. So wird nach seiner Meinung das Gehirn erst aus den Nervenbahnen verständlich werden. Auch und Muskeln beschäftigen ihn, sowie manche Organisationsund wenn er ln den Petrefacten Zeugnisse für Veränderungen der Erdoberfläche erblickte, so war er auch darin seiner Zeit vorausgeeilt. die Structur die Action der verhältnisse von Thieren, § 9. bestanden nur spärliche Versuche, in das Innere der Organe eiuzuMan begnügte sich, sie je nach ihrer Consistenz als »fleischige« oder Bislier dringen. »sehnige« Gebilde zu betrachten, und über das, was stand, walteten dung man eigentlich darunter ver- noch [unklare und vei-worrene Vorstellungen, die einer besseren TJntersnchungstechnik weichen konnten. die Erfindung des Mikroskops geboten. Wie primitiv auch erst der Anwen- Solche ward durch der erste Zustand dieses Instrumentes war, so bot es doch schon ein Mittel zu gewaltigem Fortschritte in der anatomischen Erkenntnis, und diente zui- Enthüllnng unendlichen Keichthnms organischer Structur. Daraus entsprangen Männern, welche den neuen »Philosophus in Rom, et Weg anbahnen und verfolgen. medicus Bononiensis« (1628 legt in seiner neue Ideen, auch über die Bald begegnet uns eine Reihe von zalilreiche Bedeutung der Organe für den Organismus. — Maecello Malpighi, 1694), zuletzt päpstlicher Leibarzt Anatomia plantarum nicht nur die Fundamente der neueren Botanik, sondern gewinnt durch diese Forschungen auch die ihn bei der Unter- suchung thierischer Organe leitenden Principieu. Wie durch Borelli erfolgt auch hier aus der Einwirkung ander-er Disciplinen ein bedeutsamer Fortschritt, den wir fernerhin bei gleichen Anlässen nie ausblciben sehen. Im Gehirn Malpighi Sie besteht aus die graue Substanz als die eigentlich thätigo gelten. Drüsen, in welchen das Mervenfluidum gebildet wird. geleitet, welche die weiße Substanz zusammensetzen. die AVege der Luft nahe an ihr lässt Dieses wird durch Röhrchen In den Lungen verfolgt er Ende, dieses selbst blieb ihm unklar. Die Lungen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. 21 sind also nicht hlos schwammige, Organe, so wenig als die Drüsen ans »Snhstantia carnosa« bestehen. Der noch von Whaktojj angewandte Begriff des »Parenchym« weicht überall bestimmten Structuren, deren Verschiedenheit in den Drüsen die Auch Grundlage für eine Eintheilnng derselben abgiebt. Hühnchens im und an viele bebrüteten Ei findet \ des an Mai,pic4III einen sorgfältigen Beobachter, Organe und Theile von solchen Von nun an sehen wir die Entwickelung die Niederlande, ist noch heute sein Name geknüpft. und von den dortigen llochsohulen ornehmlich Leyden, eine wichtige Bolle spielen, die auch noch im folgenden Jahr- hundert andauert. Wir treffen JOH. Swammickdam in Leyden (1()27 — UiSü) mit mikroskopischen Forschungen über die Entwickelung niederer Thiere, des Frosches, beschäftig-t und der feinen auch der Airtodidact Ast. vas Leeüwüsuoek u. a. auch Organe nachgehend, wie aus Delft (l(i;i2 — 1 723) mit von Zusammensetzung der Organe aus kleinsten Er bestätigt den Kreislauf des Blutes durch directe Be- ihm verbesserten Instrumenten Bestandtheilen ermittelt. Structru- der die obachtung au Frosohlarven (auch Mai.pkjhi hatte an der Froschlunge den Über- gang des Blutes ans den Arterien in chen in ihrer Eigenart kennen, und die Venen gesehen) und verschiedenen Organen, vor allem im Gehirn. elemente des Sperma, lehrt die Blutkörper- die Verbreitung der kleinsten Blutgefäße in die ein Student in Auch um Leyden, Jon. die Kenntnis Ham der Form- aus Arnheim, l(i77 entdeckt hatte, erwarb er sich Verdienste, sah in jenen Gebilden jedoch die eigent- Keime der Frucht. Wie Swammerdam und Leeüwenhoek bedient sich 1701) auch der Amsterdamer Anatom und Botaniker FKiEUKrou Rüysch (Ui3S lichen — feinerer Injectiouen zur Darstellung der Verbreitung der Blutgefäße und bringt Technik zu einer in jener Zeit großes Aufsehen erregenden Vollkommenheit. Durch zu ausschließliche Beachtung der Blutgefäße und überrascht durch den Reichthum der Organe an solchen, verfällt er in den Irrthum, viele Organe nur diese aus ihnen zusammengesetzt sich vorzustellen, wie er denn Blutgeßiße sogar in die Ausführgänge übergehen Durch in diese und z.. B. in den Drüsen die ließ. vorausgegangene Forschungen, die sich nicht blos des menschlichen Körpers bewegten, erwächst allmählich viele ihnen dem engeren Rahmen von der Gemeinsamkeit in der Organisation. Diese Idee gelangte auch durch IIaevet zum Ausdruck, als er in seiner berühmten Schrift »De generatione animalium« der Aristotelischen Lehre von der Urzeugung entgegen trat die Vorstellung und das Ei als das »primordium commune« betrachtete (Omne vivum ex ovo!'. So war diese Periode, die wegen des in Deutschland, England und den Niederlanden herr.schenden Leichenmangels als eine der Anthropotomic ungünstige und deshalb noch gilt, viele Deutsche zum anatomischen Studium nach Padua führte, doch überaus fruchtbar an wichtigen Entdeckungen und au neuen Arten der Untersuchung, welche die Anatomie auch fernerhin auf begleiten. dem Gange zu ihrer Ausbildung © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 22 § 10 . Der noch im siebzelmteu Jahrhundert beginnende Streit der medicinischen Schulen ließ zur Genüge erkennen, wie unzureichend die Erfahrung war, auf welche man sich stützte. Wie in der Physiologie der Versuch nöthig ward, so war in der Anatomie größere Sorgfalt und Genauigkeit bei der Untersuchung geboten. daher immer mehr aufs Einzelne gerichtet, dessen Richtigstellung und präcise Beschreibung die Forscher in Anspruch nimmt. Wie dadurch das empirische Wissen nicht unbedeutend anwächst, so wird auch für manche Das Augenmerk ist Organe complicirter Natur, wde erworben. die Sinnesorgane, erst jetzt eine genauere Kenntnis ausschießlichen Dienste der Heilkimst stehend, bleibt die Anatomie Im deren treueste E'ührerin und zeigt ihr Richtung und Mokgagni in Verdienste um Padua (geh. zu Forli, löS2— 1771) die präcise Kenntnis vieler Ziele. Giovanhi Battista glänzt nicht niu- durch seine Organe, sondern am meisten durch sein Werk: »De sedibus et causis morborum«, mit welchem er die pathologische Anatomie bogiiindet hat. Hierdurch wird die Medicui allmählich auf wissenschaftliche Bahnen geleitet, und auch ihr praktisches Bedürfnis zugleich Chinu-gen sind, befriedigt. Dies gilt wird durch die Anatomen, die vor Allem für Frankreich, wo wir — Likutaud (17Ü0 17ü0) in beiden Richtungen hervorragen sehen. Durch diese bald auch in weiterem Umfange Platz greifende praktische Richtung der Anatomie erfolgt zwar für sie selbst kein Umschwung, aber es entwickelt sich daraus ein der Medicin nützlicher Zweig, der theils mehr specieller sich for- .Toseph mend die chirurgische, theils phische Anatomie vorstellt. ohne jene unmittelbaren Beziehungen die topogra- Von da an sehen wir in Frankreich durch zahlreiche bedeutende Männer Jenen Zweig der Anatomie weitergeb ildet bis in das 19. Jahrhundert, in welchem er an Velpkau, Beandin, Malgaigne und Petreqdin hervorragende Förderer findet. Die nicht ausschließlich Jenen Bedürfnissen zugekehrte Zergliederung erlitt Weg, auf dem der ZuVon hervorragenden Anatomen Leyden Beunhard SieGFRIEü Aebin (geh. zu Frankfurt a. 0., dadurch keine Einbuße, sie ging den gleichen empirischen mehrte. wachs au Erfahrungen sich forüvähreud treffen wir in 1G97 — 1770), dessen Untersuchungen über das Muskelsystem für lange Zeit die Grundlage der besseren Kenntnis jenes Organsystems bildete. Aus Albin s Schule 1777), der durch stnpende Gelehrsamging Aebreoht v. IIaeeer hervor (1708 — Wissens rrnd emsige Thätigkeit die Bewunderung der Zeitgenossen erregte, auch durch Gründlichkeit in der eigenen Forschung siel) auszeichnete, für höhere Probleme jedoch wenig Verständnis besaß, wie sein Streit mit keit, Vielseitigkeit des Wolfe gelehrt hat. Vieler Organe Bau system ward von ihm in einem großen lehrte er genauer kennen. Werke dargestellt, die Das Arterien- Entwickelung des Herzens beim Hühnchen sorgfältig geschildert. Die Organe des Körpers haben gilt ihm als das höhere, und für ihn nur Bedeutung durch ihre Function. Diese und giebt davon in seinen dadurch ordnet er die Anatomie der Physiologie unter, indem er das gesammte auatoAusdruck, physiologiae« »Elementa umfänglichen — — © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 23 Geschichtlicher Abriss. 8o groß der Fortschritt ist, der sich durch die physiologische Betrachtung der Organe auch der Anatomie bemächtigte, mische Wissen seiner Zeit darin niederlegt. so ist jener doch gi-ößer zu erachten, der daraus für die Begründung der Selbstän- digkeit der Physiologie entstand. So sehen wir denn auch ferner die Anatomie in ihrem bisherigen Geleise und haben nur die wachsende Theilnahme zu verzeichnen die wir überall an ihrem Weiterbau antreffen. In Großbritannien waltet eine gewisse Vielseitigkeit auch , nach der praktischen Seite vor. Der menschliche Körper ist noch nicht exclusiver Gegenstand der Untcrsuchiuig, deren Objecte vielfach thierische Organisationen bilden, sei es, dass Mangel an Leichnamen, sei es, dass ein höheres Interesse dazu 707) den bestimmte. In Edinburg hatte der ältere Alexander Monro (1097 I Grund zu einer Anatomenschule gelegt, in welcher der gleichnamige Sohn (1733 1859) den ererbten Ruhm des Namens bewahren, 1818) wie der Enkel (1773 1 /83 und während in London die Brüder Wjlliam und John IIdntek (1/18 — Richtung ana1793) neben ihrem ärztlichen Berufe in der mannigfaltigsten anatoweltberühmten tomische Thätigkeit entfalten. Durch die Gründung einer überging Sammlung, die nach Jotin^s Tode an das College of Suigeons 1729 mischen geblieben. und zeitgemäß weiter gebildet ward, ist dessen Wirken ein dauerndes William Freund und Gehilfen IIuntee’s J. Engländern Wir nennen noch von Cruikshaxk (1745 der in Pisa, dann in — 1800), welcher Florenz lebte, gefäße verdient gemacht hat. sich, um wie Paolo Mascagni (1752 die Kenntnis der Verbreitung der ein Italiener glänzt zu dieser Zeit als Noch Antonio Scarpa der ancli als Chirurg berühmte Schüler ln in Pavia (1747 die LymphAnatom, — 1830), MoRGAGNrs. Holland hatte — 1815), Anatomie durch Peter Camper (1722 — 1789) ein in Amsterdam eine der englischen ähnliche, nicht minder glänzende Vertretung gefunden, während in Deutschland mit größerer Beschränkung des Umfanges der Aufgaben mehr intensive Bestrebungen die Anatomie zu leiten beginnen. Dieser Standpunkt bildet einen Gegensatz zu dem universelleren der anderen Nationen, Die genauere Kenntnis vieler Organe, vorzüglich subtilere Stnicturen des Nervensystems gelangen zu Tage. Die sämmtlichen Ganglien der Kopfnerven werden nach und nach von Deutschen entdeckt, ist aber doch mit schönen Erfolgen gekrönt. und aus dem Complexe des sechsten Gale^n 'sehen Nervenpaares wird nochmals ein Nerv, der Glossophaiyngeus, gesondert (Anderscu). Auch die anatomische Kenntnis der Menschyi-Rasseii beginnt in Deutschland durch den Göttinger Blumenbaoii Von den bedeutenderen Anatomen dieser Periode neimen wir den 174 7), der zum zu Schorndorf geborenenJosiAS Weitbrecht in Petersburg (1702 (1752 1840). — ersten Male Gelenke und Bänder methodisch durchforscht hat, dann Jon. Friedr. Meckel in Berlin (1713 1 774), den um die Anatomie des Auges hochverdienten — JoH. Heinr. Zinn in Güttingen (1727 (1739 — 1808), ferner letzten den, —1830). der am Joii. — 1759), ebenda Heinr. Aijgüst Wrisberg Sriaßburg (1730 — 1784) und Friede. Lobstein meisten hervorragt, in als Samuel Thomas Sömmering (1755 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 24 In Xhora geboren, lehrte Sömjieking zn Kassel und Mainz, siedelte dann nach München, nach Frankfurt a./M. über, eine reiche literarische Thätlgkeit überall entfaltend. zuletzt Vieles wurde von ihm entdeckt, die Nerven des Kopfes in seiner berühmten Schrift: De basi encephali in ihren Abgangsstellen neu geprüft und in neuer Disposition gegeben^ maßgebend gilt. Auch der Bau des Gehirns bietet seiner Forschung ein und in seinem großen Handbnche der menschlichen Anatomie tritt uns dieselbe neu geordnet und überall bereichert und in verjüngter Gestalt entgegen. die bis jetzt fruchtbares Feld, Einem Rückblicke auf die letzten drei Jahrhunderte bieten sich mit den Veränderungen der Doctrin auch solche der Lehrmethode und des äußeren Apparates, wenn auch bezüglich der ersteren den primitiven Zuständen eine viel längere Dauer, als man Der anatomische Unterricht bildet nur einen oft sehr glattben könnte, besohieden war. kleinen Theil der Lehrthätigkeit der Anatomen, die nicht nur zugleich Ärzte blieben, sondern auch noch andere, manchmal sogar weit abtiegen<le Disclplinen vertraten. Wie im späteren Mittelalter blieben Sectionen das Hauptmittel dos Unterrichtes. Jo nach den Umständen währten sie mehrere Tage, von denen jeder einen Abschnitt, etwa in der schon von Mundinus aufgeführten Reihenfolge, zur Aufgabe hatte. Die Handlung vollzog der iProsector<i, während der Professor dazu Erläuterungen gab. Als Local diente das entsprechend eingerichtete ^ Theatrum anatomicumr. Sehr frühe wurden solche in Italien errichtet. Später finden wir sic verbreitet, auch in manchen Orten, die keine Hochschule besaßen. Außerordentlich verschieden nach Zelt und Ort war die Zahl der jährlich stattAn vielen deutschen Hochschulen verflossen oft Jahre, bis es zu findenden Sectionen. kam. Viel günstiger erwiesen sich diese Verhältnisse in Italien (Bologna, Padua) auch in Montpellier. Mit der Seltenheit der Sectionen nahmen dieselben, besonders in Deutschland während des 17. und 18. Jahrhunderts, den Charakter außerordentlicher einer an denen sich Studierende und Ärzte betheiligten. Eine wissenAbhandlung diente oft als Programm, mit welchem wie zu einer Festlichkeit eingeladen wurde, und au manchen Orten verkündete Glockengeläute den Beginn des Actes, zu welchem auch die Behörden], zuweilen sogar Fürstlichkeiten sich clnfanden. Ein solches Bild bot sich an vielen Hochschulen Deutschlands. Der Mangel menschlicher Schaustellungen an, schaftliche Leichname verwies die Lernbegierigen noch (Schweinen, Hunden vielfach auf die Zergliederung von Thieren, etc.). Aus dem »anatomischen Theater« und den sich ihm allmählich räumen entstanden zumeist gegen das Ende des 18. Jahrhunderts beigesellenden Neben- anatomischen Anauch Sammlungen von anatomischen Präparaten Platz fanden und nach und nach zu wesentlichen Bestandtheilen jener Anstalten wurden. Die Abhaltung regelmäßiger Vorträge, an denen es übrigens schon in der früheren Periode nicht fehlte, stalten, in die denen wandelte das »Theater« allmählich in den »Hörsaal« um, an welchem hin und wieder auch in der neuen Form die ältere Benennung haften blieb. Gleichen Schritt mit der Entwickelung der Anstalten hielt die Ausbildung anatomischer Übungen der Studierenden, zu Ausgang vorigen Jahrhunderts in methodischer Gestaltung und in die Secit- und Präparirübungen übergingen. Deren Leitung war bis zur Lösung der Anatomie aus dem Verbände mit praktisch-medicinischen oder auch anderen Lehrfächern in der Regel dem Prosector anvertraut. die in Deutschland erst allgemeinere Verbreitung fanden So ging aus den, praktische Demonstrationen am Leichnam und Lehrvortrag zugleich umfassenden »Sectionen« der älteren Zeit ein doppelter Weg der anatomischen Unterweisung hervor, der von nun an durch das Auditorium wie durch den Präparirsaal führend gründliche anatomische Schulung zum Ziele hat. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 25 Gescliichtlicher Abriss. Neuere Grundlegungen. § 11 Durch zahlreiche auf allen Theilgebietcn thätige Forscher Schluss des vorigen .Jahrhunderts die bedeutendem Umfange angewachsen Summe , Gesichtspunkte, neuer Ideen bedurfte. zwar den ersten . war gegen den der Erfahrungen der Anatomie zu zu deren Ordnung und Sichtung es neuer Denn die Feststellung der Thatsachen bildet kann aber niemals zum Verständnis Schritt zur Erkenntnis, dieser genügen, und ihm muss ein weiterer folgen, der zur Verknüpfung der Thatsachen und damit zur Enthüllung aller ihrer Beziehungen führt. Bis jetzt war nur jener Er war der mühevollste, denn die Forschung als solche musste zu seinem Vollzüge manche Vorstufe überschreiten, und es dauerte lange, bis auch nur ein einziges Organ befriedigend gekannt war. .Jetzt war cs be- erste Schritt gethan. greiflich, dass neben der Vermehntng der Erfahrungen auch zu deren geistiger Bewältigung der Weg Frankreich aus. Felix Vicq d’Azyr’s Neue Impulse gesucht wurde. (1 718 Zusammenfassung der Thatsachen waren schon auf einer richtet, und Xavier Bichat (1775 — IS gingen zuerst von hierzu — 1791) bomerkenswerthe Versuche ein höheres Ziel ge- 02) suchte in seiner »Anatomie generale« den Bau des Organismus von einer neuen Seite zu beleuchten, indem er den Ge- weben und den allgemeinen Beziehungen der Organsysteme physiologischer system zum ersten der Betrachtung Mal besondere Beachtung. Speciellste behandelt; nur darin, als in Der streng consequente Verfolg des Allgemeinen unter Ausschluss Bichat’s Richtung von dem, was später Bedeutung ihre Dabei wird dem Capillar- und pathologischer Hinsicht zumaß. aller Mikrologieen trennt »Allgemeine Anatomie« dass auch ihr die Gewebe Object gilt und das sind, besteht eine lose Verknüpfung. Auch auf diesem Wege war nur ein Theil der Thatsachen zu bewältigen; zu Umfassung war ein weiterer Rahmen erforderlich, wie solchen nnr die Vergleichung mit anderen Organismen bot, die bereits Vicq d’Azyk versucht hatte. Aber erst dem Genie George Cüvier’s (1709 18.92) gelang es, in seiner ihrer — »Anatomie comparee«, von den Grundzügen der gesammton thierisohen Organisation ein Bild zu entwerfen, das, auch den Menschen mit umfassend, die Beziehungen mannigfaltiger Organisationen zu einander darstellte. Correlation der Organe« keit lässt betrachten und bringt Sein »Gesetz der die letzteren in ihrer wechselseitigen damit Verständnis in die einzelne Abhängig- Organisation. Jede einzelne Thatsache hatte dadurch einen höheren Werth erhalten, mit anderen verbunden, zum Gliede einer Kette geworden, sie war bedeutungsvoll für das nächste, von welchem sie selbst wieder Bedeutung empfing. So musste auch die Organisation des Menschen in einem neuen luchte erscheinen. Aber man begann die Authropotomie immer mehr Vergleichenden Anatomie gegenüber zu loren, stellen, etwas ganz Unabhängiges der und dadurch ging der V ortheil verals der der ersteren aus letzterer zufloss. Die vergleichende Anatomie gewann allmählich nicht blos in Frankreich, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 26 wo eine lleilie Gegensätze zu von Männern, znni Theile aus (Iuviee's Schule, zum Theile im derselben (Etienne Geoffroy St. Hilaire) dem Zusammen- hängen der Organisation nachging, große Bedeutung. Auch in Deutschland wo Goethe sein Interesse jener Forschung zngewendet und es durch eigene Versuche glänzend bethätigt, sowie durch die vergleichende Bcti'achtung das Ver, ständnis der Formerscheinung in der Moi’phologie begründet hatte, entfaltete sich bald reger Eifer für die vergleichende Anatomie. Arbeitsfeld thätig sind, ragt besonders Jon. Friede. Handbuch Von hervor, sowie in Unter \ ielen, die auf diesem Meckel d. J. durch sein großes England etwas später Richard Ovvex (1S04 — 1892:. einer anderen Seite drängte die geistig bewegte Zeit nicht minder zu Es galt den früheren Zuständen des Organismus und der Frage, wie er sich bilde. In dem Neugestaltungen, langen Sti’eite welche auch die Anatomie erfassen mussten. zwischen den »Animalculisten«, welche den Körper aus den »Samen- thierchen« hervorgehen ließen, und den »Ovisten«, welche im Eie den Ausgangs- punkt sich dachten, annahmen. präfoi-mirt Gemeinsame, dass blieb für beide Parteien das In dem einen oder dem anderen sie den Körper Substrate sollte er bereits als solcher wieder für künftige Generationen ähnlich ein- geschachtelte Zustände umschließen. Der Vorgang, durch den der eingeschachtelte vollständig bestehen Körper zur und Wahrnehmung kam, Evolutionstheorie trat , Dieser Auswickolung. Caspar Friedrich Wolff (geb. 1739 Petersburg, f 1794) mit seiner »Theona generationis « 1759 der zu Berlin, Akademiker in bildete die »Evolution« geistvolle entgegen, in welcher er zeigte, dass die ersten Zustände des Körpers ganz andere als die späteren seien, dass Umgestaltungen und Neubildungen die mählichen Werdens bezeichneten. Bahn des Diesen Vorgang nannte er Epigenesis. all- Blieb auch diesem bedeutsamen Fortschritte die Anerkennung der Zeitgenossen versagt, nachdem Haller, der an der Spitze der Evolutionisten stand, mit »nulla est epi- gencsis« das Verdikt über ihn gesprochen, so war doch eine neue Bahn eröffnet, auf der das kommende Jahrhundert zu immer tieferen Einsichten in den Aufbau des Organismus gelangen sollte. So lange aber war Wolpf’s Entdeckung in Vergessenheit gerathen, dass selbst noch die ersten, durch die beginnende neue Natiu- philosophie angeregten Forschungen auf tigen Weg gelangten. Es waren Lorenz Oken dort begegnen, bis später durch Ohe. luid rich- Dietrich Kieser, denen wir v. Bäer, beide von Ignaz Pander und — 1811) in Würzbnrg zu entwickelnngsgeschichtlichen Studien WoLPp’sche Lehre volle Bestätigung und methodische Weiterbildung Döllinger (1770 angeregt, die jenem Gebiete selbständig auf den Sie erlangte ihr Fundament in der Aufstellung der der Entstehung der Organe zum Ausgange dienenden Schichten der ersten Körperanlagen, die als »Keimblätter« von nun an ihre bedeutungsvolle Stellung bewahren. Den bei weitem empfing. größten Antheil an diesem Fortschritte hatte Karl Ernst von Baer (1792 — 1870, Akademiker in Petersburg), der in seinen »Beobachtungen und Reflexionen über 1837) nicht blos die Fundamente die Entwickclungsgeschichte der Thiere« (1828 — vertiefte, sondern auch die ganze Tragweite der Entwickelung in ihrem vollen Um- fange erkannte und für die wissenschaftliche Methode der Forschung mustergültig © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 27 Geschichtlicher Abriss. Der damit gegebene Impuls hatte eine rasche Verbreitung cmbryologiseher Untersuchungen zur Folge, und Deutschland ist es, wo eine Embryologonschule bleibt. erstand, die auf allen Theilen dieses Gebietes eröffnete. Entwickelung des Hflhnchens fast ausschließliches Object, so treten Abtheilungen in den Bereich der Forschung, und wie durch andere bald auch 1S00) Fische und Reptilien, so finden durch Theodor Heinrich Rathke (1793 War ’ nach und nach neue Wege bislier die — Wilhelm Bischöfe (1S07 — 1882) embryologisehe Behandlung. die Sängethiere in vortrelflichen Auch Carl phibien, nicht minder jene A. Kölliker’s flber Hierbei grundlegenden. (1776 dürften wir Monographien Vogt’s Arbeiten Uber Fische und Am- wirbellose Thiere, gehören zu den noch jener Madro RüSCOni s in Pavia — 1849) gedenken. Zu diesen Arbeiten gesellten sich zahlreiche über die Entwickelung einzelner Organsysteme oder Organe, die dadurch, wie der von seinem ersten Aufbau an beDie Oitrachtete gesammte Körper, die Grundlinien ihrer Geschichte empfing. nui zu beschi eiben gane waren nicht mehr einfach gegelieno Dingo, die als solche andere vorausdenen Zustände, als dar, waren, sie stellten sich jetzt als gewordene durch ihre manche sich erhellten Werdens Lichte des allmählichen gingen, und im Ratiike’s Ab- Köiiicrs. Complication verdunkelte Stnicturen des ausgcbildeten Untersuchungen handlung über das Venensystem und C. Bogislaüs Reichert’s für die Erleuchüber die Metamoi-phose derKieinenbogen sind glänzende Specimina tung der Organisation durch die Entwickelungsgeschichte. Auf dem Boden solcher Erfahrungen entstanden immer neue Probleme, aus denen die Forschung fortgesetzt Anregungen erhielt. Wie durch die vergleichende Inngsgeschichte der kommen, Umfang des Anatomie hatte auch durch die Entwicke- Arbeitsfeldes vergi'ößert, und es in der an die Thätigkeit der Die durch Jahrhunderte sich fast allgemein war die Zeit ge- Anatomen höhere Ansprüche erwuchsen. bestandene Verbindung der Anatomie mit Lehrfiichern der praktischen Heilkunde (zuletzt noch mit der Chiriu'gie) hatte sich zu lösen begonnen, und diese Trennung war allmählich, in Deutschland am frühesten und vollständigsten (im Beginne dieses Jahrhunderts) zum Vollzüge gelangt. Da- durch war der Anatomie freiere Bahn eröffnet licher Gestaltung. der Physiologie Ans in der Richtung nach wissenschaft- der Anatomie hatten sich aber seit immer selbständiger entfaltet ; sie bildete , Haller indem sie die Anfänge die Organe aus ihren Functionen erklärte, eine höhere Instanz als die damalige Anatomie, und ihrem weiteren Begriffe wurden auch vergleichende Anatomie und Entwickelungsgeschichte als die Anatomie erleuchtende Disciplinen untergeordnet. Die Anatomie selbst galt als eine Vorstufe für die Physiologie, in der sie ihre wissenschaftliche Bedeutung fand. So sehen wir die Anatomen , die zugleich Physiologen waren nach mannig, fachen Seiten beschäftigt und mit der Anatomie auch alle jene Gebiete erweitern ünd ausbilden, die aus der letzteren hervorgegangen waren. Sie alle beherrschte eine Zeit lang die Naturphilosophie, welche in den ersten Decennien dieses JahrDamit trat aber Specnlation an die hunderts in Deutschland sich verbreitet hatte. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 28 Stelle der Wie mangelnden Erfahrung. Weg verfehlt dieser auch war, so ent- standen auf ihm doch bedeutungsvolle Anregungen, deren oben schon bei der EntDie werthvollste Frucht jener Lehre war die wickelungsgeschichte gedacht ist. Wo Erkenntnis der Nothwendigkeit eines Zusammenhanges der Thatsachen. einigermaßen genügend Vorlagen stellungen, wie jene ; diese entstanden auch im Allgemeinen richtige Vor, dass die Entwickelung höherer Organisationen die dauernden Aber durch die Speeulation als Forschungsprincip war jene Richtung unhaltbar, und bald erfolgte die Reactiou, die wieder zum EmZustände niederer durchläuft. pirismus fülu'te. Von den hervorragenden Vertretern der Anatomie dieser Periode sehen wir die meisten ihre Thätigkeit mit embiyologischen Fkiedrich Meckel in Halle (1781 d. J. gleichende Anatomie wir C. f’R. Wolfe Forschungen beginnen. — 1833), schon hervorhobeu. So Jon. dessen Bedeutung für die ver- Er hat das Verdienst, Sein Streben nach allge- der Vergessenheit entrissen zu haben. meinen Gesichtspunkten in der Anatomie bekundet der zugleich erste Band seines Handbuchs der Anatomie des Menschen, nicht minder die vergleichend-anatomischen Arbeiten. Fkieükich Tiedema^ix (1781 — 1861) verdanken wir die umfassendere erste Darstellung der Entwickelung des Gehirns und neben zahlreichen kleineren Entdeckungen eine grundlegende Beschreibung des Arteriensystems. Durch den auch als Physiolog sich auszeiclinenden die Euxst Heixeich Weber Kenntnis der Drüsen gefordert, breiteten auf die Geschlechtsorgane (179.5 — 1878) ward seine vergleichenden Untersuchungen ver- neues Licht und durch seine Bearbeitung Hildebrandt hat er die anatomische mit einem höchst schätzbaren Werke bereichert. Emil Huschke des Handbuches der Anatomie von Fr. Litteratnr — (1797 1858) gewinnt durch embryologische Arbeiten, vorzüglich über das Auge, Bedeutung, auch durch Untersuchungen über das Darmsystera sowie über Schädel und Gehirn. Karl Fr. Th. Krause (1797 — 1868) hat sich vorzüglich durch erfolgreiche Benutzung des Mikroskops zur anatomischen Untersuchung verdient gemacht, sowie durch sorgfältige Angaben über Maßverhältnisse der Körpertheile 1858), in einem geschätzten anatomischen Handbuche. J ohaxxes Müller (1801 — nach der anatomischen wie nach der physiologischen Seite eine großartige und fruchtbare Thätigkeit entfaltend, wird dadurch für beide von größtem Einflüsse und wirkt, durch äußere Stellung wie durch Persönlichkeit hervorragend, Ziel Richtung gebend auf die Anatomie seiner Zeit. und Seine Untersuchungen über die Entwickelung der Geschlechtsorgane sind in diesem Gebiete bahnbrechend. Die Kenntnis der Diiisen im Thierreiche fordert ein großes 'Werk, auch das peripherische Kerveusystem, die Bildung des Netzes dere Theile verdanken nimmt vorzüglich durch ragende Stelle ein. ihm Aufklänmg. und der Mesenterien und viele anFriedrich Arnold (1803 1890) seine Untersuchungen über das Sowohl — Nervensystem eine hervor- in der Structur des Gehirns werden die durch Vicq d’Aztr, Reil und Burdach angebahnten Kenntnisse wesentlich foi'tgebildet, als auch am peripheren Nervensystem manche neue Bahnen festgestellt. Er entdeckte das Ganglion oticum. Seine »Icones nervonim capitis« sind mit den Tabulae © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. 29 anatomicae Muster icouograpliischer Darstellung nud bereichern, wie auch ein werth- Handbuch volles die , (1811 — 1894) gingen Untersuchungen aus. tomie wird dieser in Anatomie zahlreiche, die Kenntnis der meisten Durch Von Joseph Hyrti. des Körpers. aller Theile Organsysteme fördernde Handbuch der topographischen AnaDeutschland Eingang bereitet, und sein Lehrbuch der Anatoein toeffliches mie des Menschen erwarb sich durch Rücksichtnahme auf vergleichende Anatomie und Entuuckelnngsgeschichte sowie durch belebte Darstellung weiteste und dauernde Verbreitung. In England ist Charles Bell (1771 — des Nervensystems von gi’ößter Wichtigkeit. Retziüs (1796 — 1860) 1842) für die physiologische Seite In Schweden erw^arb sich vielseitige Verdienste, Anhreas von denen wir nur jene um die In Frankreich förderte Gilbert Rassenunterschiede des Schädels hervorheben. — Breschet (1796 1S60) die Anatomie durch Untersuchungen über das Gehörorgan und das Venensystem, w'ährend Andere, wie Jules Germain Cloquet 1,1790 1874) durch ihre umfassenden 1883) und Jean Cruveilhier 1 7 9 — 1 — ( Handbücher der descriptiven Anatomie Bedeutung besitzen, neben jenen, die wir Diese exclusiv schon oben als Förderer der chirurgischen Anatomie aufführten. praktischen Zielen zugewendetc Richtung der Anatomie behält in Frankreich wie auch in England die Oberhand. Während Anatomie als zum Beginne die des Jahrhunderts entstandenen Disciplinen die Ganzes mehr unberiihrt ließen, soUte es bald Einwirkung kommen, die von Deutschland aus ihren § 12 Weg . Nachdem durch Malpighi und Leeuw'eniioek Structur der Organe die zu einer eingreifenderen nahm. in der Kenntnis der feineren Anfänge gemacht waren, folgten zahlreiche Untersnehungen auf diesem Gebiete und drangen Schritt für Schritt in allen Theilen des Körpers zum genaueren Einblicke in dieselben vor. W'elche sich diese wärtige Jahrhundert sich reihen. theile Es wären viele Namen zu Forschungen anknüpfen, die von jener Zeit an nur sehr unvollkommen Aber es nennen, au bis ins gegen- waren bezüglich der kleinsten Bestand- erkannte Thatsacheu, die sich gehäuft hatten ohne inneren Verband. bilden, "'vieder Kügelchen oder Körnchen sollten die kleinsten Theile aus deren verschiedenartiger Combination, durch Aneinanderreihung u. s.w. andere Gebilde durch die Annahme : Fasern u. a. entstehen sollten. Am meisten w^ar Oken lebender Bestandthcile, die er als »Infusorien« auffasste, der Diese Auffassung blieb aber, unbegründet wie sie war, Erst mit der allmählichen \ ervollkommuung der Mikroskope beginnen wirkliche Fortschritte und durch den Nachw'eis eines gemeinsamen Aus^Vahrheit nahe gekommen. oine Meinung. mannigfaltigen, den Körper zusammensetzenden kleinsten Gebilde Licht in die feinere Structur, indem sich jene Formbestandtheile einem ein- gangs jener kam keitlichen Gesichtspunkte Theodor Schwann unterordnen ließen. M. J. Schleiden (1838) und Zusammen- (1839), ein Schüler Jou. Müller’s, hatten in der setzung des pflanzlichen wüe des thierischen Organismus wesentlich gleiche, lebende © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 30 Elemente in tler Form von »Bläschen« und bildung die mannigfachen Gewebe nicht Schon den älteren Forschern waren sie Bedeutung ihre aber LkeuwexNHOEk hatte sie »Klöschon« genannt, waren Bläschen unbekannt, erkannt, aus deren Veränderung und Umdaraus wieder die Organe beständen. Jene die Zellen. war ihnen entgangen. Die Zelle bildete den letzten einheitlichen Formbestandtheil mit Lebensei- Gebilde des Organismus scheinungen, von ihr leiteten sich alle zusammengesetzteren stehen blieben (C. Th. Zelle der Stufe der ab, sowie die niedersten Organismen auf Fortschritt, der zu gewaltige gegebene V. Der in der Zellentheorie Erkenntnis Jahre begann, bestand also nicht blos in der dreißiger der in der Besondern gesummten Organismenwelt, Siebold). Ansgang der eines gemeinsamen Aufbaues Träger des Lebens, indem sowohl die deutung jener »Formelemente« als der mannigfalügen sein Wachsthum, als auch die ersten Zustände des Körpers und der Zellen oder ihi-en Abkömmlingen, Verrichtungen der Organe von der Thätigkeit Bedeutung der Zelltheorie nicht die es hat Deshalb den GeweLn, ausgingen. gestellt selbst erst nach und nach richtig beeinträchtigt, dass der ZeUbegriff Fluidum einem mit holdes, Zelle nicht mehr als werden konnte, indem man die aus lebender alsein Gebilde aiiffasste, dessen Körper erfülltes »Bläschen«, sondern der Formelementen bei den gleichen Materie bestand, die II. Mohl (1846) hatte. Pflanzen »Protoplasma« genannt sich die Erforschung der Gewebe, der lextur gründete ZeUenlehre die im. Auf Wissenszweig, die Gewebeund daraus entstand ein neuer anatomischer der Organe neue GrundStruetnr die für gingen aus da oder Histologie. Von sich vereinigten. Anatomie« »mikroskopischen sogenannten hervor, die in der derselben, lehre lagen Folge die wichtigsten Thatsachen vom Es ist begreiflich, dass die neue, in rascher bald die gesummte anatomische Baue des Organismus erschließende Richtung Natur der Zelle, nach der EntForschung beherrschte und die Frage nach der die subtilere Structiir der Gewebetheile selbst stehung der Gewebe aus Zellen und Vordergrund stellte, sowie andererseits in der Zusammensetzung überaU in den Geweben neue Aufgaben in großer Anzahl erder Organe aus mannigfaltigen Begründung und erfolgi-eiche Weiterbildung tiefere wuchsen Diese Richtung fand und Albert Kölmker (geh. IS 17). Der durch .JACOB Henle (1809-1885) Anatomie« (1841) die erste gründliche Daierstere gab in seiner »allgemeinen lenkte zuerst die Zellenlehre aut die stellung des neuen Wissenszweiges, der letztere Bahn spätei von Robert über die Entwickelung dei der Entwiekelungsgeschichte und bereitete damit Rem.\k (1815 — 1805) in seinen wichtigen Untersuchungen sich Begriff der Damit klärte der Wirbelthiere begründeten Histogenie den Weg. dem die Organe heraus verstand, des Blastems, worunter man Bildungsmaterial Formelementen, Zeilen, verständlich. Beide jetzt in seinen Es ward durch zahlreiche Untersuchungen erstgenannte Forscher haben mit vielen Anderen die auch durch Franz Histologie, dauernd eingewirkt auf die Weiterbildung der das gesammte riiierreich ül'er Leydio’s Arbeiten mit bedeutender Ausdehnung ährend diese Fortschritte neuen und wichtigen Grundstein empfing. vorgingen. manchen W © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschichtlicher Abriss. 31 nur die Gewebe beti'afen, so ward auch der Zellenlehre eine bedeutungsvolle gestaltung zu Thoil durch treffliche Max Schultze (1825 —-1874), Um- der zugleich durch vor- Arbeiten über die feinere Structur der Sinnesorgane hervorragt. Dem nach auch auf deutschem Boden entstandenen Forschungsgebiete ward nach und in anderen Ländern Pflege, besonders in England, durch William Shaepey (1802 Goodsin (1814 — 1880) und Will. Bowmak — 1807). John (1810), in Schottland durch Die aus der Fülle der neuen Thatsachen ersichtliche große Tragweite der mikroskopischen Forschung verlieh dieser bald ein Uebergewicht über jene, deren Zwecke des Mikroskopes Werthes der ersteren und, So entstand die Meinung eines höheren nicht bedurfte. in der Verwecliselung von Mittel und Zweck, die Unter- scheidung von höherer und niederer, gröberer und feinerer Anatomie. wannen jedoch bald Verknüpfung und wir begegnen in Beide ge- den anatomischen Lehr- büchern auf die Histologie sich stützenden Darstellungen der feineren Structuren. Dadurch ward jedoch der alte Grundstock Wenn nicht berührt. auf diesem manche Entdeckung gelang und IIenle in seinem großen Handbuche der Anatomie mit präoiseren Unterscheidungen auch manche Gebietstheile auch fernerhin noch neue Beobachtung geben konnte, so ward doch die »grobe Anatomie« völligen Ausgestaltung gelangt angesehen Welchem die und als zur galt als ein erschöpftes Feld, auf Forschung nur noch spärliche Frucht erzielen koimte. § 13. Während der Veränderungen der Anatomie seit ihrer Begründung manche neue Gesichtspimkte hervor, welche aus der Anatomie wohl neue traten Disci- plinen hervorriefen, aber bis dahin ohne Einwirkung auf einander sowohl, als auch Auf die Anatomie selbst geblieben sind. Der ganze durch Jahrhunderte sich erstreckende Fortschritt lag in der Ermittelung und Präcisirung der anatomischen Thatsachen, und auch bei der mikroskopischen Durchforschung des Körpers hat es sich nur um Analj'se gehandelt. War es denn in der Behandlung etwas wesent- wenn z. B. eine Drüse in ihrer Lage und Form in der Gestalt ihrer Läppchen und dem Befunde ihres Ausführganges makroskopisch beschrieben, oder die Elemente ihres Epithels in Form und Anordnung, im Verhalten des Kerns und der Besonderheit ihres Plasma etc. mikroskopisch dargestellt wurden? Wenn aus dem letzteren eine bestimmte, makroskopisch nicht erkennbare Beziehung zur lich anderes, , Function sich ergab Darstellungen, , was nicht zu unterschätzen und das ist ist, so ist hier die Hauptsache, die Analyse. doch der Weg beider Die Ergebnisse dieser Analyse gab die Anatomie in den Beschreibungen der Körpertheile. »Und doch konnte erwartet werden«, wie Ludwiö Fick (1845), wenn auch nur in Bezug auf die Verbindung mit der Physiologie, sich äußerte, »dass der nach besonderen Richtungen und verschiedenen Gegenständen forschende (in besonderen Wissenschaften) ^Grstreute Geist sich wieder zum lebendigen Bewusstsein seiner ursprünglichen Dinheit sammelt«. Die geistige Durchdringung und damit das wissenschaftliche Gepräge lieh die © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 32 Anatomie nvir von der Physiologie. So entstand die »physiologische Anatomie«, der vergleichenwobei aber die früher von der Physiologie, mit umfassten Disoiplinen ausgeschlossen wurden. den Anatomie und der Entwickelnngsgcschichte von ihr auf den Menschen genur Blick blieb der Auf dem somit eingeengten Arbeitsfelde 1855; Inzwischen war die Physiologie durch Peaxqois Magexdie (1783 Jodurch besonders auf die experimentelle Bahn gelenkt, auch in Deutschland Selbzur HAXXES Müller und seine Schule mit eigenen Methoden und Aufgaben ständigkeit gelangt, nnd es löste sich nach Müllee’s Tode die bis dahin zwuschen richtet. Anatomie und Physiologie Die Anatomie fast allgemein bestandene Personalunion. hatte das, was als ihre sie Thoile des Körpers analytisch zu ermitteln und Aufgabe betrachtete, einzig die zu beschreiben, bisher mit Be- sie auch der Physiologie Einfluss gestattet, so galten Aber schon längst doch alle synthetischen Gesichtspunkte in der Kegel als fremde. zunächst Umschwünge, größeren bestanden die Vorbereitungen zu einem neuen und harrlichkeit festgehalten. War Wie schon in der älteren Zeit die Anatomen in der OrgaQuelle von Licht für jene des Menschen richtig erkannt eine Thiere nisation der behandeln, die Bedeutung der hatten, so trat auch in der letzten Periode, die wir durch die Vergleichung. wo die Anatomie Durch Tiedemaxn wird das voll aner- Vergleichung in Deutschland überall da in den Vordergrund, nach einem höheren Standpunkte suchte. Entwiekelungsgeschichte der kannt; ihm ist die vei'gleichende Anatomie mit der Seine zahlreichen UnterFormerscheinungen. der Ariadnefaden im Labyrinthe suchungen bestätigen sein hohes Interesse an jenen Disciplinen. Andere hervorragende Anatomen, wie E. II. Weber, Bischöfe, Hexle, Külliker treffen wir kürzer oder länger auf den Pfaden der vergleichenden Anatomie, und manche wichRathke hatte zwischen der vergleichenden tige Entdeckung ist ihnen zu danken. Anatomie und der Embryologie sein Leben getheilt, nnd IIyrtl diu'ch zahlreiche zootomische Untersuchungen die laut erklärte hohe Meinung von dem Werthe der jedoch besitzt auch in vergleichenden Anatomie bethätigt. Die größte Bedeutung Müller. Wie er das Thierreich in allen seinen Abtheilungen daraus ein tiefer Einblick in die Organisaanatomisch durchforscht hat, und ihm dieser Hinsicht Joh. tion und, wie keinem Anderen, so hat er auch ein volles Verständnis aller ihrer Seiten entsprang, stets die Vergleichung als Seine urtheilung erachtet. den wichtigsten Factor anatomischer Be- »vergleichende Anatomie der Myxinoiden« enthält Anatomie der Säugethiere in sich begleitenden manchen bedeutenden, auch die Exeurs, aus welchem die Wichtigkeit der Vergleichung Menschen hervorleuchtet. Die vergleichende Anatomie hat tomie« genannt. licher und Aus ihr bildet sich der vielseitiger die Vergleichung Maßstab ist, desto die der Beiirtheiluug, Anatomie des Anaund je gründ- mehr Instanzen ergeben das Urtheil, welches sich dadurch vervollkommnet. sten Urtheile, die wir über irgend ein für er die »denkende sich für Sind doch schon die einfach- Ding fassen, Ergebnisse einer Vergleichung durch Zusammenstellen und Betrachten verschiedener Dinge. So mehr in trat durch die Bedeutung der vergleichenden Anatomie immer Zur Wirksamkeit ihres wie auch der Entwickelungs- Müller den Vordergrund. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Geschielitliclier Abriss. gesehiclit« umgestaltendeii Eiuflusses bedurfte es Er kam aus England, blieb nicht lange aus. berühmtem Buche (1858), welches durch in uur eines Anstoßes und , Charles üarwin’s (1809 dieser — 1882; Begründung der Uescendenzlehre die allen organischen Naturwissenschaften mächtigste Es 33 Impulse verlieh. sind keine wesentlich neuen Tliatsacheu, welche uns da geboten werden, vielmehr nur die größtentheils schon längst bekannten Ergebnisse der vergleichen- den Anatomie und der Entwickelungsgeschiehtc, welche hier in Wechselbeziehung gebracht zu logischer Verwerthnug kommen. Was sie vereinzelt zu leisten nicht vermochten, ward durch ihre Verknüpfung ausführbar; die Begriindung jene,)’ Lehre, in deren Licht auch der Mensch nicht ein isolirter ein Glied der unendlichen Organismenreihe ist, vorging. gestellt, Vererbung und Anpassung werden Theil der Schöpfung, sondern und aus niederen Zuständen her- als die beiden großen Brincipien dar- aus denen die Mannigfaltigkeit der Organisation entsteht. Die Vererbung das erhaltende, die Anpassung das umgestaltende Princip, das im ist Dasein den Körper auf höhere Stufen hebt. sam hat, ist Was was ihn von anderen unterscheidet, Ererbtes, Kampfe ums der Körper mit anderen gemein- durch Anpassimg ist entstanden, aber ursprünglich gleichfalls aus Ererbtem hervorgegaugen. Wie der ganze Körper, so haben auch dessen Organe eine Geschichte, jedes einzelne seine besondere bis zu dem gegenwärtigen Dadurch muss Zustande. Aufgabe der Anatomie die Die Organe sind sieh erweitern. nicht blos nach ihrer Function zu beurtheilen, sondern auch nach ihrem successiven Werden, dessen einzelne Phasen ihre Spuren mehr oder minder deutlich ihnen Die Organe erscheinen dadurch in einem neuen Verhältnisse. Der Köi-per kann, durch die Anatomie in seine Theile zerlegt, nicht mehr rein deaufprägten. scriptiv oder mit exclusiver Beziehung auf seine Functionen deraoustrirt werden. Die Erkennung der an ihm stattgehabten und überall nachweisbaren Umgestaltungen nnd die Prüfung der Bedingungen und der Einflüsse, durch welche sie er- folgten, bildet eine neue Aufgabe, die zu der längst bestehenden hinzutrat und die in dem Widerstande, den sie findet, nur einer in der Geschichte jeder Wissenschaft so oft schon aufgetretenen, Erscheinung begegnet. Die Anatomie des Menschen neuen Epoche geführt. ist durch die Descendenzlehre zum Beginne einer Diese zeigt sich verschieden von den vorangegangenen, Dadurch wird von dem, was bisher den Forthinweggenommen. Unverändert bleiben die von der Er- insofern ihr Ziel ein höhei'es schritt bedingte, nichts ist. fahrung gelieferten Grundlagen, die auch ferner auszubauen und zu festigen sind. sich eine Verknüpfung der Thatsachen zu gestalten. Darin Aber auf ihnen hat zeigt Weg zu einer Vervollkommnung der Anatomie, die in dem Maße zur Wissenschaft wird, als ihre Thatsachen, höheren Gesichtspunkten sich der untergeordnet, in gesetzmäßigem ZusamTnenhange erscheinen. Mit diesem Ausblicke sind wir der Anatomie gelangt. zum gegenwärtigen Abschlüsse der Sie hat uns die Anatomie in ihren Geschichte Anfängen gezeigt, aus der Heilkunde hervorgegangen, mit ihr sinkend und mit ihr sich hebend, die Impulse zu ihrer llestauration von ihr empfangend Geoenüaur, Anatomie. 6. Aufl. I. , in allen ihren Wandelungen ihr © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 34 Das wird dienstbar. sie auch bleiben in der anzu streb enden Ausbildung zu einer selbständigen Wissenschaft, die ihre Ziele nicht blos in jener Dienstleistung sucht. Aber jene Beziehungen gehen damit nicht verloren, vielmehr wird der Dienst ein gestaltet. besserer sein, je vollkommener sie selbst sich wissenschaftlich Bedürfnisse einer Orientirnng in der oft sehr unverständlichen Dem anatomischen Xerminologie entsprechen Hvktl’s Schriften; Onomatologia anatomioa. Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegen- und: Das Arabische und Hebräische in der Anatomie. Wien 1879. Eine gute Darstellung eines großen Abschnittes der Geschichte der Anatomie bietet M. Eoxh, Andreas Vesalius Bruxell. Berlin 1892. Diese Schriften können Jedem, welcher werden. der Anatomie auch historisches Interesse entgegenbringt, warm empfohlen wart. Wien 1880. Stellung des Menschen. 8 14. Die Aufgabe der Authropotomie über die Stellung des Menschen reclitfertigt in der Natur , das Bedürfnis einer Orientirnng das Verhältnis des mensclüicheii Baue Organismus zu anderen Organismen. Wie man diese nach den ans ihrem entferntere oder und ihrer Entwickelung sich ergebenden Befunden in nähere auch Beziehungen zu einander bringt und sie damit systematisch gnippiii;, so ist angewiesen. dem menschlichen Organismus aus jenen Befunden seine Stellung den Abstand zwischen »Mensch und Thier« bezttglieh der psychischen Beschaftenheit des Sphäre wie immer man will sich vorstellen; in der physischen fundamentalen Verschiedeneiner Annahme zur Orimd kein sich findet Menschen Mag man heit. Im Baue des menschlichen Körpers begegnen wir nicht etwa bloßen An- klängen an die Organisation von Thieren, wir finden vielmehr vielfältige und große Übereinstimmung in allen Organsystemen, an denen wir auch dieselben Diese Übereinstimmung reicht bis in die feinsten Functionen sich abspielen sehen. Verhältnisse der Stnictur. Wenn sie nicht überall völlige Gleichheit ist, Thieren. das ebensowenig bei einander ganz nahe stehenden Auch so ist sie die allmähliche seiner Ontogenese zeigt sich in Ausbildung des menschlichen Körpers während thierischer Organismen im Einklang. Das Entwickelung der mit demselben Maße gleichen Ausgangspunkt. Die ersten Differenzirungen mit der Ent- Ei bildet den liefern keinerlei tiefgreifende Unterfaltung der Organe, soweit wir sie kennen, schiede , Entwickeso wenig als solche in den späteren, genauer durchforschten lungsstadien bestehen. Bau und Entwickelung des Menschen geben den Charakter der Vertebraten, und unter diesen den der Mammalia kund. Innerhalb dieser Klasse zeigen die einzur menschlichen zelnen Ordnungen wiederum nähere oder entferntere Beziehungen Säugethiere zusammenplacentalen und von den die der Organisation, Abtheilung Quadrumana, an welche die meisten bereits Liknf, hat es ausist keine neue Meinung Anschlüsse sich darbieten. Ordnung der Primaten verzur gesprochen, als er die Affen mit dem Genus Homo die äußerlichen durch Verhältband. Wenn damals eine solche Vereinigung mehr Gewinnung nach umfassender begründet wurde, so ist sie gegenwärtig, setzendeu Ordnungen ist es Das nisse die der , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Stellung des Menschen. 35 AufscMttsse über die innere Organisation, vorzüglich der höheren Quadrumanen, als In welcher Eichtling wir immer die Organisation der Primaten ver- siclier bestätigt. gleichen, überall begegnen wir Berührungspunkten: Organsysteme wie in den kleinsten in Verhältnissen. den großen Gmndziigen der Dieses stimmung der Organisation des Menschen vorzüglich mit den bezei ebneten Quadrumanen wird Maß der Überein- als > Anthropoide« nicht durch die Unterschiede verkümmert, welche Es sind wiederum keine wesentlich anderen, als sonst innerhalb aller einzelnen anderen Abtheilungen Vorkommen und uns eben die Sonderung der Thierwelt nach Stämmen, Klassen, Ordnungen, Gattungen und zwischen beiden bestehen. Arten ermöglichen. Der ausgesprochenen Zusammengehörigkeit gibt man Aus- druck durch die Annahme verwandtschaftlicher Beziehungen, die auf gemeinsame Abstammung gegründet sind. Von diesem Gesichtspunkte aus ergeben sich jene Verschiedenheiten theils als Kttckbildungcn von Einnchtuugen, welche bei niederen Abtheilungen noch bestehen theils , niederem Orgauisationsbefunde Ausbildungen von solchen als , gctroft'on welche dort in werden. Die durch jene anderen, niederen Zustände hindurchgegangene Organisation des Menschen trägt von diesem Wandlungsvorgange noch vielfache und deutliche Spuren an und sich, ihre embryonalen Zustände lassen sogar noch viel weiter zurück verweisende Einrichtungen wahrnehmen. Damit erhebt sich der Organismus des Menschen nicht nur über die übrigen Thiere manen, und ti-itt Exnvien eines überwundenen Zustandes. sie die zurttckgelegten aufwärts, , sondern auch über die Quadru- an die Sintze der Organismenwelt. Dem vom Niederen zum Höheren gilt die die rückwärts gewendeten Blicke zeigen Stadien eines langen Weges, der aber nicht abwärts, sondern geführt hat, und den vorwärts Schauenden die Fortsetzung in der gleichen Richtung erwarten lässt. zu Stufe Jene Merkmale sind Vervollkommnung als Ziel. Jenem Steigen von Stufe Sic ist das Ideal, welches auch der durch die körperliche Entwickelung angebahnten und bedingten Entfaltung dessen, was wir Psyche nennen, vorschwebt , und welchem nachstrebend das Menschenimmer weiter vom dunklen geschlecht in seinen vervollkommnungsfähigcn Rassen Orte der ersten Herkunft sich entfernt. Die überall in der organischen Natur gende Vervollkommnung Endzweck ganzen in allmählicher Entwickelung sich ist ein Ziel, welches erreicht wird, und rückbezogen zeials So wenig die Betrachtung der einzelnen Schritte an sich den kennen lehrt, der nur einem Blicke über die gesammte Strecke sich erscheint. Weg eben so wenig wird jener Endzweck aus der Einzelerscheinung völlig erkannt, obschon er ebenso in ihr liegt wie auf jedem Schritte eine Strecke des erschließt, durchmessenen Weges. Aber die Betrachtung des Ganzen und begründet von diesem Standpunkte aus als man legt ihn uns vor Augen die Teleologie in einem anderen Sinne, früher diesen Begi’ift erfasst hatte. Die Stellung, welche wir nach dom oben Dargelegteu dem menschlichen Organismus in Bezug auf verwandte Organisationen einräumen müssen, kann als höchste Stufe nicht Wir können nicht sagen, dass alle Organsysteme der Ausbildung (Differenzirung) erlangt haben, als bei anderen Thieren; auch für Organcomplexe, für ganze Körpertheile gilt das. So Ist z. B. der Fuß für sämmtliche Einrichtungen gelten. einen hölieron Grad 3* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 36 des MenscUe» demgemäß l)ci weitem nicht organisirt, so reich mit manuisfaltigcn Functionen ansgestattet und wie hei den Quadrumanen. nicht BO schart wie die vieler Thiere. Die Sinnesorgane des Menschen sind zukommende Einrichtungen gelangen Viele diesen Überall begegnen uns rückgebitdete, verkümmerte Theile. der Phylogenie ist Vieles erworben worden, dessen der Organismus Geringeres ist aufgegeben zu Gunsten der Entfaltung bedurfte. hier gar nicht zur Entfaltung. Auf dem langen Wege allmählieh nicht mehr Und doch höherer, werthvoUcrer Einrichtungen. stellen wir den Menschen mit Recht an Die Quelle dieser Präponderanz bietet Ein Organsystem, Es ist seinen Functionen gemäß das liöchste; innerhalb des Nervensystems das Gehirn, welchem die übrigen dienstbar sind. Die an dessen Ausbildung geknüpfte reiche Entdie Spitze der Organismen. der psychischen Functionen lässt verstehen, wie unter deren Einfluss auch der Umgestaltungen einging, und wie damit Einrichtungen sich verloren, Organismus übrige die außer Function gesetzt wurden, weil Besseres an ihre Stelle trat. Das Rückgebildete drängt den oder auch gänzlich Fehlende drückt also keinen absoluten Mangel aus, es gesammten Körpertheil, an welchem es erscheint, keineswegs auf eine tiefere Stufe seines faltung functioneilen Werthes. Compensationen auf, Denn für solche Organismus wichtigeren Gestaltungen. kommnung Rückbildungen treten nicht blos anderwärts Wege zu neuen, und für den sondern jene eröffnen sogar vielfache So wird also auch dadurch nur für die Vervoll- des Organismus Bahn gebrochen. Th. H. Huxley, Evidente as to man’s place in Nature. London 1863. Deutsche Haeckel, Anthropogenie. 4. Aufl. 1891. J. V. Cakus, Braunschweig 1863. Übersetzung von Grundlagen der Anatomie des Menschen. § 15. Die Beziehuugeu, welche der menschliche Organismus gemäß seiner Stellung in der organischen Natur wahrnehmen lässt, werden zu wcrthvollen Erkenntuisquellen für die Anthropotomie. Die Geschichte der Anatomie hat uns gezeigt, wde die Disciplinen der Ontogenie (Entwickelung des Individuums) und der vergleichenden Anatomie schon längst in jenem Werthe erkannt wurden, so dass es darum handeln kann ihren Einfluss auch wirken zu lassen. Wie groß ersehen wir aus dem Keichthum der Beziehungen des menschlichen Körpers in jenen beiden Kichtungen. Wie nach der Geburt, während des ganzen sich nur , dieser ist, Verändeningen Platz greifen, die unter Kiudesalters, noch in allen Organsystemen so gehen von da ah noch fernere den Begriff der Entwickelung zu subsumiren sind, Processe im Körper vor sich, die von jenen nur durch ihre Stetigkeit und durch das geringere Maß, mit dem sie ins Äuge fallen, sich unterscheiden. Die Ent- wickelung, als ein innerhalb des Breitegrades des Nonnalen Neugestaltungen producirender Vorgang, sistirt also nie. Sie leitet allmählich in Processe über, die gegen den Ausgang des Lehens zur Kflckbildung führen. Wenn selbst die Ana- Organismus beschränken wollte, müsste sie doch auch mit jenen Vorgängen rechnen, die, wie unscheinbar sie sich auch darstellcn mögen, doch allerorts verkünden, dass es im Organismus keinen tomie sich also auch nur artf den erwachsenen Stillstand gibt. Auch eine beschränktere Auffassung der Küeksicht auf Entwickelungsvorgänge nicht Anatomie kann also die zurückweisen. Noch dringender wird dass der ausgel)ildete aber das Eingehen auf die Entwickelung durch die Thatsache, unverständliche Einrichtungen für sich völlig zahlreiche, betrachtet Organismus © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Grimdlagen der Anatomie des Menschen. besitzt. Es gibt viele Organe während welcher welche ihre Bedeutung nut , aufweisen, sie in Function 37 in früheren Die standen. Zuständen Entwickelungs- geschichte zeigt diese Organe in Thätigkeit, bringt sie damit zu näherem Verständnis und deckt die Bedingungen auf, unter denen sie sich nmgestalteten , in veränderter Form fortzubestehen oder die Rückbildung anzntreten. die Gesammtheit des Organismus als ein auf dem Wege denes fordert zu einem Einblick in seine Genese auf. um Aber auch der Entwickelung Gewor- Diese zeigt uns das Com- einfachen Anfängen, lehrt sonst unverständliche Befunde der Lage und der Verbindung der Theile verstehen, und läßt die Anatomie auf diesem Fundamente eine uiissenschaflhche Gestaltung gewinnen, weil sie causale Bezieplicirte in seinen hungen aufdeckt. zwar Von demselben Werthe ist die Kenntnis der thierischen Organismen, und in dem Maße, als diese mit dem Menschen gleiche oder ähnliche Einrich- tungen darbieten. Die Beziehungen der Zootomie, oder vielmehr der die Erfah- i’ungen derselben verwerthenden vergleichenden Anatomie zur Anthroi)otomie sind Für’s erste ergibt sich durch die vergleichende Anatomie eine aber doppelter Art. enge Verknüpfung mit der Ontogenie des menschlichen Organismus. begegnen rvir vielen ganisation von Thieren verständlich werden, indem sie bei stellende Bildungen sind. in Das hier bleibend Realisirte den ihm nächststehenden Thieren Durchgaiigsstufen welche , In dieser Einrichtungen, die nur durch die Vergleichung mit der Or- Reihen von Einrichtungen tritt diesen in Function beim Menschen — nur vorübergehend — wie auf und bezeichnet Zustände sich kundgeben. So treten ganze in frühen ontogenetischen Stadien in Übereinstimmung als ererbte mit solehen bei Thieren bestehenden hervor. nend Isolirte Das in höheren Organismen anscheiund Fremdartige gewinnt naturgemäßen Zusammenhang. Die Onto- genie bedarf also der vergleichenden Anatomie zu ihrem vollen Verständnis. Unmittelbarer es sich in der ist die zweite Beziehung der vergleichenden Anatomie. Anthropotomie nicht blos um erklärende Beurtheilnng der Befunde handelt, so Maßstab zu suchen. kein Ding ist Wenn um reine Beschreibung, sondern auch für diese Beurtheilnng ein ist Dieser kann im Objecte selbst nicht gefunden werden, denn aus sich selbst beiu-thcilbar, sondern nur aus den Beziehungen zu Wir suchen Jonen Maßstab also in anderen dem Objecto verwandten Organisationen und bringen so den menschlichen Organismus in den Bereich deianderen. , vergleichenden Anatomie. urtheilung Damit gewinnen wir eine neue Grundlage für die Beund es erschließen sich uns neue und wichtige Erkenntnis der Organe. Wir vermögen dieselben als mehr seiner Organisation, Kategorieen für die oder minder ausgebildet, oder auch rückgebildet zu deuten, wir erkennen sie auf Vollkommener oder unvollkommener, höherer oder niederer Stufe, und nicht wenige anatomische Thatsachen klären sich erst durch Verbindungen auf, welche die vergleichende Anatomie ihnen Gesichtskreis, staltet sich und die znweist. Summe Dadurch erweitert sich der anatomische der an sich zusammenhangslosen Wissenstheile ge- zu einem wohlgegliederten Ganzen. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. :38 und Entwlckeluugs- Außer der Erklärung, welche uns die vergleichende Anatomie Einrichtungen des menschlichen Körpers gehen, geschichte für die als normal geltenden Erleuchtung vieler dunkler Verhältnisse, die eine Disciplincn auch her wird von jenen So wird durch die Entwickelungsgeschichte das große ahnorme Zustände gelten. als Disciplin, der Teratologie, Gebiet der Misshildungen anfgehellt, welche von einer eigenen begründete AbEntwickelung auf der entfaltete, Maße wird. In geringerem umfasst als solche, Zustände oder weichungen vom Normalen, erscheinen als Persistenz fötaler die jenen genähert sind. Darin liegen also Hemmungen der Ausbildung vor, deren Bedem ausgobildetcn Zustande der Anatomie urtheilung schon durch die Vergleichung mit anatomisc.hen Eine andere Reihe von Zuständen begreift Schwankungen der menschlichen Ornormalen dem neue, anscheinend auch oder Organe, Verhältnisse der zufällt. Verhältnissen ableitbar ganismus fremdartige Zustände, die nicht immer von ontogenetischen allen Organsystemen fast an welche »Varietäten«, mannigfaltigen Das sind die sind. »Thierähnlichkeiton« auf- Vorkommen. Man pflegt seit langer Zelt viele von ihnen als Indem Mit Unrecht hielt man sie für untergeordnete und unwichtige Dinge, zufassen. functionellen Bedeutung desder einseitig von Organs eines Werthes des Maß das man Eine große Anzahl jener »Varietäten« besitzt selben für den Organismus hernahm. von Zuständen vor, hohen morphologischen AVertli. Sie stellen nämlich häullg Reihen Thiere in engeren Anmancher jenem mit Menschen beim Befund normalen welche den zu verstehen, und Sie sind demgemäß durch vergleichende Anatomie schluss bringen. führen auf einen Weg, der uns Ausblicke aut den Zusammenhang animalischer Organi- sation eröffnet. Wie Organe. § 16. .Teder tMerische Organismus beginnt seine individuelle Existenz in einem ein- fachsten Zustande. Der Organismus des Menschen macht Idevon keine Ausnahme. In jenem Organe. Dennoch lelit Zustande bestehen noch keine anatomisch unterscheidbaren Organismus und äußert bestimmte Verrichtungen als Erscheinungen seines Allmählich werden einzelne Theile unterscheidbar. Das den Körper dar- ein solcher Lebens. und die Lebenserscheinungen, die vorher am stellende Material wird ungleichartig, an jene unterscheidbar gewordenen Theile jetzt sind auftraten, gesammten Körper geknüpft. Dieser Vorgang ist die Differenzirung oder Sonderung. An dem gleicli- der Organism-tigen Organismus sind von einander differente Theile entstanden, vorheigeheude der mus hat sich differenzirt. Mit Bezug auf diesen Zustand war Gleichartigkeit ein indifferenter, da seine Theile sich im Zustande anscheinender fänden. Jene aus der Differenzirung hervorgegangenen, räumlich gesonderten äußern und damit Theile, welche nunmehr ganz bestimmte Lebenserscheinungen Leistungen für den Organi.smus vollziehen, sind die Werkzeuge des Köi-pers, die also jetzt an beOrgane. Deren Verrichtungen sind ihre T’-Mncfioneu. Diese sind der Differenzirung stimmte Körpertheile geknüpft, sind localisirt. Dieser Process Entwickelung manifestirt. und welche ihn sich durch begleitet die Entwickelung , Begriffe. Der erstere bezeichnet Differenzirung sind damit sich theilweiso deckende letztere auf das Einzelne der der Gesammtheit der Erscheinungen, während die © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Die Organe. Vorgänge gegründet ist. 39 Aus dem verschiedenen Maße und der mannigfachen Art der üifi'erenzirung entspringt die unendliche Mannigfaltigkeit der Organismenwelt. Indem durch diesen Vorgang Organe aus einem von fundamentaler Bedeutung auch vortreten, bildet er eine Thatsache einzelnen Verhalten jedes ausgebildete Werth der Entwickelungsgeschichte. für das Darauf gründet sich der Organismus. Die Differenzirung wird eingeleitet durch eine Theilung der physiologischen Arbeit. indifferenten indifferenten Zustande her- Die ursprünglich vom gesummten, noch Körper vollzogenen Leistungen sondern sieh auf einzelne Theile des Körpers, die dadurch von einander vci’schieden werden, sich differenzireu. Arbeit, stheüuny ist gangspunkt der Entwickelung. Dasselbe Princip Summe der Arbeitstheilung waltet an Durch Spaltung den ersten im Körper entstandenen Organen. eine Die also das Princip der DifJ'erensirancj und damit der Aus- einer Function in einzelner, der ersten als der Hauptv'errichtung untergeordneter Func- an einem bestimmten Theil wird tionen, lind durch Localisiriing jeder derselben wieder eine Anzahl von Organen hervorgerufen, welche dem ihnen zukommenden Gleichartiges geht in Ungleichartiges über, indem das Functionsantheil vorstehen. Ganze entweder vom ein neuer Anzahl verschiedener Abschnitte sich in eine ursprilnglichen Ganzen verschiedener Abschnitt theilt , oder indem anftritt. ImWeiterschreiteu dieses Processes erfährt der Organismus zunehmende Ver- Aus änderungen. einfachen Organen, die, den Ilauptfunctionen Primitivorgane vorstellen, ist eine größere mit Bezug auf erstere, von denen Piimitivorgan ist als Seeundärorgane sind. Jedes Bezug auf die auch morphologische Zusammengehörigkeit seiner Bestaud- »Organsystemt ein angelegt, von Organen entstanden, welche sie sich ableiteten, so in einen Organcomplex übergegangeu, der mit sowohl functionelle, tlieile Summe gemäß bildet. Diese Differenzirung von Organen — von pri- mären aus dem indifferenten Organismus, und von secundären aus den primären Organen — wandelt den einfachen Organismus Keiheiifolge dieser Sondeningsvorgänge in einen complicirteren am Organismus bezeichnet den um. Weg Die seiner Die Ausbildung der Organe und die dadurch bedingte Complication des Organismus wird aber immer von der Arbeitstheilung begleitet. Jüine VerEntwickelung. richtung, die in ihrer Gesammtheit durch Ein Primitivorgan vollzogen ward, wird in ihren einzelnen Oomponenten von gesonderten nach aufgetretener Differenzirung Organen geleistet. sorgt, desto mehr Je ausschließlicher solches ein gestaltet sich die Einrichtung Organ eine Function be- dem Dienste der des Organes Verrichtung gemäß, und desto vollkommener wird die Function von ihm geleistet. Lie Leistungsfähigkeit eines Organes in bestimmter Richtung steigert sich mit der Minderung der Ansprüche, welche andere Verrichtungen au das Organ stellen. Dieselbe Erscheinung der Differenzirung wie sie au den einheitlichen Primi, tivorganen anftritt, zeigt sich legt werden. selbst auch an solchen Organen, welche in Mehrzahl ange- Die Gleichheit solcher Organe da keine ganz vollkommene, als ist solche der ursprüngliche Zustand, Organe schon durch ihre ist aber Lage im Organismus, hinter eiuauder gereiht, imd damit Folgestücke, Metameren vorstellend, unter einander verschieden sind. Daran knüpft sich eine formale Diffe- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 40 renzirung derselben, wodurcli der Organismus wiederum auf eine höhere Stufe gelangt. Die Theilung der physiologischen Arbeit auf verschiedene Organe, deren jedes der einzelnen Verrichtung sich anpasst und ausbildet, erzielt eine höhere Leistungsfiihigkeit Die Complication des Organismus führt so zu des Organs. Vervollkommnung. organologischen einer höhere und niedere Organismen Demgemäß wir auch unterscheiden und an diesen wieder höhere und niedere Grade der Ausbildung. Der ausgebildete Organismus ist somit das Product einer an ihm , zum Vollzug gelangten allmählich Dilferenzirung , die in einer Theilung der phy- siologischen Arbeit ihre Grundlage hat. Aus der Bedeutung der Function für das Organ ergibt sieh die Stellung der Die Function Physiologie als Functionslehre zur Anatomie. knüpft, eine Äußerung desselben, derart, dass weder das ist an das Organ ge- Organ ohne Function, noch die Function ohne Organ vernünftigerweise gedacht werden kann. siologie Die Phy- bestimmt also den Werth der Organe für den Organismus. Die Leistung eines Organes stellt aller mit dem morpüologisclien Befunde desselben, mit der Gestaltung und Structur im innigsten Connexe; sie Da existirt, der Organismus durch die Verrichtungen der Organe ist das jene Bestimmende. und mit der Sistirung jener ahstirht, erschiene die Function als das Bedeutungsvollere, ja sogar als das Wesentliche, wenn nicht eben wieder die Function vom Organ abhängig wäre, welches die Be- dingungen für crstere ln sich trägt. Dieser innige Connex glebt sieh und fast überall erblicken wir Thätigkelt abhängig, wie bildung der Function im gesammten Organismus an das Vorhalten sich schon der der allmähliche nach dem Princip allen Organen kund, Organisation von der functioneilen Aufbau des Körpers von der Aus- der Arbeltstheilung abhängig erweist. physiologische Betrachtung des Organismus verleiht somit der rein anatomischen Verständnis, und daraus entsprang unter die Physiologie. Hier sachen in liefert ihr als die Physiologie Zusammenhang der Unterordnung der Anatomie da vollkommen begründet, wo die Anatomie der des functionellen Werthes des Einzelorganes beherrscht Diese Auffassung von keiner anderen Idee wird. die Vorstellung von Die tieferes bringt. ist das wissenschaftliche Moment, indem Anders gestaltet sich die sie That- Stellung zur Physiologie, mehr den aimehließ liehen Maßstab der Beurtheilung anatomischer indem man von den letzteren auch die Beziehungen zu anderen Organisationszuständen würdigt. Damit stellt sich die Anatomie auf den morphologischen Boden, dessen Umfang und Bedeutung im § 15 dargelegt wurde. Es ist also unnütz, wenn deren Normen nicht Verhältnisse ahgehen, darüber zu streiten, welche Wissenschaft über der anderen stehe, denn jede bedient sich und steht dann über derselben. Damit ergiebt sich ein Wechsel Verhältnis, wie es ähnlich ln anderen Wissenschaften längst anerkannt ist. der anderen § 17. Durch die Diflerenzirung empfängt jedes gewisse Höhe der Ausbildung. gegenüber und pflegt ihn Organsystem und jedes Organ eine Diesen Zustand stellt mau dem vorhergehenden Die exclusive Beden vollkommeneren anzusehen. urtheilung des menschlichen Organismus kommt dadurch zu der Annahme des als Zusammentreffens der höchsten Organentfaltung mit der höchsten Ausbildung des Gesammtorganismus. Schon die Ontogenie des Menschen lehrt Organe kennen. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Die Organe. 41 deren höchster Ausbildungsznstand je einer frithoren Eutwickelungsperiode ange- Es gibt Organe, die sowohl im Volnm als auch in ihrer Structur im Verlaufe der individuellen Entwickelung eine rückschreitende Veränderung eingeheu, so dass der Zustand, in welchem wir ihnen im ausgebildeten Organismus begegnen, keineshört. wegs dem Wege einer Ausbildung entspricht. Umwandlung regressiver Andere Organe wieder erfahren auf dem eine völlige Auflösung, sie verschwinden. Der ausgebildete Zustand des Organismus entspricht also keineswegs und von den zuerst sich sondernden Organon gelangt dem aller Organe, nur einTheil, wenn auch der größere, durch fortgesetzte Dilfereuzirung zur definitiven Entfaltung indes ein an- , mehr oder minder derer sich Wir zurückbildet. lernen daraus Organe kennen, W'elche im menschlichen Organismus eine viel geringere Ausbildung erfahren dem verwandter als in Thiere; funde, die als ein Überrest ausgebildeter Zustände sich darstellt rudimentäre Organe benannt. geht Hand dieser in Hand ; sie ergeben Be- daher werden sie Die Kückbildung ihrer formalen Einrichtungen mit der Modification ihres fnnctiouellen Werthes. Organe fungiren nicht mehr in der ihnen ursprünglich oder stehen in gar keiner nachweisbaren Function. Die meisten zukommenden Weise, Daraus ergibt sich kein Wider- spruch mit unserer Betonung des Connexes von Oi-gan und Function, vielmehr wird derselbe dadurch nur bekräftigt, denn jene Organrudimente sind nicht was sie Princip Wie waren. bildung bedingende angesehen werden. als außer Gebrauch Der verschwindet, hätigkeit wenn Wie Zeit. er bei als das die Rück- zu betrachten. Organ darf jedoch nicht auftretender gedacht werden. als So wenig ein Muskel einem Individuum selbst lange Zeit hindurch außer ebenso wenig steht, Rückbildung. Factor die oder rasch das, Die rudimentären Organe sind demnach Einfluss des Ccssirens der Function auf das ein plötzlicher 1 gestellt mehr Organ ausbildende muss eine Minderung oder Sistirung der Function so gilt, eine Steigerung der Leistung als das ein erfiihrt irgend ein anderes Organ eine sofortige Ausbildung der Organe wirkt auch hier als mächtiger Lange Zeiträume sind es, innerhalb deren die phylogenetische bei der Entfaltung im Organismus erfolgte, und ähnlich lange Abschnitte erfordert auch die Rückbildung. Daher gehen sich rflckbildende Organe nicht mit dem Individuum zu Grunde, sondern sie vererben sich mit den übrigen Einrichtungen, Oenerationsfolgen gänzlich zu schwinden. Die nidimentiiren Organe verweisen uns also um auf Zustände, in denen ausgebildeten Organismus fungirten und in ausgebildeter Form bestanden. erst sie durch auch im Sie sind damit Zeugnisse für die Verwandtschaft des menschlichen Organismus mit niederer stehenden Organen eine Bedeutung zukam. Dabei dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass es nicht blos die rudimentären Organe sind, welche jene Beziehungen in denen jenen aus- drücken, dass diese vielmehr durch die gesammte Organisation bezeugt werden. § 18. Wie das Außere des Körpers sowohl in den Proportionen seiner einzelnen Pheile, als auch in der speciellen Gestaltung derselben bedeutende individuelle ^ Vei schied enheiten kundgibt, so offenbart sich auch bei den Organen des Inneren : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 42 ein nicht unbeträchtlicher üreitegrad der Bei Schwankung des speciellen Verhaltens. VerFeststehen gewisser, die Grundzüge der Organisation ausmachender in der Veränderlichkeit eine zeigt sich Organisation, dem Typischen der dem hältnisse, speciellen Varietäten. gültige, als Ihi'e Ausführung des Einzelnen: die Vanahilüät. dann Producte sind die gleichDie Anatomie hat lange Zeit hindurch diese Erscheinungen als oder aufgeführt, »Naturspiele« Befunde angesehen, sie als als zufällige Abnormitäten und Missbildungen gedeutet. Während manche der hierher außerhalb zählenden Dinge in der That durch pathologische Processe veranlasst, Aufgestellten unserer Aufgabe fallen, sind andere Abweichungen von dem als Regel Solche Varietäten belehren uns über die gedie Annahme einer absoluten Constanz des beschränken dachten Schwankungen, des Organismus zu anderen OrganiBeziehungen die Tj^uis und deuten auf für uns von mehrfachem Interesse. sationen. genauer geprüft sind, nach In letzterer Hinsicht können diese Befunde, soweit sie bezieht sich auf niedere EntTheil davon Ein werden. gesondert Gesichtspunkten zwei persistiren und erlangen in wickelungsstadien. Ontogenetisch vergängliche Einrichtungen Befunde als embryonale diese kann Man Ausbildung. mächtige einzelnen Fällen sogar eine einer Hemmung der von anderen unterscheiden. Sie beruhen entweder auf Varietäten an ihnen sich kundgebende Weiterentwickelung eines Organes oder Orgautheiles, oder die die zur normalen Ausbildung führt, ein, Richtung die nicht schlägt Weiterentwickolnng über. oder sie gehen in Missbildungen, Deformitäten Embryonallehens nicht regelmäßig vordes während umfasst Gruppe andere Die kommende, nicht durch die Entwickelung an sich bedingte, oder doch noch nicht dort beobachtete Zustände, welche dagegen mit der Organisation anderer Thiere Übereinstimmungen darbieten fz. B. viele Varietäten des Muskelsystems). Sie repräsentiren bald niedere Stufen, bald auch Weiterbildungen, und geben wissenschaftlich behandelt vielfach Aufschlüsse über die allmähliche Entstehung der als Norm geltenden Einrichtungen. Sie Varietäten unterals Rückschläge (Atavismus) angesehen, und als atavisUeche müssen schieden werden, wenn man annimrat, dass sie nicht directer Vererbung ihre Entstehung Die Letztere Möglichkeit bleibt wenigstens für manche Fälle nicht ausgeschlossen. embryonalen zusammen, insofern atavistischen Varietäten fallen mit einem Theile der als eine verdanken. Befunde embryonaler Organisationserschoinungen eine Wiederholung welche bei anderen Thieren dauernd realisirt sind. große Anzahl darbietet, der § 19. Die durch Sonderung aus einer gemeinsamen Anlage entstehenden Organe auch im ausgebehalten ihren Zusammenhang mehr oder minder vollständig anatomisch sich vollständig trennen, und es verknüpft sie besteht doch in Bezug auf ihre Leistungen das Gemeinsame, in gleicher Richtung Solche auch dann noch die Verrichtung, welcher sie dienen. bildeten Zustande. Aber selbst wenn sie fungirende, oder bei verschiedenen Functionen doch in Bezug aut sammengehörende Complexe von Organen bezeichnet man als die letzteren zit- Organsysteme, Organapparate. Die Organsysteme bieten sich naturgemäß znr Eintheilung und Ordnung der den Organismus zusammensetzenden Theile dar. Wir unterscheiden folgende © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Die Organe. 43 1. Das Skeletsystem. Es liefert dem Körper die Stützorgane und ist mit dem folgenden Systeme für die Locomotion wirksam, indem es den passiven Theil der Bewegungsorgane 2. bildet. Das Muskelsystem. Dieses stellt durch seine Verbindung mit dem Skelet- system den activen Bewegungsapparat vor. Das Darmsystem 3. uinftisst einen wesentlich die Nalirnngsaufnahme und Veränderung der Nahrung besorgenden Canal, der mannigfaltig differenzirt das Darmrohr vorstellt. Von seinem ersten Abschnitte ist ein besonderes, der die Athmung dienendes Ilohlraumsystem abgezweigt, die Lungen mit den Luftwegen, welche die Athmungsorgune bilden. 4. Das Uro-Genitalsystem umfasst die Organe der Ausscheidung unbrauchdem Bhite (Exeretionsorgane Nieren), sowde jene barer stickstoffhaltiger Stoffe aus : Organe, welche der Fortpflanzung dienen (Gescldechtsorgane). Beide sind von ihrer Sonderung au ersten in inniger morphologischer wie physiologischer Verbindung. Das Gefäßsystem leitet den Umlauf und die Vertheiluug der aus dem Nahrungsmatorial gewonnenen ernährenden Flüssigkeit (Blut) im Körper, in 5. welchem (i. es überall seine Verbreitung hat (Kreislaufsorgane). Das Nervensystem regnlirt durch seinen Systemen die Thätigkeit derselben, nimmt Zusammenhang mit den übrigen dui’ch die Sinnesorgane Eindrücke von außen her auf und erzeugt Vorstellungen und Willensimpulse. 7. Das Integumentsystem bildet Außer mancherlei Schutzorganen sind die äußei'liche Abgrenzung des Körpers. seine wichtigsten Differenzirnngsproducte die Sinneswerkzeuge, welche mittelbar oder unmittelbar In dieser Eintheilung von ihm abstammeu. den Verhältnissen Rechnung getragen, welche die meisten Organsysteme bei ihrem Diirereiitwerdeii darhieten. Zugleich musste aber auch auf die Darstellbarkeit in einem anthropotomischen Lehrbuche Rücksicht genommen werden. ist Andere Eintheilungen nehmen von den hier festgehaltenen morphologischen Beziehungen Umgang und folgen einem vorwiegend physiologischen Principe. So theilt man die Organe in Organe zur Erhaltung des Individuums und Organe zur Erhaltung der Art. übrigen. Die letzteren sind die Geschlechtsorgane; die erstereu umfassen alle Diese können wieder in Organe, welche die Beziehungen zur Außenwelt ver- mitteln (^Beztehungsorgane), und Organe der Ernährung getrennt werden. organe sind Nervensystem und Sinnesorgane, Mnskelsystem und Skelet. als Die BeziehungsSie werden auch Die Ernähmngsorgane umfassen die Organe der Verdes Kreislaufs und der Exeretion. Diese werden auch mit den animale Organe unterschieden. dauung, der Athmung, als vegetative Organe zusammengefasst. Mit den Bezeichnungen »animal« und »vegetativ« ist nur das Allgemeinste der Verrichtungen der Organe gegeben, das Vorwaltendo der Functionen im Thier- und Pflanzen- Geschlechtsorganen reiche. Auf die Organe als solche, ihr morphologisches Verhalten, nimmt jene Unterscheidung keine Rücksicht, denn der Pflanze kommt keines der vegetativen Organsysteme in der Gestaltung zu, wie wir sie bei den Thiereii unterscheiden, und die animalen Systeme sind bei den niedersten Thieren noch indifferent. In einer älteren Auffassungsweise der Organe ergab sich eine andere Behandlung der »Systematik derselben, welche leider noch gegenwärtig Verwendung findet. Man trennte die Skeletlehre in eine Osteologie (Knochenlehre) und Syndesmologie (Bänderlehre), von denen die letztere jeglicher Selbständigkeit entbehrt, da die »Bänder« nur durch das, ®"as sie zu verbinden haben, Bedeutung erhalten, nur ans dem Skelete verständlich sind, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 44 Bedeutung verstanden wird. wie dieses wieder nur durch seine Verbindungen in seiner unter den Begriff der »EinDas Darmsystem brachte man mit dem Uro-Genital-System solche alle Theile, die in Körperhöhlen geweide« oder »Viscera« (rd OTtXöcYX''“)’ zusammenfassend. So theilte man der »Splanchnologie« auch das Herz zu, und liegen, es riss damit aus seinem morphologischen und physiologischen Verbände mit den Geman häufig separat in einer »Angiologie« behandelte. Selbst das Gehirn, ja so- fäßen, die gar die Sinneswerkzeuge wurden jenem Colleotlvbegriff untergeordnet. Das Schwankende verschiedenartiger Verin dem Begriff eines »Eingeweides«, wie es sich in dessen sehr wendung zeigt, so wie der Mangel jedes wissenschaftlichen Princips bei seiner Aufwerthlos und unstellung lässt ihn wenigstens für die anatomische Systematik gänzlich als dem Gesammtin»Eingcwelden« von immerhin auch wenn man haltbar erscheinen, halte eines Körpcrhohlraums sprechen kann. § 20. Für einzelnen die Darätelhing der gegenseitigen Lagebezielrangen der Korper- wird die Anwendung bestimmter Bezeichnungen nöthig, welclie jene Beziehungen ausdnicken. Wir scheiden den Körper in den Stamm und die Gliedmaßen theile (Extremitäten), die in obere und untere sich sondern. Am Stamme, der aus dem Rumpfe und dem durch den Hals mit jenem zusammenhängenden Kopfe besteht, vordere Fläche unterscheiden wir bei aufrechter Stellung des Körpers die gesammte als ventrale, die hintere als dorsale. Richtung so durch den Stamm thoilt, heißt die Medianebene, Eine Ebene, welche man sich in dorso-ventraler gelegt vorstellt, dass sie ihn in zwei seitliche Hälften Ebene liegende Theile bezeichnet man ln dieser Außerhalb dieser Medianebene betindliche Theile treifen sich lateral Die Richtung zur Medianebeiie wird als medial bezeichnet. Ein lateral befindlicher Theil kann also eine mediale Fläche haben, jene, die der Medianebeiie als zu mediane. ihr. ebenso wie ein medianer Theil laterale Flächen bieten kann. Eine mit der Medianebene parallele dorso-ventral verlaufende Ebene oder Linie wird als unterschieden. Sagittale Ebenen die man sich durch den Körper gelegt, zugekehrt ist, , oder Linien, die mau sich in diesen Ebenen in horizontalem Verlaufe Fläche. denkt, verbinden die dorsale mit der ventralen gezogen Die Richtung von Ebenen, ihrer Länge schneiden, wird frontal welche rechtwinkelig die Medianebene in benannt. Horizontale Linien innerhalb solcher frontalen Ebenen sind quere, transversal. An mediale und laterale ruhender Haltung frontal Medianebene des Stammes Gliedmaßen in Theile unterscheidbar, wobei man sich die Bezeichnungen sagittal, Auch die stehenden Körper denkt. den Gliedmaßen sind wieder am und transversal in Bezug auf die sind in ähnlichem Sinne wie am Stamme verwendbar. Dorsale und ventrale Flächen sind an den Gliedmaßen in anderen Verhältnissen. oberen und Infolge der erworbenen fuuctiouellen Ungleichwerthigkeit der unteren Gliedmaßen entsprechen dorsale und ventrale Flächen nicht mehr genau ihre dorsale Fläche bei einer vorderen und hinteren. Die obere Gliedmaße bietet ruhender Haltung in lateraler Richtung und lässt vorne gekehrt sehen. An der unteren Gliedmaße sie an der Hand ist die hinten. kehrt, die ursprünglich ventrale Fläche sieht nach lateral und nach Dorsalfläche vorwärts ge- Durch das Abtreten der : : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Die Organe. 45 , f Gliedmaßen vom Enmpfe, mit dem sie Zusammenhängen, ergeben sich neue Beden Gliedmaßen und ihren Theilen wird demgemäß die dem Stamme nähere Strecke als proximale, die entferntere als distale unterschieden. An ziehungen. Literatur. § 21 . Bezüglich der Literatur der Anatomie müssen wir uns hier auf wenige Da gaben beschränken. ganen und Organsystemen citirt sind, Artikel wissenschaftlicher Zeitschriften wo auch wichtige Abhandlungen oder Erwähnung linden, so haben wir hauptsäclüich mit den größeren Handbüchern und umfassenderen Von S. An- hervon-agende Monographien bei den bezüglichen Or- es hier Werken zu thun. solchen führen wir auf: Th. V. Vom SÖMMEBiNG, Baue des menschlichen Körpers. Neue umgearheitete und verbesorgt von Biscnopr, Husohke, Theit.e, Vaeentih, 9 Bde. Leipzig 1839 44. vollständigte Originalausgabe, Vogel u. — Wagnee. — Meokel, nandb. der monschl. Antomie. 4 Bände. Halle u. Berlin 1815 20. Fk. HrLnEBBANDT, Handb. der Anatomie des Menschen. Vierte umgearbeitete und sehr vermehrte Ausgabe, besorgt von E. H. Webee. 4 Bde. Braunschweig 1830 32. A. Lauth, Neues Handb. der prakt. Anatomie vom Verfasser nach der 2ten franz. Ausgabe J. Fii. — bearbeitet. 2 Bde. mit 11 Tafeln. Stuttgart u. Leipzig 1835 Tn. Keause, Handb. der menschl. Anat. C. F. In neuer Bearbeitung von Hannover 1876 Fe. Arnold, Handb. Freiburg i. 2 Bde. 2. Autl. W. Keause, mit — 36. Hannover 1842 Holzschnitten. —43. 3 Bde. mit Nachtrag. 2 Bde. mit Abb. (Bd. 2 in zwei Abth.") — 81. Anatomie des Menschen. 1846 51. d. — Br. Henle, Handb. der systematischen Anatomie mit zahlreichen mehrfarbigen Holzschnitten. J. 3 Bde. Braunschweig. Ed. I. 2. u. 3. Aufl. 1871, Bd. II. 2. Aufl. 1876, Bd. III. 1876—79. E. Hofemann, Lehrb. der Anat. des Menschen. 2 Bde., aus einer Übersetzung des folgenden englischen Werkes entstanden, fortgesetzt von G. Schwalbe, zugleich in selbständiger Bearbeitung, von der bis jetzt Bd. 2. 1. (Neurologie) uud 2. Abtheilung 2. Aufl. 0. E. (Sinnesorgane) erschienen A. Raubbe, 2 Bde. Von ist. Erlangen 1881 — Vierte neubearbeitete Aufl. von 87. 1893—94. englischen Handbüchern: Quain’s Element.s of Anatomy, edited by Allen Thomson, Edwl Alb. Schäfek and George Danoee Thanb. Ninth Edition. 2 Vols. London 1882, Tenth Edition in three vols. by SoHÄPEE and Thanb 1890 Französische J. Ceuveilhiee, 0. Sapfey, Werke Traite' Traite' Von Werken, —94. d’anatomie descriptive. Quatri^me Üdition T. I III. Paris 1863 ^IV. Troisiöme Edition. Paris 1876 d’anatomie descriptive. T. I — deren Bedeutung vonviegend in den Abbildungen liegt, 71 79. führe ich an: j- M. Bouegeey, Traitd complet de l’anatomie de Thomme , ratoire. Avec planches par N. H. Jacob. 6 Ede. comprenant gr. Fol. Dann J’a. Arnold, Tabulae anatomlcae. 3 Fase. Turici 1838—43. Paris mddecine 1832 44. la ope'- ; © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Einleitung. 46 Viel benützt wii-d von Studirenden: Leipzig 1888 89. 7. Aufl. E. Bock, Handatlas der Anatomie des Menschen. Abbildungen. 6. Aufl. 637 Anatomie in topogr. Descriptive und HniTZM-iNir, 0. Henke, Handatlas und Anleitung zum Studium der Anatomie des Menschen W. saale. Berlin 1888 Wien im 1890. Präparir- — 89. Für topographische Anatomie J. Hykti., Handh. der topogr. Anatomie wendungen. 7. Aufl. 2. und Bde. ihrer praktischen, raedicinisch-chirurgisohcn Wien 1882. — W. Braune, An- Topographisch-anato- Leipzig mischer Atlas nach Durchschnitten an gefrorenen Cadavern. gr. Fol. 3. Aufl. Menschen des Anatomie Topogr. Henke, W. Ausgabe. 1887 88. Auch in kleinerer Abbildung und Beschreibung. Lehrbuch mit fortlaufeuder Verweisung auf den — in Atlas. Berlin 1884. Atlas, Fol. Lehrbuch der Bonn 1884—88. topogr. Anat. Practical 1.—2. Theil Bis jetzt Bd. I. II. 1. Lieferung. human Anatomy. New York topogr. Anat. Anat. — G. Jössei., mit 80 Tafeln in 2 Abth. Berlin 1878—79. mit Einschluss der Operationsühnngen an der Leiche. topogr. Anatomie, Wiesbaden 1894. — 1. 1886. C. v. — Merkel, Handh. der Ahth. erschienen. F. J. Weisse, Braunschweig 1885—93. — 0. Hildebeand, — Grundriss d. chirurg.- Baedbleben und H. Haeokel, Atlas d. topogr. Jena 1894. zu Gebrauche im Präparirsaale schließen sich G. Kugk’s Anleitungen das an Leipzig Theile. 1888, 2 Leiche. Präparii'übungen an der menschlichen Zum vorliegende Lehrbuch an Angaben. und enthalten auch manche speeiellere topogi-aplusche © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. I Vom ersten Aufbau uihI von der feineren Ziisammensetzunir o des Körpers. Von den Formelementen. A. § 22. Die den ansgebildeten Körper darstellenden Organe sind zusammengesetzt aus Bestandtheilen von kleinsten mannigfaltiger Beschaffenheit. weiter in gleichartige Theile zerlegbaren Gebilde stellen die Diese nicht Formelemenle des Körpers dar. Ihre Mannigfaltigkeit ist das Product einer Differenzinrng die an ihnen ebenso wie an den Organen und somit im ganzen Organismus waltet. Dadurch haben sie sich mehr oder minder weit von einem gemeinsamen Ausgangs, punkt entfernt, in welchem sie gleichartig waren. So zeigen sich diese Formelemente in der ersten Anlage des Organismus, unter gewissen Verhältnissen auch später noch. Es sind dem unbewaffneten Auge unsichtbare, mikroskopische Ge- bilde, die man als Zellen (Cellulae) bezeichnet. Jede Zelle dem Plasma (Fig. 1] besteht aus einem Klümpchen weicher, lebender Substanz, oder Protoplasma, welches ein festeres Gebilde, den Kern (Nncleus) Im Zustande der Indifferenz und bei mangelnder Druckwirkung benachbarter Formelemente kommt der Zelle eine splmrieinschließt. sche Form zu. Das Plasma ist eine scheinbar homogene, oder i'ig. i. nui‘ führende, eiweißhaltige Substanz von pellucider Be- feine Molekel sie nicht gleichartig ist, Eine Zelle. gewann immer weitere schaffenheit. Dass Begründung. Zweierlei Substanzen sind auseinander zu halten, indem in flüssigen Protoplasma noch eine einnimmt ( tur, Paraplasma). leichtflüssige sich findet, An dem dem zäh- welche wabenartige Bäume ersteren besteht also bereits eine gewisse Struc- mit deren Erkenntnis die Zusammensetzung des Protoplasma einen wohl nur Die wesentlichsten Lebenserscheinungen provisorischen Abschluss gefunden hat. kommen dem Protoplasma Der Kern zu. bildet einen scharf abgegrenzten kugeligen oder länglichen Körper, der gi-ößere Resistenz als das ihn umgebende Protoplasma besitzt. An ihm ist , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 48 eine äußere Hülle als Kernmembran günstigen Objecten erkannt ist, ein Sie unterscheidbar. Netzwerk einer wie an umschließt, dem Protoplasma ähnlichen Substanz {Kernplasma], zwischen welcher eine weichere, halbflüssige, der Kerndurch Carmin, daher es auch saft, sich findet. Das Kernnetz färbt sich lebhaft als chromatische achr0 mat i s indes Substanz unterschieden Avird, c h e Substanz vorstellt. An bestimmten das Keruplasma die Stellen bestehen am Kern- netze Verdichtungen, die Netzknoten, von denen wieder ein oder mehrere andere im Kerne vorkommende feste Körperchen, Kernkörperchen (Nucleoli), verschieden Der Korn der Zelle ist demnach ein ziemlich zusammengesetztes Gebilde und lässt selbst die indifferente Zelle in einer Art hoher Oi’gaiiisation erkennen. Er stellt für die Zelle ein Organ vor, dessen sind. Kern einer Zelle. lleziehungen » Jedenfalls Wie seine Betheiligung für zwar noch nicht nach das Leben der am Vermchrungsaote lator dieser Lebensersoheinung. Seiten allen erkannt , aber „ Zelle von großer Bedeutung smd. der Zellen kundgiebt, ist er ein PiCgu- Inwiefern gCAvisse andere feste Gebilde, die im Protoplasma verkommen, Producte des Stoffwechsels sind oder nicht, ist noch nicht entschieden. Bei dieser durch das Verhalten des Kerns und des Protoplasma gegebenen Complication der Zelle dürfte nur in sehr bedingter Weise von einer »Einfachheit« Formelemente zu sprechen sein. Diese Gebilde existiren im Bereiche niederer Lebensformen dieser Wesen: einhellige als selbständige Organismen der mannigfaltigsten Art: aus solchen Gebilden baut sich der Thier- wie der Pflanzenleib auf, gesammte Organismenwelt. Daraus erhellt ihre sie sind somit grundlegend für die Bedeutung auch für den Organismus des Menschen. § 23 . Die Zelle äußert Lebenserscheinimgen die theils vom Protoplasma, theils vom Kern ausgehen. Sie geben sich in ähnlicher Weise kund, wie wir sie am gesammten Organismus sehen. Wir nehmen an der Zelle Fig. 3. Betvegungen .wahr, indem wir ihre sic Form verändern sehen: wie sie da einen Fortsatz ihres Protoplasma hervorti-eibt, dort eine Einbuchtung zeigt, durch welche Vorgänge sogar ein Ortswechsel, eine Locomotion, zu Stande kann. Organismen, die Amöben, Auch wenn Lympbzelleu in verscliiedenen Zuständen der Be wegung. Nacli Fkev. kommen Solche Bewegungen heißen amöboide, da einzellige sie in gleicher Weise kundgeben. am Kern sind Bewegungsvorgänge nachgewiesen, sie auch bei der Resistenz der Kernmembran zu keinem so intensiven Gestaltwechsel führen, Avie solcher am Proto- plasma sich kundgiebt. Sowohl Temperatur als auch andere Somit Einwirkungen beeinflussen die Bewegungsvorgänge. werden äußere Zustände vom Protoplasma wahrgenommen und man kann sagen, innewohnt. dass ihm eine Art von Empfindung niederster Qualität , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Formelementen. A. Aus 49 der Tliatsache, dass die Zellen ihr Volum vergrößern, wachsen, muss In der Kegel findet die Aufnahme von auf eine Ernährung gesclilossen werden. Nahrung auf endosmotiscliem Wege statt, allein in gewissen Fällen ist eine Aufnahme geformter Theile ins Innere des l'rotoplasma direct zu beobachten. Die aufgenommenen von dem Stoffe erfahren wandlung und werden in rung desselben verwendet. sie umgebenden Protoplasma Um- eine Fällen im Protoplasma aufgelöst, zur Vermeh- \-ielen In wiefern alle Molekel des Protoplasma solchen von außen aufgenommenen Sulistanzen entstammen, bleibt noch zu ermitteln. Aus dem Protoplasma gehen chemisch und physikalisch von ihm verschiedene Stoffe es scheidet Stoffe ab. Dieser Process ist entweder eine Umwandlung des heri’or: Protoplasma selbst, und dann gewordenen Substanz ist räumlicli ein allmählicher ins indifferente Übergang der different Protoplasma zu erkennen, oder es treten vor- her im Protoplasma enthaltene Stoffe aus demselben heraus, ohne jenen räumlichen Übergang erkennen zu Protoplasma vor sieh, Die Ahscheidung geht entweder im Inneren des lassen. oder nach außen ; und sind ersten Falle in der Zelle liegen die Producte der So linden sich Farbstoffe Bestandtheile dersell)en. Absehoidnng bleiben im für bestimmte Zustände charakteristische in Körnchenform, z. B. in den sogenannten Pigmentzellen und vielen anderen Zellformationen. Wenn der Vorgang der Abscheidung nacli der Oberfläche zu stattfindet , entsteht eine Schichte vom Protoplasma um differente, den Protoplasmaleib der Zelle, die Zellmembran. An ganz allmählich in das indifferente Protoplasma über. kommt sie sehr allgemein begriffs betrachtet. different Weise vor und wurde demgemäß In einem anderen Falle benachbarten Zellen her Diese geht meist gewissen Zcllformeu früher als ein Theil des Zcll- crschemt der aus dem Protoplasma gewordene Stoff mehr oder minder formlos und von so und damit von letzterem unterscheidbare entstandenen fließt mit zusammen. dem auf gleiche Aus solchem Materiale gehen die sogenannten Intercellularsubstanzen hervor. Endlich bietet die Zelle noch Fortpflanzung dar, sie vermehit sich, woran in Kern innigen Autheil nimmt. Die allgemein verbreitete und deshalb wichtigste Vermehrung geschieht durch Thetlung der Zelle. Der Kern erleidet der Kegel der dabei Veränderungen, als Vorbereitung und Einleitung zn jenem Prooesse. Umformung Eine der Kemsubstanz, theilweise Auflösung derselben spielt hier eine Kölle, wobei die Kerusti’uctur eine bemerkenswerthe Umgestaltung erfährt Die Entstehung zweier Kerne (s. Anmerkungi. Jeder der neugebildcten Kerne verhält sich wie ein Atti-actionscentrum für eine Quantität Protoplasma, welches um ist das Kesultat. dom andern Kerne folgenden Masse sich ablöst. sind das Endergeltnis dieses Vorganges. Bei Zwei neue kernführen de Zellen gleichem Volum beider Producte erscheint der Process einfach als Theilung. Boi ihn sich fügt und von de]', jeweils ungleichem Volum, wenn eine kleinere Zelle am Körper einer größeren entsteht, stellt der Vor- sich als Sprossung dai'. Endlich kann auch eine Mehrzahl von Zellen auf Weise aus Einer hervorgehen. Eine fundamentale Verschiedenheit dieser Vorgänge besteht um so weniger, als mannigfaltige vermittelnde Zustände Vorkommen. gang diese Gkgenbauk, Anatomie. I. 0. Aufl. 4 , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 50 Die beschriebene Kermtructur giebt wisser Behandlung zu erkennen. nur hei großen Pornielenienten unter gebei kleineren Elementen die Grund- sich Doch bestehen auch züge jener Structur, so dass wir darin eine gesetzmäßige Einrichtung erkennen. Nach Maßgabe der Ausprägung dieser Structur ist sie auch bei der Theilung des Kernes im Dieser Vorgang, den man früher nur in einer Einschnürung und endlichen AbSpiele. schnürung zu erkennen glaubte, zeigt sich nur selten in dieser einfachen Form (directe indem an der KernMeist ist er complicirter {indirecte Kemtheilung^ Kemtheilung^. substanz vorbereitende Erscheinungen Das während der Ruhe des Kernes anftreten. diesen durchziehende Netzwerk (Fig. 4o) geht in Knäuel von Fäden ein Fig. 4. grenze centrale diesen als löst sich An Umbiegungen. die der Continuität Schleifen, woraus eine Sternform der (e). Anordnung Nach Spal- tung der Sternstrahlen wird das Gebilde durch Nach feine radiäre Stäbchen — ge- Diese zeigen sowohl (c, d). der Schleifenschenkel entspringt Vorgänge hei der Kerntheilung. Flemmiso. sich, und bilden kranzförmig peripherische Stellen wobei die Kern- Die Fäden verdicken schwindet. lockern das Knäuel ordnete Schleifen 'über (b), wird, ohne dass die Kern- membran undeutlich dargestellt (/’), die sich allmählich nach zwei Polen gruppiren (pj und Jede der von einander sondern. Äi^uatorialplatte — durch eine Substanzsohiehte halbtonneuförmigen Stäbchengruppen (ä), die bei längerer Streckung eine Spindelform Diese Gebilde machen erhalten (Kemspindel), bildet die Anlage eines neuen Kernes. nun dieselbe Reihe von Veränderungen rückläufig durch und formen schließlich zwei — getrennte Kerne, um welche sieh das Zellplasma sammelt. Die Erscheinung wird als KaryoUnese bezeichnet, oder mit Bezug auf ihre fadenförmigen Producte: Mitose. Die durch Kerntheilung eingeleitete Zellvermehrung und die ihr verwandte Ver- mehrung durch Sprossung sind die einzigen, sicher erkannten Vermehrungsweisen, welche eine Generatlo aequivoca der die früher allgemeiner angenommene freie Zellbildung — . 2elle — immer weiter zurückgedräugt haben, so dass sie heute als unerwiesen gilt. — Die Theilung des Zellkerns führt nicht unter allen Umständen auch zu einer Theilung der Zelle; wenigstens scheint das durch das A^orkommen vielkerniger Zellen angedeutet zu Solche Formelemente fallen unter einen sein. repräsentiren potentia Summen von sie als die mit dem Protoplasma den Begriff der Zelle seltenere Vorkommen jener Fälle lässt sie als andern Begritf als den der einfachen nachdem einmal der Kern begründende Instanz erkannt ist. Das Zelleinheiten, Zelle, nicht von fundamentalem Werthe erscheinen. Das gilt auch von manchen anderen, an Zellen beobachteten Erscheinungen, wie Concrescenz von Zellen und von deren Kernen. Außer der Fortpflanzung der Zelle ist die Differenzirung von größter Bedeutung. Auf ihr beruht die Mannigfaltigkeit der Organe des Körpers und damit auch der unendliche Reichthum ihrer Ecistungen. Durch diese Umbildung des Protoplasma der renten Zellen entstehen vielartige Substanzen, welche schließlich bei weitem größten Theil des Organismus Formzustunden auf, so dass sie als geformte gebundenen Protoplasma, der Keimsuistansi, indiffe- dem Volum nach den Sie treten in bestimmten Suhstam dem au minder bestimmte Formen gegenüber gestellt wurden. (L. Beaue.) zusammensetzen. vom Protoplasma different mehr dem Protoplasmaleib der Zelle angeboren, als »Abscheidungen« bezeichnet, well der Begriff präciser ist als Differenzirung und die Benennung kürzer als »chemische und physikalische Umwandlung« des Protoplasma, welche An dem gewordenen dieser 0. dargelegten Zellbegriffe festhaltend, haben wir die Stoffe, die folglich nicht Abscheidung allerdings zu Grunde liegt. Hehiwig, Die Zelle und die Gewebe. Jena 1892. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at A. Von den Formelenienten. 51 § 24. Alle an der Zelle sich kundgebenden Vorgänge lassen dieselbe als lebendes Gebilde einem Organismus vergleichen [Elementarorganisnius, BkOcke). Dieselben Lebensvorgänge vollziehen sich an diesen Formelementen, wie sie an einem complicirten Körper durch dessen Organe besorgt werden. Zelle tritt klarer hervor, wenn wir sammtc Organismus nicht niu- die seinen Diese Bedeutung der Thatsache in Betracht nehmen, dass der ge- Aufbau aus jenem Material empfängt, sondern Das ist die Eiselle. Obwohl dass er anfänglich sogar selbst eine Zelle darstellt. diese in ihrer ausgebildeteu Form keineswegs als indifferenter Zustand einer Zelle doch mit allen wesentlichen Attributen einer Zelle ausgestattet und geht aus einem indifferenten Zustande hervor. Was sie an Diffe- beurtheilt werden kann, so ist sie renzirungsproductcn in ihrem Protoplasma enthält, sind dem Zellbegriff nicht zu- wider laufende Verhältnisse, es sind vielmehr nur Einrichtungen, die mit dem besonderen Werthe dieser Zelle im Zusammenhang stehen. Dieser Werth ergiebt sich aus der Bedeutung der Eizelle für den künftigen Organismus, zu dessen Anlage sie dru-cli allmähliche Zerlegung (Theilung) in kleinere Formelemente, die wiederum Zellen sind, das Material darbietet. Bei niedersten Organismen erhält sieh der indifferente Zustand der den ge- sammtcn Körper repräsentirenden Form, schließlich in dieser Zelle zeitlebens. des Zellenleibes unendlich compliciren kann. eine Vermehinng der Formelemente samraensetzt, ist hier Die Protosoen bestehen aus- die sich aber durch Differenzinxngen des Protoplasma Das, was bei höheren Organismen als erscheint, aus denen der Organismus sich zu- Vermehrung der Individuen, Foi'tpflanzung der Art. Von solchen einfachsten Lebensformen an sehen wir allmählich complicirtere Organis- men durch Aggregate von ai-tige Zellen entstehen {Metazoen). Mehr oder minder Zellen bleiben in größerer Zahl zu einem Organismus vereinigt. gleich- Die Zellen haben jedoch dabei ilmm Zusammenhang nicht vollständig aufgegeben. Schon bei den ersten Theilungsacton bleiben zwischen den Zellen feine proto xlasmatische Ver2 bindungen erhalten, wenn auch bei ihrer Subtilität bis jetzt nicht allgemein erkannt, doch deshalb nicht in Abrede gestellt werden können. Dadurch bleibt auch der metazoische Organismus ein einheitlicher, und lässt auch später noch jene Zusammenhänge seiner activen Formelemente, wenn auch in anderer Weise ausgefiilu't, die, wahrnehmeu. Von da an wird das organbildende Princip der Arbeitstheilung (s. 8. .39) in hervorragender Weise thätig, und differente Theile des aus Zellen zusammengesetzten Körpers übernehmen verschiedene Leistungen. Demzufolge treten die Zellen aus dem indifferenten Zustand. Entsprechend der Function des durch gebildeten Organes gehen sie in verschiedene Formen und Verbindungen sie über, und physikalisch vom indifferenten Protoplasma verschiedene Substanzen entstehen. Wir haben es dann sowohl mit Zellen als auch mit einer nicht etwa ans Zellen zusammengesetzten, aber durch Zellen producirten Substanz lassen neue, chemisch zu thun, die einen anderen Zustaud als das Zellprotoplasma besitzt. 4* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 52 Vom B. ersten Aufbau des Körpers. (EntwickelungsgescLichte, Ontogenie.) § 25 . Die Complieation des ausgebildeteii Organismus wird verständliclier durch die Ableitung von den ersten Anfängen. Deshalb kann die Erforschung und Betrach- tung jener früheren Zustände von der Aufgabe der Anatomie nicht geti'ennt werden, ohne dass der Zweck der Anatomie Einbuße ein erfährt. Eingehen auf Vorgänge einem niithig, Wie als Wissenschaft eine bedeutende wir bei allen Organsystemen Verhältnissen begegnen, welche frtiherc Zustände erheischen , so wird auch eine Darstellung der welche die Entstehung der Organsysteme, ihr Ilervortreten aus iiidiffcrouten Zustande einlciten und Daraus ergiebt sich ein sie begleiten. Eine Anschluss der Genese der Organe au die erste Dift’orenzirnng des Köiiiers. Darstellung der letzteren, wie ich sie hier folgen lasse, soll in ihrer gedrängten Kürze und der damit gebotenen Beschränkung auf präliminare Vorstellungen die wichtigsten erwecken, etwa ausreichend, um Vorgänge nur das bei den Organen Abgehandelte in Bezug auf deren niedere Zustände zu verstehen und zu einem Ganzen auszngestalten. Bei der unserer Dürftigkeit menschlichen Körpers hat man Kenntnisse von den frühesten Stadien des dem von verwandten Organismen ge- längst mit nauer Gekannten jene Lücken ausznfüllen versucht. Ein sehr großer Theil ist der Ontogenie von Säugethieren entnommen, unter der Voraussetzung, dass die ent- sprechenden Verhältnisse beim Menschen nicht sehr verschieden sein werden. weiter zurück die Entwiekelungsstadien liegen, desto zur Nothweiidigkeit. Für Das tliese war auch die ersten Sonderungsvorgänge Je Substitution eine Berück- da nur von da aus die Vorgänge der sichtigung niederer Wirbelthiere geboten, höheren klarer zu mehr wird stellen sind. hier vorzuführende Material sondert sich in drei Abtheilungen. Die erste handelt von den Veränderungen des befruchteten Eies bis zur ersten Anlage des Körpers. Die zweite Abtheilung umfasst die fortschreitende Differenzhuug der Körperanlagen und die Anlage der Organe ; die dritte hat die gleichzeitig mit der Körpcranlage und aus ihr hervorgehenden Fruclithfllleu zum Gegenstand. AusfüTirliehere Darstellungen siehe in den Leliibüchern : Kölmkeb, Entwickelungs- der höheren Thiere, zweite Auflage, Leipzig 1879, dessen Grnndriss, zweite Auflage, Leipzig 1884, ferner 0. Heetwio, Lehrbuch der Entwickelungs- und geachichte des Menschen gesehichte des Menschen und der Wirbelthiere, vierte Auflage, Jena 1893. Bonnet, Minot, Lehrder Entwickelungsgeschichto der Haussäugethiere, Berlin 1891. Entwickeiungsgeschichte des Menschen. Deutsche Ausgabe von Kaestnuu. Grundriss buch der Leipzig 1894. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. I. Vom ersten Aufbari des Körpers. Von den Veränderungen des Eies Ms zur 53 ersten Anlage des Körpers. Ei und Befruclitung. I. § 26. Wie nimmt die als Zelle geschilderten Pormeloinente den von solchen seinen Ausgang. er auch element bildet das materielle Substrat Das für die Körper zusammensetzen, so als »Eizelle« hezeichncto Dieses im Eierstock entstehende weibliche Zeugungsmaterial ist antanglich anderen Zellen gleichartig, bildet sich aber in besonderer Kichtnng aus. einer Eizelle sondert sich ein durch Material, welches man dem mit die Plasma als Dotier (Vitellus pflegt. Dabei wächst die Eizelle und Form- Anlage des neuen Organismus. Im Protoplasma Körnchen dargestcUtes Körnchen verbindenden Fig. 5. oder Deutoplasma) zu bezeichnen andere Zellen übertrifft meist dui’ch bedeutendere Oröße. Für die Säugethiere beti-ägt mm. Der Kern diese ca. 0,2 der Eizelle wird als Keimbläs- chen l'Vesicula germinativa) bezeichnet, bietet aber unwesentlichen gleiche Verhältnisse, wie der Zellkern. körperchen man hat Keimfleck als Das Kern- Ki des Menschen. a Oolemma. h Dotter. (Macula germinativa) c unterschieden. Keichthum heit Damit wäre als indifferenten Zelle anzusehen. Keimbläschen. Nach nur die Größe und der größere Körnchen (Deutoplasma) .an von einer also Köllikl’r. Verschieden- Das Protoplasma bildet zugleich die Oberfläche der Eizelle und lässt hier eine etwas dichtere Schichte erkennen die jedoch nicht als selbständige Membran darstellbar ist. , Auf dieser niedersten Stufe kommen alle thierischen Organismen mit einander überein. Wie sehr auch im Volum der Eizelle und damit im Zusammenhang in der Menge und der speciellen Gestaltung und feineren Constitution des Dotters bedeutende Verschiedenheiten in den Abtheilungen der Thiere dnick kommen, über.all ist die Eizelle der Ausgangspunkt zum Aus- für die sexuelle Ver- mehrung. Mit seiner Ausbildung im Eierstock empfängt das Ei eine Fmhullung (Ooeiner homogenen Substanz von Seite es umgebender lemma) durch Absoheidung aber indifferent bleibender Zellen. Diese schichtweise abgesetzte Sulistanz nmo-iebt das bei durchfallendem Lichte dunklere Ei wie ein heller Saum, daher pellucida benannt ward (Fig. 5). Feine Porenkanäle durclisetzeii das sie Zona Oolemma radiärer Kichtung. Mit dieser nfllle verlässt in das Ei den Eierstock und wird in der durch den Eileiter befruchtet durch Formelemente des männlichen Zeugungsstoftes, des Samens [Sperma). Regel auf seinem Wege Diese Formelemente, Spermatosoen, dringen durcli das Oolemma in den Dotter und gehen hier auf eigenthümliche Weise Verbindungen mit einem Abkömmling des inzwischen gleichfalls veränderten Keimbläschens ein. Das im Ei vorliegende weibliche Zcugungsmatei'ial empfängt also Material ans dem raänn- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Absolmitt. 54 liehen Organismns. Dieser Vorgang ist die Befruchtung. Sie leitet den Beginn weiterer V'erändeningeu ein, welehe die Entwiekelung (Ontogenese) darstellen. Das AVesen der Befruchtung bestellt also in der Mischung dem männlichen Organismus entstammenden Materiales mit dem Materiale der reifen Eizelle. Bei diesem Vorgänge ergeben sich mancherlei Complicationen, von denen wir als das Wichtigste mir die Verschmelzung des aus einem Samenfaden hervorgegangeneu Kernes (Samenkern) mit einem Producto des Keimbläschens (Eikern) hervorheben wollen. Aus der Verbindung männlichen und weiblichen Materiales geht für den neuen Organismus die Ererbung von Eigenschaften von beiderlei Geschlechtern hervor. Im Dotter des Eies stellen die Formbestandtheile Ernährungsmaterial vor, daher sie als Nahrungsdotter von dem Plasma der Eizelle (Bildungsdotter) unterschieden wurden. Die Menge des Nahrungsdotters pflegt das Volum der Eizelle zu bestimmen. Bei Selachiern, Eeptilien und Vögeln erlangt die Eizelle durch die Dottermasse eine bedeutende Größe. Eitheilung (Fiirohuiig), Entstehung der Keimblase. 2. § 27. Die Entwickelung des Eies zu dem aus ihm hervorgehenden Organismus beDie Eizelle theilt sich in zwei Zellen und diese Dadurch wird das Ei allmählich in eine Anzahl kleinerer Elemente zerlegt, die wiederum Zellen sind. Es ist im Wesentlichen derselbe Vorgang wie hei der Vermehrung der Zellen, der allen Metazoen zukommt. Da die Theilung sich oberflächlich am Ei als Fm-chenbildung bemerkbar macht, und solche bald melu- bald minder tiefe Furchen das sich theilcnde Ei charakterisiren hat ginnt mit einem Theilmigsvorgang. setzen die Theilung fort. , man jenen Vorgang auch Furchung benannt. Die Fundamentalerscheinung zeigt sich nicht überall in gleicher Weise selbst noch bei den Wirbelthieren bestehen mannigfache, aber aus einander , und ableit- bare Befunde, indem bald das gesammte im Ei gegebene Material, bald nur ein Theil desselben von jenem Processe ergriffen wird. Fig. eine vollständige. tat ist eine Sie wird als totale Summe von Zellen, niedersten Zustande die (Soliema.) Furchung bezeichnet. welche einander entweder gleichartig als größere und kleinere von einander verschieden erweisen. die Furchung eine äquale. Stadien dieses Vorganges. ist (i. Äquale Pnroliung einer Eizelle. Furchung Im Im Das Resul- sind, oder sich ersten Falle ist Die vorstehende Fig. ö gieht eine Darstellung einiger © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Die Zerlegung erfolgt artig; 2, 4, S, l(i, Theiluug dar. 32, (!4 So wird A^om ersten Aixfbau des Körpers. am 55 gesammteii Eie, wie es scheint, ursprünglich gleich- Zellen stellen für die einzelnen Stadion das Ergebnis der schließlich ein Haufen gleichartiger Zellen gebildet, der einer Maulbeere ähnlich ist {Mor’ula) (Fig. ß Z*). Die äquale Furchung geht dadurch in eine andere Form über, dass die Theilung der Furchungsproducte in verschiedenem Rhythmus erfolgt oder doch ungleich große Zellen liefert. AVährend die Furchung in ihrem ersten Stadium noch gleichgroße Zellen hervorgehen läßt, denen nicht gleichmäßig fort, Das Product rascher als an den anderen. Zellen. gesetzt. 2, 4, 8, setzt sie ist ein Die Morula wird also hier aus ungleich Dieses ist die inUquale äqualen das gesamrate Ei sich an den zuletzt entstan- sondern vollzieht sich an einem Theile dieser Zellen Furchung. Haufen größerer und kleinerer großen Elementen zusammen- Bei ihr wird aber ebenso wie bei der welche zum Aufbau des Körpers in_ Zellen zerlegt, dienen, daher diese Eier holohlastischc heißen. Die inäquale Furchung leitet sich von der äqualen schiedene Werthigkeit der Theilungsproducte beim niedersten Wirbelthier, bei Amphioxus, zum tritt ab. Sie bringt eine ver- frühzeitigen Ausdruck. das hervor. Schon Bei der großen Be- deutung, welche diese Vorgänge für das Verständnis der ersten Sonderung eines complicirten Organismus besitzen, empfiehlt es sich, sie hier in Kürze vorzuführen. Der aus der Theilung der Eizelle hervorgegangene Zellhaufen (Morula), größeren und kleineren Elementen gebildet, Höhle gruppirt, zeigt seine Zellen um aus eine centrale den ersten Stadien der Theilung aufzutreten be- die bereits in gonnen hatte {Furchungshöhle) (Fig. 7 h). Die Zellen sind in der einschichtigen Fig. 7. JE Jl Jf Einzelne! Stadien der Bildung der Keiinblaee und der Gastrula AVandung der Höhle so angeorduet, dass die kleineren andern Pol zu treffen Tig. 7 A). vom Ampliioxus. sind, am Nacli Hatsühek. einen, die größeren am und zwischen beiden Übergangsformen bestehen Unter dem Fortgange der Theilung dieser Zellen bleibt dieser Gegen- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 56 bewahrt Satz (/?), und so gestaltet sich aus dieser, die Furchungshöhle umschlics- sender Zellschichte die Wandung’ einer Blase (C), weg einschichtige sphärischen Wand ist Oberflächen versehenen wechselseitigen Druck zu An dem irmgestaltet. An das ßlastoderm. Zellen einer größeren durch Vermehrung ihre und den einen Pole der Blase sind die Zellen bedeutend höher als Wir haben 7). Deren durch- Anzahl sogenannter cylindrischer Zellen am vom ersteren oder vegetativen unter- also jetzt einen Organismus mit einschichtiger entgegengesetzten, den wir als animalen Pol scheiden (Fig. der Keimblase. diesem sind die vorher noch mit Körperwand, die den ans der Furchunghöhle entstandenen Ilohlraum umschließt. An Körperwand besteht aber eine Verschiedenheit nach dem Volum der was ebenfalls vom Furchungsprocesse sich herleitet. der sie darstellenden Zellen, Gastrula und Keimblätter. 3. § 28. Wandung der ^Vn der Keimblase beginnen Veränderungen aufzutreten, dieselben so vorstellen, dass der vegetative Pol der Blase gegen den ^laii kaiiu sich animalen sich einsenkt, so dass die Furchungshöhle verkleinert wird (Fig. Dieser Vorgang ab. Im leitet sich zunächst vom Wachsthume Verlaufe dieses Processoa verschwindet die Furohungshöhle , und die eine Hälfte der Keimblaso wird in die andere eingestfilpt (Fig. 7 F). ist 7 D]. der gosammten Keimblase damit zweischichtig oder doppelblättrig geworden. durch die Einstülpung (Invagination) entstandenen Kaum. vom die mittelbar vegetativen Pole der Das Blastoderm Es umschließt Keimblase Jetzt einen Diesen begrenzt un- eingesttilpte Zollschichte, welche an der Einsttilpungsötfnung unmittelbar in die äußere Zcllschichte übergeht (Fig. 7 Fl. Ein solcher Organismus Er wird Binnenraum stellt den niedersten Zustand der Metazoen dar. Gastrula (Haeckel) bezeichnet; der durch Einstülpung entstandene als ist Befund eines die Gastralhiihle [V\g. 7 D, E, Eg), sie repräsentirt den einfachsten Darmes flJrdaimhöhle). Den Eingang der Urmund, Prostoma oder Blastoporus. oder weniger modificirt erhalten (Gastraeaden). von solchen Zirständen sich Abtheilungen der Metazoen. knüpfende Band und aus, bildet Dass ancli die librigen Motazoen ableiten, zeigt die Verbreitung der Gastrida in allen Diese metazoische Urform ist somit das Alle ver- in ihrer Erkeimtuis drückt sich der bedeutendste Fortschritt indem wir dadurch der höheren in diese Gastralhöhle Solche Organismen haben sich mehr in den Stand gesetzt sind, auch die Entwickelungsvorgäuge Formen ans der Ableitung von der Urform zu verstehen. Für den Organismus der Gasti-aea fungiren die beiden am Urmunde in einander umbiegenden Zellschichten der Leibeswand als Organe. Die äußere Schichte, das Ectoderm, fungirt als Integument, Decke und Schutzorgau des Körpers. Sie vermittelt die Beziehungen zur Außenwelt, indem sie der Empflndung und sie bewirkt auch die Loeomotion nachdem von ihren Zellen Wimperdient , haare liervorsprossten. , Die innere die Gastralhöhle umschließende Schichte , das © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom B. ersten Aufbau des Körpers. 57 Entoderm, dient der Pirnähniug sie nimmt in primitiven Lebensformen durcli den ITrmnnd Nalmmgsstoffe auf, welche durch die Zellen verändert, verdaut werden. Die Zellen dienen auch der Fortpflanzung. ; Aus ergiebt des Gastrulazustandes am Anfänge der meiazoischen Entwickelung auch das allmäHiclie Zurücktreten dieses Befundes in den höheren AhSo sehen wir die Gastrula unter den Wirbelthieren zwar hei Amphioxus der Stellung sioli theilungen. am vollkommensten ausgeprägt, aber der Blastoporus dient Mund und geht überhaupt in keine definitive Einrichtung noch als schon hier nicht mehr über. Nur die Gastral- höhle mit ihrer Entodermauskleidung wird zur Darmanlage verwendet. Die späteren, an die Gastrulaform noch anknüpfenden Veränderungen deuten an, welche bedeutenden Umgestaltungen von da aus zur Herstellung des Organismus der Vertebraten vor sich gegangen sein müssen, Umgestaltungen, welche die Ontogenese uns nur In Bruchstücken aufbewahrt hat. Diese Erwägungen, welche die weite Entfernung des Organismus der VVirhelthiere von jenem gemeinsamen Ausgangspunkte aller Metazoen einleuchten lassen, machen auch das allmähliche Verschwinden der vollständigen Urform begreiflich. Diese dann nur noch durch die Verknüpfung gewisser einzelner Entwiekelungsphaseu in der Reihe der VVirhelthiere nachweisbar. Dadurch mindert sich aber nicht der "Werth ist jener Erkenntnis der Gastrula, kenntnis überwindet im Wege tinuität die er wird vielmehr dadurch noch erhöht, denn jene Erdem Verständnis einer Con- großen Schwierigkeiten, welche stehen. Uber die Gastrula und ihre Bedeutung s. IIaeokel, Jenaische Zeitschrift, Bd. IX und XI. § 29 . Die beiden Schichten der Gantrula oder Blätter der Körperwand, Ectoderm und Entoderm, die wir als erste Organe des Körpers beurtlieilten, sind fernerhin allen Metazoen zukommende Einrichtungen. Sie geben auch da aus dem Furcliungsprocesse des Eies hervor und bilden in ihrem ersten Zustande wiederum nur einfache ZelUagon. Sie bleiben aber nieht in diesem einfachen Zustande, sondern lassen durch Souderungsvorgängo neue Organe entstehen. neuen Organe aus jenen beiden, als Lamellen oder Blätter erscheinenden Zellschichten wie aus einem Keime sich sondern, werden Ectoderm und Entoderm als »Keimblätter« aufgefasst. Man unterscheidet dann das Ectoderm Da als diese äußeres Keimblatt Wie [Ectoblust], sie die ältesten das Entoderm als inneres Keimblatt auch die ersten für den sich entwickehiden Köipcr, und da alle andern aus ihnen entstehen, stellen sie [Endoblast]. Primitivorgane vor. Als fernerhin noch ein neues aus dem Entoderm Organe sind, sind sie tritt zwisoheu Ecto- uud Entoderm mittlere Keimblatt, Mesoderm, welches wie weiter unten gezeigt wird. Es ist keine, den drittes Keimblatt auf, das liervorgeht, beiden anderen gleichwerthige Bildung, kein l’rimitivorgan, vielmehr umschließt es das Material zu Organaiilageu welclic aus dem Entoderm, phylogenetisch , vielleicht successive, sich abgespalten hatten. Wie den Keimblättern durch ihre gegenseitigen Lagebeziehungen schon in der Gastrula bestimmte Functionen zukoimnen, so sind auch die ans ihnen sich sondernden Organe bestimmte. Das äußere Keimblatt liefert vor allem die Oberhaut des Körpers vEpidermis und ihre Producte, Drüsen, Haare etc.), ferner das centrale is ervensyatem und die wesentlichsten Bestandtheile der Sinnesorgane. Aus dem L © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 58 inneren Keimblatte geht vor allem die Auskleidung des Darmsystems hervor, und Dem Mesoderm kommt die Bildung des die damit verbundenen Drüsenorgane. Cölom oder der Leibeshöhle und des Muskelsystems zu, ebenso die der Keimdrüsen irnd die Auskleidung ihrer Ausführwege, nicht minder die aus dem Stützgewebe sich erste aufbauenden Organe. Dagegen scheint für das Gefäßsystem das Entoderm die Grundlage abzugeben (Rabl). Veränderungen des Furchungsprocesses und der Keimblätteranlagen bei den Wirb eltbieren. 4. § 30. Die durch inäquale Theilung der Eizelle entstandenen Formelemente (Keimzellen) sind, wie bemerkt, nicht völlig gleichartig. Es ist sehr beachtenswerth, dass eine Anzahl jener Zellen längere Zeit hindurch größer bleibt als die anderen, und dass jene größeren Elemente kleineren zum Ectoderm bestimmt die Anlage des Entoderm abgeben, indess die sind (Amphioxiis). an dem ectodermalen Zellmateriale, minder rasch Damit ist Der Proccss am entodermalen aber nur etwas Äußerliches bezeichnet. verläuft rascher (vergl. Fig. 7 F). Bedeutungsvoller das damit ist verknüpfte Verhältnis des Protoplasma und der in demselben befindlichen Dottergebilde (Deutoplasma) von welchem dem Entoderm eine relativ größere Menge, , als dem Ectoderm aus nährung des Körpers dem gesammten Eimateriale zugetheilt ward. Die der Er- dienenden Zellschichten erscheinen dadurch begünstigt zu ihrer Function. In diesem Verhalten liegt der Schlüssel des Verständnisses aller übrigen Zustände Furchung und der Keimhlätter-Anlage der übrigen Wirhelthiere. Wir begegnen zunächst einer Weiterbildung der inäqualen Furchung bei den Amphibien. Deren Eier der Kg. sind durch Pigment ausgezeichnet, welches so ver- man einen dunklen und einen hellen theilt ist, dass 8. Pol unterscheidet. fasst das ganze Ei. Der Beginn der Theilung umDie erste Furche scheidet es in zwei Hälften (Fig. 8 13), deren jede wieder durch eine, die erste rechtwinkelig durchschneidende Furche in zwei Segmente getheilt wird (C). parallel Furche Nun tritt eine dem Äquator des Eies verlaufende welche dem dunklen Eipole etwas näher mit auf, liegend die ersten Furchen durchschneidet (D). Sie scheidet wieder das Ei in zwei Theile, die aber ungleich groß sind. Der eine kleinere begreift den dunklen, der andere, größere den hellen Pol in Die Furchung des Froacheies. Nach. Eckek, Vn In Figur 8 dargestellt. ist sich. allgemein der erstere aufwärtsgerichtet An diesen beiden ungleich großen nun die Fortsetzung des Theilungsprocesses auch fernerhin ungleich, dergestalt, dass die obere, dem dunkeln Pol entsprechende kleinere Hälfte des Eies viel rascher als die entgegengesetzte in kleine Hälften des Eies verläuft Elemente zerlegt wird. Dieser Vorgang mag in der Hauptsache aus Fig. 8i — ; ersehen werden. dem Endlich haben wir das Material des Eies in zahlreiche Zellen zerlegt, davon die aus unteren Abschnitte hervorgegangenen größer sind, als die aus dem oberen entstandenen. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom ersten Aufbau des Körpers. 59 Mit der Bildung der ersten Horizontalfurche (Fig. 8D) war das Ei in zwei ungleich große Hälften zerlegt worden, von denen die kleinere obere, die auch kleinere Zellen hervorgehen ließ, das äußere ICeimhlall (Ectoderm) darstellt; die andere größere Hälfte, in größere Zellen sich sondernd, stellt das Material des inneren KeimUattea (Entoderm) vor. Diese grenzen aber nicht überall an einander, sondern mit der ersten Scheidung in jene beiderlei Zellmassen entstand zwischen ihnen die »Furchuugshühle«:, Durch diesen Furcliungsprocess Wie bei Amphioxus wird auch vom Entoderm DA). (Fig. als Beide begrenzt. das Ei in eine Keimblase umgewandelt ist die Furcliungsliölile [h] sowohl vom Ectodenn Fig. «. sind aber nicht mehr einfache Zelllagen, und das zum Entoderm bestimmte Zeltmaterial bildet einen gegen die Furclnmgsliöhle verdichten Zelt- Die liaufen. an welcher Strecke, KeiraWase und Gastrula eines AmpMbium. (Siredon.) hp rurchungshöhle, p Blastoporns, g Gastralhöhle. beiderlei Zellmassen ringsum in einander übergehen [Randzone), lässt bald an einer Stelle eine Einfaltung be- merken (Fig. 9 B), den Blastoporns Gastralhöhle (Fig. 9 C, y), Der Blastoporns entspricht hölile ist (p), und im weiteren Eindringen welche eine Entodermschichte in seiner als entsteht eine Auskleidung Lage dem hinteren Körperende. Die erhält. Gasti'al- von dem entodermalen Zellmaterial ungleichartig umgeben, indem dieses ist, welche der ventralen Seite entspricht. Dieses nur an einer Stelle angehäuft Material (Dottcrzellen) findet bei der ferneren Entwickelung des Körpers dung, indem es zu dessen Ernährung allmählich verbraucht wird. VerwenEs besteht liier die Eigenthümlichkeit dass die ans der Furchung hervorgehenden Zellen nicht sämmtlich zur Ilerstellung der Keimblätter dienen, sondern dass ein Theil davon bis zu spätei'cm Anflirauche 4n die Körperanlage und zwar dem Entoderm an, , geschlossen, bewahrt wird. Es war also bereits der Eizelle ein Überschuss dem zum Aufbau von Material des Körpers dienenden Bestand noch solches zugetheilt. , Außer welches erst bei Venverthung erlangt, und der Wandung des Urdarmes anlagert. Damit ging die Eitheilung Hand in Hand, indem sie das vegetative großentheils als Eeserve dienende Material langsamer in Zellen zerlegte, denen gebildeter Körpcranlage infolge dessen ein relativ größeres Volum zukam. § 31 Indem die Eizelle der mente entstehen lässt, . Amphibien nicht mehr ausschließlich plastische Elesich niclit mehr ganz gleichmäßig und der Furchimgsprocess über das ganze Ei erstreckt, entsteht eine Vermittelung zu anderen Zuständen. Unter den Fischen, voraehmlich 1)ei den Selachiern, dann bei Eeptilien und Vögeln. 1 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 60 besitzt (las dem Ei reiches Dottcrmaterial und erlangt ein Oberfläche, wo von An sich findet. entsprechendes bedeu- Die Furchung beschränkt sich hier nur auf einen Theil der Ei- tendes Volum. feinkörnigem Dotter (weißer Dotter) umgeben das Keimbläschen dieser Stelle entstehen Furchen winkelig kreuzende , , dann eine diese recht- erst eine, und von den spitzen Winkeln dew durch die Furchen abge- grenzten, oberflächlichen Segmente sondern sich größere Zellen ab, indess neue So wird Radiärfurchen zwischen den zuerst aufgetretenen Furchen hinzukommen. ein Theil des Eies in kleinere Fig. 10. Furchung Formelemonte Die zerlegt. eine partielle, das Ei wird als meroblasti- ist Ftirch- nngs~ Keim- höhle scheibe sches bezeichnet. Jene Prodnete der partiellen Furchung eine bilden schließlich lÄI zusammenhängende die Keimscheibe (Fig. 10). abgehoben so dass unter ihr ein , höhle besteht. i' Zellschichte, Diese hat sich etwas Raum als vom Eie Furchungs- Anderseits wird diese von feinkörnigem Dotter begrenzt, der zerstreute Kerne umschließt, wohl f Abkömmlinge des Keimbläschens, um welche herum das tsflwilhf Eimateriel sich nicht zu Zellen sonderte. ein solches Ei mit Keimscheibe Meroblastisches Ei mit Keimscheibe. (Schema.) Fig. 10 stellt und Fnrehungshöhle im Der Rand der Keimseheibe geht Durchschnitte dar. in das vorerwähnte feinkörnige Dotterlagcr über, welches Kerne führt. Wir können auch wenn wir an der phibien (Fig. !) diesen Zustand Stelle der großen, dotterführenden Zellen der Zellen gesondert wird. bildet , ableiten, Keimblase der Am- A) eine mächtige Dottermassc uns vorstellen, die nicht mehr in Indem vom Rande der Keimscheibe Randzono der Amphibien entsprechenden sich von niederen Refnnden legt sich ein Örtlichkeit, aus, also von einer der eine Invagination (Fig. 11) dem Gastrula-Stadinm entsprechender Zustand an ItÜCKEKT), und von dieser Stelle ans beginnt eine Neubildung von Zellen, welche längs des Bodens der Furchnngshöhie sich ausbreiten. Der Fig. 11. bereits bei der »Dotterzellen« den Amphibien durch die Menge modifioirte Gastrula-Zustand hat erfahren. Die Einstülpung, die Keitnscheihe hier eine Roductiou ihn vorstellt, mehr aber ist so wenig tief, die Gastrnla-Anlage eines merobluBtisclien Eies. die Furchnngshöhie schichte j. durch sie ist die Die Verschiedenheit mächtige Dottermasse dadurch bedingt. Dann dass sie nicht viel ürmund (Blastoporus) von dessen Umgebung ans den als bildet auch gegen die des (Fig. mit begrenzende Zell- 1 ) hier tiefer repräsentirt, entstandene, das innere Keimblatt stehenden Zustände meroblastischen Eies verständlich, besteht die Keimscheibe aus den beiden wird denn primitiven Keimblättern und der dazwischen befindlichen Furchnngshöhie, einem spaltähnlichen Raume, der allmählich verschwindet. Alles übrige des umfänglichen Eies ist nicht in Bei Zellen zerlegter Dotter. den Amphibien wird das durch Zellen dargestellte Dottermaterial der © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at K. Vom Aufbau des Körpers. ersten 61 dem Entoderm hervorgellenden Darmwand angeselilossen stellt eine Zeitlaug einen Tlieil der Darmwand vor und dient da dem allmähliehen Verhrauohe. Bei aus , , Selachieru, Heptilien und Vögeln wird das Dottermaterial von der cutodermaleu Darmanlage umsehlossen. Es bildet eine bedeutende Ausbuchtung der Darm- Darm aulage, einen Dottersack, von welc.hem der allmählich sieh abschuürt, wobei jener Sack längere Zeit nur durch einen engeren Canal mit municirt. bis er nach \ erbrauch des Dotters ganz in den dem Darme comDarm aufgeuommen wird, und mit seinen Wandungen in jene des Darmes libergeht. Diese innerhalb der größeren Abthoilungen im Einzelnen verschieden ausgeführte Einrichtung spielt, wie leicht begreiflich für die Ernährung des embryonalen Körpers eine wichtige , Rolle und knüpft bei Re])tilieu die hier nicht aufgeftthrt Der Dottersaclc und Vögeln auch noch an andere Einrichtungen an, werden können. geht also von der Anlage Darmes des hervor. Das im niedrigsten Zustande völlig zum Entoderm verwendete Material wird in den höheren Zuständen nur zum Theil ins Entoderm übergenommen, zum anderen Theile bildet es Ernährungsmaterial. es nicht Wird dieses in großer Menge im Eie gebildet (meroblastisches Eij, so wird mehr der Eurchung unterzogen und füllt den zu einer Ausstülpung der Darm- Im anlage sieh gestaltenden Dottersack. Dottersack ist also dessen Kolle so lange währt, als der Dottervorrath. ein Ernährungsorgan gegeben, Der Körper Vorrathe schöpfend, seinen weiteren Aufban, gestaltet sich vollzieht, also hier auf aus einem diesem Umwege aus der Furchung einer Eizelle. Durch den Dottersack embiyonalcn Körpers hat die direct vom Weg zu einer anderen Eruälirungsweise des Dieser Weg ist bei den Säügethieren betreten. Hier wii’d der eröffnet. mütterlichen Drganismns übernommene Ernährung des sich ent- wickelnden Eies schon für die ersten Vorgänge der Ontogenese andere Verhältnisse herbeigefülirt. Der Dottersaok welclier der Eizelle nicht thiere die Bedingung der geworden, seine Furchung eine in F dargestellte nicht mehr wird. partiellen Furchung, ternden Eigenthümlichkeiteu. Das ist mehr zugegeben totale, ein Behälter für Dottervorrath. Daher es ist fehlt dem Eie dei- Säuge- wieder ein holoblastisches aber doch mit manchen hier nicht zu erör- Die Fig. J 2 stellt mehrere Furchnngsstadien dar. Stadium entspricht dem der Morula; und darin besteht noch Fig, 12. Fttiif Stadien ans dem Fnrclinngsprooesse des Huude-Eies. Nach Bischoff. In A ist die Zona pellncida mit dargestellt. Übereinstimmung mit anderen holohlastischen Eiern. Allein die Gastrulatioii die an diesen Zustand auknüpft, erfolgt auf etwas andere, minder deutlich erkennbare , Weise. Im Morula-Stadium besteht das ganze Ei eigentliche Furchuiigshöhle fehlt. durchweg aus Zellen, und eine Die Zellen bilden eine ceutrale Masse und eine © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 62 diese überkleidendc peripherische Schichte Zellenmasse :Ed. van Benedes), denn in Contact, welche eine kleine , hier bleiben innere nachdem bald zwischen beiden tii't die der inneren dem Blastoporus ZeUmasse und peripherische Lage eine Spaltbildung aufgetreten welcher ein weiterer Binnenraum sich ausbildet. bereits die Stelle Diese Stelle entspricht wahrscheinlich frei lässt. ist, aus In jenem Mornlastadium hat sich Sondening der Keimblätter vollzogen. Die centrale Zellmasse repräsen- Da Anlage des Entoderm, die peripherische jene des Ectoderm. Gastralhöhle zur Bildung gelaugt, entsteht das Entoderm hier nicht keine mehr durch Einstülpung (Invagination), wie es bei Amphibien klar war, bei Reptilien und Vögeln noch andeutungsweise sich traf. Die Säugethiere zeigen also bezüglich des Stadien werden übersprungen, Gastrulazustandes eine abgekürzte Entwickelung. die in den niederen Abthoilungen erkennbar waren. Ein der Anlage der Gastrula analoger Vorgang Furchung, in dem vorerwähnten Stadium schon während der erfolgt welches eine centrale Zellmasse von , Auch in späteren Stadien Wir begegnen ihr weiter diesem Zustande hervorgeheude Keimblase (Fig. ISA, B) bietet einer peripherischen Zellschichte umgeben darstellt. besteht noch jene Verbindungsstelle der Keimblätter. unten. Die aus ein einschichtiges Ectoderm, welchem au Das holoWastische einer Stelle die allmählich sich ablöscnde Hier wird dann die Keimblase zweiblättrig. entodermale Zellmasse anlagert. Säugetliierei repräsentirt nach dem oben Gesagten einen secundären Zustand, der von einem meroblastischen sich herleitet. und ebenso sogar noch vorhanden, Bei Monotreinen besteht ein Dottersack, aus dem ist ein solcher der sich entwickelnde Körper ernährt wird. Über die Beziehungen der Keimblätter zur Gastrulation und neue Gesichtspunkte s. C. Kabl, Theorie des Mesoderm. Mörpholog. Jahrbuch Bd. XV. darüber § 32 Die verdickte Stelle der . Keimblasenwand bildet die Anlage des scheiben- förmigen Fruchthofes [Area germinativa], an welchem von nun an weitere Ent- wickelungsvorgänge stattfinden. Das Innere der Keimblase füllt eine Flüssigkeit, welche schon mit der 8])altung des Ectoderm und der Entodermanlage auftrat. Sie erscheint an der Stelle des Dotters der meroblastischen Eier Transsudat aus der Gebärmutter, welchem wohl gleichfalls zukommt. und ist meist ein niitritorischer Werth Diu'ch die Ausbreitung der Entodermschichte über eine größere Strecke an der Innenßäche des Ectoderm wird die Keimblase weiterhin zweiblättrig und ist zwischen diesen beiden primären Keimblättern ein drittes, das , zu gleicher Zeit Mesoderm, entstanden, welches im folgenden Paragraph Dieses mittlere Keimblatt nimmt anfänglich nur einen Theil mittlere Keimblatt oder benlcksichtigt wird. dass die drei Keimblätter an der Constitution der Keimblase sehr verschiedenen Antheil nehmen. Diese Verschieden- des Fruchthofes ein (Fig. 13 der Wand heit der Strecken der gesammte Blastoderm Wand in C), so besteht nur eine Zeitlang, und allmählich wird das ein dreiblättriges umgewandelt. Inzwischen sind am Fruchthofe selbst bedeutende Veränderungen vor sich gegangen, noch bevor das © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom ersten Entoderm den Äquator der Keimblase gende Paragraph zu schildern hat. Wenn Aufbau des Körpers. 63 Veränderungen en-eicht hat, die der fol, wir bisher die Keimblase in ihrer Gesammtheit als embryonalen Leib so ist diese VorsteUung mit der schärferen Sonderung des aufgefasst haben, dem übrigen Enrchthofes von , peripherischen Theile der Fig. 13. Keimblase einzuschränken. Kur auf dem Fruchtliofe bildet sich die Anlage des späteren Körpers, während der übrige, bei ®o weitem größere Theil der Keimblase zu vergänglichen den sogenannten »Fruchthüllen« verwendet Bildungen, Die Peiüpherie der Keimblase gehört nichts desto weniger zum embryonalen Körper, denn auch jene Fruchthüllen<^ sind ursprünglich nichts anderes als wird. c. !> hörpertheüe, Strecken der Leibeswand, die bei den höheren Wirbelthiei'en Zeitlang allmählich fuugirenden Functionen ihre gehen sie für zu accessorisehen, Bildungen das Fötalleben nur eine sind. Da eingerichtet sind, geworden auch mit dem letzteren zu Ende und Bildung der Keimblase. (Schema.) stellen Organe vor. Mit der Bildimg des Friichthofes ist also eine Sonderung an der Keimblase eingetreten, welche vou jener Umbildung eines Theiles der Keimblase zu fötalen Organen abhängig ist. liinfällige Der aus einer Änderung der Ernährung hervorgegangene Verlust des Dottcrmaterials rief somit neue Zustände hervor, welche auch auf die Gestaltung der Körperaulage Einfluss besitzen indem wir diese Ver.änderuugeniu ihrem Ergebnisse berücksichtigen, ziehen wir dabei auch die Vorgänge an niederen Formen in Betracht, da die Sonderung hier übersichtlicher sich darstellt. ; ln der Bezeicliuung der aus der Entwickelung des Eies entstehenden Bildungen beBald belegt man alles aus der Eizelle oder aus der Keimblase Entstandene mit dem Namen des »Eiest oder mit dem der »FruchU und begreift stehen vielfältige Differenzen. also Körperanlage Entstellung toh und Erucbthüllen der Körperaulage, darunter, bald unterscheidet die man mit dem man letztere mit ihrer deutlicheren Hervortreten der Körperform »Emirj/o«, besser Embryon, benennt. Das bedeutet etwas in einem anderen Körper wachsendes (von ßpiistv), also Eingehölltes, Umschlossenes, so dass jene Benennung erst mit der Umschließung des Körpers durch die Hiillen in ihrem ursprünglichen Sinne Für »Embryo« wird auch die Bezeichnung »Fötust, richtiger »Fetus« verwendet wird. gebraucht, jedoch mehr ständig zur Entfaltung für die späteren Stadien, in denen die Körperform bereits voll- gekommen II. lat. Die Hüllen heißen danach auch »Fötalhüllen«. Differeiizirniig der Anlage. § 33 . Wachsthums Vorgänge im Bereiche des Fruchthofes rufen an demselben zu- Aus der Scheibengestalt geht er in eine Kichtung über, indem er in der einer Achse sich vergrößert. Ein nächst eine Formveränderung hervor. mehr ovale Form peripherischer Theil des Friichthofes hat sich dabei vom centralen gesondert, und dieser ist es, der uns zunäclist interessii't, da er die Körperanlage vorstellt, jenen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 64 Tlieil also, der von dem gesammten lUastoderm znm Körper des Embryo verwendet Wir unterscheiden wird. diesen Theil des Fruchthofes als Embnjotialanlage. Auf der Oberriitche der letzteren zeigt sich dann eine leichte Vertiefung in Gestalt eines bei dni'chfallendem Lichte dunkleren Streifens, der vom hinteren Pole der Längs- Die Bänder achse bis gegen die Mitte des Fruchthofes sich erstreckt. tiefung bilden leichte fig. 14. Einsenkung Diese {Primüivfaüen). hofes der- Ver- Erhebnngen über das Kivean des Fruchtist die Primitiv- rinne, mit ihren seitlichen Begrenzungen auch als Primitivstreif (Fig. 1 4 A pr] Damit bezeichnet. der Embryonalanlage gegeben. dem zugleich eine ürientinrng ist Man rrnterscheidet nun den mit Primitivstreif versehenen Theil als den hinteren Abschnitt, den davor liegenden als rechte und Riickenfläche. als den vorderen und die beiden seitlichen linke Hälfte. Die Der Organismus freie ist OberÜäehe entspricht der damit zu einer bilateral sym- metrischen Formenstufe gelangt. Das Auftreten des Primitivstreifs ist an ehie Vermehrung der Formelemente der bezüglichen Strecke des Ectoderm ge- im Bereiche des Primitivstreifs mehrfache Schichten, besonders in der seitlichen Begrenzung der Binne. Längs des Primitivstreifs besteht ein Zusammenhang sämmtlicher Keimblätter, und von dieser Stelle knüpft. Die Zellen des letzteren bilden B Spätere Form mit uud Priraitivstreif Medullarrinne. (Schema.) aus beginnt die Sonderung des Mesoderm aus dem Entoderm. Diese Verbindungsstelle bildet die Achsenplalle. DiePrimitminne entspricht dem gleichfalls das Blastoporus niederer Wirbelthiere, an welchem Ectoderm in das Entoderm überging. Die rinnen- förmige Gestaltung desselben steht mit den Modificationen im Zusammenhänge, welche das Ei erst durch Zunahme, dann wieder durch Abnahme und Schwind des Dotters in der Wirbelthierreihe erfahren hat. Die Umgestaltung des Blastoporus ln die Primitivrinne kommt schon den Reptilien zu, wo sie an jenen Zustand auknüpft, den wir oben bei dem meroblastischen Yögeln und Eie im Allgemeinen als Gastrula- Anlage beschrieben (S. 60). § 34 . Betrachten wir zunächst die Veränderungen, welche oberflächlich bemerkbar werden. Vor dem Primitivstreif, also in der vorderen Hälfte der Körperanlage, giebt sich bald eine breitere Biunenbildung kund, die aus einer Verdickung des Ectoderm, der Medullarplatte entstanden, bis zum vorderen Ende der Körperanlage sich ausdehnt und daselbst gerundet abscliließt. Wir nennen sie Medullär rinne. (Fig. 14 B.) Ihre gleichfalls erhabenen seitlichen Bänder laufen hinten gegen den Primitivstreif aus und fassen dessen Ränder so zwischen sieh, Primitivstreif sich nicht unmittelbar in einander fortsetzen, dei'selben Körperachse liegen (Fig. M B mr]. dass Medullarriiine und obwohl und nehmen nun sie in einer Beiderlei Bildungen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom B. ersten Aufbau des Körpers. einen differenten Entwickelungagang. Die Medullarrinne, welche anfänglich nur in der vorderen Hälfte der Emhryonalanlage bestand, erstreckt sich unter fortschreitender Ver- 65 Fig. 15. größerung der letzteren auf die hintere Hälfte, und im gleichen Maße der Primitivstreif seinen Kückzug an. tritt kürzer, immer mehr auf das hintere Ende der Er wird sich verlängern- den Emhryonalanlago beschränkt, der Medullarrinne an jenes am friihcr bis er mit der Näherung Ende allmählich verschwindet. Die Veränderung des primären auch an der Medullarrinne und’ ihrer Nachbar- Primitivstreif erschienene Ectoderms schaft auf. tritt Die Zellen vermehren sich und liilden dadurcli eine Den Boden der Medullarrinne mehrschichtige Lage. Körperanlage von der Oberfläche mit Stamm und Parietalzoue. bildet ein mehrschichtiges Epithel bis zu den erhabenen Bändern der wo Rinne, es in die dünnere peripherische Ectodermanlage un- mittelbar übergeht. Die in der Medullaninne gegebene ver- dickte Ectodermstrecke die ist MeiluUarplatte. Der zuerst aufgetretene vordere Theil wird zur Anlage des Gehirns, der sich unmittelbar daran anschließende hintere Theil zur Anlage des Rückenmarks, so dass die Medullarplatte die Anlage des centralen Nervensystems vorstellt. Ihre seitlichen Erhebungen sind die MediillarioiUste (Rückenwülste). Das Ectoderm hat und in das sich also in ein axiales Organ, die Medullarplatte, aus dieser fortgesetzte peripherische Ectoderm geson- seitlich wurde auch Hornblatt benannt, weil aus ihm verhornende Theile liefernde Oberhaut des Körpers (die Epidermis) hervorgeht. dert. Letzteres die Während dieser Sonderungsvorgäuge hat der Fruchthof von ihm umgebene Embryonalanlage eine größere Ausdehnung gewonnen, die Embryonalanlage erscheint dabei vorne wie hinten breiter als in der Mitte; in Bisquitform und (Fig. die 1 5). Beide Körpci-enden sind damit als Kopftheil und Schwanztheil ausgeprägt, und deuten durch reichlich in ihnen angesammeltes Material au, dass das Wachsthum vorwiegend nach diesen Richtungen hin stattfindet. In der ganzen Ausdehnung der Anlage beginnt inzwischen ein peripherischer die Medullarrinne und auch den Abschnitt vom centralen , unterscheidbar zu werden. Primitivstreif umfassenden, erstere ist bei durchfallendem Lichte welcher hinten breiter als vorne ist: die ein Der dunklerer Saum, Parietalzone (Fig. 17 ). Der davon umfasste Theil ist am vorderen Abschnitte der Embryonalanlage am ansehnlichsten und verschmälert sich nach hinten zu, es ist die Stummzone. Diese Sonderung hat ihren Grund vorwiegend im Mesoderm, an welchem bedeutende Gkcenbaür, Anatomie. C. Aufl. 1. Fig. 17. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 66 Wachsthumsvorgänge Um Mednllarrinne. erfolgten und zwar ein Dickenwachätlium Nähe der in der diese zieht in der Flächenansicht die Stammzone, in deren Umkreis die l’arietalzone wahrznnehmen ist. Aber atieh über die Körperanlage hinaus hat wie wir hier anschließen wollen. Es bedingt damit Mesoderm verbreitet, Ansdehnung des Frucht- sich das die hofes, so dass die Keimblase in weiterem Umkreise sich darstellt. dreiblättrig Die Ausbreitung des Mesoderms entspricht dann einer kreisförmigen dunkleren Fläche, in der von einem helleren Hofe umgeben die Embryonalanlage liegt. In dieser ist findet die erste Aiihige Area des peripherischen Gefäßsystems statt, sie der Gefäßhof [Area vasculosa). ohne Andeutung einer Bisher erschien die Anlage des Körpers einheitlich, Gliederung in gleiohwerthige Abschnitte, wie charakteristisch sind. merie, werden Kojjftheile zur Seite der Medullarplatte dunklere (Fig. 1 quadratische 0 uw). den Schwanztheil den Wirbelthierorganismus für Bald aber zeigt sich im Bereiche der Stammzone eine Meta- indem hinter dem Flächenansicht sie zu. hin auswächst, erfolgt Felder mit scharfer, heller in der , Abgrenzung sichtbar Auf ein erstes Paar folgt ein zweites und so fort gegen In dem Maße, als die Körperanlagc nach dieser Eichtung eine Vermehrung jener Theile, die man Urwirbel, Sonnte , Mesodermsegmente nennt. Mit den Wirbeln des Skeletes haben sie nichts als die Aufeinanderfolge gemein, dagegen sind sie von hoher Bedeutung als die erste Sonoiei’ derung des Köi’pers in Folgestücke, Metameren. Die hier zuerst auftretende Metamerie des Körpers prägt sich später noch an andern Organsystemen aus und beherrscht den gesammten Organismus. § 35 und dem Fruchthofe sind während der vorhin ge. In der Embryonalanlage schilderten äußeren Veränderungen noch andere Neugestaltungen zum Vorschein gekommen, die vorwiegend an das mittlere Keimblatt (Mesoderm) ankniipfen. Im Bereiche der Stammzone bildete das Mesoderm eine bedeutende Verdickung, welche von dem Mesoderm der Parietalzone sich sonderte, wodurch eben die Unterscheidung jener Zonen in der Flächenaiisicht sich dargestellt hatte. Die Mesoderm- Stammzone des Kopftheils schichte der stellt die Kopfplatten vor; jene des Knmpfdes Mesoderms sind die dieser Strecke denn aus die Urwirbelplatten Urwirbel (Somite) hervorgegangen und sondern sich fernerhin aus theils , dem hinten noch continuirlichen Abschnitte dieser Platten. Unter Zunahme des Wachsthums nach hinten zu vergrößern sich auch die Urwirbelplatten in dieser Eichtung und geben Material zur Bildung neuer Ui-wirbel ab. Diese stellen, von der Fläche gesehen, Massen von Zellen dar. Die aus die vorhin beschriebenen quadratisch geformten Sonderung des Mesoderms hervorgeheuden Organe lassen sich besten verstehen, wenn wir sie in ihrer binde ich die oben nur berührte Genese des Mesoderms selbst. Wirbelthier Amphioxus vei-änderten Befunde, und , , zeigt in dieser Hinsicht die bietet Genese am auf dem Querschnittsbilde betrachten. Damit ver- am Das niederste wenigsten cänogenetisch damit den naturgemäßesten Ausgangspunkt. Von © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom B. dem der ans ejiithelialen entstehen seitlich IS Fig. und Aufbau des Körpers. ersten Entodermschlauclie vorgestellten Darmanlage (Urdarm) dorsal gerichtete Ausbuchtungen sehen wir ein Paar [Ms.) noch im Zusammenhänge mit der dem Lumen Darms des 67 Wand und vom Ectoderm iD) in metamerer Anordnung. In derselben Fig. 18. des Körpers und der Medullarplatte M] nach außen begi-enzt. Diese Schläuche schuitrcn sich vom \ Entoderm raum. ab, Ms. Ch bewahren aber dabei ihren llinnen- Sie bieten nur den ersten Zustand des En,. Mesoderms, welches jetzt vom Entoderm geson- dert ist. Gleichzeitig ist die Anlage eines andern Organs entstanden, und zwar aus der zwischen beiden Mcsoderrnschläuchen Darmwand Diese schnürt gleichfalls sich ganzen Länge vom Entoderm ab Skeletgebilde ei-ste der in dorsalen befindlichen Entodermstrecke [Ch). aber , , und des Körpers, in dci' Querschnitt eines Amphioxusembryo nach Hatsojibk. Urdarin, En EntoAerra, Ec Ectoderm, Ch Chorda-Anlage, Ms Mesodermschläuche. D lässt das die Chorda Fig. 19. dorsalis [Ch), entstehen. Von sich dieser Genese des Mesoderms erhalten auch bei den cranioten Wirbeithieren deutSpuren, liche allein Besonderheiten machen es sich manche So sehen wir in den geltend. höheren Abtheilungen das Mesoderm, wie oben bemerkt, in Stammzoiie und Parietalzone gesonbeide continuirlich verlaufend, bis an der dert, Stammzone 'En. die besagte Urwü’bolbildung auftritt. Die Mesodermausbreitung hat sieh also hier schon weiter ausgedehnt, bevor an ihr und zwar nur an einem Theile davon, eine Gliederung Die Hauptsache jedoch, erscheint. entodermale d. h. Abstammung des Mesoderms, SoUematisclier Qaerschnitt. die S Mesoderm- pig bleibt erhalten (Fig. 19). Es lichen ist nicht schwer, in diesem (im Wesent- mit den Amphibien übereinkommenden) Zustand den Anschluss an den Ausgangspunkt Daran zu gewinnen. schließt sich die Trennung des Mesoderms aus seinem cntodermalen Zusam- menhänge und (Fig. Sonderung der Chorda worauf das Mesoderm 20), zwischen die völlige die fortzusetzen beiden beginnt. primitiven Diese präsentirt die Seitenplatten, gebreiteter Embryonalform lateral sich Keimblätter Fortsetzung die bei flach re- Schematischer Querschnitt. Bezeichnung wie in Fig. 19. aus- als Parietalzone erscheinen, während der mächtigere , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 68 an Medullarrohr und Chorda grenzende mediale zone Während ans tritt Tlieil des Mesoderms die Stamm- ist. der mesodermalen Stammzone die ünvirbel (Somite) hervorgehen, an der Parietalzone oder der Seitenplatte ein Ilohlraiim auf, welcher sie der Länge nach Fig. 21. zwei Lamellen in stellen epitheliale tiven Zustande Lagen dar, zerlegt. Sie welche im primi- sich zwischen Ecto- und Euto- begeben. Der von derm zur ventralen Seite ihnen begrenzte Hohlraitm, den wbr in Fig. 21 als eine enge Spalte sehen, ist die Leibeshöhle oder das Cölom (Plenro-peritoneal-Höhle). Blätter bleiben medial eine geht hier in das andere über. in die Loiboswand Beide im Zusammenhänge, das übergehende Das äußere Blatt wird Somatopleicra [parietales Blatt], Hautplatte genannt, das innere, jetzt noch Darmrohre angeschlossen, Scliematisclier QußrscbTiitt. M Medullarrohr, Ck Chorda dorsalis, D OarmhÖhlo, m Muskelplatte, oCutisblatt, G Cölom, p parietale, viseerale t? Wand. dem entodermalen ist die Splanchno- pleura [viscerales Blatt, Darmfaserplatte). Aus beiden geht vor jVllem die epitheliale Ausklei- dung des Cöloms hervor, und davon leiten sich ab, welche wir bei den Organen Organbilduugeu besondere manche wiederum selbst vorführen. Die Ein anderer Prooess verläuft an den Urwirbeln. sie darstellende Zollcu- masse lässt früher oder später einen Binnenraum entstehen, die Urivirbelhähle, deren laterale AVand allmählich durch eine schwächere Zellenlage gebildet wird, als die mediale. Die äußere Schichte des Urwirbels medialen Masse ab, und wie nachbart lag, schließt [Cutishlatt). sie sie sich löst sich vollständig schon von vorne herein eiiier von der Ectodermsti'ecke be- enger ans Ectoderm, und wird zur Dermalplalte Dieses bildet den Ausgangspunkt für einen Thcil der mit dem Ecto- derm zum Integument des Körpers sich verbindenden Lederliaut, während ein anderer Theil vom parietalen Blatte aus entsteht. Die inedi.ale Zollmasse des Urwirbels liefert eine ursprünglich epitheliale, in den höheren Abtheilnngen mancherlei Verhalten der Formelemente bietende Platte, aus welcher die gesammte willkürAußerdem geht aus Rumpfmuskulatur entsteht, Muskelplatte (Mjmtora). liche jenem medialen ürwirbcltheile, und zwar aus dem unteren Abschnitte desselben [Sklerotom] Koch das Material für das im Körper sich verbreitende Stützgewebe heivor. eine Organanlage sei hier angemerkt, jene des Urnierentjanges geht vom Ectoderm ans, und zwar an jener Stelle, darunter im Innern des Körpers eine Trennung der Urwirbel von den SeitenHier entsteht im darüber befindlichen Ectoderm unter Verplatten stattfiudet. (WoLFF’scher Gang). Sie mehrung von dessen Zellen Rumpfes schnürt. (Fig. 22 6. m), Dieser wird eine rinnenförmige Einsenknng in der Länge des welche in die Tiefe rückend zu einem Caimle sich abvon einem holien Epithel ansgekleidet, in welches die © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B, Vom ersten Aufbau des Körpers. Ectodermzellen sich umwandelton, und rückt 69 allmillilieh in die Tiefe, wobei er der Cölomwand benaclibart ist (Fig. 23). Sein hinteres Ende erlangt mit der Darmwand Verbindung. Seine Bedeutung wird beim Harn- und Geschlechtsapparate zu würdigen sein. Die Keimblätter haben mit der Abgabe ihres Materials zur Organgestaltung nocli nicht das Ende ihrer Productivität erreicht; während sie zu jenen Bildungen größere Complexe verwenden, geht noch die Abgabe von Material im Detail einher. Diese mehr vereinzelt aus dem Verbände der Keimblätter tretenden Zellen repräsen- das tiren Mesenchym ((). Solche Formelemente gelangen ans Ectoderm wie aus dem Entoderm dem in die darunter befindliclien Schichten, wo mancherlei lassen. Auch Gebilde i’ig. 22. Hektwig). entstehen sie die vorhin als Sklerotora bezeich- nete Partie der Urwiihel gehört hierher. Wir sahen somit aus den beiden Querscliaitte durcli die Körperanlage. primitiven Keimblättern die Anlage für Organsysteme entstehen theils , (Scliema.) direct, indem das aus dem Entoderm hervorgegangene Mesoderm wieder die Holle eines Keimblattes spielt. Während jedoch Ecto- und Entoderm nioJit blos in ihrem primitiven Verhalten fortbestehen, sondern noch größtentheils ihre Abkömmtheils indirect, linge als ontogenetischo Eeeapitulationen phylogenetisch erworbener Zustände er- kennen und verstehen lassen, ergiebt sich für das Mesoderm ein anderes Ke. 2 ;i. Verhalten. Seine Abkömmlinge bleiben phylogenetisch unverständlich, so klar auch die Ontogenese den Weg ihrer Entstellung zeigt, sie bleiben unverständlich, insofern wir sie nicht als Erbstücke aus niederen Organisationsbefitnden zu erkennen vermögen. Das Querschnitt äureh die Körpetanhige. (Schema.) am meisten von den Urwirbelu, deren so sehr differente Producto in ihrem Ausgange von gemeinsamen Anlagen an sich unklar sind. Daraus geht das Walten eines cänogenetischen Processes hervor, welcher phylogenetisch differente Bildungen in eine gemeinsame Anlage zusainmengezogen darstellt. Auch für einen gilt Theil des Entoderm besteht ein solcher Vorgang, es ist der dorsale, aus welchem bei Amphioxus noch Sackform median die Cliorda, lateral das Mesoderm ent- — steht. Hier liegen also noch viele zu lösende Fragen. In der Darstellung der ersten Souderungsvorgäuge an den Keimblättern nahmen wir keine Httcksicht auf das Dottermaterial, welches in verschiedenem Maße allen AVirbelthieren zukommt, dem Entodern zugethcilt und in sehr mannigden Entw’ickelungsgang der Körperanlage beeinflussend. Um sich den Einfluss des Dotters auf die Gestaltung der Körperaulage in der Hauptsache faltiger AVeise vorzustellen, bedarf es nur der Annahme einer Füllung der Darmanlage mit © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 70 lunfilnglicher Dottermasse, wodurch der ersteren eine entsprechende Ausdehnung zu Theil wird. Daraus entspringt dann die mehr oder minder flache Ausbreitung der Körpcranlage, wie die Figg. 22 u. 23 sie darstellen, aber auch manche hier zu über- gehende Aenderungon bezüglich der Fmwachsung des Dotters von Seite der Körperwaiid gehen daraus hervor. § 36. An den Anlage geschilderten Organen beginnen Veränderungen in ihrer ersten Embryo Platz zu greifen, welche auch die äußere Gestaltung des beeinflussen. Vir wollen diese Vorgänge an solchen Zuständen betrachten, bei denen nicht sofort der ganze Körper aus den Keimblättern sich difterenzirt, sondern wo die erste Körper- anlage noch auf der Keimblase sich befindet, wie es bereits oben dargestellt ward. Wir beginnen mit dem Während centralen Nervensystem. die Medullarplatte Anlage theile der Stellen sie ist bedeutend verbreitert und mehrere weitere hier lässt nach Im Kopf- hinten zu noch flach ausläuft, sind vorn deren itäuder stark erhoben. wahrnehmen, durch engere Strecken von einander geschieden. Der ganze, vor den ürwirbcln gelegene Abschnitt der Medullarrinuc rcpräscntirt die durch größere Breite ausgezeichnete Anlage des Gehirnes (Fig. 24 des Itückenmarks Theil jene Fig. 24. r/), während der übrige Damit sind vorstellt. die zwei ITanptabschnitte des centralen Nervensystems gesondert, die anfänglich nur durch die Zeitfolge ihres Entstehens, sowie durch die Örtlichkeit unterschieden waren. stärkeres Breitenwachsthum l)osondcrs An am der Gehirnaulage Medullarplatte mit einer größeren Abflachung verknüpft. den nach und nach aufgetretenon Erweiterungen die den breitesten Abschnitt umfasst, die eine zweite stellt das Mittelhirn vor, wird als Nachhirn bezeichnet. Ränder und Korperanlage mit lieginnendor UrwirbölMldung. g Gohirn. lich ihr ist vordersten Theile der ist die. Von vorderste, Anlage des Vorderhirns, und die hinterste, längste, Die fortgesetzde Erhebung der Gegcneinandciwachsen wandelt die Rinne allmäh- zu einem Rohre um [Fig. 22 a, h). Der Verschluss der Medullarrinne geht am Gehirn von hinten nach vorn vor sich bevor er das Vorderhiru erreichthat, ist an dessen Seitcntheilen eine seitliche Ausbuchtung aufgetreten. Das sind die Augenbnehten, Anlagen der Augenblason (Fig. 2!) (j). Nach hinten setzt sich die. Umbildung der ; Medullarrinuc zu einem Rohre auf das Rückenmark Embryonalanlage nach hinten fort. Gleichzeitig wächst die zu, und damit besteht eine entsprechende Ausdehnung Somit dauert der indillercute Zustand und da trift't man die Mednllarpl.atte noch flach, der Medullarplatte in der gleichen Richtung. am hinteren l.,eibesende länger, während sie vorne schon Rinne zum Rohre geht der zum Rohre sich umgebildct hat. Beim Schluss der Zusammenhang der Medull.arplatte mit dem Ectoderm allmählich verloren. Die beiderseitigen Ränder des letzteren verschmelzen au der Umbiegestelle in die Wand liegt unmittelbar über dem des Medullarrohrs unter einander und das Ectoderm Mednllarrolir. Später wachsen von den Kopfplatten © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom ersten Aufbau des Körpers. 71 her Gewebslageii zwischen Ectoderm und Medullarrohr und lassen letzteres eine Lage gewinnen. tiefere Bei- Schluss der Medullarrinne hat eine bedeutende sammten Medullarrohrs bedingt eine Erhebung an der Kttoken- Ansehnliches Wachsthum des ge- lläche der Embryonalanlage hervorgebracht. Krümmung des Fig. 25. Embryo nach der ventralen Seite. Übergewicht, welches Das bedeutende Gehirnanlage die über die anderen Gebilde des Kopftheils gewinnt, lässt letzteren mit seinem das Vorderhirn enthaltenden Theile ab- wärts gekrümmt erscheinen. Schon vorher war am vorderen Bande anlage eine nach unten und Stelle aufgetreten, tiger entwickelt derlvörper- hiuten umgeschlageue indem der Vordertheil und damit die vortreteu lässt (Fig. 25 a. K.]. sich Kopfanlage mäch- frei her- Dieses macht sieh all- mählich in höherem Maße geltend (Fig. 25 h.c. und ähnlich zeigt sich hinteren Köiperende, gericlitet ist. A'.), auch eine Umsclilagsfalte die der vorderen am entgegeu- Diese hat ihren Grund in einer mäch- Längsschnitt-Scliemata von Körperanlagen. Kopf, D Darmanlage, Kbl Keimblase. K tigeren Entwickelung des Ilintertheils, der sich gleichl^ig. falls frei über die beuachbarten Theile der Keimblase erhebt. Beide Umschlagestelleu wachsen allmählich einander entgegen (Fig. 25 d.)\ die gehende lässt mit vom Kopfe ihrem Wachsthiim auch die 26. aus- Seiteii- ränder der Kopfanlage daran theiluehmeu und ruft so die Entstehung eines im Kopfe blind geendeten Hohlraumes hervor, der hinter der Falte mit der Keim- Das blase (Fig. 25 h. darmhöhle. Durch das Hervorwachsen des hinteren Khl.) commuiiicirt. ist die Kopf- Köiirerendes wird eine ähnliche, aber nngleichwerthige Cavität abgegrenzt. Wie die Quersclinitt-Scheraata von Körperalllagen. Fig. 27. Kopfdarmhölde mit der weiteren Ausbildung des Kopfes sich vergrößert, so wird auch die zidetzt erwähnte Höhle mehr und Die mehl- vertieft, sie bildet die Beckendarmhöhle. vordere und die hintere Eiufaltung setzen sich immer weiter auf den seitlichen Band des Körpers fort und treten so durch seitliche, medianwärts vor- Querschnitt eines Säugethierembryo. einander in Zu- AÖ Keimblase, D Darmriniie, C Cölom, a Anrta, u ümbilicalvene, om Vena Figuren 25 u. 2U oinphalu-meseiiterica, 6 llauchregion, sammenhang. Die nebenstehenden r Rüekenregion. versinnlichen diese Verhältnisse im Groben, während springende Falteubildungon viele einzelne Processe unter daran betheiligt sind. Mit der Bezeichnung der Eiufaltung nur die grobe Erscheinung ausgednickt. In IVirkliclikeit wachsen keine Falten vor, sondern die Leibcsanlage ist es, welche über der Keimblase nach ist gleichfalls © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 72 vorne wie nach hinten bedeutender wächst Dadurch kommt Seiten. es zu , und entsprechend auch an den beiden jenem Zustande, ohne dass Keimblaso eine absolute Verengerung erfahrt. die Verbindung mit der Etwas mehr den realen Verhält- nissen genähert, finden wir in Fig. 27 die Deziehnng des Darms (D) zur Keimblase [Kb) dargestellt, zugleich mit Neugestaltungen an der Übergangsstelle. Durch diese Voryünge wird der Embryo von der Keimblase mehr und mehr abgeschnürt. Das von der Keimhlase aus in den embryonalen Körper sieh fortsetzende Entoderm bildet in letzterem die Anskleidnug der in den Kopf wie in das hintere Körperende sich aushuchtenden Darmanlage, deren äußere Wand aus der Spaltung der Seitenplatten entstandenen Darmplatte gebildet ist also an der ursprünglieh einheitlichen Anlage eine Sonderang ist. von der Damit Der eingetreteii. embryonale Leib hat sich nicht über die ganze Keimblase ausgedehnt, sondern aus einem Theile ihrer Wand höhle in sich aufnehmend, indes die Körper Darmübrige Keimblase eineperipherische Lage zum entwickelt, einen Theil ihres Raumes als Die ursprüngliche Gleiehwerthigkeit der Höhle der Keimhlase mit erhalt. der Darmhühle äußert sich auch darin, dass die Darmplatte auf die Keimhlase Dieses mit sich fortgesetzt hat. dem Darm communicirende Gebilde den stellt Dottersack vor. Mit der Abschnürung des Theile der Keimblase Körpereude hervor Embryo von dem als also zuerst das vordere, tritt [vgl. Fig. 2.5) und Dottersack übrig bleibenden dann aber auch das hintere führt zu einer Sonderung des Kopfes und des hinteren Körpertheiles. Erstes Gefäßsystem. § 37. Im Anschlüsse an die im vorigen § dargestellten Sonderangsvorgänge steht noch ein wichtiges Organsystem, welches die Ernährung des Embryo besorgt. ist das Gefäßsystem mit höhle statt, in dem Herzen. Das Seine Anlage findet in der ventralen trachten wir zuerst. lich seinem Centralorgane, welche Wand das Knmpfcölom fortgesetzt durch eine mediane Scheidewand getrennte Cavität. schlagestellen der Seitenplatten gebildeten dem Entoderm entstammt. Septum tritt ist, Wand Es letztere be- der Kopfdarm- als paarige, ursprüng- In diesem von den Um- eine Zelleumasse auf, welche Bei Selachiern entsteht die Anlage sogar aus einer Ausstülpung der Darmwand selbst (C. K. Hoffmann). Sie bildet allmählich einen dünnwandigen Längsschlaneh, welcher vorne und hinten in Gefäße sich fortsetzt. Das in platte Elemente übergehende Entodermmaterial stellt das Epithel des Endo- card, die innere Ilerzhaut vor, zu welcher bald mesodermale Schichten treten. Herz entsteht somit Das Organ. Diese Befunde bieten die niederen zu den Amphibien die höheren erfahren eine als ein einheitliches Abtheilnngen der Wirbelthierc bis , Aendernng, indem eine doppelte Anlage entsteht. Mit der Verzögerung des ventralen Abschlusses der Kopfdarmhöhle kommt an dem Kopftheile der noch flach ausgebreiteteii Kürperanlage (vgl. Fig. 28) jederseits eine Eintältnng der mesodermaleu Darmblätter zu Stande, welche nach innen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom ersten gegen das Entoderm vorspringt umgeben Jener Schlauch ist. ist 73 Diese Faltung umschließt einen epithelialen (/*';. Schlauch (Fig. 2S rechts), während Aufbau des Körpers. sie selbst von einer Höhlung, dem Kopfcölom, die Herzaulage. Indem mit der Erhebung des Kopfes beide die Ilerzanlageu enthaltenden Vorsprünge sicli einander nähern, ent- median eine Verschmelzuug derselben zu einem einheitlichen HerzDas embryonale Doppelhers der amnioten AVirbelthiere ist somit kein steht schließlich schlanch. phylogenetisch Fig. 28. primitiver Zustand, er ans ist einheitlichen einem Her- zen entstanden, Quersclmitt durcli die Kopfanlag© eines Kaninchens. Nach Köllicer. durch A'ei'ände- rungen seiner Anlage in Anpassung au andere gegen Verliältnisse aufgetretenen Einrichtungen (Rabl), die phylogenetisch früheren und damit di-fickt sich auch hier eine Cänogenese aus. Für die theils vom Herzen ansgehenden, theils zu ihm leitenden Gefäße bestehen selbst hei Säugethieren nur in den Hauptpunkten übereinstimmende Verhältnisse. Wir wollen als Beispiel eines der am genauesten bekannten Objecte wählen, das Kaninchen, zumal da auch die fuiictionelle Bedeutung des ersten Gefäßsystems klar gestellt Wir werden kann. stellen durch die uns dabei die Körperanlage Ausdehmmg vom Fruchthofe umgeben vor, welcher des Mesoderms sich kennzeichnet, stattfindende Gefäßentwickelung zum Gefäßhofe (Area und durch die in ihm vasculosa) wird. Die Anordnung des gesummten Gefäßsystems stellt sich in folgender Weise nach Sonderung des Kopfes ein einheitlicher, in der ventralen der Kopfdarmhöhlc gelegener Schlauch geworden (Fig. 29 d), mit S-för- dar; das //era Wand ist miger Krümmung. Vom vorderen Ende des Herzens entspringen zwei Gefäße, welche im Bogen die Kopfdarmhöhle umziehen und daun, parallel mit einander, seitlich nung von der Chorda (Fig. 29) ist dorsalis nach hinten verlaufen. In der umstehenden Zeichnur die im Rumpftheil verlaufende Strecke dieser Gefitße von unten her durch die offene Stelle sichtbar, an der die Keimblasonhöhle mit der Darmaulage im Körper des Embryo communicirt. primitiven Aorten. Jede derselben sendet lateral Jene beiden Gefäße sind die Anzahl von Arterien ab, über die hinweg Körperanlage in den Gefäßhof übergehen. Es Avelche unverzweigt sind die Arteriae omphalo-mesentericae. Im Gefäßhof lösen sie sich in ein eiiio ober- flächlich liegendes Netz von Gefäßen auf. Die hinteren Enden der primitiven Wand des Enddarmes fort und gewinnen daselbst Beziehung zur Anlage der Allautois (s. § 44). Mit dem oberflächlichen, im ganzen Gefäßhofe ausgebreiteten arteriellen Gefäßuetze steht ein zweites, tieferes, d. h. näher dem Entoderm zu gelegenes im ZuAorten setzen sich gegen die sammenhang (vgl. Fig. 29). Es repräsentirt den venösen Abschnitt, da aus ihm zum Herzen zurückkehrende Gefäße, die beiden Venae omphalo-mesentericae, hervoi gehen. Jede derselben setzt sich im Gefäßhofe aus einem vorderen und einem © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 74 liintereii Gefäße zusammen. Das vordere fäßliof umzielienden Randvene (a), {b) kommt von der den gesammten Ge- welche überall mit dem Gefäßnetze anastomosirt, das hintere (c) sammelt sieh ans Jeder Hälfte des Gefäßhofes. Dieser Gefäßajiparat besitzt also seine größte Ver- breitung außerhalb <les embryonalen Körpers, dem auf zum später Dottersaek staltenden Theile, behält selbst im er ge- sich und wo da, Rereiehe der Körpcranlage sicli fin- det, vorwiegende Be- ziehungen zm Darm- wand, aus auch der die Anlage desllerzens entstand. Auch für den peri- pheren Thcil des Gefäßsystemes geht die Gefaniiof eines Ka.ninclieneinl)ryo von der Ventralsolte. oinphalo-raesenterioa, c hinterer Ast derselben, ff Vena terminalis, ii V. d Herz, e primitive Aorten, // Art. omphalo-mesentericae, g Vorderhirn mit den primitiven Augenhiasen nach Bischovi.’. sich ins iMesoderni begeben, die dann freilich nicht i Alltage V'Om KintOdei'm i -ei , • j auS ^IXATiTjy', lllClem vom letzteren Zellen mehr von mesodermaleii Ele- menten zu unterscheiden sind. Wenn es dann scheint, als ob Lückenräume im Mesoderm den ersten Zustand der Gefäßbildung vorstellten, so wird man doch deshalb nicht ohne weiteres das Entoderm aussclilioßen dürfen. Die Bedeutung des ersten Gefäßeystomes Ivörpers wird durch die Annabme für die Entwickelung des embryonalen verständlich, dass das in der Dottersackwand sich ver- und zwar die venöse Schichte desselben, dem Körper Ernährungswelches die Aorten und die ersten Strecken der Arteriae omphalomesentericae im Körper vertheilen. Nun ist aber der Inhalt des Dottersackes bei SäugeAber man darf annehnien, thieren eine Flüssigkeit von unbekanntem Nahrungswerth. breitende Gefiißnetz, material zuführt, vom Uterus geliefert, zur Ernährung Annahme durch das Wachsthum des embryo- dass das allmählich die Keimblase füllende Fluidum, verwendet wird. Begründen lässt sich diese nalen Körpers, welches keinem Zweifel unterliegt. Anders verhält sich diese Frage bei den Wirbelthieren mit meroblastischen Eiern, deren Dottersaek mit Dotter angefUllt ist. .Stellen wir uns das oben beschriebene Gefäßsystem in diesen Fällen vor, wie es in ähn- lichem Verhalten wirklich vorkommt, so wird bei dem zweifellos stattfindenden allmählichen Verbrauche des im Dottersaek aufgespeicherten Materials durch den Embryo klar, wie die Gefäße des Dottersackes die postulirte Bolle spielen. Dadurch wird begründet, das.“ der Dottersaek der Säugethiere ursprünglich geformtes Dottermaterial enthielt, wie © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom 15. Monotremen und Beutelthlere Zustand aus, in welchem (Amphibien, Reptilien u. es ersten Aufbau des Körpers. noch besitzen. es bezüglich des s. 75 Das Säugethier-Ei geht von einem also Dotterreichthums den Eiern niederer Vertebraten w.) näher stand. Äußere Gestaltung des Emliryo. Entwickelung des Kopfes. § 38 . die pliylogenetiseh friiliesten Zustände des Für Kopfes sind metamere Eiuden Säugetbieren nur tbeilweise zur Anlage gelangen. Wir haben im Kopfe eine doppelte Beziehung ausgeprägt, welche alle seine Verriclitungen gegeben die bei , hältnisse, selbst bei der größten Umgestaltung, beeinßusst. das Gehirn , umschließt er Wand Erstlich von Spalten durchbrochen die ist. Kopf Diese sind durch spangenförmige Stücke von die Organe der Kiemen, tragen, daher Kiemenbogen (Visceralbogeu) benannt sind. Darin besteht noch ein Rest der Metamerie. verleihen der der steht dsidurc.h mit einander getrennt, welche bei Fischen , auch noch bei Amphibien Athmung, bii'gt Sinnesorganen in Verbindung, und zweitens den Anfangstheil des Darmes, die KopfdarmhOhle, deren seitliche und , Diese fundamentalen Einrichtungen Durch Ausliildung, Son- Kopfdarmhöhle respiratorische Bedeutung. derung, aber auch durch Rückbildung einzelner Bestandtheilc kommt dem Kopfe allmählich ein differenteres Verhalten zu, und damit entfernt er sieh allmählich vom primitiven Zustande, der selbst nicht Von selbständiger des dass er sich darstellt. Wachsthum wiegendes schnitte Anlage gelangt. Seine Ausbildung bestimmt den größten Theil der Gestaltung und bewirkt, Kopfes, Rumpfe völlig zur den Organen des Kopfes gewinnt das Gehirn bedeutenden Einfluss auch auf die äußere Form. des mehr oberen der ^'om Vor- liactteuhöcher Ab- des Gehirns, und zwar wesentlich und Vorder- Krümmungen des Mittelhirns, des Kopfes hervor. und Abwärtswachseii des Vorderhirns dasselbe bald auf der ruft Das Vorlässt ventralen Seite des Kopfes erscheinen, während das Mittelhirn den Scheitelhocker bildet einen bildet. Das verbreiterte und gerichtete abwärts Vordere Gliedmaße daun mit den hinteren Hirnthcilen der die vordere Kopf- Winkel, krümmung wirlcl \ orderhirn [Gesichtsbeuge] erzeugt. Nach Embryo von mm 5,6 Länge vou der linken Seite, vergrößert. Nach Fol. m Unterkiefer, « Zungeiibeinbogen, y Kieinenbogen. dieser entsteht in der Gegend des Nachhirus eine zweite Kopfkrümmung seiitirt. Die Körpers an. (Vnc/fe?j6eM(/e), letzte Strecke der Krümmung die hintere gehört der späteren Halsregiou des Durch beide Krümmungen nähert gleichfalls stark Krümmung, deren äußerer Vorsprung den Vac/icn/; öc/cer reprä- sich der gekrümmten Ilinterende des Rumpfes. Kopf des Embiyo dem Au der Seite des Kopfes, , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 76 lind zwar hinter dem Angen dnvcli das Vorderliirn gebildeten Vorsprunge, werden die In der Gegend des Naehhirns angelegt. , also am hinteren Tlieile des Kopfes, bildet jederscits eine Einsenknng des Ectodorms den ersten Schritt zur Ent- Die Entstehung der Sinnesorgane giebt also gleichfalls stehung des Gehörorganes. einen wichtigen Factor zur Ausbildung des Kopfes ab. An tiefer, vom Vorderhirn der ventralen Seite des Kopfes prägt sich unterhalb der gebildeten Protuberanz eine seichte Einsenknng aus; die Mundbucht. nach Maßgabe der Erhebung ihrer Ränder, welche förmig erscheinen lassen. Kopfdarmhöhle. an der vorderen Einige Zeit besteht sie ohne Communication mit der Weiter abwärts Eine Durchbrechung beendet diesen Zustand. Wand der Kopfdarmhöhle bildet das Herz eine ansehnliche Aus- buchtung, welche noch ganz nahe au den hinteren Der Eingang Sie wird allmählich rauten- sie Rand der Mundlrucht grenzt. Mundbucht wird anfänglich oben von dem durch das in die Vorderhirn eingenommenen Kopftheil begrenzt und unten jederseits durch ein von dem hinten und oben herabtretendes, wulstförmiges Gebilde umzogen, welches mit anderseitigen in der Medianlinie sich vereinigt. Säugethieren hinter dem vorderen noch Solcher Bogen linden sich bei Es sind die zwei, au Größe abnehmend. Visceral- oder Kiemenbogen, bei den Säugethieren auf eine Minderzahl redneirt. Die zwischen den Bogen befindlichen Furchen, durcli welche die Bogen oberflächlich hervortreten, senken sich gegen die Kopf darmhöhle ein. letzteren aus entstehen taschenförmige kleidung der als Wulste Von der Ausbuchtungen, so dass die epitheliale Aus- Kopf darmhöhle mit dem Ectoderm in Contact kommt. An der ersten, wahrscheinlich auch an der zweiten und dritten Tasche entsteht eine Durch- brechung, die Kiemenspalten, in denen die Grundzitge einer fundamentalen Organisation der Wirbclthiere sich wiederholen. Der erste entstehen; Kiemenbogen begrenzt allgemein daher Kieferbogeu. übrige Theil des Bogens unten und — seitlich begrenzt. Der Oberkieferfortsatz vom Auge Der zweite Kiemenbogen Es erste Kiemenspalte. Bogen, der die zweite, hinter sich liegen hat. dritten Spalte ist ist bis zur lässt Kiefcrtheile setzt sich kürzer uud begrenzt mit der Zungenbeinbogen. vierter Bogen Stelle besteht, ist indes der — den Mund von gegen den vorderen Mundöftiiung herabziehende Rinne dem ersten Koch kürzer kleinere Kiemenspalte abschließt Ein noch eine Muudöffnung, Er entsendet den Oberkieferfortsatz als Unterkieferfortsatz (Fig. 30 wi) Theil des Kopfes durch eine ab. die und eine nur insofern angedcutet, die einer vierten Spalte ist Bogen die der dritte dritte Spalte als hinter der zwar in der Lage entspricht, aber nicht wirklich durchbricht. l)er gesammte Apparat der primitiven Kiemenbogen und der dazwischen liegenden Spalten erscheint nicht erst bei den höheren 'VVirbelthieren reducirt. Amphioxns besitzt viele solcher Bogen; bei manchen Haien bestehen noch 8—9, bei anderen nur 7. Eine noch Die Kückbildung geht allgemein von in den genannten Abtheilungen frülier den Kiemen- geringere Zahl bei Knochetiflschen und Amphibien. hinten nach vorne zu und ergreift besatz der Bogen als die Bogen selbst, so dass letztere bereits ihre functlonello Beziehung zur Athmung verloren und rudimentär wurden, bevor sie gänzlich verschwinden. Die geringe Zahl der bei Säugethieren auftretenden Kiemenbogen und Spalten steht nicht © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom B. Aufbau des Körpers. ersten mit dem Verluste der Kiemen im Zusammenhang, "blos Knorpelskelet jener Bogen mit seinem Materiale heim 77 sondern Aufhan auch dass damit, das des Gerüstes der Luftwege Verwendung liiidet. Sie erscheinen daher gar nicht mehr als Kiemenhogen. Von einem nicht zu Stande gekommenen Verschluss einer der hinteren Kiemen- erst spätere Vorkommen einer an sich meist unansehnlichen Missbildung, der Ein feiner Gang führt von einer der aus der Kopfclarmhöhle entstandenen Käumlichkelten (Pharynx, Kehlkopf oder Luftröhre) aus an die Oberfläche des Halses herab, um da (meist über dem Sterno-clavicular-Gelenk) zu münden. Zu- spalten leitet sich das Fistula colli congenita ab. Gang weilen verlor der seine innere Communication. § 39 Die Kiemenspalten bilden sieb - alle zurück, schließen sich gänzlich, Aber von den die vorderen früher als die hinteren. und zwar ersten bleibt auch nach ihrem Verschlüsse eine äußerlich vertiefte Stelle übrig, welche allmählich mehr dorsalwärts und zu tritt einer mit tung verwendet wird. Kiemenbogen Nur der Gehöi'apparate in Vei-bindung tretenden Einrich- begleitet, insofern diese äußerlich nicht erste, in der An ständiger. dem Dei- Verschluss der Spalten ist von einer Eflckbildung der mehr deutlich sich abgrenzen. unteren Begrenzung der Mundofthung befindliche bleibt selb- der über der Muudöffnung gelcgemm Oberfläche des vorderen, das Gesicht vorstellenden Tlieils des Ko])fes sind inzwischen Neugestaltungen eingetreten. Hier Menschen von Eine Verdickung des Ectoderms leitet die Anlage des diese Bildung ein, die beim Woche erkannt ist. Beide Riechgruhen stehen ziemlich weit reicheres Wachsthum des zwischen beiden Gruben befindlichen in der vierten ein.auder, ein Gewebes eine grübehenförmige Vertiefung liildet jederseits Riechorgans. lässt einen in die obere Begrenzung der Mundspalte eingehenden VorDurch voluminösere Ausbildung desselben sprung entstehen, den Stirnfortsatz. werden die Riechgruben tiefer gebettet, namentlich dadurch, dass zwei kürzere Fortsätze Itiechgrube (Fig. ß 1 ) satz vom gelangen satzes, die um zum Ende fast bis sie Seite und lateral tritt der äußere Nasenfort- herum. Beide des Oberkieferfort- aber ist von jenem her Ein innerer Nasenfortsatz umfasst die den der erste Kiemenbogen abgab. vom Fig. 31. Der Oberkiefer- durch eine seichte P'urche geschieden, vom Auge zieht. umwachsen. an der medialen Stirnfortsatze her äußere Nasenfortsatz fortsatz sie Das zur Begrenzung der Mundoftnung ist Oberkieferfortsatz Riechgrube aus Furche getrennt, ' der lateralen wie vom durch eine kurze, von der ist zum äie, Auch Thrünenfurche. die innere Nasenfortsatz vom Proc. nas. lat. max, Zunge Proc. s. VnterliiefeY Mundrande verlaufende Nasen furche. Beide Furchen ' . eines wöchigen Embryo von vom. Aus KöniiKKi! nach Co-ste. sind auf einer kurzen Strecke als Thränennaseii- furche vereinigt. Hiermit sind wichtige Sonderungen angelegt. Indem die Thräneu- furche sich später in einen Canal umwandelt, bildet sich daraus der Ableiteapparat der Thräuenflüssigkeit. Auch die Naseufurche schließt sich zu einem Canale, dem © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 78 inneren Nasengange ab, der dann hinter der oberen Begrenzung des Mnndrandes in die Mundhöhle sich Umgehung noch Die inzwischen durch fortgesetztes Wachsthum ihrer öifiiet. tiefer den Gesichtstheil des Kopfes gerückten Kiechgruben in haben dann je eine äußere Öfthung, die zur äußeren Naaenöffnung wird, und eine innere, in die primitive Im Mundhöhle. dieser Theile gestaltet sich aus weiteren Verlaufe der Ausbildung dem Stirnfortsatze die äußere Nase, die vom unteren Rande des letzteren sich absetzt und diesen in die bleibende Begrenzung des oberen Mundrandes eingehen lässt. Der mediane Theil der Oberlippe, sowie der Zwischenkiefer (s. Skelet) nehmen daraus ihre Entstehung. um Je weiter jene sich ausbilden, so tiefer treten die Riechgrnben ins Innere des Gesichtstheiles des Kopfes an der Schädelbasis zurück. Mit der durch die Bildung des Gaumens beginnenden Scheidung der primitiven Mundhöhle in zwei Etagen, deren obere, durch eine mit dem Stirnfortsatze zu- sammenhängende Scheidewand in zwei seitliche Räume die getheilt, Nasenhöhlen vorstellt, gehen die inneren Nasengänge in die VVhuidungen der letzteren auf. jeder Nasenhöhle znkommende Riechgnibe grenzung im oberen Raume Bei menschlichen lindet Die dann ohne scharfe Ab- sich derselben, als Regio olfactona der Nasenhöhle. Embryonen aus der sechsten Woche sind Nasenfortsatzo und Ober- noch nicht verschmolzen, und der Stirnfortsatz verläuft median vertieft gegen die Mundöffming herab. Weiter einwärts entsteht vom Ectoderm der Mundbncht eine gegen das Gehirn emporwachsende Ausstülpung (Rathke) in Gestalt eines Schlauches, Es ist die Anlage des Hirnanhangs welcher allmählich vom Ectoderm sich abschnürt. kieferfortsatz (Hypophysis). Diese Bildung erfährt sowohl in der Lage auch in der Structur viele als Veränderungen, deren heim Hirn gedacht wird. Unvollständige Verwachsungen der oben heschriebenen Fortsätze, in höheren Graden auch die inneren Theile betreffend und auf verschiedene Art combinirt, kommen als Missbildungen vor (Gaumen-, Kiefer- und Lippenspaltc). In geringerem Grade machen sich solche Entwickeliingsdefecte in der »Hasenscharte« geltend, ständige Verschmelzung des medialen Nasenfortsatzes mit dem in der eine nicht voll- Oberkieferfortsatze ein Defect der in die Oberlippe eingehenden Theile des Stirnfortsatzes § 40 wahrzunehmen oder ist. . Mit der Beendigung der im Bereiche des Gesichtes stattfindeiiden Vorgänge ist dessen Gestaltung dem späteren Verhalten zwar nm Vieles näher gebracht, aber noch immer bestehen vorzüglich in den Proportionen der Theile viele Eigenthümliolikeiten. Am gesammten Kopfe ist es die vom Nackenhöeker bis gegen den Scbeitelhöcker sich erstreckende Region, welclie nicht in der vordere Theil des Kopfes fortwächst, so dass der Kopf dem gleichen Maße wie allmählich die Neigung Die untere Begi'euznng des Mundrandes Unterkieferregion nach und nach etwas vor und lässt so durch das dadurch zur Bauchfläche des Rumptiis abmindert. tritt als bedingte Zurticktreteu der Region der folgenden Kienienbogen, die mit ihren Derivaten unter den Unterkiefer gelangen, die Sonderung des Kopfes in ein neues Stadium treten. Vom Kopfe weiteres Herabtreten wird ventral ein Hals abgesetzt. Damit ist ein welches allmählich aufhört, eine des Herzens verbunden, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom ersten Aufbau des Körpers. 79 äußere Vorragung zu bilden, und mit der ferneren Ausbildung des Eumpfes in dessen Erusttlieil zu liegen kommt. Von anderen Veränderungen ist die der Lage der Augen bemerkenswerth. In der finden sie sich, wie bei den meisten Säugetbieren, an der Seite des Kopfes. Unter einer Breitezuuabme der hinteren Kopfregion gewinnen sie allmäbllcb eine vorwärts vierten Woobe gerichtete Lage und vervollkommnen dadurch den Gesichtstheil des Kopfes. des äußeren Ohres entsteht in der 6.-7. Woche der ferneren Differenzirung jenes Wulstes ist Die Anlage aus einet wulstförmigen Erhebung des Integumentes in der Begrenzung der äußerlich durch eine Einsenkung dargestellten ersten Kiemenspalte, deren Emportreten an die Seite des Kopfes schon Erwähnung fand. Mit in der 10.— 11. Woche die definitive Gestalt der Ohrmuschel in den wesentlichsten Punkten ausgeprägt. Eumpf und Gliedmaßen. § 41. Während Körperanlage der ersten Differenzirung des Kopfes hat der übrige Theil gleichfalls der Fruchthflllen in bedeutende Veränderungen erfahren, engem Connexe stehen. Verhältnisse von einem Zustande ans, in Wir gehen welchem die die mit der der Bildung in der Darstellung dieser Anlage des Kumpfes die Entstehung des Cöloms und damit die Sonderung der Seiteuplatten in primäre, parietale und viscerale Lamellen llantplatte und Darmplatte) darbietet. Nun er; Abgrenzung des Rumpfes von den peripherisch bleibenden zu den Frnchthnllen verwendeten Theilen der Keimblase, indem die aus Hautplatten mit Ectoderm bestehende seitliche Körperwand, an einer bestimmten Stelle der Darmscheint die erste platte sich sich nähert. Sie bildet hier eine Falte [Bauchfalte] (Fig. 27), von da ans aufwärts begiebt nud damit in die indem sie Amnionbildnng übergeht. Davon weiter unten. Die an der Bauchfalte medial gerichtete Körperwand Cölom nach der Peripherie ist. sich fortsetzen, lässt anfänglich das wie es in den Figg. 32, 33 dargestellt Die Bauchfalte um- zieht also hier eine üff- Fig. 32. Fig. 33. nnng, an der eine Cölom- commuuieation bestellt. Diese Öflhung bildet den Bauchnabel. Unter Er- weiterung der im Kumpfe befindlichen schnitte Cölomab- und damit ein- hergehender Wölbung der Seiten des Kumpfes, die Bauchfalte in tritt Verbindung mit der Darmplatte, woraus eine Abschnflruno- des Eumpfeöloms von dem peripherisch verbleibenden Cölom nabel ist damit geschlossen. entspringt. Der Bauch- (Vergl. hierzu Fig. 27.) Die fortschreitende Vergrößerung der Korperanlage, die inzwischen sieh in der angegebenen Art nach hinten zu differenzirt hat, zeigt ein nicht gleichmäßiges © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 80 gegen den übrigen Körper im nämlicb als Bauc.lifalte liezeiclmete Partie bleibt Die aller Theile. Waohstlium Waehsthnm zurück, und beiderseitigen Banclwände gegen einander convergiren, der so kommt es, dass die gesammte Körper immer mehr von den peripherisclien Theilen sich abhebt und gegen dieselben im Übergewichte erscheint. Während nach vorne zu der Kopf, nach hinten der Becken- Rumpf mit vorher an seiner Ventralseite offene hervortritt, ist der und Caudaltheil des Körpers Schlüsse des Bauchnabels nur noch mittels des dem Darmes mit dem Dottersack in Communioation (Darmnabcl). Die erste noch der Musculatur entbehrende, dünne Baucliwand setzt sich nach dem Rücken zu deutlich gegen eine von den Muskelplatten und anderen Deri\ aten der Urwirbel gebildete Verdickung ab. Von diesen, resp. den in ihr gesonderten Muskelplatten geht nun eine Fortsetzung in die primitive Rauchwand, die bisher nur aus dem Eetoderm und dem mesodermaleii Parietalblatte der Seitenplatten bestand. Indem die Muskelplatten sich mehr und mehr der ventralen Medianlinie nähern, und hier zusammeutreflend nur in der entfernt bleiben, lassen sie die definitive Nähe des Nabels Bauchwand entstehen. weiter von einander Diese begreift an- wird erst fänglich auch noch die später der Brust zukommende Strecke in sich und eigene schließlich ihr auf die Skelettheile thoracalen der mit der Entwickelung Region beschränkt. Der hinterste Theil des Kumpfes jüngenden Fortsatz aus, der mit läuft auch beim Menschen in einen sich ver- dem Auftreten der llintergliedmaßen sich als Caugleiche Verhältnisse bietet, wie die und wesentlich Körpers Anlage des Schwanzes der Säugethiere (Fig. 30). Damit steht in Verbindung die Anlage einer größeren Zahl von Wirbeln, von denen die letzten nur angedeutet sind darstellt daltheil des und frühzeitig schwinden. Mit der Ausbildung der hinteren Gliedmaßen, vor Allem der Hüftregion des Beckens, Caudal- oder Sleifihücker, schwindet. Am tritt der Schwanz allmählich zurück und erscheint als der mit der Entfaltung der Gesäßregion gleichfalls Integumente erhalten sich noch Spuren des früheren Zustandes. Biese Audeutuiigeu 'werfleii durcl! eine die Foveola coccygea (Eckku), dargestellt. Auch nicht selten auch bei Erwachsenen. stark eiugezogene Stelle am Steißbeinende, bei Nengeborenen oft sehr deutlich^ Sie ist die anthropoiden Affen besitzen sie. Ein zu- weilen vorkominender Anhang, welcher als »Schwanz« gedeutet ward, ist ein patholonichts zu logisches Gebilde, und hat mit einer caudalen Verlängerung der Wirbelsäule thun (Schäpi-er). § 42. Der gesammte Rumpf bildet um die dritte Woche mit seinem Dorsaltheile eine den ventralen Theil bogenförmig umziehende Krümmting, so dass das Schwauzende der Stirngegend des Kopfes bedeutend genähert ist. Das voluminöse Herz drängt noch dünne Wandung des Vcntraltheiles des Körpers hedeutend hervor, und weiter abwärts von demselben bildet die Anlage der Leber gleichfalls eine Ilervordie wölbung. Die und setzt sich Rumpfes läuft tiefer gelegene Abdominalregion in einen stielartigen in Anhang fort, ist noch von geringem Umfang den Nabelstrang. Das Ende des das zwar verschieden ausgeprägte, aber nie fehlende Schwanz- — © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom ersten Aufbau des Körpers. 81 Die Krümmung des letzten Kumpfabsehnittes ist etwas seitlich geMit der Ausbildung der Baucheingeweide nimmt die Krümmung der Dorsalregion ab, der Körper gewinnt eine mehr gestreckte Gestalt, und die Entwickelung rudiment aus. kehrt. des Darmcanals lässt später auch die untere Abdominalregion etwas mehr Tortreten. Koch vor Einwachsen der Muskelplatten in die primitive Bauchwaud zeigen sieh die Anlagen der Woche dritten Sie bilden beim Menschen in der mehr und mehr heiworsprossend eine abmit gerundetem Kande anuelimen. Die vordere Gliedmaße tritt geplattete Gestalt Entfernung von der in einiger Nabel ist Gliedmaßen. niedrige Wülste, die Kiemeuspalte auf; liinterston die hintere hinter dem Beide sind ventralwärts und etwas nach hinten gerichtet, letzteres an der vorderen mehr als an der hinteren bemerkbar. Indem sie stärker sich (Eig. 30;. ausbilden, beginnen sie vom Körper sich deutlicher abzugrenzen, und bald erscheint an ihnen eine Gliederung. Das distale plattenfürmig gebliebene , Ende setzt sich etwas vom proximalen Theile ab und bildet an der vorderen Gliedmaße die Anlage der Hand, an der hinteren jene des Fußes. Diese Theile lagern sich mehr und mehr gegen die ventrale Körperfläehe und sind ziemlich gleichartig gestaltet. schon im 2. beginnt für Mit der beim Menschen Monat vollzogenen Gliederung der proximalen Strecke der Gliedmaßen vordere und hintere ein differentes Verhalten. An beiden lässt das proximale Stück bei fortgeschrittenem Wachsthum zwei Abschnitte her vergehen. An der vorderen Gliedmaße sondert es sich Ober- und Unterarm, welche beide in einem nach hinten gerichteten Winkel, dem Ellin bogen, Zusammenstößen. Gliedmaße An Fig. 3 i. der hinteren Sonderung des proximalen Stückes den Ober- und Unterschenkel, liefert die beide in einem nach vorn und zugleich entschieden seitlich gerichteten Winkel, dem Knie. Mit dieser Verschiedenheit sind bereits die typischen Eigenthümlichk eiten von beider- Gliedmaßen ausgesprochen. Hand- und Fußanlage besitzen aber noch gleichartige lei Stellung, indem gerichtet ist. ihre Die Beugefläche anfangs distalen Eudabschnitte der /' medial Hinten gleichai-tigen Gliedmaßen Emljri-o auedmajie von 1,4 cm Lange von der linken Seite, • — Hand und Fußplatte beginnen in der (3.-7. WocheDifferenzirungen kundzugeben die an der Hand beginnen (Fig. 34). An den Eänder 11 jener Platten treten leichte’ den Fingern und Zehen entsprechende Vorsprünge schnitte dritten von einander getrennt, nach und nach Monat auch auf, die, anfänglich durch Ein- freier sich entfalten, so dass im Die Sohlfläclie des Fußes bleibt noch dadurch den Fuß in einer der Hand diese Theile deutlich sind. lange medial gerichtet und lässt ähnlichen Stellung erscheinen, welcher Zustand selbst beim Neugeborenen noch nicht völlig überwunden ist. Die laterale Stellung des Kniees wie die Itichtimg der Fußsohle deuten e © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 82 in denen die hintere Extremität auf Verhältnisse noch nicht ausschließlich Geh- , werkzeug war und ihr Endahsclmitt mit der Hand gleiche Verrichtungen theilte. Während der ganzen embryonalen Entwickelung zeigt sich der vordere Theil ausgebildet. des Köi-pers in Vergleichung mit dem hinteren Theile bedeutender der unteren Beckens und Wenn auch’ dieses Verhältnis allmählich zu Gunsten des Gliedmaßen und sich abändert, so findet ein Ausgleich die Herstellung der doch erst nach der Geburt statt, dem Erwachsenen zukommenden Proportionen beansprucht die lange Zeit postembryonaler Entwickelung. Das Gliedmaßen erste Auftreten der vordere (obere) tritt ist bezüglich der Localität beachtenswerth. im Bereiche jener Urwirbel auf, aus Die denen die Anlagen der letzten Halswirbel und etwa noch die des ersten Brustwirbels hervorgeben. Sie entspricht also Verhalten, sonin ihrer Lage keineswegs dem späteren, sie der Brustregion zutheilenden dern mnSB, um an jene Stelle zu gelangen, abwärts rücken. Das primitive Verhalten spricht sich bezirke aber noch in den Nerven der oberen Gliedmaßen aus, die jenem VrwirbelBeide Th.-itsaolien deuten anf einen selbst von den Säugethieren entsprechen. weit entfernten Zustand, in nähert sind. welchem die Vordorglied maßen Die Anlage der hinteren Gliedmaße Nerven, welche ihr später zugetheilt sind. Es ist noch mehr dem Kopfe ge- dem Bezirke der letzten Urwirbel der entspricht ebenfalls die Strecke vom also Lendenregion bis zum dritten oder vierten Urwirbel der Sacralregion. Man könnte wenn statuiren, Erscheinens ersten ihres Orte Gliedmaßen am hier ein Verbleiben der Embryonen ein Vorräcken der nicht die Untersuchung der Skeletverhältnisse älterer (Näheres hierüber siehe bei der hätte. gelehrt Wirbel Gliedmaßen nm mindestens eirren Wirbelsäule.) vielfache bildliche DarDie äußeren Verhältnisse des embryonalen Körpers fanden Von älteren führe ich an: S. Trr. Sömmering, Icoues embryonum humanorum, stellung. Francofurti 1799. Neuere sind: Erdi., Die Entwickelung des Leibesform des Menschen, Leipzig 1846. Ferner Costb, Hist, gdndrale et particulicre du de'veloppement des corps organises, Paris W. His, Anatomie menschl. Embryonen I. II., Leipzig 1880 82. P 347 59. Über das Schwanzrudimont s. Eosenberg, Morphol. Jahrb. I. S. 127. Ecker, Arch. — f. Anthropologie, Bd. XII. S. 134. III. Entwickelung der Emlbryonal- oder Frnchthüllen. § 43. Die unter vorstellendem Namen zusammengefassten verscliiedenartiger Abstammung, sondern auch von Organismus des Embryo. während Dass seines intrantcrinen Eies, das Bedeutung für den und denselben sie außerhalb des letzteren liegen Lebens umgeben, ist das einzige Gemeinsame. Sie (Amuiota). Die erste noch im Ovarinm entstandene Oolemma (Zona pellucida), treten erst in den höheren Abtbeilnngen der Vertebraten ümhüllnng des Gebilde sind nickt nur differenter aiit sammt der dieses umgebenden, vom Eileiter gelieferten Eiweißsebiebto, bleiben während der ersten Entwickelungsvorgänge noch bestehen. Es sind Eilmllen, welche an die bei niederen Thieren vielgestaltig ausgeprägten Sohutzapparate des erinnern, aber für die späteren Stadien keine große Bedeutung besitzen. Erst Eies vom Blastoderm ans beginnt die Bildung wichtiger Umbnllnngeu , welche schon Blastoderm in sich begreifenden oben als Theile der ursprünglieben, das gesammte _ © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom Aufbau des Körpers. ersten 83 Körperanlage angeftilirt wurden. Die bezüglich dos Menschen noch nicht völlig bekannten Thatsachen veranlassen auch hier wieder, die bei Silngethicren bekannteren Verhältnisse zu Grunde zu legen. Man darf dabei jedoch nicht übersehen, dass für den Menschen in manchen Punkten bedeutende Modificationen sich wenn auch das Fundamenlale der Vorgänge keine Einbuße erfährt. Das Verständnis dieser Gebilde leitet sich von Zuständen ab, gcsammte Blastoderm in den späteren Wir zu jenen Hüllen verwendet wird. Wirbelthiere verbreitet. Köi-peranlage eines kann leicht mit Organismus übergeht, so dass finden solche Zustände Die nebenstehende Fig. solchen auf dem :15 in denen das also noch nichts im Bereiche niederer die stellt Querschnitte vor. heraussteilen, Sie den Figg. 19- -21 in Verbindung gebracht werden, in welchen der Gegensatz zwischen Körperanlage und den zu Fruchthüllen verwendeten Theilen noch nicht voll zum Ausdnick kam. Auf dem Blastoderm erhebt sich der Kflckentheil Bauchwand die und des Körpers fort, setzt sich beiderseits welche das Cölom umschließt. Anlage des weiten Darmrohres (/)), die welches wir uns mit Schematischer Quer- Nehmen wir Dotter gefüllt vorstellen. in Dieses enthält an, dass die Verminde- schnitt. rung des Dotters (D) im Verbrauche für den Körper die Darm wand lässt, nicht gleichen Schritt mit dem Wachsthum der Bauchwand Bauchwand entspringen. halten so wird daraus eine Faltung der primitiven Wiederum wird Vermehrung des Dottermaterials und früh- bei bedeutender Ausbildung der Körperanlage ein Gegensatz zwischen beiden auftreten, und nur den der Körperanlage benachbarten Theil der Keimblasc in den definitiven Organismus überführen. zeitiger Zur speciellen Darstellung der Genese der Hüllen greifen wir auf ein Stadium zurück, in welchem die Embryonalanlage noch wenig vom Blastoderm sich abgehoben hat und der Kopf in der ersten Ausbildung begriffen ist. In der dem Kopftheil entsprechenden Strecke des Blastoderms ist in einem bestimmten Umkreise nur Ecto- und Entoderm vorhanden. Das Mesoderm hat sich nur schwach in diesen Bezirk erstreckt. .Jedenfalls bleibt dieser Theil auch später, mit der Entwickelung des ersten Gefäßsystem es, gefäßlos (Fig. 29). Mesodermbildung Die bereits eine letztere folgt überall Sondenmg Im übrigen Umkreise in Hautplatte und Darmplatto ist an der eingetreten. dem Entoderm. In dem vorhin beschriebenen gefäßlosen des Blastoderm erfolgt durch ungleiches Wachsthum der hier vorhandenen beiden Schichten eine Trennung derselben. Das Ectoderm Bereiche der Kopfregion erhebt sich vor dem Kopfe in eine Falte, welche größer wird und den letzteren von Dieser »Kopfscheide« entspricht eine später auftretonde hinteren Körperende, die aber durch Ectoderm und eine Mesodermlage vorne her oben bedeckt. Bildung am vorgestellt wird (Schwanzscheide). des Körpers und In dem Maße des fortschreitenden Wachsthums nehmen diese gegen einander wachsenden Falten an Ausdehnung zu, treten durch lateral vom Embryo einander in Zusammenhang. sich erhebende longitudinale Falten unter Dieser seitlichen Erhebungen ist als Amnionfalten 6* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 84 eine Nachdem gedacht worden. (Fig. 3() af) Erhebung ringsum dem sich so über von derselben gebildet hat, wird ein Embryo llfleken des Hohlraum umschlossen, welcher an einer Stelle hinter der Mitte des Kückens nach außen communicirt. Das ist die Amnionhühle. Aber innerhalb der Falten, von ihnen umschlossen, welche einen nach der besteht ein Hohlraum, die Klastodermhöhle (Kölliker), Entstehung des Amnion außerhalb Fig. 37. Fig. 36. Körpers des befindlichenAbschnitt des Cölom gang vorstellt. in die Der Ein- Amnionhöhle verkleinert sich zu einer engen Künder gegen wachsend einander V er- einen schlnss der Schematische Querschnittsdarstellungeu. deren Öffnung, Amnionhöhle An herbeiführeii. der Schließungsstelle geht dann eine Trennung der hier verbundenen Theile in der abh’ist Art vor sich, dass die innere Membran A on einer äußeren obeidhlohlichen sich Die innere Membran umschließt den Körper direct, venti'al geht sie (Fig. 37). beim Menschen sehr weit hinten, nahe und Kg. stellt am Candalende, in dessen Wandungen über das Amnion kleidendeu Falte kommt hintere zu, über die Amnion aus tritt zur Bauoliseite des Baer’s serösen 1 Sie ist dann eine dass der größte Theil des folgt zwar eine Sti'ecke weit aber von diesem da ab Embryo wendet, und völlig geschlossene Blase, , wo es sich überzieht dann die seröse Hülle Die Entstehung der Amnion hat sonacli die Bildung der (Fig. 37). lülle Der von ihr entsteht (Fig. 38). dem Amnion, (Schema.) V. Schafhant; vor. also bedeutendes Übergewicht so Die äußere Membran Medianer Läugssclinitt durch Körperanlage mit Amnion. die den Dottersack. (die vorne nach hinten wachsenden, zuerst den Kopf über- 38. zur Folge, beide entstehen ans einer und derselben Membran, die an- fitnglich in die Anlage der Bauchwand des Körpers sich fortsetzte und phylogene- tisch ein Theil derselben war. Amnioufalten außer dem Ectoderm noch eine Mesodermschichte (die Hautplatte) einging, so sind am geschlossenen Amnion auch diese beiden Schichten wieder zu finden. Nur an dem von der einschichtigen Kopfscheide ge- Da in die bildeten Abschnitte wird die Mesodermlage fehlen müssen beim Menschen besteht. Der durcü die Bildung eines Amnion und es ist aber fraglicli, , ob dieses Verhalten beschränkt sich auf die höheren 'Wirbelthiere fasst (Reptilien, Vögel, S'äugethiere). — Das Oolemma ist nach, Hüllorgane verschwunden. senden. Auch von der der einer serösen Hülle charakterisirte Vorgang die man darnach als Amniota znsammen- , Bildung der von Seiten des Embryo sich anlegenden Zur Zeit seines Bestehens serösen Hülle soll es zottenartige Fortsätze sind Fortsatzbildungen beschrieben. aus- Beide haben © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom B. Aufbau des Körpers. ersten 85 heim Menschen eine größere Bedeutung als hei Säugethieren, da ein sehr frühes Stadium heim Menschen eine mit reichen Zotten besetzte Membran erkennen ließ. Genauere Ermittelungen hierüber stehen noch aus. vielleicht § 44. Das Amnion nach ersclieint seiner Absclinflvnng eine die LeibesoberÜäche unmittelbar von der serösen Hülle der Ausbildung der Bauchwanduiigen des Embryo und des daran sich knüpfenden Abschlusses der Leibeshöhle in größerer Ausdehnung ersti'eckt und am Nabel in die und so geht das Amnion Zunahme des — einerseits die vom Amnion, Amnionhöhle — ver- ihn füllenden Fluidum (Fnichtwasser), in die Gestalt einer Blase über, welche sich überall bis an die Übergangsstelle in die Bauchwaiid des Embryo weit vom letzteren abhebt. Noch bevor diese Ausdehnung des Amnion standen, die Allantois, Kaum auch ventralwärts sich Körperwand übergeht. Der anderseits von der Körperoberfläche begrenzte größert sich allmählich unter als bedeckende Membran, welche nach Maßgabe stattfindet, ist ein anderes Fötalorgan ent- und auch am Dottersack sind Veränderungen eingetreten, deren jetzt gedacht werden muss. Eine Wucherung des Materiales der Dannplatte an der vorderen der Anlage des Wandung Enddarms nimmt einen hohlen Fortsatz des Entoderms auf und erscheint dadurch als ein zum Enddarm Diese Anlage gehöriges Gebilde. Fig. 39. der Fig. 40. Amnion Allantois Dottersack- wand Anlaffe der Allantois Schematische Längsschnitte des hinteren Körperendes von Kaainchenemhryouen. Theilweise nach Köllikbr. Allantois wächst weiter am Körper mit dem Enddarm communicirenden sack und Amnion (Fig. 39, 4ü). des Embryo vor, und gestaltet sich zu einem lloldgebilde. Seine Lage ist zwischen Dotter- Die von der Darmplatte gebildete Wandschichte der Allantois führt bald Zwei von den Enden der primitiven Aorten ausgehende Arterien M»(M«ca/es) verbreiten sich auf ihr. Zwei Venen [Vv. umbicales) sammeln Blutgefäße. das rüokströmeude Blut, und nehmen auf der Bauchwand ihren Weg zum Stamme der Venae omphalo-mesentericae. Mit fernerem Wachsthum gelangt die Allantois zur Innenfläche der serösen Hülle und dacht werden soll, nachdem änderungen Erwähnung geschehen Am tritt dann der inzwischen am in neue Beziehungen, deren ge- Dottersack eiugetretenen Ver- ist. Dottersack (Fig. 41, Ds] macht sich mit dem Wachsthum des embryodem Schlüsse der Leibeshöhle eine Sonderung bemerkbar. nalen Körpers und mit © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 86 indem der peripherische Theil nur durch anlage verbindet. Darm- eine verengte Strecke sich mit der Diese intermediäre Strecke bildet, länger geworden, den Dotter- yang {Ductus omphalo-entericus). Der dem Dottersack zukommende eine Zeitlang (lefäßapparat hat sich inzwischen rückgebildet, und es bleiben auf ihm nur noch vereinzelte Gefäßebestehen. Die Entfaltung des Dotterbedingt ganges den für Dottersack eine peripheri- um sche Lage, in der er mehr so erhalten bleibt, als die Ausdehnung der Amnionhöhle von um den Embryo ihn diesem abdrängt (Fig. 42). Mit dem Auswachsen der Allantois nach der Peripherie der Frucht hat sowohl ihre functioneile Bedeutung als auch ihr formaler Befund Modificationen erfahren. Hinsichtlich der ersteren ist zu bemerken, dass i'ig. 42 sprfinglich . sie nr- Aufnahme zur des Secretes der primitiven Exeretionsorgane, der Urnieren, dient und dem sprechend auch sack« benannt ent- als »Haru- ist. Diese Leistung geht ihr später verloren, aber nicht ganz, Entstehung der Fruchthullen. (Schema.) da ein Theil definitiven besteht. Im Zusammenhang mit liche Weise, wie am der von ihr in der Harnblase fort- Ausdehnung der Amnionhohle und auf ähn- Dottersack zwei Abschnitte sich sondern, wird auch an der Allantois ein distaler, blasenförmig erscheinender Theil von einem proximalen unter- scheidbar jFig. 41 B, Fig. 42 A, B). len Abschnittes mit Der dem Dieser ist ein engerer, die Verbindung des dista- Beckeudarm vermittelnder Canal, der Urachus (Harngang). distale Abschnitt der Allantois (Fig. 42 Al) geht eine Verbindung mit erreichten serösen Hülle ein, längs deren Innenfläche die äußere von der platte gebildete Schichte der Allantois wuchert. dei' Darm- Die von jener Schichte getragenen Blutgefäße der Allantois gewinnen damit die gleiche Verbreitung und wachsen in zottenartige Fortsätze ein, welche aus der durch die seröse Hülle Allantois gelieferte Gewebsschichte gebildeten und jene von der Membran nach außen hervorsprossen. So entsteht ein neues, den Embryo umhüllendes Gebilde, eine gefäßführende, zottentragende Haut, das Chorion. Die Fortsätze dieser Zottenhaut besetzen die ge- summte Oberfläche; anfangs einfach, verzweigen sie sich nach nnd nach und stellen schließlich Bäumchen vor (Fig. 43), in denen die Blutgefäße der Allantois, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom ersten also die Nabelgefäße, sieb verzweigen. Aufbau des 87 Körpers. Die von der sei’ösen Hülle stammende Ec- todermsobichte bildet an der Oberfläcbe des Cboriou und dessen Zottenbäumebeu einen epitbelialeii Überzug, die äußerste, später sebwindende Grenze der embryo- nalen Fvncbtbiillen. Die dargestellten Gebilde erfahren bis zur letzten Fötalperiode manche VerDas Amnion erleidet mit seiner fortschreitenden Ausdehnung die änderungen. mindeste Modification; die beiden es in der Anlage bildenden Schichten bestehen auch nachher fort; eine einfache Epithelsebichte, von einer dünnen, gefäßlosen Bindegewebsschichte umgeben. Am Nabelstrang geht das Epithel des Amnion in mehrfache Schichtung über, die sich zur mehrschichtigen Oberhaut (Epidermis) des Embrjm fortsetzt, sowie die Bindegewebsschichte. am Nabelstrang dessen Hülle bildend, in die Lederhaut des Embryo verfolgbar ist. Von der Allantois erhält sich nach geschehener Chorionbildung nur noch der aus dem Entoderm stammende Bestandtheil des Urachus eine Zeitlang, während die äußere gefäßtragonde Lage mit benachbarten Theilen Verbindungen eingeht, und Die äußere (bindegewebige) Schichte des damit ihre Selbständigkeit anfgiebt. Urachus geht in das die Nabelgefiiße umliüllende Gallertgewebe, die » Warthon'sche Sülze«, Uber. Dieselbe Schichte stellt peripherisch, und von da aus längs der Innenseite dos Chorion, eine ähnliche gallertige Lage her, welche der Außenfläche des Amnion locker angefUgt ist. Beim Menschen wächst die Allantois nicht als Blase, sondern in solider Form nach der Peripherie hervor, dient hier also wesentlich als Träger der Blutgefäße. Auch vom Dottersack erhalten sich Eeste bis zum Ende des Fötallebens. AVährend der Dottergang innerhalb des Nabelstranges schwindet, bleibt constant das Ende desselben als Nabelbläschen, zuweilen noch mit einem Stücke des Ganges, zwischen Chorion und Amnion bestehen- (Fig. 43). Er findet sich dann von 4—7 Größe meist in einiger, zuweilen in größerer Entfernung von der Placenta. mm § 45. mit Den vom Cliorion umschlossenen Binnenraum der Frucht nimmt das Amnion dem in ihm geborgenen Embryo nur zum Theile ein. Eine eiweißhaltige F'lüssigkeit füllt den übrigen Kaum, in welchem auch der bedeutend verkleinerte Dottersack seine Lage hat. Allmählich mindert sich jener Das Amnion nähert von da an, wo es vom Körper Kaum unter Ver- größerung der Amnionhühle. sich damit der Innenfläche des Chorion und bildet des Embryo ausgeht, bis gegen das Chorion hin eine scheidenartige Umhüllung vom Körper aller andern, omphalo-entericus niutgefaßen, chem 3. 2. des Embryo Dieses sind; verlaufenden Theile. mit den 1. ihn begleitenden Eeste des Urachus, mit wel- die durch die Ausbildung des Chorion bedeutend vergi'ößerten iSabelgefäße fäße peripher Aar Ductus der Allantois) ihren Verlauf (die Ge- nehmen. Diese von einer Amnionscheide umgebenen, durcli embryonales Theile stellen durchsetzt; Bindegewebe vereinigten zusammen er begiebt einen Strang vor, welcher anscheinend die Amnionhöhle sich vom Embryo zum Chorion, liegt in der That aber © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 88 außerhalb des Amnion, welches einen Überzug für ihn abgiebt (Pig. 43). Das ist der Naheistrang (Funiculus umbilicalis), der sonach seine Entstehung von der Aus- dehnung der Amnionhöhle ableitet. Unter fortschreitender Vergrößerung der gesummten Pracht gewinnt beim Menschen der Zotteubesatz des Chorion ilosum), die aber bald nicht mehr eine reichere Entfaltung [Chorion fron- gesammte Oberfläche betrifft. Kur an jener Strecke der letzteren, mit welcher die Frucht der Uteruswand anliegt, findet der die Sprossungsprocess an den Zotten auch ferner noch statt , indes er an der übrigen Oberfläche scheinbar einem ßückbildungprocesse Platz macht. So kommt es, dass an der letzteren Stelle nur noch spärliche Zotten verkommen, während an der Das Chorion frondosum wird ersteren der Besatz sich vermehrt hat. die zottenarme Fläche stellt das sein, reduciif, und Chorion laeve vor. Allantoü und Amnion scheinen in ihrer Entstehung eng mit einander verknüpft zu so dass eines das andere bedingt. Niedere Zustände des Amnion sind bis jetzt nicht bekannt geworden. Dagegen kennt man solche der Allantois, nämlich Amphibien vorhandenes, von der vorderen Wand des letzten Darmabschnittes entspringendes, als Harnblase bezeichnetes Gebilde. Allantois entstanden sein. Harnblase der Amphibien Daraus ergieht lässt. also ist einen insofern Aus einem solchen Organ wird als das Amnion, als sie in älter früheren Zustand besitzt, von dem sich sie die der ahlelten Annahme, dass auch eine bedeutende Entmit der Amiiiotibiidung im Causalnexns stehe. sich wickelung der Allantois Sie ein bei den (der Cloake) ein Bei Reptilien und VBgeln Grund ist die zur Allantois bereits ausgebiidet. Sie bildet aber keine auch bei den Monotremen und Beutelthieren unter den Säugern der Fall, und bei den übrigen bieten sinh wieder sehr mannigfache Verhältnisse, bei denen auch der Dottersack eine Rolle spielt. So wächst derselbe hei Nagern (Kaninchen) Zottenhaut. Dasselbe ist der serösen Hülle folgend peripherisch aus, bis zum Rande der nur in beschränkter Weise zur Peripherie der Frucht gelangten Allantois. Er bildet ein Hiillorgan der Frucht, in welchem auch die Gefäße sich forterhalten. Mit einer geringeren Ausbildung des Dottersackes wird der Allantois eine größere vollständigen Umwachsen der Frucht. Ausdehnung zeigt sich ebenfalls in stufenweiser Entfaltung. betheiligt ist, als Blase um gestattet, und sie gelangt zum Die mit der Allantois eng verknüpfte Cliorhnhildung Selbst die Art, wie hieran die Allantois ergiebt bedeutende Verschiedenheiten. Bei Carnivoren (Hund) wächst sie das Amnion, während sie beim Menschen ursprünglich nur mit ihrer äußeren gefäßführeiiden Schichte wuchert. Was das Chorion Schweinen, streute betrifft, so ergeben sich die niedersten einigen Wiederkäuern Zotten, die und den Walthieren. in Vertiefungen des Uterus Es eingreifeii. Zustände bei den Pferden, besitzt hier einfache, zer- Bei den meisten Wieder- käuern bestehen Gruppen von Zotten in bedeutender Ausbildung mit reicher Verästelung (Cotyledoneu). § 46. Die gescliildeifen UmhüUtingen des Embryo ualimen vom Blastoderm aus ihre Entstehung’ und erwiesen sich dadurch in unmittelbarem Zusammenhänge mit dem Körper des Embryo. Sie konnten daher als ursprüngliche Theile des letzteren an- Mau bezeichnet sie als kindliche oder fötale Hüllen^ im Gegenzu anderen, welche vom mütterlichen Organismus aus entstehen. Mit der Einwanderung des Eichens in den ihm als Bergestätte dienenden Uterus und mit den gesehen werden. satz © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom Aufbau des Körpers. ersten 89 Veränderungen des Eies und dessen Entwickelung zur Keimblase erfälirt auch der Uterus Veränderungen, welche ihn an der Hiülbildung sich betheiligen lassen. Der speciell hiezu verwendete Theil ist die Schleimhaut des Uterus welcher , die, aus die fötalen Htillen umschließenden Gebilde hervorgehen, welche ihrer mit Bezug auf den Uterus vorübergehenden Bedeutung als man wegen Membranae deci- duae bezeichnet. Die Entstehung Schleimhaut des der Uterus gesammten lässt mütterlichen Embryonalhüllen speciellere die Betrachtung aus der dieser Verhältnisse zweckmäßiger mit jenem Organ verknüpfen, auf welches hiermit verwiesen wird. sei nur noch erwähnt, dass durch jene neuen Einrichtungen eine engere Verbindung des embi-yonalen Organismus mit jenem der Mutter erfolgt, und dass dann Hier von daher die Ernährung des Embr3'o geleistet wird. Die Ernährung des Embryo aus dem mütterlichen Organismus compeusirt den Mangel reichlicheren Dotters und war wohl auch ursächliches Moment für die Ver- minderung dieses Materials, denn wir müssen annchmen, dass das Säugethierei sich ableitete, in welchem ebenso, wie in den Eiern der meisten von einem Zustand niederen Wirbelthiere, reichlicher Dotter bestand, wie bereits dargelegt wurde. Postembryonale Entwickelung. § 47. Mit der Geburt haben die während des embryonalen Lebens thätigen Vorgänge keineswegs ihren Abschluss erreicht. bieten die Gestaltungsprocesse eine Schon gegen das Ende der Fötalperiode Abnahme an Intensität und zeigen sich mehr und mehr untergeordneten Umfanges. Am meisten äußern sie sich noch in der Volumzunahme der Thcile, welche in einem Wachsthume des Körpers sich ausspricht. Aber auch nach der Geburt erscheinen noch langsame, aber stetige \ eiänderungen in der Organisation. Wir meinen damit nicht etwa die Umwandlungen, welche durch die mit der Geburt auftretenden Änderungen iin Gebiete der Kreislaufsorgane und in den Athemwerkzeugen Ijedingt sind, und die in relativ kurzer Frist sich vollziehen, sojulern solche, die auch später an allen Organs}'stcmeu machen. Während des jugendlichen Alters erfahren die Proportionen äußeren Körperform durch Wachsthumsvorgänge beständige Änderung. Sie walten bis zur Zeit der sexuellen Reife, bei welcher wieder neue Verhältnisse sich sich geltend der später noch bis ins Alter trägt der Organismus den jeweilio-en Stempel der Altersdifferenz, und zahlreiche, in den verschiedensten Organsystemen ausprägen. Auch wirksame Processe sind dabei im Spiele. So herrscht niemals wirklicher Stillstand. Bis zur Geburt sind es wesentlich ererbte Einrichtungen, die zur Anlage oder auch zur Ausbildung kommen. Nach der Geburt werden die zahlreichen, von der Außenwelt gegebenen Bedingungen wirksam und geben Anlass zu jenen neuen Veränderungen. Es entstehen Anpassungen des Körpers an mannigfache auf ihn wirkende Einflüsse. Minimale Wirkungen summiren sich bei längerer Dauer und kommen schließlich mit bedeutendem Gewichte zur Geltung. Es ist die volle, den © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 90 Organen gewordene Function, unter deren Einfluss bahnt und die weitere Ausbildung sich an- vollendet. * lY. Bedeutung der Entwickelung. § 48 . Die Entwickelungsvorgänge sind auf Frocesse zurückführbar, welche sich an den Formelementen abspielen. Es sind Wachsthums- und \ ermehrungsvorgänge an den Zellen, die den embryonalen Organismus jeweilig zusammensetzen, und au Differenzirungsprocesse, die an jenen Zellcomplexen durcli eine Veränderung deren Formelementen, durch Verschiebung, Lageveränderung, Trennung der Cou- Die daraus entstehenden Gebilde, zuerst die Keimblätter, dann die aus diesen sich sondernden Anlagen der Organe, erscheinen den späteren Eini’iehtungen völlig fremdartig. Erst nach und nach treten die definitiven \ erhält- tinuität sieh äußern. nisse gleichwie in Umrissen und nähern liervor sich langsam ihrer Ausgestaltung. Die großartige Verschiedenheit frühester und späterer Zustände findet so einen Die hierzu führenden Veränderixngen treten anfänglich intensiver auf. Innerhalb einer küi'zercn Frist begegnen uns bedeutendere Umgestaltungen in den früheren Stadien, als später innerhalb eines längeren Zeitraumes, und dieses \ erAusgleich. währt durch die ganze Entwickelung. Die ersten vier Wochen leisten Größeres als später eben so viele Monate. Während der ersten Entwich elungs- hältnis porioden legen sich vorher jiicht vorhandene neue Theile au, Perioden erfolgt deren Ausbildung. zii-ungen qualitativer quantitative Art, in den folgenden Erstere umfassen daher wesentlich Difteren- letztere dagegen Vorgänge der Volumvermehrung, ] lifferenzirungen. Die Gleichartigkeit der Entwickelung der Individuen einer und derselben Art oder Gattung und die Ileständigkeit der Folge der einzelnen Stadien erscheinen als etwas Gesetzmäßiges. geschlossen sind, Organismus Da von außen liegen. her wirksame, gestaltende Impulse absolut aus- die Entwickelung leitende Princip im sieh entwickelnden Man kann dasselbe, im Endziele suchen, welches durch die Ent- muss das wickelung augestrebt wird, aber dabei bleibt vor Allem der Weg, den die Entwickelung durchläuft, eben so dunkel wie vox'her. In anderer Weise erscheint uns dieser, sobald wir die Entudokelung des Organismus als eine ihm durch Vererbung Wir nehmen keinen Anstand in der Annahme übertragene Eigenschaft ansehen. Wenn der Vererbung körperlicher wie geistiger Eigenschaften. Organisation so Ixenrtheilt werden kann, so mit noch viel größerem liechte zu. Zustande. das das Besondere der dem Allgemeinen dersellxen leitet uns also zu einem früheren sich auf dieselbe Weise, wie der, von dem Die Vererbung Der Organismus entwickelt er abstammt, weil er kommt von letzterem mit dem materiellen Substrate auch die Function der Entwickelung ererbt hat. mit Die Vergleichung der einzelnen, in der Entwickelung durchlaufenen Stadien ausgebildeten Organismus niederer Thiere lässt uns in ersterem gleichfalls dem nur durch Vererbung erklärbare Verhältnisse erkennen. Die Ontogenie zeigt so © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom Aufbau des Körpers: ersten 91 den Körper auch des Menschen im Zusammenhang mit der übrigen OrganismenwelL Sie lehrt den Weg kennen, den der Organismus dnrehlief, indem sie den individuellen Organismus jene ein/elneii Stadien gleiclifalls durchlaufend zeigt. früher das Stadium desto tiefer ist ist, auf dem wir dem sich entwickelnden Je Organismus begegnen, die Organisationsstufe in der Thierwelt, der es entspricht. Das in der Ontogenie erscheinende Bild zeigt in scharfen und unverkennbaren Zügen die Verwandtschaft mit niederen Organisationen. ist in manchen, besonders in Das Specielle dieser Beziehungen den früheren Stadien noch keineswegs klar, aber das beeinträchtigt nicht die Deutlichkeit der anderen. Wir lernen den Organismus als einzelligen kennen in der Eizelle, als Aggregat von Zellen in dem Theilungsprocesse des Eies. Mit der Bildung des Blastoderm wird eine höhere Stufe besohritten, auf der der Körper einen noch ungegliederten Organismus vorstellt. Deutlicher w'erden die Verhältnisse mit der Sonderung des Blastoderm. Mit dem Erscheinen Charakter hervorzutreten. Die am Kopfe Ireginnt der Vertobraten- Kiemenbogen und Spalten Mit dem Verschwunden der Kiemenspalten verweisen auf niedere Wirbelthiere. stellt sich der Urwirbel sich bildenden der Organismus den höheren Vertebraten gleich, mit denen er den Besitz von Amnion und Allantois theilt. Daran knüpfen sich Stadien, in denen der Säugethiertypus zur Geltung kommt, und die embryonale Organisation nähert sich endlich jener der ausgebildeteu Form. ],>ie transitorische Natur jener Stadien der Thierreihe entsprechen, nicht nicht alle Einzelheiten bestimmter zum lässt vollsten den Zustand, dem sie jeweilig in Ausdruck kommen, wie sich ja auch und bekannter niederer Lebensformen, sondern nur deren Grundzüge wüederholen, die freilich bedeutend genug sind, um ihre Be- ziehungen nicht verkennen zu lassen. Durch die Auffassung dieser Entwickelungsstadien als ererbter, phylogenetisch erworbener Einrichtungen wird die Differenz im Rhythmus der Entwickelung verständlich. Die frühest erworbenen, somit ältesten Einrichtungen gehen rascher vorüber als die sjiäteren, w'elche relativ neueren Ursprunges sind und in dem gleichen Maße dem definitiven Zustande näher liegen. Verkürzung der ontogenetisoh sich wdederholenden Stadien bedingt aber auch deren Znsammenziehung, das Zusammengedrängtsein mehrerer phylo- Die zeitliche genetisch w'eiter auseinander liegender Stadien in ein einziges ontogenetisches, und dadurch wird zum großen Theil die Deutung mancher Stadien erschwert. solche Verhältnisse erfährt der Enrtvickelungsgang Complicationen. Durch Diese mehren sich durch die mit der Bildung der Fruchthüllen hervortretenden Anpassungen, welche wdeder auf Einrichtungen im embryonalen Körper zurflekwirken. Die Betrachtung der ontogenetischen Stadien als auf dem Woge der Phylogenie ererbter Zustände schließt nicht aus, die einzelnen Vorgänge als auf mechanischem Wege sich vollziehende anzusehen. Aber auch bei der Erkenntnis der 'V orgänge abgeben, indem sie in der Einrichtung des Organismus liegen und von da aus mechanisch wurksam sind, bleibt zur Erklärung dieser Factoren immer noch die Annahme einer Vererbung nöthig, Factoren, welche Bedingungen für jene da ja für dieselben w'iederum ein Causalmoment bestehen muss. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 92 Das vom Organismus Ererbte für die Vorläufer desselben einmal ist Envor- benes gewesen, welches auf dieselbe mechanische Weise entstand, wie airch im entwickelten Organismus durch zahlreiche Anpassungen neue Einrichtungen hervor- Aus gehen. solchen, in der unendlichen Keihe Mherer Zustände nach und nach allmählich der Beti’ag an Organisations- erworbenen Einrichtungen summirte sicli befunden, den der Organismus Erbschaft übernahm und auf seine Descen- denten sich fortsetzen lässt. als In dieser Auffassung verknüpft also die Outogenie den Organismus mit unter ihm stehenden Organisationen und lehrt damit dessen Stammesgeschiehte Pliylogenie), weim auch nur in ihren Umrissen, kennen, trifft, Diese Wiederholung ))e- wie wir es nannten, nur die Grundzüge, in vielem Einzelnen weicht die Onto- genese von der Phylogenese ab. In letzterer auf vielen einzelnen Stadien sich dar- Vorgänge erscheinen ontogenetisch zusammengezogen, manche Stufen stellende zum indem ( sich das Wesentliche jener Organisationen wiederholt. Ausfall gelangt, die Entwickelung ist verkürzt, oder es tritt bei der Ver- gleichung der Ontogenese mit der Phylogenese in ersterer manches Neue auf. Fremdartiges scheint das ontogenetische Bild zu trüben, indem es jenem der Phylogenese nicht ganz entspricht. fy.atvoc, ist die fremd, neu',. Von Dieses Verhalten bezeichnen wir als Cünogenie größter Wichtigkeit für das Verständnis der Ontogenie Würdigung der cänogenetischen Erscheinungen, die in dom relativ raschen Ablauf der ontogeneti sehen Entwickelung ihre hauxitsächlichste (Quelle haben. Wir haben oben auf manche cänogenetischen Vorgänge hlngewioseu. Die Verschiedenheit der physiologischen Verhältnisse beim sich entwickelnden Organismus von denen beim ausgebildeteu, der von gleicher Wichtigkeit. sie sich ausbilden, sicli liier stehen Organe die Organe bereiten sich die syiätere Leistung vollzogen, und (z. B. ist unter der , in der dort An- im späteren Zustande zur Geltung kommenden Einrichtungen vor, sogar unter Verhältnissen, welche unmöglich wären Function in voller oder beim Cessiren derselben der Küekbildung verfallen; wird von den Organen noch nicht die lage der auf der Bahn der Phjdogeuese befindet, Dottorsack, Eihüllen). am ausgebildeten Organismus Die genaue Prüfung der eäno- geuetischen Erscheinungen lässt auch sie als gesetzmäßige , weil aus bestimmten Ursachen hervorgehende erkennen. C. Von den G-e-weben. § 49 . Bei der ersten, aus den Theilnngsproducteu der Eizelle hervorgegangenen Anlage des Köi'pers fanden wir nur Zellen in Verbindung, welche einander ziemlich gleichartig nannten , sich verhielten. Selbst die Primitivorgaue, wie wir die Keimblätter zeigten die sie zusammensetzenden Zellen nur wenig different. der Sonderung der secundären Organe aus den Keimblättern Vorgang mit einbezogeneu Zellen tritt Erst mit an den in diesen eine bedeutende Veränderung auf. Der Proto- plasmaleib der Zelle hat die Äußerung der Lebenserscheinungen, welche der indifferenten Zelle zukamen, in ihrem Umfange eingeschränkt und giebt sie nur , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. Von den Geweben. 93 noch in mehr einseiliger Richtung kund. sieb neues Material, verschieden Aus dem Protoplasma selbst sondert nach der Puuction der Formelemcute, die nach der Qualität der Organe sich bestimmt. Dieses Aufgeben von Leistungen steht in Verbindung mit der Ausbildung anderer Leistungen, die gleichfalls schon in der Zelle bestanden. Es tritt also mit jener Sonderung nichts absolut Nettes auf, und die aus ihr hervot'gegangenen Zustände gründen sich auf die höhere Polensirung einer oder der anderen schon in der indifferenten Zelle vorhandenen Function. Solche in gleichartiger Weise umgestaltete, oder gleiche Sonderungsproducte ihres Plasmas liefernden Zellcomplexe und ihre Oeri\’ate Die gewebliclie Differenzirung an, beherrscht diese. Arbeitstheilung. elemente , Die Sie 'der Zellen ist, stellen Gewebe CTela) vor. knüpft also an die Sonderung der Organe wie die Organbildung selbst, das llesultat einer den Geweben bestehende Art der Verbindung der Form- in sowie ihrer Derivate unter einander, endlich die Beschaffenheit jener Theile in Bezug auf die Zusammensetzung aus Zellen, repräsentirt den raorj)hologischen bilden die Textur. Diese Befund der Gewebe, wie die Structur jenen der Da die Gewebe nicht aus einer einzelnen Zelle, sondern aus sehr Summen von Zellen sich zusammeusetzen, ist auch die Function der Gewebe nur von diesen Summen ableitbar. Die Gewebe bilden daher die natürOrgane vorstellt. bedeutenden liche Vermittelung zwischen der einzelnen weben zusammengesetzt Die Gewebe sind nach der Qualität der der aus und den Organen, Zelle die aus Ge- sind. dem Protoplasma sie znsammensetzenden Zellen, sowie der Zellen differenzirten Substanzen verschieden. Danach bestimmt sich auch ihr functioneller Werth für den Organismus. Wir unterschieden deren folgende; das Epithelgewebe, das Slützgewebe, das Muskel- und das Nervengewebe. Die beiden letzteren finden sich ausschließlich im thierischen Organismus, indes die beiden Gewebe die einzigen ei'sten Es sind zugleich jene, sind. im Pflanzenreiche vorkommendeu die in jenen Orgausystemen des Thierleibes, w'elche vegetativen Verriclitungen dienen, wesentlichste Verbreitung finden. scheiden sie daher als vegetative Wir Gewebe von den beiden anderen, den animalen (Leydiu). Die Erforschung der Gewebe von der ist die Aufgabe der sogenannten ^mikroskopischen Anatomien Gewehelelire, Histologie. mit der sie nicht selten Sie muss zusammen- unterschieden werden. Jene wird charakterisirt nach einem bestimmten eben den Geweben und deren Genese, diese dagegen wird nur von dom zur Untersuchung dienenden Ilülfsmittel, dem Mikroskope, bestimmt. Die mikroskopische geworfen wird, Objecte, Anatomie hat daher keineswegs nur die Gewebe als solche zum Gegenstand, sondern ebenso die aus jenen entstandenen Organe, soweit deren Structur eben nur durch das Mikroskop ermitttelt werden kann. Diese mikroskopische Anatomie kann ebenso wie die Histologie ein besonderer Forschungszweig sein, allein sie bildet einen integrirenden, mit der Lehre von den Organen aufs engste verknüpften Theil der Anatomie, denn die Structur der Organe ist nur durch deren Zusammensetzung aus Geweben verständlich. Da alle Gewebe aus Zellen hervorgehen, gleichviel wie groß die Teränderungen sind, welche diese erfahren, gründet sich die Gewebelehre auf die Lehre von der Zelle. Die oben aufgeführten Gewebe pflegen als »einfache« einer Kategorie gegenübergestellt zu werden, die man als »zusammengesetzte« bezeichnet. Solche Gebilde sind aber gar © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 94 keine Gewebe, Hier hat sich das Missverständnis eingeschiichen, dass sind Organe. es Gewebe das, verschiedene und damit sowohl den entliaitende Gefüge eines Organes ais Gewebes Begriff des Gewebe Wo Organes schädigt. auch den des als man seihst bezeichnet, Gewebe einen Körperthcil zusammensetzen, kann nicht mehr von einem einheitlichen Gewebe die Kode sein, so besteht dann eine Mehrheit von Geweben, die eben etwas Neues bilden, das als Ganzes kein bloßes Gewebe mehr ist, sondern ein Organ differente oder der Theil eines solchen. es Für diese sogenannten »zusammengesetzten Gewebe« giebt Gewebe deshalb keine durchgreifenden histologischen Merkmale, die Definition solcher ist die eines Organs. Hand- und Lehrbücher sind; Köllikeh, Mikroskop. Anatomie Bd. II. der Gewebelehre. 6. Auü. Leipzig, Band I Histologie und Histochemie. mikroskopische Anatomie. gart. 3. Auü. 1888. Ranvieb, Traitd — B. technique 1, u. *2. Leipzig 1850 H. 1. 1889—93. Auü. Leipzig 1876. — Hannover 1876. Orth, Anatomie vereinigt behandelt. mikroskopischer Die Gewebelehre wird meist mit . — Fnnv, Handbuch der Kbause, W., Allgemeine und Toldt, Lehrbuch der Gewebelehre. Paris Auch 1876—88. — Stutt- Berlin 1888. 5. Aufl. Cursus der normalen Histologie. d’Histologie. Derselbe, Handb. 54. — in — Übersetzung. Klein, E., Grundzüge der Histologie, nach der neuen erweiterten engl. Stöhb, Ph., Lehrbuch der Auflage bearbeitet von A. Kollmann, 2. Auf!., Leipzig 1890. Sohiepfebueokeu u. Kossel, Gewebelehre. Histologie u. der mikr. Anat. 6. Auü. Jena 1894. Hebtwig, 0., Die Zelle und die Gewebe, Jena 1892. 1. Abth. Braunschweig 1891. Leipzig 1888. — — — Beegh, R. S. — Vorles. über die Zelle und die einfachen Gewebe. Wiesbaden 1894. A. Vegetative Gewebe. 1. Epithelgewebe. § 50. Als Epithelien bezeichnet man continuii-liohe ZeUenlagen, innere Flächen des Körpers begrenzen. das durch sie gebildete Gewebe ist Körper auftretende Gewebe, denn Epithelien sind die Keimblätter. das Epühelgewebe. die welche äußere oder Die Formelemente sind die Epühelzellen, Wand Es der Keimhlase Das besondere Verhalten ist das zuerst am Epithel, und ist ein dieses Gewebes geht weniger aus der Beschaffenheit seiner Zellen als aus deren Anordnung heiwor. Diese besteht in dem Aneinauderschließen der Zellen, und ist vielfach abhängig von der durch ein anderes bilden den Ausgangspunkt. müssen dargestellten Unterlage. Sobald solche Zellen sie wechselseitig ihre Gestalt beeinflussen. die Kaohbarzellen bedingt, reicht. Gewebe Daran knüpfen und damit hat sich mannigfache, in einer Indifferente Zellen Lage angeordnet sind, Diese wird für jede Zelle durch die Indifferenz der Elemente ihr Ende er- für die Leistungen des Epithels belang- reiche Sonderungen sowohl der Zellform als auch der feineren Beschaffenheit des Zellkörpers. Der Kern der Epithelzellen bleibt in der Eegel bestehen, von Plasma umgeben , indes an der Oberfläche eine differente die Zellmembran vorstellende , Substanzlage auftritt. Die Zelle wird dadurch schärfer abgegrenzt. Mit Bezug auf die Form, sowie auf die Anordnung der Zellen ergeben sich verschiedene Abtheilungen des Epithelgewebes. Der formal Höhe und indifferenteste Zustand des Epithels besteht aus Elementen, deren Die Zellen stellen durch gegenseitigen Druck Breite sieh gleich bleibt. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Geweben. C. niedere Prismen vor, mit 95 mehr oder minder wechselnder Zalü der Seitenflächen. Solches Epithel wird cuhisches benannt. Wachsen die aneinander gereihten Zellen Breitedurchmesser jene niedrige Platten dar, 44 A, der Höhe nach der Fläche ans, so dass die allmählich nbertreflen, so stellen die Zellen sie bilden ein Plattenepithel (auch Pflasterepithel benannt; der Ansicht Die Zollgrenzen ergeben sich an manchen Plattenepithelien bei von der Ober- fläche unregelmäßigen, (Fig. B). in Fig. 44. Fig. 45. zackig gebogenen Linien, so dass einander in Airch ;Fig. 45). sehr die allge- Zellen mannigfach. Unter bestimmten verbinden der Verhältnissen die in gehen dann mit Zellen die Abplattung dehnung Fortgreifen dieser meine Gestalt ist mit Zellen die sätzen in eine Aus- Länge und Spindel- die A Plattenepitliel von der Flache. B Querschnitt eines Plattenepithels (Uesceinetscho Haut) 300 1. A Plattenepithel einer Serosa von der Fläche. B Auf dem Querschnitt. : form über. Geht das Wachsthum der Zellen vorwiegend als längere Gebilde erscheinen, so bezeichnet man sind es l^rismeu), das aus ihnen gebildete Epithel Liegen die Zellen in die sie als ist Höhe vor sich, so dass sie Cylinder zellen (eigentlich Cylinderejnthel (Fig. 41)). in einer einzigen iSchichte bei einander, so repräsentireu sie ein einschichtiges Epithel. Haben sich die Zellen derart vermehrt, dass sie nicht in einer SchichtePlatz haben, sondern mehrere überein- Fig. 47 . ander liegende Zellschichten bilden, so bezeichnet man das Epithel mehrschichtiges. tritt eine neue auf, indem als Dann Sonderung die Formele- mente der verschiedenen Schichten sieh verschieden Melirschichtiges Cylindorepitiel. Mehischiehtigeti PlaÜcuepithel. verhalten (Fig. 4ü). In den mehrschichtigen Epithelien nach denen das Epithel seinen tiefsten Lage Namen nehmen die ausgesprochenen Zellformen, führt, die oberflächlichste Lage ein. ln der Formen vorhanden (Fig. 4G. a], von rundDruck polyedrischer Gestaltung. Darauf folgen sind meist indiflerentere oder durch gegenseitigen Lagen, in welchen die Zellen allmählich eine den Zellen der obersten Schichte ähnliche Gestalt gewinnen (h). Im mehrschichtigen Cylinder epithel sind es längere licher, Formen, bis zur Spindelform, die auf die indifferenten tieferen Lagen folgen. Die © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Absclmitt. 96 Lage oberste ist ans Cylinderzellen gebildet und immer einfach. Ihre Zellen greifen aber mit oft langen Fortsätzen zwischen die Zellen der tieferen Schichten ein iFig. 46. und können c) Lage meist etwas folgen höhere, an Cylinderzellen Formen (Fig. 47 a), auf welche polyedrische Nach der Obei-fläche nehmen die Elemente all- erinnernde Fig. 4S. Beim mehrschichtigen so bis zur Basalschichte reichen. Plattenepithel bestehen in der tiefsten Ib). mählich die Plattenform an, bis die äußersten Schichten mit entschiedenen Plättchen abschließen Auf Form besondere Eine bildet der Zellen der freien Oberfläche (c). das Wimperepithel. erheben sich ver- schieden lange, fein auslaufende Fortsätze (CUien, Wimper- Bewegungen der Zelle Das Vorkommen von Form welche während des Lebens größerer Anzahl, haare) in ausfflhrcn (Flimmerzellen) (Fig. 4S). Cilien ist nicht an eine bestimmte der Zelle geknüpft, sowohl platte als cylindriselie Zellen können Cilien tragen. Die Cilien sind derselben fortgesetzt. iilclit sowohl von der Oberfläche der Zellen, Es sind Difforenzirungen des Protoplasma. als dem Inneren aus Bei niederen Organismen können solche Cilien sogar wieder ins Innere der Zellen zurücktreten, wieder dem übrigen Protoplasma gleich werden. In solchen niederen Zuständen ist dann die Wimperzelle mit nur einem W'imperhaare ausgestattet, welches als ein unmittelbarer, oft sehr ansehn- licher Fortsatz des Zellenleibes sich darstellt (Geißelzelle)). Als Bedingungen für die mannigfachen Formen der Epithehellen wirken Wachsthum bei den Epithelien es nur^mit Zellen zu thnn haben, und gegenseitiger Druck. Da wir und zwar mit solchen, die relativ fachste das Gewebsform älteste Gewehe, Diese vor. denn sie geringere Veränderungen erfuhren, stellen sie die ein- ist nicht nur ontogenetisch, sondern auch phylogenetisch den Körper der niedersten Metazoen, und bei den bildet Da von diesen aus die secundäre Entwickelung der Organe hervorgeht, ln denen andere Gewebsformatlonen erfolgen, bildet übrigen die Keimblätter (Ecto- und Entoderm). das Epithel den Mutterboden für die übrigen Gewebe; alle sind aus ihm entstanden. Auch Die einzelnen Abtheilungen der Gewebe sind somit einander nicht gleich werthig. für die übrigen werden in dieser Hinsicht Unterschiede hervoizuheben sein. An manchen Organsystemen hat man im Wesentlichen Epithelformationen übereinstimmende Zelllagen von ausgeschieden. festere Die sie zusammensetzenden Zellen ihres Verhaltens mit anderen den Epithelbildungen sollten Verbindung mit der Unterlage, durch ihren Übergang aber durch ihre Genese, vom sein, Endothelien in Bindegewebe, vorzüglich Die Endothelien sollten Abwährend die Epithelien aus dem äußeren Epithel verschieden kömmlinge des mittleren Keimblattes als durch ihre Plättchenform, durch sein. inneren Keimblatte stammten. Dass als Endothelien aufgefasste Epithelien bei verschiedenen Thieren sich verschieden verhalten, in dem einen Falle fest der Unterlage verbundene Plättchen, in dem anderen Falle deutliche, ja sogar Cilien tragende Zellen oder sind, war längst bek.annt, logische Verhalten schon so dass zur die Begründung jener Unterschiede auf das morpho- Zeit der Aufstellung jener Unterscheidung hinfällig war. Da aber zweifellose Epithelien auch aus dom mittleren Keimblatte liervorgehen (UrogenitalSystem), besteht kein Grund, von »Endothel« als einem vom Epithel wesentlich verschie- denen Gewehe zu sprechen. Aber auch nung auf die Epithelien der Blutgefäße die üblich gewordene Beschränkung der Bezeichist kommen in nach außen abgeschlossenen Bäumen. da sie unlogisch ist. Weder Abstammung, noch das VorIndem alle Gewebe von einem zu verwerfen, der Zustand dieses Epithels bietet ein Kriterium, noch die © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Geweben. C. Epithelium, dem 97 Blastoderm, abstammsn, kann der Epithelbegriff gar nicht ontogenetisch gefasst werden. Der Begriff des Epithels ist ein histologischer Begriff und kein genetischerj er nur einem gewissen Zustande der Zellen und ihrer Anordnung, ihrem entspricht eben Verhalten zu und wo immer einander, dieses A'erhalten ausgesprochen hat die Be- ist, zeichnung Epithel eine Berechtigung. Das Wort EpUhel sollte ursprünglich den Überzug einer nicht mehr durch die Lederhaut (das Derma) des Integumentes gebildeten Schichte an dem Lippenrande (den Prolabien) bezeichnen, welche Schichte nur aus Wärzchen (i)r)Xfj, die Brustwarze, Papille) Es Überkleidung einer Erhebungen darbietenden Gewebsdurch das Derma gebildet wird, so dass die Bezeichnung Epidermis, wie sie der Überkieidung des Derma zukommt, für nicht mehr anwendbar gehalten wurde. bestehen sollte. ist also die schichte, welche nicht § 51 In (len Epithelien . erscheinen die Zellen meist als leicht isolirbare Gebilde. Daraus entstand die Vorstellung, dass sie auch innerhalb jenes Gewebes von einander bestimmt abgegrenzte nnd der festeren Verbindung entbehrende, Bildungen seien. Diese Vorstellung hat einer anderen zu weichen. isolirte Au den anscheinenden Zellgrenzen der Epithelien, und zwar bei den mehrschichtigen in den Jüngeren Schichten derselben, besteht noch auffasste. eine Substanz, Man ist als Fig. 49 . Kittsubstanz konnte so sich vorstellen, dass die Zellen durch jene Substanz Diese man die unter einander verbunden seien. aber durchsetzt von zahlreichen feinen Proto- plasmafäden, durch welche die benachbarten Zellen unter einander im Zusammenhang stehen. Diese Zellen sind somit nicht vollständig gesondert. Sie stehen an ihrer gesammten Oberfläche unter sich in Verbindung (Pig. 49). Wo an dazu geeigneten Objecten das Gefüge jüngerer Epithelzellen bis jetzt zur genaueren Prüfung gelangte, ergab sich dieser Befund, tung beimessen dürfen. (z. allgemeinere Verbrei- den diflerenzirteren oberflächlichen Schichten gehen dem Maße diese Einrichtung(in in wandlnng erfährt dem wir An verloren, als der Zellkörper eine chemische Tlm- B. Verhornung dabei einem Absterben verfällt. mancher Gylinderzellcn in der Epidermis) nnd F ig. In den verzweigten Fortsätzen (Fig. 50) scheint gleichfalls solche Verbindungen Hindeutendes fortzubestehen. nun auch den Begriff Intercellnlarstructur eines melirscliiclitigen Epithels. 350:1. 50. etwas auf Wenn wir einer Kittsubstanz einschränken müssen, so wird er doch zunächst noch nicht ganz aufzugebeu sein. in jenen Fällen der Protoplasinaverbindung besteht zwischen den Fäden noch eine flüssige oder doch halbflüssige Auch Zwischensubstanz. Diese ist aber gleichfalls von Bedeutung, Epithelzellen mit Cnu. hasaler Verästelung. 350 t. ticnlaTsauTO : da sie die Ernähningswege der Zellen vorstellt, Bahnen, die für den in der Zelle bestehenden Stoffwechsel wichtig sind, Gegbnbaür, Anatomie. 6. Aufl. I. nnd in welchen auch 7 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 98 feinste Nervenfibrillen sich vertheilen, sich hier wahrscheinlich mit eleu Epithelzellen nm zu verbinden. Während hei den indifferenteren Elementen tinnirlicher Zusammenhang vorkommt, der mit der Epithelien demnach ein conder Differenzirung verloren geht, äußert sich die letztere auch in einer schärferen Daran kntipft sich die materielle die sich zn einer Zellmembran Umwandlung gestaltet. Abgrenzung der Formelemente. der äußersten Protoplasmaschichte, Derselbe Process führt zu partiellen Ver- Die oberflächlichen Schichten gewisser Epithelien (des Darmrohres) bieten an jeder Zelle eine, deren obere (freie) Fläche einnehmende, oft mächtig verdickte Strecke, welche bei seitlicher Betrachtung wie ein homogener »Saum« erdickungen. scheint (Fig. 50). Dieser verdickte Tlieil Membran, kann sich der ZellhüUe, also der aus dem Protoplasma entstandenen von letzterer, und damit von der Zelle Während sich damit -wie ein »Deckel« der Zelle dar. der Oberfläche parallele Schichtung schließen lassen, zeigt und seihst ahlösen feinste Streifungen sich stellt auf eine mit auch eine Sonderung in senkrechter Richtung wiederum durch Streifung ausgesprochen, welche verschieden gedeutet wurde. Durch Verschmelzung der von je einer Zelle gebildeten Yerdickungsschichten der Oberfläche unter einander gehen continuirliche, der folgende Membranen hervor, Cuticidae. Ausdehnung des Epithels Ihre Schichümg entspiicht der allmäh- — PorenSenkrecht ihre Dicke durchsetzende feine Canäle canäle enthalten Ausläufer der indilicrent gebliebenen Zellsubstanz (des Protoplasma) und gestatten so eine Commnnication der letzteren mit der Oberfläche der lichen Differenzirung. — Cuticida. Während die CutkularhUdunyen im Organismus der AVirbelthiere wenig horvortietende Rollen spielen, gehen aus ihnen bei den Wirbellosen bedeutend wichtigere Einrichtungen hervor, in welcher Beziehung nur auf das aus ihnen gebildete Hautskelet der Gliederthiere hingewiesen zu werden braucht. Dev Zusammenhang der jüngeren Formationen von Epithelzcllen, oder, wie wir es wohl ausdrücken dürfen, der noch in voller Lebensthätigkeit stehenden Epithelien leitet uns zur Vorstellung eines Zustandes, den die Formelemente des Organismus im Allgemeinen besitzen, nämlich den contiuuirlichen Zusammenhang. Bei anderen Geweben soll das ebenfalls hervorgehoben werden. Dadurch empfängt der Begrifl’ der Individualiütt der Zollen einige Beschränkung, aber es geunnnt dadurch die Vorstellung der Einheitlichkeit des gesummten Organismus tiefere Begründung. § 52. An die Epithelzellen ist außer der abscheidenden Thätigkeit, aus welcher der AbMembran, Cuticula und Kittsnbstanz hervorgeheii, noch Gewebebilduug mit eingehen. scheidung von Stoffen geknüpft, welche nicht in die die Function Die Zellen sind, aus liefern Substanzen , ihm welche entweder für den Organismus unbrauchbar im Organismus Verwerthuug finden. Solche entfernt werden, oder werden im Allgemeinen als Absoudernngsproducte, Secrete, bezeichnet, im Speciellen als Exerete, wenn sie für den Körper nicht mehr verwendbar, also AusStoffe © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Geweben. C. 99 wurfsstofte sind. Organe, welche solche Se- oder Excrete Drüsen (Glandulae). liefern, nennt man Diese secretorische ThUtigkeit der Epithelzellen erscheint bald an eiuzehien ist sie auf größeren Strecken von Epithelien iiusgebildet, womit eine Zellen , bald Differenzirnng des Epithels verhunden ist. Im ersten Falle entstehen aus Epithel- zellen einzellige denen sie Drüsen. Solche lagern dann zwischen anderen Epithelzellen, von sich durch mancherlei unterscheiden, am meisten durch die freie Mündung, die sie an der Oberfäche des Epithels besitzen, und durch den hellem, das Secret darstellenden Inhalt, durch welchen der Kern basalwärts verdrängt ist BecherBei Wirbellosen in größter Verbreitung, finden sie bei Wirhelthiereu ein beschränkteres Vorkommen, wie wir ilirer denn beim Menschen ( zellen, bei dem Schleimsellen). Epithel des Darmes gedenken werden. In Fig. 52 sind solche im Ausfuhr- gange einer Drüse mit abgcbildet. Betheiligt sich eine größere Anzahl bei einander lagernder Epithelzellen an der Sccretion, so bildet sich eine Oberllächeuvergrößerung aus Leistungsfähigkeit des secretorischen Epithels sich steigert. , durch welche die Diese Vergrößerung der secernirenden Oberfläche kann doppelter Art sein einmal durch Erhebung über ; das Nh-eau der Pläche und zweitens durch Einsenkung unter jenes Kiveau. In beiden Fällen kommt eine größere Anzahl von Epithelzelleu in Verwendung. In beiden Fällen ist das unter dem Epithel gelegene, von diesem überzogene Gewebe an der Diflerenzirinig betheiligt. Bei Erhebungen von Epithelien über das benachbarte Niveau entstehen also Fortsätze, in welche das unterliegende Gewebe sich erstreckt. Sie können in Gestalt von Lamellen oder von Fäden anftreten und werden ihrer Ausdclmung gemäße, verschieden große Epithelentfaltungeu bedingen. Fernere, auf epitheliale Flächenvergrößerung abzieleude Diflerenzirungen erscheinen in Verzweigungen dieser Gebilde. Diese Art der Oberflächenvergrößerung im Dienste secretorisch fungü-ender Epithelstrecken findet im Organismus der Vertebraten nur gelinge Verwendung, um so reicher und mannigfaltiger ist die zw^eite Art vertreten. Durch die Einsenkung von secretorischen Zellgrnppen unter das benachbarte Niveau erscheinen zunächst Buohtungen und Grübchen (Fig. 51 «, ö), die bei fernerer Ausbildung in dieser Eichtung blind geendigte Schläuche (r) vorstellen. Diese sind somit wesentlich durch das Epithel entstandene Organe , die entweder oder sich durch Eamificatiouen mannigfach complicireu. dies die anatomisch als Drüsen im engeren Sinne bezeichneteu Gebilde. einfach bleiben , Es sind Nach Maßgabe der Coraplication der IJrüse folgt derselben die ursprünglich snbepitholiale Gowebsschichto (Bindegewebe), bildet für die einzelnen Thelle der Druse die äußere Abgrenzung, und wird so, als Membrana oder Tunica propria, der Drüse selbst ziigetheilt. so dass Dieses Gewebe bei der Differenzirung der Drüsen gleichfalls in Thätigkeit, jenem Processe sich keineswegs ausschließlich am’ Auch dadurch treten die Drüsen in die Reihe ist die Vegetationsvorgänge bei Drüsengewebe vollziehen. Die durch die epitheliale Einsenkung bewirkte Flächenvergrößerung bedingte Steigerung der Function von Organen. und die dadurch nicht die einzige Leistung jener Erscheinung. Das secernirende Epithel wird durch die Eiusenkung unter das Niveau der indifferenteren Epithelist ; © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Absclmitt. 100 Einwirkungen entzogen, und hegieht schichte äußeren damit in eine geschütztere sich Lage, in welcher es keinen Störungen ausgesetzt ist. Die Einsenkung sichert also die Function. Bei der secietorischen Thätigkeit der Zellen ist wesentlich das Protoplasma hotheiligt Aber auch dem Einflüsse des Nervensystems, sowie Der Vorgang selbst ist also stets in Beziehung der Drüsen zu jenen Organsystoraen sich vorzustellon. Dadurch wird jedoch die Activität des Zellprotoplasma im Allgemeinen nicht geschmälert, da ja, wie bereits und erfährt dabei Veränderungen. dem Gefäßapparate komint eine wichtige Rolle zu. der Abscheidung an dem Protoplasma niederer Organismen besteht, bei denen der gesammte Körper nur durch eine einzige Zelle repräsentirt wird, und von jenen Organsystemen keine Rede sein kann. hervorgehoben, dieselbe Erscheinung § 53. Die flrwse« (Gliutdulae) sind somit Difterenzinmgen von Epitlielien die sie , zusammensetzenden Zellen bilden das Drüsengewebe. Mit dem Erscheinen wahrnehmbar. Wenn dieser Gebilde wird an ihnen eine fernere Differenzining wir annehmen, dass bei der einfachsten Sclilauchform das ganze, den Schlauch bildende Epithel gleichartig geformt girt, d. h. in gleicher Weise ist und gleichartig fun- sich an der Lieferung eines Seeretes betheiligt, so tritt sobald etwa das blinde Endstück des Schlauches dagegen eine Sonderung ein, Function übernimmt, indes der vordere Thoil des Scldauclies nur zur Ausleitung des Seeretes dient. Diese physiologische Arbeitstheilung prägt auch morphologisch sich aus, und der anfänglich gleichartige Drüsenschlauch allein die secretorisehe sondert sich in zwei Abschnitte, in den secretori sehen Abschnitt Fig. 51. und den Ausßhrgang (Fig. öl f/, c, /'). Das Epithel des drüsigen Abschnittes Größe und feinere Zusammensetzung der hältnisse, das Epithel als bietet in Zellen Bezug auf andere Ver- des Ausführganges, welches meist einfacher, indifferenter bleibt. Dieser Verschiedenheit entsprechen Veränderungen (Tubulus). in der Man äußeren Gestaltung des Drüsensohlauches hatte den meist etwas weiteren secretorischen Abschnitt als Acinus bezeichnet, während dieser Begriff zweck- mäßiger auf das gröbere Verhalten beschränkt o-rößerunsr der secretorischen Strecke Art erfolgen. Am bleibt. Die Ver- kann nun auf verschiedene einfachsten geschieht es durch Läiigenwachs- thum des Schlauches [einfache tubulöse Drilse]. Bei Beschränkung der Ausdehnung des in die Länge wachsenden Schlauches in gerader Kichtung bildet der dntsige Endabschnitt Windungen, er stellt dann einen Glomus vor Haut). die diese Sti'ecke (z. knäuelformig gestalten B. die Schweißdiltsen der In anderer Weise entsteht eine Vermehrung des drüsigen blinden durch Verzweigungen des Schlauches. Am Epithels Schema för die Drusenbilduiig. Ende des einfachen Schlauches entstehen Sprossungen aus denen ähnliche Schläuche wie der zuerst gevon verschiedener Länge sein können. An diesen kann bildete hervorgehen, die derselbe Process von Neuem erfolgen, und aus dem Fortschreiteii desselben ent(Fig. öle), © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. Von den Geweben. 101 neue Couiplicatiouen (Fig. ö 1 /'). Der Ausfülirgang nimmt dann eine Anvon Schläuchen auf [zusammengesetzte tulmlöse Drüse] oder der Drtisenschlaucli verzweigt sich allmählich nach einer oder nach verschiedenen liichtungen stellen zalil , [raniificirte tubulöse Treten die einzelnen Zweige einer solchen verästelten Drüse). tuhulösen Drüse unter einander in Verbindung, so geht daraus ein Netzwerk von Drttsencanäleu hervor : reticuläre Drüsen (Hoden, Leber). Eine andere Art der Vergrößerung combinirt sich mit dem Der Drüscnsehlauch behält nicht Zustande. erst erwähnten sein gleichmäßiges Kaliber, sondern Ausbuchtungen von verschiedenem Umfange. Diese werden als Alveolen bezeichnet. Bleibt der Schlauch dann einfach, so stellt er eine einfache alveoläre bildet Drüse Gestalten sich einzelne der Alveolen durch Weiterwachsen zu neuen vor. wiederum alveolär sich aushuchten, so entsteht die zusammen- Scliläuchen, welche gesetzte alveoläre Indem in einer (z. B. die Milchdrüsen). zusammengesetzten Drüse eine größere Anzahl von Schläu- einem gemeinsamen Ausführgange versehen, mit chen, Drüse räumlich von ähnlich gruppirteu Abtheilungeu der Drüse sich schärfer abgegrenzt darstellen lässt, ge- winnt die ganze Drüse ein traiabenähnliches Aussehen, die einzelnen Schlauch- complexe bilden Acini, deren mehrere auch zu einem größeren Abschnitte oder Läppchen [Lohulus] sich vereinigen. Drüsen umfänglichen solche sind In Fig. 52. von neuem zu größeren Massen, Lappen [Lobif vereinigt. Wir scheiden also Lappen und Läppchen und Acini makroskopische als Befunde bei Drüsen von den mikroskopischen Tubulls oder Schläuchen ohne oder mit Alveolen. Mit der Ontogenese der Drüse, die in der Hegel als Gewebe Wucherung von auftritt. steht die epithelialem Anpassung des unterliegenden Gewebes an die Driisenbildung im engsten Zusammenhänge. Dieses Gewebe (s. Fig. 52;, durch präsentirt, folgt dem Bindegewebe epithelialen der Drüse, schichtet sich um re- Theile die Schläuche derselben nnd repriiseutirt das Stützgewebe um diese Theile. Eine innerste dem Epithel benachbarte Schichte stellt die 'lunica propria vor. Die Anlagen der Drüsen pflegen als zu erfolgen, und erst später entsteht, mit dem Beginne der Thätigsolide Wnehenmgen keit. das Lumen. Uurelisclinitt durch eine nuodoiialdriise eines bmonatl. menschl. Embryo nach einer Zeichnung von MAüRuit. a Ausffihrgang mit Bechorzellen zwischen den Cylinderzelleu des Epithels, s schräg durehschnittonor Drüsenschlauch, s Querscliiiitt durch einen solchen. Darin liegt ein cänogenetisclier Zustand, denn phylogenetisch von der secretorischen Thätigkoit ihren Ausgang, und ist nur eine Einsenkung des Epithels. Nach dem Dargelegteu ist der Ausführgang der älteste Abschnitt der Drüse. nimmt die Drüsenbilduug der niederste Zustand der Drüse Seine Mündung ist die Stelle, an welcher die erste Eiusenkung der Drüse entstand. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 102 Erster Abschnitt. Das Epithel des Ansführgangs nireudeu Abschnitte fort, Drüse entstand, fortgesetzt die 52 (Fig. a) setzt sich contimiirlich in jenes der secer- wie es contimiirlich aus dem Oberflächenepithel, Über die Eintiieilung der Drüsen Flemming, s. Arcli. f. dem Anat. 1888. Die Unterscbiede der Drüsenformell halten keine ganz scharf gezogenen Grenzen ein. »tubnlös« aufgefaßten Drüsen als i-on ist. kommen Auch manchen der terminale oder laterale Alveolen zu. § 54 . Die Zellen der Drüsen zeigen bedeutende Verschiedenheiten nicht nur bezügAusftihrganges und des secretorischen Abschnittes, sondern auch nach der lich des Verschiedenheit des Secrotes, also nach der Leistung der Drüse. derselben Drüse bieten die Zellen verschiedene Befunde, je thätig sich ist, oder im Ruhezustand sich zweierlei, findet. . Seihst innerh.alh nachdem ihre Function Ilinsichtlich der Secretbildung ergeben auch die Drüsenstmetur beeinflussende Verhältnisse. Bei einer Kategorie von Drüsen rvird das von den Iformelementen gelieferte Secret über die Obeihäche derselben abgeschieden, die Formelemente Abscheidung öfter werden konnte, zellen es tritt ins Lumen des Drüsencanales, ohne dass selbst eine Stöniug ihrer Existenz erlitten. ließ sich ein füllt Sie vermögen diese Thätigkeit genauer die untersucht Differenzirnngsvorgang im Frotoplasma der Drüsen- wahrnehmen, durch den gewordene Material Wo zu wiederholen. die Secretbildung vorbereitet Lücken dem netzförmig in wmd. Das different erscheinenden, nicht ver- änderten Protoplasma, welches nach geschehener Ausscheidung wieder an Volum gewinnt und den Process von neuem beginnen lässt. Das Bei einer anderen Kategorie gehen mit der Secretbildung Drüseuzellen unter. den letzteren gebildete. Secret entsteht aus einer TTmwandlung des Zell- in körpers , bei welcher die Zellsubstanz mit der Secretbildung verbraucht wird. In diesem Falle besteht eine inten.sivere Regeneration durch Vermehrung der Zellen in den tieferen Lagen des mehrschichtigen Epithels. Diese Verschiedenheiten werden durch die relativ kurze Lebensdauer ausgeglichen, welche auch den nicht durch einmalige Secretbildung untergehendeu Zellen zuerkannt wird , denn auch in manchen dieser Drüsen sind zu deutende Elemente aufgefunden. als Ersatzzellen Die Function der Drüsen beschränkt also die Existenz ihrer einzelnen Formelemente. Außer der durch Ruhe oder durch Thätigkeit bedingten schafteuheit der Drüsonzellen ist noch das in Vorkommen Diflerenz der Bc- verschiedenartiger Zellen einem und demselben Abschnitte beachtenswerth. In nicht wenigen Abtheilungon von Drüsen sind zweierlei, zuweilen auch dreierlei durch Gestalt, Lage und sonstiges Verhalten differente Zellformationen bekannt. Die an den Drüsenzellen selbst bestehenden Eigenthümlichkeiten zeigen sich vorwiegend in dem Drüseii-Lumen zugewendeten und des demselben abgekehrten Der letztere bildet, im Falle er der Tunica propria auflagert, den der in manchen Fällen plattenfürmig, zuweilen nur nach einer Seite hin. einer Differenz des Theiles der Zelle. Fuß der Zelle, verbreitert ist. Auch das V^erhalten Zellen zuweilen modifleirt. Sie bietet der Zellsubstanz ist an dem basalen dann streifenförmige Verdichtungen Theile dar, der die sich © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Geweben. C. 103 Dann ist das bis gegen den, den Kern tergenden mittleren Abschnitt zu fortsetzen. Auch sonst ergehen sich im Plasma der Zelle in verschiedene Regionen gesondert. Plasma der Driisenzellen Sonderungen (Flg. 63), netzförmige Bil- dem Vorgänge dungen, welche mit Fig. 53. im Zusammenhang der Secretion stehen. Die Veränderungen, welche zu einer Complication des Baues anatomische Ausdruck der erhöhten einer Drüse führen, sind der Die im Verlaufe der Entwickelung Leistungsfähigkeit des Organes. der Drüse anftretende, ersten, von der einfacheren Anlage wird durch Vermehrung gehende Sprossung der gernfen, welche die Sprossen vollständig erfüllen. Zellen aus- hervor- Diese sind somit auch die erste Anlage der Drüse durch solide Gebilde, wie solide Zellwuchernng vorgestellt entsteht in der Regel erst mit Das wird. Lumen in Eine Drüsenepitbelzelle (Parotis) mit verschiedenartig diiFerenzirtem Plasma. 800:1. eine den secretorischen Abschnitten dem Beginne der Function Ebenso jenes des der Drüse. Diese Art der Entwickelung der Drüsen, wie sie ln der Ontogenese entspricht wohl nicht ganz der Phylogenese der Drüsen, die nur bei bestehen- Ausführgaiiges. gegeben ist, der Function des Drüsenepithels sich vorzustellen ist. Das die secretorischen Abschnitte der Drüse darstellende Epithel formt entweder einfache oder mehrschichtige Lagen unter sehr verschiedenen Befunden der bezüglichen Zellformen. Auch das Verhalten zu einem Lumen des Drüsensehlauches oder der Alveolen verschieden. ist Das Lumen k.ann sogar in denen das Secret lich Kunstproducte, 7-Uin wo füllt, sind inlereellulitre Gänge heschriehen. Ansfiihrgange seinen AVeg findet. sie nicht In solchen Fällen, wo das völlig reducirt sein. Driisenepithel den Drüsenschlauch vollständig Sie sind zum Ifieil sicher- mit den Lücken der oben erwähnten Intercellularstructur Zusammenfällen. Die bedeutende, durch die vorgcliihrte Complication erreichte Volumsentfaltung einer Drüse ändert die Lageheziehungen des Organes, das in seinen einfacheren Befunden in unmittelbarster Nähe der Epithelschichte bleibt, aus der es hervorging. Je voluminöser Drüse wird, um so weiter entfernt sie sich von jener Bildungsstätte, mit der nur noch durch den Ausfiihrgang im Zusammenhang bleibt. Seine Mündung beAm Ausführgange tritt dann ein der zeichnet so die erste Bildungsstätte der Drüse. jedocli die sie entfernteren Lage des Drüsenkörpers größeren zum Selbständigkeit wird er Tlieil als Längenwachsthum adäquates ein, und mit dieser zum Ausgangspunkte neuer Sonderungsvorgänge, die Erweiterungen, Ausbuchtungen und dergl. Beziehungen zur Drüsenfunction besitzen. § 55 Kickt in ailen Epitkolion bietet sicii - eine Zusammensetzung aus gleickartigen oder nur nack den Zellsckiciiteu versciiiedeneu Elementen dar. In mancken tritt zrviseken den sonst das Epitkel eine Uifferenzirung dadurcli deutlick lieivor, dass Zellen vertkeilt sind, wie z. B. die darstellenden Formelementen anders geartete Alt anderer eifakrcn epitkeliale Elemente Uinoben erwäkuten Beckerzellen. In geataltnngen, indem die Epitkelzelle zu einem peicipireuden Gebilde wird, entweder Epitkelstrecken die gleiche Umwandlung erin größeren Summen, so dass ganze fahren, oder nur in vereinzelter eise, wobei sie dann in der Mitte anderer Epithel- formatiouen ihre Lage hat. Die Umwandlung zeigt sich meist in einer sehlaiikeren Form der Zelle, die au einer dickeren Stelle den Kern umschließt und an ihrem freien Ende mit versokiehenartigen Bildungen vom Protoplasma stets different, erscheinen ausgestattet ist. Die letzteren sind kaarformig oder stiibokeuartig und ver- , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 104 Erster Abschnitt. halten sich theilweise wie Cuticularbilclungeu. zeuge, zu denen sie verwendet fache Eigenthtimlichkeiten. Nerven sammenhang Allen aber kommt ein Zusammenhang mit sensiblen Da [Sinnes epüheiien]. sie vorstellen ein Zu- mit Nervenfasern auch für andere Epithelzellen erkannt ward, und in dieser Hinsicht allen Epithelien jene Ausbildung jener Zellen epithels geknüpft Auch der Qualität der Sinneswerk- ergeben sich in den einzelnen Formen mannig- sind, deren terminale Organe zu, Nach in Bedeutung zukommt, ist es mehr die besondere bestimmten Organen, woran der Begriff eines Sinnes- werden kann. ein PigmentepiUul ist aufgestellt worden. Dieses unterscheidet von anderen Epithelien, dass seine Zellen Pigment führen. sieh, nur dadurch § 56. Wir webe reihen hier noch Formelemente ein, welche nur bedingter Weise als Ge- Das betrachtet werden können. sind erstlich an bestimmten Localitäten des Körpers entstehende Zellen von indifferenter Beschaffenheit bahneu betreten [Leiicocyten LymphzeUen) gewebe einschlagen (Wanderzellcn). nicht ganz sicher , aus diese Elemente , dass vielmehr Epithelien , theils Geßiß- Wege im Binde- stammen, ist Gründe zur Annahme, dass dem Bindegewebe durch ümwandeluug von gingen welche , Woher es bestehen aber triftige , theils interstitielle das Entoderm noch sie nicht dessen Formelementen hervor, die ersten dieser Elemente ins Bindegewebe entsendeten, von welchen dann die fernere Vermehrung ausging. Denselben Zellen begegnen wir auch in den ersten Blntgefäßbahnen, für deren Indie Formbestandtheile halt sie embryonale Blutkörperchen, darstellen, bis aus durch Schwinden des Kerns und unter Ver- , ähnlichen indifferenten Elementen änderung des Protoplasma die ersten rothen Blutköiperchen entstehen. Dann wir in den letzteren einen höheren veränderten, in den Leucocyten den ti’effen dauernden niederen Zustand von Zellen, welche im Organismus eine überaus wichtige, der nutritorischen Function beigeordnete Rolle spielen. Von ähnlichen indifferenten Elementen, Bindegewebe zu eliminiren sind leitet sich , welche wolil gleichfalls aus dem auch das Fettgewebe ab. Die bezüg- lichen Zellen ^sind schon vor der Entstehung Fig. 54. ihnen zu Gruppen gesondert, und so finden dem von Fett sie sich kleinere Arterien begleitenden Bindegewebe. in meist in Im Proto- plasma der Zellen treten Körnchen auf, welche zu Tröpfchen sich vereinigen. Diese vergrößern sich. Hießen auch wohl zusammen, und bilden allmählich den Köi-per der Zelle zu einem voluminösen Theile Zwei Fettzellen. Nauli Köllikuk. Je nachdem so ein mehrere das verschieden. Formen aus. Das Protoplasma wird um Innere der Zelle Meist aber bei der (Fig. 54). größerer Fetttropfen oder deren füllen, bilden sich ist deren Gestalt mehr rundliche zunehmenden Vergrößerung der Fett- tropfen zu einer denselben überkleidenden Schichte umgestaltet, in welche auch der Kern gedi-ängt ist. Es besteht so eine den Fetttropfen umschließende Membran. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Geweben. C. 105 Die Zelle hat jedoch dabei nicht ganz ihre Eigenschaften eingebüßt, denn bei eiiitretendem Schwund des Fettes gelangt wieder der frühere indifferente Zustand der Zelle zur Erscheinung, oder es gehen aus ihm andere Formzustände hervor. Auch Serum kann dann die Stelle des Fettes vertreten. Die Kettzellen linden sich meist gruppenweise beisammen, bilden Tiäubohen, die ’von einem Blutgefaßuetze umsponnen sind. Da ihr Vorkommen an das, auch die Blutgefäße führende Bindegewebe geknüpft ist, finden sie mit diesem eine weite Veibreitung im Körper, wenji auch kommen bildung viele Bindegewebe führende Thelle nie es zu einer Fettzellen- Die in diesen Zellen gegebene Fettablageruug im Organismus steht in enger Vorhindnng mit der Ernährung. Das Fett repräsentirt einen Thell des lassen. dam Körper zngefuhrten Ernährungsmaterials Überschusses des welches bei Störungen raschem Verbrauche entgegengeht. Dann erfolgt ein Zurücktreten der Fettzellen auf die Stufe, von der sie hervorgingen. , der Ernährung, in Krankheiten, Stützgewebe. 2. § 57. Die wesentlichste Eigenschaft dieses überwiegt in der Kegel au webes vor der Volum die Zellen, stellt also die in Bezug auf die Bildung Intercellularsubstanz wichtige indiflerente Zellen, Bestaudtheil des während der Gewebes, ilie vielerlei Modifieatioueu anfweist, Die letztere Hauptmasse des Ge- welchem die und Fig. 55. Kolle Die Formelemente verhalten sich demgemäß spielen. in der liildung einer die Sie ist die Trägerin der Function desselben, in (Fig. 55). Formelemente eine nur Ernährung Gewebes besteht von einander trennenden Inter cellular Substanz. indiflerenten Zellen als functionell wichtigere Iiitorcellularsubstanz, auf welche die einzelnen Abtheilnngen dieses Gewebes sich gründen. So stellt über, bei sich das Stützgewebe welcbcm dem Epithel gegen- die Intercellularsubstanz eine unter- geordnete Bedeutung besitzt, wogegen in größter Mannigfaltigkeit der die Zelle selbst äußeren Gestaltung wie auch der inneren Beschaffenlieit (Drüsenzellen!) anftritt. Diese große Verschiedenheit beidei' Gewebe gebt Hand in Hand mit der Verschiedenartigkeit ihrer Leistungen für den Organismus. Bei dem Epithelgewebo beruht die Hyalinknorpel, (Schematisch.) Function in der Zelle und äußert sich an ihr; bei dem Sttttzgewebe geht die Leistung des Gewebes als Ganzes auf die rent gew ordene Intercellularsubstanz über , Stütze für die, die Organe znsammensetzeudeu anderen Durch seine Verbreitung vom Protoplasma diffe- deren Eigenschaften sie vor Allem als Gewebe wirksam sein lassen. im Körper kommt dem Stützgewebe eine wichtige Es bildet überall die Unterlagen für die Epithelien, begleitet die der ernährenden Flüssigkeit, verbindet die Formelemeute Rolle zu. Bahnen des Muskel- und Nerven- gewebes zu räumlich abgegrenzten Organen und tion iii dem von ilim geleisteten Aut bau des lässt endlich seine stützende FuncSkelets ziim vollkommensten Ausdruck . : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 106 In diesen Beziehungen trägt die Beschaffenheit der Intercellularsnbstanz Ansprüchen Eechunng, nnd nach den in ihr bestehenden Beverschiedenen den sonderheiten nntersohcidcn wir zelliges Stützgeioebe, Bindegetvebe, Knorpel- nnd gelangen. Knochengcioebe als einzelne Forrazustände des Stützgewebes. Seiner Gronese nach gehört das Stützgewebe zu den ältesten. ist es ontogenetisch wie phylogenetisch am Nächst den Epithelien Die Verwandtschaft frühesten nnterscheidbar. mit dem Epithel geht nicht hlos ans der ersten Abstammnng von den ersten Epithelforniationen (Keimblättern) des Organismus hervor, sondern auch aus vielen Einzelerscheinungen in der Histogenese. Aus verschiedenen Epithelialbildnngen hönnen Stütz- gewebe entstehen, und bei niederen Thieren ist ein ähnlicher Übergang von Epithel in Stützgewebe sogar in großer Verbreitung. Die am Epithelgewebe sich äußernde Cuticularbildung, auch das Auftreten einer Von diesem die Zwischensnhstanz (S. 97) liefern ohnehin ein verknüpfendes Band. Verwandtschaft der beiden Gewebe im Auge behaltenden Standpunkte aus hat es auch dann nichts Befremdendes, wenn wir aus den Formeleiuenten des Stützgewebes wiederum epithelartige dende Zellen. Bildungen entstehen sehen: angeordnete, flächenhaft Hohlräume Solche Übergänge von Geweben stören jedoch keineswegs erhaltung jener Kategorieen, und wenn es ob das eine oder das andere der beiden auch Fälle giebt, Gewebe in denen die Entscheidung, schwer vorliege, ausklei- die Aufrecht- fällt, so wird durch diese Tliatsache nur die nähere Zusammengehörigkeit, die Verwandtschaft jener Gewebe bestätigt, nicht aber die Sicherheit der Begriffsbestimmung erschüttert, die in der unend- lichen Überzahl klar und entschieden zu deutender Fälle ihre festen Wurzeln hat. dieses Gewebes als die prägnanteste darstellen, so folgt daraus Wenn wir die Stützfnnction In den niederen Zuständen des Stützgewebes besitzen die ist. Formelemente auch nutritorische Bedeutung, nicht blos für die Intercellularsubstanz. nicht, dass sie die einzige a. Zelliges Stützgevvehe. § 58. Hierher stellen wir ein Intercellnlarsnbstanz gewebe. Gewebe , welches durch die geringe Entfaltung von die tiefste Stufe der Stiitzgewehe vorstellt: Membranen In diesem scheiden die Zellen nur das Chorda- ab, die unter einander ver- schmelzend die Intercelhdarsnbstanz vorsteUen. Im Protoplasma eine Bildung von Hohlräumen (Vaeuolen) welche mit Fluidum gefüllt sind. Dadurch gewinnen wird ein blasiger nur in dem statt, die Zellen selbst einen bedeutenderen Charakter. Dieses Gewebe kommt es deren Cuticula (Scheide) entstehen lässt, heit des Organes zu, kommt Chorda dorsalis, und indem die Stützfnnction der Gesammt- welches nur weiche Formelcmente h. Umfang, und dem Gewebe den höheren Wirbolthieren liei primitivsten Stfltzorgane vor, es bUdet die der Zellen findet füllen. Bindegewebe (Tela con.junctiva § 59 - In diesem Gew'ebe behält die Intorcellularsuhstanz eine mehr oder minder weiche Beschafl'enheit und ist meist, besonders bei älteren Formationen, in reich- lichem Maße vorhanden. Die Zellen entstammen dem Mesoderm und können in Formen sieh darstellen. Das Verhalten der Zellen wie der sehr verschiedenen Intei'collnlarsnhstaiiz lässt folgende Unterabtheilnngeii unterscheiden © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. Von den Geweben. 107 (jciUertdrliges ßiiidecjßw&bej Gallertgewebe, 1. Sclileimgewebej wird durch die giillertarlige Bosclinllenlieit der lutercellnlarsulistaiiz eliarakterisirt. durchscheinend oder getrilbt. leiclit Diese ist liomogen. weich, zuweilen halhflüssig, und umschließt Zollen von bald Fig. 5C. länglicher, spindelförmiger, bald sternförmig verästelter Gestalt. Sie bilden, mit ihren Ausläufern oft mit ein- ander verbunden, ein Maschennetz (Fig. Ausläufer der Zellen bieten meist ein plasma differentes Yerhalteu, 5(5). vom und sind dann Die Proto- als difie- renzirte Theile anzuschen. Andere r)indegewebsformcn besitzen dieses Gewebe in frühen Entwickeln ngsstufen auch embryonales Bindegewebe bezeichnet wird. als als Vorläufer, daher es Zellen ans gallertigem Bindegewebe. 400 1. : Im ausgebilcloteu Organismus trifft es sich in , modificirtem Zustande, sehr nur im Glaskörper des Auges. ihm eine große Verhreitnng zu, und Bei niederen hei vielen bildet es den größten Thieron kommt Tlieil des Körpers (Medusen). 2. Faseriges Bindegewebe wird durch die Zusammensetzung der Iiiter- cellularsubstanz ans stärkeren oder feineren Fasern (Fibrillen) eliarakterisirt. die verschiedenen in Lagerungsbczichungen Zwischen den (Fig. 59). zu einander Vorkommen oft in Piündelu vereinigten Fibrillenzügen finden sich die Bindegewebszellen, von verschiedener Gestalt. Be- sonders in jüngeren Zuständen des Gewebes erscheinen sie spindelförmig (Fig. 57) oder verzweigt, an älteren mehr in tlächenhafter Entfaltung, und daun stellen sic Plättchen vor (Fig. 5S), deren den Interstitien der Fibrillonbüudel angepasst, Form daher überaus mannig- faltig ist. Spindelförmige Die Entwickelung des faserigen Bindegewebes Bindegewebs- zeigt, wie die z eilen. Intercellnlarsubstauz theils aus einer Differonzimng oder Zerklüftung der vorher bestehenden Gallerte, theils aus dem Zellplasma selbst entsteht, dessen Ausläufer in Faserbfiudel oder Fibrillonzügc übergehen. Die Intercellularsnbstanz geht also aus einer früheren primären und aus einer späteren secundären Abseheidung von Seite der Formelemente des Bindegewebes hervor. zusammenhängenden Fortsatzbildnngen der Diflerenzirungsprodnete der Zellen Fibrillen und selbst, letzteren sind also ebenso vie die Fasern der lutercellularsubstanz. Aber diese Entstehung von Fasern aus dem Protoplasma der Zellen keineswegs als der l'ig. 5S. Die mit dem Protoplasma der Zellen ist Plattenförmige Biüdegewebszelleu. dominireude Bildnngsproeess der fasengen Theile anzusehen, vlelmehi’ bestehen an diesen selbst Wachsthuras- vorgänge, ohne dass das Protoplasma dabei direct betheiligt wäre. Verhältnisse bedürfen noch genauerer Prüfung. Das in gallertige minderem Grade; und Spaltuiigs- Manche dieser wie das faserige Bindegewebe leisten ,die Stützfunction nur sie ist aber dennoch erkennbar und besonders da deutlich. : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Absclmitt. 108 wo das faserige Bindegewebe eine Unterlage oder ein Gerüst für cpitbeliale Bil- dungen abgiebt. Bei Bebandlnng mit Säuren oder Alkalien cellularsubstanz. Durch Kochen in und Wasser erfolgt ein AutViuellen der Inter- Anordnung ihre schiedenen Das Gefüge der Easern giebt sie Leim. Gewebe nach lässt dieses Zustäuden in lockeres und ver- stra/f'es trennen, welche beide vielfach in einander über- gehen. a) Lockeres liindegewehe enthält in seiner Intercellularsubstanz nach verschiedenen Eichtungeu sich durchkreuzende Faserzüge, Bündel von Fasern, die sich in feinere auflösen setzen. und sich vielfach durch- Zwischen den Bündeln und Faserzügen linden sich Spalträume, die ein Auseinanderziehen des webes ermöglichen Das Ge- (Fig. 59). lockere Bindegewebe hat ini Organismus größte Verbreitung; kein Organ liesteht ohne solches, so dass die im Allgemeinen dem Bindegewebe in Bedeutung wesentlich dieser Beziehung zugetheilte Lockores Bindegeweke aus dem Omentum majus. 400 :1. Bindegewebe — dieser Gew'ebsform die die einzelnen znfillit. Organe, Es verbindet und trennt Lücken zwischen den einzelnen Organen die Begleiterin der Blutbahnen, — als interstitielles aus, und bildet überall füllt sowie mit seinen spaltförmigen Durchbrechungen die xVnfänge der Bahnen des Lymph- Durch dichtere Verflechtung stromes. der Faserzüge gehen aus Bindegewebe vor, noch dem lockeren resistentere Theile her- die aber durch ihre Dehnbarkeit vom straflen Bindegewebe sich unterscheiden (Lederhaut). Durch Autlösung der Binde- gewebsbüudel in feinere netzförmige Bildungen erscheint eine neue reticiüäres Bindegewebe Form (Fig. 00). Biudegewmbszellen bilden mit ihren Ausläufern ein feines Netzwerk und verändern sich dabei soweit, dass häufig nur noch der Kern ihre Stelle andcutet. Das Maschennctz enthält au Eeticuläres Bindegewebe. <500 : 1. den größeren Knotenpunkten die Kerne, in toplasma vorkommt. deren Umgebung hin und wieder Pro- Die Bälkchen und verzw'eigten Fasern sind zuw^eilen deutlich durch ihre Beziehuug*zu einem Kerne aus Zellen ableitbar. Diese Form des Binde- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. gewebes entstand Ton den Geweben. Einlagenmg durcli 109 Yermehrung von Zellen (Leucocyten), niid durch welche die Faserzüge des Gewebes in jene Form gedrängt wurden, aber diese Zellen entstammen nicht aus den Formelementcn jenes Gewebes, so dass die Bezeichnung Es als »cytogenes Bindegewebe« nur hedingterweise zelnen Strecken Lymphdriisen Da zwischen spielt dem gewöhnlichen oder Bündel, man fibrillären kommt an einBindegewebe vor; auch in den eine wichtige Rolle, daher; adenoides Bindegewebe.. es zum Theil auf das Vorkommen größerer man beim Auseinanderziehen der Lamellen Gefüge des lockeren Bindegewebes das oder kleinerer Spalträume sich gründet, die hatte gilt. findet sich in der Schleimhaut des Tractus intestinalis verbreitet, wenn auch gewaltsam und das Bindegewebe früher als in unnatürlichem Verhalten, darzustellen vermag, ^Zellgeweben, »Tela cellulosae, bezeichnet. Als »Zellen« wurden dabei jene Spalträume oder künstlichen Risse aufgefasst, welche durchaus zu thun haben. Diese nur Missverständ- nichts mit den Zellen als Eormbestandtheilen nisse veranlassende Bezeichnung dürfte daher gänzlich aufzugeben sein. Die Bindegewebszellen nehmen an den Begrenzungsflächen von Spaltränmen oder anderen im Bindegewebe auftretenden Lösungen der Continuität einen anderen Charakter an, indem sie Plättchen vorstellen. Diese gehen bei regelmäßiger Anordnung ln Epithelartige Bildungen über. in den sogenannten Ähnliche platte Formationen gehen die Bindegewebszellen auch »Grundmembranen« oder den Tunicae propriae der Drüsen bilden hier eine au das Drüsonepithel grenzende Schichte abgeflachter, unregelmäßig gestalteter, sonst ein. Sie aber meist zuweilen netzartig angeordneter Elemente, in denen das Proto- plasma gleichfalls nicht mehr unverändert fortbesteht. 60. Durch an den Zellen wie an der lutercellularsubstanz auftretenden Yeränderungen erleidet das lockere Bindegewebe Modificationen, die anscheiuend neue flie Gewebsformen hervorrufen. Durch das Auftreten elastischer Gebilde in der Inter- cellularsubstans entsteht das sogenannte elastische Ge- Es webe. ist ebenso ein Abscheideproduct der Binde- Fig. (il. gewebszellen, deren Protoplasma elastische Substanz [Elastin) hervorgehen Dadurch erfährt die physikalische BeBindegewebes eine Änderung, und es wird zur Herstellung von Theilen verwendbar, an denen Elastilässt. schaflenheit des cität zum Ausdrucke kommt. Dann finden sich zwischen den Faserzflgen der gewöhnlichen Intercellularsnbstanz bald feinere, bald gröbere, netzartig unter einander verbundene Fasern, die durch ihren Widerstand gegen Säuren und Alkalien, auch durch stärkeres Lichthrechungsvermögen, vor- züglieli aber durch bedeutende elastische Eigenschaften vor den Bmdegewebsfasern dieser elastischen sich auszeichnen. Fasern finden Die feinsten sich in großer Verbreitung Feine elastische Fasern. Übergänge zu stärkeren Fasern, Nach Frey. welche dichtere Ketze hersteilen und in dem Maße, als sie im Bindegewebe vorwiegen, dasselbe »elastisch« erscheinen lassen. Tritt die (Fig. OFl. Sie zeigen gegen die elastischen Netze zurück, so zeigen sich ausschließlich aus elastisclien Maschenwerken gebildet fibrilläre Intercelliilarsubstanz größere Gewebscomplexe fast © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 110 Fig. 62. kam daher (Fig. 62), die Aufstellung dieser dem Bindegewebe eines besonderen, als Form gleicli- wertbigeu Gewebes. Das lage Gewebe elastische der Schleimhäute Vorkommen tritt in bindegewebigen in den Fascien, in der Grund- ilembranen auf: In etc. reichlicherem Bänder, elastische es bildet die durch gelbliche Färbung sich auszoichnen (Liga- menta Auch flava!). elastische Membranen der Arterienwand. es, z. B. in formt Bei flächenhafter Ausbreitung elastischer Netze können die Fasern bedeutend an Breite gev.dnnen, auf Kosten der von ihnen umschlossenen Maschenräume. so Diese sinken auf unansehnliche, in weiten Abständen an- geordnete Lücken oder Spalten lierab, welche als Durchbrechungen einer elastischen Membran Stärkere elastische Fasern aus einem elastischen Bande. Kach Sölliker. hervor, Fig. 6ö. Daraus gehen scheinen. die Arterieuwand der in die gefensterten er- Häute Vorkommen (Fig. 63). Bel Entstehung der wiederholen sich des bei die elastischen Gewebes der Intercelliilarsubstanz des Bindegewebes anftretenden Vorgänge, indem die erste Bildung der elastischen Fasern aus einer Um- wandlung des Protoplasma der Zellen erfolgt, während weitere ’Wachsthumsvorgänge au den elastischen Fasern nicht mehr so direct von den Zellen sich ableiten lassen. Außer den formalen Veränderungen der Zellen des Bindegewebes treffen sich noch mateGefensterte 3Iembrau. Nach Eberth. rielle, für welche das Protoplasma der Zelle den Träger und den Vermittler abgiebt. Fig. änderungen geben W. sich in der Entstehung von Stoffen im Zellkörper kund, die different sind. Diese Ver- vom Protoplasma So crscheiueu Farbstoffe (Pigmente) im Innern von Bindegewebszelleu, meist feiner Molekel, selle (Fig. 64) und in Gestalt lassen die Zelle als Pigment- erscheinen. Menge Wo solche Pigment- anftreten, können bräunlich oder Bindegewebe schwärzStrecken von lich sich darstellen (Pia mater, Suprachonoides zellen in größerer des Augapfels). Drei Pigmentzellen. Nach Frey. Diese Zellen sind meist zuweilen auch einfacher gestaltet. ramificirt, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. Vou den Geweben. § 61 b) Straßes Bindegewebe. Dieses ist dere Festigkeit verschieden, die mit einer 111 . von dem lockeren durch seine bedeuten- mehr oder minder der zu Bilndeln gruppirten Fasern verknüpft parallelen Anordnung ist. Kg. Feine elastische Fibrillen fehlen auch hier nicht, C5. dagegen sind gröbere ausgeschlossen. Zwischen den Fibrillenbttudelu finden die Formelemente sicli Diese füllen Lücken (Fig. 65). und zwischen den Bündeln aus zeigen sich häufig in Keihen geordnet, in ihrer Gestalt den Zwischouräumen angepasst. Die Verlaufsrichtung der Faserzüge ist meist dem bloßen Auge unterscheidbar. Die aus diesem Gewebe bestehenden Theile zeichnen sich durch weißliche P’arbe und durch Atlasglanz aus. Verwendung findet keln mit man es dem straffe Skelete, bildet deren Sehnen, dalier auch Ferner bildet Es Verbindung der Mus- in der es, als in Sehnengewebe bezeichnet. derben Strängen angeorduet, Bänder, und in flächeuhafter Ausbreitung Setneugewebe aus dem Läugsschnitt sehnige Membranen: Aponeurosen. einer Sehne. 5ü0 : 1. Das Verhalten der Formelemente zu den Fibrillenbüiideln bietet in den Sehnen und sehni- gen Bändern einige Besonderheiten. Fig. CÜ. Dadurch, dass jene Bündel e.ylindrische Stränge vorstellen (vergl. Fig. 65), entstehen zwischen denselben, wo deren mehrere Zusammenstößen, Räume, da welche vou den Zellen ausgefttllt Zellen bilden Längsroilicn mit abgeplatteten Rändern Stellen der Lücken. Da sind: und erstrecken in Die sich schmaleren die die letzteren, besonders bei .aufgequollenen Faserbflndeln, auf dem Quer- schnitte sich sternförmig darstellen (Fig. 66), hat mau den in sie eingebetteten Zellen gleiche Form viudicirt, die aber dem An spricht. SehnenMwebe aas dem Querschnitt einer Sehne. 500: 1. früher eine körperlichen Bilde derselben keineswegs entder Obeihäche der Bündel formiren diese Zellen zuweilen einen aus dünnen Plättchen gebildeten epithelartigen Überzug. Außer diesen, das Selinen- gewebe vom übrigen Bindegewebe unterscheidenden Momenten bestehen noch andere, welche sogar auf eine tiefere Verschiedenheit hinweisen. § 141. 1. Anmerk. Vergl. hierüber © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abscliiiitt. 112 Knorpelgewebe. c. § 62. Dieses dem Bindegew'ebe am näclisten verwandte Gewebe elementen anscheinend einfachere Befunde (Fig. G7). lich E nji'i, Die Zellen sind meist rnnd- oder oval, seltener mit Ausläufern oder mit ver- im Knorpel ästelten Fortsätzen versehen, welche Fig- 6"- mehr oder ergiebt sich bei oberflächlicher Betrachtung minder homogen selten , nie- Die Intercellularsnbstanz Vorkommen. derer Thiere 1 , F orm- zeigt in seinen von ziemlicher Resistenz, und jene Spalten und Lücken, wie sie besitzt zwischen den Bündeln und Faserzügen des Bindegewebes Vorkommen. Durch Kochen wird sie in Knorpelleim [Chondrin] Im jungen Knorpel verwandelt. in Gestalt wird Zellen, sie allmählich reichlicher, rrnd lässt damit die Zellen in weiteren l Abständen erscheinen. Die gene- tische Beziehung der Intercellularsubstanz zu den Zellen zeigt sich nicht selten überaus Zelle Hyalinkuorpel mit Änderung seiner Pormelemente nach der Oberfläche zu._ a Vom Innern des Knorpels, b Übergaugsschichte, c Perichondrium. 350:1. spärlich vorhanden, von Scheidew'äuden zwischen den einzelnen von Schichte einer kapselartig umgeben der deutlich, indem jede Intercellularsubstanz ist. Bei jüngeren Geweben grenzen die Kapseln (Inter- zwar an einander, sind aber auch mebr oder minder dentlicb von einander getrennt (Fig. 68). Bei celluiarsubstanz) älterem Knorpel sind oft Scbicbtnngen in der Kapsel wahrnehmbar, was die allmähliche Differenzirung der Intercellularsnbstanz aus dem Protoplasma der Zellen bezeugt. Die äußersten, somit ältesten Schichten gehen in homogene Intercellularsubstanz über. Das 'Wachsthum des Knorpels erfolgt, durch Vermehrung der Zellen durch Theilnng und Vermehrung der Intercellularsubstanz. Aus der Art der Theilung glebt sich die Richtung 'Wachsthnms des zu erkennen. Die Theilungs- producte (Tochterzellen) liegen anfänglich in einem gemein- samen Ilohlraume der InterceUularsubstanz. Nach und nach bildet jede der Zellen um sich herum eine Kapsel, oder es fließt die von ihnen gebildete InterceUularsubstanz mit der Stets aber werden damit die schon vorhandenen zusammen. beiden Theilungsproducte von einander getrennt. Wiederholt sich derselbe Vorgang an jeder der beiden Zellen und setzt sich in dieser hervor, Weise die ihre fort, so gehen daraus Gruppen von Zellen Zelle durch ihre Abstammung von Einer Lagerung kundgeben (Fig. 68). Ist die noch in Kapseln gesondert, so vermag halten Gruppen von Knorpelzellen mit Theilungsstadien. 350 ;1. der in einander geschachtelten Intercellularsnbstanz man in dem Ver- Kapselsysteme den Gang der allmählichen Entstehung der Zellgruppe, samt der durch die Kapseln vorgestellten InterceUularsubstanz, aus je Geht die Theilung der einer einzigen Zelle zu erkennen. Zellen in einer einzigen Richtung vor sich, indem jede Zelle sich in derselben Weise © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. Von den Geweben. 113 Reihen von Zellen^ säulenförmige Bildungen, welche die Richtung des theilt, so entstellen Knorpel wachsthums ausdrücken. Wenn auch vom Protoplasma sirbstanz docli nicht als außerhalb der Schon different geworden, darf die Verändernngen, welche die sogenannten Sie dehnen sioli statt- nach der Theilnng einer Zelle nicht rein mechanisch ans, sondern lassen in ihnen erfolgten Vermehrung Intercellnlar- »Kapseln« bei der in ihnen findenden Vermehrung der Zellen erleiden, erweisen das. eine die Lebensvorgäuge stehend betrachtet werden. ihres Volums, ein Wachsthum erkennen. Auch zeigt sich die Intercellularsubstanz bei anscheinend homogener Beschaffenheit unter gewissen Verhältnissen von einem feinsten Canalsystem durchzogen, in tvelches eben smd. Man hat sich also von der Oberfläche der Knorpclzcllen aussti-ahlende , zahlreiche Ausläufer des Protoplasma so feine Fortsätze der Knorpel zellen eingebettet welche die Intorcellularsubstanz durchsetzen und mit den Ausläufern vorzustellen, der benachbarten Knorpelzellon Zusammenhängen. entzielit Die große Feinlieit der letzteren der Untersnehuug mit den gewöhnlichen Mitteln, sie aber die immer Wahrnehmung solcher Befunde des Knorpels führt mehr und mehr zu Annahme einer contiuuirlichen Verbindung der Formelemente des Knorpel- häufigere der gewebes allgemeinen Erscheinung. Dieses Verhalten lässt die Eruährungs- als einer vorgänge im Knorpel besser verstehen, wie ccllularsubstanz und in der Vermehrung sie sich im Wachsthume und Veränderung der seiner luter- Knorpelzelleii kundgel)en. Die in Vergleichung mit dem Bindegewebe größere Kesistenz der Knorpelsubstanz steigert die Stützfunction dieses Gewebes und lässt es in der Skeletbildung reiche Verwendung Es finden. knöchernen Skelets, erhält sicli manchen anderen Bildungen Anlage oder vielmehr den Vorläufer des an diesem au vielen Theilen fort, und tritt auch in bildet die auf. Als eine Modification des Stützgewebes steht es mit dem Bindegewebe in engem Conuexe. Seine oberfläcblicheu Schichten entbehren der scharfen Abgrenzung und gehen überall in Bindegewebe tt))er (siehe Fig. ()7 b), wo sie nicht, wie an den Gelenken, freie Flächen besitzen. Dabei modificirt sich sowohl die Gestalt der Zellen, welche gestrecktere Formen annehmen, als auch die Intercellularsubstauz, die in jenen Grenzstrecken allmählich durch Faserzüge dargestellt wird (Fig. (17 Wie c). bei allen Stützgeweben ist es wesentlich die Beschaffenheit der nach IntereelMarsubstanz, bringen. Es sind: der wii' das der Hyalinknorpel, Knorpelgewebe in der Faserknorpel Unterabtheilungen und der elastische Knorpel. den Knorpelzellen gehen nicht selten Veränderungen durch Bildung von FettIm Ganzen trifft dieses ältere Formationen. Bezüglich der Durchsetzung der Intercellularsubstanz von feinen, von den Knorpelzellen ausgehenden Kanälchen s. J. Aunold, Arch. f. path. Anat. Bd. LSSIII In tröpfchen vor sich, die größer oder kleiner sich darstellen. — A. Budge, Arch, ÜEGENBALK, f. Aiiatoiuie. mikroskop. Anatomie Bd. XVI. (i. Anti. I. 8 : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Absclmitt. 114 § 63 Der Ilyalinlmorpel dem bloßen Auge stellt . von weißlicher oder Intercellularsnbstaiiz Farbe dar, leicht bläulicher Die oben erwähnten, von dem Zellplasma auf dünnen Schnitten durchscheinend. Knorpelkapseln diflerenzirten Fig. bomogeue eine besitzt (Fig. 09) er sich sind verschieden 6'.). Er deutlich. die ist Form verbreitetste des Knorpelgewebes nnd bildet zugleich den Ausgang für andere Formen. Durch Verbindung von Kalksalzen mit der geht Intercelhdarsxdrstanz ^ aus dem hyalinen der verkalkte Knorpel hervor, ein Gewebe, welches an Festigkeit mit dem Knochengewebe aber wetteifert, größere Sprödigkeit von ihm verschieden dui'ch Die Kalksalze erscheinen anfänglich in Ge- ist. wo sic gehäuft Vorkommen, Trübungen der Intercellularsubstanz bedingen. Nach und nach treten an den verkalkenden Stellen größere Körnchen auf, die endlich zusammen- stalt feinster Molekel, welche, ^ Hießen, so dass die Knorpelzellen von völlig mit c Kalksalzen imprägnirter Substanz umschlossen sind. Einwirkung von Säuren kann man den Kalk Mittelst entfernen die rvird nnd die Intercellularsnbstanz im früheren Verhalten nachweisen, daher Verbindung des Kalkes mit der Intercellularsnbstanz nicht als txloße mechanische Einlagerung gelten dürfen. Die Verkalkung des Knorpelgewebes bildet eine Vorbereitung für die wenn auch kommt. eine directe Sehr verbreitet Der Faserknorpel Umwandlung von Knorpel ist die Verkalkung Knochengewebe nur Osslflcation, selten vor- Alterserscheinung des Knorpels. als besitzt verschiedene in Ausgangspunkte für seine Genese, und dem entsprechend auch diflerente Bildungen vor. Eine Form des Faserknorpels entsteht durch Umwandclung der Intercellularsubstanz des Ilyalinknorpels. Diese bietet dann feinstreifige Züge oder gröbere fibrilläre Bildungen. Wie an stellt diesen die Knorpclzellcn betheiligt sind bleibt , mittelbare Beziehung dazu nicht stattzufinden. knorpel bestellen, bemerkt man in die hyaline , seits finden sieh , docli scheint eine un- vielen Theilen, die aus Ilyaliu- bald größere bald kleinere Stellen einer solchen Differenzirung intercolhüarer Substanz Abgrenzung ungewiss An , und diese Stellen gehen ohne jede scharfe anscheinend homogene Nachbarschaft über. vom Fascrknorpel aus die zahlreichsten Übergänge Ander- zum Binde- gewebe, besonders zu dessen straffer Form, so dass alsdann die Zugehörigkeit Gewebes zum Knorpel nur durch die mehr den Knorpelzellen sich anreihenden Formelemente bestimmbar wird. Noch entschiedener tritt das Knorpelgewebe dieses hervor, wenn in der fibrillären Grundsubstanz Grappen von Knorpelzellen vertheilt , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. sind Von den Geweben. deren Intercellnlarsnbstanz keine Fi))rillen , 115 ftilirt , wenn wandtschaft des Knorpels und des Bindegewebes, aber sie auch in solche sie Alle diese Befunde erläutern die Ver- sich fortsetzt. Fig. 70. dürfen doch nicht ohne weiteres als Übergänge des Bindegewebes in Knorpel oder umgekehrt aufgefasst werden. Endlich noch des elastischen Knorpels zu ge- ist denken, in dessen Intercellularsubstanz feine und gröbere elastische Fasern Ketzo bilden (daher Netzknorpel) (Fig. 70). Die elastischen Fibrillen gehen von den Zellen aus, sind Sonderungsproducte von deren Proto- plasma, bieten übrigens sehr differente Verhältnisse. Bei vorwaltenden elastischen Netzknorpel vom Ohr. 600 :1. Fasern empfängt der Ä' Kuorpelzellen. Knorpel gehliche Färbung [gelber Knorpel). Bezüglich der Genese der elastischen Fasern siehe die oben hei der elastischen MoBindegewebes angeführten Verhältnisse. diflcatlon des d. Knocliengewebe. § 64 . Die Formelemente des Knochengewebes bilden durch feinste Ausläufer unter einander zusammenhängende Zellen, welche in eine durch chemische Verbindung mit Kalksalzon feste Intercellularsubstanz eingebettet sind. homogen, nehmen. lässt aber bei genauerer Prüfung eine feine Die KnochcnzcUeu (Fig. 71) Diese fibrilläre ist anscheinend Structur wahr- erscheinen meist als nach einer Dimension verlängerte, wohl auch etwas abgeplattete Körper, deren Protoplasma Kern höchstens noch ihre zeigen dem nach allen durchziehenden Ausläufer häufig Verästelungen, und durch Verbindungen gewebe mit vom den Ausläufern wird das Knochen- Zellen benachbarter Fig. 71. feine Molekel führt; die Intercellularsubstanz Eichtungen ihre außer Protoplasma continuirlich durchsetzt. Im Knochengewebe trockenen das Protoplasma zerstört, und Luft die Kä,ume als auch der sowohl (Knochenhohlen der Knochenzellen Knochenkörperchen) , davon ausgehenden Aus^ äufer, welche dann erscheinen ist füllt als (Fig 71). Schliffen trockener Einige Knoobenzellon mit ihren Verzweigungen. -Ä-Uß eiuer Lamelle des Siebbeins. ()00:1. feinste Canälchen Dieses Knochen gesaramte Hohlraums j^stem sich stellt bei dürchfallendem Lichte dunkel dar , dem daher an bei auffallen- weiß. 8* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Absclmitt. 116 Durch Beliandlimg mit Säuren werden die Kalksalze der Intercellularsubstanz Die letztere erscheint dann weich, biegsam, sie wird als »Knochen- ausgezogon. knorpel« bezeichnet, obgleich mit Knorpelgeweiie wenig gemein hat [Ossein). sie Sie nähert sich vielmehr der Intercellularsubstanz des Bindegewebes in chemischer Hinsicht, und wird durch Kochen Leim verwandelt. in Die Wandungen der Knoche, nhölden mit ihren zahlreichen Ausläufern sind nicht einfacli durch die Intercellnlarsnbstanz begrenzt, sondern besitzen noch eine am aber doch ziemlich starre entkalkten Gewebe zwar sehr darstellbare, feine Membran. Diese kann aus macerirtem Gewebe sogar Für die Genese des Knochengeivebes bilden wo elemente den Ausgangspunkt', fast überall da, letztere, Aber wenn auch in seiner mehr embryonalen Form, es sind nicht die Zellen des werden. isolirt im Bindegeivebe Bindegewebes verbreitete ersteres entsteht, die Bildungsstätte dafür ab. welche die Knochen sul)- selbst, stanz liefern, sondern andere Formelcmente, die wahrscheinlich aus stammen und das Bindegewebe nur welcher sie ihre Thätigkeit Bahn benützen, oder als differenter Gestalt formiren sic Stränge oder Schichten au in- zwischen der Intercellular- Gewebe In beiden Fällen geht durch diese Zellen [Osteoblasten], (Knorpel] anfgelagert. von deren Plasma ein Theil different wird, eine Schichte von Knoohensnbstanz hervor. , dem Ecloderm als Unterlage, In reichlicher Vermehrung und in beginnen. Substanz des Bindegewebes, oder sind einem anderen scheidungsprocess Form- giebt das Es ist ein Ab- Gleich mit der ersten Abscheidung jedoch complicirterer Art. erstrecken sich in sie feine Protoplasma-Ausläufer der sie produoirenden Zellen. Indem jene Schichte durch von Keuem ihr angelagerte Schichten der abgeschiedenen (d. h. different von den Zellen gewordenen) Sub- Fig. 72. stanz an Dicke zuuimint, Mati'ix erscheinende Zelllagc entfernt sich die als immer mehr von der ersten Schichte, aber einzelne Zellen bleiben liegen und werden von der von ihnen und von den benachbarten Zellen gebildeten (Fig. 7 2 a', b, h') selbst Knochensubstanz umschlossen. Dadurch wird letztere zur Intercellularmh^iaia, die die unter Fort- schreiten des geschilderten Vorganges in sie eingebetteten Zellen werden zu Die Knochenzellen. schichtenweise Absetzung des Knochengewebes an der lamellösen Textur der Intercellularsubstauz kenntlich die (Fig. 72), ist und auch Anordnung der Zellen folgt dieser Schichtung (Havers’schc Lamellen). Eine Modifleation des Knochengewebes ist das Gewebe des Zahnbeins. Bildung beginnt wie bei ersterem. Aber die Zellen {Odontoblaslen) lagern Seine sich nicht in die von ihnen differenzirte Schichte, sondern senden nur Fortsätze in sie ein. Jene Schichte wird dann von langen, feinen Canälchen (Zahnbeinröhrchen) durchsetzt, welche die Protoplasmafortsätze der Zellen enthalten. — Das Knochengewebe repräsentirt durch seine Eigenschaften Festigkeit die iiöchste Form der verbunden mit einem gewissen Maße von Elasticität — © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Die von Stntzgewebe. m Von den Geweben. C. geformten Organe (Knochen) dienen bei relativ ge- ilnn ringerem Volum vollkommener ihrer Leistung, als ans Knorpel gebildete Theile. Wie Form die höchste es des Stützgewebes Sie greift phylogenetisch die jüngste. am mählich unter Verdrängung des Kuorpelgewebes und Localitäten sich forterhält, Präformation hervorgehen lässt womit , ist es ist, auch ontogenetisch und Knorpelskelete Platz, ersetzt dieses , auch Skelettheile ohne jene knorpelige sich die Selbständigkeit des Unabhängigkeit vom Knorpelgewebe kund Gewebes und seine giebt. Bei der die Regel bildenden, scMchtenweisen Absetzung des Knoebengewebes stets all- welches nur an beschränkten kommt es auch zu einer dlrecten Betheiligung des Bindegewebes an der Knochengewebsbildung, sobald die letztere im Bindegewebe vor sich geht (perichondrale Verknö- Sclerosirende cherung), Bindege- websbündel werden in die Knochenschichten mit eingeschlossen, durch- setzen somit letztere (diirchhohreude als vorticale Fasern) (Sharpey), Züge auf Schnitten entkalkter Knochen sich darstellend, ln nehenstehender Figur 73 sind diese SliarpeiJ sehen Fasern, verbreitert, von (li. die b.) einem ur- bindegewebigen Blatte sprünglich ausgehend und sich durch HAVEns’schen Lamellensysteme erstreckend, zu sehen, welche jenem Bindegewebsblatte banten. ln einzelne Knocbenzellen den liamellen . Biese Fasern auf sich auf- sind sichtbar. Aus einem Querschnitte eines Metatarsus des Kalbes. Basen der durchbohrenden Fasern. ^ Havers’sches Caaälcben, . erscheinen schiedeneii Zuständen in ver- Zj der Sclero- und ihre Ansläufer treffen sich auf Sclüiffpräparaten hohl. Dagegen fehlen diese wo die Knochengewebsbildung im Knorpel stattflndet (enchondrale Ossifleation). In der Reihe der Stützgewehe giebt sieb eine allmäliliche Ausbildung der Function zu erkennen, die für den Organismus zu immer höherer Bedeutung steigt. Im Bindesirniig Gebilde, f/ewebe, der niedeislen Form, sind die reichsten Bezieliungen vorhanden. für den Organismus ist Hand Gewebes Modiflcationen dieses Indifferenz, außerordentlich der noch nicht Wenn völlig diese auch vielseitig, in Hand. und damit gehen Sie ausgesprochenen, schon in entsprechen noch nicht Seine Leistung die mannigfachen dem Zustande einseitig der ausgehildeten den einfachsten Verhältnissen des Gewebes Umschließung anderer Gewebe und Umbildung solcher zu Organen, so gehen damit doch noch andere wichtige Beziehungen einher, von denen die zur Ernährung des Organismus am meisten hervorAber seihst in dieser Bedeutung ist die Stützfuiiction des Bindegewebes nicht zu tritt. Grunde gegangen, Indem von ihm die Bahnen der ernährenden Flüssigkeit begleitet Stützfuiiction. nicht zu verkennen sind. ist, in der Verbreitung Mit der Entwickelung hervor, dadurch im Körper, in des Knorpelgewehes tritt die erfährt aber die Mannigfaltigkeit der der Stützfnnction entscliiedener Beziehungen, welche das Binde- In den zwar noch mehrfachen, aber keineswegs gewebe besaß, eine Beschränkung. zahlreichen Formen des Kuorpelgewebes erscheint die stützende Bedeutung im Vordergründe. Die verschiedenen Formen des Gewebes entsprechen mehr einer Abstufung jener Bedeutung, als einer Vielheit der Leistung. Diese zeigt sieb endlicb einbeitlich © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. Dieses Gewebe im Knochengewebe. Function ist die exclusivste, der Verschiedenheit. tionelien nnd i.st das differenzirteste unter den Stötzgeweben, seine Formen seine So verknüpft sich Werthes eine Minderung der aiso sich nur ein geringes bieten unter Maß auch hier mit der Steigerung des func- Variation und die functioncUe Ausbildung in Einer Richtung wird auf Kosten anderer Beziehungen erreicht. Außer der selbständigen Genese des Knoclieiigewebes wird vom Bindegewebe oder Intercellularsubstanz sklerosirl An Jedes dieser abgeleitet. und in ihr diesen nicht allgemein verbreiteten eine direct vom Knorpel beiden Gewebe kann ossificiren, indem die Formetemente in Knochenzellen sieh umwandeln. Vorgängen leuchtet zwar eine nahe Verwandt- Hauptformen des Stützgewebes hervor, allein man darf daraus nicht unbedingt Übergang des einen Gewebes ins andere als Regel schließen; da wir wissen, Osteoblasten schon sehr frühzeitig in.s Mesouchym wandern, kann die Betheiligung schaft der auf den dass solcher an allen Bindegewebsverknöcheruiigen nicht ausgeschlossen werden. 1). Animale Gewebe. § 65 - — Muskel- und Nervengewebe — Die beiden hierher zn zählenden Gewebe reihen sich ebenso wenig gleiehwerthig den vegetativen Gewebsformen an, diese selbst einander gleiehwerthig waren. vegetativen Geweben eine noch viel bedeutendere Kluft als zwischen jenen. bedeutungsvollste Eigenthttmlichkeit liegt in Producte. als Ja, es besteht zwischen ihnen nnd den Die der Qualität der' Dijferenzirunrß- Diese sind bei den vegetativen Geweben entweder mehr passiv sich verhaltende Substanzen, wie die Cuticulargebilde und Intercellularsubstanz, oder es sind Stoffe, welche, wie wichtig sie auch dem lebenden Organismus sind, doch kaiun etwas zur anatomischen Constituirnng desselben beitragen, wie die mannigfaltigen Secretc der Drüsen. Lei den animalen Geweben sind die aus dem Zell- plasma entstandenen Substanzen von jenen anderen völlig verschieden, sie sind activer Art, indem sie während des Lebens bestimmte Erscheinungen kund geben, welche nicht bloße Vegetationsvorgänge sind. nungen zwar aus , selbst dem Protoplasma Es sprechen indifterontcr Zollen sich in diesen Erschei- innewohnende Zustände aber diese Zustände stellen sich in sehr viel höherer Potenzirung dar, nnd darin liegt das Neue, dem wir in den animalen Geweben begegnen. Das Differen- zirungsproduct der Zelle hat einen Theil der Lebeuseigenschaften des Protoplasma nicht blos beibehalten, Endlich ist sondern zeigt denselben auch in specifischer Ausbildung. auch das wechselseitige Verhalten der Gewebe ein anderes, insofern weder von einander ableitbar sind, noch histologisch in einander übergehen, wie immer auch sic unter sich in engster Verbindung stehen. Eines bedingt das andere, sie jedes setzt zu seiner Existenz das Bestehen des anderen voraus, bedarf desselben zum Vollzug seiner Verrichtungen. Diese gegenseitige Abhängigkeit des Muskel- und Nervengewebes gründet von der uar sich auf die erste Art ihrer Entstehung nur sehr fragmentarische Kenntnisse haben. Diese sind aber immerhin wichtig genug, um zu der Vorstellung zu leiten, dass die Formelemcnte beider Ge, bis jetzt webe zusammen die Abkömmlinge eines einzigen Gewebes sind, welches der niedersten Form und dem Ausgangszustande aller Gewebe, dem Epithelgewebe entspricht. Nur bei dieser Auffassung begreift sich continuirliche Zusammenhang der zwischen beiden ihrer Formelemente. Geweben waltende © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Geweben. C. 1. Mtiskelgewebe. § 66 . ln den Fonnelementen des Muskelgewebes plasma Eegel auf Die Existenz der Muskelfasern tragen werden. voraus. setzt das Vorh.andonsein bestimmter Eichtling vor stets in Die Contraetion geht unterscheidet sie Die Contractili- dem Formelement durch Nerven die Pteize, der größte Tlieil des Proto- ist Substanz umgewandelt. in eine eigenthümliclie contractile tät äußert sich in der 119 über- von Nerven sich. Dadurch von einer obcrUächlich ähnlichen Erscheinung am Proto- sich Dieses Gewebe ti’itt in zwei und quergestreifte Muskelfasern zu unter- plasma, welche in P)ewegungen desselben sich äußert. Formzuständen auf, die man als cßalle Beide nehmen von Zellen ihre Entstehung, aber die erste scheiden pflogt. dem Stadium und ein Theil der letzten bleibt auf sich von jenem Zustande entfernt, indem Summe von einer sie, unter Vermehrung der Kerne, ein Darin Zellen entsprechendes Gebilde vorstellt. Verschiedenheit als in dem Verhalten der contractilen Substanz. daher die einkernigen Elemente als Muskelzellen, Zellen entsprechenden, als Muskelfasern. a. Form der Zelle stehen, indes die andere liegt eine tiefere Wir unterscheiden die vielkernigen, Summen von Muskelzellen. Jedes Element geht aus einer mehr oder minder verlängerten Zelle hervor, die ihre contractile Substanz peripherisch difi'erenzirt, so dass der Lage Sie behält. unterscheiden Kern eine centrale wieder in glatte und sich Fig. 74. Formen. quergesti'eifte Beide besitzen das gleiche Verhalten zum Nerven, indem und damit erfolgender Auflösung in blasse feine Fibrillen, letztere in die Muskelzelle übergehen lässt. eine Nervenfaser unter reichen Theilungen a) Glatte spindelförmige, Muskelzellen, contr.aetile drehrunde oder wenig Faserzellen, sind abgeplattete Fasern, welche an dem dickeren Thcile einen stäbchenförmigen Kern umscliließen (Fig. 74). sich in der Länge An beiden Enden des letzteren setzt der Faser Protoplasmasubstanz mit einer Eeihe feiner Körnchen fort. Die courtactile Substanz bildet den größten Theil der Faser und erscheint häufig homogen, Doch mit matt glänzender, glatter Oberlläolio. sind unter Um- ständen feine Längsstreifungen wahrnehmbar, die auf eine fibrilläre Structiu' der contractilen Substanz der Fasern hinweisen. Querstreifnngen in regelmäßiger Folge kommen als Ausdruck localer Contractionen vor. Die glatten Muskelzellen sind zuweilen gahelig getheilt, oder zeigen Andeutungen von Verästelungen. Ihre Länge beträgt meist 0,04 — 0,09 mm, doch bis 0,015 mm. kann sie bis Ihre Anordnung zu 0,2 mit ihrer Längsachse einander parallel Züge. Auch eine geflechtartige mm und stellt sich darüber steigen, die Dicke beträgt 0,007 in Lamellen liegen. oder in Bündeln Häutig bilden Anordnung mit Zwei glatte MuskelNack J. Arnold. zellen. sich dar, wobei sie im Bindegewebe zerstreute durchkreuzenden Bündeln kommt vor. sie © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 120 bei Epitbelzellen bestellt auch bei rtieseii Formelementen eine Intercelhilarindem von den Mnskelzellen feine Snbstanzbriicken zu den benachbarten Die Lücken zwischen jenen Verbiudnnjren sind sich erstrecken (Kultschitzky mit Lymphbahnen im Zusammenhang nachweisbar Boheman). Die Verbreitung dieses Gewebes findet sieh in den Wandungen des Darmrohrs Wie structur, . und des Gefäßsystems, in den Ausführwegen des Uro-Genital-Systeins und im Integumente des Körpers, auch sonst noch an manchen beschränkteren Örtlichkeiten. Die Auslösung der diesen Muskelfasern übertragenen Reize durch langsame erfolgt aber länger andauernde Contmclionen. ß) Quergestreifte Muskelzellen zeigen die obertiüchlicli gebildete contractile Substanz in ähnlicher Differenzirung, wie mit denen Fig. 75. sie die man viclkernigen Muskelfasern besitzen, sie desltalb zusammengestellt hatte. bei den glatten Mnskelzellen nende Scliiclite weiter hier ist mehr Die gleichartig erschei- Diese differenzirt. Elemente kommen ausschließlich der Muskulatur der ITerzwand zu. Bei niederen Wirbeltliieren (Fischen, Amphibien, Reptilien) besitzen sie Mnskelzellen aus der Herzwand des Frosches. Nach Köllikeb. oft wenig ausgeprägt Sie sind zu (Fig. 75). Menschen, sind die kürzeren aber dickeren Zellen mit ihren breiten flächen unter einander verbunden l'ig. 7«. ist Zügen und Bei warmblütigen Wirbeltliieren, und so Strängen innig unter einander vereinigt. auch beim noch die Spindelform, zuweilen mit Andeutung einer Verzweigung: die Qnerstreifung und stellen End- Faserzüge Diese bieten eine netzförmige Anordmmg, indem her. eine oder die andere Zelle terminal sich gabelig theilt, und so mit zwei Zellen, resp. zwei Zellzügen in Verbindung steht (Fig. 70). Diese Elemente lösen Reize rascher aus, als die sogenannten glatten. Da zwischen den schriebenen erkennen sind, werden sie nicht z. Sie renzirnngszustand besitzen, 15. am Muskelzellen und den be- ganz allmähliche Übergänge zu Arterienbulbns der Amphibien, .so mehr mit den Muskel/lMem zusammengestellt werden dürfen. ebenfalls glatten quergestreiften repräsentiren der glatten einen besonderen Diffe- Faserzellen mit , denen sie im Verhalten zu Nervenfasern Übereinstimmung wenn diese auch zunächst nur darin besteht, dass die Nerven feinste Theilungon eingehen. dieser Muskeizellen Einzohie thiimliche Verhältnisse dar, bieten indem zuweilen sie, von oigen- ziemlicher Grüße, nur an der Oberfläche contractile Substanz in Gestalt von Fibiillenzügen besitzen, während der größte Thcil durch eine helle, den gebildet wird. Züge, welche' dem bloßen Auge Kern enthaltende Solche ZeUen sichtbar, als PuKUittJE’sche*) bilden Masse (Protoplasma?) an einander gereiht Fäden an der Endocardfläohe des Herzens der Wiederkäuer längst bekannt, aber auch bei vielen anderen Säugethieren nachgewiesen sind. *) J. PuKKixJE, Professor der Physiologie in Prag und Breslau, geh.- 1787, f 1869. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. A^on b. den Geweben. 121 Muskelfasern. § 67 . Dieses sind bedeutend complicirtcre Gebilde, die nicht mehr als Zellen sich Ihre Genese weist jedoch einen anffassen lassen. zweifelhaft nach. Derivaten zu. Sie kommen Sie entstehen aus Zusammenhang mit Zellen un- der Muskulatur des Körperstammes und deren dem Mesoderm oder vielmehr aus dessen Muskel- platte ;Fig. 77), einer epithelialen Schichte, in l’ig. 77. welcher die einzelnen Zellen in niederen Zuständen unter Vermehrung des Kernes sich zu Syneytien gestalten, einer plasma- Kerne tischeu Masse, in welcher sind. An vertheilt der medialen Seite der Muskel- platte tritt ein Faltnngsprocess auf, indem einzelne Bezirke hier leistenartig vortreten, und sich mit einem Fibrillenmautel um- geben, welcher lateral weiterschreitend die ihm von umschlossenen Plasmamassen nen lässt. als In sehen uir in Fig. Band kernhaltigen »Muskelbänder« erscheisolche »Muskelbänder« 7 7 die Muskclplatte zer- einen Epithelbezirk legt. .ledes vor an welchem neue Faltungen kleinere , stellt Abschnitte erzeugen, welche ihren Fibrillenantheil weiter über die Oberfläehe ren. Der ganze Process vermeh- gipfelt in einer Reckto Hälfie eines Korperiiuersclmittes einer Actp(?«s£F-Larve. Die Mnskelplatte ist in auf dem Querschnitte sichtbare Bänder zerlest, deren jedes von Fibrillen umgeben ist. mr Medullarrohr, sp Spinalganglion, ch Chorda, h Hypochorda, a Aorta, e Ectoderin, c Cutisblatt. Nach üIaurek, Oberdächenvergrößerung von der basalen (medialen) Seite der Epithelbezirke und her, Vermehrung der eontractilen Fibrillen, welche sich an Zu den zuerst basal abgeschiedenen Fibrillen kommen mit dieses führt zu einer jener Oberfläche bilden. der Einfaltuug der basalen Fläche neue reichlich hinzu, und der Process steigert sich mit der erfolgten die Abschnürung, indem die Fibrillen abseheidende Oberfläche, von der basalen Fläche ausging, dabei wieder vergrößert wird (Maükek). Während es in niederen Zuständen zur Entstehung der vorher geschilderten Muskelbänder kommt, jedes von einer Fibrillenschichte umschlossen, wird in hölieren dieser Vorgang nur angedeutet, und es schnüren sich aus der gemeinsamen von Keinen durchsetzten Protoplasmamasse, die aus der Muskelplatte entstand, sogleich die Muskelfasern ab, jede von einem Fibrillenmautel umgeben. AVir selieu so die lauge Geschichte der Genese dieser Formelemonte abgekürzt, und erkennen in diesem eine bedeutende Complioation. Die Fibrillen erstrecken sich selbst wieder in der in der ganzen Länge der Muskelfaser, welche Myomers Ausdehnung Das Innere hinteren Grenze desselben. eines all’ (vcrgl. verläuft, von der vorderen bis zur oben) einer solchen Faser bildet Protoplasma mit Kernen, die in einer Reihe sich folgen. Eine Vermehrung der Fibrillen verstärkt den Mantel, unter A^erbrauch des Protoplasma. Der ursprüngliche Zustand © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 122 macht aber einem anderen Platz, indem die Fibrillen nur den, so dass das axiale Plasma an der entgegengesetzten einseitig abgeschieden wer- au die Obertläche der Stelle Faser gelangt; dadurch entstehen Fasern, welche wie Fig. 79. fig. 79. aus sehr langgestreckten, an den zusammenhängenden Enden mit einander Zellen bestehend, sich darstellcn, wobei die einzelnen Zellenterritorien durch Kerne an- An gedentet sind. diesen Gebilden erfolgt also die 78«) und damit einseitige Fibrillenabscheidung (Fig. hat sich der Process weit von seinem Ausgangspunkte, den wir oben sentireu darstellten, entfernt. Die Fibrillen repräIn der Fasern. Sichstans conlractile die Ijbereinstimmung mit jenen, welche wir bei den IVluskelzellen (s. beschaffener Substanzen Schichtung verschieden welche sammengesetzt, (Fig. 7 9) und Muskelfaser einer Frosclilarve. Nach Köllikeij. Vergrößerung. Fig. SO. der in einer Muskelfaser der hellere Membran chem innen noch zu, Summe der Fibrillen und dunklere Linien mit eine Umhüllung mit das Surcolenima (Fig. 80 Kerne anliegen vereinzelte Jede Muskelfaser somit stellt Sarcolemma gebildeten Schlauch kommt Endlich (vgl. Fig. 80). abwcohseln Muskelfaser feinen Stellen zu unter- Daraus entsteht das Bild der Quer- streifung der Faser, indem an der einander zu- alterniren Fibrille und dunklere als hellere scheiden sind. Zwei Muskelhbrillen mit den Querstreifen von Salamandra, Zeichnung von Göppebt. Starke zeigen sie sich aus einer antrafen, oben) (Fig. 80 einer s), wel- n). emen durch das im Leben vor, dessen weichen, halbtlüssigen Inhalt ein Fibrillenbündel vorstellt, an welchem Plasmareste mit Kernen sich mehr Außer der oder minder erhalten. merkt man Quersti'eifuug be- an den Fasern noch eine feine Längs- streifung, den Ausdnick der Die Fibrillen selber sind, fibrillären Constitution. wie Querschnitte lehren, durch eine Zwischensubstanz von einander getrennt. Wie die Genese der Faser diese Formelemente von den »quergestreiften Muskclzellen« unterscheidet, so bietet auch ihre Zusammensetzvuig ein besonderes Gepräge, und ein Gleiches geht aus dem Verhalten zu Nerven hervor. Die Muskelfasern sind nicht völlig gleichartig. Außer einer Verschiedenheit noch eine solche in der in ihrer Stärke bestellt Färbung und in der größeren oder geringeren Zahl der Kerne. Die Stärke der Fasern Zwei Muskelfasern, deren eine auf einer Strecke das leere Sarcolemma s n||Kern. zeigt. schwankt zwischen 0,011 bis 0,055 mm, die Fibrülen 0,0097 anDicke. DieLänge der einzelmessen 0,001 nen Fasern entspricht wohl in — den meisten Muskeln der Länge des Muskelbauches. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Geweben. C. 123 Mit Bezug auf die Fibrillen wurden die Mnskelfasern »Primitivbündel« benannt. Über die Phylogenese s. Mauäbii, Morph. Jahrb. Bd. XXI. Vom Sarcolemma ist fraglich, ob es eine Ausscheidung der Muskelfaser, eine Differenzirung aus dem Protoplasma der Zelle sei. Manche erklären es, freilich ohne direoten Nachweis, für Bindegewebe. Da das Neurilemma in es übergeht, ist es wohl eine diesem morphologisch gleichwerthige Bildung (S. unten). Bezüglich der contractilcn Substanz bestehen noch manche Eigenthümlichkeiten, von denen nur einige hier anzuführon sind. Die oberflächlich als dunkle Querstreifen erscheinenden Abschnitte der Muskelfaser sind doppelt lichtbrechend (Disdiaklasten), während die hellen ersteren als Streifen anisotrope, die noch eine dünne Schichte vorhanden (.Mittelscheibe). einfach lichtbrechend sind. letzteren als — im Man isotrope Substanz. Flächenbild eine Querlinie unterscheidet daher die In Mitte der letzteren ist — von anisotroper Substanz Das Alternlren dieser Substanzen lässt die Faser bei gewissen Behaudlungsweisen der Quere nach in »Scheiben« (»discs«) zerfallen. Die Vertheilung dieser Substanzen in der Muskelfaser gründet sich auf das Verhalten der Muskeliibrillen, aus welchen die Faser besteht (Fig. 79). Die Muskelfasern gehen mit ihren sich verjüngenden oder schräg abgestutzten Enden Sarcolemma in Sehnenfasern über, die mit letzterem fest verbunden sind. Ihre Anordnung in Bündel etc. wird beim Muskelsystem Fig. 81. betrachtet. Das Ende der Fasern i.«t nicht immer einz. bei Thellungen vor, B. den in fach, auch kommen der Haut endenden Fasern. mittels des Mit Nerven stehen die quergestreiften Muskelfasern nachweisbarem Zusammenhang. Die zn einer Muskelfaser tretende Nervenfaser giebt ihre Schelde ans in deutlich Sarcolemma ab, lässt sie mit diesem verschmelzen, so dass nur der Inhalt der Faser ins Innere trtit (Fig. 81). ^r geht in eine flache Erhebung über, die Endplatte, in welcher der dem Achsencylinder entsprechende Theil sich mannigfach ramifloirt. Die Endplatte ist in einen oberflächlichen und einen tieferen Theil gesondert. Letzterer aus einer fein granulirten Substanz mit meist zahlreichen rundlichen Kernen und liegtunmittelbar der contraetilen Sub.stanz auf. Der oberflächliche Theil (Basis) besteht dagegen bielet die Verzweigungen der Nervensubstanz dar; ob diese mit jenen Uamiticationen endet, dürfte noch stück einer Muskelfaser einer Eidechse mit der Endpiatte eines Nerven im Profil gesehen. Nach W. Köuse. nicht entschieden sein. Ans diesem Verhalten entspringt ein Gegensatz zu den Mnskelzellen. Er beruht wohl darin, dass diese eine Zelle repräsentiren, während die Muskelfasern Summen von solchen vorstellen. Die Endpiatte Summe von Kamilicationon, die eine zu Muskelzellen sich begebende Für diese Auffassung ist von Bedeutung, dass anstatt einer Endpiatte blasse mit Kernen besetzte Ramiflcationen der in die Muskelfaser eintretenden Nervenentspräche damit der Faser bildet. fasern bestehen (Amphibien). Eigenthümliche, wohl auf die Vermehrung der Mnskelfasern im gesonderten Muskel beziehende Bildungen sind die sogenannten Muskeliplndeln. An der Anfügestelle einer Nervenendplatte an eine in der Kegel stärkere Muskelfaser entsteht eine Verdickung der Faser, welche zugleich eine Sonderung in mehrere Fasern mehr oder minder sich ausgesprochen zeigt. 2. Nervengewebe. § 68. ln diesem Gewebe bestellen als Fomelemente zwei morphologisch wie physio- logisch einander sehr nngleichwerthigo Zustände. .\ er venzeilen, die man nach ihrem Vorkommen in Die einen erscheinen den als als Zellen, »Ganglien« bezeiclmeten Theilen des Nervensystems auch Ganglienzellen benannt hat. Die anderen stellen « © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 124 .sich wie lage des centralen Nervensystems wie sie (s. sie voranstellen dürfen. Abkömmlinge von Sie sind S. G5). phylogenetisch einmal selbst Epithelzelleu waren. peripheren Bahnen, in die sie von ersteren übergetreten durch Fortsätze ausgezeichnet tritt in ist aber Annahme dieser in Kern mit dentlicliem nicht bloßes Protoplasma. Sie finden sich sind. Wohl in dessen allgemein sind fortsatzloser Ganglienzellen Größe sehr verschiedenen Zellen die bei Kernkörperchen umschließt. Es bestehen demnach in Diese diesen In einer moleculären Gruudsulistanz besteht eine Zellen differenzirte Zustände. Art von Faserung, die Epithel- Betrachtung eine körnige Substanz unterscheiden, welche einen relativ gi'oßen kugeligen Substanz und Der Körper den Hintergrund. lässt bei der ersten , An- Sie entstehen ans der ectodermaleu vorwiegend in den centralen Apparaten des Nervensystems, aber auch sie der Zu- ist Fortsätze vorstellen. sie denn auch zuerst 'sich sondern, so dass wir sie Ihre Genese knüpft an Epithelgewebe an. zellen, Theile der letzteren von denen liekaimt, Diese sind die wichtigsten von beiderlei Formbestand- A. Ganglienzellen. theilen, Von einem Fasern dar. Nervenfasern. als sammenhang mit Nervenzellen manchen sehr großen Ganglienzellen schon ohne be- sondere Behandlimg erkennbar ist. Andrerseits lassen sich bei Einwirkung gewisser Reageutien netzförmige Bildungen erkennen, aus denen wiederum Züge nach den Ausläufern verfolgbar sind. Daun treffen sich auch bald gröbere bald feinere Körnchen zuweilen an einzelnen Stellen dichter gehäuft. Auch Pigmente kommen vor und sind für einzelne Zellgruppcn charakteristisch. Es sind wohl Producte des Stoffwechsels. Aus Allem geht hervor , dass wir es mit eigenartigen Umbildungen von Zellen zu thun haben, mit Structureu, Erkenntnis stehen. 1 bei denen wir erst am Anfänge genauerer Betrachten wir die hauptsächlichsten Befunde. Ans den Formzuständen lösen wir einen ab welcher auf peripherischen Bahnen befindliche Elemente begreift. Es sind Ganglienzellen, Fig. S2. die in dem Verlauf einer Nervenfaser erscheinen. Eine Nervenc faser ti'itt zu einer Zelle, und geht am anderen Pole wieder h . , a hervor , nachdem sie in der Substanz der Zelle sich aufgelöst hat [Bipolare Ganglienzellen). Fischen (Fig. > 82 a). Indem aber enfaser sich einander nähern Solche finden die ein- (6), eine Strecke weit verschmelzen und (c), sicli z. B. bei und austretende Ner- schließlich mit einander scheint von der Zelle eine einzige Nervenfaser auszugehen, die sich in verschiedener Ent- fernung in zwei spaltet. Bipolare Ganglienzellen in ilirer Umwandlung unipolare Form. in Die eine kommt vom Centmm , die andere von der Peripherie. Der einheitliche Abschnitt erscheint durch Verschmelzung der beiden entstanden [Unipolare Diese Formen halren die ersterwähnten zu Vorläufern und finden sich in den Cerebro -spinal -Ganglien Ganglienzellen). der hölieren Wirbeltliicre. Eine besondere Art von Ganglienzellen, welche oberflächliche Ähnlichkeit mit den vorbenannten besitzen, sind in in den »monopolaren Zellen vorhanden, welche großer localer Beschränkung Vorkommen, im Ursprimgskei'n des N. trochlearis , : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. Vom Körper (Golgi;. in motorische Bahnen einer Geweben. (Ten 125 bimförmigen Zelle geht ein Nervenfortsatz ab, welcher Da verläuft. scheinen, entbehren sie des Von andere Fortsatzbilclnngen diesen Zellen zu fehlen Zusammenhanges mit anderen Apparaten und stellen sich damit der folgenden Abtheiluug gegenüber etwas fremdartig dar. Aber ihr Kervenfortsatz verläuft nicht collatcrale Ästchen ab, denn er sendet auf seinem centi-alen Verlaufe deren Ende unbekannt ist. Sie sind ähnlicher Art, wie jene, ganz isolirt, deren wir an den Kervenfortsätzen der sub. 2 a angeführten Elemente begegnen. 2. Von den oben aufgefflhrten einfacheren nen Nervenzellen sind Jene zu scheiden, welche in localer in den Beschränkung vorhande- eigentliclien verbreitet sind. Diese Zellen erscheinen in überaus mannigfaltiger mehr zwei Fortsätze ausgezeichnet als einer einheitlichen Bahn Centralorganen Form, alle durch welche die Zelle nicht anf dem Wege liegend erscheinen lassen [Multipolare Ganglienzellen). Die verschiedene Art des Abgangs der Fortsätze vom Zellkörper beherrscht nicht wenig die Gestaltung des letzteren. So können Fortsätze von gleicher Stärke ringsum abgeheu, bei anderen sind sie an beiden Bolen zn Büscheln vereinigt, oder solche linden sich an mehreren Punkten, und und geben in der Zellen ergeben sich bedeutende Differenzen. Auch im Volum Die größeren messen 0,01 bis Bestimmte Formen kommen den verschiedenen Kegionen der Central- mm. 0,09 der Art ihrer Auflösung in Äste Zweige wiedei’ Anlass zn neuen Formerscheinungen. feinere organe zu, an den verschiedenen Localitäten zugleich in bestimmter Gruppirung oder sonst in regelmäßiger Anordnung. Die Fortsätze untersclieideii sich in solche, die sich successive dendritisch ver- Ab- zweigen, und in solche, welche schon beim Fig. 83. gänge mehr oder minder den Charakter einer Die ersteren hat Nervenfaser besitzen. man Protoplasmafortsätze, auch Dendriten benannt. Die anderen bezeichnet mau sätze. Da als Nervenfort- die in die ersteren übergehende Sub- stanz des Zellkörpei's sicher kein unverändertes Protoplasma ist, da ferner wenn auch vom Zellkörper, diese in weiterer Ent- schließlich, erst fernung gleichfalls in Nerveii- fortsätze verfolgt Pigment Fortsätze werden konnten (Köllikek, _ Nerven^ fortsatz Golgi), wird ihnen in der Hauptsache die Bedeutung mit den anderen Fortsätzen zuzuerkeniien sein. Immerhin ist jedoch die Art gleiche des Abganges vonder Ganglienzelleeinbeiderlei Fortsätze unterscheidendes Moment. lereii Im speciel- Verhalten ergehen sich folgende Zustände o. fortsatze, Nervenzellen mit einem Nerven- und dendritischen Fortsätzen schiedener Zahl. G-anglienzelle aus Hierher gehören die größten Formen, weiten Strecken sich vertheilen. dem Yorderhorne Rückenmarks. des 300:1. in ver- In Fig. 83 ist deren Dendriten auf nicht das ganze Gebiet dargestellt. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 126 Es sind motorische Elemente, da ihr Nerveufoitsatz in eine motorische Nervenfaser übergeht. Er giebt aber auch seitliche Zweige ab, und darin besteht eine formale Ähnlichkeit mit einer anderen Form. h. Nervenzellen mit einer Mehrzahl von Dendiütcn entsenden einen sich als- bald verzweigenden Nervenfortsatz , von dessen liamifioationeu ein Übergang in peripherische Balmen nicht beobachtet Wahrscheinlich gehören 81- ist. den In der Art der Verzweigung sensiblen an. des diese Zellen Nervenfortsatzes ergeben zwei sich Modalitäten. aa. Die Verzweigung des Nervenfortsatzes (Fig. 84 erfolgt n] auf einem weit ausgedehnten Gebiete, und zeigt sich in oft sehr weiten Abstände7i. Die Stärke der sehr feinen Fasern bietet mit der Verästelung keine Abnahme. In der speciellen Gestal- tung der Bahnen dieser Verzweigungen bezahlreiche Verschiedenheiten. stehen Die Zellen gehören, wie die der nächsten Form, zu den kleineren. bb. sofort in fortsatz eine Verzweigungen feinen wie Eine Nervenzelle lässt ihren Nerven- ein dichtes große Anzahl von übergehen, Mascheuwerk stellen (vergl. Fig. 85), in welche sich dar- welchem der Ver- lauf des Nervenfortsatzes sich unterscheid- bar erhält. Die Kamificationen verlieren sich uüe in einem Netze. dichte solch’ Die Zahl der in eine übergehenden Kamification Nervenfortsätze verschieden und darin ist besteht eine Difi'erenz von den in aa. auf- geführten Befunden. c. An vorige die eng ein Zustand an, zelle keinen unterscheiden GangUonzelle ans dem Rückenmarke mit ramificirtem Nervenfortsätze. Nach Kölliker. in Form besondereti lässt, Solche Elemente schließt sich welchem eine NervenNervenfortsatz sondern nur Dendriten. kommen gleichflills nur in den Centralorgancn vor. Je nach der Art der Verzweigung den Dendriten ergeben sich Übergänge zu anderen Zuständen. d. Ganglienzellen mit zahlreichen Nervenfortsätzen in den Bahnen des sympathischen Nervensystems (Fig. SO). Da an ihnen alle dendritischen Fortsätze im Verlaufe von Nervenfasern eingeschaltete Formelemente vor, den zuerst aufgeführten Zuständen nahe. Wie dort aber nur dadurch kommen und fehlen, stellen sie © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. Von den Geweben. 127 eine Faser betlieiligt war, so sind es liier punkte Die Fasern gehen aber derart in der Zelle zusammenti-eteu. körper über, dass als sie zahlreiche, die wie an einem Knoten- Fortsätze desselben in den Zell- gelten Fig. S5. Hin dürfen. niid wieder ist anoli eine einfache Theiluug dann gehen zwei eines solchen Fortsatzes beobachtet, Nervenfasern davon ans. Alle Verhältnisse in Vorstellung, die dass Erwägung gezogen begründen sämmtliche Fortsatzhildungen der (ianglienzellen nervöser Natur sind, und zn nur znm Die Ver- Theile erkannten Verbindungen dienen. schiedenheit der Stärke der Fortsätze entspricht der Art ihrer Zusammensetzung, welcher Funkt am besten bei den Nervenfasern zn besprechen ist. Die für die Structur der Ganglienzellen aufgeführten Punkte dürfen wohl nicht ohne Weiteres als für sämnitliche dieser Formelemente geltend betrachtet werden. Sie sind nur ans größeren Formen gewonnen. Es bleibt daher fraglich, wie sich die große Anzahl der kleinen und kleinsten verhält. Aufftillend ist, dass bei manchen derselben dem Kerne eine relativ sehr bedeutende Größe zukommt, so dass die ihn umgebende Zellsubstanz ganz zurücktritt. Im Allgemeinen müssen wir einsehen, dass wir hinsichtlich der feineren Structuren aller dieser Formbestandtheile an der Grenze unseres Erkenntnisvermögens stehen, und dass wie auch sonst jeder Fortschritt auf diesem Wege auch neue Fragen entstellen lässt. An den Dendriten mancher Ganglienzellen kommt ein dichter Besatz mit feinen kurzen Zäckchen vor i'Moosfasern . Es ist Ganglienzelle mit einem Aclisencylinderfortsatz, welcher zahlreiche, fortgesetzt verzweigte llamificationen entsendet. Ans dem Kleinhirn einer Katze. Nach Golgi. Fig. sfi. sehr wahrscheinlich, dass diese Gebilde Produote der chemischen Behandlung sind, zumal sie immer erscheinen. Die Ganglienzellen der Centralorgane entbehren besonderen Umhüllung. Dagegen kommt eine solche j eder nicht jenen Ganglienzellen zu, welche in den peripherischen Nervenbahnen verbreitet sind (Spinalganglien, Ganglien des Sj’mpathious). Diese Hülle wird bald nur von einer Nach Retzids. zarten Membran gebildet, in der hin und wieder 400:1. sich findet, bald Itesitzt sie eine größere Mächtigkeit und eine größere verschmolzene Untereinander Plättchen Anzahl von Kernen. setzen diese Hülle zusammen und können sogar eine mehrfach geschichtete Kapsel bilden. Diese ein Kern setzt sich beim Abgänge von Nervenfasern in das »Neurilemm« der Fasern fort. § 69. B. Nervenfasern. Diese bilden die leitenden Bahnen zu und von den periphe- rischen Endapparateu des Nervensystems, die sie mit den centralen Organen in Zu- sammenhang setzen. Sie ordnen sich damit den Ganglienzellen unter, wie sie auch © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abscimitt. 128 die später entstelieudeu Elemente Ihre Verbreitung gelien. schen Nervensysteme, als aus Fortsätzen von Nervenzellen liervor- sind, die jenen Eeziehungen gemäß vorzugsweise im peripheri- ist dessen charakteristische Formelemente man sie betrachtet. Sie sind aber auch in den Ceutralorganen reichlich vorhanden, da sowohl die peri- pherischen Bahnen sich auf Strecken in jene fortsetzen, als auch ebendaselbst be- sondere durch Fasern hergestellte Leitungen bestehen. Man keit, unterscheidet diese Fasern in blasse, marklose uud mnrkhaltuje. Blasse oder marklose Nervenfasern erscheinen in verschiedener Mächtig- 1. und Fortsätzen von Ganglienzellen hervorgegangeu dar. stellen sich als aus Als solche bestehen Fasern von bedeutender Feinlieit, von Ganglienzellen der Oentralorgaiie ausgehen, und solches Beispiel in Fig. S4 zu ersehen ist. Da welche als Nervenfortsätze sich reich verzweigen, wie ein diese Faseni nur durch chemische Agentien sichtbar gemacht werden können, folgern wir ihre Structur nur aus jenen auch oline Solche feine Fasern, erkennbaren. jene Mittel ohne dass dabei eine Caliberabnahme stattfände, nehmen bald Raume bald in engerem Verbreitung. In anderen Fällen sind solch’ kannt. Das fernere Verhalten die in sich verästeln, weitem Umkreise, ist nicht sicher be- feine Fasern aus der Theilung von stärkeren hervorgegangen, und dabei begegnen wir bestimmten Sriucturen, und wir gewinnen eine Vorstellung An von deren Zusammensetzung. diesen etwas stärkeren Fasergebilden besteht eine Verschiedenheit nach dem Vorkommen, im Centralnervensysteme oder außerhalb Kg. Die den desselben. Centralorganon angehörigen entbehren einer besonderen Umhüllung. 87. Außerhalb der letzteren linden sich vor, diese besitzen allein Neurilemm plattete welchem von , Kerne einlagern gleichfalls solche noch eine feine Stelle (Fig. 87). Fasern reielüich glaslielle Scheide, das zu Stelle ovale und etwas abge- Dadurch gewinnen diese schen oder bandartigen Fasern Beziehungen zu Zellen, cyliudri- von deren Protoplasma sich nur spärliche Reste an den Polen der Kerne erDie vom Neurilemm umschlossene Substanz halten ha))en. bar homogen, mit leichter Längsstreifung. feinen Fibiillen, ist schein- Die Streifung entspricht aus welchen jene Fasern sich zusammensetzen. Dadurch erscheinen sic als Bündel von Fibrillen, die sich hier auf Strecken zusammenschlossen, itnd die in den feinsten Fasern wohl nur in geringerer Anzahl Ijestehen. Diese blassen Fasern sind vorzugs- weise im sympathischen Nervengebiete verbreitet, dessen Ilauptbestandtheile sie ausmachen, daher sympathische Fasern benannt, ihres Harklose Nervenfasern. Aussehens wegen auch graue oAev gelatinöse Nervenfasern. Die man auch der Centi-alorgane hat nackte Achsencybnder benannt (S. unten). In embryonalen Zuständen zeigt sich das blassen Fasern gebildet, sie in gehen. uud bei diesem Stadium, indes Sie bilden somit für Ihre Breite beträgt 0,003 gesammte peripherische Nervensystem ans manchen niederen “Wirbelthieren (Cyclostomen) beharren sie bei die — 0,0068 den anderen in einen differenzirten Zustand überder Nervenfasern den Ausgangspunkt- andere Form mm, die Dicke 0,0018 — 0,002 mm. — © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Geweben. C. 129 Einen höliereu Zustand repriiseutireu die loeißen oder markbaltigen Nerven- 2. Sie sind durch eine stark lichtbreoheude Substanz ausgezeichnet, das fasern. ‘Myelin), welches einen blassen, der Mark marklosen Nerven- faser entsprechenden Strang umschließt, den Achsen- um cyUmler, bildet. welchen Scheide, Markscheide, sie eine Der Achsencylinder stellt den leitenden Theil Das Mark der Faser vor (Fig. SS). l| in erscheint also als ein Hohlcjdinder, dessen Binnenraum der Achsencylinder aus- Es füllt. bei theilt viele Eigenschaften mit Fetten und gerinnt seinem Austritt ans der Faser meist in Form ln der lebenden Faser hat mäßiger Tropfen, unregel- man es sammt der Substanz des Achsencylinders in halbflüssigem Zustande sich vorzustellen. Durch äußere Einwirkungen geht bei den zur Untersuchung kommenden markhaltigen Fasern eine Veränderung der oberflächlichen Schichte des Markes vor sich, so dass die Faser jeder- seits doppelte Contourlinien aufweist (doppelt coutourirte Neiwenfasern). Diese Contourlinien bieten jedoch in ihrem Verlaufe durch die Gerinnung des Markes viele Unregel- mäßigkeiten (Fig. 89 Am meisten treten a, b). solche an den im centralen Nervensystem vorkoramenden Fasern auf denen an , knotige Stellen, dünneren Partien abweclisehi (Fig. 89 Das Mark e). weiße Färbung der aus Summen mit Varicositäten, Nervenfasern) (varicöse veranlasst auch endlich , wie eine Vergleichung der dargestellten Fasern (« Auf den ii i jj ] In der Dicke der markhaltigen Nervenfasern ergeben sich bedeutende Verschiedenheiten Fig. 89. die solcher Fasern zusam- mengesetzten Theile (weiße Sidistanz). ^Jarkhaltige Nervenfasern mit tlieilweis isolirtera Aclisencylinder. in Fig. y 89 d] lehrt. kommt auch peripherischen Nervenbahnen 1 \ den markhaltigen Fasern noch eine zarte Neurilemmschichte zu, sich jener die der Schwannsche Scheide. grauen Fasern ähnlich und ist Oberfläche der Markscheide innig angeschlosseu. der Nur an einzelnen Stellen hebt sich diese zarte, glashelle Membran etwas vom Marke ab, da nämlich, wo unter ihr je eine Kern mit geringem Protoplasmareste Distanzen, sie repräsentiren Zellenterritorien, zwischen zwei der Faser sich abgrenzen (Kanvier). scheide. eine Unterbrechung ÜEGENüACR, Anatomie. U. Anfl. I. Avähreud , welche von in der Mitte der befindliche Kernstellen 1 f i sich findet. Diese Stellen wiederholen sich in ziemlich regelmäßigen den benachbarten durch eine ll Sie verhält Strecke Einschnürung H 11 l CU Markhaltige Nervenfasern. a starke, b c d feinere, e mit Varicositäten. Nach Fkev. An diesen Einschnümngen hat die Markder Achsencylinder eontinuirlich in der <) © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Absolmitt. 130 gesammteu Faser Markscheide sich fortsetzt. Fasern beträgt 0,001 Die Er erscheint ancli rladurch als wesentlicher, die — 0,005 mm, die der dickeren 0,01 Zusammensetzung fibrilläre Nervenfasern nnd seiner Aequivalente Annahme Die Stärke der feinen markhaltigeu als accessoriseher Bestaudtheil. dos Bestehens einer — 0,02 mm. Achseucylinders des der markhaltigen der grauen Fasern, führt nothwendig zur , Mehrzahl von Leitungshahnen in diesen Theilen. Die Nervenfaser entspräche demzufolge nicht einer absolut einheitlichen Bahn. Diese Auffassung wird unterstützt durch das centrale Verhalten eines großen Theiles der Nervenfasern, die sich aus einem feinen Faserwerke allmählich zn- sammensetzen (sensible Fasern) oder schon vorher eine Faser feinsten , und wie Anfänge dieser Fäserchen sich theileud sich vorzustellen hat, lich verschiedene Verhältnisse, sammenhang , erst in beim Austritte aus dem Ceutralorgau, peripher sich darstellt , oonstitniren. sie welche man bieten in Verlauf haben jedoch Die eine Nervenfaser centralwärts nnd Anordnung außerordent- bis jetzt noch keinen directeu Zu- Wenn man daher ein freies Ende, entspricht das dem gegenwärtigen Zustande mit Nervenzellen erkennen lassen. resp. einen freien Anfang annimmt, unserer Kenntnis, die wir so jedoch auch in diesem Funkte noch nicht als abge- schlossen betrachten dürfen. Auch wenn andrerseits Fasern direct von einer Ganglienzelle abgehen (jene welche zur Stammmuskulatur gelangen) (Fig. 83), bestellt doch im Achsencylinder der Faser dieselbe Complication. Sie entspricht hier dem Umstande, dass auch das Endorgan, die Muskelfaser, kein einfaches Formelement ist. (S. oben.) Die dem peripherischen Nervengewebe zukommende Neurüemmhildung lässt die Vorstellung entstehen, dass hier etwas von außen her Hinzugekommenes bestände. Dieses ist aber keineswegs vollkommen sicher. Vielmehr rühren die Kerne des Neurilemm von Zellen her, welche wahrscheinlich dem Nervensystem angehören, und bei der Ontogenese der Fasern betheiligt sind. Damit wird nicht die Continuität der leitenden Bahnen bestritten und die alte Auffassung der Genese der Nervenfasern aus mit einander verschmelzenden Zellen hervorgeholt, denn es handelt sich hier nur um die Frage, ob jenes Element dem Nervengewebe völlig fremd sei oder nicht. Die in den ltanvicf&t\\en. Einschnürungen bestehende Gliederung der Fasern zwischen Neurilemm und Marksolieide Beziehungen erkennen, welche die letztere als vom Neurilemm abstammend beurtheilen ließe, wenn nicht die Markscheide auch an neurilemmlosen Fasern bestände. Sie wird dadurch als ein Sonderungsproduct der Faser selbst dargethan. Das lässt sich mit dem peripherischen Verhalten vermitteln, wenn das Neurilemm in der eben gegebenen Auffassung be- lässt trachtet wird. Im erst feineren Verhalten bieten die Nervenfasern außer bei besonderer Honistoff bestehende dem geschilderten noch manche, Behandlung hervortretende Eigenschaften. Substanz f Neurokeratin) darstellbar, Im Marke welche ein ist fein eine aus spongiöses Maschenwerk bildet (Hornspongiosa) (W, Kühne und Ewat.u). Über andere Producte der Roagentienbehandluug geben die histologischen Lehrbücher Nachweise. Eine Nervenfaser verläuft nicht einfach und unverändert bis zu ihrem peripheren Ende. Sie zeigt zunächst Theilungen (Fig. 90). Diese sind häufiger dichotomisch; zu- weilen gehen mehr als zwei Fasern von Einer ab, in gewissen Fällen theilt sich eine An der Theilung participirt wesentlich der Faser in ein ganzes Bündel von Fasern. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. da die Achsenoyliiider, mitorbricht. an, Von den Geweben. 131 der Theilungsstelle stets vorhandene Eiiisehiiüruiig das Mark Bei der besonderä gegen das Ende zu fortgesetzten, oft in geringen Ab- ständen aiiftreteiiden Theilung verliert die Faser an Stärke, und endlicb sind weder Mark noch Neurilemm unterscheidbar. Auch die markhaltigen Fasern gehen hierbei in blasse Fasern über. Ein da oder dort sich Kern deutet auf Beziehungen auch dieser diesen blassen Fasern setzt sich die Theilung oft in hochgradiger Weise fort, so dass sogar der Schein einer Netzhildung entstehen kann. findender, der Faser augelagerter blassen Fasern zu Zellen. An Durch die mit der Theilung gewonnene grüläere Feinheit ist die Endigung der Faser oft schwer bestimmbar. Das peripherische Ende der Nervenfaser ist, soweit mau es sicher erkannt hat, niemals frei, es verbindet sich vielmehr mit anders gearteten. Theileii, geht in solche über. Wir kennen diese Verbindung mit den quergestreiften MusJcelelementen theilweise auch mit den Zellen epithelialer Bildungen. Da Fibrillen nur durch cbemisclie Behandlung soweit sie eine gewisse auf jene Behandlung reagireude Constitution besitzen, ist damit noch keineswegs siclier das wirkliche Ende festgestellt. Es ist nur erwiesen, dass eino Fibrille bis zu einer gewissen Stelle reagirt. Gegenüber den anderen fest- die feinsten nachweisbar sind, d. h. Tlieilung eiaer Nervenfaser. stehenden Thatsachen kann jenem Verhalten in Bezug auf die Endigungsfrage nur der Werth einer noch unvollkommenen Beobachtung zukommen. Bei der Vertheiluug an die glatten Jluskelelemeiite gehen die Nervenfasern die erwähnte Theilung in feinste Fäserchen ein. Ähnlich verhalten sich die in der Epidermis endigenden sowie die Nerven der Drüsen, ln ihrer Bedeutung noch wenig sicher genannten ^terminalen gestellt Körperchenr sind die die wir Fig. Ul. so- beim Integumente näher lus Auge fassen. Diesen schließen wir die PacinV sehen*) Körperchen (Vater’sche**) Körperchen) an (Fig. 91), in denen das Ende einer von einem Systeme geschichteter La- Nervenfaser mellen umgeben Vermehrung Auch ist. der diese können Neurilemmschichteii als eine Dia Lamellen sind durch Zwischenräume gesondert und umschließen einen länglichen Kaum mit dem modifloirten Fasereude. Da gelten. diese Gebilde auch Im Ver- Vorkommen, so dass eine Faser schos Körperchen eiiitritt, dann wieder laufe von Nervenfasern in ein Paoiiii daraus zum Vorschein kommt, um in einem zweiten Körperchen zu enden, dürfte die ganze Einrichtung nicht ausschließlich auf die Nervenendigung Bezug haben. Die fortschreitenden Erfahrungeu von der Ver- breitung des Nervengewebes im Organismus, von Zusammenhang faltiger Art, seiner Fasern lassen die dem Ein Paciüi'sciiGs Kurperchüu. mit Geweben mannig- Vorstellung Nach von dem Zu- mittelst des Nervengewebes sammenhänge der Gewebe und a n Bedeutung gewinnen. Das Stützgewebe treten EcKsit. immer mehr lässt In den Vordergrund zwar wenig sichere Verbindungen und Florenz, geh. *) Fiijito Pacini, Prof, zu Pisa 1812, f 1883. **) Abrah.im V^vteb, Prof, zu Wittenberg, geh. 1684, f 1751. 9* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Absclmitt. 132 mit dem Nervengewebe erkennen, allein das bei den übrigen Geweben dem Nervensystem die Herrschaft über den Organismus. erkannte Verhalten sichert " 0 § Dem Nervengewebe . scliließe ich nooli die Neiiroglia au, ein Gewebe, weiches, soweit wir es bis jetzt kennen, jenem functioneil gcänziich fremd, auch morphologisch davon verscliieden Dasselbe entsteht jedoch wie die Nervenzellen ans ist. Es wird durch der epithelialen Anlage des centralen Nerveusystemes. gestellt, welche bald plättchenartig Die NeurogliazeUen bilden ein Zahl und Verzweigung’ ausgestattet sind. werk für Ganglienzellen und Nervenfasern, die davon umlagert und Charakteristisch für diese Elemente die Dadurch unterscheiden Fortsätze (Giekke). functioneil ist Zellen dar- bald mit Fortsätzen in verschiedener gestaltet, isolirt Sttttz- werden. und Verhor-nunr/ ihrer Zellsnbstanz sie sich vom Stützgewebe, dem sie die Neuroglia in Gestalt nahe stehen, ln etwas anderer Art erscheint radiärer Fasern, welche die Centralorgane durchsetzen, unterwegs wieder Ramificationen darbietend. Die genetische Übereinstimmung der Neuroglia-Zellen mit den gangliösen Elementen des Nervengewebes ist es nicht allein, wodurch ein Anschluss an letztere niotivirt wird. dem Stützgewebe beizuiechnen. Endlich kommt hier in Betracht, dass jenen Elementen vom phylogenetischen Gesichtspunkte aus, d. h. ursprünglich, ein anderer Werth zugekommen sein muss, in welchem sie nicht als Es ist auch die Schwierigkeit, dieses Gewebe bloße »Stützgebilde« erscheinen. Verhältnissen gegenüber, und Wir befinden uns hier nur sehr unvollständig erkannten Gewebes an diesem Orte mag zunächst als die Stellung des provisorisch gelten. Die Verschiedenheit vom Stützgewebe, mit welchem die Neuroglia nur die wird aus der Verschiedenheit der Abstammung abzuleiten sein welche beiderlei Geweben znkommt. Finietion theilt, Rückblick auf die Differeuzirung der Gewebe. § 71 - Die in dem Aufbau der Gewebe sich aussprechende Dilferenzirung der Zelle liefert die mannigfaltigsten Prodnete , neben denen Reste des Zellkörpers selbst sich forterhalten. mehr oder minder bedeutende Jene durch Umwandlung eines Theiles des Zellkörpers, durch eine Metamorphose seines Protoplasmas entstandenen Formationen bieten die heterogensten Befunde. Sie erscheinen als etwas Neues, gegen den iudiftcrenten Zustand der Zelle Fremdartiges artig in Substanz ihrem Verhalten zu einander. der quergestreiften Kuocheugewebes ? Und doch Was Muskelfaser und sind eben so fremd- , giebt es Verschiedenartigeres als die und die Intercellnlarsnbstanz des sind beide Stoffe Prodnete von Zellen, deren Proto- plasma einmal keine Verschiedenheit erkennen kuüpfung jener Substanzen unter einander; ihrer Abstammung stimmen sie alle überein. ließ. in ihrer Darin liegt aber auch die Ver- Herkmift von Zellen, in dieser Die Vorstellung von der Solidarität der Gewebe in jenem Sinne streift von den Prnducten des Zollprotoplasmas den Charakter absoluter Neuheit ab, bringt sie © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at C. dem Zustande der Indifferenz Von den Geweben. 133 indem wir ^on da aus niilier, Weiter- in ilmen bildungen von Eigenschaften erkennen, die bereits an den indifferenten Zellen zur Äußerung kamen (8. 48 ff’.). In dem specifischen Substanzen der verschiedenen mehr jener Reichthum nicht und different geworden ein kleiner hat sich seinem Substrate zu höheren Leistungen umgebildet. in Erscheinung der Rervegung wohnt ist, ou Lebenserseheinuugen, welchen die indifferente i Der größte Theil davon ward aufgegeben, nur Zelle darbot. erhalten Protoplasmamateriale, welches in den Gewebe des Protoplasmas, die wir So ist die von molecularen Ver- schiebungen, Lageänderuugcn der kleinsten Theilchen ableiten, bei den meisten differenzirten Substanzen verschwunden. Bei dem Muskelgewebe blieb sie conserund in ganz bestimmter mrt, allein in verändertem Zustande, in viel höherer Form, Weise sich kundgebend. Wie different Muskelsubstanz in Vergleichung mit doch nur eine Veränderung des auch die Zustände sind, dem Protoplasma uns letzteren, äußerung zur Contractilität ausgebildet in denen die entgegentritt , so ist sie welches seine Eigenschaft der Bewegungshat. Die geringwerthige Stützfunctiou, welche in der Verdichtung der äußersten Protoplasmasohichte zu einer Zellmem- bran sich äußert, ist der Beginn jener Leistung, welche in der Intercellularsubstauz des Knorpels oder des Knochengewebes zu 'großartigem Ausdruck gelangt. jedem einzelnen Gewebe kommt so eine der In mannigfaehcn Thätigkeiteu des Proto- plasmas zu gesteigerter Geltung, und es giebt in den differenzirten Substanzen der Gewebe keine, deren wesentlichste Eigenschaft nicht schon in der indifferenten Zelle auf niederer Stufe bestand. Mit der Entstehung der Gewebe kommt es also zu einer Ausbildung der Leistungen und damit auch der welche bereits in der Zelle gegeben sind. vertheilcn sich mit der eine qualitativ Sonderung der Gewebe auf differente materiellen Substrate, Die Leistungen der einzelnen Zellen Ausbildung gewinnen. viele Formelemcnte, welche Die Entstehung der Gewebe gründet sich also auf das Princip der physiologischen Arbeiistheilung, welchem gemäß die Leistung der Eormelemente der Gewebe sich vervollkommnet, unter Aufgabe der functioneilen Vielseitigkeit, die im Zustande der Indifferenz obgeloaltet hat. Die den Organen zukommenden Verrichtungen sind auf die Gewebe vertheilt, welche erstere zusammeusetzen, so dass schließlich jedem Gewebsbestandthcil .an der Gesammtleistung des Org.anes ein Antheil zukommt. So sind die Lebensvorgänge am Org.anismus auf Processe zurüekzufiihren die von den Formelementen ausgehen. Man könnte daraus zu der Vorstellung einer selbständigen Actiou jener , Elemente gehangen, zur Vorstellung von der Abgeschlossenheit des Lebens, der individuellen Existenz der Zellen. Eine solche Auffassung empfängt durch die Thats.aclie der Verbindung der Formelemente, d. h. durch ihren Continuitätsbefnnd, eine angemessene Beschränkung. Die Einheit des Organismus wird also nicht durch die Formelemente beeinträchtigt, denn jedes derselben hat seine Existenzbedingung in den Verbindungen und Beziehungen, die es im Organismus und durch denselben besitzt. Vielheit seiner — Diese Lelmnsthätigkeiten der Gewebe gehen nicht zu allen Zeiten in denselben © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Erster Abschnitt. 134 Formelementen vor gleich, den sie sich, die Lebensdauer derselben Von einem zusammensetzen. ist Theile der nicht jener des Organismus Gewebe ist ein beständiger Wechsel der Formelemente, Untergehen und Neubildung bekannt. Von .anderen Geweben kennen wir Andeutungen jenes Vorganges, und von wieder anderen fehlen jene, d. h. sie sind bis jetzt noch nicht erkannt. haftigkeit der Erkenntnis ist die elemente gerechtfertigt. Sie Annahme macht Aber eines Wechsels trotz dieser im Bestände der Form- die indifferenten Zustände verständlich auch im ausgebildcten Organismus gleichzeitig neben differenzirten , welche Formelementen bestehen, lässt in ihnen einen Ersatz erkennen, durch den der Verbr.auch sirt Lücken- compen- wird, indem junge Elemente an die Stelle derer treten, die ihre Bolle aus- gespielt haben und aus dem Organismus auszuscheiden bestimmt sich auch in lich, eine dem differenzirten sind. So spricht Zustande der Formelemente, in den Geweben näm- Erscheinung aus, die zum Wesen eines Organismus gehört und die Form- elemente auch von diesem Gesichtspunkt aus als Elementarorganismen hat beurtheilen lassen. , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. Vom S k e e t s y s t e 1 m. Allgemeines. § 72 Den gesammten die bereits oben (8. ist sie spärliclier lutercellularsubstanz — einen cy lindrischen, die ziehenden Strang. frflliesten Zustande lOö) gescMlderte Chorda dorsalis als einfachstes Achsen- homogene Membran durch eine So bildet Stützapparat des Körpers repräsentirt im (>7 u. großen Zellen mit skelet. Ihr aus . die Chordascheide — bestehendes Gewebe äußerlich abgegrenzt. Länge der Körperanlagc gleichmäßig durch- Bei niederen Wirbelthieren gewinnt dieser eine beträchtliche Volumeutfaltung undliildet ein bedeutendes Organ. Als solches besteht die Chorda auch dann noch , wenn in ihrer Umgebung einer complicirteren Skeletbildnng zxx aufgetretenes Knorpelgewebe sieh zu gestalten begonnen hat. Diese übernimmt allmählich die ursprüngliche Function der Chorda, welche bei den böheren Wirbelthieren immer mehr au Bedeutung Aus ferntere verliert und größtentheils sich rückbUdet. Umgebung der Chorda erstreckt sieh der neue Stützapparat in entTheile, wozu ihm das im Köi-per in bestimmter Anordnung verbreitete der Bindegewebe den Weg bahnt. Der Zustand dieses Skeletes, wie er bei knoi'pelige ist aber gleichfalls vergänglich und tritt größtentheils an die Stelle des niederen Wirbelthieren dauernd getroffen wird, erliält sich nur theilweise. Kuorpelgewebes. gestellt. knöcherne Man als Knochengewebe Vorher knorpelige Theile werden dann durch Knochen dar- unterscheidet demnach das Kuorpelskelet als primäres, das secundäres Skelet. Außer der Stützfnnction für die Weichtlieile des Köi'pers leistet das Skelet noch Schutz für wichtige Organe, die cs in Höhlen umschließt. Endlich wird es auch zum passiven Bewefjungsapparat indem die Muskulatur des Körpers an ihm Befestigung nimmt und durch comotiou sich betheiligen lässt. ilu'e Aus Wirkung auf Skelettheile diese bei der Lo- diesen fuuctiouellen Beziehungen resultiren die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Skelettheile und dazu treten noch andere, welche durch die Nachbarschaft anderer Organe bedingt sind. Man darf sagen, dass jedes Organsystem seine Spuren bald in gi'ößerem, bald in geringerem Maße © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absclmitt. 136 dem Skelete anfgeprägt hat. Gnmdlage Hieraus hohe Werth der Kenntnis des resultirt der gesammte Anatomie, Skeletes für die ftir welche die Skeletlehre eben so eine abgiebt, wie ihr Object es für den ganzen Körper thierorganismen am Am ist. den aber auch die näheren oder entfernteren Beziehungen Skelete wer- zu anderen Wirbel- anschaulichsten und verleihen ihm damit besonderen moiiiho- logischen Werth. A. Von der Entwickelung der Skelettheile. § 73. Das knorpelige Skelet tritt im indifferenten Stiltzgewebe auf, welches aus dem Mesoderm entstand. Dieses Stiltzgewebe wandelt sich in Knorpelgewebe um und , aus diesem formt sich allmählich die Anlage der Skelettheile. weitem größte Theil des späteren Skeletes durch Knorpelstttcke die allgemeine Gestalt der späteren Knochen entbehrt dieser knorpeligen Anlage, die ung znm Knorpel besitzen. Knochen Aber So wird der bei dargestellt, welche ein Theil der letzteren bilden sich ohne directe Bezieh- Somit ergeben sich zwei differente Formen der Genese der aus. knöchernen Skelettheile, die wir aber doch mit einander und zwar sehr eng verknüpft sehen werden. Die knorpelig angelegten Skelettheile besitzen eine Umhüllung von demselben Gewebe (Bindegewebe), Vig. 92. in welchem sie entstanden sind. Dieses bildet so eine den Knorpel überall da umgebende Schichte, wo derselbe nicht auch mit benachbarten Knorpeln in Gelenken zusammenstößt. Diese den Knorpel flberkleidende Bindegewebeschichte haut, das Perichondrium. (s. An zum Perioste. den eine größere Länge als Dicke erreichenden knorpe- ligen Skelettheilon entsteht die erste Bildung am ihr Knorpeliger Skelettheil mit einer periostalen Knochenscliichte. (Schema.) A Längsschnitt, B Querschnitt durch die Mitte. Es mittleren Theile. eine erste als Knorpel- und wird mit der Knoohenbildung zur Bein- hierüber im § 82) haiit oder ist die Sie lässt nur die Gelenktlächeu frei bildet sich hier Knochensohichte unmittelbar Unterlage dient (Fig. 92). erstreckt sich nach und nach , von Knochengewebe vom Perichondrium aus auf dem Knorpel, der Diese erste Knochenbildung zugleich unter Ablagerung neuer Schichten auf der ersten, mehr in die Länge. So sehen wir dann das Kuorpelstttck auf einer gewissen Strecke von einer knöcher- nen Scheide umfasst (Fig. 92 A), während an beiden Enden der Knorpel in verschieden großen Strecken noch frei liegt, nur von Perichondiium umgeben oder der Gelenkhöhle zugekchrt. Man unterscheidet daun au einem solchen Skelettheile das, wenn auch erst oberffächlich verknöcherte Mittelstttck als Diaphyse von den noch knorpeligen Enden, den Epiphysen. Durch diese erste Kuochenbildung werden die funetiouellen Verhältnisse des Skelettheiles geändert. Die gebildete Knochenschichte übernimmt die Stützfunction. Sie leistet diese bessei- als der vorherige Zustand, in welchem biegsamer Knorpel au © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at A. A'on der Eiitwiekelung der Skelettheile. jeuer Stolle sich fand. Es ist gerade an der Stelle auftrat, hat, wo er am zu beachten, dass die knöcherne Scheide wo 137 am Knorpel der Skelettheil deu größten Widerstand zu leisten ehesten unter der ihn etwa treffenden Belastung sich krümmen würde. Damit wird aber auch der betreffende Knorpeltheil außer Function gesetzt. Seine Leistung hat die Knochenschi ehte übernommen, und sie vermag diese in so höherem Grade zu vollziehen, je weiter vorgeschritten An die um Abscheidung von Knochengewebe ist. der knöchern umschlossenen Stelle bietet der Knorpel Veränderungen, von denen wir die Verkalkung der lutercellularsubstanz hervorheben. Die weiteren Vorgänge schließen sich an. Durch die FortVig. i)3. setzung der Knochenschichte nach beiden Enden zu wird ein immer größeres Stück der Knorpelanlage erfasst. Dabei gewinnt gleichzeitig der gesammte Skoletthnil au Länge, indem er nach beiden Enden zu durch Vermelmtng desKnorpelDas Poricliondrium ist gewcbes auswächst. durch Absetzung der ersten Knochenlamolle zum Periost geworden, und von diesem gehen nun die Icrneren Processe aus. Die Diokezuuahme der knöchernen Scheide erfolgt jedoch sehr bald nicht mehr durch aufgelagerte coucentrische , Knochenlamellen, sondern es bilden sich durch im Bindegewebe ungleiche, meist Erhebungen, an deren freien Flüchen und Rändern die fernere Bildung von Knochengewebe vor sich geht. Solche Leisten sind Fig. 03 auf dem Querschnitt eines Röhrenknochens bemerkbar. Die Anlagerungen schreiten von den Rändern der leistenförmigen Vorsprünge gegen einander vor, wodurch die zwischen den Ossificationen eistenförmige Leisten liegenden Vertiefungen aus llalbrinnen in Canäle sich umwandeln, deren Binnenraum, wie vorher jener der Rinne, von gefäßführeudem periostalem Gow'obe erfüllt ist (Fig. 93 i?;. Auf der äußeren Wand dieser Canäle beginnen nun denselben Entwickelungsgang durchneue, laufende Leisten sich zu erheben, indes an den zuerst gebildeten Canälen durch coucentrische Ablagerung periostaler Knochenlamellen an ihrer Innenwand eine allmähliche Verengung erfolgt. Diese Vorgänge führen zu einer Dickezunahmo des Knochens, sind aber keineswegs stets im ganzen Umfange der knorpeligen Anlage von gleicher Ausdehnung, so dass der umschlossene Knorpel häufig eine cxceutrische Lage zu dem um ihn herum entstehenden Knochen bekommt. Die Vergleichung von A, B, C in Fig. 93 lässt diese einseitig sich ausbildende Querschnitte des Femur von Embryonen verschiedenen Alters, c Knorpel, m Mark. Dickezunahme eines Knochens deutlich erkennen. Während der Skelettheil an beiden Enden durch den dort befindlichen Knorpel au Länge zunimmt, demgemäß auch die © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absclmitt. 138 periostale Kuocheninasse dorthin sich ausdelmt, imd damit das verknöcherte Mittelstück sich entsprechend verlängert, nimmt letzteres gleichzeitig durch jene periostale Ossification an Dicke zu. Durch werden die beschriebene Art des Aufbaues der periostalen Knochenmasse in derselben größtentheils longitudinal verlaufende municivende Canäle gebildet, die von periostalem Gewebe — Bindegewebe ausgefüllt sind. - Indem und mit einander com- — Gefäße führendem diese Canäle fortgesetzt durch au ihrer Wandung abgelagerte Ivnoehenlamellen sich ver- Fig. £H. engen, umschließen sic endlich mir noch ein Blut- gefäß mit spärlichem Bindegewebe. als Sie w'erden Hävers’ sehe Canäle*) bezeichnet. Die Knochen- substanz zeigt in der Umgebung concentrische Schichtung, das seiner schichtweisen der Canäle eine Knochengewebe Abscheidung gemäß in La- mellen angeordnet: Hävers’ sehe Lamellen. daraus entstehenden, ceiitrisch auf dem Lamellensysteme ist Die Querschnitt con- angeordneten Schichten bilden die vers’ sehen Systeme. ist Hä- Mit der Ausbildung dieser die gesammte vom Periost gebildete Knochenmasse vorwiegend durch Knochen hergestellt. Denn die anfänglich weiten Eäume zwischen den Knoehenleisten sind bis auf Beste, eben die llavers’sehen Canäle, verschwunden. Die knöchernen Theile haben dadurch eine massive Beschaffenheit gewonnen, sie bilden die eompacte Substanz des Knochens. Von solcher sehen wir dann den Knochen an seinem Mittelstücke dargestellt. Die Havers’schen Lamellensysteme sind ihrer gemäß in vorwiegend longitudi- ersten Entstehung naler Eichtling angeordnet, so dass sie besonders auf Querschnitten deutlich werden. Man bemerkt auf solchen Querschnitten durch die compacte Substanz Querschnitt aus einem Humerus. 40 1 : . eines ausgebildeten Knochens noch einen anderen beachtenswerthen Befund. Zwischen einzelnen vollständigen T.amcllensystemeii finden sich andere minder vollständige, oder auch bloße Segmente von solchen, die wie Bruchstücke den Kaum zwischen den Lamellensystemen mit unversehrter Peripherie er- An einzelnen der intacteu Systeme bemerkt man den von ihnen umschlossenen Raum, der bei anderen den llavers’schen Canal vorstellt, von größerer Weite, und in diesem Maße auch von einer geringeren Lamollenzahl umgeben. füllen Fig. 114'. Aus dem Gesammtbilde später noch compacten Substanz eine mich von Hävers' sehen Lamellensystemen heiwor. ersten Lamellensysteme, wie sie oben geschildert ist, dieser Befunde geht in der fortdauernde Nach der Entstehung der Neubildung Clopton Hävers, Arzt in London, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von A. wird ein Tlicil der Entwickelung der Skelettheile. 139 Räume entstehen, an deren derselben wieder zerstört, wodurch neue Wand Havers’sche Lamellen abgelagert werden. Diese verengen allmählich den Raum und lassen ihn dann als Ilavers’sohen Canal erscheinen. Indem dieser Vorgang Platz greift, lässt er Fragmente der älteren Generation von Lamellensystemen übrig. Mit dem Aufbau sich anlagernden der Leisten Lamellen Fig. 95. und der darin sklerosirt auch Binde- gewebe, welches dann in Gestalt die Lamellen durchsetzender Fasern (SsAnrET’s durchbohrende Fasern) sich darstellt [s. S. 117). Nach vollendetem Wachsthume des Knochens werden vom Perioste keine Längsleisten mehr gebildet, vielmehr flnden sich dann äußerlich con- gesammten CirKnochens umfassende Schichtungen (Generallamellen). Auch Innerlich, von centrische, größere Strecken der cumferenz des der Markhühle her sind solche Lamellenbildungeii wahrnehmbar. Solche sind in Fig. 94 besonders an dem der Innenfläche des Knochens entsprechen- den unteren Theile wahrnehmbar. Den »Generallamollen» hat geordneten man als die um die Ilavers’schen Canäle gegenüber- »Speciallamellens Beide besitzen die gleiche Stnictur. gestellt. Sie sind durchsetzt von »Knochen- den körperchen«, welche bald innerhalb der Lamellen, bald an der Grenze derselben liegen, gleichfalls in conceutrischer Anordnung. dieser Knochenkörperchen Die Hohlräume werden durch die Knochenzellen ausgefüllt, deren protoplasmatische denen benachbarter im Zusammenhang darstellen. Am trockenen Knochen besteht au der Stolle der Knoohenzellon ein Hohlsich mit Fortsätze Theil eines KnochemiuerscbUffes bei stärkerer Vergrößerung. Man sieht drei Ilavers’sche Systeme mit deren Knochenkörperchen, Hc Havers'sche Canäle. raumsystem mit zahlreichen, zum Theil verzweigten Ausläufern, die mit denen benachbarter Knochenkörperchen anastomosiren. Dieses gesammte Hohlraumsystem ist daun mit Luft 'Wie gefüllt, erscheint daher auf Dünnschliffen getrockneter Knochen dunkel (Fig. 9.5). die Ausläufer der Knochenkörperchen unter sich anastomosiren, so münden sie auch an der Wand der Havers’schen Canäle ans, und auf der Oberfläche der Knochen. und ebenso an der Innenfläche der Markräume An diesen Stellen stehen Osteoblasten oder mit Formelementen bindegewebiger Schichten die Knochenzellen mit im Zusammenhang. § 74. Veräudenmgen an der Diaphyse schreitet die Wälirend der aiigefiilirtcn Bildung von periostalem Knocliengewebe nach beiden Enden des Knochens fort. Die knorpelig gebliebenen Epiphysen besorgen ihrerseits noch das Längewaebs- thnm des Skelettbeiles, wobei das knöcherne Mittelstück auf Kosten jener knor- peligen Endstücke sich vergrößert. Nachdem im Innern tbeils in Eänme nmgewandelt ist, die wir als durch Knochen ersetzt wurde, wachsen von dem Knorpel theils mit der Volnmszunahme des gesammten * des Mittelstiickes Markräume € der bezeichnen, ossificirten Mittelstticke her Skelettheiles au Zalil sich mehrende, Blut- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 140 Wo dieses gefäße ftlbreiule Canäle gegen die kuoii)eligen Endstücke zu. stattfmdet, beginnt eine Zerstörung des vorher verkalkten Knorpels, wohl mit Untergang der Die von diesen eingenommenen Käiime fließen unter einander in Knorpelzellen. verschiedenem Grade zusammen. Die Knorpelzellen haben schon vorher eine dem Längewaehsthum l'ijr. 90. Anordnung entsprechende ge- wonnen, bilden senkrecht auf die ossiiieirende Fläche gerichtete Längsreihen, Säulen (Fig 96), als Au druck des Längowachsthums. Aus- den Wänden der unregelmäßig gestalteten, meist vielfach gebuchteten Räume {c) lagert eine mit den Gefäßen eingewucherte Osteoblastonschichte Ivnochenlamellen Rand immer geht der ossiiieirende (o) ab. zwischen fortwachsenden knoiireligen Enden vor und zieht diesen zugehörige Theile nen Mittelstück. Dieser Process So weiter in die in{ch] zum knöcher- stellt die enchon- drale Ossißcation vor. Während dessen sind in der knöchernen Diaphyse neue Veränderungen vor sich gegangen Längsjäohnitt aus der Verknöcherungszoue der Eiiiphyso eines Köhrenknochens. ch Knorpel, c Holilräume mit theilweise wandständ. Osteoblasten, 0 Knoclieuscbiobto. (Schoraatisch.) pliysen. sollen, gefnhrt , die unten Aveiter nachdem worden gewürdigt werden die Ossificatiou der Epiphysen vor- ist. Wir haben nunmehr also eine ossificirte Dia- physe mit zwei knorpeligen Enden, eben den EpiDie knöcherne Diaphyse entstand dvu'ch zwei scheinbar verschiedene Processe. Der Knorpels. Die letztere besteht in einer allmählichen Außüsicng oder Zerstörung des Knorpels und Substitution desselben Fig. eine ist die periostale Knochenbilduny, der andere Ossification des durch 117. Knochengewebe, welches Wandungen Höhlungen an den der im Knorpel entstehenden doponirt Dazwischen rvurde. bleiben noch Reste der Intercellnlarsubstanz des Knorpels bestehen, eben die Wände jener Höhlungen, an denen die Knocheual)lagernng erfolgte (Fig. 97). Diese Kmorpelreste verfallen später ebenfalls dem Unter- gänge. Vollkommen knorpelig Stadium haben sich physen erhalten. folgt stets AÜel stückes. also bis zu diesem nur die Epi- Ihre Verknöcherung er- später als jene des Mittel- Die Vorbereitung dazu geschieht dirrch blutgefäßführende Canäle, welche her an verschiedenen Stellen gegen die Mitte der knorpeligen vom Perichondrium Epiphyse eiuwachsen Umgebung (Fig. 98). Der Knorpel wird dadurch der innersten, ein Netzwerk bildenden, vascularisirt. dem bloßen Auge leicht ln der wahr- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von A. nelimbarcii Canäle tritt der Entwickelung der Skelettheile. eine Kuorpelverkalknug ein. Diese 141 ist ancli hier der Vor- läufer der Verknöcherung, in sofern als durch Wucherungen der Gefäßcanäle der verkalkte Knorpel größtentheils zerstört wird und an die Wandung gebildeten Hohlräume wiederum Knoehenlamelleu abgesetzt werden. So bildet sich im Innern des Knorpels ein punkt um /> Fig. t)S. Knochenkern« oder Ossificntionsau seiner ganzen Peripherie (Fig. 08), der Kosten des Epiphysenknorpels sich greift, auf sich vergrößert schließlich den größten Theil und in spongiöse des Epiphysenstückes Dann nmwaudelt. der der dadurch Epiphyse Knochenmasse noch an der Oberhäche bleibt Kuorpolschichte übrig, eine der Ein anderer Knorpelrest erhält Gelenkknorpel«. sich längere Zeit hindurch als eine Lamelle zwi- schen der knöchernen Diaphyse und Epiphyse fort und fungh't bei des Knochens. dem ferneren Längewachsthum Hier findet nämlich ein beständiger Vermehrungsprocess des Knoiiielgewebes statt, welches sowohl von der Ossificationszone der Dia- auch von jener der Epiphyse her ossi- physe als ficirt. Li Vergleichung mit Diaphysen-Ende Knochens Abnahme dem auch durch das Längerwerden besorgten zeigt die des Epiphyse eine fortschreitende ihrer Betheiligung an diesem Processe. Dieser Epiphysenknorpel erhält sich für die Dauer Nach dessen des Längewachsthums des Knochens. Vollendung die verfällt auch ei dci Ossihcation, uud OberscheukeUcnoclien ft»”“»” Epiphyse verschmilzt mit der Diaphyse zu einem einheitlichen Ganzen. gang bei Oine.'i Niiu- Durchsetaitt. Der gesammte Vor- der Epiphysenverkuöohening ist also eine etichotidrale Ossification, welche an den epiphysalen Enden der Diaphyse stattfand. Der vom Periost her gebildeten sogenannten compacten Knochensuhstanz entstandene Masse entgegen. Hier haben stellt sich die auf Kosten des Knorpels wie jene, wir die Knochensubstanz in Gestalt von dünnen Blättern und Bälkehen, welche Das ist die spongiöse Substanz', unter einander communicirende Eäirme trennen. enge Markräume durchsetzen sie, die durch fernere Ablagerung von Knochen- schichten au ihren Wandungen in compacte Substanz übergehen können. Diese Räume Hießen gegen die Mitte der Länge größerer Knoolien meist in einen weiteren R.aum zusammen, Substanz der Resorption nachdem verfiel. die auch masse umgebene Markhöhle. Der Knochen ganz liier einmal bestandene spongiöse So entsteht eine weite, von compacter Substanzbildet eine Röhre [Röhrenknochenij. Die Substitution des Knorpels durch Knochengewebe, durch welches allmählieh ein neues Gebilde, der Knochen, an die Stelle des vorher dagewesenen knorpeligen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 142 Zweiter Abschnitt. Skolettheiles tritt, ist die neoplaatische Osiifieaiion. Sie ist die allgemeiner verbreitete, während die Entstehaug des Kiiochous aus dem Knorpel durch directe Umwandlung des letzteren {melaplasiUche Ossiftcation) nur an gewissen Stellen vorkommt. Nooplastisohe OsslUcation ist auch bei der perichondralen Ossifleation gegeben, und dadurch steht diese mit der enchondralen auf derselben Basis, wie denn in beiden die erste Ablagerung von Kuochenlamellen auf knorpeliger Unterlage erfolgt. l)ie perichondrale ist aber die ursprünglichere. Sie bedient sich der Oberfläche knorpeliger Skelettheile als einer Unterlage, auf der sie die knöcherne Scheide absetzt. Solche Skelettheile, an denen der Knorpel nur von einer knöchernen Scheide umfasst, sonst gar nicht verändert wird, lindeii sich bei Fischen (z. B. beim Stör). Daran reihen sich Zustände, bei denen der von periostaler Knochensoheide umschlossene Knorpel zwar größtentheils wird. An die Stelle des Knorpels zerstört, aber nicht durch Kuochengewobe snbstituirt nur Knochenmark (Amphibien). Erst an diese Formen schließt sich die enohondrale Ossifleation, indem an den Wänden der in den Knorpel gewucherten Bäume Knochenlamellen abgesetzt werden (Amphibien, Keptilien). Zuweilen tritt erhalten sieh im Innern des Knochens noch Knorpelreste, selbst wenn schon Generationen Havers’scher Lamellensysteme sich gefolgt sind (Schildkröten). So zeigt sich die Umbildung der knorpeligen Skelettheile in einzelne, auf einen langen Weg vertheilte Stadien gesondert, die in den unteren Abtheilungen der Wirbelthiere als bleibende Zustände, freilich nicht etwa gleichartig für alle Skelettheilo jener Tliiere, repräsentlrt sind, mm ährend bei den langen Skelettheilen, mögen sie sogenannte Eöhreuknocheu darstellen, oder im Inneren an der Stelle der Markhöhle nur spongiöse Substanz die Ossifleation stets periostal beginnt, so wird bei denjenigen deren Dicke von der Länge nm’ wenig oder gar nicht lihertroffeu wird, lind die man daher als ^kurse Knochen^ bezeichnet, jenes Stadium fibertiilireu, SkeletthcUen , spruugeu. Die Ossifleation beginnt der Eöhrenkuochen sich hier. ]4ieso (S. 111). als enohondrale, ganz wie in den Epiphvsen Alle bei diesen geschilderten Vorgänge wiederholen Skelettheile ossificireu dann von einem oder von mehreren im Knorpel entstellenden »Knoehenkernen« ans. Diese Verschieaonheit ist verknüpft mit dem tion. Die kurzen Skelettheile bleiben am relativ längsten späten Auftreten der Ossillca- Die Verzögerung der den funotioiiellen Verhältnissen im Zusammenhang ebenso wie das Zurücktreten der periostalen Verknöcherung, die auch hier die ur.sprüngliche knorpelig. Ossifleation stobt wieder mit war. So lehren es Befunde hei niederen Wirbelthieten. § 75 . Eine Anzahl von Skelettheilen besitzt keinen knorpeligen Zustand, und deren Knochengewebe entsteht somit nur im Bindegewebe. Solches trifft sich für viele Knochen des Kopfskelets. Für diese ergeben sich aber wieder verschiedene- Eefimde. Ein Theil jener Knochen hat zwar eine perichondralo Genese, indem er auf einer knorpeligen Unterlage erscheint, allein diese wird nicht in die Ossificatiou mit oinbezogen. Sie schwindet, ohne dass der mit ihr entstandene Knochen in das Knorpelgeweho einwiicherte und es zerstörte. Es besteht also hier jener wie er hei den knorpelig angelegten Skelettheilen als perichondrale erste Zustand, Ossifleation auftritt, in dauerndem Verhalten. Bei einem anderen Theilo von Schädelknocheu fehlt jene knorpelige Uuterl.age, und knöcherne Theile bilden sich ohne Beziehung zu Knorpel im Biudegew'ebe aus. Dieser 4 orgaug lässt sich in Folgendem näher darstellen. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von A. der Entwickelung der Skelettheile. 143 In den Lücken einer vorhälEiiismäßig spärlichen, faserartig angeordneten Intercellu- Gruppen von Zellen mit vielfachen Theilungszuständeu. larsubstanz linden sich eigenthümliche Veränderung eine folgt der Faserzüge, indem durch Imprägnation mit Kalksalzen sklerosirt, d. h. eine Strecke Nun derselben worauf aus den, den Faser- fest wird, zug umlagernden Zellen eine Schichte von Knochensubstanz sich differenzirt. Ein Theil dieser Zellen selbst wird dabei zu Knochenkörperchen, wie es aus dem im § 64 Dargestellten hervorgeht. Zuweilen tritt die erste Knoehensubstanz, ohne dass eine bindeGrundlage besonders nntersoheidbar wäre, einfach zwischen mehreren Zellen gewebige und die Zellen verhalten sich gleich denen im ersterwähnten Falle wie Osteoblasten, wie denn auch das 'Weiterwachseu dieser zuerst entstandenen KnochentheKcheu durch auf, die sich Osteoblasten vor der Thätigkeit geht. In der Nachbarschaft eines solchen Knochenstückchens sind meist gleichzeitig andere aufgetreten, die unregelmäßige Fortsätze Fig. 'J9. aussendeu, mit denen sie sich allmählich unter einander findet an Neubildung jener kleinen die durch Ebenso verbinden. Peripherie eine Knocheiistückchen statt, den der er- wähnten Vorgang mit dem bestehenden KuoohenDie netze verschmelzen (vergl. Fig. 99). Maschen Netzes dieses dem Maße, enger, in werden als die allmählich Knochenbälkchen durch fortschreitende Anlagerung neuer Knocheusuhstauz des sich verdicken und die Anlage gesammten knöchernen Blättchens durch peripherische Knochenbälkchen vergrößert wird. Während Knochen somit flächenhaft annach und nach auch ein der gelegt wird, tritt Dickerwerdeu auf. Dieses beginnt im Mittel- punkte der Anlage und zwar durch senkrecht auf der ersten Anlage sich erhebende kurze Lücken Bälkohen. Die werden markraumartigen zu des Kuochennetzes Höhlungen, die durch parietal abgelagerte Knochculamelleu verengert werden. Bei fernerer Zunahme des Umfanges wie der Dicke ist auf der Oberfläche der Knochenaulage eine radiäre Anordnung der gröberen Knocheuhälkchen erkennbar, für welche die erste Ossiflcationsstelle einen Mittel- punkt ahgieht. Das wahrnehmbar. ist noch bei den Knochen dos Schädeldaches Neugeborener sehr deutlich anfänglich das gesammte Gefüge des Knochens im Wesentlichen Während nur nach außen zu lockerer, in feine Strahlen auslaufend, nach der Mitte zu erscheint mit dem weiterschreitenden Wachsthum eine reichlichere Ablagerung von Knoehensubstanz an der Oberfläche des Knochens. Daraus resultirt sowohl das allmähliche Verschwinden des strahligen Reliefs, als auch ein Compacterwerden der oberSo entsteht allmählich auch hier der Gegensatz zwischen den beiden flächlichen Lage. gleichartig, dichter ist, Lamellen compacter Knoehensubstanz und der davon um.schlossenen spongiösen, oder der Diploe. Aus diesen Vorgäugeu präformirteu zusammentrifft. leistet, ist ersiclitlicli, wie die Eutsteliimg derniclit knorpelig Knochen mit jener der knorpelig präformirten Was bei letzteren das Perichoiidrium, in allem Wesentlichen dann die Periostschichte wird hier dm'oh eine Bindegewebslage vollbracht, die nach dem Auftreten der ersten Anlage sclhstverstiindlich zum Perioste wird. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 144 Mau bezeicliiiet daher jene meist ohne knorpelige Unterlage entstellenden Auch Deck- oder Belegknochen Knocliengebilde als Ilantknoclien. w'erden sie benannt, insofern manclie von ihnen auf knorpeliger Unterlage entstehen. § 76. An den knorpelig präfonnirten Knochen gebenen Dai'stellnng gemäß ist ooniplicirter als bei der Entwickelnngsgang der ge- den anderen. Während bei den durch Bildung von Knocheugewebe und Wachs- letzteren der Skeletthcil wesentlich thnui desselben entsteht, dient bei den erstereu der Knorpel noch eine Zeitlaug im Großen wie im Kleinen als Auch bei Unterlage für die sich bildenden Kuochenlamellen. Wachsthnm des ganzen Skelettheiles ist er noch wirksam, indem er den langen Knochen vorwiegend deren Längewachsthum, bei den kiu'zeu, mit für das Wachsthum nach mehrfachen Richtungen enchondraler Ossification, das mehrfache üssificationscentren [Ossipcalionsipunkle , punkt, von In dem aus Knochenkerne). besitzt Diese sind an der Herstellung des einheitlichen Knochens von liezüglich ihrer Betheiligung verschiedenem Werth, besorgt. dem Knorpelskelete entstehenden Knochen Die Mehrzahl der aus ln der Regel besteht sehr frühzeitig ein Hairptossifications- der größte Theil des Skeletgebildcs ossilicirt. den übrig bleibenden knorpeligen Theilen entstehen neue enchoiidrale Kuochenkerne. Boi vielen Knochen bleibt es bei diesen sie , vergrößern sich und verschmelzen gegen das Ende des erreichten Längewachsthnms mit stfleke des Knochens. dem Haupt- In anderen Fällen repräseiitiren jene enchondralen Ossi- Nach ihrer Verschmelzung mit dem Hauptnoch an einzelnen Localitäten (gewöhnlich an Vorsprüngen des Knochens, Apophyseu) Knoiiiel übrig, der nicht in die von jenen Kernen ausgehende ficationskerne nur eine erste Serie. stiieke bleibt Ossification mit einbezogen wird. Knochenkerne {Nebenkerne). Hauptstücke erfolgt am In diesen Knorpelresten bilden sich accessorische Ihr Auftreten Au spätesten. sorischen Kerne erst mit dem vielen wie ihre Knochen Verschmelzung mit dem ist die Synostose der acces- 2ü. bis 25. Lebensjahre beendet. So erstreckt sich der Bildungsprocess des knöchernen Skeletes über einen langen Zeitraum, erscheint verschieden intensiv an den einzelnen Kategorien von Knochen, und schlägt bei den einzelnen Skelettheileu verschiedene Wege ein. Mit der Vollendung der Ossification sind die Lebensvorgänge im Knochen keineswegs abgeschlossen. unverändert bestehen, Maße der unterworfen. Bildung Das einmal sondern Im Innern ist gebildete Kuochengewebe bleibt nicht einem Resorptionsprocesse in verschiedenem der Knochen spielt dieser eine wichtige Rolle bei der Markhöhle, In Combinatiou mit sowie der engeren Räume. inneren Veränderungen findet er auch an der ObeiHäche statt. Die Vergleichung von Knochen verschiedener Altersstufen zeigt aufs deutlichste, wie da Substanzschichten verschwunden, dort wieder andere angefügt sein müssen, Form in die andere überzuführen. eine Hauptrolle zukommt, ist Dass auch für diese um die eine Vorgänge den Osteoblasten durch Beoi)aehtung rvahrschcinlioh gemacht. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom Diese Zellen erscheinen dann zum welche, wenigstens Baue der als Tiele 145 Skelettheile. Kerne führende protoplasmatische Gebilde, Theile, aus mit einander verschmelzenden Osteoblasten entstehen^ Das Vorkommen solcher Zellen an den Resorptionsflächen hat zu jener Auffassung geDie Osteoblasten sind damit in eine andere Function getreten; sie sind zu »Osteoklastent geworden. Über die Resorptionserscheinnngen vergl. Köli.ikee, Über die normale führt. Resorption des Knochengewebes, Leipzig 1873. Ein Überblick auf den Gang der Knocbenbildung thiere zeigt das Integnment als Ausgangspnukt. stätte knöcherner Theile. Eeibe der Wirbel- in der Die Hant ist die Ein TheU derselben erhält sich als früheste Bildnngs- Beleg von Knorpel. Die Deckknochen sind die Abkömmlinge solcher, auch wenn die Knorpelunterlage verschwand, bis ln anderen Fällen bemächtigt sich der Knochen des Knorpels, der zum Integumente vordrang, und erscheint als perichondrale Ossification schließlich den Kuoi’pel in sich aufnimmt. In späteren Zuständen kommt , die es nicht mehr zum unmittelbaren Ausgange der Knochenbildung vom Integumente aus. Wahrscheinlich von dorther stammende Osteoblasten besorgen die Ossification tiefergelagerter Skelettheile. Perichondrale mählich tritt Knochenbildung die enchondrale Ossification auf, die Diaphysen, und die knorpeligen ossificireu, ist erst in kernen allgemein. und während ist noch der Anfang, bis zu all- den Säugethieren Epiphysen aus den letzteren mehr oder minder jener Abtheilung das Auftreten von selbständigen Epiphysen- Die Knochenbildung betritt so ganz successive neue Wege und fuhrt damit zu der oben behandelten bedeutenden Complication. B. Vom Baue der Skelettheile. § 77. Mit der Umwandlung in knöcherne Gebilde hat das zum größten Theile knorpelig angelegte Skelet seine Bedeutung noch nicht völlig verloren, und noch viele knorpelige Bestandtheile erhalten sich fort. Überall da, wo dem Knorpel- gewebe noch eine Venichtung zukommt, welche das Knoehengewebe nicht übernimmt, sehen wir dem Ossilicationsprocesse Halt geboten, begegnen sogar Knorpel- gewebe in neuem Entstehen. Aber die Hauptmasse des Skeletes wird durch knöcherne Theile dargestellt, so dass die Bezeichnung »Skelet« mit »Knochen- und die Vorführung der Knochen zu beginnen pflegt. gerüste« für identisch gilt Skeletes mit den Wie speciellen der knöcherne Zustand des Skeletes der spätere vollkommnere dem knorpeligen gegenüber. Ein relativ ist, Verhältnisse des so ist er auch der Volum der Knochen ist für die Stützfnnction mit größerer Leistungsfähigkeit verbunden, Daraus entspringt auch die reichere Gestaltung als das Knorpelgewebe besaß. des Keliefs, welches vielseitige Beziehungen der Knochen abspiegelt und damit die geringeres die knorpeligen Gebilde erhebt. Die »Knochen« sind also Genese gemäß nicht bloße Massen von Knoehengewebe, sondern Organe, Knochen weit über ihrer an deren Zusammensetzung sich verschiedene Gewebe betheiligen. An den Verbindungsflächen mit benachbarten Skelettheilen kommt den meisten Knochen ein knorpeliger Überzug zu, der bei den beweglich verbundenen ÖEGESBAcr., Anatomie, fl. Autl. 1. 10 . © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 146 Knochen den Gelenkknorpel Er verstellt. wie wir gesehen haben, in der Regel ist, keine äußerliche Zuthat, sondern fast immer ein Rest des ursprünglich knorpeligen Zustandes des Knochens, woraus zugleich das Fehlen dieser Knorpelschiohte an den ohne jenes knorpelige Stadium sich entwickelnden Knochen des Schädels erklärbar wird. mit Knorpel überkleidete Gelenkfläohe wird der Knochen von Bis auf die der Beinhaut oder Wachsthnm der dem Periost überzogen, welches bei der Knochen knorpelig bleibenden Skelettheilen (z. Ernährung wie beim An den auf längeren Strecken B. den Rippen) bildet dieselbe Schichte, eine wichtige Rolle spielt. dem noch nicht ossificirten Skelete, das Perichondrium Das Periost dom Knochen auf, überkleidet alle Erhebungen und Vertieund setzt sich an vielen Stellen, wenn auch beträchtlich verdünnt, ins ebenso wie an lagert unmittelbar fungen, Innere des Knochens Am fort. noch wachsenden Knochen zeichnet sich die Bein- haut durch bedeutenden Gefäßreiohthum aus, ist aber auch später noch die Trä- gerin zahlreieher Blutgefäße, von denen Verzweigungen durch die äußeren dungen Mün- der IJavers'achoji Canälchen eindringen. ln der Zusammensetzung der Beinbaut sind äußere, an größeren Blutgefäßen reichere, Bündel sieb in verschiedenen llicbtungen besteht zwei untersebeidbar; Schichten aus fibrillärem Bindegewebe, durobflechten , und eine dessen eine innere, auf mikro- skopischen Querdnrcbschnittcn heller erscheinende, die gleichfalls eine fibrilläre Grundlage, aber in fein netzförmiger Anordnung und mit zahlreichen spindelförmigen oder rundlichen Zellen besitzt. Zu innerst an dieser Schichte lagert bei noch wachsenden die Osteoblastschichte unmittelbar An am Knochengewebe. Knochen (S. S. 116). den Insertionsstellen von Sehnen geht das Periost mit seinen beiden Schichten derart in die Sehne über, dass diese bis unmittelbar zum Knochen verfolgbar Die Knochensubstanz bildet an der Oberfläche der Knochen ist. wo überall, zusammenhängende Schichte von verschiedener Mächauch an vielen Knochen sehr dünn ist, kann sie doch als nicht Knorpel besteht, eine tigkeit. Wenn sie zcompacte Substanz», gelten, im Gegensatz zur »spongiösen Substanz», feineren netzförmig verbundenen Balken oder Plättchen im Innern der Knochen. dieses Fachwerk von Knochen-Bälkclien und -Blättern wird compacten Substanz compensirt, so dass in der Vertheilimg Durch die Dünnheit der von beiderlei Sub- stanzen eine Wechselbeziehung besteht. füllt das »Knochenmark«. An kurzen Knochen, Knochen der Hand- und Fuß Wurzel, den Wirbelkörpern etc. bildet die spongiöse Substanz den größten Theil des Innern, während sie bei den langen Knochen (den Knochen des Ober- und Unterarmes, wie des Ober- und Unter- Die Räume des Balkennetzes z. B. den schenkels) vorwiegend die Endstücke oinnimmt, wobei das aus compacter Sub- und weitere Markhöhle umschließt. Diese Markräume der Endstücke fort und durch die von der der Markhöhle hereinragendeu Kuochenlamellen und mannigfache Reste stanz gebildete Mittelstück eine längere setzt sich in die kleineren Wand , von Bälkchen giebt sich zu erkennen , wie ihre Entstehung durch Resorption von Knochenbälkchen und durch Zusammenfließen der kleineren Räume erfolgt ist. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. Vom Baue Ähnliche Verhältnisse bezüglich 147 der Skelettlieile. der Verthellung der compacten und spongiösen Substanz bieten auch die platten Knochen. Die im Knochengowehe enthaltenen anorganischen Bestandtheile können durch Behandlung des Knochens mit Säuren (Salzsäure) entfernt werden, so dass nur die organische Substanz des Knochens (Ossein), genau die Form des Letzteren wiedergebend, übrig bleibt. Ähnlich ist die organische Substanz entfembar durch Glühen (Calciniren) des Knochens, wobei die anorganische Substanz erhalten bleibt. Durch die organische Grundlage empfängt der Knochen ein gewisses, für die einzelnen Skelettheile verschiedenes Maß von Elasticität. — Die anorgauischen Bestandtheile bilden von getrockneten Knochen etwa 44 60X, nach den verschiedenen Knochen, und bei diesen selbst wieder nach dem Alter variirend. Mit dem Alter vermehrt sich die anorganische Substanz, die organische nimmt Was anorganische Substanz betrifft, die so ab. ergab dieselbe (nach Heintz) an dem compacten Knochengewebe eines Femur folgende Zusammensetzung; Phosphorsaurer Kalk Kohlensaurer Kalk Der innere Bau der die 9,06 Fluorcaloium 3,57 Phosphorsaure Magnesia 1,75 § 78 Wie 85,62 verschiedeiieii compacte Substanz . Kuochen entspricht ihren Leistungen. der langen oder Röhrenknochen denselben gemeinen größere, in der Richtung ihrer Längsachse wh'ksame Festigkeit die sie als stützende Säulen oder auch die spongiöse Substanz ihren Antheil als Knochen-Bälkehen und -Plättchen, gefüllte Knochen lässt, so hat von deren mit Fig. tOO. Zwischenräume das Gewicht der erleichtern, dungen erweisen sich halten, in einer den auch an der Leistung. Demgemäß besteht dieselbe keineswegs aus einem regellosen Gefüge Mark Hebelarme fungiren im Allverleiht, B. sondern auch diese Bilin gesetzmäßigem Ver- bestimmten Architektur. Diese und mechanischen Verhältnissen, welche im Knochen jeweils zum Ausdi'uck kommen. entspricht statischen Bei den Röhrenknochen, deren Epiphysen reichliche Spongiosa Knochen-Bälkchen bergen, oder wird diese von -Plättchen gebildet, welche allgemein von der compacten Substanz ausgehen und nach der Oberfläche der Epiphyse verlaufen. Lamellen Es der Scliemata zur Spongiosa-Architektur. hei einseitiger, B bei mehrseitiger A entsteht dadurch das Bild, als ob Compacta gegen die Druckwirkung. Epiphyse zu sich ablösten und in die Spongiosa übergingen (Fig. 100). Je nachdem die Widerstandsleistung der Epiphyse eine einseitige oder eine mehrseitige ist, verlaufen diese Züge gerade zur Oberfläche, oder sie durchkreuzen sich in bogen- förmigem Verlaufe, wobei die der einen Seite nach der anderen ausstrahlen. 10 * Sie © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 148 bilden dadurch ein System von Strebepfeilern, das an der Obei-fläche mit der paeta verschmilzt. Auch die gerade gerichteten dungen in ihrer Stützfunction verstärkt nnd bilden eben dadurch Structur, wie sie in etwas anderer Art auch bei den sich zum Ausdruck kommt. Die Querverbindungen können dung Com- Züge sind durch quere Verbindie spongiöse durchkreuzenden Lamellen sich aber auch in Ausbil- ihrer Leistung zu besonderen Balkenzügen entwickeln, welche die anderen rechtwinkelig durchsetzen und damit auch in seitlicher Eichtling den Widerstand erhöhen. Au den im Inneren um- durch Spongiosa gebildeten kurzen Knochen bestehen vorwiegend Balkenzüge, welche von einer Fläche nach der entgegengesetzten verlaufen und dabei wieder von queren Verbindungen in verschiedener Art durch- setzt sind. Sowohl die Eöhrenknochen, als auch die anderen bieten je nach ihrer Art zahlreiche Verschiedenheiten ihrer Architektur, so dass für jeden Knochen ein besonderes Verhalten der Architektur der Spongiosa sich ausgeprägt hat. S. darüber die Schriften von H. Metee, WOLEEEMANN, BaeDELEBEN, WoLEE U. a. Dieser Bau der Spongiosa kommt bereits zur Ausbildung noch bevor die Function der Knochen ihn erfordert, wenn er auch phylogenetisch durch die Function entstand. Da er in jedem Knochen während dessen verschiedener Wachsthumsstadien der gleiche müssen an dem bleibt, oft sehr complicirten Gerüstwerko beständig Veränderungen er- folgen: Ansatz nnd gelangt man zu einer Vorstellung der Großartigkeit Resorption Von diesen Erwägungen aus im Körper waltender Prozesse. von Knochensubstanz. § 79. Die Wandflächen der Markräume im Innern der Knochen werden von einer sehr- dünnen Bindegewebssohicbt dem Endost ausgekleidet. Dieses ist eine Fortsetzung des Periostes, welches an den Ein- nnd Austrittsstellcn von Blutgefäßen , von der Obei-fläche her eindringt. nehmbaren Öflhimgen finden Von den am trockenen Knochen leicht sieh viele in sehr inoonstauten Verhältnissen. wahrSolche Öflhimgen bestehen meist zahlreich an den durch spongiöse Substanz gebildeten (bei den Köhreuknoohen an deren Epiphysen). Andere tiifl't Theilen der Knochen man spärlich aber beständiger in der compacten Substanz. Es sind die sogenannten Ernäbrungslöcber, Foramina nutritia, deren Kenntnis auch praktisches Interesse bietet. Sie finden sich in schräger Eichtling , an bestimmten Örtlichkeiten nnd stets fiihi-en in Canäle , welche einem bestimmten Ende des Knochens zngekehrt compacte Substanz durchsetzen. Dieser Verlauf ist geleitet periostalen Längewachsthiims des betreffenden Knochens, resp. des der Diapliyse desselben, welches für beide Enden , die durch die Art des Waebsthums in der Eegel ein verschiedenes (Humpukt). Durch diese Löcher oder vielmehr Canäle gelangen Gefäße in den Markraum der Eöhrenknochen. Außer den durch diese größeren Öftnnngen einist iind austretenden größeren Blutgefäßen dringen feine Innere der Knochensiib stanz. Die vom Endost genommen , vom gesummten Perioste ins ansgekleideten Binnenräiime werden von Knochenmark einwelches in den großen Markhöhlen der Eöhrenknochen eine weiche. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at B. zusammeuliängende Masse Vom Baue Yorstellt. der Skelettheile. Ein zartes bindegewebiges Gerüste Träger von Blutgefäßen und umschließt zahlreiche zelleii. Der dem Marke 149 den indifferente Zellen, die Marl;- ihm zngetheilte Blutgeßißreichthum verleiht Mark bildet eine lebhaft Mark fötaler Knochen dar und erhält sich in dieser Beschaffenheit in den engeren Bäumen der spongiösen Knochentheile. An einem Theile der in den größeren Markräumen enthaltenenMarkzellen findet mit dem ersten Lebensjahre eine Umwandlung in Fettzelleu statt. rothe Färbung. Als solch’ rothes stellt sich das Damit bildet sich gelbes Mark aus, welches den größten Theil der großen Mark- räume ausfüllt. In der Nähe der Blutgefäße, spinnen, bestehen jene Miu-kzellen fort. welche die Fettzellenmassen um- Sie bieten mit Lymphzellen gi-oße Überein- stimmung, lassen auch Theilungszustände erkennen, ihre Bedeutung wenig ist aber noch sicher. An. hung manchen eines Elemente dieser den Kern man Blutkörperchen erkl'aren, zumal auffand. ist das Protoplasma modifleirt, umgehenden Hofes ließ 'ähnliche diese Elemente und die gelbliche Fäi- die als -Vorstufen von Zellen auch in Blutgefäßen der Knochen Mit diesen Elementen bestehen noch größere, eine Mehrzahl von Kernen umAlle diese Zellen schließende Bksensellm. füllen die Maschenränme eines feinen Eeti- culum, das durch ramifleirte Bindegewehszellen gebildet und von Blutgefäßen durchzogen wird. Auch mit Lymphbahnen scheinen jene Räume im Zusammenhang zu fehlen hierüber sichere Angaben. Durch Zurüoktreten der Markzellen bei stehen, doch Minderung des Blutgefäßreiehthums erhält das Mark eine mehr gelatinöse Beschaffenheit. Die vom Periost elndringenden Gefäße durchziehen die flauers’schen Canäle der com- uud stehen sowohl mit den Gefäßen pacten Knochensubstanz auch mit denen der spongiösen Substanz im Zusammenhang. des Knochenmarkes, als Die durch die Foramina Gefäße geben in dem von ihnen durchsetzten Canal nur feinste Zweige an die compacte Substanz ab und nehmen ihre Endvertheiluiig im Markraume der Röhrenknochen. Die feinsten Arterien gehen in ein weitmaschiges Gefäßnetz über, welches nutritia eintretenden die capillare Bahn vertritt. Die daraus sich sammelnden Venen bilden in Röhrenknochen eine büschelförmige Grnppirung. Anordnung der Räume In der spongiösen Substanz folgen dieses Knochentheiles. die Gefäßnetze der Gegen den Knorpelüberzug des Gelenk- endes schließt die Spongiosa mit einer anscheinend compacten Knochenschichte ab, die aber zahlreiche kleine Vorsprünge gegen den Knorpel darbietet. In diese Vorsprünge mit schlingenförmigen Umbiegungen fort. In vielen Knochen tritt das Markgewebe gegen die Blutgefäße zurück, und ein nicht unbeträchtlicher Theil der Binnenräume der spongiösen Substanz wird Von Venen eingenommen. Reiche venöse setzt sich das Gefäßnetz Canäle durchziehen geflechtartig sich ähnlich in der DiploS der die spongiöse Substanz der IVirbelkörper und treffen Schädolknochen (Langee). Die Blutgefäße sind von Lymphbahnen begleitet, welche die Arterien umscheiden. Eine Vergrößerung der Markräume unter Schwund des Knochengewebes hilft die im höheren Alter bestehende größere Brüchigkeit der Knochen bedingen, welche auch von Änderung der chemischen Constitution des Knochengewebes begleitet ist. als auch im Innern der Knochen (besonders in den langen Röhrenknochen) sind Nerven beobachtet. Die ins Innere gelangenden begleiten die Areiner Sowohl im Perioste "Wandung sie anzugehören scheinen. Außer dem oben augegebenen periostalen Längewachsthum der Diaphysenenden eines Knochens ist für die Richtung der Ernährungslöcher auch die Örtlichkeit des ersten Auftretens maßgebend. Wenn wir für jenes Längewachsthum der Knochen einen Indifferenzpunkt annehmen, von dem aus das Wachsthum nach beiden Enden vor sich geht, terien, deren so wird das Ernährungsloch, wenn die Eintrittsstelle der Blutgefäße mit jenem Punkte © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absclmitt. 150 znsammenfällt , behalteu. eine gerade Richtung, senkrecht auf die Längsachse des Knochens hei- Fällt es proximal von vom jenem Punkte, so wird es distal (abwärts) gerichtet sein den Knochen Für die Lagebeziehung zum gesammten Knochen ist dann noch das verschiedene Maß des Längewachsthums nach dem einen oder anderen Ende zu maßgebend, so dass ein distal vom Indifferenzpunkte entstandenes Ernährungsloch im proximalen Theile des Knochens gelegen sein kann (Schwalbe). trifft es sich distal Indiffeienzpunkte , so dringt es proximalwärts in ein. Von C. der Gestaltung der Knochen. § 80. Jedem Knocheu kommt und Geschlecht , eine eharakteristische Gestalt zu, die jedoch nach Alter sowie auch individuell viele Variationen darbictet. der Gnindform des Knochens liegenden Verhältnissen stellen kommen die mit anderen Skelettheilen, vornehmlich die Gelenkflächen charakteristisch in Betracht, und dazu , Außer den in Verbindungsals besonders gesellen sich Modificationen des Eeliefs, welche aus der Verbindung mit Sehnen oder Bändern oder aus der Anlagerung von Seite anderer Weichtheile hervorgeheu. Endlich Muskelzuges ein mächtiger Einfluss zu (L. Fjck). kommt auch der Wirkung des Dieses sind die wesentlichsten Factoren für die Gestaltung der einzelnen Knochentheile. Die Anfiigestellen von Sehnen oder straffen Bändern sind in der Hegel durch Vorsprünge ausgezeichnet, die bald als Apophysen (Fortsätze) oder als Tubera, Tubercula (Höcker und Höckerchen), bald als Spinae (Dornen), Cristae (Leisten) beund bei geringerer Ausprägung Tuberositilten (Eauhigkeiten), oder zeichnet werden, rauhe Linien (Lineae asperae) bilden. Der hieraus rcsultircnde Theil des Obeifllächenreliefs gewinnt mit schreitenden Alter schärferen Ausdruck. etc., die durch die stehen. Durch dem vor- Gleiches gilt von Vertiefungen, Furchen Anlagerung von Wcichtheilen (Blutgefäßen, Sehnen etc.) entempfängt der Knochen auch noch während des als aus- dieses Relief gebildet betrachteten Zustandes eine Modifleation semer Gestaltung, die, minder fundamental, doch nicht ohne Bedeutung ist. Aus ihr wenn auch werden die ver- schiedenen Alterszustäude erkennbar. So ist die Gestalt des Knochens das Product von dessen Beziehungen. Die specieUe Form der einzelnen Knochen wie aller Skeletgebilde steht mit der Function in engstem Zusammenhänge, und daher concurriren sehr mannigfaltige, nach den verschiedenen Abschnitten des Skeletes wechselnde Momente. Aufstellung rein auf die äußere Gestalt gegründeter Kategorien ist Eine daher wissen- schaftlich werthlos. Die gesammten EigentbOmlichkeiten der Gestaltung der Knochen lassen sich vom genetischen Standpunkte aus in zwei Gruppen sondern. In der einen vereinigen sich die während des Embryonaiiebens entstehenden Besonderheiten, soweit sie nicht direct aus mechanisch wirksamen Momenten ableitbar sind. Wir sehen z. B. gewisse Fortsätze an Knochen entstehen, Apophysen, an denen Muskeln sich inseriren, und zwar findet sich diese Apophysenbildung zu einer Periode, da noch keine Muskelwirkung besteht, so dass die Entstehung der Apophyse nicht auf Rechnung einer bereits wirksamen Muskelthätigkeit © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at D. Von den Verbindungen 151 der Knochen. Solche Einrichtnngen werden wir als ererbte bezeichnen. Eine werden kann. andere Gruppe umfasst Veränderungen der Knochengestalt, welche unter dem nachweisbaren Einflüsse gewisser Einrichtungen sich ausbilden. Sie prägen sich theils schon gesetzt während der Embryonalperlode, zum größten Theile aber postembryonal aus. Diese Bildungen betrachten wir als erworben und sehen in ihnen, wie auch den ausgebildeten Wenn nun aber das in der Anlage Skelettheilen stets neue Eigenschaften Zuwachsen. z. B. eine Apophyse, später unter dem Einflüsse der Insertion eines thätigen Muskels sich in der ererbten Richtung weiter biidet, so gelangt man zur Vorstellung, Dafür erhalten dass die ursprüngliche Apophyseubildung eine ähnliche Ursache hatte. Ererbte, wie wir eine wissenschaftliche Begründung aus der vergleichenden Anatomie', die uns verschiedene Zustände der Ausbildung jener Apophysen zeigt, bis zu solchen Zuständen wo sie ontogenetlsch noch gar nicht bestand, sondern erst ans der erlangten Bezum Muskel sich entwickelte. Ähnliches gilt von vielen anderen Erscheinungen hinab, ziehung des Skeletreliefs. Daraus folgt, dass halb sind die am auch die ererbten Einrichtungen einmal erworben wurden. Des- Skelete während des postembryonalen Lebens allmählich hervortretenden Eigenthümlichkeiten von so großer Bedeutung, weil sie den Weg kennen lehren, auf welchem Umgestaltungen in langsam, aber stetig fortschreitender Weise entstehen. Der Knochen geht somit aus den bei seiner allmählichen Entstehung thätigen Processen als ein complicirtes Organ hervor, an welchem jeder Theil der Oberfläche seine bestimmte Beziehung zu anderen Körpertheilen und damit zum gesammten Organismus , und ebenso ist wieder das Innere des Knochens bedeutungsvoll für die dem Knochen zukommende Leistung, sei es durch die Mächtigkeit der compacten Rinden- besitzt, schichte, sei es durch die Architektur der Spongiosa. D. Von den Verbindungen § 81 der Knochen. . Die einzelnen Kuoclien sind unter einander auf mannigfaltige Art zum Skelete Die Verbindung ist bald continnirlicb so dass zwischen zwei Skelet- vereinigt. , tbeilen nur anderes, aber in beide übergehendes bildet die Synarthrosis. liche, In anderen Fällen Gewebe ist die die bezüglichen Skelettheile sind mit freien, sich vorfindet. Diese Form Verbindung eine discontinnirstets nberknorpelten Flächen gegen einander gelagert. Die Verbindung geschieht hier durch außerjialb dieser Flächen gelagertes Gewebe. Diese Verbindung in der Contiguität bildet die Diarthrosis. schieden, Beide Fälle verhalten sich in der Beweglichkeit außerordentlich ver- und zwischen dem engsten, nnbewcglichen Anschluss dar. Freiheit bieten sich alle Mittelzustände urspi-üngliche die ist Synarthrose Die Sie bildet den Vorläufer der Diarthrose. herstellende hervorrufen. Gewebe kann bis zur größten Art der Verbindung von Das Skelettheilen. bei der Synarthrose die Verbindung hinsichtlich seiner Qualität verschiedene Eiuiichtungen Wir' unterscheiden folgende. Syndesmosis, Verbindung durch Bänder, besteht in der continuirlichen Vereinigung zweier Skelettheile durch sehniges Bindegewebe. Letzteres Gewebe bildet al dann einen meist bestimmt geformten Strang, ein Band, Ligament, welches von der periostalen Obei-fläche des einen Knochens in die des anderen übergeht. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 152 Die Syndesmose entsteht aus der ersten Dltferenzirung zweier Skelettheile, indem das Gewebe in Bindegewebe sich umwandelt, welches nicht zu diesen verbrauchte indifferente dann beide Skelettheile zusammenfiigt. Von der Größe der in die Verbindung eingehenden Skeletpberflächen, sowie von der Länge des Zwischengewebes hängt die Beweglichkeit der verbundenen Theile ab. Diese wächst mit der Beschränkung der verbundenen Flächen und der Ausdehnung des Zwischengewebes. Eine Modifloation der Syndesmose entsteht durch ligamentöse Verbindung zweier Knochen an längeren Strecken gegen einander gekehrter Flächen oder Bänder. Das verbindende Ligament erscheint als Membrana interossea. Die Membran ist hier mit der all. mählichen Entfernung der Knochen von einander entstanden und ist als Zeugnis für die phylogenetisch primitive Aneinanderlagerung beider Knochen anzusehen. In einer ferneren Modillcation besitzt das verbindende Gewebe nur eine geringe Dicke, so dass die sich verbindenden Strecken fast unmittelbar aneinander liegen. Sie greifen dann meist mit Vorsprüngen [Zacken, Leisten) in einander ein und fördern damit die Festigkeit der Verbindung, welche man als Naht, Sutura, bezeichnet [Knochen des Schädeldaches). Die Suturen unterscheiden sich nach der Gestaltung der verbundenen Flächen, die entweder schmal, mit größeren und kleineren Zacken in einander greifen (Sutura serrata, Sägenaht, Zackennaht), oder verbreitert und gegen einander abgesohrägt und somit schuppenartig über einander lagern (Sutura squamosa, Schuppennaht). Synchondrosis; das Zwischengewebe ist hier knorpelig, in der Regel ein Rest der knorpeligen, einheitlichen Anlage, welcher nicht in den Ossificationsprocess b) einbezogen ward. Knorpel Die verbundenen Knochenflitcheu gehen durch den intermediären in einander über. Dieser Zustand bildet die wahre Synchondrose. Von ihr leitet sich ein und zwar auf Grund von Verändeningen des verbindenden Knorpels. Im Innern desselben gehen nämlich Umwandlungen vor sich so dass nur die unmittelbar an die knöchernen Skelettheile grenzenden Strecken die urzweiter Zust.and ab, , sprüngliche Beschaffenheit bewahren. Jene Umwandlungen bestehen in Bildung von Faserknorpel und damit verbundener Lockerung des Gefüges, die zu einer Continuitätstrennung und zur Bildung einer Höhlung führen kann. Diese Form ist die falsche Synchondrose. äufer zu besitzen, Sie kann auch, ohne die wahre Synchondi-ose zum Vorindem von der knorpeligen Anlage an einander Rest intermediären Gewebes erhalten bleibt. entstehen, grenzende» Skelettheile ein Synostosis oder Verschmelzung discreter Knochen kann sowohl aus der S}m- desmose als auch aus der Synchondrose hervorgehen. Von den Syndesmosen sind es vorzüglich die Suturen, Schädeldaches). Aus der Schädelbasis hervor. Zwischengewelfe über. welche häufig zur Synostose führen (Knochen des der Synchondrose gehen die Synostosen gewisser Knochen In allen Fällen greift die Ossification auf das verbindende © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at D. Von den Verbindungen der Knochen. 153 Von den Gelenken. Entstehung der Gelenke. § 82. Die Diarthrosß umfasst die als ^Gelenke* {Articulationes) bezeichneten VerSie geht aus einer Differenzirung des primitiven synarihrotischen bindungen. Zustandes hervor, von dem sie eine Ausbildung Knochen Gelenke bilden, der beteeffenden Knochen hinzu. präformirte ü'itt Sie findet sieb fast aus- vorstellt. scbließbcb zwischen knoi-pelig angelegten Skeletthcilen. Wo andere nicht knorpelig lüioi-pelgewebe secundär zu der Anlage Die Sonderung der Gelenke geht Hand in Hand mit der Differenzirung und Ausbildung der knorpeligen Skelettheile. Diese sind stets eine Zeit lang durch indifferentes Mit Zwischeugewebe getonnt dem Wachsthume dieses intermediäre (Fig. 101a). Kg. der knorpeligen Theile wird Gewebe allmählich 101. in jene Knorpelaulagcn übergenommen, nach beiden Seiten hin zu Knorpel umgewandelt und dadurch ver- Im braucht. Fig. 101 & weiteren Vorschreiten dargestellt. ist dieses in Endlich grenzen die knor- peligen Endilächen zweier Skelettheile unmittelbar an einander und haben zugleich eine bestimmte Gestalt gewonnen, die für jedes Gelenk eigenthümlich ist. ütileukaulage. (Schema.) Ein anfänglich unansehnlicher Zwi- schenraum, eine schmale Spalte, erscheint zwischen den knorpeligen Endflächen der bezüglichen Skelettheile, und gewinnt eine nach Maßgabe der mannigfachen Gelenke verschiedene Ausdehnung. Diese Lücke ist die GelenkFig. 102. höhle. Sie trennt die Gelenkenden der articulirenden Knochen von einander, an welchen der primitive Knorpel als Gelenkknoipel Nach außen hin whd die Gelenkdie Gelenkßäche überzieht. höhle von dem, von einem Skelettheil zum andern verlaufenden Bindegewebe abgegrenzt. Dieses setzt sich also außerhalb der Oeeinen Skeletlenkflächeu von dem Periost (resp. Perichondrium) des theiles und zu dem des andern fort. Es umschließt (Fig. 102). bildet die Gelenkkapsel Diese die Gelenkhöhle dififerenzirt sich in derberen fibrösen ihren ätißeren Schichten zu einer meist bran, dem Kapselbande [Lig. capsulare], und Mem- Gelenkont wickeliiu g. (Schema.) einer inneren, und gefäßreichen Schichte, der Synovialder Gelenkhöhle zugekehrten weicheren der Gelenkhöhle sich findenden zähen gelbin der die Bildung einer membran von lichen Flüssigkeit, der Synovia (Gelenkschmiere) ausgeht. Kapelband entfaltet sich nicht überall gleich stark. Das An manchen Stellen schwächer, verdickt es sich an anderen durch derbere, sehnige Faserzüge. Solche bilden sich in bestimmter Anordnung aus, gewünnen ein verschiedenes Maß von ) © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 154 Zweiter Abschnitt. Selbständigkeit, sogar völlige Trennung vom Kapselbande. Sie Verstärkungsbänder der Kapsel [Ligamenta accessoria) vor. Das stellen Hilfsbänder, Anlage eines Gelenkes bestehende indifferente Zwischengewebe immer zum Wachsthume der Gelenkenden der Skelettheile vollständig in der wird nicht verwendet. Eeste jenes Gewebes bleiben im Umfange der Gelenkhöhle mit der Kapsel, resp. deren Synovialmembran im Zusammenhang, ragen als Fortsätze oder Falten gegen die Gelenkhöhle vor: Synovialfortsätze, Synovialfalten. In anderen Fällen schreitet die Differenzirung der knorpeligen Gelenkenden noch weniger weit vor, so dass beide Gelenktlächen sich nur an einer Stelle berühren und ein gi-ößerer Theil des intermediären Gewebes, rings an die Gelenkkapsel angeschlossen, noch übrig bleibt. Die Gelenktlächen sind dann mehr oder minder incongrnent. Gewebe um und Das Zwischengewebe formt sich in derbes, faserknorpeliges von der Fläche aus gesehen, sogenannte halbmondförmige bildet, Knorpel (Fig. Fig. 103. wissen Fällen 103 a im Durchschnittsbilde). In ge- kommt bei der Gelenkentwickelung gar keine continuirliche Gelenkhöhle zur Ausbildung, indem dasZwdsehengewebe in noch minderem Grade verbraucht wird. Bevor die Ausbildung der Gelenk- enden zum gegenseitigen Contacte fortgeschritten entsteht zwischen den Gelenktlächen und dem Zwischengewebe je eine Gelenkspalte, die sich zu ist, einer Gelenkhöhle entfaltet (Fig. 103 Gelenkeutwiclcel ung. 5). Jedes der beiden Gelcnkenden sieht dann in eine besondere G elenkhöhle, welche von der andern durch jene inter- (Scliema, mediäre Gewebsschichte getrennt ist. Letztere bildet sich wieder zu einer faserknorpeligen Platte um, die als Zwischenknorpel beide, einem einzigen Gelenke angehörigen Höhlen scheidet. Diese Zwischenstücke, mögen sie die Gelenkhöhle nur theilweise (wie im Falle der sogenannten halbmondförmigen Knorpel, Menisci] oder vollständig scheiden, sind also Reste der ursprünglichen Continuität. Die erste Entwickelung der Gelenke findet größtentheils während des Embryoda noch keine Muskelaction besteht. Die Grundzflge nallebens zu einer Zeit statt , der Gestaltung der Gelenktlächen entstehen noch bevor eine Function des Gelenkes möglich ist. Die weitere Ausbildung der Gelenke, gi-ößere Ausdehnung der Gelenkhöhle, Ausprägung der Einzelheiten Function des Gelenkes , in der Form der Gelenkflächen, erfolgt mit der durch die Bewegungen der Skelettheile im Gelenke also , direct durch die Muskelthätigkeit. Da handen die speciflsche ist, Form der Gelenkendeu der verschiedenen Skelettheile bereits vorbevor die GelenkhShle besteht oder ein geringes Maß der Ausdehnung über- schritten hat, da nicht besteht, und an also in diesem Falle eine Verschiebung der Skelettheile an einander ein Aufeinandergleiten der Gelenkflächen, somit an eine Function des Gelenkes für diese Stadien nicht gedacht werden kann, ist der bedeutendste Theil der Geleukbildung nicht durch Muskelaction des Embryo entstanden. Der Antheil der Muskelthätigkeit an der Gelenkhildung ist daher auf ein gewisses Maß zuruckzuführen und ist keineswegs ein unbegrenzter. Dagegen ist auch jener ererbte Theil insofern das © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Von den Verbindungen D. Product der Muskelthäiigkeit, worben trurde. wirkung Form Wir als er in früheren Zuständen einmal durch jene Action er- schreiben also die phylogenetische Entstehung der Gelenke der Muskel- nur die Ausladung der Gelenke zu, die ontogenetisch der Gelenke 155 der Knochen. ist Auch leitet. die specielle durch die Muskelaction phylogenetisch bedingt. Bau der Gelenke. § 83. Die Entwickelung der Gelenke hat das Wesentliche von deren Einrichtungen kennen gelehrt. An diesen Einrichtungen den Gelenkenden der Knochen bereits ; mit ihrem Knoi-pelüberzuge, der Gelenkhöhle und der Gelenkkapsel mit ihren accessorischen Gebilden, bestehen mancherlei Modalitäten. 1. Der Gelenkknorpel überkleidet die Gelenkenden der Knochen. Er bildet eine wechselnd dicke Schichte hyalinen Knorpelgewebes, welche nach ihrem Um- Gegen den Knochen zu ist er unvollständig kreise hin allmählich dünner wird. Zellen werden gegen die Oberfläche zu kleiner, ossificirt oder blos verkalkt. Seine liegen nicht mehr gruppenweise (wie beisammen und erscheinen repräsentirt Der Gelenkknorpel Knochen. in der Tiefe schließlich abgeplattet die , wo sie und auch Contactfläche Längsgruppen bilden) dichter gelagert. der Gelenkenden der Diese sind an beiden Knochen meist verschieden gestaltet, in der Eegel einander entsprechen (Congruenz der Gelenkflächen). Die eine Fläche so, dass ist in der Kegel concav, bildet eine Pfanne, indes die andere, convex gestaltet, sie einen Gelenkkopf vorstellt. Theile vergrößert ; ihr Die Pfanne wird sehr häufig durch nicht knorpelige Rand ist mit einem faserknorpeligen Ansätze umgeben, der Gelenklippe [Labium (jlenoidale, Annulus ßbro-cartüagineus). Diese von der Knorpelfläche durch eine Furche ahgegi-enzt, oder knorpelte Pfannenfläche über. Bald ist die Gelenk- sie ist entweder geht in die über- von der Kapsel umfasst und inniger mit lippe dem Gelenkende im Zusammenhang, bald zeigt sie Verbindungen mit der Kapsel. 2. Die Gelenkhohle beschränkt sieh entweder auf den zwischen beiden überknoi'pelten Flächen befindlichen Raum, der bei völliger Congruenz jener Flächen ein minimaler sein kann, oder sie dehnt sich üher die Gelenkflächen hinaus. Dann tritt von dem einen oder andern Knochen oder auch von beiden ein Theil der nicht überknoi polten Gelenkfläche dos Knochens in den Bereich der und Ausdehnung der Geund des den äußeren Abschluss bildenden Apparates resultirt die be- Gelenkhöhle (Fig. 104). lenkflächen Aus der speciellen Gestaltung sondere Gestaltung den Geleukhöhle. 157. Bezüglich der Verbindung benachbarter Bursae synoviales mit der Gelenkhöhle s. S. Man pflegt in neuerer Zeit die Gelenkhöhlen und die Bursae synoviales als »seröse Höhlen« anzusehen und sie mit dem Cölom und seinen Abkömmlingen zusammenzustellen, was morphologisch (auch physiologisch) unbegründet ist. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 156 Zweiter Abschnitt Die Gelenkkapsel (Kapsclband) verbindet die beiden das Gelenk bildenden Von dem Perioste des einen Knochens tritt sie zum Perioste des andern. Die Hauptmasse der Kapsel wird durch meist straffes Bindegewebe gebildet, welches an einzelnen Stellen eine bedeutendere Mächtigkeit besitzt. 3. Kuoclien. In Anpassung an das Maß der Beweglichkeit der Skelettheile ist die Kapsel gespannt oder schlaffer. Sie besitzt die eine Beschaffenheit an der einen, die andere an einer anderen Stelle und sie ändert dieses Verhalten je nach den im Gelenke vor sich sti'affer gehenden Bewegungen. Das Fasergewebe der Kapsel geht nach innen zu in ein minder derbes Gefüge Synovialmembran, über. Diese führt reichere Blutgefäße imd schließt mit einer die meist einfachen Lage stark abgeplatteter Zellen ab welche aus Bindegewebszellen setzt sich auch auf jene Knochenflächen fort, , hervorgehen. Die Synovialmembran welche außerhalb des Gelenkknoi-pels noch in die Kapsel sehen, endet aber an der Circumferenz des Gelenkknorpels, der also nicht von der stets Sjmovialmembran überkleidet Die von der Synovialmembran abgesonderte Synovia ist. nur in geringer Menge vor. kommt Sie erhält die Gelenkflächen glatt, schlüpfrig, so für das Aufcinandergleiten derselben meist rmd ist von Bedeutung. Meist mit der Kapsel zu- sammenhängende Synovialfortsütse sind bald vereinzelt, bald in Gruppen oder reihenweise angeordnet, im Ganzen von sehr wechselnder Gestalt. Sie führen Capillarschlingen ; die größeren, zuweilen stark ramificirten, ein reicheres Blutgefäßnetz. In einer anderen Form bilden diese Fortsätze Falten (Plicae synoviales). einzelnen Fällen gewinnen diese einen bedeutenderen Umfang und führen In Fett- massen ( Plicae adiposae). Sie dienen dann zum Ausfüllen von Bäumen, welche bei gewisser Configuration der Geleukflächen in der Geleukhöhle aufketen beruhen , somit auf Anpassungen an bestimmte aus dem Mechanismus der Gelenke ent- springende Zustände. Eine mehr unmittelbar mechanische Bedeutung kommt den Menisken und Zwischenknorpeln (Cartilagines interarticulares) zu. In den einzelnen Fällen von ziemlich verschiedener Function steigern sie im Allgemeinen die Leistungsfähigkeit des Gelenkes, indem sie mehrfache Bewegungen ermöglichen. Die Ililfsbänder (Ligamenta accessoria) dienen theils der innigeren Verbindung der das Gelenk darstellenden Knochen theils kommt ihnen noch ein besonderer Werth für den Gelenk-Mechanismus zu. Sie kommen da zur Entfaltung, wo die durch Muskelaction und Gelenkrelief bestimmte Bewegung eine Verdickung , dei Kapsel gestattete. Sti.lnge So entstehen zu beiden Seiten des Gelenkes angeordnete [Ligamenta lateralia), wo eine seitliche Bewegung durch die Muskulatur nicht ausgeführt wird. Wenn man dann sagt, dass sie hier seitliche Bewegungen ausschließen, so sind solche darunter verstanden, die durch äußere Eingriffe, nicht durch Muskelaction entstehen. In ähnlicher Weise ist zu beurtheilen wenn sie in anderen Fällen die Größe der Excursion einer Bewegung beschränken in beiden , ; Fällen werden sie llemmungsbänder genannt. Bei bedeutender Verdickung der Gelenkkapsel in dungsstelle mit dem Knochen kann die der Nähe ihrer Verbin- Kapsel zur Vergi-ößerung der bezüglichen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at D. Geleiikfläclic, die ist dann in heit, und Von den Verbindungen dann meist eine ihrer Textur dieser Pfanne 157 der Knochen. vorstellt, verwendet werden. Die Kapsel neuen Leistung angepasst, von bedeutender Derb- bietet eine glatte Innenfläche. Eine neue Complicatiou des Gelenk- Baues entsteht durch Beziehungen Muskelsystem, dem sie ihre Entstehung verdanken. zum Über Gelenke hinwegtretende Muskeln, die denselben zunächst ihre Insertion finden, gehen Verbindungen mit der Bald geht ein Theil eines solchen Muskelbauches direct zur Kapsel, bald senkt sich ein Theil der Endsehne des Muskels in die Kapsel ein, oder es findet zu diesem Zwecke sogar eine Abzweigung der Sehne statt. Auch Gelenkkapsel ein. Muskelursprünge sind auf diese Weise mit Gelenkkapseln im Zusammenhang, oder Sehnen können einen Theil der Kapsel bilden und zur ümwandung der GelenkBei allen größei-en Gelenken bestehen solche Verbindungen mit höhle beitragen. nehmen am Gelenkmechanismus bedeutenden Antheil. Die ist immer derart, dass dabei die Gelenkkapsel an der von dem Muskel oder dessen Sehne eingenommenen Seite erschlafltt. Indem der Muskel der Muskulatur. Sie Aotion dieser Muskeln Kapsel verbindet, spannt er die Kapsel an dieser Stelle gleichzeitig mit der Erzeugung jener Bewegung. Die Kapsel gewinnt dadurch ein mit der jeweiligen Stellung des bewegten Skelettheiles hannonirendes Verhalten. Auch sich daselbst mit der Verdickungen der Kapsel dxirch sich ihr verbindende Sehnen sind bemerkenswerth. Endlich entspringen aus diesen Verbindungen mit dem Muskelsystem Modifieationen der Gelenkhöhle selbst. Es ergeben sich Ausstülpungen der letzteren unter die zur Gelenkkapsel verlaufenden oder von ihr abgehenden Sehnen, sowie härrfig auch eine Communication der Gelenkhöhle mit benachbarten Schleimheutein, die ebenso wie jene aus mechanischer Lockerung interstitiellen Gewebes entstanden sind. Solche Schleimbentel können mehr oder minder vollständig in die Gelenkhöhle mit eingezogen werden, bilden dann Kebenräume derselben. Um die Gelenke pflegt eine reichere Arterienvertheilung stattzuflnden. In der Kegel Zweige verschiedener Stämme oder Äste, und vereinigen sich in der Umgebung des Gelenkes außerhalb der Kapsel zu einem Netz (fiele arliculare^, welches die Streckseite des Gelenkes einnimmt. Auch kommen jene Arterien aus verschiedenen Gebieten, sind — Für das Nerven sind in den Bandapparat der Gelenke verfolgt worden (ROdingeb). Aneinanderschließen der in den Gelenken verbundenen Skelettheile wirken mehrfache Factoren: der Bandapparat, auch die Adhäsion der Gelenkflächen, aber die bedeutendste Bolle kommt dem Luftdruck zu, besonders da, wo ein allseitig schlaffes Kapselband die Knochen verbindet. An manchen Gelenken ist es nicht schwer, die Wirksamkeit des zum Nachweise zu bringen. Die durch den Bandapparat den Gelenken werdende Festigkeit ist keine absolute. Die Bänder sind in verschiedenem Maße dehnbar in gewissen Grenzen, je (J. Fesslek, Festigkeit der menschnach der auf sie wirkenden Belastung. lichen Gelenke. München 1894). Luftdruckes Formen der Gelenke. § 84 . Die einzelnen Gelenke des Köi^pers bieten, soweit sie nicht an homologen in den Einzelheiten ihres Baues so beträchtliche Unter- Skelettheilen bestehen, : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 158 Zweiter Absclmitt. schiede, dass eine Gruppirung derselben in bestimmte Abtheilungen bedeutende Schwierigkeiten darbietet. dingungen Wie , Dieses erklärt sich ans der Mannigfaltigkeit der Beunter denen die einzelnen bewegliclien Abschnitte des Körpers stehen. die Gelenkentwickelung übten Bewegung sich von einer durch Muskelzug auf Skelettheile ausgeauch die specielle Einrichtung eines Gelenkes ableitet, so ist auf Grund der Mnskelth.ätigkeit entstanden anzusehen. Auch hier gelten die oben 154 Anm.) entwickelten Gesichtspunkte. Wir können die Gelenke je nach der Art, auf welche die Congiaienz der Contactflächen eiTeicht ist, in zwei Hauptgruppen scheiden. In der einen wird die Congnienz durch die Gelenkflächen (S. der Skelettheile selbst dargeboten (einfache Gelenke), in der anderen besteht eine Incongruenz jener Contactflächen, die durch zwischengelagerte Th eile (Zwisehenknorpel) compensiit wird (zusammengesetzte Gelenke). Jedes zusammengesetzte Gelenk kann aber in mehrere einfache aufgelöst, und so die zweite Haupt- gruppe von der ersten abgeleitet werden. Die Anordnung der Muskulatur beslimmt die Art und das Maß der Bewegung, und dieser entspricht die Gestaltung des Gelenkes. Demgemäß unterscheiden wir unter den einfachen Gelenken mehrere Formen, die wieder in UnterabtheUungen zerfallen. Eine solche Classification ist aber nur für die Grundzüge ausführbar; denn jedem einzelnen Gelenke kommen Besonderheiten zu, und an manchen bestehen Übergänge von der einen Form zur anderen. Wir bringen die Gelenke in folgende Abtheilungen. A. Gelenke mit gekrümmten Flächen. Diese die Mehrzahl der Gelenke umfassenden Formen lassen an je einem der und eine Gelenkpfanne unterscheiden. betreffenden Skelettheile einen Gelenkkopf Die Bewegungen erfolgen Nach der Kichtung a. um ideelle Achsen, welche durch den Gelenkkopf gehen. mau wieder der Achse unterscheidet Gelenke mit mehr oder minder transversalen Achsen. a. Einachsige Gelenke. Die Bewegungen erfolgen in Ebene (Wiukelbewegungen). Sie werden repräsentirt dureh: einer und derselben Das Charniergelenk Winkelgelenk, Ginghjmus). Die Pfanne dieser Gelenk( zu einer qnerliegenden rinnenförmigen Vertiefung gestaltet, welcher der einem größeren oder kleineren Theile eines quergestellten Cylinders entsprechende Gelenkkopf angepasst ist. Der Geleukkopf bildet eine Gelenkrolle, deren Excursions- form ist grad nach Maßgabe der Ausdehnung der rinnenförmigen Pfanne sich bestimmt. Je größer die von der Pfanne umfasste Strecke der Gelenkrolle ist, desto beschränkter ist die Excursion der Bewegung. Vom Ginglymus gehen Modificationen leistenförmig über die Gelenkflächen ziehende Vorsprünge und aus, durch anderseitige , entsprechende Vertiefungen machen. diesen Sculpturen, welche seitliche Bewegungen unmöglich Daran reihen sich jene Bildungen, bei denen der Gelenkkopf durch eine ; mediane Vertiefung in zwei Abschnitte correspoudiren. getheilt ist, denen zwei Pfannenflächen Endlich schließt sich hier eine Gelenkflächeubildung an, bei der © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at D. die Krümmung nicht diirni eine Soliraubeufläche einer in Von den Verbindungen Ebene, 159 der Knochen. vorstellt. Die Winkelbewegung geschieht sondern in der Richtung Schranbenfläche einer [Schraubengelenk). Ztoeinchsige Gelenke. ß. kreuzenden Ebenen statt. Die Bewegungen finden in zwei rechtwinkelig sich Diese Gelenke trennen sich nach der Beschaffenheit der Geleukflächen in zwei Formen. Das Knopfgelenk 1. am Kopf [Condylarthrosis]). des Gelenkes eine Achse von an Länge verschieden. Es besteht Bei diesem ist an der Pfanne wie einer diese rechtwinkelig kreuzenden also eine längere und Achse eine kürzere Achse. Der Gelenkkopf bildet demnach ein Ellipsoid, dem auch die Gestalt der Pfanne entspricht [Ellipsoidgelenk). Winkelbewegungen sind in zwei sich kreuzenden Richtungen ausfühi'bar. 2. Das Satlelgelenk. einer Gelenkfläche Bei diesem nach einer liegt das Charakteristische in der Convexität Richtung und der in einer andern, hierzu recht- winkelig liegenden Richtung bestehenden Concavität. Der Sattelkrümmung der einen Gelenkfläche entspricht die gleiche Bildung der anderen Gelenkfläche , aber in umgekehrtem Sinne. y. Vielachstge Gelenke. Diese bestehen da, wo der Muskelapparat einen , Gelenkkopf und Pfanne Skelettheil am anderen nach allen Richtungen bewegt. erstere ist annähernd der und Flächen gekrümmte besitzen demgemäß sphärisch kugelförmig gestaltet. Nach dem Verhalten des Gelenkkopfes zur Pfanne unter- scheiden wir: 1)10 Ärthrodie [Kugelgelenk). Dieses Gelenk besteht, wenn die Pfanneneinem kleineren Theile der Kugelfläche des Kopfes entspricht. Dadurch ergiebt sich ein großer Spielraum für die Excursion der Bewegung, und diese Gelenkform stellt das freieste Gelenk vor. Bei Zunahme des Umfangs der Pfanne \ . fläche im Verhältnis zum Gelenkkopf wird die Excursion der Bewegung beschränkt und dadurch geht die zweite Form der vielachsigen Gelenke hervor, 2. die dem die Enarihrosis [beschränktes Kugelgelenk, Nussgelenk). Pfaime mehr als die Ilälfte des verhalten sich wie bei der Arthrodie Gelenkkopfes umfasst. aber sie sind in ihrem Es entsteht, in- Die Bewegungen Umfang durch die , Pfanne beschränkt. b. Grelenke, welche die Achse in der Länge des sich bewegenden Skelettheiles besitzen. Sie bilden: Das Drehgelenk [Rotatio, Articulatio trochoides). Die Drehachse fällt ent- weder in den sich an einem anderen Skelettheil bewegenden Knochen oder sie liegt außerhalb desselben, mehr oder minder parallel mit ihm. Auch die Arthrodie und die Enarthrose können als Rotationsgelenk fungiren. B. Gelenke mit planen Flächen. Bei diesen Gelenken und kann ist die Beweglichkeit der Theile in der Regel gemindert sogar, bei straffem Kapselbande, ganz aufgehoben sein. : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 160 Zweiter Abschnitt. Wir unterscheiden das Schiehegelenk. Die Gelenkfläclien gestatten eine Verschiebung der im Gelenke verbundenen Theile nach Maßgabe der schlafferen oder strafferen Kapsel. Die Bewegung geschieht in der Kichtnng einer mit den Gelenkflächen paralle1. len Ebene. Eine rlnneiiförmige Ausbildung der einen Gelenkfläclie verbunden mit einer entsprechenden Gestaltung der anderen kann das Gelenk einem Charniergelenk ähnlich machen. Die Art der Bewegung entscheidet dann. 2. Das straffe Gelenk [Amfliiarthrosis). Die Gelenkflächen entsprechen einander im Umfange und dieser bestimmt wieder den Grad der Beweglichkeit, wozu noch die größere oder mindere Straffheit der Kapsel in Betracht kommt. Die letztere gestattet bei den meisten Amphiarthrosen der Bewegung wenig Spielraum. Durch Umbildung planer Contactflächen zu unebenem Niveau wird die Beweglichkeit noch weiter gemindert. Da die Gelenkbildung unter dem Einflüsse wirkung bedingten Bewegung entstand, so ist die Annahme Amphiarthrosen aus freieren Gelenkformen hervorgingeu. der durch Muskel- begi'iindet, dass die Diese einfachen Gelenke^ können sich mannigfach compliciren so dass neue Formen, zusammengesetzte Gelenke entstehen, die am zweckmäßigsten in jedem , speeiellen Falle beschrieben werden (Trocho-Ginglymus). Man hat von jeher die Formen der Gelenkenden mit bestimmten Körpern, Kugeln, Cylindern, Schrauben etc. verglichen, ohne deshalb zu behaupten, dass jene Körper mit mathematischer Genauigkeit realisirt seien. Es war daher ebenso irrig, wenn Manche eine Zeit lang an die streng mathematische Ausführung des Gelenkbaues glaubten, als es verfehlt wäre, jene Begriffe ganz fallen zu lassen, und die unendliche Complication der Kriimmungsverhältnisse der Flächen einzelner Gelenke in didactische Verwerthung zu bringen. Für die specielle Gestaltung der Gelenke ist die Verbinduug der Muskeln mit den Knochen von Bedeutung. An den, eine Pfanne oder eine pfannenähnliche Fläche besitzenden Knochen findet sich in unmittelbarer Nähe der Gelenkfläche die Anheftestelle eines Muskels oder mehrerer derselben, so dass der den Gelenkrand darstellende Vorsprung von der Muskelbefestigung ergänzt zu sein scheint. In wiefern hier die Zugwirkuug der Muskeln in Betracht kommt, lassen wir unentschieden. Jedenfalls entspricht dem sonst an den Befcstigungsstellen bestehenden Befunde. Es kann darin zunächst ein Causalmoment für die Phylogenese der Gelenkpfanne gesehen werden, welches das Verhalten andererseits auch den Gelenkkopf gestaltet, Pfannenbildung sich anpassen lässt. indem es den bezüglichen Knochen der Von den Bändern. § 85 . Als Bänder oder Ligamente bezeichnet man Züge oder Stränge von faserigem Bindegewebe, durch welche meist Skelettheile, aber auch andere Organe unter einander verbimden werden. Bereits bei dem Baue der Gelenke ist ein Theil dieser Bildungen als Sonderung der Gelenkkapsel ei-wähnt. Nach der Beschaffenheit des Gewebes unterscheiden wir zwei Zustände. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at E. 1. Von Straffe Bänder. 161 der Zusammensetzung des Skeletes. Sie werden diircli sehniges Bindegewebe repräsentirt, dessen Textur mit den Sehnen der Muskeln im Wesentlichen fibereinstimmt, wie sie auch das gleiche atlasgläuzende Aussehen darhieten. Die Itichtung der Faser- züge entspricht jener des Bandvcrlaufes. Sie dienen einer strafferen Verbindung von Skelettheilen und erscheinen auch zwischen Vorsprüngen eines und desselben Knochens. Die Verbindimg mit den Skelettheilen geschieht auf directe Weise, und an den bezüglichen Stellen der Knochen prägen sich allmählich gegen das Band eingreifende Kauhigkeiten, oder auch größere Vorsprünge aus. hafter Ausbreitung stellen diese Bänder Membranen dar, verlauf meist versehiedeuartige Kichtungen aufweist. Membranae 2. Bei mehr ilächen- welchen der Faser- Hierher gehören z. B. die interosseae. Elastische Bänder werden vorwiegend aus welche in spärliches Faserzüge in fibrilläres elastischen Fasern gebildet, Bindegewebe eingebettet (vergl. Fig. 62) besitzen parallelen sind. Die elastischen Verlauf mit der Längsrichtung des Der gelblichen Färbung des elastischen Gewebes gemäß werden manche dieser Bänder Ligamenta flava benannt. Den elastischen Bändern kommt nicht blos der Werth verbindender Apparate zu, sondern sie lassen die verbundenen Thcile wieder in ihre frühere Lagebeziehung Bandes. gerathen, wenn die, die Bänder dehnende Action aufhört. Sie bewirken somit eine Ersparnis von Muskelai'beit. Außer diesen 'beiden Gruppen werden noch viele andere Theile als Bänder auf- anatomischen Charakters eines Bandes entbehren und entweder nur durch künstliche Präparation dargestellt, oder Einrichtungen ganz anderer Art sind, die bezüglich ihrer Mächtigkeit zu dem 'V'olum der zu befestigenden Theile oft in starkem geführt, welche des Missverhältnisse stehen. Zu diesen Pseudoligamenten gehören manche, aus Bindegewebe an bestimmten Stellen nur wenig stärker als an anderen entfaltet Ferner gesind, und nach Entfernung des benachbarten Gewebes Ligamente vorstellen. hören hierher die mannigfachen Duplicaturen der serösen Membranen au gewissen Ein- geformte Züge, die geweiden, endlich sogar obliterirte BlutgefUßstrecken. Diese, während des fötalen Lebens nach der Geburt zu bindegewebigen Strängen zurück, in denen die Dagegen ist eine ganze Abtheilung von Llgamentfunction nur untergeordnet besteht. wichtigen Bandapparaten, ans den Umhüllungen der Muskulatur, den Fascien, differenzirt. wegsam, bilden sich wegen ihrer Beziehungen zu den Muskeln bei diesen ihre Betrachtung. Zur Literatur der Gelenke und Bänder sind anznfuhren; Sie findet 'W'niTBE'ECHT, J., Syndesmologia s. hist, ligamentor. Petropoli 1742. 4. 'Webee, W. Gehwerkzeuge. Göttingen 1836. Barkow, II., Syndesu. E. Mechanik der menschlichen Aknolb, Fe., Tabulae anatom. Fase. IV. P. II. Stuttgart Breslau 1841. 8. mologle. 1842. Fol. Henke, W., Handb. der Anatomie und Mechanik der Gelenke. Leipzig u. Meyer, IL, Die Statik und Mechanik des menschl. Knochengerüstes. Heidelberg 1863. Leipzig 1873. E. Von der Zusammensetzung des Skeletes. § S6. Das als Eückensaite, Cborda tlorsalis, aufgeführte primitive Stützorgan (§ 72) hat nur bei niederen Wirbeltliieren eine bedeutende Rolle. Hier entfaltet es sich zu Gegenbadr, Anatomie. 6. Aufl. I. 11 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 162 einem mächtigen Organ, welches sich mit einer cnticnlaren Scheide umgiebt. Aber schon hei diesen beginnt in der nächsten mehr complicirtercr Stützorgane, die nicht Umgehung einheitlich der Chorda die Sonderung wie die Chorda, sondern dem Gesammtorgauismns der Wirbelthiere angepasst, in Abschnitte getheilt sind. Wir sehen da vom Kopte an, durch die ganze Länge des Körperstammes, um die Chorda eine Eeihe von soliden Bildungen entstanden 105 c), welche das über der Chorda verlaufende Fig. 105. (Fig. Rückenmark mit oberen Bogen (o) umschließen. Diese Skelettheile sind die Wirbel, ihre Aufeinanderfolge bildet Von die Wirbelsäule. lich ihnen lateral ausgehende, beweg- Spangen abgegliederte («) verlaufen ventral als Hippen, welche mehr oder minder entwickelt, in ersterem Falle bein, zum Theil in einem medianeu Knochen, vereinigt An das Rumpfskelet. Schema für Wirbel tind Rippen. dem Brust- Wirbelsäule und Rippen bilden sind. dieses schließt sich das Kopfskelet, welches wieder einen den Wirbeln mit ihren oberen Bogenbildungen ähnlichen Abschnitt in sich begreift imd damit vorwiegend den vordersten Abschnitt des Centralnei'vensystems , mit einer Kapsel umgiebt. hier nicht, so dass also das Kopfskelet sich mit dem das Gehirn, Aber auch abwärts gehende Bogenbildungcn rvesentlichen Unterschiede wohl erschließbar, aber nicht , jenem des Rumpfes ähnlich wie fehlen erweist, dass eine den Wirbeln ähnliche Gliederung direct erkennbar ist. Mit dem Rumpfskelete im Zusammenhang steht das Skelet der Gliedmaßen, die wir in obere resp. vordere, und untere resp. hintere unterscheiden, und deren Verbindungsstücke mit dem Rumpfskelete den Gliedmaßengürtel vorstellen. Für die oberen Gliedmaßen wird dieser als Brnst- oder Schultergürtel, für die unteren als Beckengürtel bezeichnet. L Vom Rumpfskelet. A. Wirbelsäule. § 87 . Die Wirbelsäule [Colimna vertebralis) oder das Rückgrat, Spina dorsalis einheitlicher Auffassung*), bietet in ihrer lich gleichartig gebildeten Folgestflcken, den treuesten Ausdruck für stammes. Zusammensetzung aus sowie in ihrer Verbindung mit den Rippen die Gliederung (Metamerie) des gesaramten Sie zeigt aufeinander folgende gleichwerthige Abschnitte, die Körper- auch an anderen Organsystemen (den Muskeln, Kerven, Blutgefäßen) erkennbar sind. ihr hat sich erhalten, (in einzelnen, wesent- was an anderen Organsystemen sich umgestaltete An und am Kopfskelete fast spurlos verschwand. Um *) die Chorda Daher »Spinal« dorsalis bildet sich eine sie allseitig umschließende Alles, was sich auf das Rückgrat bezieht. Gewebs- , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Kumpfskelet. der Zahl der späteren Wirbel entsprechenden welche an einzelnen, schichte, 163 A. Wirbelsäule. Strecken hyalinen Knorpel hervorgehen lässt, während das dazwischen befindliche Gewebe aber zwar sich nicht knorpelähnlich gestaltet, Knorpel übergeht. in definitiv Fig. 106. Die in ihrer Achse von der Chorda durchsetzten knorpeligen eylindrischen Stücke stellen die Anlagen der WirbelklSrper vor. der Grundstücke Von jedem Wirbelkörper ersti'eckt sich jederseits dorsal wärts ein Spangenstück in die weiche leres schma- Wandung Rückenmark einschließenden Canals des das und Chwüa Wirbel, giebt so für diesen eine festere Stütze ab. Die beiderseitigen Spangen erreichen sich mählich dorsalen der in all- und Medianlinie schließen den von ihnen gebildeten Wirbelbogen ab. Damit das Wesentlichste des Wirbels ist und er besteht aus einem Köi-per gesondert; Der knorpelige Bogen sendet einem Bogen. noch Fortsätze Längsdurclisclinitt durch die Wirbelsäule eines neunwüchigen Embryo. 30 : 1. ab. Das zwischen je zwei Wirbelkörperanlagen Gewebe wird zu einem Intervertebralbande oder der befindliche perichordale Inter- vertebralscheibe (Fig. 106). Die Chorda doisalls hat mit diesen Sonderungsvorgängen gleichfalls Veränderungen Auf ihrem Verlaufe durch die Wirbelkörperanlagen erscheint sie allmählich dünner, was wohl ebenso durch das in die Länge vor sich gehende Wachsthum der Wirbelerlitten. körper durch Einwachsen des Knorpels selbst Daran schließt sich ihre endliche ZerIn den intervertebralen Strecken dagegen als erfolgt. störung. persistirt die sich Fig. 107. Chorda nicht nur, sondern vergrößert sogar (Fig. 106) und lässt schließlich einen das Innere der Zwischenwirbelscheibe einnehmen- den Körper, den sogenannten Gallertkern, hervorgehen. Wirbelkörper Der seinem Bogen einen brale], der gesammte [Canalis in seiner sammt verte- Continuität durch den Wirbelsäule spinalis) umschließt Raum {Foramen darstellt. die Rflckgratcanal Die Reihe der Wand dieses und hintere Wand durch Sechster Brustwirbel von oben. Wirbelkörper bildet die vordere Canals, dessen seitliche die Wirbelbogen gebildet wird. Wirbelbogen entspringen Fortsätze nach verschiedenen Richtungen. Sie dienen theils zur Befestigung der Muskulatur [Muskelfortsätze), theils zu Articnla- Vom tionen [Gelenkfortsätze). satz In der hinteren Mittellinie oder Wirbeldorn [Processus spinosus) ab. tritt ein unpaarer Dornforl- Lateralwärts erstreckt 11 * sich © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 164 Zweiter Abschnitt. vom Beginne des Bogens ein Querfortsatz [Pr. Diesem benachbart entspringen jederseits oben wie unten Fortsätze, die sich mit den ihnen entgegenkommenden Fortsätzen der benachbarten "Wirbel jederseits in einiger Entfeniimg transversus). durch Gelenkflächen verbinden; die schrägen oder Gelenkfortsätze (Proc. obliqui articulares). Die oberen articuliren mit den unteren des vorlicrgehenden und s. , die unteren mit h>ie den oberen des folgenden Wirbels. Verbivicherung des knorpelig angelegten Wirbels erfolgt Knocheiikeru erscheint im Innern des Wirbelkörpers, meist jederseits einer au der Wurzel des Bogens, die Fortsätze Tom vom — sammt seinen die Wirbelbogen noch sind großentheils lange Knorpel. auf, die sind An knorpelig. drei Punkten. Ein Dazu kommt noch denen aus nicht nur jederseits ein Theil -von des Wirhelkörpers, sondern auch der ganze Bogen Beim Neugebornen an paarig. nicht Fortsätzen ossilicirt. knöchern geschlossen. den Enden derselben erhält Auch sich noch Jahre treten in diesen Knorpelresten kleine Knochenkerne 16.— 25. Lebensjahre mit dem Wirbel synostosiren. In derselben Zeit ent8. 16. stehen und verschmelzen accessorlsche Kerne der Gelenkfortsätze, sowie dünne Knochenplatten (Epiphysen) im oberen und unteren Ende der Wirbelkörper. Zu diesen seenn- dären Knochenkernen kommen noch einige andere von untergeordneter Bedeutung, die schließlich gleichfalls synostosiren. Da der Wirbelbogen mit seiner Wurzel nicht die ganze Höhe des Körpers einnimmt, wird von je zwei benachbarten [Wirbeln an der Bogenwurzel eine zum Eückgratcanal Kg. führende Öffnung inter vertebrale) umschlossen lOS. Proc. art. sup. Umgrenzung vordere (s. [Foramen Die Fig. 117). geschieht mehr oder minder durch beide Körper, im übrigen wird die Begrenzung von den Bogen gebildet, welche an dieser Stelle einen auf den bezüglichen Ge- lenkfortsatz auslaufenden Ausschnitt (Incisura vertebralis Superior et inferior) besitzen. An den Wirbelkörpern sind die an die Intervertebralscheibe sich anfügenden Flächen mit einem dünnen Knoi'pelflberzuge versehen. Die hintere, den Eückgratcanal begrenzende, wie die vordere, auf die Seiten fortgesetzte Fläche Sechster Brustwirliel von hinten. des Körpers zeigt außer mancherlei unbedeu- tenden Unebenheiten zahlreiche Ölfnungen Durchlass von Blutgefäßen. Den größten bildet spongiöse Substanz (Fig. 126), Jsur dünn ist die zum Theil des Inneren des W^irbelkörpers welche von Venennetzen durchzogen wird. oberflächliche Schichte compacter Knochensubstanz, die erst an der Wurzel der Bogen bedeutend mächtiger wird. § 88 an einander geschlossenen Wirbel besitzen . Die zur W irbelsäule ursprüno-licli ziemlich gleichartige Beschaffenheit, bieten einen Zustand der Indifferenz. geht allmählich verloren durch Anpassung an die functiouellen Diese Beziehungen der einzelnen Körperregionen, aber selbst beim Keugeborenen besteht noch ein o-uter © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. 165 A. Wirbelsäule. Kumpfskelet. besonders in den Dimensionen der 'Wirbelkörpcv. Tlieil dieser Gleichartigkeit, Die Diflereiizirung der Wirbelsäule in einzelne Abschnitte tritt daher erst postemhryo- Wir unterscheiden daun nach der verschiedenartigen GestalAbschnitte, Wirbelcomplexe. Nach diesen Abschnitten mehrfache Wirbel tung der 12 Brust-, 5 Lenden-, 7 Hals-, werden die Wirbel in nal deutlich hervor. 5 1—6 Kreuzbein- und Fig. Schwanzwirbel unter- schieden (Fig. 109). 1 größeren Absebnitte er- Die Sonderung in diese Allem abhängig von den Beziehungen zu scheint vor den und wird von Gliedmaßen Indem fiir die, der Bewegungen entsprechende, cervicales V. Ihotacales Brustabschnitte weitere Ausbreitung ihrer Ur-sprungsfläche er- Brustabschnitte die Rippen erhalten. Modianverbindiing im Sternum bilden sie fordern, bleiben die V. verständlich. größeren Freiheit ihrer bedeutendere eine Muskulatur daher dem Gliedmaßen oberen die angetügt sind und Durch lO'J. am der Muskulatur Thorax, welcher den Brustkorb, der Gliedmaßen eine solide UrsprungsIVächo bietet. Für die entfernter vom Thorax angefügten unteren Der GÜed- Gliedmaßen bestehen andere Verhältnisse. maßengiirtel verbunden Wirbelsäule der hier ist (Becken) und entbehrt der Beweglichkeit, welche Schultergürtel in hinter dem Die \or und hohem Maße zukommt. der Anfügestelle des Beckengürtels bellndlichen entbehren Wirbel die Bildung des unten ein Abschnitt Thorax, der Wie oben Rippen. ausgebildeter durch so wird Wirbelsäule, also auch freilich auf andere Weise differenzirt, und diese Sonderung beeinflusst wieder die übrigen Strecken des Achsenskeletes. Die über dem Thorax befindliche Strecke wird Halstheile, die zwischen Thorax und Becken befindliche zum Lendentheile; der das Becken tragende Wirbelcomplex stellt den sacralen Abschnitt vor, und der letzte .\bschnitt endlich den caudalen, welcher nur zum enthält. Wir Wirbelsäule in verkümmerte Wirbel Differenzirung schnitte der nicht von dom Verhalten leiten somit verschiedene des die Ab- Rumpfskeletes Brustzu inneren Organen, etwa den Eingeweiden der den Gliedzu Beziehungen den von sondern höhle ab und deren Leistnngen. Die den einzelnen Ab- maßen schnitten der Wirbelsäule r. sacrales zukommenden Leistungen Ausbildung der Wirbel sind von einer verschiedenartigen jedoch so, dass innerhalb jener Abschnitte begleitet, Eigenthümlichkeiten nicht unvermittelt die Inmhüles V. meisten vorhergehenden auftreten, sondern schon an den y, cmidales Wirbeln nachfolgenden Wirljolsäule von vorn. Theile erkennbar und auch an den Abschnitte besitzen einzelnen Die sind. angedeutet Nähere Angaben bei Aebt, sonach an den Grenzen Übergangscharaktere. zum Verschiedenheit der menschlichen Wirbelsäule, Arch. die Entw. III. der Wirbelsäule, Hole, Abtb. 1882. Sitzungsberichte f. Anat. u. Phys. 1879. S. d. Alters- 7k Über der k. Acad. der Wiss. Bd. LXXX, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 166 Zweiter Abschnitt. Die einzelnen "Wirbelgruppen. § 89 Die sieben Halswirbel . sind durch das Verhalten der Querfortsätze aus- gezeichnet, die aus einem vorderen und einem hinteren Schenkel bestehen. Beide und umschließen das Foramen sind terminal verbunden Kg. 110. transversarium Dieser Befund beruht auf der (Pig. 111). Concrescenz mit einem Ripponrudimente (Fig. 110 cost.\ welches als Processus costarius den vorderen Schenkel und sowohl mit dem des Querfortsatzes vorstellt körper als auch mit Schema eines Halswirbels. Wirbelkörper, a der in den Körper übergehende Bogentheil. dem den eigentlichen Querfortsatze AVh'bel- hinteren Schenkel bildenden [Ir] verbunden ist. Vom diütten c bis zum sechsten Wirbel ist der Processus costarius auf- wärts gekrümmt und begrenzt von vorn eine lateral und abwärts gerichtete Rinne, die hinten Mit Ausnahme vom eigentlichen Querfortsatz der beiden ersten Halswirbel nehmen umwandet wird. Körper bis zum und sind mit oberen, von der einen Seite nach der andern concaven und mit unteren, von vorne nach hinten concaven Flächen versehen. Da die siebenten an Breite zu die Flächen je nach der entgegengesetzten Richtung etwas convex man sie als »sattelförmig«. übereinander. sind, bezeichnet Die Bogen reihen sich mit schräg abgedachten Flächen > .. Die GeleifEortsätze bilden wenig bedeutende Vorsprünge. der oberen (Fig. 111) ist schräg nach hinten und aufwärts , Die Gelenkfläche die der unteren ebenso schräg nach vorne und abwärts gerichtet. Nur die oberen Gelenkfortsätze tragen zur Foramm Begrenzung des intervei^tebrale bei. Die Dornfortsätze sehen scbrtig abwärts, nehmen nach unten an Länge zu bis zum sechsten Whhel je in Zweizacken aus, die am sechsund laufen ten schon bedeutend kurz, und am siebenten meist nur angedeutet sind. Wie schon am ist fast gerade nach hinten gerichtet und erscheint spiung, daher der Wirbel » Vertebrci demgemäß prominens« sechsten bemerkbar, der Dornfortsatz des siebenten als bedeutenderer Vor- heißt. Die llippenrudlmente der 6 oteren Halswirbel sind nicht mehr disoret angelegt. Das ist zuweilen selbständig, fast coustant dagegen jenes des 7ten (E. RosenbergL Hierin liegt ein Übergangszustaud zum thoracalen Abschnitte und eine Andeutung der von vorn nach hinten vor sieh gegangenen Reduction. des 6ten Das Eippenrudiment des siebenten Halswirbels entwickelt und besitzt dann bewegliche Verbindung mit dem Wirbel. sich zuweilen bedeutenDie Ausbildung solcher Halsrippen zeigt verschiedene Grade, zuweilen verschmilzt diese Rippe auf ihrem Verlauf der © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Kumpfskelet. nach vorne mit der ersten Brustrippe. besteht nur an diesem der Best einer Am Äußerst selten erreicht sie das Brustbein, oder es 7. IJalsrippe. bedeutend weiter vor, als am einen Vorsprung, bei Sein vorderer Schenkel (Proc. costarius] zeigt häufig sechsten siebenten. Halswirbel der Querfortsatz stets mächtige senkrechte Platte. meist schwach costarius der Processus tritt als eine den meisten Säugethieren ist 167 A. Wirbelsäule. entwickelt und Am siebenten Halswirbel verläuft rein lateral, um sich anznschließen. dem bedeutend stärkeren und auch längeren Processus transversus nur wenig vervierten und ist Halswirbel am dritten Die Höhe der Körper der Dagegen sie hinten etwas höher als vonie zu sein. beginnen fünften an vom schieden, Drittel um ein siebenten Folge und beträgt am jener wäohst die Breite der Körper in den Gelenkflächen der Processus articulares ändert sich die mehr am als An dritten. Am Stellung. convergiren dritten finden sich in einem Kreisbogen, die Querachsen der beiderseitigen Gelenkflächen dessen Centrum weit hinter den Wirbeln liegt. und An dieser Bogen immer bedeutender ab und geht am den folgenden Wirbeln flacht sich zusammenfallen, in eine Gerade über. Die Querachsen letzten, indem die beiderseitigen Gelenkflächen sind vielmehr häufig pfannenartig keineswegs immer plan, vertieft, oder auch etwas gewölbt. 90. Die beiden ersten Halswirbel haben Schädels eigeuthüinliche Umgestaltungen erlangt. durch die Nachbarschaft des Am ersten, Atlas, Träger, wird der Körper scheinbar Fig. 112. durch eine schmale Knochenspauge vorgestellt, die als sogenannter vorderer Bogen des Atlas seitliche massivere Massa lateralis zwei (Fig. 112) Theile a Foram. > For. iransv. (Massae laterales) unter Von ander verbindet. ein- diesen Proc. transv. i ^ 1 geht seitlich der die übrigen au Länge übertreffende Querfortsatz .aus, 'I'uberc, anticuin Atlas von oben. der mit einem starken Vorsprung endet. ein stärker vortretender in der Regel wie bei den übrigen Halswirbeln einem Processus welcher unterscheidbar, vorderer hinterer Höcker und ein schwächerer An diesem ist costarius entspricht. entspringende, schwach gewölbte Spange bildet Eine von beiden Seitentheilen Abschluss. An der Stelle des Dornfortsatzes zeigt sie das als hinterer Bogen den auch die vordere Spange [Are. ant.) besitzt einen posticum, schwache Tuberculum Anstatt der Gelenkfortsätze finden sich Gesolchen Vorsprung [Tuh. antkum). lenkflächen oben und unten auf den Seitentheilen. mit den Gelenkköpfen des Hinterhaupts Die oberen dienen zur Verbindung gerichtet. Diese Occipitalpfannen sind von und sind ooncav vor- und medianwärts bedeutend vertieft, nicht selten in zwei Hälften oblonger Gestalt, nach vorne hin Beschaffenheit. Die unteren Gelenkflächen wechselnder von getheilt, auch sonst convergiren etwas median und zugleich nach sind oder wenig vertieft, und plan, hinten. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 168 Zweiter Abschnitt. Das vom Atlas umschlossene Loch entspricht nur mit seinem größeren hinteren dem Foramen vertebrale der anderen Wirbel, sein vorderer Abschnitte Abschnitt durch die Massae laterales eingeengt (vergl. Fig. 112) und Hegt außerhalb des Eückgratcanals von dem ihn ein Bandapparat abschließt. Ein zahnförmiger Fortist , satz des zweiten Halswirbels tritt in jenem Raum empor und findet an der Innenseite des vorderen Atlasbogens eine Articulationsfläche (Fig. 114;. Ein Höcker an der Innenfläche jeder Massa lateralis dient einem queren Bande zur Befestigung. Der hintere Theil der Seitenmasso zieht sich mit der Occipitalpfanne meist nach hinten zu aus und überwölbt eine vom Foramen transversarium über den Anfang des hinteren Bogens ziehende Furche (für die Arteria vertebralis). Bei größerer Ausdehnung der Occipitalpfanne nach hinten zu bildet sich von ihr aus eine knöcherne, zum Wirbelbogen herabreichende Spange aus. Durch diese schließt sich der die Massa lateralis umziehende Sulcus arteriae vertehralis zu einem Canale ab. Am Querfortsatze ist der vordere Schenkel zuweilen defect. Der zweite Halswirbel, Epistropheus [Axis] 113 ), (Fig. ist mit einem höheren Körper ausgestattet, der an seiner unteren Fläche mit den übrigen Halswirbeln übereinkommt, an der oberen Fläche dagegen einen starken Fortsatz [Dens, Processus odon- Fig. 113. An diesem Fortsatz ist eine vordere und eine hintere Gelenkfläche vorhanden. Erstere articulirt mit dem vorderen Atlasbogen, toides) trägt. Dens Fac, articul. Proc. Spin. die letztere ist zugekehrt. dem oben erwähnten Querband Dieser Zahn der eigentliche Kör- ist per des Atlas, der nicht mit den Bogenanlageu des letzteren, sondern mit dem Köi’jjer des EpiProc. art. inf. Proc. transvers. Zweiter Halewirbel von der rechten Seite. stropheus verschmolzen ist. Der Sogen des Epistropheus beginnt mit starker Wurzel an der Seite des Körpers und trägt in seiner oberen Fläche eine kreisförmige, schräg Querfortsatz ist nur der hintere nach der Seite abfallende Gelenkfläche. Am Höcker nach der Seite und nach hinten Der starke Bornfortsatz übertrifft die der nächstfolgenden Wirbel auch an Länge und endet wie bei diesen mit zwei Zacken. entwickelt; das Die dem Foramen transversarium Atlas sieht schräg zugehörige Wirbelkörperanlage sondert sich Der Fig. 114. in mehrfache Theile axiale Theil geht in dei Zahnfortsatz des Eplstropheiii über, der peripherische Thei Proc. transv. lässt Zahn-fortsats des Fpistroph. laterales ver- bindendes Gewebe entstehen steht vor Verbindung beund hinter dem Zahn- fortsatz, die Eine Proc. Massae die dann diese untereinander tr. Pr. art. inf. solche vordere ossiflcirl von den Massae laterales aus, sie wird zum vorderen Bogen Die "beiden ersten Halswirbel von vorne. . . des Atlas, die hintere bildet Lig. transversum. , Die Zugehörigkeit des Zahns des Epistropheus zum Atlas erweist sich aus der Entwickelung; der Zahn wird ebenso von der Chorda dorsalis durchsetzt wie jeder andere © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Eumpfskelet. I. Der Antheü, deu dieser Atlaskorper an der Zusammensetzung des Epiübrigens nicht auf den bloßen Zahnfortsatz beschränkt, da noch ein vom WirbelkÖrper. stropheus hat, 169 A. Wirbelsäule. ist Zahn nach abwärts in den Epistropheuskürper eintretendes Stück dem primitiven Atlaskörper zugehört. Bei den Reptilien bleiben beide Wirbelkörper von einander getrennt. thieren verschmelzen sie, und dann bildet sich der vordere Bogen des Atlas den Wurzeln des hinteren Bogens, d. h. den sogenannten Auch seitlichen Theilen des Atlas ausgehende Spange. die Ossifleation des Zahns geschieht wie jene der anderen Wirhelkorper. beiden Beim ersten Wirbelkörper (Fig. 115). Neugeborenen Das obere Ende des sind welches die Spitze ersten, noch knorpelig, ebenso wie der vordere Bogen des Atlas. In der Anlage findet sich derselbe so mit dem eigentlichen Körper verbunden, dass des Zahnfortsatzes bildet, man daraus eine mit Zusammengehörigkeit § 91 12 Briistwirb el [V. darbieten. Yord. Bogen Körper des Atlas j Körper des Epistroph. letzterem Medianschnitt durch die ersten Halswirbel einesNeugoborenen. - thomcales] seliließen sich oben in ihrem Ban ebenso an die Halswirbel an, wie wbeln Fig. 115, ist hergeleitet hat. Die von diese von einander getrennt noch Bei Säugeals eine sie nach unten Übergänge zu den Lenden- Ihre Avesentlicbste Eigenthtimlichkeit liegt in der Verbindung mit beweglichen Pappen , woraus manche Gestaltungsverliältnisse hervorgehen. Die JFirhelkBrper nehmen vom ersten bis zmm letzten allmählich an Höhe zu; der an den unteren Brustwirbeln ilir sagittaler Durchmesser, dem Querduichm'esser naliezu gleichkommt. Das Volum der Wirbelkörper wächst also nach abwärts. Die Gestalt der Endflächen ändert sich dabei aus der quergezogenen Form an den oberen in eine mehr herzförmige an den mittleren (Fig. 116), und Fig. 11«. diese geht an deu unteren Brustwirbeln unter zunehmender Breite wieder in eine querovale Form über. Die hintere Fläche des Wirbelkürpers wird nur wenig modificirt. Die Volumvergrößerung des Körpers bedingt eine bedabei wächst auch deutendere Entfaltung Seitenflächen. am Ursprünge An der vorderen und der der Seite der Körper dicht der Bogen liegen die flachen, iiberknorpelten Gelenkpfannen [Facies articulares) ersten zur Aufnahme der Rippenkopfchen. Am Brustwirbel erstreckt sich diese Pfanne bis zum oberen Rande. Vom zweiten Brustwirbel an greift sie von derselben Stelle aus auf die Intervertebralscheibe und auf den näclist höheren Wirbel über, so dass bis zum 5. 6. Brustwirbel nur je eine halbe Facette auf den oberen Rand des Körpers trifft, und die andere Hälfte auf den unteren Rand des nächst höheren Wirbels. Vom 6.—". Brustwirbel an nimmt dieses Verhalten derart ab, dass der größere Theil der Facette auf den oberen Rand je eines unteren Wirbels trifft (Fig. 117), bis endlich, zuweilen schon am 10., in der Regel aber erst am 11. 12. Wirbel die Gelenkpfanne ganz auf je einen Wirbel zu liegen kommt, und kein Übergreifen auf den nächst höheren Wirbel mehr stattfindet. — — © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 170 Zweiter Abschnitt. Die Bogen wurzeln an den Brustwirbelkörpern mit einem, mindestens die Höhe der letzteren betragenden Stücke, welches au den unteren Wirbeln der Wirbelkörperhöhe zunimmt. bis über Da die Bogenwnrzel vom oberen Theile des Wirbelkörpers ausgeht, so wird das von je zwei Bogenwurzoln umfasste Foramen intervertchrale vorne Hälfte der % vom Fig. 117. \.Pr. Krt. sup. unteren Theile eines Wir- belkörpers begrenzt iFig. 117 frans. . Die QuerforUiitze sind bei der Zunahme der Bogenwurzeln weiter nach hinten gerückt, Fac. articiü. viel stärker als die ihnen entLig. intervert. sprechenden hinteren Schenkel der Querfortsätze wirbel. zum zum bis bis 7. der — etwas zu, 8. um wieder kürzer zu 12. werden, so dass dieser die Hals- nehmen an Länge Sie Länge des 1. kaum erreicht. Da- bei sind sie etwas nach hinten gerichtet (vergl. Figg. 116 und weniger beim Manne, mehr beim Weibe. Am ersten Brust117); wirbel Sechster, siebenter und achter Brustwirbel von der rechten diese Stellung der ist Qnerfortsätze am Die ausgeprägt. Seite gesehen. wenigsten verdickten, dorsal rauhen Enden der QuerBrustwirbeln Gelenkpfannen an welchen die Kippenhöckerchen articuliren (Fig. 116 c). Meist vom 2. Wirbel an sind diese Pfannen bedeutender ausgebildet und seitlich und vorwärts gerichtet. Nach unten zu sind sie weniger deutlich, -werden flacher und Fig. 118. sehen mehr aufwärts. Am 10. Brustwirbel ist die fortsätze tragen an den ersten Froc. art. sup. 1 0 , Pfanne des Querfortsatzes häufig rudimentär und am 11. u. 12. völlig verschwunden. Das Gelenk ist durch Syndesmose ersetzt. Die Bornfortsätze richten sich vom ersten Brustwirbel an schräg abwärts, so dass sie sammt den Bogen sich bis zum 8. 10. Wirbel dach- — ziegelförmig decken. Vom an beginnt diese zu mindern, und am PI. ist der Dornfortsatz nur noch mit einer oberen, schräg Neigung 8. sich absteigenden Kante versehen. Von den Gclenhfortsätzen erheben sich die selbständiger von, den Bogen und ragen Uber die obere Endfläche des Wirbelkörpers. Die Gelenkflächen sehen nach hinten oberen Sechster Brustwirbel von hiuteD. (Fig. 1 18) und etwas lateral. Die unteren Gelenkfortsätze sind mit den Bogen derart verbunden, dass sie den unteren Seitentheil derselben vorstellen. Ihre Gelenkfläohen sind vorwärts und etwas medial gerichtet. Die Articulationen der Gelenkfortsätze liegen in gleicher Höhe mit dem Zwischenwirbelbande der Zwischen den oberen Gelenkfortsätzen besitzt der Wirbelbogen eine rauhe Stelle, an welcher Bänder befestigt sind, die am vorhergehenden Wirbel an der unebenen Bogenfläche zwischen zwei unteren Gelenkfortsätzen sich anheften. Körper. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Eumpfskelet. Die nöbe der Wirbelkörpei vorn etwas geringer ist sie ist A. Wirbelsäule. 171 vorn und hinten nur hin und wieder gleich. als hinten, so dass eine Keilform Achsen der beiderseitigen GelenkÜächen der Processus Kreisbogenlinie, deren Centxuui vor die Wirbelkörper Meist zum Ausdruck kommt. Die artioulares liegen in einer flachen fällt. — Das Ende der Dornfortsätze bietet nicht selten Deviationen von der Medianlinie. § 92 Den 5 Lendenwirbeln liche Verschiedenheit . {F. lumbales) fehlen freie Kippen, von den Brustwirbeln liegt. gleichbleibender Höhe durch Zunahme des queren wie des sagittalen worin eine wesentDie Körper sind bei ziemlich Pig. lU). Die Gedes ersten schließt sich an Durchmessers vergrößert. stalt letzten Brustwirbels jene des an. An den folgenden wächst der Querdurchmesser bedeutender als der so dass die Endflächen der letzten qneroval gestaltet sind Beide Endflächen des (Fig. 119). sagittale, Körpers liegen an den vier ersten Lendenwirbeln ziemlich parallel, am letzten convergiren sie etwas nach hinten; der Wirbelkörper ist Durchsomit auf senkrechtem mehr keilförmig. Die Borten mit ihren Fortsätzen sind ähnlich wie an den schnitte Brustwirbeln massiver ge- letzten staltet und wurzeln am oberen teren Theile des Körpers, für die Brustwirbel dem hin- die charakteristi- schen Gelenkfacetten abgehen. Wie an den Brustwirbeln sind die Bogen nach der Umschließung des Foramen intereertebrale stark abwärts gerichtet, und laufen jederseits in den unteren Gelenkfortsatz Das Foramen intervertehrale ist umfänglicher. aus. Der BornfortsatT. ist gerade nach hinten gerichtet, Fig. 120. durch Stärke und Höhe ausgezeichnet. Er nimmt Volum zu, von da an wdeder ab. bis zuin dritten an Am meisten verändert erscheinen die QuerfortsäUe, die nur durch die Vergleichung mit den letzten Brustwirbeln richtig zu beurtheilen sind. Am letzten, zuweilen schon am vorletzten Brustwirbel {Fig. 120, / 7 22 ) treten am Querfortsatze drei mehr oder minder gesonderte Vorsprünge auf. Eine vordere, etwas seitlich sehende Rauhigkeit (fl ist , mit der letzten Kippe durch Bandmasse vereinigt, zweiter Vorsprung stellt die Hauptmasse des gesammten Querfortsatzes vor und ist nach hinten ein gerichtet {a}, ein dritter, kleinerer, hinterer oberer Fläche unterscheidbar ist an dessen und Die zwei letzten Brustwirbel und der erste Lendenwirbel von liinten. sieht aufwärts (m). Diese drei Theile sind © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absclmitt. 172 an den Lendenwirbeln voluminöser und schärfer ausgeprägt. Der ersterwähnte Vorsprung [l) stellt einen schon am ersten Lendenwirbel ansehnlichen, an den folgenden zunehmenden, nur am letzten meist etwas kürzeren Fortsatz vor, den sogenannten Pro- Der zweite Vorsprung {Processus accessorius) bildet einen hinten an der Wurzel des Querfortsatzes befindlichen, abwärts sehenden Höcker [a) von verschiecessus transversus. denem Umfange, an den folgenden Wirbeln abnehmend oder durch eine bloße Rauhigkeit repräsentirt. Der dritte Vorsprung endlich, Processus mammillaris (m), rückt am ersten Lendenwirbel von der Wurzel des Qnerfortsatzes aufwärts gegen den oberen Gtelenkfortsatz. Am zweiten Lendenwirbel sitzt er auf der hinteren Fläche des oberen Gelenkfortsatzes und bildet hier wie an den folgenden ^ine abgerundete Erhabenheit. An Stelle des an der Brustwirhelsäule einfachen Querfortsatzes sind somit an der LendenwirhelsUule drei Fortsätze vorhanden, von denen einer zwar als Querfortsatz bezeichnet, nur einem Theile eines Querfortsatzes entspricht und damit einen besonderen Hamen: Processus lateralis, verdient. Von den Oelenkfortsätzen gehen die oberen von der Wurzel des Bogens ab; ihre Gelenkfläche sieht nach hinten und medial. Diesem Verhalten entspricht die entgegengesetzte, d. h. laterale Richtung der Gelenkflächen der unteren Gelenkfortsätze, welche weiter abwärts vorspringen. Die Articulationsflächen der oberen wie der unteren Fortsätze sind also vorwiegend in sagittaler Richtung entfaltet. Sie sind meist derart gekrümmt, dass je die unteren Gelenkfortsätze eines Wirbels zu- sammen als cylindrischer Gelenkkopf gedacht werden können, der in die congruent gestalteten Pfannen der oberen Gelenkfortsätze des nächsten Wirbels eingreift. Die Gelenkfläche jedes Gelenkfortsatzes entspricht in ihrer Krümmung einem Kreisdem Wirbel liegt. Aber der Kreisbogeiiabschnitt jedes Gelenkfortsatzes ist ein gesonderter, und nicht, wie bei den Brustwirbeln, mit dem des auderseitigen Gelenkfortsatzes gemeinsam. Dieses Verhalten ist am letzten Brustwirbel nur angedeutet, so dass cs am ersten Lendenwirbel fast ohne Vermittelung auftritt. Die Höhe dos Wirbelkorpers ist am ersten oder auch am 1. und 2., den Brust- bogen, dessen Centrum hinter , wirbeln ähnlich, vorne geringer als hinten, oder vorne Am gewinnt der vordere Durchmesser die Oberhand. stets am und hinten gleich. ausgesprochensten ist Am 3. 4 die Keilform letzten Lendenwirbel. Die Sonderung des sogenannten Querfortsatzes in mehrfache Fortsätze steht mit dem Verhalten zu Kippen in engstem Connexe. Dem Querfortsatze eines Brustwirbels entspricht an den Lendenwirbeln nur Lendenahschnittes jeder der Processus Wirbelsäule findet sich in ganz ähnlicher accessorius, Prüfung des Brust- und Der Processus lehrt. letzte lateralis der Lendenwirbel Kippe am letzten Brustwirbel. und au seiner Stelle findet sich eine Lagebeziehung wie die Gar nicht selten fehlt jener Processus wie die lateralis, rudimentäre Rippe. Diese Befunde erwecken die Vorstellung, dass der Processus lateralis ein mit den Lendenwirbeln verschmolzenes Rudiment einer Rippe sei. Für den ersten Lendenwirbel Ist das erwiesen (s. §§. 95 u. 99 Anm. ). Die letzten scheinen dadurch entstanden zu sein, dass ein Rippeurudiment nicht mehr selbständig sich anlegte sondern schon bei einer Sonderung mit dem Wirbel verbunden auftritt. Da der Retentionsprocess der Rippen phylogenetisch von hinten nach vorne zu erfolgte, ist am ersten Lumbalwirhel der mehr ursprüngliche Zustand wenigstens ontogenetisch erhalten geblieben. , Fortsätze der Lendenwirbel und ihre Deutung § 93 Der auf den Lendenabsebnitt folgende s. A. Retziüs, Arch. f. Über die Anatomie 1849. . deutendsten Modificationen , schnittes entspringen. An Tlieil der Wirbelsäule besitzt die be- welche aus den geänderten Beziehungen dieses Ab- ihm bestellt eine fast unbetvegliche Verbindung mit dem © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Kumpfskelet. I. Dadurcli verloren die betreffenden Wirbel ihre Selbständigkeit. Das setzt Becken. sich 173 A. Wirbelsäule. auch auf die nächsten Körper abgenommen fort und ist, , denen durch die ersten die Belastung durch den die nur durch Beziehung zu einigen Muskeln und dom Hüftbein Bedeutung besitzen. Diese fünf Wirbel verschmolzen zu einem einheitlichen Skelettheile, dem Kreuzbein, Os sacrum*]. durch Baudverbindung mit Dessen lichen letzter Wirbel ist bedeutend rückgebildet und zeigt dadurch einen allmäh- Übergang zu dem Caudaltheil der Wirbelsäule. dass das Sacrum eine vordere concave und Die Wirbel sind derart gestaltet , eine hintere convexe Fläche empfängt. Da sie von oben nach unten an Größe ab- nehmon, wird das Kreuzbein umgekehrt pyi'amidal Fläche als Basis, das untere Ende als gestaltet, wobei die obere breite Apeos bezeichnet wird. Die Körper der Sacralwirbel sind ursprünglich auf die gleiche Art wie die der übrigen Wirbel unter einander in Verbindung. Mit der Concrescenz (im 16. Lebensjahre beginnend, im .10. beendet) schwindet der intervertebrale Apparat und es erfolgt eine Synostose, welche als Spur der früheren Trennung mehr oder minder deutliche Querwülste an der Vorderfläche des Sacrum er- kennen (vgl. lässt Fig. 121). J)ie Synostose schreitet von den letzten Wirbeln nach den ersten zu, so dass die Trennung des und zweiten Wirbels nach der Verschmelzung der fortbesteht. übrigen noch Der erste Sacralwirbel wird ersten also zuletzt similirt. dem Sacrum Für die as- Wirbel- bogen und deren Fortsätze trifft sich dieselbe Ver- Am schmelzung. Bogen des letzten, zuweilen schon des vorletzten Sacralwirbels fehlt der mittlere, sonst in den Dornfortsatz auslaufende Abschnitt. Die Bogeurudimente daher jederseits schließen mit den Gelenkfortsätzen ab, von denen die unteren des letzten Sacralwirbels Cornua sacralia Fig. 122). Der die vorstellen in das Kreuzbein fortgesetzte Kückgratcanal [Canalis sacralis] öffnet sich auf der hinteren Fläche des letzten oder der beiden letzten Sacralwirbel als Hiatus canalis sacralis. An der übrigen Dorsalfläche des Kreuzbeins (Fig. 122) erheben sich 3 4 mediane, abwärts an Größe abnehmende — Vorsprünge, die Rudimente der Dornfortsätze (Processus sinnosi spurii]. Eine un- Sacrum, weil es der »größte Knochen« der Wirbelsäule ist (pi-jaz or.o'ibuhoi Kreuzbein, von der Gestalt der betreffenden Hüokenregion bei Säugethieren. iepo; er.), = © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 174 Zweiter Abschnitt. deutlichere Läugsreihe von Kauhigkeiten bilden jederseita die Gelenkfortsätze {Proc. articulares spurii), von denen die sich berührenden unter einander versehmolzen sind. Nur am ersten Sacralwirbel erhält sich der obere Gelenkfortsatz frei, zur Verbindung mit dem unteren des letzten Lendenwirbels (Fig. 122). Die bedeutendsten EigentbUmlichkeiten des Kreuzbeines liegen lateral, denn an der Stelle der Querfortsätze finden sich viel mächtigere, von den Körpern wie von den Bogenwurzeln ausgehende Fortsätze, lateral verbreitert und unter einander verscbmolzen. Sie umschliessen jederseits vier interverte- Fig. 122. bral gelagerte, mit dem Bacralcanal eommunicirende Öffnungen. Diese sind sowohl vorne der auch an (Fig. 121) als Hinterfläche (Fig. vorhanden (Foramina 122) sacralia anteriora et pnsteriora). Die vorderen und sind größer lassen ihre Umgrenzung teralwärts flach Der la- auslaufen. des Kreuzan den ersten drei Wirbeln von bedeutender Dicke und zeigt an seiner lateralen Fläche zwei verschiedene Strecken. Zunächst nach vorne ist eine unebene, Seitentheil beines ist aber überknorpelte Strecke bemerkbar, die Facies aurieularis (Fig. 122). Sie ist nach außen und etwas abwärts nach hinten gerichtet u. dient Sacrain von hinten. zur Verbindung mit bein. dem Hüft- Der vom ersten Sacral- hat daran den wirbel gebildete Abschnitt Wirbel, und noch weniger der größten Antheil, weniger der zweite der zuweilen davon ausgeschlossen ist. Hinter der Facies auricularis findet sich eine bis zu den hinteren Kreuzbeinlöchern sich dritte, erstreckende, durch größere Eauhigkeit ausgezeichnete Fläche Tuberositas sacralis), welche einer Bandmasse zur Insertion dient (vergl. Fig. 122'. Die Krümmung des Kreuzbeins wird durch die Keilform der Wirbelkörper bedingt. Die beiden ersten Körper sind vorne höher als hinten. An den drei letzten ist das Umgekehrte der Fall. An der Mitte des Körpers des dritten befindet sich ( die bedeutendste Krümmung, die zuweilen wie eine Einknickung erscheint. Ebene liegen dagegen die Vorderflächen des 1. und 2. Wirbelkörpers. Die In einer Kreuzleim sind nicht durch eine bloße Verbreiterung von Querdenn am 1. Sacralwirbel ist der durch die Vergleichung mit den Lendenwirbeln einem Querfortsatze entsprechende Thcil häufig sehr deutlich gesondert. Seitentheile des fortsätzen Der gebildet, vordere, fortsatz die Facies auricularis Fremdes auzusehen, zumal ist dadurch als etwas einem Querauch vom Körper, und nicht wie ein Querfortsatz tragende Theil er nur vom Bogen ansgeht. Die Ossiflcation der knorpeligen Sacralwirbel weist in jenem vorderen Stücke des Seitentheils des Sacrum einen besonderen Knochenkern auf, während die hinteren, gegen die Tuberositas gerichteten Theile von den Bogen aus ossificiren © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Eumpfskelet A. Wirbelsäule. I. zukommende Verbreiterung der Kreiizwirbeln drei ersten anatomischen Gründen, Daraus, wie aus vergleichend (vergl. Fig. 123). 175 menten zu erklären, welche je sowohl am Körper als auch am Querfortsatz sich aufiigen. Theil ist Fig. 123. Dieser also als Costalstück (Pars vom costalis') die jenen ist Seitentheile aus Kippenrudi- QuerfortsaUstüek zu OhererBogen unterscheiden. Die Verbindung zwei der Vars costalis oder ersten drei Sacralwitbel, dem resp. deren Costalstück, mit Hüftbein Wirbel, dieser Verbindung die ihre Existenz aufgaben. Geleiikfidche Synostose die erklärt mit jener selbständige OhererBogen Nicht erklärt Vars costalis wird aber dadurch der synostotische Anschluss von noch zwei oder drei Wirbeln, die als falsche Quersetuitt durch don «rsten, B durch den dritten Sacralwirbel eines einjährigen Kindes, c Wirbelkörper. den ersten, wahren Sacralwirlel Der Anschluss dieser Wirbel an die wahren Sacralwirbel kann gegenüber aufzufassen sind. theils A aus der Eückbildnng des Caudalabschnlttes der Wirbelsäule entstanden sein, theils dadurch, dass diese Wirbel in ursprünglichen Zuständen das Darmbein trugen, also wahre Sacralwirbel waren. Da wir wissen, dass das Sacrum seinen ersten Wirbel erst im Laufe der Ontogenie gewinnt, dieser Wirbel also vordem ein Lumbalwirbel war, Annahme in hohem Grade Formdifferenzen des Kreuzbeins zeigen Beim Manne constant. beim Weibe, dabei treten G Wirbel in ist wird jene so wahrscheinlich. sich nach den Geschlechtern, das Kreuzbein länger minder gekrümmt. auch und aber keineswegs relativ schmaler; breiter und kürzer Zuweilen Fig. 12t. das Sacrum, seltener wird es nur von Durch geringe Ausbildung des costalen Stückes am 1. Sacralwirbel wird ein mehr allmählicher Übergang zur Lumbalwirbelsäule dargestellt. Die ungleiche Aus4 gebildet. bildung des Costalfortsatzes am ersten Sacralwirbel oder der Mangel desselben führt zu einer Asymmetrie des Kreuzbeins (Fig. 124), welches dann die Verbinduiigsfläche (fd) mit dem Hüftbein beiderseits in verschiedener Höhe einseilige und dadurch Deformitäten des gesammten Beckens besitzt entstehen Für lässt. — die Ossiflcation der knorpeligen Sacralwirbel gilt das oben (§ 87) für die Wirbel im Allgemeinen Bemerkte, mit der vorhin für das Costalstück angegebenen Modifloation. An der Facies auricularis tritt sehr spät ein lamellenartiger Knochenkern auf. Kleine Knochenpunkte treten am knorpeligen Seitenrand der folgenden Sacralwirbel hinzu. § 94 An die »Spitze« des Kreuzbeines Wirbelsäule.^ das sogenannte »Steißbein«, spricht dem . fügt sieb »Os der caudale Abschnitt der cocoygis*.*) (Coccygeum). meist viel ansehnlicheren Schwanzskelete der Säugethiere *3 Sollte dem Schnahel eines Kukuk ähnlich sein. Es entund besteht — © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 176 Zweiter Abschnitt. 4—5 zum aus größten Theile rudimeutären Wir))elu 'Fig. 12 auch der Zahl nach rückgebildet Am da ist, 1), deren Complex Anlage eine größere Anzahl besteht. in der ersten, relativ größten Caudalwirbel sind außer kurzen Seitenfortsätzen jeder- seits noch die Anfangstheile von llogen erkennbar, deren Cornua ^Cornua sacralia gerichtete Am Gelenkfortsätze. und am dritten stückchen Amr. Der er stellt ein kleines, vierte oft nur durch Rudimente des Köi pers vorgestellt sind. am Im tritt Alter die und fünfte hat alle Fortsatz- unregelmäßig gestaltetes Knochen- um So schwindet an diesen Wirbeln Theil erhält sich hier Enden gegen zweiten Wirbel sind die Seitenfortsätze ganz unansehnlich, noch mehr verkümmert. bildungen verloren, freie Dies sind Eudimente oberer coccygea«i bilden. Der Theil, bis die letzten älteste Theil des Wirbels längsten. eine Yersclimelzung der letzten Caudalwirbel als Kegel auf. der erste verbindet sich dann (häufiger bei Männern) mit dem Sacrum. Er kann Auch sogar dem Sacrum assimüirt sein indem die Cornua coccygea mit den Cornua sacralia verschmelzen und der Seitenfortsatz terminal mit dem Ende des Seitenfortsatzes des letzten , Sacralwirhels verwächst. Dadurch wird ein fünftes Foramen sacrale gebildet, und das Sacrum besteht aus 6 Wirbeln. Als rudimentär gewordenes Ende der Wirbelsäule bietet der Oaudaltheil die größte Mannigfaltigkeit, sowohl Im Umfange als auch in der speciellen Gestaltung seiner Stücke. Durch Verschmelzung des ganzen Complexes mit dem Kreuz- bein geht jede Selbständigkeit verloren. Der Übergang des ersten Caudalwirbels ins Sacrum ist bei einer Vermehrung präsacraler Wirbel regelmäßig vorhanden. Bei einer Verminderung derselben tritt der sonst letzte Sacralwirbel als erster Caudalwirbel auf. Über verschiedene Formen des caudalen Abschnittes der Wirbelsäule s. IIyrtl, Sitzungsbericht der Wiener Acad. Math. Naturw. Klasse Bd. LII. 5 Caudalwirbel sollen dem Manne, 4 5 dem Weibe zukommen (Steinbach). Da die Anlage der Wirbelsäule iu einer frühen Periode 38 Wirbel zählt, findet eine — bedeutende Eeduction statt, die sieb drei letzten schon zu einer einzigen liche Grenzen, Später wird gestellt (H. Fol). der am Oaudaltheil äußert. In der 6. Masse verschmolzen, und der 35ste 34ste durch die Concrescenz mit dem Woche besitzt sind die undeut- folgenden dar- Vergl. auch S. 177. Variationen an der Wirbelsäule. § 95 . Die vorhin dargestellten großen Abschnitte, gliedert, bieten in welche die Wirhelsänle sich keineswegs immer dieselben Zahlenverhällnisse dar. Die Zald der Halswirbel zeigt sich am am beständigsten, obsciion mit der Ansbildnng einer Rippe siebenten Wirbel ein Schritt zn einer Mindenmg geschieht. Dadurch wird jedoch der Cliarakter dieses Wirbels nicht vollständig verwischt. Ilänfiger sind die SchAvankungen in der Zahl der beiden folgenden Abschnitte. Die Gesammtzahl kann nm einen Wirbel vermehrt oder vermindert sein nnd dann , thoracale, bald der lumbale Abschnitt, der gcAvaim oder verlor. hiertür liefert das Verhalten der Rippen, deren terisirt. Vorkommen ist es bald der Die Entscheidung die l!rnstwirl)el ciiarak- Endlicii besteht eine SchAvaukung für die beiden genannten Abschnitte zusammengenommen innerhalb der Normalzahl, tmd zwar in der Regel eine Ver- mehrung der Bmstwirbel dnrcli Ausbildung einer Rippe am ersten typischen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Eumpfskelet. A. Wirbelsäule. 177 Lendenwirbel, oder eine (seltene) Eeduction der Brustwirbel durch Verkümmerung der letzten Rippe. Wie das Verhältnis zwischen Brust- und Lendeutheil von Rippen beherrscht wird, so treffen wir es auch zwischen Lenden- und Sacraltheil. Durch den Mangel am Sacrum (S. 174) kommen mannignicht blos am Sacrum selbst, welches sogar oder die Ausbildung der costalen Portionen fache Verhältnisse zum Ausdruck, aber in den verschiedenen Fällen formell ganz gleichartig sein Brust- und Lendenabschnitt, dem dem durch kann , sondern auch an die Sacralbildung die vorhin erwähnte VermohiTing oder Verminderung von Wirbeln zu Theil wird. eine gemeinsame Erseheinung zu Grunde, welche in In dieser Zeit bestehen 18 Thoraco-Lumbalvvirbel. 13. derselben ist normal eine Rippe vorhanden, wahrscheinlich auch noch am Der 26. Gesamratwirbel erscheint als erster Sacralwirbel. Dieser Befund wird Allen diesen Zuständen liegt früher Fütalperiode sich ahspielf. Am ll. durch eine allmähliche Verschiebung des Beckens nach vorne zu in den späteren übergefUhrt, wobei zugleich das 13. Rippenpaar sich rüekbildet. Wenn die Verschiebung des Beckens sich nicht vollzieht, so bleiben 18 Thoraco-Lumbalwirbel bestehen. Der letzte Fig. 125. zeigt derselben A dann eine Neigung zum B sacralen Cha- indem sein rakter, Theil lateraler einen Costalfortsatz trägt (Fig. 125 Q. Bei größerer Ausbildung dieses Fortsatzes bildet dieser Wirbel einen lumbo-sacralen Übcrgangswirbel. Der Eintritt dieses 8.Thoraco-Lumbalwirbels in’s Sacrum 1 ist nicht vollständig. weniger als Verschiedene Formen des Sacraltheiies der Wirbelsäule in Bezug auf die in das Saernm übergegaugenon Wirbel. immer Am Sacrum Neugeborener ist der Costalfortsatz jenes Wirbels viel später entfaltet, und auch beim Erwachsenen deuten gar nicht selten die Seitentheile dieses Wirbels auf nicht vollständige sacrale Ausbildung. Hierher gehört die Scheidung des Seitenfortsatzes vom Costalfortsatze, wie sie in Fig. 125 bemerkbar ist. Der Process der sacralen Verschiebung schreitet in einzelnen Fällen noch weiter und ergreift abnorm auch den 17. Thoraco-Lumbalwirbel Ivergl. Fig. B 125^-1). Das Sacrum rückt also aufwärts. Wie es vorne Zuwachs empfängt, so indem es einen Wirbel dem Caudalabschnitte übergiebt. Dieses verliert es hinten, Verhalten wirft Licht auf die frühzeitige Synostosirung der hinteren, die späte der vorderen Sacralwirbel. Von der, letzteren Wirbeln gegenwärtig zukommenden functioneilen Bedeutung sollte man den umgekehrten Gang der Synostosirung erwarten. Aber der späte Zutritt jenes Wirbels zum Sacrum erklärt auch das längere Getrenntbleiben dieses Wirbels von jenen Wirbeln, die schon früher Sacralwirbel waren und demzufolge früher verschmolzen Dem sind. verschiedenen Verhalten der Rippenzahl in Bezug auf Mangel oder Aushildung Gegenbaue, Anatomie. C. Auf!. I. 12 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 178 eines 13. Paares ist eine ähnliche Auffassungswuise zu Grunde zu legen wie beim SaAusbildung einer Rippenanlage oder Rückbildung derselben, und daraus hervorgehend: Vermehrung oder Verminderung der Brustwirbel und umgekehrtes Verhalten der Lumbalwirbel. Daraus geht aber auch die fundamentale Verschiedenheit der sogenannten orutn; Vbergangswirbel hervor. beurtheilt werden. der 12. und Diese müssen vorwiegend nach dem Verhalten zur Gesammtzahl dem oben Dargelegten zufolge Thoraco-lumbaler Übergangswirbel kann 13. (resp. 19., 20. Gesammtwirbel) sein, je nachdem eine 12. und sich einseitig ausgebildet hatte. Lumbo-sacraler Übergangswirbel kann der 24. Gesammtwirbel sich an diesen sein, je nachdem Wirbeln lumbaler oder 13. Rippe oder 25. sacraler Charakter erhält oder ausbildet. Die Wirbelsäule des Menschen stellt sich durch die Zahlenverhältnisse ihrer Wirbel Reihe mit jener der Anthropoiden. Beim Orang, Gorilla und Schimpanse bilden 16 Thoraco-Lumbalwirbel die Regel, 18 bei Hylobates. Dieser repräsentirt also einen niederen Zustand, während die erstgenannten einen in Vergleichung mit dem Menschen in eine weiter vorgeschrittenen darstellen, geworden indem der 24. Gesammtwirbel zum ersten Sacralwirbel Bei diesen Anthropoiden kann zuweilen aber auch der 25., beim Schimpanse sogar erst der 26. Wirbel als erster Sacralwirbel sich darstellen, was eine Verist. mehrung der Thoraco-Lumbalwirbel bedingt und damit eine Annäherung an den Befand beim Menschen, und sogar ein Zusammenfällen mit demselben. Ebenso geht an der menschlichen AVirbelsäule zuweilen eine Annäherung an jenen anthropoiden Zustand vor sich, indem der 24. Gesammtwirbel (der 17. Thoraco-Lumbalwirbel) sich zum ersten Sacralwirbel rippen reiht gestaltet sich (Fig. 125 A). Auch bezüglich Schimpanse mit 13, indes der Orang 12 Paare säule des der Zahl der persistirenden Brust- Hylobates mit 13 bis 14 Paaren zu unterst, daran der Gorilla und besitzt. Sonach reiht sich also die Wirbel- Menschen bezüglich der Zahlenverhältnisse zwischen jene des Hylobates und der übrigen Anthropoiden. Siehe E. Rosenbekg, Morpholog. Jahrb. Bd. Verbindungen der Wirbel unter I. sich. § 96. Die einzelnen Wirbel sind zur Wirbelsäule durch Handapparate vereinigt, theils zwischen je zwei Wirbel vertheilt sind, theils der Gasammtheit an- welche gehören. Die ersteren kommen ent- weder den Wirbelkörpern oder den Bogen und deren Fortsätzen zu. 1. Bänder zwischen den ein- zelnen Wirbeln: a) Zwischen den Wirhelkörpern finden sich Bandscheiben, intervertebralia. Ligamenta Sie schließen sich nnmittelbar der knorpelig bleiben- den intervertehralen Oberfläche je zweier Wirbelkörper an, gehen in dieselben coutinumlich über, wobei sie den Wirbelkörper etwas überragen. Sie bestehen ans einem äußei’en, aus faserigem Bindegewebe gebildeten Tbeile [Annulus fibrosus), welcher © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Rnmpfskelet. 179 A. Wirbelsäule. eine gallertige Masse (A^c/ews pulposus) (Fig. 126) umschließt. Die Dicke der Band- scheiben nimmt vom dritten Halswirbel bis gegen die Mitte der Brustwirbelsäule etwas ah, steigt aber dann allmählich, um an den letzten Lendenwirbeln ihr Maximum zu er- Die lumbo-sacrale Bandscheibe veijilngt sich aber nach hinten zu so bedeutend, dass sie keilförmig wird. Viel schwächer besteht dieses Verhalten an den reichen. vorhergehenden Bandscheiben. Am Sacrum sind die Bandscheiben anfänglich wie zwischen den übrigen 'Wirbeln bescliaffen, erfahren aber mit der Concrescenz der Sacralwirbel eine völlige Rückbildung. Die Bandscheiben sind nicht hlos Verhindungsapparate der Wirbel, sondern zugleich biegsame Polster, welche, zwischen die Wirbel geschaltet, für die Beweglichkeit der letzteren TOn Bedeutung sind. Dieser Function entspricht auch ihr Bau. Während der aus der Chorda dorsalis entstehende »Gallerthern« (S. 163) eine weiche, aber dabei elastische, Binnenraum des Annulus flbrosus füllende Masse vorstellt. Ist der letztere aus den con- centrischen Faserschichten zusammengesetzt. Die Faserzüge verlaufen in schräger Elchtung Zwischen den spiralig, wobei die der verschiedenen Schichten sich alternirend kreuzen. sehnigen Faserschichten dient lockeres Gewebe zur Füllung. Im Sacrum des Neugeborenen nehmen die Bandscheiben distalwärts an Stärke ab; die erste ist aber um vieles bedeutender, wie sich ja auch die Synostose zwischen dem und 2. Wirbel viel später ausbildet (vergl. S. 173). Zwischen dem letzten Sacralund ersten Candalwirbel (der sogenannten Synchondrosis sacro-coccijgea^ ist dieses Verhalten fortgesetzt und zwischen den übrigen Caudalwirbeln macht sich eine allmähliche 1. Rückbildung dieser Theile geltend. b) Bänder zwischen den Bogen der Wirbel: Ligamenta interm'uralia sind elastische Bänder, wmlche die Zwischenräume der Bogen ausfüllen. Ihre Färbung hat sie lÄgamenta ßava nennen lassen. Sie erstrecken eich je von der inneren Fläche und dem unteren Rande eines Wirbelbogens zum oberen Rande des nächstfolgenden Bogens herab, wobei eine schmale Furche die beiderseitigen trennt. Ihre Verbindungsstellen an den Knochen sind durch Rauhigkeiten ansgezeiclmet. Durch diese Bänder besteht hinter dem RUckgratcanal ein elastischer iutervertebralor Apparat, wie ein solcher vorne in den Bandscheiben, wenn auch im Speciellen verschieden ansgeführt, gegeben ist. Ara längsten und dickston sind die Digg. intercruraUa zwischen den Lendenwirbeln, am kürzesten zwischen den Brustwirbeln, und am dünnsten am Halstheile; zwischen dem Auch zwischen den Sacralwirbeln kommen sie 1. und 2. Halswirbel sind sie reducirt. vor, so lange dieselben noch nicht unter einander verschmolzen c) Bänder zwischen den Fortsätzen der Wirbel: 1. Zwischen den Gelenkfortsätzen: Ligamenta capsularia. lenkfortsätzen. sind. Diese umschließen die Gelenkhöhle zwischen den Ge- Nach Maßgabe der Beweglichkeit der verschiedenen Strecken der Wirbelsäule sind die Bänder schlaffer oder straffer. Ersteres besonders am meisten zwischen dem ersten und zweiten Wirbel. Die Verbindung der Cornua sacralia (S. 173) mit den Cornua coccygea einer Articulation hervorgegangen, so am scheint aus dass die jene Vorsprünge verbindenden Ligamenta Ihrer mit der Synostosirung des saero-coccygea brevia Kapselbänder gewesen sind. und des Steißbeines auftretenden Ossiücation ist oben gedacht. 2. Halse Sacrum Zwischen den Muskelfortsätzen: Ligamenta intertransversaria sind dünne Faserzüge zwischen den Querfortsätzen, mehr membranös an denen der Lendenwirbel, schlanker zwischen den Brustwirbeln. Sie sind ohne Bedeutung. a. 12 * © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 180 Zweiter Abschnitt. Der Querfortsatz des letzten Sacralwiibels verbindet sieb mit des ersten Caudalwirbels durch einen Va-sevsti^zig, äiis Liyammtum dem gleichen Fortsatze sacro-coccygeum Ossifleation dieses ursprünglich durch einen Knorpelstreif vorgestellten nicht selten bei sacraler Assimilirung des ersten Schwanzwirbels. Bandes laterale. trifft sich ß. Ligamenta interspinalta. Das die beiderseitige Eückenmnsknlatur median scheidende Bindegewebe nimmt bei der Entwickelung der Wirbelanlage die DornfortsUtze auf, welche in diese Schichte einwachsen. Allmählich formt diese eine die Dornfortsätze vereinigende Membran, deren einzelne Abschnitte jene Bänder vorstellen. Am Brnsttheile sind sie wenig ansgebildet, mehr zwischen den unteren Brustwirbeln und zwischen den Lendenwirbeln. Am meisten erstreckt sich die Membran am Halse über die Dornen hinaus, sogar zwischen die Muskuiatur des Nackens. Hier stellt sie in stärkerer Entfaltung das Nackenband (iißf. vor. Durch elastische Faserzüge bedeutend verstärkt, verläuft dieses zum Schädel zu der Protuberantia occipitalis externa. Bei Säugethieren, besonders solchen mit langem Halse, kommt ihm eine überaus mäch- tige Ausbildung Den freien zu. Hand des Nackenbandes bildet ein sehniger Strang, der bis zum Dorn und von da an schwächer ausgeprägt vom freien Ende eines des 7. Ilalswirbels verläuft, Doms zu dem des nächsten verfolgbar ist. Er stellt das Spitzmiand, Lig. apicum vor welches somit der verstärkte freie Hand der Ligg. interspinalia ist. (Fig. 14-1), 2. Dev gesanvnUen Wirbelsäule angehärige Bänder erstrecken sich an der vorderen und hinteren Fläche der Wirbelkörper längs der ganzen Wirbelsäule. Das Kreuzbein unterbricht sie jedoch, da seine Wirbel verschmelzen. Ligamentum Das vordere Längsband beverläuft an der Vorderfläche der folgenden Halswirbel sich verbreiternd zu den Brustwirbelkürpern herab. Von da tritt es über die Lendenwirbel zur vorderen Kreuzbeinfläche, auf der es in das Periost übergeht. An dem 2.-3. Lnmbalwirbel ist es lateral durch sehnige Fasern verstärkt welche der medialen Lendenportion des Zwerchfells angehören. a. ginnt schmal longitudinale anterius (Eig. 126). am vorderen Atlashöcker und ’ Über Bänder der Bandscheiben hinweg verlaufen die Faserzüge, ohne mit ihnen sie mit den knöchernen Wirb eikörpern besonders in der Nähe von deren Bändern sich fest verbinden. Vom letzten Sacralwirbel setzt die zu verschmelzen, während sich das Band verschmälert auf die Candalwirbel fort (Lig. sacro-coccygeura anterius). b. Ligamentum longitudinale posterius (Fig. 120). Das hintere Längsband beginnt breit vom Körper des Hinterhauptbeines noch innerhalb der Schädelhöhle, mit der harten Hirnhaut sowie mit dem zwischen Schädel und den beiden ersten Halswirbeln befindlichen Bandapparat verbunden. Von da an erstreckt es sich im Küekgratcanal an der Hinterfläche der Wirbelkörper bis zum Sacrum herab, in dessen Canal es verschmälert endet. Den Bandscheiben ist es mit verbreiterten Strecken fest verbunden, während es die Wirbelkörper schmal UberbrUckt. Auf die Caudalwirbel erstreckt sich eine ähnliche Fortsetzung, wie sie oben vom vorderen Längsband erwähnt wurde, das Lig. sacro-coccygeum posleriua. Vom letzten Caudalwirbel verlauft ein Faserstrang zum Integument, welches hier nicht selten eine — vertiefte Stelle [_Foveola coccygea, S. 80) darbietet. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Eumpfskelet. 181 A. Wirbelsäule. Verbindungen der Wirbelsäule mit dem Schädel (Articulatio s. occipitalis cranio-vertebralis). § 97. Während an der Wirbelsäule die Verbindungen der metameren Elemente unter Art zu Stande kommen, einmal sich auf zweierlei hang der Wirbel au ihrem Körperstüoke durch in dem ursprünglichen Zusammenund dann die Intervertebralscheibe, an den Bogen, auch durch deren Gelcnkfortsätze, so treten in der Cranio-vertebral- Man muss Verbiiidung neue Einrichtungen anf. stellen und von einfacheren Verhältnissen erworben vor- sich dieselben als Zwischen Cranium und erstem ableiten. Halswirbel findet sich nämlich nur eine basale Verbindung; eine den Bogenverbin- dungon der Wii'belsäule entsprechende ist duug Am aber modificirt. ist tale basilare) Occipitale ist die Gelcukfläche Jene Basalverbin- vom Körper Am constituirt sind. ist (S. am Atlas ist die Massae 108), ganz auf die und GelenMäche, da der Körper zum Theil So entstand ein laterales gertckt. in zwei Hälften getrenntes Gelenk, Atlas noch dadurch erkennen seitigeu (Occipi- auch auf die Seiteutheile übergetreten, und hat sich in zwei Gclcnk- flächen gesondert, welche je durch die Bestandtheile des Hinterhauptbeines tetes Dar- hier nicht zur Entfaltung gelangt. auf gründet sich die viel freiere Beweglichkeit des Cranium. lässt, (S. 202) eliminirt lateral entfal- welches seinen basalen Charakter auch dass der erste Spinalnerv hinter dem jeder- Gelenke seinen Austritt nimmt und nicht vor demselben, wie die übrigen Nerven. Der Kopf hat aber auch den zweiten Halswirbel tion gezogen, indem der Körper des ersten Wirbels in ins Bereich der Articula- den Zahnfortsatz des Epi- Demgemäß finden die Bewegungen 1) In dem von den beiden Condylen stropheus sich urabildete. des Kopfes in zwei Gelenkcomplcxen des Occipitale und den sie statt. aufnehmenden Pfannen des Atlas gebildeten Atlanto-occipital-Gelenkc seitliche Be- gehen die Streck- und Beugebowegungen des Kopfes, auch geringe wegungen vor die sich. 2) Die Verbindung zwischen Atlas und Epistropheus vermittelt Drehbewegungen, indem der auf dem Atlas ruhende, mit diesem jeweils eine Einheit bildende Schädel auf dem Epistropheus rotirt. Zu den Gelenken kommen noch besondere ligamentösc Vorrichtungen. Atlanto-occipital-Verbindung. Sie wird vorwiegend durch die zwischen den Occipitalcondylen und den pfannenartigeu oberen Gelonkflächen des Atlas bestehende Articulation vorgestollt. Die Oberflächen beider Condylen sind dabei als räumlich getrennte Strecken einer einheitlichen Articulationsfläche anzusehen, da sie ihre Bewegungen gemeinsam vollziehen. Jene Fläche entspricht der Die. Bewegung von vorne nach hinten und umgekehrt eines eUipsoiden Körpers. geht um die querliegende nach der Seite um Längsachse dieses Ellipsoides vor sieh die sagittal gerichtete Kapselband erstreckt 'sich , die Bewegung Die Pfannen des Krümmung der Condylusflächen. Ein vom Umfange jedes Condylus zum Umfange Atlas entsprechen in ihrer Gestaltung der schlaffes Querachse desselben. der bezüglichen Gelenkfläche des Atlas. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 182 Zweiter Abschnitt. sich vom vorderen wie vom hinteren Bogen des Atlas zur des Hinterhauptloches verlaufende Membranae obturatoriae. Die M. at- Daran schließen Umgebung lanto-occipitahs anterior erstreclct sich vom vorderen Bogen Fläclie des Körpers des Hinterhauptbeines. Sie ist des Atlas zur unteren eine median verstärkte Fort- setzung des vorderen Längsbandes der Wirbelsäule, in welche vom Körper des Epistrophcus her starke Faserzüge übertreten. Die dünne, schlaffe 3F. atl.-oceipiialis posterior erstreckt sich des Foramen magnum. in vom Sie wird von der Arteria vertebralis bei ihrem den Eückgratcanal durchsetzt. Eine ähnliche Membran hinteren zum hinteren Umfange hinteren Bogen des Atlas Eintritte findet sich zwischen dem Bogen des Atlas und dem Bogen des Epistrophens. Atlanto-epistropheal- Verbindung. In diesem »Drehgelenke« des kommen mehrfache Articulationen in Betracht. Der mit seinen unteren Schädels Gelenkflächen Fig. 127. Epistrophens auf den oberen des lagernde Atlas nimmt mit seinem Ausschnitte den Zahnfortsatz des Epistrophens auf. Eine Ge- lenkfläche an der Vorderseite jenes F ortsatzes artioulirt mit einer gleichen an der Hinterseite des vorderen Bogens des Atlas (Fig. 127). Bei der Dreh- bewegung des Atlas (sammt dem Schädel) geht die Achse dnrch den ZahnStarke Ligamente sichern fortsatz. Horizontalsclinitt durch Atlas des EpLstropheus. und Zahufortsatz die Lage des Zahnfortsatzes, ohne der Bewegliclikeit Einlialt zu thun. Kapselbänder von schlaffer Beschaffenheit verbinden die unteren fläohen des Atlas mit den oberen des Epistrophens. Auch zwischen und vorderem Bogen des Atlas (Atlanto-odontoid-Gelenk) besteht Gelenk- Zahnfortsatz ein schlaffes Kapselband. Als Hilfsbänder bestehen aber starke Faserstränge, welche 1. die Ligamenta alaria (Fig. 129j, zwei kurze, Theile des Zahnes lateral ansgehen. vom oberen Fig. 12S. Fig. 12ü. Bandapparat zwischen Occipitale und den WT T»- -1 T, "beiden ersten Halswirbeln, bei geöffnetem Eückgratcanal von hinten gesehen. big. 128. Nach Entfernung der den Bandapparat deckenden Membran. Fig. 1211 Nach Entfernung des Ligamentum crnciatum. ^ © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knmpfskelet. I. 183 A. Wirbelsäule. uud divergent zur medialen Fläche der Condyli occipitales emporsteigen. Sie be- 2. Von der Spitze dos Zahnes festigen sich da an der rauhen, medialen Fläche. geht das mechanisch unwichtige Lig. apicü (suspens.) zum vorderen Umfange des Hinterhauptloches (Fig. 120). 3. In seiner Lage zum Atlas wird der Zalmfortsatz durch das Lig. transversum festgehalton (Fig. 127). Es ist jederseits au einer un- ebenen Vertiefung am Atlas befestigt und verläuft verbreitert über die hintere Fläche des Zahnfortsatzes. Von der Verbreiterung aus erstrecken sieh Fascrziige in longitudinaler Richtung aufwärts und abwärts. Die ersteren bilden ein schmales, zum Occipitale tretendes Band. Die etwas kürzeren, abwärts gehenden Züge inSo wird das Lig. transversum zu einem seriren sich am Körper des Epistropheus. Lig. cruciatum (Fig. 128). Eine das Lig. cruciatum überdeckende Membran erstreckt sich breit vom Körper des Epistropheus zum Occipitale und schließt den ganzen Bandapparat vom Eückgratcanal aus. Ungeachtet der Beweglichkeit des Schädels auf den ersten Ilalswirheln hleibt doch der Basis des Occipitale und dem Zahn des ein unmittelharer Zusammenhang zwischen Epistropheus. Das erwähnte L. apkia {Ug. Suspensorium dentis') (Fig. 129) verläuft als feiner Bandstreif, vom oberen Schenkel des Kreuzbandes gedeckt, zwischen jenen Theilen. auch im Verhalten der Chorda dorsalis. intervertebraie ist auf Rechnung der Beweglichkeit zu Ligamentum Die Reduction dieses Über den Theilen sich entfaltet hat. setzen die zwischen den von ihm verbundenen Er entspricht einem Zwischenwirbelkörperbande , — Mechanismus dieser Gelenke s. L. Geblaoh, Beiträge Die Wirbelsäule z. Morphol. etc. 1884. als Ganzes. § 98. Die Differenzirung der größeren Abschnitte der Wirbelsäule war das Ergebnis außerhalb derselben befiudlicber Paotoren (vergl. oben 8. IG 5), ebenso ist auch die Gestaltxtng des Ganzen in seiner vollständigen Ausbildung als Wirkung äußerer Momente aufzufassen. In einem frühen Embryonalzustande erscheint die Wirbelsäule in einfacher dorsaler stand kann man eine als Wölbung mit Anpassung an ventralen Körpertheilc sich vorstellen. in einer die ventraler Concavität. Diesen Zu- minder in die Länge gestreckten In späteren Stadien treffen wir die Wirbel minder von der Geraden abweichenden Linie. Noch beim Neugeborenen Krümmungen erst augedeutet. Krümmungen liegt an der Lumbo-sacral- Verbin- sind die später sehr ausgeprägten Die bedeutendste dieser dung, sie bildet das Promontorium (Fig. 130 P';. Beim Neugeborenen zwar schon vorhanden, aber doch wenig ausgeprägt, bei vielen Säugethieren ganz fehlend, entfaltet, hat es beim Menschen mit der Aufselbst bei den Antliropoiden wenig aufrechten Stellung des Körrichtung des Rumpfes und der daran anknflpfenden Der gewonnen. Sacralthoil der Wirbelsäule Ausbildung pers seine bedeutendste wird durch das Becken nntl die damit verbundenen auch ferner den Rumpf, und zwar ihn anssebließlicb tragenden Hintergliedmaßen noch tlieilweise ln seiner ur, sprünglichen Lage erhalten (Fig. 130). Beziehungen nicht maßgebend, ihrem Lendentheile änderten Belastung. oft am (/) unteren Abfalle die präsacrale Wirbelsäule sind diese sie folgt einer vorwärts, auf An Für Grund anderen Richtung und wölbt sich an ihrer mit der veränderten Stellung ge- dieser vorderen Convexität des Lendentheils drückt sich zum Promontorium liin noch eine Spur einer Vorwärts- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 184 Zweiter Abschnitt. neigung der gesammten Wirbelsäule aus. Der vierte Lendenwirbel entspricht meist der Höbe der Convexität. Die ersten Lendenwirbel dagegen treten in eine vordere Concavität (//t), welche sämmtliche Brustwirbel und auch die Fig. l3o. letzten Halswirbel umfasst und compensatoriscb wirksam wird. eine zweite Convexität (c) Bezug auf in Durch gebildet. die Lendenwölbung die ersten Halswh-bel wird Sie entspricht der Belastung der Halswirbelsäule durch den Kopf. So knüpft sich an die Ertoerhuny der aufrechten Stellung des Rumpfes eine ganze Reihe von Veränderungen der Configuration der Wirbelsäule, die im Promontorium ihre erste und ergiebigste Krümmung empfängt. Wie das Promontorium ausprägt, so gewinnen auch sich die nach der Geburt bedeutender übrigen Übung des aufrechten Ganges und der Krümmungen mit der dabei wirksamen Belastung der Wirbelsäule an Bedeutung und zeigen im ausgewachsenen Zustande des Körpers, bei vielen, vorzüglich von der Körperhaltung abhängigen individuellen Schwankungen, doch im Wesentlichen übereinstimmende Befunde. Diese Krümmungen steigern sich bei lung). momentaner Zunahme der Belastung (bei aufrechter StelDagegen werden sie bei Abnahme der Belastung gemin- dert (in liegender Stellung). säule ist davon die Folge. Eine größere Streckung der WirbelDie Wirkung der Belastung äußert auch in der Keilform der Wirbolkörper, wie sie am beam letzten Lendenwirbel sieb darstellt, und auch an den Bandscheiben bemerkbar wird. Sie ist aber nicht der sich Wirbelsäule im medialen Darcbschnitt. deutendsten einzige Factor, der die Krümmung der Wirbelsäule im Individuum heiworbringt, da jene Krflmmnngeu sebou während der Fötalperiode sich zu bilden beginnen, wo von einer Belastung der Wirbelsäule im Sinne des späteren Zustandes nicht die Eede sein kann. Die Art der Verbindung^ der AVirbel unter einander gestattet den einzelnen Maß von Beweglichkeit. Dieses summirt sich aber für die Wirbelcomplexe vom Kreuzbein abgesehen und ermöglicht damit der gesammten ein geringes — — Wirbelsäule größere Excursionen. Die Fortsätze der Wirbel fungiren dabei als Hebelarme, insofern an ihnen Muskeln zur Bewegung der Wirbelsäule befestigt smd. Ähnliches leisten unter gewissen Umständen auch die Rippen. Die Elasticität eines Theiles des Bandapparates wii-kt compensatoriscb, indem sie das durch gestörte Gleichgewicht wieder herstellt. Wie die Ligg. inter- die Musculatur oiuialia hinten, so kommen die Bandscheiben vorne in Betracht. Verbindung der Wirbelkörper inittels der Bandscheiben wird eine Allseitigkeit der Bewegung gestattet. Diese wird durch die Articulationen der Wirbelbogen beschränkt und zwar je nach dem verschiedenen Verhalten der Gelenkflächen jener Articulationen. Die Bewegungen der Wirbelsäule sind daher weder an allen Abschnitten von gleicher Art noch von gleichem Umfange. Durch 1. die Die Bewegung um eine Querachse liefert die als Streckung oder Beugung unter- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Bumpfskelet. I. B. Eippen nnd Brustbein. 185 schiedenen Actioneii. Die Beugung, als die naeli vorne gehende Bewegung, ist die bei weitem bedeutendere Exoiirsion, denn die in entgegengesetzter Kichtung stattfindende Bewegung, die fortgesetzt gleichfalls Beugung ist (Dorsalbeugang) findet in der Regel , Nur bald an der Stellung der Gelenkfortsätze eine Schranke. Auch den unteren der Halswirbel gestatten der Dorsalflexion ein größeres Maß. sowie den Lumbalwirbeln 2. Die frontale gestattet sie 3. um Die Bewegung Lendentheile ist die Bewegung um die schrägen Gelenkflächen Thoracal- eine Querachse ausführbar. eine Sagitlalachse besteht in Exourslonen nach der Seite. Am wegen der Krümmung der Geleukflächen am wenigsten ausführbar. Stellung der Ärticulationsflächen an den letzten Hals- und den Brustwirbeln dagegen. An den oberen Halswirbeln ist sie wieder mehr beschränkt. ist sie Die Bewegung um eine Verticalachse findet an den Brustwirbeln die günstigsten Verhältnisse, da deren Gelenkflächen in einem Kreisbogen liegen, der sein Vom 4. Brustwirbel an fällt es sogar noch in "den 'Wirbelkörper. besitzt. Centrnm vorne Am lumbalen Abschnitt dagegen bestehen die ungünstigsten Verhältnisse, Die mindeste Beschränkung der Bewegung kommt also dem Halsabschnitt zu, daran reiht sich der Brusttheil, während am Lendenabschnitt die relativ größte Beschränkung besteht. Der die Wirbelsäule durchsetzende Canal (Rückgratcaual) entspricht bei seiner an dem Rückenmark, welches er nebst die Genese der Wirbel geknüpften Entstehung genau dessen Hüllen umschließt. Allmählich treten diese Beziehungen etwas zurück, ohne dass Am weitesten erscheint er, jedoch die einmal gewonnenen Verhältnisse verloren gehen. wo ihn der Atlas umschließt. Am 2. Halswirbel wird er etwas enger, bleibt aber immer noch durch den ganzen Halsabschnitt von bedeutendem Q\ierdurchmesser. Dieser vermindert sich mehr am Brusttheil unter geringer Zunahme des sagittalen Durchmessers, so dass der Querschnitt Lendenwirbel dieser Ist Am fast kreisförmig wird. beide Durchmesser, und in der Lendengegend am nimmt letzten Brustwirbel Im Sacrum bedeutendsten. findet dann eine Verengerung unter verwaltender Verkürzung des Sagittaldurchmessers zweiten Sacralwirbel an am meisten vergrößern sich der Querdurchmesser zu. Am letzten allmähliche statt; diese ist vom ausgeprägt. Die Krümmung des Sacraltkeiles der Wirbelsäule tritt erst nach der Geburt deutlicher Sie betrifft vorwiegend den dritten Sacralwirbel, da die beiden ersten durch die Ileo-sacral-Verbindung gegen eine die Krümmung bedingende Einwirkung geschützt sind. Als eine solche Einwirkung darf der Muskelzug gelten, welcher von dem von den auf. unteren Sacralwirbeln entspringenden, erst mit der Erwerbung der aufrechten Körperstellung bedeutende Volumentfaltung erlangenden M. glutaeus maximus ausgeübt wird. Bezüglich der Memoirs No. Lendenkrümmung beim Menschen und 2. Dublin 1886. B. s. Cuniiingham Rippen und Brnstbein. § 99 An bei den Affen Royal Irish Academy. - der Wirbelsänle befestigte, ventralwärts gebende spangenartige SkeletRippen [Costae). Bei niederen Wirbeltbieren sind sie über die tbeile bilden die ganze Rumpfvvirbelsänle gleiobm.äßig ein Tbeil davon rndimentär oder gänzlicb versebwinden. behandelt worden. Ausbildung. Von vertbeilt, in den böberen Abtbeilungen wird verscbmilzt mit den Wirbeln, wäbrend andere Solche Rippenrudimente sind oben mit der Wirbelsäule Ein anderer Tbeil der Rippen erhält sieb in selbständiger Menschen in der Regel zwölf Paare, den diesen bestehen beim © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 186 Brustwirbeln zugetheilt, Brustrippen. Sieben davon treten in mediane Vereinigung. Von den Wirbeln sich knorpelig differenzirend her nach vorn zu , fließen diese Rippen in einer gewissen Fötalperiode jederseits mit ihren Fig. 131. Enden zusammen und Sternalleiste, welche eine bilden longitudinale Leiste, anderseitigen der allmählich sich nähert und schließlich mit ihr verschmilzt (Fig. 131). sind die Ventrales Ende der ersten 7 Eippenpaare mit der Sternalleiste; von einem 3 cm langen Em'bryo. (Nach G. ÄUGE.) diese Dann Rippen durch ein medianes Knorpelstück Anlage des Brustbeins — — verbunden und bewahren diesen Zusammenhang, wenn sie auch später in verschiedenem Maße vom Brustbein sich abgliedern, d. h. nicht mehr cöntinuirlich in dasselbe übergehen. Das Brustbein ist also ein Product der Rippen. Diese Fig. 132. zum Brustbein gelangenals wahre Rip- den Rippen werden pen [Costae verae] von den fünf letzten Paaren, den falschen Rippen (C. spuriae), unterschieden. Diese erreichen das Brustbein nicht mehr. Drei Paare gewinnen aber insofern demEnde den eine indirecte Verbindung mit ihr vorderes selben, als je vorhergehenden Rippen anlagert. Nur die zwei letzten Paai’e mehr zu selbst nicht dung, sondern Leibeswand. enden Sie sind weglicher als die kommen dieser Verbinfrei in der demnach be- übrigen, daher; Costae ßuetuantes. Wenn der Zusammenhang mit dem Brustbein den vollkommeneren Zustand ausdrückt, so ist in den anderen Rippen eine allmählich geringere Ausbildung zu erkennen, die von oben nach abwärts und in fortschreitet den Costae flnetuantes un- vollständig entfaltete Rippen erschei- nen lässt. Diese vermitteln so den Übergang zur Lendonregion, an der in der Regel gar keine Rippen sich erhalten. Sämmtliclleu ZUr Entwickc- ßechte Thoraxhälfte in seitlicher Ansicht. lung gelangenden Rippen erhält sich der völlig knorpelige Zustand nur eine kurze Zeit. Der größere Theil der Kuorpel- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Spange ossificirt, Eumpfskelct. und außer einem B. 187 Eippen und Brustbein. unanselinliclien Knorpelreste an dem vertebralen nur am entgegengesetzten, ventralen Ende ein knorpeliges Stttck bestehen, Ende Wir unterscheiden also an jeder Pappe einen knöchernen und Rippenknorpel. der bleibt Die schlanke Gestalt dieser Skelettheile verleiht ihnen einen relativ hohen Grad von Elasticität, welche durch das knoi-pelige Endstück einen knorpeligen Theil. bedeutend erhöht wird. Die Elasticität der einzelnen Eippon theUt diese Eigenschaft dem gesammten Bru$l- Diese Elasticität nimmt ab in dem Maße, als der Knorpel seine ursprünglich hyaline Beschaffenheit aufgieht. Er wandelt sich stellenweise in Faserknorpel um, und korb zn. wird im höchsten Alter durch Verkalkung spröder. Kippen erfährt mit dem Alter eine Minderung. Auch die Elasticität der knöchernen Die einzelnen Rippen folgen sieh in schräg abwärts gerichteter Stellung, durch ziemlich regelmäßige Zwischenräume {Spatia mtercostalia) getrennt, an Ijängc, und auch sonst in der Gestaltung einzelner Verhältnisse von einander ver- Thoschieden. Sie zeigen sich in dieser ITinsicht abhängig von dem Umfang der von und Wirbelsäule Verbindung mit der der von darstcllen, sie raxstrecke, die Weicbtheilen mancherlei Art, die mit ihnen in Zusammenhang treten. den vertebralen Enden der Eippen vermittelt eine verdickte Partie, das Die Articnla(Big. Iö3 u. 134), die Verbindung mit den Wirbelkörpern. diese Fläche Rippe ist ersten An der tionsstolle zeigt eine Uberknorpelte Fläche. zwei schrägin sie sich beginnt an dritten der oder zweiten der Von einfoch. An Capüulum durch eine quere Kante (^Crista capituli) getrennte Facetten zu theilen, davon die obere gewöhnlich die kleinere bleibt. Dieses Verhalten entspricht der Verbindung mit je zwei Wirbelkörpern (S. 169), indem die zweite oder dritte Rippe noch auf den je vorhergehenden Wirbelkörper übergreift. So verhält es sich bis zur zehnten oder elften. Au diesen wird die Gcleukfläche gegen einander gestellte, wieder einfach, da jede dieser Eippen sich nur Einem Wirbel anfügt. An den oberen Eippen prägt sich in einiger Entfernung vom Capitulum eine Articulation mit den Querfortsätzen der Wirbel aus. Die überknorpelte Gelenkliegt an einem deutlichen Vorsprung, dem fläche Fig. 133. Frocessiis spiiiosun raftercufem, wel- ches an den ersten nach hinten, an folgenden den zugleich abwärts gerichtet ist. An der zehnten, zu- weilen schon au der achten ist das Höckerchen undeutlich und entbehrt von da an der Gelenkfläche; an den zwei letzieu »iclb. Je nach der Ausbildung des Tuberculum ist die zwischen ihm und dem Capitulum befindliche Strecke schärfer abgegrenzt, deutlicher an den 5—7 oberen Eippen. Sie bildet den Eipponhals, Collum costae. An den mittleren Rippen gewinnt der © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 188 Zweiter Abschnitt. Hals an Höhe, an den unteren geht er ohne Grenze in den Körper der Hippe Uber. Von seinem oberen Hand erhebt sich der Länge nach eine Leiste (Crista colli) meist erst von der dritten Rippe an deutlich wird. die den Als Brustraum umziehende Spangen besitzen die Rippen eine äußere und eine innere Fläche, welche in mehr oder minder deutlichen Kanten Zusammentreffen. der An ersten Rippe (Fig. 134) erscheinen diese Flächen als obere und untere. An der zweiten Rippe ist die äußere Fläche noch schräg aufwärts gerichtet. Von der dritten an nehmen diese Flächen eine mehr senkrechte Stellung ein. Fig. 134. — Die Länge der Rippen nimmt bis zur 7. 8. zu, von da an wieder ab. Die Krümist im Allgemeinen derart verschieden, dass die oberen Rippen größere Abschnitte mung eines kleineren Bogens, die unteren kleinere Abschnitte größerer Bogen vorstellen. Genauer betrachtet ist dieser Bogen nur an der letzten Rippe ein Tlieil eines Kreises. An allen übrigen zerfällt er in zwei oder auch drei Strecken, welche Kreisbogen mit verschieden langen Radien angehören. sich immer der Wirbelsäule zunächst. Die Bogenstrecke mit kürzerem Radius befindet (Akby.) Die schräge Stellung der Rippen ist noch mit einer anderen Krümmung verbunden, die^ einen Theil einer Spirale Die Krümmung der Rippen lie^t vorstellt. also nicht in Einer Ebene. Eine fernere Eigenthümliehkeit erscheint in einer lateral vom Halse gelegenen Stelle, an der die Rippe einen nach hinten und lateral © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Eumpfskelet. Winkel gerichteten stumpfen Eippen und Brustbein. B. bildet. 189 Dieser Angulus costae (Fig. 133, 134) entsteht durch hier sich befestigende Muskeln und liegt an der ersten Eippe dicht am Tuberculum. Von da an rückt er immer weiter lateral wärts. An den letzten Eippen An den mittleren Eippen beginnt der Eippenkörper ist er nicht mehr erkennbar. vom Winkel an höher zu werden. Ein abwärts Wand einer an der Innenfläche der gerichteter Vorsprung bildet die Eippe bemerkbaren Furche des Sulcus costalis, , des unteren Bandes, jedoch der längs nicht ist Eippe sich erstreckt. Eippe fehlt er. Au er wenig deutlich. ist durch die Beziehungen zu Fi?- 135. bis in’s letzte Drittel der An der ersten und letzten den diesen nächsten Die erste Hippe Nachharorg.i neu besonders ausgezeichnet (Fig. 1.34/). Eine Rauhigkeit der oberen Flache dicht am Sternalendo bildet die Anfügestello eines Bandes Zwei des Schlüsselbeins. leichte, lateral convergi- Eindrücke sind aus der Anlagerung von großen Blutgefäßen hervorgegangen {Impressiones rende arteriae et vertue subclaviae^ deutlich. Sie sind nicht Zwischen beiden ist hebung, zuweilen ein Hücker, die (T. Lisfrancii)*), eine Tuberculum Anfiigestelle scalenus anticus, bemerkbar. scaleni des Musculus Hinten und von der Impressio arteriae subcl. immer leichte Er- ist lateral wieder eine Rauhigkeit (für den M. scalenus meditis) vorhanden, noch deutlicher ist an der zweiten Rippe eine Tuberosilas ausgeprägt (Fig. 134 //), welche einer Zacke des M. serratus anticus major als Ursprung dient. Die Rippenknot'pel sind an der Übergangsstelle etwas verdickte Fortsetzungen der knöchernen Eippen. Der Knorpel ist weniger abgeplattet als die knöcherne Rippe, zuweilen fast oylindrisch. Die Länge der Knorpel nimmt bis zur siebenten Eippe zu (vorgl. Fig. 135), von da an wieder ab, so dass die beiden letzten Rippen nur kurze, zugespitzt auslaufende Knorpelenden tragen. Ecebte Thoraxhälfte von vorn. Der Knorpel der ersten und zweiten Eippe verläuft in der Richtung des Eippenknoehens. Auch jener der dritten Rippe setzt in der Regel die Richtung seiner Rippe fort. Er nimmt ziemlich genau die Mitte des Seitenrandes des Brustbeins ein. Die folgenden Knorpel der wahren Rippen zeigen ilire Sternalverbindungen immer dichter an einander gedrängt. Der Knorpel der vierten Rippe bildet an seiner Verbindung mit der knöchernen Eippe einen Winkel, der häufig schon an der dritten Eippe angedeutet, an der fünften Eippe aber weiter ausgebildet ist. Die sechste Eippe zeigt diese Knickung stets am Knorpel, ebenso verhält sich der Knorpel der siebenten Rippe. ) J. I.ISFRAVC, Chirurg zu Paris, geh. 1790, j- 1847. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 190 Zweiter Abschnitt. Die Knorpel der fünften und sechsten, sowie jene der sechsten und siebenten Eippe stehen nicht selten durch Vorsprünge unter einander in Verbindung. Dem unteren Eande des Knorpels der siebenten legt sich jener der achten verjüngt auslaufend an, und ähnlich verbindet sich der Knorpel der nennten mit dem der achten. Zuweilen gelangt auch der achte zur Sternalverbindung. Der Knoj-pel der siebenten Eippe setzt sich in der Ecgel vor dem Schwertfortsatz an. Auch beim Knorpel der achten Eippe Wie bei allen am Ende das der Fall, ist wenn er das Sternum erreicht. eines Abschnittes bellndlichen Skelettheilen, so ist auch im Bereiche der letzten Rippen eine große Schwankung der AusUldung zu beobachten, liier gelangen die bei der Wirbelsäule dargestellten Verhiiltnisse Die (§ 95) zur Geltung. letzte Rippe ist zuweilen auf ein unansehnliches Volum reducirt. Ein solches Rudiment als dreizehnte Rippe ist nicht selten und erklärt sich ans dein Fortbestehen und der Weiterbildung der normal vorkommenden Anlage dieser Rippe, die auch ohne Verminderung der Zahl der Lendenwirbel bestehen kann. Die zwölfte Rippe trifft sich dann meist in bedeutender Ausbildung. Auch die elfte Rippe ist nicht selten länget. Für Ausdehnung spricht das öftere Vorkommen eines Knorpels im Muse, obliquus internus, genau in der Fortsetzung des Knorpels der elften Rippe. Alle diese Vorkommnisse bezeugen eine ursprünglich größere Rippenzahl', ebenso wie der ihre ursprünglich weitere Umstand, dass die achte Rippe nicht selten noch zum Sternum gelangt. Darin lassen Anschlüsse an das Verhalten der anthropoiden Affen erkennen. Theilungen der sich distalen Enden körpers gehören der knöchernen Rippen mehr ins Bereich unter vorhergehender Verbreiterung des Rippen- der excessiven Bildungen und linden aus dem nor- malen Entwickelungsgange keine Erklärung. Die Ossiftcation der Rippen beginnt in der 9. 16. Woche des Fötallebens. Vom 8. 15. Lebensjahre entwickeln sich Epiphysonkerne im Capitulum und Tuberculum, die zwischen dem 15. 26. Jahre mit dem Ilauptstiick der Rippen verschmelzen. — — — § 100 Das Brustbein (Sternum) ist . das Product der vorderen Vereinigung einer Anzahl von Kippen. Die von deren ventralen Enden jederseits gebildete knor130) nähert sich allmählich der anderseitigen, und beide treten in mediane Vereinigung über, wobei die Verschmelzung pelige Längsleiste (Fig. Fig. 1.30. von vorne nach hinten stattfindet (Fig. So entsteht ein 136). medianer nnpaarer Skelettheil, der nach seiner Verknöcherung Knochen einen breiten platten bildet, an welchem mau oder minder getrennte Alischnitte zu unterscheiden drei, mehr Das Manuhrium. Körper, und daran ein pflegt. oberste, breiteste, aber kurze Stück ist der TTandgrifl', An ihn reiht sich das längste Stück als kleines, meist knorpelig auslaufendes Stück, welches keine mehr trägt, der Schwertfortsalz, Processus xiphoides s. Rippen ensifor- mis. Während Ilandgrifl' und Körper durch mediane Verschmelzung der Sternalleisten entstehen, legt sich der Schwertfortsatz als Anlage dos Brustbeins. ein discretes Gebilde wahrscheinlich von dem übergegangenen Endstücke des achten Das Manubrium verdankt mit dem Schlüsselbein, dem seine es eine erscheint als paariger Knorpel, an, nicht (resp. in die jederseitige der Sternalleiste neunten) Kippenpaares abstammt. voluminösere Ausbildung der Verbindung mediane Stütze abgiebt. Es ist bei allen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Eumpfskelet. I. und ein ansehnliches Stück des Brustbeins sitzen, tritt an Volum zurück, ist, oder wo die Clavicula Fig. 137. A Incisura jugularis verkümmert der Körper aus- sogar geringer als ist 191 Kippen und Brustbein. ausgebildete Clavicula be- eine die Säugetliieven, B. Zu jener Verbindvmg dient ein Ausschnitt am oberen seitlichen Rande Incisura clavicularm (Fig. 137). Durch die vorspringenden oberen Ränder dieser beiderseitigen Abschnitte wird ein me- gebildet. : dianer, dem Halse zugekehrter Ausschnitt, Incisura Unterhalb der Incisui'a ola- jugularis, abgegrenzt. des Mannbrium, dient eine am Seitenraude vicularis, rauhe Stelle der Verbindung mit dem Knorpel der ersten Rippe (1). verbreitert sich Der Körper etwas, um dann Rande für fügt die Rippenknorpel. dritte, — Das an der Verbindungs.stelle sich zwischen Mainibrinra und Körper an, das vierte in seinem finden sich kleine Ausschnitte {In- cisnrae coslales) zweite Paar dem mit An zu vereinigen. sich Schwertfoi-tsatz lateralen gegen sein Ende wieder verschmälert dritte und gleichem Abstande wie das zweite und während das Paar vom vierten durch fünfte geringere Distanz getrennt und das sechste und ist, siebente dicht an einander dem Ende des Körpers ansitzen. Der Schwertforlsatz des Sternum. Zuweilen der variabelste Theil ist ist durchsetzt (Fig. 137), oder er und von einem Loche er ist Fig. 13.8. gabelig getheilt deutet durch beides seine Entstehung ans einer paarigen Bildung an. Er theilweise knorpelig. Erst sirt er tritt mit Ideibt lange ganz oder im höheren Alter synosto- dem Körper. Die Tersobmelzung von Körper und Mannbrium zwischon früher ein. Ausnahmsweise entsteht Häufiger erhält sich schen beiden eine Gelenkhöhle. Mannbrium, wobei der ursprüngzwischen jenem und dem Körper des Sternum die Beweglichkeit des lich befindliche Knorpel, der eine ln Höhe von 6 mm erreicht laserknorpel sich seiner Mitte der Quere nach in eine Winkelbegünstigt Verhältnis Dieses umwandelt. stellung des wenn auch auttritt Mauubrium nicht (^Angulus zum Brustbeinkörper ausschließlich, Ludovici)*). bei Nach , die, Lungenphthise entstandener *) Ch. A. Louis, Atzt in Paris, geb. 178i, y 1872. Knorpeliges Brustbein eines Neugeborenen mit den Knochenkernen. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 192 Zweiter Abschnitt. Synostose wird die Grenze zwischen Mannhrinm und Körper durch eine quere ErhabenSolche finden sich auch zwischen den beiderseitigen, die Rippenenden heit ausgedrückt. aufnehmeuden Incisuren des Körpers, und sind auch hier der Ausdruck einer stattgehabten Die Ossipcation des Körpers des Brustbeins geschielit nämlich mittels mehr- Synostose. facher Knochenkerne. Nachdem in der letzten Fötalperiode (nicht vor dem 6. Monate) im Manubrium ausgebildet ist, zu dem zuweilen noch 2 3 kleinere kommen, bilden sich mehrfache (6 13) Knochenkerne im Körper. Sie sind am häufigsten so angeordnet, dass dem ersten Abschnitte (zwischen dem zweiten und dritten — ein Knochenkern — Rippenpaare) ein größerer Kern, den folgenden Abschnitten kleinere, parallel neben zukommen. Die Zeit des Auftretens dieser Kerne fällt in die letzten Monate des intrauterinen Lebens und die ersten Monate nach der Geburt. Vom 6. 12. Jahre verschmelzen die neben einander gelegenen Kerne zu 3 5 größeren, den Körper zusammensetzenden Stücken, die mit der Yoltenduiig des Wachsthums synostosiren. Am Sebwertfortsatz erscheinen 1 ^2 Knochenkerne erst im einander oder schräg zu einander gestellte Kerne — — — Kindesalter. Über die Entw. des Sternum s. G. Rüge, Morphol. Jahrb. Bd. VI. Geschlechtsverschiedenheiten bestehen ln einer größeren Breite des Weibe, während der Körper länger und schmäler Dem als beim Manne Manubrium beim ist. oberen Rande des Manubrium finden sich zuweilen zwei Knöchelchen aufDiese sind insofern selbständige Skeletgebilde, als sie aus einem »Episternum« hervorgehen, welches bei der ersten Anlage dos Manubrium aus gelagert, Ossa suprastemalia. dem vordersten genommen wird. der Sternalleiste entsteht, und in der Regel in ersteres aufDie primitive Trennung des knorpeligen Sternum in zwei seitliche Theile — Hälften persistirt ln einer seltenen Missbildung, der Fisaura stemi congenita. Verbindungen der Rippen. § lül. Die Verbindungen der Eippen scheiden sich in 2) costosternale-, letztere kommen nur den 1) costo-vertebrole ersten sieben Eippen zu. stehen 3) Fig. 130. wischen und Endlich be- Verbindungen den Rippen selbst. 1 Costo-vertebrale . Verbindungen werden durch [Fig. 139) Gelenke vermittelt, welche sowohl zwischen den der Eippen und den Wir- Capitula tztberc. costae AyUc, tuherc. Ti'oc. art. sup. costae belkörpern, als auch zum Lig. colli cost. medium Capit. costae Theile zwischen den bercula Artic. capituU costae fortsätzen bestehen. Letzteres Achter Brustwirbel mit BippenTerbiiidnng, linkerseits in horizontalem Durchschnitt. Tuund den Qner- an der ersten bis oder zehnten achten Eippe. Die Gelenke der Köpfchen sind bei den mit zwei Wirbelkörpern verbundenen Eippen doppelt, Inder die Crista capitnli durch ein das costo-vertebrale Gelenk theileudes Rand dem Liga © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Eumpfskelet. I. mentum interyertebi'ale angeheftet verbundenen Theile und ist B. Rippen und Brustbein. Eine ist. Gelenkkapsel überzieht die straife sowohl an den Gelenken des Köpfchens wie an jenen der Tubercula durch accessorische Bänder verstärkt. die hals Bandverbindungen besitzt, sind a) des Capitulnm, b) 193 des Halses und o) Ua aber auch der Rippen- costo-vertebralen Ligamente in solche des Tuberculum zu sondern. Die beiden vertebralen Articulationen jeder Rippe fungiren zusammen als Ein Gelenk, in welchem der Halstheil der Rippe sich um seine Längsachse dreht. Da dieses physiologisch Gelenk eine schräge Stellung einheitliche besitzt, der Veränderung der Richtung der Querfortsätze der Brustwirbel gemäß (vgl. 8. die 170) nach abwärts immer mehr Fig. 140. zunimmt, so wird bei jeder Lig. colli Hebebewegung der in j enem Gelenke c. super, ant. Lig, radiat. drehenden sich Rippen auch eine laterale Exenrsion der Rippen ))e- Diese wächst werkstelligt. For. inie^'v. nach Maßgabe der Sohrägder Costo-verte- richtung bral-Articulation. Die Ein- richtung eine gestattet Veränderung des somit Um- fanges des Thorax. Lig. interv. Ligamenta Als a) capituli c 0 st ae bestehen von der Wir- die Liyg. radiata, seitlichen Fläche der Drei Bxastwirbel (5 —7) mit den ßippenverbindungen belkörper radiär zur Vorderin seitlicher Ansicht. fläche der Eippenköpfclion ziehende Sehnenstreifen. Man kann an ilmen meist eine obere und eine untere Partie unterscheiden, zwischen die eine dritte, von der Bandscheibe entspringende Portion sich einschiebt (Fig. 140). Faserzüge ähnlicher Anordnung finden sich auch an den Halswirbeln vom Wirbelkürper zur costalen Portion des Querfortsatzes, und an den Lendenwirbeln zum Qnerfortsatze ziehend (Henle). b) Ligamenta colli costae. 'X. Lig. e. c. superius anterius. Entspringt vom unteren Rande des Querfort- wobei es auch von der diesem angefügten Rippe Fasern empfängt, und ver- satzes, läuft schräg abwärts 3. Lig. c. und medial zur superiuK posUrius. c. Crista des Halses der nächstfolgenden Rippe. Hinter dem und vorigen, in ähnlichem Ursprung, von oben schräg lateralwärts. Sehr variabel, zuweilen nur durch dünne, nicht einmal sehnige Bindegewebsstreifen inserirt sich aber meist hinter der Crista verläuft vertreten (Fig. 141). Entspringt von der oberen Fläche des Querfortsatzes des Rippe angehürt, und erstreckt sich zum Rippenhalse, wobei es theilweise den Raum zwischen Rippenhals und Querfortsatz füllt (Fig. 130), 0 Tjig. c. c. inferius. Kommt ausgebildet nur den oberen Rippen zu; entspringt nahe an der Wurzel des Querfortsatzes, an der unteren Fläche desselben, und verläuft sieh verbreiternd zum unteren Rand des Rippenhalses. y. Lig. Wirbels, c. dem c. medium. die . (iKGEKRAnii, Anatomie. 6. Anfl. I. 13 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 194 — 10 c) Als Liga mentum tubercul i costae (Fig. 141) bestellt ein an den 9 oberen Eipiien die Gelenkkapsel deckendes Verstärknngsband welches von der hinteren Fläche des Querfortsatzcs zum Tub. costae sich erstreckt. An den unteren Kippen trifft es mit dem die Ripjie au dem Querfortsatz befestigenden Bande zusammen. Unbeständig ist das Ltg. tuherculi costae accessorhtm. Ks ist meist nur ein von dem Lig. , zum Tuberculum intortrausversarium abgezweigtes Bündel, welches 2. costae verläuft. Costo-sternale Verbindungen sind auf verschiedene Art vermittelt. Knorpel der ersten Rippe geht unmittelbar ins Manubrinm über und den primitiven Zustand der Continnität beider Skelettheile (vergl. 8. 190). genden Rippeuknorpel bieten verschieden ausgebildete Articulationen dar. dieser Gelenke besitzen eine getheilte Höhle. wohl auch bein die vierte und fünfte Rippe. zum Rippenknorpel (Cartüugo Am häufigsten dung in der Für Regel wieder zurück die unteren , Die fol- Einige das die zweite, Ein Knorpelstreif erstreckt sich vom BrustSeine Mächtigkeit steht in interarticidaris). umgekehrtem Verhältnis zur Größe der Gelenkflächen und unvollständigen Sonderung. trifft Der zeigt darin ist wahren Rippen und der Knorpel ist der Ausdruck einer tritt die Gelenkbil- dem Sternum ligamentös verbunden. Auch zwischen dem Knorpel der ersten Rippe und dem Brustbein bildet sich, wiewohl selten, ein Gelenk. Ganz abnorm sind Gelenkbildungcn zwischen den Enden der knöchernen ersten Kg. 141. Rippe und deren Knorpel, oder in der Mitte des letzteren. Zwischen dem Knorpel der sechsten und siebenten oder der siebenten und achten kommen Articulationen durch Fortsätze (Fig. 1 35) der betreffenden Stande. Knorpel Sie gehen bald nur Einem Knorpel, bald von den zu von bei- aus. Die Costo-sternal -VerbinBänder dungen werden durch verstärkt, die vom Brustbein in das Perichondrium der Eippouknorpel übergehen: Ligamenta Sehnige Fasern convergiren vom Brustbein zu den Knorpeln. Die zu den unteren Rippenknorpeln sterno-costalia (radiata]. bilden theilweise tretenden längere Bündel, welche auf dem Drei Brustwirbel mit Kippen von hinten. Brustbein sich durchkreuzen. Sie stellen so eine sehnige, das Brustbein überkleidende Schichte [Memhrana sterni] An der hinteren dar, welche unmittelbar iu’s Periost des Brustbeins übergeht. Fläche sind die Sterno-costal-Bänder schwächer. 3. Intercostale Verbindungen bestehen durch ligamentöse Gebilde mit mehr membranüsem Charakter. Zumeist sind stärkten Fascien der Intercostalmuskeln. Muskeln sind sie hervorgegangen. sie nichts Auch aus anderes, als die seimig ver- partiellen Rückbildungen dieser Sie bieten daher sehr irreguläre Befunde. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at I. Eiimpfskelet. B. Eippen und Brustbein. 195 Die Ligamenta inUrcostaüa externa tilden voizügHcli die Fortsetzung des M. inter9 oberen Intercostalräumen gegen das BrustSie linden sich in den 8 — costalis externuB. bein zu mit Faserzügen, deren Kicbtung jener dos Muskels entspricht. Ligamenta intercoatalia interna sind in der Nähe der 'Wirbelsäule nach unten in zunehmender Breite entwickelt und entsprechen im Faserverlaufe dem M. intercostalis internus. Vorne gehören die die Innenfläche der Rippen verbindenden oder von der Innenfläche der Rippenknorpel schräg zum Sternum verlaufenden Fasern zum Theile wieder einem Muskel, dem M. transversus thoracis an. Weiter abwärts verlaufen quere BandLigamenta costo-xiphoidea. streifen von den Rippenknorpeln zum Sehwertfortsatz : Thorax. § 102 . Der von den Rippen, dem Brustbein und dem rippentragenden Abschnitt der Wirbelsäule dargestellte Theil des Rumpfskeletes bildet den knöchernen Brustkorb [Thorax). Er besitzt eine annähernd conische Form. bilden das Sternum und die Rippenknoi-pcl ; Seine vordere Wand verläuft wenig gewölbt schräg sie abwärts, während die von den knöchernen Rippen gebildeten seitlichen Wände stärker gewölbt sind und sich weiter herab erstrecken. Die Brnstwirbelsäule bildet mit den vertebralen Thcilen der Rippen bis zu deren Winkeln die hintere Thoraxwand. Die vorspringende Reihe der Brustwirbelkörper gestattet beiderseits eine Ausdehnung des Thoraxraums nach hinten. Die Zvischenrippenräume sind oben und auch unten kürzer und breiter, auch hinten sind sie breiter als vome; am breitesten an der Übergangsstelle der knöchernen Rippe in den Knorpel. Oben Thorax gegen die Ilalsregion, unten gegen die Abdominalregion. Thorax-Apertur wird vom oberen Rande des Manubrium sterni, dem öffnet sich der Die öftere ersten Rippenpaare und der Verbindung des Brustwirbel begrenzt. letzten Halswirbels mit die Wirbelsäule etwas eingebuchtete Gestalt wärts gerichteten Ebene. und dem ersten von hinten und oben her durch Sie besitzt eine querovale, liegt in einer Die Incisura Jugularis des Sternum nach vorn und ab- liegt in der Ruhe in gleicher Ilorizontalebene mit der Verbindungsstelle des zweiten und dritten Brustwirbelkörpers. Die untere Thorax-Apertur, bedeutend weiter als die obere, besitzt gleichfalls einen größeren Quordurchmesser. Schwertfortsatz des Brustbeins, der bei ruhiger Brustwirbels gegenüber steht. seits (Fig. Er ragt in Sie wird vorne begrenzt Lage dem Körper den Ausschnitt ein, vom des neunten welchen die beider- zum Sternum emportretenden Knorpel der letzten wahren Rippen bilden 135). Dann folgen eben diese Rippenknorpel mit den sich aneinander legenden Knoi-peln der achten bis zehnten Rippe; sie bilden eine abwärts convexe Bogenlinie [Rippenbogen). Endlich geht die Grenze der Apertur in die beiden vorne offenen letzten Intercostalräume über und folgt dann dem unteren Rande der letzten Rippe. In der specielleren Gestalt des Tliorax ergeben sich zahlreiche individuelle Schwankungen. Im allgemeinen ist er lieim Weibe kürzer, aber weiter, als beim Manne. Der sagittale Durchmesser ist beim Fötus bedeutender als der quere, und noch beim Neugeborenen bat der letztere das spätere Verhältnis nicht erreicht. Dadurch wird an die Thoraxform von Säugethieren erinnert. Die sich ausbildende Verkürzung des Sterno-vertebral-Durchmcssers zu Gunsten des transversalen modifioirt die Belastung der Wiri)el8Unle und lässt den Scliwerpunkt weiter nach hinten 13* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 196 Entstanden ist die Veränderung wohl durch die Ausbildung der Yorderfallen. gliediuaßen im freien Gebrauch. Diese Veränderung der Thoraxform steht demnach im Zusammenhang mit der Erwerbung des aufrechten Ganges. Die Einbettung der Lungen in das Cavum thoracis hat den Brustkorb mit der Respiration in funetionelle Verbindung gebracht; demgemäß fuhrt er von Muskeln geleitete rhythmische Bewegungen aus, welche eine Veränderung seines Umfanges und Verengerung seiner Cavität hervorbringen. Dieses geschieht durch die Bewegung der Rippen. Jede Rippe bildet eine durch ihr knorpeliges Endstück hochgradig elastische Spange und vergrößert gemäß der in der Costo-vertebral-Verbinduug gegebenen Einrichtung (vergl. S. 193) beim sich Heben nicht blos die Peripherie des Thorax, sondern geräth auch in und damit eine wechselnde Erweiterung dem Maße, als der Rippenknorpel nicht die Richtung der sondern entweder an seinem Zusammenhang mit der Rippe, oder in seinem Verlaufe eine Knickung darbietet (vergl. Fig. 135). Dieses bis zur siebenten Rippe sich steigernde Verhalten lässt bei der Hebung nicht blos die laterale Excursion der Rippe bis dahin zunehmen, soudern vergrößert auch die Spannung der gesammten Rippen, wobei auch die abw'ärts zunehmende Länge der Rippenknorpel in Betracht kommt. Die Zunahme der Spannung der Rippen erfolgt aber beim Spannung. Rippe . Letzteres in fortsetzt, Heben der Rippen unter Minderung des Winkels, welchen der Rippenknorpel dar- Die mechanische Leistung der Rippenknorpel steigert sich also wie die Schrägrichtung der Costo-vertebral-Articulation. Beide Einrichtungen zeigen von oben nach abwärts eine erhöhte Leistungsfiihigkeit; die eine zielt auf die laterale Excursion der Rippen, die andere durch Streckung des Rippenknorpels gleichfalls auf jene, aber auch auf Spannung der Rippen. Das Auf hören der die Rippen hebenden und damit den Thorax erweiternden Muskelaction bedingt einen Nachlass jener Spannung und damit ein sich Senken der Rippen und eine Verengerung des Thorax. Die Betheiligung der Elasticität der Rippen an den Bewegungen des Thorax hat somit eine Ersparnis an Muskelarbeit zur Folge. bietet. Die Länge der vorderen Thorax-wand beträgt ungefähr 16 27—30 Wand — 19 cm, die der hinteren 32 cm. Der Querdurchmesser der oberen Thoraxapertur 9 11 cm, zwischen dem sechsten Eippenpaar 20 23 cm, der sagittale Durchmesser von der Mitte des Sternum zum sechsten Brustwirbelkörper 12 15 cm. (W. cm, die der lateralen — — Khause.) II. 1. Vom Kopfskelet. § 103 Durch — Anlage des Kopfskelets. die Mannigfaltigkeit seiner Kopfes zu einem ebenso wichtigen Primordialcraniuni. . Beziehungen gestaltet sich das Skelet des als oomplicirten Abschnitte des gesammten Es umschließt das Gehirn, birgt die wichtigsten Sinnesorgane und den Anfang des Darmsystems (Kopfdarm) mit den aus ihm hervorgegangenen Cavitäten und gewinnt daraus viele und eigenartige Functionen. Von den einSkeletsystemes. fachsten Zuständen an, wie sie bei niederen Wirbel thieren Itleibend, bei den liültercn vorübergehend existiren, sind am gesammten Kopfe nnd d.imit entstellenden Skelethildnngen zw^ei Abschnitte nntersobeidbar. zunächst in ihrem primitiven auch an den Wir in ihm hetracliten sie einfac.listen Zustande. Ein oberer, die Fortsetzung , des Acliseuskeletes des Rumpfes, dient zur Umschließung dos Gehirnes nnd hat Sinnesorgane an- oder eingelagei-t,. Er bildet seiner vorwalteuden Eigenschaft © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at gemäß deu cerebralen Abschnül, 197 Kopfskelet. II. ceraler Abschnitt schließt sich ventral an jenen an, umwandet der Mnndöfl'nung beginnende Kopfdarmhöhle (vergl. S. 75). die Kiemenbogen und das Dach die primitive mit Deren Der Boden der Ilirnkapsel ihre Derivate. oder vis- Eiii zweiter die ITirnkapsel (Cranium). Wand bilden bildet zugleich In diesen Boden der Hirukapsel setzt sich eine be- der Kopfdarmhöhle. stimmte Strecke weit die Chorda dorsalis fort und deutet auf die Zusammengehörigkeit dieser Strecke zum übrigen Achsenskolete, der Wirbelsäule, wie denn auch diese Strecke aus einem metamer gegliederten Abschnitte hervorging. Diese anfänglich durch indifferentes Gewebe dargestellten Bildungen sondern sich theilweise in Knorpelgcwebe. Dieses tritt, wie bei der Entstehung der knorpeligen Wirbelsäule, zuerst in der Umgebung der Chorda auf. AVeiter um den Boden der Hirnkapsel, sich greifend bildet es eine knorpelige Grundlage für auch gegen die Seiten hin. Bei niederen AVirbelthieren (Selachier, Stör) umwächst Knorpel den gesummten, vom Gehirn eingenommenen dieser Baum und bildet damit eine auch oben geschlossene Hirnkapsel, einen knorpeligen Schädel, welcher äußerlich den verschiedenen Organen des Kopfes, vorzüglich den Sinnesorganen und dadurch sich anpasst eine bestimmte Gestalt empfängt. allmählich seine ursprüngliche Bedeutung verliert AVirbelthiere, theils durcli indem Knochen mehr es theils nicht Dieses Knorpelcranium in der aufsteigenden kommt, vollständig zur Entwickelung Das Knorpelgewebe wird auch ersetzt wird. Reihe der hier von dem Gemäß die Schutz- und Stützfuuetion besser leistenden Knoohengewebe verdrängt. der voluminösen Gestaltung bildet sich bei den höheren AVirbelthieren die Decke Bindegewebe in der Fortsetzung der des Knorpelcranium nicht mehr aus. lichen Knorpelwand verschließt hier eine Zeitlang die Schädelhöhle, seit- und später Lücke des Schädeldaches. lagern sich Deckknochen über die § 104. Mit erscheinen auch in der AVand der Kopfdarmhöhle dem Knorpelcranium knorpelige Theile, bogenförmig gestaltet. Bei den niederen AVirbelthieren bestehen kommen nur die vorderen Bogenpaare, diese in größerer Anzahl, bei den höheren und auch vöUig in diese nicht vollständig zur frühen Anlage. verschwunden, gelangen aber auf neue, werden. sie umgestaltendo Beziehungen, in denen phylogenetischen AVege wir sie Der ursprünglich mehr gleichartige Apparat sondeid Die Umwandlung verschiedenartige Gebilde. Bogen, deren vordere anders als andere Beziehungen blos die Reihe der an den ein- dem Cranium benachbarten Theile in als die unteren. haben also das differenten Bildungen zu erste Auftreten des gesammten Kopfskeletes suchen, in der einheitlichen, genden Knorpelkapsel nnd Bogensysteme. betrifft nicht später behandeln sich somit in sehr die hinteren sich gestalten, sondern zelnen Bogen gelangen wieder die oberen, AArir Die übrigen sind keineswegs dem langen in Die Hirukapsel dem ist gesammten Kopfskeletos und wird in zwei Hirn und Sinnesorgane ber- ventralwärts sich erstreckenden knorpeligen der A’orläufer des voluminösesten Theiles des als Primordialcranium bezeichnet. An diesem © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 198 sind wieder zwei Regionen unterscheidbar nnd die vordere, die Xasenkapsel. bildet der Nnr an der hintersten Strecke der Ilirnkapscl Knorpel des Primordialcraninm einen oberen Verschluss (Hinterhauptsnach vorne wird das Dach nnr durch Weichtheile gebildet, die region), weiter knorpelige Hirnkapsel ist Vor der Hinterhauptsregion em- somit unvollständig. pfängt das Primordialcranium eine hier das Ohrlabyrinth sich eiubettet. das die hintere als Basis der llirukapsel, : Verdickung seiner Wandung, seitliche Auge aufnehmende Einbuchtung, die Augenhöhle (Orbita), und noch weiter vorne und abwärts setzt sich die llirukapsel in die knorpelige Nasenkapsel Am da Weiter nach vorn findet sich eine jederseits fort. Hirntheilc des Primoi'dialcranium wird wieder durch das Verhalten zur Chorda dorsalis eine Unterscheidung bedingt. Der von der Chorda durchsetzte oder »chor- dale« Theil der Basis des Knorpelcranium setzt sich die ist der zuerst auftretende, von ihm aus Knorpelbilduug in die übrigen Kegiouen des Cranium fort, während der »priichordale« Abschnitt erst später sieh entfaltet. In dem Verhältnis der Sohädelaulage zur Chorda sprechen sich engere Be- Der Schädel erscheint ziehungen des Schädels zur Wirbelsäule aus. eine Fortsetzuug der Wirbelsäule, mit der gemein tralen Nervensystems hat. Er stellt er die als Umschließung des cen- eine theils durch die Entfaltung jenes vordersten Theiles des Centralnervensystems, sowie durch die Sinnesorgane und noch andere Beziehungen sehr bedeutende Modilication einer der Wirbelsäule ähnlichen Einrichtung vor, an der nur die fehlende Metamerie einen hervorstechenden Unterschied abgiebt. Die erste Wir dürfen Anlage des Knorpelcranium ist tis jetzt nur von Thieren genauer erkannt. dass auch beim Mensclien keine wesentliche Abweichung aber annehmen, Das zuerst bestehe. differenzirende Knorpelgewebe erstreckt sich längs der Chorda sich im Winkel nach vorne und abwärts umbiegt, bis zu einer Stelle, an welcher das Gehirn so dass an seiner Basis ein einspringender entsteht, welchen Knorpel erfüllt. Dieser damit einen Vorsprung, den mittleren Schädelbalken (Rathke) bildet Fig. 142. Raum (vorgl. Fig. 142). Von da ans bilden sich zwei seitliche Leisten, die durch die Ausbuchtung des Zwischenhirns von einander getrennt sind z und die seitlichen Schädolhalken verstellen. Die ihnen zwischen Lücke dient der Hypophysis zum Durchtritte und wird vom Knorpel ausgefüllt. Erst mit der ferneren Volnnizunahme befindliche später Medianschnitt durch das Craniura eines 8wöchigen Embryo. Vi. Z.ASFalten des woichen Daches des Cavum cranii. Vorsprung an der ersten Strecke der knorpeligen Schädelbasis. Nach Köllikeii. des Körpers Die Stelle aber, Schädelbasis oberes die basale Schädelanlage voluminöser zu 2 das senkrecht eraporstelgenden Fortsatzes vorgestellt, Ende durch häutige Theile (s. gebildet wird. Fig.) längs der seitlichen Tentoriuin cerebelll empfangt aus. .ihre (s. dessen Diese setzen sich bis Schädelwand fort und repräsentiren Die spätere Sattelgrube beim Gehirn). hintere Begrenzung in der Falte des dorsalis findet sich in der Sattellehne. Tentorium (2), Als prächordaler Abschnitt der in Fig. 142 nach links befindliche vordere Theil des Cranium anzusehen. Iler zuerst seitlich sich an der jene Lücke bestand, entspricht der späteren Sattelgrabe, indes die Sattellehne aus dem mittleren Schädelbalkcn hervorgeht. Sie ist durch den Anfang des in Fig. 142 von der Das Ende der Chorda ist also bildet und an der Basis cranii entstandene Knorpel erstreckt sich von da auch noch einem Wirbelbogen ähnlichen Abschluss. Auf ihrem Verlaufe bildet einen durch die knorpelige Basis des Prlmoridalcranium bietet die Chorda außer eigenthümlichen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 199 Knöchernes Kopfskelet. Verbalten Ihr Befund erinnert au das intervertebrale Biegungen einzelne Änschwenungen. spateren dem zwischen liegt vordere Chorda-Anschwellung der Chorda der Wirbelsäule. Die Keilbeinkorper un hinterem die zwischen hintere vorderen und hinteren Keilbcinkorper, dem Körper (Spheno-occipital-Verblndung). des Uinterhauptbeines B- Schweinen) bildet sich das Bei manchen Säugethieren deutender aus. Beim Menschen Primordlalcramum be- C^- ist es relativ bedeutend leducirt. Dorpati. cranii conformatione. Über das Primordlalcranium s. A. A. BrnnEn, De Eutwickelungsdessen ferner Anstalt. zoot. 1849, der 1847. Köllikeh, Bericht von geschichte S. 434. 2. Knöcliernes Kopfskelet. § 105. Das knorpelige Primordialcranium spielt beim Menschen eine rasch vorüber- treten knöcherne Theile auf, die es entweder gehende Bolle, denn sehr frühzeitig Stelle vorher knorpeliger Strecken setzen, oder zerstören, indem sie sich an die der darunter befindliche Knorpel früher oder später die sich ihm auflagern, wobei endlich auch Knochen welche gar keine Bezu Grunde geht. Dann erschemen besitzen, jedoch durch ihre Verbindung mit jenra ziehung zum Knorpelcranium Cranium beitragen. Ähnliches gilt anderen zur Herstellung eines knöchernen hätten demzufolge genetisch zwei Wir auch von den knorpeligen Kiemenbogen. solche, die durch OssificaKategorien von Schädelknochen zu unterscheiden: , tionen des Primordialcranium entstehen, und solche die außerha,lb des letzteren , Gruppen gesondert, je nachdem sie BelegBeziehungen zu ihm besitzen. knochen des Knorpelcranium sind, oder niemals Knochenkerne des Primordialcrauium treten vereinzelte auftreteu, und diese sind wieder in zwei Bei der Ossification vergrößernd gegen einander wachsen. Sie 141) im Knorpel auf, die sich getrennt, so dass das Cranium bleiben kürzere oder längere Zeit durch Knorpel (8. auch bei begonnener Verknöcherung noch durch interstitiellen Knorpel fort^ Wirbelthiere meist aus jedem wächst. AVährend in den unteren Abtheiliingen der hervorgeht, treten in den höheren einzelnen Knochenkerue ein besonderer Knochen Die zusammen. Abtheilungen jeweils mehrere solcher Kerne zu einem Knochen Ossificationscentren. Letzteren entstehen somit aus Complexen von entstandenen Ivnochen Primordialcranium aus dem der Mehrzahl stellt Die solche Complexe vor. bestehende 8o sind bei vielen Säugethieren noch selbständig Knochen beim Menschen ebenso wie bei anderen Primaten als selbständige 1 heile Selbständiger erverwachsen sind. verschwunden, indem sie mit benachbarten obKnochen entstehenden Primordialcranium des h.alten sich die außerhalb Beeüizolnen den wird Dadurch Vorkommen. schon auch hier Concrescenzeu Werth. Schädels ein sehr verschiedener morphologischer — standtheilen des schwindet mit der Ossification. Kicht das »•anze Knorpelcranium Ein an- Kasenregioii. sehnlicher Best erhält sich in der Kopfskclets sondern wir in Die knöchernen Theile des gesammten oder Visceralskeletes. Kiemendes Schädels und b) Knochen des a) Knochen Schädels zur Wirbelsäule, aus welcher der KückDas oben erwähnte Verhalten des gratcanal in die Schädelhöhle sich fortsetzt, ließ die Auffassung entstehen, dass im © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 200 Zweiter Abschnitt. Kopfskelet ein der "Wiibelsäule ähnliches, nur durch erworbene Beziehnngen modiflclrtes sei. Nachdem es möglich war, am knöchernen Schädel einzelne, ent- Gebilde gegeben fernt mit Wirbeln Tergleichbare Segmente nachzuweisen, hat man darauf die Anschauung der Zusammensetzung des knöchernen Schädels aus Wirbeläquivalenten gegründet (Goethe, Oken). Diese >WirleUheorict des Schädels ward oftmals und mannigfach um- von gebildet, (drei, vier nachdem man und mehr) und je eine Mehr- oder Minderzahl von Wirbeln zu sehen glaubte Aufbau aus Wirbeln nur für die Hirnkapsel aniiahm, oder auch auf die Gesichtsknochen ansdehnte. So richtig das Fundamentale dieser Anschauung war, dass nämlich das Kopfskelet jenem der Wirbelsäule nichts absolut Fremdes sei, so wenig haltbar war die speciellere Ausführung. Es widerspricht ihr die Thatsache ihren des contlnuirlichen Primordialcranium, die Thatsache, dass die den Bogen der Wirbel verglichenen Deckknochen des Schädels nie knorpelig sind, eine ganz andere Abstammung als die basalen Thelle des Schädels besitzen, endlich die Thatsache, dass von den Säugethierschädel theoretisch constrnirten Wirbeln am bei niederen Wirbelthieren (Fischen) gar nichts zu sehen Ist. Die hypothetischen Schädclwirbol sind daher nicht Wirbeln vergleichbare (homoioge) Abschnitte des knöchernen Cranium, es sind Segmente, in welche man das letztere sich gesondert vorstellen kann, ohne dass ein Nachweis für die wahre Wirbelnatur dieser Segmente zu liefern wäre. Bei den cranioten Wirbelthieren ist mit der Kopfbildung die bei Acraniern (Amphioxus) noch vorhandene Metamerie der vorderen Körperregion verloren gegangen. Für ihr ursprüngliches Vorhandensein geben die Acranier phylogenetisches Zeugnis. Näheres in meinem Grundriss der vergleichenden Anatomie. a. Knochen des Aufl. S. 469. Schädels. Kg. Schädel in frontaler Ansicht, II. 144. Schädel von der linken Seite. Die einzelnen Skeletstiicke, in welclie der Schädel (Fig. 143, 144] zerlegbar bilden nach der Verschiedenheit ihrer Beziehnngen mehrere größere ist, Gruppen. Eine derselben setzt sich aus jenen Knochen zusammen, welche die Schädelhöhle . © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schädels. iimscJiließen: Knochen der Schädelkapsel. 201 Die übrigen, am Antlitztheile des Schädels liegenden Knochen, »Gesichtsknochen« des Schädels, lösen wir in zwei Gruppen anf, zumal mehrere von ihnen nicht das mindeste mit dem Antlitz zn Sie scheiden sich in Knochen der Nasenkapsel nnd Knochen des thun haben. Kieferapp arates Auf diese sich die Gruppen vertheilen I. Knochen Knochen in folgender Weise; der Hirnkapsel des Schädels. 1. Hinterhauptbein (Occipilale). 2. Keilbein [Sphenoidale). 3. Schläfenbeine (Temporalia). 4. Scheitelbeine [Parietalia). 5. Stirnbein {Frontale). Knochen der Nasenregion. II. ti. Siebbein mit den unteren Muscheln [Elhmoidale und Turbinalia). 7. Thränenbeine [Lacrymalia). 8. Nasenbeine [Nasalia). 9. Pflugscharbein (Vomer). 10. Oberkiefer (Maxülaria 11. Gaumenbeine {Palatina}. 12. Jochbeine {Jicgalia, Ossa malae). Knochen III. ; der Kieferregion. Maxillae superiores). Die Knochen der beiden ersten Gruppen sind entweder solche, die aus dem Primordialcranium hervorgehen, oder als Belegknochen desselben erscheinen, oder endlich das am Knorpelcranium defecte Schädeldach herstellen. Die dritte Gruppe umfasst ursprünglich dem Cranium fremde Elemente, die bei den niederen Wirbelthieren mit dem Schädel sogar beweglich verbunden sind. In wiefern mit diesen Knochen andere, beim Menschen nicht mehr gesondert fortbestehende verbunden sind, wird bei den einzelnen Knochen aufgeführt. I. Hirnkapsel des Schädels. Knochen der Schädelbasis. § 106 . Der größte Theil dieser Knochen geht cranium hervor. aus Ossiflcationen des Primordial- Ich zähle hierher das Hinterhauptbein, Has mit einem Theile gleichfalls hierher gehörige Schädelbasis bildende Siebbein begrenzt , Keilbein, Schläfenbein. einen vorderen Abschluss der zum großen Theile die Nasenhöhle, wird daher bei den Knochen der Nasenregiou behandelt. 1. Das Hinterhauptbein, Hinterhauptbein (Occipitale). Os occipitis, bildet den hintersten Abschnitt des Schädels, vermittelt dessen Verbindung mit der Wirbelsäule und betheiligt sich , ; © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absolmitt. 202 ebenso an der Basis cranii wie am Es umschließt eine große, Schädeldaclie. die Communication der Schädelliöhle mit dem ßückgratcanal vermittelnde Öffnung Foramen magnuin). das Hinterhauptloch [Forainen occipitale, Es sind au diesclh hanptloch umgrenzen. basilaris, Knochen vier Theile unterscheidbar, welche das ITinter- Den Vorderraud Occipitale basilare), Loches dieses beiderseits bildet der Körper {Pars stoßen daran die Partes laterales, lateralia, Occipitalia an welche sich hinten Fig. 145. (Squama occipitalis) anWahrend der Körper wie die Seitenaus dem knorpeligen Primordialcranium das Schuppenstück schließt. theile hervorgeheu, nimmt die Schuppe des Hinterhau])tbeins nur mit ihrem unteren Abschnitte mit jenen gleiche Eutstehung, der obere, zwi- schen die Farietalia sich einschiebende Theil gehört nicht dern stellt dem Primordialcranium an, gleich son- den übrigen Knochen des Schädeldaches einen Ueckknochen vor, der beOccipitale eines Neugeborenen von hinten und unten. reits im dritten Fötalmonate mit dem unteren Stücke zu verwachsen beginnt. Die »Schuppe« setzt sich also aus zwei Stücken zusammen, Schlnssstück des Foramen magnuin, sich verbindenden dem einem ursprünglich Occipitale superius, Dcckknochen; dem Interparietale knorpeligen und einem damit (Fig. 145). Die einzelnen Theile des Hinterhauptbeins lepräsentiren selbständige, bei niederen Wirbelthicren getrennt bleibende Knochen, von denen das Interparietale jedoch nur den Säugethieron zukommt. Beim Menschen sind sie bei der Gehurt noch discret; nur das Interparietale ist mit dem Occipitale superius größtenfheils verschmolzen und bietet als Trennungsspur eine vom Rande des Knochens zwischen beide Stücke eindringende Spalte Das Interparietale entsteht mit zwei Ossiflcationscentren, so dass es wie (s. Fig. 146). die anderen Deckknochen ursprünglich paarig ist. Unter den Affen scheint das Inter- parietale bei Myoetes zu fehlen. Der Körjier zeigt seinen stärksten Theil nach vorn geden Köriier des Keilbeius, mit dem er später verwächst. Die obere, etwas vertiefte Fläche sieht gegen die Schädelhöhle und fällt steil gegen das Foramen maguum ab. Sie tritt daselbst mit der ünterfläche zum Vorderraude jenes Loches zusammen. Auf der Mitte der Unterfläche ragt ein flacher Höcker, Tuberculum pharyngeum vor. Der seitliche rauhe Band erstreckt sich nicht in der ganzen Länge des Körpers. Ihm verbindet sich durch Faserknorpel der Felsentheil des Schläfenbeins. Auf der oberen Fläche läuft über diese Strecke eine Furche für einen Blutleiter der harten Iliruhant. Der hinterste, in der Begrenzung dos Foramen magnuin breiteste Tlieil des Körpers setzt sieh noch etwas seitlich fort, und tritt auf die Golenkhücker über, deren vorderen Abschnitt er [Occipitale hasttare) richtet lind stößt mit diesem an bildet (Fig. 14.5). Die Seitentheile ^Occipitalia lateralia') sind an den Verbindungsstellen mit dem Körper stärker, höher als breit, nach hinten zu horizontal verbreitert und abgeflacht. allmählich in die Schuppe übergehend. Sie tragen an ihrem vordersten Theile die überknorpelten Gelonkköpfe, Condyli occipitales (vergl. auch Fig. 193), zur beweglichen Verbindung mit dem Atlas. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 203 Knochen des Schädels. Die Oherfliiche jedes Coudylus ist der von liinten ncach Wölhung vorn zu gewölbt mit hiteraler zugleich bedeutender als der hintere. Richtung, der vordere Theil Die Längsachsen beider Condylen convergiren vorne und schneiden sich in einem Winkel, der etwa die vorderste Grenze des Körpers des Hinterhauptbeins trifft. Theil Ihr vorderer Theil steht auf einem Vorsprunge des Knochens, der hintere tritt gegen eine Grube, in welcher der sehr vacondyloi- Canalis riable deus sieh {>Swt[Foramen condylnidetvm ‘posterius). Über den Condylen werSeitentheile den die einem durchsetzt von constanten Canal (für den N. hyi)oglossns;, dem Er ist supreina Prot, occip. ext. [For, Canalis hypotjlossi condyl. mit.). Linea nuchae Linea nuchae häufig Superior Knocheueine durch spange in zwei gctheilt. Der seitliche L. n. inferior Rand bietet einen nach vorn gerichteten, meist scharf kantigen For. Can. hypogl. Ausschnitt, Incisura juyularis. Condyl. occip. An der lateralen Ecke dieser Incisur erhebt sich der Processus juyularis. magn. Hinterhauptbein von hinten und etwas von unten. Dieser umgreift von der Seite her kommend und nach vorn verlaufende zur Incisur sich absenkend eine auf der Innenfläche des Knochens Eurche, das Ende des bei der Schuppe zu beschreibenden Sulcus transversits. Die jiigularis Incisura jugularis hilft das Foramen jugularc begrenzen. Vom Processus Zackenan der übrige Theil des Soitenraudes rauh und verbindet sich, in eine ist naht übergehend, mit dem Felsen theile des Schläfenbeins. Die Verbiiidaiigsstclle des Körpers mit den Seiteutheilen ist nicht selten durch eine Umgrenzung nach dem Caviim crauii vürspringeude Wuistung ausgezeichnet. Zur vorderen gerichtete Zacke, so des Foramen jugulare dient zuweilen eine lateral und nach hinten Occipitale gebildet vrird. dass dann der größere Theil der Umrandung jenes Loches vom Gestaltung. Nicht selten ist Die Gelenkflächen der Condylen zeigen eine mannigfache je nach dem Antheile, gethoilt, Facetten zwei Einardinürnng ln eine die Wölbung durch Condylus besitzen. Die hintere Facette dem an lateralia Occ. und basilare Ooc. welchen Der Boden dieser Possa condyloidea steil gegen die oben bemerkte Grube. ziemlich Hinterhauptbeines. An der Stelle, wo oben der Processus meist die dünnste Stelle des Unterfläche häuflg ein stumpfer Fortsatz (vergl. Fig. 193) jugularis vorragt, erscheint an der tritt ist Er entspricht dem Processus paramastoides zur Insertion des Muse. loctus capitis lateralis. (Ungulaten und Nagern) ausgebildet vorSäugothieren vielen bei (Pr. jugularis), der Ein Vorsprung (Processus interjugularis) an der Incisura jugularis ist gegen einen ähnlichen des Petrosum gerichtet und scheidet die Incisur in einen meist größeren Diese bestehen dann auch am Foramen lateralen und kleineren medialen Abschnitt. kommt. jugulare. Die Schuppe bildet den ansehnlichsten Theil des Hinterhauptbeins. Wir unterscheiden an ihr eine innere (cerebrale), concave, und eine äußere, convexe Fläche. An der äußeren Fläche grenzt sieh der obere, der Hinterhauptregion des © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 204 Zweiter Abschnitt. Kopfes zu Grunde liegende Abschnitt {Planum oecipitaU) durch glattere Beschaffenvon dem unteren Abschnitt ab, der gegen den Kacken gerichtet ist und vorwiegend zur Insertion von Muskeln dient {Planum nuchale) (Big. 140). An der Grenze gegen die Occipitalflächo erhebt sich median ein Vorsprung {Protuherantia occipitalis heit von dem aus eine anfangs meist schw'ache, daun stärkere Leiste gerade zum Foramen magnuni verläuft, Linea nuchae inediana [Crista occipitalis externa)^ Sie scheidet das Planum nuchale in zwei seitliche Hälften und dient, wie die Protuberanz, dem Nackenbande zur Befestigung. Von der Protuberanz ersteckt sich externa), Linea nuchae superior, eine lieihe von Unebenheiten an der Grenze des und nuchale. Parallel mit ihr verläuft Uber das Planum nuchale die Linae nuchae inferior. Sie beginnt an der Mitte der Linea nuchae mediana lateral die Planum und occipitale gegen den seitlichen Eand. verläuft bis Die Linea nuchae superior ist sehr hänflg lateral verbreitert, so dass sie mit ihren Grenzen ein niondsichelförmiges Feld umschließt, dessen Convexität aufwärts gerichtet ist. Die Ausprägung der Grenzen stellt dann zwei hesondeiie Linien dar, deren obere die Linea nuchae suprema bildet (Fig. 146). Die innere lliiche der Schuppe theilt im Allgemeinen die Eigenthümlichkeiten der cerebralen Fläche mit anderen Schädelknochen. Ausgezeichnet ist sie durch einen kreuzförmigen Vorsprung {Lminentia cruciata], welcher vier Gruben abgrenzt. Die beiden unteren nehmen das kleine Gehirn auf. In die beiden oberen ragen die Hinterlappen des Großhirns. Die in der Mitte des Kreuzes liegende Protuherantia occipitalis interna entspricht der äußeren Protuberanz. Auf dem oberen Schenkel des Kreuzes tritt eine breite, flache Furche herab, welche meist auf den rechten Querschenkel sich fortsetzt, zuweilen aber auch in eine, auf dem linken Schenkel verlaufende Furche sieh ist abzweigt. Die senkrechte Furche der Sulcus sagittalis, die die Quer- sclienkel begleitenden stellen je einen Sulcus transversus vor. Der untere senkrechte Schenkel des Kreuzes [Crista occi- schmale Furche und springt in der Eegel stärker pifalisinterna]'bietetse\t&rxei eine vor. Hinterhauptbein von vorn. Gegen das Formen occipitale theilt umfassende Wülste. Die Ränder der Schuppe unterscheiden sich nach den benachbarten Knochen. Die unterste Strecke des seitlichen Eandes [Margo mastoideus) er sich in zwei, dieses dem Zitzentheile des Schläfenbeins eine schwach ausgeprägte Zackennaht. In stumpfem Winkel stößt daran der obere Eand der Schuppe, der mit dem anderseitigen oben znsammenläuft. Er verbindet sich mit dem Parietale in der Sutura occipitalis oder S. lamhdoides (Lambdanaht), daher 3fargo parietulis (M. lamb- bildet mit doides) (Fig. 147). Die zwischen der Linea nuchae superior und inferior liegende Strecke des Planum wird durch eine schräg von der oberen medianwärts zur unteren Linie verlaufende Linie in zwei Felder ahgetheilt. Das mediale dient dem Muse, semispinalis capitis, das laterale dem M. obliquus cap. superior zur Insertion. Die Linea nuchae nuchale © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schädels. Superior ist minder auch 205 zuweilen durch einen hedeutenderen Vorsprung dargestellt, der mehr oder die L. n. suprema mit erfasst, aher auch getrennt von ihr bestehen kann. Die Erhebung kann bei gewissen Kassen sogar zu einem Querwulste Er entfaltet sein (Ecker). (^Torus occipitalis) vertritt die Crista occipitalis der Affen. Die Verschmelzung der Theile in der Umgebung des Foramen magnum mehrere Jahre nach der Geburt. Das Im 6. — 7. Jahre ist sie Interparietale erhält sich in seltenen Fällen als ein discreter nicht mit Schaltknoohen in der Uambdanaht, die oft erfolgt erst in der Regoi beendet. Knochen, der aber eine bedeutende Größe erreichen des Interparietale sieh darstellen, verwechselt werden darf. Es ward bei peruanischen Mumien als 0$ incae beschrieben. Die den Deckknochen von dem übrigen Occipitale trennende Naht oder ihre Reste scheinen bei den Altperuanern und wie ein Abschnitt häufiger als bei anderen Rassen sich erhalten zu haben. Keilbein (Wespenbein, Splienoidale). 2. Das Keilbein nimmt die Mitte der Schädelbasis ein, mit seinem medianen Körper vor dem Basaltheile des Occipitale. Durch seine Lage werden ihm Beziehungen zu der Mehrzahl der Schädelknochen zu Theil. Es setzt sich ans mehreren, in der letzten Fötalperiode mit einander verschmelzenden, ans Ossificationeu des entstehenden rrimordialcraninm Kg. Stücken zusammen (Fig. 148), welche in niederen Zuständen, zum Theil noch bei den Maramalien, 14S. selbst selbständig bleibende Elemente des Craninm sind. So geht der in der Medianlinie lie- gende Kilrper aMs zwei Stücken hervor (Fig. 149), einem hinteren (Basisphenoid, Splienoidale basüare posL) Keilbein eines Neugeborenen von hinten. und einem vorderen (Pr.äsphcnoid, Sphenoidale bas. anterius). theile trägt seitliche Stücke, .Jeder der die Flügel {Sphenoidalia lateralia, beiden KöiiierFig. 14S). Die hinteren Flügel, beim Menschen Fig, 149. viel größer als vorderen, die treten in der Sehläfcngrnbo zur Schädeloberfläche, sie werden als Alae temporales, Älae magnae, von den beim Menschen kleineren Flügeln, Alae orbitales, A. parvae, unterschieden. Die Alae temporales bilden sehr frühzeitig absteigende Fortsätze, fortsätze, aus, Flügel- an deren mediale Fläche das Pterygoid, ein dem Cranium ursprünglich Medianschnitt durch die Basis cranii eines Neugeborenen. fremder Knochen, sich anlagert und mit ihm verschmilzt. bildet Das Pteiygoid dann die mediale Lamelle des Flügelfortsatzes des Keilbeins. (Fig. 14S PT) © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 206 Entstehung des Keilbeinkörpers aus einem vorderen und einem hinteren Stücke welche dieser Theil selbst bei der Geburt .'Die (Fig. 149J bedingt die lang gestreckte Gestalt, Darin stimmt er mit dem Keilbeine der meisten Säugethiere überein, an besitzt. Nachdem die Verschmelzung von der oberen welchem jene Theilo getrennt bleiben. noch Fläche aus erfolgte, bleiben noch Knorpelreste z-wischen beiden Stücken nach unten hin. Mit der vollständigen Verschmelzutig beider Körperstücke allmählich zurück und der dem Später verbindet sich mit endetem AVachsthum vollzogen. Grundbein) erstreckt haailaris) knorpelig a. sich der vor. Keil- Zuweilen Knorpel Diese Ver- Keilbeinkörper der Körper des Oocipitale. einigung beginnt gleichfalls von innen her lasilare, Ausdehnung tritt die sagittale einheitliche Kellbeinkörper nähert sich der cubischen Gestalt. der im 12. — 13. Lebensjahr und und Ilinterhauptbein persistirt stellen jedoch die Trennung. Spheno-oecipital-Synchondrose nach be- ist einen Knochen (Os Beim Neugeborenen spheno- {ßynchondrosls auf die oberen Theile des Keilbeins bis in die Sattellehne, die gleichfalls noch ist (Fig. 149). Der Körper kann von Würfelform gedacht Averden, nnteracheiden. längere Zeit mit Die hintere Fläche dem Körper des ist wir die Flachen -vvonacli etwas schräg abwärts gerichtet und steht Oocipitale in knorpeliger Verbindnng [Synchoii- drosis spheno-basilaris), bis die Verwachsung beider Knochen eiutritt. Die obere Fläche sieht gegen die Schädelhöhle, wo sie den Sattel [Sella turcica, Ephippium) bildet. Sie trägt eine bedeutende, qnergerichtote Vertiefung, die Saitel(jruhe, welche seitlich über den Körper hinaus, gegen die von hier entspringenden Flügel großen sich Fig. 150. abflacht. Hinten wird sie von der quer vorspringenden Sattellelme [Dor- sum ephippii] über- (Fig. 150) ragt. liclic Deren seitEcken sind lateral oder vor- wärts in Höcker auBgezogen(ProcUnoidei cessus posteriores). hintere der läuft Die Fläche Sattel lehne auf die obere Fläche des Körpers des Hinterhauptbeines mit dieser den Clivus. Die Stelle der Synchondrose ist häufig auch bei Erwachsenen durch Kauhigkeiten ausgezeichnet. Vor der Sattelgrube Hegt ein qncrer AVulst, bald flach, bald etwas nach hinten zu erhoben: Sattelknopf [Tuhereulum ephippii). Seitlich von der Sattelgrube, etwas nach vorne, liegen die Processus cUnoidei medh. Sie fehlen häufig. Vor dem Sattelknopfe setzt sich die fast ebene aus, bildet obere Fläche des Keilbeinkürpors lateral auf die der kleinen Flügel vorne mit ausgezacktem Eande gegen die Siebplatte des Ethmoid. fort und grenzt © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schhdels. 207 Jede seitliche Fläche des Körpers verbindet sich mit den Flügeln, davon die Nahe Ider kleinen vorne und höher, die großen hinten und tiefer entspringen. Wurzel der großen Flügel hat eine Arterie (Carotis interna) der Seitenfläche eine Fnrche eiugeprägt, StUcus caroticus. Diesen begrenzt lateral eine verschieden starke Erhebung, die Lingula spkenoi-Jalis (Fig. 50). Die vordere Fläche sieht gegen die Kasenhöhle und ist median durch die senkrechte Crista sphenoidalis ausgezeichnet die sich in das vor- und abwärts gerich1 , tete Rostrum sphenoidale auszieht (Fig. 151). Fig. 151. In der Crista besteht die mediane Verbindung welche den dünner Knochenplattcn im Körper befindlichen Sinus von vorne, auch von unten bedecken. Es sind die häufig im zweier Ala orbital. , Crista sph. Zusammenhang mit dem Siebbein sich ablösenden und noch ihm zuzurechneuden Ossictila Canalis Conchae sphenoidales. Ein oberer Ausschnitt grenzt eine von der 11886111101110 in den Sinus sphenoidalis führende Ölfnung von unten liertini, her Crista ab. und Itostruin an die sioßeii . Vidianus Keilbeinkörper von vorno und unten. senkrechte Platte des Etlimoid. Der seitliche Rand der vorderen Fläche verbindet sieh mit dem hinteren Rande Rand der des Tjabyrinthes des Siebbeincs und grenzt oberflächlich an den hinteren Lamina papyracea desselben Knochens. Die untere Fläche ist gleichfalls gegen die Kasenhöhle gerichtet. Sie bietet einen medianen, in das Rostum sphenoidale auslaufenden, häufig zugespitzten Vorsprung, der von jenem zuweilen durch eine Knorpelreste führende Vertiefung getrennt ist. Diese Stelle entspricht der Grenze zwischen vorderem und hinterem Keilbeinkörper. Seitlich grenzt sich die untere Fläche durch eine von vorne nach hinten zu medianwärts verlaufende Furche von den großen Flügeln ab. Diese drei- werden durch die Ossicula Bertini eingenommen, sind (Fig. 151). verschmolzen Keilbein welche hier mit dem Ossillcation durch spongiöse Knochenvollendeter 'wird nach Der Körper des Keilbeins seitigen Strecken der Unterfläche sabstanz gebildet. process entsteht Durch einen im erst dritten Lebensjahre von der Nasenhöhle her der eben bezeichuete paarige Ilohlranm als eine erfolgt, sind getrennt, jedoch meist von ungleicher sie in kleinere auftretenden Eesorptions- Keilbeinsinus (Sinus Nebenhöble der Nase, vorgang von jeder Nasenhöhle selbstiindig Septum zusammen, zu'weilen sind als Indem sphenoidalis^ dieser Resorptions- beide Sinusse durch ein medianes Seltener fließen beide Sinusse Äusdehnnng. Räume getheilt. Die Communicatiou mit der Nasenhöhle entspricht der Stelle, von der aus die Sinnsbildung begann. Alae temporales, Alae maghinteren Absclmitte des Körpers, vom nae, Ali-splienoidalia, entspringen verbnnden sind. Wir unterscheiden mit welchem sie bis gegen dessen Unterfläche das massivere Verbindungsstück mit dem Körper als Radix, dann den davon ausb. Die großen Flügel des Keilbeins, seitlich gehenden Theil lateral gerichteten flilgelförmigen und endlich den von der Wurzel fast senkrecht absteigenden Processus pterygoideus. Die Wurzel ist oben und vorne (Fig. 152) dicht am Körper von einem nach vorne und wenig lateral gerichteten Canale durchbohrt, Foramen rotundum (für den Ramus II. Nervi trigemini). Hinten wird die Wurzel durch die Lingula vom Körper abgegreuzt (Fig. 150;. Der Flügel erstreckt sich erst fast horizontal nach außen, mit seinem vorderen Theile nach aufwärts gekrümmt und bedeutend nach oben und © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 208 Zweiter Abschnitt. außen ausgezogen. Nahe an seinem hinteren Rande durch,setzt ihn senkrecht das Foramen ovale (für den Rain. III. Nervi trigemini) (Fig. 150), und dicht daran, etwas lateral und nach hinten zu, liegt das viel kleinere Foramen spinosum (für die Art. meningea media). Die dieses Loch lateral abschließende hintere Ecke des großen Flügels bildet die abwärts gerichtete Spina angularis. großen Flügel ist eine Flüche nach innen, eine andere richtet. Die erstere ist concav, Facies cerebralk (Fig. 1 50), mit den erwähnten Unebenheiten. Die andere äußere Fläche wird durch mit dem Jugale in einen orhitalen und einen temporalen Abschnitt Am nach außen geschon mehrmals die Verbindung gesondert. Die die Augenhöhle trapezförmige Fades orUtalis (Fig. )52) sieht nach vorn und hilft lateral begrenzen. Ihr hinterer Rand läuft gegen die Wurzel des TemporalflUgels herab und bildet, mit einer Strecke des Vorderraiides der cerebralen Fläche scharf- kantig sich vereinend, die untere Begrenzung der Fissura orbitalis superior. Der untere Rand der Orbitalfläche bildet dagegen die obere Begrenzung der Fissura orbitalis inferior. Die Facies temporalis liegt lateral, der Schläfengrube zugekehrt. Ihr größerer oberer Abschnitt ist schräg abwärts geneigt und durch die quere, verschieden deutliche Crista infratnmporalis von dem unteren Abschnitte geschieden. Temporal- und Orbitalfläche laufen auf den mit dem Jochbein sich verbindenden kammförmigen Vorsprung, Crista jugalis (Fig. 152), aus. Fig. 152. Durch die Crista jugalis wird die untere Augenhöhlenspalte lateral abgegrenzt. Sie fehlt bei vielen Säugethieren, indem Orbita und Sohläfengrube einen einheitlichen Raum bilden, der erst allmählich sich in zwei scheidet. Noch beim Neugeborenen deutet die Weite der Fissura orbitalis inferior auf den primitiven Zustand. Außer der Verbindung mit dem Jugale geht der TemporalflUgel mit seinem oberen, dreieckig verbreiterten Rande {Margo frontalis^ Fig. 152) eine Nahtverbindung mit dem Stirnbein ein. Daran stößt die Verbindung mit dem Parietale, an dem obersten meist etwas quer abgestutzten Winkel, Angulus parietalis. Der hintere seitliche Rand [3Iargo squamosus s. temporalis) fügt sich an die Schuppe des Schläfenbeines; endlich bildet der von der Spina angularis au medianwärts verlaufende Theil des hinteren Randes mit dem Felsentheile des Schläfenbeines das größtentheils durch Faserknorpel ausgefüllte Foramen lacerum [anterius]. — © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schädels. 209 a’)steigende Fortsatz des großen Flügels, Processue pterygoideus, Fliigelfortbesteht ans zNvei an der Wurzel verschmolzenen, terminal durch die Fissura pterggoidea von einander getrennten Lamellen. Die laterale Lamelle ist eine breite, Der satz, mit ihrem hinteren Rande lateral gewendete Platte und die mediale Lamelle ist das Pterygoid (vergl. Fig. 153). Indem diese Lamelle des Fliigelfortsatzes oben sich medianwärts gegen den KeilbeinFig. 153. körper krümmt, bildet sie da einen leistenförmigen Vorsprung {Processus Auf der unteren vaginalis, Fig. 152). Fläche desselben verläuft sagittal eine Praemaxül. - Rinne, welche vorne zuweilen zu einem Canälchen sich abschließt, aber in der Regel durch den Processus sphenoidalis des Gaumenbeines abgeschlossen wird [Canaliculm pharyngeus). Unten läuft die innere Lamelle den Hamulus pterygoideus aus (Fig. 152). Beide Lamellen des Flügelfortsatzes bilden den Boden der nach in hinten offenen Fossa pterggoidea (vergl. Diese wird abwärts verFig. 193). For. ovale Vorderer Theil der Schädelbasis eines Neugeborenen. vollständigt, indem ein Fortsatz des Gaumenbeines in die zwischen den Enden der beiden Lamellen gebildete Spalte sich eiubettet. der Wurzel wird der Flügelfortsatz durchsetzt von dem horizontalen von nach vorne verlaufenden, mit dem auderseitigen convergirenden Canalis Vidianus (Fig. 152). Anfänglich nur eine zwischen Sphenoid und Pterygoid verlaufende Rinne, erhält er erst mit der Verwachsung beider Knochen allseitig knöcherne Wandungen. Er verdankt seine Entstehung den zwischen jenen Knochen Seine hintere Mündung findet sich dicht verlaufenden Nerven und Blutgefäßen. unterhalb des Sulcus earoticus. Vorne öffnet er sich auf eine flache Furche, die auf dem Flügelfortsatz herabläuft. Die Furche führt zu dem an der Verbindung An hinten des Giiumenbeines mit dem Flügelfortsatz gebildeten Canalis pterygopaiatinus. Zwischen der hinteren Mündung des Vidi’scheu Canales und der Fossa pterygoidea findet sich, zuweilen recht deutlich ausgeprägt, eine flache Vertiefung, in welche die Ohrtrompete sich bettet, daher Sulcus pro tuha Fustachiana. Die laterale Lamelle sich des Pterygoidtoitsatrcs erscheint häufig verbreitert dann in eine nach hinten gerichtete Spitze selten aus. und zieht Dieser Befund zeigt sich nicht mit einer Verbreiterung der Spina angularis combinirt, welche medial gegen das sich erstreckt und sich sogar mit jenem Fortsatz der äußeren Flügellamelle Foramon ovale verbinden kann. Seltener geht ein zweiter Fortsatz weiter abwärts laraelle gleichfalls jene Verbindung ein. W. Ghühek, von der Pterygoid- Bull. Ac. des sc. St. Petersb. Vlll. Die Verbreiterung jener Lamelle ist im Zusammenhang mit der Vergrößerung Sie findet sich auch bei Hylobates, in dos Ursprungs des M. pterygoideus externns. etwas anderen Beziehungen bei Ateles und Cynocephalus. Die Sjnna angularis ist in N. 24. Jugendzuständen ein viel bedeutenderer Fortsatz, welcher als Rest eines bei Beutelthieren Wand der Paukenhöhle übergehenden Theiles des Keilbeins erscheint. in die c. Die kleinen Flügel, Alae orbitales, Orbito-splienoidalia, Provom vorderen oberen Tlieile des Körpers, und zwar cessus ensiformes, entspringen mit zwei AVurzeln, welche die Öfthung für den Sehnerven [Foramen opticum) Gegexbacr, Anatomie. 6. AuÜ. 1. 14 um- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 210 Zweiter Abschnitt. Sie schließen. verlaufen schwacher Krflmmung oben plan auf den Körper und erstrecken sich in lateral, dem Orbithaltheile des Rand sieht in die Schä- mit rauhem Vorderrande Stirnbeins sich verbindend (Fig. 152). Ihr hinterer glatter delhöhle und läuft medial in den gegen die Sattellehne sehenden Processus clinoidetis anterior aus (Fig. 150). Die untere Fläche ist vorne in der Umgebung des Foramen opticum der Orbita zugekehrt und begrenzt von oben her die Fissura orbitalis super ior (Fig. 150, 152). Der Processus clinoideus dem mit anterior verschmilzt zuweilen mit Beim Orang posterior oder mit beiden zugleich. dem medius oder auch scheint letzteres Regel zu sein. Ein Fall von Verschmelzung mit dem medius ist in Fig. 194 ahgehildet. Die ungleiche Volumentfaltung der Alae orbitales und Alae temporales, die sie als kleine und große Keilbeintlügel unterscheiden ließ, ist eine Eigenthümlichkeit des Menschen und steht mit dem Antheile der Alae temporales an der Begrenzung der Schädelhöhle im Connexe_ Bei den meisten Säugethieren sind die Alae temporales bei vielen sind sie bedeutend kleiner die Alae als kaum Alae magnae zu nennen, Auch beim Menschen orbitales. dem drückt sich die Anpassung ihres Umfanges an die Volumentfaltung des Gehirns in erst nach der Geburt erreichten proportionalen Verhalten zu den Alae orbitales aus Fig. 148 mit 150). 3. Scliläfeubein Das S chläfenb ein füllt die (vergl. (Temporale, Os temporis). Lücke, welche zwischen Hinterhauptbein und Keilbein theils an der Seite des Schädels, theils gegen die Basis besteht. Es setzt sich aus mehrfachen, zusammen, die beim Neugeborenen in ihrer Entstehung sehr verschiedenen Theilen noch (Fig. 154) größtentheils erst unter später geti’ennt sind einander und verschmelzen. Fig. Ult. Wir unterscheiden ausgebildeten Elemente auch diese Schläfenbein als am besondere Partien. 1. Der Felsentheil, Pars petrosa, stellt noch bei vielen Säugethieren einen besonderen Knochen, das Petrosum, vor. mehreren Knochenkernen des Primordialcranium , aus Es entsteht mit einem Theile umschließt das La- byrinth des Gehörorganes und wird durch die Beziehungen Rechtes Schläfenhein eines Neugeborenen, vielfach in zu diesem Sinnesorgane i/i* indem sich in Hilfsapparate des Gehörorganes ausgebildet haben. Der lateral einflusst, fläche des auch seinen äußeren Verhältnissen be- Cranium sichtbare Abschnitt wird gewöhnlich als seiner Umgebimg an der Außen- Pars mastoides davon ist aber mit den .anderen TheUen gleichwerthig und darf umsomehr Petrosum dem zugetheUt werden, als er gleichfalls aus dem Primordialcranium entsteht. Er besitzt jedoch einen besonderen Knochenkern. unterschieden, 2. Der Schuppentheil Pars squamosa. Ein bei Fischen, Reptilien und Vögeln durchaus selbständiger Knochen, das Squamosurn, entsteht als Deck, knochen des Schädels. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schädels. 211 Der Paukentheil, Pars tympanica, ist von einem dem Cranium ursprüngfremden Skelettheile, Tympanicum, gebildet, der anfänglich als fast ringför3. lich miger Knochen, Amiulus tympaniciis (Fig. 155), lateral und abwärts am Felsenbein liegt und einen Kähmen für das Trommelfell gerichtet Der ahgiebt. mosum offene obere TheU des Ringes lehnt sich an das Squa- Bei den meisten Säugethieren bleibt dieser Knochen ge- an. trennt. " Indem der Annulus tympaniciis mit dem Petrosum und mit dem Squamosum sich verbindet, kommt die von ihm umzogene Strecke der Außenfläche des Felsenbeines in die Tiefe zu liegen. Durcli Auswachsen des Annulus in eine breitere Lamelle entzieht sich jene Felsenbeinfläche dem Anblicke. Den Zugang zu ihr bildet der durch das Auswachsen des Annulus gebildete knöcherne äußere Gehiii-gamj. Durch den Anschluss des Tympanicum an die beiden anderen Elemente des Schläfenbeines wird ein Kaum umgrenzt und ins Innere des Schläfenbeines aufgenommen; er bildet die Faukenhühle, Cavum tympani, Cavitas tympanica, welche beim Gehörorgane nochmals zu berücksichtigen ist. diesen Elementen Zu des Schläfenbeins kommt endlich noch 4. ein dem Felsenbeiu von unten her sieh anfügendes Knoohenstückchen, welches wiederum dem Schädel ursprünglich nicht zugehört: der Griffelfortsatz, Processus l. Pars petrosa. Wir unterscheiden an ihr einen vorderen und Der sowie einen hinteren und lateralen Abschnitt, erstere, slyloides. medialen. Pars pyramidalis, bildet eine liegende, Jig. 156. mit der Spitze nach vorn und medianwärts gerichtete, mit der Basis la- und teral etwas nach hinten sehende Pyra- vierseitige mide, welche den Schädelgnind cinnimmt. Nach außen und hinten die Basis der ramide Pars stößt Py- an die mastoidea. \ \ Tulerc. art, y Fossa articularis Diese bildet äußerlich einen unmittel- bar hinter Incisura masioiiUa dom Proc. styl. Fiss. Glaseri Kechtes Schläfenljein von der Seite. äußeren Gehörgang entspringenden, abwärts gerichteten starken zitzenförmigen Fortsatz, Processus mastoides, den medial ein tiefer Einschnitt, Incisura mastoidea (Figg. 156, 157), ahgrenzt. Der Zitzenfortsatz gewinnt erst nach der Geburt seine Ausbildung. 14 * , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 212 Inneres Sein genommen wird von zalilreiclien und größeren llolilrämnen kleineren ein- (Fig. 158), den Cellulae mastoideae, die mit, der Paukenliölilc comAuf der medial von mnniciren. der Incisur vortretenden Erhebung Fig. 157. verläuft die Arteria occipitalis, die in der Regel einen lässt. Von Eindruck hinter- der Spitze des Zitzen- fortsatzes erstreckt sich eine rauhe Stelle längs des hinteren Randes und des Fortsatzes aufwärts sich in die des Occipitale fläche Platte ist setzt Linea nuchae supeiior die nach fort. als An der Innen- eine hinten dünnere fortgesetzte Pars mastoidea durch eine breite und des), tiefe Furche [Sulcus sigmoi- die Fortsetzung des Sulcus transversus des Occipitale, von der Felsenbeinpyramide ahgegrenzt. An der Pyramide sind vier Flächen unterscheidbar, von denen zwei, eine vordere und eine hintere, gegen die SchUdelhöhle gerichtet sind. Eine dritte ist der Basis cranii zugekchrt. Mit der vierten verbindet Schläfenbeiu von unten. sich lateral das Tympanicum und verdeckt dadurch die eigentliche Außenfläche, die nur gegen die Spitze der Pyramide zu sichtbar ist. Da die Pars tympanica zugleich mit der Unterfläche der Pyramide an der Schädelbasis zum Vorschein kommt, wird sie meist mit dieser Fläche beschrieben, und die Pyramide damit als dreiseitig anfgefasst. Sehr festes compactes Knochengewebe zeichnet die Pyramide vorzüglich in jenen Partien ans, mit denen sie das Labyrinth des Gehörorganes umwandet, daher der Karne Petrosum. Von den beiden oberen oder cerebralen Flächen der Pyramide ist die eine senkrecht gestellt, nach hinten gerichtet. An der Grenzkante zwischen dieser fast verläuft der in der Regel am lateralen superior für einen Blutleiter der harten Sulcus pefrosus ausgeprägte Abschnitt stärker Hirnhaut. Auf der hinteren Fläche tritt ein ansehnlicher Canal in schräger Richtung lateralwärts ein, Meatus acusticm [auditims) internus. Durch ihn verlässt der K. acustious mit dem K. facialis die Schädelhöhle. Hinter und etwas über dieser Öffnung, ganz dicht an der Kante, in der die beiden cerebralen Flächen der Pyramide Zusammentreffen, ist ein unregelmäßiger, gleichfalls lateral sich einsenkender hinteren und der vorderen oberen Fläche Spalt bemerkbar, der beim Keugeborenen eine tiefere Grube vorstellt. Ein aus weichem Bindegewebe gebildeter Fortsatz der Dura mater füllt dann die Grube aus. Weiter lateral ist eine von dünnem Knochenblatte überdachte Spalte bemerkbar die schräg abwärts und nach außen sicht Aquaeductus vestihuli. Am unteren Bande der hinteren Fläche, etwa der Strecke zwischen Meatus acusticus und Aquae. : ductus vestibuli entsprechend, besteht die Incisura jugularu welche der gleich- , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des namigcn des Occipitale entspricht. 213 Schädels. Ein Vorsprung der hinteren Fläche, Processus interjugularis, theilt sie in zwei Abschnitte. Fläche breitet sich lateral gegen die Schuppe aus, Tegmcn tympani (Fig. 160), bildet eine dünnere, die Paukenhöhle deckende Platte, auch vorwärts sich die Fig. 158. gegen die Spitze der PyraJi^enesira ovalis mide, als Dach des Canalis Die vordere obere dialen Hälfte ist sie Semican. tens. tymp» schräg An abwärts geneigt. VroC' cochlearif. Hiatus can. Fallop. pi/r musculo - tubarius, fortsetzt. Jene Fläche erscheint fast horizontal, nur an ihrer meder Grenze dieser Abdachung, nahe der oberen Kante, erhebt sich das sum, welches Jugum petrodem vorderen Bogengänge des Labyrinthes entspricht. Abwärts davon, etwa in der Mitte der Fläche, liegt eine nach vorn und Semican. iuh. Eust. Sulcus Jacohsonii Fenrstra triquetra Can. pro Chorda tympani Petrosum. Längsschnitt. medial gerichtete Spalte, Hiatus canalis p'allopü-, von schräg median und dem aus eine meist seichte Furche, zuweilen deutlich paarig, canalis Fall., Hiatus vom vorwärts und abwärts zieht. Nahe dem lateralen Bande, abApertura sxtperior Öffnung: mündende Furche eine auf liegt eine kleine, gleichfalls Pyramide, bezeichnet cmmliculi tympanici. Ein seichter Eindruck, nahe der Spitze der die Lage des Ganglion An der Gasseri. unteren Fläche Unebenheiten bemerkbar. (Fig. 157) machen sich viele größere Vorwärts von der Incisura mastoidea trifft und kleinere man die äußere Mündung des Fallopischen Canals, das Foramen stylo-mastoideum. Unmittelbar vor Processus stydiesem tritt ein sehr verschieden mächtiger griffelförmiger Fortsatz, gebildete Tympanicum vom Eine gekrümmte, loides, aus einer Vertiefung hervor. medialen den Gegen Scheide. eine Basis seine für lateral bildet Knochenlamelle Band der Fläche wölbt sich die bald flache, bald tiefe, auch im Umfange sehr vaVor der Grube, riable Fnssa Jugularis für den Anfang der gleichnamigen Vene. Fläche, besteht eine aber dicht am medialen Bande und theilweise an der hinteren die Schnecke des Labydreiseitige Vertiefung, äm Aquaeductus cochleae, welcher in jugularis öffnet sich der Fossa der vor Bande lateralen dem Näher führt. rinthes gekrümmt, seitlich oder auch dicht weite Canalis caroticus der, auf- und vorwärts In Fig. 159 (Fig. 158) besitzt. Mündung innere seine Pyramide an der Spitze der dargestellt. An der Scheidewand Längsschnitte senkrechtem auf Canal ist dieser äußeren Mündung und der Fossa jugularis liegt die flache, oft kaum zwischen seiner bemerkbare Fossula petrosa. An dieser findet die Paukenhöhle sich die feine Apertura inferior canalicuü tympanici, die in ein in führendes Canälchen Weg auf das Promontorium, wo (Fig 158). jugularis, durch Ein anderes feines Canaliculus mastoideus. eine Einne in Verbindung. *) L. L. Jacobson, Arzt in es leitet. Dieses meist in Canälchen nimmt in der Paukenhöhle seinen den Sulcus Jacobsonii*) beginnt an der hinteren Seine Öffnung steht Das Canälchen fortgesetzt Wand ist der Fossa zuweUen mit der Fossula petrosa zum Fallopischen Canal und verläuft Kopenhagen, geh. 1783, f 1843. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 214 da von sich setzt aus mündet Canälciiens gegen dem äußeren Gehörgange, am Wand dicht Canals bietet dessen hintere meist zwei mastoides Zitzenfortsatze. gleichfalls von Nerven Durchlässe als den Processus zur Am Abzweigung des Eine fort. dem Foramen stylo-mastoideum hinter aus, die Fortsetzung hinter Ausgangsstucke des carotischen einige feine Öffnungen Paukenhöhle dienen, dar, von denen Canalicull carotico- tympanici (Fig. 159). Die äußere, laterale Fläche der Pyramide wird grüßtentheils vom Tympanicum bedeckt und bildet die mediale fVand der Paulcenhohle, deren Dach das oben erwähnte Termen tympani vorstellt. Der Raum dieser Cavität ist in Fig. 160 auf dem senkrechten Querschnitte dargestellt. Nach Entfernung des Tympanicum, oder auch am Schläfenbein eines Neugeborenen, wo jene Wandfläche im Rahmen des Annuliis tynipanicus nahezu vollständig zu lilierseben ist (Fig. 154), erblickt man eine längliche, etwas schräg gestellte Öffnung, Fenestra ovalis (Vorliofsfenster), unter- halb welcher ein gewölbter Vorsprung mau eine zweite, fast dreiseitige Öffnung, Fenestra triqueira {Fen. rotnnda, Schneekeu- Fig. 159. Aditus ad cell. Fromontwhtm (Fig.158, 159). Am unteren Abhange des letztem, nach hinten zu, sieht liegt, mast. fonster). In der Höhe der Fenestra ovalis ragt von der hinteren Wand der Paukenhölile her ein kurzer, an seinem freien Ende durch- Proc. eochlearif. Canalüuli bohrter Fortsatz ein: Eminentia pyramidalis (Fig. 158). Über das Promontorium verläuft von unten her der Sulcus Jacohsonii (tympanicus). Vor und über der Fenestra ovalis springt eine dünne KnocheTiIamolle mit aufw'ärts gebogenem Bande vor und formt mit ihrem hinteren Ende den Processus cochleariformis. Nach vorn zu setzt sich die Knochenlamelle in gerader Richtung fort und lässt damit auf der lateralen Fläche der Pyramide Canal, tympan. Veotnoutor. Oaii. Fallop. Potrosura. Längsschnitt. zwei Halbrinnen entstehen, die dem theilweise vom Tympanicum, theilweise von der unteren Fläche der Pyramide her umschlossenen Canalis musculo-tulmrms angehören. Die obere llalbriune läuft als Semicanalis tenso7-is tympani auf den Processus cochleariformis aus, die untere, beträchtlich weitere bildet den Semicanalis tuhae Eustachii. An ihr Ende fügt sich die knorpelige Ohrtrompete. An dem hinteren oberen Theile der Paukenhöhle befindet sich unter dem Tegmen tympani der Eingang (Fig. 159) in die Zellen des Zitzen- fortsatzes (Fig. 158). Das Innere des Schläfenbeins wird zum Theile von dem Labyrinth des Gehörganges eingenommen, zu welchem mehrere der erwähnten Öffnungen führen. Diese Beziehung zum Gehörorgane folge, da der ln h,at auch die Durchsetzung des Knochens vom Fallopischen Canal im Ge- Nervensystem). mit dem Hörnerv zusammengehört (s. beim Jener Canal mündet anfänglich am Hiatus canalis F.allopil nach außen und als setzt Felsenbeins sich diesem verlaufende N. fort. schluss der Rinne, Weise. flache Rinne hinter der Labyrinthwand an der Außenfläche des kommt es zu einem knöchernen Ab- Erst in der letzten Fötalperiode und so entsteht eine zweite Strecke des Faoialiscanals in socundärer Mit der Ausbildung dieser Strecke entsteht auch die Eminentia pyramidalis. Oberflächlich gelagerte Theile 2. facialis kommen dadurch Pars squamosa (Schuppe ins Innere des Schläfenbeins. des Schläfenboius). Diese ist eiue oben halb- kreisförmig gerundete, mit eiuem vorderen Absebuitte horizontal einwärts gebogene © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 215 Knochen des Schädels. Platte (Fig. 154, 15(1), Tegmeu tympani Pi,ande des An innere Fläche. wendeter Fortsatz bein die Miiteii augefilgt ersterer tritt ah, der Pars mastoidea, weiter uaoli vorn dem und eine ist. Man unterscheidet eine äußere mit breiter Wurzel ein im Winkel nach vorn ge- Processus jugalis s. zygomaticus, der sich mit zum Jochhogen, Arcus zygomaticus, dem Joch- verbindet. Die breite Wurzel dos Fortsatzes beginnt mit zwei Vorsprüngen (Fig. 157). ein kleiner hinterer Höcker liegt unmittelbar vor dem äußeren Gehörgange, ein zweiter größerer läuft medial auf eine quere Erhebung aus und ist vom ersten durch eine tiefe, gleichfalls quergerichtete Grube, die Fossa articularis (Cavitas gleuoidalis) für den Unterkiefer, getrennt. Die Grube wird medial von der Pars tympanica begrenzt. Vor der Grube liegt das Tuherculum articulare. Die vor dem letzteren befindliche Fläche bildet die Facies iufratomporalis. An der Innenfläche der Schuppe bleibt die Grenze gegen die Pars potrosa längere Zeit als ein Kathrest sichtbar. Die Fläche theilt die Eigenthümlichkeiten anderer der Scliädelhöhle zugowendeter Knochen. Als charakteristiscli erscheint aber die bedeutende Ausdehnung der äußeren Fläche in Vergleichting mit der zur Begrenzung der Scliädelhöhle gelangenden inneren. Der K.and ist von der äußeren Fläche her ausgezogen und bietet bis in die Nähe der Knochen des Jochfortsatzes eine scharfe Kante. Mit dieser Fläche legt sich schuppenförmig (Sutura squamosa) über die benachbarten, und erst die vordere untere Strecke des Bandes bildet eine Zackennaht. Sehr selten geht vom vorderen Ilauile der Schuppe ein Fortsatz his zum Frontale und schließt dadurch die Ala temporalls von ihrer Yerhindung mit dem vorderen unteren Winkel des Parietale ah. Dieser Processus frontalis ist in mehreren Ordnungen der Säugethiere verbreitet (Naget, Einhufer), alle auch bei den Affen, von denen jedoch nicht Anthropoiden ihn regelmäßig besitzen. In früher Fötalperiode findet sich an der Wurzel des Jochfortsatzes eine Canalis temporalis (Foramen jngulare spurium), an welchem die Durchbrechung, Vena jugularis externa beginnt. 3. Pars tympanica. Ist der kleinste Theil des Schläfenbeins, der eine den äußeren Gehörgang (Meatus acusticus externus) hinten, unten und vorne hearreuzende und demgemäß gebogene Lamelle vorstellt. Er geht aus dem Annulus tympanicus hervor, indem dieser sowohl nach dem Petrosum zu, als auch mit seinem unteren Theilo nach außen aus- Der den Gohörgang hinten um- wächst. Theil lagert grenzende satz an und dem Zitzenfort- Itildet häufig die Begrenzung einer Spalte {Fissura tympanico-masloidea), an der der Canaliculus mastoideus Vorn und mündet. Knochen seitlich bildet der eine ziemlich senkrechte, etwas concave Platte, welche die Paukenhöhle nach außen umwandet (Fig. KiO). Au der Innenfläche der den Meatus acusticus Quersclinilt dorcli das Schläfeuttein dicht vor dom Zitzenfortsatzo. Vorderer Theil des Schnittes. externus gebogen umziehenden Lamelle, entfernt von der äußeren Mündung, feine Furche, Sulcus tympanicus. findet sich eine, Sie war bereits von zwei Leistchen eingefasste au dem Annulus tympanicus © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 216 Zweiter Abschnitt. Torhanäen und bildet einen Falz, in welchen das Trommelfell eingelassen Medial vom lateral davon der äußere Gehörgang Sulcus tympanicus, also auch ; vom ist. Trommelfell, liegt die Paukenhöhle, der Sulcus bezeichnet zwischen beiden die Grenze. Am vorderen oberen Rande des Falzes findet sich ein nach innen ragender kleiner Vorsprung, der eine schräg von oben und hinten nach vorn und abwärts verlaufende Rinne begrenzt. Diese ist besonders am Annulus tympanicus Heu- geborener deutlich. Von jenem Vorsprunge erstreckt sich einwärts die Spina tympanica posterior (s. Gehörorgan,’. An dem vorderen oberen Rande verbindet sich die Pars tympanica mit der Pars squamosa iFig. 160), über welche von innen her das Tegmen tympani mit einer Platte hinweggreift. Weiter abwärts aber schiebt sich in eine zwischen beiden Theilen klaffende Spalte der laterale Rand des Tegmen tympani ein. so dass zwischen diesem und der Pars tympanica nur eine schmale Ritze bestehen bleibt: die Fissura Glaseri*) (F. petro-tympanica) (Fig. 156), durch welche die Chorda tympani die Paukenhöhle verlässt. An den Verbindungen des Schläfenbeines mit den benachbarten Knochen sind vorwiegend die Pars petrosa und squamosa betheiligt. Der hintere Rand der Pyramide, an dem Zusammentritt der hinteren und unteren Fläche, legt sich an das Hinterhauptbein {Synchondrosis petro-occlpitalis) und umgrenzt an der Fossa jugnlaris, mit der Incisnra jiigularis des Occipitale, das Foramen jugulare. Hinter diesem setzt sich die Verbindung mit dem Occipitale längs der Pars mastoidea fort. In der dadurch gebildeten Sutura mastoidea befindet sich hinter dem Zitzeufortsatze in der Regel das Foramen masioideum, welches innen auf der Fortsetzung des Sulcus transversus ausmündet. Es ist zuweilen ganz auf die Pars mastoidea oder auf das Hinterhauptbein verlegt. Der vordere Rand der Pyramide steht mit Keilbeinflügel durch die Synchondrosis spheno-jietrosa in Verbindung. dem großen Der obere Rand der Pars mastoidea verbindet sich mit dem Scheitelbein, mit welchem ebenso der hintere und obere Rand der Schuppe (in der Sutura squamosa) verbunden ist. An den Vorderrand der Schuppe legt sich die Ala temporalis des Keilbeins und erstreckt sich mit dem die Spina angularis tragenden Theile bis an den Einschnitt zwischen Schuppe und Pyramide herab. Mit dem Hinterrande dieses Keilbeintbeiles verbindet sich der vordere und untere Rand der Pyramide mittels Faserknorpel. Diese Verbindung wird von einem Theile des Canalis caroticus durchsetzt, der hier zur Seite des Keilbeinkörpers einwärts und in die Höhe tritt. Von allen das Schläfenbein constituirenden Theilen zeigt der bedeutendsten Variationen. bogens hervor, der sieh geht ihm Griffelfortsatz die aus einem Abschnitt des knorpeligen zweiten Kiemen- dem Petrosum erfolgenden Ossifleation mit weit ins Innere Vr und nach seiner, Auch später kann atdagert verschmilzt. des Schläfenbeines verfolgt werden. erst er nach der Geburt noch eine Strecke Seine wechselnde Länge geht mit der größeren oder geringeren Rückbildung jenes Kiemenbogens Hand in Hand. Abwärts Ligamentum stylo-hyoideum fort, welches aus einer rückgebildeten Strecke jenes Bogens entsteht. Et ist demgemäß um .so länger, je kürzer jenes Band ist, und kann sogar direct mit dem kleinen Zungenbeinhorne sich verbinden. Zuweilen setzt er sich in das fehlt er, oder es ist vielmehr welches auch mit dem nur das in das Schläfenbein eingelassene Stück vorhanden, freien Griffelstücke beweglich verbunden sein kann. *3 J. H. Glasek, Prof, in Basel, geb. 1629, + 1676. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 217 Knochen des Schädels. Knochen des Schädeldaches. § 107. Ohne Betheiligung des knorpeligen Primordialcranium , durch directe Ossi- bindegewebigen Grundlage entstehende Knochen ergänzen das fication in einer Primordialcranium und bilden den oberen und seitlichen Verschluss der SchädelEinige dieser Knochen haben sich mit solchen vereinigt, die aus kapsel. mordialcraninm hervorgingen, so das Interparietale mit dem dem Pri- Hinterhauptbein, das Squamosnm mit dem Schläfenbein als Schuppe desselben. Beide sind mit jenen Knochen behandelt. Selbständig erhalten sich nur die Parietalia, welche von der Scheitelgegend nach der seitlichen Kegion des Schädeldaches sich herab erstrecken, und das Frontale, welches die Stirnregion eiunimmt. als Deckstücke für dio Sohädelhöhle, bilden diese Knochenplatten nach der Oberfläche convexe, innen concave Skelettheile. An ihrer inneren Fläche ist die Knochensubstanz von besonderer Sprödigkeit und wird als Glastafel {Lamina viirea) unterschieden. Zwischen dieser Glastafel und der durch gewöhnliclie compacte Substanz dargestellten oberflächlichen Schichte des Knochens findet sich eine dünne Schichte spongiöser Knochensubstanz mit w'eiteren von Venen durchzogenen Canälen. Diese Zwischenschichte ist die sogenannte JDiploi'. Von jenen Venen führen an gewissen Stellen Communicationen [Emissaria] sowohl gemäß, Ihrer Function als zur Oberfläche. nach innen 4. Scheitelbein (Parietale). Jedes der beiden Scheitelbeine fläche convexen, innen concaven Winkel stellt Knochen einen platten, vierseitigen, an der vor, an dem man vier Außen- Känder und vier unterscheidet. Die Außenfläche (Fig. 161) ist durch eine über sie hinwegziehende gebogene, häufig rauhe Linie, Linea temporalis [inferior), in zwei Strecken geschieden. Der kleinere untere Theil der Außenfläche bildet außerhalb ist Eacies dio der Schläfen- liegende obere dem kehrt Fast Scheitel der zuge- parietalis). [Facies in Ab- Außenfläche der schnitt 1111. Der größere, temporalis. linie Fig. bedeckt Schläfeninuskel und vom ist Mitte der gesummten Außenfläche ist Höcker [Tuber ein parietale], bei jugend- lichen Individuen mehr, bei älteren weniger bemerkbar. Er entspricht der Stelle ersten der Ossification, Keugeborenen und beim ist diese Rechtes Schoitelbein von außen. ' © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 218 Zweiter Absclmitt. noch durcli strahliges Gefüge des Knochens walirnehinbar, dessen Mittelpunkt der Scheitelhücker abgiebt. Die Innenfläche (Fig. 1(>2) ist glatt, durch Eindrücke und Erhabenheiten, sowie durch verzweigte Furchen für die Vasa uieningeainedia ausgezeichnet, welche vom unteren Kande zum oberen emportreteu. Meist sind zwei dieser Sulci meningei unterscheidbar. Ein vorderer beginnt am vorderen unteren Winkel und steigt parallel mit dem Vorderrande des Knochens empor, und ein hinterer, der an der Mitte dos unteren Randes beginnt. Dazu kommt in der Regel ein dritter, kürzester, der nahe am hinteren Winkel emportritt. Längs des oberen Randes zieht eine breitere Furche, die mit der des anderseitigen Scheitelbeins den Sulcus sagittalis bilden hilft, zur Aufnahme des gleichnamigen Venensinus der Dura mater. Weiter lateral vom Sulcus sagittalis bemerkt man bei älteren Individuen ziemlich allgemein unregelmäßige, an Zahl wie an Form und Umfang variable Vertiefungen, in welche Bindegewebswucherungen der Arachnoides und der Dura mater [Pacchionische Oranulationen] eingebettet sind. Die vier Ränder unterscheiden sich nach den Verbindungen. Der vordere, verbindet sich in der Kranznaht [Sutura coronalis) mit dem Stirn- Marge frontalis , bein, der obere M. , sagit- mit dem andersei- talis, Fig. 1C2. tigen Scheitelbein in der Pfeilnaht sagittalis',, (S. der hintere, 31. oecigitalis, mit dem Hinterhauptbein in der Hintcrhau])tnaht., [S. occipitalis). Nahe dem M. sagittalis, dem hinteren oberen Winkel nicht sehr entfernt, wird die Dicke von des Scheitelbeins dem Foramen durchsetzt, parietale welches ein Emissarium vorstellt. Endlich verbindet sich der untere, 31. squamosus, in der Schuppennaht mit der Schujipe des Schläfenbeins. Während die drei ersten Ränder gezackt sind, ist der untere Knochens (Fig. 161) Rand Außenseite des mit breiter Fläche zugeschärft und wird au dieser von der auf der Schläfenschuppe überlagert. Von den vier Winkeln wird der obere vordere als Angulus frontalis, der obere hintere als A. occipitalis unterschieden (Fig. 162;. Der untere vordere, A. sphenoiclalis, stößt mit dem großen Keilbeinflügel zusammen und ist schräg abgestutzt, fast mit dem Margo squamosus sich vereinend, mit dem er auch die Verbindnngsweise durch eine Sohuppennaht theilt. Der liintere untere Winkel, A. mastoideus, der stumpfeste von allen, verbindet sich durch Zackennaht mit der Pars mastoidea des Petrosum. Frühzeitige Verschmelzung der beiden Scheitelheine zu Einem Stücke führt zu einer besonderen Schädelform (Scaphocephalus). Die Linea iemporaUs ist sehr häufig doppelt und dann als inferior und superior unterschieden. — © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des inferior verläuft Die Linea temporalis des Schläfenbeins. entspricht Sie 219 Schädels. hinten gegen das untere Ende der Peripherie des Ursprunges der Schuppe des Schläfenmuskels. Die zuweilen weit aufwärts gerückte L. temporalis superior kann sogar über das Tuber streichen M. bis zur Lambdanaht reichen. Sie hat keine directe Beziehung zum sondern zur Fascia temporalis. Die von beiden Linien umschlossene und hinten temporalis, sichelförmige Fläche zeichnet sich zuweilen durch sehr glatte Beschaffenheit aus. 5. Stirnltein (Frontale, Os frontis). Dieser wie das Scheitelbein ursprünglich paarige Knochen befindet sich auch noch beim Neugeborenen in diesem Zustande zweiten Lebensjahres beide Frontalia in der gegen das Ende des median verlaufenden Stirnuath unter Das verschmelzen. einander (Fig. 195), bis Fig. 163. dann Stirnbein einheitliche bildet den vorderen Abschluss der Schädelhöhle, den oberen Theil des Antlitzes einnehmend, wo es bis reicht. zum Scheitel empor- Mit seinem unteren Ab- schnitte tritt es zwischen den Augenhöhlen zur Wurzel der Nase, und seitlich davon es sich fast horizontal als der Augenhöhlen setzt Decke fort. Mau unterscheidet daher eine Pars frontalis, eine P. nasalis und zwei Partes orbitales. Der nach außen gewölbte, nach innen concave StirnStirnbein von vorn. theil trägt jederseits ein Tuher frontale, welches fast in der Mitte jeder Hälfte, jedoch näher dem unteren Eande liegt. Boi jüngeren Individuen deutlich, rückt der Stirnhöcker bei älteren etwas höher und flacht sicli bedeutender ab. Abwärts grenzt sich der Stirntheil vom Orbitaltheil durch einen lateral stärker vorspringenden Margo supraorlitalis ab. Wo dieser gegen die Pars nasalis zu sich etwas abflacht, ist ein Ausschnitt vorhanden, oder ein Loch, Incisura supraorhitalis, Fm-amen supraorhitale, durch welches Gefäße und Nerven von der Angenliöhle zur Stirne gelangen. Lateral läuft der Supraorbitalrand auf den starken Processus Jugalis aus, der mit dem Jochbein sich verbindet. Eine von diesem Fortsatze aus nach hinten emporsteigende Linie ist der Anfang der Sehläfenlinie, und grenzt ein seitliches kleines, der Schläfeugrube zugekelirtes Feld des Stirnbeines [Facies temporalis) von der Stirnfläche ab. Über erhebt sich ein bogenförmig nach außen emporsteigender Wulst, selten weit über die Incisura supraorhitalis hinaus, Arcus superciliaris. Er ist an dem Stirnbein älterer Individuen deutlicher als bei jüngeren ausgeprägt. Zwischen dem Nasentheile Bogen liegt eine meist plane Fläche, die O'labella. Die Innenfläche des Stirnbeins bietet die mehrfach erwähnten Eindrücke und Vorsprünge dar. ln der Mittellinie verläuft in der Kegel eine flache Kinne herab, diesen beiderseitigen die Fortsetzung des Sulcus sagittalis der Scheitelbeine. Sie setzt sich abwärts ver- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absclmitt. 220 schmälert zu einer meist scharfkantigen Leiste Foramen coecmn leitet. Die Orbitaltheile springende (Fig. 164) Incisura ethmoidalis fort, die au der Pars nasalis zu durch die sind von einander von hinten her tiefe, getrennt. Am jederseitigen dem ein- Rande dieser Incisur besteht eine vorne sich verbreiternde Fläche, welche dem Labyrinth des Siebbeins sich auflagert und die Decke dort befindlicher Tlohlräume (Zellen; abgiebt. Fig. IM. Nach vorne werden diese Siebbeinzcllen vollständiger vom und die Stirnbein umwandet, vordersten senken sich weit in’s Stirnbein ein, thoils seitlich gegen das Orbitaldach, theils aufwärts gegen die Glabella zu ausgedehnt. Sie bilden die Stirnbein- höhlen [Sinus frontahs]. dem Stirnbein von nnteu. Siebbeiu zu Zwischen und dem vorderen Abschnitte dieser Fläche verläuft der vom hinteren dem gleichnamigen Canal Sulcus ethmoidalis, ergänzt wird. der Lateral besitzt die der Augenhöhle zugewendete Fläche des Orbitaltheiles eine vom Margo supraorbitalis Seitlich davon überragte Grube zur Aufnahme der ThränendrUsc, Fossa lacnymalis. setzt sich der Orbitaltheil zum Processus jugalis des Stirntheils fort. Der Nase nth eil bildet den mittelsten, zwischen beiden Orbitaltheilen gelegenen Abschnitt, nach hinten durch die Incisura ethmoidalis abgegrenzt. Eine mittlere, nach vorn und abwärts gerichtete Fläche zeigt Rauhigkeiten und Vorsprünge zur Verbindung mit den Nasen- und Oberkieferknochen. Eine mediane Zacke ist meist bedeutender ausgeprägt, die Spina nasalis, und trägt zuw'eilen noch zwei seitliche flügelförmige Anhänge. Seitlich von ihr öffnen sich die Sinus frontales. Die laterale Fläche der Pars nasalis iiilft medial die Orbitalwand begrenzen. Sie trägt zuweilen einen kleinen Vorsprung (Spina trochlearis]. häufiger die seichte, oft kaum bemerkbare Fovea trochlearis, an welchen Theilen das Aufhängeband der Rolle (Trochlea) für die Endsehne des Muse, obliquus superior oculi befestigt ist. Das Stirnbein verbindet sich am Stirntheile mit den Scheitelbeinen in der Kranznaht, abwärts dann mit dem Vorderrand der Ala temporalis des Keilbeins, woran die Verbindung mit dem Jochbein sich anschließt. Hinten ist der Orbitaltheil mit der Ala orbitalis des Keilbeins in Verbindung, und daran reiht nach vorn das Siebbein sich an. Dann folgt das Thränenbeiii, und vorn am Nasentheil der Stirnfortsatz des Oberkiefers und Die beiden Stirnbeine zeigen die Nasenbeine. die (Vergl. Fig. ISO.) Spur ihrer Selbständigkeit in der längeren Dauer des unteren Theiles der Stirnnaht (Sutura frontalis), die in vereinzelten, aber keineswegs sehr seltenen Fällen auch vollständig persistirt. Das Bestehen einer Stirnnaht kann jedoch nicht als niederer Zustand gelten, insofern die Concresccnz der Froiitalia auch den Affen und noch manchen anderen Abtheilnngeii zukommt. Die erste Ossiiicatiou des Frontale beginnt an der dem Tuber frontale entsprechenden Stelle und geht von hier in strahliger liichlung vor sich. Außer den beiden Hauptossifleationspunkten und unwichtigen an der Pars nasalis, kommt noch eine selbständige Verknöcherung des hinteren unteren Winkels vor, au der Verbindung mit der Ala tempoDieser Theil zeigt noch beim Neugeborenen Spuren der Trennung. Dass er einem Postfrontale niederer Wirbelthiere entspricht, ist unwahrscheinlich. Die von dem ralis. — medialen Rand der Pars orbitalis gedeckten vorderen Cellulae ethmoidales gewinnen zu- weilen eine größere Ausdehnung in das Stirnbein, so dass sie sogar innerhalb des ganzen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 221 Knochen des Schädels. Auch von den Stirnsinus her kann diese Modlflcation entdiesen Fällen durch zwei sehr dünne, einen weiten Sinus in Das Orhitaldach ist OrWtaltheils sich erstrecken. stehen. niaschließende Knochenlamellen gebildet. II. Kasenregion des Schädels. § lOS. Die hieher zu rechnenden Skelettheile bilden die Wandungen der Nasenhöhle und auch das Gerüste der äußeren Nase. Als Grundlage dient die knorpelige Nasenkapsel, eine Fortsetzung des Primordialcraninm. Diese Kapsel besteht aus zwei seitlichen Knorpellamellen, den Seitenwänden der Nasenhöhle, sowie einermedianen Scheidewand, welche die Nasenhöhle in zwei Hälften theilt (Fig. 165) und oben mit den höhle sehenden Lamellen zusammenhängt. seitlichen Strecke besitzt die Die tretenden Riechnerven. An der gegen die Schädel- Nasenkapsel Öffnungen für die zur Nasenhöhle Knorpelwand sendet mediale Fortsätze seitliche ab, Nasenhöhlenwand, den Muscheln [Conchae], die sich zu queren Vorspihngen der Muschel unterschieden werden. Das entwickeln und als obere, mittlere und untere Seitcnlamelle Ende der knorpeligen bildet rig. 105. Muschel. untere die Dieses einfache Verhalten (in Fig. 165 von einem Embryo dargestellt) complicirt Concha 8up. sich durch theilweise Ossification der Knorpelanlagc, dann aber auch durch inedia die Entstehung von Nebenhiihlen der Letzteres geschieht durch Re- Nase. infer. und Wachsthums Vorgänge, sorptions- welche unter der Schlcimhautansklei- dung der Nasenhöhle an bestimmten der Stellen knorpeligen Seitonwand Die Schleimhaut Platz greifen. sich dann in die die laterale Höhlungen Wand und Nase eines Embryo. Die knorpeligen Theilo sind schraffirt. Frontalsclinitt durch die «A- setzt fort. Diese bilden sich zwischen den Muscheln in rufen an der bis dahin einfachen Lamelle Umgestaltungen hervor. Der für sich wand. die obere und und ebenso Muschel tragende Theil der Seitenwand ossificirt entsprechende Strecke der knorpeligen Nasenscheide- mittlere die dann mit der knöchernen Scheidewand Die seitlichen Theile setzen sich zugewendete Lamelle gleichfalls Schädelhöhle der sobald die in Verbindung, geht von den Muscheln aus. Durch Die Verknöcherung der Seitentheile Bereiche der oberen und mittleren Muschel die Entwickelung von Nebenhöhlen im empfängt die Wand der Naseukapsel eine bedeutende laterale Ausdehnung und ossificirt. complicirt sich schließlich zu einem zahlreiche Hohlräume führenden Abschnitte, dem Labyrinthe. Die Begrenzungen dieser Räume Plättchen, wo ossificiren zum Theil sic an die Oberfläche des Schädels treten (in als dünne, fragile der medialen Orbital- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 222 Zweiter Abschnitt. wand), oder wo sie dem Binnenraum der Käse zngekehrt sind dagegen die tvo ; knorpeligen Strecken der Nasenkapsel nach außen hin mit anderen Knochen in Contact kommen, da erleiden sie eine vollstündige Rückbildung, indem jene anderen Knochen die Stützfunotion des Knorpels übernehmen. Knochen an der Überlagernng der Nasenkapsel sich betheiligen, ringer Theil der letzteren an die Schädeloberlläche , und Da tiitt zahlreiche nur ein ge- fast alle die Knorpel- kapsel deckenden Knochen dienen auch zum Abschlüsse der Nebenhöhlen. das die obere und mittlere Muschel begreifende Die knöchernen Theile sind: Siebbein [Etlmoidale] mit der unteren Muschel {Os turbinatum). Aus anderen Itegiouen greifen auf die Nasenkapsel Uber und decken zum Theile Nebenräume der Nase das Stirnbein, der Oberkiefer und das Gaumenbein endlich bestehen als der Nasenkapsel eigene Deckknochen das Nasenbein, Thränenbein imd das Pßugscharbem. Ein Theil der knorpeligen Anlage der Nasenkapsel bleibt jedoch : ; : und stellt das Gerüste der äußeren Nase vor. Die Entstehung des Siebbeines mit den unteren Muscheln aus einem zum Theile der Resorption verfallenden und dadurch schwindenden Abschnitte des knorpeligen Primordial- stets erhalten cranium bedingt in den äußerlichen Verhältnissen jener Knochen viele UnregelmäßigDie von anderen Knochen bedeckten Strecken bieten thells nur dünne Blättchen, keiten. theils durchbrochene Stellen dar. Das andere, diese Skclcttheile compllcirende Moment, die Bildung von Nebenhöhlen der Nase, wirkt auch auf die benachbarten Skelettheile ein. "Wie in den Seitentheilen des Siebbeins größtentheils von diesem selbst umschlossene Hohlräume entstehen, Räume noch Cellulae ethmoidales, weiter nach außen Stirnbein: Sinus frontalls, und fort, so setzen sich ähnliche, sogar noch größere in den Keilbeinkörper als Sinus sphenoidalis, in das in den Oberkiefer: Sinus maxillaris. Siebbein (Riechbein, Ethmoitlalej und untere Muschel. 0. Dieser vorn an den Keilbeinkörper sich anschließende Knochen wird hauptsächlich aus einer medianen senkrechten Lamelle und aus Seitentheilen zusammengesetzt. Die mediane Lamelle ragt gegen die Fig. lee. Schädelhöhle vor und verbindet sich mit einer aiaris ^ horizontalen, einen schließenden Platte 1 Crisia galU Lam. ethm. der letzteren ab- Die der Schädelhöhle zugeweiulete Platte (I'ig. Cell. Theil welche die complicirteren seitlichen Theile des Siebbeins trägt. ertb. Lam. pap. , 160) zwei ist auf ihrer Fläche beiderseits von unregelmäßigen von Reihen Ofl'nungen durchbrochen, welche die Riechnerven zur Nasen- höhle gelangen lassen, platte, Lumina sic bildet cribrosa. Von daher die Sieb- ihr setzt sich in der Medianebene abwärts in die Nasenhölüe die knöcherne Nasenscheidewand Oss. Bertini pendicularis — fort. Der — Lamina laterale Rand perder Siebplatte trägt die Seitentheile des Siebbeines, Siebbein von oben. die in medial gerichtete Vorsprünge, die Muscheln, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schädels, nnd mehr Den lateral letzteren in toto als , 223 die Siobbeinzellen bergende Partien, die Labyrinthe, zerfallen. werden gewöhnlich auch die Muscheln zugetheilt und die Seitentheile Labyrinthe aufgefasst. Die Lamina cribrosa bildet eine horizontal gelagerte, hintenan den Vorderrand der oberen Fläche des Keilboinkörpers angeschlossene schmale Lamelle. In der Medianlinie erhebt sich auf ihr eine Längsleiste, die vorne einen bedeutenden gegen die Schädelhöhle bildet. Der meist verdickte Vorsprung Crista galli vordere Theil der Crista legt sich mit zwei lateral gerichteten und fast senkrechten Vorsprüngen, Trocessus alares, an das Stirnbein und umschließt damit einen als blind geendigt angenommenen Canal, Foramen coecum. Die Löcher der Siebplatte, enger oder weiter und meist in zwei Keihen vertheilt, führen unmittelbar zum — — Grunde der Kasenhöhle. Beiderseits von der Siebplatte gehen die Labyrinthe aus, deren obere Flächen von den medialen Rändern der Orbitaltheile des Stirnbeins bedeckt werden. Die Lamina perpendicnlaris bildet den ossificirten Theil der Nasenscheidewand (s. Fig. 149). Sie hat eine ungleich vierseitige Gestalt und tritt (Fig.'167) als senkrechte Knochenplatte von der unteren Fläche der Siebplatte ab, mit ihrem vorderen Rande in der unmittelbaren Fortsetzung der Processus alares. Mit dem hinteren Rande lehnt sie sich au die Crista sphenoidalis, weiter ab- und vorwärts grenzt das PIlugscharbein daran. Der Vorderraud stößt mit seiner oberen kürzesten Strecke an einen Vorsprung der Nasenbeine und verbindet sieh mit einer vor- und abwärts Gegen diese gerichteten längeren Strecke der knorpeligen Nasenscheidewand. beiden Ränder zu ist die Lamelle meist verdickt. An der Verbindungsstelle mit der Siebplatte ziehen feine Furchen von den medial liegenden Löchern der Siebplatte aus aut sie herab. weilen erscheinen Zu- sie als canal- schließen mit sehr dünnen Knochenblättchen die Cellulae ethmoidahs. Nur an der © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 224 gegen die Orbita sehenden Strecke besteht ein äußerer Abschluss in der Lamina hat eine vierseitige Gestalt und trägt am oberen, an den Orbitaltheil des Stirnbeins grenzenden Rand zwei Ausschnitte, welche mit dem papyracea (Fig- 168); diese Stirnbein die Foramma ethmoidalia umgrenzen. Der hintere Rand der Lamina papyracea grenzt an den Kellheinkörper, der wordere an das Thränenhein, der untere an das Planum orbitale des Oberkiefers und hinten mit einer kleinen Strecke an das Gaumenbein (die Ethmoidalfläche des Processus orbitalis desselben). Diese Knochen decken in der Nachbarschaft der Lamina papyracea Siebbeinzeilen, welche unterscheidet. Sinne. man als CtlluXat frontales, lacrymales, maxillares, Die unter der Papierplatte gelegenen sind die Cell, sphenoidales, tlhmoldales Die nach oben selienden Cellulae frontales (Pig. 166) stehen Stirnbeinhöhlen zum palatinae im engeren Theil mit den im Zusammenhang. Die mediale "Wand des Labyrinthes trägt die Muscheln [Conchae) und die Eingänge zu den Nebenhöhlen der Nase. Ihre Oberfläche ist meist rauh, uneben, und besonders die an die Siebplatte stoßende Strecke ist von feinen Rinnen oder Canälchen (Olfactoriusrinnen) durchsetzt, welche von den lateralen Löchern der Siebplatte ausgehen. (Die Anordnung der Muscheln siehe in Fig. 192.) Die Concha Superior, die kleinste, bildet eine dünne, am hinteren Absclinitt des Seitentheils schräg nach hinten und abwärts verlaufende Lamelle, deren freier Rand etwas medial gekrümmt ist. Über der Concha superior findet sich nicht selten noch Die ansehnlichere Concha meäia ist eine kleinere C. suprema (C. Santoriniana). gleichfalls schräg von vorn und oben nach hinten und abwärts gerichtet. Ihr verdickter, häufig porös erscheinender freier Rand ist lateral und dann aufwärts gekrümmt. Ihr hinteres Ende verbindet sich mit dem Gaumenbein. Der hintere Theil jedes Labyrinthes setzt sich meist in eine dünne dreiseitige Lamelle fort, welche gegen die Unterseite des Keilbeinkörpers, seitlich vom Rostrnm sphenoidale, sieh anlegt und den Keilbein-Sinus verschließt [Ossiculmn Bertini*) und 168). Mit dem Siebbein ossificirend verschmelzen sie später mit dem Keilbeinkörper !Fig. 151), bei welchem sie oben (S. 207) beschrieben sind. An der medialen Labyrinthwand, in der Nähe des vorderen Tlieiles der Concha (Fig. 16t) media. hinten ein dünner Fortsatz, Processus uncinatus (Fig. 1 68), herab, der die über die Öffnung des Sinus maxillaris des Oberkiefers verlaufend, mit dem Processus ethmoidalis der unteren Muschel sich verIn diesem zuweilen fehlenden, aber auch bei seiner Dünne leicht zerstörbindet. baren Zusammenhänge der Concha inferior mit dem Siebbein spricht sich die Zu- tritt mittlere Muschel lateral überragt und, sammengehörigkeit dieser Theile aus. Der zwischen oberer und mittlerer Muschel superior, nimmt die hinteren Siebbeinzellen narium befindliche auf. obere Nasengang, Meatus Unterhalb der mittleren Muschel und medial von ihr überragt, verläuft der Meat. narium medius. In den vorderen Theil dieses Raumes mündet der Sinus frontalis mit den vorderen Siebbeinzellen, sowie der Sinus maxillaris. Untere Muschel (Concha inferior). Dieser meist als selbständiger Theil (Os turhinatum, Turhitiale) betrachtete Knochen hat die Gestalt der Concha media, ist aber länger und auch etwas höher als jene. Er bildet eine fast wagerechte, nur vorn etwas höher gelagerte, durch Vertiefungen und Vorsprünge unebene Platte. Der etwas convexe Rand ist der lateralen Wand der Nasenhöhle angefügt und laterale, Der abw'ärts sehende freie Rand ist gleichfalls convex und dabei etwas lateral eingerollt oder gewulstet. Auf der medialen gew'ölbten Oberbietet drei Fortsätze. *) E. J. Beetin, Arzt in Rheims, dann in Paris, geb. 1712, 1781. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schädels. 225 fläche des Knochens macht sich nicht selten ein längsverlaufender Vorsprung bemerkbar, von dem aus der untere Theil der medialen Fläche steiler herabfällt. Der die Verbindungen eingehende laterale Eand ist vorne dem Stirnfortsatze Darauf folgt der aufwärts gerichtete, den unteren Kand des Thränenbeins in der Regel erreichende Processus lacrymalis (Processus nasalis) (Fig. 168). Vom mittleren des Oberkiefers angefiigt. Fig. 16S. Drittel des lateralen Randes, meist schon vom lacrymalis aus, sich eine breite Crista galli Processus erstreckt Lamelle Proc. alaris in spitzem Winkel abwärts, der Er Processus maxillaris. füllt einen Ausschnitt in der medialen Wand der OberkieferhUhle aus und verbindet sich mit dem Rande Hinter dieses Ausschnittes. Proc. etkm. absteigenden Fortsatze oder auch über ihm tritt der sehr variable Pro- diesem cessus Proc.lacrym. Proc. max. dünne ethmoidalis als Lamelle empor und begegnet dem Proc. uncinatus des Sieb- Endlich legt sich das hinterste Finde dos oberen beins. Siebbein unil nnlare Mnschal von der linlien Seite. Randes der Concha inferior an die Crista turbinalis des Gaumenbeins. Die Concha inferior begrenzt den mittleren Nasengang von unten her und bildet zugleich die Decke des unteren [Meatus narium inferior), dessen Boden vom Oberkiefer und Gaumenbein vorgestellt wird. Die Ossification beginnt am Siebbein an iler Lamina papyracea im fünften Monate des Fötallebens. Die hier anftretende Knochenplatte entspricht aber keineswegs ständig der späteren Sie ist Lamina papyracea, da also ’gloiohwerthig Labyrinthes, dessen flcatlon folgt die dem von mit Räume (Oellulae sie zugleich die voll- der Nasenhöhle bildet. der Lam. papyracea abgeschlossenen Teile ethmoidales) erst später entstehen. Verknöcherung der unteren und der mittleren Muschel. stehen diese durch knorpelige Theile dos Siebbeins die Wand senkrechte Platte mit der Crista galli zuerst, Jener des Ossi- Bei der Geburt im Zusammenhang. Später verknöchert dann folgt die Ossification der oberen Muschel und der allmählich sich bildenden Labyrinthe, von denen aus auch die betreffende Hälfte verknöchert. der Siebplatte Erst vom 6. — 7. Jahre beiden seitlichen Hälften mit der Lamina perpendicularis tritt eine Vereinigung der ein. Auch der von anderen Knochen überlagerte Theil der Nasenkapsel ist zur Zeit der Geburt noch knorpelig, da jene Knochen nur Belegknochen des Knorpels sind. Tliräneuliciu (Laciymale). 7. Dieser Knochen ein fliinnes, stellt Plättchen vor, welches am mehr oder minder medialen Augenwinkel, zwischen dentlieh viereckiges dem Hinterrand Siebbeins sich des Stirnbeins, des und dem \orderrand der Lamina papyracea des eiuftigt. Mit seinem oberen Rande grenzt es an die Pars orbitalis mit dem unteren an die Facies orbitalis des Oberkiefers. Seine Stirnfortsatzes des Oberkiefers medial unebene Fläche deckt vordere Siebbeinzellen. Gegenbaur, Anatomie. G. Aufl. I. 15 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 226 Die laterale, gegen die Orbita gekehrte Fläche ist durch einen von oben herabziehenden leistenartigen Vorsprung [Crista lacrymalis posteriar) (Figg. 169er, 189), in zwei Abschnitte getrennt. Der vordere schmälere bildet den Fig. lliU. Salem lacnjmalh (s). Das untere Ende dieses Abschnittes sieht dem Proc. lacrymalis der unteren Muschel entgegen. Der hintere größere Abschnitt der lateralen Fläche ist glatt und setzt sich nnmittelbar auf die Crista fort und den von ihrem unteren Ende ausgehenden vorwärts gerichteten Hamalus lacrymalis [ha], [der gegen den Anfang der Crista lacr. anterior des Stirnfortsatzes des Oberkiefers tritt und damit die gemeinsam mit diesem Knochen gebildete Fossa lacrymalis zur Aufnahme des Thränensackes lateral- Rechtes Thräuenhein lateral gesehen. wärts umzieht. Das Thiänenhcln Sängethieron Orhita (z. B. tritt gelagert. es ist ein Belegkiiochen der knorpeligen Nasenkapsel. an die Gesichtsfläche des Schädels hervor, nur ziiin Bei vielen Theil in der In manchen Abtheilnngen umgieht es den Eingang des Thränencanals und piatyrrhinen Affen). Der Haniulus ist ein Rest dieses Zu- hei Prosimiern standes. Die selten bedeutende Ausbildung des Hamulus-Endes ist mit einer Auflagerung an den Margo infraorbitalis verbunden, so dass dann auch beim Menschen ein Antlitztheil des Thränenbeins entsteht. Häufig ist es unvollständig verknöchert, bietet Durchbrechungen, seltener eine Sonderung in mehrere kleine Stücke dar. 8. jSTasenbein (Nasale). Die beiden Nasenbeine nehmen den zwischen den Stirnfortsätzen der beiderJedes Nasenseitigen Oberkiefer bestehenden Piaum ein (Figg. 170, 171, 172). Die äußere glatte Fläche ist abwärts etwas gewölbt. Die innere Fläche ist uneben, mit einem zuweilen getheilten, abwärts verlaufenden Sulcus ethmoidalis ver- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Kiioclien des Schädels. Das sehen. obere, 227 bedeutend verdickte Ende fügt sich mit zackiger Verbindungs- Der untere fläche an die Pars nasalis des Stirnbeins. zugeschiirfte freie Rand zeigt gewöhnlich einen dem Ende dos Sulcus entsprechcndcu Einschuitt, und bildet mit dem anderseitigen und der Incisura nasalis beider Oberkieferknochen die Begrenzung der Apertura piriformis, des Eingangs der knöchernen Nasenhöhle. Der unebene mediane Rand {Fig. 172) schließt sich an den anderseitigen Knochen an. Von ihm aus erstreckt sich nach innen eine Leiste, an welche der vordere obere Rand der Lamina sich perpeTidicularis des Siobbeins sich anlegt. dem Vorderrande Der laterale Rand des Stirnfortsatzes des Oberkiefers an (Fig. endlich schließt 189). Die Nasenbeine sind glcichfalis Belegkuochen der knorpeligen Nasenkapsel. Noch beim Neugeborenen ist unter ihnen eine Knorpellamelle erkennbar, die mit dem Siebbein und der knorpeligen Nasenscheidewand zusammenhängt, aber auch ebenso continuirlich in die Cartilago triangularis der äußeren Nase sich fortsetzt. In der Gestait der Nasenbeine bestehen zahlreiche individuelle Schwankungen, durch welche die Oonflguration der äußeren Nase beherrscht wird Zuweilen sind beide Knochen verschmolzen, wie es für die Affen als Regel gilt. . Pflugsoharbein (Vomeij. ü. Dieser unpaare Knochen (Fig. 1 7 0) nimmt an dev Basis des Schädels eine mediane Stellung ein und bildet den hinteren Abschnitt der Scheidewand der Nasenhöhle. kerer Theil Er ist eine senkrechte ungleich vierseitige dem Keilbeinkörper anlagert und in zwei vomcris, ausgezogen Der ist (Fig. hintere meist 193). scharfe Platte, deren oberer stär- Alae seitliche Fortsätze, Diese umfassen das Rostrum sphenoidale. Rand ist schräg vor- und abwärts gerichtet. scheidet die beiden liintorcn Nasenöffnungen [Choanae*) und geht in Er stumpfem Winkel den unteren Rand über, welcher bedeutend verdünnt auf der Crista nasalis des Gaumenheius und des Oberkiefers ruht. Dieser untere Rand bildet mit dem vorderen einen spitzen Winkel. Der vordere Rand ist aufwärts gekehrt und verdickt. An seiner hinteren oberen Strecke steht er mit der Lamina perpendicularis des Siehbeins, an der vorderen unteren Strecke mit der knorpeligen Nasenscheidewand in in Verbindung. Das Pflugsoharbein ist ebenfalls ein Bolegknochen des Primoidialcranium, und zwar au der von der Keilbeinregion sich nach vonie erstreckenden, sehr ansehnlichen medianen Knorpellamelle fFig. 165), von der die knorpelige Nasenscheidewand ein Überrest ist. Es umfasst eine Zeit lang diesen Knorpel, der im Bereiche des vom Vomer gebildeten Knocbeubelegs allmählich schwindet, pendicularis des Siebbeins aufgeht. wie er oben durch Ossillcation in die Lamina per- — Häufig ist der Vomer asymmetrisch, zeigt Deviationen,, oder auch Auftreibungen, streckenweise poröse Beschaffenheit. 10. Von Knorpelige TheUe der Nasenregion. der knorpeligen Nasenkapsel, die einen Theil des Primordialcraninms nach der Verknöcherung des in das Siebbein übergehenden Abschnittes sowie nach Schwund der vom Nasenbein und Oberkiefer überlagerten bildet, bleibt Strecke ein Theil erhalten und *) Von yiw, hilft das Gerüste der äußeren Nase bilden. Es weil sich durch diese Öffnungen Schleim in den Pharynx ergießt. 15* ist ; © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 228 das eine senkrechte knorpelige Lamelle mit unmittelbar oder mittelbar ihr ver- bundenen Knorpeln, welche der Flügeln angehören. seitlichen Wand der äußeren Käse, auch deren Die senkrechte Lamelle bildet Die knorpelige Kasenscheidewand Fig. 171. {Sep- tum cartilagineum nasi) (Fig. 170). Sie ist eine Fortsetzung der Lamina pei'pendicidaris des Siebbeins, dem sie ebenso zugehört wie etwa die Hippenknoi-pel zu den Kippen. Wo die Ossification des ursprünglich gleichartig Septum nasi knoi’peligen sistirt, bleibende Theil knorpelig da erstreckt sich der derselben unten und hinten dem Vomer, weiter Lamelle vome weiter, der Crista nasalis des Oberkiefers angelagert (vgl. Fig. 170), sowie oben auch von einer Kahtstrecke der Kasalia begrenzt. Der äußere Nase vortretende Theil des Septum in die cartilagineum endet abgerundet in einiger Entfernung von der Nasenspitze. Seitliche Ansicht der Knorpel der äußeren Käse. Noch unterhalb der Nasalia gehen von der knorpeligen Scheidewand Diese platten ab. seitliche Knorpel- Cartilago triangularis tritt mit wo sie beim ihrem oberen Rande unter die Nasenbeine, Fig. 172. Neugeborenen noch knorpel fortgesetzt in ist. den continuirlichen Ethmoidal- Nach dem Schwund des seit- lichen Theiles des letzteren ist der dreieckige Knorpel nur noch mit dem Septum verbunden. weil ohne direoten cranium, ist die Selbständiger, Zusammenhang mit dem PrimordialCartilago alaris (Flügelknorpel). Sie findet sich unterhalb der Cartilago triangularis als ein dem Nasenflügel zu Grunde Dieses Vordere Ansicht der Knorpel der äußeren Naso. tritt in die Nasenspitze, Das hintere, ebenfalls verschmälerte Einschnitte bietet es sich verschmälert und, hakenförmig ttmgohogen, zugleich unter dem Vorder- rand des Septalknorpels lagert Es liegendes Knorpelstück. wo dar oder ist Ende des Knorpels gegliedert. (Fig. 171, 172). zeigt bedeutende Variationen. Ähnliche vereinzelte Knorpelstncke, finden sich auch über der Cartilago alaris, in der Lücke, weiche umfänglich zwischen der Apertura piriformis und jenen Knorpeln besteht Cartilagines sesamoidecu^ verschieden (Fig. 171). Am unteren Rande der knorpeligen Nasenscheidewand findet sich noch jederseits einem beim Menschen nicht zur Ausbildung gelangenden ein länglicher Knorpel, welcher Sinnesorgane zugehört. Jacohson’sche Knorpel ist Es umwandet bei Säugethieren das Jacobson’sche Organ. Dieser während der Fötalperiode deutlich vorhanden, scheint aber später unterzugehen, oder nur theilweise sich zu erhalten. , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schädels. III. 229 Knochen der Kieferregion des Schädels. § 109. Diese stellen den unteren und seitlichen Abschnitt der Antlitzknochen vor und schließen Gaumenbein Nasenhöhle von der Mundhöhle ab, indem Oberkiefer nnd die für erstere Gruppe .lochbein steht die kapsel. Da den Boden, für in Verbindung mit der das Jochbein ursprünglich des Kieferrandes eingeht, grenzung Außer den hier anfgezählten Knochens dieser (S. Dach seitlichen Durch das bilden. Wand der Sclüidel- niederen Zuständen) mit in die Be- wird es hieher gerechnet werden dürfen. dieser Gruppe noch das Flügelbein 205) beim Keilbein envähnt wurde, da es diesem Knochen mit (in Knochen gehört oder IHen/fjoid an, welches oben beim Menschen letztere das verschmilzt. Eines fünften primitiven Gruppe, des PraemaxUlare, wird beim Oberkiefer gedacht werden. So verschieden diese Knochen unter sich sind, so können sie doch von einfachen "Wir unterscheiden an ihnen einen verticalen, die Nasen- Zuständen abgeleitet werden. höhle seitlich begrenzenden, und einen horizontalen Theil, der den Boden der Nasenhöhle und das Dach der Mundhöhle bilden hilft. Nur aus der verticalen Platte besteht das Pterygoid. Am Gaumenbein kommt noch der horizontale Theil dazu nnd auch am OberEr ist dass dieser Knochen Zähne trägt. kiefer bestehen beide, aber dadurch verändert, das Gebiss tragenden Theile massiver geformt. demgemäß an dem 1 Dieser mit 1 . dem Oberkiefer (Maxillare superius oder Maxilla). anderseitigen median zusammentretende Knochen bildet den ansehnlichsten Bestandtheil des Antlitztheiles des Schädels und verbindet sich mit allen übrigen Knochen Knochen dieser Eegion. Der schon beim Neugeborenen besteht ursprünglich aus zweien, indem mit noch ein kleinerer, das PraemaxUlare, verschmilzt. einheitliche dem eigentlichen Maxillare Ans diesem geht die die Schneidezähne tragende und die Nasenöffnung lateral begrenzende Portion des Knochens hervor. Wir unterscheiden am Maxillare den Hauptthoil als Körper und davon ausgehende Fortsätze. Am Körper des Oberkiefers sind drei Flächen wahrnehmbar, eine mediale oder innere, eine laterale oder äußere und eine obere. Der Körper umschließt eine große Nebenhöhle der Nase {Sinus maxiüaris, Antrum Highmori *), die auf der medialen Fläche ausmündet (Fig. 17-1). Die äußere Fläche (Fig. 173) wird durch einen lateralen Vorsprung, Processus Juqnlis, in zwei Abschnitte geschieden, einen vorderen, dem Antlitz zngewendeten, und einen hinteren, der gegen die Schliifeugrube sieht. Beide gehen unterhalb des Processus jugalis in einander über. Auf dem vorderen Abschnitte findet sich unterhalb seines oberen Bandes [Maryo infraorhitaUs) das Foramen infraorbitale. Abwärts von diesem und fast in der Mitte der Vorderfläche ist die flache Fossa caniiia bemerkbar. Medial besitzt die Fläche einen scharf ausgeschnittenen Band, Jncisura nasalis gegen welchen die Nasenfläche ausläuft. Der hintere Theil der xVußenfläohe bildet das meist schwach gewölbte, unebene Tuber maxillare. An diesem, oder abw'ärts von ihm, sind die feinen Foramina alveolaria posteriora bemerkbar, die von oben her in den Knochen sieh einsenken und Blutgefäße nnd Nerven ein*) Nathanael Highmohe, Arzt in Slirewsbury, geb. 1613, + 1685. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 230 treten lassen. fläche mit An der medialen oberen dem Gaumenbein. Ecke besteht Eine größere findet eine kleine rauhe Verbindnngs- Kg. etwas gegen die unten, sich mediale Fläche zu. Die obere Fläche, schräg lateralwärts nach vorne zu abgedacht, bildet den Boden der Augenhöhle [Planum 173. orbitale). An beginnt als ihrem hinteren Kande eingoschnittene tief Furche ein Canal, der gegen den Infraorbitalrand in den Knochen sich Canal. infra- einsenkt orlit. und am Foramen mündet. Die innere Fläche gegen die Nasenhöhle. infraorbi- tale Knochen isolirten (Fig. 174) sieht Sie trägt am ansehnliche die Ölfnung des Sinus maxillaris. Die Umgebung dieser Öffnung ist oben und hinten uneben, und au die letz- tere Strecke ipa) legt sich das menbein Rechter Oberkiefer in lateraler Ansicht. an, indes Gau- durch den oberen Eand untere Zellen des zum Abschluss kommen. Siebbeins Öffnung zieht der Kieferhöhle Vor der als weite und glatte Furche der Sulcus lacri/malis herab, nach vorne vom Die Furche wird gegen den vorderen oberen Eand des Sinus maxillaris durch ein vorwärts gekrümmtes Knoohenplättchon abgegrenzt, welches zuweilen von einem ähnlichen, aber nach hinten gerichteten Vorsprung des Stirn- Stirnfortsatz begrenzt. fortsatzes erreicht wird, zum Canalk lacrymalis so dass sie sich hier abschließt. Über und vor der Stelle, an welcher der Sulcus lacrymalis ausläuft, zieht eine rauhe Querleiste [Crista turhinalis] zum Vorderrande der Nasenfläche. An ihr sitzt der Vordertheil der unteren Muschel, die auch in der Eogel den Sulcus lacrymalis aufwärts begrenzt und mit ihrem Processus lacrymalis zum Canale gestalten hilft. Von den Fortsätzen vier des Ober- dienen drei zur Verbindung mit an- kiefers deren Knochen. Aufwärts gerichtet, theils von der Antlitzfläche, theils von der Nasenfläche erhebend, sich tal is Eand ab (Fig. tritt 173 der und Processus fron174). Sein hinterer bildet anfangs die vordere lacrymalis Sulcus und grenzt Wand diese des Furche durch eine zuwmilen scharfe, aufwärts ziehende Leiste Crista lacrymalis fnterior) von vom her ab. In der Mitte der medialen Fläche befindet sich eine zw'eite rauhe Linie etwas schräg vor- und abwärts gerichtet, die Crista An sie fügt sich die mittlere Muschel des Siobbeins. Das ausgezackte ethmoidalis. Keciter Oberiiefer ia medialer Ansklit. ( © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 231 Knochen des Schädels. Stirnfortsatzes und verdickte obere Ende des fügt sich an die Pars nasalis des Vorderrand verbindet sich mit dem seitlichen Band der Nasenbeine, lacrymahs) der hintere, medial vom Sulcus lacrymalis vorspringende Band (3Iarffo Stirnbeines, der dem mit Tliränenbein. Der kurze Processus jugalis hinten goriclitet. Ein (Fig. 173) ist laterahvärts und etwas nach Seine dreiseitige rauhe Fläche verbindet sich mit Processus palatinus, dritter Fortsatz. dem Jochbein. erstreckt sich an der medialen einwärts. Er hilft den Boden der Nasonliöhle und das Dach der Mundhöhle, den harten Gaumen, bilden, indem er mit dem andersoitigen in einer Zackennaht [Sutura palatina) sich vereinigt (Fig. 174). Die Nasenfläche ist glatt, die Crista Gaunienfläche uneben. Der obere Band der Sutura palatina erhebt sich als Seite horizontal vonie meist bedeutender und gekrümmt. Sie trägt das Pflngscharbein und vorne die knorpenasalis, etw’as lateral lige verbunden fFig. 173) als vor. spitzer Ein Nasenscheidewand. Fortsatz ragt median mit dem gleichen Sjnna nasalis anterior Hinter dem rtmge- krempten Vordertheile der Crista nasalis tritt der Canalis incisivus [C. naso- den GaumenDie beiderseitigen Canäle vereinen sieh in der Begel an der Gaumenfläche zu dem unpaaren iForamen incisivum. An dieser Stelle ist häufig noch bei Erwachsenen, stets aber an jugendlichen Individuen eine feine, quer nach außen ziehende nathartige Stelle {Sutura incisiva) bemerkbar, palatinus) (Fig. 174) in fortsatz schräg herab. Maxillare (Fig. 175). Nach hinten verbindet als Grenze des Praemaxillare gegen das sich der Gauinenfortsatz mit der horizon- talen Platte des Gaumenbeins. Der vierte Fortsatz, ist abwärts gerichtet und birgt Der Anordnung der Zähne gemäß verläuft und verbindet sich median mit dem anderDer zahntragende freie Band des Fortsatzes Processus alveolaris, die Alveolen der Zähne des Oberkiefers. er bogenförmig von vorn nach hinten, dem Canalis incisivus. von einander getrennten Ötfnungen der Zahnfächer, Aloeoli, -welche dem Umfange und der Gestalt der in sie eingesenkten Zahnwurzeln angepasst sind 's. beim Darmsystem). Die vordei'sten zwei Alveolen nehmen die Sehneiilezäline auf, dann folgt lateral eine seitigen vor bietet die durch (iiierwände den Eckzahn; daran schließen sich zwei, wieder in je eine äußere und eine die Alveolen für die Molarzähne innere Höhlung gesonderte, für die l’rämolarzähno bilden den Schluss. Die beiden vorderen dieser Molar-Alveolen sind in der Eegel je in gesondert, während die letzte Molar-Alveole eine innere und zwei äußere Vertiefungen -weitere für ; sehr wechselnde Verhältnisse darbietet. Die innere, die Mundhöhle mit begrenzende Fläche des Fortsatzes ist uneben und wölbt sich gegen den Gaumenfortsatz empor. Die äußere Obej-fläche bietet den Alveolen entsprechende Vorsprünge ^Jaya alveolaria^, vorne am stärksten. Die Existenz des Al- Vor dem Durchbruch der Zähne ist et kaum formt et sich allmählich nach Maßgabe der entaber Ausbildung angedentet. ihrer Mit Defacte des Gebisses sind von einem Schwunde des bezüglichen stehenden MMtzelu. veolarfortsatzes ist an die Zähne geknüpft. Teiles des Alveolarfortsatzes begleitet, Zähne ein gänzliches Schwinden statt. und im Greisenalter findet nach dem Verluste der © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 232 Zweiter Abschnitt. Das Praemaxillare (Intermax illare, Os imisivum, Zwischenkiefertein) bleitt bei den meisten Wirbelthieren ein selbständiger Knochen, der jedoch bei den Affen gleichfalls mit dem Maxillare, wenn auch bei den meisten xiel später als beim Menschen, verschmilzt. Bei Fischen, Bcptilien und gehört der vor dem selbst vielen Säugethieren liegt es vor Canalis incislvus gelegene Abschnitt an, dem Maxillare. Ihm der den Alveolartheil der beiden Schneidezähne begreifend (daher auch Os ineisivum genannt) sich mit dem die Incisura nasalis tragenden Vorderrande aufwärts bis an den Vorderrand des Proc. frontalis erstreckt. S. Lkückart, Über das Zwischenkiefeibeln des Menschen. Heidelberg, 1840. Tn. Köllikee, Nova Acta Ac. Leop. Car. XLllI. Die Beziehung zu den Schneidezähnen, deren alveolare Umwandung die ansehn- gesammten Praemaxillare vorstellt, lässt eine Scheidung der Anlage des Knochens in zwei, je eine Alveole bergende Theilo entstehen, die auch auf den Gaumen- lichste Partie des theil des Knochens sich fortsetzen, so dass dann jederseits zwei Praemaxillarla zu bestehen scheinen; zuweilen erhält sich dieser Zustand noch beim Neugeborenen. genese des Praemaxillare ergiebt sich daraus keine Folgerung. Für die Phylo- Abgesehen vom Praemaxillare bildet sich der Oberkielerknochen aus mehreren Ossiüber die sehr verschiedene Angaben bestehen. Die erste Knochenlamelle, welche den größten Theil des Knochens hervorgehen lässt, entsteht an der lateralen Fläche der knorpeligen Seitenwand der Nasenhöhle, sie bildet gegen die Zahnanlagen fleationen, wachsend den Alveolartheil des Kiefers und erstreckt sich als Gaumenfortsatz auch Schon bei 8 cm langen Embryonen buchtet sich der Baum der Nasenhöhle zwischen mittlerer und unterer Muschel gegen den hier verdickten Knorpel der SeitenmedianwUrts. wand der Nasenhöhle aus und bildet die Anlage des Sinus mardllavis^ der also zuerst vom Knorpel umwandet wird (Durst). Nach außen wird der Knorpel von der platienförmigen Anlage des Oberkiefers überlagert. Durch Resorptious- und Wachsthumsvorgänge der Wand Wand vergrößert sich allmählich die Anlage des Sinus maxilbris, der seine knorpelige und erst vom zweiten Lebensjahre an sich umfänglicher gestaltet. Noch beim Neugeborenen zieht die Infraorbital-Rinne lateral von der Anlage des Sinus maxillaris, während sie später auf dessen obere Wand zu liegen kommt (Rescheeitee). verliert 12. Gaumenbein (Palatinum). Dieser Knochen schließt sich unmittelbar hinter den Oberkiefer an und erscheint zwischen diesen und den absteigenden Flügel des Keilbeins eingedrängt. In der Hauptsache bestehen zwei rechtwinklig verbundene Platten, von denen die Pars perpendicularis, die laterale Begrenzung der Kasenhohle fortsetzt, indes Pars horizontalis, dem Gaiimenfortsatz des Oberkiefers angeschlossen, den knöchernen Gaumen nach hinten zn vervollständigt. Dazu kommen noch drei die Fortsätze. Die Pars perpendionlaris (P. nasalis) liegt dem hinteren Abschtiitt der medialen Fläche des Oberkiefers (Fig. 174) mit einer rauhen Oberfläche an, deckt von hinten her einen Theil der Öffnung des Sinus maxillaris und schiebt sich mit ihrem hinteren Rande Uber einen Theil der medialen Lamelle des Fliigelfortsatzes des Keilbeins hinweg Genau zwischen diesen beiden Abschnitten der lateralen Fläche beginnt oben an einem fast kreistUrmigen Ausschnitt {Incisura spheno-palatina] der Sulcus pteryyo-palatinus (l^ig. 17ü B). Flr wird von zwei leistenartigen Vorsprüngen begrenzt, welche ihn nach unten allmählich vollständiger umschließen. Sein hinterer Band geht in einen ansehnlichen, nach hinten, außen und abwärts vorspringenden Fortsatz, Processus pyramidalis (lüg. 176 A, B), Uber, welcher den unten sich erweiternden Sulcus auch nach vorne zu theilweise umwandet. , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Schädels. 233 D&c Sulcus pterygn-palatinm, abwärts zuin Canal gestaltet, mündet am Gaumen zwischen Oberkiefer und Gaumenbein aus. Das Gaumenbein bildet die mediale Begrenzung dieser Mündung [Foramen palatinum wajus) welche auf die GaumenDie vom Oberkiefer gebildete laterale Befläche der Pars horizontalis ausläuft. grenzung der Endstrecke des Canals ist gleichfalls rinnentormig vertieft. Vom Can. pterygo-palatinus zweigen sich meist zwei engere Canäle ab, Canales palat. posteriores {li), welche den Proc. pyramidalis durchsetzen und an der Basalfläche desselben als Foramina palatina minora zur Mündung kommen. Der Processus pyramidalis legt sich mit seiner vorderen, etwas lateralen Fläche an den Oberkiefer, über dem hinteren Ende des Alvoolarfortsatzes, und bietet an seiner hinteren Fläelie eine mittlere, meist etwas vertiefte glatte Strecke (Fig. 176 A'„ welciie von zwei abwärts divergironden rauhen Stellen (m, l) umfasst wird. An diese lagern sich die beiden Lamellen dos Flügolfortsafzes des Koilbeins. Die glatte Fläche (*) hilft die Fossa pterygoidea bilden. Oberhalb des Pyramidenfortsatzes wird der Sulcus pterygo-palatinus vom oberen Theile des Flügolfortsatzes abgeschlossen, der sicli liier nur mit seiner medialen Lamelle an das Gaumenbein aiilegt. Dieser obere Abschnitt der Furche ist am Schädel von außen siclitbar, zwischen Fig. 176. Tuber maxillare des Oberkiefers und dem Flügelfortsatze des Keilbeins, und entzieht sich erst da dem Blicke, wo die laterale r.amelle des FlUgelfortsatzes sicli an den Pyramideiifortaatz des Gaumenbeins ansohmiegt. An der Iiwenfl'dche (Superficies nasalis) der Pars perpeiidioularis sind außer indifferenten Unebenheiten zwei ziemlich parallele Qucrvorspriiugc bemerkbar (Fig. 176 C). Sie entsprechen den gleichnamigen Leisten des Oberkiefers: Crista eihmoidulis, Crista turbinalis. Über der Crista etliinoidalis liegt die Incisura spheuo-palatina, welche zwei aufwärts gehende Fortsätze von einander trennt. Der vordere Fortsatz, Processus nrbitalis, ist meist der ansehnlichste und etwas Er stellt einen unregelmäßig pyramidal gestalteten Körper vor, Welcher über dem Tuber inaxillare und medial davon sich dem Oberkiefer anlegt und auch an Sieb- und Keilbein grenzt. Er ist am hintersten Abschnitt des Bodens lateral gerichtet. der Augenhöhle betheiligt. Boi ansehnlicher Gestaltung dieses Fortsatzes sind fünf Flachen unterscheidbar. Brei dienen zur Verbindung mit den Knochen, nach denen liegen zwei medial und aufwärts. Eine vordere (Fig. 176 deckt meist eine Zelle des Siebbeins, und ist dieser sie gemäß benannt sind. Davon C, Superficies ethm.) be- vertieft. Daran grenzt © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 234 nach hinten die Verhindungsfläche mit dem Keilbeinkürper, von dessen Hiihle eine Buchtiing sieh auf sie erstreckt (S. sphen.). Die dritte Verhindungsfläche liegt lateral irnd ist vor- und abwärts dem Oberkiefer [B, S. maxillaris) angclagert. Die beiden Die freien Flächen sind glatt und stoßen mit einer schwachen Kante an einander. eine davon sieht aufwärts {jB, S. orb.), medial grenzt sie an die Papierplatte des Siebbeines. Hinten und abwärts gegen die Incisur schließt sich die letzte Fläche an, welche der Flügelgaumeugrube ziigekehrt ist (vergl. Fig. 175 B). Der hintere Fortsatz, Processus sphenoidalis, minder hoch als der vorige, krümmt um sich der unteren Fläche des Keilbeinkörpers anzulegen. Seine Innengegen die Nasenhöhle. Beide Fortsätze geben durch ihre Verbindung mit dem Keilbeinkörper der Incisura spheno-palatina einen Abschluss. Diese wird so zum Foramen spheno-palatinwm, welches aus der Flügelgaumengrube in die Nasenhöhle führt. Die Pars horizontalis bildet im Anschlüsse an den hinteren Hand des Processus palatinus des Oberkiefers eine dünne und schmale Lamelle, die sich median sich medial, fläche sieht in der Fortsetzung der Sutura palatina des Oberkiefers mit der anderseitigen verDie obere Fläche ist glatt, die untere meist etwas uneben. Der hintere zu- bindet. geschärfte Band ist ausgeschnitten, eine mediane Spitze bildet mit der anderseitigen An der Naht erhebt sich die Crista na- die Spina nasalis posterior (vergl. Fig. 170). salis als Fortsetztrng der durch den Proc. palatinus des Oberkiefers gebildeten Crista und verbindet sich wie diese mit dem Vomer. "Wie der Oberkiefer erscheint das 13. Jochbein, .Tugale (Os zygomatienm, Os malae, Wangenbein). Das Jochbein dem Gaumenbein etwa ln der achten Woche. stellt durch seine llauptverbindungen mit dem Oberkiefer uud Schläfenbein den Jochbogen {Arcus zygomaticus) dar, der sich an der Seite des Antlitztheils des Schädels über den unteren Theil der Schläfengrube spannt. Mit dem Jugalfortsatze des Oberkiefers geschieht Fig. 177. die Verbindung an einer nach oben zu verbrei- terten dreiseitigen, rauhen Fläche. zu zieht sich Nach das Jochbein in den schmaleren Processus temporalis aus, mit dom es fortsatze hinten dem Joeh- des Schläfenbeins durch eine aufwärts gerichtete Nahtfläche sich anfügt. Die äußere oder ansehnlichste Fläche des Knochens ist dem Gesichte zugekehrt (Fig. 177) [Superficies facialis], die innere, mediale wird durch einen Oberkieferverbindnng Fortsatz zum Processus an der starken Fortsatz wieder in zwei Flächen geschieden. Reclites Jugale von der Außenseite. Jochbeins sich abhebenden jugalis geht äußerlich vom oberen Bande Der des des Stirnbeines (Fig. 190] und erstreckt sich medianwärts verbreitert zur Crista jugalis des Temporalflngels des Keilbeins. Dieser Processus frmitn-sphcnoidalis zerlegt so die mediale Fläche des Knochens nach vorne gegen die Orbita gekehrte Facies orbitaiis und die der Schläfengrube zugewendete Facies temporalis. Er bildet somit eine Scheidewand zwischen in die Augenhöhle uud Schläfengrubc , welche nur medianwärts von der Fissura orbitaiis © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Visceralskeletes. inferior imtcrbroehcn 235 nach außen mit sanfter Abwelcher zum großen Theil (mindestens an IJie Orbitalfliiche setzt sich ist. rundung auf den Infraorbitalraud fort, vom Jugalo gebildet wird. der Orbitalfläche (Fig. 1"8) besteht das kleine, zuweilen doppelte Foramen zygonviticn-orhUale ( 2 ). Es fiilirt in einen im Jochseiner lateralen Hälfte) An bein sich Mündung vom lateral Orbitalrande, zygmnaticu-faciale es durch Mündung ( 2 ') und wird unterschieden; als Foramen zuweilen ist Die andere mehrere feine Löcher ersetzt. liegt auf der Temporalflächo: Foramen zygomatieo-temporale [z"). die mit Von den Verbinduiigeu des Jugale sind Oberkiefer und Schläfenbein die primären. stehen Fig. 178. Die in zwei Äste spaltenden Canal. des einen liegt auf der Superficies facialis, fast Sie be- allgemein bei Säugethieren, während die Verbindung mit Stirn- und Keilbein erst bei den Primaten sich ansbildet. Davon ist die Frontalvexbindung die frühere, von ihr aus greift ailmählieh die \erbinJugale von der lunenliäclie. dung auf den Teraporalflügel des Keilbeins über, womit die Sonderung der Orbita von der Schläfengrube verknüpft ist. Dies ist auch der Gang, den die Jochbeinentfaltung beim Menschen nimmt. Die Carnivoren bieten verschiedene Stadien der oberen Verbindung des Jugale dar, indem nur angedeutet, bald ausgcbildet ein oberer Fortsatz bald ist und endlich das Stirnbein erreicht. Der Orbitalfortsatz des Jochbeins bei größerer Entfaltung in tritt die Begrenzung der Fissura orbitalis inferior, bildet den Abschluss des lateralen Winkels, oder geht auch den oberen Rand jener Spalte über, welche dann lateral zwischen Jochbein und OberSelten besteht eine Letzteres finde ich beim Orang als Regel. fortgesetzt ist. Trennung des Jochbeins in einen oberen und einen unteren Abschnitt. Der untere in kiefer repräsentirt den Haupttheil des Knochens, der obere eine selbständige Ossilieation des Bei Japanesen soU dieser Befand minder selten sein. Fronto-sphenoidal- Fortsatzes. ( HtLGENDOUr). b. Knochen des Visceralskeletes. § 110 Darunter begreift mau vorgelienden Skelettheile die aus oder (vergl. S. 199). . an den knorpeligen Kiemenbogen ber- Während die aus dem Primordial- cranium entstandenen Knochen zur Schädelkapsel vereinigt sind und ihre functioneile Bedeutung als stützende Theile jener aus den knorpeligeu Kiemenhogen Kapsel beibehalten, gewinnen die gebildeten Skeletstücke mannigfaltige Be- ziehungen. Je nach der Nachbarschaft anderer Organe erfahren sie verschiedene Umgestaltungen, welche neuen Verrichtungen, denen sie dienstbar werden, ange- Ein Theil davon ist dem primitiven Befunde gänzlich entfremdet und wird im Dienste der Luftwege angetroffen, wo wir wieder darauf zurückkommen. Unter dem Einfluss benachbarter Organe sind zwei Gruppen von Skelettheilen entpasst sind. standen. Die eine dieser Gruppen, aus den oberen Theilen der Bogen hervorgegangen, in der Nähe der Lahyrinthregion des Petrosum befindlichen Theile umfasst die © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absolinitt. 236 jener Bogen, welche als Gehörknöchelchen in die Dienste des Gehörorgans traten. Anderseits erlangen die vorderen (ventralen) Abschnitte von drei Bogen Bezie- hungen zur Mundhöhle. Am die sich erhaltenden Beste mit der Muskulatur des Halses sowohl als hein vor. und Bogen gewinnen Verbindungen auch der Zunge; sie stellen das Zungen- ersten bildet sich der knöcherne Unterkiefer^ der beiden folgenden Unterkiefer, Zungenbein und Gehörknöchelchen, functionell wie ana- tomisch sehr differente Bildungen, entstehen also aus oder an jenen ursprünglich gleichartig angelegten Bogen. Die Vertheilung jener Skeletgebilde nach den einzelnen Bogen, aus denen sie herAus einem obersten Abschnitte des ersten ist in Folgendem kurz dargestellt. vorgehen, Bogens [KieferbogensJ geht der Amhoß hervor. Die bezügliche knorpelige Anlage ent- einem bei Reptilien und Vögeln als Quadratbeiii porsistirenden Skelettheile, der aus einem bei Fischen als Palatoquadratum bezeichneten, eiTien primären Oberkiefer darspricht stellenden Knorpelstiicke entstand. der Unterkiefer articuliert, so Wie mit dem Quadratum der niederen Wirbelthiere articuliert Amboß mit der Anlage des ein ventraiwärts ziehendes Knorpelstüok, welches jedoch bei den Säugethieren sich nicht zum Unterkiefer Der mit dem Amboß articnlirende Abschnitt wandelt sich nämlich wieder zu einem Gehörknöchelchen, dem Hammer, um. Von diesem aus erstrockt sich dann der knorpelige Rest des ersten Bogens in der unteren Begrenzung der Mundöftnung medianentwickelt. wärts dem Fig. 179. Fig. 179 (vergl. den hinter nach hinten und Unterkiefer aufwärts ziehenden Theil). F.s ist der MeckeVsche Knorpel, auf welchem die knöcherne Anlage des definitiven Vnterldefera entsteht. dem .\us zweiten knorpeligen Bogen geht der oberste Ab.sclmitt wieder den in ein Gehörknöchelchen, Steigbügel, über, die unmittelbar darauf folgende Strecke scheint verloren zu sich ein Dagegen gehen. mit dem formt oberen Ende dem Cranium angelagerter schlanker Abschnitt in Gliedstiieke drei um. Das oberste verschmilzt mit dem Petrosum, dessen Processus Kopf and Hals eines Embryo ans dem fünften Monate, vergrößert. Her Unterkiefer ist etwas emporgehoben. Äußeres Ohr mit Trommelfell entfernt. Vom Aunulus tympanicus ist nur der vordere Tlieil erhalten. Nach Köllikkr. es darstellt folgende (vergl. wird Säugethieren bei zn sehr ansehnlichen stijloides S. 216). den einem zuweilen Knochen, beim Menschen bildet es sich zum Ligamentum stylo-hyoideurn zurück. Dieses Band den Zusammenhang zwischen Grlffelfortsatz und dem dritten Stücke, welches zum oder vorderen Home Das meisten erhält kleinen des Zungenbeins wird. Von einem dritten Bogen wird nur ein unteres Knorpelstiick ausgebildet, das große oder hintere Horn des Zungenbeins. Dazu kommt noch ein medianes Verbindungsstück (Oopula) des zweiten und dritten Bogens, der Körper des Zungenbeins, dem also zwei Bogenreste, die eben genannten Hörner, ansitzen. vorgegangenen Theile siehe bei den Luftwegen. Bezüglich der aus ferneren Bogen her- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des 237 Visceralskeletes. Geliörkuöclielclien. § 111 . Diese Gruppe von Skelettlieilen lagert an der Labyrinthwand des Petrosum, also ursprünglicli an der Außenfläche des Cranium. der Pars tympanica des liegen, in kommt sie Erst mit der Ausbildung iu’s Innere des letzteren zu Paukenhöhle unterschiedenen Eaum. Das Factum der Ditferenzirung dieser Knöchelchen und ihrer relativ bald den frühzeitigen langten ScMilfenbems als Größe definitiven weist auf ein ursprünglich sehl- er- Volum bedeutenderes derselben hin. Sie bilden eine Kette lateral Hammer Mit ersterer steht der Steigbügel, mit letzterem der Trommelfell. tinuirlicher von der Labyrinthwand der Paukenhöhle zum in con- Verbindung, imd zwischen beide fügt sich der Amboß. [Stapes\ das in seiner Der Steigbügel Form am meisten seiner Benennung und zwei davon ausr entsprechende Knöchelchen (Fig. 180), gehende und in dem griftartigen Capitulum vereinte Spangen eine Platte lässt unterscheiden. seite ihres Die längliche Fußplatte Bandes stärker Ihre freie Fläche ist Von eben. an einer Längs- ist Fig. 180. an der anderen gekrümmt. als der anderen etwas ver- tieften Fläche erheben sieh die Spangen, die nach innen zu rinnenartig ansgehöhlt Eine Membran verschließt sind. den zwischen den beiden Spangen und der Fußplatte be- Kaum. findlichen Der Stapes hat eine fast horizontale Lage, indem seine Fußplatte der Fenestra ovalis eingepasst und mit dem Rande derselben hintere Spange fibrös verbunden ist. Rechter Stapes. Die etwas mehr gekrümmt [Grus curvilineurn], die vordere (Grus ist rectiUneum) minder. Der Amboß [Incus] besitzt einen vorwärts gerichteten Körper von ausgehende Fortsätze (Fig. ISl). Der kürzere aber gedrungenere, vom Körper nach etwas comprimirte geht lateral hinten ab und bietet lateral nahe an seinem Ende eine unebene Fläche zur Verbindung mit der l'ig. ist. Wand Der längere schlankere der Paukenhöhle. und zwei da- ist Ictirser abwärts gerichtet und trägt an seinem etwas medial gekrämmten Ende eine rechtwinklig ab- Fortsatz gehende Apophyse, mit der er auf der pfannenartigen Endfläche des Köpfchens des Stapes articulirt. selbständig Diese Apophysis lenticularis und löst sieh borenen leicht vom- Amboß, culare^ aufgefasst. tief An ossificirt noch beim Neugeals langer Fortsatz ^Ossiculum A Rechter Amboß. von der Mediaiiseite, B von vorne. lenti- der vorderen Fläche des Amboßkörpers eingebogene Gelenkfläche, mit welcher der Kopf des befindet sich eine Hammers articulirt. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 238 Der Hammer [Malleus] lässt seiner Keuleuform den Handgriff [Manubrium), Stiel, gemäß einen unterscheiden (Fig. 1S2). Äop/" und einen Ersterer auf- ist wärts gerichtet und bietet an seiner hinteren Seite eine längliche, scharf ahgesetzte Gelenkfläche zur Fig. 182. Verbindung mit dem Amboß. der Kopf an welchem lateral In den Griff geht schlankeren Halses mittels eines fiber, und etwas nach hinten eine Nahe schräge Leiste sich erhebt (Fig. 183^). unter dieser gehen zwei Fortsätze ab, ein stumpfer und kurzer, welcher gewendet lateral ist {Pro- cessus hrevis], und ein längerer schlanker, Tor- und abwärts gerichteter [Proc. longus, P. Folii*) oder folianus] (Fig. 183). fom Kopfe des Hammers ausgehenden ein Beiegknoohen, der erst secundär mit Dieser läuft ursprünglich in den Überzug des Meckel’schen Knorpels aus, erscheint also wie dem )- Caput nicht / r Collum 4) — Crista / ' ' Der verbindet. auf ein Band reducirtes Stäbchen vor. selten Hammers Griff des und gelassen Proc. brevis schließt ist so in das Trommelfell deren äußerstes Glied er bildet, ab. hrium vorne und außen. von hinten und innen. Amboß aus dem ersten knorpeligen (Kieferbogen) längst festgestollt des Steigbügels mindere Sicherheit, Ob während Verhalten dieses die das Kopf des Ham- und Lage der Gehörknöchelchen beim Gehörorgan. Während die Entstehung des Hammers und des Hammer. A von sondert, ein- die Kette der Knöchelchen, mers und Körper des Amboß sehen gegen das Dach Näheres über die Verbindungen der Paukenhöhle. Manu- W/ sich Hammer Nach dem Schwunde der Cartilago Meckelii steUt er ein beim Neugeborenen in die beim Erwachsenen Glaser’sche Spalte eingefUgtes, sich Fig. 1S3. B aus der knorpeligen Anlage ossiflcirendon indem Klomenbogen waltet bezüglich die Platte aus der knorpeligen Labyrinthwand Spangen aus dem ursprüngliche ist, ist, 2. Kiemenbogen entstehen (J. Grubee). zweifelhaft, nachdem bei Am- erscheint phibien (Frosch) die Platte nicht aus der Labyrinthwand hervorgeht (Gaupp). Unterkiefer (Mandibula, Maxilla inferior). § 112 Der Unterkiefer der Ossification einheitlichen seine Lage einen dem . entsteht aus zwei getrennten Hälften, medianen Verbindung, meist im ersten Lebensjahre, zu dem Knochen verschmelzen, der unterhalb des hat. die allmählich durch Man unterscheidet an ihm Gesichtstheiles des Schädels den bogenförmigen Körper, welcher Alveolarfortsatz des Oberkiefers entsprechenden Alveolartheil trägt und jederseits hinten einen aufsteigenden Ast absendet. Am Körper ist der untere Kand verdickt und springt vorn etwas vor. weilen prägt sich dieser Vorsprung in 2 Höckern aus. *) Caeoii-ius Folius (Folli), Median ist die Anatom zu Venedig, geh. 1615 zu Modena. Zu- Verschmel- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des 239 Visceralskeletes. zungsstelle beider Hälften als eine leichte Erhebung bemerkbar, verbreitert und die Proluberantia mentalis vorstellt. rand das Tuber mentale bemerkbar. Weiter lateral, Seitlich die abwärts sich von ihr ist am ünter- fast in der Mitte der Höhe des Knochens, liegt das Foranien mentale an der seitlichen Grenze der Kiiiu- gegend. Weiter nach hinten zieht die kieferastes empor. falls Au Lmea der Innenfläche ohliqua die ist zum Vorderrande durch einen Vorsprung, Spina mentalis [Sp. ment, interna) ausgezeichnet. Fig. 181 Eeclito Unterkieferliälfte in lateraler Ansicht. am Rande Gicht Ä . ron einem Nengehorenen, B vom selbst findet sich jederseits eine flache Grube, druck ähnlich, nach dem hier inserirten Musculus digastricus Fig. des Unter- mediane Verbindungsstelle gleich- 185 R. Biv.) benannt. hinten verlaufender einem EingereinFossn digastrica Über derselben beginnt ein schräg aufwärts und nach Vorsprung, Hinten grenzt diese Linie Erwachsenen. auf dem die Linea mylo-hyoidea den Alveolartheil vom Körper ab. hervortritt. Unterhalb der L. mylo-hyoldea verläuft der gleichnamige Sulcus. trägt die Fächer, Alveolen, der Zähne des Unterkiefers, Fächer wie am Alvcolartheile des Oberkiefers den Wurzeln dieser Zähne angepasst (s. Zähne). Bei Verlust der Zähne verfallen die Wandungen auch dieser Alveolen dem Schwunde. Äußerliche, den Alveolen entsprechende Juga alceolaria sind minder als am Oberkiefer ausgeprägt. Die Alveolen des Unterkiefers stimmen iin Wesentlichen mit jenen des Oberkiefers überein. Jedoch sind die Alveolen der Incisivi enger, die Prämolar-Alveolen ungetheilt, und von den Molar- Alveolen ist in der Regel jede in einen vorderen und Der Alveolartheil die einzelnen einen hinteren Abschnitt gesondert. Der Ast erhebt sich vom hinteren Theile des Körpers und bildet mit ihm nach unten und hinten den Angulus mandibulae (Fig. 184 B). An der äußeren Fläche des Kiefcrwinkels befindliche Unebenheiten deuten die Insertion des M. masseter an. Aufwärts gabelt sich der Ast in zwei durch die Incisura mandibulae geder hintere stärkere Processus articularis (condyloides) trägt den schräg gestellten, mit dem anderseitigen convergirenden, überknorpelteu Gelenkkopf, der medial bedeutend vorspringt. Hier hat der Fortsatz an seiner Vorderfläche eine meist sehr deutliche Grube zur Insertion des äußeren Flügehnuskels. trennte Fortsätze; , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 240 Der zweite, vordere Fortsatz, Proc. temporaUs (coronoides) comprimirt und dient zur Insertion des Sohläfenmuskels. i’jg. ist von beiden Seiten Er entfaltet sich erst während der ersten Lebens- 1S5. jahre ansehnli- cher. Auf seiner medialen Fläche läuft die Linea mylo-hyoidea aus. Ebenda, unter- halb der Incisxur, das Voramen mandibulare s. tritt alveolare (Fig. ISöi?) schräg in den Unterkiefer. Es wird medial meist von einem Vorsprung {Linüberragt. gula) Eechte tlnterkieferhälfte in medialer Ansicht. A vom Neugehorenon, B vom Erwachsenen. Eine rauhe Stelle an der Innenfläche des Kioferwinkols bezeichnet die Insertion des inneren FlUgelmuskels. Vom Foramen mandibulare an verläuft der Canalis alveolaris unterhalb des Grundes der Alveolen durch den Unterkiefer, der Innenfläche und dem Unterrande näher, bis nach vorn; er birgt Blutgefäße xxnd Nerven. Eine Abzweigung des Canals mündet am Foramen mentale aus. Coxnpactes Knochengewebe bildet die Hauptmasse, des Knochens und lässt den Unterkiefer dem Verwesungsprocesse länger widerstehen als andere Theile des Skeletes. — Mit dem Fehlen des Alveolartheils vor dem Durchbruche der Zähne zeigt sich in den früheren Zuständen des Unterkiefers auch eine bedeutend schräge Stellung des Astes zum Körper, so dass der Winkel minder vorspringt und der Gelenkfortsatz nach hinten sieht [vergl. Figg. Im 184 A. 185 A). Greisenalter gewinnt der Knochen nach Verlust seines Alveolartheiies eine ähnliche Gestattung. Der Unterkiefer erscheint sehr frühzeitig als lielegknoclien am Meciceisehen Knorpel, das Dentale im Unterkiefer niederer Wirbelthiere. Diesem Knochen ent- ähnlich wie spricht er auch, Von dem ist. sowie der — Kiefer erhalten. als Hammer dem Artloulare jener Unterkieferbiidung homolog älteren Zustande des Unterkiefers ist also nur das Während der Proc. temporalis des Zähne tragende Stück ausgebildeten Unterkiefers und der Kieferwinkel Ende der Knochenanlage entsteht und mit dieser allmählich in Zusammenhang gelangt. Auch der Meckei’sche Knorpel wird an seinem vorderen Ende an der Symphyse beider Kieferhälften in den Unterkiefer aufgenommen und der benachbarten knöchernen Kieferanlage assimilirt (J. Bkock, Köllikkr). sich ans der ersten Ossifleation aus Knorpelgewebe In der Symphyse hervor, bildet, welches am der Unterkieferhälften geht der Gelenkfortsatz hinteren bestehen beim Neugeborenen noch Keste des Knorpels. Kiefergelenk fArtioulatio cranio-mandibularis]. Der Unterkiefer articiilirt mittels seines Gelenkfortsatzes auf der Schupp entheil des Schläfenbeins gebotenen Gelenkfiäche. ihm vom Diese umfasst das © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Knochen des Tuberculum grube ein. articulare und senkt Mit Knorpel ist sich von da an Bindegewebsüberzug Der Gelenkkopf des Unterkiefers Oberflächengestaltung. Zwischenknorpel ist. (Fig. 186 mit dem , keine con- besitzt für jene Gelenkfläche Seine dickeren “Ränder sind in letzteres während besitzt. Die Congruenz Carl.), der Gelenk- in die dahinter gelegene nur das Tuberculum articulare überkleidet die Cavitas glenoidalis einen gruente 241 Visceralskeletes. wird hergestellt schlaffen durch einen Kapselbande verbunden eingefügt, so dass er bei den Be- wegungen des Unterkiefers mit dem Kapsolbande dem Gelenkkopfe Mitte ist er dünner, zuweilen sogar durchbrochen. folgt. Das Kapselband In der entspringt Schädel, vorne vor dem Tuberculum articulare, lateral von der hinteren Wurzel des Jochbogens, medial von der Umgebung der Spina angularis des Keil- am beins, und hinten aus der Tiefe der Cavitas glenoidalis. Am Unterkiefer befestigt es sich rings unterhalb der Gelenkfläehe des Processus articularis. Ein äußeres Seitenband verstärkt die Kapsel. Fläche der Wurzel hinten und abwärts inserirt. Es des Jochfortsatzes des Schläfenbeins zum entspringt von der unteren und verläuft schräg nach Gelenkfortsatze des Unterkiefers, an dessen Hals es sich Ein inneres Seitenband wird durch ligamentöse Stränge, die keine Be- ziehung zur Kapsel besitzen, vorgestellt. Solche innere Seitenhünder bilden eine Bandmasse, welche hinter dem Kiefergelenke, etwas medial davon, vom Schädel entspringt und sich in mehrere Blätter sondert, die an der medialen Seite des Gelenkfortsatzes befestigt sind. Eines geht zum Halse des letzteren, ein anderes tritt zur Lingula des Foramen alveolare. Hierzu kann endlich noch gerechnet werden das Lig. stylo-maxillare. Es ist ein von der Fascie dos M. stylo-glossus, oder auch von dessen Ursprungssohne sich abzweigender Bandstreif, der zum Winkel des Unterkiefers verläuft und an der Lingula sich befestigt, aber keine direote Beziehung zum Mechanismus des Kiefergelenkes besitzt. Das Gleiche gilt von dem sogenannten Lig. pterygo-maxülare, welches vom Hamulus pterygoideus zum hinteren Ende der Linea mylo-hyoidea tritt. Kg. A Gelenkkopf 18C. Seukrecliter Durchschnitt durch das rechte Kiefergelenk. des Unterkiefers in der Caritas glenoidalis, B auf dem Tuherc. articulare stehend. Die anatomische Einrichtung des Kiefergelenkes wird aus dom Mechanismus Die ausführbaren Bewegungen sind der Actionen des Unterkiefers verständlich. dreifacher Art: l.Eine smtUche Beioegung mit ganz geringer Excursion findet in der Gkgenbac«, Anatomie. 6. Aufl, I, 16 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 242 Zweiter Abschnitt. Eichtnng einer Bogenlinie statt, in welche die Achsen der Gelenkküpfe fallen. Auf- und Ahwlirtsheieegung des Unterkiefers, wobei das Gelenk einen Ginglymus 3. Vor- und Rüchwärtshf.wegung (Schiehegelenk). Bei der Vorwärtsbeweverstellt. gung tritt der Gelenkkopf auf das Tuberculum articulare, und der Zwischenknorpel bildet für denselben eine Pfanne (Fig. 186^), während beim Zurücktreten in die Cavitas articularis der Zwischenknorpel sich an die hintere Fläche des Tuberculum articulare und die vordere Fläche des Condylus (A) legt, dessen hintere Fläche gleichücitig vom Kapselbande bedeckt wird. Die seitliche Bewegung wie die Wiukelbeweguug, bei welcher der Condylus um seine Achse sich dreht, gehen in der Cavitas articularis vor sich. Doch findet beim einfachen Abziehen des Unterkiefers, in höherem Grade bei weiter Öffnung des Mundes, auch eine Vorwärtsbewegung statt, so dass der Gelenkkopf auf das Tuberculum articulare tritt. Diese mannigfachen Bewegungen ermöglicht der Zwischenknorpel, der für den Condylus eine transportable Pfanne repräsentirt. Damit geht noch Hand in Hand, dass der den Unterkiefer vorwärts bewegende M. pterygoidcus externus sich theilweise au die Kapsel, speciell an den daselbst augetügten Zwischenknorpel insorirt, also mit dem Unterkiefer auch jenen Knorpel vorwärts bewegt. 2. Zungenbein (Os hyoides, Hyoid). § 113 Wie oben (S. . 236) dargelegt, bildet der als »Zungenbein« bezeiclinete plex von knöchernen Theilen den Best eines Fig. 1S7. dem Kopfe Com- zugehörigen, bei Fischen mächtig entfalteten Kiemenskeletes. Wo gebildet existirt, da sind gegliederte knorpelige oder dieses aus- knöcherne Bogen in der Medianlinie durch unpaare Stücke (Copulae) verbunden. Je zwei Bogenpaare fügen sich je an eine Copula zweier Bogenpaare ist an. Eine Copula mit den Resten das Rudiment jenes Apparates, der an der Grenze zwischen der Vorderiläche des Halses und dem Boden der Mundhöhle Das die oder Basis benannt, gekrümmt, an der ist platt, Lage hat. Körper nach den Seiten schw'ach vorderen, Fläche gewölbt, nach hinten und abwärts concav bietet in der seine Copula repräsentirende Stück, gestaltet. aufwärts gerichteten Die vordere Fläche Kegel eine Querleiste dar, über welcher häufig nahe dem oberen Rande Fig. ein medianer m. Vorsprung lagert. Dazu kommen noch andere unregelmäßigere Erhebungen, welche zur Ver- bindung mit Muskeln dienen. Die am Zungenbeiukörper sitzenden BogenrudiHörner des Zungenbeins. Es sind mente sind die Zungenbein von der rechten Seite. vordere, obere, hintere untere, Cornua minora (Fig. 187, 18S»wj, und Cornua majora [nin). Die kleinen Hörner sind meist unansehnliche, zuweilen knorpelig bleibende Stückchen, welche dem lateralen Rande des Körpers dicht an der Verbindungsstelle mit den großen Hörnern mittels eines Gelenkes, oft auch nur ligamentös angefügt sind. Die © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Der 243 Scliädel als Ganzes. großen Hörner sind schlanke, gegen den Zungenbeinkörper verbreiterte Stücke und stehen mit dem Körper vorhanden. Das Seltener ist auch hier ein Gelenk in straffer Verbindung. Ende der großen Hörner freie hintere bietet meist eine knopf- förmige Anschwellung. Die kleinen JlSrner sind an Länge sehr variabel. slylo-hyoideum dem mit Griffelfortsatze des auch in dieses Band hinein aufwärts verlängert den Griffelfortsatz und noch Sie stehen durch das Schläfenbeins in Verbindung, sein. Ligamentum und können Selten erreicht diese Verlängerung seltener verschmilzt sie mit Ihm. Das Lig. stylo-hyoideum Zuweilen wird es durch ein Knochenstiibchen vertreten, welches die Verbindung mit dem Griffelfortsatze vermittelt, und dann entsteht eine Übereinstimmung mit den meisten Säugethieren, bei denen ein ansehnlicher Knochen das Lig. stylo-hyoideum vertritt. Diese Variation im Verhalten der kleinen Hörner erklärt sich aus deren Entfehlt dann. die sie als die unteren Glieder eines Kiemenbogens nachweist. Die großen Hörner verwachsen häufig mit dem Körper. Die durch die großen Hörner und ihre Verbindung mit dem Körper dem Zungenbein zukommende Gestalt lässt es einem griechischen wickelung, u ähnlich erscheinen, daher der Name Hyoides. Der Schädel c. als Ganzes. Außenfläche und Binnenränme. § 114. Der Knochencomplex des Schädels empfängt die Grundzüge seiner Costaltung durch die Anpassung der einzelnen Skelettheile an mannigfache functioneile Zwei Hauptabschnitte gaben Beziehungen. Der aus eine, die Kapsel für das sich bereits oberflächlich zu erkennen. Gehirn bildende Theil: Hirnschädel, und ein zweiter, den Knochen der Nasen- und Kieferregion gebildeter: Antlitztheil des Schädels (Gesichtsschädel). Die Hirnkapsel besitzt eine in der Kegel ovale Gestalt mit größerem sagittalem Durchmesser, und kleinerem querem, der aber vorderen zu übertretfen am hinteren Drittel jenen des pflegt. Die Außenseite des Schädeldaches ist gewölbt und besitzt bei der ganz beschränkten Beziehung zur Aluskulatur und dem Fehlen wichtigerer nicationsöffnungen eine unterbrochene Fläche. dieser’ Fläche verläuft glatte, Commu- nur durch die Nahtverbindungen der lüiochen Der höchste, den Scheitel (Vertex) darstellende Theil vorn allmählich über das Stirnbein zur Stirngegend, welche beiderseits durch den Supraorhitalrand Seitlich gi-enzt sich die obere vom Antlitztheil des Schädels sich scheidet. am Fläche des Schädeldaches durch die .Tochfort- nach hinten auf das Scheitelbein bogenförmig satze des Stirnbeines beginnende, hinzieheude Linea temporalis von dem Planum temporale Ursprungstläche des gleichnamigen Muskels. ab; dieses ist die .Täher senkt sich die Scheitelregion zum' Hinterhaupt [Occipiit] herab, welches medial von der Protuberantia occipitalis externa und lateral von der Linea nuchae superior gegen das dem Nacken zugekehrte, von Aluskelinsertionen Das Planum temporale vom Jochbein eingenommene Planum nuchale sich abgrenzt. senkt sich einwärts und abwärts zu der vorne abgegrenzten, lateral vom Jochbogen überspannten Grube, Fossa 16 * © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 244 Zweiter Absolmitt. temporalis, die nach vorne zu, an der Grenze gegen den Antlitztheil des Schädels, durch die untere Augenhöhlenspalte [Fissura orbitalis inferior) mit der Augen- An höhle communicirt. Stelle dieser Spalte findet sich anfänglich eine weite Noch Communication. beim Neugeborenen ist weiter als beim sie viel Erwachsenen. Der untere Theil der Schläfeugrube in bedentendem Winkel einwärts zu einer tritt von der Unterfläche des großen KeUbeintlügels und der äußeren Lamelle des Flttgelfortsatzes des Keil- beins fung gebildeten Vertie- — Fossa infratemVor poralis. dieser Vertiefung läuft die Infraorbitalspalte in eine Lateraler Saffittalsclinitt durch den Antlitztheil des Schädels, wodurch die laterale Wand der Orbita entfernt ward. rlinTiwJir+a UlAUWaiXS me- emuiingeiiae Grube spaltähuliche herab, deren seitlicher Eingang durch die Anlehnung der äußeren Lamelle des Flügelfortsatzes des Keilbeins gegen den Oberkiefer eine untere Es pfängt. ist die Flügelgaumengrube {Fossa pterygopalatina] von Keilbein und Oberkiefer begrenzter Eingang die Fossa Abgrenzung em(Fig. 189), deren spheno-maxillaris bildet. Von der Schädelhöhle her öffnet sich in die schnitt das Foramen rolundum. des Ginbe vor ihrem oberen Ab- Keilbeines. Die Flügelgaumengrule besitzt außer der Communication mit der Fissura inferior noch mehrfache andere wichtige Verbindungswege. Grube von der senkrechten Lamelle des Gaumenbeins höhle führende Foramen spheno-palatinum begrenzen wird vom Fliigelfortsatz .Canalia Vidianus. des Keilbeins gebildet, gebildet, hilft. sie Medial wird die welche das Die hintere bietet Endlich senkt sich die Grube abwärts in orbitalis Wand in die Wand der der Nasen- Grube Mündung des den anfänglich vom Flügeldie vordere vom Oberkiefer und Gaumenbein, dann von den beiden letzteren begrenzten Canalis pterygo-palatinus, der meist mit einer großen und zwei das Gaumenbein durchsetzenden kleinen Öffnungen am hinternn seitlichen Theile des Gaumens ausfortsatz des Kellbeius, mündet, nachdem er unterwegs zur Nasenhöhle führende Can'älchen abgab. Hinter der Wurzel des Jochbogens ist der äußere Gehörgang bemerkbar, welchem der Processus mastoides herabsteigt. Complicirter als Dach und laterale Schädelwand erscheint der Antlitztheil hinter durch mannigfaltigere Beziehungen zu anderen Organen. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Der Schädel Zunächst treten uns 245 als Ganzes. bedeutende Vertiefungen die als Augeuhöhleu Orbita etwa pyramidal ist sprechen die Den gestaltet. vier Seitenflächen der Pyramide Der im Grunde der Orbita befindlichen, medial gerückten Spitze der Pyramide entspricht das Foramen opticum. Wand durch die Fissura orhitalis superior (Fig. von der seitlichen Lateral hievon schieden, welche mit der Schädelhöhle communicirt. Wand weitere Spalte scheidet die laterale bindung mit dem Jochbein. bietet der Oberkiefer, Die vorn und lateral seitlich ist die obere 190) ge- Eine andere, nach vorne zu von der unteren. orbitalis des vorwiegend die Facies bildet ent- der Augenhöhle, deren äußere Öffnung der Basis corre- Wandungen spondiren würde. (Or- Jede bitae) entgegen, zwischen denen vorne die knöcherne Nase vorspringt. Die laterale großen Keilbeinflügels, vorn Wand in Ver- und nach vorne geneigte untere Wand gleichfalls mit dem Jochbein in Verbin- der Orbita verläuft, an der Infraorbitalspalte als offene dung. Auf diesem Boden Einne beginnend, der Canalis infraorbitalis. Am hintersten Theile des Orbitalbodens cessus orbitalis des Gaumenbeins (Fig. 189) (vergl. Figg. 189, 190) bildet die Gegen vorne das Thränenbein. oberen Eänder wölbt sich Lamina papyracea des Siebbeins und weiter die Knochen beider vom kommt eine kleine Fläche des Prozum Vorschein. Die mediale Wand Orbitaldache das Stirnbein herab, und an der Verbin- dung mit der Lam. papyracea sind Foramina zwei, zuweilen sogar drei ethmoidalia bemerkbar, deren vorderstes das wichtigste auch das größere Auf und meist ist. der vorderen Ilälfte des Thränenbeins vertieft sich, zur Hälfte auf den Stirnfortsatz des Oberkiefers übergreifend, die Fossa sacci lacry- malis von einer am Beginne flachen Grube zu dem hinter dem medialen Orbitalrand eindringenden Canalis dessen Anfang naso-lacrymalis der , Hamulus lacrymalis grenzt (Fig. 189). Am lateral ab- Orbitaldache spielt das Stirnbein die Hauptrolle, indem nur ein kleinster Theil des Daches über dem Foramen opticum vom kleinen Keilbeinflügel gebildet wird. Die lateral am vorderen oberen Theile des Daches befindliche Fovea lacrymalis birgt die Thränendrüse. nasalis des Stirnbeins auslaufende Der medial gegen die Pars Supraorbitalrand trägt die Incisura supra- orbitalis oder ein gleichnamiges Loch. Wie die Lamina papyracea des wird der Interorbitaltheil des Schädels Siebbeins vom und das Thränenbein andeuten, Nasenabschnitte gebildet, der an der © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 246 Zweiter Abschnitt. Außenfläche durch eine mediane üflnung, Apertura piriformis, seinen Zugang hat. Die obere Begrenzung dieser Öffnung bilden die Nasenbeine, an welche lateral der Stirnfortsatz des Oberkiefers sich anschließt. falls Den unteren Abschluss bildet gleich- der Oberkiefer. Der durch die Nasenbeine und den Stirnfortsatz des Oberkiefers gebildete Vorsprung formt das knöcherne Gerüste der äußeren Nase und beeinflusst deren Gestaltung. Seitlich von dem äußeren Naseneiugange senkt sich Außenfläche die des Oberkiefers zur Fossa canina ein, über welcher etwas zur Seite das infraorbitale herabsieht. Weiter seitlich Jochbein in der oberen Wangenregion; sein die allgemeine Gestaltung des Antlitzes. des Schädels mit dem Foramen erstreckt sich die Antlitzfläche auf das Vorsprung beherrscht nicht wenig Nach abwärts schließt der Antlitztheil Alveolarfortsatze des Oberkiefers ab und reiht sich mit diesem, oder vielmehr den in seinen Alveolen sitzenden Zähnen an die Zahureihe des Unterkiefers. An Nasenhöhle [Cavum der raum der Nasenhöhle Scheidewand die nasi) bilden Knochen der Kieferregion die obere, die in trennt die mediane, zwei seitliche Hälften. die Knochen der Nasenregion die untere Begrenzung. theils knöcherne, Den Gesammttheils knorpelige Die knöcherne Nasenscheidewand bildet von oben herab tretende Lamina perpendicularis des Siebbeines , deren vor- Rand mit dem Scheidewandknorpel (Septum cartilagineum) unmittelbar zusammenhängt. Mit dem hinteren unteren Rande der Lamina perpendicularis ist der Vomer in Verbindung der nach hinten nnd unten die knöcherne derer unterer , Scheidewand ergänzt, indem © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Der Schädel als 247 Ganzes. Der zwischen Vorderrand der Lamina perpendioularis und Pflugscharbein einspringende Winkel wird von der Icnorpeligen Nasensoheidewand eingenommen, die von da aus in die äußere Nase sieh erstreckt. Das verschiedene Verhältnis zu den beiden knöchernen Bestaiidtheilen der Nasenscheidewand Das Dach der Nasenhöhle ist oben angegeben. zum bildet hinten geringen Theile der KeUbein- körper, dessen Sinus von den Ossicula Bcrtini großentheils verschlossen wird, dann die Siebplatte Fig. 1!)2. des Siebbeins, und endlich vorne Die Nasenbeine. Sinus sphenoid. vom vorzüglich vorne vom Oberkiefer und hinten vom Gaumenbein u. ritigel- fortsatz des Keil- For. spheuo- palatimtni Dorsnm eph. dargestellt. beius Vom Siebbeine die treten beiden Muscheln oberen vor, Crista galli wird Seitenwand Siebbein, Sinus fronialis die vom Ober- kieferund Gaumen- Canalis mctsivus bein erhebt sich die Muschel untere (Fig. 192). Den Boden der Nasenhöhle bilden Oberkiefer und Gaumen- Auf bein. Laterale Wand der Nasenhölile. dem vorderen Theile des Bodens senkt sich jederseits der Cmalis incisivus Gaumen liegt zum herab. Der untere Die Muscheln scheiden die drei Nasengilnge, Meatus narium. der Nasenhöhle, der Boden mittlere dem und Muschel unteren zwischen der zwischen mittlerer und unterer Muschel, zwischen mittlerer und oberer der obere. Sie convergiren nach hinten gegen die Choanen. feineren Sculpturen sind rinnenfürmige Vertiefungen für Olfaotoriusfäden bemerkenswertb. Sie sind oft zu feinen Canäleben abgeschlossen, sowohl an dem obersten Von Theile der Seitenwand als auch an dem entsprechenden Abschnitte der Lamina perpenAn der Innenfläche des Nasenbeins bemerkt man die Furche diimlaris wahrnehmbar. den Nervus nasalis externus, und am Vomer ist häufig eine schräg von oben nach unten und vorne zum Canalis incisivus ziehende Furche für den Nerv, naso-palatinus für bemerkbar. a © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 248 Zweiter Abschnitt. § 115. Die bedeutendsten Complicationen des Belief erscheinen an der ünterfäche der Basis oranii (Fig. 193). An diesem Theile steht der Kopf mit dem übrigen Körper im Zusammenhang, und Wir dieses kommt durch viele Befunde zum Ausdnick. finden da Befestigungsstellen der Muskulatur, Articulationsflächen, Öffnungen von verschiedenem Lumen zum Durchlässe von Blutgefäßen und Nerven, und unter diesen die große Communication der Schädelhöhle mit dem Eückgratcanal. Diese \ erhältnisse treffen vorzugsweise den hinteren Theil der Basis cranii, der der Hirnkapsel des Schädels angehört. Der Antlitztheil des Schädels zeigt sich in seinen Beziehungen zu Nasenhöhle auch an der Basis cranii Am hinteren oder Hirntheile der Schädelbasis bildet das den sichersten Orientirungspunkt. Mund- und betheiligt. Foramen occipüale Sein vorderer Seitenrand wird überragt von den beiden Condyli occipitaleSf vor welchen das Basilarstück des Hinterhauptbeines sich bis zur vorderen Grenze dieses Abschnittes der Basis cranii erstreckt. Lateral von dem vorderen Abschnitte jedes Condylus bemerkt man die Mündung des Canalis hypoglossi, und in der Einsenkung, dicht hinter Jenem Condylus, den inconstanten Canalis condyloideus. Gegen den hinteren Band des Foramen occipitale tritt die Linea nuchae mediana von der Protuberantia her, zu beiden Seiten sieht man das Planum nuchale. occipitalis externa Seitlich grenzt sich das Hintei'hanptbein erst durch eine Naht vom Schläfenbeine ab, daun folgt, lateral von den Condylen, zwischen beiden Knochen das an Umfang sehr variable Foramen jugulare [For. lacerim posterius). Es ist in der Regel asymmetrisch und bildet nicht selten eine tiefe, gegen den Felsenthei! des Schläfenbeines eingebuchtete Grube zur Aufnahme des Bulbws venae jugularis. Die Scheidung des Foramen jugulare in zwei Abschnitte, von denen der laterale, hintere für die genannte Vene, der mediale vordere zur Austrittsstelle von Nerven bestimmt trifft sich zuweilen auch an der Basis deutlich, und kann sogar zur Bildung zweier, durch die Processus interjugulares getrennter Löcher fortgeschritten sein. Die ungleiche Weite des venösen Abschnittes beider Foramina jugularia steht mit Caliberdifferenzen ist, der venösen Blutleiter der Sehädelhöhle Vom Foramen jugulare pelro-occipüahs, zwischen im Zusammenhänge. aus erstreckt sich vor- und medianwärts die Fissur dem Körper Theile der Felsenbeinpyramide. des Hinterhauptbeins und dem medialen Sie wird durch Faserknorpel ausgefüllt [Syn- chondrosis petro-occipitalis). Seitlich vom Foramen jugulare ragt der Processus welchem das Foramen stylo-mastoideum bemerkbar ist, noch weiter nach außen und hinten der Processus mastoides, durch die Incisura styloides vor, hinter mastoidea medial abgegrenzt. Vor dem Foramen jugulare lat der äußere Eingang des Canalis caroticus sichtbar, und vor demselben, aber medial, eine zum Theile Hinterrande des großen Keilbeinflügels gebildete rinnenförmige Vertiefung zur Aufnahme der knorpeligen Tuba Eustachii. Der Boden dieses Sulcus tubarius ist zuweilen durchbrochen, und dann fließt die Fissura petro-sphenoidalis mit dem zwischen der Spitze der Felsenbeinpyramide, dem Körper vom des Occipitale © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Der Schädel unregelmäßig umrandeten lind dem [For. lacerum ahterius] zusammen. Keilbein befindlichen 249 als Ganzes. Aus einem Reste Pig. 193. Frotuherant* occip. ext. Linea nuchae mediana Foramen mastoid. Canalis condyloid. Process. paramastoiäes Foramen jugulare Canalis hypoglossi Fiss. petro-occipit^ Tuherc. phar. Forameri lacerum Foramen ovale Fossa pteryg. Lam. pter. Hamulus med. pteryg. Spina nas. post, Foramen pal. ant. Sutura palat. Foramen Foramen lacerum des Primordialcraniiim ent- incisiv. Eechte Hälfte des Sch&dels von der Basis gesehen. , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 250 Z^yeitel• standener Faserknorpel Abschnitt. auch diese Üflhuug an der Basis aus [Synchondrosis füllt Au spheno-petroso). der vorderen Umgrenzung mündet etwas lateral, dicht über dem medialen Ende des Sulcus tnharius, der Canalis Vidianus. An der Seite vor dem Zitzenfortsatze ist der Eingang zum Ueatus ucusticus exlernus sichtbar, und vor diesem an der Basis der Schläfenschuppe die Gelenkyrube für den Unterkiefer, vorne vom Tuberculum articxüare überragt. Die breite, etwas eingedrückte Fläche der Pars tympanica ganges hervor. noidalis Vor als tritt imtcro Wand ihr liegt die Glaser’sche Spalte. vom grenzt die Pars squamosa Keilbein ab, des äußeren Gehör- Die Sntura squamo-sphewelches mit einem nach hinten gerichteten Theile seines großen Flügels sich zwischen P. Au petrosa eindrängt. dieser Strecke ist das Keilbein durch die und das unmittelbar daran folgt das größere Poramen beinflügels gelangt grube, zur Fissura man befindliche Poramen spinosurn dem großen Keil- und zur Fossa spheno-maxillans. infei’ior Medial Antlitztheile angehöi'igeu Schädelabschnittes. Zwei von den Alae temporales des Keilboins herabsteigende Processus pterygoidei Dann ausgezeichnet. die Infratemporalfläohe des zu seitlichen Theilen des Schädels und zu der Schläfen- orbitalis erscheint die Basis des Über ovale. squamosa und Spina angularis sind die seitlichen Pfeiler, Nasenhöhle, der durch den Vomer in die beiden Choanae*) getheilt wird. Flügel des Vomer breiten sich je gegen den Proc. vaginalis der des Flügelfortsatzes aus. tritt zeigt Hinten erscheint auf dem Von dem Ende pterygoidea. Die medianen Lamelle P'’lflgelfortsatze die Possa der medialen (inneren) Lamelle des Flügelfortsatzes Am unteren Abschnitte der Ilamulus pterygoideus ab. sich die Grenzen des hinteren Eingangs der der Pyramidenfortsatz des der Fossa pterygoidea Gaumenbeins zwischen beiden Lamellen. Als untere Choanenbegreuzuug erscheint die horizontale Platte des Gaumeuheins mit der Spina nasalis posterior. lateralen Wand Der Einblick knöcherne Gaumen breitet sich der in die Choanen zeigt die von der Unterhalb und etwas vor den Choanen (Palatum) aus, als Dach der Mundhöhle, seit- vorragenden Muscheln. und vorne vom Alveolarfortsatze der Oberkieferknochen umfriedet. Den hinteren kleineren Abschnitt des Gaumens bildet das Palatinum. Gegen den lich Oberkiefer zu ist hier das Poramen palatinum majus hinter einige kleinere Löcher des Canalis pterygo-palatinus. sichtbar; unmittelbar da- [Poramina palat. minora), sämmtlich Mündungen Die transversale Sutura palato-maxillaris ver- bindet Gaumenbein und Oberkiefer am Gaumen, während die sagittale Sutura palatiua Gaumenbeine und Oberkieferknochen je unter sich in medianen Zusammenhang setzt. Vom Foramen palatinum majus erstreckt sich in der Regel eine flache Furche längs des lateralen Gaumenraudes nach vorne. palatina führt vorne zu dem Poramen paarigen Öfthung der gleichnamigen Canäle. *) Von 7_Etn, Die Sutura incisivum, der bald einfachen, bald deutlich weil sich durch sie Schleim aus der Nasenhöhle ergießt. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Der Schädel 251 als Ganzes. § 116. Der Biunenranm der Scliädelhöhle des Gehirnes augepasst und ist dem Volum wie der Gestaltung Außer bietet das negative Bild der Gehiruoberflitche. den großen Veitiefungen und Erhebungen, die nur der Bodentläche des Cavum oranii angehören, sind scheinbar unregelmäßige Vorsprünge befindliche Vertiefungen und zwischen diesen [Jucja cerebralia] welche [Impressiones digüatae), den Furchen und Windungen des Großhirnes entsprechen, an allen von letzterem und Breite berührten Wandflächen bemerkbar. seichte Furchen nehmen als Siilci venosi die venösen Blutbahnen der harten Hirnhaut auf, indes feinere, deutlich ramificirte die Suki arteriosi S. meningeA sind. Letztere gehen von der basalen Fläehe aus, wie erstere ihr zustrebeu, denn dort findet die Verbindung mit den größeren Gefäßstämmen Durchlass von Nerven, statt. Ebenda dienen wieder andere Üflhungen zum ln dieser reicheren Gestaltung correspondirt die Innen- dem Äußeren der Basis des Schädels. Am Grunde des Cavum crauii (Fig. 104) sind drei bedeutende, mittlere und hintere Schädelgruhe unterschiedene Bäume bemerkbar. fläche des Cavum crauii mit Die hintere Foramen medial die Schädelgruhe auf, occipitale vom Clivus abgegrenzt Hemisphären die größte. ist wird vorn und und des kleinen Flächen der Juga cerebralia. seitlich Sie M^eist in ihrer Mitte das von der Felsenbeinpyramide, besitzt zwei hintere Ausbuchtungen, in welche Daher entbehren Gehirnes sich einbetten. diese Beide Vertiefungen werden median durch die von der Eminentia cruciata IProtuberantia occipitalis interna] occipitalis interna geschieden, als vordere, und durch herabkommeude Arme die seitlichen Crista der Eminenz von den darüber liegenden Flächen getrennt, gegen welche die Hinterlappen des Großhirns sich aulagern. Von der Eminentia cruciata erstreckt sich, rechterseits gewöhnlich in unmittelbarer Fortsetzung des Sulcus sagittalis, versus hmtei' die Felsenbeinpyramide und in ^förmiger der Sulcus trans- Krümmung [Sulcus sig- zum hinteren Abschnitte des Foramen jugulare Von Communicationen der hinteren 8chädelgru1)e sind noch die vorn rind seitlich über dem Foramen occipitale sichtbaren Ölfnungen des CanuUs hypoglossi moides] herali. hervorzuheben, dann das Foramen jugulare. Meatus acuslicus beinpjn.-amide ist der int. Au der hinteren Fläche der Felsen- sichtbar, schwer dagegen, weil ab- wärts gerichtet, der Aquaeductus vestibnli. Die mittlere S chädelgrube liche Hälften geschieden. die ist durch den Keilbeiukörper in zwei seit- Ihren Boden bilden die Alae temporales des Keilbeius, Schläfenschuppe mit der vorderen oberen Fläche der Felsenbeinpyramide, während der Angulus sphenoidalis des Parietale noch die seitliche Wand bilden Die obere Kante der Felsenbeinpyramide und die Sattellehne bilden die hilft. Am Sattel die Alae orbitales des Keilbeins die vordere Abgrenzung. gehen die beiderseitigen Hälften dieses Abschnittes in einander über. Die mittlere Schädelgrube nimmt jederseits den Schläfeulappen des Großhirns auf. liintere, selbst Der Sattelknopf und leren Abschnittes. die drei Processus cUnoidei compliciren das Belief des mitt- Von Öffnungen sind bemerkbar : vorn, unterhalb der Ala © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 252 Zweiter Abschnitt. Fig. 194. Sulcus pro arter. meningea ant. Processus clinoides Dorsutn ephippii Can, caroticua Foramen ovaU Foramen spinös, linpressio trigemiu Riatus can. Faliop Meatus acusticus int.- Fissura petro-hasüaris Canalis hypoglossi Foramen ^ugulare Sulcus transversus Eminentia crucüita ßeclite Hälfte der Scbädelbaeis von innen. ; © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 253 Fontanellen und Sclialtknochen. an der Wurzel des großen Keilbein- die Fissura orbüalis superior-, orbitalis, Hügels das nach vorne gerichtete Foramen rotundum, zur Fltigelgaumengrul)e nach hinten und seitlich ist das Foramen ovale sichtbar, lateral davon das Foramen spinosum. An der Seite des hinteren Abschnittes des Keilbeiukörpers tritt der Canalis caroticus in die Schädelhöhle, lateral von der Lingula abge- und vorne wird die Wurzel der Ala orbitalis vom Foramen opticum durchsetzt. Vom Foramen spinosum aus erstreckt sich ein verzweigter Sulcus arteriosus an die seitliche Wand der Grube und darüber hinaus zum Schädeldach. grenzt, Von den beiden Hauptästen dieses Sulcus tritt nicht selten ein Zweig nach vorn gegen das laterale Ende der Fissura orbitalis superior; er ist bedingt durch eine hier bestehende Anastomose der Art. meningea media mit einem Zweige der Art. ophtlialmica. Die vordere Schiidelgrube ist am wenigsten vertieft. Ihre vordere und seitliche Grenze sowie den größten Theil des Bodens bildet das Stirnbein, an Alae orbitales anschließen. In der Mitte und welches sich hinten und seitlich die vorn ist die schmale, etwas tiefer liegende Lamina cribrosa des Siebbeins am AbDie Stirnlappen des Großhirnes ruhen auf dem Boden der schlüsse betheiligt. Grube. Zwischen beiden Hälften der Lamina cribrosa ragt die Crista galli empor, vor welcher das Foramen coecum sichtbar Fein verzweigte Sulci arteriös! ist. beginnen zuweilen von einem vorderen Siebbeinloch. In ihnen vertheilt sich die unbedeutende Arteria meningea anterior (Fig. 194). Fontanellen und Schaltknochen. § 117 Da Punkte das . Wachsthum jedes Deckknochens ausgeht, so entsteht am Schädeldach des Schädels von einem einzigen nicht sofort ein gleichmäßig knöcher- Die Frontalia und Pariotalia ver- ner Verschluss. Fig. 195, größern sich peripherisch von der Stelle ihrer Tubera aus, treffen daher erst allmählich unter sich zusammen. Parietalia Gleiches zum des Occipitale bilden Knochen sind also räume von einander membranöse übrig, gilt für das Verhalten Interparietale, welches die hilft. der Schuppe Die Anlagen dieser durch membranöse Zwischengetrennt. Auch später bleiben Verschlussstellen des Schädeldaches nachdem die Knochen auf längeren, zu den Suturen sich ausbildenden Strecken sich berühren. Jene membranösen Stellen liegen an den von der Mitte (dem Tuber) der betreffenden Knochen ferntesten Strecken ihres Umkreises. als Sie ent- werden Schädel eines Neugeborenen von oben, mit den Fontanellen. Fontanellen [Fonticuli] bezeichnet, weil sich hier, einer Quelle ähnlich, wegung eine pulsirende Be- (der fortgeleitete Puls der llirnarterien) Fontanellen [Fonticulus wahrnehmen sind von größerer praktischer Bedeutung. major s. frontalis] (Fig. 195 a] 1) lässt. Zwei dieser Die Stirnfontanelle zwischen den beiden Scheitel- und . © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 254 Zweiter Abschnitt. Stirnbeinen gelagert und in der ßegel 2) mehr zwischen Die Hinter hauptsfontanelle (Font, minor die Stirnbeine ausgedehnt. occipitalis) (6) s. zwischen dem Inter- und dem hinteren Winkel der Parietalia, dreiseitig und kleiner parietale als die ist ersterwähnte. sie bei In der Kegel der Geburt schon sehr re- ducirt, indes die große erst meist während Geburt, nach der des ersten Lebensjahres schwindet. folgt Der Verschluss der Fontanellen ermit der Ausbildung der betreffen- den Winkel der Knochen, auf dieselbe Weise, wie die Vergrößerung dieser Knochen stattlindet. unterstützen Schädel eines Neugeborenen, seitlich. eine Die Fontanellen Verschleb- gewisse barkeit der Dec.kknochen des Schädels, und beim Geburtsacte werden die Ränder der benachbarten Knochen unter einander gedrängt, wodurch der Umfang des Schädels sich etwas verringert. Außer den vorerwähnten Fontanellen Schädels, der Foniicul'us spJienoidalis Font, mastoideus (F. Casserll) (d) terer schwindet später als (Fig. finden 196 c) sich am zwei kleinere an der Seite des vorderen unteren Winkel und der am hinteren unteren Winkel des Scheitelbeines. Letz- Beide sind beim Neugeborenen schon sehr unan- erstercr. sehnlich oder völlig verschwunden. Die Entwickelung der Scliädeldeckkuoohen geht durch peripherisch ausZwischen den bereits gebildeten schießen strahlende Knochenleistchen vor sich. neue an, vor dem Wachsthumsrande liegende Knochenpai-tikel dem Knochen. Nicht immer jedoch tritt eine solche Ver- oder getrennt verbinden sich mit schmelzung discreter Knochentheilcheii und bestehen als isolirte Knochensplitter Befunde kommen fast Knochenstiickchen ein, diese erhalten sich regelmäßig in der Occipitalnaht vor. können, friihzeitig dann selbständig zwischen den Zacken der Nähte. entstanden, sich Aber Jene Solche isolirten auch selbständig ver- größern, ohne mit den benachbarten typischen dann treten in Knochen zu verschmelzen, und den Nähten gelagerte größere Knochen auf, die mittels Suturen mit den benachbarten verbanden sind: Nahtknochen, Schaltkuochen Wormiana)*), auch Ossa intercalaria der früheren Fontanellen vor : In Zahl, und Größe differente Verhältnisse. Zwickelbeine \ kommen sie fOssicnla an der Stelle F o nt ane1 1kn o c h e n Örtlichkeit des Vorkommens bieten In der Occipitalnaht finden sie sich aneinander grenzenden Strecken der Knochen oft die Nahtknochen so zahlreich, sehr dass die in viele größere oder kleinere Fragmente Sehr häufig besteht bei den Schaltknochen eine Symmetrie, auf jeder Seite liegt dann ein gleich gestalteter. Den bedeutendsten Umfang erreichen die Fontanellknochen. Ein in der Occlpitalfontanelle entstehender kann auf Kosten des aufgelöst *) scheinen. Olaus Woem, Prof, zu Kopenhagen, f 1654. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Menschen- und Thierschädel. Volums des das Interparietale ganze Interparietale weilen bedeutend sich Tergrößorn, dass er im extremsten Falle vorstellt. Vergl. S. 205. Die Fontaneliknochen erlangen zu- und bieten in Zahl und auch in Gestalt Auch an manchen Knochenverbindungen der Nasenwand oder kommen knöcherne Schaltstücke vor, wenn auch seltener als an dem Größe die so 255 der Fontanelle selbst, mannigfache Zustände. der Kleferregion Schädeldache. Menschen- und Thierschädel. § 118. Die Besonderheiten der Organisation des menschlichen Körpers finden an keinem Theile des Skeletes einen so prägnanten Ausdruck als am Schädel. Dies am gründet sich auf die Fülle der Beziehungen, welche Organen bestehen. Je weniger nismus sich richtungen tiger für botheiligt, je geringer sein Eingreifen in ist, die seiner Structur ein bestimmtes Kopfskelete mit anderen an der Ökonomie des Orga- activ ein Skelettheil den Mechanismus der Ver- Gepräge verleihen, desto wich- werden jene, durch an- oder eingelagerte Theile bestimmten Beziehungen das Verständnis seiner Gestaltung. Wie das Typische des Cranium der Wirbelthiere aus solchen Beziehungen entspringt, so leitet sich davon auch die große Mannigfaltigkeit innerhalb der einzelnen Abtheilungen ab, und da, differenten Abtheilungen die einzelnen Bestandtheile des Schädels in Zahl, und Verbindung große Ähnlichkeit von denen sich so wo in Lage besitzen, sind es wieder dieselben Beziehungen, die Verschiedenheiten beherrscht sind. Denn das Cranium wenig wie ein anderer Skelettheil aus sich sondern selbst, gestaltet durch An- passungen an Functionen, durch die es von außen her bestimmt wird. Da diese ist deren Functionen durch die Beziehungen zu anderen Organen bedingt sind, so Prüfung Aufgabe, wenn das Wesen der Besonderheit einer bestimmten Schädelform ermittelt werden Das Besondere wird aber nur durch soll. die Vergleichung mit anderen ähnlichen Zuständen erkennbar. Die Vergleichung des menschlichen Schädels mit den Schädeln der Affen lässt in ziehungen zu anderen Organen wahrnehmen. durch Messung Darstellung geben, sie Mag man auch treten dadurch bleiben dunkel. ihre causalen Verhältnisse diesen Unterschieden zwar scharf hervor, aber Dagegen gelangt man zu einem Ver- ständnis der letzteren durch die Beachtung der Anpassungen, welche Ausdruck empfingen. Da letes der Be- den bestehenden Differenzen nicht minder denselben Einfluss treten die beiden ältesten am Schädel Beziehungen des Kopfske- zum Gehirne zum Darmsysteme, dessen Eingang vom als die einflussreichsten Factoren hervor: die Beziehungen und zu den Sinnesorganen, so wie jene Diese beiden Factoren vertheilen Kopfskelet umschlossen wird (vergl. S. 75). des Abschnitte Schädels, und der Einheit des sieh auf die beiden großen Ganzen gemäß greift der eine auf den andern über und beeinflusst auch ent- ferntere Theile. Dass die Hirukapsel des Schädels dem Volum und der Gestalt des Gehirnes Die geringere Entfaltung des lehrt die Entwickelung dieser Theile. Gehirns, selbst bei den sogenannten anthropoiden Affen, lässt den ganzen Ilirntheil sich anpasst, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 256 Zweiter Abschnitt. gegen den Antlitztlieil zuriicktroten, Demgemäß sind alle Dimensionen des Sehädelraumes geringer, und verleiht dem letzteren eine Priiponderanz. und aucli äußerlich wird dieses durch Dickezunahme mancher Knochen keineswegs verdeckt. Das postembryonale Waclisthiim des Geliirns jener Affen schreitet in viel geringerem Grade als beim Menschen fort, das definitive Volum wird viel früher erreicht, ist aber auch’in Vergleicliung mit dem menschlichen Gehirn ein viel geringeres. Daher tritt bei ihnen jene Differenz im erwachsenen Zustande viel bedeutender zu Tage. Sie wird Fig. 197. noch dadurch dem gesteigert, dass A. Antlitztheil eine durch das ganze Jugendalter fortsclireitende Ausbildung zu- An kommt. dem Antlitztheile wird vor allem Septum das durch interorbitale Volum das der Lobi frontales des Gehirns Bedeu- beeinflusst. tend schmal ist jenes Septum beim Orang. weniger bei Ilylo- bates und beim Go- rilla. Die viel größere Breite beim Menschen steht mit der Breite der Stirnlappeu offenbarem Da in Conuex. aber das Septum interorbitale einen Theil der Nasenhöhle umschließt, so ist auch dieser Kaum von der Gchirnentfaltung beeinflusst, sind cs und da vorzüglich Nebenhöhlen (Cellulae cthmoidales;, wel- che die Verbreiterung des Septum begleiten. Sie fehlen gänzlich sehr schmalem Septum oder sind nur bei A minimal Medianschnitte von Schädeln. eines Erwachsenen, B eines einige Wochen alten Kindes, panse, D eines Hundes. C eines Schim- Auch entfaltet. die größere Be- theiligung des FronDie hier noch an der medialen Orbitalwand liegenden Strecken des Stirnbeins sind beim Menschen ins Dach der Orbita übergegangen, welches den Boden der vorderen Schädelgrnbe bildet und die tale am Septum interorbitale vieler Affen gehört hierher. Stirnlappen des Großhirns aufgelagert hat. Aus diesen Verhältnissen des Stirn- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Menschen- und Thierscliädel. 257 beines entspringen die Zustände der Nasiilia, welche, durch die Verdrängung der Nasenhöhle nach abwärts, rudimentär erscheinen. Ebenso werden für die Ausdehnung der übrigen Theile der Schädelkapsel die Gestaltungs- und Volumsverhältnisse vorzüglicli des Großhirns maßgebend. Ein Blick auf die in Fig. 197 gegebenen Durchschnitte von Menschen- und Thierschädeln An die überwiegend größere Entfaltung des Cavum beim Menschen viel bedeutendere Neigung des Planum nuchale des Einterhauptbeines und die Eichtung des Hinterhauptloches nach unten, während dieses bei den meisten Säugethieren (vgl. Fig. 197 D) nach hinten sieht und selbst bei den Anthropoiden in dom Maße einer verticalen Ebene sich zukehrt, als das in der Jugend relativ bedeutendere Gehirnvolum allmählich zurücktritt. Aus derselben Entfaltung dos Großhirns entspringt auch die Zunahme des Basal- oder Sattelwinki-ls. dessen einer Schenkel durcli die Längsachse des Körpers des Hinterhauptbeines gebildet wird, indes der andere der Längsachse des Keilbeinkörpers entspricht. lässt diesen Einfluss verstehen. cranii knüpft sich die Von anderer Seite sind es die Knochen der Kieferregion und der Unterkiefer, an welchen bedeutende Unterschiede des Schädels des Menschen in A'ergleichung mit den Affen sich ansprägen. Als Träger des Gel)isses, dem sie Befestigung abgeben, sind die Kiefer von der Gestaltung der Zäline abhängig, und wie man weiß, dass sich ihr Alveolartheil mit den Zähnen entfaltet und mit ihnen sich rückbildet, so lassen sieli auch ihre übrigen A^erhältnisse mit der Wirkung der Zälme im Zu- sammenhang verstehen. In dieser Beziehung als es die des Menschen das A’'olum der Zähne von Belang, die in ist übertrifft, dem Maße, eine größere Kieferfläche beanspruchen. Schon innerhalb der Affen l)e8tehen bedeutende, von der Stärke des Gebisses beherrschte A^erschiedenheiten. Das Milchzahngebiss dos Drang liesteht aus viel größeren Zähnen Menschen, und übertrifft auch das Alilchzahngebiss des Hiermit in Übereinstimmung bilden die Kiefer schon beim jungen Drang eine bedeutendere Prominenz. Mit der Anpassung des Volums der Kiefer an jenes der Zähne combinirt sich die mächtigere Ausbildung der Kaumuskulatur. Daals das definitive Gebiss des Schimpanse. mit tritt Moment ein neues Nicht blos am auf, welches umgestaltcnd auf den Schädel einwirkt. Unterkiefer ergeben sich vergrößerte Insertionsstcllen, sondern auch am Cranium bieten für Masseter und Temporalis ergiebigere Die weitere Spannung des Jochbogens und das bedeutendere Hervortreten des Jugale beim Drang ist eine solche vom Masseter abzuleitende Bildung, indes der AI. temporalis durch seine Ausdelinung über fast die ganze Schädeloberfläche, wo seine ürsprungsgrenze sich zu einer Urista erhebt, auch eine Umgestaltung der Seliädelform bedingt. Indem wir von den Zähnen auf die Kiefer, die Urspruugsstrocken Ausdelmuug dar. und von diesen auf das Cranium Einwirkungen erkannten, im Zusammenliang mit der Lebensweise, der besonderen Art der Nahrungsbewältigung, oder auch in seiner A^erwendung als Angriffswaffe zu bcurtheilen, um darin den Einfluss außerhalb des Kopfskeletes befindlicher. zum Theil sogar außerhalb des Drganismus liegender Factoren zu erkennen, dureil welclio dem Schädel unter allmählicher, durch Generationen sich fortsetzender Einwirkung eine bestimmte Form zu Theil W'ard. von diesen auf die Aluskelu. bleibt noch übrig, das Gebiss selbst AVie also die Ausbildung des Gehirns des Alensohcn in A’ergleichnng mit den Affen im oberen Cranium wirksam sich darstellt und hier bedeutende Unterschiede hervorbringt, so ist es am Antlitztheile die um vieles geringere faltung des Geldsses, auf welche die bestehenden Differenzen zurilckleiten. die Erkenntnis der nächsten Causalmomente tür die Entstehung der wesentlichsten A’erschiedeuheiten in der Schädelform des Grgknbaur, Anatomie. 6. Aufl. Ent- Durch 1. Menschen und der anthropoiden Affen 1* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 258 Zweiter Abschnitt. ergiebt sieb auch der Schädel wie andere Köi-pertheile der Anpassung unter- Daraus erwächst worfen. die Vorstellung einer allmählichen Eigenthümlichkeiten, deren größeres oder geringeres genannten Factoren abhängig wird. Wir haben Ausbildung jener Maß von dem diese als nächste Einflüsse der Causalmomente bezeichnet, weil sie die unmittelbarste Wirkung erkennen lassen, sie sind aber nicht die letzten, sondern werden wieder von anderen Ursachen beherrscht. Was die Ausbildung des Gehirns bestimmt, oder die Wahl der die Gestaltung des GeNahrung, entzieht sich unserer Erkenntnis. Es darf aber bisses normirenden nicht übersehen werden, dass auch anderen Theilen, z. B. der Entfaltung der Nasenhöhle und der Orbita, eine wenn auch minder hervortretende Rolle zukommt. Durch die Erkenntnis der tj'pischen Ausbildung des Schädels auf Grund der Wirksamkeit bestimmter Factoren reiht sich dieser Theil des Skeletes wie der gesammte Organismus an niedere Zustände der Organisation, in denen jene Factoren, soweit sie die in der Entfaltung kommnung , des Gehirnes sich darstellende Vervoll- minder mächtig waren, während einleiteten, sie mächtiger in jener Richtung sich erwiesen, welche zu einer bedeutenderen Ausbildung des Gebisses und damit eines ganzen Abschnittes des Schädels geführt hat. Indem wir trachteten, die Gestaltung mindert sich Schädeln von Thieren der des Scliädeis Gegensatz, darzustellen pflegt. als das Product von welchem man ihn in Es sind hier wie dort in Anpassungen beVergleichung mit die gleichen Factoren im Spiele, nur die Intensität ihrer Wirkung ist verschieden. Aber es ist längst schon behauptet worden, dass außer der Anpassung, wie sie z. B. am Gehirne sich kundgiebt, noch andere den Skelettheilen, also dem Schädel selbst inhärirende Potenzen sich geltend machen, wie durch viele Thatsachen begründet wird. Wir leiten das von Vererbung ab, deren Object im ersten, weit zurückliegenden Zustande wieder aus einer Anpassung entstand. Altersverscliiedenheiten des Schädels. § 119 . Die bei den Schädelknochen angeführten Entwickelungsbefunde für die einzelnen liefern ein Altersperioden charakteristisches Gesammtbild des Craniums, von welchem hier nur einige Conturlinien angegeben werden können. Beim Neugeborenen fällt das Überwiegen des Hirntheiles über den Antlitztheil, sowie die bedeutendere Länge des Schädels auf. zwischen beiden Tubera sich auf p.arietalia. die Breite bei, sowie erstere Die letzteren tragen zur Entfaltung in sammt den durchbrechenden Zähnen den bedeutendere Höhe gewinnen und ihn so zu einer ovalen ausbilden lassen dabei rücken die Stirnhöcker in die die Scheitelbeinhöcker, allmählich abgeflacht. ; So kömmt der Schädel freilich findet sich Antlitztheiles gründet den Mangel der Alveolarfortsätze der Kiefer, die geringe Ausbildung der Nasenhöhle und ihrer Nebenhöhlen. theil eine Der größte Querdurchmesser Das Zurücktreten des mit zahlreichen in Gesichts- Form Höhe und werden, wie sich .auch den Pubertätsjahren zu seiner definitiven Form, individuellen Verschiedenheiten. Zahnwechsel dient der Durchbruch der einzelnen Zähne Bis zum vollendeten als ein ziemlich sicherer © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Schädelformen und Schädelmessung. 259 Für spätere Perioden sind Leitfaden für die Bestimmung des Alters. Nähte der Knochen des Schädeldaches, sowie Schläfen- und Hinterhauptslinien maßgebend. hältnisse der Nach dem die Ver- die Ausbildung der Nähte an Schärfe ihrer Sculptur, einzelne und Zacken greifen inniger in einander beginnen gegenseitig zu verschmelzen. Diese das » Verstreichen^ der Nähte bewirkende Synostose tritt an der Sagittalnaht am 20. Jahre verlieren die frühesten ein, später folgen die anderen, doch bestehen auch hier viel- fältige individuelle Verschiedenheiten. Glastafel aus und höherem Alter In der Regel geht die Synostose von der erscheint gleichzeitig an mehreren Stellen derselben Naht. machen sieh am Schädel Resorptionsvorgänge Mit Die geltend. Knochen werden dünner und brüchiger und mindern das Gesammtgewicht des Schädels. An dünnen Knochentheilen, z. B. an der Lamina papyracea, treten sogar Lücken auf. Das Schädeldach wird flacher im Connex mit einer Verminderung des Binnenraumes, und indem an den Kiefern der Schwund der Alveolarfortsätze sich vollzog, gewinnt der Schädel den senilen Charakter. Schädelformen und Schädelmessung. § 120. Die individtrelle Verschiedenheit des staltung des Schädels aus und zeigt sich Menschen spricht an demselben in sich aus denen ein gewisser Breitegrad der Variation hervorgeht. differiren die die Differenz der Schädelform unter Außer der allgemeinen Gestalt Schädels vielfach verschieden. ist Maße den verschiedenen Rassen. auch der physiognomische Ausdmick des Obwohl scharfe und durchgreifende Charaktere noch keineswegs mit Sicherheit gewonnen und In größerem Schädel verschiedener Stämme eines Volkes, und noch weiteren Ausdruck erlangt bahnt, auch in der Ge- mannigfachen Befunden, sind, so ist solches doch bereits ange- die speciellere Kenntnis der Formverhältnisse des menschlichen Cra- nium hat der Ethnologie ein wichtiges Fundament abzugeben sogar schon längst begonnen. Der Ausdruck für die Formverschiedenheit wird durch Messung geauch den Gesichtstheil influenzirenden Hirn- wonnen. Für theils des Schädels sind die Dimensionen der Länge, die Verhältnisse des Höhe und Als Horizontale wird eine Linie angenommen, welche vom Breite maßgebend. oberen Rande des Das Verhältnis der Länge äußeren Gehörganges zum Infraorbitalrande zieht. Breitenund den Hühenindex. Ersterer bildet den Höhe 100 zur Breite und zur Das Verhältnis 75. der Breite 100 zur beträgt im Mittel ca. 80, letzterer Höhe giebt den Breitenhöhenindex. Aus diesen Maßen und ihrer Combination = = sind die verschiedenen ordnen sie sich in Formen der Schädel bestimmbar. Nach dem Breitenindex und Brachycephale. Erstere besitzen den Dolichocephale Breitenindex bis zu 75, während er bei letzteren bis zu 80 sich hebt. Die dazwischen befindlichen Formen bilden die 3Iesocephale7i-FoTm. Nach dem Höhen- index können diese Formen wieder in neue Abtheilungen gebracht worden. Die, welche von jener oben angegebenen Horizontalen aus gerechnet eine Hlihe von 17* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 260 Zweiter Abschnitt. 70 Längetheilen cephale, niclit erreichen, nennt man und darüber hinaus Hypsicephnle. Plati/cephale, Während wesentlich den Himtheil des Schädels betreffen, in Betracht. Dieses geschieht jener Winkel, welchen eine z. von 70 diese — 75 ziehen andere den Antlitztheil B. beim Cajnper’schen Gesichtswinkel. vom äußeren Gehörgange durch den Boden höhle gelegte Linie mit einer anderen AlveolartheU des Oberkiefers gezogen bildet, die Ortho- Maßverhältnisse Das ist der Nasen- von der Mitte der Stirne auf den dem Vorragen des die Schneide- Je nach ist. zähne ti-agenden AlveolartheU s des Oberkiefers ist jener Winkel minder oder mehr einem rechten genähert, und danach werden Prognathe und Orthognathe unterschieden. Beim orthognathen Schädel beträgt der Winkel 80° und dartiber, beim prognathen Schädel ist er unter 80°, bis zu biniren sich mit den oben angegebenen und 65° herab. liefern Diese Formen com- damit den Ausdruck einer be- Wie das äußerliche Verhalten, variirt auch der mit der Entfaltung des Geliirns im Zusammenhang stehende cubische Inhalt [Capacitiil) des Binnenraums. Beim Manne beträgt er im Mittel 1450, beim Weibe 1300 com (Wei.cker). Bei manchen Bassen sinkt er bedeutend tiefer. deutenden Mannigfaltigkeit. Außer den oten angegebenen MaßverhäUiiissen des Schädels bestehen noch reiche andere, oder Strecken welche theils wieder den ganzen Schädel, theils nur Von den desselben in Betracht ziehen. zahl- einzelne Partien letzteren soll noch des Condylus- Erwähnung geschehen, welcher den Winkel der Ebene, in welcher das Hlnterhanptsloch liegt, mit der Ebene des Clivus darstellt (Eokbb). Des Saiteiwinkels ist schon oben (S. lö?) gedacht worden. Der Werth dieser Messungen für die Bestimmung von Stammes- und Rasseneigenthümliohkeiten wächst mit der Summe der untersuchten Objecte; je weniger also individuelle Besonderheiten ln Rechnung kommen. Denn, was sich Innerhalb eines Stammes oder ein* Rasse als typisch herausstellt, findet sich vereinzelt auch innerhalb anderer Gruppen vor. Unter dolichocephalen Völkerstäramen finden sich brachycephale Schädelformen, und umgekehrt. Es handelt sich also bei Aufstellung jener Normen wesentlich um Durchschnittswerthe. Diese sind um so sicherer, winkela , je größer die Summe des untersuchten Materials ist. Eine Zusammenstellung der wichtigsten Verhältnisse der Schädelformen und ihrer Messung giebt W. Kkause, Handb. d. menschl. Anat. III. Hannover 1880. Über Entwickelung des Schädels s. Durst, Zur Entwicklungsgeschichte des Kopfes des Menschen und der höheren Wirbelthiere. Tübingen 1869. Über Bau- und Wachsthum: Hosohke, Schädel, Hirn und Seele. Entwiokel. des thum und Bau Schädelgrundes. des menschlichen Schädels. III. Vom Jena 1856. Berlin 1867. Virchow,' Untersuch, über die Welokbr, Untersuchungen über Waebs- Leipzig 1862. Skelet der (rliediiiafseii. § 121. Nach ihrer Lagebezielrang zum Stamme des Körpers werden die Gliedmaßen und untere geschieden. Sie entsprechen den vorderen und hinteren der in obere Wirbelthiere. Jede hat ihren freien Theil durch einen besonderen Skeletabschnitt, den Gliedmaßengürtel, mit dem Stamme in Verbindung. Diesen stellt für die obere Gliedmaße der Brust- oder Schultergürtel, für die untere der Beckengürtel vor. Im Skelete sowohl der Gliedmaßengürtel als auch der freien Gliedmaßen herrscht © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom 261 Skelet der Grliedmaßen. manche mehr oder weniger klar hervortretende Übereinstimmung, so dass daraus Den näheren Nachweis dafür ein gemeinsamer Typus erkannt werden kann. liefert die vergleichende Anatomie. Einrichtungen ist Die allmähliche Auflösung der gemeinsamen mit der Differenzirung der Function von beiderlei Gliedmaßen indem obere und untere Gliedmaßen besondere Verrichtungen übernahmen, denen auch das Verhalten des Skeletes nach und nach augepasst ward. Im Organismus des Menschen hat diese Sonderung der Function einen hohen Grad erreicht. erfolgt, Während die obere Gliedmaße außerordentlich zahlreichen Functionen dient und Maß die damit in allen ihren Thoilcu ein großes untere wesentlich Stütze des Köi-pers oder hat vielmehr diese Verrichtungen, in die mit der Vordergliedmaße ausschließlich zukommen. samen verloren gegangen theilt, in der Beweglichkeit aufweist, ist und Organ der Ortsbewegung geworden, sie sich bei dem Maße hochgradig So wird verständlich, wie den meisten Säugethieren ausgebildet, dass sie ihr viel des ursprünglich Gemein- ist. Beide Gliedmaßen gehören der ventralen, d. h. der beim Menschen \ orderen Region des Rumpfes an, me ihre Beziehung zu ventralen (vorderen] Nervenästen wahrnehmen lässt. Sie lagern noch deutlich sich erhalten kennbar ist, wurden, so am da in der hat, ihr dem Rumpfe für die untere was zugetheilten Körperregion eines der Bildung des (S. 174 gefolgert werden die direct die obere Gliedmaße Rippen rudimentär umschließt. u. I75j besteht dem In den aber noch die Thorax ähnlichen Zustandes, woraus auch ursprünglicheren Verhältnisse des Beckengürtels eine Lage für dagegen deshalb nicht mehr er- dass der Bcckengürtel die Rumpfhöhle Kreuzbein befindlichen Rippenrudimenten Andeutung auf, für die Schultergflrtel ähnliche darf. Jeder der beiden Gliedmaßengürtel besteht bei niederen Wirbelthieren aus einem Paar einfacher, einander sogar ziemlich ähnlicher knorpeliger Bogen, welches die freien Gliedmaßen trägt. Das Skelet der letzteren wird in jenen Zuständen aus einzelnen, einem Stamme ansitzenden Knorpclstäben (Strahlen) gebildet, welche wie dev Stamm selbst mit Erlangung größerer Länge sich gliedern, so dass bewegAus solchen Thcileu geht durch mächtigere lich verbundene Stücke entstehen. Entfaltung einzelner, Rückbildung anderer Abschnitte das Gliedmaßenskelet der höheren Wirbelthiere hervor, und ebenso sind beim Menschen die Zustände von dorther ableitbar. Die Lagebezieliungen der Gliedmaßen zum Rumpfe der Wirbelthiere werden durch die vergleichende Anatomie nicht als ursprüngliche, sondern als erst allmählich erworbene erklärt. Die Vordergliedmaßen schließen sich bei niederen Wirbelthieren unmittelbar an den dem Kopfe zugehörigen Apparat der Kiemenbogen, bei Knochentischen sind sie soIhre Entfernung von da nach hinten zu Ist in einzelnen sehr gar am Kopfe hefestigt. mannigfaltigen Zuständen his in die höheren Abthoilungeii verfolgbar. Auch die hintere Gliedmaße zeigt sich einem Ortswechsel unterworfen, über welchen die vergleichende Anatomie Nachweise gieht. Ein wahrscheinlich nur secundäres Vorwärtsrüoken der Verhindung mit dem Kürperstamme ist beim Menschen sicher erkannt fS. 177j. Von diesem Gesichtspunkte aus wird eine Reihe wichtiger Thatsachen von der Muskulatur und den Nerven der Gliedmaßen beim Menschen verständlicher. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 262 Zweiter Abschnitt. A. Obere Gliedmaßen, a. Schultergürtel. § 122. Die hierher gehörigen Knochen sind das Schulterblatt [Scapula) und das Schlüsselbein [Clavicula], welches das erstere mit dem Sternum verbindet. Der die freie Gliedmaße tragende Schultergürtel besteht ursprünglich aus zwei Abschnitten, einem dorsalwärts und einem ventralwärts sehenden. Beide gehen aus einheitlicher knorpeliger Anlage hervor (primärer Schultergürtel), und da, wo sie unter einander Zusammenstößen, lenkt die Gliedmaße Stück wird zur Scapula, dem Haupttheile des Schnltergürtels. Stück fügt sich ursprünglich Schultergürtel beschränkt ein. dem Sternum an, Das dorsale Das ventrale hat da eine Stütze, wodurch der größere Festigkeit empfängt, aber in seiner Beweglichkeit So verhält sehr noch bei den niedersten Mammalien (Monotremen). Von da bildet sich bei den Säugethieren eine größere Freiheit der Bewegung der Vordergliedmaße aus, woran auch der Schultergürtel theilnimmt. Daraus resultirt eine Lösung jener Sternal Verbindung unter Eückbildung des diese ist. es sich Verbindung herstellenden ventralen Abschnittes. Dieser wird zu einem mit der Scapula synostosirenden Fortsatz, dem Coracoid, reduoirt (Fig. 2ü0). Was bei der Auflösung der Sternalverbindung durch die Keduction des ven- tralen Theiles des Schultergürtels diesem Kg. 198. an Festigkeit verloren geht, wird theils durch reichere Entfaltung der zur Scapula tretenden und sie nach Erfor- dernis fixirenden Muskulatur sirt, theils compen- durch eine neue Einrichtung. Diese besteht in der nunmehr durch die Clavicula vermittelten Verbindung der Scapula mit dem Sternum. Sie ersetzt nicht nur die andere, früher bestehende, sondern da !S sie stellt sich nicht beeinträchtigt. richtung aus, der tes 9 höheren Banges dar, die Beweglichkeit der Scapula spricht In der neuen Einein sich Fortschritt an den Verlust eines Abschnit- der niederen gürtels geknüpft Form ist. des Schulter- Bei vielen Säuge- thieren geht aber auch diese Verbindung verloren, Bückbildung indem die Clavicula einer da wo die Vordergliedmaße allmählich auf die Stufe eines bloßen Stütz- und Bewegungsorganes zurücktritt. Die ansehnliche Entfaltung der Clavicula beim Menschen (wie bei allen Primaten) ist also der Ausdruck größerer erliegt, Freiheit der Action der oberen Gliedmaße. Die Scapula (Omoplatu) ist ein breiter, platter, dreiseitig gestalteter Knochen, an welchem wir eine vordere und hintere Fläche, drei Bänder und eben © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Obere Gliedmaßen. 263 Schultergiirtel. Winkel unterscheiden, außerdem noch Fortsätze verschiedener Art. An Humerus. der massivsten Stelle des Knochens besteht die Verbindung mit dem lateralen oberen den nimmt Dieser Gelenktheil Fig. 199. Winkel ein (Fig. 199 a. L). Von da aus SO viele sich breitet größtentheils die Platte nach hinten zu aus. lich sehr dünne Sie dient wesent- zu Muskelursprttngen, deren Umfang sie Die vordere, der hinteren und Thoraxwand zugekehrte Fläche angepasst ist. seitlichen besonders oben und lateralwärts In der Kähe vertieft [Fossa subscapularis). mehrere sich erheben ihres medialeu Bandes fFig. 198) ist lateral und aufwärts convergirende rauhe Ursprungs- an welche sehnen des M. subscapularis befestigt sind. Die hmtere Fläche (Fig. 199) rvird durch die Linien [Costae), einen vom Kamm medialen Rande an sich erhebenden scapulae, [Spina Schultergräte) in zwei ungleiche theilweise vertiefte Strecken geschieden, die Fossa snpra- und infraspinata. Rechte Scapula von hinten. Die Spina scapulae beginnt mit einem lateralwärts bis nahe dreiseitigen Felde an der Basis scapulae. Sie läuft schräg zum Halse der Scapula und dann in einen lateral über das Schulterblatt sich erstreckenden Fortsatz, Acromion, die Schulterhähe (tq toö vorderen Rande des Acromion, azpo-;) aus. (J)(jioü etwas medial, befindet sich die kleine Gelenkfläche zur Verbindung mit dem Schlüsselbein. Der mediale längste Rand der Scapula {Basis scapulae), verläutt meist gerade Am oder wenig convex deten Winkel (a. ; ».), Fig. 200: er geht am unteren, etwas abgerunau welchem der Knochen etwas ver- den lateralen Rand über, welcher, wnlstartig lateralen oberen Winkel («. l.) emporsteigt. An der hinteren Fläche grenzt sich am unteren Winkel schräge die Ursprungsfläche des M. teres major durcii eine larauhe Linie ab. Ein schmäleres Feld liegt darüber am teres minor. teralen Wulste: die ürsprungsfiäche des M. Am Gelenktheile besteht die längliche, nach oben Pfanne etwas verschmälerte Cavitas ghnoidalis (Fig. 203), unterschiedene Hals als eine für das Schultergelenk; dickt ist, verstärkt, in zum Einschnürung setzt den Gelenktheil von der Platte ab. Scapula eines ISjähr. Kuahen von vorne. Unterhalb der Cavitas glenoidalis, noch am lateralen Tuherositas die sich befindet gelegen, Rande der Scapula anoonaeus longus. Von einer schwächeren infraylenoidalis, Urspruugsstelle des M. Cavitas glenoidalis, entspringt der lange der Ende Erhebung, dicht am oberen Kopf M. biceps (Tuherositas suprar/lenoidalü). Zwischen der Basis der Spina des scapulae und Gelenktheile liegt die Incisura colli. von Der mediale obere Winkel (Fig. 199 a. m.) ist aufwärts etwas ausgezogen, ihm senkt sich der obere kürzeste Rand der Scapula lateralwärts, um mit der ver- dem © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 264 Zweiter Abschnitt. schieden ausgeprägten IncUura scapulae abznsehließen. Die Incisnr ist eine beim des oberen Eandes ausgesparte Stelle, in welcher der Eervus siiprascapiilaris zur Dossa supraspinata verläuft. Waohsthmn Zwischen der Incisura scapulae und dem oberen Rande der Gelenkfiäche erhebt sich der erst aufwärts, dann lateral und vorwärts gerichtete, hakenförmig gekrümmte Fig. 201. Er Processus repräsentirt den coracoides primären Schultergürtels Rabenschnabelfortsatz). ; des und Vögeln ein sehr zum Bru^bein reicht und so bei Reptilien ansehnlicher Ivuochen, der bis den Schultergürtel vervollständigt. besteht dieser ; oben erwähnten ventralen Theil Knochen nur noch Unter den Säugethieren bei den Monotremen, sonst ist er meist rndimentär, zeigt aber seine ursprünglich selbständige Bedeutung durch einen besonderen Knochenkern, Scapula eines Neuge'borenen von Torue, mit Unterscheidung der knorpeligen Theilo. der in dem mit der Scapula coutinuirlichen Uoracoidknorpel auftritt (Fig. 200). Acroniion und Coracoidfortsatz bilden über dem Schultergelenk ein Dach, welches durch ein zwischen den beiden eisteien ansgespanntes breites Band, XiV/. coraco-acromiale, vervollständigt wird (vergl. Fig. 203). Auch die Incisura scapulae wird von einem Band überbrückt Lig. tramversum). Dieses kann ossificiren, so dass dann ein Locli au der Stelle der Incisur sich findet. Ein anderer Bandstreif geht vom Halse der Scapula zur Basis der Spina {Lig. trans- vers. inferius'). Unter ihm verlaufen Blutgefäße, die er iiberbriickt. Die Gestalt der Scapula geht Hand in Hand mit der Ausbildung der von ihr entMuskulatur des Oberarmes. Die "Verbreiterung des Körpers der Scapiüa gegen die Basis bietet den Rollmuskeln des Oberarmes springenden ansehnliche Ursprungsfläoheu. Beim Bestehen heschränkterer Bewegungen Entwickelung jener Muskeln deren Vordergliedmaße nur flusst also Basis scapulae Embryonen ist als des Oberarmes und demgemäß die Basis bedeutend schmäler. »Fuß, einer geringeren So hei allen Säugethieren Die Function der Obergliedmaße beeinist die bedeutende Länge der im Laufe der Entwickelung erworbene, und die Basis ist bei die Gestalt der Scapula. eine erst fungirt. Auch beim Menschen selbst beim Neugeborenen (Fig. 201) noch merklich schmäler .als Bei manchen Rassen bleibt die Proportion von Länge und Breite auf emer tieferen Stufe stehen (Neger). Das Verhältnis der Länge zur Breite der Scapula bildet den Scapular-Index, welcher jene Beziehungen ausdrückt. FnoavEE und G.aEsox Journ. of Anat. and Phys. Vol. XIV. viel, ja heim Erwachsenen. ’ Dio Osüficaüon beginnt perichondral in der Nähe des Collum. Knorpel an der Basis bestehen, auch am Aeromioii (vergl. Lange bleibt noch Ein Knochenkern Aocessorischo Kerne erscheinen im Fig. 201). im Coracoid entsteht erst im ersten I.ehensjahre. späteren Kiiidesalter: an der Gelenkfiäche, längs der Basis, zwischen Coracoid und GeItnkstück am oberen Ende der Pfanne, im unteren Winkel, zuweilen auch im Acromion. Der am oberen Ende der Pfanne auttretendo Kern verbindet sich mit dem Coracoid, dass dieses dadurch an der Cavitas glenoidalis theilnimmt. coii mit der Sc.npula tritt nach dem 16.— 18. Jahre ein. Das Sc lilüsaelbeiu (Cluvicula)*) vermittelt die so Die Verschmelzung des Cora- Verbindung der Scapula Führt seinen Namen nicht von einem Schlüssel, sondern von einem dem Schlüsselbein ähnlich gestalteten, aber viel größeren Stabe, der ebenfalls »Clavis* hieß und bei den Römern 1 zur Bewegung eines als Spielzeug dienenden Reifens (Trochus) benutzt wurde (Htetl)- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 265 Schnltergürtel. dem Brustbein und mit ~ älmlicli gestalteten einen liorizontal stellt Knochen vor. liegenden, Es hat keine einem langgestreckten genetische Beziehung zum primären Schultergürtel, wie es denn auch von der directen Verbindung mit dem Skelete der freien Gliedmaße ausgeschlossen ist. Erst durch die Reduction des Coracoidstttckes gewinnt die Clavicula größere Bedeutung für die Befestigung der Scapula an den Thorax, und zwar in der Art, dass dabei der Scapula ein großes Maß bleibt. Beweglichkeit erhalten freier dem Knochen das Mittelstück und beide Enden. Das medialen Hälfte nach vorne, in seiner lateralen Hafte nach liinten convex. Die obere Fläche ist eben und verschmälert sich gegen das mediale Endstück, indes sie nach Fig. 202. dem lateralen Ende zu Tu'b. corMuse, subclav. Tuberos. costalis breiter wird. Die untere, gewölbte Fläche ist der ersten Rippe zugewendet und uneben. Das mediale Ende, Extremitas Man unterscheidet an Mittelstüok ist in seiner sternalis (Fig. 202), lässt drei Flächen unterschei- den, eine vordere, eine und eine hintere An untere. Tuherosüas letzterer liegt die starke costalis eines zur ersten als Anfügestelle Rippe gehenden Bandes. Den AbBchluss der Extremitas sternalis bildet eine breite, etwas gekrümmte, überknorpelte Endfläche. Das laterale Ende, Extremitas acromialis, ist horizontal verbreitert, an seiner Unterfläche mit Rauhigkeiten [Tuherosüas curaeoidea) versehen, an welche Bänder vom Coracoid her sich aufügen. die an jene des flächo, fläche dient am mittleren Drittel Das Schlüsselbein zugleich das präformirt der ist erste Zeichen ist. An Zn äußerst Acromion am besteht eine kleine querovale Gelenk- sich anschließt. dom M. Eine Furche längs der Unter- subclavius zur Insertion. frühesten ossificirende Knochen. der Anlage des Knochens, Die Ossiflcation der nicht wie ist andere knorpelig einer der Mitte des späteren Skelettheiles entsprechenden Stelle ent- Gewebe ein Knochenkern, an dem sowohl nach dem Sternum als auch nach dem Acromion hin Knorpelgewebe sich anrnbilden beginnt. Dieser Knorpel bedingt das LUngewachsthum des Schlüsselbeins. Von dem in der Mitte der Anlage zusteht aus indifferentem Knochenstückchen aus erstreckt sich Knochengewebe über den Knorpel erst aufgetretenen und wächst mit ihm unter zunehmender Dicke gleichfalls in die Länge ans, so dass dann der größte Theil der Clavicula äußerlich durch Knochen dargestellt ist. Dieser von allen anderen Knochen abweichende Entwicklungsgang leitet sich von den Beziehungen ab, welche die Clavicula bei niederen Wirbelthieren besitzt. Sie ist. bei Fischen ein reiner Integumentknochen, und zwar einer, der sich am frühesten ausbildet. In dem Maße, als höheren Wirbelthieren mit anderen Skelettheilen sich beweglich verbindet, kommt an dem Knochen noch Knorpel zur Ausbildung, hei den Säugethiercn sehr frühzeitig, da sie bei hier die Clavicula Hand in die grüßte Beweglichkeit erhalten relativ hat. Ihre Ausbildung geht der Freiheit der Bewegungen der Vordergliedmaßen. Wo diese Freiund die Vordergliedmaße bloße Stütze des Körpers ward, ist die Clavi- Hand mit heit beschränkt, cula rückgehildet oder kommt thieren, allen Hufthiereu etc. (Katze), Nagern (Hase) u. a. gar nicht mehr zur Entwickelung, Rudimente der Clavicula finden z. sich hei B. bei vielen Raub- manchen Carnivoren © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 266 Zweiter Abschnitt. Mit der Clavicula muss auch ein beim Menschen rudimentärer Skelettheil verEs ist das Episternah, welches die Verbindung der Clavicula zeichnet werden. mit dem Sternum vermittelt. Bei vielen Säugethieren reprUsentirt es einen besonderen Knochen, der bei den Monotremen einheitlich, bei anderen paarig ist und mit dem Manubrium (z. wie mit der Extremitas sternalis claviculae sich verbindet Bei den Primaten bleibt er nur knorpelig, Zwischenknorpel des Storno- clavicular- Gelenkes. Diese Knorpelsterni, B. Edentaten, Kager, Insectivoren). und dient als stücke repräsentiren einen lateralen Theil sich selten des Episternum. Ein medialer erhält beim Menschen in den kleinen Ossa suprastemalia (s. S. 192). Verbindungen der Knochen dos Schultergürtels. § 123 Da bunden das Schulterblatt durch die Clavicula mit fallen der Clavicula • . sowohl Gelenke dem Stamm des Körpers ver- auch accessorische Bänder zu. Die Verbindung der Clavicula mit der Scapula wird erstlich durch das Acromio-clavicular-Gelenk vermittelt. Um die Gelenkflächen am Äcromion und ist, als an dem acromialen Ende der Clavicula er- Fig. 203. Litjamenium acromio- coracoclavic. acrom. streckt sich ein straffes Kapselband, welchem : oben stärkere, unten schwächere Fasermassen coracoclatic. anflagern. Die oberen stellen das Ligamentum acromio-clavictdare vor. \ om oberen Bande her erstreckt sich häufig ein keilförmiger Zwischenknorpel zwischen beide Knochen. Er entsteht als eine von der Endder Clavicula sich ablosende Schichte; beim Pehlen des Zwischenknorpels ist die Clavicula an der Gelenkstelle mit derselben lockefläche ren Faserknorpelschichte tiberkleidet. Beim Verlaufe über den Processus coratritt zur Clavicula das Ligamenlum coides coraco-claviculare. vorderen Oberer Theil der Scapula und Pars acromialis claviculae mit dem Bandapparat, lateral gesehen. Dieses besteht aus einem trapezförmigen [Lig. trapezoides] und einem hinteren kegelförmigen Abschnitte {Lig. conoides, vergl. Fig. 2ü3), welche beide unmittelbar Zusammenhängen und an einer rauhen Stelle der Unterfläche der Extremitas acromialis claviculae sich befestigen. Die bewegliche Verbindung der Cluvicida mit dem Thorax vennittelt die Articulatio sterno-clavicularis (Fig. 204). als Zwischenknoi'pel. des Manubrium Es steht mit sterni in fester dem Das Episternale lateralen (s. oben) fungirt hier Bande der Ineisura Bandverbindnng, erstreckt sich, clavicularis nach hinten zu bedeutend verdickt, über die Fläche jener Ineisur, und geht oben durcli Bandmasse in die Clavicula über, welche unterhalb dieser Verbindung mit ihrer tiberknorpelten Endfläche sich dem Zwischenknorpel (Fig. 204) auf legt. Indem ein Kapselbaud von der Clavicula über den Knorpel zum Sternum zieht, wird das Sterno-clavicular-Gelenk in zwei Hohlräume geschieden. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 267 Skelet der oberen Extremität. Die Gelenkkapsel ist vorn und oben durch Faserzüge verstärkt. Sie bilden Von diesem ziehen Fasern zur Incisura jugularis das Ligamentum stento-claviculare. des Manubrium sterni. Fig. 201. Die auch auf die andere Seite übergehen- den werden als interclamculare Lig. sterno- Cartilago Lig. costo- clavic. interart. clavic. Lig. unter- schieden. Die Sterno-cla- vioular -V erbindung wird verstärkt durch das Lig. culare entspringt pel casto-clavi- (Fig. 204). Es vom Knor- der ersten Rippe nahe an deren Sternalende, verläuft lateral auf- wärtS, schräg und rück- und insenrt an steruo-clavicular-Verbindung von vorne. Frontalsclinitt durcli die linke Stemalliälfte und das linke Steruo-clavicular*Gelenk. der Kaulligköit d6r Unterfläche der Extre- mitas sternalis claviculae. Es beschränkt die Beweglichkeit der Clavicula und hindert deren Entfernung aus dem Gelenk. b. Skelet der freien Extremität. § 124. Das Skelet der freien Gliedmaße besteht aus drei größeren Abschnitten, denen die Zahl der Skelettheile Oberarmknochen. Am distal Den dem Vorderarm, zunimmt. zweiten Abschnitt, Knochen, und den dritten Abschnitt, die Hand, in ersten Abschnitt bildet der sich zwei Anzahl klei- finden setzt eine größere nerer Stücke zusammen. 1. Oberarmknochen (Humerus). Der Knochen des Oberarmes stücke unterscheiden. lässt ein Mittelstück und zwei stärkere End- Letztere sind den Verbindungen mit anderen Skelettheilen entsprechend eigenthilmlich geformt. An dem Mittelstück steht das Relief mit der hier sich befestigenden Muskulatur im Zusammenhang. Ende besitzt zur Articulation mit der Scapula einen halbhumeri), welcher medial und aufwärts gerichtet, durch (Caput Gelenkkopt kugeligen eine leichte Einschnürung (Collum) (C. anatomicum) abgegrenzt ist. Die Achse des Halses bildet mit der Längsachse des Humerus einen Winkel von 130—140”. Jenseits des Halses folgen die Insertionsstellen mehrerer Muskeln, die den Oberarm bewegen. Diese Stellen bilden zwei bedeutende, außen und in gleicher Höhe mit dem Kopfe befindliche Tuhercula. Das Tuherculum majus ist lateral, das Tuberculum Das proximale minus ist vorwärts und medial gerichtet. Der ümtang des Humerus unterhalb der beiden Tubercula bildet das Collum chtrurgicum. Am Tuberculum majus befestigen sich drei Muskeln an eben so vielen Facetten, einer oberen, mittleren und unteren. , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 268 Die Zweiter Abschnitt. letztere läuft in Unebenheiten ans. Zwisclien beiden Tubercula verläuft abwärts wobei er von Fortsetzungen der Tubercula umrandet der Sulcus intertubercularis Den Rand der Rinne bildet die Spina iuhcvculi inojo 7 'is, sie läuft in an weicher der M. pectoralis major sich befestigt. Weniger weit erstreckt sich die flachere Spina tuberculi »tinoris herab. Über der Mitte der Länge des Knochens trägt das Mittelstiick lateral eine schräg gerichtete Rauhigkeit, Tuherositus deltoidea [Tuberositas humeri), an welcher der M. deltoides inserirt. Hinter dieser beginnt an der hinteren Fläche des Knochens eine seichte Furche, welche spiralig gegen wird. lateralen eine Rairhigkeit ans , Fig. 20Ö, die vordere Fläche herab verläuft {Sulcus radialis', . Von der Höhe der Tuberositas an ge- Tuberc. winnt das Mittelstiick allmählich eine drei- kantige Gestalt, indem sich Spinal zuerst auf der Hinterfläche eine ab- gerundete Leiste zu erheben beginnt, welche den Sulcus radialis von unten abgrenzt und in spiraligem Verlaufe in übergeht. Kante Ein zweiter, weniger scharf eine laterale vor- tretender Vorsprung beginnt tiefer und läuft an der medialen Seite herab. Endlich vorne, unterhalb wird der Tuberositas, eine verschieden starke Er- hebung welche bemerkbar, herab distal verläuft. Sie entspricht einer dritten Kaute theilt die und Vorderfläehe des unteren Abschnittes des Mittelstückes t'ossaradial. in zwei seitliche Flä- Epic, rad. chen, welchen die hin- Capiiulum tere, distal plane ent- gegengesetzt ist. Trochlea Kechter Humerus von vorne. von liinten. Das distaleEnde des Humerus dient der Gelenkverbindung mit den Vorderarmknochen und trägt eine complicirter gestaltete Gelenkfläche. Der laterale Abschnitt jener Fläche ist gelenkkopfartig und vorwärts gerichtet (Fig. EminenUa 205) [Cupitulum, Der mediale Abschnitt dagegen stellt eine tief ausgeschnittene Rolle (Trochlea) vor, aut welcher die Ulna sich bewegt. Die Trochlea setzt sich mit einer schrägen Fläche gegen das Capitulum ab; ihr medialer Theil bildet einen capitata). © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 269 Skelet der oberen Extremität. bedeutenderen Vorsprung als der laterale, so dass die gesammte Troeblea eine schräge Lage empfängt. Von dem medialen Vorsprunge der Trochlea scharf abgesetzt erdie hebt sich ein derber Hücker, der Epicondylus mediuHs s. ulnaris, auf welchen Vorsprungs dieses Fläche auslänft. An hinteren der mediale Kante des Humerus Nerven. findet sich der meist wenig deutliche Sulcm ulnaris für den gleichnamigen Nur schwach besteht ein Epieondylus lateralis s. radialis an dem das Capitulum tragenden Theile. Über der Trochlea ist der Humerus bedeutend verdünnt (vergl. Fig. 213). Vorne und hinten gelegene Vertiefungen bewirken eine durchscheinende, zuweilen durchbrochene Stelle. Diese Vertiefungen sind durch Fortsätze der Ulna hervorgebracht, deren sich einer bei Streckung des Vorderarmes in die hintere, bedeutend größere Fossa oleerani, ein anderer bei Beugung in die vordere Fossa euhi- Auch Uber dem Capitulum ist (Fossa coronoidea; F. anterior maj.) einsenkt. vorn eine leichte Vertiefung bemerkbar [Fossa radialis, F. anterior minor), welche dem bei der extremsten Beugestellung sich hier anstemmenden Capitulum radii ihre talis Entstehung verdankt. Die knorpelige Anlage des Humerus erhiilt die perichondrotisclie erste Ossification am Mittelstück in der 8. Woche. Am reiten Fötus sind nur die beiden Enden noch Kernen aus zu ossiilciren. knorpelig und beginnen vom 2. Lebensjahre an von einzelnen Endes zu Einer Epiphyse verdes proximalen Keime Im fünften Jahre sind die (2—3) getrennt. Der erste Lebensjahre zum 18. bis bleiben Endes distalen des Die einigt. (4) Korne beginnt mit der Eminentia capitata und erstreckt sich ln den benachbarten Theil der Trochlea; der zweite Kern entsteht im medialen Epicondylus, der dritte im dieser medialen Theile der Trochlea, und der letzte kleinste im lateralen Epicondylus. Die distale Epiphyse verschmilzt früher mit welche dem sich begreift. Die B. am der Kanten sich ausspreohende Humerus im Verlaufe ist A. Mittelstück als die proximale, das Caput humeri in Spiralform Fig. 20". das Product einer Drehung, welche der Knochen durch W,achsthumsvorgänge während seiner distale Ende ursprünglich vordere Fläche nach Entwickelung seine Das erfährt. hintere nach vorne hat demnach hinten , die Durch Vergleichung des gekehrt. Verhaltens von Embryonen mit dem Erwachsener er- einem Winkel von ca. So®. Obwohl die Stellung der beiden Epicondylen des Humerus zu dessen Gelenkkopf viele individuelle Schwankungen darbietet, so ist doch die Schwankung giebt sich die Drehung in Veraleichung “ in mit der Stellung dieser Theile wäh, . lend des Fötallebens eine geringe. Torsion minder weit foitschreitet, Ob als i. . bei V jj. die Negern ^ distales Humerusende vom Menschen mit sehr starkem Processus supracondyloideus, H dasselbe von heniur mit Forameu supracoudyloideum. bei Europäern, Bei anthropoiden Affen stellt sich die Torsion geringer als beim Menist sie noch geringer. Mabtins, Ch., Me'm. schen heraus, und bei anderen Säugethiereu III. S. 482. Montpellier. T. Archiv für Anthropologie. de lettres et sc. de l’Acad. des ist noch unsicher. Gegekbaub, Jen. Zeitschr. Ed. IV. S. 50. Das Foramen nutritium humeri findet sich meist am Beginne der distalen Hälfte Ein nahe an der medialen K.inte, oder auch an der hinteren Fläche. Diaphyse, der min. Beide sind nach dem distalen Ende zweites höher oben unterhalb der Spina tub. Bd. 1. S. 173. gerichtet. Oberhalb des Epicondylus ulnaris förmig gebogener Fortsatz zum Epicondylus — sich erstreckt. erhebt sich zuweilen (Fig. 207 A) ein haken- — von dem ein Bandstrang Das Ligament dient dem Pronator teres zum Ursprung, Processus supracondyloideus , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 270 Zweiter Abschnitt. imter der von ihm erzeugten Brücke verläuft der N. medianus. Bei vielen Särigethieren 207 E). Dieser trifft sich meist hei solchen, die eine besteht ein knöcherner Canal (Fig. ausgebildete Pronation besitzen, fehlt aber den meisten Äffen. Schnltergelenk (Articiüatio hnmeri). § 125 . Die Articulation des Gelenkkopfes des Humerus mit der Pfanne der Scapula bildet das Schultergelenk, welches gemäß der großen Escursionsfähigkeit des Humerus von entspringt einer weiten und schlaffen Kapsel umfasst wird (Fig. 208). im Umfange der tlberknorpelten Geleuktläche der Scapula und Diese besitzt hier zu innerst eine starke Schichte circularer Faserzüge, die streckenweise unmittelbar an den Knorpelüberzug der Gelenkpfanne sich anschließen. Stellenweise ragt der äußere Eand dieser Schichte frei in die Gelenkhöhle vor, besonders an der hinteren Fig. 208. Seite, und häufig setzt sich dieser Theil in die Ursprungssehne des langen Kopfes T.iic. des M. biceps fort (Fig. 209). schichto Diese Eingfasei- vergrößert als Lcibrim gknoidale Pfanne, und ihre Biegsamkeit gestattet ihr, die sich der nicht genau sphärischen Obei-fläche des Gelenk- kopfes dessen verschiedenen Stellungen zur bei Pfanne anzupassen, sie dient somit zur Herstellung der Congnienz der Contactflächen. Am Humerus Kapselband jenseits der überknorpelten Fläche des Gelenkkopfes an und geht hier, den Sulcus intertubercularis ttberbrückend, in das setzt sich das Periost' über. Durchschnitt durch das Schnltergelenk. T. hie. Ursprungssehne des langen Eopfea des M. biceps. Außer Verstärkungen von den Endselmen der das Gelenk überlagernden Muskeln (Muse, supraspinatus, infraspinatus, subscapularis) kommt der Kapsel noch ein Verstärkungsband von dem ralen 209. Eande des late- Coracoidfortsatzes zu: das seinem Ursprünge sehr variable Lig. Dessen Fasern erhalten ancli vom oberen Eande der Pfanne Zuwachs (Fig. 2l)9j und verlaufen in der oberen Wand der Kapsel znm Tiibercnlnm minus, theilweise auch zum T. majus. An dem Anfänge dos Sulcus intertnbercularis findet sich das Kapsclband quer von einem Höcker zum andern ausgespannt und setzt sich von da verdünnt zum Abschluss der Einne nach abwärts fort. So besteht in coraco-hrachiale. Lig. cor. brach. Tendo bici’pitis Bursa snhscap Labrtim glenoid Pfanne des Schultergelenkes mit einem Theile der Gelenkkapsel. der Kapselhöhle hier eine Ausbuchtung {Bursa synovialis intertuhercularis), die aber nicht an das Ende der Einne herabreicht. Eine zweite, nicht selten g.anz schwache © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 271 Skelet der oberen Extremität. Ansbiichtunj^ der Kapsel tritt medial gegen die Wnrzel des Coracoid (Fig. 209) und wird unten vom oberen Eande des M. snbscapularis begrenzt (B. synov. suhscapularis]. Der Eingang in diese Ansbuebtung der Kapsel wird gegen die Pfanne zu vom Labrum, distal davon von einem breiten und starken Bandzuge begrenzt, welcher theils vom Labrum, tbeils von der Wurzel des Coracoid kommt und zum Tuberculum minus verlaufend die mediale Kapselwand verstärkt. Durch des Gelenkkopfes des die Größe und der Es sind Oberfläche der Pfanne Humerus in Concurrenz mit der geringen Schlaffheit des Kapselbandes wird das Schultergelenk das in ihm nicht nur Excursionen des Humerus nach allen des Körpers. Richtungen, sondern auch Rotationen desselben freieste um seine Längsachse ausführbar. Die Oberfläche des Gelenkkopfes pflegt man als einem Drittheile einer Kugel entsprechend anzusehen. Der Radius der Krümmungsfläche beträgt ca. 25 mm. Diese Fläche ist jedoch keine streng sphärische, vielmehr etwas ellipsoid, indem die in frontaler Richtung einen längeren Radius besitzt als in sagittaler, Krümmung den Humerus in Die Krümmung der Pfanne des Schultergelenkes entBei den Bewegungen legt sich die Kapsel je an einer Stelle ruhender Armstellung gedacht. spricht jener des Kopfes. in Falten und wird an der entgegengesetzten gespannt. Der größte Umfang der Excursionen des Humerus wird in Gestalt eines Kegelmantels beschrieben. Die Achse dieses Kegels ist lateral, vor- und abwärts geDie Bewegungen innerhalb dieses Kegelmantels sowohl in frontaler als richtet. in sagittaler Richtung bilden im Maximum einen Winkel von 90”. Über das Schultergelenk hinweg erstreckt sich vom Lig. coraco-acromiale her eine Schichte lockeren Bindegewebes, welche theils mit der Kapsel verschmilzt, theils in die Fascien der Muskeln des Oberarms sich fortsetzt. auch Der mediale Strang des Lig. cOTaco-hrachiale inserirt sich am Humerus meist nahe an der Gelenkfläche, die an dieser Stelle nicht selten eine Einbuchtung darbietet. Eine Weiterbildung dieses Zustandes erinnert an das Lig. teres des Hüftgelenkes [Welckeb). Knochen des Vorderarmes {Antebrachium). 2. § 126. Deren sind zwei, ähnlich dem Oberarmknochen langgestreckte Stücke, nnd als Ulna unterschieden. Ihre Gestaltung ward beherrscht durch die Verbindungen, die sie an beiden Enden eiugehen, nnd speciell durch die Beweglichkeit des Einen. Der Radius ist nämlich um seine longitudinale Achse Speiche, Radius, Elle, ist distal die Hand angefngt, so dass jene Rotationen an der Hand zum Ansschlage kommen. Dadurch fällt die Verbindung des Vorderarmskeletes mit dem Oberarm wesentlich der LTna zu, deren proximales drehbar, und ihm Stellung der Ende demgemäß stärker ist, während das distale durch seinen Ausschluss von der Verbindung mit der Hand sieh bedeutend verjüngt. bietet der Radius, dessen distales, die Der Radius Entgegengesetzte Verhältnisse tragendes Ende das umfänglichere Durch größere Beweglichkeit dessen Action die ülna angepasst ist. das proximale aber das schlankere. der dominirende Theil, Hand ist ist, der Radius trägt proximal ein plattes Capitulum, durch einen halsartigcn Die ptannenfürmige Oberfläche des Köpfchens auf dem Capitulum humeri und lässt ihren Knorpelüberzug auf den etwas abgerundeten Rand [Circumferentia articularis) übergehen. Dieser greift in einen Ausschnitt der ilim anliegenden ülna. Der dem Halse folgende Tlieil des Radius Theil vom articulirt Mittelstück abgegrenzt. 1 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 272 Zweiter Abschnitt. trägt die bei aufwärts gewendeter Hand vorwärts und medial sehende Tuherositas Endsehne des M. biceps (Eig. 210, 211; Yon da an plattet sich der Körper des Radius etwas ab und bildet eine medial radii zur Befestigung der . gerichtete scharfe Kante Am interossea). [Crista lateralen ge- wölbteuRande dient eine Rauhigkeit der Insertion des M. pro- nator teres {Pig. 21 Das distale Ende stärkere dorsal gewölbt , bedeutend volar ist plan, und durch rinnen- förmige, durch Vorsprünge gesonderte Vertiefungen ausgezeichnet. Hand zur Sie dienen als Bahnen verlaufender Sehnen. Lateral wird es überragt durch einen kurzen, starken Portsatz. Griffel oder Griffelfortsatz, Pro- cessus styloides radii. gegen Medial daAusschnitt des Capitulum besteht ein Aufnahme zur ulnae, Incisura vom Die ulnaris radii. überragte Endfläche lässt zwei über- knorpelte Griffelfortsatz Paoetten erkennen, welche mit zwei Carpalknochen in Gelenkverbindung stehen. Die Tuberositas radii besitzt medial eine welche sich ihr i'artie, nie man starke Längskante, von der vor liogendenmehr glatt gewölbten gewülinlicb der tuberositas zurechnet, sehr deutiieh liäiiflg und scharf absetzt. Die Insertion der Biceps-Sehne findet an dem ersterwähnten Theile der Tuberositas Am Kadins erscheint die Verknöcherung des Mittelstiicks in der 8. Woche. beiden Enden bleiben bis zur Geburt knorpelig. Knochenkern im distalen [Cuhitus). Die im zweiten Lebensjahre tritt ein Ende, nach dem fünften einer auch im Capitulum auf. Das proximale Ende verschmilzt früher Ulna statt. als Erst das distale mit dem Das proximale Ende der Ulna Mittelstück. auf der Vorderseite einen hinten von einem starken Portsatz überragten Gelenkausschnitt, halbkreisförmig gestaltet: Incisura sigmoides ulnae (idossa s. Caritas signwides major]. Der Austrägt schnitt ist der Porm der Trochlea dos Humerus angepasst. Der ihn hinten überragende Portsatz ist das Olecranon (t< Tfj; (i>).evr|j xpdvov). Ein vorderer und auch medialer Vorsprung, Processus coronoides ulnae i'Pig. 212) vergrößert den Ausschnitt. Er trägt auf seiner Wurzel die Tuherositas ulnae (zur Insertion des M. brachialis in5 ternus). Lateral stößt eine Strecke der Incisura sigmoides reohtwinkelig mit einem kleineren Ausschnitte zusammen, gegen welchen das Capitulum radii sich anlegt: Incisura radialis ulnae {I'ossa sigm. miiior). Darunter befindet sich eine distal flach auslaufende Grube, hinten durch einen starken Vorsprung abgegrenzt. In diese Grube tritt die Tuberositas radii beim Vorwärtswenden der Hand, wodurch den Drehbew^egungen des Radius ein freieres Spiel gestattet dem Radius zugekchrten © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 273 Skelet der oberen Extremität. Unterhalb der Grube beginnt die bis nahe ans Capitulum herablaufende Eine zweite Längskante beginnt unterhalb des Oleeranon und Tcrläuft an der hinteren Fläche herab, während eine dritte Fig. 2i2. durch den etwas abgerundeten medialen Eand vorgestellt wird. Das distale Ende der Ulna besitzt das schwache Capitulum wird. Crista internssea ulnae. mit überknorpolter Endfläche, welche lateral auf den Eand sieh fortsetzt und damit gegen die Incisura ulnaris radii gerichtet ist. An dem entgegengesetzten medialen Eando wird die Endfläche vom kurzen Griflfelfortsatz, Processus atyloides ulnae, überragt Er geht aus einem dorsalen Vorsprunge hervor, der medial eine Einne für die Endsehne des M. ulnaris externus (Fig. 211). abgrenzt. Die Oäsiiication des Mittelstückes erfolgt ziemlich gleichzeitig mit jener des Radius und erstreckt sich auch gegen das Oleeranon zum — Lebensjahre bleiben Knden die knorpelig. hin. Bis Dann erscheint ein Knochenkern in der distalen Epiphyse, während 2. 5. mehrere Jahre erst Oleeranon distale die erst im im knorpeligen Ende ein Kern später Im auftritt. 17. Jahre ist diese Auch im 20. Jahre. Proc. styloides kleine Knochenkerne. erscheinen spät ‘ radii Knochen linden beider Hälfte, das des sich , , des Epiphyse verschmolzen, ulnae et Die Ernährungslöcher Prozimales Ende _ _ . an der Vorderseite der . rechten , proximalen Ulna, einer lateral gesehen. Radius meist dicht an der Crista interossea, das der Ulna etwas mehr proximal gelegen und von der Crista entfernt. Beide führen in proxi- maler Richtung (Fig. 210). Verbindung der Vorderarmknochen unter sich und mit dem Humerus (Ellbogengeleuk, Articulatio cubiti). § 127 . Die Verbindnngs weise der beiden Vorderarmknochen mit dem Humerus ist Bewegung des Kadius gemäß. Wie die Ulna vollzieht dieser in jenem Gelenke Streckung und Beugung. Das Gelenk fungirt dann als Ginglymus. Aber die Kotation des Kadius hat in demselben Gelenke noch besondere Einrichder doppelten tungen ausgebildet, durch welche es für den Eadius zu einem Trocho-Ginghjmus Diese Gelenkform wird. ist daher nicht auf das gesammte Gelenk zu übertragen, welchem der Ginglymus vorwaltet. Wir unterscheiden die, eine einheitliche Gelenkhöhle besitzende Articulation der beiden Vorderarmknochen mit dem Hu- in merus von den die für lladins und Lina speciell bestehenden Vomchtungen. Endlich Verbindungen zwischen Radius und Lina außerhalb jenes Gelenkes. Ellbogengelenk [Articulatio cubiti). Dieses umfasst 1) die Articu- latio brachio-ulnaris, 2) die Articulatio brachio-radtalis, und 3) die Art. radioulnaris superior. 1) In der ersten verbindet sich die Ulna mit dem Humerus, indem sie (Pig. 213). Umfang mit ihrer Incisura sigmoides die Trochlea des Humerus umgreift Diese Articulation zwischen Ulna und Humerus compensirt durch den ihrer Contactflächen das freiere Verhältnis zwischen Radius und Humerus. Her Ulna ist in der Verbindung des Vorderarmes mit dem Humerus die Hauptaufgabe zugefallen, wodurch dem Radius größere Selbständigkeit ermöglicht w'ard. Gkoenbadk, Anatomie. 6. Aufl. T. 18 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 274 Zweiter Abschnitt. Die Bewegung (Streckung und Beugung) wird durch die Vorsprünge, welche die Incisura sigmoides begrenzen, beschränkt. in die Bei der Streckung greift das Olecranon Possa olecrani des Humerus, bei der Beugung Pig. 213. findet der Processus coronoides ulnae in der talis des Humerus hrachio-radialis eine Schranke. mag dem Capitulum humeri und hier sowohl Rotationen als auch auszuftihreu. Possa cubi- In der Articulatio die pfannenförmige Vertiefung gleitet des Capitulum radii auf 2) ver- Winkelbewegungen Bei den letzteren folgt es der durch die Art. brachio-ulnaris vorgeschriebeneu Richtung. Diese geht der schrägen Stellung der Trochlea gemäß in einer Schraubentiäche vor sich, ist bei der Streckung ab-, bei der Beugung ansteigend (Schraubengelenk). Art. radio-ulmris superior gleitet der 3) Umfang In der des Ca- pitulum radii bei der Rotation des Radius in der Incisura radialis ulnae. Allo drei Articulationen werden von einem gemeinsamen Kapselbande umschlossen und besitzen eine gemeinsame Gelenkhühle. Das Kapselband ist am Humerus, Sagittalsclinitt durch die Articui, brachio*u1naris. hinten über der Fossa olecrani, vorne über der Fossa cubitalia und radialis befestigt; seitlich geht die Befestigung bis dicht an die überknorpelten Gelenkflächen des Humerus Das geht Hand in Hand mit der Winkclbewegnng, welche beide Knochen zusammen ausführen. Das Kapselband befestigt sich am Halse des Radius, indem es das Köpfchen umgreift, an der Ulna vorne am Processus coronoides, von da geht es aufs Olecranon über, wo es dicht hinter dem Rande der Gelenkgrube inserirt. Lateral herabsteigend umfasst es die Incisura radialis der Ulna.. Vorne und hinten ist das Kapselband schlaff. So erscheint ca bei der mittleren Beugung. Vorne wird es bei der äußersten Streckung, hinten bei der äußersten Beugung gespannt, wobei es sich herab. den betreffenden Flächen der Gelenkhöhle anschmiegt. An beiden Seiten bestehen bedeutende l^erstärhunflshänder. ba?td [Lig. acc.essorium mediale) entspringt vom Das ulnare Seiten- unteren Thcil des Epicondylus ulnaris Ansätze an die Ulna aus. Die ober- und breitet sich fächerförmig zum Lagen des Bandes treten nach vorne an die Seite des Processus ooronoides, die tieferen Lagen immer weiter nach hinten an die mediale Seite des Olecranon. Die hinteren entfalten ihre grösste Spannung bei der Beugung, die vorderen (medialis) flächlichen bei der Streckung. Das hinter radiale Seitenband dom Capitulum (Ligamentum aecessorium humeri. Es geht nicht laterale) direct entspringt aus der Grube zum Radius, sondern zu einem dessen Capitulum umfassenden Lig. anmilare radii (Fig. 211 yl, B), welches ebenfalls der Kapsel eingefügt ist. Dieses Kingband beginnt an der hinteren Umgrenzung der Incisura radialis ulnae, nud zieht sich um den Umfang des Capitulum radii zum Vorderrande jener Incisur an der Seite des Processus coronoides. Es ergänzt die Incisur, schließt ihr das Capitulum radii innig an und bietet für die Rotation des Radiusköpfehens eine Gleitfläche. Die Articidalio radio-ulnaris inferior wird durch die Verbindung der ralen Gelenkfläche des Capitulum ulnae und der Incisur am distalen Ende late- des © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 275 Skelet der oberen Extremität. Radius Ein Kapselband umscliließt das Gelenk, verbindet sieb aber dargestellt. miteinemdreiFig. 214. B eckigen Knor- ^ pelstückchen, me- welches dial dem Ra- dius angefilgt ist und , die Endflcäche des Radius in dieser Richtung Ein fortsetzt. Bandstreif beLigani. die festigt I { Liguin, Cartilago tri- laterale angularis Ligam, (Fig.215c. mediale anmdare t?'.) den Pro- an cessus styloi- Chorda des ulnae. Bei der Rotation des Radius also gleitet Elltogengelenlt. Ä von vorne und medial, II von hinten und lateral. nicht blos die Incisura ulnaris radii auf dem Rande des Capitulum ulnae, sondern die Cartilago triangularis gleitet ebenso auf der distalen Endfläche jenes Capitulum. also vollständig ° schlossen vom und der Contacte mit der Hand Dieses ist ausgeFig. 215. Ver- letzteren die ausschließliche bindung mit dem Radius ermöglicht, so dass Rotationen des Radius ungeschmälert in Drehbewegungen der Hand zum Ausdruck kommen. Drehbewegungen des Radius wird die Durch diese Hand einmal vorwärts gewendet, das andremal rückwärts, was als Pronatio und Supinatio unterschieden wird. Die umstehende Figur 216 zeigt die verschiedenen Stel- lungen der betreffenden Skelettheile zu einander. An zwei der Drehbewegung des Radius sind also im Ellbogengelenk und das untere differente Abschnitte Radlo-ulnar-Gelenk betbeiligt. eine Linie, deren proximaler Die Drehachse Endpunkt Ist hier in der Mitte der proximalen Endfläche des Capitulum radii liegt, Frontalschuitt der Handwurzel mit dem ltadio.carpal-Gelonk. während der distale Endpunkt mit der Befestigungsstelle der Cartilago triangularis am Processus styloides ulnae zusauimenfällt. Die Achse liegt also nur proximal eine Strecke im Radius, tritt dann in das Spatium interosseum und kommt endlich ins distale Ende der Ulna zu liegen. 18 * © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 276 Zweiter Abschnitt. Fig. 216 . Eine andere Verbindung beider Vor- derarmknochen brachii), im besteht [Membrana interosseum einer Ligamentum interossea ante- aponeurotischen Membran, welche die gegeneinander sehenden Cristae Radius des interosseae und verbindet und Ulna der das Periost in derselben übergeht. In die der Membrana Faserzüge Proximal in beginnt interossea schräger Membran meist die unterhalb der Tuherositas reicht erst und auch distal ans Ende des Zwi- radii, nicht ganz bis sie verlaufen Durchkreuzung. schenknochenraumes. Ein sehniger Strang, der von der Tubeulnae schräg zum Radius herabzieht rositas und — sich unterhalb dessen Tuherositas inserirt — Chorda transversa kann die Auswärtsdrehung des Radius (Supinatio) beschränken (Fig. 214 A, B). Er , fehlt zuweilen oder ist nur angedeutet. Ärmskelet mit Stellung des Vorderarmes A in Supination, B in Pronation. 3. Skelet der Hand. § 128. In dci Hand, dem letzten Abschnitte der oberen Gliedmaße, reichere, aber kleinere Skeletelemente zur Verwendung (Fig. 217). kommen zahl- Ein Complex kurzer, mannigfaltig geformter Stücke setzt den proximalen Abschnitt, die Handwurzel, den Carpus, zusammen. Daran reihen sich fünf längere Stücke, welche die Mittelhand, den Metacarpus, bUden. Den einzelnen Mittclhandknochen sind die Skelettheile der Finger (Digiti), die Phalangen, angefügt. Fingern zu dreien vorhanden, dem ersten Finger, zwei zu. Die Fflnfzahl der Finger wie der Zehen ist allgemeine Einrichtung, welche durch Reduction tungen eingeht. Diese sind an den (Pollex), kommen nur eine den höheren Wirbelthieren u. Eine Vermehrung der Finger- Daumen s. w. mannigfache Plmgestal- oder Zehenzahl (Polydactylie) findet sich nicht selten als Missbildung, und betrifft bald den einen bald den anderen Rand, bis zur Verdoppelung der Hand sich steigernd. Sie gehört in dieselbe Kategorie wie andere Verdoppelungen der Gliedmaßen, und hat nichts mit Atavismus zu thun, ebenso wenig als manche bei Siiugethieren verbreitete Sesambeine, welche im Bandapparate von Hand und Fuß Vorkommen, und wie jene Missbildungen zur Aufstellung eines Praepollex u. dergl. Anlass gaben. Wo jene © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 277 Skelet der oberen Extremität. Skeletgebilde genau untersuclit wurden, blieb ihre Sesambeinnatur nicht im Un- klaren 'Toemee). Wie an der gesammten Hand, eine Dorsal- schnitten des Vorderarmes her und fort. eine so untersclieidet Volarfläche. den in deren einzelnen Ab- setzt sich von der Dorsalseite Fig. 217. Sie ist die Beuge- Von den Hand. seitlichen Rändern Daumen auf den der man auch erstere Die Volarfläche (Palma) ist ihr entgegengesetzt. fläche der Die bei- wird auslau- fende, der Eadialseite des Vor- derarmes entsprechende als Radialrand, der entgegengesetzte Vlnarrand Kleinflngerrand als unterschieden. Diese Bezeich- nungen werden ebenso der Beschreibung der einzelnen Theile Handskeletes des zu Grunde gelegt. a. Carpus (Handwurzel). Zwei Reihen kleinerer, vielgestaltiger Knochenstücke bilden das Skelet der Hächen, durch welche unter Hand- Sie besitzen Gelenk- wurzel. sich, Vorderarme, Metacarpus sie theils theils mit theils mit dem dem articuliren. Die Eeihenanordnung der Carpalelemente entspricht einem sehr veränderten Zudenn in der ursprünglichen Form des Carpus, von der bereits stande, selbst beim Menschen noch Reste sich zeigen, findet sich zwischen beiden Querreihen noch ein Paar anderer Oarpalstücke vor, die man ihrer Lagerung gemäß Centralia genannt hat. An deren Stelle kommt dann ein einziges Centrale vor, welches allmählich mehr nach der Radialseite der Bei manchen Sängethieren hat es noch die rein centrale Lage und Beim Menschen erscheint es steht mit allen Carpalknochen in Verbindung (Chiromys). zwar knorpelig angelegt, erleidet aber eine Rückbildung und findet sich nur in seltenen Handwurzel rückt. Fällen noch im ausgebildeten Zustande vor. Mit dem Schwinden des Centrale stellt sich die Eeihenanordnung der persistirenden Carpalknochen her. Über das Centrale s. W. Grubek, Archiv S. f. 444. Biologie. Anat. und Phys. 1869, S. 331, und Bull. Acad. imp. de Vorzüglich aber E. Rosenbeeq, Morph. Jahrb. I. S. 172. St. PiStersbourg. T. XV. Leboucu, Archives de T. V. In der proCcimalen Reihe des Carpus liegen drei Knocben, nach ihrer Lage- beziehung zum Carpus am einfachsten als Radiale, Intermedium und Ulnare © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 278 Zweiter Abschnitt. unterschieden, speciell beim Menschen nach Ähnlichkeiten benannt. distalen Reihe finden sich vier solcher Stücke. von der Eadialseite Von In der diesen tragen die ersten drei, gezählt, je einen Mittelhandknochen, das letzte deren zwei. Es bestehen Gründe zur Annahme, dass auch dieses ursprünglich durch zwei Knochen vorgestellt wird, so dass fünf distale Carpalia verkommen. Wir können also das vierte Carpale als = Carpale 4 + 5 betrachten. Proximale Reihe. Radiale (Scaphoides, Naviculare, Kahuhein). l)er größte Knochen der ersten Reihe besitzt proximal eine gewölbte Gelenkfiäche an seiner ulnaren Hälfte, unter welcher die distale, pfannenförmig vertiefte Geleukfläehe gleichfalls nlnarwUrts emportritt, so dass nin eine schmale ulnare SeitenPiff. 21 S. dem Nachbar übrig Der radiale Abschnitt des Knochens ist proximal etwas ausgeschweift und distal mit einer, fast ins Niveau der Dorsalfläehe übergehenden, querrandliäohe zur Verbindung mit bleibt. ’-a^. gerichteten Gelenkfläche ausgostattet, welche mit den beiden ersten Knochen der distalen Reihe Dieäer Theil des Knochens bietet Zustände seiner Ausbildung sprechenden Partien Rechter Carpua von der Dorsalseite. dar, die articulirt. sehr differente auch an den ent- der Carpalia der zweiten Reihe Ausdruck fltidcn. Dazwischen findet sich nämlich die Anlage des Centrale, welche schlielSlich mit dem Radiale verschmilzt (s. LEBocca 1. c.). Intermedium (Lunatum, Mondbein). Von der Seite betrachtet ist es halbmondförmig, da es proximal eine gewölbte, distal eine concave Gelenkfläclie trägt. Erstere Fläche sieht gegen eine Facette des Radius, die letztere umfasst den Kopf des Capitatum. Die lateralen Flächen sind eben und convergiren etwas gegen die distale zu, die radiale sieht gegen das Radiale (Scaphoid), die ulnare gegen das Ulnare (Triquetrum). Ulnare (Triquetrum). Einer dreiseitigen Pyramide ähnlich, deren Basis mit einer Gelenkfläche dem Intermedium zugekehrt ist, die Spitze gegen den Ulnarrand des Carpus. Von den drei Seitenflächen ist die größte etwas gewölbt, dorsal und zugleich proximal gerichtet. An letzterem Abschnitte ist eine kleine bis gegen den Rand der Basis reichende Gelenkfläche vorhanden, welche gegen das Capitulum ulnac sieht. Die volare Fläche trägt ulnarwärts eine fast ebene Gelenkfläche zur Verbindung mit dem Pisiforme. Die distale Seite endlich besitzt die größte Gelenkfläche gegen das Ca.rp.ale 4 {Hamatum). Das Pisiforme (Erbsenbein) (Fig. 217, 219 p) ist ein rundlicher oder etwas länglicher Knochen, der außerhalb des Carpus liegt und mittels einer Gelenkfläche nur dem Uln.aro (Triquetrum) sich verbindet. In die Eudsehue des M. ulnaris internus eingebettet, verhält es sich wie ein Sesambein. Distale Reihe. Carpale 1 (Trapezium, Multangulum majm). Der in die Quere ausgedehnte Knochen liegt an der Radialscite der Reihe, bietet auf seiner größten, sattelförmig gekrümmten distalen Endfläche die Articulation mit dem Metacarpale des Daumens, während die viel kleinere proximale Fläche mit dem Radiale articulirt. Von dieser Stelle an ist die schräg verlaufende ulnare Seitenfläche mit einer gekrümmten © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 279 Skelet der oberen Extremität. anfügt. Davon setzt Gelenkfläche versehen, welcher das Carpale 2 (Trapezoides) sich ab und verGelenkfläche kleinste gerichtete ulnarwärts sich endlich eine zweite verlauft Volarfläche bindet sich mit der Basis des zweiten Metaoarpale. Auf der , eine kurze, radialwärts rositas; von einem Vorsprunge [Tuhe- überragte Einne (zur Aufnahme der Endsehne des M. radialis internus). S, Multam/ulmn mimis]. e zoi Carpalo2 (Ta Dieser kleinste Knochen des Carpus ist einer vierderen Basis durch die seitigen Pyramide ähnlich , die Dorsalfläche, abgestumpfte Spitze dagegen von proximale der Volarfläche gebildet wird. Die kleine eine flache Vorigen des Fläche bildet mit jener Pfanne für das Eadiale. Die radiale Fläche articulirt durch eine mit dem Carpale 1, während die ulnare geschieden ist, Gelenkfacetten Rechter Oarpus von der Volarseite zwei Vertiefung in Die größte welche sich dom Carpale fl anfügen. gestaltet, trägt das zweite Metacarpale. distale Fläche, flach sattelförmig (Capitatum, Os magnum). Der größte Knochen des Carpus tritt Carpale 3 vor, dessen radialwärts abgerundete proximal mit einem ansehnlichen Gelenkkopf gebildete Pfanne eingefUgt ist. Ulnar Intermedium und Eadiale vom eine Fläche in zur Verbindung mit dem Carpale 4. Ebene besitzt sie eine scharfkantig abgesetzte Fläche ist rauh dagegen befinden ulnare übrige zugewendete Die dem letzteren Seitenfläche noch zwei Gelenkfacetten für sich an dem distalen Ende der radialen Facetten gethcilt, davon die größere das Carpale 2. Die distale Endfläche ist in zwei stoßende noch einem Theile des daran schräg kleinere die Mctacarpale, dem dritten des Knochens breit, die zweiten Mctacarpale Anschluss leiht. Da die Dorsalfläche die beiden lateralen convergiren ist, schmal vom Kopfe , dagegen distal Flächen und geben dem Knochen eine keilförmige Gestalt, welche an der Wölbung des Carpus bedeutenden volare Antbeil Fig. 220. liat. Carpale Hakenboin ist 4 (4 -I- 5) Uncinatum). Das Pyramide ähnlich, i'Hamatum, einer vierseitigen mit proximaler Spitze und distaler Basis. Letztere trägt eine Gelenkflächc, in zwei im Winkel zu einander stehende Facetten getheilt, zur Anfügung des vierten und fünften Metacarpale. Von den lateralen Fläclien proximalen Gelcukist die radiale mit einer großen fläche und einer kleinen gegen die Basis zu folgenden Die ulnare dagegen hat auf Fläche das Ulnaie liegen, gekrümmten einer schwach dem Carpale 3 Distale Fläclie der zweiten Reilie eines rechten Carpus mit deu Articulationsflächen der Metacarpalien (1 V). — angefügt. sich ein starker Fortsatz ab, Hamulm Von der Volarfiäche hebt (Fig. 220). Die Ossifleation sämmtlicli noch knorpelig. Zur Zeit der Geburt sind die Csrpalia dann folgen das ersten Lebensjahres, des während noch 3 beginnt enchondral im Garpale Intermedium, Iladiale und das Carpale 2 in Intervallen von 3/^ bis Carpale 4, Ulnare, 1 Jahr so dass der im Jahre auftretende Kern im Carpale 1 die Reihe ahschließt. Ossiücatiou des Pisiforme. Erst gegen das 12. Jahr beginnt die den der Carpalknochen bietet beachtonswertho Punkte. An 8. Die Anordnung Knochen der distalen Eeihe ist die Dorsalfläche umfänglicher als die volare. Das ist die umgekehrte Verhältnis trifft die Knochen der proximalen Eeihe. An diesen die dorDurch Endfläche beeinträchtigt. proximalen Dorsalfläche zu Gunsten der und volare sale Oberflächenentfaltung kommt dem Carpus eine dorsale Wölbung © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 280 Zweiter Abschnitt. Vertiefung zn. Die Carpalia bieten dadurcli eine hogenförmige Anordnung. Die des Bogens ist an denen der proximalen Reihe nicht durch größere Dorsalflächen erreicht, sondern wird vorzüglich durch den volaren Vorsprung des Concavität Radiale (Scaphoides) bewerkstelligt, Pisiforme entspricht. An welchem Vorsprung au der Ulnarseite das ist die Bogenbildung durch die Keil- der distalen Reihe form des Carpale 2 und Carpale 3 zu einer deutlichen Gewölbestructnr ausgebildet Uolare Vorsprünge am radialen wie am ulnaren Rande vergrößern die Wölbung des Bogens. Am Carpale 1 besteht ein solcher Vorsprung, dem der Haken des Carpale 4 (Hamatum) gcgenüberstclit. Der Carpus formt somit eine volare, flach beginnende, distalwärts sich vertiefende Rinne, an welche sich auch noch die Metacarpalia in ähnlichem Verhalten anschließeu. Aber durch (vergl. lig. 220). die nicht rein terminal, sondern etwas lateral stattfindende Verbindung des Metacarpalc I mit dem Carpale 1 (Trapezium) sowie durch die ähnlich schräge Anfügung des Metacarpale V ans Carpale 4 wird die Fortsetzung der Rinne auf den Metacarpus zu einer breiteren volaren Vertiefung nmgebildet. Dieses Verhalten steht mit der Bewegung der Hand und ihrer Finger im engen Zusammenhang. Die Rinne des Carpus umfasst die Sehnen der Fingerbeuger, und in der metacarpalen Concavität sind Muskelgruppen angeordnet. Die dorsale Ausdehnung der proximalen Endfläche an der proximalen Reihe des Carpus bezieht sich gleichfalls auf die Bewegung der Hand. Jene Endflächen fügen sich als ellipsoider Gelenkkopf dem Vorderarmskelet an. Je weniger die beiden Achsen eines solchen Gelenkkopfes an Länge von einander verschieden sind, desto mehr nähert sich die Gelenkfläche der sphäroiden Form und gewinnt damit an Freiheit der Bewegung. Eine Ausdehnung der Gelenkfläche in der Richtung der kürzeren Achse muss in jener Weise wirksam werden. Wir sehen an der proximalen Endfläche des Carpus diese Vergrößerung in der Richtung der kürzeren Achse erfolgt, zugleich unter Benutzung der durch ihre Wölbung günstigeren Dorsalfläche während ein Übergreifen nach der Volarfläche durch die hier bestehende Rinnenbildung von vorn herein ausgeschlossen war. , b. Metacarpus (Mittelh.and). Die fünf Knochen der Mittelhand sind bängere, an beiden Enden etwas stärkere Stücke, den größeren Röhrenknochen ähnlich. Das proximale Ende, Basis, fngt sich dem Carpus an. Das distale Capituhim trägt die erste Phalange Au Länge der Finger. oder kommt diesem letzten ; das zvreitc Metacarpale nur wenig das selten ist es kürzer, das kürzeste, zugleich das stärkste, gehört Die Basis des dem Carpale 1, und Metacarpal-Gelenk. die Basis übcrtrifi't gleich, und dem Daumen an. ersten bietet eine sattelförmige Gelenkfläche zur sichert damit Am dritte, daran reihen sich die beiden Verbindung mit dem Daumen zweiten tritt eine freie Beweglichkeit im Carpodie Gelenkfläche dorsal mit einem Winkel in lässt dieselbe mit zwei seitlichen Zacken vorspringen. Die Kante der ulnarcn^ Zacke stößt volar an das Carpale 3 (Capitatum). Die Seitenränder dieser Vorsprünge tragen kleinere Gelcnkfacetten. Eine, für das Carp.ale 1, ist an der ra ön Seitenfläche, zwei, unter einander zusammenhängende, nehmen den R.and Verbindung mit dem dritten Metacarpale ein. Am dritten fällt le dorsal schräg ulnarwärts ab, indem neben der Basis des zweiten ein lortsatz (Processus stgloides) von-agt. Die Seiten der Basis sind radial mit einer längeren, ulnar mit einer kürzeren Facette ziu' Verbindung mit den benachbarten Basen ausgestattet. An der Basis des vierten ist p e enkfläche der Basis ^ wärts gerückte proximal eine ulnar- Gelenkfläche sichtbar, welche in eine der ulnaren Seitenfläche © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Skelet der oberen Extremität. 281 angebürige übergeht. Die übrige Fläche der Basis bietet einen kleinen Vorsprung mit einer an dessen radialer Seite gelegenen oblongen Gelenkfläche für das Metacarpale 3. Am fünften besteht eine schwach sattelförmige Gelenkfläche, und an der Eadialseite eine plane zur Verbindung mit Die Mittelstücko sind volar dem vierten. in der Längsrichtung schwach concav, mit abgerundeter Oberfläche, dorsal ist das des ersten fast plan; die übrigen sind mit einem nahe an der Basis beginnenden flaclien Ausschnitt ausgestattet, wodurch das 4. Interstitium interosscum nach dem Rücken der Metacarpalia sich etwas verbreitert. Die Ränder dieser Ausschnitte begrenzen an der Dorsalfläehe jedes Metacarpale eine distal sich verbreiternde ebene Fläche, welche am zweiten schmal auf die Basis sich fortsetzt, am dritten meist wenig scharf abgegrenzt dahin ausläuft. Am vierten läuft der jene Fläche fortsetzende Vorsprung nach der Radialseite der Basis aus, am fünften dagegen nach der ülnarseite. Die Capitula besitzen sämmtlich stark gewölbte, nach der Volarfläehe zu ausgedehnte Gelenkflächen. Die des ersten ist mehr in die Quere entfaltet und tritt volarwärts auf zwei Vorsprünge über. Ein solcher ist radial am zweiten noch — deutlich, an den folgenden weniger ausgebildet, bis am fünften wieder einer am Jedes Capitulum zeigt beiderseits eine Grube, die ülnaiTande mehr hervortritt. ulnar am 2. 5. tiefer ist; sie dient zur Befestigung von Bändern. Sie verschmälert — — das Capitulum von oben her, setzt es schärfer volare Verbreiterung der Gclcnkfläehe. vom Mittelstück ab und Die Foramina nutritia liegen volar und treten proximalwärts gerichtet Die Metacarpalia so dass ossiflciren 9. eine Epiphyse noch knorpelig hleibt. die proximale Epiphyse, vom etwa in der Mittelstiick des Am Metacarpale des den vier übrigen nur die distale, Daumens Daumens als eine erste während die proximale Phalange zu deuten. Fällen beim Menschen wiederkehren, entzieht jener als aus, erhält sich Die Kerne in den Epiphysen beginnen vom dritten Das Verhalten zur Musculatur sowie das Bestehen doppelter Epiphysen bei Säugethieren, Seltener ein. Woche, und zwar vom Mittelstüoke Die Verschiedenheit dieses Verhaltens der Epiphysen gab Anlass, Jahre an anfzutreteu. das Metacarpale an aus verknöchert. gestattet die die Spuren kommt am zweiten Metacarpale eines distalen Annahme die in einzelnen die Begründung. Epiphysenkernes am ersten Metacarpale, Wir haben also auch für diese Knochen kein von vorne herein von den langen Röhrenknochen verschiedenes Verhalten anzunehmen, sondern eine selbständige Verknöcherung beider Epiphysen. Dieses z. B. bei den Cetaeeen noch bestehende indifferente Verhalten der Metacarpalia macht aber einer Differenzirung Platz, indem am Metacarpale des Daumens der distale, an den übrigen Metacarpalien der proximale Epiphysenkern in der Regel nicht mehr zur Ausbildung kommt und die Epiphyse von der Diaphyse aus ossiücirt. Das Schwinden dieses Epiphysenkerues geht Hand in Hand mit dem Wachsthnme der betreffenden Knochen, ein proximaler Epiphysenkeni vor. wie die rudimentären Epiphysenkerne lehren, die mit der knöchernen Diaphyse in Verbindung stehen. Die Stelle des Epiphysenkerns wird von der Diaphysenverknöcherung erreicht, bevor er zur selbständigen mehr zur Anlage. Durch Ausbildung gelangt, und kommt fernerhin gar nicht Enden des 2.-5. Metacarpale die Ossiflcatlon der proximalen von der Diaphyse aus wird den Knochen schon frühzeitig eine größere Festigkeit zu Theil, durch welche sie dem Gegendruck des Daumens besseren AVlderstand zu leisten vermögen, als wenn sie noch proximale Epiphysen besäßen. Alien Thomson, Journal of Anatomy and Phys. Vol. HI. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 282 Zweiter Abschnitt. c. Phalangen Sie bilden, zu zweien für Man Skelet dieser Theile. An Volum nehmen stück (Fingerglieder]. den Daumen, zu dreien für die übrigen Finger das sondert sie in dieser sie in Folge ab. Grund-, Mittel- und End-Phalange. An jeder Phalange sind ein Mittel- und zwei Enden unterscheidbar. Die Basis bildet den stärkeren Theil; sie besitzt an den Grundphalangen eine quergerichtete, flache Gelenkpfanne, die am Daumen am bedeutendsten ist. An den Mittelphalangen ist sie durch einen mittleren Vorsprung in zwei Pfannenflächen getheilt, indes an den Endphalangen wieder eine einfachere Bildung sich darstellt. Dorsal wie volar wird die basale Gelenkfläche sowohl an Mittel- als auch an Endphalangen von einem mittleren Vorsprung überragt. An den Seiten der Basis der Endphalange sind noch stärkere Vorsprünge wahrnehmbar, indem das schwache Mittelstück sich bedeutender von der Basis absetzt. Das Mittelstück ist an Grund- und Mittolphalangen dorsal von einer Seite zur andern gewölbt, volar von hinten nach vorne etwas concav, und an den vier Fingern mit seitlichem, scharfem Bande dui’ch versehen. Das distale Ende zeigt eine querstehende Gelenkrolle, die eine mittlere Vertiefung eingebuchtet ist und volar bedeutender vorspringt. An den Grundphalangon der vier Finger bildet sie zwei Vorsprünge, die an der Grnndphalange des Daumens wie an der Mittelphalange der Finger wenig deutlich sind. An den Seiten der distalen Gelenkenden liegt ein flaches, oft wenig bemerkbares Grübchen. Jede der Endphalangcn läuft distal in eine verbreiterte, rauh umrandete Platte {Tuberositas imguictilaris) aus, welche nicht selten jederseits in eine proximal gerichtete Spitze ausgezogen ist, einem kleinen Hufe nicht unähnlich. Die Ossiilcation der Phalangen beginnt wie jene der Metacarpaiia etwa im und zwar Ende ist ist die Gruudphalange die erste, dann folgt die 4. Monate Das proximale Endphalange. hei der Gehurt noch knorpelig und entwickelt nach den ersten Lebensjahren einen Epiphysenkern, der erst nach der Pubertät mit der Diaphyse verschmilzt. Für das distale Ende werden gleichfalls Epiphysenkerne angegeben, die wie bei den Metacarpalien (Anm.) zu beurtheilen sind. Die durch Metacarpaiia und Phalangen bestimmte Länge der Finger nimmt vom Daumen und Kleinllnger gegen den Mittelfinger zu. Das Längeverhältnis des Zeigefingers zun\ vierten ist jedoch ein sehr wechselndes. stets kürzer als der vierte Finger, Bei den anthropoiden Affen am wenigsten ist er es heim Gorilla. ist Am der Index meisten beim Menschen unter dem weihlichen Geschleckte eine größere Länge des Index und dieses Yerhältnis entspricht einer schöneren Form der Hand. ist verbreitet, Verbindungen des Handskeletes. § 129. Der hohe functionelle Werth, welcher der menschlichen Hand durch ihre Beweglichkeit im Ganzen, wie in ihren Theilen zukommt, findet in der Einrichtung ihrer Verhindungen anatomischen Ausdruck. erstlich die Hand als Diese Verhinduugeu betreffen Ganzes, ihre Anfügung an den Vorderarm, resp. den Eadius, zweitens betreffen sie die einzelnen Abschnitte der Hand unter sich. Wir unterscheiden also die Eadio-carpal-Verbindung und die innerhalb des Carpus, dann die zwischen Carpus und Metacarpus, Metacarpus und Phalangen, endlich die den Phalangen zwischen der Finger bestehenden Verbindungen. , © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 283 Skelet der oberen Extremität. Die Bewegungen der Hiind als Ganzes gehen sowohl in der Articulatio radiocarpalis als auch in der Art. intercarpalis vor sich. Die Euuetionen beider Gelenke combiniren sich für Bewegungen von zweierlei Art. Eine ist Streckung und Beugung der Hand. Diese Bewegung geht uach der Dorsalfläche und nach der Volarfläche des Vorderarms vor sich. Da die Mittelstellung der Hand den gestreckten Zustand die nach der vorstellt, wird die Bewegung nach der Volarfläche als Volarflexion Jede dieser Bewegungen führt von Dorsalfläohe als Borsalßexinn unterschieden. ihrem Extrem aus die Hand der Mittelstellung (Streckung) zu, und umgekehrt kann die Hand von der Mittelstellung aus sowohl in Dorsalflexion, als auch in Volarflexion übergehen. Eür das Eadio- carpal -Gelenk läuft die Achse vom Processus styloides radii gegen das Piaiforme, und für das Intercarpal-Gelenk geht sie vom Vorsprung des Kadiale (Scaphoid) zur Spitze des Ulnare (Triquetrum). Beide Achsen begegnen sich also im Kopfe des Carpale 3 (Capitatum). Die zweite Bowegungsart geht uach den Seiten. Die Bewegung in der Richtung der Eadialseite ist als Adduction (Radialflexion) von der Bewegung nach der Ulnarseite, Ahduction (Ulnarflexion) unterschieden. Diese Bewegungen kommen nur zum kleinsten Theile durch seitliche Actionen im Eadio-carpal-Gclenke zu Stande, zum größten Theile sind combinirt. Dorsalflexion im sie aus Dorsal- und Volarflexion in beiden Gelenken Radio-carpal-Gelenke und Volarflexiou im Intercarpal-Gelenke ergiebt eine Ablenkung der Hand nach der Ulnarseite (Ahduction), während Volarflexion im Eadiocarpal-Gelenke und Dorsalflexion im Intercarpal-Gelenke die Hand nach der Eadialseite sich stellen lässt (Adduction). G. B. (Langer.) Günther, Das Handgelenk, Hamburg 1841. Radio-carpal-Verbiudung (Articulatio radio-carpalis). Sie stellt ein Gelenk zwischen knochen vor. Durch dem Radius und den drei proximalen Carpal- erwähnte Cartilago triangulai'is, welche, an dem die schon zwischen das Köpfchen der Ulna und das Ulnare (Triquetrum) des Carpus einschiebt, wird die Ulna von der Articulation mit dem Carpus ausgeschlossen, so dass die Hand durch die Rotation des Radius mit bewegt wird. Radius befestigt, sich Die drei proximalen Carpalia sind durch Zwischenbänder (Ligamenta interdem proximalen Theile der Interstitien liegen, unter sich eine minimale Beweglichkeit. Sie verbunden und besitzen einander unter repräsentiren so eine Einheit und bilden zusammen einen mit seiner Längsachse qucrgestellten Gclenkkopf, dessen Pfanne die distale Endfläche des Radius mit der carpalia) (Fig. 221), die unmittelbar in continuirlich überknorpelt, Cartilago triangularis vorstellt. Dieser Gelonkkopf ist da der Gelenkknorpel jener 3 Carpaliaflächen auch auf die freie Fläche der beiden übergeht. Ein Kapselbaud erstreckt sich vom Skelet des Vorder- Zwischenbänder arms zu den Handw'urzclknochen der ersten Reihe. Dazu kommen die Verstärkungsbänder, die sow'ohl dorsal als auch volar vom Radius schräg zum Carpus verlaufen Und beim Carpus beschrieben Das Kadio-carpal-Gelenk mnnioiren, wenn w'erden. kann auch mit die Cartilago triangularis dem unteren Radio-ulnar-Gelenk com- unvollkommen entwickelt ist. Intercarpal-Verbindung (Articulatio intercarpalis). Wie die Knochen der proximalen Reihe durch Einheit repräsentiren, so trifft ihre sHafle Verbindung eine sich für jene der distalen Reihe das Gleiche. Die Configuration der Contactflächen beider Complexe erscheint rv^förmig, indem an © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 284 Zweiter Abschnitt. jeder der beiden Reihen ein Gelenkkopf und eine Pftinne besteht. Den proximalen Gelenkkopf bildet der seitliche Abschnitt des Radiale (Scaphoid s), er greift in eine Pfanne, welche Carpale und 1 Den bieten. und Trapezoid 2 (Trapez c) trz) dar- Gelenkkopf bilden Cai-pale 3 distalen Fig. 221. (Capitatuin und tz und Carpale 4 (ITamatum welche in /;), eine Pfanne sich einlagern, an der alle drei proximale Knochen sich betheiligen (vergl. Figg. 2 1 S, 2 1 9 n. 22 1). Die Gelenkhöhle (Fig. 221) setzt sich in Spalten zwischen den Knochen sowohl der proximalen als auch der distalen Reihe fort. Zwischen den proximalen Carpusknochen findet sich ihre Grenze an den oben erwähnten Ligamenta intercarpalia [Ligg. carpi interossea), [Lig. und interossemn intermedio-radiale [lunato-xcaphoideum] intermediö-ulnare [lunatn-triqaetrum]). An der dista- len Knocheureihe setzt sieh höhle zwischen Carpale Frontalschnitt durch die Handund das Kadio-carpalGelönk. latio wurzel die und intercarpale Gelenk- dann 2 und 3 fort, auch in die Höhle der Articucarpo-metacarpalis. Zwischen Carpale 3 und 4 und an 1 2, letzterer Stolle bietet ein ansehnliches Intercarpalband der Fortsetzung der Gelenkhöhle eine Schranke. Dieses Lig. interosseum aber nicht nur zwischen den benachbarten Carpalien vorhanden, sondern verläuft auch mit longitudinalen Zügen zwischen die Metacarpalia 3 und 4, (Fig. 221 l. io.) ist an denen es sich befestigt. Die Bewegungen im Intercariml- Gelenk sind vorwiegend Streck- und Beugebewegungen, deren Antheil an seitlichen Bewegungen S. 2S3 erörtert ward. Verhindung des Puiforme. Das Erbsenbein articulirt mit dem Ulnare (Trique- ti-um) mittels planer oder doch nur wenig gekrümmter Gelenkfläche, wobei die Artioulation von einem ziemlich schlaffen Kapselbande umfasst wird. Carpo-metacarpal- Verbindungen (Articulatio carpo-metacarpalis). Wii unterscheiden die Carpal- Verbindung des Daumens und jene der Finger. Die Carpo-metacarpal- Verbindung des gelenk, welches das Carpale Das Kapselband etwas über den erstreckt 1 sich Umfang jener Daumens geschieht in einem dem Metacarpale pollicis (Trapezium) mit vom Umtange der Gelenkfläche des Sattelbildet. Carpale 1 des Metacarpale I hinaus. Bei der Opposition des Daumens, bei weloher der Daumen, gegen die Hohliiand dem Kleinfinger nähert, liegt die Achse transversal im Carpale 1, etwas volarwärts geneigt, bei der Abduction und Adduction geht sie dorso-volarwärts, und zwar bewegt, sieh in schräg ulnarer Richtung durch die Basis des Metacarpale I. Carpo-metacarpal- Verhindung der vier Finger. Die vier Finger sind in verschieden straffer Gelenkverbindung den vier Carpalien angofflgt. Die Gelenkhöhle ist bei größerer Ausdehnung des Lig. interosseum für je die zwei ersten und die zwei letzten Finger gemeinsam und erstreckt sich proximal zwischen Carpale 1 und 2, distal zwischen die Basen der Metacarpalia II u. III (vergl. Fig. 221). und IV und V © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 285 Skelet der oberen Extremität. Das Carpale 2 und noch ein kleiner Theil des Carpale 1 trägt das Metacarpale des das Carpale 3 und ein kleiner Theil des zweiten das Metacarpale dig. Zeigefingers, medii, das Carpale 4 und ein Theil des kleinen Fingers Finger articnliren auf einem geringer ist die nahme der mit je zwei Carpalien, und zwar sämmtlich mittels schräger, Tbeile der Metacarpalbasis liegender Flächen, mit denen lateralen Endfläche der Carpalia eingreifen. Zusammenfügung am Metacarpale IV, welche straffen der Beweglichkeit Ulnarseite distalen der M'^inkel straffe noch weniger zur also TOm Carpale 3 das Metacarpale dig, IV, während jenes dem Carpale 4 zugetheilt ist. Die drei mittleren yorspringenden einspringende in sie ausschließlich so Etwas den Übergang Verbindung des Metacarpale V vermittelt. Mit dieser Zunach dem ülnarrande der Hand zu steht auch die Abnahme Berührungsflächen der Metacarpalia im Zusammenhang. zunehmende Beweglichkeit des Metacarpus Die nach der diesem Abschnitte der gestattet Greifen, Fassen mit thätig zu sein, steht also mit der Function der Hand demselben Zusammenhänge, wie die festere Verbindung der dem Daumen benachbarten Metacarpalia die Leistung des Daumens begünstigt, indem sie dem vorwiegend Hand beim in mit dem operirenden zweiten Daumen zusammen und dritten Finger festere metacarpale Stützen bietet. Bandapparat der Hand. 130. Von den distalen Enden der Vorderarmknocben erstreckt sieb über den Carpus zu den Basen der Metacarpalia der vier Finger ein tbeilweise mehrfachen Gelenkcomplexcn angehöriger Bandapparat. Wir scheiden das den ihm aufgelagerten Verstärkungsbändern. Das erstere K ap s elb an d von theilt sich in zwei Strecken; die eine umschließt das Kadio-carpal-Gelenk, die andere das Inter- carpal-Gelenk und setzt sich über die Carpo-metacarpal-Gelenke der vier Finger fort (Ligg. carpo-metacarpea). volare Strecke theilt man unterschieden Wie das Kapselband werden kann, in eine dorsale und eine so Fig. 222. bänder hiernach auch die Verstärkungs- ein. Nach Maßgabe der Excursionen der durch das Kapselband verbundenen Theile oder minder straff gespannt. Verstärkungsbänder ist es mehr Mit ihm sind die eng verbunden, nur durch den Verlauf der Faserzüge unterscheidbar. Dorsal erstreckt sich eine solche Bandmasse von den Enden der Vorderarmkuochen über den Carpus auf die Basen der Metacarpalia der Finger, einen breiten Faserzug, der ulnarwärts convergirt; das schräg ans Ligamentum rliomboides (Fig. 222). Sonst bestehen ln ihr erkennt man vom Radius iif liÜ Bänder des Kückens der Handwurzel. meist kürzere Baudpartien, welche theils die einzelnen Carpalia untereinander, theils dieselben mit den Metacarpalia verbinden, und dazu kommen endlich solche, welche die Metacarpalia der vier Finger unter einander in Verbindung setzen. Volar ist eine ähnliche zusammenhängende Bandmasse vorhanden. Sie kleidet mächtige Schichte die Tiefe der Hohlhand aus und wird aus ein- als eine ziemlich © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 286 Zweiter Abschnitt. zelnen, durch den Faserverlauf unterscheidbaren Zügen [Ijigamenta cavpi volaria profunda) zusammengesetzt. Es sind verwaltend transversale Züge, welche zur Wölbung der Hohlhand beitragen (Pig. 223). Solcher Züge unterscheidet Hekle folgende drei: Das 1. Lig. arcucdum nimmt den proximalen Theil ein. Es besteht aus bogenvom Radius ausgehen und über den Carpus hinweg ulnar- förmigen Faserzügen, welche wärts verlaufen. Die proximalen sind am Intermedium (Lunatum), die distalen größ- Fig. 223. am tentheils Ulnare befestigt, zu welchen auch Züge von der Ulna 2. Lig. radiatum. an das vorige distal kommen können. Dieses schließt sich an und wird durch Faserzüge vorgestellt, welche vom Carpale 3 aus ln die Nachbarschaft ansstrahlen. Die und queren Züge sind am deut- schrägen lichsten ausgeprägt. 3. Lig. tramversum wird die vom Car- pus auf die Basis des 2.—ö. Metacarpale übergehende Fortsetzung der tiefen Band- masse benannt, welcher die transversale in Faserrichtung vorwaltet. Diese Faserzöge Bänder erscheinen mehr als gemeinsamen Bandmasse und können wie die dorsalen nur künstlich in eine größere Anzahl zerlegt werden. Am apparat einer dorsalen wie ist am volaren Band- bemerkenswerth , dass die proximalen Verstärkungszüge [Lig. rhomboides Volare Bänder der Hand. und Lig. kommen und Dadurch nehmen. erhält der Ausschluss der arcuatum) vom Itadius einen schrägen Verlauf Ulna von der Handverbindung einen neuen Ausdi'uek, und auch die ulnaren Partien des Carpus werden mit dem Radius Zusammenhang gebracht. Von SeitenbUndern au den Rändern in innigeren des Carpus geht ein im Kapselband des Radio-carpal-Gelenkes liegender kurzer Faserstrang Ulnare. Vom Griffel des schließen sie an die schrägen arcuatum. Dorsal, volar vom Griffel der Ulna Radius aus verlaufen starke Züge zum Radiale. und Züge des Lig. rhomboides lateral sind des Cai’po-metacarpal-Gelenkes des an, volar zum Dorsal an das Lig. auch Verstärkungsbänder der Kapsel Daumens unterscheidbar. Bandzüge gehen vom Pisiforme Ligamente aus piso-hamatum vom Erbsenbeine zum Hamnlus des Carpale 4. Viel selbständiger als diese (Fig. 223). 1. Lig. 2. Lig. piso-metacarpeum zur Volarfläche der Basis des Metacarpale V. Diese Stränge erscheinen als Fortsetzungen der Endsehne des am Pisiforme befestigten M. ulnaris internus (Pig. 223 Uln. i.). Die volare, den Carpus deckende Bandmasse setzt sich seitlich auf die Vorsprünge fort, welche den Carpus rinnenförmig gestalten; hier gehen sie in mächtige transversale Züge über, die vom Radialraude nach dem Ulnarrande ziehen. . © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 287 Skelet der oberen Extremität. Diese stehen mit der Faseie des Vorderarmes im Zusammenhang, erhalten die Wölbung des Carpus und schließen dessen Rinne zu einem Canale ab. Dieses transversum Lig. carpi volare und dem ist Vorsprang des Carpale Carpale 4 fHamatum) und dem Die von der und bilden so am Ilamulus des Pisiforme. Bandmasse zum tiefen an der Tnberositas des Radiale (Scaphoid) (Trapezium) befestigt; ulnar emportretenden Faserzüge jenes Canales (Trapezium) 1 radial einen Lig. carpi transversum an der radialen überbriicken kleineren Canal auch für die die Kinne am Wand Carpale Endsehne des M. 1 radialis internus. Metacarpo-phalangeal-V erbindung ( Articulatio metacarpo-phalangea) Die Basen der Grundphalangen der vier Finger gleiten auf den Köpfchen der Metacarpalia. Die geringe Größe der Pfannen in Vergleichung mit der Ausdehnung der Gelenkflachen jener Capitula gestattet größere Excursioneu, die, der volaren Ausdehnung jener Capitula gemäß, vorwiegend nach dieser Richtung Platz greifen. Die Kapsel ist dorsal von den 22^- Sehnen der Fingerstrecker bedeckt und besitzt seitlich sowie Eine Ausnahme bildet auch hier volar Verstärkungsbänder. der Daumen; dessen Articulatio metacarpo-phalangea ist ein Winkelgelenk, verhält sich somit einem Interphalangeal-Gelenke gleich. Dadurch erhält der Daumen schon vom Carpus an die Beweglickeit eines dreigliedrigen Fingers. Starke Ligamenta lateralia entspringen aus den Gruben zu beiden Seiten der MetacarpalkOpfchen und inseriren sich an die Seiten der Phalangen-Basen in volarer Ausdehnung. Ein mehr transversale Richtung und hilft Dieses ist eine Verdickung der Kapselwand, auf welche sich die sehnige Auskleidung der für die ßeugesehnen der Finger gebildeten Rinne (s. Muskelsystem) fortsetzt Die Verdickung der Kapsel schließt sich enger an die Basis der Phalangen und vergrößert deren Pfanne Theil ihrer Fasern tritt in das volare VerstUrlcungshancVhWAan- Von ebendaher erstrecken sich quere (Fig. 224). Faserzüge zwischen die Metacarpalia der vier Finger und verbinden die Capitula der vier Metacarpalia unter einander: Ligamenta transversa capitulorum metacarpi {Fig. 223). volarwärts Am Metacarpo-phalangeal-Gelenk des Daumens besteht ein ähnliches Verhalten der Kapsel. Die quere Entfaltung der beiderseitigen Gelenkflächen lässt hier nur Streck- und Beuge- bewegungen Sagittaldurclischnitt durch die G-elenke eines Fingers. zu. den Fingern ist die Gelenkpfanne flacher als die Wölbung des Metacarpalköpfchens, welche Incongruenz durch eine Synovialfalte ausgeglichen wird. In der volaren Verdickung des Kapselbandes des Daumens finden sich allgemein An zwei Sesambeine. Auch am Sie grenzen mit kleiner überknorpelter Fläche an die Gelenkhöhle. ist in der Regel ein kleines ulnares Sesamhein vorhanden, etwas Kleinflnger weniger häufig ein solches auch an der Radialseite des Zeigefingers. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 288 Zweiter Abschnitt. Interphalangeal-Verbindung, Articulatio digitorum (Fingergelenke). Die Phalangen der Finger sind durch Winkelgelenke verbunden, in welchen Streckung und Beugung ausgefiihrt wird. Der querstehenden Gelenkrolle des Phalangenköpfchens ist die Articulationsfläche der Basis der nächstfolgenden Phalange angepasst. Die volare Ausdehnung der Rollen (Fig. 224) entspricht Richtung vor sich gehenden Excursion. Bei voller Streckung bleibt der volare Abschnitt der Rolle von der Pfanne unbedeckt, und wieder der größeren, bei starker Beugung in dieser tritt die obere und distale Fläche der Rolle vor. Die Gelenkkapsel enthält wie am Metacarpo-phalangeal-Gelenke seitliche Verstärkungsbänder. Die Ligg. lateralia gehen von den Grübchen zur Seite der Capitula aus, an die Seite der Basis der folgenden Phalange. Die volare Verstärkung ergänzt die Pfanne, indem sie inniger an deren Rand sich anschließt, sie also ähnwie an der Metacarpo-phalangeal-Verbindung vergrößert. lich Untere Gliedmaßen, B. Beokengürtel. a. § 131. Der Beckengürtel verbindet die untere Gliedmaße mit dem Stamme des Körpers. Er wird jederseits durch einen einzigen Knochen gebildet, das Hüft- dem anderseitigen median in der Sohamfuge verund hinten dem Kreuzbein angefügt ist. Dieser Complex von Knochen bein, welches sich vorne mit bindet bildet das Becken. Darin ist die Glirtelform vollständiger als ausgeprägt und in der Verbindung mit Eigenthümlichkeit, da ein directer scheint. Es ist jedoch oben (8. Sacrum bein tragende Theil des dem Sacrum Zusammenhang mit am Schultergürtel besteht noch eine andere der Wirbelsäule gegeben 174) gezeigt worden,' wie gerade der das Hüftnicht der Wirbelsäule angehört, sondern durch Rippenrudimente vorgestellt wird, die mit Demnach ist den Kreuzbeinwirbeln verschmelzen. auch der Beckengürtel nur mit Anhangsgebilden der Wirbelsäule hn Zusammenhang, und darin vom Schultergürtel principiell nicht verschieden. Die bedeutendere Festigkeit dieser Verbindung entspricht der, in Vergleichung mit den oberen, geringeren Freiheit der Bewegung der üntergliedmaßen, wie es deren Function als Stütz- und Locomotiousorgane des Körpers Ilüftboiu {Os coxae, Das Hüftbein lässt, erfordert. Os innominaium',. wie der primitive Schultergürtel, einen dorsalen und einen ventralen Abschnitt unterscheiden. Beide sind ansehnlich verbreitert und gehen an einer schmaleren Verbindung mit der dient, in einander über. Stelle, Hier die der liegt die Pfanne des Hüftgelenks. breiterten Theile dienen der Muskulatur der freien Der dorsale Theil ist freien Gliedmaße Die beiden ver- Gliedmaße zu ürspruugsstellen. massiv, der ventrale Theil von einer großen, ovalen Öffnung (Hüftbeinloch, Foramen ohturatum) durchbrochen, welche bis auf eine beMembran [Membrana ohturatoria) verschlossen wird. schränkte Stelle von einer © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Untere Gliedmaßen. 289 Beckengürtel. Mit der Ossification der knorpeligen Anlage gehen aus derselben drei, längere Zeit hindurch getrennte Stücke hervor, die sich in der lateral gelegenen Pfanne Das vereinigen (Fig. 225). größte, dorsale Stück das Iliutn, ist Darmbein; von den zwei ventralen ist das vor dem HüftheinDie hintere Abloch gelegene das Schambein (Os pubts). grenzung des Loches bildet das Sitz-bein (Os Das Darmbein, 1. Eand wulstet sich unterscheiden k.ann. welchem man, nicht immer Lahimn externum, medium und interVorne läuft die Crista in die Spina anterior superior aus, welche durch einen schwachen Aus- zum Hüftbeinkamm [Crista), deutlich, drei Facetten als num il. ischii). Ilimn, ist der breiteste Theil Os Sein oberer, bogenförmiger des Ilüftbeius. ilei, Fig, 225. aut anterior inferior getrennt wird. Hinten geht die Crista wieder in eine Spina [posterior sup.) über, unter Hüftbemeines 1jälirigen der gleichfalls eine zweite Spina {posterior inferior] sich vorKuabeu in seitlicher Ansicht. inferior, etwas nach hinten findet. Unterhalb der Spina anterior schnitt von der Spina ii. 1 Bande der Pfanne, dient ein rauher Vorsprung der Ursprungssehne des M. rectus femoris zur Befestigung. Theile einem vorderen Drittel der Länge des Hüftbeinkammes ist derselbe am massivist vorne unterhalb jenes sten und springt lateral vor. Die äußere Fläche (Fig. 226) des Kammes etwas gewölbt. Vor und hinter dieser Wölbung liegen dem über Am Vorsprunges Eine Eeihe von Eauhigkeiten, flache Vertiefungen. äußere die grenze des Fig. 220. UrsprungsM. glutaeus minimus, bildet häufig eine gebogene Linie, welche vorne und unter der Spina anterior superior beginnt und zum hinteren unteren Bande sich hinzieht, Linea glutaea an- Eine zweite viel terior. kürzere parallel Ifinie und Spina posL svp. verläuft hinter halb ant. Tnhcrc. Ü€o~puh. der Spina post. genannten, ein kleines hinteres Stück der äußeren Fläche abgrenzend: Linea Unterglutaea posterior. iiif. Pecten Spi7ia ischiad. Tiilei'c. glutaea der Linea ist zuweilen pnb. Tuher eine gela'ümmte Linie bemerkbar, die innere Ursprungsgrenze des M. glutaeus minimus, Linea (ßudritte Hüftbeiu von der Außenseite. taea inferior. (Fig. 227) zerfällt in einen vorderen größeren, rauhen oder unebenen Theil. An letzterem kleinen, glatten, und einen hinteren machen sich wieder zwei Einschnitte bemerkbar. Ein vorderer, ohrförmig gestalGelenkteter, mit einem Knorpelüberzug versehener, Facies auricularis, bildet die Die innere oder mediale Fläche Gegenbaur, Anatomie. C. Aufl. I. 19 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 290 Zweiter Abschnitt. Verbindung mit dem Sacrum, während die dahinter gelegene TuberosHas Bändern dient. Der vordere glatte Abschnitt der Innenfläche des Ilium wird durch eine am Vorderrande der Facies anriFig. 227. zum Ansätze cularis beginnende, bis zur Damibeingrenze verlaufende Erhebung, Linea ileo-peclinea {innominata), in einen oberen und un- teren Theil geschieden. Der erstere flache Fossa deren Grund bildet die iliaca, die in Sub- stanz des Knochens beSpina post, trächtlich verdünnt, im Alter durchscheinend ist. sup. Hinten und unten liegt ein Ernährungsloch. Nach vorne läuft die Fossa iliaca auf den oberen Pfannenrand ans. Diese Stelle wird lateral von der Spina anterior inferior abgegrenzt und ist nicht selten rinnenförmig Hüftbein von der Innenseite. vertieft. In der Einne lagert der M. ileopsoas. hinteren Abschnitt der Pfanne 2. Das Sitzbein, Os ischii, schließt sich am an das Darmbein an. Dieser als »Körper« bezeichnete massivere Theil des Knochens grenzt nach vorne an das Foramen obturatum und besitzt dort nach oben zu nicht selten einen Vorsprung, Tuherculmn ohiuratoriiim posterius. An der hinteren Fläche erstreckt sich etwas lateral der flache Sitzhöcker, Txiler ossis ischii, dessen oberer Abschnitt meist mit zwei Facetten zu MuskelnrsprUngen dient, indes nur der untere Abschnitt als Sitzfläche verwendet wird. Dieser Sitzhöcker ist vom unteren Pfannenrando durcli eine Einne geschieden, in welche der Bauch des M. obturator externns sich einbettet. Die hintere Fläche des Sitzbeins trägt die hinten sehende Spina die iscliiaäica. Incisttra ischiadica major, Sie trennt starke, medial zwei Inclsuren, und nach eine größere obere, zum hinteren Darmbeinrande führt, und eine kleinere untere, die Incisura ischiadica minor. In der unteren Begrenzung des Fodie ramen obturatum verläuft das Sitzbein zum Schambein. Dieser Theil des Sitzbeins ward früher als aufsteigender Sitzbeinast bezeichnet, nimmt aber im stehenden Körper eine fast horizontale Lage ein. 3. Das Schambein, Os puhis, bildet die vordere Begrenzung der Pfanne. Es erstreckt sich von da vor- und inedianwärts und vereint sich mit dem anderseitigen in der Schamfnge. Von da aus tritt es in die Begrenzung des Foramen obturatum mit dem Sitzbeinaste zusammen. Die Verbindungsstelle mit dem Ilium bezeichnet eine meist ganz unansehnliche Eauhigkeit, Emincntia ileo-pectinea. Von llu' aus erstreckt sich eine niedrige und schmale, aber scharfe Leiste schräg über die Oberfläche des Schambeins, der Sehambelnkamm, Pecten puhicus. Er endet am Tuhcrcnlum pubicum, lateral vom oberen Eande der Symphyse. Vorne trägt der Pfannentheil des Schambeins das Tuberculum iho-pubicum. Es grenzt die Einne für den M. psoas medial ab. Unterhalb erstreckt sich am Schambein ileo- ein schräger Ausschnitt. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Untere Gliedmaßen. Beckengtirtel. 291 Er hilft den Canalis ohturatorius bilden, welcher in der oberen Begrenzung des Foramcn obturatum besteht. Gegen die Symphyse ist das Schambein verbreitert. An der Symphyse besitzt es eine längsovale Fläche, lateral sieht es mit scharfem Bande (Crista ohiuratoria) gegen das Foramen obturatum und zeigt dort das Tuherculum ohturatorium anterius. Die Fortsetzung des Schambeins zu der medialen Begrenzung des Foramen obturatum, früher als Eamus descendens bezeichnet, vereinigt sich mit dem Sitzbeine, welche Stelle durch auswärts gekrümmten Band, zuweilen durch eine Banhigkeit ausgezeichnet ist. Die von den drei Theilen des Hüftbeins gebildete rfanne (Acctabulum) bietet eine halbkugelige vertiefte Fläche, deren verdünnten Boden die Fossa acetuhiili einnimmt. Von ihr führt die gegen das Sitzbein vertiefte Incisura acetabuli abwärts. Die übrige Pfannenfläche ist von Halbmondform und überknorpelt (Fig. 226). Von den drei Stücken des Hüftbeines hat das Ilinm den größten, das Schambein den geringsten Antheil an der Golenkfläche des Aeetabulum, dessen Grube zum bei weitem größten Theile vom Sitzbein gebildet wird. Der Band der Pfanne ist lateral von dem Tuberculum ileo-pubicum (durch den hier verlaufenden M. ileo-psoas, etwas eingebogen oder mit einem seichten Einschnitte versehen, dann trifft er oben mit der unter der Spina ilei anterior inf. liegenden Tuberosität zusammen, und bildet von da an nach hinten und unten einen stärkeren, bis zur Incisura acetabuli etwas zugeschUrften Vorsprung. Die Membrana obturatoria (Fig. 229) wird von vorwiegend quer ver- laufenden sehnigen Zügen gebildet, welche ins Periost des Scham- und Sitzbeines übergehen unterhalb der Incisura obturatoria bleibt ein ; Scham- und Sitzbein begrenzt, unten Canalis ohturatorius abgeschlossen Raum frei, der oben vom von Zügen der Membrana obturatoria zum ist. Dis Verknöcherung heginiit perichondral am Ilinm und später an den beiden anderen Abschnitten, an den der Pfanne näher gelegenen Theilen. Bel der Geburt ist ein großer Theil der Peripherie des Darmbeins, grenzung dann der Pfannenrand, sowie die ganze nntere Be- Foramen obturatum, vom Tuberculum pubicum bis zum Tuber Ischii Am Boden der Pfanne rückt die Osslllcatlon allmählich von den drei Theilen des knorpelig. aus vor, so dass diese ln einer dreitheillgen Figur aneinander grenzen. sind drei auf. Im 8. — 0. Jahre Scham- und Sitzbein distal verschmolzen. Erst mit der Pubertät synostosiren die Knochen an der Pfanne. In den knorpelig gebliebenen Theilen treten Knochenkeme So im Tuber ischii, im Symphysenende des Schambeins, in der Crista des Darm- beins, in der Spina iliaca ant. inf. erfolgt erst Die Verschmelzung dieser Kerne mit dem Hauptstück gegen das 24. Jahr. Verbindungen des Hüftbeins. A. Verbindungen mit der Wirbelsäule. § 132. Das Hüftbein ist mittels seiner Facies auricnlaris der gleichnamigen Fläche des Sacrum angefiigt und bildet damit die Articulatio sacro-iliaca, eine Die beiderseitigen unebenen Oberflächen tragen einen KnorpelIn die Vertiefungen der einen Fläche greifen Erhebungen der anderen Amphiarthrose. Überzug. ein. Eine straffe Kapsel umschließt das Gelenk und wird von VerstärkungsDiese begründen mit anderen entfernter vom Gelenke bändern überlagert. , 19* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absclmitt. 292 bestellenden Bändern die feste Yereinignng. fläohen eine, ist Von den Uuebenlieiten der Gelenk- nahe dem Vorderrande befindliche, beaehtenswerth. tiefung der sacralen Fläche dass bei Fig. 228. Eine Ver- nimmt jenen Vorsprung der Daimbeintläche dem durch anf, so die Verstärkungsbänder geleisteten engen Zusammenschluss das Kreuzbein hier einen Stützpunkt findet und auf dem Hüftbeine ruht. Die Verstärkungsbänder bilden an der vorderen Fläche nur eine dünne Lage, Lignmenta ileo-sacralia Dorsal sind sie dagegen mächtig entwickelt. antica. Zwischen der Tuborositas ilei und der entsprechenden Fläche des Sacrum bestehen zahlreiche Bandstränge, zuweilen von Fett oder lockerem Bindege-webe durchsetzt, Ligamenta ileo-sacralia pnstica (Fig. 228 i7. s. Horizontal sclinitt dnrcli die Ileoßacral-Yerbindung. Oberflächlich mehr in continnirlieher Lage, stehen sie mit Muskelursprüngen im Zusammenhang. Von der Spina iliaca posterior superior aus setzt sich dieser Bandapparat in längere Bänder fort, welche lateral an die Hinterfläche des Sacrum verlaufen [Ligamenta ileo-sacralia jjostiea longa). Sie schließen sich unmittel- bar an die aponeurotische Fascia lumbo-dorsalis an. Die längsten Züge gehen bis kürzere, zum daran reihen sich medial vierten Saeralwirbel, die an höheren Sacralwirbeln befestigt sind und so den Übergang zu den Ligg. ileo-sacralia post, brevia bilden. vom Ileo-sacral-Gelenk gelagerte Bänder bilden d.as Ligamentum Es geht vom Querfortsatze der Vertebra lumbalis A’. theils zum Darm- Entfernter üeo-lumhale. beinkamme, theils zum oberen Theile der Artieulatio sacro-iliaca. Die Ligamenta ischio-sacralia (Fig. gung am 229) scheiden sich nach ihrer Befesti- Sitzbein in das Ligamentum tuberoso-sacinm und spinoso-sacrum. a. Fig. 229. Das oberflächlichere Lig. tuberoso-sacrum erstreckt sich breit vom Tuber Seitenrande ischii des nach dem zum Sacrum, Theil in die Ligg. ileo-sacralia longa fortgesetzt. Am medialen Bande des Tuber ischii postica CanaHs sacralis läuft es verschmälert in den Pro- cessus falciformis aus, welcher Lig. spinosü- sacrum dem aufsteigenden Aste des Sitz- Dessen beins folgt. sieht freier Band medial und aufwärts. In L. tuheroso- sacruni dem von diesem Sehnenblatte nach unten abgegrenzten Baume Coccygeum verläuft Monhrana ohturatoria Processus falciformis Modianscliüitt durch das Becken die Arteria pudenda communis. Das Ligamentum spinososacrum erstreckt sich von der b. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 293 Beokengürtel. Untere Gliedmaßen. Es schließt Spina iscMadica unterlialb des Lig. tuberoso-sacrum znm Kreuzbein. das tuberoso-sacrum das Foramen iscMadicum majus ab und hilft mit dem Lig. Forumen ischiadicum minus begrenzen, welches vorn von der Incisura ischiadica minor begrenzt wird. Verbindung der beiderseitigen Hüftbeine unter b. Liese kommt durch die sich. Schambeine in der Scham- oder Schoßfuge zu Stande. Fasorknorpelschichte Die TtSymphysis ossium pubis« wird durch eine mächtige als Ganzes. Das Becken § 133 . Das aus der Verbindung der beiden Hüftbeine mit dem Sacrum gebildete Becken [Pelvis] lässt einen oberen, von beiden Darmbeinen lateral begrenzten Eaum unterscheiden, Wand das große desselben, während wie denn der ganze Daran Becken. Kaum Der die vordere letzte Wand von der Bauchwand gebildet wird, des großen Beckens eigentlich der Bauchhöhle angehört. schließt sich das kleine Becken, dessen Wand Öffnung ist hintere Wand vom Sacrum und von der Schamfuge mid dem Schambein, endlich die Nur an der oberen hauptsächlich vom Sitzbein gebildet wird. Steißbeine, die vordere seitliche Lumbalwirbel bildet die hintere Wand das kleine Becken continuirlich von Knochen umwandet; diese Stelle Eine vom Promontorium ausgehende Linie, L. termi- bildet den Beckeneingang. Sacralwirbels nalis, die über die Seitentheile des ersten und des Ilium nach dem Pecten ossis pubis und von da zur Schamfuge verläuft, also zum gi-oßten Theile von der Linea ileo-pectinea (X. innominata] vorgestellt wird, bildet die Grenze zwischen großer und kleiner Beckenhöhle. Auf Man • hat das die Gestaltung des Bockoneingangs unterscheidet Becken (A. Fnonrnp); die mit hochstehendem, ersteren repräsentireu Neugehorenen zu erkennen ist. des ersten Sacralwirbels (vergl. Die Wandung Sie die Promontorium hedoutenden primitive Form, entspricht Einfluss. andere mit tiefstehendem Promontorium die noch im Becken der der noch nicht vollständigen Aushildung S. 177). des kleinen Beckens ist beiderseits zwischen Kreuzbein und Sitzbein durch einen großen Ausschnitt ausgezeichnet, welcher distal von den Liga- 1 . © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 294 Zweiter Abschnitt. menta ischio-sacralia abgeaclilossen wird. In der vorderen Wand liegen seitlich die beiden Foramina obturata. Die vorne, zwischen beiden absteigenden Schambein- und aiifsteigenden Sitzbeinästen befindliche Lücke gehört dagegen nicht mehr der Beckenwand, sondern äev unteren Öffnung des Beckens an, dem Beckenausgang. Diesen begrenzen lateral die Sitzbeinhöckor, gegen welche von vomehei der Aicus pubis ansläuft. Weiter nach hinten an der seitlichen Wand begrenzt das Lig. tuheroso-sacrnm den Beckenansgang, und daran median das Ende des Sacnim mit dem Steißbein an. Da dere, so die hintere Wand ergiebt sich für des kleinen Beckens bedeutend höher die Ebenen, in ist, schließt als sich die vor- welchen Becken-Ein- und -Ansgang liegen, eine Convergenz nach vorne. Die Gestaltung des Beckens findet Ausdruck in den Burehmessern, welche sich zwischen verschiedenen Punkten darbieten. Die Wichtigkeit dieser Verhältnisse für praktische Zwecke, vorzüglich in der Geburtshilfe, macht eine kurze Darstellung nöthig. Am großen Becken ergiebt sich ein Querdurclimesser aus dem größten Abstand der beiden Darmbeincristen, dann auch zwischen beiden vorderen oberen Darmbeinspinen. Im kleinen Becken werden zahlreichere Durchmesser unterschieden. Sagittalo Durchmesser, welche die vordere und hintere Beckenwand unter einander verbinden, nennt man Conjugafae. Außerdem bestehen quere und sehrüge Burchmesser. a) Am Beckeneingange erstreckt sich die Conjugata von der Mitte des Promontorium zum nächsten Theile der Scharafuge (Eingangsconjugata, Conjungata vera Der Qnerdurchmesser wird zwischen den beiden entferntesten Punkten der Linea innominata genommen. Der selirUge Durchmesser erstreckt sich von der Ileo-sacral- Verbindung der einen zur Eminentia ileo-pectinea der anderen Seite. b) Im Baume des kleinen Beckens wird der sagittale Durchmesser von der Mitte der Schamfuge zur Verbindungsstelle des 2. und 3. Saeralwirbels genommen. Als Normalconjugata (II. v. Meter) wird der Durchmesser von der meist eingeknickten Mitte des 3. Saeralwirbels bis zum oberen Eande der Schamfuge aufgefatst (Fig. 231 N). Als Biagoualeonjugata der vom Lig. arcuatum zum Promontorium sich erstreckende Durchmesser, der am Lebenden gefunden wird. Der quere Durchmesser vereinigt die Mittelpunkte beider Pfannen. c) Am Beckenausgange verbindet der gerade Durchmesser den unteren Rand der Schamfuge mit der Steißbeinspitze; da diese beweglich, die Linie also veränderlich ist, ward auch die Verbindung des Sacrum mit dem Steißbein als hinterer Punkt gewählt (Ausgangsconjugata) (c'). Der Querdurehmesser verbindet beide Sitzbeinhöcker. Stellt man sich zahlreiche Conjugaten vor, und dieselben durch eine Linie untereinander verbunden, welche jede Conjugata halbirt, so erscheint diese Linie als eine gekrümmte. Sie entspricht der Beckenachse und wird FührungsUnie benannt (Fig. 231 ax). In ihrer Eichtling bewegt sich beim Gebäracte der Kopf des Kindes. Die Stellung des Beckens im Körper ist derart, dass die Eingangsebene des kleinen Beckens sich stark nach vorne senkt. Mediansclinittfläche eines weiblichen Beckens. Der hinten offene Winkel der Eintt gangsconjugata (C) mit einer Horizontalen (Fig. 23 . . • • ; © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Untere Gliedmaßen. beträgt (50 — 64”. Er drückt die 295 BeckengUrtel. Neigung des Beckens aus. Das Becken ist also der aufrecliten Stellung des Körpers des Mensoben nickt vollständig gefolgt und bat in seiner Neigung eine Lage bewahrt, die an jene von Tkieren erinnert. Dieses Verhalten wird compensirt durch die Bildung des Promontorium. Durch die in diesem bestehende Winkelkrümmung der Wirbelsäule wir d die Neigung in den Dienst des Körpers gebracht, und erfüllt auch bei der aufrechten Stellung des Menschen ihre mechanische Aufgabe, indem dadurch der Schwerpunkt der Körper- zwischen die beiden Hüftgelenke (etwas nach hinten) fällt, mit denen die unteren GUedmaßen als Stützen des Körpers sich verbiuden. Vergl. § 98. Wie nach dem Alter, bietet das Becken auch zahlreiche Verschiedenheiten last nach dem Gesohlechte und selbst nach den Rassen des Menschengeschlechts. Hin- sichtlich der sexuellen Unterschiede kommt die Anpassung in Betracht, welche beim weiblichen Becken in Bezug auf die Geschlechtsfunction beim Gebäracte besich kundgiebt. steht und in einer relativ größeren Weite Fis. 232. Becken eines Mannes. AB Beide Becken von vorne und etwas von unten. CB Becken eines Weibes. von oben, senkrecht auf den Beckeneingang. großen Becken sind die Darmbeine beim Weibe flacher als beim Manne der Bockeneingang bietet eine mehr querovale Gestalt, indes er beim Manne durch das einspringende Promontorium mehr oder minder herzförmig sich darstellt. Die Am kleine Beckenhöhle selbst ist niederer, aber weiter, die Schamfuge kürzer. Die Sitzbeine sind mehr parallel gestellt, indes sie beim Manne etwas convergiren. Der Arcus pubis ölfnet sich in größerem Winkel, und dadurch kommt auch dem © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 296 Zweiter Abschnitt. Foramen obturatum eine weniger längliche Gestalt als größerer Breite des Kreuzbeins ist beim Manne Bei relativ zu. dasselbe niederer als beim Manne. Diese Verhältnisse finden in Zahlen ihren Ausdruck, welche für die hauptsächlichsten Mittelwerthe Maße in Folgendem angegeben sind. Diese Zahlen repräsentiren wie an allen anderen Körpertheilen bestehen auch hier Schwan- ; kungen, und die sexuellen Merkmale sind keineswegs in allen Fällen gleichmäßig ausgeprägt, vielmehr giebt es ebenso männliche Becken mit einzelnen weiblichen Charakteren, wie es weibliche mit männlichem Habitus giebt. Großes Becken. 257 W. 257 244 244 108 116 M. Querdurchmesser zwischen den Labia int. der beiderseitigen Cristae » » den Spinae iliacae ant. sup ilei mm Kleines Becken. Eingang. Conjugata Querdurchmesser Schräger Durchmesser Conjugata Querdurchmesser Durchmesser zwischen der Spinae ischiad Conjugata zur Steißbeinspitze (veränderlich) Conjugata zur Synchondrosis sacro-cocoygea Querdurchmesser Diagonalconjugata Höhe der Schamfuge Binnenraum. Ausgang. Ferner; ... ... Winkel des Schambogens 128 135 122 127 108 122 122 135 85 110 75 90 95 115 81 110 122 129 54 45 75 95 Wie Sacrum und Hüftbeine im fötalen Zustande in ihrer Gestaltung an niedere bei den Quadrumanen bestehende Verhältnisse erinnern, so ergiebt sich solches auch an ihrem Complexe, dem Becken. Das fötale Becken bietet einen größeren Neigungswinkel dar als das des Erwachsenen. Beim Neugeborenen ist in Vergleichnng mit den im 6. bis 7. Monate noch bestehenden Verhältnissen eine bedeutende Annäherung an den deünitiven erfolgt, indem das Schambein mit dem Darmbein einen minder offenen Winkel Zustand bildet als vorher, und damit den Neigungswinkel des Beckeneinganges andere Eigenthiimlichkeit des fötalen Beckens mit dem betrifft die Schamfuge, verringert. Eine deren Längsachse Horizonte einen nach vorne offenen, sehr stirmpfen Winkel bildet, während dieser ein spitzer ist. Alle diese Verhältnisse erfahren durch die Erwerbung heim Erwachsenen des aufrechten Ganges die davon abhängige Umwandlung. Skelet der freien Extremität. § 134 Daa dem Beckeugflrtel angefiigte Skelet der unteren Extremität ist jenem der oberen in drei Abschnitte gesondert, die dem Oberschenkel, . schenkel und Kuochen dem Fuße zu Grunde dieser Abschnitte. liegen. gleich Unter- Wir unterscheiden darnach W'ie die massivere Gestaltung und festere die Verbindung des Beckengilrtels der Function der unteren Gliedmaßen angepasst war, so spricht sich dieses auch dem Körper in den Verhältnissen des Skeletes der freien Gliedmaße aus, die und als Organ der ürtsbewegnng dient. als Stütze © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 297 Skelet der unteren Extremität. 1. Obersclienkelknoclien (Os femoris, Femur'. An diesem längsten Knochen des Körpers besitzt das starke Mittelstück nur wenige Eigenthümlichkeiten. Seine Markliöhle ist von dicker compacter Substanz uiU" Fig. 234. Fig. 233. Fovea Fovea capitis FoHsa trochunt. Linea Liiua intertroch. obliqua Trochanter Trochanter minor minor Tlibtrositas glutaealis Lai), lat. Lüh. med. Linea a^pem For. nitti'. Lahhim laterale Lahium m diale Fpicondyl. lat. Reclites von vorne. Femur von hinten. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 298 Zweiter Abschnitt. schlossen, welclie dem Knochen An beiden Enden durch einen medial und wenig nach vorn gerichteten Gelenkkopf ausgezeichnet, der etwas mehr als die Hälfte einer Kugel bildet und unterhalb der Mitte seiner Oberfläche die Fovea capitis als Insertionsstelle des Lig. teres tragt. Der Kopf steht durch den schlankeren Hah mit der Diaphyse in Verbindung. Er bildet mit dieser einen Winkel von 120— 130”. Jenseits des Halses inserirt eine große Anzahl von Muskeln, daher das Kolief sich hier complicirter gestaltet. Lateral wird der Hals überragt von einer mächtigen Apophyse, dem großen Kollhügel, Trochanter major, welcher hinten meist etwas medial gebogen die Fossa trochanterica unter sich hat. Ein zweiter Hücker liegt tiefer herab, medial und nach hier bedeutende Festigkeit verleiht. finden sich charakteristische Bildungen. Das proximale Ende ist hinten gerichtet, der kleine ßollhügel, Trochanter minor iFig. Unter ihm läuft vorn vom Trochanter major her die rauhe Linea ohliqua schräg nach hinten und abwärts (Fig. 233), und hinten sind beide Trochanteren durch die bedeutend vorspringende Linea intcrtrochanterica verbunden. Von da aus verschmälert sich der Körper wenig, um distal bedeutend an Breite zu gewinnen. Er ist dabei etwas gekrümmt, so dass er in seiner Länge eine vordere Convexität darbietet. An der hinteren Fläche tritt, an der Mitte am bedeutendsten entwickelt, die Linea asqiera herab. Sie wird durch zwei dicht nebeneinander verlaufende Vorsprünge, Lippen (Labien), gebildet, welche nach oben wie abwärts divergiren. Das Lahiutn laterale läuft aufwärts gegen den Trochanter major zu in die rauhe Tuber nsitas glutacalis aus, welche zuweilen einen kammartigen Vorsprung bildet. (Dritter Trochanter vieler Säugethiere.) Das Labium mediale steigt gegen den Trochanter minor empor, um unterhalb desselben in die oben erwähnte Linea obliqua nach vorne umzubiegen. Distal divergiren beide Labien zur seitlichen Umgrenzung des Planum popUteum. 2;i4). Am distalen Ende beeinflusst die Gelenkverbindung die Gestalt. Zwei starke überknorpelte GelenkhOcker, Condyli femoris sind nach hinten entfaltet, wo die Fossa intercondylea sich zwischen sie einsenkt Diese Grube ist durch die Linea intercondylea vom Planum popliteum getrennt. Vorne gehen die überknorpelten Flächen der Condylen in einander über, in einer sanften Einsenkung, welche aucli hier beide Condylen (Fig. 235). Fossa inUrcondyUa Distales Ende des Femur, terminal gesehen. Am trennt. lateralen Condyltis tritt die überknorpelte Vorderfläche stärker vor und erstreckt sich auch höher empor als am medialen. Auch in der Krümmung der Gelenkflächen beider Condylen bestehen Verschiedenheiten. Seitlich sind die Condylen von je einem stumpfen Vorsprunge überragt. Unter dem lateralen Epicondylus hinterwärts findet sich eine Grube, aus welcher der M. popliteus entspringt. Bei senkrechter Stellung des Femur reicht der Condylus medialis tiefer herab als der Condylus lateralis. Dies [Epicondylus] wird durch die Convergenz der beiden Femora wieder ausgeglichen. Am zum 8. knorpeligen Monat Femur beginnt beide Enden, die perichondrale Ossifleation in der 7. Woche. Bis dem Kopf und Hals auch den Trochanter major umfassend, noch knorpelig. Die Ossifleation hat sich aber auf den medialen Theil des Halses erstreckt. Kurz vor der Geburt erscheint sind das proximale außer Im stücke ein Knochenkern Von ihm aus femoris auf, ossifleiren dessen Hals (Fig. 98 S. 141). die Condylen. vom Körper Trochanter major, und im 13. — Im Er distalen End- Zeichen der Keife des Kindes, ersten Lebensjahre tritt ein Kern im Caput gilt als aus verknöchert. Im Lebensjahre beginnt der mit einem Kerne, zu ossi- 5. 14. der Trochanter minor, jeder ‘ © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 299 Skelet der unteren Extremität. In der Versckmelzung der Epiphysen mit der Diaphyse bleiht die distale flciren. längsten zurück (20. am — 25. Jahr). der Längsachse des Körpers des Femur und jener des Halses gebildete beim Neugeborenen offener als beim Erwachsenen; in höherem Lebensalter nähert er sich einem Rechten, was beim weiblichen Geschleckte schon in früheren Lebensporioden der Fall ist. Der Hals ist der am spätesten deutlich werdende Theil des Femur. Noch beim Neugeborenen bildet er einen ganz unansehnlichen Abschnitt, so dass der Kopf fast unmittelbar dem Körper angefügt ist und das proximale Ende des Femur dadurch Der -von Winkel ist große Ähnlichkeit mit dem Humerus besitzt (vergl. Fig. 98). Die Ernährungslücher des Femur befinden sich auf oder doch in der Nähe der Linea Zuweilen kommt nur ein einziges größeres aspera. Sie führen in proximaler Richtung. etwas unterhalb der Mitte der Länge des vor, Femur (Fig. 234). Verbindung des Femur mit dem Becken (Hüftgelenk). § 135. Die im Hüftgelenk (Articulatio ooxae) bestehende Verbindung der unteren Der Kopf des Femur greift Extremität mit dem Kumpfe bildet eine Enarthrose. Pfanne des Hüftbeins ein und wird mehr als zur Hälfte einer Kugel von der Pfanne umschlossen. Die Pfanne wird nämlich vertieft durch eine Erhöhung ihres Kandes mittels des faserknorpeligen Labrum glenoidale, welches als L?gain die mentum transversum auch die Incisura acetabuli überbrückt. Unter dieser Brücke ziehen Blutgefäße in die Fossa Fig. Das acetabuli. 2;i6, breit aufsitzende Labrum springt mit verschmälertem Eande vor und legt sich damit eng dem Gelenkkopf an, so dass es die Pfannenfläche ver- 230 Lab.]. Die halbmondförmige Gelenkfläche größert (Fig. der Pfanne umzieht die überknorpelte Fossa nicht acetabuli, an der die Synovialmembran ein [Pulvinar] bedeckt. die Inoisur zu geht die Fettpolster Gegen Synovialmembran in einen platten, großentheils vom Ligamentum transversum ausgehenden Strang über, welcher sich verjüngt zur Grube des Femurkopfes begiebt und daselbst befestigt ist. Mau hat ihn als bezeichnet, er Blutgefäße Pfanne Ligamentum ist teres aber wesentlich ein Gebilde der Synovialmenbran zum Schenkelkopfe folgt das Ligamentum verlaufen. teres , in welchem Bei den Bewegungen des Kopfes in der ohne mechanische Bedeutung. dabei in das weiche Polster der Fossa acetabuli (Fig. 230). Es bettet sich © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 300 Die Gelenkkapsel ist außerhalb des fange der Pfanne befestigt. An Labrum glenoidale am knOchernen Um- der Stelle des Pfannenausschnittes entspringt sie vom Ligamentum Fig. 237. über den ITals transversum. des Femur, Sie tritt hinten bis nahe zur Linea intertrochanterica und vorne bis zur Linea obliqua. Das Kapselband wird durch schräge, Hüftbein ausgehende Züge verstärkt. diesen ist ein von der Spina iliaea ant. inferior in die vordere Kapselwand vom Von elngofiigter breiter {Lig. femorale Zug Bertini] als üeo- Lig. hervorzuheben. Dieses Band (Fig. 237) verläuft zur Linea wo es sich befestigt. Ein zweites Verstärkungsband ist das Lig. puho-femorale, welches am Schambein medial bis obliqua, zum Tuberculum pubicum entspringt seine Faserzüge zur medialen und und hinte- ren Fläche der Kapsel entsendet. In Fig. 237 ist es sichtbar. Es läuft mit Zügen, die vom Sitzbein entspringen, fort, welche mit Itingfaseru des Kapselbandes den Schenkelhals umgreifen {Zona orbiculariv und mehr nach innen als nach außen sichtbar w'erdßn. Das Lig. ileofemorale hemmt die Streckung und auch theilweise Hüftgelenk von vorne und unten. die Rotation. Das Lig. teres Ist ursprünglich ein außerhalb des Gelenhes liegender Apparat, der mit der erst bei des Femur den Vögeln und Sängethleren verlorenen annähernd transversalen Stellung mit einbezogen wird und sich, wohl unter dem Einflüsse der in das Gelenk Rotationsbewegungen des Femur, aus Säugethieren sammen fließt dem parietalen Zusammenhänge löst. Boi manchen am Femur mit dem Rande der Gelenkfläche zu- die Insertionsstelle (Tapirus, Dasypus). Zuweilen ist sie auch nur wenig davon Band sehr schwach (Dasyprocta), oder beim Ürang und zuweilen beim Menschen (W'elckeb.). Säugethieren ist das Die Einrichtung des Hüftgelenkes in verschiedenen Ebenen als als entfernt. es fehlt völlig, Bei anderen wie regelmäßig Nussgelenk erlaubt sowohl "Winkelhewegungen auch Rotationen. Der Drehpunkt liegt selbstverständlich im Kopfe des Femur. Eine von diesem Punkte zur Incisura iTitercondylca femoris gezogene Linie bildet den Excursionsradius, mit dem das Femur einen Kegelmantel beschreiben und Innerhalb desselben Rotatlons- und Winkelbowegungen ausfnhren kann. Die Basis des Kogels liegt unten, vorne und seitlich. Demgemäß findet sich bei aufrechter Stellung Körpers der Excursionsradius bereits in einer extremen Lage, während die halbe Bougestellung des Oberschenkels seiner Mittollago entspricht. AVie im ersteren Falle die des- Mannigfaltigkeit der Bewegungen gemindert ist, ebenso wie die Exenrsionsgröße einzelner, z. B. der Streckbewegung und der Adduction, so gewinnt der Oberschenkel im zweiten balle bis zu eine größere Freiheit. So kann der Excursionsumfang bei der Ad- und Abdnetion 90° sich ausdehnen (Langer). © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 301 Skelet der unteren Extremität. 2. Kiioclien des üntersclienkels. § 136. Das Skelet des üntersclienkels Inldeii zwei lange Knoelien: Tibia und Fibula. In niederen Zuständen, auck noch beim Mensclieu in einem frühen Entwiekelungsstadinm, sind sie von ziemlich gleicher Stärke, beide dem Femur All- augefügt. mählich macht sich an ihnen eine Differenzirung geltend, indem die mediale Tibia sich voluminöser gestaltet, indes die laterale Fibula vom Femur Tibia dem allein die zurückbleibt abgedrilngt Avird. Verbindung mit dem Femur zukommt. ihren ursprünglich und durch die Die Tibia gestaltet sich so zum Hauptstflck, Die Fibula verlieif also der Tibia gleichen fuuotionellen Werth, während die Tibia dem an Bedeutung in gleichem Maße zuuimmt. Indem sie den Hanptknochen des Unter- schenkels bildet, gewinnt das Unterschenkelskelet größere Solidität, und in der im Kniegelenk nmrden mannigfaltigere Verbindung mit dem Oberschenkel — Bewegungen möglich. — Die Keduction der Fibula steht also mit einer Vervollkomm- nung der Beweglichkeit im Conuex. des Unterschenkels ist die Tibia Von den beiden Knochen der Ulna homolog. als Einwand (S. 269), man sich Was erscheint, dem Eadius, hingegen durch die Stellung der Vorderarmknochen findet seine welche den Radius an die Fibula zum Ilumeras Lösung durch die am Humerus aufgetretene Torsion die Ulna an die mediale Seite bringt. Denkt die laterale, die Torsion riicklänflg, so erhält man die iirimitivo Stellung der Vorderarm- knochen, in welcher sie den Unterschenkelnochen entsirrochcn. Ende die Anpassung an die Dio Tibia (Schienbein) lässt an ihrem Verbindung mit dem Femur erkennen. Hier bestehen zwei überknorpelte Gelenkfläohen, die laterale häufig etwas breiter, stets weniger vertieft, die mediale tiefer und sagittal verlängert. Sic entsprechen den beiden Condylen des Femur. Zwischen ihnen tritt von vorne wie von hinten lier eine unebene und vertiefte Stelle (l^osita intevcondylea atitevior und posievior) auf, und eine Erhebung, auf welche die beiderseitigen Gelcnktlächen eine Strecke weit fortgesetzt sind. Diese Emmentia inter- einen Vorsprung. Der die Gelenkfiächen umgebende (Rand [Maryo infraylennidalbs) fällt ziemlich senkrecht ab und geht vorne allmählich auf die Tttherositas tihiae über, an welclier das Ligamentum patellae beHinten ist der Margo infraglenoidalis durch die Absenkung der Fossa comJylca besitzt festigt demnach jederseits ist. Unterhalb des lateralen Bandes liegt hinten eine kleine ßhularis) zur Verbindung mit der Fibula. (Superßeies ebene Gelenkfläche Von der 'l’uberositas an verjüngt sich der Körper der Tibia und gewinnt sich die voreine dreiseitige prismatische Gestalt. Von ebenda abwärts erstreckt Richtung ablenkend. Zwei minder medialer in distal herab, tihiae Crista dere scharfe vorspriiigende Kanten finden sieh mehr nach hinten. Eine mediale wird erst an intercondylea unterbrochen. der unteren Hälfte deutliclior, während die laterale anfangs zwar schwach, aber doch in der ganzen Länge der Diaphyse, distal sogar sehr deutlich erkennbar ist. Dadurch werden drei Flächen abgogrenzt. An der hinteren tritt die rauhe Linea poplitea (L. obliqua) schräg zur medialen Kante herab (Fig. 239). Unterhalb derselben senkt sich, in distaler Das (Medial distale wird sie Richtung das Ernährnngsloch ein. Ende trägt die Gelenkfläche zur Verbindung mit dem Fußskelet. von dem medialen Knöchel (3Ialleolus medialis] übeiTagt (Fig. 239;. auf dessen Innenseite dio Gelenkfläche sich fortsetzt. überknorpelte Tneisnra ßhularis wahrzunehmen. Lateral ist die gleichfalls © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 302 Zweiter Abschnitt. In der Nähe des Ernährnngsloches zieht sich von der Linea poplitea aus eine zuweilen sehr deutliche Längskante herab. Sie scheidet die Ursprünge des M. flexor dig. longus und des M. tibialis posticus. Ein Vorsprung hinter und Uber dem Malleolns grenzt eine glatte, schräg abwärts verlaufende Einne ab, Sulcus maüeolaris, für die Sehnen des M. tib. post, und flexor digitornra longus. Die Osdfication der Tibia beginnt gleichzeitig mit jener des Femur. der Geburt erscheint der Knochenkern in der proximalen Epiphyse, Um die Zeit jener der distalen im zweiten Lebensjahre. Die untere Epiphyse verschmilzt früher mit der Diaphyse als die obere. Eibula [Perone, Wadenbein). Dieser schlanke, an beiden Enden verdickte Knochen lässt an sei- i'ig. 239. UitUlstUch *4«. drei kanten und oben so viele Flächen unterscheiden. Die schärfste Kante sieht vorwärts, oben etwas medial gewendet, und läuft gegen die vordere Fläche des distalen Endes aus, wo zwei schwä- sie sich in chere Kanten spaltet, welche jene Flächen zwischen sich fassen. Von beiden hinteren Kanten ist die laterale die längste. erst am theil Sie wird mittleren Drittdeutlich und nimmt im distalen Ver- laufe eine rein hintere Lage ein. winnt sie ihre schärfste Dabei ge- Strecke und läuft distal Crista interossea in die hintere Fläche aus. Die mediale Kante ist die kürzeste, in der des Knochens springt sie am bedeu- Mitte An tendsten vor. der medialen Fläche tritt wie eine vierte Kante die sehr variable Crista interossea auf. mal verläuft Sulc, mall‘ üntersclienkGlknoclien von vorne. von hinten. rallel mit der Proxi- pavorderen sie Kante. In der Mitte des Knochens entfernt sie sich hinten weiter und fließt nach mit der medialen hinteren Kante zusammen. Der hinter der Crista interossea liegende hintere Theil der medialen Fläche ist häufig rinnenformig vertieft. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Skelet der unteren Extremität. 303 Das proximale Ende [Capitidum) setzt sicli durch einen der Kanten fast entbehrenden Hals vom Mittelstück ah zuweilen beginnen die beiden hinteren Kanten schon am Capitnlum. Eine vorne und medial abgeschrägte, zuweilen etwas vertiefte Gelenkfläche verbindet sich mit der Tibia. Von drei verschieden deutlichen Vorsprüngen dient der längste dem M. biceps femoris zur Insertion. Das distale Ende der Fibula bildet den lateralen Knöchel, Malleolus lateralis. An dessen medialer Fläche findet sich eine meist dreiseitig begrenzte, nahezu plane Gelenkfläche zur Articulation mit dem Talus. Oberhalb der Gelenkfläche macht sich eine größere unebene, gleichfalls dreiseitige Fläche bemerkbar, gegen welche die Crista interossea ausläuft. Hier ist die Fibula mit der Tibia durch Ligament in Verbindung. Lateral bildet der Malleolus einen Vorsprung, an welchem hinten der schwache Sulcus malleolaris für die Sehnen der Mm. perouei bemerkbar ist. ; Die den Sulcm malleolaris lateral aügienzendo Kante tritt über den Malleolus proximal nach vorne zur vorderen Kante der Fibula und schneidet einen Theil der lateralen Fläche der Fibula ah. Diese Flüche scheidet sich demnach gegen den Malleolus in eine vordere und hintere Strecke, von welcher die letztere die Bahn für die zum Sulcus verlaufenden Sehnon der Mm. peronei bildet. Eino medial zwischen dem Sulcus und der Gelenkfläche liegende Grube dient Bändern zur Insertion. Die Ossifleation der Fibula beginnt etwas später kern in der distalen Epiphyse erst vom der oberen dritten bis sechsten. statt. tritt im zweiten Jahre als die der Tibia. Der Knochen- oder später auf, jener der oberen Die Verschmelzung der unteren Epiphyse findet vor jener In diesem Gange erscheint wieder die Unterordnung der functioneilen Bedeutung der Fibula in Vergleichung mit der Tibia ausgodrückt, aber auch der ver- schiedene Werth beider Endstücke, von denen das distale für das Sprunggelenk wichtig indes das proximale nur der Tibia anlagernd keine wichtige Gelenk-Function besitzt. ist, Als ein Bestandtheil des Skelets der unteren Extremität pflegt die Patella [Rotula], Kniescheibe, anfgeführt zu werden, obschon sie nicht zu den typischen Skelettheilen gehört. Sie ist ein in der Endsehne des M. extensor cruris quadri- oeps entstandenes Sesambein. An diesem Knochen ist eine vordere, etwas gewölbte (Fig. 24ü), und eine hinüberknorpelte Fläche unterscheidhar. Die letztere ist durch eine mittlere Erhebung in zwei Facetten geschieden, davon tere, medial Gelenkflächen der Condyli femoris angepasst, auf welchen die Patella hei der Streckung und Beugung des Unterschenkels gleitet. Der untere Hand ist in eine Spitze [Apex patellae) ausdie breitere liegt, beide lateral, die schmalere der Configuration gezogen, von der das als Ligamentum patellae bezeichuete Endstück der genannten Strecksehne ausgeht, um sich an die Tuherositas tibiae zu befestigen, indes dem oberen Bande [Basis) der Fig. 240. der Apex Hechte Patella von vorne. yon hinten. obere Theil der Streckschne sich anfUgt. Das Verhalten 'zum Ligamensiehe unten in Fig. 243. tum patellae wie zum Femur Die Differenzirung der knorpeligen Patella dritten Jahre beginnt die Ossifleation. ertolgt erst in der 9. — 10. Woche und im © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 304 Verbindung der Tibia mit dem Femur (Kniegelenk, Art. genus]. § 137. Durch lation mit die milclitigere Ausbildung der Tibia wird die Fibula von der Articu- dem Femur ausgeschlossen (S. und 301), die Tibia allein bildet mit letzterem das Kniegelenk. Die in diesem Ge- lenke stattlindeuden Bewegungen sind 241. sowohl Sü-eckung und Beugung (Winkelbewegung) des' Unterschenkels als auch Drehbewegungen desselben. Es ist also ein Trocho-ginghjmiis. Die Gelenkdächen der Condylen des Femur sind den ihnen con-espondirenden Flächen der Lii/. crnciat. Tibia nicht congruent (Fig. 241). Die Con- gruenz wird hergestellt durch zwei aus FaserMen-isc. laf. knorpel halbmondförmige Band- bestehende scheiben, die zwisclien Artic. tib.-ßb. Frontalsolinitt flurch das Kniegelenk. Femur und Tibia lagern. Beide Knochen sind äußerlich durch die Kapsel und ihre V crstärkungsbänder im Zusammenhang, wozu noch die scheinbar im Innern des Kniegelenkes angebrachten Kreuzbänder kommen. Die Bandscheiben, Menisci (halbmondförmige Zwischenknorpel), sind zwei an gekrümmte Platten mit hölierem convexem Baude, deren Gestalt je einer Gelenkflächo der Tibia angepasst ist. Der innere concave Band läuft zugeschärft aus. Mit dem äußeren Bande sind sie der Kapsel verbunden. der Tibia befestigte, in der Fläche An der Tibia befestigen sich beide Me- und vor nisci intercondylea. (Fig. 242) hinter Der der laterale Eminentia Meniscus beschreibt einen kleineren aber vollständigeren Kreis und der andere. ist breiter als Sein vorderer Schenkel ist Eminentia intercondylea befestigt, mit dem hinteren Schenkel tritt er theils an die beiden Vorsprünge der Eminentia intercondylea von hinten vor der heran, tlieils setzt er starken Strang fort, sich der in sieh Fossa intercondylea femoris am einen in der media- Der mediale Memehr halbmondförmig, selunal; len Condylns befestigt. niscus ist vorne, vor der bezüglichen Gelenkfläche der Tibia, dicht am Bande der Vorderfläohe dieses Knochens befestigt, hinten fügt er sich verbreitert in die Fossa intercondylea posterior tibiao hinter die Eminenz. Die Kreuzbänder, Ligamenta crueiata stellen einen mit der Synovialkapsel im stehenden, von hinten her gegen das Innere des Kniegelenkes eingetretenen Bandapparat vor, der von der Fossa intercondylea femoris zur Fossa intercondylea ant. und post, tibiae sich erstreckt. Sie werden nach Ursprung und Insertion unterschieden. Das vordere Kreuzband (Fig. 242) entspringt an der inneren Zusammenhang © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Skelet der unteren Extremität. 305 Fläche des lateralen Condylus femoris und befestigt sich an der Fossa iutercondylea tibiae anterior, wobei Faserziige an den vorderen Schenkel des medialen Meniscus auslaufen. Das stärkere hintere Kreuzhand entspringt an der Innenfläche des medialen Condylus fern, und nimmt an der Fossa intercondylea posterior tibiae weit Die Gelenkkapsel ist Diese Anordnung beider Bänder be- ;Fig. 242). herab iibergreifend seine Insertion dingt den gekreuzten Verlauf. am Femur pelten Flächen befestigt, reicht vorne vorne und am seitlich oberhalb der überknor- höchsten empor und ist an den Seiten dem Knorpelrand gen.ähert. Die Ausvordere Fläche des Femur wird durch ihre Ver- unter die Epicondylcn herab mehr bis dehnung der Kapselhöhle auf die einigung mit einem Schleimbeutel (Bursa subfemoralis) bedingt, welcher oberhalb Exdem Femur, der Patella, zwischen der Endsehne des quadriceps und tensor cruris Fig. sich findet. Hinten geht die Kapsel oberhalb der Condylen hinweg und setzt sich mit Synovialmembran auf die Kreuzbänder und mit diesen zur Tibia fort, während äußerlich mehr straffes Gewebe die hintere ihrer Kapselwaud Tibia ist unterhalb festigt; Kapsel des Margo sich seitlich ein der und hinten infraglenoidalis vorne an der Tuberositas dem das Lig. patellae wand eingetreten ist. Da An vorstellt (Fig. 244). die be- tibiae, in- in die fibröse Kapsel- Unter ihm befindet Schleimbeutel subpatellaris). [B. das Lig. patellae sammt der Endsehne des M. extensor cruris quadriceps die vordere Wand der Gelenkkapsel bildet, kommt auch die Patella mit ihrer ifberknorpelten, hinteren Fläche zur Begrenzung der Gelenk- höhle (Fig. 243). Unterhalb dieser Patellenfiäche bildet die Synovialhaut der Diese setzen sich Kapsel durch Fettcinlagerung stark vorspringende Falten. ursprflnglich mit einer medianen Falte Aber dem vorderen Kreuzband bis zur Fossa intercondylea femoris von hinten fließen. lier fort, so dass sie mit der die Kreuzbänder umschließenden, eindringenden vertioalen Sclieidewand der Gelenkhöhle zusammen- ln diesem Znsfande ist die Gelenkhöhle in zwei, den beiden sprechende Cavitäten geschieden, die nur vorne zwischen PateUa einander Zusammenhängen. senen. Während Condylen ent- und Femur unter Zuweilen erhält sich dieser Zustand beim Erwach- der hintere Theil dieser Scheidewand mit den Kreuzbändern be- stehen bleibt, schwindet der vordere in der Reget bis auf einen dünnen Strang, das Ligamentum mucosum, falten [Plicae adiposae, Ligamenta alaria, mehr oder minder welches jene mächtigen Synovial- Marsupium) mit dem vorderen Rande der Fossa intercondylea femoris in Verbindung setzt (Fig. 243). Geoenbauk, Auatomie. ti. Auil. I. 20 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Absclmitt. 306 Von Fig. 241) die wich- Verstih-kungshiindern der Kapsel sind die Seitenbänder Das tigsten. innere, Lig. mediale (Fig. 244), dialis Fig. 24 J. vom Epicondylns me- entspringt breit und mit sich erstreckt vorderen seiner stärkeren Partie zur Seite der Tibia, an der es weit unterhalb des Marge infraglenoidalis herab sich befestigt. Der hintere dünnere Theil dieses Bandes erreicht nur den Kand des medialen Me- Das äußere inserirt. niscus, vfo er sich Seiten- band, Lig. laterale, ist von der fibrösen Kapselwand schärfer gesondert. Es entspringt vom und befestigt sich an der äußeren Fläche des Köpfchens der Fibula. Eine hinter diesem Strange liegende Fasermasso der Kapsel verläuft zum oberen Theil des Capitulum lateralen Epicondylns fibulae [Lig. tihio-ßhulare postinim]. L/ff. . nudiale An Li<j. tih.-fib. 'gozt. der hinteren Wand der Kapsel strahlt ein Theil der Endsehne des M. als Lig. pnplileum obliquum aus. semimembranosns V on der Gegend des Condylus medialis tibiao aus verläuft jener Sehneuzipfel compact, oder auch nach anderen Richtungen ausstrahlend, in der Kapselwand zum Condylus Zipfel i’llf/pi lateralis femoris Fig. 244). derselben Endsehne zum Marge dialen Seitenbande liffl Kniegelenk von hinten. Ein anderer dem me- unter tritt infraglenoidalis tibiaC. Die Höhle des Kniegelenkes conimunicirt mit einigen synovialer Nebenhöhlen. Außer der Bursa muoosa suhfemoralis besteht noch lateral ein Schleimbeutel unterhalb der Ursprungssehne des M. poplietiis. Er setzt sich auch in die Höhle des oberen Tibio-fibulaxGelenlces fort, Gelenkhühle Margo die dadurch unter dem infraglenoidalis mit dem Kniegelenk comnumidrt. Sehnenzdpfel des M. des semimembranosus medialen Condylus tibiae verlauft. sind jedoch keineswegs beständig, Für das Verständnis des am wenigsten häufig Mechanismus Allem die beiden Menisci in Betracht. oberen und einen unteren Abschnitt. Sie sie denen die Condyli femoris sich bewegen. um Kniegelenkes kommen zerlegen statt. welcher den Diese Communicationen die zuletzt aufgeführte. Im proximalen femoral-Gelenke findet die AVinkelbewegung in des ist Ähnlich setzt sich die fort, das Kniegelenk in vor einen Abschnitt oder Menisco- Die Menisci bilden Pfannen, Sie verändern dabei ihre Form, indem sieb der verscliiedenen Gestaltung der anf ihnen gleitenden Condylentläcben anpasseu. Insofern dabei unter leichten Drehbewegungen der Tibia die Menisci ihre Gestalt ändern, ist gung findet auch der distale Gelenkabsehnitt betboiligt. nur aufäuglicb eine leichte beim Beginne der Streckung eine Drehung in distalen Geleukabschnitte, dem Bei der Beu- Drehung der Tibia nach der medialen lateraler Richtung statt. Seite, In diesem Menisco-tibial-Gelenke, vollzieht sich die Dreh- bewegung des Unterschenkels. Diese ist nur bei der Beugestellnng des letzteren ausführbar, indem dann die Seiteubänder erschlaffen. Bei gestrecktem Unterschenkel finden sie sieb in Spannung und lassen Oberschenkel und üntersebcnkel als Einheit erscheinen, so dass die Gliederung der Extremität deren Stützfuuetion © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Skelet der unteren Extremität. bei aufrechter zusammen bilden Fuß Körperstcllung nicht beeinträchtigt. eine Säule, auf welcher Ober- 307 und Unterschenkel Der ruht. beim Stehen die Körperlast ergänzt diese Säule, indem er ihre Basis bildet, deren Verbindung mit dem Unterschenkel während des Stehens ihn mit den oberen Abschnitten in einheitlicher Function darstellt. Die Erschlaffung der Seitenbänder bei gebeugtem Knie, wenn Ober- und Unterschenkel ihre durch Annäherung der proximalen und distalen also dann, bänder. Am meisten äußert sich das am Stützfunction sistiren, geschieht Befestigungsstellen der Seilen- ralen Coudylus tibiae bei der Rotation ein freierer Spielraum wird. zusammen, dass die Rotationsachse durch den medialen Coudylus Denkt mau sich Spirale (an welcher der die Krümmungsebene dem lateralen Seitenbande, so dass der Gelenkfläcben der late- Damit hängt geht. Condylen Krümmungshalbmesser jedoch mehrmals wechselt!, und als stellt eine man Ausgang der Spirale an der Befestignngsstelle der Seitenbänder vor, so werden diesem Punkte aus auf die Spirale gezogene Radien um so länger sein, je weiter von ihrem Ausgange entfernt sie die Spirale treffen. Auf diese Radien stellen sich die Seitenbänder bei den Winkelbewegungen im Kniegelenk ein. Sie fallen auf kürzere Radien sich den von bei der Beugung, Streckung eine auf längere bei der Streckung, und endlich bilden sie bei fortgesetzter Hemmung. Den Kreuzbändern kommen verschiedene Leistungen zu; zunächst besteht Apparat der Vereinigung von Femur und Tibia; durch ihre Lage in der Fossa intercondylea femoris, wie durch ihre Anordnung gestatten sie Sie hemmen vorzugsweise die mediale Rotation, bedie Bewegung im Gelenke. sitzen aber noch Einfluss bei Streckung und Beugung, indem das vordere Band bei der mit jener Rotation verbundenen Beugung die größte Spannung erlangt und das hintere mit seinen vorderen Fasern die Beugung, mit seinen hinteren die Streckung in ihnen ein mächtiger hemmt (Lakgek). in die Gelenkhöhle vortretcude Synovialpolster sammt an den Vorderrand der Fossa, intercondylea befestigenden Strang [Liflg. alaria und Lig. mucomm) ist am Mechanismus des Kniegelenks nicht direct betheiligt. Jene Falten bilden einen AusfUllapparat der Gelenkhöhle der sich der bei Streckung und Beugung verschiedenen Gestaltung der Höhle anpasst. Daboi worden die Falten durch den zur Fossa intercondylea gehenden Strang jeweils dirigirt: bei der Streckung wagrecht zwischen die Condylen des Femur (vcrgl. Fig. 243), bei der Beugung senkrecht vor die Condylen. Dadurch wird die Straffheit der von einer Streeksehue gebildeten vorderen Kapselwand, welche der Änderung der Gestalt der Gelenkhöhlo nicht zu folgen vermag, compensirt, und die ganze Einrichtung er- Das unterhalb der Patella dem es , von der in die vordere Kapselwand eingetretenen Strecksehne abhängig, insofern durch diese die Anpassungsfähigkeit der Kapsel an die Gestaltveränderung scheint der Gelenkhöhle aufgehört hat. Tibi o-fibular- Verbindung. Die beiden Knochen des Unterschenkels stehen ihrer Länge nach durch eine Membran unter einander im Zusammenhang, und überdies noch proximal und distal mittels Amphiarthrosen. Das Z wi s oh enkno chenb and, Ligamentum cruris), verhält sich interosseum [3Iemhrana interossea Es besitzt am Beginne eine ähnlich jenem des Vorderarmes. 20 * © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 308 Lücke zum Durchlässe von Blutgefäßen. Am distalen Ende werden die Faserzüge von Fett durchsetzt, so dass die Membran über dem distalen Tibio-fibular-Gclenk zwar dicker, aber minder straff sich darstellt. Das proximale Tibio-fibul ar -Gelenk besitzt nahezu plane Gelenkflächen Nach oben zu ist die tibiale Flüche etwas gewölbt, die fibulare entsprechend vertieft. Die im Ganzen sehr mannigfache Confignration lehrt, dass wir Des Zusammenhanges es mit einer untergeordneten Gelenkbildung zu thun haben. der Gelenkhöhle mit der Bursa mucosa poplitea ist beim Kniegelenk Erwähnung (Flg. 241). geschehen. An Häufiger ist eine directe, die erste nicht ausschließende Communication. und ein hinteres Verstärkungsband, Lig. die Kapsel schließt sich ein vorderes capitidi ßhulae oder tihio-ßbulare anterius et posterius an. Das distale Tibio-fibular-Gelenk fließt mit seiner Höhle mit dem Fuß- gelenk (Talo-crural-Gelenk) zusammen und kann somit als ein Thcrl des letzteren gelten (Fig. 251). Die Befestigung des Malleolus fibulae an die Tibia bewerkstelligen zwei, die Gelenkkapsel des Talo-crural- Gelenkes verstärkende Bänder, das Lig. malleoli fibulae (tlbio-fibnlare) anterius und posterius. Beide sind straffe, von der Tibia schräg zum Mall, fibularis sich herab erstreckende breite FaserzUge (Fig. 252). Über die Beziehung dieser Verbindung zum Talo-crural-Gelenk s. bei diesem. 3. Skelet des Fußes. § 138. Im Fußskelet wiederholen sich im Ganzen die bei der Hand unterschiedenen Abschnitte mit Modificationen, welche aus der Verschiedenheit der Function dieser Theile entsprungen sind. Diese Function hcheiTscht auch die Stellung des Fußes Hand deren Längsachse Fuß in entspricht Unterschenkel. Diese einer Dorzum Winkelstellung einer VolaiHäche der Hand entsprechende Sohlfiäche der die kommt salflexiou. So Der Mensch ist plantigrad. in Berührung mit dem Boden. zum Unterschenkel. Während bei der Mittelsteliung der eine Verlängerung der Längsachse des Am Vorderarms ist, befindet sich der den Mittelfuß, Skelete unterscheiden wir die Fußwurzel, Tarsus, Me- tatarsus, und die Phalangen der Zehen. Wie an der Haud, kommen auch am Fuße und an dene I.agebeziehungen in Betracht. anschließende Fläche wird Plantarßäche dorsale (Planta pedis). Die seinen Bestandtheilen verschie- au die Vorderfläche des Unterschenkels sich benannt. Die Der äußere oder entgegengesetzte ist die Sohl- oder laterale Rand entspricht der Fibula (Fibularrand}, der innere, mediale der Tibia (Tibialrand). Unterschiede des Fußes in Vergleichung mit der Hand bestehen in der mächtigen und der Rückbildung der Phalangen, welche distal verkümmert sind. Der Metatarsns hält sich auch bezüglich des Volums seiner Theile zwischen inne. Die voluminösere Ausbildung des Tarsus betrifft vorwiegend die beiden ersten Knochen desselben. Der eine vermittelt die Verbindung mit dem Unterschenkel, und auf ihm, Entfaltung des Tarsus wie auch auf dem zweiten , ruht die Körperlast. Der zweite ist überdies noch durch seine Verbindung mit der Achillessehne nach hinten ausgedehnt. Er bildet den hinteren Dies Theil eines Gewölbes, dessen vorderen die Capitula der Metatarsalien vorstellen. Gewölbe trägt den Körper. So steht das Volum jener Tarsaltheile mit dem Ganzen im Zusammenhang, und dieser durch die ausschließliche Bedeutung des Fußes als Stütz- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 309 Skelet der unteren Extremität. Fig. 245. und Bewegungsorgan erworbene Werth der einzelnen Theile auch die an den Phalangen der Zehen ersichtliche lässt Riickhildung leicht hegreitlich erscheinen. Diese Verhältnisse treten deutlicher hervor hei der Vergleichung des menschlichen Fußes mit dem anderer Primaten, bei denen er noch nicht ausschließlich KiirperFunction auch als Greifstiitze geworden ist und seine Dies bringt die nebenstehende Figur organ äußert. der Phalangen steht iFig. 245) zur Vorstellung. Die Länge hier zu dem Verhalten beim Menschen in auffallendem Contraste. Die beim Menschen verloren gegangene Anpassung des Zehenskeletes an complicirtere Leistungen lässt diese Theile bei den Quadrumanen handartig erscheinen, und das Fehlen der ausschließlichen StUtzfunction giebt der Fußwurzel eine minder massive Gestaltung. Fußskelet von Troglodijtes Gorilla. Tarsus. a. Die sieben Knochen der Fuß Wurzel stellen, mit jenen der Handwurzel verglichen, nicht blos ansehnlichere Stücke dar, sondern besitzen auch eine andere Zwei größere, Talus und Calcaneus, repräsentiren die proximale zusammen den drei Knochen derselben Reihe des Carpus. entsprechen und Reihe Anordnung. Auf den Talus in der folgt distal das Regel fehlenden Naviculare, welches einem der menschlichen Knochen, dem Centrale, entspricht; soviele Metatarsalia tragende Tarsalia, Cuneiformia, zu bezeichnen beine, das Tarsale pflegt. An 1, 2, ihm folgen 3, die drei, man Hand eben- als Keil- den Calcaneus fügt sich distal das Cuhoid, welches mit den 3 Cuneiformia die distale Reihe der Tarsusknochen bildet und, wie das Carpale 4 (Hamatum) zwei Mittelhandknochen, als Tarsale 4 : so zwei Metatarsusknochen trägt. Durch das Fortbestehen der Centrale (als Naviculare) erhalten sich im Tarsus primitivere Zustände als im Carpus. Talus, Astragalus, Wiirfelhein oder Sprungbein. Der einzige, die Verbindung obern, mit dem Unterschenkel vermittelnde Knochen. Sein Körper trägt auf der proximalen Fläche (Fig. 246) eine von vorn nach hinten gewölbte und zugleich in dieser Richtung sich verschmälernde Gelenkfläche, welche auf die mediale und auf die laterale Seite sich fortsetzt. Die breitere laterale Gelenkfläche ist schärfer als legt sich der Malleolus der Fibula an, die mediale von der oberen abgesetzt. Ihr während die Tibia und ihr Malleolus der oberen, sowie der schmalen medialen Fläche angepasst sind. An der hinteren Seite des Knochens besteht eine Furche für die Sehne des M. flexor hallucis longus. Vorne setzt sich vom Körper des Talus ein abgerundeter Vorsprung ab, Caput tali, dessen tiberknorpelte convexe Oberfläche drei, zuweilen wenig scharf begrenzte Abschnitte unterscheiden lässt. Der vorderste fügt sich an das Naviculare, daran grenzt plantar eine hinten und lateral ziehende Fläche, welche von einem Bandapparate (Lig. caleaneo-nao. plant.) bedeckt wird, und an durch diese stößt eine schräg gerichtete ganz plantare Facette (Fig. 248), welche eine unebene Rinne [Sulcus interarticularis [Sulc. i. a.]) von einer dahinter © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 310 Zweiter Absolmitt. liegenden größeren Gelenkfläche der Plantarseite des Knochens geschieden wird. Die zuletzt erwähnte Gelenkfläche ist ooncav und tritt mit der hinteren Fläche in Pi?. 246. Fig. 247. 2 Fußskelet von der Dorsalfläcbe. Fußskelet von der Plantarfläclie. einem scharfen Eand zusammen; sie articulirt, wie die von ihr durch den Sulcus dem Calcanens und bildet den hinteren Abschnitt der Articulatio geschiedene, mit talo-calcanea. Der hintere Theil des Talus, neben dem die Einne für die Sehne des Flexor hal1. liegt, ist zuweilen vom Körper abgetreniit. Ob man in ihm einen selbständigen Skelettheil zu erkennen habe, ist in hohem Grade zweifelhaft. lucis Calcanens, Fersenhein, der größte Knochen der Fußw'urzel, ist länglich gean seiner hinteren Hälfte ohne Verbinduugsflächon, fast vierseitig. Die hintere, mit etwas aufgeworfenem Hände versehene Fläche ist uneben, bildet das plantar vorspringende Tuher (Figg. 247, 249), welches lateral einen kleineren Vorstaltet, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 311 Skelet der unteren Extremität. ist zuweilen cm von Sprung, Tuherculum, neben sieb bat. An der lateralen Seitenfläche An trochlearts. Processus Vorsprung vorhanden, abgegrenzter einer flachen Kinne medial bedeutend das der vorderen, minder massiven Hälfte des Calcaneus zeigt sich vorspringende Sustentaculum tali (1' ig. plantarer Fläche der Sulcus M. fiexoris Die obere Fläche des Snstentaculum an dessen Fig. 24S. hall, verltiuft. ist mit einer Lateral davon ausgestattet. Kinne zn einer Bucht, welche die obere Fläche des vorderen Endes einuimint, Sulcus inferarticularis. Die Kinne scheidet die auf dem Sustentaculum tali liegende Gelenkfläche von einer größeren, welche schräg und nach vorne zn schwach schmalen Grelcnkfläche verbreitert sich eine gewölbt auf den Körper des Calcaneus herabzieht. Diese und die erwähnte Gelenkfläche wird von dem Talus bedeckt. Die auf beiden Knochen angebrachten Vordere untere Gelenlißäche Talus von unten. und Sulci interarticulares correspondiren von innen lateralwärts ziehenden schräg Calcaneus und Talus bilden einen zwischen Der unter ihm (Fig. 246). erweitert sich Canal, welcher vorne in den Sinus tarsi Knochens des Theil noch weiter sich fortsetzende einander Fig. 249. endet mit einer Verbindungsfläche für das Cuhoid. Naviculare (Centrale), Kahnhein, kurz, aber anschließenden breit, mit einer an das Caput tali sich Gelenkpfanne versehen. Dieser entspricht die distale, etwas gewölbte Endfläche mit drei Gelcukfacettcn zur Verbindung mit den drei Cuneiformia. Die dorsale Fläche wölbt sich medial abwärts und endet mit der am medialen Fußrande liegenden Tuherositas ossis Keilbeine. Sie Ttiber Sintere ’Oelenkfläche navicularis (Fig. 247). Cuneiformia (Tarsale tragen durch ihre Form zur Das bei (Fig. 250). erste 1—3), Wölbung (I), größte Vordere Gelenkßäche des Fußrückens plantar ver- ist Calcaneus von olsen. dickt (Fig. 250), dorsal verschmälert, die proximale Gelenkfläche liegt der ersten Facette des Naviculare Die lateEine viel höhere aber schmälere distale trägt das erste Metatarsale an. hintere, am oberen Rande hineine Gelenkflächcn, kleinere zwei zeigt Seite rale Keilbein, und eine vordere, unziehende längere, zur Verbindung mit dem zweiten sich Metatarsale zweite welche das ansehnliche, an kürzeste, rig. 250. zweite Keilbein ist das kleinste und dass es von den beiden anderen distal Das anschließt. so gestaltet, mit überragt wird. Es ist rein keilförmig plantarer Kante. breiter Dorsalfläche und schmaler Naviculare, Es verbindet sich der zweiten Facette des sich Rande oberen vom längliche, eine hat medial Cuneiforme. 1, und erstreckende Geleukfläche für das Hinten'andes für das lateral eine solche längs des 3. Distal trägt es das Metatarsale II. Das Distale Endfläclie des Tarsus. Cuneiforme größer als das zweite, ragt plantar sich proximal der dritten Facette des Naviculare, lateral verbindet bedeutender vor das dem Cnhold, sowie der Basis dos Metatarsale IV seine distale Endfläche trägt dritte Keilbein ist ; Metatarsale Die III. distale Endfläche des ersten Keilbeins ist hei jungen Embryonen medial © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 312 Zweiter Abschnitt. abgeschrägt, was mit der zugleich bestehenden abducirten Stellung der Großzehe an das Verhalten bei Quadrumanen erinnert (Fig. Q45) (Leboücq). stalt. Cuboides (Tarsale 4). Das Würfelhein besitzt Da die mediale Seite höher ist als die laterale, eine annähernd kubische Ge- näliert sich die Gestalt einem Die kürzeste, laterale Fläche bietet einen Einschnitt, der sich plantar als Sulcus für die Sehne des M. peroneus longus fortsetzt Fig. 217). Hinten wird der Sulcus von einer Tiiberosität überragt. Die proximale Fläche des Cuboid ist schwach convex und articulirt mit dem Fersenbein. An der medialen Seite dreiseitigen Prisma. findet sich fast in der Mitte der Länge und nalie am oberen Bande eine größere Gelenkfläche für das Cuneiforme 3. Dahinter besteht häufig eine zweite kleinere für das Naviculare. Die distale Fläche (Fig. 250) correspondirt den Metatarsalia IV und V. Die Ossification Calcaneus. des Tarsus beginnt Bald darauf tritt ein solcher im 6. Fötalmonat mit einem Kiioihenkerne im Vor der Geburt erhält das Cuboid auf. im Talus einen Knochenkeru; während der ersten Lebensjahre das Tarsale 3 (Cuneiforme 3), dann das Tarsale 1, endlich das Tarsale 2, so dass im dritten oder vierten Lebensjahre die drei Keilbeine mit Knochenkernen versehen sind. Das Naviculare schließt sich ihnen an, aber auch schon im ersten Jahre die Ossiflcation beginnen. Vom Calcaneus erhält das Tuber sehr lange knorpelig. Zwischen dem 6. 10. Jahre tritt in ihm ein besonderer Kern auf, der in der Pubertätszeit mit dem Hauptstück synostosirt. soll — sich b. Metatarsus (Mittelfuß). Dieser auf den Tarsus folgende Abschnitt des Fußskeletes besteht aus fünf, eine Querreihe bildenden Knochen, davon der erste der kürzeste, aber der stärkste ist (Figg. 246, 247). Die folgenden 4 sind schlanker und nehmen an Länge ab. sich mit fast planer Gelenkfläche dem Tar- Das proximale Ende (Basis) schließt sus an. Das distale Ende trägt ein Ciipitulum zur Articnlation mit dem stark gewölbtes, plantarwärts ausgedehntes ersten Gliedstück der Zehen. Die Basis des ersten besitzt eine in dorso - plantarer Bichtung ausgedehnte schwach concave Gelenkfläche zur Verbindung mit dem f. Keilbein. Am lateralen Bande findet sich zuweilen eine kleine Articulationsfläche für das Metatarsale II. die Basis keilförmig, dorsal breiter, plantar verschmälert, die proximale Fläche entspricht dem Cuneiforme 2, ist wenig concav und medial abgeschrägt. An diesem ist Lateral ist eine Gelcnkfläcbe für das 3. Keilbein, und davor sind zwei kleinere für medial eine für das 1. Keilbein bemerkbar. Am dritten Metatarsale besitzt die Basis, der des zweiten ähnlich, eine schräge proximale Endfläche, die dem Cuneiforme entspricht. An der medialen Seite der Basis entsprechen zwei kleine Gelenkflächen dem zweiten, an der lateralen Seite eine größere dem vierten Metatarsale. Am vierten ist die Keilform weniger deut- das Metatarsale 3, An jeder Seite dient eine Gelenkfläehe zur Verbindung mit den Basen der benachbarten Metatarsalia. Die Basis des fünften Metatarsale ist lateral in eine Tuberositat ausgezogen und trägt eine schräge Gelenkfläche, an welche eine andere an der medialen Seite sich anschließt. Die Mittelstücke der Metatarsalia sind im Allgemeinen dreikantig gestaltet mit einer für die einzelnen Knochen verschiedenen Bichtung der Flächen. Die Capitula sind beträchtlich plantarwärts ausgedehnt und lich. besitzen hinter der gewölbten Gelenkfläehe seitliche Grübchen zur Befestigung von Bändern. ersten wird die Gelenkfläche plantar durch eine longitudinale Erhebung in zwei seit- Am © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 313 Skelet der unteren Extremität. denen zwei im Bandapparat entstandene liebe rinnenfürmige Abschnitte geschieden, Sesambeine (Fig. 247) auflagcrn. Die Verknöcherung des Metataisus findet im Allgemeinen nach dem heim Metacarpus statt, und auch für die zeitlichen Verhältnisse bestehen Überein- hesohriebenen Modus stimiuungen. carpale I von Auch das oben beim Metacarpus bezüglich der Abweichung des Metaden Übrigen Dargelegte hat für das Metatarsale I Geltung. c. Den Zehen Phalangen. kommen im Allgemeinen die gleichen Skelettheile zu Hand. Auch die dem Daumen entsprechende Großzehe des Fnßes wie den Fingern der [Hallux] besitzt nur zwei Phalangen. Aber die Zehen bilden den mindest volu- minösen Theil des Fußes, und an ihren Phalangen bestehen in Vergleichung mit den Fingern der Hand bedeutende Reductionen. Dariu zeigt sieh ein Gegensatz zu den Affen, bei denen die Ausbildung der Phalangen des Fußes als Greiforgan entspricht und damit auch wieder die beim der Function Menschen bestehende Reduction erläutert (S. 309, Fig. 245). den vier äußeren Zehen ist nur die Grundphalangc von einiger Länge; die ist von der zweiten Zehe an bedeutend reducirt, so dass sie an der fünften häufig breiter als lang erscheint. Auch die Endphalangen bieten diese Erscheinung der Reduction. Bezüglich des spcciellcn Verhaltens der Basen und der Capitula werden dieselben Befunde wie an den Fingern unterschieden, aber dieses Verhalten ist in dem Maße undeutlich, als die Phalange selbst reducirt ist. An Mittelphalange Die Verknöcherung erfolgt wie bei den Phalangen der Finger, nur etwas später. Das charakteristische Bild der Reduction der Phalangen der Zehen wird aus den fnnctionellen Verhältnissen des Fußes verständlich, indem der Fuss als Stützorgan wesentlich mit dem hinteren Theile des Tarsus (Calcaneus) sowie mit den Metatarso- phalangeal-Gelenken sich auf den Boden stützt, sind die Zehen für jene Hauptfunotion von geringerer Bedeutung und haben sich , man möchte des activen Abschnittes des Fnßes umgewandelt. fast sagen , zu Anhangsgebilden Die Ausbildung kommt dagegen eben diesem aus Tarsus und Metatarsus zusammengesetzten Abschnitte zu, der dadurch, er schon dass von vorne herein ein compacteres Ganzes bildet, für die Verwendung zur Stütze geeigneter sein musste, als die unter sich freien, von der Crural-Verbiuduug entfernteren Endglieder des anderen, Fußes, die Zehen. nicht reducirten, Function standen, S. Der Reductionszustand der Zehen setzt aber einen nothwendlg voraus, einen solchen, in welchem die Zehen in der Finger der die jener Hand ähnlich gewesen sein wird. S. oben 308 Anm. Verbindungen des Fußskeletes. § 139. Wir unterscheiden die Verbindungen nach den Hauptabschnitten, zwischen Verbindung des Fußes mit dem Unterschenkel, die denen Verbindungen innerhalb des Tarsus, dann jene zwischen Tarsus und Metatarsus, Metatarsus und Phalangen, endlich jene zwischen den Phalangen der Zehen. sie bestehen; also die Die Bewegungsverhältnisse des Fußes resultireu aus dessen functioneilen Beziehungen und sind demgemäß von jenen der Hand verschieden, wenn auch in manchen Punkten an die Bewegungen der Hand erinnert wird. Die erste, mit © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Zweiter Abschnitt. 314 den übrigen im Zusammenhang stehende Eigentliflmlichkeit findet sich in der Winkelstellung des Fußes zum Fußspitze verkleinert jenen Winkel, der Beugung sind also Bewegungen, Hand durch Beim Senken der Fußspitze Unterschenkel. der nach vorn offene Winkel vergrößert, Fuß wird der Fuß Plantarflexion des Fußes, die der Volarflexion der Eine zweite Bew'egung geht nähert den ihn fernt Heben des Fuß davon. Endlich bestehen noch Eotationsbewegungen, Supination bezeichnet werden, indem Fußraudes bestehen und Hand durch Bewegungen die Rotation des werden sich vollziehen, Diese Bewegungen des Fußes leiten ab, dann bei Prosimiern und Quadrumanen) des Menschen Hand fungiren in einem die in einem Prunation und sie ist sieli nicht übersehen lassen. Radius für geleistet Hand lässt. Wäh- werden, also bereits den Fuß in dessen eigenen Ge- nicht direct daran hetheiligt. von einem Zustande größerer Beweglich- welcher in manchen Säugethierabtheilungen Analogie der als den gleichnamigen Bewegungen der sie lenken ausgeführt, und der Unterschenkel keit Die erstere Diese Ähnlichkeit darf aber die totale Verschiedenheit der anatomischen Bedingungen jener am Vorderarm Eine entspräche, existirt nicht. und Abduction. Addiiction seitlich: lateralen oder des medialen sie für die Hand der bei der liegen. der Fortsetzung der Medianebene des Körpers, die letztere ent- annähernd entsprechen. rend Streckung und w'ird gebeugt. welche innerhalb der Grenzen und Streckung geäußerten Excursion Dorsalfiexion Avird Heben der gestreckt. existirt (einem Theile der Marsupialia, und den Fuß früheren Eiitwicklungsstadium (5. — 6. Greiforgaii als Einen diesem ähnlichen Zustand “Woche), nach auch der Fuß bietet in welchem der Talus zwischen Tibia und Fibula sich einschiebt und in dieser seiner Gestaltung mit jener stimmt, die er bei Phalangista besitzt (ITenke und Rether 1. c.). Auch die abducirte Stellung des Hallux ist in gleichem Sinne bemerkenswerth. Articulatio pedis, Art. talo-cruralis (oberes Spruuggelenk). Die distalen Enden der beiden Knochen des Unterschenkels umfassen den Talus (Fig. 251). Der Talus nud mit ihm der Fuß bewegt sieb zwischen beiden Malleolen wie in einem Charniergelenk. solchen. vom Es ist aber keine reine Von dem Umfange der von eines Malleolus fibulae dargebotenen Gelenkfläohe ent- springt die Gelenkkapsel und hegiebt zum hinten schlaff, seitlich straft' bindet sie sich erst mit dem Halse sie Form der Tibia und sich, Talus. vorn und Vorne ver- dos Talus, während hinten dicht an der Grenze des Gelenkknorpels sich aufügt. An den Seiten wird die straffe Kapsel noch durch accessorische Bänder verstärkt. Medial des. findet sich das Es entspringt breit Ligamentum vom Malleolus deltoi- tibiae, ver- Faserzügen und ist theils an der medialen Seite des Talus befestigt, theils über den Talus herab am Sustentaculnm tali des Calcaneus breitert sich abAvärts mit divergenten „ Iroutalsehmtt crurai-Gelenk. , aarcli das TaloAnsicht von vorne, lind vorvvUi’ts bis zum iNuviculare. Man hat CB nach den © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 315 Skelet der untereu Extremität. Diesem Bande entverschiedenen lusertionsstollen in raelirere Bänder zerlegt. sprechen an der lateralen Seite drei völlig gesonderte Bänder. Das Ligamentum talo-ßhulare anticum (Fig. 253) geht vom Vorderrande des Malleolus fibnlaris medial und vorwärts und befestigt sich am Körper des Talus. (Fig. 253) geht von der Spitze des Malleolus abwärts zur Das Ltg. calcaneo-ßhulare Seite des Calcaneus. lich entspringt das Lig. talo-fihulare poeticum hinter der Gelenkfläche der verläuft transversal einwärts zum End- Fibula und Talus, an dessen hinterer Fläche es sich befestigt (Fig. 252). Beim Stehen wird der Talus von den ünterschenkelknochen derart umfasst, Beim Heben der Fußspitze dass die Gelenkflächen völlig congrnent erscheinen. Der tritt der vordere breitere Theil der Talusgelenkfläche zwischen die Malleoli. Mall, lateralis weicht daher etnms aus seinem Gelenk. Beim Senken der Fußspitze (Strecken des Fußes) gleitet die Pfanne auf den hinteren schmäleren Theil des Talus, daher hierbei kleine seitliche Bewegungen (um eine durch den Malleolus lateralis gehende Achse) ausführbar sind. Beim Aufrechtstehen ergiebt sich somit eine festere Verbindung und der Fuß schließt sich dem Unterschenkel unmittelbar an, während beim Heben des letzteren, wie es beim Gehen stattfindet, die dann größere Beweglichkeit des Fußes aus einer Minderung jener festen Verbindung hervorgelit. Die beim Stehen einheitlich wirkenden Untergliedmaßen lösen sich somit beim Gehen in ihre drei Hauptabschnitte auf. C. Langer, Über das Sprunggelenk. Denkschr. der K. Acad. zu Wien. Bd. XII. Articulatio talo-calcaneo-navicularis (unteres Sprunggelenk). Diese Gelenkverbindung repriiseutirt einen Complex von einzelnen Gelenken, welche zusammen eine fuuctionelle Einheit bilden. Die einzelnen Articulationeu sind: die Articulatio talo-calcanea und die Art. talo-uavicularis. Die Art. talo-calcanea zerfällt ln zwei, durch den Sinns tarsi getrennte Abschnitte, einen hinteren und einen vorderen, welch’ zu Einem Gelenke sich vereinigt. An dem hinteren Gelenke betheiligen sich die hinteren GelenkDie geflächen beider Knochen. wölbte, annähernd einen Theil eines schräg liegenden Kegelmantels darstellende Gelenkfläche des Calcaneus letzterer mit der Art. talo- navicularls Fig. 252. Lig. tih.-ßb. gleitet in der auf der Unterfläche des Sulc.pro und %iost. Taluskörpers befindlichen breiteti tib. in/. scliräggerichteten Eiune. Die besonders hinten und lateral schlatfere Kapsel ist an der Peripherie der Gelenkflächcn befestigt undbesitzt ein laterales Verstärkungs- band, Lig. ialo-ßb. post. Lig. calc.-fib. talo-calcancum laterale Ein vorderes Verstärkungs- Lig. (Fig. 25-5). band wird durch das den Sinus tarsi durchsetzende Ligamentum talo-ealeaneuni Sulc. 2f6*‘on. Lig. delt. interossemn gebildet. Dieser i, iaio-caic. imst. Fußgelenk von liinten. Bandapparat bildet eine feste Vereinigung der Knochen, ist aber derart gelagert, dass er dabei die Beweglichkeit nicht ausschließt. Er besteht aus einem äußeren oberflächlichen und einem inneren. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 316 Zweiter Abschnitt. diesen ki-euzcnden Abschnitte. Ein hinteres Verstärknngsband bildet das Lig. talocalcaneum posticum, welches von einem Vorsprunge des Tains, lateral vom Sulcus flexoris hallucis longi, zum Calcaneus sich erstreckt (Fig. 252), Im Talo-calca 11 eo-navicular -Gelenk vom welchen sie kreuzt, um dann ins Fersenbein zu treten, tignngsstelle des Lig. talo-calcaneum laterale ihren ist verläuft also in jeder Beugung Beziehung eine schräge. (Dorsalfiexion) des Supination ist wo Endpunkt das 8. 314 Bemerkte zu beachten. Weise Bei diesen Bewegungen betheiligt, Lig. calcaneo-flbulare laterale steht (Fig. 253) ist die indem bei der Supi- und Adduction das Cuboid an dem Calcaneus abwärts Pronation und Abduction sich aufwärts bewegt. Das Ligamentum talo-calcaneum die Bezüglich der Pronation und nation dem Diese Linie findet. Fußes bewirkt Abduction und Pronation, wnihrend Articulatio calcaneo-cuboidea in ergänzender mit tarsi, der Befes- sie hinter Die in diesem Gelenke sich vollziehende Streckung Adduotion und Supination zur Folge hat. bein Bewegungsachse die oberen Vorderrande des Talus-Kopfes durch letzteren in den Sinus und gleitet am an seiner Befestigungsstelle im Zusammenhang, bei der Fersen- aber von divergirt diesem vor- und medialwärts und befestigt sich unterhalb der lateralen Gelenküäche wo es meist mit dem 1.1g. talo-fibulare antluum ziisammenflieJät. Das Ligamentum talo-calcaneum interotseum bildet an seinem hinteren, in der Tiefe des Talus, des Sulcus luterossens beflndlichen Abschnitte zuweilen einen einzigen Strang auch fig. 253. sonst viele Wenn heiten. und zeigt Verschieden- durch es die zwei oben aufgefiihrten gekreuzten Bänder gebildet wird, entspringt das Calcaneus und verläuft vor- und aufwärts Fläche des Caput wird von einem welches kreuzt, der schräg zur lateralen tali. Dieses zweiten ge- vom lateral vorigen unmittelbar xande so vom hinterste am Vorder- Gelenkfläche des Calcaneus entspringt, und schräg medianwärts aufsteigend, sich vor der Gelenkfläche des Talus befestigt. Der äußere Abschnitt des Bandcomplexes wird durch mehrere, breit am Eingänge entspringende Bänder des Fußes, lateral gesehen. dem den Sinus Bänder gebildet, welche nach der lateralen Seite des Capnt hier hinter vom Calcaneus in tali convergiren und Die hinteren Züge verlaufen schräg nach vorne, die vorderen mehr in querer Richtung. Der äußere Theil des Lig. talocalcaneum gehört den dorsalen Bändern des Tarsus an. Der schräge Verlauf dieser Bänder ist den Drehbewegungen des Fußes im unteren Sprunggelenk günstig. Ein Talo-navieular-Gelenk befestigt sind. Lig. talo-calcaneum mediale ist ein schwacher, zum vom hinteren Ende des Snstentacnlum tali Talus verlaufender, theilweise den Sulcus flexoris hallucis longi begrenzender Strang. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 317 Skelet der unteren Extremität. Der vordere Absclinitt der Articulatio talo-calcanea ist mit der Art. talo-navigebildeten cularis vereinigt. Der Golenkkopf des Talus liegt in der vom Naviculare fortsetzt. Pfanne die sich durch das Lig- calcaneo-naviculare plantare zum Calcaneus Caput Dieses Band vervollständigt mit ilberknorpelter Fläche die Pfanne für das tali. Nicht selten enthält es eine Ossification. Die Articulatio calcaneo-cuboidea vermöge der schwach sattelförmigen Gelenkflächen beider Knochen nur wie denn auch die Kapsel von den Bändern der gestattet wenig ergiebige Bewegungen, Gelenkfläche des einen Knochens unmittelbar zu jenen des andern sich erstreckt. Dorsale und plantare Bänder verstärken sie. Die Articulatio calcaneo-cuboidea CiioPART’sche*) Gelenklinie. bildet mit der Art. talo-navicularis die Articulatio cuneo-navicularis umfasst die Verbindung des Naviculare Die noch eine Gelenkverbindung zwischen mit den drei Keilbeinen, nicht selten auch Die Gelenkhöhle setzt sich eine Strecke zwischen die Naviculare. und Cuboid. abgeschlossen. Durch die Cuneiformia fort und wird von einer stralfen Kapsel starke, vorzüglich plantar entgeringe Krümmung der Gelenkflächen sowie durch So accessorische Bänder wird die Verbindung zu einer Amphiarthrose. faltete den distalen Tarverhalten sich auch die Arliculationes intertarseae zwischen Tarsale I und dem zwischen Articulation in die salien, von denen die erste sich der Basis des Metatarsale II fortsetzt. Ligamenta inlernssea fallen großentheils den Raum außerhalb der einander zugekehrten sind. GelenkÜäc.hei» der vier distalen Tarsalia, welche dadurch fest verbunden Articulationes tarso-metatarseae. gleichfalls und M. V angefügt. lenkhöhle, fünfte, und In dieser Verbindung bestehen nur schwach gekrümmte Gelenkflächen, doch größere Beweglichkeit gestattet. Fester ist ist dem Metatarsale I das Metatarsale II und III Die erste Tarso-metatarsal-Verbiudung besitzt eine selbständige Geebenso in der Kegel je die zweite und dritte sowie die vierte und doch sind diese beiden Gelenkhohlen zuweilen auf einer Strecke vereinigt. Gewöhnlich besteht auch zwischen der zweiten Tarso-metatarsal-Articulation den beiden ersten Tarder Art. cuneo-navicularis ein Zusammenhang zwischen salien hindurch. zwischen die Basen der Metatarsalia fort Die Gelenkböhleii setzen sich zum Theil Ein solcher fehlt nur Zusammenhang. im Iniirmetatarsal-Gelenlcen und stehen so mit tarso-metatarsale Verbindung wird auch Lisfeanogesammte Die II. u. 1 Metatars. zwischen sches Gelenk genannt. Metatarso-phalaiigeal- und Interphalangeal-Verbindungen. pedis Articulatio digitorum (Zehengelenke). Diese Verbindungen wiederholen im Wesentlichen die bei der Hand geschilMetaderten Einrichtungen. In den Articnlationen der Grundphalangen mit den zu Paris, geh. 1743, *) Fe. Ch. Chopaet, Chirurg + 1795. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 318 Zweiter Abschnitt. tarsalien besteht eine bedeutende dorsale Ausdehnung der Gelenkflächen der und gerade da ist die Congruenz mit den Pfannen der Grundphalangen am vollständigsten. Diesem Ummetatai saleu Capitula, Fig. 254. stande in entspi-icht Kegel der die an Grundphalange der bestehende Streckstellung der 2. — (Dorsalflexion) Zehe 5. (vergl. 257 B), welche mit der Gewölbcstructur des Fußes im Zusammenhang steht. Die Zehen sind an dieser nicht mehr betheiligt, und der Fuß stützt sich vorne w-eseutlich auf die metaFig. tarsalen Capitula, Bei während dem Versuche Zehen lassen, gleiten die wenn auch die Zehen dorsahvärts verschoben einer jener der Finger ähnlichen sind. Beugung der Grnndphalangen auf incongruenten Flächen und die Kapsel eine Congruenz herstellt, eine Irre- gularität erkennen, die aus der beim Menschen eingetretenen Außer- gebrauchstellnng der Zehen erklärbar wird. Artic. metatarsophalangea et ia- Die Kapsel der Metatarso-phalangeal-Gelenke besitzt eine bedeutende plantare Verstärkung, welche an der Großzehe ffig. 254) regelmäßig zwei terphalangea hall. Sect.;loDg. Sesambeine Auch chen. (a) enthält. Diese articuliren direct mit in der Gelenkkapsel der fünften Zehe dem Metatarsal-Köpf- findet sich zuweilen ein Sesambein. Bänder des Fußes (Tarsus und Metatarsus). Außer den bei der Articulatio talo-crnralis aufgeführten Bändern, sowie verschiedenen Zwischenknochenbändern, kommen dem Fuße sowohl dorsal den als auch plantar noch besondere Bänder zu. Wir behandeln diese hier im Zusammenhänge, da sie sich zum Theil über mehrere Knochenverbindungen hinweg erstrecken. Die Vertheilung dieser Bänder geht mit der am Fuße ausgesprochenen Hand in Hand. Dieses zeigt sich in der geringeren Stärke der und der bedeutenden Mächtigkeit der plantaren Bänder. Gewdlbestructur dorsalen a. Dorsale Bänder: Hier sind ebeusoviele Bänder unterscheidbar, als Knochenfläcben mit einander Gelenkverbindung treten. Zwischen den größeren Tarsalien sind diese Verstär- kungsbänder wieder in mehrere, auch wohl besonders beschriebene Züge getrennt. Von. diesen Bändern führen wir an: 1. Die im Anschlüsse an die Ligg. talo-calcanea interossea stehenden Ligg. talo-calcanea dorsa/ia 'Fig.25ö). (Lig.talo-calc. lateralia''. Es sind starke, in mehrere Schich- wekhe den Sinns schräg nach vorn durchsetzen. Sie entspringen von der oberen Fläche des Calcaneus und sind an der Seitenfläche des Caput tali häufig divergirend inserirt. ten geordnete Faserziige, L. talo-nav. \ dOTfi&U \ • L. ialo~calc. dors- (pro/.] L, ialo-calc. lat. Articulatio talo-calcaneo- navionlaris, lateral gesehen. tarsi 2. Das TÄgamantum dorsale (Fig. 2.55) lateralen Fläche des erstreckt talo - naviculare sich von der Caput tali schräg zur oberen Fläche des Naviculare. In dieses Band setzen sieh auch Züge aus der tiefen Schichte des vorgenannten Bandes fort. ' © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 319 Skelet der unteren Extremität. 3. Das Lig. calcaneo-cuhoidmm dorsale dem Höcker entspringt von (Pig. 253) 4. Uber der distalen Endfläche des Calcaneus und läuft schräg medianwärts zum Cuab boid. 5. Von seinem medialen Rande zweigen sich platte Züge zum Navicnlare (Lig. cuh.-navic. dorsale). Ligg. navioulari- cuneiformia dorsalia verlaufen vom Naviculare zu den drei Keilbeinen. Ligg. intermetatarsea dorsalia erstrecken sich zwischen den Basen der Meta- Endlich verlaufen von den Tarsalien bald gerade, bald schräg angeordnete Züge zu dem Rücken der Metatarsalbasen. Von diesen verdient nur das Lig. cuhoideo-metatarsale zum Metatarsale V besondere Erwälmnng (Fig. 253). tarsalia. b. Plantare Bänder. Diese erhalten die am Skelet ausgesprochene doppelte Wölbung der Sohlfläche Die wichtigsten sind folgende; \.Lig. oalcanen-cuhoideum plantare (Fig. 25ß) ist das mächtigste Band des Fußes. Es verläuft von der Plantarfläche des Fersenbeins zum Cuboid, überbrüokt^'mit des Fußes. seiner oberflächlichen Schichte [Lig. cah. Kg. den Sulcus peroneus nach den Basen des MetaMit einer tiefen tarsale III— Y aus. plant, hreve) calcaneo-cuhoideum [Lig. Lage endigt es an dem hinterem Rande jenes cuh. plant, longiini) und 256. strahlt Sulcus. 2. Lig. caloaneo-navictilare plantare. vom Sustentaculum tali zum Naviculare und ergänzt damit die Erstreckt sieh Sulcus fiexoris hall, lont/i L. calcan.-cnh. lüant. long. den öelenkkopf des Talus aufnehmende Pfanne (s. oben), daher es an jener Fläche überknorpelt ist [I/ig. cartilagineum). L. cfflc.-uavic. plant. L. C7i)i.~nav. Lateral eine trägt glatte, dieses hänflg rinnenförinige Band übeiknorpelte Fläche, auf , aber welcher des M. tibialis post, gleitet, während jene des M. flex. dig. longus etwas tiefer herab, dicht über' dem Rand des Sustentaculum 3. L.ctib.-nav.obliq. die Endseime tali L. euHfo-metat. oblig. L. tarso-ineiat. 1 vorüber zieht. Lig. cuhoideo-navicalare obliquum erstreckt sich schräg vom Cuboid nach hinten und aufwärts zum Naviculare. 4. Lig. cuneo - metatarsale ohllguum geht von der lateralen Fläche des Cuneiforme Wie jil. gleii-hfalls Plantare Bänder. 1 zur Basis des Metatarsale III. das vorige dient es der lateralen Wölbung. 5. Lig. tarso-metatarsah Metatarsale 6. I erstreckt sieh vom ersten Keilbein zur Basis des I. Lig. metatarsale transversum plantare werden, welche die Basen des 2., 3., 4. und können jene starken Faserzüge benannt 5. Metatarsale unter einander verbinden. und nehmen von anderen Richtungen auf Außer diesen bestehen noch kleinere Bandzüge. So ist der plantare Vorsprung des Cuneiforme 3 (Tarsale 3) der Sammelpunkt mehrerer zur Spannung der Quer- Sie setzen sich zum Thcile zwischen oberflächliche Faserzüge die bezüglichen Metatars.alia fort © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 320 Zweiter Abschnitt. Wölbung beitragenden Bänder, die besteht darin eine Ähnlichkeit mit man als Ligg. radiata zusammenfasson kann. Es des Capitatum (Carpale 3) (s. oben S. 286). Die geringe plantare Ausdehnung des Tarsale 2 (Cuneiforme 2) begünstigt die Fortsetzung dieser Züge zum ersten Tarsale. dem Verhalten Zwischen den Capitula der Metatarsalia, mit der Verstärkung der Gelenkkapsel, metatarsi, welche, verschieden und zwar im plantaren Zusammenhänge verlaufen vom Verhalten quere Faserziige, ähnlicher Bänder der Ligg. capitulorum Hand, auch auf die Großzehe übergeben. Bei den meisten kleineren Bändern ergeben sich viele individuelle Schwankungen und selbständigen Ausprägung, und nur die Verlaufsriohtung der Züge ist constant. Endlich gewinnen manche der plantaren Bänder durch Ausstrahlung der Endsehnen von Muskeln (s. diese) an Mächtigkeit. der Stärke Auch der Plantar- Aponeurose (s. unten) ist für die Erhaltung der Spannung der Längswölbung des Fußes die Bedeutung eines Ligamentes beiziimessen. § Durch lässt, die W ölbung wird demselben des HO. Fußes, welche die Sohlfiäche concav erscheinen ohne Beeinträchtigung seiner Bedeutung als gewisser Grad von Elasticität zu Theil, die bei der Locomotion auf den überträgt. Beim Stehen vertheilt sich Stütze ein Gang sich der Druck der Körperlast auf mehrere Punkte, die durch die Wölbungsverhältnisse bestimmt sind. Die Längswölbung ist medial am bedeutendsten (Fig. 257 A). Later.al verkürzt sich ihr Bogen, Fig. 257. indem er vom Fersenbeinhöcker meist nur bis zur sale V sich das einer Basis reicht. des Metatar- Lateral stützt Fußgewölbe also mit längeren Mittelfnßes auf Strecke des den Boden erst das Ca- als medial, wo pitnlum des Metatarsale I den vorderen Stützpunkt zu bilden scheint. Da aber dieses Metatarsale weniger fest mit dom Tarsus verbunden ist, als das zweite, dessen Basis den Tarsus sich einkeilt, man den vorderen Stützpunkt am Capituhim des zweiten Metatarsale zu suchen in hat (F. Arnold), wenn dem er nicht dritten Metatarsale ent- spricht (H. V. Meyer). stellt Senkrechtö Längsänrchsclinitte durch einen rechten Fuß. Der Schnitt B ist etwas weniges schräg gerichtet. sich Somit die Großzehe in einen ähnlichen Gegensatz zu den übrigen Zehen, wie dies an der Hand bei dem Daumen und deuFingern bestand. Eine © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 321 Skelet der unteren Extremität. zweite Wölbung besteht in transversaler Richtung. Sie beginnt bereits proximal, indem der Calcaneus mit seinem Sustentacnlum tali eine longitudinale Höhlung von oben her begrenzt. Weiter vorne wird die Wölbung durch Cuboid und Naviculare gebildet, die plantarwärts am medialen und lateralen Rande vorspringen, und distal nimmt die Wölbung durch die Keilbeine zu (vergl. Fig. 250). Sie besteht auch schon am Metatarsus, dessen Randstücko tiefer als die mittleren liegen. Wie sich aus der Beschaffenheit der Gelenke erglebt, ist die mediale Portion des Fußes mit Talus, Navicnlare und den drei Keilbeinen beweglicher als die lateund Cuboid. An den Bewegungen des Fußes betheiligen sich Tarsalgelenke, sondern auch das Talo-tibial-Gelenk. Auch proximalen nicht nur alle an der vorwiegend in letzterem Gelenke vor sich gehenden Streckung und Beugung rale mit Calcaneus des Fußes nehmen die Tarsalgelenke nach Maßgabe der in ihnen gestatteten weglichkeit Theil. H. . V. Metek, Statik Gegenbadr, Anatomie. und Mechanik 6. Aufl. I. des mensohl, hiißes. Jena 1886. 21 Be- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Dritter Abschnitt. Vom M 11 s k c 1 s y s t e m. Allgemeines. § 141 Das Mnskelsystem gebauter Organe, artig teristischer, contractiler . besteht aus einer großen Anzahl im Wesentlichen gleich- den Muskeln, Formelemonte — deren jeder eine Vereinigung charak- — quergestreifter Muskelfasern darMit diesen seinen Bestandtheilen nberkleidet das Mnskelsystem das Skelet, von welchem es nnr wenige Theile freilässt, und trägt zur bestimmten bietet (S. 121). Gestaltung des Reliefs der Körperoberfläche in hohem Grade bei. Die Summe von Muskeln, welche einem Körpertheile oder auch dem ganzen Köi-per zukommt bildet dessen Muskulatur. Das Mnskelsystem begreift also die gesammte Muskulatur des Körpers in sich. Soweit diese aus jenen contraetilen Fasern zusammengesetzt bildet sie das Fleisch, die Fleischtheile des Körpers. ist, Regionale Eintheilung der Oberfläche des Körp erstammes. Da pfängt, die Körperobei-fläche ist Relief grüßtentheils von der Muskulatur ihr em- hier der Ort, die regionale Betrachtung dieser Oberfläche anzuschließen, zumal die Unterscheidung jener Regionen von praktischer Bedeutung ist. Am Körperstamme unterscheiden wir die Vorder- und Iliuterseite als dorsale und ventrale Oberfläche. Die gesammte Rfl Nackenlinie des Lateral kann eine Linie schnitt ckenf lache Hinterhauptes vom , des Körperstammes unten von den wird oben von der Darmbeincristen abgegrenzt. Zitzenfortsatze zur Schulterhöhe den obersten des Rückens als Nackenregion, Regio cervicalis posterior Ab- oder Regio nuchalis [Cervix, Nucha), von der vorderen Halsregion scheiden. Weiter abwärts dient die Scapula zur Unterscheidung einer Schullerbluttregion von einer mittleren Tlioracalregion [Regio interscupularis), an diese schließt sich abwärts die Lendenregion, durch eine und endlich vom Ende rechte Linie von die der letzten der ventralen Sacralregion an. Die erstere grenzt sich Rippe4zum Darmbeinkamme gezogene senk- Oberfläche ab. An die Sacralregion schließt : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom sicli seitlich Muskelsystem. Allgemeines. die Gesäßregion {R. glutaealis) an, welche bereits den 323 Untergliedmaßen angehört. Wie am Skelet des Stammes der vorwärts gerichtete Theil eine reichere Glie- derung in mehrfache Abschnitte kund gab, so bietet auch die vordere oder Obeidläche Stammes des venti'ale eine Fig. 258. Anzahl größerer, von einander zu unterscheidender Abschnitte. Am R. stibment. Kopfe kommt der AntlitzEinzelne Re- theil in Betracht. R. hyoidea gionen werden hier nach den Organen unterschieden, welche R, thyreoidea das Antlitz einnehmen. Fovea jugnlaris Am Halse wird die vor- dere Halsregion [R. cervicalis anterior, R. durch colli) die oben aufgeführte Linie von der hinteren oder Nackenregiou geIhre untere Grenze schieden. bildet die Manubrium Clavicula und das sterni. Man rechnet zur Halsregion auch eine streng genommen dem Kopfe zukommeiide indem man des Halses die zum Rande Unterkiefers legt. nalen Strecke, obere Grenze des Her regio- Orientirung thut das keinen Einriag, zumal bei der Muskulatur auf eine schärfere Unterscheidung Rücksicht ge- nommen wird. An der vorderen Halsregion scheidet man einen mittleren Abschnitt von den beiden lichen, seit- indem man von jedem Sterno - clavicular - Gelenk eine Linie bis zur Seite des Kinnes sich gezogen denkt. Die zwiKörperstamin mit Eintheilung in einzeln© Regionen. schen diesen beiden parallelen Linien befindliche Regio mediana Manubrium sterni, die colli zeigt Fovea jugularis. zu unterst eine Vertiefung über dem Weiter oben bildet der Kehlkopf (Gart, beim Manne mehr, beim Weibe kaum bemerkbaren Vorsprung Prominentia la?'ijnge(i. Über dieser liegt das Zungenbein, nach welchem die thyreoides) einen 21 * © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 324 Dritter Abschnitt. Von da bezügliche Gegend Regio hyoidea heißt. zum erstreckt sich die schon Kopfe gehörige Halsfläche zum Unterkiefen'ande, und wird als Regio subrnenlalis Die beiden seitlichen Halsregiouen sind durch einen schräg von unterschieden. unten und medial aufwärts und lateral ziehenden Wulst, inferius hat seine Basis an der Clavicula, seine den der M. sterno- Das Trigonum cervicnle cleido-mastoideus bildet, in zwei Dreiecke geschieden. Spitze sieht nach oben. Über der Clavicula erscheint, besonders bei mageren Individuen ausgeprägt, die Fovea supraclavicularis. M. omohyoideus Der Bauch des Das Trigonum oberflächlich meist nicht sichtbare hintere diese gi'enzt Grube nach hinten und oben cervicale superius lässt seinen oberen, An Regio mhmaxillaris unterscheiden. vom ab. Unterkiefer abgegrenzteu Theil als das obere Ilalsdreieck schließt sich, dem hinteren oberen Winkel folgend, die Regio retromandibularis (retromaxillaris) an, welche eigentlich dem Gebiete des Kopfes angchört. hinter dem zum Ohre, wo Unterkiefer bis Sie bildet eine Vertiefung Ende auch ihr Fossa parolidea be- als zeichnet wird. Auf den Hals Die abwärts die ßrustregion. folgt in der Oberfläche der Brust {Regio thoracica) gegebene. Körperregion scheidet sich in eine vordere, eine seitliche und eine sich wieder eine in Letztere hintere. Riiekenregion zusammen. dem mit fällt Die vordere Brusrtegion mediane und [R. thoraoalen Abschnitte der thoracica anterior) theilt Zwei von den Sterno- Gegenden. in seitliche clavicular-Gelenken senkrecht herabgezogene Linien fassen die Regio sternalis zwischen Die sich. lateral halb welcher die R. von diesen Linien gelegenen Regionen sondern sich Den wieder in drei Bezirke. obersten bildet die Regio infraclavicidaris, unter- mammaria gebüdete Brustdrüse (M.amma) mammaria der beim Weibe voluminöse, beim Manne rück- An diese an, welche ihre obere A1)grenzuug Mamma empfängt Endes der die ti'ägt. Rippe. ü. Die Grenzlinie. ; beim Manne Briistregion seitliche scifließt sich die R. (S. 195) bildet hierzu immer die unterste [R. thoracica lateralis) beginnt mit der unter der Vei biudung der oberen Gliedmaße mit dem Körperstamme Achselhöhle [Fovea axillaris), welche hinten durch den lateralen latissimus dorsi, vorne durch denselben wird. Die in der infra- beim Weil)e vom unteren Rande Grenze in der Höhe dos knöchernen liegt diese Der Rippenbogen Region Rand befindlichen Rand des M. des großen Brnstmuskels abgegrenzt Achselhöhle bestehende Einsenkung gründet sich auf die innige Verbindung des lutegumentes mit Faserzügen, welche zwischen den Endsehnen der vorgenannten Muskeln .ausgespannt sind. gewebe, welclies vom Oberarm, resp. Diese Züge Verstärken das Binde- von dessen Fascie her zur Umhüllung ver- schiedener Tlieile (Blutgefäße, Nerven) aufwärts sich fortsetzt. Rio Wichtigkeit der Coiitenta der verhältnisse man sich gezogen heginnt von gewissen denkt. Sternum; 2. und derselhen Es , sind Tlior.axcavitUt als fest folgende: hat zur aufsteilen lassen, angenommenen Punkten aus senkrecht am Thorax 1. Linea sternalis entspricht L. parasternalis geht lateral der vorgenannten am Übergange Bestimmung der Lage- gewisse Linien ihrer Veränderungen und der Medianlinie parallel mit ihr. die des Sie des mittleren Drittels der Länge der Clavicula ins mediale Drittel (Sternalende der Clav.) und trifft an der zweiten Kippe in der Kegel mit deren Ver- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom mit dem Knoi-pel zusammen. wie diese von der Sternallinie bindungsstelle stornallinie, papillaris (i. mamillaris). 4. Die Linea gleicher Weise Angnlus In der gleichen Entfernung von der Paraentfernt ist, erstreckt sich 3. die Linea Sie zieht parallel mit der vorigen über die Brustwarze abwärts. man vom Grunde der Achselhöhle aus senkrecht herab; in zieht axillaris 5. die der Wirbelsäule. 325 Allgemeines. Muskelsystem. Linea scapularis vom unteren Winkel der Scapula ans parallel mit den Sie entspricht ziemlich genau der von der achten Hippe an durch costae gebildeten Linie. Die untere Grenze der ürustregion bildet die obere für die Bauchregion [Regio abdominalis). Die hier gegebene Fläche wird wieder in einzelne Regionen Eine horizontale Linie, welche man sich vom Ende der letzten Rippe der einen zu der der anderen Seite gezogen denkt, und eine zweite, welche iliacae oberflächlich unter einander verbindet, die beiden vorderen oberen Spinae unterschieden. dient zur Scheidung von drei Rauchregionen der R. epigastrica, mesogastrica und ; hypogastrica (Fig. 258). Die Oberbauchgegend [Regio epigastrica) wird in eine mediane und in seiterstere, gegen welche der Schwertfortsatz des Brustliche Regionen getrennt. Die vertieft; sie bildet das Epigustrium, und wird etwas meist ist ausläuft, beins Magengrube (unpassend auch wohl Herzgrube, Scrobtadus cordis) benannt. Die hin und repräsenlateralen Regionen erstrecken sich unter den Rippenknorpeln tireu die Die Mittetbauchgegend [Regio mesogastrica) erstreckt Hypochondrien. sich weiter nach hinten anderen; als die Theil der Bauchoberfläche. umfasst den lateral ausgedehntesten sie In ihrer Mittellinie liegt der Nabel, von dem beim Fö- Die Umgebung dieser eingezogeuen, eine tus der Nabelstrang fortgesetzt war. Regio umbilicalis unterschieden. Seitlich als wird Stelle Narbe repräsentirenden Darmweiche), welche mau sich durch (Weiche, iliaca davon setzt mau die Regio Rippe zum Darmbeinkamme gezogene Senkrechte von der dahinter folgenden Regio iumbalis, die schon bei der dorsalen Körperder oberfiäehe erwähnt ist, abgegrenzt denkt. Von ihr fällt nur der seitlich von eine von der Spitze der letzten langen Muskulatur des Rückens liegende Theil als R. Iumbalis lateralis (LendenDie Unlerbuuchgegend [Regio hypogastrica) wird weiche) der Bauchgegend zu. Der erstere wieder in einen medianen Theil und in seitliche Theile abgegrenzt. Schamberg, den durch die aus, Regio pubica die in Schambeinfuge die läuft gegen Mons Veneris.! eingenommen wird. Die durch die Beugefalte des Oberschenkels seitliche erhält ihre untere und stellt Abgrenzung die Leistengegend [Regio in- guinalis) vor. Sonderung des Muskelsystems. § 142 In primitiven Zuständen der system aus gleichartigen, die . Wirbelthiere besteht das gesammte Muskel- Metamcrie des Körpers ausdrückenden Abschnitten. aus Die Muskelsegmente (Metameren des Muskelsystems oder Myomeren) gehen ureine Urwirbel hervor diese, und bieten, wie den Muskelplatteu (S. 168) der > sprünglich gleichartige Anordnung. Dieses metamere Verhalten gilt auch von © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 326 Dritter Abschnitt. einem anderen fheile des Muskelsystems, welcher der Wandung der Kopfdarmhöhle angehört, und nicht, oder wenigstens nicht direct aus jenen Urwirbeln hervoigeht. h iii s Allgemeine der hier zu betrachtenden Sonderung genügt die Urwirbeln hervorgehende Muskulatur. Da die Lrwirbel dorsal lagern, gelangen die Muskelplatten erst durch Auswachsen in Beschränkung auf die den ventralen Bereich. aus den Die ülyomeren sind durch senkrechte BindegewebsScheidewände das längs des Körpers sich erstreckende Mnskelsystem durchsetzen, den contractilen Formelemcntcn der einzelnen Segmente zur Befestigung dienend. So findet sich Jederseits eine in Metameren oder Segmente getheilte Schichte längs des Körpers verbreitet, beide Schichten in der Medianebene dorsal und ventral von einander getrennt. Diese Muskulatur [Seitenrumpfmuskeln] wirkt als Bewegungsorgan des sehichten von einander getrennt, die wie Körpers, ent- behrt aber in ihrem einfacheren Verhalten noch Skeletsystem. des Zusammenhanges mit einem So erscheint das Mnskelsystem auch bei den höheren Vertebraten in früheren ontogenetischeu Stadien. Allmählich beginnt die Dififerenzirung. Dieser ontogenetisch rasch verlau- ^ fende, zeitlich zusammengedrängte Vorgang ist in der Wirbelthien-eihe in zahl- reiche einzelne Stadien vertheilt, die ihn hier deutlicher Differenz in mg des Muskelsystems ist wahrnehmen lassen. Die vorwiegend an die Ausbildung des Skeletes Mit dem Erscheinen des Skeletes gehen die einzelnen Muskelsegmente ^ erbinduugen mit ihm ein, verlieren theilweise ihre fn'ihere Selbständigkeit, in- geknüpft. dem sie unter einander sich vereinigen, oder lösen sich in einzelne Partien auf. je nach dem speciellen Verhalten, welches aus dem gewonnenen Zusammenhänge mit dem Skelete ilmen zugewiesen ist. Die erste Verbindung mit dem Skelete zeigt den Weg, auf welchem diese Veränderung des Muskelsystems vor sich ging. Sie wird durch die Portsatzbildungen der Wirbel eingeleitet. Diese Fortsätze bindegewebigen Septa des bis dahin gleichartigen Muskelsystems. Vorher je an einem hinteren Septmn beginnende und je an einem vorderen endigende Muskelfasern sind also später mit Wirbelfortsätzen im Zusammenhang. Sie wachsen in die haben damit eine andere Beziehung und eine neue Function gewonnen, verschieden von jenen Theilen desselben Muskelabschnittes, welche etwa die oberflächlichen Schichten bilden, und nicht in jene Verbindung mit Wii’belfortsätzen traten. Dieses Beispiel giebt von dem Einflüsse des Skeletes auf die erste Sonderung Muskelsysteme eine VorsteUung, aber bald neue Veränderungen hervor. ruft die im Entstehung der Gliedmaßen Im weiteren Portschreiten treten mit neuen Factoren für die Sonderung neue Gomplieationen auf, von denen nur das Wichtigste dargelegt werden kann. Hierher gehört die größere oder geringere Freiheit der Bewegung der zur Befestigung von Muskehl dienenden SkelcttheUe. Wenn bewegliche Verbindung der Skelettheile in dem Muskelsystem wir auch annehmen müssen, dass die dem erworbenen Zusammenhänge ihre Ursache hat, dass also das mit Muskelsystem die primitiven Skeletbildungen »gliedert«, in einzelne beweglich mit einander verbundene Theile so wirkt doch dieser Zustand wieder auf das Muskelsystem zurück und zerlegt, © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Vom eine Skelettheile dem Maße In führt zu dessen Ausbildung. zelner Allgemeines. 327 als letzterem mit der Sonderung ein- Muskelsystem. selbständigere Function möglich wird, Sonderung von der benachbarten Muskulatur zerlegt sicli in Schichten, und leitet sich eine einheitliche ein: eine Muskelmasse in diesen ge.staltcn sich wieder einzelne Partien nach Wirkungsweise zu selbständigeren, von benachbarten räumlich abgegrenzten sind. Muskelindividuen Gebilden, welche dann die einzelnen Muskeln ihrer — § 143 »Muskeln« Das, was wir Ausgangspunkt Producte einer Differenziruug, indiflerenteii Sie bietet bedeutende leicht beweglichen Gebilden, viel geringere Zustande des Muskelsystems, der her- seinen den einander gleichartigen Myomeren besaß. In den so entist die Sonderung nicht zu einer überall gleichmäßigen Höhe in standenen Muskeln gelangt. . nennen, sind also keineswegs von vorne herein selbständige Bildungen, sondern die vorgegaugen aus einem — Sonderung z. B. als jene, Wo graduelle Verschiedenheiten. dem Integumente zugetheilt welche Skelettheile bewegt. sich knüpfende größere Regelmäßigkeit der Bewegung der ist, Muskulatur erfährt sie eine Die an die Gelenke Skelettheile wirkt auch auf die vollständigere Sonderung der Skcletmuskeln. Die in den Skelottheilen liegenden Bedingungen der individuellen Ausbil- dung eines Muskels sind unter sich selbst wieder sehr verschieden. Daraus eine bedeutende Verschiedenheit des individuellen Werthes der einzelnen Muskeln. Bei einem Theile von ihnen ist die Sonderung unterblieben, sie bilden zusammenhängende Muskelmasseu, an denen sogar Bei anderen ist die letztere zwar gleichdie ursprüngliche Metamerie besteht. ergiebt sich falls nocli zu erkennen, aber die einzelnen Abschnitte sind zu größerer SelbstänBei wieder anderen ist von der Metamerie nichts mehr vorhan- digkeit gelangt. den und es geht auch aus dem Baue des Muskels nicht hervor, ob ein oder mehrere Metamere ihn zusammensetzten. An solchen Muskeln tritt wieder ein verschiedenes ständig in Maß der Differenzirung auf einzelne Theile zerlegt, die : der Muskel Wirkung durch Verbindung mit verschiedenen digkeit ihrer Function solcher Muskeln als ihre ist mehr oder minder voll- entweder einer Verschiedenartigkeit der Skelettheilen, oder der Selbstän- Entstehung verdanken. Mau pflegt die meisten durch Verschmelzung mehrerer ursprünglich selbständiger Mus- keln entstanden anzusehen, in Wirklichkeit aber repräsentiren sie DifferenzirungsMuskels, dessen Zerlegung in stadien eines in niederen Zuständen einheitlichen einzelne nicht zu vollständiger Ausführung gelangt ist. Endlich begegnen wir auch vollkommen einheitlichen Muskelgebilden. Dass solche sich unter einander verbinden und zu mehreren einen anscheinend einheitlichen Muskel vorstellen können, das lehren gewisse Muskeln, die man von den oben erwähnten, unvollständig von einander gesonderten wohl zu unterscheiden hat. verschiedene Grad der individuellen Differenzirung der Muskeln wird zu Der einer Quelle, aus der die außerordentliche Mannigfaltigkeit der Neben Muskeln entspringt. der Differenzirung hat auch die functionelle Ausbildung der morphologisch j © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 328 Dritter Abschnitt. in verschiedenem indem Maße gesonderten Muskeln großen Einfluss auf die Gestaltung deren Volum, deren Verbindnngsweise mit den Skelettheilen, zumal die größere oder geringere Ausdehnung dieses Zusammenhanges beherrscht. derselben, Dm'ch zum die sie Verbindung der Muskeln mit dem Skelet wird das Muskelsystem activen Bewegutigsapparal des Körpers. Nur ein sehr kleiner Theil der Muskeln entbehrt dieser Beziehungen theilweise oder vollständig und zeigt Verbindungen mit dem Integumente. Solche Muskeln werden als Huulniuskeln von jenen des Skeletes unterschieden. Außer der dem Skelet zukommendeii und demselben au'gelagerten Muskulatur bestellt noch eine große Anzahl mit jener im Baue übertinstimmender, aber zu anderen Organen nähere Beziehungen besitzender Muskeln, die bei jenen Organsystemen ihre Vorführung finden. So die Muskeln des äußeren Ohres und der Gehörknöchelchen, des Augapfels, der Zunge, des Gaumens, des Schlund- und Kehlkopfes, ferner jene des Afters und der äußeren Genitalien. Diese Muskeln sind theils Umbildungen der Muskulatur des Kumpfes, theils jener des Visceralskeletes. A. Vom Baue der Muskeln. § 144 nicht . In jedem einzelnen Muskel verbiuden sich die Muskelfasern (vergl. S. 121) nnmittelbar mit den zn bewegenden Theilen, sondern mittels Faserztige Bindegewebes, welches an straffen beiden Enden des Mnskels dessen Sehnen Man bildet. hat also am Muskel den ans Muskelfasern bestehenden, ßeischigen Theil, der auch voluminöseren als den Muskelbauch bildet, und mit diesem im Zusammenhang die Sehnen zu unterscheiden. Der Bauch wirksame activ ist Er Theil. der ist durch im Allgemeinen rothbraune Färbung ausgezeichnet. mancherlei bietet Manche Muskeln Diese Abstufungen. sind dunkler, andere beUer an Farbe, abgesehen von individuellen Befunden des ganzen Muskelsystems. Im Muskelbancbe Mnskelelemente Ein Stück zu sind die Bündeln (Flcischfasem) Vereinigt. Eine An- zahl von Muskelfasern wird durch Bindegewebe zu einem Bündel ist wieder eine Summe erster Ordnung zusammengeschlossen. Von diesen zu secuiidären Bündeln vereinigt, deren eine Anzahl ein © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at A. Vom Baue Solche schon stärkeres Bündel bildet. 329 der Muskeln. dem bloßen Auge wahrnehmbare Bündel setzen, wieder durch Bindegewebe vereinigt, den gesammten Muskel zusammen. Es bestehen also im Muskel Bündel verschiedener Ordnung. Sie werden von einander gesondert und unter einander verbunden durch lockeres Bindegewebe, welches auch an der Oberfläche des Muskels hervortritt und denselben äußerlich mit einer dünnen Tvage bedeckt. Dieses Bindegewebe wird als Perimysium bezeichnet und, soweit es obertiächlich Das die Bahnen Es führt Gefäße, die in für die als äußeres Perimysium (Fig. 259), in inneres Perimysium unterschieden. zwischen den gröberen Bündeln, spärlicher zwischen letztere ist reichlicher den feineren. liegt, als im Innern des Muskels seiner Yc.rtheilnng im Muskel dem Muskel sich verbreiten, und bietet auch sich vertheilenden Nerven. Die Blutgefäße im Muskel verlaufen zwischen den gröberen Bündeln, und senden von da zwischen die feinen Bündel Capillatnetze mit langgezogenen Maschen. Von Nerven sind außer den motorischen noch solche ln den Bahnen jener verlaufende Fasern beobachtet, welche nicht zu den Muskelfasern treten und Die aus dem Muskel hervorgehende Sehne ist, als sensible wie gedeutet wurden. alles straffe Bindegewebe, durch atlasgläuzendes Aussehen von dem Fleische des Mnskelbauches ausgezeichnet. Sie besitzt ein festeres, aber doch mit dem Muskelbauche überGefüge, einstimmendes Fig. 2G0. indem auch hier die Fasern in Bündel Ordnung verschiedener lockeres Bindegewebe durch von ein- ander getrennt sind (Fig. 260). Das letztere verhält sich ähnlich dem Perimysium, licher als dieses ist und weniger Blutgefäße. aber spärführt viel Auch Ner- venfasern sind in Sehnen beob‘ achtet. Diese bieten ein bemerkenswerthes Verhalten und zwar doppelter Art (Golgi). ]. Eine oder mehrere Nermarkhaltig verlaufen venfasern gegen die dem Uebergange in den Muskel benachbarte Sebnenpartie und treten hier zu spindelförmigen, der Sehne zugehörigen Körperchen, an die einerseits eine Summe von Muskelfasern sich anfügt, während andrerseits meist zwei Sehnenbündel in den Verlauf der übrigen Sehne sich fortsetzen. Auf diesen Körperchen verzweigt sich die Nervenfaser meist wiederholt in eine Anzahl von der gleichen Stelle ausgehender Fasern, von denen jede divergirend mit feineren blassen Verzweigungen in ein nicht immer deutliches Netz übergeht. Diese Netzplatten erinnern an die Nervenendigungen in den MuskelSie liegen nahe der Oberfläche des Körperchens, in welchem die eingedrungenen Nervenfäsern ihre Verzweigung nehmen. Da die Nerven von dem Körperchen aus in fasern. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 330 die Dritter Abschnitt. Nähe der Muskelfasern verfolgbar sind, wurden die Gebilde als musculo-tendinöse Diese Verhältnisse lassen die Sehnen dev 3£usheln in einem eigcnthiimlichen Lichte erscheinen. Zunächst kommt eine A'erschiedenheit von der Textur anderen straffen Bindegewebes zum Ausdruck, und da jedes Sehnenfaserbündel aus einer Muskelfaser hcrauskommt, sich direct von daher fortsetzt, er- Oi'güue bezeichnet. wächst die Vorstellung, dass es auch von ihr aus entstanden sein möchte. Jedenfalls ist eine schärfere Scheidung des Sehnengewebes von anderem stratfen Bindegewebe erforderlich. 2. An der Oberfläche von Sehnen und sehnigen Ausbreitungen und zwar vorzugsweise in der Nähe der betreffenden Muskeln, auch innerhalb derselben finden sich Neiwenendigungen in ovalen oder kolbigen Körperchen, welche im Allgemeinen an die PacÄni sehen erinnern (Bd. I. S. Dil). Eine Nervenfaser oder mehrere dringen in diese geschichtete Wandungen besitzenden Gebilde ein, und verlieren dabei ihre Markscheide. Die blasse Faser bettet ihre Endstrecke in eine körnige. Kerne führende Substanz oder bildet daselbst Schlingen oder Windungen. Besondere Structurverhältnisse einzelner Muskeln treten derung erst mit der Son- dann außerordentlich verschieden, zum Theile noch dem früheren Zustand nahe, zum Theile weit davon entfernt. Letzteres an den Sie zeigen sich auf. Gliedmaßen, welche die am meisten differenzirten Muskeln besitzen. Die Gestaltung der Muskelbäuche wie die ihrer Sehnen und für die einzelnen Muskeln charakteristisch. Bald ist der ist sehr mannigfaltig Bauch cylindrisch verschieden lang, bald mehr spindelförmig, bald in die Breite entfaltet. Im All- gemeinen zeigt sich darin eine Anpassung an den Körperthcil, dem er angehört. So sind Muskeln mit mehr in die Fläche entfalteten Bäuchen vorwiegend dem Stamme des Körper s zugetheilt, während schlankere der Gliedmaßen Vertretung finden. längere Gebilde vor, die im Ebenso stellen die Formen in der Muskulatur Sehnen bald kürzere, bald letzteren Falle wdeder straugartig sind oder flächen- haft ausgebreitet erscheinen [Aponeurosen). Die Verbindung der Sehne mit dem Skelete erfolgt durch den Übergang der Sehne in das Gewebe des Skelettheiles, wobei das Periost an jenen Stellen Modificationen seiner Textur aufweist, indem sich die Verknöcherung theils im Periost theils in die Sehne selbst fortsetzt. Die Verbindung mit knorpeligen Skelettheilen wird dagegen durch das Periehondrium vermittelt. die Manche Sehnen erfahren in ihrem Verlaufe eine gewebliche Verändening. An Sehnen, im Winkei über Knochen hinwegtreten, erscheint die betreffende Sehnenstrecke nicht nur etwas verbreitert, sondern zuweilen, es entsteht ein auch faserknorpelig modificirt. Solche Stellen verknöchern Auch unter andern Verhältnissen Sesambein. bilden sich Sesambeine in den Sehnen von Muskeln. ft § 145. Die Anfügestellen der Muskeln an das Skelet mittels ihrer Sehnen sind für die Function der Muskeln von Wichtigkeit. Sie liegen für je einen differenten Skelettheilen, so dass aus der Muskclaction eine beiden Skelettheda zu einander resultirt. Indem der Muskelbauch wird der eine Befestigungspunkt dem andern genähert. wirkung statt. Für Muskel an iMgeveränderung der die Befestigungsstellen des Muskels Es sich verkürzt, findet also eine am Zug- Skelet geht daraus © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at A. die Untersclieiduug eines Vom Baue Punctum fixiim der Muskeln. und Punctum mobile eines steres liegt an der Befestigungsstelle des Muskels, stattfindet, üas Punctum mobile dagegen 331 Er- hervor. gegen welche die Bewegung an dem durch die Mnskelactiou liegt bewegten Skelettheile. Danach unterscheidet man sprung die Ursprungs- und Endsehnen, wobei tragenden Skelettheile, Punctum mobile Da doppelte Verbindung des Muskels in und Ansatz, Ende (Origo) die Ur- Sehnen die beztiglichen als an dem das Punctum fixum die ürsprungsstelle an jenem Inse.rtiousstelle an dem das Skelettheile, angenommen Punkt der am Stamme des Körpers wird. liegt, der feste und (Insertio), wöhnlich der Medianebene des Körpers näher keln der Gliedmaßen in der Kegel an den näher befindlichen Muskeln ge- ebenso wie er für die Mus- liegt, dem Stamme befindlichen Skelet- kann man, wenigstens für den größten Tlieil der Muskulatur, als Ursprung die der Medianlinie des Stammes näher gelegene, an den Gliedmaßen die proximale Befestigungsstelle anseheu, und die je davon entferntere, an den theilen sich trift’t, Gliedmaßen so distale Befestigungsstelle als Insertion auffassen. rein parallel mit der Medianebene verlaufen, hat jene Für Muskeln, welche Untcrscheidnngsweise der Verbindungsstellen keine Geltung, daher hier das bei der Wirkung unterscheid- bare Verhalten eines festen und eines beweglichen Punktes ausschließlich maß- gebend wird. Da Punctum fimm und Punctum anderen Stelle seiner Befestigung tauscht werden, P. sich, eines ent gegenstellt , wird liegt, einen so wenn andere Bedingungen eintreten. Denkt inan sich in a 6 i Muskel gegen einander bewegt größeren Muskels mobile und umgekehrt. durch dum mohile sich ans Widerstand bestimmen, welcher der Wirkung an h. hier gegen wird a gegen h bewegt, wenn auf h das oder (Fig. ‘161) zwei Skelettheile werden, der größere Widerstand sich findet. geringeren der können jene Punkto auch verDas Punctum flxum wird zum , die so gegen a bewegt, wenn in a das Punctum flxum d. oder der einen Fig. 261. Da- Punctum flxum übertragen wird, und beide Knochen werden gleich- mäßig gegen einander bewegt, wenn für beide der durch die Muskelactiou zu überwindende Widerstand der gleiche ist. t Man kann dieses Beispiel sich ins Praktische überwenn man a als Oberarm, 6 als Vorderarm gelten, und setzen, oder des größeren Widerstandes für 6 haltens der Hand durch Fixirung die Fälle des gleichen des Vorderarmes mittels Fest- lässt. Da aber solche Fälle die Wirkung dem angenommenen die Wirkung jener der Hand), eintreten anderer Muskeln so wird dadurch nur die Möglichkeit einer Umsetzung des Punctum flxum und des Punctum mobile erwiesen und zwar für Ausnahmefälle, da eben eine Mitwirkung anderer Muskeln dabei nöthig wird. Die Gültigkeit der Kriterien für jene beiden Punkte erleidet also dadurch Toraussetzen (wie in keine Beeinträchtigung. § 14Ö. Der dem Ursprung zunächst zeichnet. befindliclie Theil des Er geht ohne scharfe Grenze in Muskels wird den Bauch über. Ist Kopf beMuskel in als ein seinem Ursprünge in mehrere einzelne Abschnitte gesondert, welche früher oder © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Dritter Abschnitt. 332 später zu einem gemeinsamen Bauche als mehrkiipfiger (Biceps, Trieeps, sich vereinigen, so wird ein solcher Quadriceps] bezeichnet. Dabei Muskel der Inser- ist in tion die Einheit des Muskels erhalten. Bei Concrescenz mehrerer metamer sich verhaltender Muskeln, an denen also die primitive Metamerie der gesummten Muskulatur des Körpers sich erhalten hat, wird der dadurch gebildete Bauch durch Zwischensehnen unterbrochen und scheint damit in mehrere Bäuche zerlegt. ürsprungssehue für den andern. digastricus, biventer). Die Endsehne des einen Bauches So entsteht ist kommt Bei unbedeutender Länge der Zwischensehne kein oder nur ein gelinget' Einfluss auf die Gestaltung des Muskels zu. erscheint in seinem Bauche einheitlich, und zugleich B. der zweibäuchige Muskel (M. z. die, letzteren ihr Derselbe unregelmäßig unterbre- chenden Zwischensehnen bilden sogenannte Inscriptiones tendineae. Eine solche »Insoriptio« ist also der Best eines primitiv gesonderten Zustandes eines Muskels in mehrere (zunächst in zwei) Abschnitte. Die betrachteten Zustände der Muskeln boten im Verhalten des Mnskel- banehes zur Ursprungs- wie zur Endsehne einfachere Zustände. die Mehrzahl der Muskeln des Stammes. Anders verhalten sich So erscheint die Muskeln der Die langgestreckten Skeletstücke der Gliedmaßen bieten für die Gliedmaßen. Anordnung der Muskulatur, vorzüglich für den Ursprung größerer Muskelmasseu einen relativ geringen Baum, und in Anpassung au die Function der Gliedmaßen mussten für die Muskelbäuche manche Complicationcn eintreten. Fig. 262. um eine Tianmersparnis in um eine Vermehrung der Vielmals handelt es sich hierbei der Enlfaltimci des Muskelbauches, Fasern unter Beschränkung des Volums des Muskels. Stellen wir uns in nebenstehender Fig. 2ß2 n einen Muskel vor, der oben die Ursprungs-, unten die Endsehne hat. Eine Ausdehnung dieser beiden Sehnen über den Mnskelbauch, wie er in b auf dem Durchschnitte mehrung der Fasern des Muskels contractilen dargestellt begleitet sein, zugenommen hätte. Elementen sich ist, wird von einer Ver- ohne dass dadurch das Volum Je mehr dieser Zuwachs an steigert, desto mehr treten die Sehnen, und zwar die proximale distalwärts und die distale proximalwärts auf den Muskelbanch über, und desto mehr wird auch ein sehniger Verlauf der Fasern von der einen Nach diesem Typus gebaute tS*”verBuWetoien^Ver? Sehne zur andern nothwendig. '"'^'^^Mas^keibauerB! Muskelii, bei dcnou die in einer langen schmalen Beihe ent- springenden Faserbüudel nach und nach an eine weit sich erstreckende Endsehne treten, werden als halbcjefiederte Muskeln bezeichnet. Eine fernere Vermehrung der Summe der Muskelfasern entsteht dadurch, dass an beiden Flächen der Ursprungssehne Muskelfasern sich befestigen, sodass die Sehne sieh in den Muskelbauch erstreckt, während die Endsehne sich auf beiden Seiten der Oberfläche des Muskelbanches entfaltet [Fig. 202 Verhältnis ist umgekehrt. Muskeln mit sehr platten, c), oder dieses nach diesem Typus gebauten © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at A. Bäuchen werden Vom Baue 333 der Muskelü. Durch mehrfache AViederholung gefiederte benannt. dieser Ein- richtung in einem und demselben Muskel entstehen für den Bauch desselben neue Wir begegnen Complicationen. dieser Muskelstructur da, stellung kräftig wirkender Muskeln wo zugleich gemäß den wo es sich um Her- beschränktem Baume handelt, und in relativ lusertionsverhältnissen sowie den Einrichtungen der bezüg- lichen Gelenke, bei geringer Verkürzung des Mnskelbauches ergiebige Excu'rsionen der zu bewegenden Theile möglich sind. Muskel und Nery. § 147. Die Thätigkeit eines Muskels beruht zunächst in einer Contractiou des Mnskelbauches. In dieser löst sich der Beiz aus, den der Muskel durch den ihm zn- Nerven empfängt. Außerhalb dieser Erregung ist der Muskel unthätig, im Zustande der Buhe. Nach Vernichtung des Nerven tritt Lähmung des Muskels abhängig vom N