Vorlesung Fluidtechnik von Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer Vorlesung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Stand: 22.10.2015 Einleitung Inhaltsverzeichnis Teil 1: Hydraulik Seite 1 Einleitung ............................................................................................................................... 1 2 Grundlagen............................................................................................................................ 7 2.1 Das Pascalsche Gesetz ................................................................................................7 2.2 Das Gesetz der Massenerhaltung...............................................................................13 2.3 Das Gesetz der Energieerhaltung ...............................................................................14 2.4 Das Impulserhaltungsgesetz.......................................................................................17 2.5 Netzwerke ..................................................................................................................21 3 Druckflüssigkeiten .............................................................................................................. 41 3.1 Aufgaben von Druckflüssigkeiten ................................................................................41 3.2 Arten von Druckflüssigkeiten ......................................................................................42 3.3 Eigenschaften von Druckflüssigkeiten ........................................................................45 3.4 Additivierung von Druckflüssigkeiten ..........................................................................51 4 Pumpen und Motoren ........................................................................................................ 55 4.1 Funktionsweise ...........................................................................................................55 4.2 Verdrängerprinzip Zahn ..............................................................................................58 4.3 Verdrängerprinzip Flügel ............................................................................................65 4.4 Verdrängerprinzip Kolben ...........................................................................................66 4.5 Linearmotoren ............................................................................................................79 4.6 Kreiselpumpen............................................................................................................83 5 Ventile .................................................................................................................................. 85 5.1 Bauarten .....................................................................................................................86 5.2 Schalt-, Proportional- und Servoventile .......................................................................91 5.3 Ansteuerungsarten .....................................................................................................95 5.4 Sperrventile ................................................................................................................98 5.5 Druckventile ..............................................................................................................100 5.6 Stromregelventile ......................................................................................................105 5.7 Einbauventile ............................................................................................................110 6 Zubehör.............................................................................................................................. 113 6.1 Behälter ....................................................................................................................113 6.2 Kühlung und Heizung ...............................................................................................116 6.3 Filter .........................................................................................................................117 6.4 Verbindungselemente ...............................................................................................121 6.5 Speicher ...................................................................................................................124 6.6 Dichtungen ...............................................................................................................130 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer I Einleitung 6.7 Sensoren und Messgeräte ........................................................................................132 7 Hydraulische Schaltungen .............................................................................................. 137 7.2 Hydraulische Getriebe ..............................................................................................148 7.3 Load-Sensing Systeme.............................................................................................152 8 Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 158 9 Anhang ............................................................................................................................... 159 Teil 2: Pneumatik 1 Einleitung ............................................................................................................................... 1 2 Grundlagen............................................................................................................................ 3 2.1 Grundbegriffe................................................................................................................3 2.2 Ideale Gase ..................................................................................................................6 2.3 Zustandsänderungen ....................................................................................................9 2.4 Technische Arbeit .......................................................................................................10 2.5 Zusammensetzung der Luft ........................................................................................13 2.6 Durchflussgleichungen ...............................................................................................18 3 Verdichter ............................................................................................................................ 24 4 Antriebe................................................................................................................................ 29 4.1 Linearantrieb ..............................................................................................................29 4.2 Rotationsantrieb .........................................................................................................33 4.3 Schwenkantrieb ..........................................................................................................38 5 Ventile .................................................................................................................................. 40 5.1 Ventilbauarten ............................................................................................................40 5.2 Betätigungsarten ........................................................................................................41 5.3 Vorgesteuerte Ventile .................................................................................................45 5.4 Ventilbauarten ............................................................................................................47 6 Druckluftaufbereitung......................................................................................................... 53 7 Steuerungen........................................................................................................................ 57 7.1 Grundfunktionen .........................................................................................................57 7.2 Schaltungsaufbau .......................................................................................................59 7.3 Beispiele .....................................................................................................................61 7.4 Servopneumatik..........................................................................................................64 8 Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 67 9 Anhang ................................................................................................................................. 68 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer II Einleitung 1 Einleitung Das Wort Hydraulik stammt aus dem Griechischen „hygros“ und heißt übersetzt flüssig. Die Hydraulik beschäftigt sich daher mit der Signal- und Energieübertragung durch Flüssigkeiten. Im Gegensatz hierzu werden bei der Pneumatik Gase zur Signal- und Energieübertragung genutzt. Beide Sachgebiete werden unter dem Überbegriff Fluidtechnik zusammengefasst, Bild 1-1. Fluidtechnik Flüssige Medien Hydrostatik, Hydraulik Hydrodynamik Gasförmige Medien Pneumatik Bild 1-1: Definition des Sachgebietes Fluidtechnik Wie aus Bild 1-1 zu entnehmen ist, beschäftigt sich diese Vorlesung nicht mit der Hydrodynamik. Bei diesen Maschinen wird die kinetische Energie der strömenden Flüssigkeit zur Energieübertragung genutzt. Üblicherweise treten in solchen Maschinen hohe Strömungs-Geschwindigkeiten bei niedrigem Druck auf. Ein Beispiel für hydrodynamische Maschinen sind Kreiselpumpen. Die Begriffe Hydrostatik und Hydraulik werden synonym genutzt. Hierunter werden Maschinen verstanden, die Energie mit Hilfe des statischen Drucks übertragen. In der Regel sind die Strömungsgeschwindigkeiten in den Maschinen niedrig. Hydraulik begegnet uns im Alltag häufig. Ein klassisches Beispiel ist der Bagger, Bild 1-2. Das Hydrauliksystem des abgebildeten Baggers besteht aus drei Teilen, dem 传导部分 generatorischen, dem konduktiven und dem motorischen Teil. Im generatorischen Teil wird die hydraulische Energie erzeugt. Ein Dieselmotor treibt eine Hydraulikpumpe an, die einen Volumenstrom erzeugt. Im konduktiven Teil, bestehend aus Rohren, Schläuchen, Speichern, Ventilen, etc. wird der Volumenstrom zum motoriProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-1 Einleitung schen Teil geleitet. Im motorischen Teil wird jetzt wieder die hydraulische Energie in nutzbare Energie umgewandelt. Zylinder treiben den Ausleger des Baggers an und ermöglichen so die Arbeitsbewegungen oder Hydromotoren setzen den Bagger in Bewegung. Bild 1-2: Bagger (Quelle: Liebherr) Die meisten Hydrauliksysteme sind jedoch nicht so offen zu sehen, leisten aber ständig ihren Dienst. Ein Beispiel ist die Servolenkung im Auto /M2/. Die Drehbewegung am Lenkrad wird hierbei mechanisch auf ein Ventil übertragen, das hydraulisch die Räder über einen Zylinder verstellt, Bild 1-3. Bild 1-3: Servolenkung (Quelle: ZF) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-2 Einleitung Die Hydraulik ist, genau betrachtet, eine sehr alte Wissenschaft. Schon seit Jahrtausenden versteht es die Menschheit, die Lageenergie von Flüssigkeiten zu nutzen. Die ersten Wasserräder sind nachweislich um 200 v. Chr. entstanden. Sie finden bis heute in ihrer technischen Weiterentwicklung als Wasserturbinen in Kraftwerken Verwendung. Wind- und Wasserenergie waren vor der Erfindung der Dampfmaschinen die einzigen nutzbaren Energiequellen zur Erzeugung mechanischer Arbeit. Johannes Keppler erfand um 1600 die Zahnradpumpe. Diese Entwicklung blieb jedoch zunächst ohne Auswirkung. Erste Arbeiten von Blaise Pascal (1623 – 1662) waren für die Entwicklung der Hydraulik von großer Bedeutung. Im Jahre 1661 erläuterte er das Prinzip der hydraulischen Presse. Die erste industrielle Anwendung erfolgt jedoch erst über 100 Jahre später, 1795 fertigte Josef Bramah eine hydraulische Presse mit Wasser als Druckflüssigkeit zur Erzeugung der Kraft. Die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt (1736 – 1819) machte die Erzeugung und Druckwassernutzung zur Energieübertragung in England möglich. Durch dieses Netz konnten weiter entfernt stehende Arbeitsmaschinen angetrieben werden. Das Netz wurde immer weiter ausgebaut, so dass in London im Jahre 1939 ca. 8.000 hydraulische Anlagen mit Energie genutzt wurden. Die Hydraulik verlor jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Entwicklung der elektrischen Antriebe mehr und mehr an Bedeutung. Die Übertragung der Energie war mit den elektrischen Anlagen wesentlich einfacher als mit den hydraulischen. Neue Impulse erhielt die Hydraulik im Jahre 1905 durch Janney, der erstmals Öl als Druckübertragungsmedium einsetzte. Den Durchbruch schaffte die Hydraulik in den 50er Jahren. Eine durch hohe Wachstumsraten gekennzeichnete Entwicklung führte 1959 zur Bildung einer selbständigen Fachgemeinschaft im Verein Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer e.V. (VDMA), welche heute Fachgemeinschaft Fluidtechnik heißt. Wie aus der Umsatzentwicklung der Fluidtechnik (Bild 1-4) zu sehen ist, beträgt der Umsatz heute ca. 6.4 Mrd. €. Etwa zwei Drittel des Umsatzes werden durch die Hydraulik erwirtschaftet, ein Drittel durch die Pneumatik. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-3 Einleitung 8.000 7.000 in Mio. Euro 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 Fluidtechnik Hydraulik Pneumatik Quelle: Fachverband Fluidtechnik im VDMA Bild 1-4: Umsatzentwicklung Fluidtechnik Der Vergleich zwischen einem Elektromotor (Asynchronmotor) mit einem Hydromotor zeigt, dass der Hydromotor eine wesentlich höhere Kraftdichte besitzt, Bild 1-5. Dies hat zur Folge, dass hydraulische Antriebe ein wesentlich besseres Zeitverhalten als Elektromotoren haben. Es muss jedoch auch an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass bei Elektromotoren, wie beispielsweise dem Relunktanzmotor, das Leistungsgewicht verbessert wird. E-Motor (Asynchron) Hydromotor Gewicht 14:1 Einbauraum 26:1 Massenträgheitsmoment 72:1 Bild 1-5: Vergleich von Elektro- und Hydromotor Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-4 Einleitung Ein weiterer Vorteil der Hydraulik ist die einfache Realisierbarkeit von Linearbewegungen. Muss bei der Elektrik erst eine Rotationsbewegung in eine translatorische Bewegung mechanisch umgesetzt werden, so kann sie in der Hydraulik einfach durch Zylinder realisiert werden, Bild 1-6. Vorteile + hohe Leistungsdichte + einfache Realisierung von Linearbewegungen + gute Steuer- und Regelbarkeit + gutes Zeitverhalten durch niedrige Massenträgheiten + einfache und zuverlässige Absicherung gegen Überlastung + gute Schmierung und Abfuhr der Verlustwärme durch das Fluid Nachteile - Energieverbrauch: Verluste durch Reibung und interne Leckage - Wartung des Druckmediums: Schmutzempfindlichkeit und Verschleiß der Komponenten - Umwelt: Geräuschabstrahlung / Leckage / Feuergefährdung Bild 1-6: Vor- und Nachteile hydraulischer Antriebe und Steuerungen Die in der Hydraulik zu steuernden Größen sind Volumenstrom und Druck. Beide Größen sind gut steuer- und regelbar und lassen sich durch entsprechende Bauelemente gezielt beeinflussen. Somit sind hydraulische Antriebe gut stufenlos steuerund regelbar und werden bevorzugt dort eingesetzt, wo neben hohen Kräften und Momenten eine gute Dynamik gefordert wird. Hydraulische Systeme können durch einfache Elemente, wie beispielsweise einem Druckbegrenzungsventil, gegen Überlastung abgesichert werden. Dadurch kann der Aufbau einer hydraulischen Schaltung einfach und kostengünstig gestaltet werden. Durch den Einsatz eines Öles sind hydraulische Steuerungen prinzipbedingt gut geschmiert. Verlustwärme, die in Bauteilen entsteht, kann mit dem Hydraulikmedium abgeführt werden. Diese Wärme kann im Anschluss außerhalb der Maschine in Wärmetauschern abgeführt werden. Hierdurch können die hydraulischen Bauteile klein gehalten werden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-5 Einleitung Diesen Vorteilen hydraulischer Antriebe stehen auch Nachteile gegenüber. Verluste durch Flüssigkeitsreibung oder interne Leckage haben einen relativ schlechten Wirkungsgrad zur Folge. Die Flüssigkeitsreibung führt beim Transport des Mediums in Rohren, Schläuchen oder Krümmern zu Verlusten, die von der Viskosität und der Strömungsgeschwindigkeit abhängig sind. Leckverluste treten überall dort auf, wo hohe Drücke durch Spalte gegen ein niedrigeres Druckniveau abgedichtet werden müssen. Zur Minimierung der Verluste müssen die Spalte klein gehalten werden, was zu einer hohen Fertigungsgenauigkeit und somit zu höheren Kosten führt. Das Druckmedium unterliegt der Wartung. Durch Verschleiß von Bauteilen oder Einzug von Schmutz durch Dichtungen wird das Druckmedium verschmutzt. Die Schmutzempfindlichkeit des Systems ist von der Art der eingesetzten Bauelemente und der Höhe des Betriebsdrucks abhängig. Ein stark verschmutztes Öl wiederum verursacht einen hohen Verschleiß der Hydraulikkomponenten. Durch seine Kompressibilität ist die unter Druck stehende Ölsäule etwa 140 mal weicher als eine gleiche Stahlsäule. Die Kompressibilität der Druckflüssigkeit wird durch die im Hydrauliksystem vorhandene Luft weiter erhöht. Dies kann zum ruckweisen Arbeiten des Hydrauliksystems führen oder zu einer beschleunigten Ölalterung durch den so genannten Dieseleffekt. Hierbei werden die örtlich vorhandenen Luftblasen überhitzt (adiabate Verdichtung). Heute werden zu einem überwiegenden Teil (ca. 85 %) Druckflüssigkeiten auf Mineralölbasis eingesetzt. Diese sind brennbar und stellen somit eine Gefahr für die Umwelt dar. Dies gilt beispielsweise für die Flughydraulik, wenn beispielsweise ein austretender Ölnebel mit heißen Triebwerksteilen in Berührung kommt. In Druckgußmaschinen und im Bergbau ist aus diesem Grund der Einsatz von Mineralölen nicht zulässig. Hier werden speziell auf die Anforderungen zugeschnittene Druckflüssigkeiten verwendet. Durch Undichtigkeiten oder Leitungsbruch kann die Druckflüssigkeit in die Umwelt gelangen. Der Gesetzgeber macht daher auch in gewissen Fällen Auflagen. So muss beispielsweise eine stationäre Anlage immer eine Auffangwanne in der Größe besitzen, dass sie die gesamte Ölmenge aus dem Tank aufnehmen kann. In der Mobilhydraulik kommen vermehrt biologisch abbaubare Druckflüssigkeiten zum Einsatz. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-6 Grundlagen 2 Grundlagen Sowohl die hydrostatischen als auch die hydrodynamischen Grundlagen einer Flüssigkeit werden hier betrachtet. Zur Hydrostatik zählen: - Pascalsches Gesetz und zur Hydrodynamik zählen: - Gesetz der Massenerhaltung - Gesetz der Energieerhaltung (Bernoulli’sche Gleichung) - Impulserhaltungsgesetz. Die Druckflüssigkeit wird dabei teilweise ideal betrachtet. Hierunter wird eine masselose, reibungsfreie und inkompressible Druckflüssigkeit verstanden. Eine reale Druckflüssigkeit ist hingegen massen- und reibungsbehaftet sowie kompressibel. Beschäftigt sich die Hydrostatik mit Gleichgewichtszuständen einer idealen Flüssigkeit, so können mit Hilfe der Hydrodynamik die in der Hydraulik auftretenden Verlustarten erklärt werden. Bei der Hydrodynamik interessiert die Frage, wie sich eine Strömung im Raum oder einem abgegrenzten Volumen zeitlich ändert. Die Grundlagen schließen mit der Betrachtung von Netzwerken ab /M1/. 2.1 Das Pascalsche Gesetz Das Pascalsche Gesetz gilt für eine ideale Flüssigkeit und lautet: Die Wirkung einer Kraft auf eine ruhende Flüssigkeit pflanzt sich nach allen Richtungen innerhalb der Flüssigkeit fort. Die Größe des Drucks in der Flüssigkeit ist gleich der Belastungskraft, bezogen auf ihre Wirkfläche. Der Druck wirkt immer senkrecht auf die Bezugsflächen des Behälters. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-7 Grundlagen Besonders anschaulich lässt sich das Pascalsche Gesetz für eine translatorische Bewegung am Prinzip der hydraulischen Presse darstellen, Bild 2.1-1. Der Druck ist im gesamten System gleich groß, so dass die folgende Kräftebilanz gilt: p F1 F2 A1 A2 2.1-1 Für den Druck p wird üblicherweise die Maßeinheit bar verwendet. Tabelle 2.1-1 sind übliche Einheiten und ihre Umrechnung dargestellt. F2 F1 x2 1 x1 2 A1 A2 p Bild 2.1-1: Prinzip der hydraulischen Presse N m2 1 bar 105 1 Pa (Pascal) 1 pound 1 psi square inch 0,06895 bar N m2 Tabelle 2.1-1: Gebräuchliche Maßeinheiten für Druck Bewegt sich der Kolben 1, so verdrängt er das Volumen V1: V1 x1 A1 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.1-2 H-8 Grundlagen Der Kolben 2 verschiebt sich dann um den Weg x2: V2 x2 A2 2.1-3 Unter der Voraussetzung einer idealen Flüssigkeit und keiner Leckage ist das verdrängte Volumen V1 gleich dem freigegebenen Volumen V2: V1 V 2 2.1-4 x1 A1 x 2 A2 2.1-5 x1 A2 x 2 A1 2.1-6 Unter den genannten Voraussetzungen legen die Kolben 1 und 2 die Wege x 1 und x2 auch in der gleichen Zeit zurück: x1 A2 x 2 A1 2.1-7 Es folgt hieraus das Kontinuitätsgesetz der Hydrostatik: Q x1 A1 x 2 A2 2.1-8 Der Volumenstrom hat üblicherweise die Maßeinheit: 1 l 1 m3 min 60.000 s 2.1-9 Die an den Kolben geleistete Arbeit, das Produkt aus Kraft F und Weg x, ist gleich: W F1 x1 F2 x 2 x1 F2 x 2 F1 <=> 2.1-10 2.1-11 Gleichung 2.1-11 wird auch als hydraulisches Hebelgesetz bezeichnet. Die Leistung ist definiert als Arbeit pro Zeit: P dW dt 2.1-12 Unter der Annahme einer konstanten Kraft und damit eines konstanten Drucks gilt: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-9 Grundlagen P F x A p Q A pQ 2.1-13 Unter Verwendung der in der Hydraulik üblichen Größen für den Druck und den Volumenstrom kann Gleichung 2.1-13 auch als Größengleichung geschrieben werden: l pbar Q min PkW 600 2.1-14 Eine analoge Betrachtung kann für rotatorische Bewegungen durchgeführt werden. In Bild 2.1-2 ist sinnbildlich ein vereinfachtes hydraulisches Getriebe dargestellt. Es besteht aus einer Pumpe, Index 1, und einem Motor, Index 2. Bild 2.1-2: Vereinfachtes, ideales hydraulisches Getriebe Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-10 Grundlagen p Niederdruckseite Hochdruckseite A d 2 M Bild 2.1-3: Modell einer Verdrängermaschine Bild 2.1-3 zeigt den vereinfachten Aufbau einer Verdrängermaschine. Sie besteht aus einem ringförmigen Zylinder, in dem ein Kolben mit der Fläche A rotiert. Der Hebelarm des Kolbens beträgt d und ist mit der Antriebswelle verbunden. Auch hier 2 wird von der Annahme einer idealen Flüssigkeit ausgegangen, so dass sich bei einer Umdrehung der Verdrängermaschine das folgende verdrängte Volumen ergibt: V A d 2.1-15 Bei einer Drehzahl n erzeugt die Verdrängereinheit den Volumenstrom: Q V n 2.1-16 Die Berechnung des Drehmomentes der Verdrängermaschine kann aus Kraft und Hebelarm erfolgen: M Kraft Hebelarm A p Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer d 2 2.1-17 H-11 Grundlagen Setzt man in Gleichung 2.1-17 die Fläche aus Gleichung 2.1-15 ein, so erhält man: V d A => M V d p d 2 V p 2 2.1-18 Die Leistung der Verdrängermaschine wird aus der mechanischen Leistung berechnet: P M V p 2 n 2 = Q p 2.1-19 Die oben ermittelten Gesetze für Volumenstrom (2.1-16), Drehmoment (2.1-18) und Leistung (2.1-19) gelten sowohl für ideale Pumpen, als auch für ideale Motoren. Unter der Annahme eines verlustfreien Getriebes muss der Motor den Volumenstrom aufnehmen, den die Pumpe abgibt, vergleiche Bild 2.1-2: Q1 Q2 V1 n1 V 2 n 2 <=> n 2 V1 n1 V2 2.1-20 Gleichung 2.1-20 zeigt, in welchem Drehzahlverhältnis Pumpe und Motor in einem idealen hydraulischen Getriebe laufen. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-12 Grundlagen 2.2 Das Gesetz der Massenerhaltung Unter der Voraussetzung einer quellen- und senkenfreien Strömung gilt das Gesetz der Messenerhaltung: Die in ein bestimmtes Volumen einströmende Masse, minus der ausströmenden Masse, ist gleich der sich im Volumen ansammelnden Masse. Mathematisch lässt sich das Gesetz der Massenerhaltung in Form einer Kontinuitätsgleichung beschreiben: A v n dA d dV 0 dt V 2.2-1 Hierbei ist vn die Normalgeschwindigkeit, also die Geschwindigkeit senkrecht zu der Oberfläche A. Das Integral der Normalgeschwindigkeit über die Oberfläche A des Kontrollvolumens V und die zeitliche Änderung des Integrals der Masse im Kontrollvolumen summieren sich zu Null. Gleichung 2.2-1 wird nun beispielhaft für eine Rohrleitung angewandt, Bild 2.2-1. Die betrachtete Strömung sei stationär und es gibt keinen Speicher. Für die einströmende Masse m1 und die ausströmende Masse m2 gelten: 1 1 v1 A1 Q1 m 2.2-2 2 2 v 2 A2 Q2 m 2.2-3 v1 A1 v 2 A2 2.2-4 => Gleichung 2.2-4 entspricht dem Kontinuitätsgesetz der Hydrostatik, Gleichung 2.1-8. m1 1 v1 A1 m2 2 v2 A2 Bild 2.2-1: Stationäre Strömung einer Rohrleitung Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-13 Grundlagen Das Gesetz der Massenerhaltung wird nun auf eine Strömung durch einen Flüssigkeitsspeicher angewandt, Bild 2.2-2. Der Flüssigkeitsspiegel l ist variabel. Steigt der Pegel um dl/dt, nimmt die Masse des Speichers um A dl / dt zu. Eingesetzt in Gleichung 2.2-1 ergibt sich für den dargestellten Flüssigkeitsspeicher: v1 A1 v2 A2 A <=> v1 A1 v 2 A2 A v1 dl 0 dt dl dt A1 2.2-5 A l A2 v2 Bild 2.2-2: Strömung durch einen Flüssigkeitsspeicher 2.3 Das Gesetz der Energieerhaltung Bei Vernachlässigung von Verlusten gilt das Gesetz der Energieerhaltung: Die Summe aus kinetischer und potentieller Energie ist immer konstant. Wird dieser Grundsatz auf ein strömendes Druckmedium bezogen, so ergibt sich die kinetische Energie aus der Fließgeschwindigkeit. Voraussetzung ist eine konstante Dichte des Druckmediums, Inkompressibilität und Reibungsfreiheit. Die potentielle Energie des Druckmediums setzt sich aus zwei Teilen zusammen, zum einen aus seiner Lageenergie und zum anderen aus seiner im Druck gespeicherten Energie. In Analogie zur Mechanik entspricht der zweite Teil der potentiellen Energie der einen gespannten Feder. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-14 Grundlagen Unter den genannten Voraussetzungen ergibt sich aus dem Gesetz der Energieerhaltung die Bernoullische Gleichung: pgz v2 2 const. 2.3-1 In Gleichung 2.3-1 ist p der so genannte statische Druck, g z der Druck der Lage (z ist der Höhenunterschied zu einer absoluten Nullage) und v2 2 der dynamische Druck (auch Geschwindigkeitsdruck oder Staudruck genannt). Anwendung findet die Bernoulli’sche Gleichung in der Messtechnik. Gemäß Bild 2.3-1 ist es mit verschiedenen Methoden möglich, den statischen Druck, den dynamischen Druck oder den Gesamtdruck zu messen. statischer Druck p Gesamtdruck pG dynamischer 2 v Druck 2 Bild 2.3-1: Messung von statischem und dynamischem Druck Anwendung findet die Bernoulli’sche Gleichung weiter bei der Berechnung des Durchflussgesetzes von Blenden. Bild 2.3-2 zeigt die Strömung durch eine Blende. Die Strömung schnürt sich hinter dem engsten Querschnitt zusammen. Q 1 0 3 2 Bild 2.3-2: Stationäre Strömung durch eine Blende Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-15 Grundlagen Bei Anwendung der Bernoulli’schen Gleichung (2.3-1) ergibt sich für die Blende unter Vernachlässigung der Einströmgeschwindigkeit (v1 << v3): p1 p3 v3 2 2.3-2 2 Mit p * p1 p3 Q A3 v3 und A3 K A0 ergibt sich: Q K A0 2 p * 2.3-3 Die Realität zeigt jedoch, dass die hergeleitete Beziehung so nicht korrekt ist, da Reibungsverluste nicht berücksichtigt werden. Im Übrigen ist es nicht praktikabel, den Druck an der Stelle 3 zu messen. Wird der Druck an der Stelle 2 gemessen, lässt sich feststellen, dass die Geschwindigkeitsenergie aus der Stelle 3 nicht vollständig zurückgewonnen werden kann. Aus diesem Grund wird in der Praxis die folgende Formel für scharfkantige Widerstände (Blenden) verwendet: Q D A0 2 p 2.3-4 mit: p p1 p2 Der Durchflusskoeffizient αD ist von der Ausführung des Widerstandes abhängig. In der Praxis werden Kennwerte zwischen 0,6 und 0,8 ermittelt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-16 Grundlagen 2.4 Das Impulserhaltungsgesetz Der Impulssatz lautet: Die zeitliche Änderung des Impulses eines Systems ist gleich der Summe der wirksamen äußeren Kräfte. In Form einer Gleichung ausgedrückt: F a d I v dV v (v n )dA dt t V A instationärer Anteil 2.4-1 stationärer Anteil In der Hydraulik wird meist der Begriff Strömungskraft verwendet. Hierunter ist die negative Summe der äußeren Kräfte zu verstehen: FStr Fa 2.4-2 Folglich ist die Strömungskraft eine Kraft, die eine Strömung auf ihre Umgebung ausübt, während die äußeren Kräfte über die Wandungen auf freien Oberflächen auf das Druckmedium wirken. Die Impulskräfte setzen sich aus einem stationären und einem instationären Anteil zusammen. In Gleichung 2.4-1 ist V ein abgegrenztes Vo lumen und v der Geschwindigkeitsvektor. Die Dichte wird als konstant vorausgesetzt und vn ist die senkrecht auf der durchströmten Fläche stehende Geschwindigkeitskomponente. Je nach Wahl der Kontrollfläche lässt sich die Gleichung 2.4-1 einfach anwenden. Beispielhaft wird hier die Stützkraft auf ein Fahrzeug berechnet, bei dem ein Medium auf der einen Seite (Index 1) einströmt und auf der anderen Seite (Index 2) wieder ausströmt, Bild 2.4-1. Die Strömung sei stationär. Gleichung 2.4-1 vereinfacht sich in diesem Fall, unter Berücksichtigung von v und n nun wie folgt: v v1 1 ; 0 v v2 2 ; 0 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 1 n1 ; 0 1 n2 0 H-17 Grundlagen F v (v n )dA a A v1 A1 v1 v2 A2 v2 2.4-3 Bild 2.4-1: Stützkraft am Fahrzeug Das negative Vorzeichen an der Einströmseite ergibt sich dadurch, dass Flächennormale und Geschwindigkeit entgegengerichtet sind. Die Stützkraft ist die Reaktion auf die äußeren Kräfte, folglich besitzt sie ein anderes Vorzeichen: 2 2 F Fa v1 A1 v2 A2 1 1 Q 2 A2 A1 2.4-4 Auf die Vektorschreibweise kann hier verzichtet werden, da alle Strömungsrichtungen gleich sind. Eine wichtige Anwendung des Impulserhaltungssatzes ist die Berechnung von Strömungskräften in Ventilen. Bild 2.4-2 zeigt den Versuchsaufbau als Grundlage der Betrachtungen. Bild 2.4-2: Versuchsaufbau für Strömungskraft an einem Schieberventil Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-18 Grundlagen Da der Schieber in einer Hülse geführt ist, werden bei dieser Berechnung nur die axialen Kräfte berücksichtigt. Bild 2.4-3 zeigt die Strömungsrichtung durch den Ventilquerschnitt. Q IA 1 2 l IE x F ax = Reaktionskraft (äußere Kraft) Fstr = Strömungskraft Bild 2.4-3: Strömungskraft an einem Schieberventil Es wird nun im ersten Schritt davon ausgegangen, dass die Drücke vor und hinter dem Ventil konstant bleiben, da ein gewisser Volumenstrom durch das Druckbegrunzungsventil abfließt (s. Bild 2-4-2). Es handelt sich hier somit um ein Konstantdrucksystem, da der Druck durch das DBV bestimmt wird. Aus Gleichung 2.4-1 ergibt sich für das dargestellte Ventil, für stationäre Durchströmung: Fax v1 cos 1 A1 v1 sin 1 v2 cos 2 A2 v2 sin 2 2.4-5 Ausgehend von einer stationären Strömung und einer Steuerung der Ölmenge an der Einlaßkante des Ventilschiebers, entfällt der instationäre Teil der Gleichung 2.4-5 und 2 wird zu 90°. Gleichung 2.4-5 vereinfacht sich zu: Fax Q v1 cos 1 FStr 2.4-6 mit: Q 1 A1 sin 1 Unter Berücksichtigung der Blendengleichung 2.3-4, der durchströmten Fläche im Ventil und der Strömungsgeschwindigkeit A1 d x Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.4-7 H-19 Grundlagen ergibt sich die Strömungskraft an einem Ventilschieber zu: FStr 2 D d x 2 cos 1 p sin 1 FStr ~ x 2.4-8 mit: p p1 p 2 Ab einer gewissen Öffnung des Ventils kann der gesamte Volumenstrom der Pumpe durch das betrachtete Schieberventil abfließen. Dadurch wird das Druckbegrenzungsventil nicht mehr durchströmt. Das System Schieberventil ist ab diesem Moment ein Konstant-Strom-System, da ein konstranter Volumenstrom aufgeprägt wird und sich der Druck aufgrund der Last einstellt. (s. Bild 2.4-4) Bild 2.4-4: Konstant-Druck-System, Konstant-Strom-System Durch Eliminieren von p in Gleichung 2.4-8 durch Gleichung 2.3-4 kann die Strömungskraft in Abhängigkeit des Volumenstromes dargestellt werden: FStr Q 2 cos 1 d x sin 1 FStr ~ 1/ x 2.4-9 Gleichung 2.4-9 wurde in Bild 2.4-5 grafisch aufgetragen. Die Kurven wurden sowohl für eine konstante Druckeinstellung als auch für eine konstante Mengeneinstellung aufgetragen. Zu Erkennen ist zu Beginn der Steuerkantenöffnung einen vom Weg x abhängigen Verlauf der Kurven. Hier ist der Systemdruck konstant, da das Ventil nur eine geringe Menge durchlässt. Bei zunehmendem Öffnungsquerschnitt kann über das Ventil die vollständige angebotene Ölmenge fließen und die Strömungskraft sinkt mit zunehmendem Öffnungshub. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-20 Grundlagen Bild 2.4-5: Stationäre Strömungskraft als Funktion der Steuerkantenöffnung x 2.5 Netzwerke Ähnlich wie bei elektrischen Netzwerken sind auch hydraulische Netzwerke aus Widerständen, Kapazitäten und Induktivitäten aufgebaut. Blenden und Drosseln sowie unerwünschte Reibungsverluste in Rohrleitungen stellen hydraulische Widerstände dar. Eine reale Flüssigkeit ist im Gegensatz zu einer idealen Flüssigkeit kompressibel. Dies bedeutet, dass sie unter Druckerhöhung in einem Volumen ein zusätzliches Flüssigkeitsvolumen aufnehmen kann. Dieses Verhalten gleicht einem Kondensator aus der Elektrotechnik, der bei einer Erhöhung der Spannung zusätzliche Ladung aufnehmen kann. Aus diesem Grund wird auch in diesem Fall von hydraulischer Kapazität gesprochen. Induktivitäten treten überall dort auf, wo Massen beschleunigt werden. Dies können Massen von Linearantrieben oder Rotationsantrieben sein. Aber auch Flüssigkeitsmassen zum Beispiel in Rohrleitungen müssen beschleunigt werden und stellen eine Induktivität dar. Definiert sind die hydraulischen Widerstände, Kapazitäten und Induktivitäten wie folgt: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-21 Grundlagen hydraulischer Widerstand RH RH p Q 2.5-1 hydraulische Kapazität CH CH Q p 2.5-2 hydraulische Induktivität LH: LH p Q 2.5-3 Je nach Versorgungseinheit wird in hydraulischen Netzwerken von Netzwerken mit aufgeprägtem Druck oder eingeprägtem Volumenstrom gesprochen. Ihre Analogie finden diese Systeme in der Elektrotechnik. Systeme mit eingeprägtem Volumenstrom sind Stromquellen oder –senken, Systeme mit eingeprägtem Druck entsprechen Spannungsquellen. Hydraulische Netzwerke lassen sich so in Analogie zur Elektrotechnik beschreiben. Der Volumenstrom entspricht hierbei dem elektrischen Strom, der Druck der elektrischen Spannung. In Bild 2.5-1 ist eine Reihenschaltung aus linearem Widerstand, Kapazität und Induktivität dargestellt. In Analogie zur Elektrotechnik gilt hier die folgende Beziehung: hydraulisch: elektrisch: p Q RH LH u iR L dQ 1 Q dt dt C H 2.5-4 di 1 i dt dt C CH RH LH Q i R L C Bild 2.5-1: Reihenschaltung eines Netzwerkes Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-22 Grundlagen Hydraulische Induktivitäten Wie bereits erwähnt, ist der Begriff der Induktivität aus der Elektrotechnik entliehen. Er ist ein Maß für die Spannung, die erforderlich ist, um eine Stromänderung in einer Spule zu bewirken. Analog ist die hydraulische Induktivität ein Maß für die Druckdifferenz, die zu einer Änderung des Volumenstromes benötigt wird. Beispielhaft wird zunächst die Induktivität einer Rohrleitung berechnet. Um eine Flüssigkeitssäule der Länge l und dem Querschnitt A zu beschleunigen wird eine Kraft F m a Al a 2.5-5 benötigt. Die Beschleunigung a entspricht der Änderung eines Volumenstromes Q A v : a dv 1 dQ dt A dt 2.5-6 Erzeugt wird die Beschleunigung durch eine zwischen den Enden der Rohrleitung anliegende Druckdifferenz: F A p 2.5-7 Werden unter Beachtung der Definition der hydraulischen Induktivität, Gleichung 2.53, die Gleichungen 2.5-5 bis 2.5-7 ineinander eingesetzt, ergibt sich so erhält man die hydraulische Induktivität einer Rohrleitung: LH p p l dQ A Q dt 2.5-8 Analog kann die Induktivität von Motoren berechnet werden. Für den Linearmotor, Bild 2.5-2, gilt für die Beschleunigung: F m a p AK Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.5-9 H-23 Grundlagen Q AK m p Bild 2.5-2: Gleichgangzylinder Für den Volumenstrom des Zylinders gilt: Q AK x => Q AK x 2.5-10 Erneutes ineinander Einsetzen, ergibt dieser Gleichungen: LH p p m 2 2 Q AK AK p m 2.5-11 Hydraulische Kapazitäten Die hydraulische Kapazität beschreibt die Steifigkeit einer Ölsäule. Vergleichbar ist dies mit einer mechanischen Feder. In ihr kann durch Vorspannen eine Energie gespeichert werden. In Analogie zum Elastizitätsmodul fester Werkstoffe wird der Kompressionsmodul in Öl definiert: V p V0 EÖl 2.5-12 Ein Volumen V0 kann durch Erhöhung des Druckes um p um einen Betrag von V zusammengedrückt werden, Bild 2.5-3. Durch Umstellen und Ableiten der Gleichung 2.5-12 nach der Zeit erhält man: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-24 Grundlagen QK V dV 0 p dt EÖl 2.5-13 => CH V0 EÖl 2.5-14 F = p A + p0 A V0: Ausgangsvolumen l A d s l0 Bild 2.5-3: Kompression eines Flüssigkeitsvolumens Bild 2.5-4: Vergleich des Ersatzkompressionsmoduls Unberücksichtigt bleiben hier Steifigkeiten der Umgebung. Beispielsweise dehnt sich der in Bild 2.5-3 dargestellte Zylinder unter Druck aus. Daher kann der Zylinder mehr zusammengedrückt werden, als durch das Öl theoretisch möglich wäre. Die Flüssigkeit erscheint somit weicher. Um diesen Einfluss zu berücksichtigen, wird ein so geProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-25 Grundlagen nannter Ersatzkompressionsmodul gebildet. Er berücksichtigt sowohl die Kompression der Flüssigkeit als auch die der Umgebung. Der Kompressionsmodul einer mineralölbasischen Druckflüssigkeit beträgt ca. 20.000 bar. Näherungsweise kann der Ersatzkompressionsmodul einer Rohrleitung mit 14.000 bar angenommen werden. Wie stark der Ersatzkompressionsmodul schwanken kann, zeigt Bild 2.5-4. Hier wird der Ersatzkompressionsmodul eines als relativ starr anzusehenden Stahlrohres mit dem eines weichen Hochdruckschlauches verglichen. Es sind deutliche Unterschiede erkennbar. Hydraulische Widerstände Nichtlineare Differentialgleichungen von Navier-Stokes beschreiben die Strömungsvorgänge in Flüssigkeiten. Erst durch die vereinfachenden Annahmen: inkompressibles Medium konstante Dichte konstante Viskosität eindimensionale und stationäre Strömung können daraus Gleichungen abgeleitet werden, die mit hinreichender Genauigkeit den Zusammenhang zwischen Druck und Volumenstrom für hydraulische Widerstände beschreiben. Das Newton’sche Schubspannungsgesetz beschreibt den Zusammenhang zwischen den auf ein Flüssigkeitselement wirkenden Kräften und der Bewegung des Flüssigkeitsteilchens. Es lautet in differentieller Form, vergleiche auch Bild 2.5-5: dx dy Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.5-15 H-26 Grundlagen x A y F z x dy dx Bild 2.5-5: Schleppströmung im Parallelspalt Die dynamische Viskosität ist ein Materialkennwert. Die Viskosität ist für das Verhalten von Druckflüssigkeiten von großer Bedeutung. Die Viskosität ist ein Maß für die Zähigkeit einer Flüssigkeit. Beim Ziehen mit einer Kraft F einer Platte mit der Fläche A im Abstand h mit der Geschwindigkeit v über einen Flüssigkeitsfilm, müssen die inneren Reibkräfte überwunden werden, Bild 2.5-5: F h v A 2.5-16 Die so berechnete dynamische Viskosität ist ein Maß für den Widerstand, den das Druckmedium der Verschiebung entgegensetzt. Das Verhältnis aus dynamischer Viskosität und Dichte wird als kinematische Viskosität bezeichnet: 2.5-17 Die Viskosität ist von Temperatur und Druck abhängig. Auf sie wird im nächsten Kapitel detaillierter eingegangen. Es sei jedoch bereits hier darauf hingewiesen, dass die Druckabhängigkeit der Viskosität in ölhydraulischen Systemen in der Regel vernachlässigt wird. Die Viskosität nimmt jedoch mit steigender Temperatur stark ab. Sie muss bei der Auslegung von Anlagen berücksichtigt werden. Die Maßeinheiten der Viskosität sind in Tabelle 2.5-1 zusammengefasst. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-27 Grundlagen dynamische Viskosität kinematische Viskosität 1 Pa s 1 N s / m2 1 m2 / s 1 mPa s 10-3 N s / m2 1 mm2 / s 10-6 m2 / s 1 P (Poise) 0,1 N s / m2 1 St (Stokes) 10-4 m2 / s 1 cP 10-3 N s / m2 1 cSt 10-6 m2 / s Tabelle 2.5-1: Maßeinheiten für die Viskosität Wenn eine Flüssigkeit stationär an einer Wand entlang fließt, haftet die äußere Schicht an der Wandung infolge der Adhäsionskräfte. Es bildet sich ein Strömungsprofil aus, welches seine maximale Geschwindigkeit in der Mitte besitzt, Bild 2.5-6. Bei dieser so genannten laminaren Strömung folgen alle Strömungsteilen einer stetigen Bahn. laminare Strömung Bild 2.5-6: Geschwindigkeitsprofil einer laminaren Strömung Ab einer gewissen Strömungsgeschwindigkeit schlägt diese Strömung in eine turbulente Strömung um. Die Strömungsteilchen folgen jetzt nicht mehr den Stromlinien sondern führen Querbewegungen aus. Dadurch wird der Hauptströmung Energie entzogen. Als kennzeichnende Größe für die Strömungsform dient die Reynoldszahl. Sie kennzeichnet das Teilverhältnis der Trägheitskräfte pro Flächeneinheit zu den Zähigkeitskräften pro Flächeneinheit. Sie ist dimensionslos und berechnet sich zu: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-28 Grundlagen Re mit: v DH 2.5-18 DH 4 A U 2.5-19 Der Übergang von laminarer zu turbulenter Strömung erfolgt in einem glatten Rohr bei Re = 2.300. Bei anderen Strömungswiderständen kann der Umschlag auch schon bei kleineren Reynoldszahlen erfolgen. Der Widerstand eines Elementes lässt sich allgemein durch das Newton’sche Schubspannungsgesetz, Gleichung 2.5-15, und die Kräftebilanz an einem Flüssigkeitsteilchen berechnen. Für die Kräftebilanz an einem Flüssigkeitsteilchen muss das Gleichgewicht aus antreibender Druckkraft und ihr entgegenwirkender Schubkraft gebildet werden: Oberfläche p Stirnfläche => l U p A 2.5-20 Eingesetzt in das Newton’sche Schubspannungsgesetz (2.5-15) ergibt sich eine allgemeine Gleichung für das Geschwindigkeitsprofil eines Querschnittes: v( y ) p A dy l U 2.5-21 Der Volumenstrom lässt sich durch Integration des Geschwindigkeitsprofils über der Fläche berechnen: Q v( y ) dA 2.5-22 Auf Grundlage dieser Gleichungen können die Widerstände eines Querschnitts einer laminaren Strömung berechnet werden. Beispielhaft wird dies für die zwei am häufigsten anzutreffenden Widerstände, dem Widerstand einer Rohrleitung und dem Widerstand eines Rechteckspaltes, durchgeführt. Bild 2.5-7 zeigt einen kreisförmigen Widerstand einer Rohrleitung. Aus dem Umfang und der Fläche des im Bild dargestellten Zylinderteilchens kann das Geschwindigkeitsprofil berechnet werden: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-29 Grundlagen A y2 U 2 y p y2 dy l y 2 y r v( y ) => p r2 y2 4 l 2.5-23 Bild 2.5-7: Laminaren Strömungen in einem glatten Rohr Der Volumenstrom durch einen kreisförmigen Querschnitt berechnet sich nach Gleichung 2.5-22 wie folgt: r Q v( y ) 2 y dy 0 r4 p1 p 2 8 l 2.5-24 Diese Gleichung ist nach Hagen-Poiseuille benannt. Der hydraulische Widerstand berechnet sich nach Gleichung 2.5-1: RH 8 l r4 2.5-25 Der Widerstand eines Rechteckspaltes lässt sich analog berechnen. Unter den Voraussetzungen, dass die Spaltlänge und die Spaltbreite wesentlich größer als die Spalthöhe sind, berechnet sich das Geschwindigkeitsprofil aus Bild 2.5-8 wie folgt: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-30 Grundlagen p v( y ) l h 2 y p 2 l 2b y dy 2b h2 y 2 4 2.5-26 Bild 2.5-8: Laminare Strömungen durch einen Rechteckspalt Der Volumenstrom durch einen Rechteckspalt beträgt: h 2 Q 2 v( y ) b dy 0 b h3 p 12 l 2.5-27 Der hydraulische Widerstand eines Rechteckspaltes beträgt folglich: RH 12 l b h3 2.5-28 Wie aus Gleichung 2.5-27 zu sehen ist, geht die Spalthöhe mit der dritten Potenz in die Volumenstromberechnung durch einen Rechteckspalt ein. In der Hydraulik bedeutet dies, dass die Spalte möglichst gering gehalten werden sollen, um mögliche Leckagen zu minimieren. Für einen Kolben, der exzentrisch in einer Bohrung gelagert ist, gilt die nachfolgende Gleichung zur Berechnung des Volumenstromes durch die Lagerung, vergleiche Bild 2.5-9: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-31 Grundlagen 2 D r 3 e Q 1 1,5 p1 p 2 12 l r 2.5-29 Bild 2.5-9: Volumenstrom durch einen exzentrisch gelagerten Kolben Es kann leicht nachgewiesen werden, dass bei zentrischer Lagerung (e = 0) Gleichung 2.5-39 in 2.5-27 übergeht. Bild 2.5-10: Vergleich Blende – Drossel An dieser Stelle soll ein Vergleich zwischen einem laminaren Widerstand durch einen Spalt (Drossel) und einem turbulenten Widerstand durch einen scharfkantigen Kreisquerschnitt (Blende) durchgeführt werden, Bild 2.5-10. Ein hydraulischer Widerstand nach Gleichung 2.5-1 kann für Blenden nicht angegeben werden, da der Volumenstrom wurzelförmig von der anliegenden Druckdifferenz abhängt. Blenden haben jedoch in der Hydraulik eine große Bedeutung, da ihr Widerstand temperaturunabhänProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-32 Grundlagen gig ist. Im Gegensatz zu Drosseln geht in die Blendengleichung gemäß Gleichung 2.3-4 die Viskosität des Druckmediums nicht ein. Netzwerkberechnung Für das in Bild 2.5-11 dargestellte Netzwerk soll der Druckaufbau berechnet werden, wenn das Ventil am Leitungseingang schlagartig geöffnet wird. Der Druckaufbau in einer beliebigen Kapazität kann nach Gleichung 2.5-2 berechnet werden: p 1 Qi CH i 2.5-30 Bild 2.5-11: Einfaches hydraulisches Netzwerk Die zeitliche Änderung des Drucks ist proportional zur Änderung des Volumenstroms. Alle in den Zylinder ein- und ausfließenden Volumenströme müssen nun berechnet werden. Der Zufluss von der Pumpe in die Kapazität nach dem Schalten des Ventils wird durch die Rohrleitung behindert. Die Reibungsverluste der Rohrleitung werden vernachlässigt. p1 p 2 LH Q R 2.5-31 Integriert erhält man: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-33 Grundlagen QR 1 p1 p dt LH 2.5-32 Die Leckverluste am Zylinder werden durch QL p RH 2.5-33 beschrieben. Setzt man die Gleichungen 2.5-41 bis 2.5-43 in Gleichung 2.5-40 ein, so ergibt sich: p 1 CH 1 p p1 p dt RH LH 2.5-34 Abgeleitet und umgestellt ergibt sich die gesuchte Gleichung für den Druckaufbau: p 1 1 1 p p p1 RH C H C H LH C H LH 2.5-35 Aus einem Koeffizientenvergleich der allgemeinen Schwingungsgleichung p 2 D 0 p 0 2 p const 2.5-36 ergibt sich die Eigenfrequenz und Dämpfung des Systems: 0 D 1 C H LH LH 1 2 RH CH Die dargestellte Rechnung ist sehr einfach gehalten. In der Realität können aber Druckschwingungen an sehr komplexen Anlagen auftreten, die analytisch nicht berechenbar sind. Dem Konstrukteur werden dafür heute verschiedene Rechnerprogramme angeboten, die komplexe Schaltungen hydraulischer Systeme berechnen können /N1/. Verluste in Hydraulikkreisläufen Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-34 Grundlagen Verluste, insbesondere Druckverluste, in Hydraulikkreisläufen besitzen einen großen Einfluss auf den Gesamtwirkungsgrad eines Systems. Wenn große Volumenströme in einem System auftreten, führen Druckverluste zu hohen Gesamtverlusten. Bei den Druckverlusten wird zwischen solchen, die in geraden Rohrleitungen aufgrund von Randreibung entstehen und denen in Abzweigungen, Krümmern, Verschraubungen, etc unterschieden. Die Druckverluste in geraden Rohrleitungen, p R , können nach Blasius, /M1/, für einzelne Rohrabschnitte berechnet werden: p R l 2 v d 2 2.5-37 Die charakteristische Widerstandszahl kann unabhängig von den Rohrabmessungen als Funktion der Reynoldszahl dargestellt werden. In Bild 2.5-12 ist sie im doppeltlogarithmischen Diagramm dargestellt. Bild 2.5-12: Charakteristische Widerstandszahl in Anhängigkeit der Reynoldszahl Re Für eine laminare Strömung (Re 2.300) gilt die Gleichung: 64 Re Re v DH DH 4A U 2.5-38 Für eine turbulente Strömung ist die Widerstandszahl von der Rauhigkeit der Rohrwand abhängig. Für ein glattes Rohr gilt im Bereich 2.300 Re 80.000 gilt: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-35 Grundlagen 0,3164 Re 0, 25 2.5-39 Die Druckverluste in Formstücken, wie beispielsweise Krümmern, Abzweigungen, etc. werden in Abhängigkeit des Beiwertes berechnet: p R 2 v2 2.5-40 Dieser Beiwert wird in der Regel experimentell ermittelt. Er ist, analog zur Widerstandszahl, abhängig von der Reynoldszahl. Im Bild 2.5-13 zeigt sich, dass bereits bei Reynoldszahlen zwischen 200 und 400 ein Umschlag von laminarer zu turbulenter Strömung stattfindet. Bild 2.5-13: Widerstandsbeiwert in Anhängigkeit der Reynoldszahl Re, /R1/ Mit Hilfe der Bernoulli’schen Gleichung und den beschriebenen Widerstandsbeiwerten können die Gesamtverluste in einem Rohrleitungssystem nun berechnet werden: 2 2 p1 v1 g z1 p 2 v2 g z 2 2 2 i i li 2 2 vi j v j di 2 2 j 2.5-41 In der Hydraulik wird bei üblichen Reynoldszahlen die folgenden Richtwerte für den Widerstandsbeiwert verwendet, /B2/: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-36 Grundlagen Gerade Verschraubung: = 0,5 Winkelverschraubung: = 1,0 Ventile, Kugelhähne etc.: = 3 bis 6 90°-Krümmer: = 0,14 Für einfache geometrische Fälle kann der auftretende Druckverlust mit Hilfe des Impulssatzes und der Kontinuitätsgleichung berechnet werden. Dies soll hier am Beispiel einer Querschnittserweiterung und einer –verengung erläutert werden. In Bild 2.5-14 ist eine Querschnittserweiterung dargestellt. Durch Anwendung des Impulssatzes auf das eingezeichnete Kontrollvolumen ergibt sich: p3 A2 p2 A2 Q2 x 2 Q3 x3 2.5-42 Kontrollvolumen l2 l3 x p1 x1 A1 p3 x3 A3 p2 x2 A2 Bild 2.5-14: Druckverluste bei einer Querschnittserweiterung Aufgrund der Freistrahl-Gesetze ist p3 p1 und x 3 x1 , so dass gilt: A2 ( p2 p3 ) Q3 x1 Q2 x 2 2.5-43 Aus der Kontinuitätsbedingung ergibt sich: Q1 Q2 A2 x 2 Q3 2.5-44 Durch Einsetzen erhält man die Druckdifferenz pmV aufgrund der Verluste durch die Querschnittserweiterung: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-37 Grundlagen A2 ( p2 p3 ) A2 x 2 x1 x 2 pmV p2 p1 x 2 x1 x 2 2.5-45 Bei einem allmählichen Übergang von x1 auf x 2 ergibt sich für den verlustfreien Fall nach Bernoulli der folgende Druckabfall poV : poV p 2 p1 * 2 2 2 x1 x 2 2.5-46 Die Differenz der beiden Verluste poV und pmV gibt die Stoßverluste durch Verwirbelung an: p SV poV p mV p2 p 2 * 2 2 2 2 2 x1 x 2 2 x1 x 2 2 x 2 x1 x 2 2 2.5-47 Der Widerstandsbeiwert berechnet sich in Abhängigkeit des Stoßverlustes, der Geschwindigkeit und der Dichte: 2 p SV 2 x 2 2 x A 1 1 2 1 x 2 A1 2 2.5-48 Analog zu dem eben dargestellten Beispiel können die Verluste bei einer Querschnittsverengung berechnet werden. In Bild 2.5-15 sind die für die Berechnung notwendigen Größen dargestellt. Auf das Kontrollvolumen wird wiederum der Impulssatz angewendet: p 2 A2 p1 A1 Q1 x1 Q2 x 2 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.5-49 H-38 Grundlagen A 1' Kontrollvolumen x l2 l3 p1 x1 A1 p3 x3 A3 p2 x2 A2 Bild 2.5-15: Druckverluste bei einer Querschnittsverengung Es gilt: A1 A2 und die Kontinuitätsgleichung liefert: Q1 Q2 A2 x 2 Durch erneutes Einsetzen ergibt sich: A2 ( p2 p3 ) A2 x 2 x1 x 2 pmV p2 p1 x 2 x1 x 2 In Analogie zu Gleichung 2.5-58 ergeben sich die Verluste bei einer allmählichen Querschnittsverengung nach Bernoulli: poV p 2 p1 * 2 2 2 x1 x 2 Es ergibt sich daraus der Druckverlust: pV poV pmV 2 x1 x 2 2 Durch Einführung des Kontraktionsquotientens K mit: ' x 2 A1 K x1 A2 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.5-50 H-39 Grundlagen ergibt sich für den Widerstandsbeiwert: pV 2 x 2 2 1 1 K 2 2.5-51 Das Bild 2.5-16 zeigt den Kontraktionskoeffizienten und den Widerstandsbeiwert für verschiedene Querschnittsverengungen. Für die in der Tabelle dargestellten Werte gilt stets: A0 10 A1 Ist die Übergangsstelle gut gerundet, wie im letzten Fall aus Bild 2.5-16, kann der Druckverlust aufgrund der Querschnittsverengung vernachlässigt werden, der Widerstandsbeiwert wird 0. Form der Querschnittsverengung K A0 A1 0,5 1 A0 A1 0,61 .. 0,65 0,4 ... 0,3 A0 A1 0,99 0 Bild 2.5-16: Widerstandsbeiwerte verschiedener Querschnittsverengungen Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-40 Druckflüssigkeiten 3 Druckflüssigkeiten Die primäre Aufgabe einer Druckflüssigkeit ist die Übertragung von Leistung. Eine weitere Aufgabe ist die Schmierung zweier relativ zueinander bewegter Teile. Reine Mineralöle erfüllen heute die gestellten Anforderungen nicht mehr. Aus diesem Grund werden ihnen Zusätze, so genannte Additive zugegeben. Auch gibt es für verschiedene Einsatzgebiete unterschiedliche Druckflüssigkeiten. In Druckgussanlagen beispielsweise werden heute schwer entflammbare Sonderflüssigkeiten eingesetzt. 3.1 Aufgaben von Druckflüssigkeiten Wie bereits eingangs erläutert ist die primäre Aufgabe einer Druckflüssigkeit die Übertragung einer Leistung vom Erzeuger, in der Regel einer Pumpe, zum Verbraucher, beispielsweise einem Zylinder oder einem Rotationsmotor. Druck und Volumenstrom sind die die Leistung kennzeichnenden Größen. Eine Schmierung relativ zueinander bewegter Teile muss ebenfalls durch die Druckflüssigkeit sichergestellt werden. So wird der Abrieb und Verschleiß hydraulischer Bauteile minimiert, was sonst zum Versagen der Bauteile führen kann. Auch Verschleiß durch Korrosionserosion an hydraulischen Bauteilen muss durch das Druckmedium verhindert werden. Eine weitere Funktion des Druckmediums ist die Abfuhr von Verlusten in Form von Wärme. Hierdurch erwärmt sich das Druckmedium und wird anschließend in separaten Kühlern wieder abgekühlt. Das Druckmedium muss also auch über einen weiten Temperaturbereich arbeiten können. Dies gilt insbesondere in der Startphase einer Hydraulikanlage, bei der das Druckmedium noch nicht seine Betriebstemperatur erreicht hat. Ökologische Aspekte gewinnen seit einigen Jahren an Bedeutung. Insbesondere in mobilen Anwendungen werden heute Flüssigkeiten gefordert, die in kurzer Zeit biologisch abgebaut werden können und toxikologisch unbedenklich sind. Aber auch in stationären Anlagen wird eine immer längere Lebensdauer des Druckmediums gefordert. Die Entsorgung des Altöles stellt heute einen nicht unerheblichen Kostenfaktor beim Betrieb einer Anlage dar. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-41 Druckflüssigkeiten Zusatzanforderungen können in speziellen Einsätzen gefordert werden. In Druckgußanlagen beispielsweise dürfen nur schwerentflammbare Flüssigkeiten eingesetzt werden. Auch wird unter Tage mit speziellen Druckflüssigkeiten gearbeitet, um die Gefahren durch das Druckmedium so gering wie möglich zu halten. 3.2 Arten von Druckflüssigkeiten Druckflüssigkeiten bestehen im Allgemeinen aus einer so genannten Grund- oder Basisflüssigkeit, die im Wesentlichen den Einsatz des Druckmediums bestimmt. Durch den Zusatz weiterer Stoffe, so genannter Additive, können gezielt die Eigenschaften der Druckflüssigkeit verändert werden. Auf die Additive wird in Kapitel 3.4 detaillierter eingegangen. Grundsätzlich lassen sich heute häufig gebräuchliche Druckflüssigkeiten in vier Gruppen einteilen: Mineralölbasische Flüssigkeiten (HLP, HVLP) Schwerentflammbare Flüssigkeiten (HFA, HFB, HFC und HFD) Umweltschonende Flüssigkeiten (HETG, HEES, HEPG und HEPR) Spezielle Flüssigkeiten (z.B. ATF) Mineralölbasische Flüssigkeiten stellen heute die bedeutendste Gruppe von Druckflüssigkeiten dar. Ca. 85 % aller verwendeten Öle fallen in diese Klasse. Die Anforderungen an ein Hydrauliköl sind in der DIN 51 524, „Hydrauliköle, Mindestanforderungen“, genormt. Es sind hierbei Mindestanforderungen bezüglich Viskositätseigenschaften, Alterungsbeständigkeit oder Korrosions- und Verschleißschutz zu erfüllen. HLP-Öle sind Druckflüssigkeiten, die neben dem Grundöl Additive zur Verbesserung des Verschleißverhaltens und zur Erhöhung der Belastbarkeit enthalten. Sie enthalten zudem Additive zur Verbesserung des Korrosionsschutzes und Alterungsbeständigkeit. HVLP-Öle besitzen die gleichen Eigenschaften wie HLP-Öle, zusätzlich enthalten sie noch Additive zur Verbesserung des Viskositäts-Temperatur-Verhaltens. Der Viskositäts-Temperatur-Index (VI) ist bei diesen Ölen größer 140. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-42 Druckflüssigkeiten Durch Zumischung von detergierend und dispergierend wirkenden Additiven kann die Bindung von Wasser im Öl verbessert werden. Die so additivierten Öle sind durch den Buchstaben D gekennzeichnet, z.B.: HLP-D. Hierdurch wird die Ausbildung eines Schmierfilms auch bei hohen Wasseranteilen im Öl sichergestellt sowie die Korrosionsanfälligkeit der Hydraulikbauteile verringert. Schwerentflammbare Druckflüssigkeiten zeichnen sich durch eine wesentlich höhere Zündtemperatur aus. Sie wurden beispielsweise für den Bergbau unter Tage, bei dem der Einsatz von mineralölbasischen Flüssigkeiten verboten ist, dem Flugzeugbau und für Druckguss- und Walzwerksanlagen entwickelt. Je nach Wassergehalt werden diese Druckflüssigkeiten gemäß VDMA-Richtlinie 24317 und 24430 (entspricht ISO 6743, Teil 4 und DIN 51502) in vier Gruppen eingeteilt. Die Gruppe HFA umfasst Öl-in-Wasser-Emulsionen, die üblicherweise zu ca. 1 % bis maximal 5 % aus einem Konzentratanteil bestehen. Der Rest ist Wasser. Das Konzentrat ist in Wasser löslich und enthält Zusätze, die den Korrosionsschutz und den Verschleißschutz verbessern sowie die Schmierfähigkeit erhöhen. Außerdem wird durch Biozide die Bildung von Bakterien, Pilzen und Hefen im Medium verhindert. Diese Flüssigkeit wird hauptsächlich im Bergbau eingesetzt. Die Gruppe der HFB-Flüssigkeiten bestehen zu 40 % aus Wasser und zu 60 % aus Mineralöl. Diese Flüssigkeiten werden im Steinkohlebergbau in Großbritannien eingesetzt. Den von den deutschen Bergbaubehörden geforderten Brandtest bestehen diese Flüssigkeiten nicht. HFC-Flüssigkeiten bestehen zu 35 bis 55 % aus Wasser. Die restlichen Anteile sind verdickende Zusätze sowie Additive. Um die Viskosität von Mineralöl zu erreichen, werden in der Regel Polyglykole als Verdicker eingesetzt. Es werden Additive zum Verschleiß- und Korrosionsschutz eingesetzt. Dieser Flüssigkeitstyp wird im Bergbau für Hochleistungshydraulikanlagen oder in Warmarbeitsbetrieben, wie z.B. Druckgußanlagen, eingesetzt. Die letzte Gruppe der schwerentflammbaren Flüssigkeiten, HFD-Flüssigkeiten, sind wasserfreie, synthetische Medien. Am häufigsten werden Phosphorsäureester und Mischungen aus Phosphorsäureester und chlorierten Kohlenwasserstoffen eingeProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-43 Druckflüssigkeiten setzt. Für besondere Einsatzfälle werden außerdem noch Diester, Silikone, Polyphenylester, Silikatester und Fluorcarbone verwendet. Anwendungen finden diese Flüssigkeiten in Warmarbeitsbetrieben, wie z.B. Druckgussanlagen und im Bergbau. Umweltschonende Flüssigkeiten werden überall dort eingesetzt, wo eine Gefährdung der Umwelt durch Ölaustritt ausgeschlossen werden muss. Dies ist zum Beispiel in Baumaschinen der Fall, die in Wasserschutzgebieten eingesetzt werden. Die Mindestanforderungen an die Flüssigkeiten werden in der VDMA-Richtlinie 24568 zusammengefasst. Es werden vier Flüssigkeitsklassen unterschieden: HETG, HEES, HEPG und HEPR. Die Basis der HETG-Öle stammt aus Rapssamen und artverwandten Pflanzen. Wie bei allen Pflanzenölen handelt es sich um ein Estermolekül, das gute technische Eigenschaften aufweist und einen hohen Viskositätsindex besitzt. Ester haben zudem einen polaren Charakter, wodurch sie sehr gut auf metallischen Oberflächen haften. Sie bilden so einen guten Korrosions- und Verschleißschutz. Da sich diese Flüssigkeiten jedoch schnell biologisch abbauen lassen, besitzen sie auch eine schlechte Alterungsbeständigkeit. Die Verbindungen werden relativ leicht durch Oxidation (Sauerstoffzugabe), Hydrierung (Wasserstoffzugabe) oder Hydrolyse (Spaltung in Alkohol und freie Fettsäuren) zerstört. Additive können die Alterung der Flüssigkeit verhindern. Es müssen jedoch solche Additive eingesetzt werden, die biologisch abbaubar sind. Flüssigkeiten aus synthetisch hergestellten Estern werden als HEES-Flüssigkeiten bezeichnet. Sie sind in ihrer chemischen Struktur und den Umwelteigenschaften den Pflanzenölen ähnlich. Ihre Basisflüssigkeit, Syntheseester, lässt sich in zwei Hauptgruppen unterscheiden: ungesättigte und gesättigte Ester. Ungesättigte Ester sind in ihrer Struktur den Pflanzenölen näher als gesättigte Ester. Ungesättigte Ester haben gute Kälteeigenschaften, die Alterungsstabilität ist jedoch schlecht. Gesättigte Ester entstammen vornehmlich aus der Petrochemie. Ihre Eigenschaften übertreffen teilweise die von Mineralölen. Ihr Produktionsaufwand ist jedoch hoch, was sie teuer macht. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-44 Druckflüssigkeiten Die Basisflüssigkeit für HEPG-Flüssigkeiten sind Polyalkylenglycole. Sie werden petrochemisch hergestellt, besitzen ein geringes Umweltgefährdungspotential und sind wasserlöslich. Die Flüssigkeiten der relativ neuen HEPR-Gruppe werden aus Polyalphaolefinen und verwandten Kohlenwasserstoffen auf Mineralölbasis synthetisiert. Die Flüssigkeit darf mit anderen biologisch schnell abbaubaren Flüssigkeiten, wie Rapsöl oder Ester, verschnitten werden. Über Vor- und Nachteile kann zu dem heutigen Zeitpunkt noch keine Aussage gemacht werden. Alle umweltschonenden Flüssigkeiten können anders auf Kunststoffe und Metalle wirken als Mineralöle. Daher müssen Filter, Dichtungen, Schläuche, etc. bei einer Umstellung von Mineralöl auf eine umweltschonende Flüssigkeit geprüft und gegebenenfalls ersetzt werden. Spezielle Flüssigkeiten werden immer im Hinblick auf einen speziellen Anwendungsfall hin entwickelt. So wird beispielsweise in Ackerschleppern die Hydraulik, die Lenkung, das Getriebe und die Nassbremsen mit dem gleichen Öl versorgt. Hier werden so genannte Universalflüssigkeiten eingesetzt. Eine Gruppe von Sonderflüssigkeiten, die ATF-Öle (Automitic Transmission Fluid), finden heute eine breite Anwendung im PKW. Sie sind ursprünglich für Drehmomentwandler und Automatikgetriebe entwickelt worden und besitzen daher ein konstantes Reibverhalten, um Stick-Slip-Effekte zu verhindern. Auch sind solche Öle großen Temperaturschwankungen ausgesetzt, da sie Sommer wie Winter einen zuverlässigen Betrieb gewährleisten sollen. 3.3 Eigenschaften von Druckflüssigkeiten Druckflüssigkeiten werden durch verschiedene Größen charakterisiert. In diesem Kapitel werden die wichtigsten Kenngrößen beschrieben und ihre Abhängigkeiten dargestellt. Eine der wichtigsten Größen, die eine Flüssigkeit charakterisiert, wurde bereits weiter oben angesprochen, die Viskosität. Es wird zwischen der dynamischen Viskosität und der kinematischen Viskosität unterschieden. Mit gebräuchlichen Viskosimetern wird die kinematische Viskosität gemessen. Daher wird bei der Bezeichnung einer Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-45 Druckflüssigkeiten Druckflüssigkeit in der Regel auch die kinematische Viskosität in die Bezeichnung der Druckflüssigkeit genommen. Gemäß DIN 51519 wird die Viskosität eines Druckmediums bei 40 °C gemessen und in eine Viskositätsklasse eingruppiert. Die Viskositätsklassen lauten: 10, 15, 22, 32, 46, 68, 100 ... mm²/s. Bei den meisten Druckflüssigkeiten ist die Viskosität stark von der Temperatur abhängig. Nach Ubbelohde wird die Viskosität über der Temperatur in einem doppelt logarithmischen Diagramm aufgetragen. Dadurch erhält sie einen nahezu linearen Verlauf über der Temperatur, Bild 3.3-1. Je flacher der Temperaturverlauf ist, desto geringer sind die Temperaturabhängigkeit des Druckmediums und desto günstiger auch das Kaltstartverhalten. 10000 HLP [mm²/s] HFC/HEES 1000 Kinematische Viskosität ν HFD HETG 100 10 3 253 273 293 313 333 353 Temperatur υ 373 [k] Bild 3.3-1: Temperaturabhängigkeit der kinematischen Viskosität Die Steigung der Druckmediumskennlinie im Ubbelohde-Diagramm ist ein Maßstab für das Viskositäts-Temperatur-Verhalten eines Druckmediums. Sie wird als Viskositätsindex (VI) bezeichnet. Je größer der Viskositätsindex, desto geringer die Temperaturabhängigkeit. Typische VI von Druckflüssigkeiten liegen bei: HLP: VI 100 HFC: VI 150 HFD: VI < 0 HETG: VI 200. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-46 Druckflüssigkeiten Das Viskositäts-Druck-Verhalten ist maßgeblich für die Belastbarkeit des Schmierfilms verantwortlich. Bei mineralölbasischen Flüssigkeiten (HLP) steigt die Viskosität mit dem Druck stärker an als bei den meisten anderen Druckflüssigkeiten. Dies ist auch ein Grund für die bis heute weite Verbreitung von Mineralöl als Druckmedium. Bild 3.3-2 zeigt das Verhalten verschiedener Druckmedien. 10000 [mPas] 5000 HFD η 2000 Dynamische Viskosität HLP 1000 HETG/ HEES 500 200 100 HFC 50 20 10 0 1000 2000 3000 [bar] 4000 Druck p Bild 3.3-2: Dynamischer Viskosität in Abhängigkeit des Druckes Die Druckabhängigkeit der dynamischen Viskosität kann wie folgt berechnet werden: 0 e b p mit 3.3-1 0: dynamische Viskosität bei Atmosphärendruck b 1,7 10 3 bar 1 für Mineralöle b 3,5 10 3 bar 1 für HFC-Medien b 2,2 10 3 bar 1 für HFD-Medien b 1,110 3 bar 1 für HETG- oder HEES-Medien Da sich das Volumen einer Flüssigkeit bei Temperaturerhöhung ausdehnt ist die Dichte einer Druckflüssigkeit temperaturabhängig. Sie lässt sich aus der Definition des Ausdehnungskoeffizienten wie folgt berechnen: 0 1 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 3.3-2 H-47 Druckflüssigkeiten mit = 7 10 4 C 1 und 0 870 kg / m 3 für Mineralöl und ATF-Öl = 1,8 10 4 C 1 und 0 1.000 kg / m 3 für HFA-Medien = 7 10 4 C 1 0 1.150 kg / m 3 für HFD-Medien und = 7,5 10 4 C 1 und 0 920 kg / m 3 für HETG-Medien Die Ausgangsdichte 0 wird in der Regel auf eine Temperatur von 15 °C bezogen. Die oben angegebenen Dichten sind ebenfalls auf diese Temperatur bezogen. Bild 3.3-3 zeigt grafisch die Temperaturabhängigkeit der Dichte eines Druckmedi- ums. 1200 [kg/m³] HFD 1100 Dichte ρ HFC HFA 1000 HEES/HETG 900 HLP 800 0 20 40 60 Temperatur 80 υ 100 120 [° C] Bild 3.3-3: Temperaturabhängigkeit der Dichte eines Druckmediums In einigen Fällen mag es richtig sein, bei einer vereinfachten Berechnung davon auszugehen, dass eine Flüssigkeit inkompressibel sei. Das dynamische Verhalten von hydraulischen Systemen ist jedoch maßgeblich von der Kompressibilität des Druckmediums abhängig. Wie bereits in Kapitel 2.5 gezeigt, kann ein Ölvolumen V0 durch Druckerhöhung um p ein Ölvolumen V aufnehmen. Die Kompressibilität des Öles wird mit EÖl bezeichnet. Wird noch die Kompressibilität der Umgebung einer Druckflüssigkeit berücksichtigt, so wird die Kompressibilität von Öl und umgebendem Bauteil mit E’Öl bezeichnet. Der Kompressionsmodul einer Flüssigkeit ist in erster Linie von zwei weiteren Größen abhängig, dem Druck und der in der Flüssigkeit gemischten Luft. Bild 3.3-4 zeigt Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-48 Druckflüssigkeiten die Abhängigkeit des Kompressionsmoduls vom Druck. Im betrachteten Druckbereich steigt die Kompressibilität des Druckmediums linear an, sie lässt sich somit näherungsweise aus dem Bild wie folgt berechnen: EÖl ( p) EÖl m p 3.3-3 4 Wahrer adiabater E öl Kompressionsmodul 4 [10 bar] °C 10 30 3 50 70 90 110 2 1 0 700 [bar] 1400 Druck p Bild 3.3-4: Kompressionsmodul eines Mineralöls in Abhängigkeit des Drucks Der Kompressionsmodul eines Öl-Luft-Gemisches ist, wie Bild 3.3-5 zeigt, stark nichtlinear. Wird bei geringem Luftanteil bereits bei einem Druck von ca. 50 bar der Kompressionsmodul einer idealen Flüssigkeit erreicht, so wird dieser bei hohem Luftanteil noch nicht erreicht. Ein Hydrauliksystem mit einem hohen Luftanteil ist somit wesentlich weicher als ein solches mit geringem oder ohne Luft. Eine Flüssigkeit ist in der Lage, einen bestimmten Anteil an Gasen zu lösen. Im Gegensatz zu einem Öl-Luft-Gemisch ändert sich im Normalfall die Eigenschaft einer Druckflüssigkeit in Abhängigkeit der gelösten Luft nicht. Das Gaslösevermögen ist bis zu einem Druck von 300 bar proportional zum Druck. Es gilt das HenryDaltonsche Gesetz: VG V Fl V Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer p p0 3.3-4 H-49 Druckflüssigkeiten Hierbei ist VG das gelöste Gasvolumen beim Bezugsdruck p0, VFl das Flüssigkeitsvolumen, p der absolute Druck und αV der Bunsenkoeffizient. Der Bunsenkoeffizient gibt an, wie viel Volumenprozent Gas in einer Volumeneinheit der Flüssigkeit bei einem Absolutdruck von 1,013 bar und einer Temperatur von 20 °C gelöst wird. Anteil Luft α 0,1% 4 Ersatzkompressionsmodul EÖl [10 bar] 2 1,6 1% 10% 1,2 0,8 Kompressionsmodul der Flüssigkeit isotherme Zustandsänderung adiabate Zustandsänderung 0,4 0 0 50 100 150 200 250 [bar ] 300 Druck p Bild 3.3-5: Kompressionsmodul eines Mineralöl-Luft-Gemisches Die in einer Flüssigkeit gelöste Luft kann durch einen örtlich niedrigen Druck austreten. Dieser Vorgang wird auch Kavitation genannt. Das Wort Kavitation bedeutet im eigentlichen Sinn Hohlraumbildung. Kavitation kann beispielsweise in Saugleitungen von Pumpen auftreten, wenn die Strömungsverluste zu hoch sind. Strömungsverluste können durch Filter, Krümmer, enge Querschnitte oder eine große Saughöhe auftreten. Die Folge der Kavitation sind ein gestörtes Förderverhalten, Geräusche und erhöhter Verschleiß durch unzureichende Schmierung. Von Kavitationserosion wird gesprochen, wenn die durch Kavitation entstandenen Gasblasen durch eine Erhöhung des Druckes implodieren. Örtlich können dabei Drücke von mehreren Tausend bar auftreten. Geschieht dies an der Oberfläche eines Materials, so führt dies zu einer Ermüdung des Materials und zum Herausbrechen einzelner Partikel. Kavitationserosion tritt typischerweise an Drosseln, Blenden oder Steuerkanten auf. Konstruktiv kann Kavitation und Kavitationserosion durch Lenkung des Kavitationsstrahles in unkritische wandfreie Gebiete oder der Reduzierung der Druckdifferenz Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-50 Druckflüssigkeiten an einem Widerstand durch Hintereinanderschaltung mehrerer Widerstände vermieden oder zumindest verringert werden. Austretende Luft, z.B. durch Kavitation, Leckstellen im hydraulischen System oder durch das Einströmen einer Flüssigkeit in den Behälter im freien Strahl, muss an der Oberfläche des Hydraulikbehälters wieder abgeschieden werden, bevor das Öl durch die Hydraulikpumpe erneut angesaugt wird. Dies kann beispielsweise durch Additive begünstigt werden. Die Geschwindigkeit, mit der Luftblasen aufsteigen, hängt von deren Durchmesser, der Viskosität und der Dichte der Flüssigkeit ab. Die Auftriebskraft der Blasen beträgt: FA 4 Fl L r 3 g 3 3.3-5 Der Strömungswiderstand ist nach Stokes für sphärische Körper und kleine Reynoldszahlen: FW 6 v r 3.3-6 Die Aufstiegsgeschwindigkeit einer Luftblase beträgt somit im Gleichgewichtsfall: v r2 g 2 Fl L 9 3.3-7 Abschließend sind die wichtigsten Kennwerte von Hydraulikflüssigkeiten in Tabelle 3.3-1 zusammengefasst. 3.4 Additivierung von Druckflüssigkeiten Wie bereits zu Beginn diese Kapitels erläutert, haben die Additive einer Druckflüssigkeit in der Regel nur einen sehr geringen Massenanteil an der Druckflüssigkeit, sie sind jedoch für die Eigenschaften einer Druckflüssigkeit maßgeblich entscheidend. Reine Mineralöle, nach DIN 51524 in die Gruppe H klassifiziert, werden heute praktisch nicht mehr eingesetzt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-51 Druckflüssigkeiten Dichte bei 15°C [g/cm ³ ] Kinematische Viskosität bei 40 ° [mm ²/ s] HLP HFA(3%) HFD HETG ATF 0,87 1,0 1,15 0,92 0,87 15 - 70 32 - 48 36 - 40 10 - 100 0,7 Mittlerer Kompressonsmodul E [N/m ² ] 2 ·10 9 Viskositäts-TemperaturIndex 100 - Spezifische Wärme bei 20 ° C[kJ/kgK] 2,1 Wärmeleitfähigkeit bei 20 ° C[W/mK] 0,14 Volumenausdehnungskoeffizient[1/K] 7 ·10 -4 2,5 ·10 9 2,3-2,8 ·10 9 2,5 ·10 9 2 ·10 9 <0 210 150 4,2 1,3 -1,5 2,1 2,1 0,6 0,11 0,17 0,14 1,8 ·10 -4 7 ·10 -4 7,5 ·10 -4 7·10 -4 Betriebstemperaturbereich[ ° C] -10 - 80 5 - 50 10 - 70 0 - 70 -20 - 100 Maximaler Temperaturbereich [ ° C] -40 - 120 0 - 50 -20 - 150 -20 - 90 -40 - 120 210 - 245 315 190 310 - 360 - 500 350 - 500 300 Stockpunkt [ ° C] -18 0 -24 - 6 -25 -40 Bunsenkoeffizient α v bei 20 ° C[mbar] 6,8 - - 4,6 9,4 Dampfdruck bei 50 ° C[mbar] 4 ·10 -2 100 10 -2 3 ·10 -3 4 ·10 -2 Kavitationsneigung gering sehr stark gering gering gering 100 10 - 15 200 - 400 150 - 300 300 85 4 2 3 - Flammpunkt [ ° C] Zündtemperatur [ ° C] Relative Flüssigkeitskosten[%] Marktanteil [%] Tabelle 3.3-1: Kennwerte von Druckflüssigkeiten Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-52 Druckflüssigkeiten Additive können in zwei verschiedene Klassen unterschieden werden. Die erste Klasse beeinflusst die physikalischen und die chemischen Eigenschaften einer Grundflüssigkeit. Hierzu zählen Additive, die das Viskositäts-Temperatur-Verhalten, die Kristallisationstendenz oder das Alterungsverhalten beeinflussen. Die zweite Klasse von Additiven wirkt an der Grenzfläche zwischen Flüssigkeit und Komponente. Hierunter zählen Additive, die das Reibungs- und Verschleißverhalten verbessern, sowie Korrosion verhindern. Oxitationsinhibitoren reduzieren die Alterung einer Flüssigkeit, die bei erhöhten Temperaturen durch Luftsauerstoff eintritt. Die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind Schwefel- und Phosphorverbindungen. Metallionen wie Kupfer, Eisen, Blei und andere können den Alterungsprozess einer Druckflüssigkeit beschleunigen. Durch Additive werden die Ionen „maskiert“, d.h. komplex gebunden. Hochdruck- oder EP-(Extreme Pressure) Additive bieten einen erhöhten Verschleißschutz. Sie bilden an hochdruckbelasteten Gleitstellen Metallverbindungen, die unter Normalbedingungen fest sind, unter Verschleißbedingungen jedoch flüssig bis gleitfähig sind. Hierdurch werden Gleitpartner, die im Mischreibungsgebiet arbeiten, voneinander getrennt. Es kommt dann erst bei wesentlich höheren Belastungen zum Verschweißen der Gleitpartner. Reibwertminderer bilden dünne Schichten auf den Reibflächen infolge physikalischer Adsorption. Sie bestehen aus polaren Stoffen wie beispielsweise Fettalkoholen, Fettsäuren, Fettsäureester, -amiden oder –salzen. Sie werden dort eingesetzt, wo das Mischreibungsgebiet durch das An- und Auslaufen gleitender Metallflächen durchfahren wird. Außerdem mindern sie den Stick-Slip-Effekt und verbessern so das Geräuschverhalten hydraulischer Maschinen. Viskositäts-Index-Verbesserer (VI-Verbesserer) verbessert das Viskositäts- Temperaturverhalten von Druckflüssigkeiten. Die Wirkung der linearen Polymermoleküle, die heute üblicherweise als VI-Verbesserer eingesetzt werden, beruht darauf, dass sich ihre Viskosität bei verschiedenen Temperaturen unterschiedlich erhöht. VIVerbesserer sind jedoch mit steigender Molekularmasse zunehmend empfindlich gegenüber mechanischer Beanspruchung. Beim Durchströmen von Steuerkanten werden diese zerstört, so dass bei hohen Temperaturen die Viskosität des Druckmediums sinkt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-53 Druckflüssigkeiten Stockpunkterniedriger werden überall dort benötigt, wo hydraulische Systeme bei niedrigen Umgebungstemperaturen angefahren werden müssen. So kann die Fließfähigkeit des Mediums beim Kaltstart sichergestellt werden. Mineralölbasiche Flüssigkeiten scheiden beim Abkühlen n-Parafin-Kohlenwasserstoff in kristalliner Form als Nadeln und Platten aus. Sie verhindern das Fließen des Öls durch ein verfilztes Netzwerk, d.h. das Öl stockt. Durch Entparafinierung kann eine Erniedrigung des Stockpunktes erreicht werden. Aus Kostengründen wird jedoch nur eine partielle Parafinierung durchgeführt, so dass sich ein Stockpunkt von unter minus 15 °C ergibt, was heute für die meisten Anwendungen ausreichend ist. Durch die Ausscheidung von im Öl gemischter Luft bildet sich auf dem Druckmedium ein unerwünschter Schaum. Dieser beeinträchtigt die Schmiereigenschaften des Druckmediums negativ, fördert die Oxidation und kann zum Ansaugen von Luft in die Pumpe führen. Als Schaumverhinderer haben sich Zusätze von flüssigen Siliconen bewährt. Detergentien und Dispergentien haben die Aufgabe, ölunlösliche Stoffe, harz- und asphaltartige Oxidationsprodukte sowie Wasser in Suspension zu halten oder aber deren Absetzung zu beschleunigen. Dispergentien sind aschefreie organische Verbindungen, die eine Ausflockung kolloidaler Teilchen verhindern. Detergentien sind öllösliche bzw. fein dispergierende Metallsalze, die eine gute Schmutzlösewirkung besitzen. Emulgatoren sind insbesondere für schwerentflammbare Druckflüssigkeiten von großer Bedeutung. Sie steigern durch Herabsetzung der Grenzflächenspannung des Wassers die Haltbarkeit der Emulsion. Korrosionsinhibitoren verhindern durch Bildung einer nichtmetallischen Schutzschicht die Korrosion auf einer Metalloberfläche. Heute eingesetzte Korrosionsinhibitoren sind Stickstoff-Verbindungen, Fettsäureamide, Phosphorsäure-Derivate, Sulfonsäuren, Schwefelverbindungen sowie Carbonsäure-Derivate. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-54 Pumpen und Motoren 4 Pumpen und Motoren Pumpen und Motoren dienen in der Fluidtechnik der Energieumformung von mechanischer in hydraulische Energie oder umgekehrt. Dieses Kapitel wird sich, entgegen den Erläuterungen aus der Einleitung, nicht nur mit den hydrostatischen Maschinen beschäftigen. Hydrodynamische Strömungsmaschinen, wie beispielsweise Kreiselpumpen, haben ihren festen Platz in hydraulischen Anwendungen und werden daher kurz am Schluss des Kapitels erläutert. Die Symbole, die in hydraulischen Schaltplänen für Pumpen und Motoren gemäß DIN ISO 1219 verwendet werden, zeigt Bild 4-1. Pumpen werden in der Regel rotatorisch von einem Elektromotor angetrieben, bei Motoren wird zwischen Rotationsmotoren und Linearmotoren, wie beispielsweise Zylinder, unterschieden. Konstantpumpe Verstelleinheit Konstantrotationsmotor Linearmotor Bild 4-1: Schaltsymbole für Pumpen und Motoren gemäß DIN ISO 1219 4.1 Funktionsweise Das grundsätzliche Förderprinzip ist bei einer Pumpe und einem Motor identisch. Anhand einer Kolbenpumpe soll das Prinzip dargestellt werden, um dann die Unterschiede zu einem Motor zu erläutern. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-55 Pumpen und Motoren In Bild 4.1-1 ist das älteste Förderprinzip, das einer Kolbenpumpe, schematisch dargestellt. Es gliedert sich in die Arbeitstakte: Saugen, Trennen von Saug- und Druckraum, Komprimieren und Fördern und Trennen von Druck- und Saugraum. VUT VOT x,dx VK pD pS A VK p pD 4 3 WA Δp WK VUT · pS 1 VOT Δp EF1 2 VUT V Bild 4.1-1: Funktionsweise einer Kolbenpumpe Im oberen Bildteil ist die Bewegung des Kolbens dargestellt, im unteren das von der Pumpe durchlaufene Volumen-Druck-Diagramm (P-V-Diagramm). Der Kolben beginnt seine Bewegung in der linken gestrichelt dargestellten Position (VOT), was der unteren linken Ecke des p-V-Diagramms entspricht. Bewegt sich der Kolben nach rechts, so wird das Ventil auf der Saugseite (pS) geöffnet und Öl fließt in die Pumpe ein (Saugen). Im p-V-Diagramm entspricht dies einer Bewegung entlang der unteren Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-56 Pumpen und Motoren Linie nach rechts. Bleibt der Kolben in VUT stehen, so schließt das saugseitige Ventil, Druck- und Saugraum werden voneinander getrennt. Anschließend wird durch eine Bewegung des Kolbens nach links das Hydraulikmedium so lange komprimiert, bis es den Systemdruck (pD) erreicht ist und das Ventil im Hochdruckbereich öffnet. Im p-V-Diagramm entspricht dies dem Erreichen des oberen rechten Punkts. Durch eine weitere Bewegung des Kolbens nach links wird das komprimierte Ölvolumen ausgeschoben, das Druckmedium wird in die Hochdruckseite gefördert. Durch eine Bewegung nach rechts wird zunächst das Ventil auf der Druckseite geschlossen, so dass Saug- und Druckraum voneinander getrennt sind. Durch eine weitere Bewegung des Kolbens wird das komprimierte Volumen entspannt und der Saugvorgang beginnt nach dem erneuten Öffnen des saugseitigen Ventils. Die bei der Kompression geleistete Arbeit WK kann mit Hilfe der Mechanik berechnet werden. Die Ölsäule entspricht dabei einer vorgespannten Feder. Die geleistete Arbeit einer Feder beträgt /K1/: WK 1 c x 2 2 mit: c F x und x A 2 E 'Öl p A p VUT VUT E 'Öl A V VUT p A A E 'Öl 4.1-1 4.1-2 4.1-3 Es folgt: WK VUT p 2 2 E 'Öl 4.1-4 Die maximal nach außen abgegebene Arbeit beträgt: V p p W A V K V p VK UT E ' Öl 4.1-5 Das Verhältnis aus Kompressions- zu Nutzarbeit beträgt: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-57 Pumpen und Motoren WK WA p V p 2 E 'Öl K VUT E 'Öl 4.1-6 Rotationsmotoren unterscheiden sich in ihrem Aufbau meist von Hydropumpen nur geringfügig. Lediglich bei ventilgesteuerten Pumpen ist meist ein motorischer Betrieb nicht möglich. Im Gegensatz zu Pumpen müssen Hydromotoren meist gegen hohe Momente anlaufen. Um den Stillstand eines Motors sicher zu beherrschen, sind an ihnen meist Bremsen angebracht. Im Gegensatz zu Hydropumpen müssen Hydromotoren den gesamten Drehzahlbereich vom Stillstand bis zur Maximaldrehzahl beherrschen. Unter Vernachlässigung der internen Leckage ist die Drehzahl eines Hydromotors von dem ihm zugeführten Ölvolumenstrom abhängig. Das Beschleunigungsvermögen, die Eigenfrequenz und die Federsteifigkeit des Fluids sind in Tabelle 4.1-1 für einen idealen Linear- und einen Rotationsmotor zusammengefasst. Rotationsmotor Beschleunigungsvermögen ungedämpfte Eigenfrequenz Federsteifigkeit der Fluids 0 M J cÖl J 2 V E 'Öl cÖl 2 V0 Linearmotor x 0 F m c Öl cÖl A 2 m E 'Öl V0 Tabelle 4.1-1: Dynamische Eigenschalten von Linear- und Rotationsmotor 4.2 Verdrängerprinzip Zahn Beim Verdrängerprinzip Zahn bilden Zahnlücken mit den Gehäusewänden Verdrängerräume. Die Verdrängung des Mediums erfolgt stets beim Eingriff der Zähne. Eine Verstellung des Schluckvolumens ist bei diesen Verdrängerbauarten nicht möglich. Zahnradpumpen werden von 0,4 bis 1.200 cm3/Umdrehung für einen Druck bis 320 bar gebaut. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-58 Pumpen und Motoren Beim Verdrängerprinzip Zahn werden die folgenden Bauarten unterschieden: Außenzahnradpumpen (Zahnradpumpe) Innenzahnradpumpen Zahnringpumpen Schraubenspindelpumpen Der Begriff Pumpe wird hier synonym für Pumpen und Motoren benutzt. Bild 4.2-1 zeigt den Schnitt durch eine Außenzahnradpumpe. Das Druckmedium fließt in den Saugraum ein. Im Bereich des Zahneingriffs werden Verdrängerräume gebildet, die ihr Volumen gemäß der Eingriffslinie der Zähne ändern. Durch die Drehbewegung der Zahnräder wird das Druckmedium entlang der Gehäusewand zum Druckraum transportiert. Auf der Druckseite wird das Medium dann im Zahneingriff wieder aus den Zahnkammern gedrückt. Bild 4.2-1: Förderablauf einer Zahnradpumpe Das theoretische Fördervolumen einer Zahnradpumpe läßt sich aus der Geometrie näherungsweise wie folgt berechnen: Qtheo m z 2 m b n mit: 4.2-1 m = Modul z = Zähnezahl b = Radbreite n = Drehzahl Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-59 Pumpen und Motoren Der Druck baut sich über dem Umfang der Zahnräder auf. Je weiter eine Druckkammer zur Druckseite geschoben wird, desto höher der Druck in der Förderkammer. Aus diesem Grund wirken auf die Zahnräder auch Kräfte, die entweder in Lagern aufgenommen oder durch spezielle Bauteile kompensiert werden. Ein solches System zum axialen Druckausgleich einer Zahnradpumpe zeigt Bild 4.2-2. Eine so genannte Lagerbrille wird zwischen das Pumpengehäuse und das Zahnradpaar gesetzt. Diese wird auf der dem Zahnradpaar zugewandten Seite durch die Druckkräfte am Zahnrad belastet. Auf der anderen Seite wird gezielt ein Druckfeld aufgebracht, so dass die Lagerbrille nahezu kraftausgeglichen ist. Es verbleibt eine geringe Überschusskraft, die die Lagerbrillen gegen das Zahnradpaar drückt. Die Spalte zwischen Zahnradpaar und Lagerbrille werden minimiert und so die Leckageverluste im Innern der Pumpe minimiert. 齿轮组一侧受液压,另一侧有对应的机构产生压力与之平衡。 Bild 4.2-2: Axiale Kraftkompensation bei Zahnradpumpen Zahnradpumpen können auch als Motor eingesetzt werden. Dazu wird lediglich die Druckseite gespeist. Auch ist ein Reversierbetrieb möglich, dazu muss jedoch die Verdrängereinheit gezielt einlaufen, da sich die Belastungen auf die Bauteile und damit das Einlaufbild ändert. Außenzahnradpumpen sind bauartbedingt preisgünstig. Aus diesem Grund werden sie überall dort eingesetzt, wo nur geringe Anforderungen an die Antriebe gestellt werden. Aufgrund ihrer Druckpulsation sind Zahnradpumpen jedoch relativ laut. Eine Möglichkeit, das Geräuschverhalten der Pumpen zu verbessern ist, zwei Zahnrad- Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-60 Pumpen und Motoren paare zueinander versetzt anzuordnen, Bild 4.2-3. Durch die versetzte Pulsation der zwei Zahnradpaare wird die Gesamtpulsation geringer. Bild 4.2-3: Reduzierung der Druckpulsation durch zwei Zahnradpaare (Quelle: Bosch Rexroth) Innanzahnradpumpen besitzen zur Trennung von Druck- und Saugraum ein Füllstück. Bild 4.2-4 zeigt den Aufbau einer unkompensierten Innenzahnradpumpe. Im Gegensatz zur Außenzahnradpumpe besitzt diese Pumpe keine Kompensation. Der maximale Druck ist bei einer solchen Pumpe auf 210 bar beschränkt. Höhere Systemdrücke lassen sich durch Hintereinanderschaltung von zwei Zahnradpaaren erreichen. S P Bild 4.2-4: Innenzahnradpumpen, unkompensiert (Quelle: Bucher Hydraulics) Eine spaltkompensierte Innenzahnradpumpe zeigt Bild 4.2-5. Die axiale Spaltkompensation wird ähnlich wie bei der Außenzahnradpumpe durch Lagerbrillen erreicht. Eine radiale Spaltkompensation des Zahnkranzes erfolgt durch gezielt eingebrachte Druckfelder am Außendurchmesser. Eine Kompensation des Spaltes zwischen FüllProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-61 Pumpen und Motoren stück und Zahnrädern wird durch ein geschlitztes Füllstück erreicht. Der Druck in diesem Schlitz drückt die beiden Halbmondhälften gegen die Zahnpaarung. Bild 4.2-5: Spaltkompensierte Innenzahnradpumpe (Quelle: Bucher Hydraulics) Prinzipbedingt sind die Druckpulsationen von Innenzahnradpumpen sehr gering. Im Vergleich zu Außenzahnradpumpen besitzen sie eine etwa zehnfach geringere Druckpulsation. Im Wettbewerb mit den Schraubenspindelpumpen sind sie daher die leisesten auf dem Markt anzutreffenden Pumpentypen. Die Druckpulsation ist unter anderem von der Anzahl der Zähne des Ritzels und des Zahnkranzes abhängig. Je geringer der Unterschied zwischen der Anzahl der Zähne des Ritzels und des Zahnkranzes ist, desto geringer die Druckpulsation. Aus diesem Grunde sind so genannte sichellose Innenzahnradpumpen entwickelt worden, Bild 4.2-6, Bild 4.2-7. Bild 4.2-6: Sichellose Innenzahnradpumpe (Quelle: Voith) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-62 Pumpen und Motoren Die Abdichtung zwischen den Zähnen erfolgt hierbei durch eine Weichdichtung. Das Druckmedium wird durch den Zahnkranz zu- und abgeführt, was jedoch zu einem schlechteren Ansaugverhalten dieser Pumpen führt. Ein weiteres Beispiel für sichellose Innenzahnradpumpen, eine so genannte Ringpumpe, ist in Bild 4.2-7 dargestellt: Gehäuse AxialRing scheibe Hohlrad Ritzel Bild 4.2-7 Spaltkompensierte Ringpumpe (Quelle: Eckerle) Die dargestellte Ringpumpe verfügt über eine radiale sowie eine axiale Spaltkompensation. Die radiale Kompensationskraft wird durch den äußeren Ring auf das Hohlrad übertragen. In Abhängigkeit vom Betriebsdruck dichten die Zähne von Ritzel und Hohlrad am Zahnkopf. Dieses Wälzgleiten gewährleistet eine hohe Dichtheit bei geringen Reibkräften. Die Anpresskraft ist sehr klein. Dieser Pumpentyp ist mit Axialscheiben zum Leckspaltausgleich in axialer Richtung ausgeführt. Die Abdichtung erfolgt durch eine stehende Scheibe gegen die laufenden Getriebeteile. 1 1 1 2 7 2 7 3 6 5 1/7Wellenumdrehung 1/14 Umdrehung Nullstellung 4 3 6 5 4 2 7 3 6 5 4 Bild 4.2-8 Zahnringmotor Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-63 Pumpen und Motoren Auch so genannte Zahnringmotoren besitzen kein Füllstück, das Druck- und Saugraum voneinander trennt, Bild 4.2-8. Durch eine planetenartige Bewegung des Innenrades in einem feststehenden Außenrad wird ein hohes Schluckvolumen des Motors erreicht. Dies erlaubt hohe Antriebsmomente bei einer kompakten Bauweise. Im dargestellten Bild wird bei einer Umdrehung der Welle das Verdrängervolumen von 6 mal 7 Zahnlücken gefördert. Schraubenspindelpumpen, Bild 4.2-9, bestehen aus zwei oder drei sich drehenden Spindeln, die einen Verdrängerraum bilden. Durch die Drehung einer Spindel wird der Förderraum axial verschoben und so das Medium von der Saug- zur Druckseite transportiert. Gleichzeitig findet von Stufe zu Stufe ein Druckaufbau in den Förderkammern statt /G1/. Bild 4.2-9 Dreispindelige Schraubenpumpe Bei zweispindeligen Schraubenpumpen werden die Spindeln über Zahnräder zwangsgeführt. Sie werden vor allen Dingen zum Fördern von Medien mit hohen Viskositäten (Erdölindustrie) oder nichtschmierender Medien (chemische Industrie) eingesetzt. Die Spindeln dreispindeliger Schraubenpumpen sind nicht zwangsgeführt. Sie werden zum Fördern von schmierenden Medien eingesetzt. Dadurch, dass die Förderkammer einer dreispindeligen Schraubenpumpe durch die Drehbewegung axial verschoben wird, besitzt die Schraubenpumpe theoretisch keine Druckpulsation. Praktisch werden jedoch durch die Kompressibilität des Mediums Druckpulsationen erzeugt, die in der Größenordnung von Innenzahnradpumpen liegen. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-64 Pumpen und Motoren 4.3 Verdrängerprinzip Flügel Flügelverdränger unterscheidet man nach der Anordnung ihrer Flügel. Bei einer Flügelzellenpumpe sitzen die Flügel im Rotor, bei der Sperrflügelpumpe im Gehäuse. Bei Flügelzellenpumpen gleiten Flügel in radialen Schlitzen und bilden mit Rotor und Gehäuse die Verdrängerräume. In einhubiger Ausführung gemäß Bild 4.3-1 ist eine Verstellung des Fördervolumens durch Verschieben der Welle gegenüber dem Gehäuse möglich. Das Schluckvolumen lässt sich wie folgt berechnen: zd V b e d e 4.3-1 A a s a t B d e b = Flügelbreite Bild 4.3-1: Einhubige Flügelzellenpumpe Druckpulsationen entstehen durch das Eintauchen der Flügel im Rotor. Hierdurch wird das Volumen im Druckraum verändert. Außerdem ändern sich die Dichtspalte dadurch, dass wechselweise zwei oder drei Flügel Saug- und Druckraum trennen. Diese Schwankungen in der Leckage führen ebenfalls zu Druckpulsationen. Mehrhubige Flügelzellenpumpen können das Fördervolumen nicht verstellen. Dafür ist jedoch der Rotor durch seine symmetrische Druckverteilung kraftausgeglichen. Lager können somit kleiner dimensioniert werden. Eine Sperrflügelpumpe, auch Deri-Pumpe genannt, zeigt Bild 4.3-2. Zwei um 90 ° versetzte Drehkolben drehen sich auf einer Welle. Die Trennung des Saugraums vom Druckraum wird durch im Gehäuse angebrachte Flügel erreicht. Die Kurvenbahn der Drehkolben ist so ausgelegt, dass sich theoretisch ein konstanter Volumen- Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-65 Pumpen und Motoren strom ergibt. Druckpulsationen ergeben sich dann aufgrund der Kompressibilität des Druckmediums. Bild 4.3-2: Sperrflügelpumpe 4.4 Verdrängerprinzip Kolben Kolbenpumpen lassen sich nach der Anordnung der Kolben zur Triebwelle in Axialkolben-, Radialkolben- und Reihenkolbeneinheiten einteilen. Je nach Anordnung der Kolben können die Einheiten weiter in Schrägscheiben-, Taumelscheibeneinheiten und Schrägachseneinheiten unterteilt werden. Die bei den Kolbeneinheiten maximal erreichbaren Drücke liegen bei 500 bar, normale Drehzahlen liegen bei 1.500 bis 3.000 U/min. Kolbeneinheiten lassen sich meist sowohl als Pumpe als auch als Motor einsetzen. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-66 Pumpen und Motoren Bild 4.4-1: Axialkolbenpumpe in Schrägscheibenbauart [Quelle: Bosch Rexroth] Eine Kolbenpumpe in Schrägscheibenbauweise zeigt Bild 4.4-1. Diese Bauart ist weit verbreitet, da sie einen einfachen und kompakten Aufbau besitzt, kurze Flüssigkeitswege hat und eine einfache Verstellung des Hubvolumens zulässt. Bei der Schrägscheibenbauweise rotieren Kolben und Kolbentrommel, der Steuerspiegel steht fest. Durch eine Schrägstellung der Schrägscheibe wird die Förderung erreicht. Eine Änderung des Winkels bewirkt eine Änderung des Fördervolumens, vergleiche auch Bild 4.4-2: Q z AK D K n tan Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 4.4-1 H-67 Pumpen und Motoren Bild 4.4-2: Kräfte auf eine Axialkolbenpumpe in Schrägscheibenbauweise Durch eine Veränderung des Winkels der Schrägscheibe ist sogar eine Änderung der Förderrichtungsumkehr ohne Änderung der Drehrichtung möglich. Damit im Saugbetrieb die Kolbenschuhe nicht von der Schrägscheibe abheben, müssen sie durch Niederhalter oder Federn gehalten werden. Bei einer Axialkolbenmaschine mit Taumelscheibe dreht sich, im Gegensatz zur Schrägscheibenbauweise, die Kolbentrommel nicht, Bild 4.4-3. Vielmehr dreht sich nun die Taumelscheibe und erzeugt so die Bewegung der Kolben. Mit ihr dreht sich ein so genannter Radialverteiler (Drehschieber), der die wechselweise Verbindung der Kolbenräume zur Druck- oder Saugseite übernimmt. Vorteilhaft bei dieser Bauweise sind der einfache Aufbau und die geringe Zahl von möglichen Leckstellen, so dass diese Bauart einen guten volumetrischen Wirkungsgrad besitzt. Nachteilig ist jedoch die dynamisch nicht ausgewuchtete Taumelscheibe, die erhebliche Massenkräfte erzeugt. Ausreichend dimensionierte Lager müssen diese Kräfte aufnehmen. Außerdem ist eine Verstellung der Taumelscheibe nicht ohne erheblichen Aufwand zu realisieren. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-68 Pumpen und Motoren Bild 4.4-3: Axialkolbeneinheit in Taumelscheibenbauweise [Quelle: Donzelli] Bei einer Axialkolbeneinheit in Schrägachsenbauart befindet sich die Achse der Kolbentrommel in einem Winkel zur Achse der Antriebswelle. Durch diese Kinematik führen die Kolben bei Rotation der Antriebswelle eine Hubbewegung in der Kolbentrommel aus. Bild 4.4-4. zeigt den Querschnitt einer Schrägachseneinheit mit konstantem Winkel der Achsen (ohne Verstellmöglichkeit). Bild 4.4-4: Axialkolbeneinheit in Schrägachsenbauweise, als Konstantpumpe [Quelle: Parker] Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-69 Pumpen und Motoren Die Verstellung des Schluckvolumens bei Verstelleinheiten wird durch einen varibalen Winkel zwischen den Achsen der Antriebswelle und der Kolbentrommel realisiert. Bild 4.4-5 zeigt eine solche Einheit, bei der die Verstellung durch einen Verstellzylinder (rechts) ermöglicht wird. Obwohl hier höhere Massenkräfte bei der Verstellung auftre- ten, ergeben sich bei dieser Bauart Vorteile bei der Kraftübertragung zwischen Kolben und Antriebsflansch. Bild 4.4-4: Axialkolbeneinheit in Schrägachsenbauweise [Quelle: Bosch Rexroth] Bild 4.4-6 zeigt die Kräftebilanz an der Kolbentrommel einer Axialkolbeneinheit in Schrägachsenbauweise. Da Kolbentrommel und Antriebsflansch gemeinsam miteinander rotieren, können die Kolben über Pleuel und Kugelgelenke fest mit dem Antriebsflansch verbunden werden. Eine Lagerung über Pleuel ist notwendig, da sich kinematisch bedingt die Kolben in der Kolbentrommel auf einer elliptischen Bahn auf dem Antriebsflansch abbilden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-70 Pumpen und Motoren Bild 4.4-6: Kräfte an einer Axialkolbeneinheit in Schrägachsenbauart Da sich das Moment direkt am Triebflansch abbildet, bleiben die Kolben weitestgehend querkraftfrei. Daher lassen sich mit dieser Bauart größere Schwenkwinkel als mit den übrigen Axialkolbenbauarten realisieren. Es sind Schwenkwinkel bis zu 45° möglich, wohingegen bei der Schrägscheibenbauart 18° üblich sind, neuere Entwicklungen ermöglichen hier einen Schwenkwinkel von bis zu 22°. Die Kosten dieser Bauart sind jedoch wesentlich höher als die der Schrägscheibenbauart, da die Kolben hohe Axialkräfte auf den Antriebsflansch ausüben. Diese müssen durch groß dimensionierte Axiallager aufgenommen werden. Tabelle 4.4-1 fasst die Vor- und Nachteile der Schrägscheiben- und Schrägachsen- bauart noch einmal zusammen. Von besonderer Bedeutung ist bei den Axialkolbeneinheiten der Steuerspiegel. Er übernimmt primär zwei Aufgaben, das Trennen von Druck- und Saugraum und die Axiallagerung der Kolbentrommel. Die Funktion des Steuerspiegels wird an Hand eines ebenen Steuerspiegels, wie er beispielsweise in einer Schrägscheibenbauart zu finden ist, erläutert, Bild 4.4-6. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-71 Pumpen und Motoren Der Steuerspiegel besitzt zwei nierenförmige Schlitze, über die die Zylinderräume mit der Druck- und Saugseite der Einheit verbunden sind. Auf der Saugseite bewegen sich die Kolben vom Steuerspiegel weg und saugen so das Druckmedium an. Im unteren Totpunkt (UT) trennt ein Dichtsteg den Kolbenraum von Druck- und Saugseite. Die Breite des Steges muss also etwas größer sein als die Öffnung zum Kolben. Anschließend wird der Kolben zur Druckseite hin geöffnet und das Druckmedium wird durch Bewegung des Kolbens zum Steuerspiegel hin aus dem Kolbenraum verdrängt. Schrägscheibenbauart Vorteile Ölzu- und –abführung mit geringen Strömungsverlusten einfacher Aufbau unempfindlich gegen Drehschwingungen Schrägachsenbauart keine Querkräfte am Kolben weniger hydrostatische Entlastungen, daher weniger Leckverluste geringere Schmutzempfindlichkeit geringe Reibung durch hydrodynamische Entlastung geringe Baugröße und Masse Durchtriebsmöglichkeit der Welle geringere Herstellkosten Nachteile Momentenübertragung durch Querkräfte am Kolben keine großen Schwenkwinkel möglich zusätzliche Leckverluste durch viele hydrostatische Entlastungen hohe Strömungsverluste durch mehrfach gekrümmte Kanäle Schwenkdurchführung erforderlich axiale Wälzlager erforderlich aufwendiger Aufbau bei Drehschwingungen des Antriebs Gefahr des Pleuelbruchs Tabelle 4.4-1: Vor- und Nachteile der Schrägachsen- und Schrägscheibenbauart Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-72 Pumpen und Motoren Saugseite Hub h UT φ Druckseite A Drehwinkel φ A - A kolben A UT OT Saugniere UT Druckniere UT Kolben gestrichelt: ohne Vorkompression und Druckausgleichskerbe OT UT Steuerspiegel Kolbentrommel Kerbe Trennsteg Bild 4.4-6: Steuerspiegel einer Axialkolbenpumpe in Schrägscheibenbauweise Wie jedoch bereits vorher erläutert, ist das Druckmedium kompressibel. Zum Aufbau eines Druckes in einem Volumen wird also ein Kompressionsvolumen benötigt. Daher würde Öl aus der Druckseite in den Kolbenraum einströmen, was mit erheblicher Geräuschentwicklung verbunden ist. Aus diesem Grund wird bei den Kolbenmaschinen der Trennsteg verlängert, so dass das Druckmedium durch die Bewegung des Kolbens zum Steuerspiegel vorkomprimiert wird. Eine Kerbe im Steuerspiegel sorgt dafür, dass Druck- und Kolbenraum zunächst nur über einen Widerstand miteinander verbunden sind, so dass sich der Druck in den beiden Räumen angleichen kann. Eine Auslegung des so genannten Vorkompressionswinkels und der Entlastungskerben kann jedoch immer nur für einen Druck exakt erfolgen. Da der Druck in einem System jedoch in der Regel schwankt, muss ein Kompromiss zwischen Geräuschminimierung und zulässigem Druckbereich gefunden werden. Die Axialkräfte der Kolbentrommel werden durch den Steuerspiegel hydrostatisch kompensiert. Um ein Abheben der Kolbentrommel jedoch zu verhindern, ist es notwendig, die Kompensationskräfte kleiner als die Axialkräfte auszulegen. Die verbleibenden Axialkräfte auf die Kolbentrommel müssen durch einen hydrodynamischen Schierfilm zwischen Kolbentrommel und Steuerspiegel aufgenommen werden. Aus diesem Grund kann es bei Axialkolbeneinheiten bei geringen Drehzahlen auch zu Problemen aufgrund einer unzureichenden hydrodynamischen Lagerung kommen. Die Axialkräfte sind jedoch nicht konstant. Je nach Position der Kolben auf der Kolbentrommel bewegen sie sich auf einer Bahn innerhalb eines Winkelbereichs. Die Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-73 Pumpen und Motoren Größe der Lagerkraft hängt davon ab, wie viele Kolben gerade mit Druck beaufschlagt sind. Je nachdem, ob die Axialkolbeneinheit eine gerade oder ungerade Anzahl Kolben besitzt, kann zudem die Höhe der Axialkräfte unterschiedlich sein. Bei Radialkolbeneinheiten sind die Kolben radial zur Antriebswelle angeordnet, Bild 4.4-7. Es wird hier zwischen außen und innen abgestützten Kolben unterschieden. Bild 4.4-7 zeigt eine Radialkolbenpumpe mit außen abgestützten Kolben, die innen beaufschlagt werden. Die Flüssigkeitszu- und -abfuhr erfolgt durch einen mitrotierenden Steuerzapfen. Die Kolben stützen sich auf einem exzentrisch angeordneten Hubring ab. Auch hier müssen die Kolben beim Ansaugen durch Ringe am Hubring gehalten werden. Im Gegensatz zu mehrhubigen Radialkobeneinheiten lässt sich das Schluckvolumen bei einhubigen einfach verstellen. Wie in Bild 4.4-7 gezeigt, kann dies durch zwei von außen auf den Hubring wirkenden Steuerkolben geschehen. Steuerzapfen Kreuzscheibenkupplung Hubring Gleitschuh Quelle: Moog Ring Welle Kolben Stellkolben Zylinderstern Bild 4.4-7: Verstellbarer Radialkolbenmotor mit außen abgestützten Kolben Radialkolbeneinheiten mit innen abgestützten Kolben zeigt Bild 4.4-8. Die im Gehäuse angeordneten Zylinder stehen fest. Bei dem gezeigten Beispiel erfolgt die Flüssigkeitsverteilung durch einen axial angeordneten Steuerspiegel. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-74 Pumpen und Motoren Bild 4.4-8: Radialkolbenmotor mit innen abgestützten Kolben Radialkobeneinheiten besitzen zwar in der Regel einen kleineren Kolbenhub als Axialkolbeneinheiten, es lässt sich jedoch ein wesentlich größerer Kolbendurchmesser realisieren, wodurch sie auch größere Schluckvolumina besitzen. Daher laufen diese Einheiten mit geringeren Drehzahlen, aber hohen Drehmomenten. Sie werden bevorzugt als Radmotoren eingesetzt. Hierbei wird das Gehäuse direkt am Fahrzeug befestigt und das Rad direkt auf der Welle. Die Förderstrompulstation einer Pumpe in Schrägscheibenbauweise soll hier beispielhaft berechnet werden. Aus Bild 4.4-9 lässt sich der Kolbenhub kinematisch bestimmen: h( ) hmax b 2 r mit: b( ) r 1 cos Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 4.4-2 H-75 Pumpen und Motoren h , Vk b V K AK h m ax 1 co s 2 h φ r h dV K A K m ax sin d 2 h max 2 α h max 2 Fördern 3 2 2 φ Ansaugen Bild 4.4-9: Berechnung des Förderstroms einer Schrägscheibenpumpe Das vom Kolben verdrängte Volumen berechnet sich zu: V K ( ) AK h( ) hmax 1 cos AK 2 4.4-3 Der Volumenstrom berechnet sich aus der Ableitung des Volumens nach der Zeit: QK h dV K dV K max AK sin dt d 2 4.4-4 Die kinematische Volumenstrompulsation kann nun aus Summation der Einzelförderströme der Kolben berechnet werden. Es muss hier stets der positive Anteil jedes Summanden betrachtet werden. Das Ergebnis einer Berechnung für eine drei-, vierund fünfkolbigen Pumpe zeigt Bild 4.4-10. Die Berechnungen gelten nur unter Vernachlässigung des Kompressionsstromes. Der Ungleichförmigkeitsgrad nach Thoma beschreibt das Verhältnis aus Wechselanteil zu Gleichanteil eines Volumenstromes: Q 100% Qmittel Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 4.4-5 H-76 Pumpen und Motoren Q φ 0 π 0 2π 3π 3-Kolbenpumpe Qmittel Qmin Qmax Q 0 0 π 2π 3π 4-Kolbenpunpe Q φ 0 0 π 2π 3π 5-Kolbenpumpe Bild 4.4-10: Druckpulsation von Kolbenpumpen für verschiedene Kolbenzahlen In Bild 4.4-11 sind die berechneten Ungleichförmigkeitsgrade für Kolbenpumpen dargestellt. Es zeigt sich, dass Kolbenpumpen mit ungerader Kolbenzahl wesentlich geringere Druckpulsationen als vergleichbare Pumpen mit einer geraden Kolbenzahl aufweisen. Aus diesem Grund sind in der Praxis auch kaum Kolbenpumpen mit einer geraden Anzahl Kolben anzutreffen. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-77 Pumpen und Motoren Bild 4.4-11: Kinematischer Ungleichförmigkeitsgrad von Kolbenpumpen Das Drehmoment von Motoren schwankt prinzipbedingt wie der Volumenstrom bei Pumpen. Geht man davon aus, dass der einem Kolbenmotor zugeführte Volumenstrom konstant ist und das geometrische Volumen V K eines Kolbens bekannt ist, so gilt: Q2 dV dV d K dt dt d 4.4-6 Δp dφ dt Σ dV k dφ Q=const. Δp φ Bild 4.4-12: Ungleichförmigkeit eines Kolbenmotors Im Gegensatz zur Pumpe kann hier nicht von einer konstanten Winkelgeschwindigkeit ausgegangen werden. Bild 4.4-12 zeigt den Verlauf der Winkelgeschwindigkeit in Abhängigkeit des Drehwinkels. Hierbei ist nur der kinematische Einfluss betrachtet Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-78 Pumpen und Motoren worden. Weitere Einflüsse auf die Ungleichförmigkeit eines Motors, die auch das Drehmoment beeinflussen, sind Leckverluste, drehwinkelabhängige Reibmomente und die Kompressibilität des Druckmediums. 4.5 Linearmotoren Die Umformung der hydraulischen Leistung in eine geradlinige Bewegung erfolgt in der Hydraulik durch Zylinder. Die einfachste Bauart ist ein einfachwirkender Zylinder, auch Plungerzylinder genannt, Bild 4.5-1. Dieser Zylinder kann nur hydraulisch ausgefahren werden und benötigt daher zum Rückzug eine Feder, das Eigengewicht oder andere Mittel. Vorteile des Zylinders liegen im einfachen und robusten Aufbau. A Bild 4.5-1: Einfachwirkender Zylinder Bei doppeltwirkenden Zylindern können beide Seiten mit Druck beaufschlagt werden, Bild 4.5-2. Besitzt der Zylinder gleich große Flächen, wird von einem Gleichgangzy- linder gesprochen. Bild 4.5-2: Gleichgangzylinder Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-79 Pumpen und Motoren Durch Verändern eines Durchmessers einer Kolbenstange kann ein Zylinder für unterschiedliche Kräfte und Geschwindigkeiten erzeugt werden. In Bild 4.5-3 ist eine Kolbenstange ganz weggelassen worden. 3 0 1 2 Bild 4.5-3: Differentialzylinder mit Eilgangschaltung In der Praxis werden oft schnelle Bewegungen mit geringer Kraft und kleine Bewegungen mit hoher Kraft benötigt. Vorteilhaft lässt sich dies mit einer so genannten Differentialschaltung realisieren. Soll der Zylinder schnell verfahren werden, werden Kolbenstangen- und Kolbenbodenseite kurzgeschlossen, Ventilstellung 2 in Bild 4.53. Das auf der Kolbenstangenseite verdrängte Öl fließt über das Ventil in die Bodenseite. Wird ein Flächenverhältnis von 1:2 realisiert, so sind die maximalen Geschwindigkeiten zum Ein- und Ausfahren des Zylinders gleich. Im Krafthub wird das Ventil in Stellung 1 gebracht und der Zylinder kann seine maximale Kraft erzeugen. Quelle:Teha Bild 4.5-4: Teleskopzylinder Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-80 Pumpen und Motoren Überall dort, wo große Hübe bei kleiner Zylinderbaulänge notwendig sind, werden Teleskopzylinder eingesetzt, Bild 4.5-4. Sie können sowohl einfach-, als auch doppeltwirkend ausgeführt werden. Schwenkmotoren schließen die Lücke zu langsamlaufenden Rotationsmotoren. Im Gegensatz zu Rotationsmotoren sind sie in ihrer Drehbewegung begrenzt. Üblicherweise reicht ihr Schwenkbereich bis etwa 360°. Sie besitzen jedoch den Vorteil, dass sie ein über dem Drehwinkel konstantes Moment erzeugen können. Bild 4.5-5 zeigt die gebräuchlichsten Schwenkmotoren. Bild 4.5-5: Schwenkmotoren Problematisch kann bei Kolben das Einfahren in die Endlage sein. Ohne konstruktive Maßnahmen würde ein Zylinder bei Erreichen der Endlage abrupt stehen bleiben und die Beschleunigungskräfte müssten vom Zylinder aufgenommen werden. Um die Massenkräfte auf den Zylinder jedoch niedrig zu halten, können Zylinder so genannte Endlagendämpfungen, Bild 4.5-6, besitzen. Die Geschwindigkeit soll dabei möglichst linear abgebaut werden, so dass sich eine konstante Verzögerung ergibt. Damit der Zylinder aus seiner Endlage wieder schnell ausgefahren werden kann, müssen Rückschlagventile vorgesehen werden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-81 Pumpen und Motoren Eine besondere Bauform des Zylinders ist der so genannte Druckübersetzer, Bild 4.5-7. Hierdurch lassen sich Drücke erreichen, die oberhalb des primären System- druckes liegen. Besonders vorteilhaft lassen sich hier Klemm- und Spannfunktionen realisieren. verstellbarer Widerstand x Rückschlagventil Zeit t Widerstandsquerschnitt A Geschwindigkeit v Anschluss Weg x Bild 4.5-6: Endlagendämpfung eines Zylinders Bild 4.5-7: Druckübersetzer Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-82 Pumpen und Motoren 4.6 Kreiselpumpen Wie bereits weiter oben erwähnt, gehören Kreiselpumpen nicht zu den hydrostatischen sondern den hydrodynamischen Maschinen, die hier prinzipiell nicht behandelt werden. Sie haben jedoch einen festen Platz in hydraulischen Systemen überall dort, wo große Volumenströme bei geringem Systemdruck erzeugt werden müssen. Typischerweise werden sie als Füllpumpen für Hydraulikpumpen eingesetzt. Das Druckmedium wird bei Kreiselpumpen zentrisch zugeführt und dann durch der Zentrifugalkraft nach außen gegen einen Druck gefördert. Der Druck lässt sich gemäß Bild 4.6-1 berechnen. Für die Masse eines Teilchens in der Kreiselpumpe gilt: dm b dr dl 4.6-1 Hieraus lässt sich die Zentrifugalkraft auf ein Teilchen berechnen: dZ dm 2 r 2 r b dr dl 4.6-2 Die Druckänderung in der Kreiselpumpe berechnet sich aus der Zentrifugalkraft: dp dZ 2 r dr b dl 4.6-3 r2 r dr r1 b dl dZ Bild 4.6-1: Läuferrad einer Kreiselpumpe Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-83 Pumpen und Motoren Durch Integration über dem Läuferradius erhält man: r r1 p 2 p1 2 2 2 2 2 4.6-4 Mit r u berechnet sich hier Druck in Abhängigkeit von der Umfangsgeschwindigkeit: p p1 2 u 2 u1 2 4.6-5 Wie Bild 4.6-2 zeigt, ist der maximal erreichbare Druck stark vom Förderstrom abhängig. Mit zunehmendem Druck fällt der Pumpenförderstrom stark ab. Kreiselpumpen besitzen somit für hohe Drücke einen schlechten Wirkungsgrad. Aufgrund dieser Kennlinie ist jedoch auch der maximale Druck, den die Kreiselpumpen aufbauen können, begrenzt. Es ist somit kein Druckbegrenzungsventil im Kreislauf notwendig. Aus diesem Grunde werden die Pumpen auch gerne als Hilfspumpen für Filter-, Kühl- oder Heizkreisläufe verwendet. Förderhöhe(Druck) η= 0 , 85 0 0,9 1,5 1,0 0, 1 95 0,8 0,5 0,5 0 Förderstrom Bild 4.6-2: Kennlinie einer Kreiselpumpe Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-84 Ventile 5 Ventile Wie bereits in der Einleitung beschrieben, zählen Ventile zum konduktiven Teil eines Hydrauliksystems. Sie haben, vereinfachend gesagt, die Aufgabe, die hydraulische Leistung zu kontrollieren und gezielt weiterzuleiten. Eine Definition und die verschiedenen Schaltzeichen von Ventilen sind in der DIN ISO 1219 aufgeführt. Die Definition lautet: „Ventile sind Geräte zur Steuerung oder Regelung von Start, Stop und Richtung sowie Druck oder Durchfluss (Volumenstrom) des von der Hydraulikpumpe geförderten oder in einem Behälter gespeicherten Druckmittels.“ Ventile können prinzipiell nach ihrer Bauart, Ansteuerung und Art der Verstellung unterschieden werden, Bild 5.1. Ansteuerung handbetätigt elektrisch Bauart Schieberbauweise Hydraulisch Verstellung schaltend Sitzbauweise proportional Drehschieberbauweise Bild 5.1: Unterscheidungsmerkmale von Ventilen Die Baugröße eines Ventils wird in Form einer standardisierten Nenngröße (NG) angegeben. Sie bezeichnet den ungefähren Innendurchmesser der Anschlussbohrung und steht somit indirekt für einen maximal möglichen Volumenstrom durch das Ventil. Es gibt die Nenngrößen NG 6, NG 10, NG 16, NG 25, NG 32, ... .Das AnschlussProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-85 Ventile lochbild so genannter CETOP-Ventile ist genormt, so dass Ventile verschiedener Hersteller verwendet werden können. Im Bereich der Mobilhydraulik sind meist Sonderanfertigungen von Ventilen anzutreffen, wodurch Kosten und Gewicht gespart werden können. 5.1 Bauarten Bei Bauarten von Ventilen wird prinzipiell zwischen Sitz- und Schieberventilen unterschieden. Sitzventile können als Kugel-, Kegel- oder Tellersitzventil ausgeführt werden. Sie haben den Vorteil, dass sie in ihrer geschlossenen Stellung nahezu hermetisch abdichten. Schieberventile umfassen Flach-, Dreh- und Längsschieberventile, wobei die letzte Bauart am häufigsten anzutreffen ist. Mit ihnen können hohe Drücke und hohe Volumenströme auf relativ kleinem Bauraum beherrscht werden. Schieberventile können gemäß ihrer Aufgabe unterschieden werden anhand der Anzahl gesteuerter Anschlüsse, möglicher Anzahl der Schaltstellungen, Durchflusssituation in der Mittelstellung und der Art der Betätigung. Bild 5.1-1 zeigt ein 4/3Wegenventil, oben ist das Schaltsymbol gemäß DIN ISO 1219 dargestellt, unten eine konstruktive Ausführung. Die erste Zahl in der Bezeichnung, „4“, steht für die Anzahl der Anschlüsse. Dabei wird der Druckanschluss mit P, der Tankanschluss mit T und die Arbeitsanschlüsse mit A und B bezeichnet. Die zweite Zahl in der Ventilbezeichnung, „3“, beschreibt die Anzahl der Schaltstellungen, dies sind gemäß Bild 5.1-1 drei. T A A B P T P B T Bild 5.1-1: 4/3-Wegeventil Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-86 Ventile Je nach Überdeckungsverhältnissen in Mittelstellung wird von positiver, negativer Überdeckung oder Nullüberdeckung gesprochen, Bild 5.1-2. Bei einer negativen Überdeckung fließt ein Volumenstrom vom P-Anschluss zu den Verbrauchern. Das Ventil ist also ständig geöffnet. Bei positiver Überdeckung ist der P-Anschluss in Mittelstellung geschlossen. Eine Nullüberdeckung stellt den Idealfall dar, in der Mittelestellung fließt kein Öl, aber bei einer kleinen Betätigung kann das Ventil sofort steuern. Eine Nullüberdeckung ist seriensicher nicht herstellbar, so dass immer eine positive oder negative Überdeckung angestrebt wird. negative Überdeckung Nullüberdeckung y0 positive Überdeckung y0 y0 =0 y y Q Q(y)>0 y Q Q(y)=0 für y=0 Q Q(y)=0 für |y| y0 Bild 5.1-2: Überdeckungsmöglichkeiten von Ventilen Die Bilder 5.1-3 und 5.1-4 zeigen zwei weitere Beispiele eines 4/3-Wegeventils, bei dem die Mittelstellung an die Erfordernisse des Hydrauliksystems angepasst wurde. In Bild 5.1-3 sind die Verbraucheranschlüsse in Mittelstellung mit dem Druckanschluss verbunden. Ein Gleichgangzylinder kann jetzt aufgrund von äußeren Kräften verstellt werden. In Bild 5.1-4 ist in der Mittelstellung der Druckanschluss mit dem Tank verbunden. Dies ist in einem System sinnvoll, dass durch eine Konstantpumpe angetrieben wird. Dadurch braucht der Druck nicht über ein Druckbegrenzungsventil abgebaut werden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-87 Ventile T A A B P T P B T Bild 5.1-3: 4/3-Wegenventil, Verbraucher in Mittelstellung mit P verbunden T A A B P T P B T Bild 5.1-4: 4/3-Wegeventil, P in Mittelstellung mit T verbunden Die auf ein Längsschieberventil in axialer Richtung wirkenden Kräfte setzen sich aus den folgenden Anteilen zusammen: Massenkraft: Fm m x 5.1-1 Coulombsche Reibkraft: FRC FRC sign (x ) 5.1-2 Newtonscher Reibung: FRN d x 5.1-3 Federkraft: FF c x 5.1-4 Strömungskraft: FStr f Q, Q Druckkraft: FP A p Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 5.1-5 5.1-6 H-88 Ventile Auf die Berechnung der Strömungskraft wurde bereits in Kapitel 2 eingegangen. Sie ist, wie dargestellt, eine Funktion des Volumenstroms (stationärer Anteil) und der Änderung des Volumenstroms (instationärer Anteil), sowie der Geometrie der Steuerkante. Die Coulombsche Reibkraft ist von den Querkräften, die auf das Ventil wirken, abhängig. Wird ein Ventil beispielsweise durch eine Bohrung quer angeströmt, so führt dies zu einer axialen Kraft auf das Ventil. Diese kann sich dadurch verstärken, dass der Druck über dem Umfang des Ventils nicht mehr gleich groß ist und das Ventil weiter an seine Gehäusewand gedrückt wird. Die so erzeugten Reibkräfte können so groß werden, dass sich ein Ventil nicht mehr verstellen lässt. Abhilfe schaffen radiale Entlastungen in Form von Umfangskerben, die für ein über dem Umfang konstantes Druckprofil sorgen, Bild 5.1-5. 250 Einzelheit A 150 100 50 4 0,5 p = 80 bar [N] ø24 Klemmkraft F A 0 p=0 0 2 4 6 8 Zahl der Umfangskerben 4 2 5 1 6 37 Bild 5.1-5: Radiale Entlastung eines Steuerkolbens durch Umfangskerben Drehschieberventile, wie in Bild 5.1-6 dargestellt, können in speziellen Einsatzfällen vorteilhaft sein. Ein Beispiel ist die Servolenkung, wo die Drehbewegung durch das Steuer vorgegeben wird. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-89 Ventile Bild 5.1-6: Drehschieberventil Sitzventile haben den Vorteil, dass sie in der geschlossenen Position nahezu lecka- gefrei sind. Während Schieberventile einen Spalt zwischen Schieber und Gehäuse besitzen, durch den eine ständige Leckage fließt, schließen Sitzventile formschlüssig ab. Ihre Leckage liegt bei einigen Tropfen pro Minute. In Bild 5.1-7 sind zwei Bauarten von Sitzventilen dargestellt, ein Kugelsitzventil und ein Schiebersitzventil. Schiebersitzventil Kugelsitzventil Bild 5.1-7: Sitzventilbauarten Neben den dargestellten 2/2-Sitzventilen gibt es aber auch spezielle Konstruktionen von Sitzventilen, wie beispielsweise 3/2-Sitzventile, Bild 5.1-8. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-90 Ventile Bild 5.1-8: 3/2-Sitzventil (Quelle: Bucher Hydraulics) 5.2 Schalt-, Proportional- und Servoventile Schaltventile können fest vorgegebene Schaltstellungen einnehmen. In der Regel werden sie dort eingesetzt, wo einfache Stellfunktionen zu realisieren sind. Bild 5.2-1 zeigt ein 4/3-Schaltventil in CETOP-Bauform. Bei der Durchströmung eines solchen Ventils treten Druckverluste auf, die abhängig von der Viskosität und der konstruktiven Ausführung des Ventils sind. Bild 5.2-2 zeigt beispielhaft die Druckverluste an den Steuerkanten eines 4/3-Schaltventils der Nenngröße NG 10. Im Gegensatz zu Schaltventilen können Servo- und Proportionalventile eine dem Eingangssignal proportionale Ventilstellung annehmen. Sie sind so beispielsweise in der Lage, unterschiedliche Geschwindigkeiten an einem Verbraucher zu realisieren. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-91 Ventile Bild 5.2-1: Magnetbetätigtes Schaltventil in CETOP-Bauform (Quelle: Bucher Hydraulics) Servoventile sind ursprünglich für die Flugzeughydraulik entwickelt worden und werden heute in der Stationärhydraulik dort eingesetzt, wo hohe Genauigkeiten und ein sehr gutes Zeitverhalten gefordert werden. Bild 5.2-3 zeigt ein zweistufiges Servoventil mit Torque-Motor. Das elektrische Eingangssignal wirkt auf den Torque-Motor, der ausgelenkt wird und das hydraulische System Düse-Prallplatte aus dem Gleichgewicht bringt. Hierdurch wird die Hauptstufe so lange verstellt, bis sich wieder ein Gleichgewichtszustand eingestellt hat. Mit einer geringen Eingangsleistung (20 mW) lassen sich so hohe Ausgangsleistungen bis zu 100 kW steuern. Servoventile sind jedoch teuer und aufwendig in der Wartung, da sie eine gute Ölqualität erfordern und meist zusätzlich noch einen Filter in der Vorsteuerstufe besitzen. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-92 Ventile 20 AB Druckverlust p [ bar ] = 50 C 16 ν = 35mm²/s P T 12 P P A B 8 - P-T A B T T 6 0 0 30 60 90 Volumenstrom Q [l/min ] 120 Bild 5.2-2: Beispielhafter Druckverlust eines NG 10-Ventils Proportionalventile vereinen die stetige Verstellung von Servoventilen mit der Robustheit von Schaltventilen. Proportional zu einem Ansteuersignal können Richtung und Größe eines Volumenstromes bestimmt werden. Proportionalventile werden meist in der Mobilhydraulik eingesetzt. Bild 5.2-4 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines einstufigen Proportionalventils. Grundsätzlich unterscheidet es sich nicht von dem in Bild 5.2-1 dargestellten Schaltventil. Die eingesetzten Magneten zur Verstellung des Ventils sind jedoch Proportionalmagneten, wodurch eine kontinuierliche Verstellung ermöglicht wird. Nennvolumenströme werden bei Servo- und Proportionalventilen für unterschiedliche Druckdifferenzen angegeben. Während bei Servoventilen der Nennvolumenstrom bei einem p von 35 bar angegeben wird, wird er bei Proportionalenventilen bei 7 bar angegeben. Bei gleicher Druckdifferenz besitzen Proportionalventile somit einen größeren Durchfluss als Servoventile. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-93 Ventile N Vorstufe S N S N Prallplatte ausgelenkt S Torquemotor Prallplatte Düse P P Rückführfeder P T T P Hauptstufe A B N N N S S S Prallplatte in Mittelstellung P P P T A T P B Bild 5.2-3: Zweistufiges Servoventil Bild 5.2-4: Einstufiges Proportionalventil in Sandwichbauweise (Quelle: Bucher Hydraulics) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-94 Ventile 5.3 Ansteuerungsarten Die Ansteuerungsarten werden gemäß DIN ISO 1219 in drei verschiedene Kategorien unterteilt: Mechanisch Elektrisch Fluidisch vergleiche auch Bild 5.3-1. Die einfachste und in der Regel auch kostengünstigste Art ist die mechanische Ansteuerung. Sie kann über Taster, Handhebel oder Pedale erfolgen. Diese Ansteuerungsart ist jedoch aufgrund gesetzlicher Grenzwerte von seiner Betätigungskraft begrenzt. mechanisch Allgemein Hebel elektrisch fluidisch Elektromagnet direkte Druckbeaufschlagung Taster Feder Elektromotor Pedal Tastrolle indirekte Druckbeaufschlagung durch VSTV M Bild 5.3-1: Betätigungsarten von Ventilen Federkraft F mit Vorspannung Zentrierfeder Anschlagscheibe Vorspannkraft ohne Vorspannung Schieberweg x Ventilschieber Ventilgehäuse x Bild 5.3-2: Federzentrierung bei Ventilen Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-95 Ventile Eine Besonderheit in diesem Zusammenhang ist die Federzentrierung von Ventilen. Gefordert wird eine sichere Mittelstellung, so dass die Ventilfeder in der Mittelstellung beidseitig eine Vorspannkraft besitzen muss. Konstruktiv kann dies wie in Bild 5.3-2 dargestellt gelöst werden. Die hydraulische Ansteuerung wird oft in kleinen und mittelgroßen Mobilmaschinen verwendet. Sie zeichnet sich durch hohe Stellkräfte aus. Sie setzt jedoch eine Aufbereitung des Steuerdruckes, der in der Regel unter 40 bar liegt, und eine weitere Ansteuerung für die hydraulische Vorsteuerung voraus. Meist wird die hydraulische Vorsteuerung mechanisch realisiert, wie beispielsweise in Ferngebern, Bild 5.3-3. Bild 5.3-3: Hydraulischer Ferngeber (Quelle: Kawasaki) Am häufigsten ist heute in der Hydraulik die elektromagnetische Ansteuerung von Ventilen verbreitet. Elektromagnete können als Gleichstrom- und Wechselstrommagnete ausgeführt werden. In der Hydraulik werden üblicherweise Gleichstrommagneten eingesetzt. Bild 5.3-4 zeigt den Schnitt durch einen Schaltmagneten, Bild 5.3-5 durch einen Proportionalmagneten. Durch Anlegen einer Spannung an die Erregerspule wird ein elektromagnetisches Feld erzeugt, welches eine Kraft auf den Anker ausübt. Der Anker wird hierdurch aus seiner Ausgangslage ausgelenkt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-96 Ventile Ausgleichbohrung Anker s Erregerapule Eisenkern Bild 5.3-4: Schaltmagnet Bild 5.3-5: Proportionalmagnet Proportionalmagnete unterscheiden sich zu Schaltmagneten durch ihre Kennlinie, Bild 5.3-6. Proportionalmagneten erzeugen im Bereich kleiner Hübe eine vom Weg unabhängige Magnetkraft. Die Magnetkraft nimmt linear mit dem Strom zu. Aus diesem Grund werden magnetgesteuerte Ventile in der Regel stromgesteuert. Durch Erwärmung ändert der Magnet seinen Widerstand, so dass er bei einer konstanten Spannung seinen Strom und damit seine Federkraft ändern würde. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-97 Ventile Proportionalmagnet Schaltmagnet 0 l6 l6 l1 l1 0 l1 < l 6 Magnetkraft F Magnetkraft F l1 < l 6 0 Hub s 0 Hub s Bild 5.3-6: Magnetkraft-Hubkennlinien Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass Strömungskräfte die Genauigkeit des Ventils beeinflussen. Angestrebt wird bei den Ventilen eine zum Strom proportionale Bewegung. Ändert sich jedoch der Volumenstrom durch ein Ventil, so wirkt sich dies auf die Strömungskraft aus. Ist das Ventil schlecht strömungskraftkompensiert, so ändert es seine Stellung, was zu einem falschen Ausgangsvolumenstrom am Ventil führt. 5.4 Sperrventile Sperrventile erlauben nur die Durchströmung in einer Richtung, in der anderen sperren sie den Volumenstrom. Als Sperrelemente werden meist Kegel oder Kugeln verwendet. Bild 5.4-1 zeigt ein Sperrventil für den Rohrleitungseinbau. Es ist durch eine Feder vorgespannt und lässt eine Durchströmung nur von links nach rechts zu. Solche Ventile werden beispielsweise in die Druckleitung einer Pumpe eingesetzt, um diese Wechseln zu können, ohne dass ein höher liegender Tank leerlaufen kann. Bild 5.4-1: Sperrventil für Rohrleitungseinbau Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-98 Ventile Sperrventile können auch konstruktiv so ausgeführt werden, dass sie durch ein hydraulisches Signal entsperrt werden können. Eingesetzt werden solche Ventile beispielsweise, um das Absenken eines Zylinders unter Last durch Spaltleckage eines Schieberventils zu verhindern. Zum Senken des Zylinders wird dann das Sperrventil wieder extern entsperrt. Den Aufbau eines solchen Ventils zeigt Bild 5.4-2. Das Ventil kann von Anschluss C nach Anschluss D durchströmt werden. Durch Aufsteuern des Ventils am Anschluss X kann es auch von D nach C durchströmt werden. D X X L C C D Bild 5.4-2: Entsperrbares Rückschlagventil Soll ein Zylinder in der Mittelstellung des Steuerventils hermetisch abgeschlossen sein, was oft aus Sicherheitsgründen gefordert wird, können zwei entsperrbare Rückschlagventile in Form eines Zwillingsrückschlagventils eingebaut werden, Bild 5.4-3. Ein solcher Block wird auch Sperrblock genannt. Die Verbraucheranschlüsse A1 und B1 sind bei einem solchen Block, wenn die Drücke an den Anschlüssen A und B gleich groß sind, durch Sitzventile geschlossen. Wird durch ein Ventil nun eine Seite, beispielsweise A, mit Druck beaufschlagt, wird das Rückschlagventil an Seite B entsperrt. Ein an die Verbraucheranschlüsse A1 und B1 angeschlossener Zylinder kann so betätigt werden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-99 Ventile Bild 5.4-3: Sperrblock (Quelle: Bucher Hydraulics) 5.5 Druckventile Druckventile habe die Aufgabe, einen Druck zu regeln. Es wird hierbei zwischen Druckbegrenzungsventilen, bei denen ein zulässiger Höchstdruck nicht überschritten werden soll und Druckminderventilen, die die Höhe eines nachfolgenden Druckes einstellen unterschieden, Bild 5.5-1. Bild 5.5-1: Druckbegrenzungs- und Druckminderventil, Prinzipdarstellung Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-100 Ventile Druckbegrenzungsventile wiederum können grundsätzlich zwei Aufgaben erfüllen. Zum einen dienen sie als Sicherheitsventil, um das Hydrauliksystem vor unzulässig hohen Drücken zu schützen. Im Normalfall sind diese Ventile geschlossen. Zum anderen können sie zur Druckeinstellung eines Systems dienen und sind so ständig geöffnet. Der von einem Hydrauliksystem geforderte Volumenstrom wird teilweise von dem angetriebenen Motor abgenommen, der überschüssige Volumenstrom fließt über das Druckbegrenzungsventil zum Tank. Der Druck an einem Druckbegrenzungsventil soll unabhängig vom Volumenstrom über das Ventil sein. Das stationäre Verhalten von Druckbegrenzungsventilen ist jedoch von der Federkraft und den Strömungskräften abhängig. Mit größer werdendem Volumenstrom muss das Druckbegrenzungsventil mehr öffnen, was zu einem Ansteigen der Kennlinie führt, Bild 5.5-2. Strömungskräfte wirken bei einem Druckbegrenzungsventil, das gemäß Bild 5.5-1 konstruiert ist, in schließende Richtung. Daher steigt die Kennlinie aufgrund der Strömungskräfte bei dieser Konstruktion weiter an. Druck p Strömungskräfte in Federrichtung wirkend durch mechanische Feder verursachter Anstieg Volumenstrom Q Bild 5.5-2: Stationär Kennlinie direktgesteuerter Druckbegrenzungsventile Durch eine Umlenkung der Strömung wie in Bild 5.5-3 gezeigt, kann das statische Verhalten von Druckbegrenzungsventilen verbessert werden. Federkraft und Strömungskraft wirken nun entgegengesetzt und können sich sogar aufheben. Ist die Kennlinie jedoch waagerecht, wie eigentlich gefordert, ist das dynamische Verhalten der Ventile schlecht. Diese Druckbegrenzungsventile neigen zu starken Schwingungen. Von besonderer Bedeutung bei Druckbegrenzungsventilen ist ihr dynamisches Verhalten. Sie müssen, wenn nötig, sehr schnell öffnen und besitzen eine flache KennliProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-101 Ventile nie. Daher neigen sie prinzipbedingt zum Schwingen. In der Regel werden auch Dämpfungskolben an Druckbegrenzungsventilen verwendet. Das dynamische Verhalten soll anhand des in Bild 5.5-4 dargestellten Systems untersucht werden. Die Pumpe fördert einen Volumenstrom QP, das Ventil zur Last sei geöffnet und es fließe QL. Wird das Ventil zur Last nun schlagartig geschlossen, muss der Volumenstrom über das Druckbegrenzungsventil abfließen. Unter der Voraussetzung, dass der Volumenstrom QV über das Druckbegrenzungsventil in seinem Arbeitspunkt (x,p) linearisiert wird, lässt sich der Druckaufbau im Volumen V0 berechnen. Für den Volumenstrom QV gilt: Druck p QV B P p B x x F Str 5.5-1 ohne Strömungsumlenkung mit Strömungsumlenkung VStr Volumenstrom Q Bild 5.5-3: Umlenkung der Strömungskraft in Druckbegrenzungsventilen Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-102 Ventile F F = F 0 + cF • x Last cF QV QL x p FStr V0 QV Qp G Dämpferkolben A pD Fp Bild 5.5-4: Schematische Darstellung des schwingungsfähigen Systems PumpeVerbraucher-Druckbegrenzungsventil Für den Druckaufbau im Volumen V0 und die Geschwindigkeit x des Ventils gilt: p E' 1 Q Öl QP QL BP p Bx x CH V0 5.5-2 G G x p 2 F0 A A Die Auflösung dieser Gleichungen und die Vernachlässigung des Druckaufbaus im Volumen VD sowie der Trägheitskräfte im Vergleich zu den Dämpfungskräften, führen zu dem in Bild 5.5-5 dargestellten Sprungverhalten des Druckbegrenzungsventils. px p max p p soll x max x QL p QP x st t0 t1 t2 QV t Bild 5.5-5: Sprungantwort eines direktgesteuerten Druckbegrenzungsventils Vorgesteuerte Druckbegrenzungsventile werden vor allen Dingen dort eingesetzt, wo hohe Volumenströme über das Ventil fließen müssen. Entsprechend Bild 5.5-6 wirkt Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-103 Ventile der Systemdruck auf die Vorsteuerstufe und den Hauptkolben. Auf der Rückseite des Hauptkolbens wirkt ebenfalls der Systemdruck. Bei Erreichen des vorher eingestellten Volumenstroms öffnet die Vorsteuerstufe und entlastet die Rückseite der Hauptstufe. Hierdurch öffnet diese und begrenzt so den Systemdruck. Aufgrund der geringen Federsteifigkeit der Hauptstufe besitzen vorgesteuerte Druckbegrenzungsventile eine bessere Kennlinie als direktgesteuerte Ventile. Sie sind jedoch konstruktiv aufwendiger und daher teurer. Druckminderventile werden dort eingesetzt, wo in einem Teil eines Hydraulikkreislaufes ein geringerer Druck als im übrigen Hydraulikkreis sein soll. Gemäß Bild 5.5-1 kann dies dadurch erreicht werden, dass der am Verbraucher anliegende Druck mit einer Federkraft verglichen wird. Ist der Druck geringer als der eingestellte Druck, öffnet die Federkraft das Ventil, im umgekehrten Fall wird es durch die Druckkraft am Verbraucher geschlossen. Bild 5.5-6: Vorgesteuertes Druckbegrenzungsventil Eine Modifikation stellen so genannte 3-Wege-Druckregelventile dar. Bei diesen Ventilen wird bei einem zu hohen Verbraucherdruck dieser zum Tank abgeführt. Diese Ventile werden benötigt, wenn der Verbraucher Öl in das System rückfördern kann. QV α0 Α(x) 2 QV QV p x x 0 p ρ (p p0 ) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 5.5.3 QV x p p0 (x x0 ) 5.5.4 H-104 Ventile Bp Bx x0 0mm P0 0bar 5.6 Stromregelventile Stromregelventile haben die Aufgabe, einen Volumenstrom unabhängig vom Verbraucherdruck oder sonstigen Störeinflüssen, wie beispielsweise Temperatureinflüssen, konstant zu halten. Sie bilden, um die Aufgabe erfüllen zu können, einen Regelkreis. Stromregelventile werden grundsätzlich in 2-Wege- und 3-Wege-Stromregler unterschieden, 2-Wege-Stromregler wiederum in solche mit vor- und nachgeschalteter Druckwaage. Bild 5.6-1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines 2-Wege-Stromreglers mit vorgeschalteter Druckwaage, Bild 5.6-2 den eines 2-Wege-Stromreglers mit nachgeschalteter Druckwaage. p1 Bild 5.6-1: 2-Wege-Stromregler mit vorgeschalteter Druckwaage Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-105 Ventile Bild 5.6-2: 2-Wege-Stromregler mit nachgeschalteter Druckwaage In drucklosem Zustand, vor dem Einschalten der Hydraulikanlage, wird der Kolben der Druckwaage durch die Federkraft FF geöffnet, Bild 5.6-1. Strömt das Druckmedium durch den Stromregler, wird an der Meßblende eine Druckdifferenz p1 – pL erzeugt. Steigt die Druckdifferenz an der Meßblende an und wird größer als die Federvorspannkraft, bewegt sich der Kolben des Stromreglers aus Bild 5.6-1 nach links, der Stromregler beginnt zu arbeiten. Der Stromregler bewegt sich so lange nach links, bis der Druck am Eingang, p0, nicht weiter ansteigt. Der Stromregler ist jetzt im Gleichgewicht. Da die Druckdifferenz über der Meßblende konstant ist, ist auch der durch die Meßblende fließende Volumenstrom konstant. Im rechten Teil des Bildes 5.6-1 ist noch einmal der Druckabfall in einem solchen Stromregler dargestellt. Der Lastdruck pL wird vom Verbraucher vorgegeben. Die Druckdifferenz an der Meßblende pMB ist konstant und der Systemdruck wird vorgegeben. Die verbleibende Druckdifferenz p0 - p1 wird am Kolben der Druckwaage abgebaut. Für die am Kolben der Druckwaage angreifenden Kräfte gilt unter Vernachlässigung der Strömungs- und Reibkräfte: p MB p1 p L FF const. A 5.6-1 Um schnell auf Laständerungen am Verbraucher reagieren zu können, wird ein 2Wege-Stromregler mit vorgeschalteter Druckwaage im Zulauf des Verbrauchers angeordnet. Der Lastdruck pL wirkt jetzt direkt auf die Druckwaage. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-106 Ventile 2-Wege-Stromregler mit nachgeschalteter Druckwaage, Bild 5.6-2, funktionieren prinzipiell genauso wie solche mit vorgeschalteter Druckwaage. Hier gilt für die Kräftebilanz am Kolben der Druckwaage unter Vernachlässigung der Strömungs- und Reibkräfte: p MB p 0 p L p1 FF const. A 5.6-2 2-Wege-Stromregler werden bevorzugt im Rücklauf von Verbrauchern eingesetzt, da sie eine gute Ansprechempfindlichkeit auf Druckänderungen des Verbrauchers besitzen. Die Druckdifferenz p0 – p1 wirkt hier direkt auf die Druckwaage. Das statische Verhalten zeigt Bild 5.6-3. Im Bereich I verhält sich der Stromregler wie eine Blende, der Kolben der Druckwaage wird von der Feder in der geöffneten Stellung gehalten. Der Bereich II ist der eigentliche Arbeitsbereich des Stromreglers. Hier ist der Volumenstrom konstant. Im Bereich III sind die Druckabfälle an der Strömungskante der Druckwaage hoch, der Stromregler ist nahezu geschlossen und kann nicht mehr richtig regeln. I II III E5 Q 代表整个元件 p0 E4 E3 E2 Q E1 E E0 0 0 Δpmin p2 Δpmax Δp = p0 - p2 Bild 5.6-3: Statisches Verhalten eines 2-Wege-Stromreglers Stromregler sind aufgrund ihrer Konstruktion hochdynamisch. Sie benötigen beispielsweise zum Einregeln eines Volumenstromes wenige bis 100 Millisekunden. In Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-107 Ventile Systemen neigen sie daher zum Schwingen und müssen durch geeignete Maßnahmen, z.B. Dämpfungsdüsen, gedämpft werden. Ein 3-Wege-Stromregler ist in Bild 5.6-4 dargestellt. Er unterscheidet sich vom 2Wege-Stromregler durch einen zusätzlichen Anschluss, der normalerweise zum Tank verbunden ist. Im Gegensatz zum 2-Wege-Stromregler, bei dem der Systemdruck so lange erhöht wird, bis der geforderte Volumenstrom erreicht ist, wird der überschüssige Volumenstrom beim 3-Wege-Stromregler durch den dritten Anschluss zum Tank abgeführt. Energetisch gesehen ist er daher dem 2-Wege-Stromregler überlegen. In der dargestellten Ausführung kann er jedoch nur eingesetzt werden, wenn nur ein Verbraucher vorhanden ist. 1 Druckwaage 1 p0 1 pMB 3 p0 3 p1 = p0 3 2 2 pL Meßblende 2 p R Bild 5.6-4: 3-Wege-Stromregler Es gibt jedoch auch so genannte reststrombelastbare 3-Wege-Stromregler. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass an ihrem 3. Anschluss, im Bild 5.6-4 ist dies der Tankanschluss, ein weiterer Verbraucher angehängt werden kann. Hierbei ist es auch möglich, dass der Druck am Verbraucher des Reststroms höher ist als der am Stromregler. Eine Anwendung eines solchen reststrombelastbaren Verbrauchers ist in Bild 5.6-5 dargestellt. Es können Verbraucher, die einen unterschiedlichen Volumenstrom benötigen, in Reihe geschaltet werden. Solche Schaltungen werden häufig in mobilen Maschinen angetroffen, wenn die Ölmenge zum gleichzeitigen Betreiben der Verbraucher nicht ausreicht. Der Systemdruck ergibt sich durch Addition der einzelnen Verbraucherdrücke, zuzüglich des Druckverlusts an den Meßblenden der Stromregler. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-108 Ventile Bild 5.6-5: Reihenschaltung von Verbrauchern mit 3-Wege-Stromreglern Weitere Stromventile sind Stromteilerventile, Bild 5.6-6. Sie teilen einen Volumenstrom unabhängig von der Last an den Verbrauchern in zwei Teilströme auf. Steigt beispielsweise die Last am Verbraucher M2 an, steigt auch der Druck p4 an. Bei mittig stehendem Kolben des Stromteilers wäre p2 > p1. Hierdurch wird der Kolben so lange nach links bewegt, bis p1 = p2 ist. Somit fließt wieder der gleiche Volumenstrom durch die Meßblenden MB1 und MB2. An der linken Steuerkante wird eine höhere Druckdifferenz p1 – p3 abgebaut, als an der rechten Steuerkante p2 – p4. p0 MB1 MB2 p0 p1 p3 p4 M1 p2 p0 - p1 p0 - p2 p1 - p3 p2 - p4 p3 p4 M2 Bild 5.6-6:Stromteiler Das Teilungsverhältnis der Volumenströme muss nicht immer 1:1 sein. Es wird bestimmt durch die Meßblenden MB1 und MB2. Ein solcher Volumenstromteiler wird beispielsweise als Differentialsperre bei Hydromotoren verwendet. Werden zwei Hydromotoren direkt aus einer Quelle gespeist, bleibt ein Motor stehen, sobald er eine höhere Last als der andere Motor hat. Wird jetzt der Stromteiler vor die Motoren geschaltet, drehen beide Hydromotoren lastunabhängig gleich schnell, Bild 5.6-7. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-109 Ventile Bild 5.6-7: Hydraulische Differentialsperre 5.7 Einbauventile Werden für ein hydraulisches System komplexe Schaltungen benötigt, lassen sich diese nur mit erheblichem Aufwand durch standardisierte Bauteile aufbauen. Die Entwicklung eigener Ventile war jedoch aufgrund der geringen Stückzahlen zu teuer. Aus diesem Grund wurden so genannte Einbauventile entwickelt. Hierbei werden verschiedene Funktionen durch standardisierte Ventile realisiert. Diese Ventile werden in einem Block so zusammengeschaltet, dass die gewünschte Funktion realisiert werden kann. Bild 5.7-1 zeigt die vier Grundausführungen von Einbauventilen. Praktisch besteht ein solches Einbauventil, auch Cartridge-Ventil genannt, aus einem Einbauventil, das in eine vorgegebene Bohrung eingesetzt und mit einer Abdeckplatte verschlossen oder eingeschraubt wird, Bild 5.7-2. Die Cartidge-Ventile lassen sich über die in Kapitel 5.3 gezeigten Ansteuerungsarten betätigen. Am häufigsten sind elektromagnetische und hydraulische Ansteuerungen in der Praxis zu finden. Bei der Ansteuerung wird weiter zwischen Eigen- und Fremdversorgung unterschieden, Bild 5.7-3. Je nach Anforderungen können auch stetig wirkende Vorsteuerventile verwen- det werden, die dann die Hauptstufe regeln. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-110 Ventile Schließer Öffner X X AX β Sitzbauart B AB AA A X Q A B X A B A Schieberbauart B Bild 5.7-1: Grundausführungen von Einbauventilen Bild 5.7-2: Prinzip der Cartidge-Bauweise Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-111 Ventile Eigenversorgung Fremdversorgung pst p0 p0 Bild 5.7-3: Vorsteuerungen von 2-Wege-Einbauventilen Ein Schaltungsbeispiel von Cartridge-Ventilen ist in Bild 5.7-4 gezeigt. Ohne näher auf die Funktion des Blockes oder der einzelnen Ventile einzugehen, zeigt das Beispiel jedoch, dass komplexe Schaltungen realisierbar sind. Bei einer solchen Konstruktion muss jedoch eine Abstimmung der Ventile untereinander erfolgen, da es ansonsten zu unerwünschten Schwingungen im Hydrauliksystem kommen kann. Bild 5.7-4: Schaltungsbeispiel eines Cartidge-Ventils (Quelle: Sun) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-112 Zubehör 6 Zubehör Neben den Pumpen, Motoren und Ventilen gibt es weitere Bauteile einer hydraulischen Schaltung. Hierzu zählen der Behälter, Filter, Speicher und ähnliche Bauteile sowie Rohr- und Schlauchleitungen. Diese werden im folgenden Kapitel beschrieben. 6.1 Behälter Der Behälter hat in einem Hydrauliksystem verschiedene Aufgaben. Hierzu zählen der Ausgleich von Flüssigkeitsvolumen, was beispielsweise in Zylindern gespeichert wird, die Abführung der im Hydrauliksystem entstandenen Wärmeenergie, dem Ausgleich von externen Leckverlusten sowie der Abscheidung der in der Druckflüssigkeit enthaltenen Luft, Wasser und Feststoffpartikel, Bild 6.1-1. Oft wird auch die Behälterwand zum Aufbau von Pumpen, Filtern, Kühlern und Speichern benutzt. Bild 6.1-1: Aufgabe eines Behälters /B1/ Die Auslegung eines Behälters erfolgt anhand seiner Aufgaben. Er ist konstruktiv so auszulegen, dass sich das rückströmende Öl erst beruhigen kann, bevor es erneut angesaugt wird. Hierbei müssen sich Feststoffe, Luft und Wasser im Behälter abscheiden können. Verschiedene konstruktive Lösungsmöglichkeiten zeigt Bild 6.1-2. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-113 Zubehör Die Mündung der Saugleitung sollte, um den Einzug von Feststoffen und Wasser zu verhindern, mindestens 30 cm über dem Behälterboden liegen. Um den Einlaufquerschnitt zu vergrößern und somit die Strömungsverluste im Ansaugbereich zu verringern, sollte die Mündung um 45° abgeschrägt sein. Außerdem soll die Strömungsgeschwindigkeit im Ansaugbereich unter 1 m/s liegen. Sieb Trennblech Sieb Sieb Sieb M Umlenkbleche P Trennblech Bild 6.1-2: Gestaltungsvarianten von Behältern Die Rücklaufleitung sollte immer unterhalb des geringsten Flüssigkeitsstandes liegen, damit beim Einströmen des Öls in den Tank keine Luft mitgerissen wird. Auch hier ist eine Abschrägung des Röhrendes um 45° sinnvoll, um die Ausströmgeschwindigkeit gering zu halten. Trennbleche sorgen zum einen für eine beruhigte Strömung im Tank und zum andern verbessern sie die Festkörperabscheidung im Öl. Die Anordnung der Bleche ist so zu wählen, dass das Druckmedium möglichst lange im Tank verweilt. Zusätzliche Siebe erleichtern die Luftabscheidung im Öl. Eine Neigung von 30° zur Oberfläche erleichtert ferner die Luftabscheidung. Die Maschenweite sollte zwischen 100 und 150 m liegen. Die Behältergröße richtet sich in erster Linie nach der Anwendung. Damit Luft, Wasser und Feststoffe des rücklaufenden Öls sicher im Behälter abgeschieden werden, muss der Tank möglichst groß gewählt werden. Aus Kosten-, Platz- oder Gewichtsgründen ist dies jedoch nicht möglich. Als Anhaltswert für das Flüssigkeitsvolumen V des Behälters kann folgende Gleichung gelten: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-114 Zubehör V k Q 6.1-1 k ist hier die durchschnittliche Verweilzeit in Minuten. Je nach Anwendung sollten die in Tabelle 6.1-1 aufgelisteten Verweilzeiten angestrebt werden. Anwendung k Stationärhydraulik 3 .. 5 min Mobilhydraulik 1 .. 2 min Flughydraulik 0,5 .. 1 min Tabelle 6.1-1: Durchschnittlicher Verweildauer bei verschiedenen Anwendungen Reicht die Verweilzeit im Tank nicht aus, um die Verlustwärme abzuführen, muss entweder der Tank größer konstruiert oder zusätzliche Kühler eingebaut werden. Auf diese wird später eingegangen. Die maximale Höhe des Flüssigkeitspegels sollte 80 – 90 % der Behälterhöhe betragen. Der darüberliegende Raum wird zur Bildung von Oberflächenschaum bei der Abscheidung von Luftblasen benötigt. Außerdem kann das Luftpolster Schwankungen der Ölpegels im Behälter ausgleichen. Auch kann der Tank durch das Luftpolster vorgespannt werden. Luftfilter müssen zur Belüftung des Tanks eingesetzt werden, wenn der Flüssigkeitsspiegel schwankt. Sie müssen den Staub aus der Luft abfangen. Durch die Luft wird jedoch auch Wasserdampf eingetragen, der sich an der Behälterdecke niederschlägt und dadurch in das Druckmedium gelangt. Bei Stillstand der Anlage setzt sich dann das Wasser am Boden des Behälters ab. Um das Ansaugen von Wasser zu verhindern, sollte der Boden des Behälters zu einem Punkt geneigt sein, wo das Wasser über eine Ablassschraube entfernt werden kann. Diese Ablassschraube kann gleichzeitig zum Entleeren des Behälters vorgesehen werden. Eine weitere Möglichkeit ist, im Behälterdeckel eine Auffangwanne für (Kondens-) Wasser zu integrieren. Dann gelangt kein Wasser in die Druckflüssigkeit. Der Einfüllstutzen des Behälters sollte mit einem Sieb versehen sein, um Verunreinigungen durch das Befüllen zu verhindern. Ein Flüssigkeitsstandsanzeiger an der Behälteraußenwand ermöglicht eine permanente Kontrolle des Pegels. Des Weiteren ist ein Mannloch im Behälter zum Reinigen vorzusehen. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-115 Zubehör 6.2 Kühlung und Heizung Die Betriebstemperaturen sollten bei stationären Anlagen zwischen 50 und 60 °C liegen. In der Mobilhydraulik werden auch Temperaturen von 80 °C akzeptiert. In verschiedenen Fällen kann auf einen Kühler durch die richtige Behälterwahl verzichtet werden. Grundsätzlich wird zwischen luft- und wassergekühltem Ölkühler unterschieden, Bild 6.2-1. Die erste Bauart ist vorwiegend in der Mobilhydraulik anzutreffen, die wasser- gekühlten Ölkühler hingegen oft in stationären Anlagen. Beim luftgekühlten Ölkühler sorgt ein Ventilator für den Kühlluftstrom durch den Kühler. Beim wassergekühlten Ölkühler fließt das Druckmedium durch Rohre mit Turbulenzeinlagen. Hierdurch wird der Wärmeübergang erhöht. Im Gegenstrom werden die Rohre mit Wasser durchströmt. Die Vor- und Nachteile beider Kühlerarten sind in Tabelle 6.2-1 zusammengefasst. Bild 6.2-1: Wassergekühlter (links) und luftgekühlter (rechts) Ölkühler Wasserkühlung Vorteile Luftkühlung kleiner, billiger Kühler; geringe Betriebskosten; gute Regelbarkeit; keine Wartung; geräuschloser Betrieb Leckage sofort sichtbar; kein Installationsaufwand Nachteile teures Wasser; Anschaffung 3-4 mal teurer; gesonderte Installation notwendig; Ventilatorgeräusch und Zugluft; Folgeschäden bei Korrosion für größerer Platzbedarf; Anlage und Umwelt in Räumen häufig Frisch- und Abluftführung notwendig Tabelle 6.2-1: Vor- und Nachteile von wasser- und luftgekühltem Ölkühler Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-116 Zubehör Eine Heizung ermöglicht das Anfahren einer Anlage auch bei niedrigen Umgebungstemperaturen. Eine Umwälzpumpe sorgt für den Transport des Druckmediums, so dass es nicht zu einer örtlichen Überhitzung kommt. 6.3 Filter Filter sind für die Funktion einer Hydraulikanlage von größter Bedeutung. Sie haben die Aufgabe, Feststoffpartikel aus dem Hydraulikmedium zu entfernen. Bild 6.3-1 zeigt den Schnitt durch einen typischen Rücklauffilter. Bild 6.3-1: Querschnitt durch einen Filter (ausgebautes Rückschlagventil) Filter werden bezüglich ihrer Anordnung und ihrer Funktion im Hydrauliksystem unterschieden. Bild 6.3-2 zeigt die gebräuchlichsten Anordnungen. Eine andere Unterscheidung kann in Schutz- und Arbeitsfilter vorgenommen werden. Schutzfilter schützen schmutzempfindliche Hydraulikelemente, wie beispielsweise Servoventile, vor groben Partikeln. Hierdurch wird einem Anlagenausfall vorgebeugt. Arbeitsfilter stellen die Einhaltung einer Reinheitsklasse der gesamten Hydraulikanlage sicher. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-117 Zubehör Ein Saugfilter ist ein typischer Schutzfilter, der vor einer Pumpe im Ansaugbereich eingesetzt wird. Er schützt die Pumpe vor groben Schmutzpartikeln aus dem Tank. Es ist jedoch darauf zu achten, dass der Druckabfall über dem Filter klein ist, damit die Pumpe nicht kavitiert. Druckfilter werden zwischen Pumpe und Verbraucher im Hochdruckbereich eingesetzt. Sie müssen daher druckfest sein. Die Kosten der Filterelemente sind, da sie auch druckfest sein müssen, teurer als die von Niederdruckfiltern. Sie werden z.B. vor Servoventilen eingesetzt. Hochdruckfilter Steuergeräte Motor Hochdruckpumpe Rücklauffilter Niederdruckfilter Speisepumpe Nebenstromfilter Einfüllfilter Saugfilter Belüftungsfilter Bild 6.3-2: Anordnungsvarianten von Filtern Zur Reinigung der Druckflüssigkeit werden in der Regel Rücklauffilter eingesetzt. Durch sie wird das rückströmende Öl auf die erforderliche Reinheitsklasse gebracht. Voraussetzung ist jedoch, dass eine ausreichend große Ölmenge ständig über diesen Filter gefördert wird. Nebenstromfilter reinigen das Druckmedium in einem permanenten Kreis kontinuierlich. Sie werden in der Regel in Anlagen mit stark schwankenden Volumenströmen eingesetzt. Der Vorteil liegt darin, dass der Filter gewechselt werden kann, ohne dass die Anlage stillgesetzt werden muss. Auch ist es möglich, Heizung und Kühlung in den gleichen Kreislauf zu setzen, was Kosten sparen kann. Belüftungsfilter sind dann von großer Bedeutung, wenn der Ölspiegel in einem Behälter stark schwank und der Druck im Tank Umgebungsdruck betragen soll. Es wird somit ein erheblicher Luftanteil ausgetauscht, der wiederum Staub und Dreck in den Behälter eintragen würde. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-118 Zubehör Einfüllfilter werden zum Befüllen der Anlage eingesetzt, um grobe Schmutzpartikel aus dem Behälter fern zu halten. Bei der Funktionsweise von Filtern wird zwischen Oberflächen- und Tiefenfiltern unterschieden. Bei Oberflächenfiltern ist die Porengröße der Filterfläche kleiner als die Partikel, die abgeschieden werden sollen. Die Abscheidung der Partikel erfolgt somit an der Oberfläche des Filters. Diese Filter haben jedoch den Nachteil, dass sie nur eine geringe Schmutzaufnahmekapazität haben und schnell verstopfen. Bei Tiefenfiltern geschieht die Abscheidung der Partikel in der Tiefe des Filtermediums. In der Regel werden hier unstrukturierte Fliese wie Kunststoff- oder Glasfasern verwendet. Große Partikel scheiden sich an der Oberfläche des Filterflieses ab, kleinere Partikel in der Tiefe. Mit zunehmendem Schmutzgehalt wird die reale Porengröße der Filter immer kleiner, so dass die Filter im Laufe ihrer Lebensdauer feiner werden. Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Filtern werden zwei Kenngrößen herangezogen: die Schmutzaufnahmekapazität und der -Wert. Beide Größen werden nach dem in ISO 4572 beschriebenen „Multi-Pass Test“ bestimmt. Die Schmutzaufnahmekapazität ist die Menge Schmutz, die ein Filter aufnehmen kann, ohne eine bestimmte Druckdifferenz über dem Filter zu überschreiten. Der -Wert gibt das Verhältnis aus Partikeln vor dem Filter zu Partikeln nach dem Filter an, Bild 6.3-3: X N X ,u 6.3-1 N X ,d N X,u N X,d u d X N X upstream (vor dem Filter) downstream (nach dem Filter) Partickelgröße [μm] Partickelzahl > X μm/ml Bild 6.3-3: Definition des -Wertes Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-119 Zubehör Die Angabe bezieht sich immer auf eine bestimmte Partikelgröße. Wie der -Wert eines Filters von der Partikelgröße abhängt, zeigt Bild 6.3-4. Je größer der -Wert ist, desto größer ist auch die Partikelgröße. In der Hydraulik übliche -Werte liegen bei 75, 100 oder darüber. Bild 6.3-5 zeigt das typische Verhalten eines Tiefenfilterelementes bei konstantem Volumenstrom. Es ist erkennbar, dass die Druckdifferenz über dem Filterelement mit zunehmendem Verschmutzungsgrad erst unmerklich und dann sehr schnell ansteigt. Bei einer Anlagenauslegung muss berücksichtigt werden, dass über einen Filter erhebliche Druckdifferenzen auftreten können. Verschmutzungsanzeigen arbeiten in der Regel auf Basis dieser Druckdifferenz. Ist das Filterelement voll, wird dies durch eine Verschmutzungsanzeige angezeigt. Zur Sicherheit gegen unzulässig hohe Druckdifferenzen am Filter können diese zusätzlich mit einem Bypassventil ausgerüstet sein. Dieses öffnet, sobald die Druckdifferenz am Filter zu hoch wird. Die Anlage läuft jetzt ungefiltert. 500 βx - Wert β - Wert 200 100 50 20 10 3 4 5 6 Partikelgröße 7 8 [μm ] 10 Bild 6.3-4: Abscheidespektrum eines Tiefenfilters Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-120 Zubehör 20,0 [bar] 16,0 Differenzdruck 14,0 12,0 Δp 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0 20 40 60 80 [%] 100 Kontamination Bild 6.3-5: Druckdifferenz an einem Filter in Abhängigkeit des Verschmutzungsgrades 6.4 Verbindungselemente Verbindungselemente stellen in der Hydraulik die druckfeste, leckagefreie Verbindung zwischen den Bauelementen her. Hierunter zählen Rohr-, Schlauchverbindungen und Anschlussarmaturen sowie Anschlussplatten und Verkettungen. Die Auslegung von Rohr- und Schlauchleitungen erfolgt üblicherweise nach stationären Kriterien. Die Wanddicke der Rohre wird durch den Druck bestimmt, der Durchmesser durch den Volumenstrom. Um die Strömungsverluste in den Rohr- und Schlauchleitungen gering zu halten, wird üblicherweise eine laminare Strömung im Innern angestrebt. Die in Tabelle 6.4-1 aufgelisteten Geschwindigkeiten im Innern der Rohr- und Schlauchleitungen haben sich in der Praxis bewährt. Druckbereich Strömungsgeschwindigkeit p < 50 bar v = 4 m/s p = 50 .. 100 bar v = 4 .. 5 m/s p = 100 .. 200 bar v = 5 .. 6 m/s p > 200 bar v = 6 .. 7 m/s Tabelle 6.4-1: Strömungsgeschwindigkeiten in Rohr- und Schlauchleitungen, /B1/ Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-121 Zubehör Rohre lassen sich mit einfachen Handbiegemaschinen in die gewünschte Form bringen. Hier sind gewisse Mindestradien einzuhalten, damit das Rohr einerseits nicht geschwächt wird oder bricht, andererseits die laminare Strömungsform erhalten bleibt. Schlauchleitungen werden in der Regel dort eingesetzt, wo sich Teile relativ zueinander bewegen. Außerdem werden sie zur Vermeidung der Übertragung von mechanischen Schwingungen aus Bauteilen eingesetzt. Aufgrund ihrer geringeren Elastizität als Rohrleitungen werden sie zudem zur Dämpfung von Druckpulsationen verwendet. Schläuche bestehen innen und außen aus einem elastischen Material und erhalten ihre Festigkeit durch Fasern oder Drähte, die in die Schlauchwandung eingearbeitet sind. Je nach zulässigem Betriebsdruck werden folgende Schläuche unterschieden: Niederdruckschläuche: bis 30 bar Hochdruckschläuche: bis 200 bar Höchstdruckschläuche: bis 700 bar Bei der Verlegung von Schläuchen ist ein Mindestradius zu beachten und Knickstellen sind zu vermeiden. Bild 6.4-1 zeigt an verschiedenen Beispielen, wie Schläuche nicht und wie sie optimal verlegt werden sollen. Bild 6.4-1: Falscher und richtiger Schlaucheinbau Schläuche und Rohrleitungen sind an ihren Enden üblicherweise mit einer Mutter versehen, die dann an eine Einschraub- oder Winkelverschraubung angeschlossen Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-122 Zubehör wird. Die Verbindungen werden Anschlussarmaturen genannt. Die für einfache Anwendungen am häufigsten verwendete Anschlussarmatur ist die Schneidringverschraubung nach DIN 2353, Bild 6.4-2. Hierbei wird ein Scheidring auf das Rohr aufgesteckt, der sich beim Einschrauben der Verschraubung in das Rohr einschneidet. Hierdurch kann die Dichtheit des Rohres gewährleistet werden. Bild 6.4-2: Schneidringverschraubung Überall dort, wo nur kurze Rohre verwendet werden können oder häufig demontiert und montiert werden muss, benutzt man Stoßverschraubungen. Bei der häufig verwendeten SAE-Flanschverschraubung wird ein Flansch mit vier Schrauben an ein Bauteil angeschraubt, Bild 6.4-3. Bild 6.4-3: SAE-Flanschverschraubung (Quelle: Dietzel-Hydraulik) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-123 Zubehör Ventile, insbesondere CETOP-Ventile, werden auf eine Grundplatte aufgeschraubt. Dadurch können die Ventile bei Bedarf ausgetauscht werden, ohne dass Verschraubungen gelöst werden müssen. Die Abdichtung zwischen Ventil und Platte wird durch O-Ringe gewährleistet. Bild 6.4-4: Verkettungssystem (Quelle: Bucher Hydraulics) Komplette Steuerungen können vorteilhaft in einem Block aufgebaut werden, Bild 6.4-4. Ein Anschluss- oder Steuerblock nimmt dabei die Ventile auf seiner Außensei- te auf und stellt durch Bohrungen in seinem Innern eine Verbindung zwischen verschiedenen Ventilanschlüssen sicher. Hierdurch wird die Funktion des Blockes gewährleistet und Ventile können einfach getauscht werden. 6.5 Speicher Hydrospeicher dienen in der Hydraulik zur Dämpfung von Druckspitzen oder der Speicherung von hydraulischer Energie. In ihnen kann unter Druckerhöhung ein gewisses Flüssigkeitsvolumen aufgenommen werden. Bild 6.5-1 zeigt drei verschiedene Bauarten von Speichern. Da Hydrospeicher in sehr kurzer Zeit hohe Energien freisetzen können, werden an sie besondere Sicherheitsanforderungen gestellt. Diese werden in der Druckbehälterverordnung beschrieben. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-124 Zubehör Bild 6.5-1: Bauarten von Hydrospeichern Anhand eines Kolbenspeichers werden die unterschiedlichen Betriebszustände erläutert, Bild 6.5-2. Im unbelasteten Zustand besitzt der Speicher das Volumen V 0 und ist mit dem Druck p0 vorgespannt. Der niedrigste Arbeitsdruck p1 liegt oberhalb des Vorfülldruckes. Als Faustregel gilt: p0 0,9 p1 6.5-1 p p2 p1 p3 Zustand 3 2 p0 1 0 V1 V0 V ΔV Ξ E W12 V3 V2 ΔV 0 p 0 · V0 1 p 1 · V1 2 p2 · V2 3 p3 · V3 Trennglied Bild 6.5-2: Betriebskenngrößen eines Hydrospeichers Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-125 Zubehör Der maximale Arbeitsdruck wird mit p2 bezeichnet. Er muss unterhalb des höchst möglichen Systemdrucks p3 liegen. Hier gilt die Faustformel: p3 1,1 p 2 6.5-2 Die maximale Entnahmemenge E eines Speichers ist somit die Differenz der Volumen V1 und V2: E V1 V 2 6.5-3 Isotherme Adiabate VG 0,2 0,8 0,4 0,6 0,6 0,4 0,2 0 0,8 1 2 4 6 8 10 20 40 60 80 100 Arbeitsdruck p V0 0,1 0,9 bezogenes Gasvolumen bezogenes gespeichertes Ölvolumen V V0 Bei der Entnahme E wird der Druck von p2 auf p1 gesenkt. 200 [bar ] 500 Bild 6.5-3: Arbeitsdiagramm eines Hydrospeichers Es wird bei der Entnahme zwischen einer schnellen, adiabaten Expansion des Speichers und einer langsamen isothermen unterschieden. Je nach Zustandsänderung können dem Speicher unterschiedliche Entnahmemengen entnommen werden. Bild 6.5-3 zeigt das Arbeitsdiagramm eines Speichers für beide Zustandsänderungen. Für die Zustandsänderung gelten die folgenden Gesetze: isotherme Zustandsänderung: p V const 6.5-4 adiabate Zustandsänderung: p V const 6.5-5 Der Isentropenexponent ist für zweiatomige, ideale Gase 1,4. Bei hohen Drücken und niedrigen Temperaturen ist der Isentropenexponent nicht mehr konstant. Er Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-126 Zubehör steigt mit zunehmendem Druck und abnehmender Temperatur an. Bei den meisten Anwendungen aus der Hydraulik ist es jedoch zulässig, mit = 1,4 zu rechnen. Aus der Thermodynamik ist der Zusammenhang zwischen Druck, Volumen und Temperatur bekannt: p V m R T 6.5-6 R ist dabei die Gaskonstante. Speicher können bezüglich ihres Bauvolumens bei einem vorgeschriebenen oberen Arbeitsdruck p2 optimiert werden. Es ist hierbei davon aus zugehen, dass dem Speicher möglichst viel Arbeit entnommen werden kann. Allgemein gilt für die Volumenänderungsarbeit eines Gasvolumens: V2 W12 p dV 6.5-7 V1 Für die isotherme Zustandsänderung kann die Volumenänderungsarbeit mit Hilfe der Gleichungen 6.5-3 bis 6.5-6 berechnet werden: p W12isotherm V1 p1 ln 2 p1 6.5-8 Für eine adiabate Zustandsänderung gilt: V1 p1 p 2 W12adiabat 1 p1 1 1 6.5-9 Beim Auftragen der Volumenänderungsarbeit in Abhängigkeit des Druckverhältnisses p1/p2 in einem Diagramm, ist erkennbar, dass die Volumenänderungsarbeit ein Maximum besitzt, Bild 6.5-4. Durch Ableiten der Gleichungen 6.5-8 und 6.5-9 kann das optimale Druckverhältnis eines Speichers ermitteln werden. Es beträgt: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-127 Zubehör isotherme Zustandsänderung: p1 0,368 p 2 opt,isotherm 6.5-10 adiabate Zustandsänderung: p1 0,308 p 2 opt, adiabat 6.5-11 p2 1 p1/p2 Druck p p´´´ 1 ´´´ W12 p´´ 1 W12 ´´ 0,368 p´1 W12´ V ´´ 2 V ´2 Volumen V V ´´´ 2 V1 Wmax = V · p 1 0 Arbeit W Bild 6.5-4: Volumenänderungsarbeit in Anhängigkeit des unteren Arbeitspunktes „1“ Ein Beispiel für eine Speicheranwendung zeigt Bild 6.5-5. Der Speicher hat hier die Aufgabe, Druckstöße, die durch das Umschalten des Ventils im System erzeugt werden, abzudämpfen. Bild 6.5-6 zeigt eine Hydraulikschaltung, bei der der Speicher die Aufgabe hat, einen Druck in einem System aufrecht zu erhalten. Nach dem Spannen des Zylinders fördert die Pumpe in den Speicher. Bei Erreichen des Spanndruckes wird das Abschaltventil betätigt und die Pumpe fördert drucklos zum Tank. Die auftretenden Leckagen werden aus dem Speicher aufgefüllt und die Pumpe erzeugt nur sehr geringe Verluste. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-128 Zubehör 1 0 2 Bild 6.5-5: Speicher zum Abbau von Druckstößen Abschaltventil Bild 6.5-6: Speicher zum Halten eines Druckes Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-129 Zubehör 6.6 Dichtungen Dichtungen verhindern, dass das Druckmedium aus einem Hydrauliksystem austritt. Es wird hier zwischen statischen und dynamischen Dichtungen unterschieden, bei letzteren wiederum zwischen linearen und rotatorischen. Die klassische statische Dichtung ist der O-Ring, Bild 6.6-1. Er ist kostengünstig herzustellen, eine sichere Abdichtung und hat sich millionenfach bewährt. Er ist außerdem leicht zu montieren und benötigt relativ wenig Bauraum. Je nach Druckbelastung gibt es O-Ringe in unterschiedlichen Härten. Üblicherweise wird die Härte in Shore angegeben. Standard O-Ringe für geringe Drücke besitzen eine Härte von 70 Shore, oberhalb von 200 bar verwendet man hauptsächlich O-Ringe mit 90 Shore Härte. einfacher Aufbau, einfache platzsparende Nutgestaltung vielfältig in der Verwendung Preiswert O-Ring Dichtungsformen Rechteck-Ring Quad- oder X-Ring veränderte Eigenschaften gegenüber dem O-Ring kein Walken der Dichtung in der Nut Größere Anlage bzw. Dichtfläche Deckelabdichtungen Verdrillsicherung bei der auf Grund der geringen Montage Anpreßkraft geringer als beim O-Ring kein störender Preßgrat Stahlring verhindert eine USIT-Ring Anwendungsbeispiele zu hohe Verpressung des Elastomerteiles axial und radial Flanschverbindungen Ventilabdichtungen Anpreßkräfte kann der Quard-Ring auch zur Abdichtung gering zueinander bewegter Bauteile eingesetzt werden Einschraubstutzen Flaschverbindungen Schottverschraubungen Bild 6.6-1: Statische Dichtungen Andere statische Dichtungen, wie der Rechteck-Ring und der Quadring, haben sich in speziellen Einsatzfällen bewährt. Wenn sich beispielsweise der O-Ring in der Nut verdrillt, ist der Einsatz eines Rechteckringes vorteilhaft, er kann sich nicht verdrehen. Dynamische Dichtungen sind in Bild 6.6-2 dargestellt. Allgemein besteht bei dynamischen Dichtungen immer ein Problem zwischen Verschleiß- und LeckageminimieProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-130 Zubehör rung. Eine Dichtung, die nicht geschmiert wird, läuft trocken, daher mit großer Reibung und verschleißt schnell. Wird die Dichtung durch das Hydraulikmedium geschmiert, so tritt immer eine gewisse Ölmenge aus dem System aus, was zu Leckagen führt. Lippendichtungen: Grundtyp Varianten Einsatz im Niederdruckbereich Anpreßkraft durch die Verformung der Lippen geringe Reibungskräfte, geringer Verschleiß geringe Leckage muß in Kauf genommen werden Verbesserungen gegenüber Grundtyp Extrusionsvermeidung durch anvulkanisierten Stützring Dachmanschettensätze: hohe Dichtheit, Reibungskraft kann durch axiale Verpressung der Manschettensätze verstellt werden Anwendungsbeispiele Hochbelastete Zylinder (Schockdruck, Schmutz,große Spalte), schwere Mobilhydraulik, Teleskophydraulik Kolbenslangen/Plunger in der Hydraulik für den robusten Einsatz Kompaktdichtungen: Grundtyp Varianten Einsatz im Hochdruckbereich gute Dichtwirkung, hohe Reibungskräfte/ hoher Verschleiß Verbesserungen gegenüber Grundtyp Anwendungsbeispiele Mittlere und schwere Mobilhydraulik, Bergbauhydraulik,Schiffshydraulik gute Gleiteigenschaften durch Primärdichtung (PTFE-Ring), kein Stick-Slip-Effekt, Vorspannung durch Sekundärdichtung (O-Ring) Kolbenstangen in Steuerzylindern, servogesteuerte Anlagen, Werkzeugmaschinen, Schnellschließzylinder, Baumaschinen Bild 6.6-2: Dynamische Dichtungen Bei Kolbenstangendichtungen tritt ein weiteres Problem auf. Heute werden diese Dichtungen so konzipiert, dass beim Ausfahren der Kolbenstange ein dünner Ölfilm auf der Kolbenstange haftet. Beim Einfahren der Kolbenstange wird dieser Ölfilm wieder eingezogen. Dadurch werden Leckagen verhindert. Schmutz haftet jedoch an dem dünnen Ölfilm der Kolbenstange und wird in das Hydrauliksystem eingetragen. Dieser muss dann durch Filterelemente wieder aus dem System entfernt werden. Je nach Dichtungstyp sind die Reibkräfte unterschiedlich. Auch kann eine starke Abhängigkeit vom Systemdruck betrachtet werden. Dichtungen werden daher oft in Kombination eingesetzt, wie in Bild 6.6-3 dargestellt. Der Abstreifer auf der Kolbenstange sorgt für eine Abstreifung des groben Schmutzes auf der Kolbenstange und Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-131 Zubehör schützt so die folgenden Dichtungen vor Beschädigungen. Der PTFE-Ring besitzt eine geringe Reibung bei hohen Drücken, da er eine relativ hohe Leckage besitzt. Die Leckage hinter der Dichtung wird zum Tank abgeführt. Der folgende Nutring ist „dichter“ als der PTFE-Ring, unterliegt aber bei hohen Drücken einem hohen Verschleiß. Aus diesem Grund wird er hier als Dichtung gegen Tank eingesetzt. So wird durch Kombination von Dichtungen unter Ausnutzung ihrer Eigenschaften ein optimales Dichtsystem erzeugt. ΔP ~ 5 bar Abstreifer Nutring vorgespannte PTFE-Dichtung Bild 6.6-3: Dichtsystem Kolbenstange 6.7 Sensoren und Messgeräte In der Hydraulik müssen Drücke, Volumenströme, Temperaturen oder Wege gemessen werden. Es können hiermit Regel- oder Überwachungsfunktionen realisiert werden. Üblicherweise besitzen die Sensoren einen normierten Ausgang. Dies kann ein Spannungsausgang von 0 bis 10 V bzw. –10 bis +10 V oder ein Stromausgang von 4 bis 20 mA sein. Stromausgänge sind teuerer, besitzen aber eine höhere Betriebssicherheit und sind unempfindlicher gegenüber Störeinflüssen. Die einfachste Art, Drücke zu messen, ist das Manometer, Bild 6.7-1. Der Druck wird über einen Zeiger an einer Skala angezeigt. Es besitzt üblicherweise die Güteklassen 0,6, 1,0 und 2,0. Sie gibt die prozentuale Genauigkeit bezogen auf den Skalenendwert an. Für eine genauere und schnellere Druckmessung werden elektrische Druckaufnehmer verwendet. Sie arbeiten nach dem piezoelektrischen oder piezoresitiven VerfahProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-132 Zubehör ren oder auf Basis der Widerstandsänderung (DMS), Bild 6.7-2. Piezoelektrische Sensoren besitzen ein Piezoelement, das bei Druckbeaufschlagung gestaucht wird und hierdurch eine Spannung aufbaut, die proportional zum Druck ist. Bild 6.7-1: Monometer Piezoelement Piezoelektrische Drucksensoren P Membran DMS-Drucksensoren Meßverstärker Auswerteeinheit Meßverstärker Auswerteeinheit DMS P Membran mit eindiffundierter Brückenschaltung Piezoresistive Drucksensoren P Auswerteeinheit Bild 6.7-2: Funktionsweise von Drucksensoren Dehnungsmessstreifen (DMS) beruhen auf der Widerstandsänderung eines Metalls bei Änderung seiner Länge. Vier Dehnungsmessstreifen werden üblicherweise auf Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-133 Zubehör einer Membran in Form eine Wheatstone’schen Brücke verschaltet. Kleine Widerstandsänderungen können so temperaturunabhängig erzeugt werden. Die Änderung des Widerstandes ist hier druckproportional. Bei piezoresistiven Drucksensoren ist die Membran aus Silizium, in die eine Brückenschaltung aus Halbleitermaterial eindiffundiert ist. Das Silizium erzeugt bei Verformung Spannungen, die ca. 100 mV betragen. Dadurch können die Druckaufnehmer ohne Verstärker auskommen. Bei der Volumenstrommessung wird in der Regel das Messgerät durchströmt und hierbei eine Rotation erzeugt. Heute üblich sind Turbinen, Bild 6.7-3, oder Zahnradmotoren, Bild 6.7-4. In beiden Fällen wird die Drehzahl der Turbine bzw. des Zahnrades durch Näherungsschalter bestimmt und ausgewertet. Bild 6.7-3: Messturbine Eine Turbine zeichnet sich durch ihre geringen Druckverluste beim Durchströmen aus. Sie besitzt ein Verhältnis von kleinstem zu messenden zu größtem meßbarem Volumenstrom von 1:10. Beim Einbau einer Turbine muss jedoch auf ein ausreichend langes Ein- und Auslaufstück zur Beruhigung der Strömung geachtet werden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-134 Zubehör Bild 6.7-4: Zahnradmeßmotor Mit Zahnradmessmotoren lassen sich sehr große und sehr kleine Volumenströme vorteilhaft messen. Die Auswertung des Volumenstromes erfolgt durch Näherungsschalter, die die Zahnfrequenz messen. Durch Einsatz von zwei Näherungsschaltern kann auch die Drehrichtung und somit die Richtung des Volumenstromes erkannt werden. Sie sind hochdynamischer als Messturbinen. Allgemein läßt sich jedoch sagen, dass Volumenstromänderungen, die sehr schnell ablaufen, heute nur unzureichend gemessen werden können. Neuere Entwicklungen versuchen, dieses Manko zu beseitigen. Volumenströme lassen sich zudem noch durch Messen der Druckdifferenz an einer Blende messen. Diese Meßmethode ist jedoch stark verlustbehaftet und benötigt bei Messung in einer turbulenten Strömung eine Auswerteelektronik, die aus dem wurzelförmigen Druckdifferenzsignal ein lineares Volumenstromsignal erzeugt. Diese Meßmethode ist bei Einsatz in einer laminaren Strömung stark temperaturabhängig. Temperatursensoren beruhen üblicherweise auf dem Prinzip der Widerstandsänderung (Widerstandsthermometer) oder dem der Thermospannung (Thermoelement). Bei Widerstandsthermometern wird die Materialeigenschaft ausgenutzt, dass sich ein Widerstand in Abhängigkeit der Temperatur verändert. Durch den Bau kleiner Elemente ist möglich, die Ansprechzeiten des Messgerätes klein zu halten. Thermoelemente sind aktive Sensoren. In einem geschlossenen Leiterkreis treten zwischen unterschiedlichen Materialien bei Temperaturänderungen Thermospan- Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-135 Zubehör nungen auf, die gemessen und ausgewertet werden. Diese Sensoren können schnelle Temperaturänderungen erfassen. Wegsensoren können induktiv, potentiometrisch, inkremental oder als Ultraschallsensor aufgebaut sein. Bei induktiven Wegsensoren, Bild 6.7-5, wird die Primärspule mit Wechselspannung gespeist, wodurch in den Sekundärspulen eine Spannung induziert wird. Werden die Sekundärspulen gegeneinandergeschaltet, heben sich die Spannungen auf. Durch Einbringen eines ferromagnetischen Kerns wird die Induktion in den Sekundärspulen gestört. Die Gesamtspannung an den Sekundärspulen ist dann proportional zur Position des Kerns. U~ ΔU~ Bild 6.7-5: Induktiver Wegaufnehmer Bei Linearpotentiometern wird der Spannungsabfall bis zum Schleifer des Potentiometers gemessen. Das Spannungssignal ist proportional zur Position des Schleifers. Inkrementale Wegsensoren sind technisch sehr aufwendig, sie erzeugen jedoch ein sehr genaues Signal. Ein Lichtstrahl wird durch einen Maßstab geschickt, der lichtdurchlässige und lichtundurchlässige Inkremente besitzt. Eine Messzelle zählt die Impulse durch den Maßstab. Durch Zählen der Pulse kann die Position ermittelt werden. Hierbei handelt es sich um ein Relativmeßverfahren, da die genaue Position durch Anfahren eines Nullpunktes bestimmt werden muss. Bei einem Ultraschallsensor wird an der zu ermittelnden Position eine Ultraschallwelle erzeugt. Durch Auswertung der Wellenlaufzeit von Positionsgeber und Signalwandler errechnet sich die Position des Gebers. Reflexionen im Wellenleiter müssen durch Dämpfungsmaßnahmen verhindert werden. Beim Ultraschallsensor handelt es sich um einen Absolutpositionsgeber. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-136 Hydraulische Schaltungen 7 Hydraulische Schaltungen Hydraulische Schaltungen sind Systeme, welche als Hauptfunktion die Steuerung der (hydraulischen) Verbraucher haben. Eine Steuerung der Verbraucher, beispielsweise die Geschwindigkeitssteuerung eines Zylinders oder Motors, lässt sich dabei auf unterschiedliche Weise realisieren. Damit verbunden sind auch unterschiedliche Systemeigenschaften hinsichtlich Dynamik, Energieeffizienz oder Lastunabhängigkeit. In diesem Kapitel werden die Grundlagen zur Steuerung hydraulischer Systeme dargestellt. Zwei wesentliche Merkmale hydraulischer Schaltungen, nach denen diese kategorisiert werden, sind die Art der Steuerung und die Art der Speisung. Durch die Kategorisierung entsteht eine Systematik, welche den roten Faden dieses Kapitels bildet. Anhand dieser beiden Merkmale werden im Folgenden eine Auswahl der Schaltungen vorgestellt, welche heute eingesetzt werden. Die Art der Speisung beschreibt die physikalische Größe, welche der Schaltung aufgeprägt wird. In hydraulischen Schaltungen unterscheidet man hierbei also Systeme mit aufgeprägtem Druck und aufgeprägtem Volumenstrom. Bei Systemen mit aufgeprägtem Druck stellt sich der Volumenstrom entsprechend des Übertragungsverhaltens der hydraulischen Schaltung ein. Umgekehrt stellt sich bei vorgegebenem (aufgeprägtem) Volumenstrom der Druck im System ein. Die Art der Steuerung beschreibt, mittels welcher Elemente im System die Steuerung der Verbraucher realisiert wird. Die gesteuerte Größe kann sowohl der Vektor (Größe und Richtung) von Kraft bzw. Moment oder Geschwindigkeit bzw. Drehzahl am Verbraucher sein. Dies kann durch die Verstellung von Widerständen im konduktiven Teil oder durch Verstellung von Verdrängungseinheiten im generatorischen oder motorischen Teil der Hydrauliksystems erfolgen. Im Falle einer Verstellung von Widerständen im System spricht man von Widerstandssteuerung. Ein Beispiel hierfür sind hydraulische Ventile. Werden hingegen Verdrängungseinheiten verstellt, z.B. Pumpen oder Motoren, so liegt eine Verdrängersteuerung vor. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-137 Hydraulische Schaltungen Mit Hilfe dieser beiden Merkmale lassen sich alle Schaltungen in eine Matrix mit 4 Feldern einteilen, Bild 7-1. Im Folgenden werden nun diese vier Felder anhand einiger zugehörigen Schaltungen genauer erläutert. Steuerung Aufgeprägter Volumenstrom Aufgeprägter Druck Speisung Widerstandssteuerung I Verdrängersteuerung III pmax Qp = const pmax M IV II QL QL p0 = const p0 = const Bild 7-1: Systematik hydraulischer Steuerungen, /B1/ Steuerung Widerstandssteuerungen sind, bedingt durch die Widerstände im Ventil, prinzipbeding mit Verlusten behaftet. Andererseits sind diese Systeme sehr dynamisch, da die bewegten Ventilmassen gering sind. Als Widerstände kommen dabei Drosseln oder Blenden zum Einsatz. Drosseln sind Widerstände, in denen sich eine laminare Strömung des Mediums einstellt. Bild 7-2 zeigt eine Drossel mit kreisförmigem Querschnitt, sowie das zugehörige lineare Verhalten des Volumenstroms Q bei einer anliegenden Druckdifferenz Δp. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-138 Hydraulische Schaltungen Bild 7-2: Querschnitt einer Drossel (links), Kennlinie (rechts) Exemplarisch sei hier die Drossel mit kreisförmigem Querschnitt genannt, deren Kennlinie sich nach Formel 2.5-24 beschreiben lässt: Q r4 p1 p2 8 l 2.5-24 Blenden sind scharkantige Widerstände, wodurch sich eine turbulente Strömung ausprägt. Ein möglicher Querschnitt ist in Abbildung 7-3 gezeigt. Bild 7-3: Querschnitt einer Drossel (links), Kennlinie (rechts) Zwischen anliegender Druckdifferenz und fließendem Volumenstrom besteht ein quadratischer Zusammenhang nach Formel 2.3.4 Q D A 2 p 2.5-24 Dabei kann die Form des Widerstands je nach Geometrie variieren. Abbildung 7-4 zeigt eine Auswahl an möglichen Blendengeometrien Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-139 Hydraulische Schaltungen Bild 7-3: Unterschiedliche Geometrien von Blenden Im Gegensatz hierzu sind Verdrängersteuerungen verlustarm, da sie nur die benötigte Leistung erzeugen und keine prinzipbedingten Verluste mit sich bringen. Andererseits sind die bewegten Massen zur Verstellung (Verstellpumpe, Verstellmotor) größer und somit in Sinne der Dynamik träger. Die spezifischen Vor- und Nachteile der Steuerungsvarianten sind in der folgenden Tabelle 7.1 zusammengefasst: Widerstandssteuerung Verdrängersteuerung Vorteile schnelle und genaue Verstellung Nachteile hoher systembedingter Energiever- hoher Bauaufwand brauch geringere Verstellgeschwindigkeit durch höhere Massen verlustarm (keine prinzipbedingten Verluste) Tabelle 7.1: Vor- und Nachteile der Widerstands- und Verdrängersteuerung Speisung Die Speisung einer hydraulischen Schaltung beschreibt die Art und Weise, wie hydraulische Leistung in das System eingebracht wird. Eine hydraulische Schaltung ist also nicht allein durch die Art der Steuerung vollständig definiert, es bedarf darüber hinaus der Information welche Art der Speisung vorliegt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-140 Hydraulische Schaltungen Dabei wird der hydraulischen Schaltung physikalisch prinzipbedingt entweder ein Volumenstrom oder ein Druck vorgegeben, die entsprechend andere Größe stellt sich anschließend aufgrund der Systemeigenschaften ein. Konstant-Druck-Systeme Bei Konstant-Druck-Systemen wird der Schaltung ein fest definierter Druck aufgrund eines physikalischen Prinzips oder einer Regelung aufgeprägt. Dieser Druck kann sich über die Zeit verändern, jedoch ist er für ein Zeitinkrement fest vorgegeben und ergibt sich nicht aufgrund der Schaltung des Systems. Beispielsweise sei hier ein hydraulischer Speicher zu nennen. Dieser ist mit einer unter Druck stehenden Gasmenge gefüllt, so dass sich ein konstanter Druck auf der Ölseite ergibt. Ist dieser Speicher nun Quelle des hydraulischen Systems, so wird dem System dieser physikalisch vorgegebene Druck aufgeprägt. Es handelt sich somit um ein Konstant-Druck-System. Eine weitere Möglichkeit für ein Konstant-Druck-System ist eine druckgeregelten Pumpe, welche so verschwenkt wird, dass der Druck einer entsprechenden (konstanten oder veränderlichen) Vorgabe folgt. Dabei wird eine Verstellpumpe entsprechend Abbildung 7-4 verwendet. Dort ist die mechanische Verstellung eines Triebwerks dargestellt. Die Verstellung kann beispielsweise von Hand erfolgen. Es ist im dargestellten Beispiel erkennbar, dass der Volumenstrom der Pumpe proportional zum Stellsignal ist. Eine solche Ansteuerung wird üblicherweise bei kleinen Maschinen gewählt, in denen auch nur geringe Leistungen installiert sind. Als Beispiel sei hier ein Aufsitzrasenmäher im unteren Leistungsbereich angeführt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-141 Hydraulische Schaltungen Q s -1 n Qmax 1 Ölstrom Q n = konst 0,5 0,5 -0,5 Verstellweg 1 s smax -0,5 -1 Bild 7.1-1: Mechanische Verstellung eines Triebwerkes Eine Alternative zur mechanischen Ansteuerung ist die hydraulische, Bild 7.1-2. Sie wird üblicherweise dann gewählt, wenn die Verstellkräfte für eine mechanische Betätigung zu groß werden oder eine feinfühlige Verstellung gefordert wird. Die Verstellcharakteristik einer hydraulisch verstellten Pumpe entspricht der einer mechanisch s n1 Δpst -1 Q1max Q1 Q1 n1=konst 1 Förderstom verstellten. 0,5 0,5 1 Δpst -0,5 Steuerdruckdiff. Δpst max -0,5 -1 Bild 7.1-2: Hydraulische Verstellung einer Pumpe Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-142 Hydraulische Schaltungen 7.1 Steuerungen Mit Hydraulikpumpen und –motoren sind verschiedene Steuerungen möglich. Im nun folgenden Teil sollen beispielhaft verschiedene ausgewählte Steuerungen betrachtet werden. Die Verstellung eines Hydromotors mit einem Steuerdruck gegen eine Federkraft zeigt Bild 7.1-3. Die Charakteristik unterscheidet sich deutlich von den zuvor gezeigten Verstellungen. s Q2 P2 n2 Antriebmoment M2/M2 max Antriebsdrehzahl n2/n2 max Q2 Q2max p2 = const =0,5 0,25 0,1 1 0,5 pR=0 Δpst 0 0 0,5 Steuerdruckdiff. Δpst 1 Δpst max Bild 7.1-3: Hydraulische Verstellung eines Motors Durch Anlegen eines Verstelldruckes ΔpSt kann der Zylinder am Verstellmotor verfahren werden. Druckkraft und Federkraft stehen im Verstellzylinder im Gleichgewicht, so dass der Hub des Verstellzylinders mit zunehmendem Verstelldruck kleiner wird. Das Schluckvolumen des Motors ist proportional zu seinem Schwenkwinkel und somit auch proportional zum Hub des Verstellzylinders. Mit steigendem Verstelldruck pSt wird also das Schluckvolumen des Motors proportional kleiner. Wie bereits in Kapitel 4 erläutert, verhalten sich Volumenstrom, Drehzahl und Schluckvolumen eines Triebwerkes gemäß folgender Gleichung: Q V n Bei einem konstanten Volumenstrom steigt also die Drehzahl eines Hydromotors mit abnehmendem Schluckvolumen hyperbelförmig an. Aus diesem Grund ergibt sich die Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-143 Hydraulische Schaltungen hyperbelförmige Funktion der Drehzahl in Abhängigkeit des Verstelldruckes, vergleiche Bild 7.1-3, rechtes Diagramm. Das Moment eines Hydromotors ist bei konstanter Druckdifferenz proportional zum Schluckvolumen des Motors: M V p 2 Aus diesem Grund verringert sich das vom Motor abgegebene Moment mit zunehmendem Verstelldruck. Bild 7.1.4 zeigt eine elektroproportionale Pumpenverstellung. In Abhängigkeit einer Eingangsspannung uS wird der Verstellzylinder einer Pumpe verstellt. In diesem Fall ist der von der Pumpe geförderte Volumenstrom proportional zur Eingangsspannung. Bild 7.1-4: Elektroproportionale Pumpenverstellung Bei einer volumenstromgeregelten Pumpe gemäß Bild 7.1-5 wird ein Volumenstrom in Abhängigkeit einer Drosselöffnung erzeugt. Der von der Pumpe geförderte Volumenstrom fließt durch eine Drossel mit dem Öffnungswinkel β zum Verbraucher. Der Druck vor und hinter der Drossel wird auf ein Proportionalventil geführt. Das Ventil ist im Gleichgewicht, wenn die Druckdifferenz über der Drossel, multipliziert mit der Ventilfläche, gleich der Federkraft am Ventil ist. Ist die Druckdifferenz über der Drossel konstant, so ist auch der von der Pumpe abgegebene Volumenstrom konstant. Wenn der geförderte Volumenstrom beispielsweise zu groß ist, wird die Druckdifferenz über der Drossel größer als die Federkraft. Das Ventil verschiebt sich entgegen Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-144 Hydraulische Schaltungen der Federkraft in seine linke Schaltstellung. Hierdurch wird die druckbeaufschlagte Fläche des Verstellzylinders der Pumpe mit dem Systemdruck verbunden. Der Verstellzylinder verfährt entgegen der Federkraft und schwenkt die Pumpe zurück. Der Volumenstrom der Pumpe reduziert sich auf den vorgegebenen Wert. Ist der von der Pumpe geförderte Volumenstrom zu klein, schwenkt der Verstellzylinder aufgrund der Federkraft die Pumpe weiter aus. Bild 7.1-5: Volumenstromgeregelte Pumpe Bild 7.1-6: Druckgeregelte Pumpe Bei einer druckgeregelten Pumpe, wie in Bild 7.1-6 dargestellt, wird der Systemdruck auf einen festen Wert geregelt. Bei diesen sogenannten Konstantdrucksystemen arbeitet ein Proportionalventil gegen eine Federkraft. Überwiegt die Druckkraft, ist der Systemdruck also zu groß, wird die Pumpe zurückgeschwenkt und fördert eine kleiProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-145 Hydraulische Schaltungen nere Ölmenge. Ist der Druck hingegen zu klein, überwiegt die Federkraft und verschiebt das Ventil in die rechte Schaltstellung. Der Druck im Federraum des Verstellzylinders wird abgebaut, die Pumpe schwenkt weiter aus. Unabhängig von der vom Verbraucher abgenommenen Ölmenge wird so der Druck im System konstant gehalten. Eine weitere, heute sehr häufig genutzte Art der Pumperegelung ist die Leistungsregelung. Hierbei wird die Leistung einer Pumpe konstant gehalten. Dies ist notwendig um beispielsweise einen Antrieb nicht zu überlasten. Eine solche leistungsgeregelte Pumpe ist in Bild 7.1-7 dargestellt. Anschlag 1 Q1 Feder1 Feder2 M1 n1 s Hubbegrenzung n1 = konst. für die Leistungsregelung Pumpendruck p1/p1 max p1 P1 Federn 1+2 p1 max 1,0 Eckleistung 功率 P1/Pmax 压力 =0.5 0,5 Hubbegrenzung 0,25 praktisch theoretisch 0,1 Feder 1 0 0 0,5 Förderstrom Q1 1 Q1 max Bild 7.1-7: Leistungsgeregelte Pumpe Mit zunehmendem Druck wird bei der Leistungsregelung die Pumpe weiter zurückgeschwenkt. Druck und Schwenkwinkel besitzen bei einer linearen Federkennlinie auch einen linearen Zusammenhang. Den hyperbelförmigen Zusammenhang zwischen Druck und Volumenstrom für eine leistungsgeregelte Pumpe wird durch Ineinanderschalten mehrer Federn erzeugt. Wie im Kennlinienfeld rechts in Bild 7.1-7 zu erkennen, wird durch das Aneinandersetzen verschiedener Geradenstücke näherungsweise der gewünschte hyperbelförmige Kennlinienverlauf erzeugt. Neben dieser mechanischen Lösung hat sich insbesondere in hochwertigen Anwendungen eine elektrische Leistungsregelung etabliert, Bild 7.1-8. Eine konstante LeisProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-146 Hydraulische Schaltungen tung wird in diesem Fall durch ein Momentengleichgewicht erzeugt. Durch den Elektromagneten des oben in Bild 7.1-8 dargestellten 3/2-Proportionalventils wird eine 跷跷板 konstante Kraft auf die mechanische Wippe ausgeübt. Die Wippe ist im Knick rechts drehbar gelagert. Die Wippe ist im Gleichgewicht, wenn: Ventilkraft * Hebelarm Ventil = Kraft durch Druck A * Hebelarm Verstellzylinder ist. Der Anschluß A besitzt hier Systemdruck, der Hebelarm am Verstellzylinder variiert mit dem Schwenkwinkel der Pumpe. Da der Hebelarm am Ventil konstant ist, ist auch das vom Ventil erzeugte Moment nur vom elektrischen Ventilstrom abhängig. Auf diese Art und Weise kann eine zum Ventilstrom proportionale Leistung der Pumpe erzeugt werden. PB GM A T1 Vg max Vg min R T2 M1 S Bild 7.1-8: Leistungsgeregelte Pumpe, /B3/ Das Kennlinienfeld der in Bild 7.1-8 dargestellten Pumpe ist im Bild 7.1-9 zu sehen. Es beschreibt den erläuterten Verlauf. Die gezeigte Verschiebung der Kennlinie wird durch unterschiedliche Ventilströme erreicht. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-147 Betriebsdruck pB in bar Hydraulische Schaltungen 50 min Vg min Verdrängungsvolumen Vg max Bild 7.1-9: Kennlinienfeld der leistungsgeregelten Pumpe, /B3/ 7.2 Hydraulische Getriebe Hydraulische Getriebe übertragen eine Leistung auf hydraulischem Weg. Üblicherweise wird dabei in einer Pumpe aus einer mechanischen Leistung eine hydraulische erzeugt, diese übertragen und anschließend wieder durch einen Motor in eine mechanische umgewandelt. Ein hydraulisches Getriebe mit allen notwendigen Komponenten zeigt Bild 7.2-1. Die Hydraulikpumpe (1) wird hier durch einen Elektromotor angetrieben und erzeugt die hydraulische Leistung. Gleichzeitig wird durch den Elektromotor eine Speisepumpe (3) angetrieben, die Leckverluste aus dem Hydraulikkreis ausgleicht und dem Hydraulikkreis Frischöl zuführt. Das Frischöl wird über die Rückschlagventile immer dem Niederdruckkreis zugeführt. Ein Druckbegrenzungsventil (4) sichert den Speisekreis vor unzulässig hohen Drücken ab. 4 7 1 0 M 1 3 2 5 6 6 2 Bild 7.2-1: Hydrostatisches Getriebe mit Nebenfunktion Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-148 Hydraulische Schaltungen Druckbegrenzungsventile (6) sichern die Hochdruckseite des hydraulischen Getriebes gegen die Niederdruckseite vor unzulässig hohen Drücken ab. Ein hydraulisch angesteuertes Spülventil (7) entnimmt dem Niederdruckkreis des Getriebes eine Ölmenge. So wird ein definierter Ölaustausch gewährleistet. Dieser ist notwendig, damit das Öl nicht überhitzt und Verschmutzungen aus dem System entfernt werden können. Durch das Druckbegrenzungsventil im Spülkreis (5) wird der Druck auf der Niederdruckseite bestimmt. Hydraulische Getriebe werden nach den folgenden Merkmalen unterschieden: Verschaltung: offener / geschlossener Kreislauf räumliche Anordnung: Fern- / Kompaktgetriebe Verstellung: Pumpe- und/oder Motorverstellung Leistungsabgabe: Einzel- oder Mehrmotorbetrieb Leistungsfluß: voll- / teilhydraulisch Beispiele für die Verschaltung eines hydraulischen Getriebes sind in Bild 7.2-2 dargestellt. Das hydraulische Getriebe im linken Bild arbeitet im offenen Kreislauf, das im rechten Bildteil im geschlossenen Kreislauf. Im offenen Kreislauf kann nur eine Seite des Antriebs mit Druck beaufschlagt werden. Arbeitsmaschine M Arbeitsmaschine M Bild 7.2-2: Verschaltung hydraulischer Getriebe Je nach räumlicher Anordnung werden hydraulische Getriebe in Fern- und Kompaktgetriebe unterschieden. Bei Ferngetrieben befinden sich zwischen Pumpe und Motor üblicherweise lange Hydraulikleitungen, beim Kompaktgetriebe befinden sich Pumpe und Motor in unmittelbarer Nähe. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-149 Hydraulische Schaltungen Entweder Pumpe oder Motor können zur Anpassung der Leistung des hydraulischen Getriebes verstellt werden. Um einen noch größeren Arbeitsbereich zu überdecken, können auch Pumpe und Motor verstellt werden. Reihenschaltung Q p n2 n3 Parallelschaltung Q p M2 M2 n2 = const. M2 , M 3 beliebig verteilt M3 M2 n2 = const. n2 , n3 beliebig verteilt M3 n3 M3 n3 Bild 7.2-3: Parallel- und Reihenschaltung von Motoren Die Leistung des Getriebes kann an einen oder an mehrere Motoren abgegeben werden. Je nachdem handelt es sich um einen Einzel- oder Parallelbetrieb. Je nach Anordnung der Motoren wird beim Parallelbetrieb von Motoren wiederum zwischen Reihen- und Parallelschaltung unterschieden, Bild 7.2-3. Der Leistungsfluß im hydraulischen Getriebe kann voll- oder teilhydraulisch sein, Bild 7.2-4. Wird ein Teil der Leistung des Getriebes mechanisch und der andere hyd- raulisch übertragen und anschließend beide Leistung wieder summiert, wird von einem teilhydraulischen bzw. leistungsverzweigten System gesprochen. Bei einem vollhydraulischen System wird die gesamte Leistung hydraulisch übertragen, vergleiche auch Bild 7.2-1. e f a h d An g Ab Q b 1 2 c Hauptkupplung Bremse Bild 7.2-4: Teilhydraulisches Getriebe Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-150 Hydraulische Schaltungen Der Wirkungsgrad eines hydraulischen Getriebes setzt sich aus den Einzelwirkungsgraden von Pumpe und Motor zusammen. In Bild 7.2-5 ist ein vereinfachtes hydraulisches Getriebe dargestellt, mit dessen Hilfe im Folgenden die verschiedenen Wirkungsgrade erläutert werden. Q1 n1 M1 P1 Q2 V1 V2 Δp n2 M2 α2 α1 Bild 7.2-5: Vereinfachte hydraulisches Getriebe Grundsätzlich wird bei Hydraulikpumpen und –motoren zwischen volumetrischem (vol) und hydraulisch-mechanischem (hm) Wirkungsgrad unterschieden. Volumentrische Verluste werden durch Leckagen in den Komponenten verursacht. Hydraulischmechanische Verluste entstehen aufgrund von Reibungen. Allgemein gelten die folgenden Zusammenhänge: Vol Qabgegeben hm M abgegeben 7.2-1 Q zugeführt 7.2-2 M zugeführt ges Vol hm 7.2-3 Unter Berücksichtigung der allgemeinen Zusammenhänge können für eine Pumpe und einen Motor die Wirkungsgrade in Abhängigkeit der Verluste berechnet werden. So gelten für die Hydraulikpumpe die folgenden Gleichungen: 1,Vol Q1,ab 1, hm M 1, ab Q1, zu M 1, zu 1 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer Q 1, Leck Q1,theo 1 1 1 M 1,verl. M 1,theo Q 1, Leck n1 V1 1 M 1,verl. 1 p V1 2 7.2-4 7.2-5 H-151 Hydraulische Schaltungen In der Hydraulik hat sich die Konvention durchgesetzt, dass Pumpen in einem hydraulischen Getriebe den Index „1“ erhalten, Motoren den Index „2“. Auf diese Art und Weise lassen sich die Wirkungsgrade unterschieden. Analog gilt für den Hydraulikmotor (Index „2“): 2,Vol 2,hm Q2,ab Q2, zu M 2,ab M 2, zu 1 1 1 Q2,Leck Q2,theo M 2 ,verl . M 2,theo 1 1 1 Q2,Leck 7.2-6 n 2 V2 M 2 ,verl . 7.2-7 p V 2 2 7.3 Load-Sensing Systeme Load-Sensing Systeme wurden ursprünglich für die Mobilhydraulik entwickelt, um Verluste in hydraulischen Systemen mit mehreren Verbrauchern zu minimieren. Ihr Prinzip beruht darauf, dass der höchste Druck im System an eine Regelpumpe gemeldet wird, die dann in Abhängigkeit der Verbraucher den benötigten Volumenstrom bereitstellt. Bild 7.3-1 zeigt, wie hoch die Verlustleistungen spezieller Systeme sind. Konstantstromsystem Konstantdrucksystem pmax Load-Sensing-System pmax pmax Verlustleistung Verlustleistung Volumenstrom Q max Volumenstrom Q max Verbraucher 3 Verbraucher 2 Verbraucher 1 Druck Verbraucher 3 Verbraucher 2 Verbraucher 1 Verbraucher 3 Verbraucher 2 Verbraucher 1 Druck Druck Verlustleistung Volumenstrom Q max Bild 7.3-1: Verlustleistungen verschiedener Hydrauliksysteme Eine Konstantpumpe mit Druckbegrenzung erzeugt immer die Eckleistung (Pmax∙Qmax). Die von den Verbrauchern nicht benötigte Leistung wird in Wärme umgewandelt, die vom Hydraulikmedium abgeführt werden muss. Neben hohen Verlusten muss auch mit einer starken Erwärmung des Öls gerechnet werden. Konstantdrucksysteme arbeiten mit Verstellpumpen, die nur den von den Verbrauchern benötigten Volumenstrom liefern, vergleiche Bild 7.1-6. Die prinzipbedingten Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-152 Hydraulische Schaltungen Verluste in dem Hydrauliksystem können so deutlich reduziert werden, vergleiche linkes und mittleres Diagramm in Bild 7.3-1. Durch ein Load-Sensing System können die Verluste aufgrund eines zu hohen Gesamtdrucks weiter reduziert werden, vergleiche rechtes Diagramm aus Bild 7.3-1. Die höchste Last der sich im Hydrauliksystem befindenden Verbraucher wird hierzu bestimmt (Load-Sensing = „Last fühlen“). Eine Verstellpumpe wird nun aufgrund des höchsten Lastdrucks und des Systemdrucks ausgeschwenkt. Bild 7.3-2 zeigt das Prinzip eines Load-Sensing Systems (im Folgenden vereinfa- chend LS-System genannt). Der Verbraucherdruck wird bei diesem System direkt an die Pumpe gemeldet. Der Druck wirkt auf die rechte Seite eines 3/2Proportionalventils, dem so genannten LS-Regler. Auf die linke Seite des Ventils wirkt der Systemdruck. Der LS-Regler ist im Gleichgewicht, wenn die Federkraft gleich der Druckdifferenz, multipliziert mit der Fläche am Ventil ist. Im betrachteten Regelbereich des Ventils kann von einer konstanten Federkraft ausgegangen werden, so dass auch die Druckdifferenz zwischen Druckleitung und LS-Leitung konstant ist, wenn das Ventil im Gleichgewicht ist. Die Druckdifferenz wird auch LSDruckdifferenz genannt. In diesem Gleichgewichtszustand befindet sich der Zylinder zum Verstellen des Pumpenschwenkwinkels in Ruhe. Zwischen Druckausgang der Pumpe und Verbraucher befindet sich eine Blende, an der auch die LS-Druckdifferenz abfällt. Der Volumenstrom, der über die Blende fließt, ist folglich nur vom Öffnungsquerschnitt der Blende abhängig. Die Geschwindigkeit des Verbrauchers kann so unabhängig von der Last durch den Querschnitt der Blende vorgegeben werden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-153 Hydraulische Schaltungen Bild 7.3-2: Prinzip eines Load-Sensing-Systems Neben dem LS-Regler befindet sich in einer Load-Sensing-fähigen Pumpe auch eine Druckbegrenzung. In Bild 7.3-3 ist die Funktion der Pumpe noch einmal detailliert mit Druckbegrenzung dargestellt. Bild 7.3-3: Load-Sensing Pumpe mit LS-Regler und Druckbegrenzung Im Normalzustand ist die Druckbegrenzung geschlossen. Der Ausgang des LSReglers ist direkt mit dem Verstellzylinder der Pumpe verbunden. Wird der Systemdruck größer als der eingestellte Maximaldruck, wird der rechte Raum des Verstellzylinders der Pumpe mit dem Systemdruck verbunden. Hierdurch schwenkt die Pumpe Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-154 Hydraulische Schaltungen zurück. Sie schwenkt so weit zurück, bis der Systemdruck den vorgeschriebenen Maximaldruck nicht mehr übersteigt. Wird mehr als ein Verbraucher von einer Load-Sensing Pumpe gespeist, muss jedem Verbraucher eine Wegestufe und eine Druckwaage, eine sogenannte Sektionsdruckwaage, zugeordnet werden. Bild 7.3-4 zeigt ein Load-Sensing System mit zwei Verbrauchern, bei denen eine Sektionsdruckwaage vorgeschaltet ist. Es wird von einer vorgeschalteten Druckwaage gesprochen, wenn sich die Druckwaage, in Flussrichtung des Mediums gesehen, vor der Wegestufe befindet. Bild 7.3-4: Load-Sensing System mit vorgeschalteter Druckwaage Der höchste Verbraucherdruck wird durch eine Wechselventilkette an die LoadSensing Pumpe gemeldet. Dabei können beliebig viele Verbraucher an die Wechselventilkette angeschlossen werden. Die Load-Sensing Pumpe regelt, wie zuvor erläutert, den Volumenstrom, so dass die LS-Druckdifferenz zwischen Systemdruck p und Load-Sensing Leitung (pLS) dem an der Pumpe eingestellten Wert entspricht. An den Wegestufen zu den Verbrauchern wird über die vorgewählte Ventilauslenkung der benötigte Volumenstrom eingestellt. Die Druckwaage vor der Wegestufe regelt die Druckdifferenz über der Wegestufe auf einen konstanten Wert. Dies geschieht dadurch, dass sie den Druck vor und hinter der Wegestufe gegen eine FeProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-155 Hydraulische Schaltungen derkraft vergleicht. Ist die Druckdifferenz über der Wegestufe konstant, ist der Volumenstrom, der über das Wegeventil zum Verbraucher fließt, nur vom Öffnungsquerschnitt der Wegestufe abhängig. Üblicherweise ist die eingestellte Druckdifferenz an der Sektionsdruckwaage etwas geringer als die an der Load-Sensing Pumpe. Hierdurch kann die Sektionsdruckwaage am Verbraucher die überschüssige Druckdifferenz ausregeln. Bei mehreren Verbrauchern mit unterschiedlichem Lastdrücken hat die Sektionsdruckwaage am Verbraucher mit dem geringeren Lastdruck die Aufgabe, den Systemdruck auf das vom Verbraucher benötigte Niveau, zuzüglich dem Druckabfall über der Wegestufe, einzuregeln. Dieses System arbeitet so lange einwandfrei, wie der von den Verbrauchern geforderte Volumenstrom von der Pumpe gedeckt werden kann. Üblicherweise wird ein Hydrauliksystem jedoch nicht so ausgelegt, dass die Pumpe alle Verbraucher gleichzeitig versorgen kann. Daher kann es vorkommen, dass von den Verbrauchern mehr Volumenstrom gefordert wird, als die Pumpe fördern kann. In diesem Fall wird von einer Unterversorgung gesprochen. Gerät ein Load-Sensing System mit vorgeschalteten Druckwaagen in Unterversorgung, bekommt der Verbraucher mit dem höchsten Lastdruck weniger Öl, da die Druckdifferenz an der Sektionsdruckwaage und an der Wegestufe zusammenbricht. Können die übrigen Sektionsdruckwaagen noch regeln, halten sie den vom Verbraucher geforderten Volumenstrom aufrecht. Der Verbraucher mit dem höchsten Lastdruck wird folglich langsamer und kann sogar stehen bleiben. Diese Systemeigenschaft kann von Nachteil sein. Muss beispielsweise gewährleistet werden, dass im Fall der Unterversorgung alle Verbraucher zwar mit verminderter Geschwindigkeit, aber dennoch in den eingestellten Verhältnissen zueinander laufen, muss entweder mit einer Prioritätsschaltung gearbeitet werden oder ein LoadSensing System mit nachgeschalteter Druckwaage, wie in Bild 7.3-5 dargestellt, eingesetzt werden. Es wird hier von einem Load-Sensing System mit „sozialer Mengenverteilung“ gesprochen. Beim Load-Sensing System mit nachgeschalteter Druckwaage wird auch der höchste Lastdruck an die Pumpe gemeldet. In dem in Bild 7.3-5 dargestellten System geProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-156 Hydraulische Schaltungen schieht dies durch die Rückschlagventile an den Ventilsektionen. Alle Druckwaagen regeln aufgrund des Load-Sensing Drucks pLS und dem Druck am Ausgang der Wegestufe. Auch hier ist die Druckdifferenz, die an den Sektionsdruckwaagen eingestellt ist, kleiner als die an der Load-Sensing Pumpe eingestellte Druckdifferenz. Tritt eine Unterversorgung des Hydrauliksystems ein, bricht auch hier zunächst die Druckdifferenz zwischen Systemdruck und Load-Sensing Druck pLS zusammen. Im Gegensatz zum Load-Sensing System mit vorgeschalteter Druckwaage wird hier jedoch die Druckdifferenz an allen Wegestufen gleichzeitig reduziert. Da der Volumenstrom zu den Verbrauchern aber proportional zu der an der Wegestufe abfallenden Druckdifferenz ist, reduziert sich der zu den Verbrauchern geförderte Volumenstrom proportional. Als Folge erhalten alle Verbraucher proportional zu ihrer Auslenkung eine reduzierte Ölmenge. Das Hydrauliksystem wird also insgesamt langsamer, ohne dass ein einzelner Verbraucher stehen bleibt. Bild 7.3-5: Load-Sensing System mit nachgeschalteter Druckwaage Welches Hydrauliksystem in der Praxis eingesetzt werden soll, hängt von den Anforderungen des Systems ab. Die gleichmäßige Aufteilung der Volumenströme im LSSystem mit nachgeschalteter Druckwaage wird über einen höheren Bauaufwand „erkauft“: Je Verbraucher werden zwei Sektionsdruckwaagen benötigt. Alternativ gibt es auch Systeme, die nur mit einer Sektionsdruckwaage arbeiten. Hierbei wird die Richtung des Volumenstromes zum Verbraucher in der Wegestufe gesteuert. Der erhöhte Bauaufwand wird damit in die Wegestufe gelegt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-157 Literaturverzeichnis 8 Literaturverzeichnis /B1/ Backé, W. Grundlagen der Ölhydraulik; Umdruck zur Vorlesung an der RWTH Aachen, 8. Auflage 1992 /B2/ Blok, P. The Management of Oil Contamination; Koppen&Lethem Aandrijfttechniek B.V., 1995 /B3/ N.N. Katalog der Verstellpumpe A11VO der Fa. Bosch Rexroth, Internet: http://www.boschrexroth.com/media/servlet/FileViewer?fileId=7617 /G1/ Geimer, M. Meßtechnische Untersuchung und Erstellung von Berechnungsgrundlagen zur Ermittlung der Einsatzgrenze dreispindeliger Schraubenpumpen; Dissertation an der RWTH Aachen, 1995 /K1/ /N1/ Küttner, K.-H. Dubbel; Beitz, W. Taschenbuch für den Maschinenbau, 17. Auflage 1990 N.N. DSHplus – Digitale Simulation hydraulischer Systeme; Simulationsprogramm der Fa. Fluidon GmbH, Aachen /M1/ Murrenhoff, H. Grundlagen der Fluidtechnik, Teil 1: Hydraulik; Umdruck zur Vorlesung an der RWTH-Aachen, 3. Auflage 2001 /M2/ Murrenhoff, H. Fluidtechnik für Mobile Anwendungen; Umdruck zur Vorlesung an Wallentowitz, H. der RWTH-Aachen, 1. Auflage 1998 /M3/ Murrenhoff, H. Servohydraulik, Umdruck zur Vorlesung an der RWTH-Aachen, 1. Auflage 1998 /R1/ Rotthäuser, S. Verfahren zur Berechnung und Untersuchung hydropneumatischer Speicher, Dissertation RWTH Aachen Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-158 Anhang 9 Anhang Schaltzeichen entsprechend ISO 1219 Schaltzeichen für Pumpen, Motoren, hydrostatische Getriebe und Schwenkmotoren: Benennung Erläuterung Pumpen - mit einer Stromrichtung Sinnbild Verdrängervolumen konstant veränderlich Umwandlung von mechanischer in hydraulische Energie - mit zwei Stromrichtungen Hydromotoren - mit einer Stromrichtung Umwandlung von hydraulischer Energie in mechanische Energie - mit zwei Stromrichtungen Pumpe/Motor - mit Umkehrbarkeit der Stromrichtung Einheiten,die sowohl als Pumpe und als Hydromotor arbeiten - mit einer Stromrichtung - mit zwei Stromrichtungen Hydrostatisches Getriebe - Ferngetriebe Darstellung vereinfacht., Ohne Zusatzeinrichtungen Drehmomentwandler, bestehend aus Verstellpumpe und Hydromotor - Kompaktgetriebe Schwenkmotor Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-159 Anhang Schaltzeichen für Zylinder: Benennung Erläuterung Sinnbild Zylinder - einfachwirkend Umwandlung von hydraulischer Energie in mechanische Energie mit linearer Bewegung - einfachwirkend mit Federrücksrellung - doppelt wirkender Differentialzylinder unterschiedliche Kolbenflächen - doppelt wirkender Zylinder gleiche Kolbenfläche mit beidseitiger Kolbenstange - Zylinder mit Endlagendämpfung - Dämpfung einstellbar beidseitig - Teleskopzylinder -Druckübersetzer Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-160 Anhang Schaltzeichen für Wegeventile Benennung Erläuterung Sinnbild Wegventile a Ventile, die zum Öffnen oder Schließen verschiedener Durchflußwege dienen. Wegventile sind im wesentlichen gekennzeichnet durch: 0 b -- die Zahl der Schaltstellungen; Darstellung durch eine entsprechende Anzahl von Quadraten. Kennzeichnung durch 0, a, b -- die Zahl der Anschlüsse und Verknüpfung innerhalb der Schaltstellungen; Darstellung durch Linien und Pfeile A B Kennzeichnung der Anschlüsse durch Buchstaben (an der Grundstellung 0) P Pumpe, Druck T Tank, Rücklauf a 0 b P T A B Verbraucher X Y Z Steueranschlüsse L Lecköl Benennung: Beispiel: 4/3-Wegeventil Zahl der Anschlüsse Zahl der Schaltstellungen Sprich: Vier-Strich-drei-Wegeventil -- 2/2-Wegeventil -- 3/2-Wegeventil -- 4/3-Wegeventil -- 6/3-Wegeventil Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-161 Anhang Schaltzeichen für Betätigungsarten Benennung Sinnbild Erläuterung Betätigungsarten für Wegeventile a) direkt wirkend -- Handhebel, mit Rastung Anordnung an der jeweils zugeordneten Schaltstellung -- Druckknopf -- Pedal -- Stößel -- Rolle -- Federrückstellung -- Federzentrierung -- elektromagnetische Betätigung Beispiel: einseitig mit Federrückstellung Beispiel: zweiseitig mit Federzentrierung -- hydraulische Betätigung -- pneumatische Betätigung b) vorgesteuert -- hydraulisch betätigt, elektromagnetisch angesteuert ausführlich Größere Wegeventile werden durch ein Pilotventil hydraulisch betätigt. Dieses wiederum elektrisch oder pneumatisch angesteuert A a 0 b a 0 b B A b 0 a b P X T A -- hydraulisch betätigt, pneumatisch angesteuert Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer Y B b a X T Y X P Vereinfacht a B P T H-162 Anhang Schaltzeichen für Wegeventile mit Drosselwirkung und Druckventile Benennung Erläuterung Sinnbild Drosselnde Wegeventile Wegeventile mit stufenlosem Übergang zwischen den einzelnen Schaltstellungen bei veränderlicher Drosselwirkung. Darstellung durch parallele Linien über die Länge des Symbols. -- Fühlerventil mit Stift, wirkend gegen Rückholfeder -- elektromagnetisch betätigtes Proportionalventil Magnethub proportional einem elektrischen Eingangssignal -- elektrohydraulisches Servoventil Druckventile Ventile, die den Druck beeinflusen. Darstellung durch ein einzelnes Quadrat mit einem Pfeil. Drosselquerschnitt stufenlos veränderlich. -- Drossekquerschnitt, normalerweise offen -- Drosselquerschnitt, normalerweise geschlossen -- Druckbegrenzungsventil, direkt gesteuert Einlaßdruck wird durch stufenloses Öffnen des Drosselquerschnittes begrenzt fest eingestellt -- Druckbegrenzungsventil, vorgesteuert mit Fernsteueranschluß und Steuerölabführung extern ausführlich Steuerölabführung extern -- dto. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer einstellbar vereinfacht Steuerölabführung intern H-163 Anhang Schaltzeichen für Druckventile und Stromventile Benennung -- Druckminderventil (Druckregelventil) direkt gesteuert Erläuterung Auslaßdruck wird durch stufenloses Schließen des Öffnungsquerschnittes konstant gehalten Sinnbild fest eingestellt einstellbar -- Druckminderventil, vorgesteuert -- Druckminderventil mit Entlastung (3-Wege-Druckminderventil) Über den Sollwert ansteigender Auslaßdruck wird über dritten Anschluss entlastet -- fremdgesteuertes Zuschaltventil. Vorgesteuert Bei Erreichen eines Steuerdruckes öffnet der Drosselquerschnitt voll. Schaltung im Sinne eines Wegeventils -- Abschaltventil. Vorgesteuert dto. Steuerölabführung intern 2 -- elektrischer Druckschalter 3 1 Stromventile Ventile, die den Volumenstrom beeinflussen. Darstellung durch Verengung des Leitungsquerschnittes. -- Drossel Volumenstrom abhängig von Druckdifferenz -- 2-Wege-Stromregler Volumenstrom unabhängig von Druckdifferenz -- 3-Wege-Stromregler Überschußstrom wird über dritten Anschluss abgeleitet -- Stromteiler fest eingestellt einstellbar Aufteilung in einem festen Verhältnis unabhängig von der Belastung Schaltzeichen für Sperrventile und Energieübertragung Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-164 Anhang Benennung Sperrventile -- Rückschlagventil, unbelastet Erläuterung Sinnbild Ventile, die freien Durchfluß nur in einer Richtung gewähren -- Rückschlagventil, federbelastet -- entsperrbares Rückschlagventil (Steuerölabführung intern) Durch Beaufschlagung eines Steueranschlusses kann entsperrt werden -- dto. (Steuerölabführung extern) -- Drossel-Rückschlagventil Ventilkombination -- Wechselventil “Oder”-Glied 3. Energie-Übertragung und Öl-Aufbereitung -- Druckquelle -- Elektromotor M -- Verbrennungsmotor M -- An- und Abtriebswellen -- Wellenkupplung -- hydraulische Hauptleitung Druck-, Arbeits-Rücklaufleitungen -- Vorsteuerleitung -- Leckölleitung -- flexible Leitung Schlauch Schaltzeichen für Energieübertragung und Ölaufbereitung Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-165 Anhang Benennung Erläuterung Sinnbild -- Leitungsverknüpfung -- gekreuzte Leitung ohne Verbindung -- Entlüftung -- Entnahmestelle -- Schnellverschlußkupplung -- Drehverbindung -- Behälter, mit Leitungen unter Ölspiegel -- Hydrospeicher -- Filter -- Kühler -- Heizer -- Manometer -- Volumenstrommesser Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer H-166 Einleitung 1 Einleitung Bereits im ersten Teil der Fluidtechnik, der Hydraulik, wurde das Fachgebiet gemäß Bild 1-1 spezifiziert. Ausgehend von den theoretischen Grundlagen werden die pneumatischen Komponenten, wie Verdichter, Motoren, Zylinder oder Ventile, behandelt. Da die Drucklufterzeugung in der Regel zentral erfolgt, wird sie dem Fachgebiet der Verfahrenstechnik zugeordnet. Sie wird daher hier nur kurz angesprochen. Fluidtechnik Flüssige Medien Hydrostatik, Hydraulik Hydrodynamik Gasförmige Medien Pneumatik Bild 1-1: Definition des Sachgebiets Fluidtechnik Bild 1-2: Tempeltüröffner nach Heron Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-1 Einleitung Die Pneumatik ist im Gegensatz zur Hydraulik eine wesentlich ältere Wissenschaft. Der alexandrinische Mechaniker Heron entwickelte beispielsweise für ägyptische Priester im 1. Jh. n. Chr. den in Bild 1-2 dargestellten Tempeltüröffner. Die Hitze des Altarfeuers erwärmte durch ein Rohr die Luft eines darunterliegenden Behälters. Hierdurch wurde das Wasser aus dem Behälter in einen Eimer verdrängt. Über einen Kettenzug war der Eimer mit den Drehachsen der Tempeltüren verbunden. Mit zunehmendem Gewicht des Eimers wurden so die Türen des Tempels geöffnet. Durch die Abkühlung der Luft im Behälter zog sich diese wieder zusammen und saugte das Wasser aus dem Eimer. Die Tempeltüren schlossen sich wieder. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-2 Grundlagen 2 Grundlagen 2.1 Grundbegriffe Die Pneumatik arbeitet im Gegensatz zur Hydraulik mit wesentlich geringeren Drücken. Üblicherweise arbeiten pneumatische Maschinen mit einem Druck von 6 bar über Atmosphärendruck, Bild 2.1-1. Aufgrund der relativ niedrigen Druckhöhe muss in der Pneumatik auch zwischen Absolut- und Relativdruck unterschieden werden. Dabei wird in der Pneumatik näherungsweise von einem atmosphärischen Druck von 1 bar ausgegangen. Bild 2.1-1: Druckbereiche der Pneumatik Tabelle 2.1-1 stellt eine Definition verschiedener Drücke zusammen. Der atmosphäri- sche Druck ist der Druck der Atmosphäre, der absolut an einem Messort gemessen wird. Er beträgt ca. 1 bar. Drücke, die in Abhängigkeit des atmosphärischen Drucks gemessen werden, werden Überdrücke genannt. Es sind die Drücke oberhalb des atmosphärischen Drucks. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-3 Grundlagen Wird ein Druck gegenüber dem Vakuum gemessen, dessen Druck per Definition 0 bar beträgt, wird von Absolutdrücken gesprochen. Der absolute Druck ist dabei die Summe aus atmosphärischem Druck und Überdruck. Die Definition des statischen, dynamischen und Gesamt-Drucks entspricht der Definition aus der Hydraulik. Die Definitionen befinden sich ebenfalls in Tabelle 2.1-2. Atmosphärischer Druck Der am Messort ermittelte absolute Druck der Atmosphäre Überdruck (Relativdruck, effektiver Druck) Absoluter Druck Der am Messort ermittelte Druck, wobei der atmosphärische Druck den Bezugspunkt (Nullpunkt) darstellt In Bezug auf das Vakuum gemessene Druck. Er ist gleich der Summe aus Atmosphärischem Druck und Überdruck Statischer Druck Der in einem Gas senkrecht zur Strömungsrichtung wirkende Druck Dynamischer Druck Sie ergebender Druckanstieg, wenn die Geschwindigkeitsenergie vollständig und verlustfrei in Druck umgewandelt wird ( Gesamtdruck 2 v2 ) Summe aus statischem und dynamischem Druck Tabelle 2.1-1: Definition unterschiedlicher Drücke Der so genannte Hochdruck beginnt in der Pneumatik bei 10 bar, Bild 2.1-1. Verdichter erzeugen daher in einem Pneumatiknetz einen Druck von 10 bar und speichern ihn in einem Druckkessel. Gesamttemperatur Die am Staupunkt eines zum Stillstand gebrachten Gasstroms gemessene Temperatur. Die kinetische Energie des Gasstroms wird durch eine adiabate Verdichtung in den Stauzustand gebracht. Statische Temperatur Die in einem Gas gemessene, von der Strömungsgeschwindigkeit beeinflusste Temperatur Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-4 Grundlagen Dynamische Temperatur Unterschied zwischen Gesamt- und statischer Temperatur Tabelle 2.1-2: Definition unterschiedlicher Temperaturen Analog zum Druck muss bei Temperaturen auch zwischen statischer und dynamischer Temperatur unterschieden werden, Tabelle 2.1-2. Die statische Temperatur wird unter Berücksichtigung der Strömungsgeschwindigkeit gemessen. Die dynamische Temperatur berechnet sich aus der Gesamttemperatur abzüglich der statischen Temperatur, wobei die Gesamttemperatur die Temperatur in einem Medium ist, bei dem der Gasstrom zum Stillstand gebracht wurde. In der Pneumatik wird in den meisten Fällen Luft als Druckübertragungsmedium gewählt. Dieses Medium ist in hohem Maße kompressibel. Um nun verschiedene Kennwerte unabhängig vom Betriebszustand angeben zu können, wurden so genannte Normzustände definiert. Dies sind Zustände der Luft unter genau definierten Bedingungen. In der Praxis sind zwei Normzustände zu finden, den physikalischen und den technischen: (Physikalischer) Normzustand (DIN 1343): TN = 273,15 K = 0 °C pN = 1,01325 bar RN = 287 Nm/kg K relative Luftfeuchtigkeit: 0 % VN: Normvolumen in Nm3 Technischer Normzustand (ISO 6358): T0 = 293,15 K = 20 °C pN = 1,0 bar RN = 288 Nm/kg K (feuchte Luft!) relative Luftfeuchtigkeit: 65 % In den meisten Fällen werden Kennwerte auf den technischen Normzustand bezogen. Einerseits handelt es sich bei der ISO-Norm um eine internationale, bei der DIN um eine nationale Norm. Andererseits ist eine Messung im technischen Normzustand einfacher durchzuführen, da er den üblichen Umgebungsbedingungen in Europa entspricht. Wäre beispielsweise eine Messung im physikalischen Normzustand durchzuProf. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-5 Grundlagen führen, müsste die Luft erst getrocknet und die Messungen anschließend bei 0°C durchgeführt werden. 2.2 Ideale Gase Bevor nun auf das Druckübertragungsmedium Luft detaillierter eingegangen wird, sollen zunächst noch einmal die wichtigsten thermodynamischen Grundlagen erläutert werden. Zum ersten ist dies die Zustandsgleichung idealer Gase: p V m R T 2.2-1 V m 2.2-2 mit: v R ist in der Gleichung 2.2-1 die Gaskonstante, die für ein spezifisches Gas ermittelt werden kann. Tabelle 2.2-1 zeigt die wichtigsten Gaskonstanten der Pneumatik im Überblick. Gas R [J/kg K] Luft 286,9 N2 296,78 H2 4.124,4 O2 259,83 CO2 188,92 CO 296,84 H2O 461,52 SO2 129,8 Tabelle 2.2-1: Gaskonstanten Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-6 Grundlagen Bild 2.2-1: Erster Hauptsatz der Thermodynamik für ein geschlossenes System Die Erhaltung der Energie wird im ersten Hauptsatz der Thermodynamik definiert. Der einfachste Fall in der Pneumatik ist ein geschlossenes Systems, Bild 2.2-1. Die von außen zugeführte Energie ist gleich der Änderung der Energie des Systems. Unter Berücksichtigung der in Bild 2.2-1 dargestellten Größen ergibt sich der folgende formelmäßige Zusammenhang: Q12 W12 U 2 U 1 Ea 2 Ea1 2.2-3 q12 w12 u 2 u1 ea 2 ea1 2.2-4 Ea 1 2 v g h m 2 2.2-5 mit: ea Für ein offenes System, wie in Bild 2.2-2 dargestellt, muss zusätzlich noch die dem System zugeführte oder abgeführte Energie bilanziert werden: Q12 W12 H i E ai U 2 U 1 E a 2 E a1 2.2-6 i q12 w12 hi e ai u 2 u1 e a 2 e a1 2.2-7 i Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-7 Grundlagen Bild 2.2-2: Erster Hauptsatz der Thermodynamik für ein offenes System Echte offene Systeme sind in der Pneumatik nur wenige zu finden. Häufig sind hingegen so genannte stationäre Fließprozesse vorzufinden. Hierbei ist die in ein System einströmende Masse und die aus einem System ausströmende Masse konstant. Unter diesen Bedingungen kann der erste Hauptsatz der Thermodynamik für offene Systeme vereinfacht werden: h2 h1 ea 2 ea1 Q 12 Pt12 m 2.2-8 q12 wt12 h2 h1 ea 2 ea1 2.2-9 Die innere Energie u ist abhängig vom spezifischen Volumen v und der Temperatur T: u u ( v, T ) 2.2-10 cV T u 0 2.2-11 u mit: cV T V 2.2-12 Die Enthalpie H, bzw. die spezifische Enthalpie h aus Gleichung 2.2-8 und 2.2-9 sind dabei wie folgt definiert: Definition: H : U p V m h( p , T ) 2.2-13 2.2-14 h c P T h0 2.2-15 h mit: c P T P 2.2-16 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-8 Grundlagen Der Isentropenexponent ist eine Gaskonstante, die sich aus den spezifischen Werten cP und cV berechnen lässt: cP cV 2.2-17 In erster Nährung kann für ein bis dreiatomige Gase ein Isentropenexponetn von: einatomige Gase: = 1,66 zweiatomige gase: = 1,4 (z.B. Luft) dreiatomige Gase: = 1,3 angenommen werden. 2.3 Zustandsänderungen Der Übergang von einem in einen anderen Zustand kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. In Bild 2.3-1 sind verschiedene charakteristische Zustandsänderungen dargestellt. Es wird von einer isothermen Zustandsänderung gesprochen, wenn die Temperatur in einem System, konstant ist: T = const.. In diesem Fall vereinfacht sich die ideale Gasgleichung zu: p v const . 2.3-1 Eine isochore Zustandsänderung ist durch ein konstantes spezifisches Volumen charakterisiert. Für sie ist v = const., die ideale Gasgleichung vereinfacht sich zu: p const. T 2.3-2 Eine isobare Zustandsänderung liegt vor, wenn der Druck unverändert bleibt: p = const.. Es gilt: v const. T Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.3-3 P-9 Grundlagen Bei einer adiabaten und reibungsfreien Zustandsänderung wird von einer isentropen Zustandsänderung gesprochen. Es lässt sich zeigen, dass für diese Zustandsänderung die folgende Beziehung gilt: p v const. 2.3-4 κ ist hierbei der Isentropenexponent. Eine Zustandsänderung mit einem beliebigen Polytropenexponenten n wird polytrope Zustandsänderung genannt. Es gilt: p v n const. 2.3-5 Bild 2.3-1: Zustandsänderungen 2.4 Technische Arbeit Die geleistete technische Arbeit ist abhängig von Anfangs-, Endzustand und der Art der Zustandsänderung. Sie ist die Fläche unter der Kurve einer Zustandsänderung im p-v-Diagramm, Bild 2.4-1. Allgemein gilt für eine Zustandsänderung: W12 F ds 2 2.4-1 1 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-10 Grundlagen Bild 2.4-1: Technische Arbeit In einem geschlossenen System kann auf die Vektorschreibweise verzichtet werden. Es gilt: 2 W12 F ds 1 2 p A ds 1 2 p dV 2.4-2 1 Durch Einsetzen der verschiedenen Zustandsänderungen kann die spezifische technische Arbeit, also die technische Arbeit bezogen auf die Masse m, berechnet werden: Isobare Zustandsänderung: w12 p v1 v 2 2.4-3 Isochore Zustandsänderung: w12 0 2.4-4 Isotherme Zustandsänderung: w12 p1 v1 ln Isentrope Zustandsänderung: w12 R T2 T1 1 2.4-6 Polytrope Zustandsänderung: w12 R T2 T1 n 1 2.4-7 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer p2 p1 2.4-5 P-11 Grundlagen Bei einem stationären Fließprozess sind die einströmende und die ausströmende Masse noch zu berücksichtigen. Die technische Arbeit kann unter Berücksichtigung der in Bild 2.4-2 dargestellten Flächen ermittelt werden: 2 wt12 p 2 v 2 p1 v1 p dv 2.4-8 1 Bild 2.4-2: Technische Arbeit eines stationären Fließprozesses Eine Interpretation der in Bild 2.4-2 dargestellten Anteile der technischen Arbeit kann wie folgt erfolgen: 2 p dv : Zur Komprimierung der durch das System durchgeschobenen Luft- 1 masse aufzubringende spezifische Arbeit p1 v1 : Von der aus der Umgebung einströmenden Luft verrichtete spezifische Arbeit p2 v2 : Zum Ausschieben der Luft gegen den Auslassdruck aufzubringende spezifische Arbeit Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-12 Grundlagen 2.5 Zusammensetzung der Luft Die Luft, die wir täglich atmen, wird auch in der Pneumatik zur Leistungsübertragung verwendet. Sie besteht zu 78 % aus Stickstoff und zu 21 % aus Sauerstoff. Der Rest, ca. 1 % sind Argon (Ar), Kohlendioxid (CO2) und andere Gase, siehe Bild 2.5-1. Stickstoff 78% Sauerstoff 21% Rest (Ar, CO2) 1% Bild 2.5-1: Zusammensetzung der Luft Neben den genannten Anteilen befindet sich auch noch Wasserdampf in der Luft. Umgangssprachlich wird von Luftfeuchtigkeit gesprochen. Wird die Luftfeuchtigkeit größer als 100 %, fällt das Wasser in der Luft aus, es beginnt zu regnen oder zu schneien. Die Gesamtmasse der Luft besteht folglich aus zwei unterschiedlichen Komponenten: der trockenen Luft und dem Wasserdampf. Die Gesamtmasse m der Luft kann wie folgt aus ihren Komponenten berechnet werden: m mD mL mit: xD mD mL 2.5-1 2.5-2 Das Verhältnis aus Masse des Dampfes zur Masse der trockenen Luft wird als Wassergehalt xD bezeichnet. Das Dalton’sche Gesetz (John Dalton, 1766-1844) besagt, dass der Gesamtdruck sich aus der Summe der Partialdrücke zusammensetzt. Der Druck der Luft, den wir Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-13 Grundlagen messen, setzt sich also aus dem Druck der trockenen Luft und dem Druck des Dampfes zusammen: p pD pL 2.5-3 Der Sättigungsgrad ψ wird dabei definiert als das Verhältnis von Wassergehalt zu Wassergehalt im Sättigungszustand: Sättigungsgrad mit: p pS xD xS p pD 2.5-4 x D 0,622 pD p pD 2.5-5 x S 0,622 pS p pS 2.5-6 pD pS 2.5-7 Den Wassergehalt im Sättigungszustand zeigt Bild 2.5-2. Es ist erkennbar, dass mit zunehmender Temperatur und abnehmendem Druck mehr Wasser in der Luft gelöst werden kann. Bild 2.5-2: In Luft gelöster Wasserdampf im Sättigungszustand Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-14 Grundlagen Probleme kann es insbesondere bei der Komprimierung von feuchter Luft geben. Wird feuchte Luft isotherm, also bei konstanter Temperatur, verdichtet, kann die verdichtete Luft gemäß Bild 2.5-2 weniger Dampf aufnehmen, als die komprimierte Luft. Übersteigt der Wassergehalt im komprimierten Zustand den Sättigungszustand, fällt der in der Luft gelöste Wasserdampf als Wasser aus. Das Wasser muss dann dem Verdichter bzw. der komprimierten Luft entzogen werden. Bild 2.5-3 macht diesen Vorgang an einem Beispiel deutlich. Bild 2.5-3: Abgeschiedene Wassermenge bei der Kompression der Luft Luft ist im Vergleich zur Hydraulik wesentlich kompressibler. Dies hat einerseits Vorteile, wie beispielsweise ein höheres Energiespeichervermögen, andererseits aber auch Nachteile, wie beispielsweise eine geringere Steifigkeit des Systems. Bild 2.5-4 zeigt, wie die Steifigkeit eines Pneumatikzylinders bestimmt werden kann. Die Steifigkeit wird in Form des Elastizitätsmoduls, auch E-Modul abgekürzt, beschrieben. Als allgemeine Definition gilt in differentieller Form: EL V dp dV Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.5-8 P-15 Grundlagen Bild 2.5-4: Steifigkeit eines Pneumatikzylinders Für eine polytrope Zustandsänderung, vergleiche Formel 2.3-5, kann der Elastizitätsmodul berechnet werden. Es gilt: EL n p mit: 2.5-9 n: Polytropenexponent Das Newton’sche Schubspannungsgesetz (Sir Issac Newton, 1642 – 1727) kann auch in der Pneumatik angewendet werden. Analog gilt, vergleiche auch Gleichung 2.5-15 aus dem Hydraulikteil: dx dy 2.5-10 η ist die dynamische Viskosität. Bezogen auf den Normzustand kann die dynamische Viskosität für verschiedene Zustände berechnet werden: T N TN 3 4 2.5-11 Dynamische (η) und kinematische (ν) Viskosität sind über die Dichte (ρ) miteinander verknüpft: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.5-12 P-16 Grundlagen Im Gegensatz zur Hydraulik ist die Dichte in der Pneumatik nicht konstant. Mit zunehmendem Druck steigt die Dichte an. Aus der Zustandsgleichung idealer Gase, Gleichung 2.2-1, ergibt sich: p R T 2.5-13 Eine Zusammenstellung der Stoffkennwerte der beschriebenen Größen befindet sich im Anhang. Tabelle 2.5-1 fasst die Vor- und Nachteile der Pneumatik, insbesondere bei der Ver- wendung von Luft als Druckübertragungsmedium zusammen. Sie sind in Abhängigkeit der Größen Kompressibilität, Viskosität, Druckbereich, Wartung und Systemaufbau gegliedert. Vorteil Nachteil hohe Kompres- Energiespeicherung sibilität elastisches Antriebsverhalten geringe Viskosi- geringe Strömungsverluste in Leitungen tät hohe Arbeitsgeschwindigkeit Druckfestigkeit der Bauteile unproblematisch Verwendung von Schlauchleitungen möglich Wartung des keine Alterung Druckmediums keine Umweltbelastung durch Leckagen Systemaufbau einfache Erzeugung von Kräften keine Rückleitung Überlastsicherheit Explosionsschutz niedriger Arbeitsdruck geringe statische und dynamische Steifigkeit in offener Steuerkette große Leckverluste geringe Dämpfung geringe Kräfte und Momente als in der Hydraulik Filtern, Nebelschmierung, Geräuschdämpfung oder Trocknen erforderlich Tabelle 2.5-1: Vor- und Nachteile der Pneumatik Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-17 Grundlagen 2.6 Durchflussgleichungen Der Durchfluss durch eine Düse kann unter den Voraussetzungen: - reibungsfreie, adiabate Strömung, - gut gerundete Düse am Behälterauslass, - keine Zufuhr technischer Arbeit und - kein Einfluss der potentiellen Energie mit dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik für stationäre Fließprozesse berechnet werden: v 2 v1 0 2 2 h2 h1 2 2.6-1 Bild 2.6-1 zeigt einen Versuchsaufbau zur Messung des Durchflusses. Der Druck p 1 im Raum 1 wird durch ein Gewicht m konstant gehalten. Durch die Düse mit dem Querschnitt A2 strömt das Medium. Der Druck am Ausgang der Düse, also in Raum 3, kann mit Hilfe der Drosselklappe variiert werden. Aus dem ersten Hauptsatzes der Thermodynamik für stationäre Fließprozesse kann die im Querschnitt A2 herrschende Strömungsgeschwindigkeit berechnet werden: 1 p1 p2 v2 2 1 1 1 p1 2.6-2 Bild 2.6-1: Durchfluss durch eine Düse Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-18 Grundlagen Der ausströmende Massenstrom ergibt sich aus der Multiplikation der Geschwindigkeit mit der Fläche und der Dichte: v 2 A2 2 m 2.6-3 Die im Querschnitt 2 herrschenden Größen sind jedoch nicht bekannt und nur mit hohem Aufwand messbar. Aus diesem Grund ist eine Umrechnung der Größen auf den Zustand 1 sinnvoll. Die hier herrschenden Größen sind bekannt. Es gilt: m A2 2 p1 1 mit: 2 1 p2 p2 1 p1 p1 2.6-4 (Ausflussfunktion) 2.6-5 Die Ausflussfunktion ψ beschreibt das Strömungsverhalten in der Düse. In Bild 2.6-2 ist die Ausflussfunktion in Abhängigkeit des Druckverhältnisses vor und hinter der Düse dargestellt. Im rechten Bildteil hat die Durchflussfunktion einen nach unten geöffneten parabelförmigen Verlauf. Dies ist der so genannte unterkritische Bereich. In diesem Fall ist das Druckverhältnis: pa b 0,528 p1 2.6-6 Im linken Teil der Funktion ist die Durchflussfunktion eine Konstante. Es gilt: 0,484 In diesem Fall wird von einem überkritischen Druckverhältnis gesprochen: pa b 0,528 p1 2.6-7 Im überkritischen Fall ist folglich der Durchfluss durch die Blende konstant. Eine weitere Absenkung des Gegendrucks pa führt zu keiner Erhöhung des Massenstroms. Diese Eigenschaft wird genutzt, um beispielsweise einen Zylinder mit konstanter Geschwindigkeit zu verfahren. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-19 Grundlagen Bild 2.6-1: Durchflussfunktion In einer Düse kann unter gewissen Umständen Schallgeschwindigkeit erreicht werden. Dies passiert, wenn die folgende Bedingung erfüllt ist: v 2, krit 2 p1 R L , 0 T2, krit 1 1 2.6-8 Zur Verhinderung eines Verdichtungsstoßes in einer Düse muss der engste Querschnitt so erweitert werden, dass eine adiabate Expansion erreicht wird. Eine entsprechend ausgeformte Düse wird nach seinem Erfinder, Carl Gustav Patrik de Laval, 1845-1913, benannt: Laval-Düse. Der Durchfluss durch eine blendenförmige Öffnung ist, analog zur Hydraulik, vom Durchflusskoeffizienten αD abhängig. Es gilt: m D A0 p1 2 R T1 2.6-9 Bild 2.6-2 zeigt die Geometrie einer Blende. Unter Berücksichtigung des Querschnitt- verhältnisses m und der Durchflusszahl αk: m A0 A1 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer 2.6-10 P-20 Grundlagen k A2 A0 2.6.11 ergibt sich äquivalent zur Hydraulik die in Bild 2.6-2 dargestellte Abhängigkeit des Durchflusskoeffizienten αD(m, αK) der Blende. Zur Veranschaulichung ist in Bild 2.6-3 der Unterschied von Blende und idealer Düse, in Abhängigkeit der Durchflusskoeffizienten nocheinmal dargestellt. Bild 2.6-2: Geometrie einer Blende Bild 2.6-3: Durchflusskoeffizienten αD und Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-21 Grundlagen Die Strömung durch einen spaltförmigen Querschnitt lässt sich wie folgt berechnen: m p1 n 1 n p2 n 1 n n 1 b h 3 p1 n n 12 R T1 l (n 1) 2.6-12 Für die Gleichung müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein: - Spaltlänge : Spalthöhe > 100 : 1 - es herrscht Gleichgewicht - die Strömung ist ausgebildet und laminar - über den Strömungsquerschnitt ist p konstant - die Strömung ist unterkritisch Mit den dargestellten Gleichungen lassen sich die in der Praxis am häufigsten vorkommenden Spaltgeometrien berechnen. Es haben sich aber parallel zu den Gleichungen Näherungsverfahren zur Durchflussberechnung etabliert. In Anhängigkeit der in ISO 6358 genormten Größen: kritisches Druckverhältnis b (ideale Düse: b= 0,528) pneumatischer Leitwert C D A2 max 2 R L , 0 T0 p0 2.6-13 läßt sich zunächst die Durchflussfunktion berechnen: max p2 b p 1 1 1 b 2 2.6-14 Hieraus kann der Massenstrom im über- und unterkritischen Bereich berechnet werden. Für den überkritischen Massenstrom ( 0 m * C p1 0 T0 T1 Für den unterkritischen Massenstrom ( b Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer p2 b ) gilt: p1 2.6-15 p2 1 ) gilt: p1 P-22 Grundlagen p2 b T0 p1 m C p1 0 1 T1 1 b 2 2.6-16 Bild 2.6-4 vergleicht die Berechnungsergebnisse zwischen den exakten Formeln und den Näherungsverfahren. Im Bereich kleiner Druckverhältnisse, also geringer Massenströme ist der relative Fehler am größten. Absolut gesehen ist der Fehler mit 0,3 % jedoch gering und wird daher in der Praxis toleriert. Bild 2.6-4: Fehler durch das Näherungsverfahren des Ventildurchflusses Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-23 Verdichter 3 Verdichter Aufgabe eines Verdichters ist es, der Druckluft Arbeit zuzuführen, damit diese dann in einem Reservoir gespeichert werden kann. Verdichter lassen sich nach folgenden Kennwerten unterscheiden: • Fördervolumenstrom in Normlitern • Ansaugvolumenstrom in Normlitern • Nennleistung des Antriebsmotors • Betriebsüberdruck Der Fördervolumenstrom, den der Verdichter bei Betriebsdruck liefert, muss vom Normzustand auf den Betriebspunkt umgerechnet werden: V p 0 VFörder, Nenn p Betrieb 3-1 Der Wirkungsgrad des Verdichters kann unter Bezug auf die Nenngrößen berechnet werden: p 0 VFörder, Nenn PMotor, Nenn 3-2 Bild 3-1 zeigt verschiedene Verdichterbauarten, deren Kennwerte im Folgenden nä- her erläutert werden. Hubkolbenverdichter: Hubkolbenverdichter gelten als robuste und unempfindliche Kompressoren. sie arbeiten bei Nenndrehzahlen zwischen 1.000 und 1.500 U/min. Einstufig können Sie Drücke bis 10 bar erreichen, mehrstufige Verdichter mit 4 bis 6 Stufen können Drücke bis zu 1.000 bar erreichen. Im Standardbereich sind Motornennleistungen von 1,1 bis 45 kW zu finden. Membranverdichter: Die Volumenströme sind aufgrund der Elastizität der Membran gering. Sie erreichen Drücke von bis zu 7 bar. Ihr Vorteil ist die hundertprozentige Dichtheit des Medium Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-24 Verdichter gegenüber der Antriebsseite. Sie werden daher dort eingesetzt, wo die Medien aggressiv sind, oder bei hohen Hygieneanforderungen. Schraubenverdichter: Heute sind überwiegend zweiwellige Schraubenverdichter in der Praxis anzutreffen. Sie arbeiten in der Regel bei hohen Drehzahlen, 10.000 bis 15.000 U/min. Sie fördern daher große Luftmengen bei geringen Drücken ( 4,5 bar). Es wird zwischen ölfreien Verdichtern, deren Spindeln durch ein Getriebe zwangsgedreht werden und fluideingespritzten Schraubenkompressoren unterschieden. Bei letzteren treiben sich die Rotoren selber an, es sind Drücke bis 15 bar erreichbar. Bild 3-1: Verdichterbauarten Vielzellenverdichter (Lamellenverdichter): Durch eine exzentrische Rotorlagerung wird das Volumen zwischen Lamellen und Stator bei der Rotation komprimiert. Der Verdichter arbeitet bei Drehzahlen von maximal 3.000 U/min. Durch Öleinspritzung kann die Dichtwirkung des Verdichters ver- Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-25 Verdichter bessert und die Betriebstemperatur durch Verringerung der Reibung gesenkt werden. Einstufig erreichen die Verdichter maximale Drücke von 12 bar. Rootsverdichter: Bei dieser Bauart erfolgt keine interne Verdichtung der Druckluft. Erst bei Belastung durch einen Verbraucher wird in der einen Seite des Verdichters ein Druck aufgebaut. Die Maschine arbeitet daher gegen Volldruck und wird bei geringen Drücken von 1 bis 2 bar, z.B. als Gebläse, eingesetzt. Schneckenverdichter, Bild 3-2: Die Ansaugluft wird auf der Außenseite einer starren Schnecke angesaugt. Eine rotierende Schnecke dichtet die Ansaugkammer ab und drängt die Luft in eine immer kleiner werdende Druckkammer. Im Zentrum wird dann die komprimierte Luft dem System zugeführt. Durch den kontinuierlichen Fördervorgang entsteht eine nahezu pulsationsfreie Förderung. Bild 3-2: Schneckenverdichter Radialverdichter: Radialverdichter sind dynamische Strömungsmaschinen, die erst bei hohen Drehzahlen (20.000 bis 100.000 U/min) wirtschaftlich arbeiten. Hierdurch werden hohe Fördermengen erreicht. Höhere Drücke können nur über mehrere Stufen erreicht werden. 20-stufige Verdichter sind in der Praxis zu finden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-26 Verdichter Axialverdichter: Im Gegensatz zu Radialverdichtern werden hier noch höhere Volumenströme erreicht. Die maximal erreichbaren Förderströme liegen heute bei über 400.000 Nm3/h /M4/. Nachdem die unterschiedlichen Bauarten der Verdichter vorgestellt wurden, soll nun kurz auf die Steuerung der Verdichter eingegangen werden. Oft ist es notwendig, dass die vom Verdichter geförderte Luftmenge an den Bedarf der Verbraucher angepasst wird. Die vom Verdichter geförderte Menge kann grundsätzlich auf zwei Arten geregelt werden: eine kontinuierliche und eine diskontinuierliche Regelung. Bei einer kontinuierlichen Regelung wird entweder die Drehzahl des Verdichters so variiert, dass die geförderte Menge an den Bedarf der Verbraucher angepasst wird, oder der vom Verdichter angesaugte Volumenstrom gedrosselt. Bei dieser so genannten Ansaugdrosselung kann der Verdichter nur die Menge liefern, die auch von ihm angesaugt wird. Eine diskontinuierliche Regelung der vom Verdichter geförderten Menge wird üblicherweise durch eine Zweipunktregelung erreicht. Wie in Bild 3-3 dargestellt, wird der Verdichter bei Unterschreitung eines vorgegebenen Drucks im System zugeschaltet. Überschreitet der Druck eine Druckobergrenze, wird der Verdichter wieder abgeschaltet. Bild 3-3: Zweipunktregelung ohne entlasteten Anlauf Probleme könnte es beim Verdichter insbesondere dann geben, wenn der Verdichter nicht gegen Druck anlaufen kann. Durch ein Zusatzventil, wie in Bild 3-4 dargestellt, Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-27 Verdichter kann der Verdichter erst dann dem System zugeschaltet werden, wenn er seine Nenndrehzahl erreicht hat. Bild 3-4: Zweipunktregelung mit druckseitiger Entlastung bei Ausschaltregelung Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-28 Antriebe 4 Antriebe Antriebe formen eine pneumatische Leistung, die sie üblicherweise einem Druckluftnetz entnehmen, in eine mechanische um. Grundsätzlich wird zwischen Linearantrieben und Rotationsantrieben unterschieden. 4.1 Linearantrieb Eine Einteilung pneumatischer Linearantriebe, auch Pneumatikzylinder genannt, zeigt Tabelle 4.1-1. In der Regel sind Linearantriebe auf die Anwendung zugeschnitten konstruiert. Durch die geringen Drücke sind sie in der Regel aus Aluminium. Lediglich Verschleißteile (z.B. Kolbenstange) werden aus gehärteten oder verchromten Stahlteilen hergestellt. Tabelle 4.1-1: Zylinderbauarten Kolbenstangenzylinder, wie in Bild 4.1-2 dargestellt, werden auch in genormten Ausführungen hergestellt. Folgende Normen sind gebräuchlich: CETOP RP 43P (international) DIN/ISO 6431 (international) VDMA 24562-1 und 24562-2 (Deutschland/Europa) Ein einfachwirkender Zylinder, wie in Bild 4.1-1 zu sehen, besitzt einen Arbeitsanschluss, durch den der Zylinder ausgefahren werden kann. Der Rückhub des Zylinders kann entweder durch eine Federkraft oder die Gewichtskraft erreicht werden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-29 Antriebe Soll der Pneumatikzylinder durch eine Druckkraft zurückgestellt werden, muss der Zylinder einen zweiten Pneumatikanschluss besitzen, Bild 4.2-2. Diese Zylinder werden doppeltwirkende Zylinder genannt. Bild 4.1-1: Einfachwirkender Kolbenstangenzylinder Bild 4.1-2: Doppeltwirkender Kolbenstangenzylinder Je nach Anwendungsfall können Pneumatikzylinder auf unterschiedliche Arten an das System angebunden werden. Bild 4.1-3 zeigt die gebräuchlichsten Montagemöglichkeiten. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-30 Antriebe Bild 4.1-3: Montagemöglichkeiten von Kolbenstangezylindern Eine besondere Zylinderbauform sind die Bandzylinder, Bild 4.1-4. Am Kolben, der die zwei druckbeaufschlagten Seiten im Zylinder trennt, ist an jedem Ende ein Band befestigt. Dieses Band wird durch zwei Rollen umgelenkt. Die Enden de Bänder sind wiederum an dem zu bewegenden Schlitten befestigt. Durch eine Bewegung des Kolbens im Zylinder wird der Schlitten bewegt. Bild 4.1-4: Bandzylinder Besonders vorteilhaft kann ein solcher Zylinder zur Relativdrehung von zwei Körpern genutzt werden. Eine Umlenkrolle dient dabei direkt als Drehgelenk. Ein Beispiel für die genannte Anwendung ist ein Roboterarm. Nachteilig ist jedoch die Abdichtung des Bandes am Zylinder. Solche Dichtungen bilden eine mögliche Leckagestelle. Die Verfahrgeschwindigkeit eines Zylinders kann durch eine Zu- oder Abluftdrosselung gesteuert werden. Es werden hierbei Drosselrückschlagventile eingesetzt, die entweder den zu- oder den abfließenden Volumenstrom drosseln, Bild 4.1-5 und 4.16. Die spezifischen Vor- und Nachteile der beiden Drosselungen faßt Tabelle 4.1-2 zusammen. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-31 Antriebe Vorteil Zuluftdrosselung Strömungswiderstand der Nachteil Stick-Slip-Verhalten Drossel wird sofort wirksam Abluftdrosselung lastunabhängige Geschwin- Anfahrsprung digkeit (überkritische Blendenströmung) Tabelle 4.1-2: Vor- und Nachteile der Zu- und Abluftdrosselung eines Zylinders Bei der Abluftdrosselung strömt das Medium ungehindert in den Zulauf. Erst wenn sich der Zylinder bewegt, kann die Drossel im Rücklauf wirksam werden. Daher muss bei dieser Drosselart mit einem Anfahrsprung gerechnet werden. Zur Verhinderung dieses Anfahrsprungs wird die Zuluftdrosselung eingesetzt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass der Strömungswiderstand an der Drossel direkt wirksam wird. Der Zylinder fährt daher mit Stick-Slip-Effekt an. Bild 4.1-5: Zuluftdrosselung Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-32 Antriebe Bild 4.1-6: Abluftdrosselung 4.2 Rotationsantrieb Bei den Rotationsantrieben wird zwischen Rotations-, Kolben- und Turbinenmotoren unterschieden, Tabelle 4.2-1. Der prinzipielle Aufbau der Rotationsmotoren (Lamellenmotor, Zahnradmotor, Rootsmotor) entspricht denen von Hydraulikmotoren. Der Aufbau eines Lamellenmotors ist in Bild 4.2-1 zu sehen, der eines Zahnradmotors in Bild 4.2-2. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-33 Antriebe Rotationsmotoren Kolbenmotoren Turbinenmotoren Lamellenmotor Axialkolbenmotor Axialturbine Zahnradmotor Radialkolbenmotor Radialturbine Rootsmotor Radialkolbenkulissenmotor Tabelle 4.2-1: Bauarten von Rotationsmotoren Bild 4.2-1: Lamellenmotor Das Schluckvolumen eines Lamellenmotors mit 2 Anschlüssen, vgl. Bild 4.2-1 linke Darstellung, beträgt: V LM , 2 b h r h 4 4.2-1 Das Schluckvolumen eines Lamellenmotors mit drei Anschlüssen, vgl. Bild 4.2-1 rechts, ist halb so groß wie das eines Motors mit zwei Anschlüssen: V LM ,3 mit: h b h r 2 4 4.2-2 b = Baubreite des Rotors h = Hub der Lamelle r = Radius des Rotors Die übliche Drehzahlen von Lamellenmotoren betragen: 6.000 bis 30.000 U/min Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-34 Antriebe Bild 4.2-2: Zahnradmotor Das Schluckvolumen eines Zahnradmotors, wie er in Bild 4.2-2 dargestellt ist, beträgt: VZM 0,94 b R 2 r 2 mit: 4.2-3 b = Rotorbreite R = Kopfkreisradius des Zahnradmotors r = Fußkreisradius des Zahnradmotors Die üblichen Drehzahlen eines Zahnradmotors betragen: 1.000 bis 16.000 U/min Der Zahnradmotor arbeitet ohne Ausnutzung der Volumenänderungsarbeit, da sich die Größe der Förderkammern nicht verändert. In Tabelle 4.2-2 ist die Leistungsdichte verschiedener Motoren dargestellt. Es ist erkennbar, dass Hydraulikmotoren die höchste Leistungsdichte (W/kg oder W/dm3) besitzen, gefolgt von pneumatischen Lamellenmotoren. Die Leistungsdichte von Elektromotoren oder Dieselmotoren ist dagegen deutlich geringer als die der anderen Motoren. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-35 Antriebe Tabelle 4.2-2: Leistungsdichte verschiedener Motorarten Die Kolbenmotoren werden je nach Anordnung der Kolben in Axial- und Radialkolbenmotoren unterschieden. Bild 4.2-3 zeigt das Beispiel eines Axialkolbenmotors. Bild 4.2-3: Axialkolbenmotor Das Schluckvolumen kann aus dem Hub der Kolben berechnet werden: V AKM h AK z mit: 4.2-4 h = Hub des Kolbens pro Umdrehung AK = Kolbenfläche z = Anzahl der Kolben Die üblichen Drehzahlen der Axialkolbenmotoren liegen bei 500 bis 5.000 U/min. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-36 Antriebe Kolbenmotoren besitzen einen guten volumetrischen Wirkungsgrad. Sie nutzen die Expansionsarbeit der Luft zum großen Teil aus. Das Anlaufmoment ist hoch. Der Aufbau eines Radialkolbenmotors zeigt Bild 4.2-4. Das Schluckvolumen berechnet sich analog zu dem eines Axialkolbenmotors, vgl. Formel 4.2-4: V AKM h AK z mit: 4.2-5 h = Hub des Kolbens pro Umdrehung AK = Kolbenfläche z = Anzahl der Kolben Radialkolbenmotoren besitzen die gleichen Merkmale wie die Axialkolbenmotoren. Sie haben zusätzlich noch ein ruhigeres Laufverhalten. Bild 4.2-4: Radialkolbenmotor Durch Ausnutzung der Volumenänderungsarbeit bei Motoren sinkt die Temperatur am Auslaß (polytrope Expansion): T Aus p TEin Aus p Ein n 1 n 4.2-6 Übliche Temperaturen am Auslass können –30°C betragen. Bei einem hohen Feuchtigkeitsgehalt des Druckmediums tritt dadurch eine Vereisung am Auslass auf, die zu einer Leistungsminderung oder zum Stillstand des Motors führen kann. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-37 Antriebe 4.3 Schwenkantrieb Schwenkantriebe sind vergleichbar mit Rotationsantrieben, sie können aber nur einen begrenzten Schwenkwinkel erzeugen. Beim Schwenkantrieb mit Linearachse, wie in Bild 4.3-1 dargestellt, wird die Linearbewegung eines Zylinders über eine Ritzelstange und ein Ritzel in eine Drehbewegung umgewandelt. Der Drehwinkel ist üblicherweise kleiner oder gleich 360°. Das bei diesen Motoren erzeugte Drehmoment ist proportional zur Druckdifferenz in den Zylinderkammern. Aus diesem Grund ist das Drehmoment sehr genau einstellbar. Bild 4.3-1: Schwenkantrieb mit Linearachse Schwenkflügelantriebe, Bild 4.3-2, arbeiten nach dem gleichen Prinzip wie Lamellenmotoren, sie besitzen jedoch in der Regel nur eine Lamelle, die je nach Druckbeaufschlagung geschwenkt wird. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-38 Antriebe Bild 4.3-2: Schwenkflügelantrieb Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-39 Ventile 5 Ventile Pneumatikventile steuern die Leistung eines pneumatischen Systems zu den Verbrauchern. Im Gegensatz zur Hydraulik sind die meisten Ventile in der Pneumatik Schaltventile. Proportionalventile sind erst in den letzten Jahren für spezielle Anwendungen entwickelt worden. Da es sich dabei heute (noch) um einen Nischenmarkt handelt, werden die Proportionalventile hier nur kurz behandelt. 5.1 Ventilbauarten Analog zur Hydraulik lassen sich zwei Ventilbauarten unterscheiden, die Sitz- und die Schieberventile, Bilder 5.1-1 und 5.1-2. Bild 5.1-1: Sitzventilbauarten Bild 5.1-2: Schieberventilbauarten In Sitzventilen wird die Abdichtung des Anschlusses zum Verbraucher formschlüssig erreicht. Hierdurch besitzen die Ventile eine gute Dichtheit. Meist sind aber die Betätigungskräfte höher als bei Schieberventilen, da das Ventil gegen eine Druckkraft geöffnet werden muss. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-40 Ventile Schieberventile dichten die verschiedenen Anschlüsse durch einen Spalt ab. Hierdurch kommt es prinzipbedingt zu Leckagen. In der Pneumatik müssen, da die Viskosität des Druckmediums sehr gering ist, entweder kleine Spalte verwendet oder große Leckagen in Kauf genommen werden. Eine Zusammenfassung der Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Ventilbauarten kann Tabelle 5.1-1 entnommen werden. Vorteile Sitzventile Schieberventile hohe Funktionssicherheit geringe Betätigungskräfte durch Druckentlastung des Schiebers unempfindlich gegen Verschmutzung leckagefreie Abdichtung der Anschlüsse Nachteile eine Druckentlastung des Dichtelementes ist aufwendig einfache Realisierung von komplizierten Schaltbildern, da der Schieber gleichzeitig mehrere Anschlüsse schalten kann hohe Fertigungsgenauigkeit zwischen Schieber und Büchse sind erforderlich Betätigung zumeist gegen Druckkräfte, so dass relativ große Kräfte eine gewisse Menge Leckluft ist erforderlich sind unvermeidbar mehr als zwei Schaltstellungen erfordern aufwendige Konstruktionen Tabelle 5.1-1: Vergleich von Sitz- und Schieberventilen 5.2 Betätigungsarten Analog zur Hydraulik lassen sich die drei Betätigungsarten mechanisch, elektrisch und fluidisch angesteuert unterscheiden, Bild 5.2-1. Die fluidisch angesteuerten Ventile sind direkt oder indirekt pneumatisch betätigt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-41 Ventile Bild 5.2-1: Betätigungsarten In den folgenden Bildern sind Beispiele der unterschiedlichen Betätigungsarten dargestellt. Bild 5.2-2 zeigt ein durch einen Rollentaster mechanisch betätigtes 3/2-Wegeventil. Eine Feder drückt die Tastrolle im unbetätigten Zustand nach oben, so dass die Anschlüsse 2 und 3 miteinander verbunden sind. Wird die Tastrolle nach unten gedrückt, schaltet das Ventil um und verbindet sie Anschlüsse 1 und 2. Bild 5.2-2: Per Tastrolle mechanisch betätigtes 3/2-Wegeventil Ein mechanisch betätigtes 4/2-Wegeventil, welches über einen Handhebel umgeschaltet wird, zeigt Bild 5.2-3. Durch Drehen des Handhebels um 90 ° werden ent- Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-42 Ventile weder die Anschlüsse 2 und 3 bzw. 1 und 4 oder 1 und 2 bzw. 3 und 4 miteinander verbunden. Bild 5.2-3: Per Handhebel mechanisch betätigtes 4/2-Wegeventil Ein mechanisch betätigtes Fußpedal in Form eines 3/2-Wegeventils ist in Bild 5.2-4 dargestellt. Im unbetätigten Zustand drückt eine Feder das Ventil in die dargestellte Stellung. Der Anschluss 2 ist über den Stift, der beim Treten des Fußpedals auf die Ventilscheibe drückt, mit der Umgebung (Anschluss 3) verbunden. Beim Treten des Pedals drückt der Stift auf die Ventilscheibe und dichtet so den Anschluss 2 gegen 3 ab. Entgegen des Drucks 1 wird die Ventilscheibe nach unten verschoben, so dass Anschluss 1 und 2 miteinander verbunden werden. Bild 5.2-4: Per Fuß mechanisch betätigtes 3/2-Wegeventil Eine fluidische, hier pneumatische, Ventilbetätigung zeigt Bild 5.2-5. Durch Beaufschlagung der Anschlüsse 12 oder 14 mit Druck wird das Ventil von der rechten in Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-43 Ventile die linke Endstellung und umgekehrt verfahren. Bei diesem Ventil handelt es sich um ein Schaltventil, da das Ventil nur zwei Endstellungen einnehmen kann. Bild 5.2-5: Pneumatisch betätigtes 5/2-Wegeventil Eine elektromagnetische Betätigung pneumatischer Ventile ist in Bild 5.2-6 dargestellt. Grundsätzlich wird zwischen Magneten, die linear betätigt werden, Varianten a und b in Bild 5.2-6, oder Wippen, Varianten c und d unterschieden. Ob die Magneten mit Gleich- oder Wechselstrom angesteuert werden, hängt stark von der Anwendung ab. Insbesondere in mobilen Maschinen werden Gleichstrommagneten verwendet, da das Bordnetz eine Gleichspannung von 12 oder 24 V besitzt. Wechselstrommagneten werden hingegen vorteilhaft in stationären Anlagen eingesetzt, da hier eine 220 V/380 V-Wechselspannung vorliegt. Die Vor- und Nachteile dieser Magnetarten zeigt Tabelle 5.2-1. Bild 5.2-6: Magnetvarianten Gleichstrommagnet Vorteile weicher Anzug des Ankers, Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer Wechselstrommagnet kurze Schaltzeiten P-44 Ventile wodurch Schaltschläge vermie- den werden Spule brennt nicht durch, wenn der Anker klemmt, d.h. Spule ist Wicklungen sind empfindlich, da sie aus dünnen Drähten bestehen Beim Ausschalten muss zum hohe Erwärmung im Betrieb empfindlich gegen Unterlast Wicklung kann bei Überlast, Verklemmen des Ankers oder Unterspannung durchbrennen eine Funkenlöschdiode einge- direkter Anschluss an das Wech- Schutz der Schalttransistoren baut werden einfache Bauart, dicke Drähte selstromnetz möglich überlastsicher Nachteile große Zugkraft Anker muss bei der Erregung an den Polflächen voll anliegen, Gleichrichter ist notwendig dadurch ist eine Hubbegrenzung im Ventil nicht möglich Maßnahmen zur Beseitigung von Vibrationen und Wirbelströmen erforderlich Tabelle 5.2-1: Vor- und Nachteile von Gleich- und Wechselstrommagneten 5.3 Vorgesteuerte Ventile Im Gegensatz zu direktbetätigten Ventilen werden indirekt betätigte Ventile dann eingesetzt, wenn die Schaltkräfte aufgrund der zu schaltenden Leistungen zu groß werden. Die Schaltung der Hauptstufe übernimmt dann die Pneumatik. Bild 5.3-1 zeigt, wann heute in der Praxis direkt und wann vorgesteuerte Ventile vor- gefunden werden. In einem Übergangsbereich der Nennweite 2 bis 8 sind sowohl direktbetätigte als auch vorgesteuerte Ventile zu finden. Bei kleineren Nennweiten gibt es ausschließlich direktbetätigte Ventile, bei größeren Nennweiten ausschließlich vorgesteuerte. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-45 Ventile Bild 5.3-1: Vergleich zwischen direkter und indirekter Betätigung Die Schaltzeiten direkt und indirekt betätigter Ventile unterscheiden sich deutlich, wie Bild 5.3-2 zeigt. Die Schaltzeit direktbetätigter Ventile ist mit 10 bis 20 ms deutlich kleiner als die indirekt betätigter Ventile. Die Schaltzeiten der zuletzt genannten Bauart liegen bei ca. 20 bis 200 ms. Die elektrische Ansteuerleistung direkt und indirekt betätigter Ventile ist gleich groß, vergleiche Bild 5.3-3. Dies ist verständlich, da als Ansteuerleistung nur die Leistung der unmittelbaren Ansteuerung betrachtet wird. In vorgesteuerten Ventilen ist dies die Vorsteuerung. Leistung und Baugröße der Vorsteuerung entsprechen in vielen Fällen denen direktgesteuerter Ventile. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-46 Ventile Bild 5.3-2: Schaltzeiten direkt und indirekt betätigter Ventile Bild 5.3-3: Elektrische Ansteuerleistung direkt und indirekt betätigter Ventile 5.4 Ventilbauarten Die meisten bisher dargestellten Ventile waren Wegeventile. Bild 5.4-1 zeigt das in Bild 5.2-5 dargestellte Wegeventil mit dem entsprechenden Schaltsymbol. Ein Rückschlagventil, Bild 5.4-2, lässt das Medium nur in einer Richtung durch das Ventil strömen. Ist der Druck im rechten Raum des in Bild 5.4-2 dargestellten Ventils höher als im linken Raum, so wird der Dichtungshalter nach links gedrückt und der Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-47 Ventile O-Ring dichtet die beiden Anschlüsse gegeneinander ab. Auf diese Weise wird ein Mengenfluß nur in eine Richtung ermöglicht. Arbeitsanschlüsse 4 2 14 Steuerleitung Entlüftung 5 12 Steuerleitung 3 Entlüftung 1 Druckluftversorgung 14 5 4 1 2 3 12 Bild 5.4-1: Pneumatisch betätigtes Wegeventil Bild 5.4-2: Rückschlagventil (Quelle: IMI-Norgren-Herion) In gewissen Fällen kann es notwendig sein, das Rückschlagventil definiert zu entsperren. Hier werden dann so genannte entsperrbare Rückschlagventile, Bild 5.4-3, eingesetzt. Das Ventil arbeitet wie das in Bild 5.4-2 beschriebene Rückschlagventil. Zusätzlich besitzt die entsperrbare Version noch einen weiteren Anschluss, Anschluss 12 in Bild 5.4-3. Durch Druckbeaufschlagung dieses Anschlusses wird das Rückschlagventil entsperrt und es ist ein Durchfluss in beide Richtungen möglich. Bild 5.4-3: Entsperrbares Rückschlagventil (Quelle: Bosch-Rexroth Pneumatik) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-48 Ventile Zu- und Abluftdrosselung bei der Zylindersteuerung sind Beispiele für den Einsatz von Drossel-Rückschlagventilen. Der Aufbau eines solchen Ventils ist in Bild 5.4-4 dargestellt. Bild 5.4-4: Drossel-Rückschlagventil Von Anschluss 1 nach 2 ist ein freier Durchfluss über das horizontal angeordnete Rückschlagventil möglich. Von 2 nach 1 schließ das Rückschlagventil und der Mengenstrom muss über die oben in Bild 5.4-4 dargestellte verstellbare Drossel strömen. Ein Wechselventil entspricht in seiner Funktion einem Oder-Glied. Liegt an einem der Anschlüsse 12 oder 14 des in Bild 5.4-5 dargestellten Wechselventils ein Druck an, so wird dieser über den Anschluss 2 weitergeleitet. Eine Kugel verschließt dabei den Anschluss, an dem kein Druck anliegt. Bild 5.4-5: Wechselventil (Quelle: IMI-Norgren-Herion) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-49 Ventile Ein Druckbegrenzungsventil ist in der Pneumatik sehr einfach aufgebaut, siehe Bild 5.4-6. Einerseits sind die Drücke in der Pneumatik relativ gering, hierdurch kann eine weichere Feder eingebaut werden. Andererseits muss das Druckmedium nicht zum Tank zurückgeführt werden, sondern kann direkt in die Umgebung strömen. Über eine Verstellschraube kann der Druck variiert werden, bei dem das Druckbegrenzungsventil öffnet. Bild 5.4-6: Druckbegrenzungsventil Ein Druckregelventil regelt den Druck am Ausgang des Ventils auf einen voreingestellten Wert. Der Druck am Ausgang 2 des in Bild 5.4-7 dargestellten Druckreglers wird durch Vergleich mit einer Federkraft geregelt. Der Druck am Anschluss 2 wirkt auf eine Membran, ihr entgegen wirkt eine Federkraft. Überwiegt die Federkraft, so wird ein Ventilteller geöffnet, der eine Verbindung zwischen dem Druckanschluss 1 und dem Anschluss 2 herstellt. Das Druckmedium kann zum Anschluss 2 strömen. Ist der Druck zu groß, so überwiegt die Druckkraft, die Membran wird nach unten gedrückt. Hierdurch schließt der Ventilteller und der Fluss des Druckmediums wird verringert oder ganz unterbrochen. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-50 Ventile Bild 5.4-7: Druckminderventil Eine Abluftdrossel zeigt Bild 5.4-8. Sie dient dazu, den Abluftstrom eines Verbrauchers zu drosseln. Über eine Einstallschraube kann die Menge reguliert werden. Zur Minderung der Strömungsgeräusche wird üblicherweise noch ein Schalldämpfer zwischen der abströmenden Luft und der Umgebung gesetzt. Bild 5.4-8: Abluftdrossel (Quelle: Festo) Ein in der Pneumatik häufig eingesetztes Glied ist das Verzögerungsglied. Es hat die Aufgabe, ein Signal erst verzögert weiterzugeben. Die Funktionsweise ist in Bild 5.49 dargestellt. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-51 Ventile Bild 5.4-9: Verzögerungsventil Am Anschluss 12, vergleiche Bild 5.4-9, wird das Drucksignal angelegt, welches verzögert weitergeleitet werden soll. Über eine Drossel wird der Druck in einen Raum weitergeleitet. Der Druck in diesem Raum kann sich erst aufbauen, wenn eine gewisse Menge eingeströmt ist. Im Anschluss an diese Verzögerungszeit wird das Wegeventil entgegen der Federkraft geschaltet, so dass Anschluss 1 mit Anschluss 2 verbunden wird. Anschluss 2 ist dabei das Ausgangssignal, Anschluss 1 der Druckanschluss. An Anschluss 3 liegt der Tank an. Das Rückschalten des Ventils erfolgt unverzögert. Wird das Drucksignal am Anschluss 12 weggenommen, kann sich der Druck im Raum über ein Rückschlagventil schnell entspannen. Die Federkraft schaltet daher das Wegeventil unverzögert zurück, Anschluss 2 wird mit Anschluss 3 verbunden. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-52 Druckluftaufbereitung 6 Druckluftaufbereitung Die Druckluft muss, bevor sie in der Pneumatik eingesetzt werden kann, aufbereitet werden. In Kapitel 3 wurde bereits die Vereisung des Auspuffs eines Motors angesprochen, die durch eine Restfeuchtigkeit der Luft verursacht werden kann. Die Druckluft sollte also zunächst getrocknet werden. Bild 6-1 zeigt einen Adsorptionstrockner, bei dem gleichzeitig die Luft gekühlt wird. Der Adsorptionstrockner besitzt dazu einen Gegenstromwärmetauscher. Bild 6-1: Adsorptionstrockner mit Gegenstromwärmetauscher (Quelle: Bauer Kompressoren) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-53 Druckluftaufbereitung Die Schmierung relativ zueinander bewegter Teile geschieht in der Pneumatik analog zur Hydraulik durch das Druckmedium. Hierzu wird der Druckluft, bevor sie in das System strömt, ein Ölnebel in einem so genannten Öler zugeführt. Der von einem Verdichter in einem Druckkessel zur Verfügung gestellte pneumatische Druck liegt üblicherweise höher als vom System gefordert. Druckluftnetze stellen heute ein sehr weit verzweigtes Netzwerk dar, bei dem in den Zuführungsleitungen nicht unerhebliche Druckverluste auftreten können. Diesen Druckverlusten muss durch einen höheren Kesseldruck Rechnung getragen werden. Bild 6-2 zeigt eine so genannte Wartungseinheit, die in der Pneumatik zwischen dem Druckluftnetz und dem Pneumatiksystem eingebaut wird. Die Wartungseinheit hat drei Aufgaben. Ein Druckregler, üblicherweise in Form eines Druckminderventils, reduziert den Druck aus dem Leitungsnetz auf einen für das System notwendigen Druck. Ein Öler führt der Druckluft Öl zu, so dass das Pneumatiksystem geschmiert wird. Ein Filter mit Kondensatabscheider schützt das Pneumatiksystem vor Schmutz, der sich im Druckluftnetz befindet und scheidet vorhandenes Kondenswasser ab. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-54 Druckluftaufbereitung Bild 6-2: Wartungseinheit Die Funktion des Ölers soll im Folgenden näher beschrieben werden. Das Prinzip eines Venturi-Ölers ist in Bild 6-3 dargestellt. Die Geschwindigkeit der Druckluft wird in einer Düse erhöht. Nach dem Satz von Bernoulli und der Kontinuitätsgleichung wird der Druck in der Düse dadurch reduziert: p Düse mit: Luft 2 vD v 2 2 6-1 Luft v A D Luft v D AD 6-2 Luft D Luft 6-3 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-55 Druckluftaufbereitung Bild 6-3: Venturi-Prinzip eines Ölers Der Druck vor der Düse wirkt auf ein Ölreservoir, ein Steigrohr taucht in das Ölreservoir ein. Durch den in der Düse generierten Unterdruck wird das Öl durch das Steigrohr angesaugt. Auch für das Öl gilt der Satz von Bernoulli: p Öl g y Öl 2 v Öl 2 6-4 Durch Gleichsetzen der Druckdifferenzen ergibt sich die der Luft zugeführten Ölmenge: p p Düse => v Öl 6-5 2 Öl Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer Luft 2 v D v 2 Öl g y 2 6-6 P-56 Steuerungen 7 Steuerungen Neben den grundlegenden Möglichkeiten einer pneumatischen Schaltung wird an verschiedenen Beispielen der Aufbau ausgewählter Schaltungen gezeigt. Begonnen wird in diesem Kapitel mit den Grundfunktionen, Beispiele schließen dieses Kapitel ab. 7.1 Grundfunktionen Die vier logischen Grundfunktionen Identität, Negation, Konjunktion und Disjunktion sind in Bild 7.1-1 dargestellt. Die Identität kann beispielsweise durch eine pneumatische Leitung dargestellt werden, die Disjunktion durch ein Wechselventil. Bild 7.1-1: Logische Elementarfunktionen (DIN 40900) Die in der Pneumatik am häufigsten verwendeten Betätigungsarten zeigt Bild 7.1-2. Diese Betätigungsarten werden in den folgenden Kapiteln anhand verschiedener Schaltungen detaillierter erläutert. Bild 7.1-2: Betätigungsarten pneumatischer Ventile (DIN ISO 1219) Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-57 Steuerungen Grundlegende Zylindersteuerungen sind in Bild 7.1-3 zu sehen. Sie können in Steuerungen für einfach- und doppelt wirkende Zylinder unterteilt werden. Bild 7.1-3: Beispiele Zylinderansteuerung Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-58 Steuerungen Einfachwirkende Zylinder besitzen nur einen Arbeitsanschluss, der mit der Druckleitung oder der Tankleitung verbunden werden kann. Der Rückhub eines solchen Zylinders erfolgt entweder durch eine Federkraft oder eine Gewichtskraft. Bei doppelt wirkenden Zylindern müssen zwei Arbeitsanschlüsse gesteuert werden. Der ventiltechnische Aufwand ist daher höher als bei einfachwirkenden Zylindern. 7.2 Schaltungsaufbau Der Entwurf einer pneumatischen Schaltung geschieht üblicherweise in drei Schritten: 1.) Lageplan 2.) Funktionsdiagramm 3.) Schaltplan Der Lageplan, vergleiche Bild 7.2-1, zeigt den Aufbau und die Abmessungen der zu konzipierenden Anlage. Bei dem im Bild dargestellten Beispiel handelt es sich um ein Entnahmesystem, das Werkstücke aus einem Magazin entnimmt. Bild 7.2-1: Werkstückentnahme aus einem Magazin Mit Hilfe des bekannten Lageplans kann das Funktionsdiagramm, Bilder 7.2-2 und 7.2-3, erstellt werden. Entweder wird, wie in Bild 7.2-2 dargestellt, die Bewegung der verschiedenen Aktoren aufgezeigt, oder der Ablauf der Steuerung verbal beschrieben, Bild 7.2-3. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-59 Steuerungen Im dargestellten Beispiel wird zunächst der Zylinder Z1 ausgefahren, um ein Werkstück aus dem Magazin zu entnehmen. Der Zylinder Z2 schiebt nach einer definierten Wartezeit das Werkstück in einen Auffangbehälter. Bild 7.2-2: Funktionsdiagramm Tabelle 7.2-3: Ereigniszuordnung Mit dem Lageplan und dem Funktionsplan ist das zu konzipierende System bezüglich seiner Anforderungen vollständig beschrieben. Es kann ein wie in Bild 7.2-4 dargestellter Schaltplan erstellt werden. Im oberen Bildteil sind die Zylinder Z1 und Z2 zu sehen. Sie wirken in ihren Endlagen auf die Ventile 1.2 bis 1.5. Wenn ein Zylinder in eine Endlage fährt, wird das Ventil aus der dargestellten Position in die andere Schaltstellung verfahren. Beim Bauteil 0.5 handelt es sich um ein Zeitglied. Hierdurch wird die Wartezeit nach dem Ausfahren des Zylinders Z1 gesteuert. Beim Bauteil 0.2 handelt es sich um eine so genannte Konjunktion (Und-Glied). Nur wenn am linken und rechten Anschluss Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-60 Steuerungen ein Druck anliegt, wird ein Druck über den oberen Ausgang auf die linke Seite des Ventils 0.1 gegeben. Nach Betätigung des rastenden Ventils 1.1 beginnt die Steuerung ihren Ablauf. Es lässt sich einfach zeigen, dass durch die dargestellte Schaltung der in Bild 7.2-2 geforderte Ablauf erreicht wird. Bild 7.2-4: Folgesteuerung, Schaltplan 7.3 Beispiele Weitere ausgewählte Beispiele pneumatischer Schaltungen sind in den folgenden Bildern dargestellt. In Bild 7.3-1 ist eine Selbsthalteschaltung gezeigt. Im linken Bildteil ist die pneumatische Schaltung zu erkennen, im rechten Bildteil ein äquivalenter elektrischer Aufbau. Bild 7.3-1: Selbsthalteschaltung Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-61 Steuerungen Durch Betätigen des Tasters A wird der Ausgang E permanent mit Druck beaufschlagt, auch wenn der Schalter A wieder losgelassen wird. Durch Betätigen des Schalters B wird der Ausgang E drucklos geschaltet. Ein Prioritätsventil verhindert einen undefinierten Schaltzustand durch gleichzeitiges Betätigen beider Schalter: Werden Schalter A und B gleichzeitig geschaltet, wird das Signal von Schalter B nicht an das oben im Bild dargestellte Ventil geleitet. Z1 Z2 Z3 Bild 7.3-2: Ablaufsteuerung dreier Zylinder Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-62 Steuerungen Eine Ablaufsteuerung zeigt Bild 7.3-2. Im Gegensatz zur Schaltung aus Bild 7.2-4 sind die vom Zylinder geschalteten Ventile in den Stellungen dargestellt, in denen sie sich bei der entsprechenden Zylinderstellung befinden. Die Leitungen a1 bis a3 sind Druckluftleitungen, die weitergeführt werden können. In dem in Bild 7.3-2 dargestellten Beispiel sind sie an den Enden verschlossen. Durch Betätigen der Start-Taste wird die Steuerung gestartet und durchläuft einmal den unten im Bild dargestellten Zyklus. Durch jedes erneute Betätigen des StartTasters wird ein neuer Zyklus gestartet. Ein Programmschaltwerk steuert einen festen Ablauf einer Schaltung, Bild 7.3-3. Durch Drehung des Synchron-Motors laufen Nocken an Wegeventilen vorbei und schalten die Ventile zu einem definierten Zeitpunkt um. Im dargestellten Beispiel wird zuerst die Heizelektrode angefahren. Im zweiten Schritt wird der Anschlagzylinder vor der Heizelektrode zurückgezogen, bevor das Messer den Plastikschlauch abschneidet. Nach Rückzug aller Zylinder wird das bearbeitete Stück Plastikschlauch ausgeworfen und der Schlauch nachgeführt. Der Zyklus beginnt dann wieder von vorne. Ein solches Programmlaufwerk wird vorteilhaft dann eingesetzt, wenn die Zylinderbewegungen nicht in Abhängigkeit voneinander erfolgen müssen. Bild 7.3-3: Programmschaltwerk Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-63 Steuerungen Bei einer Taktkettensteuerung, wie in Bild 7.3-4 dargestellt, können mehrere Aktoren durch eine Steuerung betätigt werden. Im Bild ist die Schaltung aus Bild 7.2-4 modifiziert worden. An den Leitungen S1 bis S4 können gemäß der dargestellten Zylinderanordnung weitere Zylinder angeschlossen werden. Durch die darunter dargestellte Steuerung werden alle Systeme gleichzeitig getaktet. Der Ablauf der Steuerung entspricht dem in Bild 7.3-4 unten dargestellten Funktionsdiagramm. Bild 7.3-4: Taktkettensteuerung 7.4 Servopneumatik Die Servopneumatik ist eine relativ junge Wissenschaft. Sie versucht, die Aktoren des Systems proportional zu verstellen. In Bild 7.4-1 ist das Beispiel eines lagegeregelten Pneumatikzylinders dargestellt. Eine Stellgröße für den pneumatischen Aktor wird aus der Differenz zwischen Führungs- und Ist-Größe gebildet. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-64 Steuerungen Bild 7.4-1: Pneumatischer Regelkreis Problematisch wirkt sich die hohe Kompressibilität des Mediums aus. Eine kleine Störgröße, z.B. in Form einer äußeren Kraft, lenkt den Zylinder weit aus. Die Regelung muss nun den Zylinder nachfahren, so dass er seine geforderte Position erneut erreicht. Hierzu ist ein Massenstrom erforderlich, der den Druck im Zylinder erhöht. Die hohe Kompressibilität der Pneumatik hat also eine geringe Steifigkeit des Gesamtsystems zur Folge, die hohe Anforderungen an das Regelsystem stellt. Unterschiedliche Stellsysteme zeigt das Bild 7.4-2. Im oberen Bildteil ist eine stetige Ventilansteuerung dargestellt. Durch Verändern des Stellsignals des Reglers wird auch das Servoventil verstellt. Im unteren Bildteil wird eine quasistetige Ansteuerung durch Schaltventile dargestellt. Eine solche Steuerung wird auch Pulsweitenmodulation genannt. Die Ein- und Ausschaltzeit eines Ventils werden während einer festen Grundfrequenz geändert. Übliche Grundfrequenzen liegen im Bereich 20 bis 100 Hz. Das Verhältnis aus Einschaltzeit zur Periodenzeit wird Tastverhältnis genannt. Je größer das Tastverhältnis ist, desto größer wird der gemittelte Volumenstrom über das Ventil. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-65 Steuerungen Bild 7.4-2: Stetige und unstetige Stellglieder Auf die dargestellte Art und Weise ist es möglich, aus einem schaltenden Signal bzw. Stellglied ein quasi proportionales Stellsignal zu generieren. Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-66 Literaturverzeichnis 8 Literaturverzeichnis /M4/ Murrenhoff, H.. Grundlagen der Fluidtechnik, Teil 2: Pneumatik; Umdruck zur Vorlesung an der RWTH Aachen, 1. korrigierte Auflage 1999 /B2/ Baehr, H.D. Thermodynamik Springer Verlag, Berlin Heidelberg, New York 1996 Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-67 Anhang 9 Anhang Spezifische Wärmekapazität cP: Stoffkennwerte für trockene Luft bei 1,0133 bar: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-68 Anhang Dichte der Luft in kg/m3: Dynamische [10-6Ns/m2] und kinematische [m2/s] Viskosität: Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer P-69