24. / 25. / 26. August 2012 > Wandelkonzert durch Raum und Zeit > Villa Elisabeth und St. Elisabeth Kirche / Berlin „Es verändern sich die Dinge während du sie tust!“ Ein Gespräch mit Marcus Hagemann über die Entstehung seines Projekts Exitus. Von Alina Grünky, 14 Gestern haben wir Marcus Hagemann im schwarzen Anzug und mit ernstem Blick im Konzert gesehen. Jetzt sitzt der Cellist und Organisator in Jeans und T-­‐Shirt zwischen uns auf den Stufen vor der St. Elisabeth Kirche. Locker eröffnet er das Gespräch, lacht und wirkt völlig entspannt. Eines ist uns von Anfang an klar: Es wird nicht schwer sein, ausführliche Antworten von ihm zu bekommen. An seiner Sprache, in die er oft englische Begriffe einbringt, merkt man, dass er schon viel gereist ist. Doch ganz am Anfang seiner Karriere sitzt ein fünfjähriger Junge, der zum ersten Mal ein Cello in der Hand hält -­‐ obwohl Marcus zugibt, zwischenzeitlich mehr Fußball gespielt zu haben. Marcus ist bekannt dafür, dass Räume und Architektur stark mit seiner Musik zusammenhängen. Das hat er in der Villa Elisabeth und der St. Elisabeth Kirche deutlich bewiesen. Schon seit zehn Jahren möchte er diese beeindruckenden Räumlichkeiten für eines seiner Projekte verwenden. Doch der Grundstein der Veranstaltung liegt nahe seinem Geburtstort, im Kloster Hegne am Bodensee, an dem er schon in seiner Kindheit fast jeden Tag auf seinem Schulweg vorbeifuhr. Marcus schwärmt von der Klosterkirche und der darunter liegenden Krypta, einer Art langgezogenen Gruft mit Säulen. Dort hatte es noch nie ein Konzert gegeben, und dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Es gab eine lange Diskussion mit den Nonnen des Klosters, bis sie einwilligten und damit ein großer Schritt zur Verwirklichung seines künstlerischen Traums geschafft war. Als der Ort für seine Veranstaltung feststand, dachte Marcus sofort an den Komponisten José-­‐María Sánchez-­‐Verdú, da dieser Religion respektiert und in seinen Werken oft auch eine religiöse Ebene vorhanden ist. Die nächste Schwierigkeit ergab sich, als José den Titel seines Stücks bekannt gab. Exitus. Wie sollte Marcus den Nonnen beibringen, dass das Stück Tod heißen würde? Doch dann stellte er fest, dass ihm diese Kantigkeit gefiel und überzeugte sie tatsächlich. Auch wenn Verdú das Stück speziell für das Kloster am Bodensee schrieb, dachte Marcus parallel immer schon an die Villa Elisabeth in Berlin. Im August 2011, zwei Monate vor der Uraufführung, teilte Verdú Marcus mit, dass seine Komposition fertig sei. Doch war das noch nicht die endgültige Version. „Es verändern sich die Dinge, während du sie tust“, erklärt Marcus. „Ich wusste, dass seine Version, so wie er sie skizziert hatte, nicht genau so funktionieren würde. Wir haben in der einen Woche, in der wir alle zusammen hier geprobt haben, gemerkt, dass Räume die Musik verändern. Es ist einfach so: Gleiche Musik wirkt in verschiedenen Räumen unterschiedlich.“ Das Wichtigste bei seinen Auftritten ist für Marcus jedoch die Stimmung. Er denkt beim Spielen auch nicht an Noten, sondern nur daran, die richtige Atmosphäre zu erzeugen. Und meiner Meinung nach hat er das auch eindeutig geschafft! > Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne die ausdrückliche Genehmigung des Autors/der Autorin nicht veröffentloct werden.