TSGIusak Funktionalstilistik des Deutschen Допущено Министерством высшего и среднего специального образования БССР в качестве учебного пособия для студентов факультетов и институтов иностранных языков Minsk Verlag „Wyschejschaja Schkola“ 1981 4 Г /4 Б2Б К 81.2 Нем-9 Г 55 Автор несет ответственность за аутентичность цитируемого материала Р е ц е н з е н т ы : каф едра немецкого язы ка Горьковского го­ сударственного педагогического института иностранных я зы ­ ков им. Н. А. Д обролю бова; А. И. Д о м а ш и е в, доктор филол. наук, профессор (Л Г П И им. А. И. Герцена) г 70104— 131 149—81 М 304(05)—81 © 4602010000 И здательство «Вышэйшая школа», 1981 VORWORT Die deutsche S tilistik h at sich in den letzten zwei J a h r­ zehnten recht sta rk entw ickelt. Indem sie am A nfang der sechziger Ja h re n u r über w enige geschlossene D arste llu n ­ gen, die als E infü h ru n g in die gesam te S tilkunde gedacht w aren, verfügte, konnte sie sich kurz danach, schon in den 70er Ja h re n auf zahlreiche E in zelu n tersu ch u n g en stilisti­ scher Problem e stü tzen und auf dieser G ru n d lag e eine beträchtliche Zahl neuer B eiträg e schaffen. M an m üßte eigentlich von einer unaufhörlichen Abfolge w ichtiger Publikationen und w issenschaftlicher K onferenzen auf dem Gebiet der L inguostilistik im Rahm en dieses kurzen Z eitraum s sprechen. Zu nennen sind z.B. die N am en so l­ cher durch ihre A rbeiten bekannt gew ordenen Stilforscher aus der DDR wie W. Fleischer, G. Michel, G. M öller, D. F aulseit, G. Kühn, J. S ch arn h o rst u. a. Die E ntw icklung der deutschen L in g u o stilistik verlief in der stän d ig en W echselbeziehung m it der in tern atio n alen W issenschaftsentw icklung und vor allem mit der A usarbei­ tu n g der stilistisch en Problem e in der sow jetischen Sprachw issenschaft. G erade den sow jetischen S tilforschern v erd an k t die deutsche S tilistik m anche A nregungen, die zu ihrer fruchtbaren E ntw icklung führten. D avon zeugen alle schon erschienenen Bücher und viele neu erscheinende spezielle A ufsätze zur P roblem atik der L inguostilistik. Im M ittelpunkt dieser P roblem atik steht h eu tzu tag e sowohl in der sow jetischen als auch in der deutschen S prachw is­ senschaft die sog en an n te F u n k tio n alstilistik , sie w ird immer m ehr zum K ern der ganzen m odernen L in g u o stili­ stik. Prof. G. M ichel schreibt d arü b er in seinem A ufsatz „E ntw icklung und A ufgaben der S p rach stilistik in der DDR“ (Sprachpflege, 10/1979) folgendes: „R ichtungsw ei­ send für die gesam te E ntw icklung der S tilistik in der DDR ist die O rientieru n g an der vor allem von tschechischen 3 und sow jetischen S prachw issenschaftlern konzipierten F u n k tio n alstilistik ... und der durch sie gegebene A nsatz, ... das S tilphänom en au s seinen B eziehungen zu gesell­ schaftlich w esentlichen T ätigkeitsbereichen zu erk lären und von dorther in seinem W esen zu bestim m en.“ Im S inne der F u n k tio n alstilistik ist die „S prache im G ebrauch“ ein System von S ubsystem en — funktionalen Stilen, in denen bestim m te eigene G esetzm äßigkeiten sprachlicher F orm ung oder R eg u laritäten herrschen. In ihrer G esam theit besitzen sie in jedem F u n k tio n alstil einen eig en artig en System ­ ch arak ter und bedingen auf solche W eise die Spezifik des S tils. Die F unktio n alstilistik schließt in sich jene E inzel­ bereiche (Teildisziplinen) der L inguostilistik ein, die sich schon m ehr oder w eniger deutlich h erausgebildet haben: die lexikalische S tilistik, die m orphologische, syntaktische S tilistik, die stilistisch en A spekte der W ortbildung, der P hraseologie usw . Die theoretische F u n d ieru n g und p ra k ­ tische A usarb eitu n g der F u n k tio n alstilistik ist m it den N am en vieler sow jetischer Sprachforscher verbunden, in B ezug auf die deutsche Sprache in erster Linie m it solchen wie E. Riesel, E. Schendels, W. Admoni, O. M oskalskaja, K. Ja rn a to w sk aja , N. Sem enjuk, T. S ilm an u. a. M it dem vorliegenden B eitrag w ird eine m öglichst kom p­ rim ierte D arleg u n g der w ichtigsten Problem e und konkre­ ten stilistischen F ra g en an g estreb t, die es m öglich m achen, die deutsche F u n k tio n alstilistik in ihren G rundzügen zu­ erfassen. Dabei ist von keiner vollen E rfassu n g des G egen­ stan d es die Rede, weil sie beim heutigen S tan d der F o r­ schung und ihrer R esu ltate einfach nicht m öglich w äre. D as Büch soll den S tudenten der sp rach sp ezialisierten H ochschulen und F ak u ltäten bei ihrem S tudium der d eu t­ schen S tilistik eine zusätzliche S tütze sein, denn ihre H au p tstü tze sind die bekannten W erke von E. Riesel und E. Schendels, W. Fleischer und G. Michel. Der A utor beruft sich sehr oft auf diese, sowie auf einige andere nützliche und in teressan te A rbeiten, in denen verschie­ dene P roblem knoten der deutschen S tilistik, vorw iegend der F unktionalstilistik , erg rü n d et, sprachliche F akten gesam m elt, theoretisch ausgew ertet, sy stem atisiert und als m ehr oder w eniger sichere E rg eb n isse d arg estellt sind. Der A utor fühlt sich verpflichtet, allen die ihm m it R at und konkreten H inw eisen geholfen haben, aufs herzlichste 4 zu danken. Es seien m it D ankbarkeit Prof. Dr. A. I. Dom aschnew (L e n in g rad ), Prof. Dr. L. M. M ichailow (M os­ k a u ), Doz. W. A. P o rtjanikow und der L ehrstuhl für G er­ m anistik des S taatlich en P äd ag o g isch en In stitu ts für F rem dsprachen (G orki), Doz. Dr. H. Koch (K arl-M arxU n iv ersität Leipzig) erw ähnt. T. S. Glu§ak Ka pi t e l I G R U N D B E G R IF F E UND G R U N D P R O B L E M E DER STILISTIK Ü ber die G rundproblem e der geg en w ärtig en L inguostilistik könnte m an viel schreiben, weil sich die M öglichkei­ ten und R eg u laritäten des S prachgebrauchs in stilistischer Sicht sehr m a n n ig fa ltig und verzw eigt darbieten, daher auch m ehrere A spekte der theoretischen B etrach tu n g (jeder m it seinem eigenen Problem kreis) erm öglichen. Aber auf die B eleuchtung dieser M an n ig faltig k eit w ird hier verzich­ tet, weil es einfach nicht m öglich w äre, die vielen stark verw ickelten P roblem knoten zu lösen. Da aber das eigentliche Ziel des.V orhabens d arin b e s te h t,. an die B egründu n g lind B eschreibung der fu n k tio n alsti­ listischen V arian ten der deutschen G egenw artssprache (der F unktionalstile) von verschiedenen Ebenen des S prachsystem s (der lexikalischen, m orphologischen, sy n ­ taktischen) an han d der M aterialbelege heranzugehen, w ird ausschließlich zu denjenigen Problem en und F rag en S tellu n g genom m en, die d am it u n m ittelb ar v erb u n d en ’ sind. Die Problem e selbst und die auf sie bezogenen G rundbegriffe ergeben sich au s der stilw issenschaftlichen F orschungsarbeit der letzten Jah rzeh n te in der sow jeti­ schen und in der D D R -Linguostilistik, zu deren K ern­ bereich schon ganz deutlich die funktionalstilistische D ifferenzierung des S p rachgebrauchs gew orden ist. U nd in diesem ersten K apitel soll es sich dem entsprechend um G rundbegriffe und G rundproblem e der deutschen L inguo­ stilistik m it hauptsächlicher B eachtung der F u n k tio n al­ stilistik handeln. 6 G egen stan d und A u fgaben der S tilistik S tilistik als w issenschaftliche D isziplin, ihre A u f­ g a b en .— Die E n tw icklu n g sg esch ich te der S tilistik. — D ie bedeutendsten Werke a u f dem Gebiet der deut­ schen S t i l i s t i k D i e S te llu n g der S tilistik in der m odernen Sprachw issenschaft. Uber die S tilistik als W issenschaft existieren verschiedene M einungen in der sprachw issenschaftlichen L iteratu r. U n­ ter ihnen gelten zwei A uffassungen als bestim m end: nach der ersten A uffassung ist die S tilistik keine selb stän d in g e W issenschaft, sie ex istiert n u r im R ahm en der allgem einen Philologie; nach der zw eiten A uffassung ist die S tilistik eine besondere .w issenschaftliche D isziplin, näm lich ein T eilgebiet der S prachw issenschaft. G erade diese zweite Auffkssuftg liegt den m odernen linguistischen V orstellun­ gen zugrunde, w ährend die e rste , hauptsächlich m it der alten T radition in der S prachw issenschaft verbunden ist. Im R ahm en der Stilistik, wie z.B. auch innerhalb der G ram m atik oder P honetik usw., unterscheidet m an nach ihrem In h alt und ihren A ufgaben die a l l g e m e i n e S t i l i s t i k (genauso wie die allgem eine G ram m atik, die allgem eine Phonetik) und die S t i l i s t i к e i n e r k o n ­ k r e t e n S p r a c h e . Die letztere b asiert auf der allgem ei­ nen S tilistik, geht bei der B etrach tu n g des entsprechenden S prach m aterials von ihren G rundbegriffen und G ru n d ­ prinzipien aus, m it B erücksichtigung aller Ebenen des S prachsystem s: der phonetisch-phonologischen, der g ram ­ m atischen, der lexikalischen. W enn m an diese vielseitigen B eziehungen in B etracht zieht, so kan n m an behaupten, daß die S tilistik in der W is­ sen sch aftsstru k tu r der L inguistik eine A rt In teg ratio n sd is­ ziplin d arstellt:^es besteht ein en g er Z usam m enhang“d e r 1 stilistischen F orschungen m it dem S tudium und den E rgeb­ nissen der G ram m atik, Lexikologie und Phonetik. Ih re r­ seits erw eitert die S tilistik die B asis für die w eitere A us­ arb eitu n g der G ram m atik, Lexikologie und P honetik im R ahm en einer konkreten Sprache. D er U nterschied zw i­ schen der S tilistik und allen diesen sp rach w issen sch aftli­ chen D isziplinen lie g t darin, daß sprachliche T atsachen von ihr „unter funktionalem und expressivem G esichts­ punkt betrachtet w erden, w ährend die G ram m atik, Lexiko­ logie und P h o n etik ähnliche E rscheinungen losgelöst vorr ihren verschiedenen A nw endungsbereichen untersuchen und F ra g e n der sprachlichen E x p ressiv ität belselle'tassen** [57, S. 134]. Im großen und ganzen also h an d elt es sich bei der S tilistik um den funktionalen A spekt der S p rach ­ forschung und S prachbeschreibung [46, S. 533]. Die D efinition der S tilistik, die A b grenzung und B estim ­ m u n g ihres G egenstandes bilden in der S prachw issenschaft ein strittig e s Problem . D arüber existieren verschiedene M einungen. Doch läß t sich in ihnen eine gem einsam e Linie erkennen, die als G rundposition der m odernen S prachfor­ scher bestim m t w erden kann. D avon zeugt der V ergleich einiger konkreter D efinitionen: E. R i e s e l u. E. S c h e n ­ d e l s — S tilistik „ist die W issenschaft von der V erw en­ dungsw eise und A u sd ru ck sg estaltu n g der S prache in sä m t­ lichen K om m unikationsbereichen und K om m unikationssi­ tu a tio n e n “ [54, S. 5]: W. F l e i s c h e r u. G. M i c h e l — D er G egenstand der S tilistik als w issenschaftlicher D iszi­ plin ist „die funktional bestim m te N u tzu n g der sp rach li­ chen A usdrucksm öglichkeiten auf allen G ebieten der gesellschaftlichen P ra x is“ [37, S. 13]; I. W. A r n o l d — Die S tilistik ist ein T eilgebiet der S prachw issenschaft, das die P rinzipien der A usw ahl und den G ebrauchsw ert v er­ schiedener lexikalischer, gram m atisch er, phonetischer, ü berhaupt sprachlicher M ittel in verschiedenen K om m uni­ katio n ssitu atio n en erforscht [2. S. 6]. A us den angefü h rten D efinitionen erg ib t sich, tro tz ihrer scheinbaren U nterschiedlichkeit^ die erw äh n te G rundposi­ tion der Autoren# die zusam rfieftfassend folgenderw eise w iedergegeben w erden kann: die S tilistik ist die sp rach ­ w issenschaftliche D isziplin, die die A rt und W eise u n te r­ sucht, in w elcher die sprachlichen A usdrucksm ittel in A bhängigkeit von C h arak ter und Ziel der A ussage und von den B edingungen der K om m unikation gebraucht w erden. M it anderen W orten: die S tilistik u n tersu ch t „die G esetz­ m äßigkeiten der E n tste h u n g und E ntw icklung der -funk­ tional-kom m unikativen und expressiv-sem antischen D iffe­ ren zieru n g im System einer N atio n alsp rach e“ [57, S. 133— 134]. Dem so bestim m ten W esen der S tilistik entsprechen ihre A ufgaben, die sich in Thesen so form ulieren lassen: — die E rforschung des Z usam m enhangs zw ischen In ­ h alt und A usdrucksform in sprachlichen Äußerungen» Tex­ ten, K om m unikationsbereichen; — die A ufdeckung und B eg rü n d u n g der D ifferenzen in verschiedenen V erw endungsw eisen der Sprache vom S ta n d ­ punkt ihrer sozialen B edingtheit aus; — die U ntersu ch u n g verschiedener A rten von E x p ressi­ v ität m it ihren säm tlichen S ch attieru n g en im Rahm en des sprachlichen A usdrucks; — die E ntw icklung von M ethoden und K riterien der Textanalyse. E ine spezielle A ufgabe der m odernen S tilistik besteht in der kritischen Ü berprüfung des N achlasses der tra d itio ­ nellen Stilistik. Neben der breiten sprachtheoretischen B edeutung h at die S tilistik, w ie au s den au fg ezäh lten A ufgaben folgt, auch ihre engere praktische B edeutung als A n leitungslehre zur T extinterpretation. Indem sie sprachliche E rsch ein u n g en — W örter, W ortverbindungen, Form en, S atzkonstruktionen usw .— u n ter dem G esichtspunkt ihrer angem essenen V er­ w endung, ihrer funktionalen B edeutung und E x p ressiv ität untersucht, lehrt sie ihre rich tig e A usw ahl für bestim m te Ziele der K om m unikation, für den w irk sam sten A usdruck eines bestim m ten In h alts [57, S. 134]. Die S tilistik, w ie auch jede an d ere w issenschaftliche D is­ ziplin, ist nicht trad itio n slo s. Sie h a t einen la n g en E n t­ w icklungsw eg hin ter sich, Zu ihrer E n tsteh u n g haben zwei sehr alte W issenschaften w esentlich b eigetragen: die a n t i k e R h e t o r i k (die Lehre über die K unst des Redens) und die P о e t i к (die Lehre über die D ichtkunst, die K unst des S chreibens). D avon s a g t z. B. G. M ichel: „B ekannt ist die T atsache, daß die trad itio n elle S tilistik sta rk von der R hetorik und P oetik beeinflußt ist und viele B egriffe und Term ini von den G riechen des A ltertum s übernom m en h a t“ [45, S. 13]. Die W urzeln der S tilistik sin d in den W erken der altgriechischen P hilologen und P h ilo ­ sophen zu suchen. Schon A ristoteles schrieb über drei G rundtypen des S tils (der öffentlichen R e d e): die j u d iz i а 1 e Rede (die K unst des A uftretens im G e ric h t); die d e l i b e r a t i v e Rede (die R edekunst beim politischen D isp u t); die e p i d e i k t i s c h e Rede (die K unst des Sprechens bei F estakten, .feierlichen A nsprachen, E n tlar9 vungsreden usw.) К Die speziellen M ittel zur A u sg estal­ tu n g der Rede, ihrer V erschönerung n an n te er T r o p e n (Tropus — T ropen). Die B eschreibung und S ystem atisie­ ru n g der T ropen und R edefiguren gehörte sp äter zur H au ptaufgabe der S tilistik im Laufe vieler Jah rh u n d erte. Die alte Rhetorik h atte „bis tief in die N euzeit“ n achge­ w irkt [30, S. 35]. Im V erlauf des 19. Jah rh u n d erts, besonders in seiner zw ei­ ten H älfte, tra t die Rhetorik in den H in terg ru n d , weil es in der S prachw issenschaft ü b erhaupt zu einer entscheiden­ den W ende kam: imm er m ehr lenkten die Forscher ihre A ufm erksam keit auf die konkreten, „lebenden“ .S prachen in ihrem gegebenen Z ustand. Diese Zeit (d as E nde des 19. Ja h rh u n d e rts) bereitete allm ählich die G rü n d u n g der eigentlichen S tilistik vor, die nicht m ehr intuitiv, sondern nach M öglichkeit objektiv w issenschaftlich sein sollte. Die deutsche S tilistik bekam seit dem 19. Ja h rh u n d e rt eine zw eifache O rientierung: n a c h d e r a l t e n T r a d i t i o n auf die L iteraturw issenschaft, m it E inbeziehung der R heto­ rik und Poetik; n a c h d e r n e u e n T r a d i t i o n auf die S prachw issenschaft. Die beiden Linien entw ickelten sich parallel, obwohl die zw eite imm er produktiver w urde, bis sie gegen M itte des 20. Ja h rh u n d e rts zur en d g ü ltig en B ehauptung der L inguostilistik geführt hat. Die bedeutendsten W erke auf dem Gebiet der deutschen S tilistik beginnen gerade am A nfang des 20. Jah rh u n derst zu erscheinen, obwohl die ersten von ihnen noch keine L inguostilistik im eigentlichen S inne des W ortes d a rste ll­ ten. So en th ält das Buch von K. H. M e y e r „D eutsche S tilistik “ (1906) eine produktive K ritik an der alten S ti­ listik, die ganz der R hetorik u n terg eo rd n et w ar. Diese K ritik w ird m it der Zett schärfer. Im Ja h re 1929 erfolgt E. W i n k l e r s „G ru n d leg u n g der S tilistik “ , und 1948 veröffentlicht W. К а у s e r sein Buch „D as sprachliche K unstw erk“. In diesem letzten W erk muß der, V erfasser 1 Diese B egriffe w erden in den N achschlagew erken von heute folgenderw eise präzisiert: “Die jud iziale G attu n g der Rede k l a g t e n und verteidigt; sie h at als M odellfall die Rede des A nw alts vor Gericht. Die deliberative G a ttu n g rä t zu oder rä t ab und h at als M odellfall die Rede des V ertreters einer politischen P artei vo r der V olksver­ sam m lung. Die epideiktische G attu n g lobt oder tad elt; sie h at als M odellfall die F estrede auf eine zu lobende P erson (Krahl S. V. K u rz J. K leines W örterbuch der S tilkunde.— Leipzig, 1975, S. 93.) 10 zugeben, daß die v eraltete A uffassung der S tilistik noch lebendig sei: D ieser A uffassung zu g runde liegt die Vor­ stellung Vom ausdrucksstarken Text (D ichtung) als von einem ausgeputzten Stück Sprache, das seine W irk u n g s­ k raft und seine stilistisch e Q u alität nur solchen A usdrucks­ m itteln wie Tropen und F iguren der alten Rhetorik v er­ dankt. In den 50er Ja h re n gibt H. S e i d 1 e r sein W erk „A llge­ meine Stilistik** heraus. Es bildet, nach der allgem einen A nerkennung, eine gew isse Brücke zw ischen der alten •Tradition und der neuen O rien tieru n g in der S tilistik. Die alte S tilistik befaßte sich nur m it der Sprache der schöngei­ stigen L iteratu r (m it dem belletristischen Stoff), die anderen V erw endungsw eisen der natio n alen S prache (ihr Funktionieren in säm tlichen anderen K om m unikationsbe­ reichen) w urden nicht berücksichtigt. H. Seidler ü b er­ sch ritt diese verbotene G renze und w andte sich der S p ra ­ che in ihrem vollen U m fang zu. D arin läß t sich der Ü b erg an g zur L inguostilistik, näm lich zur F unktionalstiЫШк der G egenw art erkennen. Die m oderne L inguostilistik u n tersu ch t die G esetzm äßig­ keiten der funktional-kom m unikativen und expressiv-se­ m antischen D ifferenzierung im System einer N atio n al­ sprache. D i e Funktionalstilistik beschäftigt sich hauptsächlich m it dem ersten A spekt dieser D ifferen­ z ie ru n g — m it der unterschiedlichen V erw endung der Sprache in verschiedenen K om m unikationsbereichen, sie richtet ihr A ugenm erk auf die A usw ahl von W örtern, W ort­ verbindungen, Form en und S atzkonstruktionen aus dem System einer N ationalsprache zur G estaltu n g der diesem oder jenem K om m unikationsbereich angem essenen A us­ drucksw eise. Sie beginnt sich besonders seit den 50er Ja h re n sehr in ten ­ siv zu entwickeln, dabei, w as die deutsche S tilistik anbetrifft, unter starkem E influß der sow jetischen S prachw is­ senschaft. Das betonen die deutschen S tilforscher selbst, indem sie z. B. schreiben, daß „die stilistische Lehre und F orschung in der DDR der sow jetischen S tilistik ... viele A nregungen verdankt** [57, S. 133]. Im E rgebnis einer gründlichen A u sarb eitu n g ihrer H au p t­ problem atik verfügt die deutsche S tilistik h eu tzu tag e über m ehrere zusam m enfassende und bekannte W erke, die so­ wohl in der Sow jetunion, als auch in der DDR erschienen 11 sind, daru n ter: E. R i e s e l . S tilistik der deutschen S prashe.— M oskau, 1963; T. R i e s e l u E. S c h e n d e l s . D eutsche S tilistik .— Mosicau, 1975; W. S c h n e i d e r . S ti­ listische deutsche G ram m atik.— Wien, 1967; G / M i c h e l . E in fü h ru n g in die M ethodik der S tilu n tersu ch u n g — B er­ lin, 1968; W. F l e i s c h e r u. G. M i c h e l . S tilistik der deutschen G eg en w artssp rach e.— Leipzig, 1975; D. F а u 1s e i t u. G. K ü h n . S tilistische M ittel und M öglichkeiten der deutschen S prache.— Leipzig, 1962 (1975); G. M ö l 1 e r. P rak tisch e S tillehre.— Leipzig, 1970 u,a. A lle g enannten V erfasser bem ühen sich in ihren W erken um die G ru n d leg u n g der deutschen L in g u o stilistik in ihrem vollen U m fang. W ährend die tradiM oftelljtJSiiUstik n u r auserw ählte Stilerscheinungen; betrachtet^ttnä*'klassi­ fiziert hat', gehen die m odernen &trforsdher von der Ü b er­ zeugung aus, daß nicht die au serw äh lten M ittel und Rede­ figuren den Stil bestim m en und deshalb nicht sie der H au p tg eg en stan d der F orsch u n g sein sollen. Jed e sp rach ­ liche E inzelerscheinung steht im D ienst des S tils, sie schließt sich in ein ganzheitliches System von M itteln und G esetzm äßigkeiten ihrer V erw endung ein, das nach den F unktionsbereichen differenziert aussehen m uß. U nd nur aus diesem System von G esetzm äßigkeiten oder N orm en erw achsen die S tilbedeutungen (S tilw erte) einzelner sprachlicher M ittel, einzelner Redefiguren. Som it h at sich der In h alt der m odernen S tilistik im V er­ gleich zur traditio n ellen P roblem atik sehr erw eitert. D as w ird besonders klar, w enn m an in B etrach t zieht, daß die alte S tilistik nur der K unstprosa und D ichtung m it .ihren spezifischen A usdrucksm itteln die H auptaufm erksam keit geschenkt hat. Aus dieser philologisch o rien tierten $tilkunde sind zwei w issenschaftliche D isziplinen en tstan d e n ! die heute von den S tilforschern als v ersch ied en artig o rien ­ tie rte F orschungsrichtungen b etrach tet werden:Lgie W erat u r w is se nsch a ft liehe S tilistik und die L in guo s tjl i sf ik{ T5as W esen und die A ufgaben jed er von ihnen sind m ehr oder w eniger geklärt, obwohl ihre A bgren zu n g voneinander im m er noch auf m anche Schw ierigkeiten s tö ß tiD ie lite ra ­ turw issenschaftliche S tilistik in teressiert sich fü r" die./ S prache als G run d m aterial der schönen L iteratu r. Im Buch von. I. A rnold w ird sie z?B. so ch arak terisiert: sie erforscht die G esam theit von Ä usdrucksm itteln, die im D ienst der Bildlichkeit stehen und für ein bestim m tes literarisch es We^k, für einen bestim m ten S chriftsteller, für eine bes4im Vt6-4iterarisch§ R ichtung oder für die g anze Epoche typisch sind [2, S. 11— 12]. Die L inguostilistik beschäftigt sich m it den G esetzm äßigk e tte n d e r S prachverw endung in v e r s c h o n e n Bereichen der gesellschaftlichen K om m unikationjlm it den A usdrucks­ w erten „Verschiedener sprachlicher E rscheinungen in v e r­ schiedenen K ontexten usw. Im Buch von I. A rnold heißt es: <№ ~ttogaö$tllistlk' vergleicht die alig em eingültigen N or­ men, das System einer N atiönajsprache m it ihren beson­ deren Subsystem en, die für verschiedene K om m unikationsberelcüe spezifisch sind und F u n k tio n alstile heißen. A ußerdem erforscht v sie die S prachelem ente vom S ta n d ­ punkt ihrer F äh ig k eit aus, bestim m te gefühlsm äßige B edeutungssphattierungen auszudrücken, bestim m te A sso­ ziationen und B ew ertungen hervorzurufen [2, S. 10— 11]. Die L inguostilistik w ird in zwei große: Teile g e g lie d e rt — in dielilikrostiT !stik-m d ''d ieM a¥ ro sfflisti(c [54; S. 11— 12]. Zum G egensta n d .der M ikrostilistik gehört die E rforschung und S ystem atisieru n g von V erw endungsm öglichkeiten "verschiedener sprachlicher E inheiten (lexikalischer, g ram ­ m atischer, phonetisch-phonologischer), ihrer stilistischen F u n k tio n e n im Z usam m enhang des K ontextes, sem antisch­ expressiver Effekte ihres G ebrauchs usw . Die M akrostili­ stik h a t zu ihrem G egenstand solche G an zh eitsstru k tu ren w ie die F unktionalstile, T extsorten usw., sie erforscht ih reÖ rg anisationsprin zip ien in lin g u istisch er und e x tra lin ­ guistischer H insicht. Die so aufgefaßte M akrostilistik entspricTit^eigenttichf der schon ch a rak terisierten F unktio­ nalstilistik , die zu einem der w ichtigsten F orsch u n g sb e­ reiche der m odernen S prachw issenschaft gew orden ist. So betonen W. Fleischer und G. Michel, daß die F unktionalstiiistik (die Theorie der F u n k tionalstile) „in n erh alb der gegen w ärtigen linguistischen S tilforschung in im m er stärkerem M aße zum trag e n d en F und am en t der m arx is­ tisch-leninistischen L inguostilistik w ird “ [37, S. 23—24]. U nd der übergreifende G egenstand der gan zen m odernen S tilistik als eig en stän d ig er w issenschaftlicher T eildiszip­ lin lieg t la u t der schon erw ähnten B estim m ung von W. F leischer und G. Michel „im Bereich der funktional bestim m ten N utzu n g der sprachlichen A usdrucksm öglich­ keiten auf allen G ebieten der gesellschaftlichen P ra x is“ . 13 Der Funktionalstil und die funktional begründete Stilklassifikation D ie B estim m u n g des B eg riffes „Funktionalstil'f. — D as S y ste m der F unktionalstile des D eutschen. — S trittig e Fragen der S tilkla ssifik a tio n .— Sprach­ liche F unktionen und einzelne F unktionalstile, Der funktionale Stif bildet den G rundbegriff der m odernen S tilistik, um so m ehr der F u n k tio n alstilistik . Seine D efini­ tion is t eitle seh r kom plizierte F rag e. Der T erm inus „ S til“ kommt, wie bekannt; vorn lateinischen stilu s in seiner ursprünglichen B edeutung „S chreibgriffel“ — „das, w om it m an schreibt“ . D ann erw eitert sich diese B edeutung zu „A rt und W eise des S chreibens“ , und noch sp ä ter zu „A rt und W eise der D arstellu n g ü b erh au p t“ . Wie M. B randes und M. Pironkow a schreiben, w urde das W ort E nde des 18 Ja h rh u n d e rts „von der K unstgeschichte beschlagnahm t; Stil bedeutete fortan nicht nur die Schreib-, sondern auch die Bauw eise... D as 19. Ja h rh u n d e rt h atte es nicht schwer, den B egriff noch m ehr auszuw eiten: auf Möbel, auf Bilder, auf K leider...“ [30, S. 36]. In der S prachw issenschaft ist die allgem eine B edeutung dieses T erm inus — „A rt oder W eise der sprachlichen D erstellu n g “ . Aber w enn m an vom F u n k tio n alstil als G rundbegriff der stilistischen Forschungen spricht, g en ü g t eine solche allg e­ m eine B estim m ung nicht. E in G rundbegriff bedarf der PrfzisleVürig. Die v orhandenen D e f i n i t i o n e n d e s F u n k t i o n a l s t i l s streben g erad e nach seiner P rä z i­ sierung. M an b rau ch t nur einige von ihnen anzuführen. Die D efinition von I. A rnold lautet: F u n k tio n alstile sind Subsy­ stem e der Sprache, wobei jedes von ihnen über seine eige­ nen spezifischen B esonderheiten in der Lexik, P h raseo lo ­ gie, S yntax u. a. verfügt. Die H erau sb ild u n g der F unktio­ nalstile ist durch die Spezifik des Sprachverkehrs in verschiedenen S p h ären 'd er m enschlichen T ätig k eit bedingt [2, S. 54]. W. Fleischer und G. M ichel behaupten: „S til ist die auf charak teristisch e W eise stru k tu rierte G esam theit der in einem Text gegebenen sprachlichen E rscheinungen, die als A usdrucksvarianten... zur R ealisierung einer kom ­ m unikativen F unktion in einem bestim m ten T ätig k eitsb e­ reich au sgew äh lt w orden sind.“ [37, S. 41]. E. Riesel und E. S chendels m einen, daß der Stil eine G esam theit sp rach ­ licher M ittel d arstellt, die auf G rund bestim m ter N orm en 14 in einem bestim m ten K om m unikationsbereich realisiert ist [54, b . 16]. W enn m an sich dem „K leinen W örterbuch der S tilkunde“ von S. Krahl und J. K urz zuw endet, so findet m an, daß der F unktionalstil einfach als B ereichsstil bestim m t w ird, ln dieser äu ß erst lakonischen B estim m ung lieg t der eig en t­ liche K ern der F rag e: die Norm des K om m unikationsbe­ reichs ist m aßgebend, und der einzelne A utor m uß sich ihr, u n ab h än g ig von seinem eigenen Stil und der konkreten A ussageabsicht, völlig unterordnen. Als stilp räg en d e K om m unikationsbereiche w erden hauptsächlich drei an e r­ kannt, näm lich A lltagsverkehr, S achprosa, B elletristik (künstlerische P ro sa ), denen zwei K om m unikationsarten entsprechen: die m ündliche (A lltagsverkehr) und die schriftliche (S achprosa, K u n stp ro sa). Die S achprosa ist dabei vielum fassend, sie kann in engere Bereiche (am tlicher Verkehr, w issenschaftliche K om m unikation u. a.) gegliedert w erden. Vom S tan d p u n k t der nach gesellschaftlichen Be­ reichen gegliederten K om m unikation au s ist ein Funktio­ n alstil die G esam theit der für bestim m ten Bereich ch arak ­ teristisch en S tilzüge bzw. S tilprinzipien [42, S. 22]. In allen diesen D efinitionen sin'd folgende allgem eine M o­ m ente zu erkennen: 1. Der F unktion alstil ist keine zufällige S am m lu n g oder A nhäufung von sprachlichen M itteln, sondern ein o rg a n i­ siertes System . 2. E r beruht- auf der E inheit seines ty p isierten In h alts und der ihm zukom m enden A usdrucksform . 3. Der In h a lt h än g t im allgem einen vom betreffenden Kom­ m unikationsbereich ab; die A usdrucksform en tsteh t auf G rund der zw eckentsprechenden, auf den In h alt o rien tier­ ten A usw ahl und O rg an isieru n g sprachlicher M ittel. 4. D as G rundprinzip der V erw endung verschiedener sprachlicher M ittel im Rahm en des F u n k tio n alstils ist ihre funktionale A ngem essenheit. U nd der g anze F u n k tio n alstil bedeutet in diesem Sinne die V erw endungsw eise der S p ra­ che, die dem ehtsprechenden K om m unikationsbereich an g e­ m essen ist. Aber auch U nterschiede liegen vor: w ährend die sow jeti­ schen S tilforscher (I. A rnold, E. Riesel, E. Schendels) im F u n k tio n alstil ein S ubsystem der S prache sehen, betrach ten Fleischer und Michel ihn als stru k tu rierte G esam theit im Rahm en des Textes. Doch übereinstim m end m einen alle, daß die A usw ahl der V arian ten für die S tru k tu rieru n g der G esam theit von der R ealisieru n g der kom m unikativen F unktion in einem bestim m ten g esellschaftlichen/B ereich ab h ä n g ig ist. D er Text erscheint also jedesm al als Repräsen tieru n g eines bestim m ten F u n k tio n alstils oder als W i­ derspiegelung der G esetzm äßigkeiten des sprachlichen G ebrauchs im entsprechenden Bereich der gesellschaftlichen K om m unikation. All dies berücksichtigend, kann m an folgende allgem eine D efinition des G rundbegriffs vorschlagen: d er Funktlonalstil ist eine A b art der N ationalsprache, die m jein em b e­ stim m ten K om m unikationsbereich zum Zweck' der an g e­ m essenen R ealisieru n g seines ty p isierten In h alts verw endet w ird und durch die Tür ihn ch arak teristisch e G esam theit von lexikalischen, syntaktischen, m orphologischen u. a. Z ügen und E lem enten gekennzeichnet ist. Die Z üge und E lem ente selbst können auch in einem an d eren F unktio­ n a lstil w iederholt erscheinen, ab er ihre bestim m te Kombin ierung, zahlenm äßige V ertretu n g (H äu fig k eit), an d ers g esag t die A rt (der Typ) ihrer O rg a n isie ru n g bildet gerad e die Spezifik (die E ig en art) n u r dieses F u n k tio n alstils [13, S. 9]. D as ze n trale P roblem der S tilistik ist die S tifklassifikation oder Stiltypologie — die A ussonderung und B eg rü n d u n g der w ichtigsten S tiltypen. Der L ösung dieses Problem s sind zahlreiche U ntersuchungen gew idm et. W ie bekannt, b eru h t jede K lassifikation auf einer V erallg e­ m einerung, es können bei ihr n u r allgem eine und w e­ sentliche M erkm ale in B etrach t gezogen werden. Da die M erkm ale der S prach v erw en d u n g zahlreich sind und ihren verschiedenen Seiten angehören, sind im P rin zip versch ie­ d en artig e S tilklassifikationen m öglich, ab h ä n g ig davon, welche Seite oder w elches K riterium der E in teilu n g z u g ru n ­ de gelegt w ird. F ür die A usgliederung der F u n k tio n alstile g ilt als A us­ g an g sp u n k t d a s K r i t e r i u m i h r e r s o z i a l e n o d e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n F u n k t i o n , ihrer kom m unika­ tiven Aufgaben D er Stiltyp ist dadurch bestim m t, in w el­ chem Bereich der gesellschaftlichen K om m unikation die S prache ihre F unktion als V erstän d ig u n g sm ittel erfü llt. E s handelt sich also um die funktional begründete S tilk lassifi­ kation. In bezug auf die deutsche G eg en w artssp rach e! unterscheiden die S tilforscher folgende F unktionalstile: Stil des öffentlichen V e rk e h rsa d e r sachlich-offizielle S til) Stil den W issenschaft (d er w issenschaftliche S til) S til deA P resse u n d P u blizistik (d er P ressestil, der Zeitu n g sstif) Stil der A lltagsrede (d er A lltag sstil, auch der K onversa­ tio n sstil) Stil der schönen L iteratu r (d er b elletristische S til). In den A rbeiten der m eisten deutschen S tilforscher kann m an oft finden, daß die ersten drei S tile (P resse und P u b ­ lizistik, offizieller V erkehr und W issenschaft) u n ter einem B egriff und T erm inus v erein ig t w erden — die S а с h p r os a. Ihnen w ird der Stil der schönen L ite ra tu r als K u n s t ­ p r o s a gegenübergestellt. Die g en an n ten fünf S tiltypen sind in der deutschen S tilistik A nerkannt, aber m a n c h e F r a g e n b l e i b e n d a b e i s t r i t t i g und ru fen von Zeit zu Zeit D iskussionen Hervor, j ftt r fflig ist für einige S tilförscher eine F rag e betreffend den Stil der P resse und P u b lizistik : sie bezwei­ feln die E inheitlichkeit dieses S tils und m einen, 4aß hier zwei selb stän d ig e Stiltypen ungerecht v ereinigt w erden — der. eigentliche, R ressestil (Z eitu n g sstil) und der p u b li­ zistische Stil. Die M einungen gehen'nocfr w eiter auseinanderr w ie es aus dem „K leinen W örterbuch der S tilk u n d e“ ersichtlich ist: „...innerhalb des P ressejo u rn alism u s, der dem publizistischen S prachstil zugeordnet w ird, h at die s a ­ tirische G losse eine andere F unktion als die N achricht, diese eine andere als der L eitartikel und dieser eine andere als die R eportage.“ [42, S. 22—23] Doch ist das schon eine andere F rage, näm lich die U ntersch eid u n g nach G attu n g en u nd G enres (nach den D arste llu n g sa rte n ) in n erh alb einund desselben S tils. Der Stil als G anzes k an n trotzdem einheitlich bleiben К 1 «Выделить общ ие черты газетного стиля все ж е мож но, а для стилистики как науки предметом является общ ее и закономерное, а не возмож ны е частности. Выделяем ж е мы научный стиль, хотя и там, безусловно, имеется ж ан ровая дифференциация... Совершенно очевидно, что система экстралингвистических сти леобразую щ их'ф ак­ торов имеет много общ его д аж е в разны х типах газетных матери­ алов, а поскольку организация языковы х элементов стиля самым тесным образом зависит от экстралингвистических факторов, специ­ фика газеты и вообще специфика массовой коммуникации объектив­ но приводят к необходимости признания газетного стиля к ак одного из функциональных стилей» (А рнольд И. В. Стилистика современ­ ного английского языка.— Л., 1973, с. 75—76). 17 Noch strittig e r ist die B etrach tu n g der ..Alltagsrede (der U m gangssprache) als eines F u n k tio n alstils: es gjfot S til­ forscher, die die E xistenz eines solchen S tils s ta rk bezwei­ feln. Doch verstehen die m eisten sow jetischen wnd d eu t­ schen S tilisten d aru n te r die V erw irklichung am äg lrch er Sprachkontakte unter den M enschen (deshalb nennt m an ihn noch K onv ersatio n sstil), die ihren bestim m ten O rg a n i­ satio nsregeln untergeordnet ist. E. Riesel hat in diesem Z usam m enhang eine spezielle M onographie [52] h erau sg e­ geben, in w elcher sie versucht, auf alle strittig e n F rag en gründlich einzugehen und so den S tiltyp, seine E xistenz zu begründen. Sehr problem atisch ist in der heutigen S tilistik auch der ., ^u n k tio n a lstil der schönen L iteratu r. Die F ra g e w ird m anchm al so g ar so gestellt: gibt es einen F un k tio n alstil der schönen L iteratu r? A nlaß zu M einungsverschiedenhei­ ten und Zweifeln geben folgende ch arak teristisch e B eson­ derheiten dieses Stils: L Seine Them atik ist nicht einheitlich, sie ist sehr m an n ig ­ faltig. Die schöne L ite ra tu r erstreckt sich auf alle G ebiete des m enschlichen Lebens, ist also nicht nur m it einem bestim m ten K om m unikationsbereich verbunden, sondern m it allen. 2. Die A usdrucksm ittel dieses S tils sind auch sehr m a n n ig ­ faltig, ihre A usw ahl und V erw endung m üssen nach der M einung einiger S tilforscher vorw iegend als G eschm acks­ sache des V erfassers beurteilt w erden. 3. In der schönen L iteratu r findet m an infolge der beiden genannten F aktoren M erkm ale und Elem ente aller anderen F unktionalstile l. 4. Die schöne L ite ra tu r erfü llt eine gan z spezifische A uf­ gabe, die nur ihr eigen ist — die sogenannte ästhetische Funktion. Aus diesem G rund m üßte m an sie (nach be­ stim m ter A uffassung) zum Bereich der K ünste und nicht zum System der F unktionalstile re c h n e n 2. Es ist in der T at so, daß der Stil der schönen L iteratu r eine besondere E rscheinung d arstellt. Aber tro tz der M annig1 «П розаик с неограниченной свободой берет и сводит слова из самых различных сфер. В результате речь художественной прозы оказы вается самой «всеядной» речью из всех возможных» (В. Кожи­ ной. Происхождение романа.— М., 1963, с. 371). 2 А. Федоров «не считает возможным включать стиль х у д о ж е­ ственной литературы в номенклатуру функциональных стилей, по- 18 \ faltigkeit des them atischen Stoffs bestehen im Rahm en dieses S \iis innere G esetzm äßigkeiten, nach welchen der Stoff verarbeitet w ird. Auch die V erw endung sprachlicher A u sd ru ck än ittel w ird hier tro tz ihrer M annigfaltigkeit durch bestim m te F ak to ren geregelt, sie ist keine bloße W illkür des V erfassers und darf nicht ausschließlich auf seinen'"' G eschm ack zurückgeführt w erden. R ichtig ist w eiter die B ehauptung, daß eine enge V erbindung von kom m unikativer und ästhetischer Funktionen für den Funktio n alistil der schönen L iteratu r typisch ist. Aber auch für die anderen F unktionalstile kann m an ihre spezifischen Funktionen feststellen, die sich m it der kom m unikativen Funktion sehr eng verbinden, w as u n ten g erad e versucht w erden soll. Die F ra g e nach den sprachlichen Funktionen in ihrer B e­ ziehung zu den einzelnen F u n k tio n alstilen ist in der S ti­ listik noch nicht allgem ein ausgearbeitet. Es w erden nur verschiedene individuelle L ösungen dieser F ra g e v o rg e­ schlagen. Im Buch von I. A rnold finden w ir z.B. eine Stelle, an der folgender G edanke als G ru n d satz form uliert ist: Die Spezifik jedes S tils ist durch die B esonderheiten der sprachlichen F unktionen in jedem K om m unikationsbereich bedingt. Jeder F u n k tio n alstil hat eine andere Zusam m enw irkung von F unktionen [2, S. 55]. Von allen Funktionen der S prache ist nur eine bei jedem G ebrauch u n b estreit­ b a r — ihre kom m unikative Funktion, die als M itteilung und A ustausch von G edanken verw irklicht w ird. Sie ist die H auptfunktion in allen F unktionalstilen. Neben ihr existieren noch andere Funktionen, und j e d e r S t i l ist durch seine spezifische V erbindung der H auptfunktion m it diesen anderen F unktionen gekennzeichnet, er b e s i t z t also sein spezifisches Bündel von Funk­ t i o n e n [2, S. 55]. Zur V eranschaulichung dieser V erhältnisse und B eziehun­ gen w ird im A nschluß das allgem eine Schem a der V er­ teilung sprachlicher F unktionen nach den einzelnen F u n k ­ tionalstilen angeführt. Ä hnliches g ib t I. A rnold in ihrem Buch [2, S. 55]. скольку он обладает качественной особенностью, отличающей его от остальных функциональных стилей: каж д о е истинно художественное произведение предстайляет предмет искусства...» (Т роянская Е. С. К общей концепции понимания функциональных стилей.— В сб.: О со­ бенности стиля научного излож ения.— М., 1976, с. 68). 19 + + (+ ) die äs­ thetische + — die koa^ taktive die emo­ tive + -i+ + + + — i die voluntative Funktionalstil die kom­ munika­ tive Funktionen der Sprache der der der des der Alltagsrede schönen Literatur Presse und Publizistik öffentlichen Verkehrs Wissenschaft + + — — — — — + — — — Auf dem Schem a sind zwei F u n k tio n alstile deutlich ein an ­ der gegenübergestellt: der F u n k tio n alstil der A lltag sred e und der F unktio n alstil der W issenschaft. Der erste ist durch die höchste A nzahl der F unktionen ch arak terisiert, w ährend dem zw eiten nur eine Funktion eigen ist, die in diesem Stil als intellektuell-inform ierende verw irklicht w ird. A ndere S tilklassifikationen in der deutschen S tilistik D as K riterium der W ortarten als G rundlage der S tilkla ssifik a tio n .— D ie B eg riffe „ N o m in a lstil" und „ V erbalstil".— D ie inhaltlich-stilistische L eistu n g der beiden S tilty p e n .— D ie allgem einsprachliche Tendenz zu r N om inalisierung. Neben der funktional begründeten S tilklassifikation sind in der deutshen S tilistik auch andere V ersuche der S tilty ­ penbestim m ung bekannt, vor allem d i e K l a s s i f i k a ­ tion, die auf dem K r i t e r i u m der W o r ta r ­ t e n a u f g e b a u t w i r d . Als H auptm erkm al des S tils betrachten die S tilforscher das vorw iegende A uftreten einer der drei H au p tw o rtarten : des S u b stan tiv s, des V erbs, des A djektivs. Sie begründen auf solche W eise drei Stiltypen: den substantivischen Stil (den S u b stan tiv stil), den verb a­ len Stil (den V erb alstil), den adjektivischen Stil (den A djektivstil). Die B edeutung und die stilistische L eistu n g der W ortarten, 20 nach, welchen diese S tiltypen bestim m t sind, ist v er­ schieden: a) das S u b stan tiv verkörpert G egenstände, die im a llg e ­ m einen als R ealien der W irklichkeit au fg efaß t w erden könrien; b) das Verb drückt T ätigkeiten, V orgänge au s und trä g t som it die Idee des Prozesses, der B ew egung (E xpres­ sio n ); c) das A djektiv ist T räg er der E igenschaften, M erkm ale, w odurch verschiedene E indrücke (Im pressionen) be­ w irkt w erden. In A bhängigkeit von dieser inhaltlichen L eistu n g bekom­ men die drei g en an n ten S tile noch andere B ezeichnungen, die in der deutschen S tilistik bekannt sind: der S ubstantivstil heißt „realistisch er S til“, der V erbalstil ist „expres­ sionistischer S til“, der A djektivstil g ilt als „im pressionisti­ scher S til“. Die K lassifikation nach dem K riterium der H au p tw o rtarten Weist hauptsächlich auf die B evorzugung bestim m ter W ör­ ter im Text oder im G ebrauch, sie sa g t n u r w enig über das W esen des S tils und noch w eniger über seine funktionale kom m unikative A ufgabe aus. D eshalb kann diese” K lassi­ fikation nur als eine zusätzliche gelten, die in keinem W iderspruch zu der funktional begründeten S tilk lassifik a­ tion steh t oder stehen kann. Im G egenteil, sie behält ihre G ültigkeit auch im Rahm en der F unktionalstile. Als B eispiele seien konkrete T extauszüge gegeben: — Substantivstil: „D am als lebte sein H erz; Sehnsucht w ar d arin und schw erm ütiger Neid und ein klein w enig V erachtung und eine ganze keusche S eligkeit.“ (Th. M ann, Tonio K röger.) „...Salzw ind, der ... einen gelinden Schw indel, eine gedäm pfte B etäubung hervorrief, in der die E rin n eru n g an alles Böse, an Q ual und Irrsal, an W ollen und M ühen trä g e und selig u n te rg in g .“ (Ebenda.) — Verbalstil: „Tonio sprach nicht. Er em pfand Schm erz. Indem er seine etw as schräg steh en d en B rauen zusam m enzog und die Lippen zum Pfeifen g eru n d et hielt, blickte er seit­ w ärts ins W eite.“ (E benda.) 21 —Adjektivstil: „M an sah von dort, von einem m o rän en artig en W all aus, auf drei kleine Seen hinunter, deren zwei nie g ä n z ­ lich auftauten, ... die aber eine köstliche A rt k räftig er F orellen führten mit rosigem Fleisch; und m an sah den ansteigenden Talkessel hinauf m it seiner geschw unge­ nen W endung...“ [30] W eiter folgen die B estim m ungen: eine sa n fte R o sen g lu t, die nachtblauen K lippenw ände, rotes Gold, bräunliche Sch a tten , him beerrote Schneehänge usw. [30, S. 129— 130]. In dieser B eschreibung herrschen A djektive vor, sie w ir­ ken beeindruckend (im p ressiv ): es ist ein typischer A djek­ tivstil. Noch eine B egründung der S tiltypen ist in der deutschen S tilistik als das Problem N om inalstil — V erbalstil bekannt. D as K riterium der U nterscheidung bildet hier einerseits die äußere (form ale) S e ite — das V orhandensein v e rh ä lt­ n ism äß ig vieler N om ina ö d e r V erbform en im G ebrauch, im Text — und and ererseits der G estaltu n g sty p der S ä tz e D as äu ß ert sich beim V ergleich in folgender G egenüber­ stellung: N о m i n а 1s t i 1 viele Nomina, ein beson­ derer, nom inaler Typ der S atzstru k tu r V e r b а 1s t i 1 viele Verbform en, ein ge-, w ohnlicher, verbaler Typ der S atz stru k tu r M it diesen beiden G estaltu n g sty p en der A ussage sind be­ stim m te inhaltliche D ifferenzen der N om inalstil verkörpert imm er eine stark e K o m p n m fS lm g des Inhalts, dank vielen S ubstantiven, besonders ihren bestim m ten Typen: den deverbativen suffixlosen und abgeleiteten W örtern auf -ung, deadjektlvischen auf d i e it^ k e it^ su b ­ stan tiv ierten Infinitiven und anderen gnippensefzeriden W örtern, d. h. solchen, 'die im stande sind, erw eiterte G ru p ­ pen um sich zu entfalten. W eit au sgebaute S u b stan tiv g ru p ­ pen sind T räger eines stark kom prim ierten In h alts, z. B.: der weitere A u fsch w u n g der W irtschaft jedes M itg lied la n ­ des der sozialistischen G em einschaft; die B ew ertu n g der L eistungen auf der G rundlage der g ü ltig en P rüfungsord22 nung; das E rgebnis der großartigen L eistungen des so zia ­ listischen deutschen S ta a tes in edlen B ereichen der G estal­ tu n g der entw ickelten sozialistischen G esellschaft. Die A ussage im V erbalstil trä g t d ag eg en einen_gew öhn­ lichen, oft einm aligen Inhalt, zeigt den SacH verhalt im W echsel, in einer N acheiB änderfolge von E reig n issen oder H andlungen: „E ines T ages, es w ar erst 6 U hr, w achte P eter auf. Er gähnte und g in g zum F enster. Er sah einen Fuchs. Er dachte, er träum e und rieb sich die A ugen. Aber da w ar doch ein Fuchs.“ [30] G. M öller ch arak terisiert die beiden S tiltypen folgender­ weise: N om inalstil streb t danach, die im Verb vo rh a ndene T ä tigkeiTlrTein S u b stan tiv zu überführen, also T ätigkeiten und P rozesse n ic h f durch Verben, wie im V erbSlstil, son­ dern hauptsächlich durch S ubstantive w iederzugeben. D abei gehen N ebensätze verlo reri,"statt der S atzgefüge erscheinen vielglied rig e E infachsätze. E in solcher Eihfachsä tz en th ält bei einer finiten V erbform viele su b sta n ti­ vische G lieder m it sta rk k o n z e n trie rte t In h alt [48, S. 71]. Vom kom m unikativen S tan d p u n k t aus bestim m t die Spezi­ fik beider S tiltypen G. S chreinert: N om inaler Stil entsteht, 'w e n n der M itteilende bestrebt ist, eine g anze Reihe von S achverhalten m it einem M al, d. h. sim u ltan au szu d rü k -0 ken — in einem erw eiterten E in fach satz m it n u r einer fini­ ten V erbform . V erbaler Stil entsteht, w enn der M itteilende bestrebt ist, die S achverhalte nacheinander, d. h. sukzessiv h£t m itzuteilen — durch m ehrere S ätze, jeder mit seiner eige­ nen finiten V erbform [60, S. 27—28]. W enn das M erkm al des N om inalstils lange, vielgliedrige F in fach sätze (große S chritte der Inform ation) sind, bevorzugt der V erbalstil kürzere und kurze S ätze mit eigenen V erbprädikaten (klei­ ne S chritte der In fo rm atio n ). Auch im Bereich der russischen Sprache zieht diese E rscheinung die A ufm erksam keit der Forscher auf sich. Die Forscher erklären den U nterschied so: der Text kann nach dem P rinzip einer K leindosierung des Inform ations­ gehalts aufgebaut w erden, d. h. der In h alt zerfällt in kleine Portionen, und jede von ihnen g ru p p iert sich um ihren eigenen verbalen Kern (finite V erbform ). Die g anze In fo r­ m ation besteht also aus M ikroetappen. D as bew irkt den 23 E indruck eines schnellen W echsels von S achverhalten und steig ert auf solche W eise die E x p ressiv ität der D arstellu n g [19, S. 305]. Vgl. folgendes Beispiel: „D as G eräusch des Regens d ra n g stärk er herein. E r lärm te förmlich. A lles rauschte, plätscherte, rieselte und schäum te. Der W ind w ar w ieder aufgekom m en und fuhr lustig in den dichten W asserschleier, zerriß ihn und trieb ihn um her. Jede M inute brachte neue K üh­ lu n g .“ [60] E inen ganz anderen C h arak ter bekom m t der Text, w enn er nach dem P rinzip einer G roßdosierung des In fo rm atio n s­ gehalts aufgebau t w ird: er besteht au s vielum fassenden Sätzen, die D arste llu n g erfo lg t in großen S chritten, der In h alt ist sta rk kom prim iert und erfo rd ert vom E m pfänger (Leser) eine stärk ere g eistig e K onzentration. D as sehen w ir ganz deutlich im folgenden Beispiel: „D as sind M aßnahm en, die auf die V erw irklichung der Idee zur Schaffung stab iler V erhältnisse für die G ew ährleistu n g des F riedens und der Z usam m enarbeit durch gem einsam e A n stren g u n g en der Völker und S taa ten A siens gerichtet sin d .“ (Neues D eutschland.) Die stilistische L eistu n g der beiden S tile h än g t von ihrer inhaltlich-kom m unikativen Spezifik ab und lä ß t sich auf folgende W eise bestim m en: d e r V o r z u g d e s V e r ­ b a l s t i l s besteht darin, daß er durch eine relativ hohe Zahl von V erben D ynam ik und B ew egung verkörpert und dadurch expressiver w irkt als nom inaler Stil. D e r V o r ­ z u g d e s N o m i n a l s t i l s besteht aber darin , daß m an m it ihm eine v erh ältn ism äß ig große Z ahl von S ach v erh al­ ten, die m iteinander in enger B eziehung stehen, auf ein­ m al, in einer A u ssag e m itteilen kann. Der N om inalstil verkörpert G egenständlichkeit und Begrifflichkeit, deshalb erfordert er eine stärk ere geistige K onzentration als der V erbalstil [60, S. 83]. Die V erw endungspotenzen der beiden S tiltypen in v er­ schiedenen F un k tio n alstilen sind unterschiedlich. Im allgem einen lassen sich folgende G ebrauchstendenzen feststellen: für die F u nktionalstile, die zur S achprosa gehören, also für die Texte der P resse, P ublizistik, W issen­ schaft, Technik, W irtschaft, V erw altung, diplom atische 24 Dokum ente ist der N om inalsti! als G estaltu n g sty p sehr charakteristisch. E r bedeutet die R ealisation der allgem einsprachlichen T e n d e n z z u r N o m i n a l i s i e r u n g , die g erad e in diesen F u n k tio n alstilen sehr produktiv w irkt. In der schönen L ite ra tu r können beide S tilty p en auftreten. In h a lt und Zweck der M itteilu n g entscheiden darüber, w elcher Typ — N om inal- oder V erbalstil — bevorzugt w er­ den muß. E inige V erfasser zeigen so g ar V orliebe entw eder für den N om inalstil, wie z. B. Th. M ann, oder für den V erbalstil, w ie z. В. B. K ellerm ann usw. Aber gew öhnlich findet m an in ein und dem selben W erk T extstellen in dem einen oder anderen Stil. Vgl. einige T extproben aus dem R om an „D er 9. N ovem ber“ von B. K ellerm ann: „U nd das Feuer rollte... D er Himmel stan d voller S chrapnellw olken, Schw ärm e von F liegern b rau sten im F rühlicht. Die G eschütze stam pften, pochten, knack­ ten... E in H ag elstu rm von zerfetzten L eibern fegte über die Erde. M illionen H erzen verkram pften sich in T odesangst.“ Diese S childerung h a t alle M erkm ale des V erbalstils, schafft das Bild höchster D ynam ik, w irkt sehr expressiv. Noch ein A uszug au s dem selben Roman: „V erbrechen, H abgier, H euchelei, Scham losigkeit, das w ar E uropa, nichts sonst. Die europäischen G ro ß staaten . h atten das R aubritterw esen ins G igantische gesteigert. G estü tzt auf ihre H eere und Flotten...“ In dieser zw eiten S childerung herrscht der N om inalstil vor, die T räg er der Inform ation sind hier S ubstantive, der In h alt ist stärk er kom prim iert. Der Normbegriff in seiner Bedeutung für die Funktionalstilistik A llgem einer B eg riff „Sprachnorm ". — D ie U nterscheidung der S ystem n o rm und der Ver­ w endungsn o rm .— Die S tiln o rm en . Die S prache als M ittel der K om m unikation innerhalb der m enschlichen G esellschaft m uß dadurch gekennzeichnet sein, daß für ihren G ebrauch gew isse übereinstim m ende 25 M om ente und B edingungen gegeben sind. A nders g esag t m üssen in der entsprechenden S prachgem einschaft für die sprachlichen M ittel und ihre V erw endung bestim m te a llg e­ m ein akzeptierte R egeln oder Norm en gelten. Je w eitgehen­ der ihre Ü bereinstim m ung ist, um so besser k an n die Sprache als K om m unikationsm ittel ihre gesellschaftliche F unktion erfüllen. D er allgem eine B egriff „S p rachnorm “ kann g erad e als Ü bereinstim m ung im S prachgebrauch einer bestim m ten G em einschaft v erstan d en w erden. Die Norm ist in der Sprache von vornherein vorhanden, eine Sprache ohne Norm ist nicht S. 320]. Aber in der A uffassung der S prachnorm lassen sich deutlich zwei R ichtungen e r­ kennen. Die so g en an n te t r a d i t i o n s o r i e n t i e r t e A uffassung will den N orm begriff nur auf die V orschriften von G ram m atiken und W örterbüchern beschränken. Die neuere A nsicht v ertritt eine f u n k t i o n a l e N orm auffas­ sung, sie richtet sich nach der lebendigen S prachentw ick­ lung, nach dem tatsächlichen Z ustand einer konkreten S p ra ­ che. Die letztere A uffasung b asiert -auf dem Grüffäfcafz,’ daia die N orm sowohl auf das S prachsystem als auch auf die S prachverw endung bezogen se in muß. Die Sprachnorm als S y s t e m n o r m um faßt die zu einem bestim m ten Z eitpunkt "h eräu sg eb ild eten und bestehenden Gesetzm äßigkeiten, die den G ebrauch der gegeben'en_ Sprache in ihrer mündTicheiv und schriflichen Form regeln. Es h an d elt sich eigentlich um* die realisierten sprachlichen M öglichkeiten, die von den konkreten kom m unikativen B edingungen , und S ituationen nicht ab h än g ig sind. D. N erius bem erkt in diesem Z usam m enhang: gleichgültig, welche kom m unikativen B edingungen oder S ituationen v o r­ liegen, w erden in der deutschen G eg en w artssp rach e in keinem F alle beispielsw eise Form en wie: das Tisch, er taufte, g estern ich habe g etro ffen ihn o. ä. gesellschaftlich akzeptiert, y/eil sie der System norm der S prache nicht entsprechen [50, S. 323]. Die S prachnorm als V e r w e n d u n g s n о r m ist dagegen durch die kom m unikativen B edingungen oder K om m unika­ tionsbereiche bestim m t. Sie ist eine solche R ealisierung der sprachlichen M öglichkeiten, die auf der A usw ahl der sprachlichen M ittel beruht, die selbst aus der S itu atio n oder dem .funktionalen Bereich resultiert. Die V erw endungsnorm w ird gewöhnlich als Stilnorm bezeichnet. Da es sich aber 26 um die D ifferenzierung der V erw endungsnorm nach den verschiedenen funktionalen B ereichen handelt, spricht m an nicht von einer einheitlichen S tilnorm ,-sondern von S til­ norm en. Doch ist auch die S prachnorm a |s System norm nur als allgem einer B egriff anzunehm en. In W irk lic h k e it'g ib t'e s in jeder entw ickelten Sprache, auch im D eutschen, nicht nur eine System norm , sondern stehen m e h r e r e N o r ­ m e n nebeneinander. E inerseits die E xistenzform en der Sprache (die L iteratu rsp rach e, die U m gangssprache, die M u n d a rt), an d ererseits ihre . T eilsystem e (die Ebenen) besitzen ihre eigenen N orm en..So w erden in diesem letzten S inne unterschieden: A ussprachenorm en, die m it der phonetisch-phonologischen Ebene verb u n d en sind; g ram m a ti­ sche N orm en, die sich im Rahm en der m orphologischen und syntaktischen Ebenen behauptet haben; lexikalisch-sem an­ tische Norm en usw. (m an könnte noch von o rth o g rap h i­ schen u.a. Norm en sprechen). Es gibt w eiter U nterschiede nach dem G rad der A u sp rä­ g u n g d ieser Norm en. Das. ^eig t sich in einem besonderen ■Verhältnis von friVariänz {die Sum m e der In v arian ten ) und V arianten in jedem Teilsystem der Sprache; Den höchsten G rad von In v arian z (S ta b ilität) rep räse n tiert 'z. B. die deutsche O rthographie, hier bestechen'nur w enige V arianten. Auch im m orphologisch-syntaktischen Teilsystem der S prache ist die Norm relativ deutlich a u sg e p rä g t und re la ­ tiv stab il, obwohl hier schon zahlreiche V arian ten v o rh an ­ den sind. Eine, hohe V ariab ilität-ch arak terisiert den. lexika­ lisch-sem antischen Bereich, der »von verschiedenen e x tra ­ linguistischen" F aktoren sehr sta rk beeinflußt wird. Die N o rm 'ist in diesem Teilsystem der Sprache nicht so stabil w ie z. B. in der G ram m atik. Im großen und ganzen ab strah ieren die S prachsystem nor­ m en (die in v arian ten Bereiche aller Ebenen) von den kon­ kreten kom m unikativen B edingungen. ,D ie Stilnorm en d a­ gegen, als Norm en der sprachlichen, V erw endung* sin d .^ n die kom m unikativen B edingungen u n m ittelb ar gebunden. N ach der B estim m ung von E. Riesel differenzieren sie „die V erw endung der allgem einen S prachnorm en nach funktio­ nalen und sem antisch-expressiven M om enten“ [52, S. 44]. D. N erius bestim m t ihre W irkung auf folgende W eise: „Die S tilnorm en bew egen sich som it innerhalb der durch die S prachsystem norm en gegebenen M öglichkeiten und treffen 27 aus diesen eine... ch arak teristisch e A usw ahl. Diese A us­ w ahl m anifestiert sich in der sta tistisc h faßbaren B evorzu­ g u n g bestim m ter sprachlicher M ittel in dem jew eiligen A nw endungsbereich.“ [50, S. 331] W. Fleischer und G. Michel erheben im Z usam m enhang m it dem B egriff „A usw ahl der sprachlichen M ittel“ die F rage, die in je d er w issenschaftlichen D iskussion über die Problem e der S tilistik auftaucht: ob der Sprecher (der A utor) w illkürlich, frei w ählen kann, oder ob der Stil doch auf G esetzm äßigkeiten (auf S tilnorm en) beruhe, die die W illkür (die F reiheit) ausschließen? [24, S. 50] Die richtige A ntw ort auf diese F ra g e ist nach ihrer M einung nur die, daß die W ahl im R ahm en des S tils, näm lich des F unktio­ n alstils G estaltu n g sp rih zip ien und SprlOT0¥ffleft pSprachelem ente), die von der G ram ­ m atik, von dem Lexikon, von dem P honem bestand usw. w eitgehend vorgeschrieben sind, sind als obligatorisch (als S ystem norm en im R ahm en des S tils) zu begreifen. A ber es j kommen in zw ei oder m ehr Texten m it gleichem typisiertem / In h alt (d. h. zu'eindm F u n k tio n alstil gehörig) auch solche/ s a c h l i c h e n V arian ten (Form en, W örter usw .) vor, did im iiy id u e ir berdfngt, also vom Sprecher (Autor) fakultativ (T re rp id ^ e w a n it sind. D ib se T a k u Itativ itat kann bestim m ­ te G renzen nicht überschreiten, i sie ist sfefs durch die iRTIglßpFachTlchen und außersprachlichen B edingungen der K om m unikation begrenzt. Wie die beiden S tilforscher beto­ nen, determ iniert doch die außersprachliche M itteilu n g ssi­ tu a tio n die A usw ahl der M ittel und die E n tsch eid u n g des A utors (des S prech ers). Diese E in sch rän k u n g der F akultativ ität (der F reiheit in der A usw ahl) ist eben ein w ichtiger A spekt für die A uffassung des S tilbegriffs, weil sie auf bestim m te geltende Stilnorm en zurückzuführen ist. In verschiedenen F u n k tio n alstilen ist die F reiheit der A us­ w ahl und som it der Bereich des F ak u ltativ en unterschiedIrc h rse h r groß im S til der schönen L iteratu r, im A lltag sstil und ziemlich4 ein g esch rän k t im Stil der W issenschaft, im sachlich:offiziellen Stil.» Die firfasfciiri'g und F estleg u n g der ‘Norm für einzelne F unktionalstile erreicht m an in theoretischer H insicht m it H ilfe des B egriffs „S tilzü g e“, und das soll in der w eiteren D arleg u n g versucht w erden. W as ihre praktisch-linguistische E rm ittlu n g angeht, so kann m an sich auf folgende F eststellu n g von E. Riesel und 28 E. Schendels berufen: „D ie Sprach- und S tilnorm en w erden durch den statistisch en H inw eis ihres H äufigkeitsvorkom ­ mens zu bestim m ten Z eitabschnitten in bestim m ten kom ­ m unikativen Bereichen erschlossen.“ [54, S. 4 4 ]1 Die C harak teristik einzelner F unktionaistile nach ihren S tilzügen Der B eg riff „S tilzü g e ".— E in zeln e F unktional­ stile m it ihren S tilzü g en : S til des ö ffe n tli­ chen Verkehrs, S til der W issenschaft, S til der P resse und P u b lizistik, S til der A lltagsrede, S til der schönen L iteratur. Der B egriff „S tilzü g e“ h än g t m it der E ig en art des F unktio­ n alstils zusam m en, m it seiner kom m unikativen und sp rach ­ lichen Spezifik. F ü r diesen B egriff gibt es noch keine be­ friedigende D efinition in der S tilistik. Die g eg en w ärtig en S tilforscher beschäftigen sich m it dem P roblem der S til­ züge sehr viel, in ihi'en A rbeiten findet m an verschiedene M einungen über den B egriff selbst und über seine B edeu­ tu n g für die Theorie der F unktionalstile. Z uerst w urde der B egriff „S tilzü g e“ von E. Riesel so be­ stim m t, daß m an d aru n ter die H auptm erkm ale der F unktio­ n alstile verstehen s o llte 2. In ihrer P rä z isie ru n g bedeuten die S tilzüge nach E. Riesel „innere E igentüm lichkeiten“ der F unktionalstile, ihre „stilbildenden und gleichzeitig auch- stilreg eln d en O rd n u n g sp rin zip ien “ [52, S. 57—58]. 1 V gl. in diesem Buch die A bsätze über den W andel der Norm, über den V erstoß gegen die Norm und über andere dazu gehörige F rag en , w ie auch die konkreten Beispiele. 2 «Заслуга введения в лингвистическую литературу этого терми­ на (стилевая черта.— Т. Г .) принадлеж ит Э. Г. Ризель. Впервые он был употреблен... в ее работе «П олярны е стилевые черты и их я зы ­ ковое воплощение», где автор понимал под ними «внутренние при­ меты различных функциональных стилей в целом, а так ж е индиви­ дуального стиля». ...Склады валось представление, что речь идет о качествах речи, которые интуитивно ощ ущ аю тся читающим или пи­ шущим. Обозначение таких примет стиля термином «стилевая черта» представлялось очень удачным... О днако в дальнейшем Э. Г. Ризель отходит от своей первоначальной формулировки и трактует термин «стилевая нерта» уж е двояко: как стилеооразующ ий ф актор (при­ мета) и как фактор, регулирующий отбор определенных языковых фактов в различных функциональных стилях...» (Троянская Е. С. Цит. соч., с. 50). 29 A nders g esag t sind sie W esensm erkm ale eines F u n k tio n al­ stils, die aus seiner gesellschaftlichen Spezifik entstehen und ein bestim m tes System von sprachlichen M itteln aller E benen nach sich ziehen, W. Fleischer und G. Michel sehen in den S tilzügen „textim m anente Q u alitäten “ , d. h. solche charakteristischen B esonderheiten des Stils, die im Text gegeben sind, sich in der V erteilung, K om bination und H äufigkeit sprachlicher E lem ente erkennen lassen [37, S. 63]. Von den anderen Stilforschern w erden die S tilzüge als „w esentliche stilbedingende F ak to ren “ bestim m t [57, S. 142] oder als „Q u alitäten der Rede“ v erstan d en [30, S. 6—7]. W enn m an die an g efü h rten D efinitionen m iteinander v e r­ gleicht, so kom m t m an zu folgender F eststellu n g : w ährend W. Fleischer und G. M ichel hauptsächlich sprachliche B esonderheiten als S tilzüge auffassen, betont E. Riesel in erster Linie ihren außersprachlichen C harakter, näm lich die T atsache, daß die S tilzüge die A usw ahl und A nordnung der sprachlichen Elem ente im Text von außen bedingen und m otivieren. W ill m an die beiden A nsichten vereinigen, wie es in speziellen U n tersuchungen gem acht w ird so muß m an folgende D efinition dieses Begriffes für rich tig halten: S t i l z ü ^ e&ind stilbildende F aktoren, die die sp rach ­ liche JSpezifik desb'betreffenden F u n k tio n alstils u n m ittelb ar bedingen. Die Z w eideutigkeit des B egriffs erlau b t es, zwei A rten der S tilzüge zu unterscheiden: 1) die e x t r a l i n ­ g u i s t i s c h e n W esensm erkm ale des S tils als Q u alitäten des entsprechenden Redetyps; 2) seine l i n g u i s t i s c h e n W esensm erkm ale, die nur in der S tru k tu r eines G roßtextes bzw. einer größeren T exteinheit voll realisiert und dadurch erk an n t w erden können [14, S. 96]. Jed er F unktionalstil muß bei seiner C h arak teristik nach diesen beiden A rten betrach tet w erden, in Ü bereinstim m ung m it der kom m unikativen A ufgabe, die noch als soziale (gesellschaftliche) Funktion des S tils angesehen w ird. Im w eiteren folgt die C h arak teristik der F u n k tio n alstile des D eutschen nach solchen Prinzipien. 1 «По мнению M. П. К ульгава, сформулированному в его дис­ сертации, стилевые черты являю тся и характерными признаками и одновременно своеобразными правилами (нормами) излож ения в том или ином стиле, ...детерминируют отбор и комбинирование со­ ответствующих языково-стилистических средств» (Троянская Е. С. Цит. соч., с., 51). 30 Stil des öffentlichen Verkehrs Die soziale Funktion dieses Stils ist die E rm öglichung der offiziellen V erstän d ig u n g zw ischen den öffentlichen ►Behör­ den, öffentlichen O rg an isatio n en und der Bevölkerung. Dabei muß. die B evölkerung, also der E m pfänger der Infor­ m ation, zu einem bestim m ten V erhalten g ebracht w erden, ihre H an dlungen m üssen offiziell geregelt w erden. D aher auch die voluntative Funktion, die diesem S til innew ohnt. W. Fleischer und G. Michel bezeichnen ihn als „fu n k tio n a­ len S tiltyp der D irektive“ [37, S. 264]. Der offizielle Stil ist in A m tsdokum enten, offiziellen M itteilungen, V orträgen, A nsprachen, G esetzbüchern, V erordnungen usw. verk ö r­ pert. D ie G esam theit dieser Q uellen bildet das M aterial zur E rforschung des Stils. I. E x t r a l i n g u i s t i s c h e S t i l z ü g e . Da der V er­ kehr im offiziellen Bereieh konkret sachbezogen ist, grlt die Sachlichkeit als eine der H aupt.qualitäten des S tils. Sie bedingt in höKem G rad seinen W ortschatz. 2 u m zw eiten w ichtigen M erkm al gehört d as.sac h b ed in g te Fehlen von In d iv id u alität — die у,Ш ре^оЫ [сЬкеЦ : de£ StiTsT’W eiter m üssen seine P o n n t i ^ k ^ ^ ^ ^ T ^ ^ n von E m otionalität g en an n t w erden. Die P r ^ M ^ T s t ’a ucfi einer "Her Stilzüge, die mit dem S treben nach V erdeutlichung verbunden sind. In diesem Sinne kann m an auch den S tilzu g „E in d eu tig ­ keit“ erk lären [37, S. 264]. Wie die S prachforscher unterstreichen, w urzelt der Stil des öffentlichen V erkehrs (der Amts,st Ц) im alten, deyt§chen K anzleistil. D aher stam m en sbine §teifti ei t',Tn a nefte Vera 1tete Form en, w esw egen der Stil oft schw erfällig und unbe­ w eg t w irkt. M anchm al bezeichnet m an den offiziellen Stil als „papiernes D eutsch“ (P ap ierd eu tsch ). II. L i n g u i s t i s c h e S t i l z ü g e . An der lexischen Seite des S tils (in seinem W ortschatz) tr itt in den V order­ g ru n d die sogenannte funktional gefärbte Lexik — spezielle sachliche B ezeichnungen, d aru n ter Term ini, nicht selten F rem dw örter, F orm ulierungen und F achausdrücke am tli­ chen C harak ters als e rs ta rrte sprachliche Form eln, wie z.B. vonstatten gehen, unter A n w e n d u n g aller Kräfte, unter A u sn u tzu n g , H eranziehung usw. Typisch ist für diesen Stil die V erw endung von P ronom inaladverbien: hierm it, hiervon, hierfür usw.; allgem einer V erben: un ternehm en, durchführen, vornehm en, erfordern usw.; bestim m ter „A m tspräposilionen“ : zw ecks, laut, infolge^ g em ä ß ü. a. In diesem S til erscheinen ö lt Streckform en (v erb al-su b stan ­ tivische W o rtv erb in d u n g eh T T '^^ 'FerTeswftg“ bringen, zu r D urchführung bringen, unter B ew eis stellen, in K en n tn is setzen usw. Dem S til und seiner Lexik ist ü b erhaupt eine mehr oder w eniger gehoben-offizielle F ärb u n g eigen? Sehr produktivsind z u s a m m e n g e s e t^ ^ b s tä n tiy e (au s dem S treben nach V erdeutlichung), ab strak te su bstantivische W örter auf -ung, -heit, -keit, su b stan tiv ierte Infinitive! Sie stehen alle im D ienst des N om inalstils. Die g ram m a tische Seite des S tils ist ihrerseits durch spe­ zifische^KsonBeifTieIfenr gekennzeichnet. V ielgliedrige. Ш й . l^ n g e E infachsätze bilden ein a u ff а 1len des ‘Mer km a l s a c h - licfT-offrzfeller Texte. Die Tendenz zur N om jnaH sierung offenbart sich in der T nrw tegerfd s u h s ta n tivischen S a tz Struktur: S ubstan tiv e besetzen alle S atzpositionen, so g ar dTS des P rä d ik ats, sie entw ickeln um fangreiche G ruppen — S u bstantivgrupjjen (B lockbildungen) — um sich,'die ganze K etten von G en itiv attrib u ten einschließen können. G e­ bräuchlich sind .Paßsiykonstruktionen zur G estaltu n g u n ­ persönlicher A ussagen, P a rtlzip iälg ru p p e n und andere syntaktische G ruppen. Ein gan z spezifisches M erkm al ist d’äs" Vorkom m en von Im perativform en. D as h ä n g t dam it zusam m en, daß dadurch offizielle A nordnungen, V orschrif­ ten, A nw eisungen au sg ed rü ck t w erden. M anchm al erschei­ nen ^HißtischfiJSItefiL Sie dienen dem .Я Ш агаегж ёск sow ie d azu /b estim m te A nw eisungen, Ü berschriften, A ufforderun­ gen u. a. zu verdeutlichen. Zu den archaischen Form en und K onstruktionen der gram m atischen S eite des S tils gehören das voran g esteilte A djektiv in Kurzform als A ttri­ but (rein Wolle, echt G old), das nach g estellte unflektierte A djektiv als A ttrib u t (B u tte r extra fein, W irkw aren anschm iegsam , pflegeleicht u. a.). D ieser G ebrauch ist haupsächlich für die W erbesprache (Reklam e) ch arak teri­ stisch. D er nachstehende Text au s dem „G esetz über den M ini­ ste rra t der D eutschen D em okratischen Republik vom 16. O ktober 1972“ soll eine Illu stratio n des am tlich-offi­ ziellen Stils sein: 32 §2 „(1) Der M in isterrat erfü llt seine A ufgaben ili V erw irk­ lichung der B eschlüsse der P artei der A rbeiterklasse auf der G ru n d lag e der G esetze und B eschlüsse der V olkskam m er. (2) D er M in isterrat ist dafür verantw ortlich, daß die bei der G estaltu n g der entw ickelten sozialistischen G esell­ schaft zu lösenden A ufgaben der staatlich en Innenund A ußenpolitik au sg earb eitet w erden. E r h a t der V olkskam m er die von ihr zu treffenden E ntscheidungen rechtzeitig zur B eschlußfassung vorzulegen. E r u n te r­ b reitet der V olkskam m er E ntw ürfe von G esetzen und Beschlüssen. (3) Der M in isterrat, sein V orsitzender und seine M it­ glieder sind der V olkskam m er für ihre A rbeit v e ra n t­ w ortlich und rechenschaftspflichtig. Der V orsitzende des M in isterrates gibt zur N euw ahl die R eg ieru n g serk lä­ ru n g über die Ziele und H au p tau fg ab en der T ätigkeit des M in isterrates ab, v e rtritt bei d er B eh an d lu n g g ru n d ­ legender F rag en der D urchführung der S taatsp o litik in der V olkskam m er den S tan d p u n k t des M in isterrates und legt R echenschaft über die geleistete A rbeit ab. (4) Der M in isterrat u n te rstü tz t die A rbeit der A usschüs­ se und der A bgeordneten der V olkskam m er. E r sichert, daß die A usschüsse über w ichtige F ra g en der D urchfüh­ ru n g der S taa tsp o litik inform iert w erden und w ertet E rgebnisse ihrer T ätigkeit für seine A rbeit aus.4*[30] S til der W issenschaft Die funktionale S p e z ^ c des w issenschaftlichen S tils be­ steht in der VefBrnfluner von E rkenntnissen. D as können. E orm ulieriing von^G esetzen, Auf sfellufig? ' u n tf E rö rteru n g von Problem en, D arleg u n g vörTT älsächeh und Beweisen u. a. s e in ^ D a b e i geht es um V erallgem einerungen über den konkreten E inzelfall h in a u s”, bem erken W. Fleischer und G. M ichel [37, S. 260]. Es h an d elt sich imm er um die soge­ n an n te rationelle K om m unikation. D eutlich ist dabei das S treben nach einer v o llstän d ig en A usform ulierung. I. Als e x t r a l i n g u i s t i s c h e Besonderhei­ t e n dieses S tils gelten folgende für ihn charakteristische M erkm ale: die Logik — sein allgem einer und obligatori2 Т. C. Глушак 33 scher Stilzug, mit welchem noch andere charakteristische M erkm ale verbunden sin d ,—jdi.fi.,K larheit, die F o lg erich tig ­ keit. Die G edankengänge m üssen l<lär uM'tO^keitrös'&htwikkelt sein, „S p rü n g e“ und A uslassungen sind in diesem Stil unzulässig. Typische ex tralin g u istisch e M erkm ale des w issenschaftlichen S tils sind w eiter die Sachbezogenheit und P räzision. Die letztere kann als das Streben näcn Defi­ nitionen v erstan d en w erden. Neben der Logik existiert noch ein sehr allgem einer S tilzu g der w issenschaftlichen Tex- te — die A bstraktion. W. Fleischer und G. Michel b etrach­ ten sie als „G ru n d zu g “ [37, S. 260]. D as Fehlen der emo­ tionalen E xpressiv ität ist in diesem Stil natürlich, hier kann nur von der logischen E x p ressiv ität die Rede sein. Sie h än g t m it dem S tilzu g „L ogik“ zusam m en und offen­ b a rt sich in A ufbau und A ufgliederung der Texte, in' spe­ ziellen A rten der V erbindung zw ischen einzelnen Teilen des Textes, im C h arak ter der S chlußfolgerungen usw. M an muß noch d arau f hinw eisen, daß im w issenschaftli­ chen Stil die objektive D arleg u n g der Z usam m enhänge dom inieren m uß, das Subjektive tr itt hier zurück. II. Die l i n g u i s t i s c h e n S t i l z ü g e des w issen ­ schaftlichen S tils spiegeln sich in den R egeln der Auswahl und V erw endung sprachlicher M ittel, in ihrer A nordnung bei der T ex tg estaltu n g usw . w ider. D as betrifft in erster Linie die lexikalische Ebene der T ex tg estaltu n g , d.h. die W ortw ahl. W issenschaftliche Texte, en th alten viel spezielle LexiF.HDazu gehören Term ini und term inologische/ WorTver Bindungen, spezielle R ealienbezeichnungen; W issen­ schaftliche Term ini und Realien bilden S tützpunkte der them atischen O rg an isieru n g der W ortw ahl. Ihre V erw en­ d u n g dient gerade der D arleg u n g und präzisen V erm itt­ lung des w issenschaftlichen Inhalts. Die m eisten w issen­ schaftlichen Term ini sind F rem dw örter, sowohl bekannte und deshalb verstän d lich e als auch solche, die nur an einen bestim m ten A dressatenkreis gerichtet sind. An der stru k tu rellen Seite der W örter läß t sich die Ten­ d e n z zur Z usam m ensetzung feststellen: das V orhanden­ sein zahlreicher zusam m engesetzter S u b stan tiv e (i^omposltaT T st " е т Г \<feenfficfie iingutsflschV G härakleristik des Stils. Z usam m engesetzte S u b stantive stehen im D ienst der P räzision, sie % й ^ п ^ е п ио?Г D efinitionen und E rläu te­ rungen ur\d leisten auf solche W eise ihren B eitrag zur K om prim ierung des In h alts und Ökonomie der A usdrucks34 form. Viele .A bstrakta dienen zur B ezeichnung und W ie­ dergabe ab strak ter W issenschaftlicher Begriffe. Die m ei­ sten von solchen B ezeichnungen sind deverbative A blei­ tu n g en mit dem Suffix-ung. Zur Spezifik des S tils gehört auch häufiger G ebrauch von v erbal-substantivischen W nrtvprhindungen oder ЪйеаеШ&т&п: die Streckform en В ё Т Ш г Н й Г r VerЗеШТГсЬипg ^ ü h d M"" A usform ulierung: die N otw en d ig keit anerkennen, in eine N achprüfung eintreten, eine F ortführung finden, eine H ebung bringen, E m pfehlungen erarbeiten usw. Z usam m enfassend kann m an also sagen: d as- V o rh err­ schen substantiv isch er Term ini, eine große Zahl von zu ­ sam m engesetzten S ubstantiven, die V erw endung vieler Streckform en (F u n k tio n sv erb fü g u n g en ), .zahlreiches A uftretea^von S u b sta ntiven fiuT^ung) sind H auptm erkm ale dlT Texikalischen Ebene der w issenschaftlicnen Texte. TSie. zeugen von stark . uomin.alerri C harakter, dieses Stils. ► w S e i t e " des S tils betrachtet, so erkennt m an d i z u r N om inalisierm ig. noch deutlicher. S i^ w ir H ^ u r c h folgende syntaktische Beson­ derheiten gekennzeichnet: Sa tz Struktu re n m it s ta r ke r - nem inaler K onzentration; zahlreiche -Substantivgruppen m it deF Tendenz zur" B lockbildung (m ehrgliedrige S ubstantiv g ru p p e n ); GebraülfH/vüTr^ P assiv sätzen (vorw iegend zw eigliedriger^StruktuF) im D ienst der U npersönlichkeit, d. h. zum Au sd ruck der Prozesse, u n ab h ä n g ig von ihrem U rheber. Der u n j^ x ^ p H c h e C h arak ter der M itteilungen i s t für den w issenschaftlichen Stfl im allgem einen ein ch a­ rakteristisches M erkm al. Als Satztyp dom iniert der V or­ gangssatz,; er tr itt als H auptform der W iedergabe verschiederreF P rozesse auf. Der A u ssag esatz ist dom inierend als kom m unikativer Satztyp. A usrufe- und F ra g esä tze als Kennzeichen der em otionalen Rede erscheinen in diesem Stil selten. K urzsätze und besonders E llipsen sind hier auch nicht am P latz. Als Illu stratio n des w issenschaftlichen S tils dienen fol­ gende Texte: „E ine neue M ethode zur D iag n o stizieru n g des M yo­ k ard -In fark ts m it Hilfe von B lutferm enten ist von so­ w jetischen M edizinern entw ickelt w orden. E in führender sow jetischer In tern ist erk lärte dazu auf einer P le n a rta g u n g der sow jetischen kardiologischen G esellschaft in Kischinjow, daß zusätzlich zum E lektrokardiogram m M enge 2* 35 und A ktivität von B lutferm enten festg estellt w erden. D as erm ögliche es, den M yokard-Infarkt selbst bei atypischen F ällen, insbesondere bei älteren M enschen, m it Sicherheit zu diagnostizieren. Zur A usw ertung der M eßdaten w erden Com puter einge­ setzt. Zu diesem Zweck .w urde eine m athem atische M etho­ de zur M engenanalyse der Ferm ente entw ickelt. Die A n ä : lysenergebnisse w erden auf einem Lochstreifen festg eh al­ ten.“ [30] „D er E ntw urf bin ärer Z äh lsch altu n g en vorgegebener K odierung besteht in der B estim m ung eines kom bina­ torischen N etzw erkes, das die A u sg än g e der N K ippstufen des Z ählers auf die V o rb ereitu n g sein g än g e rückkoppelt. F alls der E ntw urf aus einem vorgegebenen Z ählzyklus erfolgt, der w eniger als 2N Z ustände um faßt, besteht die M öglichkeit eines geschlossenen N ebenzyklus. Um das zu erkennen, w ird v o rg esch la­ gen, den S chaltu n g sen tw u rf m it H ilfe des Z u sta n d sd ia­ gram m s zu an aly sieren .“ [30] S til der P resse und P u b lizistik Seine soziale Funktion ist Inform ierung und P ro p a g an d a. Der P ressestil inform iert die M assen über aktuelle E reig ­ nisse in der .Politik, im G esellschaftsleben, in der W elt überhaupt; zugleich gehört es zu seiner A ufgabe, den Leser im Sinne einer bestim m ten politischen und ideologi­ schen E in stellu n g zu beeinflussen und zu erziehen. Dem Z ie l'd e r M einungsbeeinflussung und der kollektiven E r­ ziehung ist eigentlich die gesam te T ex th erstellu n g u n te r­ geordnet. F ür diesen Stil ist die M an n ig faltig k eit von E rsch ein u n g sarten (T extsorten) charakteristisch: L eit­ artikel, B ericht, K om m entar, Chronik, R ep o rtage. N achrieht, Z eitungsnotiz, M eldung u. a. D as bedeutet, daß die sprachlichen Ä ußerungen in P resse und P u b lizistik sehr v erschiedenartig, sind. I. D i e e x t r a l i n g u i s t i s c h e n Züge des S tils können folgender w eise bestim m t w erden: eine deutliche ideologisch-politische O rientierung; die A k tu alität der Them atik, d.h. die B eleuchtung der E reig n isse des T ages (daher die B enennung „T ag esp resse“ ); der unm ittelbare Appell an den Leser. Im letzteren F all soll das gem eint 36 sein, w orüber W. Fleischer und G. Michel in ihrer S tilistik schreiben: „E s w ird stä n d ig versucht, einen sp ü rb aren В ez u g z u m E m p f ä n g e r herzustellen. V ielfach w ird er als ein G espräch sp artn er einbezogen oder als Leser direkt angesproctien.“ [37, S. 267] W eiter m üssen, das S treben nach O bjektivität und die K onkretheit , g en a n n t w erden. Doch w ird dabei nicht selten und bew ußt die P ersö n lich ­ keit (eines B erich terstatters, eines S taatsm an n es, eines po­ litischen F ü hrers usw.) ins Spiel gebracht. II. D i e l i n g u i s t i s c h e n S t i l z ü g e h än g en m it dert oben aufgezählten M erkm alen zusam m en. Die E ig en ­ a rt der lexischen Seite bew irken folgende E rsch ein u n ­ gen: viele R ealienbezeichnu n gen (N am en, Titel, O rtsZ eitangaben u. a .); gesellschaftlich-politische Term ini, d aru n ter viele Frem dw örter, hauptsächlich In tern atio n a­ lism en; N euw örter (N eologism en) als B ezeichnungen tü r neue aktüelle Begriffe auf allen G ebieten des g esell­ schaftlichen Lebens. Sie finden gew öhnlich in der P resse ihre erstm alig e V erw endung und w erden d an n w eiter verbreitet. U nter ihnen sind oft M odew örter, die nicht n u r im alltäg lich en Spraphyerkehr, sondern auch in der p oli­ tischen S prache auftauchen können. F ü r die B ezeichnung se h r aktueller und im gesellschaftlichen Leben bekannter Ideen und S achverhalte geb rau ch t m an im P ressestil die sogenannten S chlagw örter. Sie können als Ü berschriften stehen, m üssen dem Leser sofort ins A uge fallen und bei ihm ein bestim m tes V erhalten hervorrufen, sein In teresse erw ecken usw . Die Sonderlexik und S onderphraseologie, d. lu sta rk em otional gefärbte W örter und W endungen, hauptsächlich politischen C h arak ters, gehören auch in den W ortschatz des P ressestils. Sie dienen in der Regel dem Zweck der politischen E n tlarv u n g . Die B erich terstatter betonen durch die W ahl solcher Lexik ihre persönliche P osition oder die S tellu n g n ah m e ihres L andes, ihrer P a r ­ tei usw. Der syntaktischen S eite des P ressestils gehören ,auch be­ stim m te allgem eine M erkm ale an, die als seine sp rach li­ chen S tilzüge gelten könneh. D azu gehört ersten s so eine auffällige E rsch ein u n g w ie die . v ariierte W ortfolge j n Schlagzeilen und Ü berschriften: m an bezweckt dam it eine stark e inhaltliche H ervorhebung, B etonung usw . D as ch a­ rak te risie rt nicht so sehr die offiziellen Texte,, als verschie­ dene M itteilungen, R eportagen, M eldungen über die G e­ 37 schehnisse des alltäg lich en Lebens. Im gleichen D ienst steht ferner die V erw en d u n g .v o n elliptischen S ä tz e n (die E rscheinung der E llip se), die ebenfalls als Schlagzeilen und Ü berschriften ch arak teristisch sind. Die A ufgabe der E llipse besteht bekanntlich darin, den K ern des Inhalts, den w ichtigsten S in n g eh alt sofort in kurzer Form an zu g e­ ben/ G erade deshalb spielt sie eine große Rolle in S ch lag ­ zeilen und. Ü berschriften, R eklam eangaben usw., zu deren kom m unikativen A ufgabe es gehört, die A ufm erksam keit des L esers auf sich zu lenken. Als eigene B esonderheit im V ergleich zii den, arideren S achstilen kann im P ressestil der G ebrauch von F rage- und A usrufesätzen gew ertet w erden. Sie sind zum U nterschied vom A u ssag esatz em o­ tionell gefärbt und verleihen bestim m ten Zeilen oder S tel­ len, auch Ü berschriften, Schlagzeilen expressive S ch attie­ rungen. E m ^aU gm e^.S£L achlicher S tilzu g des P ressestils ist das V orhandensein vieler S ubstantive, die oft als S ub­ stantiv g ru p p en , Blockbildungen, A ufzählungen, Ketteri v o n . G enitiv attrib u ten (genitivische K etten) auftreten. In ihnen gerade liegt die H auptinform ation. Also ist auch to„diesem Stil die Tendenz zur N om inalisierung ein sehr w ichtiges K ennzeichen der T ex tg estaltu n g . 'D e r vorw ie­ gend nom inale S atzbau erm öglicht eine stark e K om prim ie­ ru n g und K om paktheit, w as vom S tan d p u n k t der kom m u­ nikativen H au ptau fg ab e dieses S tils aus — m öglichst viel auf begrenztem D ruckraum m itzuteilen — s e h r w ichtig und notw endig ist. W. Fleischer und G. Michel bezeichnen diese C harak teristik des P ressestils als „das Streben nach ö k o n o m i s c h e m A usdruck“ [37, S. 267]. U nten folgt eine R eportage über die L eistungen im G e­ sundheitsw esen au s der Z eitung, deren Text die besproche­ nen Stilzüge erkennen läßt: „D ie w eitere E ntw icklung des G esundheits- und S ozial­ w esens in unserer H au p tstad t steht im M ittelpunkt der 8. T ag u n g der S tadtverordnetenversam m lung, die am D o nnerstag begann. In zahlreichen G esprächen- mit W erktätigen in den B etrieben, m it Schw estern, m edi­ zinisch-technischen A ssisten tin n en und Ä rzten in P olik­ liniken, A m bulatorien und A potheken h atten die A bge­ ordneten und M itglieder des M a g istra ts diese T ag u n g gründlich vorbereitet. Vor B eginn der B eratu n g konnten sich die S tad tv e r­ 38 ordneten im W appensaal. über leistu n g sfäh ig e E in rich ­ tu n g en des G esundheitsw esens inform ieren. So lernten sie das M odell des G esundheitszentrum s mit 50 ä rz t­ lichen A rbeitsplätzen kennen, das im N eubaugebiet am W eißenseer W eg entstehen wird. In lebhaften D ebat­ ten w urden w eitere A nregungen aus der P rax is v e r­ m ittelt. Prof. Dr. Sch. g in g in seinem Bericht zunächst' auf die bisher erfüllten A ufgaben ein, die sich aus den Be­ schlüssen des V III. P a rte ita g e s und dem G em einsam en Beschluß für die H au p tsta d t ergaben. E r n an n te in diesem Z usam m enhang besonders die V erbesserung im W ohnungsbau, die E rh ö h n u g der A nzahl von P lätzen in K indereinrichtungen, die V erbesserung der S chul­ speisung und der D ienstleistungen, die F ö rd eru n g kinderreicher Fam ilien und die w irksam e B etreu u n g b etag ter B ürg er.“ [30] S til der A lltagsrede Seine gesellschaftliche Funktion ist die sprachliche G e­ s ta ltu n g des alltäglichen Sprachverkehrs in der nichtoffi­ ziellen S phäre der gesellschaftlichen K om m unikation. Die K om m unikation w ird dabei vorw iegend m ündlich re ­ alisiert. E inige S tilforscher fassen diesen Stil als „sprachliche Ä ußerungen des A llta g s“ [57, S. 139] auf. Als R ealisierungsform en gelten M itteilungen und Berichte, M einungsaustausch p riv ater N atur,..objektive und subjek­ tive F eststellung en , U rteile über die G eschehnisse und V orgänge in der W elt und in der nächsten U m gebung usw. F ür den alltäglich en S prachverkehr ist der u n m ittelb are K ontakt zw ischen G esp räch sp artn ern ch arak teristisch , .d er D ialog ist hier die H auptform des R edeverlaufs. I. Zu den e x t r a l i n g u i s t i s c h e n S t i l z ü g e n der A lltag sred e gehören: i-hre K onkrethei^ die U ngezw ungen­ heit und eine bestim m te N achlässigkeit. Die U ngezw un­ genheit der Sprechweise, zeigt sich in der g erin g en S elb st­ kontrolle und S elbstbeherrschung, in einer en tsp an n ten G esam thaltung, der Sprecher [37, S. 254—255]. Die Subjek­ tiv ität, die KnäJppHeit* des A usdrucks, der dynam ische V er­ lauf der G espräche, die em otionale E x p ressiv ität sind w ei­ tere w esentliche C h arak teristik a des A lltag sstils. II. L i n g u i s t i s c h e S t i l z ü g e ergeben sich aus 39 dem B esonderheiten ex tralin g u istisch en C harakters. In der Texischen Seite der A lltag sred e sind das: zahlreiche^WorTer und W endungen, ä u s ü n t e r e n SprachscffichTen^ mlt^ um ­ gang ssp rach lich er F ärb u n g ; M un d artw ö rter; Ließlingsuhd M odew örter; Schim pfw örter und G roblexik;' seltener G ebrauch von F rem dw örtern, eine beschränkte V erw en­ d u n g von ab strak ten S ubstantiven; V orhandensein spe* zieller W örter, die E. Riesel „F lickw örter“ [52, S. 83] nennt. D aru n ter versteh t sie: M odalw örter: gew iß, natürlich, sicher, klar, b estim m t usw.; P artik eln (verstärkende, b e ja ­ hende, verneinende u .a.): ja, doch, wohl, aber, nun; In ­ terjektionen als G efühlsäußerungen aller A rt; s p e z ie ll W ägeausdrücke, die keine eigentliche F rag efu n k tio n erfü l­ len: N ie h l wahr? Stim m t?; viele A dverbien: hin, het, her­ über, "H erauf u.a.m. ^C harakteristisch sind hier auch „Schw am m w örter“ , d.h. W örter ohne, irgendw elche, kon­ krete B edeutung, die als E rsetzung, verschiedener W örter dienen können. Sie sindHEfequein, weil m an bei ihrem G ebrauch nicht auszuw ählen braucht, im m er bei der H and, z.B. D ing, Sache, Zeug, machen* tu n , n e tt, g ro ß a rtig u.a. .......... [52, STÜ9=7ÜT. Im allgem einen b ev o rzu g t die A lltag sred e W örter, die in UfffiP S tru k tu r eim ach u n a in ihrer Sem antik konkret und anschaulich sind; vielg lied rig e K om posita, kom plizierte A bleitungen (auf -urig, -keit, -heit) sind für sie nicht ch a­ rakteristisch. ~ ‘i:rrr' vA n der gram m atischen Seite des S tils lassen sich gleichla lls '^ S lM f h f e typische M erkm ale feststellen: V erm eidung la n g er vielgliedrfger und kom plizierter S ätze; B evÖrzug u n g "d e r "P arataxe fm 'W ergleich zu der H ypotaxe; VoT^ h errschen Kurzer A ussagesätze, die als s y n t a k t i s c h e H a u p f Törin aü ftreten; V orhandensein vieler F rag esafeeT Ajißrutesä tze, Aufford eru n g ssätze; allgem eine T endenz zur A uflockerung des" S ätzbaüs. Sie äu ß ert sich in folgenden trsc h e in u n g e n : S atzäbbrüche, verschiedenartige elliptische S a tz e " ' (m it un v o llstän d ig er syntaktischer S tru k tu r), m an n ig faltig e V ariatio n en (V eränderungen) bis zur völfip ifrV e rle tz u n g der norm ativen W ortfolge, N ac h tra g s­ konstruktionen usw. W egen der allgem einen Tendenz zur V erm eidung der H ypotaxe w erden oft N ebensätze als gew öhnliche H au p tsätze g estaltet, d.h. ohne. K o n ju n k tio ­ nen und ohne U m bau der W ortfolge. E in relativ seltener G ebrauch von P assiv sätzen ist dadurch zu erklären, daß H if A u ssag en im A l lt a g r s s t il im m e r p e rs ö n lic h g e fä rb t Sind, y ich t jjebräuc^.ch jsjnd au°h solche komplizierten K onstr^tTönen/'w ie vefschiedene Arten von Partizipiälgruppeh, Sübstantivgruppen usw. W as die einzelnen^ s p e z ifisc h e n B esonderheiten dieses S tils anbetrifft, kann" m an noch folgendes nen n en T TPluгдЩидаеп auf -s: M ädels, J u n g s ; E rsatz der G enitivform durch die V erbindung „von +.SubstjLgtiv“ : die W orle von Väter, der Vorschlag von ih m ; V erw endung des Pronom ens des, sta tt er, d ie s ta tt sie usw. E ig erfarfi^ ui s f in diesem S til die V erw endung_dcL_yerba•le n ^ellTorm en, w obei die g ram m atischen R egeln in dieser ТПйэТсНГ nicht stre n g beiolgt und sogar, g ep rochen werden. F ür die V erg an g en h eit ersch ein t fast auschTießlich,das P rä teritu m . se lten ist das F uturum . E in e breitere V erw en­ d u n g als so n st findet das P rä se n s, es Rann situ atio n sb e­ d in g t verschiedene Z eitsm fen pezeldlllieir. D ie jS llta g sre d e ist s e h r s t a r k durch die M ittel des bild- . licH ^^usdfitücE si gekennzeichnet” S i e z e i g t e m e s ta r k e T TёНЙ5ЙЙ'"Ъи expressiver A usdrucksw eise, „zu r E rhöhu n g der em otionalen W irkun g " [52, S. 221]. In d eT A llla^äred e lln d et mafn u n zäh lig e bew ertende £ p ith e ta , bildhafte V ergleiche,. H yperbeln, M etaphern u.a. Sie d ie n e n ' der ^ n sc h atilich k e it, der em otionalen E inschätzung, aber auch zu m ^ A u sd ru ck der persönlichen E in stellu n g oder des sü b jek tlv en V erh alten s. Der folgende Text e n th ält viele M erkm ale des A lltag sstils: „W enn die L eute hören, daß w ir zu H au se elf K inder sind, w erden sie neugierig. U nd sie stellen im m er dieselben F ra g e n und sta u n en d an n jedesm al, w enn w ir erzählen, daß w ir jeden T ag zwei V ierpfundbrote einkaufen, fre itag s so g ar fünf, und daß w ir für ein M ittag essen einen Eim er K artoffeln schälen m üssen. F ü r uns ist das norm al, w ir sind eben 13. A llerdings ist unsere Fam ilie in den letzten Ja h re n zusam m engeschrum pft. K laus und In g eb o rg haben geheiratet und w ohnen nicht m ehr bei uns. D afür bin ich schon dreim al Onkel, komisch, w as? A ls n ächste m üßte M arion die Koffer packen. Sie s a g t zw ar, sie habe noch keine L ust zum H eiraten, aber m it 19 ist m an da nie sicher. D ann kommen Eva. (17), die bestim m t froh sein w ird, w enn w ir ihr nicht m ehr auf den 41 Wecker fallen, und Angelik, die ist 16 und tu t keinem w as. Und schließlich wir sechs Schulkinder: R einhard (14), Detlef (13), ich, E rik (10), M atth ias (9) und Thom as (8). Die drei großen M ädchen arbeiten in der F ilm fabrik W olfen und w ollen dort ihren F acharbeiter m achen. Da ist V ater hinterher. E r h at die drei näm lich in Reichweite, sie arbeiten alle zusam m en in der A btei­ lu n g S-Zellstoff... ,Die A rbeit muß rollen*, sa g t V ater immer, ,das ist das Wichtigste.* K lare Sache, daß er m ächtig aufpaßt, dam it seine drei Töchter a n stä n d ig m itrollen. Schon w e­ gen der Fam ilienehre... M utti ist bestim m t genauso fleißig, aber sie ist nicht A ktivist, sondern H ausfrau. Sie h a t von früh bis abends m it uns zu tun. Ist ja klar, w enn w ir alle das Hemd w echseln, h än g t der halbe Hof voll W äsche.“ [30] S til der schönen L iteratur Die gesellschaftliche Spezifik dieses Stils kann nicht eindeutig bestim m t w erden, weil es sicn um "einen VerwendUngsbereTch der Spräche handelt, der alle S phären desILgb-ens-umiaflt. Der Stil bleibt deshalb ein O bjekt der D iskussionen in der S tilistik. D ieser Stil stellt eine ganz besondere funktionale V erw endungsw eiseTIer sp rä c h e d a r. ^ E r w ird durch die V erbindung von kom m unikativen und ästhetischen F aktoren in einem so hohen G rade gekenn­ zeichnet, wie sie keinem anderen Stil eigen ist.“ [54, S. 21]. Im_ großen und ganzen J cann m an dje soziale Funktion des S tils j ö lg e nderw eise bestim m en: d ie sc h ö n eT T teratu r _ist däzu verpflichtet, die W irklichkeit in künstlerischer Form w iderzus^iegeln und~dabei zu den w ichtigste n F r a g ^ f o s T e b e n s entschieden S tellu n g zu nehmen. Som it soll sip an der E rz ie h u n g ^ er M enschen, an ihrem Kam pf um die . besseren Ideale, am gesellsch aftlichen T o rtsch rift jjhprEaupt em en aktiven_Antjeil haben. Ihre ästhetische W irkung d arf deshalb zu keinem !Sel bst zweck w erden, zu keinem „W ortzauber“ , wie W. Fleischer und G. Michel sagen, son­ dern sie muß, übereinstim m end m it dem Inhalt, auf den kom m unikativen Effekt gezielt sein [37, S. 259]. -_D i e Л i.n_g u i s4-i-Sj:Jue S^p e z i f i к des S tils, der .schö­ nen L iteratu r ist es vor allem , daß in ihm säm tliche Ele42 m ente anderer F unktionalstile G ebrauch finden, daß sie herangezogen w erden, um die T ex tg estaltu n g reich und variabel zu m achen. Dem Leser w erden verschiedene E rscheinungen des gesellkT7änirchen“Lebens, seine K onf­ likte u n d 'W id e rsp rü c h e ins Bew ußtsein 4gehoben, wofür 3er gesam te Reichtum einer N atio n alsp rach e ajs B aum ab r ia l dienen soll. D arau s erk lä rt sich, w arum НтГЗВГ der schönen L iteratu r alle M ittel des ^ A usdrucks „vorhanden seioJkönnen. E. Riesel und E. Schendels sind der M einung, daß die Iinguostilistische Spezifik der schönen L iteratu r die fast unbegrenzte A usw ahl sprachlicher M ittel im D ienst der them atisch-ideologischen und künstlerischen E r­ kenntnis der W irklichkeit bildet [54, S. 21]. W. Fleischer und G. M ichel äußern denselben G edanken noch konkreter: „Der S chriftsteller schöpft alles, w as er braucht, au s den verschiedensten F u n k tio n alstilen — im D ienste der ästh e­ tischen U m setzu n g “ [37, S. 260], d.h., daß er es auf eigene A rt v e ra rbeitet, seinem W erk und seinem individuellen Stil .an g ep aß t. A llgem ein gilt für diesen Stil als sein spezifisches M erk­ m al die^TTdkra ftrm it der d ie B e g riffe „B ild h aftig k eit“ und »TBildTicfifeli verbunden sind. D ie_ B ildhaftigkeit w ird durch die Anschaulichkeit der W ortw ahl erreichL Die ШГйlichkeit en tsteh t d an k dem G ebrauelT besonderer S tilm it­ tel — der tra d itio n e lle a Jb o p e i L die g erad e für den F u n k ­ tio n alstil 3 e r S c h ö n e n 'E n e r S u r einen sehr w esentlichen sprachlichen S tilzugJjedeuten. Die Texte" der schorierTT-dteratur können abh ä n g ig von ihr e r Them atik, von der A bsichf^des V erfasser s /'v o m konkretem In h a lt em ^ n er^ IC ex tsM lerL im N om inal- und V erhalstil verfaß t sein, dann im S ubstantiv-, AdjeKFiv- oder V erbstil d arg estellt werden. Sie können einen einfachen und auch einen kom plizierten ^ a t^ ü a u .a u tw e ise n , für Tan­ ge oder kurze S ätze V orliebe zeigen. In ihnen können sehr verschiedene V erletzungen der G ebrauchsnorm en auf allen sprachlichen Ebenen Vorkommen. D iesj[Jiöchste V ariab ili­ tä t „des A usdrucks ist eigentlich, wie es schon betont wurde, 3ie auffällig ste B esonderheit der literarisch en Texte. Z ur Illu stratio n w ird ein Text gegeben, der alle M erkm ale der K unstprosa besitzt: „M an sah von dort, von einem m o rän en artig en W all aus, auf drei kleine Seen hinunter, deren zwei nie 43 gänzlich auftau ten , auch je tz t im Ju li nicht, die aber eine köstliche A rt k räftig er Forellen führten m it rosigem Fleisch; und m an sah den ansteigenden T alkessel hinauf m it seiner geschw ungenen W endung nach Süden und zur P aßhöhe und sah den P aßboden m it Schnee und V ergletschungen bedeckt... D as G letscherfeld drüben oberhalb der Seen stra h lte eine san fte Rosen­ glut aus, von der m an die A ugen nicht w enden konnte... U nd die T austellen im S ilb erg rau des See-Eises unten w aren wie m it T ürkisen eingelegt... Von den n ach t­ blauen KHppenw änden hinauf lösten sich sach t zwei Nebelwölkchen, die la n g e von den W asserfällen im S chatten v erh alten h atten , tra te n ins Licht des G let­ scherfeldes und schw ebten, w ie G espinste au s rotem Gold in einem H auche sich bew egend, vorüber. U nter ihnen zogen zwei bräunliche S ch atten leicht über die him beerroten Schneehänge m it fort. Die. Sonne stan d im N orden hinter der B erglehne. In den lautlosen, seidigen L üften spielten die M ücken, sonst kein L aut außer dem der G iesbäche und dem an- und abschw el­ lenden R auschen des FoIIaeven in das tiefe ö s te rd a l hinab.“ [30] Allgem eine Charakteristik der Stiimlttel Der B eg riff „S tilm itte l".— D ie E in teilu n g der S tilm itte l in G ruppen.— Die C harakteristik jeder G ruppe.— D ie V erw endung verschiedener G ruppen von S tilm itte ln in verschiedenen F u n ktio n a lstilen . N eben dem B egriff „F u n k tio n alstil“, der zur ..Makrostili­ stik gehört, ex istiert in der S tilistik der B egriff „ S til“ im engeren Sinne des W ortes, als S t i l e i n e s T ex_te_s. D er Stil eines Textes ist nach W. Fleischer und G. M ichel keine einfache Sum m e einzelner S tilm ittel, er b esitzt einen „G anzheitsch arak ter“ , d.h. er ist durch die E inheit seiner G estaltu n g gekennzeichnet [37, S. 52]. Es h an d elt sich um die b e w u ß t e s p r a c h l i c h e G e s t a l t u n g d e s A u s s a g e i n h a l t s . Als Elem ente dazu treten verschie­ dene S prachm ittel auf. Die alte S tilistik hob die Rolle n u r besonderer, trad itio n eller M ittel in der T ex tg estaltu n g — der Tropen und S tilfig u ren — hervor. H eute betonen die' Stilforscher; daß nur die G esam theit aller S prachm ittel 44 den Stil des T extes aüsm achen kann. Der Begriff „G e­ sam theit“ bedeutet, daß jede E bene des S prachsystem s durch itire E inheiten an der S tilg e sta ltu n g teilnim m t. „Die sinnvolle und angem essene V erflechtung der G esam theit der Sprachform en eines Textes m acht dessen Stil a u s“ , lesen w ir bei D. F au lseit und G. K ühn [35, S. 15]. Im Text erh alten die sonst gew öhnlichen S prachm ittel — W örter, gram m atische Form en, syntaktische K onstruktio­ nen, phraseologische V erbindungen — ihre kontextualen S tilbedeutungen, d.h. sie realisieren ihre „konnotativen P otenzen“ [38, S. 553]. Sie w erden auf solche W eise zu den stilbildenden Elem enten. „A ls stilistisch e Seite des Textes w erden h äu fig konnotative M erkm ale der verw endeten sprachlichen M ittel... v ersta n d en “ , bem erkt G. Michel [46, S. 539]. D. F au lseit und G. K ühn u nterstreichen, daß „alle sp rach ­ lichen M ittel zugleich stilistisch e M ittel sind oder sein können“ [35, S. 15]. S elbst der T erm inus „stilistisch e M ittel“ oder ,»Stilmittel“ e n tsta n d in der trad itio n ellen S tilistik, er ist also keine N eubildung. „W ir h alten den trad itio n ellen T erm inus .Stilmittel* (»stilistische Mittel*) d urchaus für v erw en d b ar“ , schreiben W. Fleischer und G. Michel, „w enn dam it alle diejenigen sprachlichen E rscheinungen eines Textes ge­ m eint sind, die..; stilbildend sind, also an der V ariatio n der sprachlichen F ix ieru n g eines S ach v erh alts teilhaben.“ [37, S. 53] Bei der E i n t e i l u n g d e r S t i l m i t t e l lassen sich die S tilforscher von dem G ru n d satz leiten, daß ihre E rfassu n g „dem n atü rlich en System der S prache folgen m uß, also „von den verschiedenen B ereichen der sp rach li­ chen Form ungsm öglichkeiten ausgehen m uß: von der Lexik und Phraseologie, von der W ortbildung, von der M orpholo­ gie und von der S yntax.“ [35, S. 15] A fehängig-von ihrer sp rach lich en . N atur, ihrer Z ugehörig­ keit zu einer bestim m ten Ebene des S p ra c E sy ^ m sT lk a n n m an alte M ittel der Text (bzw. Stil-) g e sta ltu n g in folgende HaupfgrüflP'eh 1'effleiTen: lex isch -p fi^seo io g ische M ittel. gTammatisch-stilTs?i^rbp M ittel, besondere ode^ ijonelle S tilm ittel Tim Buch von E. Riesel u n c fE . Sehendels „ S tiH stik a " g e n a n n t). F ür die Ges ta ltu n g der m ündlichen JRede spielen auch phonostilisTIscKe -frlittei eine w ichtige Rolle. 45 Die _1 e x i s c h - p h r a . s e o . l o g i s c h e n . . M ittel , eines Textes sfncl mit dem P ro b lem seiner „.Wart w ähl verbunden. Der W ortschatz jeder Sprache H eteF reTcHe M öglichkeiten Tür die T extgestaltu n g , aber die A usw ahl des sogen an n ten „treffenden ^W ortes“ ist nicht im m er Telcht. W. Fleischer üniTGrM icEein&efonen, daß die W ortw ahl nicht n u r durch die objektive Seite der E rscheinungen der W irklichkeit bestim m t ist, sondern auch durch die E in stellu n g des V er­ fassers dem O bjekt der B eschreibung, dem S achverhalt gegenüber [37, S. 69—70]. H a u ptschw ierigkeiten der W ort­ w ahl in sprachlicher H in s!сЖ erw achsen aus der V ieldeu­ tigkeit der W örter und ihrer Synonymie,, Die Synonym e bilden durch dle^nannigfattlgen* V arlätionsm öglichkeiten nach ihrer sem antischen und stilistisch en Seite die G ru n d ­ lag e der T ex tg estaltu n g (vor allem im B ereich der lexikali­ schen Ebene, obwohl sie auf allen Ebenen v ertreten sin d ). In diesem Z usam m enhang sei als ein spezielles Problem der T ex tg estaltu n g auf der Ebene seiner W ortw ahl die Be­ rücksich tig u n g der . em otional (expressiv) -stilistischen D ifferen zierung ^ e r JW ofTef^'erw äh n t: ~ j | d e s ^ T . s i m l Bes11m nTfe“~eXf)r essive S chattierungen^erforderlich, die der gesam ten S tilatm o sp h äre des T extes g u t an g ep aß t sein m üssen. D as läß t sich so auffassen, daß nicht n u r sach ­ lich-nüchterne B enennungen von G egenständen, V o rg än ­ gen, E igenschaften für eine S childerung notw endig sind, sondern auch B ezeichnungen betont em otionellen' C harakters, die entsprechende S ch attieru n g en („scherz- t h a ft“, „ab sch ätzig “, „g ro b “, „ironisch“, „schonend“, „poetisch“ u. a. m.) hervorheben helfen und ihre T extum ­ gebung stark stilistisch beeinflussen können *. Ein w eiterer stilistisch bedeutsam er F aktpr ist die A u sn u t­ zung " der ^ W ö rteT m it funktirm^reri "M är¥ leru n g en (der" 'so g en a n n ten funktionalen Lexik)Ti>ie' sintt innerhalb des W ortschatzes durch das allgem eine M erkm al der Ge­ brauchsbeschränkung gekennzeichnet und verteilen sich aus- diesem G rund nicht gleichm äßig nach verschiedenen F unktionalstilen. Ih re V erw endung in den Texten der 1 «В основе возникающ их при этом дополнительных значений лежит... свойство иррадиации стилистической функции. Так, напри­ мер, одно поэтическое слово, включенное в нейтральный контекст, м ож ет сделать возвышенным целый абзац» (А рнольд И. В. Цит. соч., с. 95). 46 schöneVi L iteratur kann zu einem entscheidenden Moment der T extgestaltung werden L Die P hraseologie kann ihrerseits zur T ex tg estaltu n g viel таТгяреп. E. Kiesel uiitei^T!hetxidr-d ^ 'n eu tra_ lje P h ra seo I & ^ p d ie keine besonderen. stilistiseb en A ufgaben erfüllt, TmridT e 'e x p re ss iv ^ Pbragpnlng-ipj bei der gan z verschie­ dene Ä usdt'ücksschatfi’erüngen vorhanden sein können [51, S. 184]. W ährend dift ersfcrP Abart (ein E xem pel liefern, in die rechte L age bringen, im N am en der W ahrheit u. a.) in allen F p n k tjnnalstilen v ertreten sein kann, . erscheinen expressive P hraseologism en (etw a s g efressen haben, sich ins M auseloch verkriechen, lange G eschichten m achen u. a.) hauptsächlich in der schönen L iteratu r, in der A lltag sred e und zum spezlellenTGeBräueff auch in aen Z eitun g s a rtikeln. In der Gruppe_ der_ g y m m .a t-i-s g h - s t i 1 i s t i s c.h e n M ittei sin ä 'm^ und syntakti s chei E rscheiriun ^glT vereinigt. D em entsprechend heißen" z.B. ЪеШгштй'ё K apitel im Buch von E. Riesel und E. Schendels „M orpho­ logie aus stilistisch er S icht“ , „S yntax aus stilistisch er S icht“ . Die gram m atischen Form en und K onstruktionen können genauso wie diT^WoHer neben ihren absoluten B edeutungen au ch ' l^ntextu'al-stilistische_ B e d S tu n g e rf erh a lte n . D as betrifft die gram m atischen K ategorien^und Form en des K asus, Genus, M odus, Tem pus usw. Bei ihrem G ebrauch sind verschiedene T ranspositionen m ög­ lich , die stilistische—W k k u ä g e n ” Лп sich ,bergen.“ Die A usdrucksm öglichkeiten der S yntax sind noch reicher, w orauf die Stilforscher übereinstim m end hinw eisen. „In der S yntax offenbaren sich die S tilunterschiede d eu tli­ cher als in der M orphologie“ , stellen E. Riesel und E. Schendels fest [54, S. 140]. g u den stilistischen M itteln der syntaktischen Ebene zählt m an M odifikationen in der S hlzstru k tu r, V ariatio n en in der W ortfolge, verschiedene V erletzungen ""syntaktischer Kegeln his zum völligen J a tz b r u c h , spezielle E rscheinungen im S atzbau: P a re nThes eiL "Auf z я hl i1n g en z a bbr ü che. N ac h tra g sk o n stru ktionen u sw . 1 ^Функция такой лексики м ож ет быть и весьма специфична: в первой главе «Холодного Д ом а» Д иккенса нагромождение ю риди­ ческих терминов показы вает невозможность для нормального чело­ веческого рассудка разобраться в запутанном лабиринте судопроиз­ водства в Верховном канцелярском суде» (А рнольд Я. ß. Цнт. соч., с. 96). 47 >Zu den t г-Д- d i t i о n e 11 e n M itteln (S'tilistika) der esla ltu n g geKorfin in " " e rsl^ r'^ n n ie Tropefl — spe­ zielle M ittel der B ildlichkeit: die M etap h er,. iflit ihren Ab a r te n d З аТ 5*Epitheton! " die P erip h rase u. a. ln dieser G ruppe befinden sich auch SlilfigiU £fl, d. h. trad itio n elle Ausdruclcsformen lexisch-gram m atischen C h arak ters: W ie; derholung, A ntithese, P aralle lism u s u.a. W eiter g i b f e s spezielle M itle P ^ m ^ Ä us3ructf~von H um or u n d _ S atire: SulbVuch. Zeugm a, öxym bYbn usw. A h P p h o n q l s "1 i s T i T t i f e ' M ittel gelten verschiedene lautliche E rscheinungen, die eine stilistisch e W irkung erzeugen können. S ie h än g en m it den V ariationen in der A ussprache, m it zahlreichen m odalen S ch attieru n g en der Intonation, m it V erschiebungen der • B etonung usw . zu ­ sam m en l. Die g en an n ten G ruppen von A usdrucksm itteln verfügen im großen und gan zen über verschiedene M öglichkeiten des G ebrauchs in verschiedenen F unktionalstileh. Sehr reich an trad itio n ellen S tilm itteln..ist z. B. der F unktional* sttT der schönen L iteratu r, sie w erden auch im A lltag sstil verw endet. W as die S achprosa anbetrifft, so sind Tropen oder Stilistika für die S achstile ü b erhaupt nicht ch arak teristisch , nur im F unktio n alstil der P re sse und P u b lizistik können sie Vorkommen. Die E ig en a rt der S achstile erg ib t sich aus der für sie norm gerechten V erw endung, H äufigkeit und spezifischen A n ordnung aller A rten von Sprachm itteln, aus ihrem spezifischen W ortschatz usw. Die S tilfärb u n g und die stilistisch e B edeutung Der B eg riff „ S tilfä rb u n g “, seine A rte n .— D ie S ka la der absoluten (n o rm a tiven ) S tilfä rb u n g e n .— D ie kontextuale S tilfä rb u n g .— Die stilistisch e B ed eu tu n g und der B eg riff „ K onnotation“. Die B egriffe „S tilfä rb u n g “ und „stilistische B edeutung“ sind S tützpunkte der T extbetrachung und der stilistischen C h arakteristik sprachlicher E inheiten überhaupt. Die D efinition dieser Begriffe, ihre A bgrenzung voneinander stellen ein aktuelles Problem der L inguostilistik dar, dem 1 Diese G ruppe w ird vom S tan d p u n k t der F u n k tio n alstilistik aus nicht behandelt, weil es sich dabei vorw iegend um E rscheinungen der m ündlichen Rede handelt, die m it den F unktionalstilen in ihrer heutigen A usarbeitung schw er zu verbinden sind. 48 viele spezielle A rbeiten der sow jetischen und deutschen Stilfor^cher gew idm et sind. M an brau ch t in diesem Z u­ sam m enhang n u r auf die A rtikel von W. Fleischer, G. M ichel [38, 46] und besonders die von E. Riesel und J. S ch arn h o rst [53, 56] zu verw eisen, in denen speziell die F ra g en der stilistisch en B edeutung, der S tilfärb ü n g , der K onnotation, der stilistischen V arian ten u. a. m. b eh an ­ delt w erden. J. S ch arn h o rst versteht u n ter dem Begriff „S tilfä rb ü n g “ die besondere stilistisch e P rä g u n g einer sprachlichen Einheit, ihre S pezialisieru n g für bestim m te stilistische A ufgaben. -Dieser B egriff bezieht sich nach seiner M einung insbesondere auf lexische E inheiten, (auf die W örter) [56]. Die S tilfärb u n g nach E. Riesel ist eine spezielle A usdrucksschattierung, die die H au p tb ed eu tu n g des betreffenden W ortes ü b erla g ert [56]. D abei bestehen die beiden S tilforscher d arau f, daß m an z w e i A r t e n d e r S t i 1 f ä r b u n g unterscheiden m uß: die absolute S tilfärb u n g und die kontextuale S tilfärb u n g (für die erste re existiert noch die B ezeichnung „norm ative S til­ färb u n g “ ) . W as die a b s o l u t e S tilfärb u n g anbetrifft, so ist sie vom G ebrauch im K ontext ab stra h ie rt und stellt eine geregelte E rsch ein u n g im System der S prache dar. Sie w ird oft in W örterbüchern angegeben. Die k o n ­ t e x t u a l e S tilfärb ü n g ist dagegen, wovon die B enen­ n u n g selbst zeugt, im m er kontextbedingt, d. h. an einen bestim m ten K ontext gebunden. D er S prache sind m ehrere norm ative (oder absolute) S tilfärbungen eigen, ihre G esam theit w eist eine bestim m te G rad atio n auf und kann am besten als eine S k a l a d a rg e ste llt w erden, wie sie u n ten an g efü h rt ist. D as A ufbauprinzip dieser S kala w ird d a ra u s abgeleitet, daß sich im R ahm en des W ortschatzes stilistisch nichts m arkierte und stilistisch m arkierte W örter beobachten Tassen. J. S ch arn h o rst n en n t sie die W örter „ohne und m it besonderer stilistisch er C h arak teristik “ [56]. Die nichtm arkierten W örter gehören in die M itte der S kala, zur S tufe „ n e u t r a l e S tilfä rb u n g “ (oder auch n o rm al­ sprachliche S tilfärb u n g ). Sie bedeutet N ullexpressivität und bildet den A u sg an g sp u n k t für die B etrach tu n g a n ­ derer S tilfärbun g en (die G ru n d lag e aller sprachlichen Ä ußerungen). Die anderen Stufen oder S kalapunkle liegen über oder unter dem N ullpunkt: die erste Stufe in der R ichtung 49 „nach oben“ ist „die g e h o b e n e S tilfärb u n g “ . £ ie ist in erster Linie für die schöne L iteratu r (besonders Poesie) charakteristisch, dann für die offizielle, feierliche A us­ drucksw eise (A nsprachen, G ratulationen, D an k sag u n g en usw .). Die oberste Stufe in dieser R ic h tu n g 'tra g t den Sinn „die g e s c h r a u b t e S tilfärb u n g “. Sie ist für ungebräuchliche archaische W örter und „geschw ollene“ A usdrücke charakteristisch, für einige Höflichkeits- und A nredeform en usw. M an zieht sie m eistenfalls zum Zweck des speziellen G ebrauchs heran, besonders in der schönen L iteratur. R iehtung Stilfärbung B eispiele J geschraubt zur ewigen (geschwol­ Ruhe ein­ len) gehen с) 1 f gehoben verschei­ den die Ehe eingehen; sich vermählen (der Gemahl, die Gemahlin) das A n t­ litz neutral sterben heiraten (der Gat­ te, die Gattin) d as Ge­ sicht literari sch- eingehen umgangsspr. j-n zu seiner Frau (seinem M ann) machen; Hochzeit machen (halten) salopp ins Gras beißen einen M ann, ei­ ne Frau kriegen grob (vul- krepieren, verrecken g ä r) 50 in den heiligen das A n ­ Stand der Ehe tre­ gesicht ten; den Bund fürs Leben schlie­ ßen die Fratze die Fresse In der R ichtung „nach u n ten “ vom N ullpunkt befindet sich im allgem einen „die gesenkte Lexik“ . Sie ist in ihrer M asse nicht einheitlich und erlaubt, . m indestens drei S tufen auszugiiedern. Die erste Stufe in der R ichtung „nach u n ten “ bedeutet „die l i t e r a r i s c h : u m g a n g s sprachliche S tilfärb u n g , die zw eite S tufe ist „die s a l o p p e (fam iliär-um gangssprachliche) F ä r­ b u n g “, die d ritte Stufe trä g t den S inn „die g r o b e (vul­ gäre) S tilfärb u n g “ . Alle diese F ärb u n g en kennzeichnen den sprachlichen .V erkehr im Bereich der A lltagsrede, w odurch sie auch in der schönen L iteratu r m öglich sind. Neben dem B egriff „S tilfä rb u n g “ steht oft der Begriff „S tilschicht“ . Die beiden Begriffe sind sehr en g m itein an ­ der verbunden: die Stilschicht ist nach J. S ch arn h o rst die G esam theit aller W örter m it gleicher S tilfärb u n g [56]. Der deutsche W ortschatz besteht aus m ehreren S til­ schichten, solchen w ie n eu trale Lexik, grobe Lexik, saloppe Lexik, poetische Lexik u.a.m. E iner näheren E rlä u te ru n g bedarf w eiter die к о n t e x t ua l e S tilfärbung . Sie unterscheidet sich von der absolu­ ten S tilfärb u n g durch folgendes: sie erscheint nicht bei isolierten W örtern, sondern en tsteh t nur im Kontext, un ter dem Einfluß seiner them atischen und stilistischen Faktoren. Sie kann mit der absoluten S tilfärb u n g einzel­ ner W örter zusam m enfallen, w enn der K ontext es erlaubt, oder sie w eicht von der absoluten S tilfärb u n g ab und w irkt so g ar in der en tg eg en g esetzten R ichtung (beein­ flußt durch den K ontext). Im B u c h ,v o n W. Fleischer und G. M ichel findet sich folgendes Beispiel: A n ka u f von altem K rim skram s u n d der V erkauf von A ntiquitäten. In dieser A ufschrift befinden sich nebeneinander zwei su b stan tiv isch e W örter ( K rim s­ kram s — A n tiq u itä ten ) m it gegensätzlichen S tilfärb u n ­ gen — „salopp“ und „gehoben“ . Der K ontext aber und die hinter ihm stehende S itu atio n lassen die gehobene S tilfärb u n g nicht zu, deshalb w irkt diese M itteilu n g als etw as Scherzhaftes. E benfalls p aß t die A ussage Wir spei­ sten zu M itta g in einer kleinen G a ststä tte nicht in ein alltägliches Gespräch,* gerade w egen der gehobenen S til­ färb u n g des A usdrucks zu M itta g sp eisen : die S ituation läßt es nicht zu. J. S charnhorst gibt folgende D efinition der kontextualen S tilfärbung: „U nter kontextualer S tilfärb u n g eines_ W_or_51 tes ist seine spezielle stilistische S ch attieru n g zu verste.fien. d. h. solche, die das W ort im Textzusam m enhan'g annim m t“ [56]. M an kann sie ohne w eiteres akzeptieren. Die stilistische B edeutung ist im V ergleich zur S tilfä r­ b u n g ein allgem einerer und desw egen ein kom plizierte­ rer Begriff, der sich schw er ein d eu tig definieren läßt. Nach E. Riesel v erein ig t die stilistisch e' B edeutung drei Kom ponenten: 1) die funktional-stilistische K om ponente. Sie gibt an, für w elchen F u n k tio n alstil (Funktionsbereich) das betreffende W ort (die betreffende sprachliche Äuße­ ru n g ) typisch ist; 2) die norm ativ-stilistische Komponente. Sie bedeutet die norm ative (absolute) S tilfärb u n g des W ortes; 3) die expressiv-stilistische K om ponente, oder die ex­ pressive (em otionale) A usd ru ck ssch attieru n g beim betreffenden W ort (betreffender sprachlicher E rschei­ n u n g ). Sie ist T räg er einer b estim m teib A rt der E x­ p ressiv ität. V erschiedene W örterbücher en th alten d a­ für m ehrere B ezeichnungen, solche w ie „v ertrau lich “ , „verhüllend“ , „ü b ertrieb en “, „sp ö ttisch “, „sch erzh aft“» „abw ertend“ usw. Die S tru k tu r der stilistisch en B edeutung (der stilistischen C harakteristik) eines W ortes kann (siehe auch E. Riesel und J. S charnhorst) als ein Schem a d arg estellt w erden: S tru k tu r d er stilistisc h e n B edeutung S prachbeispiele fu k tio n al-stil. K om ponente t F u n k tio n alstil kapieren Lenz Fahrrad Sinuskur­ ve 52 norm ativ-stil. K om ponente Alltagsrede Poesie (schöne Literatur) neutral Wissenschaft norm ative S til­ färbung salopp gehoben normal-sprach­ lich funktionale Le­ xik (Fachwort) ex p ressiv -stil. K o m p o n en te A rt und Grad der E xpressivität oft abwertend positiv ge­ fühlsbetont Die stilistische B edeutung im K ontext bezeichnet m an oft als k o n n o t a t i v e B e d e u tu n g 1. D er B egriff „K onnotatio n “ („K onnotationen“ ) w ird v ersch ied en artig gedeutet. So verstehen E. Riesel und E. Schendels u n ter K onnota­ tionen B egleitm om ente des H au p tin h alts — Gefühle, Stim m ungen, B ew ertungen, E m pfindungen, E in stellu n ­ gen. Ihre G esam theit bew irkt die stilistisch e A tm osphäre eines Textes, durch welche die stilistischen W erte einzel­ ner W örter und an d erer sprachlicher E inheiten im K on­ text beeinflußt w erden [54, S. 35]. Nach W. Fleischer w ird der B egriff „K onnotation“ zur E rfassu n g zusätzlicher oder indirekter Inform ationen, der so g en an n ten „M itin­ form ationen“ verw endet — E in stellu n g en , Em otionen, Be­ w ertu n g en u. a., die als konnotative E lem ente der W ort­ bedeutungen erscheinen [38, S. 543-^-545]. Die k o nnota­ tive P otenz ist im S prachsystem an g eleg t, aber ihre R ealisierung bekom m t sie im Text, deshalb betrachtet m an die stilistisch e B edeutung eines W ortes im K ontext als seine konnotative B edeutung. Und w enn z. B. G. M i­ chel die F ra g e stellt, w as an einem Text seine stilistisch e Seite ist, beantw o rtet er sie selb st wie schon früher an g e ­ führt: „Als stilistisch e Seite w erden h äu fig konnotative M erkm ale der verw endeten sprachlichen M ittel und die auf dieser E bene entstehende T extisotopie v ersta n d en “ . [38, S. 539] E s ist näm lich so, daß dem A utor tro tz aller im Prozeß der T extproduktion geltenden N orm regeln noch „ein T oleranzraum für die S prach w ah l“ verbleibt, welcher ihm „spezifisch stilistische E ntscheidungen ab v e rlan g t“ [ebenda], die in ihrer G esam theit die erw äh n te Textiso­ topie (stilistische G leichheit des Textes) bew irken. 1 «...Первой части информации соответствует денотативное з н а ­ чение слова, называю щ ее понятие... Второй части сообщения... соот­ ветствует коннотация, куда входят эмоциональный, оценочный, экс­ прессивный и стилистический компоненты значения... Все четыре ком ­ понента коннотации могут выступать вместе, или в разны х комбина­ циях, или вообще отсутствовать» (А р н о льд И. В. Цит. соч., с. 105). Kapitel II STILFRAGEN UND STILMITTEL IM LEXISCHEN BEREICH Die G ebrauchsm öglichkeiten und R eg u laritäten des lexi­ kalischen B estandes der deutschen Sprache in funktional­ stilistischer H insicht, d.h. im H inblick auf A rt und G rad seiner A bhängigkeit von B esonderheiten des entsprechen­ den K om m unikationsbereichs und der d arin einbezogenen sozialen und situ ativ en B edingungen, sind heute bei w ei­ tem noch nicht genügend erforscht und zusam m engefaßt. Es liegen aber m anche m ehr oder w eniger begründete F orschungsergebnisse über fu n ktionalstilistische Potenzen einzelner lexischer G ruppen oder Typen von lexikalischen E inheiten vor, sie schaffen die G ru n d lag e für den In h alt und A ufbau dieses K apitels. So soll es von vornherein klar sein, daß die D arleg u n g in seinem Rahm en aus objektiven G ründen keine V ollständigkeit an streb en kann und m anche Lücken zeigen w ird. Das Problem der stilistischen Differenzierung des deutschen Wortschatzes D ie allgem eine C harakteristik des Problem s. — Die Idee der K lassifikation von E. Riesel. — Die G liederung des deutschen W ortschatzes nach J. Scharnhorst. Für die stilistische C h arak teristik des gesam ten deutschen W ortschatzes braucht m an neben dem B egriff „ S tilfä r­ bung“ noch 'einen B egriff — „die f u n k t i o n a l e F ä r b u n g “ des Wortes. F unktionale F ärb u n g en sind für besondere G ruppen von W örtern charakteristisch: bestim m te W örter können eine zeitliche M arkierung haben, d.h. als „neu“ oder „v e ra lte t“ gelten; ferner gibt es W örter, die eine regionale M arkierung tra g e n usw. So stellt der deutsche W ortschatz im allgem einen ein bun54 tes Bild dar: in seinem Rahm en existieren einerseits G ruppierungen von W örtern, d ie verschied en a rtig em otio­ nal (expressiv) З Ш е ш ш е с ! . sffid, a n d e re rs e its " lexische 'G ruppen m it funktionalen F ä rb u n g en , d.h. m it_bestim m ten G ebrauchsbeschränk u n g en. D arau s e rg ibr~%fcfi für die linguistische F orsch u n g ein w ichtiger G egenständ — das P roblem der_stilistischen DiLferenzLeumg des W ortschatzes. U ПГёг"“fferucksfcfitigung der beiden genan n ten D ifferen­ zierun gslinien entw erfen die S tilforscher verschiedene M uster für di.e K lassifikation des deutschen W ortschatzes. . Zwei von ihnen sind in der heutigen deutschen S tilistik besonders gut bekannt. E. Riesel versuchte in ihrer S tilistik, den gesam ten W ortschätz in zwei Teile zu gliedern: den ,,funktional-stilistisch^ undifferenzierten“ und den „fu n k tio n ^ stiK S n sch ^ dilÖfgreozierter?* TeTTdes W ortschatzes TSTV'ST65]. Der erste Teil . sollte durch die M erkm ale („A llgem eingebräuchlichkeit“ und „stilistische N e u tra litä t“ gStTOTr/SlcfTTTEt dem zw eiten Teil dagegen sollten die M erkm ale^ „ n ic h ta llg e meingebräuchlichV und „nicht stilistisch n e u frlT —Ztf'k o m m en . U nter dem ersten Teil v erstan d E. Riesel den sogen an n ten K ernw ortschatz — das sprachliche F un d am en t in allen F unktionalstilen. Die W örter des zw eiten Teils sollten als funktionalstilistisch begrenzt aufgefaßt w erden. „Sie kön- * nen in einem Stil w enig oder g ar nicht, in einem anderen hingegen viel geb rau ch t w erden oder so g ar für ihn typisch sein...“ [51, S. 67] Diese Idee der E in teilu n g schien in ihrer theoretischen A uffassung sehr produktiv zu sein, aber in der P rax is w ar 1sie n u r teilw eise realisierb ar. Die U rsache aller Schw ie­ rigkeiten m ußte m an n ic h t.in der Idee, sondern im W ort­ schatz selbst suchen: seine beiden Teile „sind in ständigem F lu ß “, betont E. Riesel. O ie-W örter des einen Teils gehen in den anderen -über, der C h arak ter ihrer funktionalen V erw endung unterlieg t stän d ig en Ä nderungen und Beein­ flussungen. E tw as sp äter unternim m t J. S ch arn h o rst seinen V ersuch, die stilistische D ifferenzierung des deutschen W ortschatzes m it einem klar übersichtlichen Schem a zu erfassen [56]. Er geht von der V orstellung aus, daß der gesam te W o rt­ schatz unter d r e i A s p e k t e n zu b e tra ch te n 'ist: un ter Jle n re m o tio n a le n , dem funktionalen und dem funktional55 .stilistischen Д^реИ D e m e n t s p r e c h e n d w erden nach seiner T O assifikationm eE rere W prtschichten ausgegliedert. U nter dem em otionalen A spekt sindjLUJiniersphei.den: . I. W ö rter . m it a l l g e m e i n e m o t i o n a l e r S tilfä r­ bung. D azu gehören alle diejenigen A usdrüc'ksschattierungen, die die S kala, der norm ativen S tilfärb u n g en bil­ den. G erade die norm ative S tilfärb u n g w ird bei J. S c h a rn ­ horst 'a ls „allgem einem otionale S tiltä rb u n g “ bezeichnet. II. W örter m it s p e z i e 11 e m о t i о n а 1e r S tilfär­ bung. U nter dem- T erm inus „speziell-em otional“ w erden alle expressiven S ch attieru n g en vereinigt*, die zur allgem em em otionalen S tilfärb u n g h in zu treten können. Sie be­ deuten, w ie es schon früher betont w urde, zu sätzliche s ti­ lis tis c h e T önungen, d ie'sich w eniger bei isolierten W örtern und sehr stä rk im K ontext fühlen lassen. In der stilistisch en C h arak teristik des W ortes bilden sie seine expressiv-stili­ stische Komponente. U nter dem fu n k tio n alen Jtsp ek t lassen, sich abgrenzen: I. W örter m it f a c k L i c J h e r . F ärb u n g . In ih rer G esam t­ heit ex istieren ^sie^im W ortschatz als ..Fachtexik“ . N ach J. S charnhorst gibt es so v iele'Ä rten tacfl'fldher S tilfärb ü n g wie es F achgebiete gibt. W ichtig ist dabei folgendes: der G rad einer fachlichen F ärb u n g k an n bei den W örtern verschieden sein; bei einem Teil der W örter tr itt ihre fachliche Z ugehörigkeit in geringem M aße auf, bei dem anderen dagegen sehr stark. D as e rk lä rt sich au s der Be­ schaffenheit des F achw ortschatzes selbst: ejn Teil der Fachlexik steh t den allgem eingebräuchlichen und a llg e­ m einverständlichen W örtern sehr nahe, diese Fachw örter befinden sich an der G renze des speziellen und des ge­ w öhnlichen, funktional u nbegrenzten S prachgebrauchs; der andere Teil (spezielle Term ini, spezialisierte F achle­ xik) ist vom A llgem einw ortschatz en tfern t und_ n u r den V ertretern bestim m ter Fachgebiete zugänglich.“ II. W örter m it z e i 1 1 i с h e r („chronologischer“ — W. Fieiscner und GT M ichel) F ärb u n g . J. S ch arn h o rst unterscheidet hier drei A rten: n eü e F ärb u n g , ch arak te­ ristisch für Nfeuwörter (N eologism en); alte F ä rb u n g als M erkm al der A rchaism en; historische F ärb u n g , den W ör­ te rn eigen, die yerscffi&tfene R ealien (G egenstände, S itten und B räuche) V ergangener historischer Epochen bezeich­ nen. In der G egenw artssprache hat jede dieser F ärb u n g en *ihre unterschiedliche G eltung. 56 TTT W n r t e r r e g i o n a l e r Ц р .Г П ^ П ^ Р Г ) F 5r h l , t l C- D a z i L gehören F rsrhein iin g en au s versrhierienery M undarten j ^ e r 'Ö jälekjeiT^TlTrTfehrauch ist hauptsächlich auf den Stil der 'A fH agsrede eingeschränkt, obwohl sie auch dem S til der ' schönen L iteratu r nicht ganz frem d sind. -Unter dem funktionalstilistischen A spekt könnte m an, wie E. Riesel vorgeschlägen hat, den g e sa m te n / deutschen W ortschatz in zwei große B estandteile gliedern: den funktionalstilistisch undifferenzierten Teil und den funktio­ nalstilistisch differenzierten Teil; Aber wie es schon gezeigt w orden ist und wie J. S ch arn h o rst selbst-bem erkt, is.t eine solche E in teilu n g zu r Zeit noch sehr problem atisch. Die E rforschung der S tilw erte des deutschen W ortschatzes un ter diesem G esichtspunkt ste h t e rst am A nfang. Auch das System der F u n k tio n alstile ist noch nicht e n d g ü ltig festgelegt und in seinen E inzelheiten au sg earb eitet. D eshalb bildet der letzte A spekt ein aktuelles Problem der gegenw ärtigen S tilistik, das der w eiteren F orsch u n g offen steht. D as oben an geführte Schem a der stilistisch en C ha­ rak teristik des deutschen W ortschatzes ist in seinen G ru n d ­ zügen, nur mit w enigen A bänderungen, auch in den neue­ sten S tilbüchern angenom m en [54, S. 60—63; 37, S. 69— 72]. S tilistische Potenzen der Synonym ie A llg em ein es über die S yn o n y m ie.— Die Q uellen und' R eg elung sfa kto ren des synon ym isch en Gebrauchs. — D ie stilistisch en P otenzen der S yn o n y m ie .— Die kontextualen Synonym e. Der B egriff „Synonym ie“ („Synonym e“ ) ist in der sp rach ­ w issenschaftlichen L ite ra tu r noch nicht befriedigend geklärt. E s, entstehen dabei m anche strittig e F rag en , z.B. der alte S tre it über die E xistenz der so g en an n ten V o l l ­ s t ä n d i g e n Synonym e in der Sprache. Viele S prachfor­ scher v ertreten die M einung, daß es ü b erhaupt keine v oll­ stän d ig en Synonym e gebe. Im D uden-Stilw örterbuch und besonders im Synonym w örterbuch w ird anhand zahlreicher sprachlicher B eispiele gezeigt, daß so g ar sehr ähnliche W örter nicht in allen F ällen als Synonym e behandelt w er­ den können [31; 32]: sie besitzen feine B ed eu tu n g su n ter­ schiede, die bei isolierten W örtern nicht au ffällig sind, aber im K ontext deutlich hervortreten. M an braucht zum Be­ weis nur eine entw ickelte s y n o n y m i s c h e Reihe näher zu betrachten, z.B. die Abjektive a usgezeichnet — hervorragend — prächtig — vollkom m en usw. Isoliert ge­ nommen, bedeuten sie alle den höchsten G rad einer E ig en ­ schaft. Aber bei d ie se m . gem einsam en B edeutungskern bringen die einzelnen G lieder der Reihe verschiedene se­ m antische V arian ten oder S ch attieru n g en zum A usdruck. M it Recht schreiben W. Fleischer und G. Michel: „Die sy­ nonym ische B eziehung besteht stre n g genom m en nicht zw ischen W örtern, sondern zw ischen...JB fideutungsvarianten. M an kann z.B. nicht ohne w eiteres Z im m er oder S tu b e als Synonym e von R aum bezeichnen,“ [37, S. 73] Eben das ch arak terisiert die angeführten W örter: jedes W ort v er­ körpert eine_ andere B edeutungsvariante, w esw egen sie nicht in jecTem K ontext einander ersetzen können: ein herrlicher Tag ist z.B. nicht dasselbe, w as ein hervorragen­ der Tag bedeutet; ein hervorragendes E reignis k an n nicht ein herrliches E reig n is heißen; eine ausgezeichnete Frau bedeutet auf keinen Fall eine prächtige Frau usw . Die D ifferenzen treten k lar an den Tag, obwohl die gem einsam e sem antische G ru n d lag e aller W örter — „hoher G rad der positiven E in sch ätzu n g “— dieselbe bleibt, sie konstituiert gerade die synonym ische Reihe. „Die B estandteile einer solchen Synonym reihe... haben einen gleichen außersprachlishen B ezugspunkt“, heißt es bei W. Fleischer und G. M ichel [37, S. 74], E in anderes Beispiel solcher A rt ist die synonym ische Reihe von S u b stan tiv en B etrübnis — K um m er — S c h m e r z — Gram. D. F au lseit hält schon die A nordnung selbst für bedeutsam : jedes W ort drückt im V ergleich zum v orgestellten „im m er stärk eres L eidem pfin­ den“ aus [34, S. 17]. B etrübnis kann m an nach seiner M ei­ n u n g über eine nicht sehr bedeutungsvolle A ngelegenheit em pfinden. K um m er d agegen sitzt tiefer und h a t ern stere U rsachen. Schm erz (als „seelischer Schm erz“ v erstan d en ) sitzt sehr tief, ihm liegt m eistens ein ersch ü ttern d es E reignis zugrunde. Gram bedeutet einen stark en Kummer, der lan g e dauern und zur völligen seelischen E rschöpfung führen kann. Also, wie m an sieht, geben die angeführten synonym ischen S u b stan tiv e ihren einheitlichen B edeu­ tu n g sk ern — „seelisches Leidem pfinden“ — in seinen v e r­ schiedenen sem antischen S ch attieru n g en wieder. Z ahlreiche Beispiele der B edeutungsunterschiede innerhalb 58 der synonym ischen Reihen liefert auch das W örterbuch v on-H . Küpper [43]. Es h an d elt sich dabei um die Lexik "Her U m gangssprache. Ein Beispiel dazu kann die syno­ nym ische Reihe von V erben sein, die sich auf den gem ein­ sam en B edeutungskern „schim pfen“ („j-n anschreien“ ) be­ ziehen: j-n heftig ansprechen, j-n anblasen, anhusten, anpfeifen, anschnauzen, anw ettern. D iese V erben trag e n verschiedene B edeütungsschattierungen, jedes von ihnen konkretisiert die A rt des Schim pfens, spezifiziert den allg e­ m einen Begriff, zerteilt den B edcutungskern in m ehrere sem antische M öglichkeiten. Aus vielen Beispielen dieses W örterbuchs ist einerseits die T atsache ersichtlich, daß JLa&t zu,- jedem G rundbegriff des Lebens neben den literatursprachficK en W örtern noch u m g an g ssp rach lich e S yno­ nyme V orhänden sjnd. Die m eisten von ihnen .geben solche V arian ten der betreffenden"Bedeüjtung, die konkreter und anschaulicher sind ' als ~ die “ B ed eu tu n g en der literatu rsprachlichen W örter. A ndererseits überzeugen die Bei­ spiele davon, daß auch in der U m g an g ssp rach e die syno­ nym ischen W örter nicht ohne D ifferenzierung gebraucht w erden können, weil sie u n ter sich sem antisch spezifiziert sind. D as soll noch ein Beispiel aus dem W örterbuch von K üpper veranschaulichen: zum literatu rsp rach lich en W ort sehen existieren u m g an g ssp rach lich e Synonym e g u cken — „neutrales Blicken“ ; g lo tzen — „Blicken mit einfältigem G esichtsausdruck“ ; g a ffen — „neugieriges Z usehen“ ; schie­ len — „schräges G ucken“ usw. Auf der heutigen E ntw icklungsstufe der deutschen S prache vollzieht sich wie bekannt ein sehr aktiver Prozeß der A nnäherung zw ischen der L iferätu rsp rach e (der S ch rift­ sprache) und der U m g an g ssp rach e (der S prechsprache). Als Folge dieses P rozesses dringen in die L iteratu rsp rach e, h auptsächlich in die sc h ö n e'L ite ra tu r und teilw eise in die P re sse und Publizistik, im m er m ehr W örter, aus d e r'U m ­ gang ssp räch e ein, die den Bereich der synonym ischen A usdrucksm öglichkeiten der L iteratu rsp rach e erw eitern. F ür die F unktionalstile, die zur echten S achprosa gehören, ist dieser Prozeß nicht charakteristisch, sie lassen solche A uflockerung nicht zu. Die A uflockerung besteht nicht n u r in konkreteren B edeutungen der um g an g ssp rach lich en Synonyme, sondern auch in ihren stilistischen S ch attie­ rungen. D ieser A spekt der D ifferenzierung innerhalb der Synonymrf überhaupt ist genauso w ichtig wie der A spekt ihrer sem antischen D ifferenzierung. Dies anerkennend, b etrachten die S tilforscher die E rsch ein u n g der Synonymie, ihre Kolle~fuF'die "Wortwahl des Textes yon zw ei S e ite n ^ ^ von den S c h a t t i e r u n g e n d e r Be. (Le uJTu n gf und den S c h a t t i e r u n g e n d e r S t i i f ä r b u n g . D arin sieht z.B. D. F au lseit das W esen der Synonyme': sie sind „verschiedene sprachliche F orm ulierungen eines einheit­ lichen G rund g ed an k en s“, geben ihn aber „in verschiedenen S ch attieru n g en der B edeutung und der S tilfä rb u n g “ w ider [34, S. 17— 18]. W enn m an sich u nter diesen beiden G e­ sichtspunkten den schon oben behandelten B eispielen noch einm al zuw endet, kann folgendes festg estellt w erden: bei den Synonym en L eid — S ch m erz — K um m er — Gram — B etrübnis bedeutet z.B. Gram neben einer an d eren Be­ d eu tu n g ssch attieru n g noch eine g eh o b e n erer'g ew äh ltere S tilfärb u n g im V ergleich zu Schm erz; K um m er ist d ag e­ gen um gangssprach lich gefärbt. U n ter den Synonym en zum B egriff „schim pfen“ („j-n an sch reien “ ) sind a n ­ schnauzen und änw etlern G robw örter, w ährend anpfeifen, anhusten durch die S tilfärb u n g „salo p p “ gekennzeichnet sind. A ndere Beispiele: fressen ist eine g ro b g efärh te V ari­ an te zum norm alsprachlichen essen, saufen — salopp zu trinken, verrecken — grob zu sterben, sich verm ählen — gehoben (gew ählt-offiziell) zu heiraten usw. E ine reiche Q uelle der E rw eiteru n g des synonym ischen B ereichs sind Frem dw örter. Sie erscheinen zu n äch st als zulässig e E rse tz u n g entsprechender deutscher W örter, z.B.: F a k tu m — Tatsache, E nergie — Tatkraft, R esüm ee — Z u sam m enfassun g , form ieren — bilden, R esu lta t — E rgeb­ nis, ignorieren — außerachtlassen, dom inieren — vorherr­ schen usw. D ann bestehen im sprachlichen G ebrauch solche Frem dw örter, die im V ergleich zu ihren deutschen E ntsprechungen verschiedene in h altlich e und stilistische N uancen besitzen, d.h. abw ertend, gehoben, offiziell, iro­ nisch usw . w irken können. Im Buch von K. H eller [41], das speziell dem P roblem des F rem dw ortes in der deutschen G egenw artssprach e gew idm et ist, w erden F rem dw örter angeführt, die stets oder gelegentlich einen n eg ativ en s ti­ listischen W ert haben, z.B.: A ggressor, G angster, P hili­ ster, philisterhaft, denunzieren, A sphaltpresse, V isage u.a. D agegen gehören andere F rem dw örter ausschließlich zur gehobenen Lexik, z.B.: Souper („A bendm ahlzeit“), soupie­ ren („zu Abend speisen“ ), Vestibül (V orraum “ ), A u d ien z 60 („E m pfang“ ), debütieren, D ebüt, D ebütant und viele an d e­ re. Im K ontext können die F rem dw örter solche S ch attie ru n ­ gen der S tilfärb ü n g erhalten, die ihnen ungew öhnlich sind, aber vom A utor b eabsichtigt w erden. D as ist z.B. au s fol­ genden K ontexten ersichtlich: „Sie dirigierten, in trig ierten , denunzierten au s G eldgier und H errschsucht...“ [41]; „...eine spezielle am erikanisch­ bürgerliche O perette in m oderner, ja m odischer M ach art.“ (Ebenda.) Die F rem dw örter stehen m anchm al neben den synonym i­ schen deutschen W örtern innerhalb der so g en an n ten s y f f ^ |i j m r s c h 'e n W ie d er h o l u n g zum Zweck einer besonderen"jVer stä rk u n g oder N uancierung des betreTferide^JUÖialtsT Solche A rt der synonym ischen W iederholung erscheint im K ontext „als expressive, affektisch ■betonte sprachliche Ä ußerung“ [37, S. 75]; vgl. z.B.: „Sofort w aren die kraftvollen, energischen L eipziger w ieder da.“ (R eportage über ein Fußballspiel.) „D ie alte D ichtform , abgew andelt und m o d ifiziert, ist zum neuen Leben erw eckt w orden.“ [41] Die S prache erfindet in ihrem E n tw ick lu n g sg an g noch spezielle M ittel, die zur E rw eiteru n g ihrer synonym ischen Ä üsdrucksm ögli ch kei teri dienen M rinen. E ines dieser'W ittel; sind S t r e c k f o r m e n (nm ninajp F üg u n g en ) — Ä quiva­ lente der einfachen Verben^ (inhaltlich,~ äo er keinesfalls stflTstiscK "a fö iv ä te n t): einen B eschluß fa s s e n — b esch lte-. IBen; unier B ew eis stellen — beweisen; zu r D urchführung b r in g ^ ff^ d u fc h jü ffr e tif K ohfrolte ' düsüben — kontrollie­ ren; in E rw ä g u n g ziehen — erw ägen; in W egfall ko m ­ m en — w egfallen u.a. Die StrecÖorm&n als Synonym e gebräuchlicher V erben sind für deq A JiU gsstil nicht charakteristisch. Sie finden ih re'W rw ejndung hauptsächlich in jie r S achprosa, weil sie einerseits oft e in e l offiziell-gehobene "Stilfärbüng besitzen und an d ererseits ,der V erdeutTichuh^tlt^Trerrl^te deutschen S tilforscher (G. M öller, D. F aulseit, ‘E‘. Koelwel u.a.) sind der M einung, daß nom inale F ü g u n g en solchen Typs wie unter B ew eis stellen, zu r D urchführung bringen usw. als schablonenhafte A usdrücke em pfunden w erden. Die einfa61 chen V erben bew eisen und durchführen als ihre Synonym e w ürden in den m eisten F ällen genügen. Doch d a rf m an diese A nsicht nicht verallgem einern: ihr GebraucHTwie der G ebrauch von Synonym en überhaupt, bezweckt bestim m te inhaltliche und besonders stilistische W irkungen, es muß erw ogen w erden, wo und w arum das einfache УёгЬ oder die nom inale F ü g u n g (die Streckform ) angem essener ist. Neben den drei besprochenen B ereicherungsm öglichkeiten der Synonym ie existieren auch an d ere W ege ihrer stä n d i­ gen E rw eiterung. Aber die D ifferenzierung nach zwei Seiten — nach dem In h alt (Sem antik) und nach dem s ti­ listischen W ert — hat ihre G eltu n g für alle F älle. Solche differenzierte A usnutzung der Synonym ie spielt eine sehr große Rolle in der T ex tg estaltu n g . Die B evorzugu n g dieser ober jener A usdrucksvariante, iHre A usw ahl aus dem synonym ischen Bereich der S prache liegt nicht nur am Geschm ack des V erfassers (des S prechers). E ntscheidend sind gerade die inhaltliche Spezifik des Synonym s und seine stilistische M arkierung. Es w erden die V arian ten der B edeutung und der S tilfärb u n g bevorzugt, die dem F u n k tio n alst^, dem Them a und d er''g esam ten Stilatm osphäre des Textes am b e s te n . entsprechen. D arin besteht die objektive Linie des synonym ischen G e b ra u c h sr Seine subjektive Seite ist dam it verbunden; daß der V erfasser (der Sprecher) bei der A usw ahl der Synonym e von der Absicht geleitet w ird, auch seine persönliche E instellung, sein persönliches V erhalten zii dem, w as (oder w en) er schildert, fühlbar öder ganz deutlich, zu m achen. Die synonym ische G ru n d lag e ist som it die S tütze der stilisti­ schen Seite des Textes. Nicht zu fällig m einen einige S til­ forscher, d aru n ter auch G. Michel, daß m an den Stil eines S chriftstellers und eines Textes nur auf dem H in terg ru n d der in ihm vorhandenen synonym ischen V ariab ilität be­ trach ten und ausw erten kann [45, S. 17]. Die Synonyme gehen als m an n ig faltig e S ch attieru n g en in die T extbeschreibung ein, sie erm öglichen dadurch die V ariieru n g der G esichtspunkte, unter denen ein S achver­ halt vom V erfasser b etrach tet w ird. Das heißt: der V e r­ fasser kann m it ihrer Hilfe verschiedene Seiten des G e­ genstandes und verschiedene A rten seines V erhaltens angeben und. speziell betonen. E. Riesel u n d'E T Schendels schreiben über die A usdruckspotenzen der Synonym ie folgendes: die bedachte V erw endung aller synonym ischen 62 S chattierungen hilft vor allem , den Ideengehalt klar, deutlich und überzeugend zu gestalten . A ußerdem dient sie auch zum A usdruck der persönlichen und oft der poli­ tisch-ideologischen E in stellu n g des A utors [54, S. 55]. Zu einer besonderen stilistischen L eistung der Synonym e gehört es, daß durch ihre treffende V erw endung so g ar eine K o ntrastw irk u n g erzielt w erden kann, w as ihrem W esen als sprachlicher E rscheinung eigentlich w ider­ spricht: „M an b rin g t ihn in einen Raum . N icht in ein Z im m er, in einen 'RaumV* [37] „E r le,bt nicht mehr, er existiert nur noch.“ [37] W ie in jeder anderen Sprache, gibt es auch im D eutschen einen w eit entw ickelten Bereich der kontextualen Syno­ nymie. Als k o n t e x i u a l e S у п о п у ,щ.&. können W ör­ ter gelten,''die . nicht einm al them atisch v erw an d t.sin d : im T extzusam m enhang weriden sie auf denselben G egenstand der Rede bezogen und beginnen au f. solche W eise als Synonym e zu w irken. Es h an d elt sich also n u r um die Synonym ie der V erw endung. E. Riesel und E. Schendels sehen in der kontextualen Synonym ie die „A u stau sch b ar­ keit lexikalischer E inheiten im K ontext“ [54, S. 58]. Die stilistischen Funktionen der kontextualen Synonym e sind fast unbegrenzt: einm al dienen sie der V ariation des A usdrucks, bew ahren ihn vor E intönigkeit; zum an d e­ ren tra g e n sie zusätzliche Inform ation, sei es eine objek­ tive F eststellu n g , eine .Präzisierüng^tT es G esagten oder eine subjektive B ew ertung (ein em otionales V erhalten usw .). M it dieser letzten L eistung ist der A usdruck einer bestim m ten Stellungnahm e, eines bestim m ten p ersönli­ chen V erhaltens zum G egenstand der Rede verbunden. E in interessan tes Beispiel soll das veranschaulichen: „Vom Knick der S traß e kommt plötzlich G esang: „..Die S traß e frei den braunen B ataillionen!— Die S tra ß e frei dem S tu rm ab teilu n g sm an n !...1 Sie singen nicht, sie brüllen“ (Jan P etersen, U nsere S traße.) [35] Die verhaßten SA-Leute singen ihr Lied. Es w ird v er­ deutlicht, wie w enig ihr G esan g — B rüllen — m it norm a63 lern S ingen zu tu n hat: er erin n ert eher an eine gellende P rovokation. Die W ahl des V erbs brüllen a ls köntextualen Synonym s zu sin g en erfü llt hier zwei A ufgaben: in ­ haltlich u n terstreich t sie den C harakter, die ■A rt des B enehm ens und H andelns; stilistisch m acht sie die P o si­ tion des A ntors deutlich. Die kontextualen Synonym e sind ein w esentliches K enn­ zeichen der schönen L iteratu r. Im offiziellen S til und in der w issenschaftlichen P ro sa können sie keine breite Verjw endu ng finden, sie w erden 'n u r ab und zu zum Zweck der P rä z isie ru n g herangezogen, weil in diesen S tilen der E rsa tz eines speziellen B egriffs oder einer speziellen Bezeichnung durch synonym ische Begriffe und Bezeich­ nungen nur in sehr beschränkten G renzen zu lässig ist. , Die stilistisch e A usnutzung der funktional beschränkten Lexik G ruppen der fu n ktio n a len L exik.— F achw örter. — Jargon- und G robwörter.— M undartw örter.— F rem dw örter.— N eologism en und A rchaism en. Die im vorhergehenden K apitel behandelten G ruppen von W örtern und unterschiedlichen funktionalen. F ärb u n g en (beruflichen, räum lichen, zeitlichen u s w j beziehen sich auf den A llgem einw ortschatz der deutschen Sprache als ihre Sonderw ortschätze oder besondere Iexische Schichten. D erartig e S chichtung ch arak terisiert jede entw ickelte N ationalsprache, weil sie der vielseitigen K om m unikation der entsprechenden S p rach g em ein sch aft gerecht w erden muß. Die n o rm alisierte Form der N atio n alsp rach e en t­ spricht der im gesam ten S p rachraum aktivierten S ch rift­ sprache oder „S ta n d ard sp ra ch e“ , ihre G eltu n g überw indet jede S chranke und setzt die allgem eine V erstän d ig u n g voraus. Dem W ortschatz der St g erade W örter zugrunde, die von S prachgem einschaft in der sprachlichen K om m unikation gebraucht und v erstan d en w erden. D agegen ‘gehören zu den besonderen lexischen Schichten W örter, die in ihrem,*, G ebrauch auf bestim m te Sachbereiche, soziale S c h ic h te n T erritorien u. a. beschränkt sind. M an faßt sie unter denP1 B egriff „funktional .b esch rän k te Lexik“ zusam m en u n d !1 64 betrachtet sie als ein spezielles Problem der Stilistik. D avon zeugen die m eisten m odernen W erke über die S ti­ listik К Fachw örter ( P rofessionalism en) Der gesellschaftliche F o rtsch ritt führt zur steigenden V er­ w endung verschiedener F achw örter im B e re ich .d e r. m en­ schlichen K om m unikation. Die F u n k tio n alstile der Sachprosa ä i.n d a n solchen W örtern besonders reich, weil sie in überw iegender M ehrheit zu ihrer Fachlexik (T erm ino­ logie) gehören. In den (ibrigen F u n k tionalstilen (der A lltag sred e und der schönen L iteratu r) w ird die V erw en­ dung der F achw örter durch aridere F aktoren bedingt, obwohl sie auch hier „eine, u num gängliche T atsach e“ ist [35, S. 40]. Die U rsachen sind d arin zu suchen, daß die Them en der A rbeit, der ~B erufsinter essen den G esp räch s­ stoff vieler alltäg lich er K om niunikaüonssituationen bil­ den und dadurch auch in 4 e ^ J V e rk e |k (der schönen L ite­ ra tu r einen breiten R aum Bea^nspfb'cfteri. Aber neben den dienstlichen sind persönliche In teressen der M enschen gew öhnlich genauso m it bestim m ten Fachgebieten ver­ b u n d e n — m it Sport, Technik, M usik, R undfunk usw., w as für die C harak teristik der F ig u ren in literarischen_T exten sehr w ichtig sein kann. W ährend F achw örter in der S achprosa „zu H au se“ sind und ein w esentliches M erkm al ihrer T ex tg estaltu n g bil­ den, kommen ihnen in den Texten der schönen L iteratu r andere A ufgaben zu: als funktional-beschränkte Lexik können sie m it stilistisch em Effekt verw endet w erden. Ihre w ichtigste stilistisch e Funktion besteht darin , daß sie ein vom In h alt vorausbestim m tes f a c h l i c h e s K o ­ l o r i t angeben. Der V erfasser eines literarisch en W er­ kes braucht irgendeine T ätigkeit oder B erufssphäre nicht präzisb, d. h. konkret-sachlich darzustellen. E ine solche 1 Арнольд И. В., например, говоря об использовании «функци­ онально окраш енной лексики» в художественной литературе, под­ черкивает, что писатели «пользуются специальной лексикой д л я бо­ лее точного описания окруж аю щ ей героев действительности», «в ре­ чевых характеристиках и портретах персонажей», а так ж е и для 1>ма специфических функций в контексте. Они как раз и вы растаю т взаимодействия с контекстом разных типов функционально о кр а­ шенной лексики (терминологических, просторечных, диалектных и проч. слов) (А р но льд И. В . Циг. соч., с. 95—96). 3 Т. с. Глуш ак * 65 D arstellu n g w ürde vorn Leser entsprechende Fachkenntnjsse, ^erlan g en und dadurch seine A ufnahm e des Inhalts. ßelnnäerhV 'abgesehen davon, daß sie ihm als langw eilig erscheinen w ird. D agegen kann die V e rw e n d u n g . hur einiger F achw örter der V erständlichkeit nicht im W ege stehen und zugleich das notw endige Fachkolorit erzeugen. Dabei können in den Text z.B. eines Rom ans so g a r spe-* zielle, w enig gebräuchliche F achw örter — Term ini — eihgeführt w erden. Der A utor kann dam it beabsichtigen, 'den Leser die A tm osphäre einer spezifischen T ätig k eit sta rk fühlen zu lassen . In teressan te Beispiele en th alten in die­ ser H insicht m anche ^ß rk e.-.y o n Th. M ann, w orauf, die deutschen StilTorscher verw eisen. In einigen von ihpen^ fallen viele Term ini aus denj Bereich“ der^ M usik, d es' m usikalischen Schaffehs^Xz.BT in den Rom anen „B udden­ brooks“,. „D oktor F a u stu s“ u!a.) auf. Der S chriftsteller w endet sich dem Them a der M usik im m er aufs neue zu, es dient ihn\-4ftzu- d ie-C h arak terzü g e und In te re sse n einiger R om anfiguren aufzuschließen. D iese T erm ini erfüllen bestim m te З Ш Ш зсЬ е’РйпкТюпеп: erstens~get>en sie das K olorit einer bestim m ten A tm osphäre — der M usik, der K unstverehrung — deutlich“ an, zw eitens chehen sie der ■ Personencharakterisierung. D as zeigt folgender T ext­ auszug: „W as ist das für ein th eatralisch er Schluß, Johann! D as p aßt ja g ar nicht zum übrigen! Zu A nfang ist alles ganz ordentlich, aber wie v erfällst du hier plötzlich aus H -D ur in den Q uart-Sext-A kkord der vierten S tu fe m it ern ied rig ter T erz, m öchte ich w issen? D as sind P ossen. U nd du trem ollierst ihn auch noch...“ (Th. M ann, B uddenbrooks.) ^35] Die A nhäufung von m usikalischen Term ini d ien t hier der C h arakteristik von H anno Buddenbrook: der ach tjäh ­ rige K nabe w ird mit ern sten fachlichen A nw eisungen belehrt, aber er zeigt sich vor diesen spezifischen F ach ­ w örtern nicht v erstän d n islo s und nim m t das U rteil des L ehrers sehr genau auf. erfü llt w eiter w ichtige F unktionen bei der Schaffung eines TS p rach p o rträts. Das S p rach p ö rträt ist die C h arak terisieru n g einer F ig u r durch ihre Spra£Ü&. (ihre~Sprechw eise, W ortausw ahl usw .). Die Sprache der 66 F igur w ird zum Spiegel ihrer inneren W elt: sie e rla u b t-, cterr' Einblick ir ilb r e G edanken, Gefühle, Stimmrungen;"' Ih leresseh, in Ihren C h arak ter usw . Die berufliche C ha­ rak teristik der P erso n kann im S p ra ch p o rtra t eine wic‘h : tige Rolle spielen. A u sd ru ck sstark sind in diesem Sinne die sogerratffiten B erufsjargonism en, D urch ih re V erw en­ dung w erden verschiedene stilistisch e S ch attieru n g en erzielt: die. P erson kann positiv, iro n isch, n eg ativ c h a raktAr U i ^ ^ ^d!fefr"*Wenn d e r'A u to r z.B. eine von ihm dar’gesTeme P erson fachsim peln läßt, m acht er sie lächerlich: m it Ih rem Fachsim peln beginnt sie den anderen auf die :1 ^ёгуей z\TfaTiien, und beim L eser w erden entsprechend negative. G efühle hervorgerufen, ein spöttisches joder .ironisches V erhalten m it böser oder g u tm ü tig er S ch attie­ rung. E in Beispiel solchen harm losen F achsim pelns lie­ fert der R om an „D ie V äter“ von W. Bredel [35, S. 38]. F ritz, der jü n g ste H ardekopf, h at sich die „F u ß b aller­ sprache“ angeeignet und bedenkt nicht dabei, daß ihre speziellen B ezeichnungen und A usdrücke nicht allen zugän glich sind, daß sie beim G esp räch sp artn er irg en d ­ welche S achkenntnisse voraussetzen. E r überschüttet sei­ ne M utter mit diesen A usdrücken: „F rau H ardekopf konnte s ic h .. .dam it nicht befreun­ den. Fußball fand sie gräßlich roh. U nd d an n diese unverständlichen A usdrücke. ,M odder, d att sitt w ie’n G oal von Adje. Ist ja pyram idalГ — ,Also — w as sitzt? W as h ast du da eben g esag t? Wie sitzt das?* — ,Wie *n Goal von A dje!i — F rau H ardekopf m einte, ihr Ju n g e spreche Chinesisch. ,Also — w as ist ’n Goal?* — ,D as ist ’n Tor beim F ußballspiel.1— ,Also, w as das ist, weiß ich auch nicht — ,und w er ist A dje?1— ,Ach, M odder, du w eißt aber auch g ar nichts. D as ist doch Adolf Jä g e r von „A ltona 93“ .1— , Von A ltona 93? Wo . ist d as?1—»Aber das ist doch der berühm te F u ß b allv er­ ein. D eutscher M eister1. Ja , F rau H ardekopf w ar sehr unw issend.“ D. F aulseit und G. Kühn w a rn e n jv o r einem unnötigen G eb rau ch der F achw örter: „Ih r E insatz m uiL sinnvoll, sach- und zw eckdienlich sein; er muß stilistiscjh g erecht­ f e r tig t sein, sei es, daß die F achw örter als them atische Stüfzbegriffe dienen, sei es, daß sie die A ussage konkre- frisieren, sei es, daß sie Kolorit erzeugen, oder sej es, daß sie im D ienste der P erso n en ch arak terisieru n g verw endet w erden.“ [35, S. 39] Jargon- und G röbwörter (Jargonism en und V ulgarism en) Innerhalb jed er entw ickelten. N ationalsprache existieren imm er verschiedene. Ja rg o n s. U nter Ja rg o n v ersteh t m an tiL S M a c h e , sondeTn'^ßO^ldere Sprech­ weise, die für einen bestim m ten K reis yqil M enschen Typlsch l stT М а п 'и Ь Т ё г е с Ш О е Г " acW cly sozYafe J a r - göns tiifd Jargons als* besönderejffirofessionelle Lexiken. zTB. die der Studenten. SoldatenJ^edizLne.r^ 5porileL.u.a. In der Gesellschaft ^existieren mich Gruppen von Men­ schen, die "durch " eine" ge me ins amej )n ient fiofessionel 1e BeschäftigungLlK ariensp ю Т Т ^Ш оТ Ж ^ ггцпёпgeführt werden, sie besitzen auch ihre Jargons. Es. gibt weTtbr' spezielle .Jargons der^sögerfahnteh.if)deklassierten Elemente.; "(Diebe, Ve rbrecher, u.m ).' Ше Eigenart jedes J äf gonTTeigt -sich in seineF lexisehen-Sfeite, weshalb' sie auch Lexiken heißen . r ’ : . ‘ pTS^fargtmwW?e r ^ d jargohhafte Ausdrücke übernehmen in "literäfTfecheS Texten wichtige stilistische Fünktiöiien. Wi<T^chWTesTgesf^IUw^ an der ,S c ^ a 'f . f u n g e i n e s 1 S p .r a c h о о r t r ä t_s beteiligt. D ieselbe A ufgabe, können die* sozialen Ja rg o n s erfüllen: auch sie w erden sehr oft zu r^ß p rach eh arak terisieru n g eingesetzt, um die entsprechende soziale Schicht eindeutig zu . m arkieren. W. Fleischer und G. Michel schreiben ih ihrer Stilistik, daß die- ■Verw endtm g der Ja rg o n ism e n im S p ra ch p o rträ t ein beliebtes M ittel der sc h ö n e n -L ite ra tu r ist. Die jo z la le n J a rg o n s schaffen aber vor allem ein bestim m tes' .soziales KoIoriL E in klassisches Beispiel eines..sojchenl.. Ja rg o n s 'St'Mlf die S prache des russischen Adels ip ’den W erken der.schönen L ite ra tu r dar: er bedient sich vieler französischer .W örter und A usdrücke, das F ranzösisch dient ü b erhaupt _ a l s ’ Symbol seiner K lasse. An die Jarg o n w ö rter grenzen die so g en an n ten V ulgaris­ men oder G robw örter (auch S chim pfw örter). S ie-lieg en aufvder n ied rig sten Stufe der gesenkten Lexik und haben ihre t Anzieh Sto’gsk rd ft : nur für bestim m te .Form en der Uhfganssprrfche.' Die schöne L iteratu r ^bedient sich des 6 groben W ortes vor allem im S p rach p o rtrat. D adurch m acht der V erfasser die G robheit der betreffenden F ig u r sichtbar. '.A nders gesagt,' dient, solcher. G ebrauch von G robw örtern, hauptsächlich em er_ negativen. C ha ra k te ri­ sierung. In der S prache deä A utors selb st erscheinen die Ckobw örter a ls A usdruck, seines persönlichen V erhaltens: „S eht sie euch an, die kalten Fressen! Sie sollen unvergessen sein! W ir D eutsche liebten zu vergessen. D as sei vorbei! P rä g t sie euch ein!“ (E. W einert, SS schafft O rdnuijg.) [35] Der D ichter verw endet nicht das n eu trale W ort G esicht, sondern das grobe W ort F f esse. Seine W ahl ist vom H aß gegen die. F asch isten diktiert. D as W ort F ressen soll im L eser die vom V erfasser -beabsichtigte V o rstellu n g wecken, also dieselben G efühle hervorrufen, die er selb st gegenüber dem Feind em pfindet. M ao kann diesen F all verallg em ei­ nern und folgendes P rin zip form ulieren: d i e s t i l i s t i ­ s c h e Funktip,n d e^r G r . o b W ö r t e r b e s t e h t 'ui d e r E r z e u g u n g - g e f ü h l s m ä ß i g e r A b n e i ­ gun g gegen eine neg a tiv e i n z u s c h ä t z e n ­ de P e r s o n o d e r Situation,. D as grobe W ort ist nach .der .E in sch ätzu n g 'd er Stilforscher ,cin k räftiges S tijm ittei. E s kommt deshalb nicht d arau f an, defr,Leser, m it einer Fülle solcher W örter zu beeindrucken: das w äre in einem literarisch en Text überflüssig. E in oder zwei gutgew ahlte G robw örter genügen, üm der betreffen­ den T extstelle „den Stem pel der G robheit aufzudrücken“ [35, S. 52]. D avon zeugt g erad e die ob en angeführte S tro p h e E. W einerts. M undaf-twörter (D ia lektism en ) * ' 4 * D ialektism en sin d te rr ito r ia l begrenzte .W örter: sie sind ; nicht im gesam ten deutschen § p rach rau m geläufig, so n ­ dern^ w erden -mir Von den S p ra ch träg e rn ein es konkreten U ndscfräftlichen 'B ezirks gebraucht. Im deutschen Sprachrau m existieren bedeutende di-afektale U nterschiede, die w eniger in der gram m atischen-Sfeite' nod .stärker im ,W o rt­ schatz zum V orschein kommen. .Die S tilforscher m üssen in ihreivW erken dem noch sehr lebendigen m undartlichen 69 W ortschatz R echnung trag en , w enn sie eine überzeugende/ d.h. eine ausdrucksvolle S childerung anstreben. Die V erw endung der M u n d artw ö rter ist nur für zwei F unktionalstile charakteristisch: für die A lltag sred e und für die schöne L iteratu r. Der A lltag sred e verleihen sie nach E. Riesel „das n atü rlich e K olorit“ , d.h. sie betonen und bestim m en die landschaftliche Spezifik der K om m unika­ tion. Im F u nktio n alstil der schönen L ite ra tu r können die M und­ artw ö rter verschiedene stilistische D ienste leisten. Die w ichtigste ihrer Funktionen w ird 'v o n den Stilforschern so bestim m t: d i e M u n d a r t w ö r t e r d i e n e n e i n e r anschaulichen Z e i c h n u n g des lokalen K o l o r i t s [54, S. 73]. F olgende T extauszüge können das veranschaulichen: „Obwohl er g ar keine L ust m ehr hatte...nahm er doch w ieder einen Apfel, aß ihn h a stig auf und w arf den G rützen [ = K erngehäuse des Apfels] in den G arten .“ (A. Seghers, D as siebte K reuz.) „U nm erklich w aren die Buben von ihrem G rasplacken [ = G rasflecken] w eg auf den S and dicht um G eorg herum gerückt...“ (Ebenda.) [35] * Die speziell verw endeten M u n d artw ö rter P lacken und G rützen lassen sofort die rhein-fränkische G egend als O rt der H an d lu n g erkennen. D. F au lseit und G. Kühn m einen, daß die V erw endung einzelner W örter und W endungen des D ialekts sehr w irk­ sam sein kann, w enn sie einer bestim m ten stilistischen. Funktion u n terg eo rd n et ist; funktionslos eingesetzt, könn­ ten sie dagegen F rem dkörper im Text" sein [23, S. 54]. In den oben angefü h rten Beispielen sind die D ialektism en keine Frem dkörper in der T ex tg estaltu n g , ftie steh en im D ienst einer knappen und realistischen D arstellunggw gige. Die K nappheit des A usdrucks ist dem them atischen W esen der geschilderten S itu atio n sehr g u t an g ep aß t, g in e an dere stilistisch e Funktion der M u n d artw ö rter in literarischen Texten ist. ihre V erw endung zur D a r s t e l ­ l u n g e i n e s _S.p r a c h p o r t r ä . t s . B ekannt ist der G ebrauch von D ialektism en zur C h a rak terisieru n g lite ra ­ rischem Figuren, zur G estaltu n g der F igurenrede [37, S. 96]. D ie E in fü h ru n g der M u n d artw ö rter in die S prache einer 70 F igiir kann verschiedenes betonen: die territo g ale-H erk u n ft, den sozialen S tand, das B ildungsniveau u.a. W enn der H eld oder die H eldin^einfache M enschen aus den niederen Schichten sind, sprechen sie in der Regel kein H ochdeutsch, sondern die U m gangssprache, verm ischt m it der en tsp re­ chendem M undart. D adurch kann in bestim m ten F ällen ein flötw endiger sozialer K o n trast erzielt w erden. Ein in teressan tes Beispiel solcher A rt en th ält der Rom an „B uddenbrooks“ . Th. M ann zeigt eine zufällige B eg eg n u n g der V ertreter zw eier sozialer S tän d e der d am alig en d eu t­ schen G esellschaft: des K leinbürgers R erm aneder aus M ünchen und der hochangesehenen großkaufm ännischen Fam ilie B uddenbrook aus N orddeutschland. Der K lein­ b ü rg er ist ein jfe is tig b esch rän kter. wenig_^ehildet.erjM ann, der sich in solcher G esellschaft wie B uddenbrooks ntcht einm al n ^ i ^ b e nehmen kann. Die A ngetfortger^der Fam ilie "Buddenbrook h alten dag eg en sehr auf die E tikette, sind g u t erzogen und gebildet. D as alles w ird durch den S prachunterschied zum A usdruck gebracht: P erm an ed er sp rich t nur seine M u n d art — das B ayrisch, w ährend die B uddenbrooks es fast nicht v erste­ hen, weil sie an das H ochdeutsch gew öhnt sind. Der sprachliche K on trast dient eigentlich zur V erdeutlichung, so g a r H ervorhebung des tiefer w urzelnden sozialen Kon­ trastes. Wie W. Fleischer und G. M ichel schreiben, h andelt es sich in diesem und anderen ähnlichen F ällen um eine „durchgehend dialektale G estaltu n g der F ig u ren red e“ [37, S. 97], w esw egen der K o n trast besonders s ta rk /h e r ­ v o rtritt. Beim G ebrauch der M ü n d artw ö rter in literarisch en Texten Können noch verschiedenartige g j x s ä t z 1 i c h e S c h a tt i e r u n g e n erzielt w erden: H um or, Ironie u.a. D as h an g t von der A bsicht des A utors ab, von seinem p ersön­ lichen V erhalten zum betreffenden S achverhalt. So c h a ra k ­ te risiert Th. M ann seinen K leinbürger m it unversteckter Ironie, w odurch auch der Leser in ^seiner E m pfindung beeinflußt w ird. Frem dw örter Die Ü bernahm e der W örter aus einer Sprache in die andere, ist, wie bekannt, ein n atü rlich er unaufhörlicher Prozeß'. V iele übernom m ene Frem dw örter haben sich dem deutschen S prachsystem völlig an gepaßt, im G ebrauch sind sie von den echt deutschen W örtern kaum zu unterscheiden*. Aber es gibt imm er solche F rem dw örter, die in der Ü bergängszone verbleiben — zw ischen dem echten Frem dw ort und dem echten deutschen W ort. Ih re V erw endung m uß deshalb m ehr oder w eniger den C h arak ter des A uffälligen Jiaben. G erade sie können fiir die S tilistik von Interesse sein. In den F u n k tio n a ls te n der S achprosa sind die F rem dw ör­ ter sehr verbreitet: die m eisten von ihnen existieren als unersetzb are B ezeichnungen für spezielle Begriffe, z.B. im S til der P resse und P ublizistik als gesellschaftlich-politi­ sche Term ini (In tern atio n alism en ) usw. So h at K. H eller festgestellt, daß ungefähr. jed.es.-dtitte F rem dw ort,-das..in der deutschen G eg en w artssp rach e verw endet w ird, zu den Intern atio n alism en gehört [41, S. 37 ff.]. Ihr G ebrauch in den g enannten S tilen bildet kein stilistisch es Problem . Die Ä lftagsrede dagegen verw endet vorw iegend solche Fremd-, w orter, die^ einfach und v erstän d lich sind u n d als E n t l e h -' nungen . nicht m ehr em pfunden w erden (A rm ee^B alk o n , _ G arage, D elegation u .a.). Ein sp ezielles P roblem der Stilistik w urzelt in der V erw endung der F rem dw örter im fS til der schönen Literatur^ Sie sind_J_ti diesem Stil, nach d er B estim m ung von W. Fleischer und G. M ichel' „v ielfältig stilistisch zu nu tzen “ [37, S. 108]. Die Z usam m enfassung ihrer stilistischen Funktionen bleibt ein aktuelles Thema der w eiteren F orschungen und heute kann m an sie nur folgender weise verallgem einern: 1. Vor altem Jrete n ljlie-.F rem d w ö rte r als Synonym e zu echFerTdeutschen W örtern auf. Diese ihre Rolle dient dazu, ,,den'sprachH c¥en A usdruck dadurch vor E intönigkeit z u b e w a h re n ^ [35, S. 86]. M it anderen W orten kann m an sagen, ■ daS~~die F rem dw örter zur V erm eidung von W iederholun­ gen gebFauicht w erden. D as veranschaulichen folgende T extauszüge: „Es ist unm öglich, diese Tatsachen zu übersehen, die durch unzählige F akten bewiesen w erden können.“ „Die ju n g e F rau entw ickelte eine E nergie wie schon 1 “W enngleich w iederholt... zum... F rem dw ortgebrauch S ttellu n g genom m en w orden ist, scheint d as Them a F rem dw ort n ic h w ie v o r aktuell zu sein.” {Ludw ig K.~D. Z u r V erständlichkeit von Texten im H inblick auf den F rem dw ortgebrauch.— In: Sprachpflege, .9/1979, S. 180.) 72 seit vielen T agen und M onaten nicht mehr. ...er w ar aus dem V erw undern über die plötzliche T atkraft seiner F ra u nicht herausgekom m en...“ (H. F allad a, Der A lpdruck.) [35] * 2. Oft ergibt der G ebrauch des F rem dw ortes bestim m te in h a T fl^ o T id .s tflis tis c h e S chattierungen. D as F rem dw ort b esitzT in ^so lch en Fällen eine stärk ere A usdruckskraft, kann also "eine stärk ere W ertung zum A usdruck, bringen als seine deutschen E ntsprechungen. „O skar ließ den Brief verblüfft sinken... Der A ndreas w ar noch raffin ierter, als er gedacht h atte...“ [41]. D as Frem dw ort raffiniert k an n m ehreren deutschen W ör­ te rn entsprechen — „d u rch trieb en “, „sch lau “, „k lu g “, „fein“ u.a. H ier ist m it seinem G ebrauch eine sta rk p ejo ra­ tive S ch attieru n g verbunden. 3. D as Frem dw ort k an n im K ontext eine gehobene S til­ färb u n g bew irken, S ch attieru n g en des Feierlichen, G e­ w ählten usw . tragen.* D as ist vor allem für die Frem dw ör­ te r' charakteristisch, die im D eutschen nicht ein g eb ü rg ert sind, bei denen sich ihr frem der C h arak ter im m er fühlen lä ß t ( P ortal, Salon, G ratulationen, P räsentation, A u d ien z u.a.). 4. E ine w ichtige F unktion der F rem dw örter in literarischen Texten ist die E rzeu g u n g des_ f j ; e m d l ä n d i s c h e n K o l o r i t s , „des N atio n alk o lo rits“ n ach "E . Riesel und E. Schendels 154, S. 73]. Diese Funktion erfüllen oft verschie­ dene R ealienbezeichnungen in entsprechender F rem d ­ sprache. Sie ist z.B. für m anche historische und an tifa ­ schistische Rom ane von L. F euchtw anger charakteristisch. Z ahlreiche R ealienbezeichnungen in französischer S prache en th ält sein Rom an „D er Teufel in F ran k reich “ , mit ihrer H ilfe gelingt es dem A utor, die A tm osphäre gerade dieses L andes zu verm itteln. Ein anderes Beispiel ist das p u b li­ zistische W erk „D er rasen d e R eporter“ von E. Kisch: viele englische W örter und R ealienbezeichnungen verleihen der B eschreibung ebenfalls das K olorit des L andes. U nd w enn auch die m eisten dieser W örter und A usdrücke dem Leser, der die englische Sprache nicht beherrscht, völlig unbe­ kan n t sind, erschw eren sie die V erständlichkeit nicht. Ihre Frem dheit dient zur V erstärk u n g des E indrucks, gerade 73 sie la ß t den Leser die F rem dheit des L andes em pfinden. 5. Zu den w ichtigsten stilistischen F unktionen der F rem d­ w örter gehört ihre V erw endung für die G e s t a l t u n g eines S p r a c h p o r t r ä t s . D as ist ein bekanntes S tilm ittel in den Texten .der schönen L iteratu r. Die sti­ listischen S ch attieru n g en können dabei v ersch ied en artig sein: a) n eutral, w enn die F ig u r ein A usländer ist, der eine gebrochehe Sprache spricht, weil er anders nicht sprechen kann (,*<ias n atü rlich e K olorit“ ); b) pejorativ, ironisch, «spöttisch usw., w enn die F igur frem de W örter un n ö tig "verw endet, ohne sie rich tig zu verstehen und au szu sp re­ chen; c) gehoben, gew ählt usw., w enn es die S p rech art einer F ig u r ist, die die betreffende F rem dsprache gut be­ herrscht und sie so rg fältig , bedacht verw endet; d) die F rem dw örter können im S p rach p o rträt als Jarg q n ism en auftreten, z.B. das F ranzösische im M unde des russischen A dels usw . v 6. Eine g an z besondere stilistisch e Funktion der F rem dw ör­ ter ist ihre V e r w e n d u n g a l s E u p h e m i s m e n . Sie tra g e n dann eine zusätzliche stilistische S chattierung, die in W örterbüchern „verhüllend“ g en an n t w ird. D as W e­ sen des euphem istischen G ebrauchs besteht Д агш , ^jaß eine unangenehm e W ahrheit nicht u n m ittelb ar, sondern in diplo­ m atischer W eise, schonend au sg esa g t w ird. Vgl. fölgdnde Beispiele: zum V erb sterben, das eine sehr unangenehm e "W ahrheit verkörpert, gibt es viele euphem istische A usdrükke im D eutschen: heim gehen — entschlafen — verschei­ den — ab leben — die A u g en fü r ew ig schließen,— ein­ schlum m ern — hinüber gehen — seinen letzten G ang antreten — seine Tage beschließen, d aru n ter auch einen A usdruck m it gehobener S tilfärb u n g , der ein F rem dw ort enthält: den A cheron überqueren [32]. K. H eller füh rt noch folgende B eispiele an: W enn ich jem anden um D iskretion bitte, ist es m ir w eniger u n an g e­ nehm, als w enn ich ihn unverblüm t um Schonung, Ver­ schw iegenheit oder R ücksichtsnah me ersuchen muß. Portier hört sich angenehm er an als P förtner oder H aus­ wart. Die letzteren erin n ern sehr an den T ürschließer. U nterw äsche scheint vielen K aufleuten zu derb. Sie bevor­ zugen U ntertrikotagen [41]. 7. Noch eine spezifische Funktion der F rem dw örter offen­ b art sich darin, daß sie als M o d e w ö r t e r erscheinen können. M an verw endet sie m it Vorliebe in einem oder 74 anderem begrenzten Z eitraum : dabei, wie die deutschen S prachforscher bem erken, „in allen m öglichen Z usam m en­ h än g en “, ^ daß sie „als in h altsleer em pfunden w erden“ . Vgl. folgende Beispiele: interessant, effektiv, relevant, A sp ek t, positiv u .a.1 K. H eller n en n t auch enorm, a ttra k­ tiv, E tappe, dem onstrieren, K lasse, ideal usw. [41, S. 135]. N eologism en Die eigentlichen im G esellschaftsleben en tstan d en en Neuw orter finden m eistenfalls ihren ersten G ebrauch in v e r­ schiedenen A rten der S achprosa: in W issenschaft, T echnik,, V erw altung, P re sse usw. D as steht m it der T atsach e im "Zusam m enhang, daiß die Z unahm e des W ortbestandes vor аИ еф -durch die rasche w issenschaftlich-technische E ntw ick­ lu n g bedingt ist, w orüber besonders die P resse auf allen S tufen dieser E ntw icklung inform iert. Im S til der schönen L ite ra tu r kan n die W irk licM eiF m ch t so u n m ittelb ar w i­ dergespiegelt w erden w ie im P ressestil. Die N euw örter g elangen in die literarisch en Texte erst später, w enn sie schon m ehr oder w eniger v erb reitet sind. Ihre F unktion besteht darin, die G egenw art oder besser g e s a g t die Zeit zu betonen. U ber diese F unktion schreiben W. F le is c h e r 'ü i n r n . Michel: als B ezeichnungen für neue B egriffe und E rscheinungen können die N euw örter in einem Text Vor­ kommen, ohne bew ußt als stilistisch e N eologism en verw en­ det zu sein. Si§ schaffen, ein bestim m tes zeitliches Kolo37, S. 101]. m echten N euw örtern existieren in der. S p ra ch e Neologismen bestimmter Zeitabschnitte. Solche W örter sind nur eine bestim m te Zeit im G ebrauch als W iderspiegelung entsprechender politischer, sozialer öder k u ltu reller U m stände. N achdem diese U m slan d e aber vorbei sind, verschw inden auch die W örter aus dem stä n d i­ gen G ebrauch, sie bleiben nur im passiven B estandteil des W ortschatzes aufbew ahrt. Ein sehr anschauliches Beispiel solcher A rt ist die sog en an n te „N aziterm inologie“ — W örter, W endungen und A usdrücke aus dem Lexikon der deutschen F aschisten. Die N aziterm inologie existierte im G ebrauch solange, wie die F asch isten in D eutschland an der M acht w aren. M an verw endet in bezug auf solche 1 S. den zitierten Artikel von /С.-Д Ludwig, S. 182. 75 W örter die B ezeichnungen „vorübergehende N eologism en“ oder .„kurzlebige N euw örter“. Im allgem einen w erden ' d ie ' v o r ü b e r g e h e n d e n N eologism en m it bestim m ter A bsicht verw endet, näm lich w enn die C harak teristik entsprechender Z eitperioden g e­ geben w ird oder w enn eine solche Z eitperiode der G egen­ w art 'gegenübergestellt w erden soll. Aber konkretere siilistische Funktionen vorübergehender N eologism en sind: 1) die S chaffung des Z eitkolorits einer bestim m ten Epoche (oder Z eitp erio d e); 2) die D a rste llu n g e in e s 'S p r a c h ­ p o rträ ts; 3) das A uftreten im D ienst von S atire, E n tla rv u n g usw . -In allen F ällen können selb stv erstän d lich noch v er­ schiedenartige zusätzliche S ch attieru n g en entstehen. So dom iniert in den W erken der deutschen L iteratu r, w enn es sich um die S child eru n g der N azizeit handelt, n u r die g ro ­ be S tilfärb u n g in ihrer m an n ig faltig sten A bstufung (zum Zweck der E n tla rv u n g ), < Z uilJ o ru p p e N eologism en gehören auch M odewörter. Sie d rara^rert^iereh ebenfalls bestim m te Zeitperioden und hauptsächlich die S präche der ju n g e n G enerationen. So lesen w ir bei D. f a u ls e it und G. Kühn: „B esonders em pfänglich für M odew örter ist die ju n g e G eneration... D abei ist die V orliebe für w ertende M odew örter bei der Ju g en d auffällig. So- w a r ' vorübergehend einm al alles ,knörke\ ,k la sse\ »pyramidal*, ,schau* ...“ [35, S. 67] E. Rie­ sel nennt als B eispiele d afü r fa belhaft, phantastisch, ko­ lossal, prim a, toll u.a. Den M odew örtern kommen folgende stilistisch e F unktio­ nen 2u: 1) sie dienen zur^zeitlichen K olorierung; 2) ha-* uptsächlich aber erscheinen sie im 'S p räc h p p rtra f; 3) oTf stehen sie im Dienfet einer K o n trastw irk u n g (alte G enera­ t i o n : ^ ju n g e G eneration) u.a.'A ls Beispiel k a rin im letzten f a l l noch einm al die Stelle aus W. B redels R om an „Die V äte r“ angeführt w erden — das G espräch zw ischen F rau H ardekopf und ihrem Sohn Fritz. Der jü n g ste V ertreter der Fam ilie gebraucht s t e t s ^ m M odewort, das bei ihm alles bedeutet, und seine M utter ist einfach unfähig, diesem unbekannten G ebrauch des W ortes zu folgen. D er V er­ fasser schildert die Szene so: „Ja, F rau H ardekopf w ar sehr unw issend. Es gab klare Sachen; w enn beispielsw eise das Erdbeben von M essi­ na »pyramidal* w ar, v erstan d sie das schon. Auch der 76 neue O zeandam pfer ,A uguste Victoria* w ar pyram idal. G eheim nisvoller w urde es schön, w enn ihr F ritz ausrief: „Die K inder des .K apitän G ra n t sind pyram i­ d al!“ O der w enn „ein Goal von A dje“ pyram idal w ar.“ Die so gu t eingesetzte sprachliche B esonderheit — das M odew ort pyram idal — betont den K o n trast zw ischen zwei G enerationen; zugleich bedeutet es den U nterschied in der S tellu n g und H a ltu n g zu den D ingen und E reig n issen der W elt. Die gan ze T extstelle ist so g estaltet, daß die E in ­ ste llu n g des A utors selbst, seine leichte Ironie für den Leser sp ü rb ar bleibt. E in spezielles .Mittel der S tilistik bilden N euw örter, die a l s ' E inm albildungen Vorkommen: sie stellen einm alige In d iv id u e lle B ildungen des A utors dar, sind an einen bestim m ten Text gebunden und brauchen nicht in den W prbs^hätz der S prache einzugehen. Sie w irken infolge ihres^ einm aH gen E rscheinens expressiv [37, S. 102]. Ihre stilish 'srh p ^ H a u pffunktion ... ist B ew irkung der höchsten Anschaulichkeit- ihre V erw endungsbereiche, sind schöne T j fe ra tu r. P re sse und P u b lizistik .-In TTen politischen A rti­ keln "unef publizistischen Schriften verhelfen sfe oft zu einer satirisch en E n tlarv u n g , stehen im D ienst de г ideolo­ g is c h e n Polem ik. Die deutschen S tilforscher erw ähnen in diesem Z usam m enhang die W erke von K. M arx und F. E ngels: sie liefern zahlreiche Beispiele sta rk gefärb ter polem ischer E inm albildungen, m it denen die K lassiker des M arxism us ihre politischen und ideologischen G egner geißelten: „P rin zip sp ek u lan ten “, „S y stem fab rik an ten “ ,' „W eißbierbürger“ usw . [35, S. 65]. Auch^iib-Uterarischen Texten erscheinen die E irunalbildungen aJsJVlütfi.Lim-X>ienst von H um or und S äftaex d ie K riegs-’ und die ersten N ach k rieg sjah re in D eutschland bezeichnet H. M archw itza z.B. als „A ngst jah rzeh rit“ (e§ w ird betont, daß die M enschen eine bestim m te Zeit in A ngst leben m ußten, das w aren ihre schicksalsschw eren J a h re ). H. H eine k ritisiert in seiner „H arzreise“ die g ei­ stig e S ta rre der alten deutschen Professoren und bezeich­ net sie durch die E in m alb ild u n g „U n iv ersitätsp y ram i­ den“ : .„...nur die alten Professoren bleiben stehen in dieser allgem einen Bew egung, unerschütterlich fest, gleich 77 den P yram iden Ä gyptens — nur daß in diesen U niver­ sitätspyram id en keine ^Weisheit verborgen ist.“ [35] In der Poesie können die Einm albild.ungen etw as G eho­ benes,, G ew ähltes in'sicK trag en , m it einem hohen G rad der em otionalen E xpressivität, z.B. die L en zlu ft, war so ju n g und ~morgenschön, w ellenatm end ihr G esicht u.a. [35, S. 63—64]; „Das allerletzte M ärzlicht zo g sich la n g ­ sam in den W ald zu rü ck" [34, S. 21—22] u.a. An der V erw endung der E inm albildungen in literarischen W erken und politisch-publizistischen Schriften, an der A rt ihrer E xpressiv ität kann m an imm er die persönliche E in stellu n g des A utors erkennen, sonst w ürden sie nicht „E inm albildungen “ heißen. < A rchaism en In der G ruppe v eralteter W örter existieren auch verschie­ dene E rsch ein u n g sarten . E inige W örter haben ihre u r­ sprüngliche, alte BedeutiTng v erän d ert, aber sind in der S prache geblieben, z.B.: die alte B edeutung des W ortes Spießbürger („m it einem Spieß bew affneter B ü rg er“ ) h at abgelebt, ist zum .H istorism us gew orden, w ährend die H ülle des ^Wortes w eiter lebt. In seiner neuen B edeutung dient das W ort zum Ausdruck- einer n egativen C h arak teri­ stik: Spießbürger ist „beschränkter K leinbürger“, diese B enennung w eist eine tverächtliche S tilfärtm n g auf [35, S. 69]. Die A rchaism en erfüllen in literarischen Texten folgende stilistische Funktionen: ' • 1. Sie dienen zur zeitlich-historischen K olorierung, das ist besonders ch arak teristisch für die H istorism en, w ie 'e s z.B; in Vielen B allad en von Fr. Schiller der F all ist: R it­ ter, K nappen usw. D azu auch die Tpxtstellen, die D. F a u l­ seit und G. KSnn anführen: * „...und schon sau sten von beiden S eiten die von den S öldatenfäusten geschw ungenen L adestöcke auf sei­ nen Rücken herab. Die Stöcke klatschten* im T akt des dum pfen T rom m elklanges.“ D aß es so etw as bei den S oldaten gab, davon h atte der alte Korporal in der Schule nichts erzä h lt.“ (C. W inter, Der T roßjunge.) [35] 78 1 Zwei W örter sind in dieser S childerung A rchaism en: Ladestöcke und Korporal. Sie zeichnen sehr überzeugend das geschichtliche Kolorit. 2.^Die A rchaism en können im D ien st der S atire stehen, vgl. folgendes Beispiel: ■ ;; „D ie S ta d t G öttingen, berühm t durch ihre W ürste und U niversität, gehört dem K önig von H annover und en th ält 999 F euerstellen...“ (H. Heine, H arzreise.) D as W ort F euerstellen ist ein A rchaism us. Es soll die R ückständigkeit dieser deutschen K leinstadt betonen: sie ist rückständig, weil ihre Bewohner in der M ehrheit K lein­ bürg er oder P h ilister sind. D as ganze W erk bedeutet doch eine scharfe satirisch e E n tla rv u n g des deutschen P hilistertum s. 3. Die A rchaism en können in einer en tg eg en g esetzten R ichtung w irken — zum A usdruck oder zur B etonung des F eierlichen einer S itu atio n verw endet w erden, w odurch der B eschreibung eine gehobene, offiziellfeierliche S til­ färb u n g verliehen wird. Die deutschen ’Stilforscher bezei­ chnen diese Rolle der A rchaism en als „feierliche S tilisie­ ru n g ins A lfe“ r w ofür d ie h ie r nachstehenden S ätze als anschauliches Beispiel dienen solldn: „M it w ilder T ränen F lut betroff sie w einend die W alt..“ ‘ (R. W agner.) ' „D er T ag def'V erm ählung,..kam näher...“ (Th. M ann.) [33]. 4. ^Manchmal läß t der V erfasser eine F ig u r seines W erkes a rc h a is ie rte . S prache sprechen und schafft auf solche W eise ein vorbedachtes S p rach p ö rträt. Sein stilistischer ^Effekt kann verschieden^ sein — po sitiv , negativ, je nach der E in stellu n g des A utors zu der betreffenden- Person. W enn m an zum Abschluß das W ichtigste über d ie"stili­ stische L eistung der A rchaism en zusam m enfaßt,- so wird es dasselbe sein, w as D. F aulseit und G. Kühn in ihrem Buch hervorheben: „A ltertüm liche W örter und W endun. gen kann der A utor also benutzen, um das Kolorit verg ap g en er geschichtlicher Epochen z u tsc h äffen, um einer A ussage eine gew isse G ehobenheit zu verleihen... oder um R ückständigkeiten ironisierend, mit dem M ittel der S atire anzugreifen.“ [35, S. 71] 79 Anachronismen Die A nachronism en bilden keine besondere G ruppe im W ortschatz, sie bedeuten ein spezielles S tilm ittel oder eine spezielle E rscheinung im Text. Aber ihre B etrach tu n g im Z usam m enhang m it der zeitlichen M arkierung lexika­ lischer Elem ente ist berechtigt. W. Fleischer und G. M i­ chel bestim m en sie folgenderw eise: „E in A nachronism us kommt zustande, w enn ein W ort oder eine W endung, die an eine bestim m te historische Epoche gebunden sind, m it B ezug auf eine andere Epoche gebraucht w erden, der sie nicht entsprechen.“ [37, S. 104] M an spricht bei dieser E rscheinung auch von „zeitw idrig gebrauchten W örtern“ [35, S. 75]. Sie w erden „w ider“ oder „g eg en “ die Zeit verw endet, denn sie sind in dieser Zeit, wie die S prach ­ forscher es bestim m en, entw eder „noch n ich t“ oder „nicht m ehr“ im G ebrauch. G erade dank ihrem N icht-P assen en tsteh t eine stark e stilistische W irkung. Z ahlreiche B eispiele der A nachronism en lassen sich besonders in literarischen W erken m it deutlicher p o liti­ scher E in stellu n g des V erfassers beobachten, z.B. in der deutschen politischen D ichtung. „D er bew ußt eingesetzte A nachronism us ist ein w irksam es S tilm ittel der Ironie, so g ar der „beißenden S a tire “, bem erken W. Fleischer und G. Michel [37, S. 104]. D as k an n in erstem Linie v o n H. H eine g esag t w erden. Auch der m oderne D ichter E. W einert hat m it seinem G edicht „B änkelballade vom K aiser N ero“ ein M usterbeispiel für die stilistische A us­ n u tzu n g der A nachronism en gegeben. Die ganze A us­ druckskraft dieses G edichts w ird durch die A nachronis­ m en bestim m t. Dem G edicht zu grunde liegt die von den N azis o rg an isierte B ran d stiftu n g des R eichstags 1933, aber das erkennt der Leser n u r anhand der anachronisch verw endeten A usdrücke aus dem Lexikon der F aschisten und einiger R ealienbezeichnungen. G erade sie v erd eu t­ lichen, w en und welche Zeit der D ichter gem eint hat, z.B. L eibschutzstaffel, U nterm enschheit sind charakteristische Term ini der N aziterm inologie: und agitieren( K om m uni­ ste n , B en zin sind Begriffe und Term ini, die in den Zeiten des röm ischen Reichs noch nicht da w aren. Vgl. einen A uszug aus diesem Gedicht: „D er K aiser Nero saß an voller Tafel, Doch ohne A ppetit und sorgenvoll. 80 E r klingelte nach seiner L eib sch u tzsta ffet U nd sprach: Ich w eiß.nicht, w as das w erden soll! G efährlich agitieren diese C hristen. Doch je tz t ist Schluß m it diesen K o m m u n isten ! In dieser N acht w ird Rom in B rand gesteckt. N un w as versprecht ihr euch von dem Effekt?* Da brüllten die Soldaten: ,Die woll’n wir lustig braten! Wo ist der Kien? Wo ist B enzin? W ir kriechen gleich durch den Kamin. О triu m p h ato r saeculorum ! Um 9 U hr 15 brennt das Forum! U nd m orgen ist es jedem klar, D aß das die U nterm enschheit war.* “ Die A nachronism en sind hier, wie der Text zeigt, S chlüs­ selw örter: sie erschließen seinen w ahren Sinn. Der an g e­ führte Text hilft die E ig e n a rt des A nachronism us als S tilm ittel rich tig begreifen: sie besteht darin, daß die S atire, besonders w enn sie eine konkrete politische Rich­ tu n g hat, nicht offen, sondern verschleiert oder m askiert zum A usdruck gebracht w ird, w as sehr w ichtig sein kann, w enn m an z.B. das bestehende Z ensurverbot um gehen will. Kapitel III STILFRAGEN UND STILMITTEL IM GRAMMATISCHEN BEREICH gram m atische S tilistik (auch die stilistisch e G ram m a­ tik) bildet, einen A spekt der L inguostilistik, der bis je tzt noch nicht gründlich und allseitig erforscht ist. W. Schnei­ der bem erkte seinerzeit, als er in einem speziellen. Buch säm tliche F ra g en der stilistisch en G ram m atik des D eut­ schen zu um reißen' versuchte, daß es sich um ein bisher unzulänglich bearbeitetes Feld h and le [59]. Seitdem hat sich die L age bedeutend gebessert. Die E ntw icklung der L inguostilistik in den letzten zwei Jah rzeh n ten m achte es deutlich, wieviele Problem e auf diesem Gebiet der F or­ schung offen stehen und wie aktuell ihre L ösungen sind und sein können. Die zuerst rein em pirisch eingestellten U ntersuchungen führten allm ählich zur A u sarb eitu n g einer um fassenden theoretischen B asis der L inguostilistik in allen ihren A spekten, d aru n ter auch im A spekt der. gram m atischen S tilistik. H eu tzu tag e sind intensive Be­ m ühungen zu verzeichnen, die eine w eitere B ereicherung und P rä zisieru n g dieser B asis anstreben. Um aber dem heutigen E n tw ick lu ng sstan d der g ram m a­ tischen S tilistik gerecht zu w erden, muß m an zw ischen der m orphologischen S tilistik einerseits und der sy n tak ti­ schen S tilistik an d ererseits u n te rsc h e id e n l, w ovon die D ie 1 « M о р ф о л о г и ч е с к а я с т и л и с т и к а рассм атривает сти­ листические возможности в пределах различных грамматических к а ­ тегорий, присущих тем или иным частям речи... С и н т а к с и ч е с к а я с т и л и с т и к а исследует экспрессивные возможности порядка слов, типов предложения, типов синтаксической связи... В аж ное место занимаю т здесь так называемые фигуры ре­ чи...» {Арнольд И . В. Цит. соч., с. 13). 82 Rede schon früher (bei der allgem einen C h arak teristik der S tilm ittel) w ar. „M orphologie und S yntax w erden getren n t...b eh an d elt“ , schreiben auch E. Riesel und E. Schendels [54, S. 112]. Dabei m üssen alle Stilforscher übereinstim m end anerkennen, daß die Problem atik der S yntax in stilistisch er H insicht viel besser au sg earb eitet ist als die der M orphologie, denn die S yntax w urde seit jeher in den Bereich der stilistischen F orschung einbezos g e n 1. Stildifferenzierende M öglichkeiten der H au p tw o rtarten D as S u b sta n tiv in verschiedenen F unktionalstiten .— D as Verb unter dem A sp ek t der F u n ktionalstile. Die m orphologische S tilistik bietet also einen besonders aktuellen Problem kreis, der einer gründlichen U n tersu ­ ch u n g bedarf. M orphologische Form en und E lem ente besitzen nach den E rgebnissen der schon durchgeführten A nalysen ihre eigenen stildifferenzierenden Potenzen. D arauf verw eisen W. Fleischer und G. M ichel: „Auch die K ategorien der flektierten W o rtarten erw eisen sich in m ehr oder w eniger großem U m fang als potentielle S til­ elem ente.“ [37, S. 140] U nter diesem G esichtspunkt v er­ dienen in erster Linie die H au p tw o rtarten — das S u b stan ­ tiv, d a s Verb — besondere B eachtung, weil gerade sie durch ihre P arad ig m e n den gesam ten und, im V ergleich zu den anderen S prachen, spezifischen C h arak ter der m orphologischen S tru k tu r des D eutschen bestim m en. £ a s S u b stan tiv als W o rtart ist nach seiner Sem antik sehr tunfassendTp^'es~‘i s t a u c h zahlenm äßig die bedeutendste W o rta rt der Sprache, der über 50 % des G esam tw ortschatzes M ztffechrien ist. A te r w enn m an das V orhandensein ctefc S u b stan tiv s differenziert nach den einzelnen F unktio­ n alstilen betrachtet, so w ird sein P ro zen tsatz noch höher sein. E ine U ntersu ch u n g der F achsprache des B auw esens 1 «Эта область имеет вековые традиции» (Арнольд И . В. Цит. соч., с. 13). 83 ergab z.B. folgendes Bild: das S u b stan tiv — 75,8 %; das A bjektiv — 16,5 %; das Verb — 7,7 % (G esam tum fäng des Textes etw a 500 D ruckseiten) [4, 16]. P ie A ngaben aus den anderen Q uellen b estätig en eine s ta ik -jlp Щ re'nde Rolle des S u b stan tiv s a ls 'W o rta rt ersten s in allen Sächstilen m it ihrer Tendenz zur N om inalisierung, zw ei­ tens in der sprachlichen T ex tg estaltu n g ü b erh au p t [54, S. 116]. Die W o rtb ild u n g sstru k tu r des S u b stan tiv s k an n selbst zii einem" relev an ten M erkm al des S tils w erden. Es ist z.B. eine bekannte T atsache, daß vor allem die z u s a m ­ m e n g e s e t z t e n W ö r t e r in der deutschen Sprache der Ge'geliwärt eine höchst produktive E rscheinung, sind Im R ahm en eines solchen W ortes (eines K om positum s), das m ehrere B estim m ungsw örter einschließen kann, fin­ den verschiedenartige B eziehungen der R ealität ihren A usdruck. In diesem Sinne ist die W ortzusam m ensetzung überhaupt ein geeignetes M ittel, kom plizierte S achver­ halte auf kürzeste A rt zu bezeichnen, z.B. der S o n n ta g snachm ittagsspaziengang, die E isschnellaufw eltm eisterin, die D am pfkesseleinm auerung u.a.m . B esonders in den technischen F achsprachen und ü b erh au p t im B ereich des w issenscbaftlichen Stils," wie auch in den B ereichen des sachlicjtoffiziellen S tils, des P re ssestils ist die Rolle der Z usam m ensetzung und der zusam m engesetzten S u b stan ­ tive außerordentlich groß. Durch die rasche E ntw icklung von Technik uiid P roduktion wie ü b erhaupt des gesam ten gesellschaftlichen Lebens ist der B edarf an B ezeichnun­ gen für neue B egriffe sehr groß, und in erster L inie w ird er durch die Z usam m ensetzung befriedigt. „W ir beigegnen ihr in großem M aße in der F ach literatu r... Von hier aus d rin g t sie in die schöngeistige L ite ra tu r“ , heißt es bei D. F au lseit und G. Kühn [36, S. 163]. Konkrete F o rsch u n g s­ resu lta te im Bereich der F achsprache des' B auw esens sollen die Rolle der su bstantivischen K om posita deutlich w erden lassen: die gesam te B eteiligung der S u b stan tiv e ал der T ex tg estaltu n g ist etw a 76 %, d aru n te r b eträ g t die Z ahl der zusam m engesetzten S u b stan tiv e etw a 56 % [4]. ......................... Die a b g e l e i t e t e n W ö r t e r sind in der deutschen S prache ebenfalls produktiv. Sie sind nach ihrer G estalt sehr verschieden und können ganz verschiedene in h a lt­ liche und stilistisch e P otenzen in sich bergen. D arüber 64 w ird ausführlich im Buch von E. Riesel und E. Schendels berichtet [54, S. 174— 181]. H ier sei d arau f hingew iesen, daß bestim m te A bleitungstypen der S ubstantive w ichtige stildifferenzterfettde A ufgaben erfüllen können. D as g ilt 1 in sb eso n d ere für die suffixalen W örter auf -u n g , -heit, \ -keit (explizite A b leitungen), suffixlose D ev e rb a tiv a/ (im plizite A bleitungen), su b stan tiv ierte Infinitive u.a. E ine spezielle U n tersu ch u n g [13, S. 104— 106] ihres g eg en ­ seitigen V erhältn isses in den F u n k t i o n a l W issenschaff und der P resse i P ublizistik) führte’ zu*' folgenden R esultaten: Bie S u b stan tiv e auf -ung sind fast gleichm ä­ ß ig in beiden S tilen vertreten. Die S u b stan tiv e auf -heit, SSßii sind j n ^ ,wig.§^nschaftliehen S t i l um v ie rm a l h äufiger als im P ressestil. U ngefähr dasselbe lä ß t sich auch über die su b stan tiv ierten Infinitive sagen. Die suffixlosen D everbativa sind d agegen im P ressestil vorherrschend. D as gegenseitige V erh ältn is z.B. der S u b stan tiv e auf -ung und der suffixlosen D everbativa erw eist sich in Z ahlen für den Stil der W issenschaft als 9 zu 1, für den P ressestil als 6,6 zu 1. D as g egenseitige Z ahlenverhältnis der S ubstantive auf -ung und der auf -heit, -keit ist im Stil der W issenschaft 7 zu 1, aber im Stil der P resse 30 zu 1. Innerhalb der schon erw ähnten F achsprache des B auw e­ sens verhält sich die G esam tzahl der zusam m engesetzten S ubstantive zu der der abgeleiteten S u b stan tiv e wie 55 % zu 30 %. D as bedeutet im A llgem einen, daß „die Tendenz zur_ Z usam m ensetzung in den F achsprachen v f e r s la r k e r als die Tenderfz zur su b stan tiv isch en A bleitung w irkt, w as ohne Zweifel m it bestim m ten stildifferenzierenden Potenzen verbunden sein soll. Die E rforschung der stilistischen Seite bei den kategorial-g ram m atisch en Form en des S u b stan tiv s h a t der F u n k tio n älstilistik schon m anche A ufschlüsse über ihre stildifferenzierenden Potenzen gegeben, soll aber in der Zukunft noch m ehr geben. Eine besondere A ufm erksam ­ keit zieht dabei die K a t e g o r i e d e s K a s u s auf sich. Die deutsche G ram m atik unterscheidet, wie bekannt, zw ischen den reinen K asusform en und den sogen an n ten P räp o sitio n alk asu s. Ihre V erteilung in v ersc h ied e n en , F unktionalstilen und so g ar im Rahm en ein und desselben S tils w iderspiegeln die Tabellen unten, die einer speziel­ len U ntersuchung entnom m en sind [27]: 85 Stil der w issenschaftlichen Prosa re in e K asus A utor P. Bollhagen E. Fischer F. Rupprecht W. Müller 50,8 63.6 57.6 55.6 % % % % Präposi­ tio n alk a­ sus 49,2 36.4 42.4 44.4 % % % % G esam tgew icht der einzel­ nen K asus G en itiv D ativ 0,064 0,050 0,064 0,082 0,054 0,051 0,056 0,050 jA kkusativ 0,037 . 0,046 0,036 0,035 Stil der schönen Literatur reine Kasus Autor H. Kant I. Wangen­ heim W. Heiduczek J. Brezan B. Reimarm R. Kraft Präposi­ tionalka­ sus Gesamtgewicht der einzel­ nen Kasus Dativ Genitiv Akkusativ 62,2 % 37.8 % 0,009 0,050 0,046 67.8 % 32.2 % 0,013 0,068 0,065 % 26.2 % 0,012 % 30.8 % 0,011 % 35.8 % 0,010 % 34.8 % 0,015 0,059 0,061 0,068 0,073 0,060 0,077 0,064 0,060 73.8 69.2 64.2 65.2 Die T abellen zeigen sehr in teressan te U nterschiede zw i­ schen den S tilen und innerhalb jedes Stils. Sie erlauben zugleich eine V erallgem einerung, die folgenderw eise aussehen kann: F u nktionalstil B eteiligung der einzelnen K asus an der T ex tg estaltu n g G enitiv der schönen Literatur der wissenschaftlichen Prosa 86 | D ativ A kkusativ 0,011 v 0,063 V0,062 V 0.065 V 0,053 0,038 Die S tildivergenzen lassen sich deutlich erkennen. In erste r Linie dient der G ebrauch des deutschen G e n i t i v s als stildrifer.eu^ierendes M erkm al [9]. E r ist hauptsächlich in w issenschaftlichen Texten verw endet 'u n d relativ in Texten der schonen L iteratu r. W eiter erscheint der D a t i v als stildifferenzierendes M erkm al: sein G e­ brauch in der schonen L iteratu r überw iegt gegenüber dem im w issenschaftlichen Stil. Der A k k u s a t i v ist noch fnehr stildifferenzierend als der T3"a'fIV7"'dabei sehr ge­ bräuchlich im Stil der schönen L iteratu r. Die U nterschiede "in n erh alb der S tile ch arak terisieren einerseits die E ig en art jedes Stils, an d ererseits sind sie auch für die A bgrenzung der F u n k tio n alstile v o neinan­ der w esentlich: die G ebrau ch sv ariatio n des G enitivs im S til der W issenschaft reicht von 0,05 (m inim al) bis 0,08 (m axim al), d ageg en im literarisch en Stil von 0,09 bis 0,015. D as g estattet die S chlußfolgerung, daß ,iie T ext­ g estaltu n g im S til der W issenschaft gleichm äßiger und hom ogener ist als im Stil der schönen L iteratu r. Die I n g a oeri über die anderen K asus u n terstü tzen diese Schlußfolgerung. F ü r den D ativ gelten (als m inim aler und m axim aler G ebrauch) 0,050 — 0,056 im S til der W is­ senschaft und 0,050 — 0,073 im Stil der schönen L itera­ tur. F ü r den A kkusativ: gleichm äßige V erw endung im Stil der W issenschaft und die V ariatio n von 0,046 bis 0,077 im Stil der schönen L iteratu r. N icht zu übersehen sind dazu noch die sem antischen Funktionen der K asus, ihre G eltu n g in den beiden v e r­ glichenen F unktionalstilen. Das Bild läßt sich folgender­ w eise skizzieren: F u n k tio n a lstile Kasus und F u n k tio n en adnominaler Genitiv a) gen. possessivus b) gen. explicationis adverbaler Genitiv a) als Objekt b) als Adverbialbestimmung (temporal, modal) der schönen L iteratu r der W issenschaft 68,77 % 18,75% 14,69 81,32 1,48% 0,21 1,74%; 0,53% 87 F u n k tio n a lstile K asus und F u n k tio n e n obligatorischer Dativ freier Dativ a) commodi — incommodi b) sympatheticus c) ethicus Objektsakkusativ a) äußeren Objekts b) inneren Inhalts c) des Resultats absoluter Akkusativ der schönen L ite ra tu r der W issen­ schaft 79,24 % 95,23 % 13,43 % 5,44 % 1,89 % 4,77 % 93,42 0,44 0,61 1,60 % % % % 98,95 9 i% 0 .7 % Auch diese Tabelle offenbart w esentliche S tildivergenzen: - im Bereich" des G enitivs erscheint als stildifferenzieren­ des M erkm al das gegenseitige V erhältnis seiner F u n k ­ tionen „genitivus p o ssessivus“ und „genitivus explication ls“, wobei die letztere im S til der W issenschaft sta rk uhp.rwi&gt- w ährend die e rste re im Stil aer schönen* L ite­ ra tu r hauptsächlich anzutreTfen ist. Im Bereich des . tivs kan n als stildifferenzierendes M erkm al das gegensei­ tige V erh ältn is des o bligatorischen und angesehen w erden, dabei ist der letztere n u r für den Stil der schönen, .L ite ra tu r von B edeutung. Im Bereich" des A kkusativs v e rfu g f^ d e r w issenschaftliche S til über ein höchst einheitliches (hom ogenes) Bild. Der literarisch e Stil ist w eniger hom ogen nach diesem M erkm al. Im A llge­ m einen aber läß t sich die höchste V a ria b ilitä t игТй~с[Ге 'stä rk ste ' “stildifferenzierende K raft für den~ deutschen G enitiv feststellen, die schw ächsten P otenzen besitzt in dieser H insicht der deutsche A kkusativ. Ähnliche R esultate könnten auch in bezug auf die an d e­ ren gram m atischen K ategorien des S u b stan tiv s, ihre stildifferenzierende Rolle erzielt w erden, aber das bleibt zweifellos die A ufgabe w eiterer U n tersuchungen auf dem G ebiet der deutschen F u n ktionalstilistik. 88 P a s Verb als W o rtart besitzt die höchste Zahl von kategorialen gräm m allscfien Form en. Die K ategorien des rucken seit einiger Zeit im m er stärk er ins Blick­ feld der Stilforscher, sie w erden dam it ein G egenstand sowohl m ikrostilistischer als auch fu n k tionalstilistischer B eschreibungen. Die B eu rteilu n g ihrer fu n k tio n alstilisti­ schen Potenzen w ird dadurch erm öglicht, daß m an auf G rund der konfrontativen A nalyse verschiedener F u n k ­ tio n alstile im H inblick auf die V erteilung und H äufigkeit in jedem von ihnen bezüglich der K ategorien des V erbs notw endige S tü tzp u n k te schafft. U nter dem A spekt der m ikrostilistischen F orsch u n g w ird hauptsächlich die A uf­ h ellu n g des Z usam m enhangs zw ischen gram m atischer und stilistisch er Rolle der V erbform en und K ategorien angestreb t, w as sich gew öhnlich in der B etrach tu n g und S ystem atisieru n g ihrer K onkurrenzfunktionen einerseits und K onkurrenzform en an d rerseits äußert. In beiden g en an n ten R ichtungen sind gew isse V o rau ssetzu n ­ gen für die w eitere F orschung und konkrete R esultate vorhanden. Aus den schon gew onnenen R esultaten geht hervor, daß sich auch die K ategorien des V erbs „in m ehr oder w eniger großem U m fang als potentielle S tilele­ m ente“ erw eisen [37, S. 140]. W ie W. Fleischer und G. Michel u nterstreichen und wie es auch aus säm tlichen anderen B eschreibungen ersich t­ lich ist, verdienen besonders die K ategorien der G enera verbi, des. Teffigtfs und des M odus B each tu n g u n ter s ti­ listischem G esichtspunkt. D ie К ä t V go r i e d e r Genera v e r b i v erfü g t "über zwei O ppositionelle G lieder, denen eigene Form ensysterrie Aktiv und P assiv entsprechen. Siö g estatten in Tcömmünikativ:syntakttscher H insicht die D arste llu n g eines S achverhalts aus unterschiedlichen B lickrichtun­ gen: das A k t i v stellt den S ach v erh alt so dar, daß das Jje sch e h en , H an d eln usw. dem A gens zugew andt ist; Jjeim P a s s iv ist es d agegen dem A gens abgew andt, das A gens bleibt au s oder kann w eggelassen w erden. Im M ittelpunkt der A ufm erksam keit steht der S achverhalt selbst (der V organg, die H a n d lu n g ), nicht sein U rheber '(der T äte r). D ieser G rundunterschied b irg t in sich spezi­ fische, daher für die F u n k tio n alstilistik in teressan te M ög­ lichkeiten des G ebrauchs jeder k ateg o rialen Form. Die im Bereich der G enera durchgeführten U ntersuchungen 89 ergeben z.B. folgendes [21, 91]: auf je 200 000 W ertform en iallen im Stil der schonen L ite ra tu r nur 4 % P ässivförm en, dagegen m achen sie im Stil der W issenschaft 19 % aus. Der U nterschied ist groß. D as allgem eine funktionale Gewicht der Aktiv- und P assivform en in diesen beiden Stilen zeigt die unten folgende Tabelle: F u n k tio n a lstile K a te g o ria le G enusform en A ktiv Passiv S til der schönen L ite ra tu r S til der W issen sch aft 96 % 4 % 81 % 19 % Vom C harak ter der P assivkonstruktionen, näm lich von der Zahl der sie konstituierenden G lieder ausgehend, u n te r­ scheidet ^lie deutsche G ram m atik, wie bekannt, drei ÄFarten öder V arian ten des P assiv s: das eingliedrige, das zw eigliedrige, das d reig lied rig e P assiv. Ihre zahlenm äßige V ertretu n g in verschiedenen F u n k tio n alstilen ist die W i­ derspiegelung bestim m ter G esetzm äßigkeiten der V erw en­ dung, und zugleich ein Beweis für die fu n k tio n alstilisti­ sche R elevanz/Irrelevanz jeder von ihnen [47, 86]. D as läß t sich an den Z ahlen folgender Tabelle ablesen, wobei in jedem F unktio n alstil 900 B eispielsätze u n tersu ch t w or­ den sind: F u n k tio n a lstile V arian te der P assiv k o n stru k tio n 1-gliedriges Passiv 2-gliedriges Passiv 3-gliedriges Passiv S til der schönen L ite ra tu r 0,7 % 5,8 % 0,6 % S til der Stil der P resse und Wissenschaft P u b liz istik 1 ,7% 23% 4 .6 % 2 ,2 % 36.1 % 7,0 % D er w issenschaftliche Stil zeigt eine besonders stark e Tendenz zum G ebrauch des P assivs. Obwohl die R esultate verschiedener F orscher nicht imm er und nicht ganz über­ 90 einstim m en, w ird au s dem V ergleich der oben angeführten T abellen deutlich, daß die G esam thäufigkeit des P assiv s im Stil der W issenschaft 5 -б т а Г s o ‘groß wie im S til'd e r ■ sctföll^n^t^teratür ist:;D er---B ressestiL scheint in dieser H insicht eine Z w ischenstellung einzunehm en, doch steh t er offensichtlich dem w issenschaftlichen Stil näher als dem Stil der schönen L iteratu r. Sehr einander angeglichen sind die beiden F unktio n alstile nach dem M erkm al des ein g lied ­ rig en P assivs. D as zw eigliedrige P assiv ist am m eisten gebräuchlich, die Zahlen dafür sind in der Tabelle besonjiers-h o ch , aber auch die D ifferenzen erw eisen sich in die­ ser H insicht als hochsignifikant: 36 % zeigt der w issen­ schaftliche Stil gegen über 23 % Im P ressestil (und n u r etw a 6 % en th ält der Stil der schönen L ite ra tu r). D ie b e id e n V arian ten der P assivkonstruktion (d as ein­ gliedrige und das zw eigliedrige P assiv ) g estalten ag en s­ entbehrende A ussagen, w orin die funktionale H au p ta u f­ gabe des P assiv s ü b erhaupt zu erblicken ist. Der verbale Inhalt, der T atsach en b estan d selbst w ird betont, ohne B erücksichtigung des T äters: er ist belanglos, sehr'"ver­ allgem einert, oder b rau ch t nicht anw esend zu sein. Diese E igenschaft m acht besonders das 2-gliedrige P assiv sehr geeignet für den Stil der W issenschaft, w elcher gerade &ftpersohiichkeit, V erallgem einerung, A bstraktion an streb t, u n a fu r'd ie S achprosa überhaupt. Ü berzeugende B eispie­ le lassen sich in verschiedenen Texten dieses Typs finden. E inige von ihnen w erden hier zur V eranschaulichung angeführt: „D iese E ntschlossenheit und die V erän d eru n g des in tern atio n alen K räftezustandes w ird durch die A nnah­ me der Schlußdokum ente in ihrer vorliegenden Form b e stä tig t.“ (Neues D eutschland.) Dem S atz liegt die zw eigliedrige V arian te der P assiv k o n ­ stru k tio n zugrunde. Als A ussage te ilt er eine aktuelle T atsache mit, die als v erallg em ein erte C h arak teristik d er1 ■- in tern atio n alen Lage in einem bestim m ten Zeitm om ent aufzufassen ist. „A ngestrebt w ird eine U m g estaltu n g der w irtsch aftli­ chen, politischen und m ilitärischen B eziehungen in der NATO... bei A ufrechterhaltung der herrschenden Rolle der USA mit dem Ziel der A ktivierung des NATOBlocks.“ (Neues D eutschland.) Auch dieser S atz ist eine v erallgem einerte F eststellu n g in B ezug auf die politische S ituation in der W elt, die N ennung eines „T äters“ w äre im Rahm en dieser F eststellu n g sinnlos. „F ür die B ew eisführung der R ichtigkeit dieser H ypothe­ se und die E rm ittlu n g der A bm essungen der B lenden für die einzelnen V ergrößerungen w urde ein Rechen­ program m au fg estellt und durchgerechnet.“ (Z eit­ schrift „F eing erätetech n ik “ .) Die Inform ation des an g efü h rten S atzes, der nach dem P rinzip der zw eigliedrigen P assiv ko n stru k tio n aufgebaut ist, e n th ä lt eine M itteilu n g über die A nw endung eines bestim m ten w issenschaftlich-technischen V erfahrens, das ein P rodukt der kollektiven B em ühungen ist und keinem konkreten T äter zugeschrieben w erden kann. Am tliche M eldungen über konkrete E reig n isse oder am tli­ che Beschlüsse, A nforderungen usw. w erden auch m eisten­ teils als zw eigliedrige P assiv -S ätze gestaltet, z.B.: „Bei der E isen b ah n k atastro p h e w urden zwei W agen beschädigt und m ehrere P erso n en v erletzt.“ [58] „Bei der plan m äß ig en L ösung der w issenschaftlichtechnischen A ufgaben des S ta a tsp la n s w urd en F o rt­ schritte erzielt“ (Neues D eutschland). „H ierm it w ird b estätig t, daß...“ In n erh а 1b dej^ G enera jverbi^ existiert noch eine Form, die Тщ G egensatz z u m g a n g sp assiv f^ a Гэ ^ ^ й Ш п З ’з passiv” a u fg e ß ß t w ird uri.d.Stativ h e iß t/ „D as S^t a iF v T .^ e z e jchhet den Z ustan d des Subjekts, der infolge em es~V brgangs eingetreten ist.“ [58, S. 62] Die R ich tu n g san g ab e ist dabei irrelevant. K onfrontative U n tersuchungen der V erw endung dieser Form in einzelnen F u n k tio n alstilen haben zu einigen w ichtigen F eststellu n g en geführt. Die. JSta tiv -Sätze^erscheinen am, häu fig sten .im F u n k tio n a ls til.. der .W issenschaft, b edingt durch die Spezifik seiner D arstellu n g sarten : J>eim E rörtern, B etrachten, A rgum entieren u.a. w erden Prozesse, A ktionen, E rscheinungen als etw as G egebenes behandelt, d.h. in statisch er Perspektive. D agegen erscheint der S ta ­ 92 tiv-S atz im Stil der schönen Literaturjyi^J& U sU ST* w e*l solchen für dtesefi S til' c h ä ra k te flö s c h e n D arstellu n g sarten wie Schildern, E rzäh len usw. m eistens eine dynam ische P erspektive zugrunde liegt. Die Tabellen, die verschiedenen du rchgeführten U n ter­ suchungen entnom m en sind, sollen das G esagte objektiv (durch Z ahlenangaben) bekräftigen [21, S. 91; 47, S. 86; 20, S. 78]: F u n k tio n a lstil der schönen Literatur der Wissenschaft Genera (auf je 200 000 W ortform en A ktiv Passiv 96% 85% 2% 10% S ta tiv . 2% V/' 5 % “ Im w issenschaftlichen Stil sind die P assivform en nach den A ngaben der Tabelle fünfm al so häu fig wie im Stil der schönen L iteratu r. F u n k tio n a lstil der schönen Literatur der Presse und Publizis­ tik der Wissenschaft G enera (auf je 900 Sätze) P assiv S ta tiv 7,1 % 2,9 % 29,3 % 45,3 % 4,1 % x /9 ,6 % Auch nach diesen A ngaben ist der P ro zen tsatz des P a s ­ sivs im w issenschaftlichen Stil über sechsm al so groß wie im S til der schönen L iteratu r. F u n k tio n a lstil der schönen Literatur der Presse und Publizistik der Wissenschaft P rozentsatz des S tativ s (auf je 1 000 000 W ortform en) 12,75 % 22,25 % 36,26 % 93 Diese Tabelle zeigt einen g eringeren U nterschied zwischen den beiden Stilen. Im A llgem einen gibt es keine bedeutenden Inkonse­ quenzen in den A ngaben der Tabellen. M an kann klar sehen, daß auch die H ä u figkeit des S tativ s im .w issen­ schaftlichen Stil dreim al (oder etw a dreim al) so groß ist wie im literarisch en Stil. Der P ressestil befindet sich in der M ittelstellung. U nten folgen Beispiele aus verschiedenen F u n k tio n alsti­ len: „H eute sind neue A usgangspositionen erreicht, die eine w eitere planm äßige B eschleunigung des In teg ratio n s­ prozesses m öglich m achen.1* (Neues D eutschland.) „E in solches System ist bereits erfunden und funktio­ n iert erfolgreich. Es ist der Sozialism us.*1 (E benda) „W. Schm idt w eist d arau f hin, daß bei B rinkm ann die A djektivdeklinationen nach ainem neuen G esichtspunkt klassifiziert sin d .11 (Zeitschrift „D eutsch als F rem d­ sprache“ .) „Die G rundinform ationen sind dabei auf die Problem ­ stellu n g des jew eiligen Z ieltextes au sg erich tet.11 (E ben­ da.) „Die U ferstraße w ar um säum t von breitkronigen A ka­ zien.11 (G. Görlich. Eine Som m ergeschichte.) „...H elga ist oft halb verrückt vor Eifersucht. D ann ist sie bockig, es gibt Streit, und das ganze W ochenende ist verpfeffert.“ (K. Veken. Die unrom antische Annerose.) In allen gegebenen Beispielen erscheint die S tativ-F orm des S atzes zur W iedergabe eines resu ltativ en Z ustandes, der infolge einer früheren Aktion, eines P rozesses usw. eingetreten ist. Im letzten Beispiel aus der schönen L ite­ ra tu r ist das besonders k lar zu sehen. D i e T e m p_o r a d e s Y e r b s als S tilelem ente (bzw. stildifferenzierende M erkm ale) stehen schon,m ehrere Ja h re im M ittelpunkt der A ufm erksam keit der Stilforscher. Ihre Synonym ie im System , m an n ig faltig e T ranspositionen im G ebrauch förderten und fördern solche Forschungen, in denen sich die M orphologie und Syntax m it der S tilistik berühren sollen. D am it ist die P erspektive auch für die w eitere F orschu n g sarb eit angedeutet, die noch m ehr Be­ rü h rungspunkte voraussehen muß, insbesondere mit der 94 F unktionalstilistik , T extlinguistik usw. W as bis jetzt g e­ leistet w orden ist, gehört eher der M ikrostilistik an, w äh ­ rend in der F un k tio n alstilistik noch m anche Lücken u n g e­ schlossen bleiben. Die vorliegenden R esultate g estatten deshalb nur eine skizzenhafte B etrach tu n g der verbalen Tem pora vom S tan d p u n k t ihres stildifferenzierenden P o­ te n tia ls aus. Wie sich die Zeitform en nach verschiedenen F u n k tio n alsti­ len verteilen, zeigt folgende Tabelle [20, S. 79]: Funktionalstil der Alltagsrede der schönen L iteratur der Wissenschaft Tempora (nur Aktiv Indikativ) aui je 200 000 Wortformen . Plus- Fu­ Prä­ Präte- Per­ quamfekt per f. tur I sens rit 64% 2 0 % 12% 1% 28% 60% 3 % 8 % 8 0 % 12% 7 % — 2% —• — Aus dieser Tabelle resu ltieren einige w ichtige fu n k tio n al­ stilistische G esetzm äßigkeiten. D a s P r ä s e n s dom iniert sehr sta rk im Stil, der W issen­ schaft, wo seine F requenz das M axim ale erreicht. Д а s P r ä t e r i t u m ist d agegen am m eisten für den S til der s p jo a j^ ^ Im Stil Ber ÄTlTägsFede überw iegt auch, das P räsen s, aber mSh Rahn änriehmen, daß seine Funktion hier eine andere sein muß als im w issen­ schaftlichen Stil. Im letzteren steht es im D ienst der Ab­ straktion, V erallgem einerung, Zeitlosigkeit, entspricht "also dem erörternden, b etrachtenden und arg u m en tieren ­ den C harakter der w issenschaftlichen Rede. D agegen ist seine H au ptaufg ab e im Stil der A lltag sred e m it der Be­ to n u n g des Redem om ents, der G egenw art, mit der G estal­ tu n g des unm ittelbaren V erlaufs der G espräche verbunden. Der Sprecher benutzt dabei das P räsen s, besonders beim E rzählen, auch in B ezug auf die V erg an g en h eit zum Zweck ihrer V erlebendigung und zugleich zur E m otionalisierung der A ussage (d as erzählende P rä s e n s ) . G ebräuchlich sind in der A lltag sred e das iterative, das q u alitativ e P r ä ­ sens [58, S. 48—49]. D as P rä teritum .paßt gut zum Schildern, das sich gerade 95 im S til der schönen L iteratu r als H au p tv erfah ren bew ährt hat. A u c^lfar'B Ö scfirelb en bedient sich oft des P rä te ri­ tum s, besonders bei den epischen D arstellu n g en . Als sp e­ zielle Funktionen gelten in der schönen L ite ra tu r das P rä te ritu m der erlebten Rede, das futurische P rä te ri­ tum [58, S. 50]. D a s P e r f e k t als A ngabe der V ergangenheit in ihrer resu lfattv en B eziehung auf die G eg e n w a rt dom iniert im^ Stil der A lltagsrede. E. Schendels schreibt darüber: „Die" G egenw aftsbezogenheit ist der H au p tg ru n d , w arum das T^erfekt im G espräch, also in der direkten "Rede, dem P r ä ­ teritum vorzi*ziehen ist.“ [58, S. 51] In der deutschen G ram ­ m atik w ird seit jeher betont, daß das P erfekt nicht nur in u n m ittelb ar dialogischer Rede, sondern" auch in einzelnen aktuellen M ittel 1ungen v erw en d et’^wird".'Solche M itteilu n ­ gen, die im m er etw as Neues oder W ichtiges betonen, sind für den /^ fä g s W fk e h r's e fir charakteristisch] Die g erin g ste allgem eine V ariab ilität der Tem pora ist nach der T abelle dem w issenschaftlichen S til eigen: in ihm sind $r&der..das P lusquam perfekt noch das F u tu r w esentlich vertreten. D em gegenüber zeigt der S til der schonen Li-'" te rä tü r einen relativ hohen P ro zen tsatz des P lu sq u am p er­ fekts. M an kann diese T atsache dam it begründen, daß eine künstlerische D a rste llu n g verschiedene, dabei sehr spezi­ fische und differenzierte F orm variationen zum A usdruck der zeitlichen B eziehung braucht. M an könnte noch über besondere kom m unikativ-stilistische A ufgaben einzelner T em poralform en sprechen, wie es z.B. m it dem G ebrauch des P rä sen s im P re ssestil steht: es erscheint sehr oft in Ü berschritten, S chlagzeilen, B ek an n tnjachuhgen, R eklam em itteilungen usw. und bedeutet, daß eine g e n a u e Z eitan g ab e dabei nicht w esentlich ist. Aber au c h jd as P rä te ritu m k an n zu denselben Zwecken verw en­ d e rw e rd e n [58, S. 50]. D as P erfekt zeigt sich eig en artig in dem Sinne, daß es in künstlerischer P ro sa einen Rahm en bildet, d.h. als E röffnungs- und Schlußperfekt au ftritt. Irn Rahm en selbst steht das P räteritu m . Noch k an n sich das P erfekt in die P räteritu m k ette einschalten, sie zerreißen und dadurch die V erän d eru n g der Sehweise betonen. W ie E. Schendels bem erkt, besitzt ein solcher W echsel von P rä te ritu m und P rä se n s in der B elletristik seinen S tilw ert [58, S. 52]. D as F u tu r ist nach seinem W esen w eniger eine Zeitform und m ehr eine M öglichkeit für den A usdruck ver96 schiedener m odaler S ch attieru n g en . Sie können sowohl beim F u tu r t als auch" beim F u tu r I I vorhanden sein К D i e M o d i d e s V e r b s dienen in erster Linie zur CEaräkferTsTenm Äxissage hinsichtlich ihrer R ealität oder Irre ä liT ä tr'D ie H aiiptopposition im Bereich dieser K ategorie bilden jd c rJ n d lk a tiv_ und der Jfe n ju n k tiv . Die E rfo rsch u n g ih rer S tilw erte erfolgte bis je tz t u n ter dem G esichtspunkt, w ie der S prachbenutzer (der Sprechende) seine S tellungnah m e zum S ach v erh alt geben, d.h. „seine A nsicht über R ealität oder R ealisieru n g “ des R edegegen­ stan d es deutlich m achen k an n [58, S. 144]. Im H inblick auf die fu n k tio n alstilistisch e B edeutung der M odusform en, ihre R elevanz für einzelne F u n k tio n alstile liegen n u r w enige F o rsch u n g serg eb n isse vor. D ie deutsche F u n k tio n alstilistik h at diesen Problem kreis nodi~ auszuarbe1irainfnd"wäs h eu tzu ta g e bekannt und erforscht ist, kan n davon keine genaue V o rstellu n g geben. Die verglefchencie A nalyse einiger F u n k tio n alstile nach dem V orhandensein der M odusform en in jedem von ihnen läß t sich durch folgende zusam m enfassende T abelle v er­ anschaulichen [8, S. 50—53]: F u n k tio n alstile (je 200 000 W ortform en) M odusform en Indikativ Konjunktiv S til der A lltag sred e \ 95 % 4% S til der schönen L ite ra tu r 4 93% 7% Stil der W issenschaft - 95% 4% P ie höchste G ebräuchlichkeit des K onjunktivs kennzei­ chnet den F unktio n älstil d e r's c h ö n e n L iteratu r, in den änderen zwei verglichenen S tilen i s f sein P ro zen tsatz gleich, w as aber nicht besagt, daß auch seine F unktionen gleich sind. Im A lltag sstil sind die Form en des K onjunktivs A usdruck sehr verschiedener S ch attieru n g en der M odali­ tät^. im w issenschaftlichen Stil dom inieren seine B edeu­ tun g en der A nw eisung, realisie rb a re r A nnahm e, H ypothese, УtC<ft3>£U.u11 , rn^ ; --------------- - u . T ^ '"< 'ft'". 1 Beispiele für* alle g en an n ten F unktionen der T em poralform en (K onkurrenzfunktionen) e n th ält “D eutsche G ram m atik ” von E. Schen­ dels (Ш ендельс E, ff. П рактическая грам м атика немецкого язы ка.— М., 1979). 4 Т. С. Глуш ак 97 A bsicht, erfü llb arer M öglichkeit [58, S, 89—90]. D avon überzeugen die A ngaben über die V ertretu n g in den ge­ n an n ten F unktionalstilen einzelner Z eitform en des Kon­ junktivs, die in der Tabelle u n ten zusam m engefügt sind [20, S. 80—81]: Tem pusform en (auf je 200 000 W ortform en) F u n k tio n a lstil P rä ­ sens P r ä te r it K o n j. K o n j. der Alltagsrede der schönen L iteratur der Wissen­ schaft 3 % ' 74 % P erfek t K o n j. . Plusquam K o n d itio ­ p e rf. n a lis I K onj. и % 12 % 24 %' , 33 % 6% 19 % 16% 62 % i % 3% ---- 25% Die obenerw ähnten B edeutungen des K onjunktivs im w issenschaftlichen S til stehen in direkter V erbindung m it den für diesen Stil w esentlich ch arak teristisch en Z eitfor­ m e n — dem P rä se n s und P rä te ritu m K onjunktiv. D as P r ä ­ teritum dom iniert auch im S til der A lltagsrede, wobei das P rä se n s hier unw esentlich ist. D agegen sind die Z eitfor­ m en d a s ’ P lusquam perfekt und der K onditionalis I für diesen Stil von großer B edeutung. Im allgem einen also bedient sich die A lltag sred e fast ausschließlich p räteritaler Form en des K onjunktivs, die haup tsäch lich dem A us­ druck der Irre a litä t dienen und alle zusam m en als K onjunktiv II aufgefaßt w erden. Wie E.* Schendels schreibt, ist das F assu n g sv erm ö g en dieser Form en sehr weit. Ihre B edeutungen sind zahlreich, sehr m a n n ig faltig abgestuft, „von einer V erm utung bis zur v o llstän d ig en U nerfüllbarkeit“ [58, S. 86]. Die auffallendste V ariab ilität des K onjunktivs läß t sich an hand der T abelle für den F u n k tio n alstil der schönen L ite ra tu r annehm en. Obwohl d as P rä teritu m auch hier vorherrscht, ist sein P ro zen tsatz nicht so hoch im V er­ gleich zu dem des P räsen s, d an n des P lusquam perfekts und des K onditionalis I, w as keinem anderen S til eigen ist. H inter dieser V a riab ilitä t der Form en steht eine unü b er­ 98 sehbare S kala funktional-sem antischer S ch attieru n g en des K onjunktivs in den Texten der schönen L iteratu r. Im E ndergebnis der B etrach tu n g m uß noch einm al betont w erden, daß den verbalen K ategorien -im A spekt der F u n k tio n alstilistik eine große B edeutung beigem essen w erden muß. Sie bleiben ohne Zweifel ein perspektivisches Them a für die w eitere A u sarb eitu n g der stilistisch en deutschen G ram m atik u n ter dem A spekt der Theorie der F unktionalstile. Stilistische Potenzen der strukturellen Satztypen E infache K u rzsä tze.— V ielgliedrige E in ­ fachsätze.— P arataxen und H ypo ta xen.— Die syn ta ktisch e Periode. Die M ann ig faltig k eit der stru k tu rellen S atzty p en reicht einerseits vom e i n g l i e d r i g e n S atz, der n u r au s einem W ort besteht, bis zum lan g en v i e l g l i e d r i g e n 'E infachsatz, an d ererseits — vom E in fach satz bis zum vielfach zusam m engesetzten S a t z g e f ü g e und noch w eiter bis zu den kom pliziertesten p a r a t a k t i s c h ­ h y p o t a k t i s c h e n S a t z g e b i l d e n . Den allgem ei­ nen P lan der stru k tu rellen B eschaffenheit des deutschen S atzes gründen folgende drei O ppositionen: . . ein g lied rig er E in fach satz — v ielg lied rig er E infachsatz einfacher S atz — zu sam m engesetzter S atz S atzreihe (P a ra tax e ) — S atzg efü g e (H ypotaxe). Im Rahm en jeder A rt O pposition bestehen außerdem noch U n terarten , denn jedes O ppositionsglied kann in seinen V arian ten auftreten. Die A u sn u tzu n g all dieser Form en und S tru k tu ren ist eine unerschöpfliche Q uelle für die Text- und S tilg e sta ltu n g . Die S tilforscher sind darü b er einig, daß die stilistisch e E ig e n a rt des Textes von seiner syntaktischen Seite sehr sta rk ab h än g t. Die syntaktische F orm ung tr ä g t viel dazu bei, die A ussage ausdrucksvoll zu m achen. „Die M an n ig faltig k eit der Form en zu nutzen, die vom eingliedrig en Satz... bis zum v ielgliedrigen, k u n st­ voll zusam m engefügten S atzgebilde reicht...“ [35, S. 181]— das bietet viele stilistisch e M öglichkeiten. .E ingliedrige und w enig erw eiterte S ätze faß t m an in der K ategorie der K u r z s ä t z e zusam m en. Die A usdrucks­ potenzen der K urzsätze haben ihren spezifischen C h arak ­ ter: die D arstellu n g der S ach v erh alte in Form von K urz­ sätzen schafft gew öhnlich jS iin spannend.es, .J^bsadlK SS Bild. D as W ichtigste in der stilistisch en L eistung der K urzsätze besteht g erad e darin, daß sie sich zum A usdruck der B ew egung, Lebendigkeit, des W echsels .gut eignen. M an betrachtet sie in der S tilistik als eines der H au p tm it­ tel zur V erkörperung der Dynam ik; ^ D e r V ater w ar fern; er kom m t; er hört; er sucht mich auf; E r dankt ..." (G. E. Lessing, N ath an der W eise.) [35] D ynam ik bestim m t auch das Bild des S o n n en au fg an g s im folgenden T extauszug: „D ie N ebelfetzen zerflatterten , schon g län zt ein rotes Dach. R iesige F irm enschilder blinkten oben an den N ebelburgen, F en sterreih en blitzten. Die H äu ser w u r­ den farbig, ro te G esichter erschienen in den Türen. P lötzlich stra h lte die Sonne.“ (B. K ellerm ann, Der 9. N ovember.) E ine spezifische E rsc h e in u n g sa rt U jjder den K urzsätzen sind JM e n n s ä t z e (im m er e in g lie d rig ). Sie bestehen m eisten teils au s einzelnen W örtern (S u b stan tiv en ) oder W ortgruppen. M it solchen S ätzen lä ß t sich der H in te r­ g ru n d eines E reig n isses, einer B egebenheit, oder ein S tim m ungsglied sehr g u t zeichnen. Vgl. folgende B ei­ spiele: „F reies Feld, Rübenäcker,, keine B äum e.“ (H. Böll, M ein tra u rig e s G esicht.) „K ein Laut. T otenstille.“ (B. K ellerm ann, D er 9. No­ vem ber.) „N acht... S chw arzer R egen.“ (Ebenda.) Zu den K urzsätzen rechnet m an auch elliptische S ätze (E llip sen ), obwohl sie eher v erk ü rzte S ätze sind. Es h an ­ delt sich um eine besondere Satzform . Die G ram m atik bestim m t die E l 1 i EL3_e_n als u n v o Jlslän d ig e -S ätze^ w e il in ihrer S tru k tu r notw endige S atzg lied er fehlen können. U nd g erade in der U n v o llstän d ig k eit liegt ihr stilistisch er W ert: der S atz en th ält n u r das, w as für die M itteilu n g w . 100 „inhaltlich w ichtig ist und auch stilistisch betont w erden m uß. G ram m atisch notw endige S atzg lied er können also feETen, inhaltlich. W ichtiges muß aber da sein und ist im m er da. pig-filV p***1-- beschleunigen J f ip p » der.. E rzäh lu n g , bew irken n atü rlic h T T rv h a m T O n h a ltlic h e und em otionale H ^ü aE a« m B g . Am m eisten sind die ellipti- s^rSaTzeW ^ - ’S I^ ^ wo die S ituation “es erü b rig t, alle S atzg lied er zu bezeich­ nen. D as betonen z.B. D. F au lseit und G. Kühn, indem sie m einen, daß die G esp räch ssitu atio n es m it sich brin g t, daß die elliptischen. S ätze in D ialogen der A llta g sg esp rä ; che N achlässigkeit ^und Bequem lichkeit ausdrücken^ den unbehinderten lind sp o n tan en “F lu ß der Rede w iederge­ ben.“ [35, S. 185] Sie geben dabei folgendes Beispiel: „Q uatsch. W eiß Bescheid... H öherer Befehl. S ch n a u ze halten und verka u fen , sonst g n ad e G ott,“ (H. M ann, Der U n tertan .) Vgl. noch ein anderes Beispiel: „H abe m ir einen Kaffee gekocht, ex tra sta rk und ohne Z usatz. Liege auf dem Sofa, rauche eine gute Z ig arre und lese, ...kein Lam ento, keine F ragerei. H im m lisch!“ [30] In den Texten der schonen L ite ra tu r stehen die ellip ti­ schen S ätze bei der B eschreibung des inn eren Z u stan d es als A usdruck der S p an n u n g , Leidenschaft*. A u freg u n g , einer P erson, sie b e to n e n den u n ru h ig en Äfeläüf und W echsel ihrer G edanken. So sind sie imm er K ennzeichen, der expressiv gefärbten T extstellen. Die V erw endung zur G e sta ltu n g eines Sp ra c h p o rträ ts in literarisch en Texten gehört ebenfalls zu ihren wicHtig&n stilistisch en F u n k tio ­ nen — sie sin d ein an erk an n tes und in dieser H insicht w irksam es S tilm ittel. Vgl. folgendes Beispiel: „..„Schluß je tz t endlich*, sa g te der M ajor, schafft den Kerl weg!* ...,Aus‘, schrie der M ajor, ,je tz t aber Schluß!* “ (F ühm ann, K am eraden.) [62] Diese Stelle lä ß t eine abgehackte, grob gefärbte, typisch m ilitärische A usdrucksw eise, einen K om m andoton erken­ nen. 101 Дш S til der P re sse sind die elliptischen S ätze eine v e r­ breitete Form für die G e sta ltu n g der Ü berschriften, S chlagzeilen usw. A bschließend kann m an m it Recht behaupten, daß kurze A u ssagesätze über zahlreiche V erw endungsm öglichkeiten verfügen und daß sie besonders bei den „g efühlsbetonten“ S itu atio n en w irkungsvoll in die T ex tg estaltu n g einbezo­ g e n w erden [35, S. 186]. V ielgH edrige E infachsätze sind inhaltlich sehr um fassend u n d eignen sich für ausführliche B eschreibungen, S chil­ derungen usw. In solchen S ätzen können viele A ngaben tnitgeteilt w erden: G ründe und U m stände, B edingungen und Ziele, E igenschaften und M erkm ale usw. Diese V erei­ n ig u n g verschied en artig er A ngaben im S atz erm öglicht eine vielseitige W iderspiegelung der W irklichkeit. Die v ielg lied rigen S ätze sind in alleiT F u n k tio n alstilen gebräucm icH TDie nachstehenden Beispiele sind der schö­ nen L ite ra tu r entnom m en: „ ln einer M ärznacht des Ja h re s 1945 la g er am R ande eines pom m erschen Dorfes h in ter einem M aschinen­ gew ehr...“ (H. Böll, M ein tra u rig e s G esicht.) „D en letzten Som m er seines Lebens b rach te der M aler K lingsor, im A lter von zw eiundvierzig Jah ren , in jenen südlichen G egenden in der N ähe von P am pam bio, K areno und L aguno hin...“ (H. H esse, K lingsors letzter Som m er.) [35] Die oben angefü h rten S ätze en th alten viele A ngaben: der letztere berichtet z.B. über die E tap p e im Leben eines M annes, über sein A lter, über den O rt seines A ufenthaltes, der nicht bloß g enannt, sondern auch n äh er ch a ra k teri­ siert w ird. D abei bem erken D. F au lse it und G. Kühn, daß län g ere (also v ielgliedrige) „A u ssag esätze insbesondere für sachliche S childerungen, für B eschreibungen und E rläu te ru n g e n d ie n stb ar“ sein können [35, S. 186]. Z usam m engesetzte S ätze können sehr kom pliziert sein. E in zusam m engesetzter S atz ist entw eder P a ra ta x e oder H ypotaxe. Die P a ra ta x e verkörpert u n ab h än g ig e, aber m iteinander verbundene B eziehungen: die aufein an d erfo l­ genden S ätze sind dazu geeignet, etw as Z usam m engehö­ riges, eine S inneinheit auszudrücken, bei ihrer A ufnahm e steh t der G esam teindruck im V ordergrund. Die H ypotaxe Д02 erm öglicht d ageg en die D arleg u n g und E rlä u te ru n g des G egen standes in seinen ab h än g ig en B eziehungen. In ihr können v ielfältig e logische B eziehungen der R ealität w iedergegeben werden:. Raum , Zeit; B edingung, B eg rü n ­ dung, E inräum un g , U rsache usw . Die V erw endung der H ypotaxe ist besonders für den w issenschaftlichen Stil charakteristisch, weil hier gerade die logischen B eziehun­ gen u m L ^ b M n g ig k e ite n den S ach v erh alt "besfiinmen. Aber auch in den anderen F u n k tio n alstilen ist sie v erb rei­ tet. In der, schönen L iteratu r findet m an zahlreiche Hypota x en T ^ V ie die S tilforscher betonen, dienen sie im literarisch en Text insbesondere der E n tw ick lu n g , ein es G edankens, sei es durch eine F ig u r oder durch den A utor [ 5 5 fö T l9 6 ] . E ntw ickelte G edafikengänge brauchen zu ihrer sprachlichen V erkörperung nicht selten sehr kom p­ lizierte parataktisch-hypotaktische S tru k tu ren . E in Beweis dafür ist folgender T extauszug: * „D er Alte mochte sich erinnern, w ie er vor sechsund­ vierzig Ja h re n zum erstenm al am S terbebette einer G attin gesessen h atte, und er m ochte der w ilden V erzw eiflung, die d am als in ihm aufbegehrt w ar, die nachdenkliche W ehm ut vergleichen, m it der er, n u n selbst so alt, in das v erän d erte, ausdruckslose und entsetzlich g leichgültige G esicht der alten F ra u blickte, die ihm niem als ein großes Glück, niem als einen großen Schm erz bereitet, die aber viele lange Ja h re m it klugem A n stan d bei ihm au sg eh alten und nun ebenfalls lan g sam d av o n g in g .“ (Th. M ann, B ud­ denbrooks.) Die syntaktische G estaltu n g dieser T extstelle erin n ert an diejenige Form der S ätze, die nicht m ehr produktiv ist — die syntaktische Periode. Sie w ird Uimer S tilistik b etrach ­ tet, und die deutschen S tilforscher bestim m en sie als das kom plizierteste syntaktische Gebilde. M an v ersteh t d a ru n ­ ter einen vielfach zusam m engesetzten S atz, dem in h a lt­ lich eine vielseitige D arleg u n g des T hem as zu g ru n d e lie g t. D. F au lseit und G. K ühn form ulieren das W esen der syntaktischen P eriode als die E n tfaltu n g eines g r ö ­ ßeren G edankenganges in einem g ram m atisch sehr kom ­ plizierten, aber übersichtlich aufgebauten Satzgebilde, m it verzw eigter ü b e r- und U n te rö rd n ü n g rM a n ch m a l heißt die P eriode „S chach telsatz“ . Sie k an n z.B. so aussehen: 103 „D ie persönlichen A ussprachen, die, als es darum ging, U nklarheiten zu beseitigen, m it den K ollegen durchgeführt w urden, um auch deren S orgen und Nöte kennenzulernen, ergaben, daß der Schw erpunkt der S orgen den betriebsw issenschaftlichen Sektor, vor allem V erhältnisse, die einen rhythm ischen A rb eitsab ­ lauf nicht zu lassen und dadurch unnötige A rbeit erfordern, betrifft.“ [35, S. 230] Die syntaktische P eriode v erh in d ert es, daß ein eng zu ­ sam m enhängender G edankengang, wie sehr kom pliziert er auch sein m ag, in einzelne B estandteile zerfällt. D as zeig t auch der oben an g efü h rte Satz. Diese kom plizierte S tru k tu r findet ihre vornehm liche V er­ w endung in der w issenschaf tiic b e m P r o s а . Als Beispiel führen die deutschen ‘ S tilforscher (z.B. D. F au lse it und G. Kühn) die W erke von K ,J& arx u n d -F . E n g els an, die eine w ahre F u n d g ru b e solcher G ebilde sind. In der schö­ nen L ite ra tu r ist die syn tak tisch e P eriode nicht m ehr produktiv, w ährend die alte (klassische) deutsche L ite­ ra tu r sie oft verw endet hat. In diesem Z usam m enhang sind besonders die W erke von H. v. K leist zu nennen. Die kom m unikativen S atztypen in ih rer stilistischen L eistung D er A ussagesatz, in der V ielfalt seiner M erk­ m ale.— D er A u sru fe sa tz — D er F ragesatz und seine A barten. Nach dem Zeil der kom m unikativen E in stellu n g ..unter­ scheidet die G ram m atik drei Satztypen.: A ussagesätze, A usrufezätze, F rag esätze, und jed er Typ b irg t in sich sei­ ne eigenen P otenzen des stilistisch en G ebrauchs. Der A ussagesatz ist die H auptform der K om m unikati­ on, er ist nach seinem W esen für das E rzählen und Be­ schreiben bestim m t. S yntaktisch ist g erad e dieser S atztyp am vielseitig sten entw ickelt, weil ihm die V ielfalt verschie­ d en artig er inhaltlicher B eziehungen zu g runde liegt. Die A usbaum öglichkeiten des A u ssag esatzes nach diesen bei­ den A spekten sind für die Ziele der T ex tg estaltu n g von großer W ichtigkeit. A bhän gig vom sem antischen C h arak ter des verbalen K erns, können die A ussagesätze. H an d lu n g en , V orgänge oder Z ustän d e ausdrücken. W enn m an z.B. die V erteilu n g (nach ihren Koeffizienten) der erste n zwei Typen in v er­ 104 schiedenen F unk tio n alstilen vergleicht, so bekom m t m an folgende R esultate [7, S. 34]: ■ V organgssätze F u n k tio n alstil H andlungssätze der schönen Literatur der Presse und Publi­ zistik der Wissenschaft 33,8 51,6 40,9 30,2 42,1 49,0 j D j e r _ V ° r g a n g s s a t z als V erkörperung der Prozessu afität ist vor allem für den Stil der schönen L iteratu r, dan n für den w issenschaftlichen S til charak teristisch ; der Handlungssatz tr itt als dom inierende E rsch ein u n g im S til der P re sse und P u b lizistik auf. Ü brigens verw eridet dieser S til die beiden Typen des S a tzes fast gleichm äßig, w as sich in keiricm an d eren Stil feststellen laßt! Beim nom inalen A usdruck des P rä d ik a ts e n ts te h e n entw e d e r ' ^ S u b s t ä n t i v s . ä t z e ; “deren sem antische L eis­ tu n g die -Id e n titiz ie rü n g Ist, oder - А 4 j e k t i v s ä t z e als W iedergabe der C harakteristik. Ih re V erteilu n g nach den F unktionalstilen ch arak terisieren folgende Z ahlen [7, S. 34]: F u n k tio n a lstil der schönen Literatur der Presse und Publi­ zistik der Wissenschaft S u b stan tiv sätze (Id en tifizieru n g ) A d jek tiv sätze (C h arak teristik ) 5,1 9,5 11,0 9,4 6,0 1Ц . Die angeführten T abellen und Z ahlen sind konkrete Be­ weise dafür, daß die fu n k tio n alstilistisch e A usn u tzu n g des A ussagesatzes durch seine inneren P otenzen v o rau s­ bedingt ist. Die E änge des A ussagesatzes k an n sehr verschieden sein, auch sie spielt ihre bestim m te Rolle in der T ex tg estaltu n g . 105 Der deutschen S tilistik stehen in diesem Sinne die E rg eb ­ nisse spezieller F orschungen zur V erfügung, wie sie z.B. von der T abelle u n ten abzulesen sind [13, S. 71—72]: F u n k tio n a lstil der schonen Literatur ■ der Presse und Publizistik der Wissenschaft D urchschnittliche Satzlänge in W ortform en \ 18,7 24,0 21,2 Die Texte der schönen L iteratu r bevorzugen im allgem ei­ nen kürzere A ussagesätze, aber auch bei jedem S ch rift­ steller kann die S atz län g e A usdruck seines In d iv id u al­ stils sein. M an brau ch t nur einige deutsche P ro saik er nach diesem M erkm al zu vergleichen [11, S. 182— 187]: V erfasser H. von K leist д. Keller Th. Mann L. Frank W. Heiduczek R. Holland-Moritz Satzlänge in W ortform en 1— 105 1—69 1 -5 7 1—42 1—29 1—38 Der U nterschied lä ß t sich in m anchen F ällen auch ohne besondere Z ählungen leicht erkennen: — ganz kurze Sätze: „Ich bin unterw egs. Zweim al hab ich schon gelegen. Ich w ill zur S traßenbahn. Ich muß m it. Zw eim al hab ich schon gelegen. Ich hab H unger. Aber m it muß ich. Ich m uß zur S traß en b ah n .“ (W. B orchert, Die lan g e lan g e S traß e lang.) [61] — Sätze, die an kleine B erichte erinnern: „G ut, das m ußte g esag t w erden und w ürde seinen E indruck auch nicht verfehlen, heute nicht und auch 106 m orgen nicht,.. Auf diese W eise k an n st du jede Tat, die etw as auf dieser E rde v erän d e rt hat, verschrum pfen fassen... M it dem rich tig en T rick k an n st du die Sonne in eine E rbse verw andeln, fra g t sich nur, wer die E rbse haben w ill s ta tt der S onne.“ (H. K ant, Die A ula.) [62] In bezug auf den A u ssag esatz und- in seinem R ahm en w ird die G renze zw ischen .dem „ N o m i n a l s t i l “ und dem „V e r b а 1 s t i 1“ gezogen. H in ter den beiden B egrif­ fen stehen unterschiedliche G e^ ta ltu n g sa rten der A ussage, sie sind in einem oppositionellen V erh ältn is zueinander. Z ur Illu stra tio n d ie n t z.B. im Buch von G. S chreinert folgende Z eitungsiheldung: „E ine D elegation der D eutschen V olkspolizei u n ter L eitung des M in isters des In n ern der DDR und Chefs der D eutschen Volkspolizei... ist am D o n n erstag auf E in lad u n g des M inisterium s zum S chutz der öffentli­ chen S icherheit der R S F SR zu einem zeh n täg ig en Be­ such in M oskau eingetroffen.“ [60] D iese M eldung w ird in einen lan g en v ielg lied rig en A us­ sa g esa tz gefaßt, eine ganze Reihe von S ach v erh alten ist in diesem S atz nur durch eine finite V erbform vereinigt: die S achverhalte sind in solchen S u b stan tiv en verkörpert wie L eitung, E inladung, B esuch u.a. Also, m an sieht deutlich die Tendenz, „H an d lu n g en , V o rg än g e und Zu­ stä n d e m it H ilfe von N om ina au szudrücken“ [56, S. 26]. D as gehört zum W esen des N om inalstils. D erselbe In h alt kan n auch so m itg eteilt w erden: „Am D o n n erstag ist eine D elegation der D eutschen V olkspolizei in M oskau eingetroffen. Sie w ird vom M inister des In n ern der DDR und Chef der D eutschen V olkspolizei geleitet. Die D elegation w urde vom M ini­ sterium zum S chutz der öffentlichen Sicherheit der R S F SR <eingeladen. Sie w ird zehn T age in M oskau w eilen“ . Je tz t besteht die M itteilu n g aus vier kürzeren A u ssag e­ sätzen. D as, w as im N om inalstil durch Nom ina, w ird im V erbalstil durch eine Reihe von finiten V erbform en a u s­ gedrückt: eintreffen, leiten, einladen, w eilen. 107 Wie Ci. S chreinert feststellt, sind die beiden G e sta ltu n g s­ arten der A ussage gleichberechtigt, In h alt und Zweck einer sprachlichen Ä ußerung, eines Textes, letzten E ndes eines F u n k tio n alstils entscheiden darüber, w elcher A rt der V orzug zu geben ist [56, S. 28]. A nhand der R esultate spezieller U ntersu ch u n g en kann m an d i e R e a l i s i e r u n g der Tendenz zum N о m i n а 1s t i 1 in verschiedenen F u n k tio n alstilen objektiv, d.h. durch die H äu fig k eitsan g ab en festhalten. D as soll die Tabelle zeigen: V ertretung im T ex t einfache Aussagesätze ihre syntaktische Komp­ liziertheit Vorhandensein der grup­ pensetzenden Substantive Vorhandensein der Sub­ stantivgruppen F u n k tio n al­ F u n k tio n al­ F u n k tio n a l­ stil der P res­ s til d er W is­ stil der schö­ senschaft nen L ite ra tu r se und P u b ­ liz is tik 0,19 0,36 0,45 0,46 0,63 0,70. 0,07 0,23 0,31 0,10 0,52 0,44 Die Z ah lenangab en sind sehr überzeugend und beweisen den sta rk nom inalen C h arak ter der. einfachen A u ssag e­ sätze in den S achstilen [13*-S. 71— 72]. Der A usrufesatz ais kom m unikativer Typ zeichnet sich dadurch aus, daß er im m er em otionale F ä rb u n g en t r ä g t und dem Text verschiedene g efü h lsm äß ig e S ch attieru n ­ gen verleihen kann. Der A usrufesatz is t-s te ts A usdruck inneren Erlebens, er drückt das V erh ältn is einer bestim m ­ ten P erso n oder des A utors zu einem bestim m ten S ach ­ v erh alt aus, wobei „die S kala von tiefstem A bscheu bis zur höchsten V erehrung, von w ildestem H aß bis zur g rößten Freude reich t“ [35, S. 187]. Die A usru fesätze als T rä g er gefühlsbetonter A u ssagen oder Ä ußerungen b il­ den in der S ch ild eru n g Texthöhepunkte. V gl. folgendes Beispiel: „Ja, die S age ist w ahr, die Ilse ist eine P rin zessin , die lachend und blühend den B erg hinabläuft. W ie blinkt 108 im Sonnenschein ihr w eißes Schaum gew and! W ie flattern im W inde ihre silbernen B usenbänder! Wie funkeln und blitzen ihre D iam anten!“ (H. Heine, H arzreise.) [62] Die Funktionalbereiche dieses S atzty p s sind h au p tsäch ­ lich der A lltagsverkehr und die. schöne L iteratu r, w eiter folgt wctie P üblizisflßr D ie S achprosa greift zu diesem Satztyp nur zu bestim m ten Zwecken (Befehl, A nordnung, M ahnung usw .). Im S til der W issenschaft erscheint er . selten. W as den F ra g esa tz anbetrifft, so unterscheidet m an seine j w e i A rten: e X k -te (eigentliche) F ra g e n und r h e t o r i * s c h p F ragen. Die letzte A rt is i b eso n d ers sta rk stili­ stisch gefärbt. R hetorische F ra g en dienen keiner eig en t­ lichen F rag estellu n g , In der S tilistik von W. Fleischer und G. M ichel heißt es: „D ie r h e t o r i s c h e F ra g e gibt G edanken m it starkem G efühlsgehalt w ieder. Sie en th ält entw eder die A ntw ort schon in sich, w ird vom F ra g e ste l­ ler selbst bean tw o rtet oder bleibt u n b ean tw o rtet...“ [37, S. 132) Ihre stilistisch e A ufgabe ist der A ppell an den J -e s e r, eine solche F ra g e zw ingt den L eser, über ein be­ stim m tes Problem nachzudenken. Im allgem einen also bedient sich ein A utor der rhetorischen F rag e, um einen w ichtigen G edanken einzuleiten und die A ufm erksam keit des L esers auf diese T extstelle zu lenken. Vgl. folgende Beispiele: „In seinem en tleerten Kopf k ehrten alle G edanken zu ­ rück. Also, P au l w ar hochgegangen. Halt,, w ieso hoch­ gegangen? W ar er abgeholt w orden? W ar er n u r v o r­ g eladen?“ (A. S eghers, D as siebte Kreuz.) „G eorg kam herein. Die bieden tra te n schnell ausein­ ander. W arum , zum Teufel, h a t er alles der F rau erzählen m üssen?“ (Ebenda.) Die rhetorischen F ra g e n bezwecken Z ustim m ung oder A blehnung, sie können zum . W iderspruch reizen, zum N achdenken an reg en oder zur H an d lu n g aktivieren [35, S. 192— 194]. D as v eranschaulichen noch einige B ei­ spiele: „Auf diese W eise en tstan d der zw ölfstöckige Friedhof von Q u atre vents... W ar es m öglich, daß ein M ensch 109 geboren w urde, um hier zu enden?“ (B. K ellerm ann, D er 9. November.) „Ja, auffallend... E rschreckende Sym ptom e der Z erset­ zung. W ar die G eneration der G röße der Zeit nicht ge­ w achsen?“ (Ebenda.) In den beiden ang efü h rten B eispielen stehen rhetorische F ragen, die zum N achdenken anregen: über den sinnlosen K rieg und seine O pfer, über die* m oralischen Ideale der G esellschaft und die U rsachen ihrer E n tw ertu n g usw. Sie sind sowohl in der A utorensprache als auch in der S p ra ­ che (Rede) der F ig u ren anzutreffen und im m er sta rk em o­ tional gefärbt. G ewöhnliche' oder echte F ra g esä tze übernehm en gleich­ falls w ichtige stilistisch e F unktionen: sie offenbaren p er­ sönliches B edürfnis, Subjektives "Interesse, können auf das Kommende hinw eisen usw . E. Riesel und E. Schen­ dels schreiben in ihrer S tilistik: „D er eigentliche F u n k ­ tionsbereich der F ra g esä tze ist n atü rlich m ündlicher .-Verkehr“ , vor allem die A lltag sred e [54, S. 159]. In der schönen L ite ra tu r stehen echte F ra g esä tze in der dialor gischen Rede. I m ;S til/d e r P re sse und P u b lizistik können sie in Ü berschriften erscheinen; als A usdruck des P ro te­ stes, der E m pörung, des E n th u siasm u s usw. In dieser ihrer- V erw endung . ziehen .sie flie A ufm erksam keit des L esers auf sich. F ü r die S achtexte sind die echten F ra ­ gesätze w enig charakteristisch. S tilw erte der S atzgliedfolge .N orm ative R eg eln der deutschen S a tzg lie d fo lg e.— D ie stilistisch e A n fa n g s Stellung. — D ie stilistisch e E n d ste llu n g .— Der N ach­ trag, die A u skla m m er ung, die Isolierung als spezielle syn ta ktisch -stilistisch e E rschei­ nungen. Die W ortstellung (die G liedfolge) im deutschen S atz u n te r­ liegt bestim m ten gram m atischen Norm en. Sie w ird auch nach bestim m ten kom m unikativen P rinzipien geregelt. G ram m atisch festgelegt ist vor allem die S tellu n g (die P latz an o rd n u n g ) der verbalen G lieder, obwohl auch die S tellu n g der nichtverbalen G lieder zu keiner w illkürlichen 110 P latzw ah l w erden k an n [22, S. 932]. Vom kommunikativem S tan d p u n k t aus besteht die N o rm alstellu n g darin , daß m an vom B ekannten zum N euen,, U nbekannten sehreitet. D as S atzglied als T räg er des Neuen, U nbekannten e rh ä lt den höchsten M itteilü n g sw ert in der A ussage, es tr itt u n m it­ telb ar an oder vor das E nde des S atzes. D as kom m unika­ tiv-gram m atische G esetz bestim m t, daß die G lieder m it der engsten V erbalbeziehung „an die v e r b f e r n s t e Stelle, w ährend die w eniger en g gebundenen davor zu stehen kom m en“ [33, S. 935]. D as G lied am A nfan g des S atzes (im V orfeld) tr ä g t das Them a der M itteilung, es ist som it der A nsatz der Rede. Die N o rm alstellu n g der S atzglieder entspricht, w ie m an sieht, der n atü rlich en Folge des D enkverlaufs. Aber der sprachliche G ebrauch bew irkt eine große, V a ­ r i a b i l i t ä t der Satzgliedfölge. Die V ariatio n en be­ deuten A bw eichungen von der oben ch arak terisierten N or­ m alstellung, denen bestim m te A usdruckspotenzen inne­ w ohnen. Je ungew öhnlicher die W ortfolge im S atz ist, desto stäfk er lä ß t sich die E x p ressiv ität der A ussage Tühlen. D. F aulseit und G. K ühn betonen als ein allgem eines P rinzip folgendes: auffallende (weil u n erw artete) Satzgliedlolge ist m eist m it der A k zentuierung eines S atzgliedes verbunden, die eine bestim m te A bsicht des A utors v e rrä t [35, S. 154— 160]. Je nachdem , an w elcher S telle des S atzes ein Glied em otionalisiert ersc h ein t,^ spricht m an von der stilistisch en (expressiven) A nfangs-, M ittel- oder E nd stellu n g , wobei eine besondere B eachtung die erste, und die letzte P ositionen ' als kom m unikative A nsatz- und DrucksfelTeri verdienen. Bei der stilistisch en A nfangssteilun g m acht das Subjekt dem 'W ort oder der W ortgruppe P latz , die hervorgehoben w erden m üssen. Es en tsteh t eine W ortfolge, der stilistische M otive zu grunde liegen. Die kom m unikative S yntax erk lärt das folgenderw eise: „T reten z.B. G lieder, die gewöhnlich... im N achfeld stehen, ins Vorfeld ein, dann gew innen sie in der A usdrucksstellung besonderes Gewicht im Sinne der H ervorhebung.“ [33, S. 934] D urch eine solche U m ordnung w ird das kom m unikative G esetz der w achsenden G lieder im deutschen S atz verletzt: B ekanntes oder als bekannt V orausgesetztes tr itt ins N achfeld, Gefühls- und W illensbetontes rückt ins Vorfeld, um auch ins Bew ußtsein des Lesers zu erst einzudringen. Ш Die w echselnde S te llu n g des ß u b jek ts im S atz w ird in der G ram m atik gew öhnlich als Inversion bestim m t, d ah er unterscheidet m an die in v ertierte und die g erad e W ortfolge, des Satzes. Zum U nterschied vom Begriff._,grarnrTiatische._ Inversion“ muß m an alle m öglichen F älle d er expressiven A n fan g sstellu n g im S a tz als „stilistisch e In version“ be­ trach ten . E. Riesel und E. Schendels bezeichnen sie. als „expressive H ervorhebung“, die gew isse Stileffekte bew irkt {54, S. 140]ГВТе U rsache des Stileffekts lieg t darin , daß die am A nfang stehenden G lieder nach den N orm en der G ram m atik in dieser P o sitiqn nicht zu lässig sind. M an beobachtet,b ei der stilistisch en Ä n fan g sstellu n g fol­ gende V ariationen: T: D.aj V erbum finitum /infinitum als A nfang des S atzes. D as bedeutet einen völligen B ruch der norm ativen W ort­ folge und lä ß t sich als etw as U ngew öhnliches em pfinden. V gl. folgende Beispiele: „S a h ein K nab ein R öslein stehn...“ (J. W. Goethe, H eidenröslein.) „ Zw ingen w ill ich dich nicht. “ (Chr. W olf, N achdenken über C hrista T.) dahinschreiten w erden die B rüder, und auf dem b lu ­ tig en S ch u tt dieser arm en E rd e w erden sie eine neue W elt errichten!“ (B. K ellerm ahn, Der 9. November.) „ V erschw unden ist plötzlich alle M üdigkeit!“ (Ebenda.) „D ahinfegte die L im ousine.“ (Ebenda.) „ E inatm en w ill ich den H auch der W olken und die S trah len des M ondes...“ (H. Heine, H arzreise.) D iese V arian te der A n fan g sstellu n g ist nach W. Fleischer und G. M ichel „m it der H ervorhebung des vom V erb bezeichneten G eschehens v erb u n d en “ [37, S. 1371. jsie bedeur te t eine^ stjij:ke,E m ationalisierung der A ussage. 2. D asjQ b jek t am A nfang des Satzes. Auch diese S tellu n g w irk t ungew öhnlich, weil das O bjekt, insbesondere reines Kasusobje,kt, seinem W esen nach als p räd ik atserg än zen d es G lied h in te r dem P rä d ik a t stehen soll (im N achfeld). N ur infolge einer besonderen, expressiven B etonung erscheint es am S atzan fan g . „Den ganzen H am let kan n te er ausw endig.“ (B. K eller­ m ann, Der 9. November.) 112 „D as S ta u n en v erg iß t m an nicht m ehr...“ (Chr. Wolf, N achdenken über C hrista T.) .„Liebe v erb irg t m an , unglückliche Liebe verschließt man in sich wie eine üble K rankheit...“ (Ebenda.) „Die einfachsten D inge versteh st du nicht...“ (Ebenda.) D as präpositionale O bjekt in der A n fan g sstellu n g w irkt oft w eniger expressiv, ist aber auch nicht völlig n eu tral: „M it den letzten P fennigen Stipendium bezahlt sie den billigen dunklen K uchen...“- (Chr. Wolf, N achdenken über C hrista T.) „Von Liebe w ar kaum die Rede.“ (Ebenda.) % 3. B estim m te A rten der A dverbialbestim m ung am A nfang /des Satzes. N icht alle A rten der A dverbialbestim m ung w irken in der A n fan g sstellu n g expressiv. Zur g ram m a ti­ schen Inversion, d.h. zur W ortfolge ohne besondere B edeu­ tung, gehört z.B. das E rscheinen der A dverbialbestim m un­ gen des O rtes, der Zeit am "Satzanfang. Aber die A dver­ bialien der A rt und W eise;-des G rundes, des Ziels usw. sind in dieser S tellu n g m eistens m it der stilistischen. Inversion verbunden. Vgl. folgende Beispiele: „Vor M üdigkeit lehnten sie sich an eine P lak a tw an d .“ (Chr. Wolf, N achdenken über C hrista T.) „B esser kann ich es m ir nicht w ünschen.“ (Ebenda.) „D unkel und schw eigend lag der T ierg arten .“ (B. Kelllerm ann, Der 9. November.) „Zu Blöcken zusam m engepreßt, flogen die M enschen durch die dunklen T unnels...“ (Ebenda.) „In Schweiß gebadet, völlig außer Atem, kam er w ieder in belebtere G egenden.“ (Ebenda.) Die stilistische E ndstellung hat ihren W ert d arin, daß das S alzende schon im kom m unikativ-gram m atischen Sinne die^Eirrdfucksstelle der A ussage bildet. Die S prachforscher bestim m en die Regel so, daß „d as Sinnw ort m it dem H auptakzent in die h a b i t u e l l e (gew ohnheitsm äßige) ■ D r ü c'k s t e l l e am Schluß des S atzes tr itt“ [33, S. 933]. Aber_zuJbestimmten stilistischen Zwecken kann das S atzen ­ de außerdem noch"verschiedenartig expressiv betont w er­ den. Es m üssen sich dann in dieser P osition solche S atzglieder befinden,.die hier nicht erw artet w erden, weil 5 Г. C. Глуш ак ИЗ ihre norm ative S tellu n g am A nfang oder in der M itte des S atzes ist. Alle M odifikationen solcher A rt faßt m an unter den Begriff „stilistische E n d stellu n g “ . G enauso wie die stilistische A n fan g sstellu n g dient sie im allgem einen der ^H ervorhebung eines bestim m ten Be­ griffs und der E m otionalisierung ~der ganzen A ussage; B esonders..auffallend, (ganz gegen die Norm) w irkt <j.as E rscheinen des S ubjekts am E nde des Satzes. Vgl. folgen­ de Beispiele: „U nd es beschließen die Leute von K ujan-B ulak ... daß dem G enossen Lenin auch in ihrer O rtsch aft au fg estellt w erde die gipserne B üste.“ (B. Brecht, Die Teppichw e­ ber von K ujan-B ulak ehren Lenin.) [37] „Von diesen S täd ten w ird bleiben, der durch sie hindurchging: der W ind! U nd nach uns w ird kommen: nichts N ennensw ertes (B. Brecht, Vom arm en В. B.) [35] Die S tellu n g des V erbum finitum am Ende des S atzes J^st ebenfalls u n gew öhnlich, w irkt expressiv: „D er W eg ins neue Leben viel steile H än g e ha t.11 (J. R. Becher, Schön w ird das Leben, schön.) [37] An die stilistische E n d stellu n g grenzen zahlreiche-M öglich­ keiten der A u s k l a m m e r u n g (A u sra h m u n g ), aber m an betrachtet sie in der S tilistik als eine spezielle syntaktisch-stilistische E rscheinung. B ^ i m m te W örter oder S atzteile t r e t e n dabei aus ihrer gew öhnlichen S teilu n g unterhalb des S atzes hinter “die S atzklam m et (d en ' S atzrah m en ), es m acht den E indruck, daß sie a us dem verbalen Rahm en (der verbalen K lam m er) soezfell hinausgenom m en,. also ausgeklam m ert w erden. 5Ye Ä usklam m eru n g verleiht der A ussage eine e x p re s s iv e ^ a rb ü n g , *sie bedeutet im allgem einen die^V erlagerung, des A usdrucks­ w ertes in die P osition h in te fd e m gram m atischen Satzende« V gl. folgende Beispiele: „E r ist nicht zu sprechen vor G lück.“ „E s w ar eisig k alt in diesem Zim m er.“ (B. K ellerm ann, Der 9. November.) „W ir w ollen Abschied nehm en unter diesem B aum ...“ (Chr. Wolf, N achdenken über C hrista T.) 114 „Sie muß frühzeitig K enntnis bekommen haben von unserer. U nfähigkeit...“ (Ebenda.) D as F olgende w urde niedergeschrieben von dem R itter... in einem K loster der S ta d t Lim a...“ [33] Die ausgeklam m erten W örter oder W ortgruppen können dazu noch abgesondert sein, w as ihre stilistisch e W irkung stärk er m acht: „M an sieht sie oft an diesem runden M arm ortisch in der N ische sitzen, mit verschiedenen Leuten...“ (Chr. Wolf, N achdenken über C hrista T.) „So stellte er sie ihr vor, m it beziehungsreichem L ä­ cheln...“ (Ebenda.) „Der P a p st hob w ieder an, stöhnend...“ (A. Zweig, Der Spiegel des großen K aisers.) [35] In den Stilbüchern sp rich t m an im Z usam m enhang mit solchen und ähnlichen V ariationen von der „N achholung“ [35, S. 174] oder vom „«Nachtrag“ [33, S. 949]: „Sie kam en gegen M orgen nach B arb ara, todm üde und steif vor N ässe. “ (A. Seghers, A ufstand der Fischer von St. B arb ara.) [35] „D er bürgerliche G esellschaftsanzug kom m t wohl m ehrm als vor u n ter den ju n g en Leuten, ist aber nicht herrschend.“ [33] Noch eine interessan te E rscheinung ist mit der Ausklam m erung verw andt — die I s o l i e r u n g (absolute A bson­ derung, P a rz e llie ru n g ). J ) ie ausgeklam m erten S atzteile bekommen eine relative S elb stän d ig k eit und erscheinen in Form von selbstän d ig en Sätzen. Obwohl sie in enger gedanklicher B eziehung zum vorhergehenden S atz stehen, befinden sie sich außerhalb seiner G renzen. M an erreicht dadurch ihre stark e stilistische H ervorhebung: „D as Holz, ich muß ja das Holz haben. Für uns. Für m o rg en d „D oktor W ang lacht. V ielsagend und a u s g ie b ig “ (F. C. W eiskopf, Die Reise nach K anton.) [35] „Im G rauen des T ages aber fahren die stillen W agen von den L azaretten durch die V orstädte, im m er w eiter, bis zu den Friedhöfen. M it K isten beladen.“ (B. K eller­ m ann, Der 9. November.) 5* 115 „Stum m fließen die S traß en dahin, ohne E nde.“ (E ben­ d a). D er scheinbar selb stän d ig e S atz, z.B. M it K isten beladen, ist in W irklichkeit ein ausgeklam m ertes Glied des v o rh erg e­ henden Satzes. Seine Iso lieru n g ist A usdruck einer stä rk e ­ ren gedanklichen U nterbrechung, bei w elcher der soge­ n an n te P au sen w ert au sg en u tzt w ird. Die Stilforscher betrachten die Iso lieru n g als „die größte S p ren g u n g der S atzgeschlossen h eit“ , der die „gesprächslenkende“ F unk­ tion eigen ist. Die A ufm erksam keit des G esp räch sp artn ers (des Lesers) w ird speziell und absichtlich d arau f gelenkt, w as außerhalb der Satzeinheit steht. So betonen z.B. D. F au lseit und G. Kühn, daß der A utor, w enn er das M ittel der Isolieru n g verw endet, eine A ussage m it bestim m ­ ter A bsicht besonders hervorheben kann [35, S. 177]. Wie es logisch anzunehm en ist, h alten sich die F u n k tio n al­ stile, die zur S achprosa gehören, an die R egeln der norm a­ tiven W ortfolge: die k anonisierte gram m atische P la tz ­ an o rd n u n g der S atzg lied er dient als w esentliches M erkm al z.B. für. w issenschaftliche Texte, T extfassungen der offi­ ziellen M itteilungen, V erordnungen usw. Die irivertierte W ortfolge ist in den Texten solcher A rt logisch bedingt und überschreitet die G renzen der gram m atisch zulässig en Inversion im G runde nicht. Alle oben ch arak terisierten V ariationen der S atzgliedfolge als stilistische A usdrucks­ m öglichkeiten existieren im Bereich des A lltagsverkehrs, in der schönen L iteratu r, w eniger au sg ep räg t in der P resse und Publizistik. F unktionalstilistische W erte der syntaktischen W ortgruppen O bjektive G ründe und G esetzm äßigkeiten der W ortgruppierung.— Freie und feste W ortgruppen. — D ie S u b sta n tivg ru p p en in ihrer funktionalstilistischen' B ed eu tu n g .— Die verbal-substan­ tivischen G ruppen und S treckfo rm en .— Die Nom inalisierung des S a tzes in verschiedenen F unktionalstilen. W ie bekannt, führen die W örter nur im W örterbuch ihr isoliertes D asein, und nur dort stehen sie, wie D. F au lseit sagt, „losgelöst vo n ein an d er” [34, S. 46]. Im Sprachge116 brauch dagegen sind die Wörter in m a n n ig fa ltige Bezie­ h u n g e n miteinajider_gestellt, sie schließen sich d a d urch zu ^ o IT g n rp p eh zusammen. .Die W ortgruppe Ist neben dem S J a vnt a x- lh l^ J 3 5 G n itia n 4 a u te t z.B. bei O TM oslcäisßaja^oT^D ie W ortgruppe (auch W ort­ fügung, Wortgefüge, W ortverbindung) ist eine nichtsatzartig g ep räg te V erbindung zweier oder m ehrerer aufeinander syntaktisch und sem antisch bezogener Äutosemantjk a“ [49, S. 286] E s gibt verschiedene A rten (Typen) von W ortgruppen. Geg*3is!and der Syntax^ sind hauptsächlich f r e j e W ortgruppen, die gleich den S ätzen im Prozeß der Üede "entsteiia s;' Die W örter treten in solchen G ruppen zusammen, "entsprechend den B edürfnissen des Denkprozesses im Verlauf der Kommunikation. O. M oskalskaja bezeichnet freie W ortgruppen als „Segm ente der S ätze“ [49], weil sie durch die S atzbildung ins Leben gerufen werden. Aber für die G ram m atik ist noch eine A rt von Interesse — h а 1 b f e s t e W o rtg rupaen, Sie w erden m anchm al als_ US uelle j n i c h t phraseologischeT W orttügungen bezeich­ net, „sprachliche G ebrauchsm uster“" nach D. Faulseit [34, S. .47]. Das wesentliche syntaktische M erkmal solcher W ortgruppen besteht darin, daß sie ihre ejgene Form_un.d eigene innere Gliedfolge besitzen, die in jedem S atz und. in jeder Satzposition unverändejrt bleib.en [49, S. 287]. Die “ttS ä c h 'e "ih re r E n tsteh u n g sieht D. Faulseit in der gesell­ schaftlichen W irklichkeit selbst und erklärt sie folgender­ weise: es gibt viele V o rgän ge und Sachverhalte in unse­ rem Leben, die sich wiederholen, tausend M aie in gleicher Weise wieder kehren. Und. der M ensch h ält dafür immer gleiche W ortverbindungen bereit, die als norm ative Be­ zeichnungen für solche S achverhalte sofort in den Sinn kommen m üssen [34, S. 47]. In der halbfesten V erbindung behält jedes W ort seine eigene Bedeutung, aber die Ten­ d e n z 'z u r G esam tbedeutung ist hier "sehr wirksam, die B edeutung der ganzen G ruppe verallgem einert sich allmählich, z.B.: den P la n erfüllen, einen V ertrag abschlieߣn, V erhandlungen aufnehm en usw. Eine halbfeste W ortverbindung entsteht in der Regel aus der entsprechen­ den freien W ortverbindung, w eshalb sie keine unlösliche Einheit von W örtern darstellt, z.B.: den P lan erfüllen — den P lan einhalten, den B eschluß fa ssen — den B eschluß annehm en usw. 117 Die E in o rd n un g der Glieder innerhalb freier und halb­ fester W ortgruppen wird von der G ram m atik geregelt: sobald ein W ort in die W ortverbindung eintritt, muß es sich nach der syntaktischen G esetzm äßigkeit dieser V er­ bindung richten. Der syntaktische Typ der V erbindung kann genauso wie im Satz entweder N ebenordnung oder U n terord nu ng sein. Interessant sind besonders die W ort­ gruppen mit U nterordnung, denn gerade sie „ermöglichen die E rw eiterung des Satzes durch abhängige Glieder... sowie eine beträchtliche V erdichtung der Inform ation im S atz“ [49, S. 288]. Unter, allen konkreten A rten der Wort gruppen, freien und auch haibfesten, m üssen nach ihrer Zahl und Wichtigkeit Tür die S atzbildung die S u b s t a n t i v g r u p p . e n hervorgehoben werden. Ihr potentielles F assungsverm ögen (U m fang) ist groß und kann sich ift'jedem Gebrauch noqh vergrößern, auf Kosten der E rw eiterung sowohl yorangestellter als auch nachgestellter A ttribute beim_ Kernw ort der G ruppe (beim Substantiv).. Als besonders erw eitert erscheinen die G ruppen dann, w enn sie abstrakte S ubstantive deverbativen (auch deadjektivischen) C ha­ rakters als Kernwörter einschließen. D as veranschauli­ chen folgende Beispiele: die N ichterfüllu n g des P lans der R ealisierung der E rze u g ­ nisse durch den B etrieb, die stä n d ig e Verbesserung der Lebensbedingungen der W erktätigen unseres L andes, die N otw en d ig keit der B efreiu n g der W issenschaft aus den F esseln des kapitalistischen P ro fit- und M achtstrebens u.a. [26, S. 24] Jede angeführte S ub stan tivg rup p e hat zu ihrem Kernwort ein Substantiv, das selbst aus dem prädikativen Satzkern en tstan den und deshalb valenzfähig ist. So liegt z.B. im ersten Fall der S ubstantivgruppe der Satz zugrunde: Der Betrieb erfü llt seinen P lan fü r die R ealisierung der E rzeu g n isse nicht. D as prädikative Verb nicht erfüllen h at sich in das S ubstantiv die N ich terfü llu n g verw andelt, und alle anderen Glieder des Satzes stehen bei ihm als A ttribute, im Rahm en der von ihm g egründeten S u b stan ­ tivgruppe. Nicht zufällig können die S ubstan tivg ru pp en solcher Art g an ze Ketten von G enitivattributen in sich tragen, wie m an oben sehen kann. Es handelt sich_ jn allen angeführten Beispielen nicht um eine gewöhnliche 118 Gruppenbildung, sondern um die В 1 о с к b i 1 d u.n g, die im D ienst der N om inalisierung des Satzes steht. Die: U ntersuchung der substantivischen W ortfügungen unter dem Aspekt ihrer Relevanz in verschiedenen F unk­ tionalstilen hat Resultate ergeben, aus denen bestimmte stildifferenzierende Merkmale hervorgehen. So spiegelt sich ein solches Resultat, d.h. der Anteil freier su b sta n ­ tivischer W ortgruppen an der syntaktischen G estaltu ng der Texte verschiedener Funktionalstile, in folgender Tabelle wider: F u n k tio n a lstil der Presse und Publizistik der Wissenschaft der schönen Literatur Zahl der T ex tseite n auf 4 000 W ortfügungen 95 103 120 V Es ist deutlich zu sehen, daß der Pressestil besonders viele S ubstantivgruppen ..verwendet und der wissenschaftIicheJStil J h m nachfolgt. In den Texten der schönen Lite­ r a tu r sind sie -vergleichsweise w eniger vertreten.) Die durchschnittliche L änge dieser W ortgruppen in denselben Funktionalstilen wird durch folgendes Z ahlenverhältnis veranschaulicht: F u n k tio n a lstil der Presse und Publizistik der Wissenschaft der schönen Literatur D urchschnittliche Länge der W ortgruppen (in W ortFormen) 3,1 2,9 2,4 Die lä n g s te a —S ub staativ gru pp eii existieren alsa.-iiL.jder Sachprosa. Weitere A ngaben verdeutlichen die innere S tru k tu r der S ubstantivgruppen, ihre E rw eiterung in verschiedenen Funktionalstilen: 119 F u n k tio n a lstile Typ I. Einfache gruppen der schönen L ite ra tu r der P resse und der W issen­ schaft P u b liz istik Wort­ 0,73 0,54 0,58 0,27 0,46 0,42 0,50 0,27 0,27 0,43 .0,41 0,36 0,23 0,30 0,23 0,29 0,16 0,09 0,39 0,18 0,33 0,55 0,52 0,49 0,30 0,09 0,08 0,43 0,18 0,35 0,61 0,49 0,47 V LI. Zusammengesetz­ te Wortgruppen III. Wortgruppen aus drei Komponen­ ten m it Attribut — vorangestellt — nachgestellt — vor-und nach­ gestellt IV. Wortgruppen aus vier Komponen­ ten m it Attribut — vorangestellt — nachgestellt — vor-und nach­ gestellt V. Wortgruppen aus fünf Komponen­ ten mit Attribut — vorangestellt — nachgestellt — vor-und nach­ gestellt (Ähnliche Tabelle s. im Artikel von T. GluSak und V. Lukaievic [39, S. 117]). Die Tabellen g estatten bestimmte V erallgem einerungen, also Schlußfolgerungen, die m an so darlegen kann: 1) d ie ^ u b s ta n tiv g ru p .p e n jia b e n ihr spezifisches Gewicht in jedem der drei verglichenen Funktionalstile; 2) die einfachen W ortgruppen kommen im Stil der schö­ nen L iteratur viel öfter vor ajs in den anderen zwei Stilen; die zusam m engesetzten S ubstantivgruppen sind in diesem Stil nicht zahlreich im Vergleich zu den anderen zwei Stilen; 3) die allgemeine Frequenz der S u bstantiv gru pp en ist im Stil der Presse und Publizistik am höchsten; die G ruppen m it steigender Anzahl der Komponenten sind für die Sachprosa sehr charakteristisch, besonders kompliziert sind sie im Stil der W issenschaft; 4) die vorangestellten attributiven Glieder innerhalb der W ortgruppen sind für den Stil der schönen L iteratur am m eisten charakteristisch, w ährend die nachgestell­ ten A ttribute in den anderen zwei Stilen überwiegen und zur Blockbildung führen. Also treten die Differenzen zwischen der K unstprosa und der Sachprosa sehr klar an den Tag. Dabei läß t sich für die Sachprosa die Tendenz zur A uffüllung der S atzg lie­ der, zur Entw icklung der s u b s t a n t i v i s c h e n B l ö k k e festlegen. Die halbfesten W ortgruppen mit substantivischen Glie­ dern sind unm ittelbar im Bereich des S atzpräd ik ats sehr stark entwickelt, näm lich diejenigen, die oft mit den Streckformen zusammenfallen. Sie bestehen aus einem Verb, das mehr oder w eniger sem antisch abgeblaßt und einem Funktionsverb gleich ist, und einem sinnvollen Substantiv. D as Verb dient hauptsächlich zur g ram m a­ tischen (syntaktischen) G estaltu n g der Gruppe, w ährend das S ubstantiv ihr sem antischer Kern ist. Die beiden Komponenten sind nicht absolut fest aneinander gebun­ den, w eshalb die G ruppen als halbfeste oder usuelle F ü ­ gungen von W örtern betrachtet werden. In teressan t sind in dieser K ategorie der W ortgruppen besonders die, in denen das S ubstantiv noch zur weiteren E n tfaltu n g durch attributive Glieder fähig ist. Dazu gehören z.B. W ortfügungen, die Substantive au f^ ^ tm g (deverbative A bleitungen), auf -heit, -keit ~ (cfeadjektivische Ableitungen) u.a. einschließen. Solche S ubstantive besitzen, w as schon festgestellt wurde, innere (prädika121 tive) Valenz, w eshalb ihr F assungsverm ögen im Kontext sehr groß sein kann. Die folgende Tabelle zeigt die Be­ d eutun g dieser G ruppen für verschiedene Funktionalstile (auf je 100 000 W ortform en): F u n k tio n a lstil der Presse und Publ izistik der Wissenschaft der schönen Literatur , W ortgruppen m it W ortgruppen m it dem S u b stan tiv dem S u b stan tiv auf -h eit, -k eit auf-ung 535 273 206 399 299 211 i Die höchste Gebräuchlichkeit der betreffenden W o rtg ru p ­ pen ist für den Pressestil charakteristisch; nach ihm folgt der wissenschaftliche Stil, die niedrigsten Zahlen charakterisieren den Stil der schönen Literatur. G erade unter diesen halbfesten (usuellen) W o rtfü g u n g e n " T ^ m r den sich zahlreiche Streckformen — nom inale „Umschrei­ b ungen— , die sta tt gewöhnlicher Verben als S atz p rä d i­ kate auftreten, z.B.: zu r D u rch fü h ru n g 'b rin g en („durch­ führen“ ), sich der B eliebtheit erfreuen („beliebt sein“ ), eine A bm achung treffen („abm achen“ ), S teig eru n g erfah­ ren („sich steigern “ ) usw. Ihre V erteilung nach den F unktionalstilen verdeutlichen folgende Koeffizienten: Stil der schönen L iteratu r — 0,04; Stil der W issenschaft — 0,12; Stil der P resse — 0,14X13, S. 71—72]. Alle erm ittelten D aten "beweisen objektiv und unbestreit-1 bar, daß die Tendenz zur N om inalisierung in der Sprache nicht gleichm äßig aktiv wirkt: ihre starke Aktivität läßt sich in den Stilen der Sachprosa feststellen, w ährend z.B. die schöne L iteratur keine K onzentration entsprechender M erkmale aufweist. Dieser Tendenz verdankt die S ach­ prosa ihre sehr aufgefüllten Satzaussagen* wie sie unten angeführt sind: — Funktionalstil der W issenschaft: „F ür die Bew eisführung der Richtigkeit dieser Hypo­ these und die E rm ittlu ng der A bm essungen der Blen­ den für die einzelnen V ergrößerungen wurtte ein 122 Rechenprogramm in der PL/1-Sprache aufgestellt.“ (Zeitschrift „Feingerätetechnik“ .) „Die betriebspraktische R ealisierung der vorgestellten L ösung erbrachte eiije S enkung des Zeitaufw andes für den Technologen zur A usfertigung des Arbeitsplanstam m karten-M anuskripts auf 60 % des bisheri­ gen W erts.“ (Zeitschrift „A nnalen für Physik“ .) — Funktionalstil der Presse: „Nach zw eim onatiger U nterbrechung w urden die V er­ h an dlun gen über eine gegenseitige R eduzierung von S treitkräften und R üstungen und die dam it zusam m en­ h ängenden F ra g en in M itteleuropa wieder aufgenom ­ men.“ (Neues D eutschland.) „Im M ittelpunkt der T ag u n g des G em einsam en W irt­ schaftsausschusses DDR/CSSR standen M aßnahm en zur D urchführung der im V erlauf des F reu nd sch afts­ besuches der P artei- und R egierungsdelegation der DDR in der CSSR im Oktober 1974 Unterzeichneten V ereinbarung über die weitere V ertiefung der w irt­ schaftlichen und wissenschaftlich-technischen Z usam ­ m enarbeit beider L änder.“ (Neues D eutschland.). Die angeführten Inform ationsgehalte sind syntaktisch einfache Sätze, deren innere S truktur ganz durch die N om inalisierung bedingt ist. Diese S ätze dienen als Illustrationen dafür, welche A usm aße die substantivischen W ortgruppen in der Sachprosa erreichen können. M an kann behaupten, daß der äußeren, scheinbaren Einfach­ heit des Satzes, w enn er nach den Prinzipien des Nomi­ nalstils aufgebaut ist, seine innere Kompliziertheit gegen­ übersteht. Jeder der angeführten S ätze besitzt gerade diese beiden Eigenschaften, ist durch eine äu ß erst starke innere Kom prim ierung gekennzeichnet. R. Große sieht in der äußeren V ereinfachung des Satzes „das Streben nach sprachlicher Ökonomie“ , und in der inneren Komp­ liziertheit des einfachen Satzes „die Notwendigkeit, an anderer Stelle zu differenzieren“ [26], worin m an ihm wohl recht geben muß. Die Stilistik kann diese Tatsachen selbstverständlich nicht übersehen. Ш Besondere syntaktische Erscheinungen als Stilfiguren E inschaltungen in den S a tz ( das M ittel der P a r e n t h e s e ) D i e A bso n d eru n g in der A n fa n g s­ ste llu n g (die P ro lep se).— Der A bbruch des S a tzes ( die A posiopese) . — Der S atzbruch (das A n a ko lu th ). Zu der Gruppe dieser E rs c h e in u n g e n . gehören verschie­ dene auffallende und dadurch stilistisch relevante V'e0#^ l e t ' z u n g e n des norm ativen Satzbaus. Sie sind im größeren oder im geringeren G rade V erstöße gegen die Regeln der Satzbildung. M an faßt sie unter dem Begriff „abweichende S atzkonstruktionen“ zusam m en [37, S. 177]. Ihre stilistische Relevanz ist schön seit langem -bem erkt worden. Sie gehören zu den traditionell anerkannten A us­ drucksm itteln “d er syntaktischen Stilistik. Die Parenthese. Die B en enn u ng selbst zeugt vom C harak­ ter der Satzverletzung, die. durch dieses Mittel verursacht wird:, aus dem Griechischen stam m end, bedeutet sie* „die E itifu g ü ^ ^ d a s D a z w i s c t t l l Ä l t e n “, oder „den Eifl* schub“ [35, S. 170]. Die Stilforscher bestimm en die P a r e n ­ these so: es handelt sich u m j i a s Einfügen einer selbständigen Aussage, die eine mehr oder w eniger starke „gedankliche U nter brechung** des einfügenden Satzes bewirkt [35, S. 170]. D as'..bedeutet,; d aß :-d er eingefugte "(eingeschaltete) . Satz In keiner unm ittelbaren syn takti­ schen Beziehung zu dem Satz steht, der ‘ ihn 'einschließt. Bei W. Admoni lautet diese ' F eststellu ng 's'ö,^da!TTte P aren th ese mit dem einfügenden Satz (Stam m satz) in­ haltlich irgendw ie zusam m enhängt, „ohne daß dieser Z usam m enhang irgendwelche gram m atische Form ung erfä h rt“ [28, S. 251]. Die äußeren, graphischen Kennzei­ chen einer parenthetischen E in füg un g sind vorwiegend Gedankenstriche, d an n Klammern, aber zuweilen können es äüch K ommata sein, W r Fleischer und G. Michel nennen drei Gesichtspunkte, unter welchen die P arenthese betrachtet w erden soll: Г) ihre Form und ihr U m fang: 2) ihre Stellung; 3) ihre stilistjache~X&istung [37,' S. 183]. M an darf aber noch effien, den vierten Aspekt dieser E rscheinung nicht außer acht la s s e n — die ^ j^ a n tis c h e - B m d u n g _ _ ile r P arenthese an den Stam m satz. Die E rgebnisse der letzten U ntersu124 chun^en zeigen, daß man nach diesem M erkmal zwei Ty­ pen u n ^ ersc jifiid ^ jn y ß : die s y n s e m a n t i s c h e n und die potentiell, a u t o s e nra: n t i 's с h e n Parenthesen. Die ersten sind en g an den Inhalt des 'S tam m satzes gebunden, w ährend. cUe zweiten ganz u n ab h än g ig in seinem Rahmen existieren. Mit d.ieser U nterscheidung sind in gewissem ö r a d e die anderen drei B etrachtungsaspekte der P a re n ­ these verbunden [15, lß, 17]. Naeh d e r äußeren Form unterscheidet m an oft W о r t p a - ' r e n T f i e s e n ' und S a t z p a r e n t h e s e n , manchmal "bevorzugt m an die Begriffe „S chaltw örter“ , „ S ch a ltg ru p ­ pen“ , „S chaltsätze“ . Doch verbreitet sich immer mehr die M einung, daß jeder parenthetische Einschub nach seinem G rundw esen ein Satz ist. Zu dieser A uffassung neigen auch W. Fleischer und G. Michel, indem sie schreiben: „Schaltw örter und Schaltgruppen haben dabei oft den C harakter elliptischer Sätze.“ [39, S. 184] Die E inschal­ tu ngen können in verschiedene syntaktische Form geklei­ det sein: einfache A ussagesätze, zusam m engesetzte Sätze, F rage- und A ufforderungssätze. Daher ist auch der U m fang (die L änge) als charakteristisches M erkmal der P arenthese ganz verschieden. Folgende Tabelle soll das veranschaulichen: P ro zen tsatz in der G esam tausw ahl (auf 35 000 G anzsätze) U m fang (Länge) von 1 » 6 »11 »16 »21 bis 5 Wortformen » » 10 » »15 » »20 » u sw . »25 bei den synsem atischen P aren th esen bei den potenziell autosem antischen P arenthesen 48,65 34,41 10,75 3,77 2,75 31,54 45,38 18,46 3,08 0,77 (Vgl. Tabellen im Artikel von R. Samoljotowa [16, S. 210, 213].) Aus der Tabelle ist deutlich zu sehen, daß der sem anti­ sche Typ der P aren th ese selbst die V erteilung und das 125 innere gegenseitige Verhältnis ihrer L ängen im Text zum großen Teil beeinflußt. Was die Stellung der P arenthese anbetrifft, so /befindet sie sich meistens irgendw o in der Mitte des eirtfügendfcn Satzes. Aber es kommen auch solche P arenthesen vofTHie dem S tam m satz angeschlossen werden, an seinem Ende erscheinen! Aus diesem G rund halten es die Stilforscher für '"möglich, von den „M ittelparenthesen“ und „E n d p a­ renthesen“ zu sprechen. Vgl. folgende Beispiele: — eine potentiell autosem antische M ittelparenthese: „Meine F rau — du w irst sie noch kennehlernen, sie kommt m orgen von einer Reise zurück — und auch die meisten meiner Bekannten hielten die Sache für einen S paß.“ (W. Joho, D as Klassentreffen) — eine potentiell autosem antische E ndparenthese: „Sie faucht ihn in einer fremden Sprache an (Artisten beherrschen viele F rem d sp rach e n )...“ (F. Erpenbeck, Der Fall F atim a) [16] — synsem antische M ittelparenthesen: „E r hatte jene P hase hinter sich — falls er sie über­ h au p t durchlaufen h atte— , in der ju n g e Menschen... Unsicherheit wie U nzufriedenheit zu kompensieren versuchen durch extrav agan te K leidung und H a a r ­ trach t.“ (W. Joho, Das K lassentreffen) „Ü brigens v e r­ stehe ich unter Selbstverw irklichung — womit du kaum einverstanden sein w irst — die freie und ungehem m te E n tfaltu n g der menschlichen Persönlichkeit.“ (W. J o ­ ho, Abschied von P a rie r). [15] Die s t i l i s t i s c h e L e i s t u n g der P aren th ese v er­ dient es, ausführlicher behandelt zu werden. Im allgem ei­ nen kann man sie so bestimmen, wie W. Fleischer und G. Michel,es machen: „Die A ussage .oder A ussageelem ente : d ^ : S t a m m s a t ^ $ werden mit Hilfe der P arenthesen er läu­ t e t ^ 'kölffinentiert, begründet, veranschaulicht, vom S ta n d ­ punkt des A utors oder einer literarischen F igur bewertet, u n d 'a lle s dies k an n sowohl sachlich-nüchtern als auch emotional gefärbt geschehen.“ [37, S. 184] Aber w enn m an diese allgemeine L eistung in einzelne Funktionen zerlegt, so bekommt m an begründende, erläuternde, wertende, 126 charakterisierende, kontaktaufnehm ende, bestätigende — widerlegende u.a. P arenthesen sowie die Funktionen der W eiteriührung des Gedankens, des em otionalen V erhal­ tens, des sachlichen K ommentars, der inhaltlichen E rg ä n ­ zung (H jnzufügung), der B erufung auf jem anden oder etw as us\y. In den Texten erscheinen die P arenthesen m eistenfalls fünktiönsbeladen, d.h. sie^bfflgeri zugleich mehrere S chattierungen (oder B edeutungen) zum A us­ druck, obwöhT die für jeden Fall des G ebrauchs besonders charakteristische Funktion erkennbar bleibt. Die genannten stilistischen Funktionen sind annähernd mit U m fang oder L änge der P arenthesen verbunden. Das beweisen die U ntersuchungen, nämlich: 1) die aus 1 bis 2 W ortform en bestehenden P aren th esen dienen in ’ der 'Regel zum Ausdruck der em otionalen E inschätzung, der A n red e; 2) ^di'e ganz langen P a re n th e se n (von 15 bis 2 p ^ Ä 9 rtf° rrnenT erf[fflgn . haupt s achlieh die Funktion der E rg än zu n g , H inzufügung, des ^ lä u te r n d e n .. K om m entars; 3)' d i ^ i r j n t h e s e n m dem U m fang .yon. 6 bis J O Wortforjnen sincTfähig, а ll,e_ Funktionen zu trag en, sie stellen das notw endige M inimum des Ü m fangs (der Länge) die­ ser E rsch ein u n g /d ar [ 1 6 / S t 211—212]. Nicht zufällig sind die häufigsten^Par^exühesen .gerade diejenigen (und das Veranschaulicht die oben angeführte T abelle), die sich im U m fang von 4^--5 bis W) W ortform en bewegen. Einige Beispiele sollen stilistische Funktionen der P a re n ­ these illustrieren: „Ü brigens ließ die Klasse keinen Zweifel — und das w ar schlimmer als a l l e s —, daß sie den Zorn der Leh­ rerin zw ar verstand, aber als Zorn einer U nerfahre­ nen nahm...“ (Chr. Wolf, Nachdenken über C hrista T.) Die P arenthese ist hier an eine konkrete Stelle des S tam m ­ satzes gebunden, also synsem antisch und erfüllt die Funktion einer B ew ertung (die B ew ertung der Situation in der K lasse). Es folgt noch eine bewertende synsem antische P a re n ­ these: „Der schnelle Blick, als wir über den Tod der Lehre­ rin sprachen — ein schwerer, ferner Tod—, bewies mir: .sie kannte diese Schuldlosigkeit aus M angel an 127 Erw achsensein.“ (Chr. Wolf, Nachdenken / über C hrista T.) „Da w ar der Kleine. Er kletterte heraus, gepäckbela­ den, und, schau m al an, aus einem Coupe der P olster­ klasse.“ (L. Feuchtw anger, Die Brüder Lautensack.) In dem letzteren Beispiel tr ä g t die P arenth ese die F un k­ tion der „K ontaktaufnahm e“ [37, S. 185]. Vgll noch ein Beispiel: „Sie roch den Kaffee, dessen bitterer Duft in der K am ­ mer stand (obwohl es nur zerm ahlene G erste w ar)...“ [17] In diesem Beispielsatz dominiert die Funktion einer H in­ zu fü gu ng mit deutlicher S chattieru ng der ironischen E in­ schätzung. Ein starkes emotionales V erhalten kommt in folgender autosem antischer P arenthese zum Ausdruck: „Als die Zweifel kamen — Liebe, w as ist das schon, Liebe!— da h at sie m anchm al an das kleine Schulhaus gedacht.“ (Chr. Wolf, Nachdenken über C hrista T.) Die P arenthese gehört zu den sprachlich-stilistischen E rscheinungen, die in allen F unktionalstilen ihre V er­ w endung Jim te n . So ergab eine konkrete, funktionalstili­ stisch orientierte U ntersuchung folgende Resultate in Zahlen: Funktionalstil der schönen Literatur der Presse und Pub­ lizistik der Wissenschaft darunter Gesamtzahl der Parenthesen potentiell- synsema nti(auf je 35 000 autosemant. sche Paren­ Ganzsätze in Parenthesen thesen jedem Stil) 502 753 906 2 5 ,9 % 9 ,5 6 % 2 ,5 4 74,1 °/o 9 0 ,4 4 % 9 7 ,4 6 Die Tabelle läßt gleich erkennen, wie groß die funktional­ stilistische Relevanz dieser E rscheinung ist. Die Angaben über die Arten, Funktionen und V erteilung der Paren128 these ih verschiedenen Texten können in die Liste der stildifferenzierenden Merkmale eing etrag en werden. Sie sind ohne Zweifel ein wesentlicher B eitrag für den Auf­ bau der Funktionalstilistik. Die Prj^ep'se^Auch^diese E rscheinung gehört zu den stili­ stisch ^ f e ^ f f i f B ^ b w e i c h u h g e n vom norm ätiven S atz b au. Die Prolepse heißt noch „VorWegnahme“, ihr Wese„ip'; erläutern die~StilföFscher folgender weise; bei H er V orw eg-" nähm e wird ein Satzglied in der. Anf.angs.stellung.vom S a tz abgesondert, und seine., W iederaufnahm e erfolgt weiter durch ein Adverb mit hm w eisenaer Funktjon^jpjier efrF'hinw eisendes Pronomeig&die V erbindung wird auf solche Weise hergestellt [ 3 5 /o . 167]. Mari hat dabei die absichtlich betonte Ä nfangsstellung des betreffenden Satzgliedes. Es. finden.,.sich, im. sprachlichen -G ebrauch einfache, und komplizierte E r s c h e i n ^ Prolepse: „Da droben auf jenem Berge, dajsteht ein hohes Haus...“ (Шп Volkslied.) „In einem kühlen Grunde, da geht ein M ühlenrad...“ (J. von Eichendorff, Das zerbrochene Ringelein.) [35] In beiden Fällen w eist das Adverb da auf die vorhergehen­ de O rtsangabe, die dank der A bsonderung als eine betonnte S pitzenstellung wirkt. Vgl. noch einige Beispiele: „L ebenserinnerungen eines ju n g e n M annes — £/a$)hatte etw as Komisches und Fürw itziges...“ (H. Kant, Die Aula.) „M orgens wie ein Konig,„.mittags wie ein Bauer, des Abends wie ein Bettler, sqVmuß gegessen werden...“ (Ebenda.) [37] Dig yjfrHpraiifnahrqp Hpq stark betonten Inhalts, der am» A nfang iri der^Absonderung steht, erfüllen im ersten Fall г jd a s Pronom en das u nd im j:weiten Fall das Adverbj o . T ). F aulseit und G. Kühn meinen, daß d ^F A iftfefIler Pro-» lepse in allen Funktionalstilen gebraucht wird,"und schrei- * ben in diesem Z usam m enhang „Die V orw egnahm e als * bewußtes Stilmittel... taucht in verschiedenen Stilbereichen'* auf“ , sie erhellt z.B. „den C harakter von S ituationen“, ver- * deutlicht „eine bestimmte A uffassung des A utors“ [35," 129 S. 170]. D agegen drücken E. Riesel und E. Schendels in ihrer Stilistik die M einung aus. daß die Proleps^ in der Sachprosa nicht zulässig ist [54, S. 148]. Die Aposiopese. Dieses Mittel bedeutet einen plötzlicher^ Abbruch S a tz e s , es heißt deshalb auch 7, das Mittel des S atzabbruchs“ . W. Fleischer und G. Michel schreiben d a ­ rüber: „Der Sprecher bricht die Rede mitten im Satz ab oder beginnt einen"neuen*Satz, ohne den vorhergehenden beendeF' zif ЪаЬёп/*“ [37/ S. 181]. In der deutschen Stilistik herrscht die'M einung, daß die Aposiopese „ein heim Autor literarischer Arbeiten sehr beliebtes StilmitteF* d a r s te llf [35, S. 178]. Die stilistischen Funktionen dieser E rscheinung sind m a n ­ nigfaltig. Vor allem dient sie der W iedergabe des Affekts, eines erregten G efühlszustandes, in welchem ein Mensch unüberlegt, nicht geregelt spricht, nicht d a r an denkt», deo S a tz ,z u vollenden. D as kom m t.in der^Sfliagsrede^und in der direkten, Rede .der literarischen. Werke, vor. Dabei „können Aposiopesen Zeichen von Nichtwissen, N ach­ lässigkeit, rnängelnder S prachbeherrschung oder starker innerer E rreg u n g sein“ [37, S. 181]. Vgl.: „ ,W as?‘ rief der Lotsenkommandeur... yDa soll doch g le ich ../ Und mit zwei Schritten w ar er an der Tür.“ (Th. Mann, Buddenbrooks.) [35] „Ich werde euch — so vertrackte Sachen spielen!“ (E. Strittm atter, Tinko.) In der A utorensprache der literarischen Texte, spielt die Aposiopese eine g anz andere stilistische Rolle. Die Absicht des V erfassers ist es n f t T e in e n G e f ü h l s böhg fumkl: 711 v er­ schweigen. Der Leser wird dadurch in „ S p an n u n g versetzt, die kejne A uflösung findet“ [35, S. 181]. So wird er v eran ­ laßt, weiter darüber nachzudenken. In manchen Fällen kann es aber für den Leser nicht wichtig sein, das Ende zu erfahren, der Satzabbruch bedeutet das W ichtigste der Aussage, er selbst sag t schon alles. Vgl. folgende Bei­ spiele: „Sie werden begreifen müssen; worauf es ankommt. Bei Ihrer Intelligenz...“ (Chr. Wolf, Nachdenken über C htista T.) „Blau steht Ihnen, sag t sie.. Blau! ruft er ganz v e r­ zweifelt. Das alte Hemd. H ä tt‘ ich gewußt, ich hätte mich vollständig anders...“ (Ebenda.) 130 „...Als ich größer wurde, wuchs auch das Elend und w uro^ endlich ganz groß, und zersprengte mein — Wir wolleq von anderen Dingen sprechen...“ (H. Heine, Ideen. Das Buch Le G rand.) [35] Für die Sacljprosa, d.h. für die mit ihr zusam m enhängencfen Funktionalstile ist solch ein expressives Mittel wie die “Aposiopese nicht charakteristisch. Der S atz erscheint in 2feseri Stilen f a s t'ii tim e r i n seitler vollendeten Form. Das Anakoluth. Diese E rscheinung ist mit dem Begriff des Satzbruchs verbunden: sie bedeutet einen regelw idrigen j S ä tz b a ü . Wie jede auffällige Abweichung von der N o r m / ist das Anakoluth ein stark expressives Stilm ittel: „es b rin g t innere Anteilnahme, stark e G efühlsbewegung, E rregu ng , em phatische S teigeru ng zum A usdruck.“ [37, 'S. 189] Die Formen des Anakoluths sind verschiedenartig, vom Wechsel der invertierten zur geraden Satzgliedfolge bis zum Ü bergang vom abh äng igen zum selbständigen Satz usw. Als Illustrationen dafür können folgende Beispie­ le angeführt werden: „Ich komme nicht wegen einer A ussprache zu dir, son­ dern wegen meinem Nachthemd, und zwar, w eil du Schneiderin bist, und ich bin Z i m m e r m a n n (H. Kant, Die Aula.) „Da habe ich wohl ungefähr, haben m eine E ltern wohl, ungefähr drei, vier Ja h re war ich wohl, da sin d wir nach klein Kussewitz gezogen.“ (Aus dem sprachw issenschaftlichen Schallarchiv der Akademie der W issenschaften der DDR.) [37] Das letzte Beispiel zeigt ein nicht beabsichtigtes Anako­ luth, das in spontanem Gespräch, also in der A lltagsrede Vorkommen kann. Der Sachprosa ist diese E rscheinung fremd. Lexisch-syntaktische Erscheinungen als Stilfiguren D ie W iederholung und ihre A b a rten.— D ie A ufzählu n g , ihre A barten.— Die G egenüber­ ste llu n g . In dieser G ruppe der E rscheinungen .sind .^diejenigen vereinigt, die ihrem genetischen C harakter .nach sowohl 131 der Ebene der Syntax, als auch der des lexischen ^Bereichs angehören. M an kann sie deshalb für 1 e x i s с h - s у nt а к t i_s c h e S t i l f i g ü r e n halten: die syntaktische F igu ratio n bildet bei ihnen das Modell (das stru k tu ­ relle M uster) und die konkrete lexische A usfüllung ist in jedem Fall einmalig, durch den betreffenden Kontext be­ dingt. Weiter folgt die B etrachtung der w ichtigsten Erscheinungen dieses Typs. Die W iederholung. Die W iederholung ist sehr verbreitet als M ittel der T ex tg estaltun g und hat ihre verschiedenen E rscheinungsarten. Sie kann entweder rein lexikalischen, rein syntaktischen oder lexisch-syntaktischen C harakters sein. Einige Stilforscher halten es für notwendig, speziell zu betonen, daß die W iederholung allen Ebenen des S prachsystem s a n g e h ö r t l. In der Stilistik von E. Riesel und E. Schendels steht die W iederholung im Abschnitt über die „lexisch-gram matischen S tilfiguren“ [54, S. 244]. D. Faulseit und G. Kühn betrachten sie im Abschnitt „besondere Mittel der Neben­ o rd n u n g “ [35, S. 196, 199], bei W. Fleischer und G. Michel befindet sie sich unter den „Figurationen der H inzufü­ g u n g [37, S. 167]. Die M einungsverschiedenheiten entstehen also schon bei der E in ord nu ng dieser sprachlichen E rscheinung in eine oder andere G ruppe von Stilm itteln. Doch läßt sich in der E rfassu n g des G rundw esens der W iederholung etwas Ge­ meinsam es erblicken, nämlich: sie ist einerseits, wie W. Fleischer und G. Michel schreiben, „an das Verfertigen eines Satzes oder m ehrerer Sätze gebunden“ [37, S. 151], andererseits w irkt sie als Besonderheit der W ortwahl und k ann unter dem Aspekt der Textsynonymie betrachtet w er­ den. D araus kann m an schlußfolgern, daß es sich um ein wichtiges Stilm ittel handelt, das übrigens seit jeher die Aufmerksamkeit der Stilforscher auf sich gezogen hat^ Die traditionelle Stilistik zählte die W iederholung zu den a n e r­ k a n n te n und vielmals erprobten Stilfiguren, die zusam m en 1 «Повторение м ож ет охваты вать любые уровни языка... П овторы на лексическом уровне наиболее многочисленны... П овтор на синтак­ сическом уровне представлен длинной цепочкой однородных членов... Сочетанием лексического и синтаксического повтора являю тся ан а­ форические параллельные конструкции. Частным случаем повтора является синтаксический параллелизм» (А рнольд И . В. Стилистика декодирования.— Л., 1974, с. 52—53). 132 mit der* Tropen den Bereich ihrer effektivsten Mittel g rü n ­ deten. Zur lexischen Ebene gehören folgende E rscheinungsarten der W iederholung: 1. Die w ö r t l i c h e W iederholung. Sie wird verwendet, um ein bestimm tes W ort absichlich zu betonen und es d a ­ durch dem Leser aufzuzwingen. Diese Art kann in allen Funktionalstilen Vorkommen. Sie erscheint auch als Wie­ derholung von W ortgruppen, von Sätzen. Vgl. ein Beispiel aus der Volksdichtung: „A lle m eine E ntchen schw im m en a u f dem See, schw im m en auf dem S e e ..“ [35, S. 199] „Kein Wort, sie schwieg. Zwei, drei Wochen la n g kein Wort, bis zum Ende.“ (Chr. Wolf, Nachdenken über C hrista T.) „W ahrhaftig, ich habe noch nie so viel g ered et; ich kann näm lich nicht reden. Ich versteh mich selber nicht* da rede ich und r e d e “ (W. Bredel, Die Väter.) [35] Eine ganze Textstelle kann durch die wörtliche W iederho­ lun g auffallend gem acht werden: „W as fehlt der Welt zu ihrer Vollkommenheit? Z u­ nächst und für eine ganze Weile dies: die vollkommene Liebe. Und wenn es n u r wegen unserer E rinn erun gen wäre, für die m an beizeiten zu sorgen hat; und wenn es, zunächst jedenfalls, nur zum Schein wäre. Wer hat da Liebe gesagt? Liebe verbirgt man, unglückliche Liebe verschließt m an in sich wie eine üble Krankheit...“ (Chr. Wolf, N achdenken über C hrista T.) 2^ Die b e g r i f f l i с h e . (sprachlich variierte) W ieder­ holung. Es kann in der Textbeschreibung auf die besonde­ re W ichtigkeit irgendeines Begriffs ankommen: er wird d an n durch mehrere sprachliche B enennungen w ieder­ holt, d.h. durch verschiedene W ortarten, W örter und W ort­ verbindungen zum Ausdruck gebracht. Der A usdruck wird variiert, w ährend seine., .begriffliche^, Seite unverändert blaib;L_.So kann marTz.B. Liebe durch liefen, Geliebter, verliebt sein, liebend und andere Ausdrucksmöglichkeiten variierend bezeichnen und auf solche Weise in einer Be­ s c h r e ib u n g zum Stützbegriff des Inhalts machen. B. Kel­ lerm ann m acht z.B. den Begriff Schmutz zum H auptm erk­ mal des äußeren Bildes von Berlin: 133 „Berlin w ar wie ein schm utziger Schwamm, der a u s ­ gedrückt wird. Ströme von Schmutz flössen aus dem finsteren Himmel, von den Dächern und tausendfenstrigen H ausw änden. Der Schmutz wälzte sich über die S traß en und stieg in den durchlöcherten Stiefelsohlen bis an die Knöchel. Die Menschen... stau ten sich auf den Bahnhöfen, geballt zu einer Wolke von Bitterkeit und Wut. Die überfüllten Züge fegten, triefend von D unst und Schmutz, mitten hinein in die M enschen­ knäuel...“ (B. Kellermann, Der 9. Neveiriber.) Sehr interessante Beispiele für die W iederholung liefern die Werke von W. Borchert. Eines von ihnen ist folgender Textauszug: „W enn bloß die Nächte nicht w ärn. Wenn bloß die N ächte nicht w arn. Jedes G eräusch ist ein Tier. Jeder S chatten ist ein schw arzer M ann. Nie wird m an die A ngst vor den schwarzen M ännern los. Auf dem Kopfkis­ sen grum m eln die ganze Nacht die Kanonen: Der Puls. Du h ättest mich nie allein lassen sollen, M utter. Jetzt finden wir uns nicht wieder... Du hast doch die Nächte gekannt. Du h ast doch gew ußt von den Nächten. Aber du h ast mich von dir geschrien. Aus dir h eraus und in diese Welt m it den N ächten hineigeschrien. Und seitdem ist jedes G eräusch ein Tier in der Nacht. Und in den blaudunklen Ecken w arten die schwarzen M än ­ n er“ (W. Borchert, Die lange lange S traß e lang.) [61] Hier wiederholt sich stä n d ig der Begriff „Schw arz — d u n ­ kel — aussichtslos“ : N acht — Nächte, schw arze M änner, blaudunkle E cken . Die begriffliche W iederholung bestimmt den Inhalt der ganzen Textstelle, sie wird durch die w örtli­ che W iederholung verstärkt. Und die A usdruckskraft des Textes h än g t gerade von dieser W iederholung ab, denn sie bewirkt eine sehr starke V ereindringlichung. 3. Die s yjx-Q-n у m i s с h e Wiederholung. Eine speziell beabsichtigte B etonung bzw. H ervorhebung des Begriffs (G egenstand, M erkmal usw.) wird auch dadurch erzielt, daß für ihn in der Schilderung sta tt eines W ortes gleich­ zeitig zwei oder mehrere Synonyme verw endet werden, die nebeneinander, d.h. an derselben Stelle im Text erschei­ nen. Der Autor benutzt dieses Mittel auch dazu, den Leser 134 bestimmte , Schattierungen der B edeutung gleich empfinJten' Vu lassen. So schildert z.B. B. K ellerm ann die Schaffnerinnen, die von ihrem schweren Beruf in den schweren K riegsjahren, von unendlichen M enschenström en ganz zerdrückt sind, w as m an an ihren Stim m en erkennt: „Die Schaffnerinnen... schrien mit schrillen, gellenden Stimmen, als. ob sie erdolcht w ürden.“ (B. Kellermann, Der 9. November.) Der Z ustand eines M annes wird durch die folgende stark wirkende synonymische W iederholung sehr emotional ausgedrückt: „Er w ar alt, sein Leben vernichtet, zerm ürbt, u n ter­ graben, zerstört...“ (Ebenda.) Vgl, noch ein Beispiel: „Diese fremde flimmernde Hitze, die weit hinten am H o­ rizont zwischen Himmel und Erde hin und her springt, ungem ildert, ungekühlt... Das Land wendet sich nackt und kahl und direkt, ohne die V erm ittlung der Bäume, an den Himmel“ (Chr. Wolf, Nachdenken über Chri­ sta Т.). Ein Bild der unerträglichen H itze ersteht vor den Augen des Lesers dank den synonymischen W iederholungen: die W örter nackt, kahlt direkt beschreiben die Erde, die vor der Hitze nicht geschützt ist; die Hitze selbst wird als ungem ildert ung ekü h lt dargestellt. Auf der syntaktischen Ebene entstehen spezifische Arten der. Wiederholurigf ....... ' —Т’'***'1—— 1. D ie A n a p b e r i s t die W iederholung des selbe nfjj&tecmrj Der Autor w iederholt beinV B eginn einiger *nacHeuLaliderfolgender Satze dasselbe W ort oder dieselbe Wort^ rü p p e.^Dadurch steigert sich das inhaltliche. Qewicht der A nfangsstelT ung/'w as auch die S teig erun g ihrer stilisti­ schen Rolfe nach sich zieht. Vgl.. folgendes Beispiel: „Doktor W ang lacht... Es lach en seine kurzsichtigen A ugen hinter den dicken Brillengläsern; es lachen die beweglichen Ohren; es lachen die Krähenfüße und M undfältchen.“ (F. C. Weiskopf. Reise nach K an­ ton.) [35] 135 D as eigenartige Lachen ist ein besonders auffallendes Merkmal an diesem M ann, und der Autor will, daß der Leser es sofort merkt. Ein anderes Beispiel gehört auch zu dieser Erscheinung: „Zwischen dem dritten und vierten der Gedankenstrich: zwischen dem W unsch und seiner Ü berw indung, zwi­ schen Sehnsucht und Z urückhaltung.“ (Chr. Wolf, Nachdenken über C hrista T.) Die dreim alige W iederholung desselben A nfangs — zw i­ schen soll hier die innere. Zwiespältigkeit der H eldin zum Bewußtsein des Lesers bringen. 2. Die Epipher ist die. W iederholung desselben Satzendes. SieTäTerit den gleichen stilistischen Aufgaben. D e r'A tifö r verleiht der entsprechenden Textstelle einen stä rk s te n ' Nachdruck, erzielt beim Leser ihre V ereindringlichung, in d‘enf~Sinne, daß seine Aufmerksamkeit bei der Aufnahme des Inhalts an ihr nicht vorübergleitet. Vgl. ein Bei­ spiel: 1 „E r aß Brot wie die anderen... Er aß Kartoffeln wie die anderen... Er... aß Brei aus Brennesseln und weinte, wenn er ihn essen mußte, wie die anderen,“ (E. Strittm atter, W undertäter.) [35] Durch die Epipher wie die anderen w ird betont, daß es vielen K indern so ging, es w ar eine typische Kindheit einer bestim m ten Zeitperiode. B. K ellerm ann zeichnet im Rom an “Der 9. November“ ein Bild völliger V ernichtung aller W erte und der Menschen selbst durch den schrecklichen Krieg, dessen H au pterg eb­ nis mit dem W ort g efa llen zusam m engefaßt wird. Es erscheint in der Schilderung als Epipher: „In der finsteren Nacht kommen die S chatten zurück... Schatten wimmeln die Treppen herab, Boten, Brief­ trä g e r — gefallen. S traßenkehrer fegen die finsteren Straßen, gefallen... Die Kutscher der Omnibusse — gefallen, die flinken Pferde — gefallen.“ (B. Keller­ mann, Der 9. November.) 3. Der syntaktische Parallelism us ist eine besondere. .Stil­ figur. Sie bedeutet die" W iederholung derselben syntakti136 sc h e n JStruktur .bei m ehreren Sätzen, Absätzen oder StrophenT Ihre G run dlag e bildet also die ‘G leich artig k eir c[es syntaktischen Aufbaus, die gleiche Rolle der Satzglieder, d ie ' gleiche W ortfolge. E. Riesel und E. Schendels be*5tlttimen diese E rsch ein u n g sart der W iederholung als symmetrische W iederkehr derselben S atzstruktur, bei w el­ cher die U n v eränderlichkeit der Lexik keine notw endige B edingung ist. Bleibt dazu noch die Lexik u nv erän dertoder leicht*variiert, so entsteht eine doppelt v erstärkte W iederholung [54, S. 245]. Ein krasses Beispiel stellt das Gedicht von J. W. Goethe „Nähe des Geliebten“ dar: „Ich denke dein, w enn mir der Sonne Schimmer Vom Meere strahlt; Ich denke dein, w enn sich des Mondes Flimm er In Quellen malt. Ich sehe dich, w enn auf dem fernen Wege Der Staub sich hebt; In tiefer Nacht, wenn auf dem schm alen Stege Der W anderer bebt. Ich höre dich, w enn dort mit dumpfem Rauschen Die Welle steigt...“ Auch in prosaischen Texten erscheint der syntaktische P arallelism us als Mittel der G estaltu n g bestim m ter Text­ stellen: „Ihr Lächeln, ihr G ang, die Bewegung, mit der sie einem gefallenen Kind aufhilft. Die Ironie, mit der sie einen störrischen Schüler zur V ernunft bringt. Die Festigkeit, mit der sie auf sauberer, ehrlicher Arbeit besteht.“ (Chr. Wolf, Nachdenken über C hrista T.) „Die hohen Buchen stehen dabei gleich ernsten V ä­ tern... die weißen Birken bewegen sich tan ten h aft vergnügt... der stolze Eichbaum schaut drein wie ein verdrießlicher Oheim... die Vöglein in den Lüften j u ­ beln ihren Beifall; die Blumen am Ufer flüstern z ä rt­ lich...“ (H. Heine, Harzreise.) In beiden Beispielen erzeugt der syntaktische P a ra lle lis­ mus den Eindruck einer rhythm ischen W iederkehr des H auptm erkm als — des Zustandes, der E igenschaft usw., aber in ihrer immer neuen und immer anderen Offen­ barung. 137 Der syntaktische P arallelism us erscheint oft in V erbin­ dun g mit den anderen Arten der W iederholungfTIer Anapher, der Epipher, der wörtlichen W iederholung, er nimmt sie alle in sich auf und bewirkt dann eine starke V ereindringlichung des Inhalts, also eine tiefere Beein­ druckung des Lesers. M an braucht sich nur an die be­ kannten Strophen aus H. Heines „P rolog zur H arzreise“ zu erinnern: „Auf die Berge will ich steigen, Wo die frommen H ütten stehen, Wo die B rust sich frei erschließet, Und die freien Lüfte wehen. Auf die Berge will ich steigen. Wo die dunklen Tannen ragen, Bäche rauschen, Vögel singen, Und die stolzen Wolken ja g en .“ [35] Dasselbe Mittel findet sich in der Prosa: „Die fuhren an seiner Stelle weiter. Die fuhren an seiner Stelle zurück in die Stadt. Die fuhren an seinem Treff­ punkt vorbei. Die brachten die N achricht von seinem Tod.“ (A. Seghers, Die Toten bleiben jung.) Der Aufbau dieser Textstelle nach dem Prinzip des sy n ­ taktischen P arallelism us entspricht sehr genau der aktiv­ sten Denk- und G efühlstätigkeit des Helden, seinen äußerst gespannten Nerven, denn er weiß schon, w as mit ihm sein wird und daß ihm nur wenige M inuten des Le­ bens geblieben sind. Die G edanken flitzen durch seinen Kopf, in eine gleichartige syntaktische Form gekleidet, und der einzige Gedanke überdeckt alles, kommt am Ende zum Ausdruck: „Die brachten die N achricht von seinem Tod'". Das wird nachher sein, nach seiner E rm ordung. Die deutschen Stilforscher meinen, daß der syntaktische P arallelism us als eine der O rdn u n g sstru k tu ren nicht nur in der K unstprosa eine Rolle spielt. So schreibt z.B. G. Möller: „Auch der S achdarsteller kennt das Bedürf­ nis, die auszusagenden Inhalte in abgewogene K onstruk­ tionen einzufügen, deutliche Proportionen zu erreichen.“ [48, S. 110] Zur V eranschaulichung seines G edankens führt er folgende Beispiele an: 138 „So kann man sta tt ungleichm äßiger V orgänge und E rscheinungen zunächst gleichförmige betrachten, sta tt mehrerer V ariabler nur eine V eränderliche h er­ ausgreifen, sta tt m assebehafteter Objekte masselose sehen usw.“ (G. Meyer, Kybernetik und U nterrichts­ prozeß) „W ährend heute bei den Menschen in den sozialisti­ schen Ländern... das Gefühl des Stolzes wächst, w äh ­ rend das V ertrauen in die eigene Kraft zunimmt...“ usw. (Neues D eutschland.) Solche symmetrische A nordnung erleichtert dem Leser die Aufnahme sehr langer S ätze (A ussagen oder F est­ stellungen als entwickelter G edankengänge). Auch E. Riesel und E. Schendels sehen im syntaktischen P arallelism us ein Mittel, das im Stil der W issenschaft - z u m logischen, durchsichtigen, leicht überschaubaren Aufbau des Textes“ verhilft, in der A gitationsliteratur und in der Reklame „Eindringlichkeit und E inprägsam keit“ be­ wirkt. Er w ird-eigentlich in verschiedenen T extarten und -stilen ^als MitteL^der Ü berzeugung verwendet [54, S. 249— 250]. Die Aufzählung.^ Diese syntaktische E rscheinung w ird in der deutschen Stilistik noch als „H ä u fu n g “ [37, S. 174], m anchmal. „D oppelung“ [48, S. 110] u.a. bezeichnet. „Wenn wir etw as aufzählen, G egenstände, E igenschaften und dergleichen, immer sind es Teile eines Ganzen, einer größeren Einheit, von der wir einen Eindruck verm itteln wollen“ , bemerken D. Faulseit und G. Kühn. Sie e rlä u ­ tern sehr anschaulich auch den stilistischen W ert der Aufzählung: „Stellen wir uns vor, wir zählen die A us­ lagen eines Schaufensters auf, so wollen wir dam it den G esam teindruck des Schaufensters w iedergeben, der ungeachtet der A nordnung und der Qualität... der G egen­ stände entsteht. Zählen wir nur einiges d arau s auf, so sind es in der Regel die charakteristischen A uslagen, die das Bild bestimmen, oder solche, die . . . von besonderem Interesse sind.“ [35, S. 196] Die gegebene B estim m ung trifft im allgem einen völlig zu. Aber wenn man die E rscheinung differenziert betrach­ tet, bekommt m an den Eindruck, daß verschiedene Absich­ ten des A utors bei der A ufzählung ihre entscheidende 139 Rolle spielen. Dominierend ist dabei das Streben nach H ervorhebung, aber in seiner konkreten A rt k an n es S tei­ gerung, A bstufung der Aussage, ihre G liederung usw. sein. Aus diesem Berürfnis nach Differenzierung e n tsta n ­ den im Sprachgebrauch verschiedene E rscheinungsarten der Aufzählung, die entsprechend dem Sinnzusam m en­ h an g stilistisch ausgenutzt werden können. Vor allem muß m an eine e i n f a c h e A ufzählung („bloße A nhäufung" nach E. Riesel und E. Schendels) erwähnen, sie besteht aus solchen Einzelgliedern, die b edeutungs­ ähnlich sein können, jedenfalls auf der gleichen sem an­ tischen Ebene liegen, aber doch verschiedene Seiten des G egenstandes, V organgs, M erkmals, der Landschaft, Situation usw. widerspiegeln, z.B. die Charakteristik — einer Landschaft: „Dieses Land also: Felder, Wiese, ein P a a r Büsche, der Fluß. M agere schwarzfleckige Kühe, Koppel­ zäune" (Chr. Wolf, Nachdenken über C hrista T.) — eines Sachverhaltes: „Nach und nach wird dieses unter B erücksichtigung aller weiteren E in flu ß fa k to ren .. .erweitert, ergänzt, angepaßt." [48] — einer Situation: „Zertretene Blumen, abgerissene Schleier, halbgeleerte Gläser, Scherben" (B. K ellermann, Der 9. November). Eine solche A ufzählung bezweckt oft eine vielseitige B ew ertung mit persönlichem Verhalten: „Der K aufm annstand ist doch ein schöner Beruf . . . Solide, genügsam , emsig, behaglich . . . “ (Th. M ann, Buddenbrooks). Die einfache A ufzählung kann mit einer Schlußzusam m en­ fassu n g enden: „Verbrechen, H abgier, Heuchelei, Schamlosigkeit, das w ar Europa..." (B. Kellermann, Der 9. November). „Europa, Asien, die Reiche der Mongolen, Afrika, die Reiche der schwarzen Völker, Amerika, alles in F lam ­ men!“ (Ebenda.) 140 S p e z i e l l e A b a r t e n d e r _ A u fz ä h lu n g ^ tra g e n .den C harakter einer inhaltlichen "Äbstülung in progressiver oder* regressiver Richtung: das sem antische Gewicht ihrer Einzelglieder steigert' oder schwächt von Glied zu Glied ab. D. Faulseit und G. Kühn bestimm en es als „G radation der A u ssage“ , und die A barten selbst als „steigende Stu­ fung“ und „fallende Stufung“ [35, S. 224]. Bei W. F lei­ scher und G. Michel heißt es: „Die steigende koordinie­ rende häufende F ig uratio n wird K l i m a x oder G r a d a ­ t i o n genannt, die seltener vorkommende abschwächende V ariante A n t i к 1 i m a x...“ [37, S. 174] Die Bezeichnun­ gen „K lim ax“ und „Antiklimax“ entstam m en der tr a d i­ tionellen Stilistik, aber sie sind auch in der m odernen Stilistik gültig. E inige Illustrationen dazu liefern Beispiele aus den Texten der schönen L iteratur. So wird z.B. ein W etterzu­ stan d sehr eindrucksvoll durch die A nw endung der stei­ genden Klimax charakterisiert: „Es regnet stundenlang, nächtelang, tag elan g, w o­ chenlang.“ (F. D ürrenm att, Grieche sucht Griechin.) Ebenso au sdruck sstark ist die S childerung der L age in Berlin am Vorabend der Kapitulation. Die steigende Kli­ max bildet dabei den Höhepunkt dieser Schilderung: „Dunkelheit, Kälte und H un g er drohten aus den Straßenschluchten. Diese drei G espenster ergriffen Besitz von Berlin... Täglich breiteten sie sich mehr über die S tadt aus. Sie eroberten -Häuserblock um Häuserblock, S traßenzüge um Straßenzüge, S tad tv ier­ tel um Stadtviertel...“ (B. Kellermann, Der 9. No­ vember.) Noch einige Beispiele sollen die stilistische W irkung der steigenden Klimax veranschaulichen: „In diesem Augenblick aber schrillte die Klingel, zwei­ mal, dreimal, lang, herausfordernd...“ (Ebenda.) „E isig aber, entsetzlich eisig, scharf wie Gift bläst der Wind...“ (Ebenda.) In allen gegebenen Beispielen ist die A nordnung der W örter so, daß jedes Folgeglied der A ufzählung an Ge­ wicht zunim m t und das letzte am stärksten inhaltlich 141 beladen ist und dadurch zum H öhepunkt der A ussage wird. Bei der Antiklimax (auch fallende Klimax genannt) be­ deutet die A bschw ächung „inhaltliche S teig erun g ins N egative“ [37, S. 174]. Einige Beispiele sollen das bewei­ sen. A. Seghers deutet mit Hilfe der Antiklimax im Roman „D as siebte Kreuz“ die kleinbürgerlichen Interessen an, die im H aus von F ranz Röder durch seine F rau bestimmt w erden und die mit der G esinnung des illegalen a n ti­ faschistischen Kämpfers nichts zu tun haben sollten. Die Textstelle beginnt mit der S teigerun g im positiven Sinne, d ann aber tritt die inhaltliche S teigerung ins Negative ein: „H inziehen zu Franz, das bedeutete nicht nur lernen, sich bestimmte G edanken aneignen, an den Kämpfen teilnehmen, das bedeutete auch, sich anders halten, sich anders kleiden, andere Bilder aufhängen,' andere Dinge schön finden.“ (A. Seghers, D as siebte Kreuz.) [62] r Vgl. noch ein anderes Beispiel: „...er w ar fremd geworden in der Zivilisation, in D eut­ schland, in N ippenburg und Baum sdorf.“ (W. Raabe, Abu Telfan.) [35] In diesem letzten Beispielsatz ist die Antiklimax so a n ­ geordnet, daß zuerst K ulturstufe in der Geschichte der Menschheit, dann Erdteil, schließlich konkretes Land (das kleinbürgerliche Städtchen Baumsdorf) gen an nt werden. Diese inhaltiche E inengung tr ä g t den G edanken der A bw andlung des Helden in der Richtung vom Hohen zum Niedrigen. Der C harakterisierung liegt offenbar das ironische V erhalten des Autors zugrunde. Die Antiklimax wird überhaupt oft ,,als M ittel der Ironi­ s ie r u n g “ benutzt. Das betonen D. FäüTseit und G .'K ü h n , Indem sie als Beispiel folgende Stelle aus dem Artikel „K arl M arx zum G edächtnis“ von F ranz M ehring zitie­ ren: „M arx w ar kein Gott, auch kein H albgott, er w ar nicht einmal unfehlbar wie der P apst. Aber er w a r e in Denker...“ 142 In dieser scheinbaren A bschw ächung des inhaltlichen W ertes (weil die A ussage die Form der Antiklimax annim m t) wird gerade das Gegenteil erreicht: eine in­ haltliche S teigeru ng tritt deutlich, obwohl verborgen, hervor. Der wahre Inhalt ist die W ü rdigu ng der P ersö n­ lichkeit Marx*, in der sich vor allem ein großer Denker erkennen läßt. Die dabei spürb are Ironie geißelt diejeni­ gen, die nicht im stande sind, das W ahre zu erkennen, die nur oberflächlich urteilen und nicht selten zu vergöttern geneigt sind [35, S. 226]. Mit der A ufzählung ist die R ealisierung verschiedener zusätzlicher W irkungen verbunden, und das h än g t dam it zusammen, welche konkreten B edeutungen und welche stilistischen F ärbu ng en die in ihr erscheinenden W örter tragen. M anchm al tritt die A ufzählung in der Textbeschreibung als d e t a i l l i e r t e D e f i n i t i o n auf, ihre Glieder stehen d ann im V erhältnis der B ed eutun gsergän zu ng zueinander, im Dienst einer näheren E rläuterun g, einer volleren E rfassu n g des G egenstandes oder einer an sch au ­ licheren C harakterisierung: „Deutlich sieht er wieder die dunklen G em älde an der W a n d — jedes einzelne Offiziere alle, Militärs, in Uniformen, mit O rdenssternen geschmückt, den Degen an der Seite..." (B. Kellermann, Der 9. No­ vember.) Solche Definitionen dienen insbesondere in der Sachpro­ sa dazu, ein Denotat in seiner Vielseitigkeit darzustellen, sie erfüllen die Aufgabe der P rä zisieru n g eines Begriffs: „Erforderlich ist eine stä n d ig steigende Kontrolle, die E in h altu n g der F estlegungen für die rechtzeitige E rfüllung der Pflichten, die S tärk u n g der V erantw or­ tung, die unentw egte R ealisierung der eingenom m enen Standpunkte...“ (Neues D eutschland.) Die G egenüberstellung. Für diese E rscheinung kennt die S tilistik“ eine traditionelle Bezeichnung — d i e A n t it h . e s e, obwohl z.B. W. Fleischer und G. Mictiel nicht alles, w as gegenübergestellt werden kann, zur Antithese zählen. Die G egenüberstellung von W örtern ist nach ihrer M einung dann eine Antithese, wenn diese W örter 143 „einen gem einsam en „.. logisch-begrifflichen A u sg a n g s­ punkt haben!* [37, S. 172— 173J. Jedenfalls kann m an be­ haupten, daß A ntithesen auf breiter antonym ischer Basis entstehen. G erade bei der V erw endung von Antonymen kann der B edeutungsgegensatz beim gem einsam en lo­ gisch-begrifflichen A usgan gspu nk t am deutlichsten au s­ g ep räg t sein. Die Definition der Antithese lautet deshalb: „M an versteht unter einer Antithese den in einem be­ stim m ten Z usam m enhang scharf form ulierten g edank­ lichen Gegensatz..." [33, S. 1107] Auch dieses Mittel gehört sowohl der lexischen als auch der syntaktischen Ebene an und kann deshalb den Stilfi­ guren mit iexisch-syntaktischem C harakter zugerechnet werden. Die einfachste A rt der Antithese ist die G egenüberstellung zweier gegensätzlicher Begriffe. D. Faulseit und G. Kühn finden krasse Beispiele solcher A rt in folgendem Satz: „U ngeachtet der scheinbaren Eintönigkeit gab es dennoch in unserer B ürgerschaft Böse und Gute, Vornehm e und G eringe, M ächtige und N iedrige und neben m anchen K lugen eine ergötzliche S a m m lu n g von N arren “ (H. Hesse, Peter Camenzind.) Vgl. noch ein Beispiel: „Dieses H aus, diese E tag e schien ihn ungem ein zu interessieren — anzuziehen, abzustoßen...“ (B. Keller­ mann, Der 9. November.) Die Antithese unterstreicht hier ein kontrastvolles, dop­ peltes Gefühl, ein w iderspruchsvolles Verhalten. Aus der Antithese wird eine noch kompliziertere sp rach ­ lich-stilistische Erscheinung, w enn sie in Kombination mit W ortw iederholung, Aufzählung, P arallelism u s auftritt: „D as ist das Lied vom täglichen Brot:/die es erschaf­ fen — leiden Not,/ die Kleider wirken — gehen bloß,/ die H äuser bauen — w ohnungslos “ [33] Dieses Beispiel kann nicht als eine einfache lexische Antithese bestim m t werden, wichtig ist dabei seine G run d lag e — der syntaktische Aufbau, näm lich der syn­ taktische Parallelism us, zu dem noch die Anapher hin­ zutritt. 144 Die Antithese beschränkt sich nicht nur auf die Antonyme, worauf E. Riesel und Ei Schendels verweisen: .„Im Text können zwei Begriffe einander entgeg en gesetzt werden, die sonst außerhalb des Kontextes kein antonymisches P a a r bilden.“ [54, S. 252]. D as sieht m an deutlich g erade im letztangeführten Fall, wo B rot erschaffen — N o t leiden keine eigentliche Antonymie darstellen. Vgl. noch ein Beispiel: „D as arabische Zelt selbst w urde durch eine polnische S ynagogenam pel beleuchtet. E s w ar ein opalisieren­ des, bläuliches Licht... In der Ecke des arabischen Zeltes aber sta n d noch eine riesige purpurrote L am ­ pe... Neben dieser roten Lampe saß gewöhnlich Dora, sie strahlte dann wie glühender A labaster, w ährend die anderen wie Leichen aussahen...“ (B. Kellermann, Der 9. November.) Die W örter blau — bläulich und rot — purpurrot sind in ihren Bedeutungen keine Antonyme, aber in diesem Kon­ text ergeben sie eine K ontrastw irkung. Der K ontrast oder die Antithese ist für die gezeichnete Situation bestimmend, von ihr geht die A usdruckskraft aus. Die G egenüberstellung kann sich über m ehrere Sätze erstrecken, mehrere einzelne A ntithesen fügen sich dann in eine große antithetische Sinneinheit ein. M an spricht in diesem Z usam m enhang von der architektonischen Funktion der Antithese, die sich einerseits im Aufbau der betreffenden Textstelle, des Kapitels oder auch des g a n ­ zen Textes, andererseits in der entsprechenden Gliede­ ru n g des gedanklichen Inhalts äußert. E. Riesel bezeich­ net diese E rsch ein u n g sart als „Antithese in architektoni­ scher F unktion“ [51, S. 413], die deutschen Stilförscher verw enden dafür die Bezeichnung „Antithese als B au­ prinzip im G roßen“ [33, S. 1108]. A ntithetisch aufgebaut ist z.B. das ganze erste Kapitel in H. Heines „D eutschland, ein W interm ärchen“, in welchem zwei große Bilder (Sinn­ einheiten) einander gegenübergestellt sind — das alte aktionäre, rückständige D eutschland und das neue, . ikünftige, befreite Deutschland. E. Riesel und E. Schenucls nennen als Beispiel auch die Novelle „T ristan “ von Th. M ann, wo sich durch die ganze Schilderung die G egenüberstellung zweier G estalten (F rau K löterjahn und ihr Gatte) zieht, die zwei unvereinbare W esen verkörpern б Г. C. Глуш ак 145 [54, S. 253]. Im „P rolog zur H arzreise“ bildet der G egen­ satz zwischen der in ihrer Größe und Echtheit sehr schö­ nen, stolzen, freien N atu r und der bürgerlichen G esell­ schaft mit der dumpfen A tm osphäre ihrer glatten Säle, ihrem Ehrgeiz und sklavischer Etikette, ihren „erlognen Lieneschmerzen“ die G rundlinie der ganzen Textstalstaltu ng . Auf der gem ischten lexisch-syntaktischen G ru nd lag e tentsteht noch eine besondere E rsch ein u n g sart der Antithese, ein „Sonderfall der Gegenüberstellung** [35, S. 222] — die Kreuzfigur, traditionell ^ g e n a n n t Chiasmus. E s j i a n ^delt^&iclj bei diesem Mittel um den IJc reu z eM T tg ü n e rte ^ VjSatzbau^ [37, S. 173], oder darum , daß die „u eg en üb erstetttm g "ia um gekehrter Weise*1 wiederholt wird [35, S. 222]. Vgl. folgende Beispiele: „Ich hätte mich gewiß in das schöne M ädchen verliebt, w enn sie gleichgültig gegen mich gewesen w äre: und ich w ar gleichgültig gegen sie, weil ich wußte, daß sie mich liebte.** [33] „...auf polnisch sprach er weiter: ,Wir m üssen w artend kä m p fen und kä m p fen d w ar­ te n ../ " (B. Apitz, Nackt unter Wölfen.)* „E r hatte nichts mehr vom Leben, das Leben hatte nichts mehr von ihm.“ (A. Seghers, Die Toten bleiben jung.) Der Chiasm us ergibt oft eine satirische W irkung, deshalb kann er auch im Dienst der politischen S atire stehen, also in publizistischerrr*wissenschaftlicfi-politischen Schriften Vorkommen. Bei D. Faulseit und G. Kühn lesen wir z.B.: „So verw undert es nicht, daß bei den B egründern des dialektischen M aterialism us die K reuzstellung so g ar in der Überschrift, also them enbestim m end verw endet wurde. M an erinnere sich an Marx* ,Die m oralisierende Kritik und kritisierende Moral*...** [35, S. 223]. Zum Abschluß muß verallgem einernd noch einmal betont werden, daß die Antithese in ihrer G a n z a u sp rä g u n g den verschiedensten stilistischen Zielen dienen k an n und daß ihr immer eine starke gedankliche Z uspitzung zugrunde liegt. Aber die konkretere stilistische Funktion dieses M ittels besteht in der H ervorhebung von W idersprüchen und G egensätzen — gerade darin liegt auch das Wesen der Bezeichnung „Antithese** (K ontrast, E n tg eg en set­ zu ng ). STILFRAGEN IM ZUS AMMENHANG MIT DER REDEDARSTELLUNG Die F ra g en der R e d e d a r s t e l l u n g gehören zum problem atischen Knoten, in dem sich die eigentliche S prachlehre und die T extlinguistik m a n n ig fa ltig v e r­ flechten. Mit anderen W orten gesagt, liegen sie im Be­ reich der B eg egn u ng von Stilistik und Textlinguistik. Die zu betrachtenden E rscheinungen dieses Bereichs trag e n in sich solche Merkmale, die nicht einzelne G ebrauchs­ fälle, sondern T y p e n d e r R e d e und Sorten von Texten charakterisieren. Der Text ist in seinem W esen ein Redeganzes, also ein Redekomplex, der auf bestimmter inhaltlicher und sprachlich-kompositorischer G rundlage basiert. G erade diese G run dlage muß funktionalstilistisch differenziert sein, um die Bedürfnisse der verzw eigten sprachlichen Kommunikation zu befriedigen. Die in die­ sem Kapitel zu klärenden F ra g en sollen es ermöglichen, w enigstens einen Einblick in die genannte sehr kompli­ zierte und noch nicbt en dg ültig bestimmte Problem atik zu gewinnen. Die Gestaltung der Rede in ihrer funktionalstilistischen Differenzierung D ie G rundtypen der R ede.— D ie sachgerichtete R ed e.— D ie R edetypen in der K unstprosa: die Figurensprache, die A utorensprache, die direkte Rede, die indirekte Rede, die erlebte Rede, der innere M onolog. Wie die Stilforscher betonen, erscheint die Rede in ih re n verschiedenen Typen, die in der Sach- und K unstprosa unterschiedliche Funktionen haben. Wenn der Sachprosa und den mit ihr verbundenen F unktionalstilen h au ptsäch ­ lich inform ierend-dokum entierender C harakter der Rede eigen ist, wird die G estaltu n g der Rede in der K unstprosa nich't nur durch die M itteilung, sondern auch durch die ästhetische Funktion bestimmt, die über die kom m unika­ tive Funktion hinausgeht. Dafür steht dem V erfasser eines literarischen Werkes eine Auswahl von Redetypen zur V erfügung. Die R edeverkörperung in sächlichen Texten bezeichnet m an im allgem einen als s a c h g e r i c h t e t e R e d e . Sie ist in ihrem Wesen (expressiv) stilistisch neutral, a b s tra ­ hiert von der P erson des Berichters (entpersonalisiert), hat zu ihrer sem antischen G rundlage objektive Sachver­ halte. Die Kom prim ierung oder inhaltliche V erdichtung (Kon­ zen tration ), die dieser ■.Redetyp verkörpert, h ä n g t mit bestimm ten Besonderheiten seiner syntaktischen S truktur zusam m en — mit der Tendenz zur m axim alen E rhellung des Satzes durch seine klare G fiedeipng und E n tfaltu n g nach dem Prinzip d er.lin e aren (geradlinigen) S atzko nst­ ruktion, der dam it verbundenen Tendenz zur G ruppenset­ zun g durch S ubstantive (zur B lockbüdung), dem B estre­ ben, den U m fang des Einfachsatzes zu vergrößern. Ge­ rad e das tr ä g t in sich die sachgerichtete Rede, so wie sie in Texten der offiziellen Dokumente, der W issenschaft, in großen Referaten und Berichten der P resse au sg ep räg t ist. Als Beispiele können folgende zwei Texte dienen: — ein diplom atisches Dokument: „Die Deutsche Demokratische Republik und die Volks­ republik Polen haben, feststellend, daß beide S taa ten gutnachbarliche Bezie­ hun gen dauerhafter Freundschaft, allseitiger Z usam ­ m enarbeit und des gegenseitigen B eistandes hergestellt haben, geleitet von dem Bestreben, diese Beziehungen auf der G run d lag e der Prinzipien des sozialistischen In te rn a ­ tionalism us weiter zu entwickeln und zu festigen, [...] feststellend, daß die Ü berw indung des M ilitarism us und N eonazism us die V oraussetzung für die fried­ liche R egelung der deutschen F ra g e ist, und bekräfti­ gend, daß die künftige H erbeiführung eines einheit­ lichen, friedliebenden und dem okratischen deutschen S taates nur auf dem Wege der N orm alisierung der Be­ ziehungen zwischen beiden deutschen S taaten im E rgeb­ 148 nis von V ereinbarungen zwischen der Deutschen De­ mokratischen Republik und der w estdeutschen B undes­ republik sowie unter B edingungen möglich ist, die die Sicherheit ihrer N ach barstaaten gew ährleisten, [...] beschlossen, den vorliegenden V ertrag abzuschlie­ ßen...“ (Gesetzblatt der DDR.) [62] — eine ökonomische W erbung „Rationell produzieren ist eine F ord eru ng unserer Zeit. Durch um fangreiche R a tion alisieru ng sm aßn ah­ men in unseren Fertigungsbereichen sind wir in der Lage, ein in vielen Zweigen der V olkswirtschaft be­ w ährtes A utom atisierungsm ittel kurzfristig zu liefern. Ob in 4§x Industrie, in der L andw irtschaft, im H andel oder im H andw erk, wo auch immer unsere Motorkom­ pensatoren...bisher eingesetzt wurden, ergab sich durch sie eine erhebliche S teig eru ng der A rbeitsproduktivi­ tä t und eine beachtliche Q ualitätsverbesserung der E rzeugnisse. ^ U nsere in S erienfertigung nach dem B aukastensystem hergestellten M otorköm pensatoren sind universell einsetzbar.“ [62] Die R ed eg estaltun g in l i t e r a r i s c h e n (belletristi­ schen) T e x t e n ist anders. M an muß vor allem die Typen der Rede nach dem M erkmal „R edeproduzent“ unterschei­ den: die A utorensprache (die Autorrede) und die Figürensprache (die Figurenrede). Bei .der Autorensprache beabsichtigt der Redeprodyzent neben der M itteilung eines bestimm ten In h alts, auch die E in w irku ng auf den. Leser:j er formt seine Rede so, daß der Leser ihm folgt, gepackt wird, in S p a n n u n g versetzt, daß bei ihm verschiedene „vorgesehene" Gefühle hervor­ gerufen werden./Die A utorensprache enthält sowohl objek­ tive Beobachtungen des "Autors als auch E inschätzungen und Urteile, persönliche Schattierungen des V erhaltens; .daher kann si§ objektiv und zugleich subjektiv.sein, emo­ tional wirken. Aber der unm ittelbar persönliche A us­ druck — die icTTForm — erscheint in dieser Rede nicht oft,, charakteristischer "ist für sie eine persönlich-neutrale „Ausdrucksweise. Ein T extauszug aus dem Rom an „Der 9. November“ von B. Kellermann illustriert die A utoren­ sprache: *' „K lara suchte Wolle, um dam it ein P a a r kleine P u ls ­ w ärm er zu stricken. [...] H äufig hielt sie sich in der 149 S traß e auf, wo F rau Sterne-Dönhoff wohnte... Die D am en Sterne-Dönhoff gingen immer in Schwarz. Sie tru g en dicht anliegende Wollkleider, flache, schmuck­ lose Hüte, spitze Schuhe. Die M utter ging immer in der Mitte. Sie sprachen y e n ig und sie lachten nie.“ Die Figurensprache ist zum U nterschied von der A utoren­ sprache stark persönlich betont. Sie ist im allgem einen die G esam theit der Ä ußerungen der im Text w irkenden Personen (F ig u ren ). W egen ihres persönlichen C h a ra k ­ ters kann sie verschiedenartig gefärbt sein: die P ersonen drücken ihre Gedanken, Gefühle, M einungen aus, sie können dabei bewerten, Stellung nehmen, empfinden, verteilen, appellieren. M an kann behaupten, daß dieser Redetyp eine unübersehbare Skala em otionaler S chattie­ run g en besitzt. Deshalb beättim nen'"'W .' P leischer und G. MicheT'dle*’stilistische W irkung der F igurensprache als „spann u ng sb elad en e D ynam ik“ [37, S. 215]. D as v e ra n ­ schaulicht folgende Figurenrede: „Otto schlug den K ragen des M antels hoch und fluchte. »Furchtbar, entsetzlich!1 ,Wie beliebt?* »Einfach entsetzlich.* ,Sie meinen, Otto?* »Dieses Geschwätz! Diese Teegesellschaft! — Ich gehe übrigens links, Heinz. Ich muß zum Kaiserhof.4 (B. Kellermann, Der 9. November.) Die A utorensprache und die Figurenrede stehen oft im Wechsel, dabei gehören sie innerlich zusam m en, sind an der betreffenden Textstelle unzertrennbar, was sich sehr stark fühlen läßt, z.B.: „D a sp ra n g sie auf, lief hinaus, fuhr mit der S tra ß e n ­ bahn den w eiten W eg zur S tadt zurück, schon wieder w ar Nebel, sie fror. »Gestern bin ich,* schreibt sie der Schwester, »abends durch die A ltstadt nach H ause ge­ gangen. W ar plötzlich rasend abgespannt, landete in einer feuchten Spelunke, die D am en und H erren glotz­ ten mich an.* “ (Chr. Wolf, N achdenken über Chri­ sta T.) 150 Die Redetypen unterscheiden sich weiter nach der_Art der Redewiedergabe, wodurch zwei schon lange Bekannte Redeformen bedingt sind: die direkte Rede als unm ittel­ bare W iedergabe und die indirekte Rede als W iedergabe fremder Äußerungen/Tri“ der S a c h p ro s ^ erscheint die di­ rekte Rede in Form von Zitaten, H alb z ita ten u.a. Als Tjtafp gelten gewöhnlich Ä ußerungen bedeutender und bekannter A utoritäten, sie erleichtern die Bew eisführung und m achen sie glaubw ürdiger. E inige von ihnen dienen als A nschauungszitate, sie veranschaulichen die H a ltu n g *3es V erfassers zunT därgestellten S achverhalt und können so g ar eine expressive F ärb u n g tra g e n [37, S. 211—213]. [tri der KunStprosa, d.h. in den Texten der schönen^Liter a lu r bildet die direkte Rede die G ru nd lag e oder den konstruktiven Kern der Figurensprache. Sie dient somit der C h arakterisierun g einzelner Personen. Das wird dül-ch die S childerung direkter Gespräche, an denen die betref­ fenden Personen teilnehmen, erreicht. Die P erson kann individuell und typisiert (als V ertreterin einer bestimm ten sozialen Gruppe, Landschaft, einer G eneration usw.) ch a­ rak terisiert werden. Dafür zeigt sie, entsprechend der 'Absicht des Autors, solche Besonderheiten in ihrer Sprache (in der Aussprache, im S atzbau und Lexikon), die ihrer Rolle im Text entsprechen müssen. Außerdem enthält ihre Sprache noch spezielle stilistische M erkmale (Elem ente des Saloppen oder Groben, Jargonism en, P ro ­ fessionalism en usw .). Nach D. Faulseit und G. Kühn ist die direkte Rede, ein Mittel der P ersonencharakterisierung, ' äTr^Figürenspracfie gibt sie unm ittelbar Gedanken~*und M einungen der P erson wieder, erschließt ihren C harakter, ihre L ebensauffassung, ihre Interessen usw. Sie tr ä g t dadurch zur lebendigen G e s ta ltu n g .d e s .literarischen Textes bei [35, S. 238]. Vgl. folgendes Beispiel: „ ,Sie dürfen nicht Weggehen, Sie sind verhaftet.1 ,Es sieht so aus* sagte K. ,Und warum denn?1 fragte er dann. ,Wir sind nicht dazu bestellt, Ihnen das zu sagen. Gehen Sie in ihr Zimmer und w arten Sie. Das V erfahren ist n u n einmal eingeleitet, und Sie w erden alles zur richtigen Zeit erfahren. Ich gehe über meinen A uftrag hinaus, w enn ich Ihnen so freundschaftlich zurede...111 (Fr. Kafka, Der Prozeß.) [61] 151 Aus dem Text ist zu erkennen, daß beide G esp räch sp art­ ner höflich und ruhig, ohne merkliche Spur der F eind­ schaft einander gegenüberstehen. Aber die Sprache des ersten G espräch sp artners ist betont offiziell, tr ä g t keine em otionale oder persönliche Schattierung: er geht trocken seinen Pflichten nach und erlaubt sich keine Ge­ fühlsregungen. Vgl. noch ein Beispiel: „ »Zwischen den Schlachten*, sag te die Exzellenz lächelnd und deutete auf Turbane, Federbüsche und die Woge von nacktem Fleisch da unten. ,Exzellenz bemerken sehr treffend. Es sind zumeist Offiziere, die auf U rlaub hier sind, Atem schöpfen, um m orgen zur F ront zurückzukehren.* ,Ja, ja, ja.* ,Exzellenz'—.* ... »Lieber Freund*, sag te er, ,ich darf wohl bitten, alles Zeremoniell zu lassen. Wir sind doch alte Freunde. Ja, wie lange kennen wir uns schon?* ,Es sind*, der General dachte nach, ,es dürfen wohl dreißig Ja h re sein.* “ (B. Keliermann, Der 9. No­ vember.) Die direkte Rede wird hier zum Spiegel der Beziehungen zwischen den beiden G esprächspartnern: der eine gibt sich entspannt, familiär, der andere dagegen gespannt, ehrerbietig, weil vor ihm ein „Einflußreicher“, ein „W ür­ d en trä g er“ sitzt. ■ Die indirekte Rede als eine mögliche E rscheinu ng sart der Figurenspräche enthält nicht eigene G edanken und Ä ußerungen der P erso n ,.so n d ern die W iedergabe in ihrer Rede fremder A ussagen, M einungen, fremder E m pfindun­ gen: ' „Sic ging in die Vorlesungen, saß auf ihrem P latz im Lesesaal, folgte mit den Augen den Reihen der Bücherrücken und fürchtete auf einmal, hier könnte schon auf jede F rag e eine Antw ort stehen.“ (Chr. Wolf, N achdenken über C hrista T.) Im^Vergleich zur direkten Rede wirkt sie w eniger expressTv,"weil sie keine unm ittelbare C h arak terisieru ng ist. 152 Aber sie unterstreicht oft eine distanzierte H a ltu n g der m itteilenden Person, ihre Absicht, objektiv oder neutral zu bleiben, w as stilistisch au sgenu tzt werden kann. Die Stilforscher weisen auf folgende w ichtige Tatsache hin: bei der in d ire k te n Rede sind die Unterschiede zwischen der S*acHprosa und der K unstprosa weniger deutlich als bei der direkten Rede. Ihr Anteil an der P e r ­ sonencharakterisierung in literarischen Texten ist deshalb nicht so groß. An m anchen Textstellen fällt die indirekte Rede mit der A utorensprache zusammen. Sie eignet sich für solche Beschreibungen, die nach E. Riesel und E. Schendels „em otionsarm und sachlich g efärbt“ sein rnüssen [54, S. 283]. Dasselbe meinen auch D. F aulseit und G. Kühn, indem sie betonen, daß das A nw en du ng s­ gebiet der indirekten Rede hauptsächlich der sachlich­ berichtende Text ist [35, S. 238]. Der Schriftsteller aber versteht es, die indirekte Rede mit der direkten Rede zu kombinieren, wodurch im literarischen Text ein Wechsel der beiden Redeformen entsteht. Dieser Wechsel wird oft zu einem sehr w ichtigen Elem ent der T extgestaltung: „Thomas w ar entschlossen, sich von der S ekretärin nicht abweisen zu lassen. Er bemerkte ihr Zögern, als er seinen Namen nannte. Er wußte, H erbert w ar in seinem Zimmer. ,Es geht jetzt wirklich nicht.* Thomas setzte sich, bereit zu w arten. ,Ich weiß nicht, ob es Sinn hat*, sagte die Sekretärin und schrieb weiter, beunruhigt durch das selbstsichere A uftreten von Thomas. Der Entschluß, H erbert aufzusuchen, w ar seiner Ungeduld en tsp ru n g en .“ (Heiduczek, Abschied von den E n ­ geln.) [62] Als spezifische Typen gelten für die K unstprosa die. erleb\ te Rede und der innere M önologj Sie schließen sich im 'allgem einen der “ H g u r ^aber e s 'h a n d e lt sich um keine echte Rede: die echte Rede wird lautlich verw irk­ licht, während* b eP dtesen Redetypen ihre lautliche Reali­ sierung nicht zustande kommt. Die Rede bleibt unausge- ЗДй£ЬдДдЛ.ц1 * '*' " - D ie erlebte Rede bedeutet W iderspiegelung von G edanken­ abläufen im Zusam rhensang mit bestimm ten Gefühlsemp­ findungen und Stim m ungen. Im Unterschied zu der di­ rekten Rede wird sie nicht als ich-Form, sondern in Form 153 der dritten P erson dargestellt, wie die Autorensprache. M an nennt sie' machm al. „die u n e i g e n t l i c h e dl r e k t e , R e d e“ . Sie gleicht nur ffifihltlich deT P i^ u re h -” ,8ргасЪе"’(ЯеГШ геИеп Rede), erschlieut dem HLeser den inneren Z ustand der betreffenden Person. Formell afcer gleicht die erlebte Rede der Autorensprache. Thre Afrgrenzu ng von der A utorensprZcEe^feL luüfldimäi schwierig, weil keine speziellen Kennzeichen dafür vorhanden sind. M an erkennt den Ü berg an g von der A utorensprache zur erlebten Rede hauptsächlich д т Wechsel der stilistischen T önung des Textes: an persönlichen und subjektiven faew ertungsm om enten, an gesteigerter Gefühlstätigkeit, an unruhiger, oft erregter Intonation der A ussagen, w as sich in bestim m ten syntaktischen M erkm alen ausdrückt — Ellipsen, rhetorischen Fragdn, Satzabbrüchen, A usrufe­ sätzen usw. ' • , ’ Die genannte Zweideutigkeit der erlebten Rede bezeichnen z. B. W. Fleischer und G. Michel als ihr« „A npassungsfäh ig k e it^ s ia - ^ ta n n sich der A utoren sp rach e апрйУУёН1UM" A usdruck von G edanken u nd' Gefühlen des Autors sein; und sie kann sich auch der F ig u re n sp rach e 'an p assen , zu einer betont ehiotionalen D arstellung^ der G edanken und S tim m ungen einer F igur "werden [37, S. 225]. Auch E. Riesel und E. Schendels unterstreichen diese Eigen­ schaft und meinen, daß sich „alle M öglichkeiten;der Re­ d ed arstellun g“ in diesem Redetyp berühren, [54, S. 285]. Die erlebte Rede, ist ein erprobtes Mittel der Stilistik. „Wir begegnen ihr darum vornehmlich dort, wö sich die Figur... in innerem Zw iespalt oder in starker E rreg u n g befindet... Die erlebte Rede gew ährt einen tiefen Einblick in solchen inneren Z u sta n d “ , schreiben D. Faulheit und G. Kühn. Sie bestim m en sie deshalb als ein guies Mittel zum Ausdruck innerer Konflikte, erregter G ed a n k en ajy äu ^ 'f^ ä ^ ftg ffier Em pfindungen [35, S. 2Щ . "* ■ ' “ -zr----Spezielle h äufig erscheinende Kennzeichen der erlebten Rede sind Gedankenstriche, G edankenpunkte, A u s r u f e - ,u n i Fragezeichen, usw. Ein Beispiel aus чdem Text soll der Illustration des G esagten dienen: „Als Thomas nach Kossin kam, um an gelernt zu w er­ den, hatte er viel E nttäu sch u n g erlebt. Andere A r b e i t ... Schlechte W ohnung bei ekligen Leuten. Alleinsein ... Mithelfen in Kossin! Aufbauen! D arunter hatte er sich 154 in der Schule w as anderes vorgestellt... E r w ar auf • Robert Lohse gestoßen. Der w ar ihm dann eine Z eitlang ■_ alles zusammen: Bruder und Kumpel und Genosse'. W enn er an Robert zurückdachte, brauchte er nicht zu suchen, w as Robert für ihn war. Ja, Genosse, ja, F reund.“ (A. Seghers, Das V ertrauen.) [62] Die A utorensprache ist in dieser Beschreibung mit der erlebten Rede vermischt, m an erkennt die Ü b erg äng e von der einen in die andere an den obencharakterisierten Merkmalen. ■4)er innere Monolog unterscheidet sich von der erlebten Rede dadurch, daß er von der ersten P erson geführt w ird und gewöhnlich die ich-Form (auch du-Form) besitzt. Er bedeutet eine mehr, oder w eniger .ausführliche. Analyse S achv erhalts vom S tan d p u n k t der Figur, aus. Die D arstellu n g k an n dabei vo llständ ig und logisch zu sam ­ m enhängend sein, sie kann aber auch abgerissen, fragmen-, tarisch aussehen, entsprechend dem Z ustand der Figur. Dje Zeitform im inneren M onölog ist sehr oft das P räsen s, weil es die<FäHigkeit besitzt, den Inhalt in seiner Zeitlosigkeitv also.Ällgefrmingültigkeit darzustell^TTD er innere -Monolog d ie n t in “der Regel d e r r ’^ h i l d e r u n g e n von ^üfflrufrigdn :§e'en«t>Tien"Zuständen der Rom anfiguren, ihren •problematischen ^philosophisch .g efärb te n ) Auseinhnders e tz u 'h g e n jn it siC}^selbst. Die Sfilforscher sehen in ihm Hdas in Gedanken geführte SeHastgespäch“ einer' F igur [35, NS. 244]. D as nachstehende B e isp le r^ e ig t eine solche Text­ stelle: „E r seifte sich seine H and und wusch sie mit unendli­ cher L angsam keit und Heß das W asser laufen. Ich habe F ra u und Kinder. W arum kommt der M ensch zu mir? Bei jedem Schritt zittern m üssen. Und w as m an mir T ag für T ag antut...“ (A. Seghers, Das siebte Kreuz.) [62] Der M ann em pfindet Angst, Unruhe, er führt im Innern ein Selbstgespräch, das von diesen Gefühlen d urch d ru n ­ gen ist. Äußerlich aber ist er bei seiner gewöhnlichen alltäglichen Beschäftigung. Der innere M onolog kann in die A utorensprache eingefloch­ ten sein, eine“ solche Beschreibung wirkt sta rk expressiv, weil der Ü b erg an g von der gewöhnlichen Beschreibung zum inneren M onolog als etw as U nerw artetes erscheint. 155 „C hrista T. hat, auch wenn sie lässig schien, a n s tre n ­ g e n d gelebt... Sie hat nicht versucht, sich davonzu­ machen, womit gerade in jenen Ja h re n so m ancher begonnen hat. W enn sie ihren N am en aufrufen hörte, stan d sie auf und gin g und tat, w as von ihr erw artet wurde, aber wem soll sie sagen, daß sie lan ge dem N a­ m ensruf nachlauschen muß; Bin ich gemeint? Oder sollte es n u r mein Name sein, der gebraucht wird? Zu anderen N am en gezählt, em sig addiert vor dem Gleich­ heitszeichen? Und ich könnte abwesend sein, keiner w ürde es bemerken?** (Chr. Wolf, Nachdenken über C hrista T.) Darstellungsarten und Realisierungsformen der Rede (Textsorten) A llgem eines über die beiden B eg riffe.— Die A u sg lied eru n g und B eg rü n d u n g der D a rstellu n g s­ a rten .— D as B eschreiben.— D as Berichten. — Das E rzählen .— D as E rörtern.— D as Schildern. — D as B etrachten.— Die T extsorten und die ein­ zelnen F unktionalstile. 4 Mit der E ntw icklung der Sprache und Vervollkom m nung der gesellschaftlichen K ommunikation haben neben der H erau sb ildu ng von G rundtypen der Rede auch ihre v er­ schiedenen Realisierungsform en und D arstellu n g sarten G estalt gewonnen. Ihre allgem eine Aufgabe besteht darin, das immer anspruchsvoller w erdende Bedürfnis nach Differenzierung innerhalb der Kom m unikation zu befrie-„ digen. Die A uffassung der beiden Begriffe — die R ealisierungs­ oder G ebrauchsform en der Rede und ihre D arste llu n g sa r­ ten — in der gegenw ärtigen Sprachw issenschaft stellt, wie dief Sprachforscher selbst anerkennen m üssen, „ein Bild Verwirrender Vielfalt" dar [37, S. 268]. M an versteht d a ­ run ter entweder Verschiedenes oder dasselbe: so betrach­ ten z.B. M. P. B randes und M. P. Pironkowa „Mitteilung**, „Beschreibung", „Bericht", „S childerung“ usw. als D ar­ stellungsarten, w ährend sie bei W. Fleischer und G. Michel „Beschreiben", „Berichten", „Schildern" usw. heißen. Die Realisierungs- oder Gebrauchsformen sind bei M. P. B ra n ­ des und M. P. Pironkow a z.B. „B ekanntm achung“ , „No­ 156 tiz“ , „Z eitungsbericht“ , „Lebenslauf“, ,,P rotokoll“, „ P a ­ tentschrift“ u.a. [30, S. 69—72], anhand des Buches von W. Fleischer und G. Michel aber kann m an den E indruck bekommen, daß gerade „B eschreibung“ , „B ericht“ , „E rzäh ­ lu n g “, „E rö rteru n g “ usw. Realisierungsform en der Rede sind. Um diese Inkonsequenzen zu vermeiden, scheint es zweckmäßig und richtig zu sein, die D arstellun gsarten allgem ein als bestimm te V erfahren zu betrachten, deren, A nw endung bestim m te Textsorten oder Realisierungsfor­ men der Rede ergibt, z. B.: „das Beschreiben“ als D arsteltu n g s a rt“crder als V erfahren ergibt „die Beschreibung“ als RealisierungsTorm (oder Textsorte) usw. Den F ra g en der T extgestaltung, ihren V erfahren und Textsorten widmet m an in der heutigen L inguistik viel Aufmerksamkeit. „M an erkennt immer mehr und mehr die B edeutung einzelner D arstellu n g sarten für die T extgestal­ tu n g in verschiedenen Bereichen der, gesellschaftlichen Kommunikation“ , stellen W. Fleischer und G. Michel fest [37, S. 269]. Die Erforscher der russischen Sprache sprechen in diesem Z usam m enhang von besonderen „funk­ tional bedingten Redeformen“ 1 [24, S. 285]. W enn dem Text als Redeeinheit ein Merkmalkomplex eigen ist, meinen die Sprachforscher, so bildet die im Text dominierende D arste llu n g sa rt der Rede den w ichtigsten Bestandteil dieses Komplexes. Bestim mte D arstellu n g sarten sind mehr oder w eniger, aber nicht absolut an bestim m te Funktio­ nalstile gebunden. So muß z.B. das Beschreiben als D arste llu n g sa rt „nicht nur sachlich informieren, sondern auch eine bestimm te W irkung beim E m pfänger erzielen, ein bestimm tes Interesse erzeugen, an bestim m te Gefühle, W ünsche, H offnungen appellieren“ [30, S. 72]. Es kann also in verschiedenen Funktionalstilen Vorkommen. Weiter sei zu betonen, daß ein und derselbe Inform ationsgehalt durch verschiedene D arstellun g sarten verm ittelt w erden kann, w as von den B edingungen der K om m unikationssi­ tu ation abhängt. Aber H auptgesetzm äßigkeiteii lassen sich für einzelne Funktionalstile doch feststellen. Die G estaltu n g sarten der Rede werden auf verschiedene Weise begründet und voneinander abgegrenzt. Die bis 1 «функционально-смысловые типы речи». 157 jetzt vorgeschlagenen G liederungen ergeben noch keine endgültige Klassifikation, denn „nicht, einmal die Anzahl der... G rundtypen darf als konstante Größe gewertet w er­ den“ [37, S. 272]. M an betrachtet als einzelne, selbständige Arten z.B. Berichten, Beschreiben, Schildern, Betrachten usw. W. Fleischer und G. Michel unterscheiden in ihrer Stilistik Beschreibung, Bericht, E rörterung, E rzählung, Schilderung, Betrachtung, denen zugrunde Beschreiben, Berichten, E rö rtern usw. liegen. Sie gehen vor allem davon aus, daß die Inform ation objektiv und subjektiv gefärbt sein kann; d an n fögen sie noch hinzu, daß der Anteil subjektiver Faktoren verschieden sein kann, daß all das im Z usam m en han g m it dem Redeinhalt stehen muß. Speziell wird betont, daß auch mit der beeindruckenden (impressiven) W irkung der Inform ation gerechnet w erden muß. M it B erü cksichtig un g'd ieser Momente kann m an eine Z usam ­ m enfassung der D arstellu n g sarten vorschlagen, die fol­ genderweise ayssieht: R edeinhalt ^ ^ ^ F a k to re n D arstellu n g sarten ob jektiv su b jek tiv Typen Gegenstand Zustand Vorgang Problem Beschreiben Beschreiben Beschreiben Berichten Erörtern , sp ezie ll im p res siv Schi ldern Schi [dem Erzählen Schildern Betraichten Die ausgegliederten D arstellu n g sarten der- Rede bedürfen einer näheren Charakteristik, die ihre schematisch an g e­ gebene Z usam m enfassung ergänzen soll. Das Beschreiben ist ein in form ativ es'D arstellen verschie­ dener Tatsachen, Z ustände usw. Dabei handelt es sich um die Ü berm ittlung von T atsachen vor allem im Rahmen der sachlichen Information. D eshalb ist diese Art ein w esent­ liches M erkmal der sachgerichteten Rede (der Sachprosa). Aber wegen der dabei möglichen persönlichen F ärb u n g (die Anteilnahm e des V erfassers) ist sie auch in den kunstprosaischen Texten gebräuchlich (besonders in der 158 A utorensprache). Als Beispiele sachliche Beschreibung: seien angeführt —- eine „P o tsdam und Sanssouci gehören ebenso zusam m en wie die Begriffe D resden und Zw inger oder Leipzig und Messe. Das ehemalige königliche Lustschloß, das sich Friedrich II. von Preußen (1712— 1786) bauen ließ, liegt inm itten eines großen P arks mit w eiteren berühm ­ ten Bauwerken. Früher w ar es dem einfachen B ürger nicht zugänglich. E rst seit 1946 ist es — mit staatlichen M itteln restau riert — zur kulturellen B ild u n g sstätte für das ganze Volk und zum A nziehungspunkt für viele in- und ausländische Touristen geworden. Auch Schloß Cecilienhof, in dessen Räum en am 2. A u gu st 1945 das P otsdam er Abkommen von den USA, der U dSSR und E ng lan d unterzeichnet wurde, dem sich auch Frankreich sp äter anschloß, zieht jährlich viele Besucher an.“ [42] — eine beschreibende Textstelle a u s der schönen Lite­ ratu r: „Von acht früh bis m ittag s zwölf hielt O berbürgerm ei­ ster. Thomas Weiß Sprechstunde ab. Es w ar oft u nm ög­ lich, alle abzufertigen, die kamen. Wem er nicht sofort helfen konnte, für den hatte er ein m itfühlendes, trö ­ stendes Wort. M ancher ging mit einem solchen W ort im Ohr schon beglückt davon. So gew ann er m it fast leeren H änden V ertrauen. Selbst w enn w ichtige Be­ sprechungen auf ihn w arteten und U ngeduld, ihm das B lut kribbeln machte, blieb er ruh ig und tat, als habe er viel Zeit. Dabei v erstan d er es meisterlich, unwichtige G espräche auf ein M inim um zu beschränken, ohne den Besucher zu kränken.“ (W. Bredel, Ein neues K api­ tel.) [62] Das Berichten dient gleichfalls der inform ativen D arstel­ lu ng , Als sprachliche Besonderheiten der d arau s entste­ henden R ealisierungsform — des Berichts — nennen W. Fleischer und G. Michel einen höheren P ro zentsatz von Verben als in der Beschreibung, ein auffallendes Z u­ rücktreten von Adjektiven, eine exakte A ngabe von Lokalu n d Tem poralbestim m ungen, das P rä teritu m als dominie­ rendes Tempus, w ährend es in der B eschreibung das P r ä ­ sens ist, besonders in seiner generalisierenden Funktion, weil es das Streben nach A llgem eingültigkeit befriedigt. .159 Das Berichten kann auch von subjektiv-emotionalen Mo­ m enten begleitet sein, und die dadurch bedingte Textsor­ te — der Bericht — bildet eine der w ichtigsten Erscheinunsform en in der P resse und Publizistik, obwohl er auch in den anderen Kommunikationsbereichen möglich ist. Als Beispiele dafür dienen: — ein V organgsbericht: „Am 9. November 1953, 19,05 Uhr, fuhr ein F ern lastzu g des VEB K raftverkehr (SB 55—37) von ... nach ... . Die L adung bestand aus Baumwollballen. An der Kurve vor ... Brücke in... kam der L astzug ins Schleudern, da die S traße infolge des eingetretenen Frostes g la tt war. Der F ahrer ... verlor die H errschaft über den W agen. Dieser durchbrach das G eländer und stürzte die stei­ le Uferböschung hinab in das Flußbett. 19,07 Uhr traf ein S an itä tsw ag e n der V P ein; der F ah rer und der B e if a h r e r ... w urden schwer verletzt, aus der zertrüm ­ m erten Fahrerkabine geborgen und in das S ta d tk ra n ­ kenhaus ... eingeliefert. Ein herbeigerufener B e rg u n g s­ zug begann 19,07 Uhr mit der B ergu ng des L astzuges und der Ladung. Der Straßenverkehr konnte aufrecht­ erhalten w erden.“ [30] — ein W etterbericht: „D as europäische Hoch hat sich seit gestern weiter abgeschw ächt und verlag ert sich zur Zeit nach S üd­ osten. D amit hört die Zufuhr der trockenen und kalten Luft aus O sten auf. Vor Irland ziehen Tiefdruckgebiete über M ittelskandinavien nach Südosten. Bei schwacher Luftbew egung ist heute nach A uflösung von Nebelfel­ dern im Norden mit aufkommender Bewölkung zu rechnen, w ährend es im Süden meist noch heiter bleibt. Die T agestem peraturen steigen, einige G rade über den Gefrierpunkt. Nachts, wird im Norden leichter, im S ü ­ den noch m äßiger Frost erw artet. In der Folge k an n es zeitweise wieder zu Niederschlag und nachts noch zu leichten Frösten kommen.“ [62] Das Erzählen unterscheidet sich schon stärker von der sachlich-registrierenden W iedergabe der Inform ation d a ­ durch, daß es eine subjektivere F ärb u n g trä g t. „Die Auf­ m erksam keit des E rzählers richtet sich daher nicht nur auf die bloße Abfolge von E reignissen“ , betonen W. Fleischer 160 und G. Michel» „sondern auch auf die G estaltu n g von Stim m ungen, Gefühlen, Gedanken. In diesem Sinne ist die E rz äh lu n g „gezielte, emotionale E inw irkung auf den Em pfänger...“ [37, S. 286]. D eshalb wird die E rzäh lu n g zu einer der G rundform en in den Texten der schönen Lite­ ratur, sowohl in der A utorensprache, als auch in der Figurensprache, im Stil der Alltagsrede. Die K unstprosa h a t überhaupt zahlreiche Erzählform en entwickelt, und als .sprachliche Merkmale dienen dabei eine v erh ältn ism ä­ ßig hohe Anzahl von Verben, das präteritale Tempus, aber auch das P rä sen s als Mittel der V erg eg en w ärtig un g und V erlebendigung, eine relativ große Zahl von M odalw ör­ tern usw., vgl. folgendes Beispiel: „D as w ar fünf T age davor, am 13. M ärz, kurz nach zehn Uhr in der M agdeburger Wilhelm-Pieck-Allee geschehen: P a ssa n te n haben ein kleines M ädchen e n t­ deckt, das in Höhe der fünften E tage auf einem schm a­ len M auersim s herum klettert. Eine aufgeregte M en­ schenm enge sam m elt sich an. N iem and k an n etw as tun, um das Kind zu retten... Da läuft m it hastigen Schritten ein sowjetischer Offizier herbei, reißt sich den M antel von den Schultern, span nt ihn zwischen seine Arme. G ebannt blickt er nach oben... Je tz t ru tsch t die Kleine ab, stü rzt in die Tiefe. H au p tm ann Belikow korrigiert ein w enig seinen S tandort, das Kind fällt m itten auf den geschickt gehaltenen M an ­ tel, die W ucht des A ufpralls reißt den Offizier um. Nun springen andere herbei. Heben das M ädchen auf, das kaum etw as von der G efahr begreift, die es eben durchlebt hat, drücken dem ju n g en sowjetischen Sol­ daten die H and. Der hüllt die Kleine in seinen M antel, tr ä g t sie nach oben, legt sie der fassungslosen M utter in den Arm, die gerade vom Einkauf heimgekehrt, und geht...“ (Freie Welt.) [62] Beim EtSriecn sind beide Komponenten — die informative uncTdie pragm atische — stark ausgeprägt. H ierzu gehö­ ren als A barten das Kommentieren, das A rgum entieren, zum Teil auch die Elemente des Berichtens und des Be­ schreibens. Diese Art eignet sich gut für die sachliche D a r­ le g u n g mit theoretischen F ragestellungen, P roblem lösun­ gen, verallgem einernden Schlußfolgerungen usw. Sie 161 .stimmt mit solchen Stilzügen wie O bjektivität, Exaktheit, Folgerichtigkeit u.a. überein und ist dem entsprechend besonders im Stil der W issenschaft sehr verbreifit. Als sprachliche M erkmale der Textsorte „ E rö rteru n g “ gelten ein beträchtlicher Anteil von Substantiven, unter ihnen Frem dw örter, Fachw örter aus verschiedenen Fachgebie­ ten, ein auffallendes Zurücktreten von Verben, A bstrakta und Komposita usw. Zur Illustration wird unten ein Text angeführt: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kap ita­ listische Produktionsw eise herrscht, erscheint als eine ungeheure Warensammlung*, die einzelne W are als seine Elem entarform . U nsere U ntersuchung beginnt daher m it der A nalyse der Ware. Die W are ist zunächst ein äußerer G egenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Be­ dürfnisse irgendeiner A rt befriedigt. [ ...] Jedes nützliche Ding, wie Eisen, P apier usw. ist unter doppeltem G esichtspunkt zu betrachten, nach Q ualität und Q uantität. Jed es solches D ing ist ein G anzes vieler Eigenschaften und k ann daher nach verschie­ denen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die m annigfachen G ebrauchsweisen der Dinge , zu entdecken, ist geschichtliche Tat. So die F in du ng gesellschaftlicher M aße für die Q u an tität der nützlichen Dinge. Die Nützlichkeit eines D inges m acht es zum G ebrauchs­ wert... Bei B etrachtun g der G ebrauchsw erte wird stets ihre quantitative Bestim m theit vorausgesetzt, wie D utzend Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen usw. Die G ebrauchsw erte der W aren liefern das M aterial einer eigenen Disziplin, der W arenkunde. Der G e­ brauchsw ert verw irklicht sich n u r im G ebrauch oder der Konsumtion. G ebrauchsw erte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesell­ schaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen T räger des — Tauschwerts. Der T auschw ert erscheint zunächst als das q u an tita­ tive V erhältnis, die Proportion, worin sich G ebrauchs­ w erte einer A rt gegen G ebrauchsw erte anderer Art austauschen...“ (K. Marx, Das Kapital. Bd. 1) [62] 162 Das Schildern wird als G run d lag e der impressiven D a r­ stellu ng gewertet. Der Blick des Schildernden richtet sich „immer sowohl nach außen, auf bestimm te M erkm ale von Sachverhalten, als auch nach innen, auf deren W irkung auf d as eigene Ich;“ [37, S. 293]. In der Schilderung als Realisierungsform treten zahlreiche Adjektive auf, zum Zweck der vielseitigen M erkm alserfassung, anschauliche Bilder und Vergleiche, überhaupt viele konnotativ be­ dingte Mittel, die zur Em otionalisierung und Subjektivieru n g der A ussage beitragen. Ihre yorw iegende V erw en­ dun g findet diese R ealisierungsform im Stil der schönen L iteratur. Als Beispiele seien genannt: „Schweigend und reglos stehen die m ächtigen Bäume des Hochwaldes. Kein Lufthauch bew egt die stolzen Wipfel. G eschäftig huschen die Eichhörnchen an den Stäm m en auf und nieder. Mit ärgerlichem Gezeter streicht ein Eichelhäher ab. Bei diesem m ißtönenden Geschrei bew egt sich etwas, kaum w ahrnehm bar, in einem besonders hohen, dichten Baumwipfel;' F eder­ ohren richten sich m ißtrauisch auf, ru nd e A ugen mit prachtvoller gelber Iris, die am äußeren R ande rötlich erglänzt, spähen argw öhnisch in die Runde. D as schrille ,Kiäh‘ des H ähers hat den Uhu hoch oben im Baumwipfel aus seinem Halbschluipm er geweckt.“ [62] Noch eine Textstelle solcher Art: „Die W intersonne stand n u r als arm er Schein, milchig und m a tt hinter Wolkenschichten über der engen S tadt, N aß und zugig w a r’s in den gieb.eligen Gassen, und m anchm al fiel eine A rt von weichem H agel, nicht Eis, nicht Schnee. Die Schule w ar aus. Uber den gepflasterten Hof und h eraus aus der G atterpforte ström ten die Scharen der Befreiten, teilten sich und enteilten nach rechts und links. Große Schüler hielten mit W ürde ihre Bücher­ päckchen hoch gegen die linke Schulter gedrückt, indem sie m it dem rechten Arm wider den Wind dem M ittagessen entgegenruderten; kleines Volk setzte sich lustig in Trab, daß der Eisbrei um herspritzte und die Siebensachen der W issenschaft in den Seehundsränzeln klapperten. Aber hie und da riß alles mit from ­ men Augen die M ützen herunter vor dem W otanshut 163 und dem Ju p iterb art eines gem essen hinschreitenden Oberlehrers...“ (Th. M ann. Tonio Kröger) [61] Beim Betrachten handelt es sich um eine teilweise expressi­ ve Art (im Vergleich zum E rö rtern ). Die Realisie­ rungsform „B etrach tu n g “ bezieht sich ebenfalls auf Probleme, aber sie enthält auch die W iedergabe von E in ­ drücken. Doch spielt das Rationale dabei und nicht das 'Emotionale (wie beim Schildern) seine bestimm ende Rolle. Das Betrachten hat also gem einsam e Züge nicht nur, mit dem Erörtern, sondern auch mit dem Schildern, m an k ann es in bestim m tem Sinne als einen Mischfyp, eine gemischte, obwohl m anchm al ganz selbständige Textsor­ te ansehen. Ein Beispiel soll es veranschaulichen: „...Gibt Brecht noch genügend zu denken, gehen also von ihm heute jene produktiven Genüsse aus, die nach seiner M einung allein ein Theater des w issenschaft­ lichen Zeitalters rechtfertigen? H ält die W irkung Brechts heute der Kritik, welche Brecht gestern an diesen W irkungen übte, stand, w enn m an nun seine Kriterien auf ihn selbst anw endet? Da schon erhebt sich eine zweite F rage: auf welcher Ebene eine solche U ntersuchung durchgeführt werden kann, da sie auch Gewohntes herausfinden muß, das eben, weil es Gewohntes ist, nicht unm ittellbar geg en w ärtig ist. Eine U m frage: halten Sie Brecht heute für wirksam? w äre absurd, da sie völlig ausklam m ern w ürde Impulse, die in das Leben einer G esellschaft e in g eg an ­ gen sind und die insofern w irksam sind, da sie nicht immer w ieder von vorn gedacht werden m üssen, son­ dern m ittelbar auf das tägliche V erhalten einw ir­ ken...“ [62] Im allgem einen w äre es nicht übertrieben, von allen D ar­ stellu n g sarten zu sagen, daß sie mehr oder weniger M ischtypen sind: jede von ihnen enthält Elem ente fciner anderen oder aller anderen; sie sind kombiniert*.verbin* den sich in jeder Form in unterschiedlicher Weise. Es kommt deshalb nicht so sehr auf die genaue B estim m ung der D arste llu n g sa rt an, wie auf die F eststellu n g des für sie am meisten Typischen, der Dominanz..Diese Dominanz muß mit dem Redeinhalt und der K om m unikationssitua­ tion in V erbindung stehen, dadurch also ihre B e g rün du ng erhalten. LITERATURNACHWEIS 1. Аврорин В. А. Проблемы изучения функциональной стороны я зы ­ ка.— Л., 1975.—274 с. 2. Арнольд И. В. Стилистика декодирования,— Л ., 1974—74 с. 4. Былинович В. Н. Структурно-семантические и функциональные характеристики основных частей речи в системе научно-техниче­ ской терминологии: Автореф. Дне. ... канд. филол. наук.— М инск, 1977.— 25 с. ' 5. Глуш ак Т. С. Некоторые наблюдения над стилем обиходной речи современного немецкого язы ка.— В сб.: Вопросы общего и ро­ манского язы кознания.— Уфа: Баш кирский ун-т, 1964, вып: 1, с. 271—278. 6. Глуш ак Т. С. 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SACHREGISTER* A bleitung deverbative — 35 explizite — 85 im plizite — 85 A b strak ta 35 A djektivstil 20, 43 A litagsverkehr 15 A nachronism us 80, 81 A nakoluth 131 A napher 135 A n fan g sstellu n g stilistische 111, 112 A ntiklim ax 141, 142 A ntithese 48, 143 architektonische — 145 A ntonym 145 A posiopese 130 A rchaism us 78, 79 A ufzählung 139 A usdrucksform 15 A usklam m erung 114 A usrufesatz 108 A u ssag esatz 104 A utorensrapche 149, 154, 159 B edeutung, stilistische 48, 52,53 B edeutungsvariante 58 B elletristik 15 B ereichsstil 15 Berichten 159 B erufsjarg o n ism u s 67 Beschreiben 158 B etrachten 164 B ildhaftigkeit 43 B ildlichkeit 43 B lockbildung 32, 35 C hiasm us (K reuzfigur) 146 D arstellu n g sa rten 17, 156— 158, 164 D ialektism us 69—71 D om inanz 164 Einfachsatz, v ielgliedriger 102 H inm albildung 77 Ellipse 38, 102 E n d stellu n g , stilistische 113 Epipher 136 Epitheton 48 E rö rtern 161 E rzählen 160 Euphem ism us 74 Expression 21 Fachw ort 65—68 F ärbung, funktionale 54 F ig u ren sp rach e 150, 151 echte — 109 * У казатель составил В. C. Гаврилов. 169 Flickw örter 40 F ra g e rhetorische — 109, 110 F ra g e sa tz 109 F rem dw ort 34, 71— 75 — als Synonym 61, 72 F ügung, nom inale 61 F unktion der Sprache 20 F unktionalstil 13, 14— 16 F u nktionalstilistik 11, 13 F unktionsverbfügun g 35 G egenüberstellung 143 G rad atio n 141 G robw ort 68, 69 H istorism us 78 H ypotaxe 103 Im pression 21 In tern atio n alism u s 72 In v aria n z 27 Inversion g ra m m a tisc h e — 112, 113 stilistische — 112 Isolierung 115 J a rg o n 68 — der deklassierten te 68 sozialer — 68 Lexik funktional beschränkte — b*. 65 funktional g efärbte — 31 L inguostilistik 11, 13 M akrostilistik 13, 44 M etapher 48 M ikrostilistik 13, 95 M itinform ation 53 M odew ort 74, 76 M onolog, innerer 155 M u n d arlw o rt 69—71 N ach trag (N achholung) 115 N ennsatz 100 N eologism en 75—78 — bestim m ter Z eitabschnitte 75 einm alige — 76 N om inalstil 22—24, 32, 43, 107, 123 N orm auffassung, funktonalc 26 N u llexpressivität (N ullpunkt) 49 Elem en­ K ategorie der G enera verbi 89 K ernw ortschatz 55 K lim ax 141 K olorit fachliches — 65 frem dländisches — 73 natürliches — 74 zeitliches — 75, 76 K om m unikationsart 15 K om m unikationsbereich 15 K om positum 34 K om prim ierung 148 170 K onnotation 53 K onvcrsationssti! 18 K unstprosa 17, 148, 151 K urzsatz 99 O xym oron 48 P apierdeutsch 31 P arallelism u s 48 sy n tak tisch er — 136 P a ra ta x e 102 P aren th ese 124 potentiell autosem antische — 125 synsem antische — 125 stilistische L eistung — 126 P arzellie ru n g (Iso lieru n g ) 115 P erip h rase 48 Periode, syntaktische 103 P hraseologie 47 expressive — 47 n eu trale — 47 P oetik 9 P räsen s, iteratives 95 P räterit, futurisches 96 P rofessionalism us 65—68 P rolepse 129 Realien 34, 37 R ealisierungsform 157 Rede deliberative — 9 direkte — 151 echte — 153 epideiktische — 9 e rle b te — 153— 155 in d ire k te — 152, 153 judiziale — 9 sach g erich tete— 148 uneigentliche direkte — 154 R ed ed arstellu n g 147 R hetorik 9 S achprosa 17, 59, 147, 151, 158 S atz eingliedriger — 99 elliptischer — 100 v ie lg lie d rig e r— 102 S atzparenthese 125 S chachtelsatz 104 S childern 163 S egm ente der S ätze 117 S kala der S tilfärbun g en 49, 50 S onderphraseologie 37 S prachnorm 26, 29 S p rach p o rtrat 66 S ta b ilitä t 27 S tam m satz 124 S tativ 92 S til 14 expressionistischer — 21 im pressionistischer — 21 re a listisc h e r— 21 S tilbruch 48 S tildivergcnz 88 S tilfärb u n g 48—52 absolute — 49 allgem einem otionale — 56 funktionale — 54 kontextuale — 49, 51 speziellcm otionale — 56 S tilfig u r 44, 48, 132 S tilistik 7— 10 gram m atische — 82 literaturw issenschaftliche — 12, 13 m orphologische — 8 ^ syntaktische — 82 S tilistik a 45, 48 S tilk lassifik atio n (S tiltypologie) 16 S tilm ittel 44—48, 132 S tilnorm 27—29 S tilschicht 51 Stil typ 20 S tih v ert (S tilbedeutung) 12, 96 S tilzu g 28, 29 ex tralin g u istisch er — 30 linguistischer — 30 S treckform 61, 122 S u b stan tiv g ru p p c 118 S u b stan tiv stil 20, 43 Subsystem d er Sprache 16 Synonym 46, 57—64 F rem dw ort als — 61, 72 kontextuales — 63 v o llstän d ig es — 57, 58 System norm 26 Teilsystem 27 Term inus 34, 66 Textisotopie 53 T extlinguistik 147 T extsorte 36 Tönung, stilistische — des Textes 154 171 Tropen 10, 43, 44, 48, 133 V erbalstil 20, 22—24, 43, 107 V erw endungsnorm 26 V u lgarism us 68 W erbesprache 32 W iederholung 48, 132 begriffliche — 133 synonym ische — 61, syntaktische — 135 w örtliche — 133 134 W ortfügung, usuelle 117 W ortg ru p p e 117 freie — 117 h a lb fe ste — 117 W ortparenthese J25 W o rtstellu n g 110, 111 W ortverbindung, v e rb a l­ su b stan tiv isch e 35 W ortw ahl 46 Zeugm a 48 IN HAITS V ERZEICHN IS V orw ort ........................................................................................................... Kapitel 3 I. G rundbegriffe und G rundproblem e d er Stilistik 7 G egenstand und A ufgaben der S t i l i s t i k ................................................ Der F unktionalstil und die funktional b egründete S tilklassifikation 14 A ndere S tilkiassifikationen in der deutschen S t i l i s t i k ......................20 D er N orm begriff in seiner B edeutung für die F u n k tio n alstilistik . 2EL Die C harakteristik einzelner F u n k tio n alstile nach ihren S tilzügen Q ß / A llgem eine C harakteristik der S t i l m i t t e l ................................................. 44' Die S tilfärb u n g und die stilistische B e d e u t u n g .......................................48 K a p i t e l II. S tilfrag en und S tilm ittel im lexischen Bereich D as Problem der stilistischen D ifferenzierung des deutschen W ortschatzes .................................................................................................С5ж S tilistische P otenzen der S y n o n y m i e ............................................................ 57 Die stilistische A usn u tzu n g der funktional b eschränkten Lexik . . 64 K a p i t e l III. S tilfrag en und S tilm ittel im gram m atischen Bereich S tildifferenzierende M öglichkeiten der H au p tw o rtarten . . . S tilistische P otenzen der stru k tu rellen S a i z t y p e n ...................... Die kom m unikativen S atztypen in ihrer stilistischen L eistung . S tilw erte der S a t z g l i e d f o l g e ........................................................................... 110 F unktionalstilistische W erte der syntaktischen W ortgruppen . . 116 B esondere syntaktische E rscheinungen als S tilfig u ren . . . . 124 L exisch-syntaktische E rscheinungen als S t i l f i g u r e n ............................ 131 Kapitel stellung IV. S tilfrag en im Z usam m enhang m it der R ededar­ Die G estaltu n g der Rede in ihrer funktionalstilistischen D ifferen­ zierung ..................................................................................................................... 147 D arslellu n g sa rlen und R ealisierungsform en der Rede (Textsorten) 156 L iteraturnachw eis ...........................................................................................165 S ach reg ister............................................................................................. 169 ТАМАРА СТЕПА ПОВИЛ ГЛУШ АК Ф УН КЦ И О Н А ЛЬН А Я СТИЛИСТИКА НЕМ ЕЦКОГО Я ЗЫ К А на немецком язы ке Редакторы В. С. Г авр и ло в, В. И . А к у ло в Оформление Я. Я . Зельской Художественный редактор JI. М. П олякова Технический редактор М. Н. К ислякова И Б № 1198 ' набор 30.10.80. П одписано в печать 20.07.81. Ф ормат 84Х 1087з2Б ум ага тип. № 1. Гарнитура литературная. Высокая печать. Уел. печ. л. 9,24. Уел, кр.-отт. 9,77. Уч.-изд. л. 9,32. Т ираж 1300 экз. Зак . 1078. Ц ена 50 коп. С дано в И здательство «Выш эйш ая ш кола» Государственного комитета Белорусской ССР по дедам издательств, полиграфии н книжной торговли. 220048, Минск, проспект М аш ерова, 11. Минское производственное полиграфическое объединение нм. Я. Кол аса. 220005, Минск, ул. К расная, 23. Глушак Т, С. Г 55 Функциональная стилистика немецкого языка: [Учеб. пособие для фак. и ин-тов иностр. яз.].—Мн.: Выш. школа, 1981.— 173 с. В пер.: 50 коп. Ц ель пособия — освещение узловых вопросов функциональной стилистики немецкого язы ка. Теоретическая часть пособия вклю чает характеристику предмета и зад ач лингвостилистики, понятий «стиль» и «функциональный сти л ь» , типологии стилей. Д ается обоснование си­ стемы функциональных стилей современного немецкого язы ка, стиле­ вых черт. стнледифференцирую щ их признаков. В пособии д етально рассм атриваетя функционально-стилистическая значимость явлений лексики и синтаксиса. В специальный разд ел вынесены лексико-грам ­ матические явления. П редн азначается д л я студентов ф акультетов и институтов иност­ ранных языков. 70104—131 Г М 304(05)—81 149—81 4602010000 ББК 81.2 Нем-9 4И (Нем)