HANNS HEINZ EWERS Zeittafel zur Biografie 3.11.1871 29.9.1873 1881 - 1891 13.4.1885 1888 - 1889 1888 1889 - 1891 Schulzeit 9.12.1890 12.3.1891 1.4.1891 14.5.1891 geboren als Hans Heinrich Ewers in Düsseldorf, Immermannstraße 22 Vater: der herzoglich-mecklenburgische Hofmaler Heinz Evers (geboren 1817 in Wismar); Mutter: die Schriftstellerin und Übersetzerin Maria aus'm Weerth (geboren 1839 in Bonn) Geburt des Bruders Ernst (später Fregattenkapitän) Besuch des Königlichen Gymnasiums in Düsseldorf (Alleestraße) Tod des Vaters Besuch des Gymnasiums in Cleve erste Gedichte; großes Vorbild ist Heinrich Heine dramatische Schwärmerei für Helene Schleifenbaum (+Lili*) Reisen nach Frankreich, England, Italien Tod der von ihm verehrten Großmutter Maria aus'm Weerth (geb. FeldmannSimons) Abitur am Königlichen Gymnasium in Düsseldorf (Alleestraße) Einjährig-Freiwilliger beim Kaiser-Alexander-Gardegrenadier-Regiment No. 1 in Berlin; wegen Kurzsichtigkeit für dienstuntauglich erklärt Karfreitag 1891 in Berlin erster Geschlechtsverkehr (mit Illa Lampe, geb. Stever) 2.5.1891 Immatrikulation für Jura an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin 11.5.1891 Eintritt in das Corps +Normannia* 1.6.1892 wegen ungenügender Mensur ohne Band aus dem Corps entlassen 21.11.1892 Immatrikulation an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn; Mitglied des Corps +Guestphalia* 1893 Studium in Genf, Bekanntschaft mit Wilhelm von Scholz 1894 Ablegung der 1. Staatsprüfung in Bonn 1894 - 1896 Referendariat in Neuß 1895 Beziehung mit der Schriftstellerin Margarete Susmann Bekanntschaft mit Lina Wunderwald, seiner späteren Gattin ca. ab 1895 Interesse für Hypnotismus und Spiritismus Beginn des Haschisch-Konsums 1896 Strafversetzung des Referendars nach Saarbrücken (+Spiritisten-Affäre*) August 1897 vier Wochen Festungshaft auf der Feste Ehrenbreitstein wegen einer Duellaffäre Ende 1897 Entlassung aus dem Staatsdienst Verlobung mit Ilna Wunderwald 7.11.1898 Promotion zum Dr.jur. in Leipzig (Prädikat +rite*) 1898 erste Reise nach Capri, Bekanntschaft mit Oscar Wilde 1898 Beziehung mit der Schriftstellerin Clara Müller 1898 - 1900 Schriftsteller und Übersetzer in Düsseldorf März 1898 Gedicht Mutter - erste nachweisbare Veröffentlichung 1898 - 1900 Veröffentlichungen in der anarchistischen auslandsdeutschen US-Zeitschrift +Der arme Teufel* (Hrsg. Robert Reitzel, später Martin Drescher) 1 1899 1899 1899 7.4.1900 18.1.1901 Geburt der unehelichen Tochter Victoria; Mutter: Katharina Kreis (+Goldene Kätie*) mit Theodor Etzel Herausgabe der Zeitschrift +Der Kunstfreund* in Saarbrücken Veröffentlichungen in der anspruchsvollen, weltersten HomosexuellenZeitschrift +Der Eigene* (Hrsg. Adolf Brand, Berlin), die neuer (nicht nur homoerotischer) Lyrik ein Podium bot vom Landgericht Berlin zu einer Geldstrafe wegen unzüchtiger Schriften verurteilt (Von der goldenen Kätie in: +Der Eigene*) Ernst von Wolzogen holt HHE zum Kabarett +Ueberbrettl* nach Berlin; großer Erfolg als Kabarettist selbstständiger Leiter von Wolzogens +Ueberbrettl* April 1901 Juli 1901 November 1902 ab 1901 1901 seit 1901 15.5.1901 November 1902 - Sommer 1904 1903 ab ca. 1903 1903 - 1904 ab 1904 1905 1905 ab 1905 1906 ab 1906 1906 1907 1907 ab 1907 1908 1908 1908 eigenes Kabarett: +Ueberbrettl (Modernes Theater)*, später +Berliner Modernes Theater* Freundschaft mit Erich Mühsam, Marc Henry, Max Reinhardt, Frank Wedekind, Herwarth Walden, Else Lasker-Schüler erste Buchveröffentlichungen: Ein Fabelbuch (mit Theodor Etzel) und Der gekreuzigte Tannhäuser Bekanntschaft mit Maximilian Harden, Stanislaw Przybyszewski Heirat mit Ilna Wunderwald (1875-1957), die ebenfalls im +Ueberbrettl* auftritt lebt mit Ilna auf Capri; Anhänger und Propagandist der Nacktkultur entdeckt auf Capri die +Grotte Maravigliosa* (Wundergrotte) Konsum von Opium und Meskalin Wohngemeinschaft mit Erich Mühsam und Victor Hadwiger in Berlin gemeinsame Arbeiten mit Mühsam Bekanntschaft mit Johannes Schlaf, John Henry Mackay Freundschaft mit Paul Scheerbart, Roda Roda, Herbert Eulenberg Reise nach Spanien und Südfrankreich mit Gattin Ilna und dem Maler Albert Hubert Herausgeber der Jugendzeitschrift Heim der Jugend (Berlin) propagiert die Idee einer +jüdisch-deutschen Kulturnation* Reise in die Karibik und nach Mittelamerika mit Gattin Ilna und dem Maler Albert Hubert; auf Haiti Teilnahme an einer Voodoo-Zeremonie deutscher Übersetzer und Herausgeber von Israel Zangwill Freundschaft mit Gerhart Hauptmann Gründung der +Scheerbart-Stiftung* Auftritte in den Kabaretts +Nachtlicht* und +Fledermaus* der +Wiener Werkstätte* Freundschaft mit Gustav Klimt und Ferrucino Busoni Erzählungssammlung Das Grauen; Vertrag mit dem Verlag Georg Müller (München) Publikationen zum Thema +Kino*; Einführung des Wortes +Kintopp* Reise nach Südamerika mit Ilna dreht in Frankreich wahrscheinlich seinen ersten Film Erzählungssammlung Die Besessenen (u.a. Die Spinne) 2 1909 erster Roman Der Zauberlehrling oder die Teufelsjäger zu Thema Sekten und Massenpsychologie 1909 Mitbegründer des +Schutzverbandes deutscher Schriftsteller* (SDS) ab 1910 Vorträge Die Religion des Satan; Konsum von Morphium 1910 Reise nach Ceylon, Indien, Australien, Südsee, Ostasien mit Ilna 1910 - 1911 mit Artur Landsberger Herausgabe der +Deutschen Montags-Zeitung* (Berlin) 1910 - 1911 Lektor und Förderer der ersten Werke von Hermann Harry Schmitz Sommer 1911 erster Aufenthalt auf der Adriainsel Brioni 1911 Roman Alraune über die Erschaffung einer künstlichen Frau; der Roman wird später in 28 Sprachen übersetzt und macht HHE weltbekannt 1911 - 1922 Freundschaft mit Walter Rathenau 28.12.1911 Ewers= +Verlobte* Maria Munk erschießt sich in Wien 1912 Schauspieler an Max Reinhardt's +Deutschem Theater* 19.4.1912 Scheidung von Ilna Ewers-Wunderwald 1912 - 1914 enge Zusammenarbeit mit dem französischen Kabarettisten und Schriftsteller Marc Henry (u.a. Opernlibretto Die toten Augen [Musik: Eugen d'Albert]) 5.10.1912 Uraufführung der aufwendigen Multimedia-Revue Der unsichtbare Mensch von HHE und Marc Henry im Berliner Zirkus Schumann 1912 - 1920 Beziehung mit der französischen Malerin Marie Laurencin 1913 erster Autorenfilm Der Student von Prag; es folgen viele weitere Filme Leitung der +Deutschen Bioscop GmbH*; HHE bringt u.a. Ernst Lubitsch zum Film 1.4.1914 auf einem Künstlerball preisgekrönt als schönster Mann Berlins 3.5.1914 Reise nach Südamerika 28.6.1914 Ausbruch des 1. Weltkriegs; HHE reist von Peru in die USA 1914 - 1920 lebt in den USA, da er nicht nach Deutschland zurückkehren kann; in den USA deutschfreundliche Propagandatätigkeit (Vorträge etc.) und Wandlung vom Kosmopoliten zum Nationalisten 1914 Kriegslieder 1914 - 1920 Verhältnis mit Adele Guggenheimer-Lewisohn 1914 - 1918 Bekanntschaft mit Sektenführer Aleister Crowley (O.T.O.) 1915 - 1917 Reisen nach Spanien und Mexico; Arbeit für den deutschen Geheimdienst ab 1915 Bekanntschaft mit Ernst Hanfstaengl, Franz von Papen Ende 1916 lernt Josephine Bumiller kennen, seine spätere zweite Gattin 16.6.1918 April 1919 als Kriegsgefangener interniert im Lager Fort Oglethorpe; dort schwere Erkrankung und Verlegung in ein Krankenhaus in New York August 1919 durch Bemühungen von John Galsworthy (Forsyte Saga) gegen Kaution und unter Meldepflicht frei; Schreib- und Publikationsverbot in den USA 1919 Libretto für ein Musical Das Mädchen von Alaska (nicht aufgeführt) Juni 1920 Erlaubnis zur Ausreise aus den USA August 1920 Rückkehr nach Deutschland; seine Berliner Wohnung ist geplündert; der Verlag Georg Müller hat hohe Tantiemen-Summen einbehalten HHE wird wegen säumiger Unterhaltszahlungen an Ex-Gattin Ilna in Arrest genommen 1920 Roman Vampir - stellt den 1. Weltkrieg als Blutrausch dar 3 1921 - 1924 15.10.1921 1921 wohnt zusammen mit Artur Landsberger (Berlin, Tiergartenstraße 1) Heirat mit Josephine Bumiller (1897 - 1974), die ihm aus den USA gefolgt ist Erzählungssammlung Nachtmahr Fortsetzung des Romanfragments Der Geisterseher von Friedrich Schiller Dezember 1921 bietet Walter Rathenau seine Mitarbeit und Unterstützung an 24.6.1922 Ermordung von Außenminister Walter Rathenau durch rechtsradikale Antisemiten; HHE verliert seine einzige Identifikationsfigur der Weimarer Republik und tritt der monarchistischen +Deutschnationalen Volkspartei* bei 1923, 1926 unterstützt Petitionen zur Abschaffung des ' 175 (Strafbarkeit der männlichen Homosexualität) 1923 - 1924 populärwissenschaftliches Werk Ameisen 1923 - 1932 +Telefonbilder*, die u.a. in der +Galerie Flechtheim* (Berlin) ausgestellt werden April 1925 nach dem 1. Weltkrieg erste freie Wahlen zum Reichspräsidenten, der die Kompetenzen eines +Ersatzkaisers* hatte; Ewers= erste Teilnahme an Wahlen; er wählt Hindenburg 1926, 1932 Aufrufe zur Errichtung eines Heine-Denkmals in Düsseldorf 18.7.1926 Tod der Mutter 1927 Kündigung des Vertrages mit dem Verlag Georg Müller wegen ständiger Zahlungsrückstände; Vertrag mit dem +Sieben Stäbe Verlag*, der dem +Gewerkschaftsbund der Angestellten* gehört 1928 Roman Fundvogel über eine Geschlechtsumwandlung 1928 / 1929 Filmgesellschaft +Hanns Heinz Ewers Produktion* 1928 Krankheit, Ehekrise 1929 der +Sieben Stäbe Verlag* und die +Hanns Heinz Ewers Produktion* kommen wegen Unterschlagungen des Geschäftsführers des +Sieben Stäbe Verlages* in Schwierigkeiten 1929 mit Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld Herausgabe einer dreibändigen Buchreihe +Liebe im Orient* zur Förderung von mehr +Kunst* in der Liebestechnik 25.10.1929 Beginn der Weltwirtschaftskrise (bis Ende 1930) Ende 1929 Freitodabsichten, Testament ab 1930 Gattin Josephine lebt getrennt von HHE ab 1930 im Zuge der Recherchen für einen neuen Roman Kontakte zu Reichswehr und Freicorps 1931 Vertrag mit dem Cotta-Verlag 1931 zeitgeschichtlicher Roman Reiter in deutscher Nacht über die Freicorps-Bewegung, die Besetzung des Rheinlandes und den rheinischen Separatismus 1931 Kontakte zur NSDAP über Hitler-Intimus Ernst Hanfstaengl, Prinz August Wilhelm von Preußen und SA-Führer Hans Breuer 11.10.1931 +Harzburger Front*: Einschwenken der monarchistischen +Deutschnationalen Volkspartei* auf NSDAP-Kurs 3.11.1931 HHE tritt zur NSDAP über, persönliche Aufnahme durch Adolf Hitler per Handschlag ab 1931 heftige Angriffe der überzeugten Nationalsozialisten sowie der Linken gegen HHE 4 1931 - 1933 Bekanntschaft mit dem +Hellseher* Hanussen (von der SA am 24.3.1933 ermordet) 1932 Roman Horst Wessel, die (verfälschte) Geschichte des HHE persönlich bekannten SA-Führers (Sohn des Berliner Predigers Ludwig Wessel), der bereits Anfang 1930 unter nicht völlig geklärten Umständen ermordet wurde 1932 - 1933 Bekanntschaft mit Joseph Goebbels, Ernst Röhm, Graf Helldorf 30.1.1933 Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler 11.3.1933 in Absprache mit Goebbels maßgebliche Beteiligung an der +Gleichschaltung* des +Schutzverbandes deutscher Schriftsteller*, später auch der deutschen Sektion des +PEN-Club* 20.4.1933 der +Deutschlandsender* strahlt zum 44. Geburtstag von Adolf Hitler ein Hörspiel +Horst Wessel* von Paul Beyer nach H.H. Ewers aus 9.5.1933 Ewers= Werke werden Opfer der Bücherverbrennungen 1933 dreht mit Ernst Hanfstaengl den Horst Wessel-Film 9.10.1933 Horst Wessel-Film wird von Goebbels verboten 23.11.1933 Freigabe einer stark zensierten Fassung des Films unter dem Titel Hans Westmar Frühjahr 1934 Horst Wessel-Roman wird verboten 30.6.1934 HHE steht auf den Todeslisten beim sogen. +Röhm-Putsch*; er wird gewarnt und versteckt sich in Bad Eilsen; viele seiner Freunde werden ermordet Ende 1934 Generalverbot; die Werke von HHE werden beschlagnahmt und auf die +Schwarzen Listen* gesetzt 15.9.1935 +Nürnberger Gesetze* zur Rechtfertigung der Judenverfolgung ab 1935 HHE wendet sich vom Nationalsozialismus ab; Hilfe für verfolgte jüdische Freunde unter Mitwirkung des Berliner Polizeipräsidenten, Graf Helldorf (am 15.8.1944 als Widerstandskämpfer hingerichtet) Februar / März 1937 Hanfstaengl versteckt sich bei HHE, bevor er in die Schweiz flieht 1937 Reise nach Frankreich ab 1938 Krankheit 26.3.1938 Schenkung vieler Manuskripte, Unterlagen, Briefe etc. (7 Kisten) an die Stadt Düsseldorf, die verspricht, ein +Hanns Heinz Ewers - Archiv* zu errichten (1939-1945 bombensichere Auslagerung der Unterlagen nach Schloß Wittgenstein in Laasphe; weitere Schenkungen durch Josephine Ewers; weiter ergänzte Sammlung heute im Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut) Ende 1939 - 1943 Verhältnis mit der 27jährigen Rita Grabowski (die zur Hälfte jüdischer Abstammung ist) 1940 HHE erreicht die Teilaufhebung des Generalverbotes 1940 - 1943 HHE schreibt Satiren auf die Nazi-Zeit (unveröffentlicht) 1941 HHE erreicht die Aufhebung des Schreibverbotes 1942 Vertrag mit dem +Zinnen-Verlag* (Kurt Desch) 1943 Erzählungsband Die schönsten Hände der Welt, Neuauflage von Ameisen; die Bücher werden kurz darauf von der Gestapo beschlagnahmt und vernichtet 1943 HHE ermöglicht Rita Grabowski die Flucht in die Tschechoslowakei 12.6.1943 Tod (wahrscheinlich durch Lungenkrebs) in seiner Wohnung Corneliusstraße 4a, Berlin Tiergarten; am gleichen Tag wird das Geburtshaus von HHE in Düsseldorf, Immermannstr. 22 von einem Bombentreffer zerstört 5 18.6.1943 15.10.1943 Einäscherung im Krematorium Berlin-Wilmersdorf Beisetzung der Asche auf dem Nordfriedhof in Düsseldorf (Grab Nr. 55235, Feld 78) 6