SZB-Information Fachzeitschrift für das Sehbehindertenwesen Nr. 153, 22. Juni 2011 Hoch- und Tiefbau Knochenarbeit im Normendschungel LV-Kongress im Fernen Osten Erste Eindrücke aus Kuala Lumpur Sich gesunde Augen leihen Mit weissem Stock Vorurteile abbauen 1 SZB Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen Editorial ................................................................................................................................ 4 Brennpunkt .......................................................................................................................... 5 Mündige Stimmbürger kontra Kleinbürgerlichkeit ......................................................................... 5 Generalprobe ....................................................................................................................... 6 Nicht nur ein Daisy-Player ............................................................................................................... 6 Aktuelles / Interessensvertretung ...................................................................................... 8 Nach dem Hochbau jetzt der Tiefbau.............................................................................................. 8 Kampagne IV-Revision 6b geplant ................................................................................................. 11 Fakten statt Emotionen ................................................................................................................. 13 Optische Hilfsmittel ............................................................................................................15 Low-Vision-Kongress in Kuala Lumpur: Erste Eindrücke ............................................................... 15 Taubblindheit ......................................................................................................................20 Ältere Menschen: Hörsehbehinderung oft unerkannt .................................................................. 20 Hilfsmittel ............................................................................................................................22 Neu in unserem Sortiment ............................................................................................................ 22 Telefondienst Swisscom 1145 ....................................................................................................... 24 Fort- und Weiterbildung .....................................................................................................25 Ausblick Kurse August – Oktober 2011 ......................................................................................... 25 Fachbibliothek ....................................................................................................................32 Neu im Bücherregal ....................................................................................................................... 32 Savoir Vivre ........................................................................................................................37 Hilfsmittel, die man erfinden müsste ............................................................................................ 37 Dialog ..................................................................................................................................39 100 Jahre SBV: Gemeinsam sehen wir mehr................................................................................. 39 «Darf ich mir zwei gesunde Augen leihen?» ................................................................................. 42 Tag des Weissen Stocks 2011 ........................................................................................................ 43 Wer gewinnt die „Canne blanche 2011“? ..................................................................................... 44 2 Hörbuchtipps ......................................................................................................................45 Kurzmeldungen / Agenda ..................................................................................................47 Service ................................................................................................................................49 Titelbild: Titelbild: Sommer-Hörfreuden auf dem Balkon: Daisy-Gerät Plextalk PTN2 im Test Quelle: SZB 3 Editorial Von Norbert Schmuck Sehr geehrte Leserin Sehr geehrter Leser Auch in diesem Jahr wird die Preisverleihung „Canne blanche“ spannend. Wer gewinnt wohl die begehrte Auszeichnung. Bald werden wir es wissen, denn die Jury hat bereits getagt und aus neun eingereichten Projekten das Siegerprojekt ausgewählt. Auch die Leserinnen und Leser der SZB-Information sind zur Preisverleihung in Basel herzlich eingeladen. Mehr dazu erfahren Sie in dieser Ausgabe. Der Interessenvertreter des SZB schlägt sich in dieser Ausgabe mit Normen und Gesetzen herum. Gar nicht so einfach, in diesem Dschungel an Paragrafen den Überblick zu behalten. Gerd Bingemann berichtet über die Knochenarbeit bei der Realisierung behindertenspezifischer Anliegen. Auch die IV-Revision 6b ist Thema: Dagegen planen die in der DOK zusammengeschlossenen Behindertenorganisationen das Referendum zu ergreifen und hoffen auf breite Unterstützung. Ziel ist es, eine sozialverträgliche IV-Revision zu erreichen. Christine Müller fantasiert über noch zu erfindende Hilfsmittel und lässt dabei ihren Gedanken völlig freien Lauf. Träumen erlaubt und ebenso Schmunzeln beim Lesen ihres Artikels. Ernsthafter wird es dann bei der Berichterstattung über den Low VisionWeltkongress, der erstmals im Fernen Osten durchgeführt wurde. Sie erfahren, was Susanne Trefzer und Arnd Graf-Beilfuss an ersten Eindrücken aus Kuala Lumpur mit nach Hause gebracht haben. In den nächsten Ausgaben werden dann einige der Tagungsthemen vertiefter behandelt. Bei älteren Menschen werden Probleme mit dem Sehen und Hören oft nur als altersbedingte Erscheinungen abgetan. Es ist deshalb wichtig, dass Fachleute im Umfeld von alten Menschen genau hinschauen und –hören, damit diese im eigentlichen Sinne hörsehbehinderten Menschen die entsprechende Unterstützung erhalten, die ihnen zusteht. Mehr darüber erfahren Sie in der Rubrik „Taubblindheit“. Und zum Schluss noch eine Bemerkung in eigener Sache: Dass ich und nicht die Redaktorin der SZB-Information dieses Editorial schreibt, hat seine Gründe. Ann-Katrin Gässlein ist nämlich Ende April glückliche Mutter geworden und weilt bis Anfang August im Mutterschaftsurlaub. In der nächsten Nummer wird sie dann wieder die Leserinnen und Leser begrüssen. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und – falls Sie diese noch vor sich haben – erholsame und sonnige Sommerferien. 4 Brennpunkt Mündige Stimmbürger kontra Kleinbürgerlichkeit Gleich drei blinde Personen haben sich in der Schweiz im Frühling für ein öffentliches politisches Mandat beworben: Verena Kuonen, Eric Mamin und Manuele Bertoli. Hocherfreulich: Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sprachen allen drei Kandidierenden das Vertrauen aus! Von Matthias Bütikofer Verena Kuonen erreichte auf Ihrer Liste der „Union Pulliérane“ in der Gemeinde Pully (VD) das beste Ergebnis aller Kandidierenden und wurde überzeugend in den Kommunalrat (Legislative) ihrer Gemeinde gewählt. Eric Mamin wurde als Politeinsteiger auf der Liste „Libéraux-Radicaux“ in La Tour-de-Peilz (VD) ebenfalls auf Anhieb in die Legislative gewählt. Der überragende Wahlerfolg von Manuele Bertoli in den Tessiner Regierungsrat muss hier nicht nochmals besprochen werden. Die bravouröse Wahl des Sozialdemokraten zum ersten blinden Regierungsrat der Schweiz wurde landauf landab in den Medien entsprechend gewürdigt. Die Resultate freuen uns ausserordentlich. Zum einen natürlich das gute Abschneiden aller Kandidierenden. Zum andern die Wahlergebnisse. Sie sind recht verlässliche Indikatoren, wie die Bürgerinnen und Bürger „Sehbehinderung“ als Thema aber auch sehbehinderte Kandidatinnen und Kandidaten wahrnehmen. Die Stimmbürger/-innen wussten nämlich sehr genau, dass die drei Kandidierenden blind sind. Keiner von ihnen hat daraus auch nur im Geringsten ein Geheimnis gemacht. Aus der Zustimmung der Stimmenden darf deshalb mit Recht geschlossen werden, dass in ihrer Wahrnehmung eine Sehbehinderung in keiner Weise die Fähigkeit beeinträchtigt, als politischer Staatsbürger Verantwortung zu übernehmen, um die Geschicke einer grösseren Integrationseinheit mitzugestalten und zu lenken. Erinnern wir uns: Die dreiste, kleinbürgerliche These von Frau Yvette Sandoz in der „NZZ am Sonntag“ vom 20. März, sehbehinderte Menschen profitieren von einem „Mitleidsbonus“ und könnten ein politisches Amt unter anderem deshalb nicht wahrnehmen, transportiert vor allem ein abschätziges Bild über die Stimmbürger selbst, welche in ihrer überheblichen Beurteilung offenbar unfähig seien, eine sachliche Beurteilung der Kandidierenden vorzunehmen. Die Stimmbürgerinnen und -bürger haben diese These nun Lügen gestraft und solch bizarren und weltfremden Ansichten eine klare Absage erteilt. Wahlergebnisse sind selten Zufall. Das gilt auch für diese Wahlen. Bei näherer Betrachtung ist der Erfolg der blinden Kandidatinnen und Kandidaten nicht zuletzt auf ihr langjähriges Engagement in ihrem politischen Wirkungskreis und flankiert dazu ihrem vielfältigen Engagement in den Verbänden zurückzuführen. Ich bin überzeugt, die Stimmenden achten auf die Integrität der Kandidierenden, auf ihren Leistungsausweis und ihr Charisma und dies ganz einerlei ob diese nun blind sind oder sehend. Das Wahlergebnis scheint mir ein ausreichend gültiger Beleg dafür zu sein – und das ist hocherfreulich. 5 Generalprobe Nicht nur ein Daisy-Player Seit einigen Jährchen führen uns seh- und hörsehbehinderte Menschen Abspielgeräte von Victor Reader und Milestone das Daisy-Hörglück zu Ohren. Die Konkurrenz fruchtet: „PLEXTALK“ bietet einen neuen Daisy-Player an. PLEXTALK PTN2, der aktuellste DaisyPlayer, eignet sich für CDs, SD-Karten und USB-Sticks. Das exklusive Plus, der Medientransfer ohne Computer, verspricht grosse Vorteile. Von Christine Müller Beabsichtigen Sie Ihr Daisy-Hörglück gerade zu starten: kaufen Sie diesen vielfältigen Hörund Textbuch-PLAYER! Haben Sie Schwierigkeiten, sich bei Hörbuchbestellungen im DaisyFormat zwischen CDs und SP-Karten zu entscheiden: Dann ist PLEXTALK PTN2 genau Ihr geeignetes Abspielgerät! Ist es Ihnen primär um einen reisepraktischen Daisy-Player: Informieren Sie sich im nachfolgenden Bericht und entscheiden Sie dann! Träumen Sie von selbstständigen Medientransfers von Text- und Audiodateien ohne Computerarbeit: Reservieren sie schnellstens Ihr erträumtes Glück! PTN2 ist taktil bestens orientierungsgerecht. Der Player präsentiert sich in der ungefähren A5-Grösse, mollig in seinem Gewicht und in seinen Formen. Auf den ersten Blick erscheint er nicht allzu reisepraktisch. Übrigens: 'mollyclever' wäre ein würdigerer Name für den flotten Daisy-Player, als die staubige Bezeichnung, PLEXTALK PTN2. Frisch aus der Verpackung, bietet der Player vorerst nur Zugang zu neun charakteristischen Bedienungstasten zum simplen Hörschmaus von CDs mit oder ohne Daisy-Format. Die stabile Abdeckhaube abmontiert, werden siebenundzwanzig perfekt spürbare, übersichtlich angeordnete Tasten frei. Alle Systemvorzüge von Daisy, wie zum Beispiel Navigation in verschiedenen Ebenen, Lesezeichen setzen, und weitere sind vorhanden. Extra clever gestalten sich die Doppeltasten der drei Sprachregelungen. Die oberen Hälften verstellen ins Plus, die Unteren in den Minusbereich. Drückt man beide Tastenhälften zugleich, befindet man sich automatisch im Mittelwert. Das Benutzerhandbuch und die Player-Stimme verhelfen zur einfachen Bedienung. Durch eine bestellte Bedienungsanleitung vom SZB fand ich schnell den richtigen Griff zur Tastaturbeschreibung und dem Benutzerhandbuch. So kommt man dem Kniff der verschiedenen Funktionsmöglichkeiten hurtig auf die direkte Spur. Die Gerät-interne, sehr gut verständliche Frauenstimme dokumentiert hilfreich jeden Tastengriff und sämtliche aktivierte Funktionen. Auch umschweben währenddessen ständig synthetische Klaviertöne die Ohren und Hörgeräte des Benutzers. Glück demjenigen, der diese Klänge harmonisch empfindet. Dem dabei nervös Gestimmten - wie mir - bleibt bloss ausgeübte Ignoranz. Die qualitative Sprachausgabe tröstet. Deutlich besser als bei Victor und Milestone hört sich die Musikwiedergabe an. Auffallend: der zwölfteilige Nummernblock. Den bekannten Navigationen innerhalb eines Hörbuches dienen wie immer kreuzförmig angeordnete Tasten. Bestätigungen, Abbrechen, sowie der Zugang zum Benutzerhandbuch sind hier auffindbar. Die Taste 9 eröffnet molly's cleverste Funktion: Kopieren von Audio- und Textdateien innerhalb des Gerätes - noch dazu ohne Computerarbeit! Wahrscheinlich kam dieses Testgerät aufgrund dieser elektro-magnetischen Ersparnis in meine Hände. In die zwei Schlitze an der linken Seite lässt sich eine SD-Karten und ein USB-Stick einführen. Diese zwei Speichermedien können zum Sichern und Austauschen von Daten verwendet werden. Angenommen, Sie wollen den Inhalt einer CD auf eine SD-Karte 6 transferieren, ist Folgendes zu beachten: Wichtig ist, dass die CD als Play-Medium und die Speicherkarte als Ziel-Medium bestimmt werden. Hätte das Zielmedium zuwenig Speicherplatz, würde Sie der PTN2 informieren. Nur Hörbücher im Daisy-Format können als solche übertragen werden. Eine Hokus-Pokus-Verwandlung ins Daisy-Format ist nicht möglich. Meine naive Idee, Daten auf leere CDs zu verschieben, ist nur die Vision einer Gelegenheitsinformatikerin. Lassen Sie sich - nicht wie ich - von der Beschreibung im Benutzerhandbuch unter 'Titel kopieren' zu irreführenden Versuchen verleiten. 'Titel' bedeutet nicht einzelne Abschnitte, sondern steht für ein ganzes Textbuch. Bevor der Vorgang mit Druck auf die Bestätigungstaste startet, fragt die klare Frauenstimme vorsichtshalber noch um Ihre überlegte Absicht nach. Natürlich ist das relativ kurze Geschehen von Klängen begleitet. Jederzeit informiert die Play-Stopptaste über die abgelaufene und noch verbleibende Kopierzeit. Daten aus dem PC können via FlashSpeichermedien transferiert werden. Dies ist nur möglich, da PTN2 Word- und HTMLDokumente lesen kann. Ein Vorzug gegenüber seinen Konkurrenten. Vielleicht können Sie die SD-Karte direkt in Ihren Computer einschieben. Ansonsten dient ein USB-Stick. Das Verschieben auf die SP-Karte verläugt nach gleichem Prinzip. Nach akustisch signalisiertem Kopierende erfreut Sie die entnommene SP-Karte bei auswärtigen Hörbuchbedürfnissen. Momol, 'molly-clever' verrichtet wohl! Wie wohl der aktuelle Kaufpreis: 635.00.- Franken Ihrem Portemonnaie tut, unterliegt Ihrer persönlichen Beurteilung. PLEXTALK PTN2, der vierte Daisy-Player, generalerprobt in mehreren Kriterien, erhält in der obligaten Beurteilungsskala eine glatte 6. Benotung 6 Punkte in der Werteskala von maximal sechs Punkten. 7 Aktuelles / Interessensvertretung Nach dem Hochbau jetzt der Tiefbau Die Knochenarbeit lohnt sich, denn Forschen und Normieren hilft bei der Realisierung behinderungsspezifischer Anliegen. Von Gerd Bingemann Die aus dem Jahre 1988 stammende Norm der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB) namens SN 521500 "Behindertengerechtes Bauen" wurde nach mehrjähriger Überarbeitung teilrevidiert und für den Bereich Hochbau im Jahr 2009 als Norm SIA 500 "Hindernisfreie Bauten" herausgegeben. Im Titel jener SIA-Norm bringt der Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) das vom Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) postulierte Ziel zum Ausdruck, nämlich allen Menschen die Nutzung von öffentlich zugänglichen Bauten und Anlagen zu erleichtern, also auch körperlich eingeschränkten und alten Personen sowie jenen, die Einkaufs- und Kinderwagen mitführen oder Gepäckstücke und unhandliche Gegenstände mittragen. Damit dieser Personenkreis jedoch überhaupt zu all diesen Gebäuden gelangen kann, braucht es als Verbindungen natürlich auch Strassen, Wege und Plätze. – Nun musste ich in der SZBInformation Nr. 146 noch anfügen, dass die alte Norm SN 521500 für den Strassen- und Aussenraum (Tiefbau) weiterhin gilt. Allerdings hat sich das Know-how in den vergangenen 23 Jahren massgeblich weiterentwickelt, was die Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen in ihren Richtlinien für behindertengerechte Fusswegnetze "Strassen – Wege – Plätze" zusammengestellt hat. Sie finden die Bezugsquelle am Schluss des Artikels. Dieses umfangreiche Werk ist mit seinen gestuften Empfehlungen und Erläuterungen zwar sehr praktisch für die potentiellen Anwender, hat jedoch nicht den Stellenwert einer Norm, um gleichzeitig zur Füllung der entstandenen Normierungslücke im Tiefbaubereich dienen zu können. Anwendbarkeiten Auf Bundesebene und in drei Vierteln der Kantone ist für den Hochbau die Norm SIA 500 geltendes Recht geworden. Einfach ausgedrückt definieren der Bund und die Kantonsmehrheit, wo und wann die SIA 500 gelten soll. Demgegenüber schreibt die Norm selbst vor, wie eine gewisse Problemstellung baulich zu lösen ist. Nebenbei bemerkt: Bei Streitfällen im restlichen Viertel der Kantone würde die SIA 500 von den Gerichten aufgrund ihrer breiten Akzeptanz ebenfalls zur Fallbeurteilung herbeigezogen, weshalb sie heute als sogenannter "aktueller Stand der Technik" bezeichnet wird. Normierungslücken schliessen Für eine möglichst flächendeckende Durchsetzung der (seh-)behinderungsspezifischen Anliegen zur Erreichung eines möglichst hindernisfreien Verkehrsraums ist jedoch eine weitere Norm erforderlich, welche idealerweise vom für den Tiefbau zuständigen Fachverband herausgegeben wird, damit er von den angesprochenen Fachleuten auch wirklich beachtet wird: Es ist dies der Schweizerische Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS), welcher denn auch im Frühjahr 2011 eine Fachgruppe "Hindernisfreier Verkehrsraum" zur Erarbeitung einer gleichnamigen VSS-Grundnorm eingesetzt hat. Vertreter aus den Sparten Planung, Architektur, Rad- und Fussverkehr sowie Behindertenwesen (u.a. der Schreibende), können dabei als Basis auf die Forschungsarbeit "Hindernisfreier Verkehrsraum" (FA VSS 2008/201) zurückgreifen, welche die Arbeitsgemeinschaft "Pestalozzi & Stäheli und Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen" im Auftrag des Bundesamts für Strassen (ASTRA) erarbeitet 8 hat. Darin wurden Ungereimtheiten und Lücken des VSS-Normenwerks bezüglich Anforderungen an das Fusswegnetz sowie an Schnittstellen zu öffentlichem Verkehr und Parkierung aus der Sicht von Menschen mit Behinderung herausgeschält sowie (nicht zuletzt unter Bezug auf die Richtlinien "Strassen – Wege – Plätze") einige Leitplanken für die aufzunehmenden Normierungsarbeiten gegeben. Vor Korrekturen und Ergänzungen der bereits geltenden VSS-Normen wird zunächst eine neue Grundnorm "Hindernisfreier Verkehrsraum“ erarbeitet, um die Grundlagen für Planung und Entwurf festzuhalten und die Zusammenhänge aufzuzeigen. Diese wird im Bereich Langsamverkehr die Grundnormen zum Fussgängerverkehr (SN 640 070) und zum leichten Zweiradverkehr (SN 640 060) ergänzen und bezweckt vor allem folgendes – jeweils aus dem Blickwinkel der Hindernisfreiheit: - einen standardisierten Anforderungskatalog für die Umsetzung von BehiG und Baugesetzen - eine Grundlage für die Rechtssprechung - einen Leitfaden bei der Anpassung bestehender Normen - eine Basis für den Einbezug des Themas in neuen Normen - wegfallen der Grundsatzdiskussionen bei jedem einzelnen Bauprojekt - vermeiden von Einsprachen und Klagen nach BehiG. Einige Beispiele zur Materie, welche im Hinblick auf einen möglichst hindernisfreien Verkehrsraum behandelt werden: - Begriffe, Definitionen und Abgrenzungen - Trennung/Mischung von Fuss-, Rad- und motorisiertem Verkehr - Wegbreiten und lichte Höhen, Hindernisse von oben/unten und von der Seite - Rampen, Treppen, Treppenwege und Aufzüge - Abgrenzung von Verkehrsflächen (Randabschlüsse, Absperrelemente, Begrenzungsund Grünstreifen, Muldenrinnen ) - Längsverkehr (Rad- und Fusswege, Trottoirs, Fussgängerlängsstreifen) - Querungen für den Fussgängerverkehr (Fussgängerstreifen, Lichtsignalanlagen, Kreisel, Trottoirüberfahrten, flächige und Gleisquerungen, Unter- und Überführungen) - Parkiermöglichkeiten - Haltestellen des öffentlichen Verkehrs - Gestaltungs- und Verkehrsberuhigungselemente (Geländer, Schranken) - Bodenbeläge - Information und Orientierung (Kontraste, Beleuchtung) - Baustellen und baulicher Unterhalt 9 Kostenloser Bezug der Richtlinien "Behindertengerechte Fusswegnetze: Strassen – Wege – Plätze" in den Versionen deutsch, französisch und italienisch bei der Schweiz. Fachstelle für behindertengerechtes Bauen in Zürich: 044 299 97 97; [email protected] Link zum herunterladen für den Forschungsbericht VSS Nr. 1308 als PDF-Datei: http://www.hindernisfrei-bauen.ch/beitrag/76_PDF_HindernisfreierVerkehrsraum1308.pdf "Hindernisfreier Verkehrsraum" - weitere Infos zu Forschungsprojekt und VSS-Grundnorm auf der sehbehindertenspezifischen Website der Fachstelle: http://www.hindernisfreibauen.ch/beitraganzeigen_d.php?titel=Sehbehinderte 10 Aktuelles / Interessensvertretung Kampagne IV-Revision 6b geplant Ein Referendum gegen die geplante Revision 6a ist chancenlos. Zu dieser Überzeugung gelangten die Behindertenorganisationen in- und ausserhalb der DachorganisationenKonferenz (DOK). Die Kräfte sollten gebündelt und für ein Referendum zugunsten einer sozialverträglichen 6b IV-Revision aufgespart werden. Von Gerd Bingemann und Norbert Schmuck Im vergangenen Frühjahr waren sich die DOK-Mitglieder einig, dass es keine einfachen, verständlichen und überzeugenden Botschaften gab, die in einem Abstimmungskampf gegen Teil A der 6. IV-Gesetzesrevision vermittelt werden könnten - zumal mit der 6a insbes. mit dem Assistenzbeitrag eine alte Forderung immerhin teilweise realisiert werden konnte. Es durfte nicht erwartet werden, dass sich eine Mehrheit der Bevölkerung mit dem Schicksal von Menschen, welche wegen eines Schleudertraumas oder einer Schmerzstörung eine Rente beziehen, identifizieren und sich für diese Menschen engagieren würde. Die Behindertenorganisationen hätten aller Voraussicht nach eine vernichtende Niederlage in der Volksabstimmung riskiert; in der Folge hätte eine Referendumsdrohung gegen die Revision 6b ihre Wirkung im Parlament verloren. Kräfte für Referendum gegen Revision 6b sparen Die Behindertenorganisationen haben zu wenig personelle und finanzielle Ressourcen, um gegen zwei Vorlagen hintereinander einen Referendumskampf zu führen. Die Kräfte müssen deshalb auf die weit bedrohlichere IV-Revision 6b konzentriert werden, in welcher substantielle Leistungskürzungen für alle behinderten Menschen vorgesehen werden. Bei den in der DOK zusammengeschlossenen Organisationen sowie unzähligen weiteren Organisationen nach Art. 74 IVG ist klar: Als reine Abbauvorlage ist Teil B der 6. IVGRevision in der zurzeit vorliegenden Version nicht akzeptabel. Alle Behindertenorganisationen weisen sie zurück und verlangen einerseits eine sozialverträglichere Ausgestaltung und andrerseits Mehreinnahmen für die IV. Falls das nicht geschieht, wollen die Organisationen das Referendum ergreifen. Oberstes Ziel eines solchen Referendums ist eine sozialverträgliche 6. IV-Revision, die auch Mehreinnahmen zugunsten der IV enthält. Die vor der Jahrtausendwende von anderen Kreisen bewirkte IV-Verschuldung darf nicht durch Kürzungen bei den heutigen Bezügern von IV-Leistungen erfolgen. Damit diese Ziele erreicht werden, sind u.a. verschiedene Massnahmen geplant: - Verbesserung der Vorlage durch Einflussnahme auf das Mitberichtsverfahren im Bundesrat - Einflussnahme auf Mitglieder des Parlamentes, insbes. auf Mitglieder der beiden Kommissionen für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) mit dem Ziel: Rückweisung der Vorlage - Kontakte zu Allianzpartnern Zudem wird eine begleitende Sensibilisierungskampagne als sinnvoll erachtet. Dabei sollen einige prominente und vertrauenswürdige Persönlichkeiten mit und ohne Behinderung aus der Mitte der Gesellschaft als Promotoren und Identifikationsfiguren gewonnen werden, z.B. in Form eines «Prominentenkomitees». 11 Abstimmung muss gewonnen werden Grosse Bedeutung wird die frühzeitige interne Mobilisierung von Menschen mit Behinderung, Angehörigen und Fachpersonen sein. Dabei ist zu beachten, dass eine eigene aufwändige Sensibilisierungskampagne mit bezahlter Werbung in der Öffentlichkeit kostspielig ist und kontraproduktiv wirken könnte - unter anderem auch, weil das BSV ab 2011 bis 2018 Kürzungen der Beiträge an die Organisationen beschlossen hat. Falls es zu Leistungskürzungen und Schuldenabbau zu Lasten der Versicherten kommt, muss das Referendum ergriffen werden. Das Ziel ist klar: diese Abstimmung muss gewonnen werden! Verein für strategische Führung Wie anlässlich der IV-Zusatzfinanzierung aus Mitteln der Mehrwertsteuer ist zur strategischen Führung der Referendumskampagne 6b geplant, einen Verein mit sehr schlanker Entscheidungsstruktur zu gründen. Die Organisationsform als Verein hat sich bewährt: Sie ermöglicht einen demokratischen Meinungsbildungsprozess und löst die Haftungsfrage auf einfache Art. Dieser Verein soll so bald wie möglich, voraussichtlich im September 2011 gegründet werden. Somit besteht von Anfang an ein demokratisch legitimierter Vorstand, welcher im Sinne eines Steuerungsgremiums die gesamte Kampagne strategisch führt. Um sicherzustellen, dass die Kampagne - insbesondere der visuelle Auftritt (Inserate, Plakate, Filme usw.) im Sinn der Menschen mit Behinderung geplant und durchgeführt wird, ist zusätzlich ein aus Betroffenen zusammengesetzter «Kampagnenrat» vorgesehen. - Der offizielle Start der von aussen sichtbaren Kampagne selber ist auf etwa zwei Wochen vor der Beratung der Revision 6b in der SGK des Erstrates angesetzt. 12 Aktuelles / Interessensvertretung Fakten statt Emotionen Der durchschnittliche Gesamtertrag einer Blindenorganisation stieg von CHF 200’000 im Jahr 1945 auf CHF 6.5 Mio. im Jahr 2008 an. Den höchsten Anteil macht dabei der Anstieg der Zahlungen der öffentlichen Hand aus. Dies ist eines der Ergebnisse des Referates von Matthias Bütikofer, mit dem die 62. Delegiertenversammlung des SZB vom 28. Mai in Bern eröffnet wurde. Von Norbert Schmuck An der DV des SZB stellte Matthias Bütikofer die Ergebnisse seine Master-Thesis zur Erlangung des Executiv Master of Business Administration (MBA) vor. Der Geschäftsführer des SZB untersuchte im Rahmen seiner Arbeit die Entwicklung der Finanzerträge von zwölf Mitgliedorganisationen des SZB in den Jahren 1945 bis 2000. Mit der Untersuchung wollte er einerseits die Ertragsverläufe rekonstruieren und andererseits ermitteln, welche Faktoren die Ertragsverläufe beeinflussten. Zuletzt ging er der Frage nach, wie die Blindenorganisationen auch künftig erfolgreich finanzielle Mittel generieren können. Bütikofer wartete mit eindrücklichen Ergebnissen auf: Beliefen sich die durchschnittlichen Gesamterträge (Beiträge der öffentlichen Hand, Mittelbeschaffung, Dienstleistungen sowie Finanzerträge) im 1945 auf CHF 200'000, stiegen sie bis im Jahre 2008 auf CHF 6.5 Mio an. Das höchste Wachstum war bei den Beiträgen der öffentlichen Hand zu verzeichnen. CHF 50 Mio. erhielten die Blindenorganisation gesamthaft im 1945. Im 1960 wurde die Invalidenversicherung gegründet. Von 1970 bis 1975 stiegen die Beiträge der IV markant an, auf CHF 200 Mio.. Dann ging es nochmals steil bergauf: 1985 betrugen die Beiträge CHF 400 Mio. und im 2000 CHF 1.6 Milliarden. Auch das Fundraising machte eine gewaltige Entwicklung durch: Betrug der Ertrag bei den Organisation im 1945 durchschnittlich CHF 40'000, stieg er bis 2000 auf durchschnittlich CHF 2. Mio. an. Die Beiträge der öffentlichen Hand mit durchschnittlich 60% und das Fundraising mit 30% sind also die wichtigsten Ertragsfaktoren. Daneben nehmen sich die Faktoren Dienstleistungen und Finanzerträge mit einem Anteil von 10% bescheiden aus. Interessant ist in diesem Zusammenhang die erwähnte „John-Hopkins Studie“ aus dem Jahre 2007. Sie besagt, dass die Blindenorganisationen in der Schweiz gegenüber den anderen sozial tätigen Organisationen durchschnittlich je 10% weniger Erträge aus den Leistungen und dem Fundraising erwirtschaften, dafür rund 20% mehr Beiträge seitens der öffentlichen Hand erhalten. Wichtige Einflussfaktoren in der untersuchten Zeitperiode waren gemäss Bütikofer die positive Wirtschaftentwicklung, die demografische Entwicklung, der Reallohnanstieg und die steigende Staatsquote. Das ihre trugen dann breitere Fundraisingaktivitäten sowie die Vernetzungsanstrengungen der Organisationen bei. Die allgegenwärtige Annahme, regional verankerte Organisationen würden gegenüber national tätigen Organisationen ein höheres Fundraisingwachstum aufweisen, erwies sich als falsch. Die nationalen Organisationen wiesen durchschnittlich ein doppelt so hohes Wachstum aus. Ein Vorteil der regional verankerten Institutionen ist aber zweifellos die bessere Verankerung und Vernetzung bei Notabeln und Behörden. Vor allem in den letzten Jahren hat sich die Situation der NPO’s völlig geändert: Es herrscht ein spürbarer Druck auf die NPO’s seitens der Politik, der Verwaltung (IV) und der Öffentlichkeit bezüglich der Mittelvergabe. Ein effektiver und effizienter Umgang mit den Mitteln wird gefordert, ebenso Transparenz über den Bedarf und die Verwendung der Mittel. Zudem tummeln sich auf dem Spendenmarkt ein Mehrfaches an Organisationen. Trotz dieser Tatsachen wurde vom Referent und in der Diskussion betont, dass die Chancen bei der öffentlichen Hand und auf dem Spendenmarkt für ein potentielles weiteres Wachstum durchaus intakt seien. Dafür müssen aber u.a. folgende Voraussetzungen erfüllt werden: 13 - Das Profil gegenüber anderen Behindertenorganisationen, den Behörden und der Öffentlichkeit muss geschärft werden. - Organisationen müssen bereit sein, breite Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und in professionelles Fundraising zu investieren. - De Möglichkeiten und Grenzen unserer Arbeit müssen transparent aufgezeigt werden. - Begrifflichkeiten sind zu präzisieren: Anstelle von emotional geladenen Stichworten wie „Solidarität“, sind fassbarere Begriffe, wie „Nachteilsausgleich“ zu verwenden. Sie zeigen weit besser auf, dass die Organisationen die Nachteile, die eine Behinderung mit sich bringt, mit zielgerichteten Dienstleistungen und Angeboten auszugleichen versuchen. - Fakten statt Emotionen: Es gilt, mit klaren, nachvollziehbaren und belegten Fakten, Statistiken und Argumenten den Aufwand und Bedarf zu belegen und unsere Arbeit damit zu legitimieren. - Aufzeigen, welchen gesellschaftlichen Nutzen unser Einsatz zugunsten Betroffener erbringt. - Durch betriebswirtschaftliches Denken für ein nachvollziehbares Reporting bei der öffentlichen Hand sorgen. 14 Optische Hilfsmittel Low-Vision-Kongress in Kuala Lumpur: Erste Eindrücke Der 10. Low Vision-Weltkongress war gleichzeitig eine Premiere: Der alle drei Jahre stattfindende Kongress wurde erstmalig in Asien, nämlich in Kuala Lumpur, der Metropole Malaysias durchgeführt. Ein erster Blick zurück auf den interessanten Kongress. Von Susanne Trefzer und Arnd Graf-Beilfuss Auch diesmal nahm wieder eine grosse Zahl Low Vision Fachpersonen aus aller Welt den Weg auf sich und die Gelegenheit zu Information und internationalem Austausch über Neuigkeiten aus Forschung und Entwicklung in der Habilitation und Rehabilitation im Low Vision Sektor wahr. Leider waren es diesmal aber deutlich weniger Teilnehmende als an den vergangenen Veranstaltungen. Mit etwa 600 – 700 Personen vermittelte der Kongress fast einen intimen Charakter. Ob es an daran gelegen haben mag, dass es sich mit dem Austragungsland um ein islamisches Land handelte, darüber lässt sich nur spekulieren. An den Kosten kann es kaum gelegen haben, denn wegen der erwarteten hohen Beteiligung aus Afrika und allgemein weniger entwickelten Ländern wurden den Teilnehmenden sehr günstige Hotel-Packages geschnürt und auch sonst deutlich niedrigere Gebühren offeriert. Trotzdem waren wieder etliche bekannte Namen wie Ian Bailey, August Colenbrander, Mary-Lou Jackson und andere auf der Liste der Referentinnen und Referenten zu finden. Aus Europa waren es vor allem die Niederländer, die mit einer grossen Teilnehmergemeinde angereist waren, aber auch eine überdurchschnittliche Zahl an Vorträgen und Sessions bestritt. Der nächste, für 2014 geplante Kongress wird dann ebenfalls auf der südlichen Erdhalbkugel, in Melbourne in Australien stattfinden. Wie vergangenen Low Vision-Kongressen, nahm auch das SZB-Ressort Low Vision und optische Hilfsmittel an dieser Veranstaltung als Zuhörer teil. In diesem Beitrag werden wir zunächst neben dem allgemeinen Kongressrückblick auf einige kürzere, wenngleich nicht weniger interessanter Vorträge und Nachrichten zu Erkenntnissen und Entwicklungen aus dem Low Vision Bereich eingehen. In den folgenden Ausgaben der SZB-Information werden wir uns mit weiteren Beiträgen dann vertieft mit einzelnen herausragenden Vorträgen und Themen beschäftigen. Lippenlesen mit simulierter Sehbehinderung Chris Dickinson aus Grossbritannien sprach über das 'Lippenlesen mit simulierter Sehbehinderung' (Speech reading with simulated visual impairment). Durch Folien wurde der Visus herabgesetzt und auch die Kontrastwahrnehmung war dadurch beeinträchtigt. Durch die simulierte Sehbehinderung wurde die Erkennung der Worte signifikant schlechter, d.h. es wurde viel schwieriger, die Worte richtig abzulesen. Daneben spielte auch der Hintergrundlärm eine grosse Rolle. Je lärmiger es war, desto schwieriger wurde das Erkennen und Verstehen der Worte. Diese doppelte Behinderung von Sehen und Hören betrifft vor allem ältere Personen: sie hören nicht mehr so gut und wegen des schlechteren Visus können sie die Worte auch schlechter ablesen. Diese Studie wurde mit jungen Probanden durchgeführt. Daher kann man davon ausgehen, dass ältere Personen mit kognitiven Problemen noch grössere Schwierigkeiten haben dürften. In der Studie wurden gut sehende Personen mit Simulationen sehbehindert gemacht. Betroffene, die einen langsamen Visusverlust erfahren, können sich ein Stück weit an die neue visuelle Situation adaptieren. Trotz allem ist dies ein grosses Problem für die Betroffenen. 15 Etwa 57% der älteren Personen äussern Dinge wie: „Ich merke, dass ich manchmal in Gesprächen etwas verpasse, weil ich die Gesichtsausdrücke der Menschen nicht erkennen kann.“ Schlussfolgerungen: - Eine gewisse Fähigkeit zum Lippenlesen bleibt erhalten, auch wenn Personen sehr stark sehbehindert sind - Jedoch führt schon eine leichte Einschränkung im Kontrastsehen, wie sie beim normalen Alterungsprozess eintritt, zu einer messbaren Verschlechterung im Lippenlesen - Dies ist also ein doppelter Nachteil für Personen, die an einer altersbedingten Schwerhörigkeit leiden. Optimaler Gebrauch des peripheren Sehens Jorgen Gustafsson von der schwedischen Linnaeus Universität sprach über dieses Thema (Optimal Use of Peripheral Vision). Das periphere Sehen ist ein Thema, dem Jörgen Gustafsson ebenfalls seit vielen Jahren mit grosser Akribie nachgeht. Mit seiner Präsentation wollte er über den gegenwärtigen Stand der Forschungen im Hinblick auf die Optimierung des peripheren Sehens informieren. Der grundsätzliche Tenor liegt nach wie vor auf der Refraktionsänderung bei Abweichung aus der zentralen, fovealen Fixation. Diese betrifft dann sowohl des Netzhautort, als auch hier wesentlich die Lokalisierung auf der Hornhaut. Bekanntlich setzen die von einem Zentralskotom betroffenen Personen das exzentrische Sehen allgemein oder gezielt für verschiedene Aufgaben ein, wie z.B. das Erkennen, Differenzieren oder auch die Bewegungswahrnehmung. Ziel und Zweck der neueren Forschungen von Gustafsson und seines Teams liegen vorwiegend in der Erarbeitung von Lösungen, wie sehbehinderte Menschen die ihr zentrales Sehen verloren haben das verbleibende Sehvermögen effektiver einsetzen können. Bereits in früheren Studien seiner Arbeitsgruppe konnte nachgewiesen werden, das sich durch die Korrektion von peripher-geometrischen Abbildungsfehlern sowie des peripheren Astigmatismus der Hornhaut eine Verbesserung der Qualität des exzentrischen Sehens bei Personen mit einem zentralen Gesichtsfeldausfall erreichen lässt. Die seinerzeit ermittelten Werte belegen denn auch zum Teil ganz erheblich abweichende Korrektionswerte bei exzentrischem Sehen. Diese Feststellungen erwecken vielleicht den Eindruck, dass für die praktische optometrische Versorgung der von einem Zentralskotom betroffenen Personen keine traditionell durchgeführte Brillenglasbestimmung zu einem brauchbaren und akzeptablen Ergebnis führt. Dem ist jedoch nicht so, denn es bleiben bislang einige wesentliche Fragen unbeantwortet, zumal in der Regel das periphere Sehen von einer überwiegenden Zahl sehbehinderter Menschen vor allem selektiv und situationsbezogen - aber nicht permanent eingesetzt wird. Daher könnte eine peripheroptimierte Korrektion für das permanente Tragen gegebenenfalls sogar kontraproduktiv sein. Demgegenüber erscheint eine Brillenglasbestimmung unter Bedingungen, wie sie nach der Evaluation von Bildverlagerungsprismen nach Markowitz vorzufinden wären, eine durchaus stabile Korrektionsbasis darstellen. Wir dürfen auf die weiteren Entwicklungen und Erkenntnisse also gespannt sein. Klinische Versuche mit peripheren Prismen bei Hemianopsie Ein weiterer Beitrag, der sich mit der optischen Versorgung sehbehinderter Menschen beschäftigte, wurde von der britischen Optometristin Alex Bowers vorgetragen. Sie ist zur 16 Zeit am Schepens Eye Research Institute bei Eli Peli in Boston/USA tätig. Da sich Prof. Peli seit vielen Jahren intensiv mit hemianopen Gesichtsfeldausfällen und der Entwicklung praktischer Hilfen beschäftigt, widmete sie sich auch in ihrer Präsentation diesem Thema („Clinical Trials of Peripheral-Prism Glasses for Hemianopia“). Bowers zeigte auf, wie – mit Hilfe einer Reihe klinischer Versuche - die funktionale Brauchbarkeit gesichtfelderweiternder prismatischer Gläser im Sinne einer Mobilitätshilfe für Personen mit Hemianopsie nachgewiesen werden konnte. Selbstverständlich ist mit der Bezeichnung „Gesichtsfelderweiterung“ lediglich der mit der Brillenversorgung einsehbare Raum im Skotom gemeint – aber keine Reanimierung ausgefallener Netzhautteile. Nun, das Thema ist grundsätzlich nicht neu, denn E. Peli präsentierte seine ersten Versuche in diese Richtung – wenngleich damals mit nur sehr wenigen Patienten - erstmals am Low Vision Kongress 1999 in New York. Bei der erst kürzlich abgeschlossenen Studie sollte die Brauch- und Wirksamkeit der nun in zwei unterschiedlichen Konfigurationen vorliegenden – nun nochmals stärkeren Prismengläser (57Δ, ~ 30°) untersucht werden. Auf das nähere Auswahl- und Durchführungsprocedere der nach allen Regeln wissenschaftlichen Vorgehens angelegten Studie soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Verglichen wurde neben der grundsätzlichen Wirksamkeit der Methode einerseits das originale ausschliesslich horizontal ausgerichtete Design und andererseits eine neue schräge Variante, die eher für eine Erweiterung in zentrale Bereiche der Gesichtsfeldes sorgen könnte (was zumindest in den USA beim Autofahren [!] als nützlich erachtet wird). Für die Studie wurden Patienten mit homonymer Hemianopsie von mehr als einem Dutzend Kliniken ausgewählt (die Beteiligung eines Neglects oder cognitiver Einschränkungen wurde vorgängig ausgeschlossen). Homonyme Hemianopsien können sowohl die rechte als auch die linke Gesichtsfeldhälfte (auch mit Beschränkung auf einzelne Quadranten möglich) beeinträchtigen und treten bisweilen als Nebenerscheinung von Schlaganfällen auf. Die aus PMMA gefertigten 57Δ Fresnel-Prismensegmente wurden einseitig auf der Seite des Gesichtfeldausfalls angebracht. Per Fragebogen wurde nach einer Tragezeit von 4 Wochen der Nutzen für die Mobilität erfasst. Die Auswertung zeigte ein deutliches Ergebnis: immerhin fast 2/3 der insgesamt 61 teilgenommenen Patienten entschieden sich für die entsprechenden prismatischen Gläser und beurteilten ihre Mobilität hiermit als signifikant besser. Darüber hinaus trugen fast alle dieser Personen die Gläser auch nach dem Ende der Studie weiter und auch nach einem halben Jahr verwendeten noch 25 Patienten die Brillen und berichteten, dass ihre Einschränkungen in der Mobilität ein niedrigeres Level erreicht hätten als noch zu Beginn der Studie. Fazit: Die Mehrheit der beteiligten Personen berichtete vom Nutzen der prismatischen Gläser bei der Erkennung von Hindernissen beim Gehen. Ob nun die horizontale oder schräge Anordnung zur Anwendung kam, war letztlich nicht einmal entscheidend, sondern es trugen beide zu einer nützlichen Gesichtfelderweiterung* bei. Als abschliessende Bemerkung kann angefügt werden: Was die hier genannte Studie jedoch klar erkennen lässt, ist, dass die damals von E. Peli vorgestellte Methode funktioniert und längst das 'Experimentierstadium' verlassen hat. Stattdessen hat sich während der vergangenen 12 Jahre sogar eine kleine Nischenindustrie etabliert hat, die für die Entwicklung und Produktion ästhetischer und funktionaler Lösungen sorgt. Für die in Kürze stattfindenden Module der Reha-Ausbildung sowie die im Herbst vorgesehene Weiterbildung für Spez. Augenoptiker/-innen und Spez. Orthoptistinnen steht diese Versorgungsmethode ohnehin auf der Themenliste – und kann jetzt zusätzlich um einige neue Aspekte erweitert werden. Das bestechende an der beschriebenen Lösung ist, 17 dass die Evaluation und das Training grundsätzlich von allen in der Low Vision Rehabilitation tätigen Fachleuten einfach durchführbar ist. Die beste Hilfe für die Ferne für Low Vision Klienten ist die beste Korrektion des Refraktionsdefizits Zu diesem Thema (The Best Aid for Far is the Best Correction of Refractive Errors for Low Vision Patients) sprach Francesca de Rossi vom National Centre of Services and Research for the Prevention of Blindness and Rehabilitation of Low Vision Patients in Italien. Meistens kommen die sehbehinderten Personen zur Abklärung, weil sie gerne besser lesen möchten. Was aber kann für das Sehen in die Ferne getan werden? An der Beratungsstelle in Rom wurden 50 Personen mit altersabhängiger Maculadegeneration, Degeneration der Netzhaut, Glaukom und diabetischer Retinopathie von 2009 bis 2010 mehr als zwei Mal untersucht. Für die Ferne gibt es eine grosse Auswahl an Hilfsmitteln, optische und elektronische. Optische Hilfsmittel: - Kepler Systeme (Monokular oder Binokular), 2,8x bis 8x - Galilei Systeme, 2x bis 2,5x - Umgekehrte Galilei Systeme - Filtergläser Elektronische Hilfsmittel: - CCTV's für die Ferne - elektronische „Lupen“ mit Fernfunktion Wenn man sich die Mühe macht, auch sehbehinderte Personen genau zu refraktionieren, stellt man fest, dass etwa drei Viertel von ihnen mit den richtigen optischen Gläsern besser sehen würden! Beste Fernkorrektion und gegebenenfalls geeignete Filter für eine bessere Kontrast-Wahrnehmung sind die besten optischen Hilfsmittel für eine bessere Orientierung und Mobilität von sehbehinderten Personen. Ein Monokular kann diese nicht ersetzten! Etwas mehr als der Hälfte der getesteten Personen wurden Filtergläser verordnet. Einem Drittel konnte mit einem Monokular geholfen werden. Schlussfolgerung: Sind sich Augenärzte und Augenoptiker sicher, den Visus und das Refraktionsdefizit von Low Vision Patienten korrekt und sorgfältig auszumessen? Sehr oft wird die Wichtigkeit der bestmöglichen Brillenkorrektion für die Orientierung draussen unterschätzt. Unterrichtsqualität für sehbehinderte Personen Die Lesefähigkeit von sehbehinderten Kindern wird durch Anpassung, Abgabe und Training eines optischen Hilfsmittels verbessert, erläuterte Dr. Tanja Britto aus Indien in ihrem Referat Die besten Resultate wurden erreicht, wenn gleichzeitig auch die Beleuchtungssituation verbessert wurde. In Entwicklungsländern wie Indien sind nicht korrigierte Refraktionsfehler ein Hauptgrund für Amblyopien und Blindheit bei Kindern. Es reicht dort eben nicht, ein Kind zu testen und ein Brillenrezept abzugeben. Man muss die betroffenen Kinder und die ganze Familie eng begleiten, damit die Kinder die Brille wirklich erhalten und auch richtig einsetzen. Man muss auch darauf achten, dass eine Brille, die kaputt oder verloren gegangen ist, auch ersetzt 18 wird, denn häufig haben die Familien nur sehr wenig Geld, so dass häufig an „nicht dringlichen“ Dingen „gespart“ wird. So lange ein Kind noch etwas sieht, sollte es auf jeden Fall Schwarzschrift erlernen und üben. Draussen in der Welt wird vor allem Schwarzschrift verwendet, in Braille sind die Dinge nur in den seltensten Fällen angeschrieben. Braille können und sollen die Personen lernen, die wirklich blind sind. Braille zu erlernen ist wie das Studium einer fremden Sprache. Indem man die Lese- und Schreibfähigkeit testet, kann man gut den Erfolg einer Low Vision Intervention abschätzen. Kenntnisse der Faktoren, die die Lese- und Schreibfähigkeit beeinflussen, können helfen, andere Strategien erfolgreich einzusetzen. 19 Taubblindheit Ältere Menschen: Hörsehbehinderung oft unerkannt Die Zahl der Personen, die im Alter über 65 Jahren hörsehbehindert werden, lässt uns aufhorchen. Die neueste Studie der Schweiz über die Lebenslage hörsehbehinderter und taubblinder Menschen geht von mindestens 9'000 Personen aus. Je nach Hochrechnung und Definition könnte die Zahl aber viel höher sein und sogar bei ca. 214'000 liegen! Von Helena Schuler Im Alter werden die Folgen einer Hörsehbehinderung verschärft. Eine Hörsehbehinderung hat Auswirkungen auf drei wichtige Lebensbereiche: die Kommunikation, den Zugang zur Information und die Mobilität. Es liegt auf der Hand, dass Menschen mit einer doppelten Sinnesbehinderung für das alltägliche Leben eine äusserst hohe Konzentration aufbringen müssen. Vieles wird zur grossen Anstrengung und Anspannung. Der natürliche Alterungsprozess verstärkt die Einschränkungen Bei älteren Menschen mit einer Hörsehbehinderung fallen die Einschränkungen kräftemässig noch einschneidender ins Gewicht, wenn einerseits die Energien als Folge des normalen Alterungsprozesses nachlassen. So wird z.B. die sichere Mobilität zusätzlich erschwert, wenn eine altersbedingte Gebrechlichkeit hinzukommt. Unsicherheiten und Risiken werden grösser, die Ermüdung erfolgt schneller, vieles woran man sich orientierte, kann man sich nicht mehr gut einprägen. Das Gedächtnis und die Geschwindigkeit der Hirnleistung, wichtig um das Gehörte zu verstehen, nehmen ab. Anderseits fallen hilfreiche Kontakte durch Verluste von Partnern, Freunden und Angehörigen weg, was die Gefahr der Isolation und Vereinsamung zusätzlich erhöht. All das sind allgemeine Erscheinungen des Alterungsprozesses, verbunden aber mit einer Hörsehbehinderung kumulieren sich die Erschwernisse. So erstaunt es auch nicht, dass sich ältere hörsehbehinderte Menschen sehr oft zuerst als „alt“ definieren und die allgemeinen gesundheitlichen Probleme im Vordergrund stehen und die Auswirkungen der Hörsehbehinderung oft lange nicht erkannt werden. Wichtige Lebensbereiche sind betroffen Umso wichtiger ist es darum, dass Fachleute im Umfeld von alten Menschen genau hinschauen und hinhören, ob nebst einer Sehbehinderung auch eine Hörbehinderung besteht oder umgekehrt. Wird das nicht beachtet, kann den Bedürfnissen dieser Menschen nicht gerecht werden. Die Schwierigkeiten kumulieren sich, wenn der eine Sinn den Ausfall des andern Fernsinns nicht mehr ausgleichen kann. Auch wenn Lebensqualität ein sehr vielschichtiger Begriff ist, der individuell unterschiedlich ausgelegt wird, tangieren Kommunikation, Mobilität und Zugang zur Information wesentliche menschliche Lebensbereiche. Die Folgen der Hörsehbehinderung haben Auswirkungen auf die Selbstbestimmung, die Selbständigkeit, Kontakte und Beziehungen, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die Sicherheit. Es werden physische und psychische Faktoren von Lebensqualität betroffen. Auch wenn Einschränkungen zum Alterungsprozess gehören, ist es wichtig, spezifische Unterstützung und Ressourcen anzubieten, die Erleichterung bringen in Kommunikation und Kontakten, die das Sicherheitsgefühl stärken und die Gefahr der Isolation und des Nicht-Dazugehörens verringern. Spezifische Unterstützung anbieten Hörsehbehinderte Menschen, die in jüngeren Jahren bereits hörsehbehindert waren und die älter werden, haben bereits früher gelernt, mit den Folgen der doppelten Sinnesbehinderung zu leben und haben sich oft schon in jüngeren Jahren Unterstützung geholt und sich so neue 20 Ressourcen erschlossen. Menschen, die im Alter hörsehbehindert werden, müssen erst lernen, mit den Sinnes-Verlusten umzugehen und Strategien entwickeln, wie sie damit umgehen können. Es ist deshalb besonders wichtig, den Menschen, die erst im Alter hörsehbehindert werden, Verständnis und Wissen im Umgang mit ihnen entgegenzubringen und Unterstützungsmöglichkeiten in diesem Bereich aufzuzeigen. In der Schweiz gibt es sieben Beratungsstellen für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen. Diese sind behilflich, den Alltag zuhause oder in einem Altersheim zu erleichtern, sei dies mit Informationen, freiwilligen Begleit- und Besuchspersonen, Hilfsmitteln und Gesprächen. Diese SZBBeratungsstellen für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen bieten für interessierte Institutionen auch sogenannte Holkurse zur Sensibilisierung des Personals an (Nähere Informationen unter www.szb.ch). Voreilige Diagnose von Demenz vermeiden Die doppelte Sinnesbehinderung wird im Alter häufig nicht diagnostiziert. Das Verhalten, das auf eine Hörsehbehinderung hinweisen könnte, wird oft vorschnell und fälschlicherweise mit dem Abbau der kognitiven Fähigkeiten oder mit Demenz gleichgesetzt. So können z.B. zeitliche und räumliche Desorientierung, Wahrnehmungsprobleme, Verlust von Merkfähigkeit, Aggressivität oder Apathie, Verlust von Übersicht und Planungsfähigkeiten, Missverständnisse, die Folgen einer Hörsehbehinderung sein und nicht Symptome einer Demenz. Eine genauere Abklärung des Hör- und Sehvermögens kann da bereits sehr aufschluss- und hilfreich sein. Hörsehbehinderung erkennen, ernst nehmen und Unterstützung anbieten, ist Aufgabe des Umfeldes von älteren Menschen. So kann auf die Bedürfnisse betroffener Menschen eingegangen werden und die Lebensqualität auch im Alter erhalten oder verbessert werden. 21 Hilfsmittel Neu in unserem Sortiment Von „Kapten Plus“ über „Plextalk“, den Daisy-.Spieler für alle, bis zur Nummer 1145. In dieser Rubrik erfahren Sie Neuigkeiten über das Hilfsmittelangebot des SZB und den Telefondienst 1145. Von Regina Reusser Kapten Plus - Wo geht's lang? - Da geht's lang! Das kleine, leichte GPS-Navigationssystem Kapten Plus kann komplett mit Sprachkommandos gesteuert werden und beantwortet Ihre Fragen via Sprachausgabe in den Kopfhörer oder Lautsprecher. Es weiss immer, wo Sie sich gerade befinden und führt Fussgänger, Motorrad- und Autofahrer sicher an ihr Ziel. Interessante Ziele wie kulturelle Anlaufstellen, öffentliche Verkehrsmittel, Restaurants, Einkaufszentren etc. stehen zur Verfügung. Für Unterhaltung auf Ihren Wegen sorgen zudem das FM-Radio und die MP3Anwendung. Nach der ersten Generation Kapten bietet Kapten Plus neue Verbesserungen für blinde und sehbehinderte Menschen: • Freier Navigationsmodus: Kapten Plus informiert Sie in Echtzeit über Ihre aktuelle Position (Strassennamen, Himmelsrichtung, Strassenseite) und beschreib Kreuzungen, auf die Sie zu gehen. • Lesen der Karte: Lassen Sie sich die Strassensysteme in Ihrer Umgebung erklären, ausgehend von Ihrem aktuellen Standort. • Verbesserte Zieleingabe: neu können Sie die Hausnummer ziffernweise eingeben, wenn diese nicht verstanden wurde. • Schnelle Hilfe: Greifen Sie über die MP3-Anwendung jederzeit auf eine komplett vokalisierte Gebrauchsanleitung zu. Das integrierte Hochleistungs-GPS bietet schnellen Zugang sowie eine verbesserte Genauigkeit. Kapten Plus kommt mit dem aktuellsten Kartenmaterial von TeleAtlas (Version 06 2010) sowie einer angereicherten Points of Interest-Datenbank zu Ihnen. Zum Schutz des Gerätes und für optimalen GPS-Empfang wird Kapten Plus mit einer Schutzhülle und Befestigungsclip geliefert. Zudem gehören ein Mini-Lautsprecher-Set, ein Kopfhörer mit Mikrofon und ein USB-Kabel zum Lieferumfang. Technische Daten • Masse: 74 x 44 x 13 mm • Gewicht (Grundgerät): 50 g • Speicherkapazität 3 GB • Akku-Laufzeit: ca. 4 - 6 h (je nach Anwendung) Sie erhalten Kapten Plus zum SZB-Preis von Fr. 397.--. Art. Nr. 03.883-01 (deutsch) 22 Art. Nr. 03.883-02 (französisch) Plextalk PTN2, der DAISY-Spieler für alle Mit dem PTN2 können Sie alle klassischen Daisy-Vorteile nutzen: Setzen Sie Lesezeichen, stellen Sie Lautstärke und Geschwindigkeit individuell ein, springen Sie kapitel- oder seitenweise oder lassen Sie sich eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen (Einschlaffunktion inklusive automatischem, lautlosen Ausschalten des PTN2) ... und vieles mehr. Geniessen Sie Ihre Bücher oder Musik in hervorragender Klangqualität über den eingebauten Lautsprecher oder nutzen Sie den Kopfhöreranschluss. Bei Bedarf nennt PTN2 auf Tastendruck die entsprechende Tastenfunktion. Greifen Sie auch jederzeit auf die integrierte Audio-Gebrauchsanleitung zurück. PTN2 spielt neben CD auch Titel von einem USB-Stick oder SD-Karte. Sie können auch Titel von CD auf SD-Karte oder Stick kopieren, benötigen also keinen PC für Ihren Datentransfer. Das numerische Tastenfeld steht auch für komplexe Anwendungen zur Verfügung und ist dennoch übersichtlich. Sind Sie DAISY-EinsteigerIn oder möchten nicht alle Funktionen nutzen? Setzen Sie die mitgelieferte Abdeckhaube auf. Nun stehen nur die Tasten für die Grundfunktionen von PTN2 zur Verfügung (Lautstärke, Abspielen, Vor- und Rücklauf, Ein/Ausschalten etc). Die Akku-Laufzeit beträgt bis zu 8 Stunden bei einer Ladezeit von bis zu 4 Stunden. Technische Daten • Grösse: 22,5cm x 18 cm x 6,3 cm • Gewicht: 1.3 kg • eingebauter Lithium-Polymer-Akku (Betriebszeit bis zu 8 h / Ladezeit bis 4 h) • USB-Anschluss (2.0) • Speicherkartenschlitz • eingebauter Lautsprecher • Kopfhöreranschluss Wir bieten PTN2 auf Vermittlung an: Art. Nr. 03.890-01 (deutsch) Art. Nr. 03.890-02 (französisch) Art. Nr. 03.890-03 (italienisch) Der SZB-Preis beträgt: 635.00 Doro 332 GSM - einfach mobil Die grossen Tasten und intuitiven Menüs sowie die vergrösserte Zeichendarstellung für einfache Nummernwahl und SMS garantieren eine einfache Bedienung dieses Mobiltelefons. 23 Zudem ist es mit einer Ladeschale ausgestattet und bietet erhöhte Lautstärke (deutlicher, verstärkter Sound +30 dB) und extra Tasten für die Tastensperre, SMS und Notruffunktion. Art. Nr. 12.028-05 (weiss) Art. Nr. 12.028-06 (schwarz) SZB-Preis: 179.00 Telefondienst Swisscom 1145 Änderung des Abrechnungsmodus bei Swisscom Bei Swisscom ist der Abrechnungsmodus geändert worden: CHF 3.70 (Eintrittsgebühr für nichtregistrierte 1145-Anschlüsse) + CHF 0.30 (Gratiszugabe, wenn nach der Auskunft direkt zum eigentlichen Gespräch weiterverbunden worden ist) nach aufbrauchen dieses Gesamtkredits von 0.4.00 setzt die Taxierung zulasten des Abonnenten ein. Dies hat zu Missverständnissen bei der Prüfung der Gebührenabrechnung geführt, weil bei kurzen Gesprächen CHF 0.00, bei längeren jedoch ein Frankenbetrag aufscheint. Eine Orientierung seitens SZB wird folgen und auch die Information enthalten, wie es sich mit Abos verhält, wo die erste Stunde nur CHF 0.50 kostet. 1145 und Swisscom Infinity Mit dem Infinity-Abo von Swisscom surfen Kundinnen und Kunden mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit und telefonieren ohne zusätzliche Gesprächskosten im Schweizer Festnetz. Aus technischen Gründen können sehbehinderte und blinde Infinity-KundInnen den Dienst 1145 nicht beanspruchen. Wir bleiben mit Swisscom in Kontakt, um eine Lösung zu finden. 1145 und Cablecom Da Cablecom das Mobilfunknetz von Sunrise nutzt, gelten für Anrufe auf die Nummer 1145 von einem Cablecom-Mobilanschluss aus die gleichen Bedingungen wie bei SunriseAnschlüssen, d. h. es werden pro zwei Auskünften 20 Rappen verrechnet. Anrufe vom Cablecom Festnetz auf die Nummer 1145 sind kostenlos. 1145 und Prepaid-Anschlüsse Wir möchten Sie nochmals darauf aufmerksam machen, dass der Dienst 1145 bei keinem Mobilfunkanbieter für Prepaid-Anschlüsse verfügbar ist. Blinde und sehbehinderte HandyNutzerInnen müssen also ein Abo abschliessen, damit sie den Dienst 1145 kostenlos nutzen können. 24 Fort- und Weiterbildung Ausblick Kurse August – Oktober 2011 Das Kursprogramm 2011 kann beim Ressort Fort- und Weiterbildung des SZB ([email protected]) angefordert werden. Sie finden das komplette Kursverzeichnis auch unter www.szb.ch. Von Marianne Landerer Einführungs-/Sensibilisierungskurse SZB-Kurs 894.2* MODUL 2 Visuelle und auditive Funktionen und die Entwicklung des Sehens und Hörens Datum: 20./21.09.2011 (Dienstag/Mittwoch, 2 Tage) Leitung: Dr. phil. Bernadette Nedwed, Oberthal (DE) Ort: Kirchgemeindehaus Neumünster, Zürich Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen *Die Teilnahme an diesem Kurs wird für alle Lehrgänge zur Spezialistin/zum Spezialisten für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen angerechnet. SZB-Kurs 896.2* MODUL 4 Psychologische Aspekte einer Sinnesbehinderung Datum: 28./29.10.2011 (Freitag/Samstag, 2 Tage) Leitung: Marianna Gattella, Psychologische Beraterin, Gestalttherapeutin, Wädenswil Ort: Kirchgemeindehaus Neumünster, Zürich Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen *Die Teilnahme an diesem Kurs wird für alle Lehrgänge zur Spezialistin/zum Spezialisten für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen angerechnet. SZB-Kurs 891.2* MODUL 1 Sozialversicherungen - Einführung Datum: 01.11.2011 (Dienstag, 1 Tag) Leitung: Ruth Blanchard-Zingg, Sozialarbeiterin, BRSB Beratungs- und Rehabilitationsstelle für Sehbehinderte und Blinde des Kantons Bern, Bern Regula Meier, Leitung Abteilung Schule, Stiftung für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche, Zollikofen 25 Georges Pestalozzi-Seger, Fürsprecher, Integration Handicap, Bern Ort: Kirchgemeindehaus Paulus, Bern Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen *Die Teilnahme an diesem Kurs wird für alle Lehrgänge zur Spezialistin/zum Spezialisten für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen angerechnet. SZB-Kurs 897.2* MODUL 4 Grundlagen der Rehabilitation Datum: Der vorgesehene Termin vom 03.11.2011 muss wegen einer Terminkollision verschoben werden. Zur Zeit ist das Datum noch nicht bekannt, wird jedoch später auf unserer Homepage publiziert (1 Tag) Leitung: Markus Sutter, Klinischer Heilpädagoge, Gerontologe, Low Vision-Trainer, BRSB Beratungs- und Rehabilitationsstelle für Sehbehinderte und Blinde des Kantons Bern, Bern Ort: Kirchgemeindehaus Paulus, Bern Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen *Die Teilnahme an diesem Kurs wird für alle Lehrgänge zur Spezialistin/zum Spezialisten für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen angerechnet. SZB-Kurs 893.2* MODUL 2 Medizinische Grundlagen von Hörbehinderungen Datum: 07.11.2011 (Montag, 1 Tag) Leitung: Dr. med. ORL Tomislav Stojan-Geiser, HNO-Klinik Kantonsspital Luzern Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen *Die Teilnahme an diesem Kurs wird für alle Lehrgänge zur Spezialistin/zum Spezialisten für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen angerechnet. SZB-Kurs 890.2* MODUL 1 Aspekte verschiedener Fachbereiche im Sehbehindertenwesen Datum: 09./10.11.2011 (Mittwoch/Donnerstag, 2 Tage) Leitung: Urs Kaiser, Dr. phil., Psychologe, Solothurn sowie weitere Fachkräfte aus allen Bereichen des Schweizerischen Sehbehindertenwesens Ort: Kirchgemeindehaus Neumünster, Zürich Zielgruppe: Fachleute aller Funktionsbereiche, welche erst seit kurzem im Sehbehindertenwesen tätig sind. 26 *Die Teilnahme an diesem Kurs wird für alle Lehrgänge zur Spezialistin/zum Spezialisten für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen angerechnet. SZB-Kurs 895* MODUL 3 Licht – Kontraste – Farben im Alltag von sehbehinderten Menschen Datum: 16.-18.11.2011 (Mittwoch-Freitag, 3 Tage) Leitung: Paul Bürki, Prof. ZFH, Architekt HTL/sia, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen, Winterthur Arnd Graf-Beilfuss, Dipl. Augenoptiker SBAO, Low Vision-Trainer, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg Susanne Trefzer, eidg. Dipl. Augenoptikerin SBAO, Low Vision-Trainerin, Stellenleiterin, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg Ort: Gleis 1, Lenzburg sowie Zürcher Hochschule, Winterthur Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen *Die Teilnahme an diesem Kurs wird für alle Lehrgänge zur Spezialistin/zum Spezialisten für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen angerechnet. SZB-Kurs 892.2* MODUL 2 Medizinische Grundlagen der Sehbehinderung Datum: 24./25.11.2011 (Donnerstag/Freitag, 2 Tage) Leitung: Dr. med. Oliver Job, Augenarzt FMH, Augenklinik Kantonsspital Luzern Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen Ort: KV, Luzern *Die Teilnahme an diesem Kurs wird für alle Lehrgänge zur Spezialistin/zum Spezialisten für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen angerechnet. SZB-Kurs 899 Sensibilisierung für Lebenspraktische Fähigkeiten LPF Datum: 31.10./01.11.2011 (Montag/Dienstag, 2 Tage) Leitung: Joseph Aschwanden, Rehabilitationslehrer (LPF), Schweizerischer Blindenbund SBb, Beratungs- und Rehabilitationsstelle, Aarau Marianne Streicher-Schwyn, Sozialarbeiterin FH, LPF-Lehrerin, OBV Sehberatung, Frauenfeld Ort: Alterszentrum Alban-Breite, Basel Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen 27 SZB-Kurs 898 Sensibilisierung für Low Vision Datum: 10./11.11.2011 (Donnerstag/Freitag, 2 Tage) Leitung: Arnd Graf-Beilfuss, Dipl. Augenoptiker SBAO, Low Vision-Trainer, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg Ueli Rüegg, Heilpädagoge, B&U-Lehrer, Low Vision-Trainer, Stiftung für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche, Zollikofen Ort: Gleis 1, Lenzburg Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen Fortbildungskurse SZB-Kurs 913 Neue Technologien im Bereich der Mobilität und Kommunikation Datum: 23.09.2011 (Freitag, 1 Tag) Leitung: Stephan Mörker, Leiter Ressort Hilfsmittel, SZB, Lenzburg sowie weitere Fachpersonen Ort: Gleis 1, Lenzburg Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen sowie weitere Interessierte SZB-Kurs 909 Ausgewählte Themen für spezialisierte Augenoptiker/-innen und Orthoptistinnen Thema: Praktische Prüf- und Korrektionsmethoden Datum: 17.10.2011 (Montag, 1 Tag) Leitung: Arnd Graf-Beilfuss, Dipl. Augenoptiker SBAO, Low Vision-Trainer, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg Susanne Trefzer, eidg. Dipl. Augenoptikerin SBAO, Low Vision-Trainerin, Stellenleiterin, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg Ort: Gleis 1, Lenzburg Zielgruppe: Spezialisierte Augenoptiker/-innen sowie spezialisierte Orthoptistinnen 28 SZB-Kurs 908 Low Vision beim Augenoptiker (in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Berufsverband für Augenoptik und Optometrie SBAO) Datum: 24./25.10.2011 (Montag/Dienstag, 2 Tage) Leitung: Arnd Graf-Beilfuss, Dipl. Augenoptiker SBAO, Low Vision-Trainer, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg Susanne Trefzer, eidg. Dipl. Augenoptikerin SBAO, Low Vision-Trainerin, Stellenleiterin, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg sowie weitere Fachpersonen für den praktischen Kursteil Ort: Gleis 1, Lenzburg Zielgruppe: Dipl. Augenoptiker/-innen oder vergleichbarer Abschluss SZB-Kurs 906 Schwerpunkt Sehen bei mehrfachbehinderten Schüler/-innen in der HPS Datum: 11.11.2011 (Freitag, 1 Tag) Leitung: Jürg Gautschi, Low Vision-Trainer, Heilpädagoge, Stiftung für sehbehinderte und blinde Kinder und Jugendliche, Zollikofen Ort: Stiftung für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche, Zollikofen Zielgruppe: Lehrpersonen, Therapeutinnen, Sozialpädagogen an Heilpädagogischen Sonderschulen SZB-Kurs 911 Aspekte des Sozialversicherungsrechtes Datum: 23.11.2011 (Mittwoch, 1 Tag) Leitung: Georges Pestalozzi-Seger, Fürsprecher, Integration Handicap, Bern Ort: Hotel Kreuz, Bern Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen SZB-Kurs 907 Ausgewählte Themen aus der Low Vision-Rehabilitation (Auffrischungskurs). Thema Blendung Datum: 24.11.2011 (Donnerstag, 1 Tag) Leitung: Arnd Graf-Beilfuss, Dipl. Augenoptiker SBAO, Low Vision-Trainer, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg 29 Nico Hauck, Dipl. Ing. (FH) für Augenoptik, Master of Science (M.Sc.) in Optometry/Vision Science, TSB Transdanubia Nikolai Ges.m.b.H., Wien (AT) Susanne Trefzer, eidg. Dipl. Augenoptikerin SBAO, Low Vision-Trainerin, Stellenleiterin, SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel, Lenzburg Ort: Gleis 1, Lenzburg Zielgruppe: Ausgebildete Low Vision-Trainer/-innen, spezialisierte Augenoptiker/-innen und spezialisierte Orthoptistinnen Hinweis SZB-Tagung T1 Aktuelle Veränderungen im politischen und rechtlichen Umfeld von Menschen mit Behinderung Datum: 09.09.2011 (Freitag, 1 Tag) Leitung: Thomas Bickel, Zentralsekretär Integration Handicap, Sekretär der DOK, Zürich sowie weitere Fachpersonen Ort: Kirchgemeindehaus Neumünster, Zürich Zielgruppe: Alle Fachpersonen aus dem Seh- und Hörsehbehindertenwesen sowie weitere interessierte Betroffene Ziel Die Tagung soll aufzeigen, wo die Entwicklung der schweizerischen Sozialpolitik/Sozialgesetzgebung hinführt. Dies insbesondere unter dem Blickwinkel der Interessen von blinden und sehbehinderten Menschen. Dabei sollen die Meinungen sowohl der Vertreter der Behinderten, von Betroffenen wie auch von Vertretern der Sozialversicherungen und der Politik aufgezeigt werden, um den Teilnehmenden einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Inhalt Neuerungen der 6. IV-Revision (erster Teil, 6a), welche am 1.1.2012 in Kraft tritt Neuerungen des zweiten Teils (6b) der 6. IV-Revision, welche vom Bundesrat 2011 verabschiedet wird und ans Parlament gehen wird Die Bedeutung der UNO-Konvention zur Gleichstellung, welche sich in einem Vernehmlassungsverfahren bezüglich Unterzeichnung / Ratifizierung befindet Erfahrungen mit dem Assistenzbeitrag und Erwartungen für die Zukunft Fragen aus der Teilnehmerschaft 30 Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen SZB Ressort Fort- und Weiterbildung Marianne Landerer, Administrationsverantwortliche CH – 9000 St. Gallen Telefon +41(0)71 228 57 77 [email protected] 31 Fachbibliothek Neu im Bücherregal Unter dieser Rubrik stellt die Fachbibliothek des SZB Neuzugänge von Büchern, DVDs und CDs vor. Die Fachbibliothek bietet eine grosse Auswahl an Büchern, DVDs und CDs. Die Medien können direkt beim SZB bestellt und gratis ausgeliehen werden. Von Peter Rechsteiner Neuaufnahmen Bücher deutsch 2505 Bewohnerorientierte Lichtgestaltung Bewohnerorientierte Lichtgestaltung in Alters- und Pflegeheimen und im betreuten Wohnen / Felix Bohn. – Zürich : o.V., 2010. – 45 S. : Ill. – (CAS „Professionelle Lichtplanung in der Architektur“, Zertifikatsarbeit) An Orte, wo ältere und sehbehinderte Menschen dauerhaft wohnen sollten, insbesondere auch in den privaten Bereichen, die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner im Zentrum stehen. Gründe für dieses Vorgehen und Konsequenzen aus diesem Ansatz sind Inhalt dieser Arbeit. 2506 Der Cembalospieler Der Cembalospieler : Roman / Petra Morsbach. – München, Zürich : Piper, 2010. – 281 S. – ISBN 978-3-492-25869-2 Als er sich im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal an ein Klavier setzt, öffnet sich eine neue Welt für den erblindeten Moritz. Alles scheint sich jetzt zu ändern, bald spielt er, als sei er dafür geboren worden. Doch das Leben als aussergewöhnlicher Künstler und musikalisches Wunderkind ist nicht nur erhaben, sondern auch lächerlich, absurd, tragisch und komisch. 2507 Integration oder Separation? Integration oder Separation? : Der Weg eines Mädchens mit Albinismus und Sehbehinderung / Yvonne Wyss. – Zürich, 2010. – 83 S. : mit CD-ROM. – (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, Master-Arbeit) Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Weg eines Mädchens mit Albinismus und einer Sehbehinderung. Sie wurde zum grössten Teil ihrer Schulzeit integrativ beschult. Während der Oberstufenzeit kam es zum Abbruch der Integration und das Mädchen wechselte an eine Sonderschule. 2508 Mutterschaft bei Sehbeeinträchtigung und Blindheit Mutterschaft bei Sehbeeinträchtigung und Blindheit : Eine Bestandsaufnahme aus der bindungstheoretischen Perspektive / Sandra Barbara Jakober. – 2008. – 81 S. – (Wien, Universität, Diplomarbeit) Bekommt eine blinde Frau ein Kind, so wird sie meist mit starken Vorurteilen konfrontiert. Neben den Vorbehalten, die sie aus der Umwelt erfährt, hat sie nicht nur die schwierige Aufgabe, ein Kind groß zu ziehen. Sie ist in der Erziehung und Pflege des Kindes meist auch noch auf andere Personen angewiesen, da das Fehlen des Sehsinnes sie im Alltag vor große Probleme stellt. 32 2509 Untersuchungen zur Struktur und Funktion taktiler kartographischer Medien Untersuchungen zur Struktur und Funktion taktiler kartographischer Medien und ihren Wechselwirkungen / Stephanie Geiger. – 2007. – 198 S. : Ill. – (Dresden, Technische Universität, Dissertation) Die vorliegende Arbeit widmet sich der theoretischen Untersuchung von Struktur und Funktion taktiler kartographischer Medien und den bestehenden Wechselwirkungen. Dabei strebt sie in erster Linie an, den heutigen theoretischen Erkenntnisstand der visuellen Kartographie adäquat auf den relativ kleinen aber deshalb nicht weniger wichtigen Untersuchungsbereich der taktilen Kartographie abzuleiten, um so eine solide theoretische Basis für zukünftige Erörterungen und empirische Untersuchungen zu schaffen, die die Weiterentwicklung von sowohl graphischen als auch inhaltlichen Konzeptionen taktiler kartographischer Medien betreffen. 2510 Berufliche Integration Sehbehinderter Berufliche Integration Sehbehinderter : Die Bedeutung der sozialen Kompetenz / Eveline Chironi. – 2010. – 80, 16 S. – (Zürich, Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Diplomarbeit) Diese Arbeit möchte den Schwierigkeiten mit den sozialen Kompetenzen von blinden und sehbehinderten Menschen nachgehen und dazu aktuelle Beiträge aus der Entwicklungspsychologie, der Entwicklungspsychopathologie und der Rehabilitationspsychologie berücksichtigen. Für ein besseres Verständnis der Thematik stehen im Anhang zusätzlich fünf Fallbeschreibungen zur Verfügung. 2511 Didaktik des Unterrichts Didaktik des Unterrichts mit blinden und hochgradig sehbehinderten Schülerinnen und Schülern : Band 2: Fachdidaktiken / Markus Lang ; Ursula Hofer ; Friederike Beyer (Hrsg.) – Stuttgart : Kohlhammer, 2011. – 276 S. : Ill. – ISBN 978-3-17-20151-4 Dieser Band liefert die Ausdifferenzierung in Fachdidaktiken und fächerübergreifende Bildungsanliegen. Thematisiert werden hierbei folgende Unterrichtsbereiche: Lesen und Schreiben; Mathematisches Lernen; Veranschaulichung in historischen, geografischen und naturwissenschaftlichen Kontexten; Musik; Bewegungserziehung; Kunst und Gestalten; Informationstechnologie; Selbst- und Sozialkompetenzen. 2512 Das Buch vom Hören Das Buch vom Hören / Hrsg. v. Robert Kuhn und Bernd Kreutz. – Freiburg : Herder, 1991. – 252 S. : Ill. – ISBN 3-451-22499-2 Die Autoren nähern sich in diesem Buch dem Thema Hören aus den verschiedensten Richtungen: Graphisch und biographisch, essayistisch und anekdotisch, kunst-, kultur- und religionsgeschichtlich, musikalisch und poetisch, erotisch und esoterisch, werblich und wörtlich, biblisch und bildhaft. 2513 Einführung in die Gebärdensprache und ihre Erforschung Einführung in die Gebärdensprache und ihre Erforschung / Penny Boyes Braem. – 3., überarb. Aufl. – Hamburg : Signum, 1995. – 232 S. : Ill. – Internationale Arbeiten zur Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser ; Bd. 11. – ISBN 3-927731-10-2 33 Dieses Buch führt in allgemein verständlicher Form in die Gebärdensprache und ihre Erforschung ein. Dabei werden die neuesten internationalen Forschungsergebnisse und viele anschauliche Beispiele aus der (Schweizer-) Deutschen Gebärdensprache präsentiert. Im Mittelpunkt der Darstellung steht die Grammatik der Gebärdensprache. 2514 Hindernisfreier Verkehrsraum Hindernisfreier Verkehrsraum – Anforderungen aus Sicht von Menschen mit Behinderungen / Verfasser: Pestalozzi & Stähli, Ingenieurbüro ; Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen. – Bern : Bundesamt für Strassen (Hrsg.), 2010. – 239 S. : Ill. – (Forschungsauftrag VSS 2008/201 auf Antrag der Vereinigung Schweizerischer Strassenfachleute) Dieser Forschungsbericht dient als umfassendes Nachschlagewerk zum Thema „Hindernisfreier Verkehrsraum“, das den aktuellen Stand der Forschung zusammenstellt. Er ist geeignet, die Anforderungen von Menschen mit Behinderung bei der Planung, Projektierung und Ausführung optimal zu berücksichtigen. 2515 Das innere Auge Das innere Auge : neue Fallgeschichten / Oliver Sacks. Aus dem Engl. von Hainer Kober. – Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2011. – 281 S. – ISBN 978-3-498-06408-2 In diesem Buch präsentiert Oliver Sacks neue packende Fallgeschichten, in denen er den neurowissenschaftlichen Zusammenhang von visueller Wahrnehmung und Bewusstsein darstellt. 2516 Zur Lebenslage hörsehbehinderter und taubblinder Menschen Zur Lebenslage hörsehbehinderter und taubblinder Menschen in unterschiedlichen Lebensabschnitten in der Schweiz / Judith Adler …(et. al.) – o.O. : o.V. 2011. – 183. S. : Tab. – (Zürich, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, Schlussbericht) Diese Forschungsarbeit beschreibt die Lebenssituation von hörsehbehinderten Menschen in unterschiedlichen Lebensabschnitten und mit unterschiedlichen Voraussetzungen in der Schweiz. Ihre vielleicht wichtigste Aussage ist die, dass es DIE Taubblindheit zwar nicht gibt, jede Form von kumulierter und erheblicher Sinnesbehinderung aber gravierende Folgen mit sich bringt, die als Taubblindheit bezeichnet werden muss. 2517 Taubblindheit Taubblindheit : Den Tatsachen ins Auge gesehen / Stefan Spring, Judith Adler, Corinne Wolgensinger. – St. Gallen : Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen SZB (Hrsg.), 2011. – 34 S. : Ill. Eine Publikation zur Studie „Zur Lebenslage hörsehbehinderter und taubblinder Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen in der Schweiz“. 2519 Einfache Beleuchtungsberatung in der Rehabilitationspraxis Einfache Beleuchtungsberatung in der Rehabilitationspraxis / Ruedi Steiner. – St. Gallen : Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen SZB, 2011. – 63, 15 S. : Ill. – (Skript zum SZB-Kurs 912) In einem kurzen Überblick wird versucht, des Phänomen Licht und Sehen besser zu 34 verstehen. Mit einer Auswahl der wichtigsten Lampen und Leuchten sollen die Einsatzmöglichkeiten der künstlichen Beleuchtung erläutert werden. Diese Arbeit befasst sich sowohl mit den rational fassbaren Messgrössen der Beleuchtungstechnik wie auch mit schwer fassbaren Begriffen der subjektiven Wahrnehmung wie „Lichtstimmung“, „visuelle Behaglichkeit“ und „Ästhetik“. 2520 Entwicklung der Augenheilkunde im 18. und 19. Jahrhundert Entwicklung der Augenheilkunde im 18. und 19. Jahrhundert : Mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz (Nachlass von Prof. Horner, Zürich) / Alfred Bader. – Basel : Verlag von Benno Schwabe & Co., 1933. – 231 S. : Ill. Dieses Buch dient historischen Zwecken. Es behandelt besonders die Frage der „Loslösung der Augenheilkunde aus mittelalterlichen Banden und ihre Fortentwicklung über die Jahrhunderte bis hin zur Gegenwart“, d.h. bis zur Drucklegung 1933. Neuaufnahmen Bücher französisch 2518 Surdicécité Surdicécité : regardons les choses en face / Stefan Spring, Judith Adler, Corinne Wolgensinger. – Saint Gall : Union centrale suisse pour le bien des aveugles UCBA (éd.) – 34 p. : ill. Une publication sur l’étude: „Zur Lebenslage hörsehbehinderter und taubblinder Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen in der Schweiz“. Neuaufnahmen DVDs deutsch DVD 032 Familien in Bewegung Familien in Bewegung : Systemische Bewegungstherapie in der Praxis / Produktion: Anna Schenk. – Tübingen : Bewegung in Dialog e.V., 2006. – 1 DVD, 56 Min., deutsch, farbig. Ein Film aus der Praxis für die Praxis der Zusammenarbeit mit Familien mit blinden, sehbehinderten, behinderten und mehrfachbehinderten Kindern. Der Film zeigt die verschiednen Arbeitsweisen der bewegungsorientierten und alltagsnahen Zusammenarbeit im Rahmen eines 14-tägigen Familienkurses. DVD 033 «Deafblind Time» «Deafblind Time» – „Wenn Sehen und Hören schwächer werden“ : Ein Film über Menschen mit erworbener Hörsehbehinderung / Projektleitung: Beat Marchetti Usher-Infostelle ; Realisation: Katrin Sutter, Framix GmbH. – St. Gallen : Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen SZB, 2011. – 1 DVD, 20 Min., farbig. In der Schweiz leben etwa 10'000 Personen, bei denen im Laufe des Erwachsenenlebens sowohl das Sehen wie auch das Hören schwächer werden. Dazu kommen noch viele Personen, welche beide Sinne im hohen Alter ganz oder teilweise verlieren. Diese Menschen sind taubblind, auf Englisch «deafblind». Wie gehen taubblinde Menschen mit ihren Einschränkungen im Sehen und Hören um? Wie meistern sie den Alltag? Wie ist die Situation taubblinder Menschen in der Schweiz? Dieser Film gibt Einblick in das Leben von drei taubblinden Menschen sowie Antworten auf diese Fragen. Willkommen in der Welt der «Deafblind Time»! 35 Neuaufnahmen DVDs französisch DVD 033 F «Deafblind Time» «Deafblind Time» – „Quand la vue et l’ouïe diminuent“ : Un film sur la surdicécité acquise / Responsable de projet: Beat Marchetti, Centre d’information USHER ; Réalisation: Katrin Suter, Framix SARL. – St. Gall : Union centrale suisse pour les aveugles UCBA. – 1 DVD, 20 min., couleurs La Suisse compte environ 10'000 personnes dont aussi bien la vue que l’ouïe diminuent au cours de la vie d’adulte, auxquelles s’ajoutent encore de nombreuses personnes très âgées qui perdent tout ou partie des deux sens. Ces personnes sont sourdaveugles, en anglais «deafblind». Comment les personnes sourdaveugles gèrent-elles leurs limitations visuelles et auditives? Comment maîtrisent-elles le quotidien? Quelles est leur situation en Suisse? Ce film donne un aperçu de la vie de trois personnes sourdaveugles ainsi que des réponses à ces questions. Bienvenue dans le monde du «Deafblind time»! 36 Savoir Vivre Hilfsmittel, die man erfinden müsste Fleckenerkenner, ein weisser Stock auf Rädern: Das sind nur zwei der Hilfsmittel-Wünsche von seh- und hörseheingeschränkten Personen. Gedanken über Erfindungen, die vielleicht einmal Realität werden. Von Christine Müller Das Repertoire der SZB-Hilfsmittelabteilung zählt rund fünfhundertfünfzig taktile, sprechende, piepsende oder vibrierende Gegenstände und Geräte. "Das sollte doch ausreichen, taktile Lebenskünstler im Alltag zu unterstützen", denkt man. Damit denkt man nicht falsch. Dennoch geraten wir Spezialwahrnehmer immer wieder in Alltagssituationen, in denen wir uns technische Hilfe wünschen, die es noch nicht gibt. Küchennot macht erfinderisch. Mit sprechender Küchenwaage und dem Rezept in Braille wird dem hörsehbehinderten Bäcker oder der Bäckerin die schnelle Zubereitung eines Kuchenteiges ermöglicht. Soll es aber zur Feier des Festes ein Gugelhupf werden, so wird es für mich etwas schwierig. Meine linke Hand hält den Griff der Teigschüssel, welche sich auf meinem Unterbauch stabilisiert. Mit dem Teigschaber in der rechten Hand muss diese zusätzlich den äusseren Rand der Backform wahrnehmen. Um den Teig gleichmässig und zugleich auch nicht versehentlich in das Loch des Mittelstrunks einzufüllen, müsste die nicht vorhandene dritte Hand die gugelhupfige Form gleichmässig drehen und das Loch zuhalten. Während einer dieser Küchenakrobatiken empfing ich das geistige Bild einer idealen Teigschüssel: Sie sollte ein Ausgussrohr von cirka fünf Zentimeter Breite und acht Zentimeter Länge an der oberen Schüsselhälfte haben. Das ergäbe grössere Zielsicherheit beim einfüllen des Teiges. Hitzetod des Fiebermessers Meine durch die Taubblindheit entwickelte nasale Wahrnehmung arbeitet im Küchengeschehen eifrig mit. Zur exakten Zeitbestimmung des fertigen Knusperbratens reicht jedoch mein fataler Geruchssinn nun doch nicht. Auch zum Bestimmen eines wallenden und nicht kochenden Wassers verhelfen mir weder riechen, hören, noch tasten. Ein entsprechendes Küchenthermometer brächte Klarheit. Der sprechende Fiebermesser erlitte in dieser heissen Aufgabe wohl den Hitzetod. Zusätzliche Detektoren sind gefragt. "Ich wünsche mir einen Fleckenerkenner", meldete mir Doris. Die Farben der Kleider definieren das Farberkennungsgerät. Ob die Tomatensauce vom Zmittag der Bluse ein rotes Graffiti-Muster verlieh, bleibt jedoch in blinder Ungewissheit. Die Fabrikation eines unfehlbaren Guetzli-Detektors hält eine Kollegin für durchaus möglich. Nur sehende Augen können das optimalste Back-Ende von Kleingebäck beurteilen. Eine hitzebeständige Variante des Farberkennungsgerätes gäbe doch einen backofeninternen KleingebäckDetektiven. Monofunktionale Geräte mit Vibration erwünscht Ein schlichtes Gerät, welches Banknoten in verschiedenen Währungen akustisch bestimmt, steht auf der Wunschliste von Heinz. "Hat das Gerät nur eine Funktion, so wird es einfacher in der Bedienung und zugleich preisgünstiger", argumentiert er. Diese These findet mehrere Fürsprecher. 37 Jemand wünscht sich einen hörsehbehinderten-gerechten Fiebermesser mit besser verständlicher Sprache. Wer anderer bräuchte einen taktilen Wecker mit lauterem Klingelton. Durchaus schwierig, für unsere unzähligen Kombinationen von Hör- und Sehbehinderungen, geeignete Signalgebungen zu erfinden. Das Bedürfnis eines Kollegen, Hilfsmittel häufiger taubblindgerecht mit Vibrationsmechanismen auszustatten, wäre hierzu eine passende Lösung. Pendeln: nicht jedes sehbehinderten Menschen Lust. Seit rund achtzig Jahren verhilft der weisse Stock seheingeschränkten Menschen zur selbstständigen Mobilität. Genau solange pendeln sie mit armeigener Muskelkraft ihre Wege frei. Inzwischen wurde Velofahren ohne Muskelkraft möglich. In Form und Gewicht entwickelte sich der Blindenstock durchaus vorteilhaft. Eine effektive BlindenstockRegeneration wäre doch ein eingebauter, geräuschloser Motor, der die Pendelarbeit übernähme. Drei verschiedene Pendelgeschwindigkeiten, je nach Laufkondition, Dichte der Mitmenschen und der Wegbeschaffenheit, fänden ihren Sinn. Handgelenke und Schultermuskulatur blieben gekühlt und unser Lächeln gestaltete sich sonniger. Zukunftsmodell „Weisser Stock auf Rädern“… In der Stockmitte in zwei Stangen gegabelt, mit Rädern versehen, wird die blinde Fortbewegung zum Flanieren. Spezielle Räder geschickt installiert, würden sie der taktilen Wahrnehmung von Leitlinien dienen. Warum nicht zusätzlich eine Art Stossstange, in einem leichteren, dennoch widerstandsfähigen Material montieren? Auf Kniehöhe, in Signalfarbe, verliehe es uns Blindenstock-Läufern grössere Aufprallsicherheit und dem parkierenden Automobilisten beängstigenden Respekt. … oder „Der selbstständig stehende Stock“ Ob beim Bezahlen an der Kasse, an der Garderobe beim Anziehen, beim Suchen im Rucksack, stört oftmals der weisse Begleiter. Unter den Arm geklemmt, wird es umständlich. Stellt man ihn am unbekannten Ort ab, fällt er bei der Wiederfindung höchstwahrscheinlich um. Ein Saugnapf, oder zusätzliche Standbeine brächten ihn doch in die eigenständige Vertikale, oder nicht? Ein ideales 'Wandergestell' liess ich mir nach eigenen Bedürfnissen herstellen. Das in Hüftbreite und Länge verstellbare Aluminiumgestell hat für den sehenden Wandergesellen/-in und für mich je zwei Handgriffe. Ich fühle mich damit bewegungsfreier und übe mein Gleichgewicht. Taktile Zeichen der Führperson am Gestell informieren mich über besondere Bodenunebenheiten. Via eines ferngesteuerten Autos, oder mit Hilfe von Harry Potters Flohpulver turboschnell von A nach B reisen sind verheissungsvolle Visionen der zukünftigen Blindenmobilität eines hörsehbehinderten Kollegen. Übrigens: auch dem selbstständigen Rasenmäher schenkte man vor zwanzig Jahren keinen Glauben… 38 Dialog 100 Jahre SBV: Gemeinsam sehen wir mehr 1911 wurde der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband gegründet. Hundert Jahre später ist der SBV die grösste Selbsthilfeorganisation im schweizerischen Sehbehindertenwesen und engagiert sich auf verschiedenen Ebenen. Von Ann-Katrin Gässlein Seinen 100. Geburtstag feiert der SBV und seine Sektionen unter dem Motto „Gemeinsam sehen wir mehr“. Das ganze Jahr über werden zu diesem Jubiläum vom SBV und seinen Sektionen eine Vielzahl von Veranstaltungen angeboten. Der offizielle Festakt findet am 25. Juni anlässlich der Delegiertenversammlung in Lausanne statt. Seit einigen Monaten ist Kannarath Meystre Zentralsekretär. Die Redaktion der „SZB-Information“ hat mit ihm aus Anlass des runden Geburtstages ein ausführliches Interview über den SBV, seine Entwicklung, Veränderungen und Zukunftsaussichten geführt. Kannarath Meystre, Sie sind seit einem halben Jahr Zentralsekretär des SBV, kennen aber die Selbsthilfe schon lange. Wie hat Ihre Beziehung zum SBV angefangen? Als Person, die selbst von einer Sehbehinderung betroffen ist, bin ich seit 21 Jahren Mitglied beim SBV. Mein erstes Engagement war in der Sektion Waadt, bei der ich schnell das Präsidium übernommen habe. Später war ich auch im Vorstand der Sektion Fribourg und bei beiden Sektionen wurde ich als Delegierter bestimmt. Jetzt bin ich daran, die Dachorganisation des SBV „intern“ kennenzulernen. Was hat sich in der Zeit verändert, die Sie selbst beim SBV erlebt haben? Die Subventionierung durch das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) wurde seit 2001 neu definiert. Damals haben die Behinderten Organisationen von jeder Arbeitsstelle quasi 80% des benötigten Geldes erhalten. Seit 2001 wird die finanzielle Unterstützung nur durch direkte Dienstleistungen finanziert. Diese Leistungsverträge werden jeweils für drei Jahre abgeschlossen und eine Anpassung ist sozusagen nicht mehr möglich. Das BSV erlaubt uns, neue Dienstleistungen anzubieten, aber der Gesamtbeitrag bleibt gleich hoch. Der SBV muss für alle seine neuen Dienstleistungen, die wir anbieten wollen, selber die Finanzierung finden. Dank vielen Spenden kann der SBV seine Aufgaben bis jetzt wahrnehmen. Wir konnten in den letzten Jahren die Interessenvertretung sogar massiv verstärken und wir haben an Einfluss gewonnen. Immer mehr Beratungsstellen und Ateliers wurden eröffnet. Vor 20 Jahren hatte der SBV ca. 40 Mitarbeitende, heute sind es über 100. Davon arbeiten zwei Drittel für die direkten Dienstleistungen in den Beratungsstellen und Ateliers. Unsere Mitgliederzahl ist auf rund 4'800 Personen gestiegen. Wir sind die grösste SelbsthilfeOrganisation im Sehbehindertenwesen. Schauen wir auf die Anfangsjahre des SBV zurück: Welche Probleme waren damals für die Blinden und Sehbehinderten vordringlich? Vor hundert Jahren waren Blinde und Sehbehinderte vom Rest der Gesellschaft abgesondert. Hilfsmittel und spezielle Kommunikationsunterstützung, auch den Weissen Stock – all das gab es noch nicht. Sehbehinderte Kinder lebten in Heimen und wurden als Erwachsene zu ihren Familien zurückgeschickt. Integrationsmöglichkeiten über Arbeit und Beruf gab es kaum. Die Selbsthilfe, ganz neu gegründet, hatte viel vor sich. Die Invalidenversicherung (IV) gab es damals noch gar nicht. Sie wurde erst vor 50 Jahren 39 gegründet. Die Behindertenorganisationen, unter anderem der SBV, haben keine Subventionen erhalten. Dank kleinen Spenden konnte der SBV einige Aktivitäten anbieten. Welche Arbeitsmöglichkeiten kamen damals überhaupt für Blinde und Sehbehinderte in Frage? Blinde Personen waren vor allem in den Telefonzentralen tätig, die es in den Gemeinden und Institutionen noch gab, bevor die direkten Verbindungen eingeführt wurden. Spuren davon finden sich heute noch in den Callcentern, aber es wird alles technisch gesteuert. Ansonsten waren einige Blinde als Masseure tätig oder Physiotherapeuten. Aber man muss trotzdem unterstreichen, dass einige blinde und sehbehinderte Personen bereits vor 40 Jahren ein Studium abgeschlossen haben und zwar als Mathematiker, Jurist, Psychologe, sogar als Kriminologe. Einige davon haben auch ein Doktorat angeschlossen. Der Zugang zu Informationen war aber noch nicht so fortgeschritten wie heute. Die Unterlagen waren nur in Schwarzschrift vorhanden und die Anpassungen in Blindenschrift wurden einzeln angefertigt. Für mich waren diese Personen Ausnahmetalente, und wir müssen ihnen danken, weil sie den Weg für die Zukunft geöffnet haben. Unsere Vorgänger haben sich stark für die Einführung der IV eingesetzt, um unsere Interessen in der Politik zu vertreten – jetzt werden Studium und berufliche Eingliederung finanziert, was vorher nicht der Fall war. Das sind wirklich grosse Veränderungen…. Zum Glück! Viele Berufe stehen Blinden und Sehbehinderten offen. Sie können jetzt selbstverständlich studieren, aber auch Fachhochschulen besuchen oder eine kaufmännische Ausbildung machen; die Möglichkeiten sind natürlich auch vom jeweiligen Sehrest abhängig. Was sicher nicht möglich sein bleibt, sind blinde Formel1-Fahrer, Piloten, Lokführer oder Polizisten. Auch beim SBV arbeiten viele blinde und sehbehinderte Mitarbeitende… Damit möchten wir nach aussen zeigen: Betroffene können und wollen etwas leisten! Die Vorstandsmitglieder beim SBV sind ausschliesslich blinde und sehbehinderte Personen. Und wir gehören auch zu den grössten Arbeitgebern, wobei auch bei uns nur rund ein Viertel der Mitarbeitenden blind oder sehbehindert ist. Das Thema ist nicht einfach: Sehbehinderung an sich ist ja noch keine Qualifikation, und auch wenn ich möchte, kann ich nicht jeder Person eine Stelle anbieten. Sie muss immer auch in die Struktur der Organisation und zum Anforderungsprofil passen. Auf der anderen Seite möchte ich die Anstellungspolitik, die auf Blinde und Sehbehinderte ausgerichtet ist, konsequent fortsetzen, denn wenn wir eine solche nicht verfolgen – wer denn dann? Wenn wir Integration von Behinderten in der Arbeitswelt verlangen, müssen wir zuerst immer bei uns selbst beginnen. Sie haben davon gesprochen, dass der SBV seine Mitgliederzahl steigern konnte. In der Realität geht aber der Anteil von Personen, die sich in der Selbsthilfe organisieren und engagieren, zurück… Es ist richtig, der Grossteil unserer Mitglieder ist relativ jung; und junge Menschen lassen sich schwer für die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe motivieren. Darin zeigt sich auch die gesellschaftliche Entwicklung: Heute wird eher versucht selbständig Lösungen zu finden, Autonomie und Eigenständigkeit werden mehr geschätzt als das Engagement in und für eine Gruppe. Das Bewusstsein für das Potential der Selbsthilfe wieder zu schärfen wird eine grosse Aufgabe vom SBV sein. Was hat man heute davon, zu einer Selbsthilfe-Gruppe zu gehören? Man fühlt sich besser verstanden. Wir können offen über unsere Sehbehinderung sprechen. Für einige gibt es auch die Möglichkeit, die eigene Behinderung besser zu verstehen und zu 40 lernen, sie zu akzeptieren. Andererseits muss man in der Selbsthilfe nicht immer über seine Behinderung sprechen, und wir fühlen uns nicht ständig von anderen beobachtet. Wir gehören zu einer Gruppe und sind nicht allein. Es gibt nun mal Themen und Entwicklungen im politischen Bereich, die man nur geschlossen und als Organisation angehen kann. Wenn wir eine Demonstration organisieren, sollten eigentlich alle Mitglieder Flagge zeigen. Wenn 4'000 Personen auf die Strasse gehen, hat das mehr Gewicht, als wenn sich nur ein paar Wenige zeigen. Wo sehen Sie Mobilisierungspotential in der Selbsthilfe? Beim SBV und dem Schweizerischen Blindenbund SBb sind heute vielleicht 5'500 Personen als Mitglieder angemeldet. Aber bei der telefonischen Gratis-Auskunft für Blinde und Sehbehinderte 1145, sind über 20'000 Personen registriert! Es muss sich dabei um Betroffene handeln, da man für die Anmeldung ein entsprechendes Augenarzt-Zeugnis braucht. Das heisst: Es gibt weit mehr Betroffene, die wir nicht kennen, aber gerne erreichen möchten. Ein Wunsch für die Zukunft: Wie wünschen Sie sich die Selbsthilfe in – sagen wir – 20 Jahren? Wenn ich ehrlich bin: Es gibt in der Selbsthilfe zu viele Organisationen, die zum Teil in Konkurrenz stehen, obwohl sie sich einfach zusammen schliessen könnten. Die Gründe, dass man getrennter Wege ging, liegen in der Vergangenheit. Heute müsste man nach vorne schauen und erkennen, dass man gemeinsam mehr Schlagkraft hätte. Wobei ich optimistisch bin: Die konkrete Zusammenarbeit ist auf gutem Wege, das stelle ich immer wieder fest. Und natürlich wünsche ich mir für die gesamte Selbsthilfe gewisse Sicherheiten von unserem Hauptgeldgeber, dem Bundesamt für Sozialversicherungen. Damit wir auch weiterhin die betroffenen Menschen in ihren Anliegen und Bedürfnissen so gut wie möglich unterstützen können. Herr Meystre, besten Dank für das Gespräch! 41 Dialog «Darf ich mir zwei gesunde Augen leihen?» Diese Worte benutzte ich kürzlich, um meinen verlorenen Schlüsselbund draussen zu finden. In dieser Situation hielt ich meinen weissen Stock in den Händen, und es benötigte keine weitere Erklärung, weshalb ich um Hilfe bat. So einfach komme ich nicht immer zu meiner Unterstützung. Vielen ist leider noch nicht klar, welche Aufgaben ein weisser Stock übernimmt. Von Lisbeth Käser Meine Sehschwäche ist eine Geburtskrankheit, welche sich erst nach der KV-Ausbildung für mich spürbar auswirkte. Unterwegs konnte ich mich noch lange gut orientieren. Doch plötzlich wurde mir bewusst, dass für mich das Überqueren einer befahrenen Strasse gefährlich ist. Trotz dieses Bewusstseins brauchte es anfangs eine grosse Überwindung, mit einem Signalstock in der Hand und die Fahrzeuglenkenden auf mein eingeschränktes Sehvermögen aufmerksam zu machen. Heute benütze ich unterwegs einen Langstock, er gibt mir Sicherheit und Selbstvertrauen. Immer wieder schwierige Situationen In vielen Alltags-Situationen erhalte ich teilweise unaufgefordert Hilfe. Aber ich erinnere mich auch an verschiedene Momente, welche vielleicht aus Unaufmerksamkeit oder Unwissen heraus entstanden sind… Im Selbstbedienungs-Geschäft fragte ich eine Frau neben mir – meinen Langstock in der Hand – ob sie mir die Nummer der Äpfel nennen könne. Ich erhielt zur Antwort: "Die Nummer steht da auf dem Schild". Als ich mein Gegenüber auf den weissen Stock aufmerksam machte, erhielt ich sofort die gewünschte Antwort und die Frau entschuldigte sich bei mir. Lange trug ich den Langstock während meiner Einkäufe in der Selbstbedienung aber in der Tasche mit. Das Personal kannte mich und so konnte ich auf ihre Hilfe zählen, ohne lange Erklärungen. Doch wie überall gibt es auch in den Einkaufsläden Personalwechsel. Als ich vermehrt die Antwort hörte: "dort drüben ist ihr gewünschter Artikel" trug ich meinen weissen Stock offen bei mir. Kürzlich suchte ich den Eingang zum Postschalter in einem mir noch unbekannten Gebäude. Ich erkundigte mich bei einer Passantin, ob sie mir den Eingang zur Post zeigen könne. Sie sagte kurz und energisch: "Ich war noch nie da!" und verschwand zielstrebig um die nächste Ecke. Wie ich eine Minute später feststellte, befand sich genau dort der Eingang der Post. Der weisse Stock war mir in der Schalterhalle aber noch eine grosse Hilfe. Die neue RaumUmgebung erkundend blieb ich stehen. Eine angenehme weibliche Stimme fragte mich, ob ich die Schalter suche, ob sie mich dorthin begleiten dürfe. Dankbar nahm ich ihre Hilfe an. Keine Simulation! Bei den Jugendlichen habe ich manchmal leider den Eindruck, dass mein Langstock "streitsüchtig" macht. Dies kommt ab und zu in einem grossen Bahnhof vor. So höre ich: "Behaupte nicht blind zu sein mit deinem weissen Stock" oder "Es ist nicht möglich, dass du blind bist" oder auch "Hey, ein weisser Stock - und sieht doch? Simulantin!" Einerseits tun solche Aussagen weh! Andererseits unterstützen sie mein Ziel, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass nicht nur blinde Menschen einen weissen Stock benützen, sondern auch Personen mit einem eingeschränkten Sehvermögen. 42 Kästchen: Tag des Weissen Stocks 2011 Am 15. Oktober ist der Internationale Tag des Weissen Stocks. In diesem Jahr lautet der Titel der Kampagne in der Schweiz: „Weisser Stock - und doch sehend? Sehbehinderung hat viele Facetten“. Ein Weisser Stock bedeutet nicht automatisch, dass eine Person gar nichts sieht. Trotzdem kann sie dringen auf dieses Hilfsmittel angewiesen sein. Weitere Informationen unter: www.weisserstock.ch 43 Dialog Wer gewinnt die „Canne blanche 2011“? Neun Projekte wurden für die 6. nationale Auszeichnung „Canne blanche, den Preis des Schweizerischen Sehbehindertenwesens“, eingereicht. Am 16. Juni hat die Jury entschieden, wer den Preis erhalten wird. Von Norbert Schmuck In den letzten Jahren gingen die Auszeichnungen beispielsweise an die Stiftung „Zugang für Alle“, die „Schweizerische Skischule für Blinde und Sehbehinderte St. Moritz“, die „Schweizerischen Bundesbahnen SBB“ und die „SOS Bahnhofhilfe“. Mit dem Preis „Canne blanche“ zeichnet der SZB als Dachorganisation besondere Projekte aus, die blinden, sehbehinderten und taubblinden Menschen in der Schweiz zugute kommen. Am 16. Juni hat die Jury anlässlich der Jurysitzung in Lenzburg entschieden, wer die begehrte Trophäe, die alle zwei bis drei Jahre verliehen wird, erhält. Wer das ist, wird ab dem 27. Juni 2011 auf der Homepage des SZB (www.szb.ch) bekanntgegeben (war bei Redaktionsschluss der SZB-Information noch nicht bekannt). Die Preisverleihung findet am 23. September um 14 Uhr im Restaurant „blindekuh“ in Basel statt. Auch die Leserinnen und Leser der „SZB-Information“ sind herzlich zur Verleihung eingeladen. Anmeldungen bitte ab dem 8. August an Frau Andrea Hämmerli, [email protected]. Die Jury setzt sich aus folgenden Personen zusammen: • Monsieur Dr André Assimacopoulos, Präsident / Président SZB/UCBA, Genève (Präsident der Jury) • Monsieur Olivier Blaser, Direktor / Directeur Centrevue, Neuchâtel • Herr Jvano Del Degan, Geschäftsführer / Directeur SBb/USA, Zürich • Frau Claudia Graf, Geschäftsführerin / Directeur Sehhilfe Zürich, Zürich • Frau Silvana Gross, Geschäftsleiterin / Directeur Schweiz. Stiftung für Blindenführhunde, Allschwil • Madame Verena Kuonen, Gemeinderätin / Conseillère communale, Pully • Herr Kannarath Meystre, Zentralsekretär / Secrétaire général SBV/FSA, Bern • Monsieur Hervé Richoz, Mitglied / Membre Kerngruppe TWS; Antenne romande FSA/SBV, Lausanne • Frau Eva Schmidt, Leiterin Schweiz. Fachstelle für sehbehindertengerechtes Bauen / Centre suisse pour la construction adaptée aux handicapés de la vue, Olten • Frau Erika Steiger Forrer, Geschäftsführerin / Directeur Schweiz. Stiftung für Taubblinde, Tanne, Langnau a. Albis • Herr Stefan Zappa, Präsident / Président Stiftung „Blindliecht“; Vize-Präsident SZB, Zürich • Signore Fabio Züger, Vertreter / Représentant Unitas Tessin, Bellinzona 44 Hörbuchtipps Misstrauen gegen die Fertigkeit In diesem Jahr wird der 100. Geburtstag des bekanntesten Schweizer Schriftstellers Max Frisch gefeiert. Grund genug, Ihnen eine Auswahl an Hörbüchern von Max Frisch vorzustellen. Von Valentin Arens Das „Ich“ als variable Grösse, als Potential jenseits ideologischer, psychologischer oder bürokratischer Definitionen, ist eines der zentralen poetologischen Anliegen Max Frischs. Es zeigt sich im Roman Stiller (1954), in der detektivisch abgehandelten Selbstverleugnung und der Suche nach Möglichkeiten der Selbstbestimmung, mit dem berühmten ersten Satz „Ich bin nicht Stiller“. Oder in Homo Faber (1957), in der Welt der festgelegten Werte des rationalen Ingenieurs Walter Faber, die durch eine Reihe „dummer“ Zufälle in Brüche geht. Oder in Mein Name sei Gantenbein (1964), im Leben im Konjunktiv, wo die Erzählung zusammenbricht unter der Last der vielen Identitäten. „Was wichtig ist: das Unsagbare, das Weisse zwischen den Worten,“ heisst es im Tagebuch 1946-1949. Das „Eigentliche, das Unsagbare, erscheint bestenfalls als Spannung zwischen (den) Aussagen.“ Um das „Weisse zwischen den Worten“ ahnen zu können, muss man nah an sie herangehen. Form und Hintergrund gleichwertig behandeln, Dualität aufheben, sind Vorgaben der Moderne. Nichtgesagtes wird dem Gesagten gleichgestellt. Es ist der Teil der Erzählung, der im Kopf der Leser entsteht. Exemplarisch für diese Methode steht die kurze Skizze eines Unglücks aus Frischs Tagebuch 1966-1971. Sie gilt als eine Vorstudie für die Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän (1979), jenem beispielhaften Text über Alter und Tod. Kennzeichnend für beide: die knapp gehaltene Form und eine vollkommen ungeschmückte Sprache. In beiden wird auf eine Chronologie weitgehend verzichtet, reissen grosse Lücken die inhaltlichen Abläufe auseinander, werden die Leerstellen zwischen den Abschnitten typografisch betont. Die Leerstellen aber sind der „Ort im Bewusstsein, von dem aus und in dem der einzelne Mensch das Wort Ich zu denken wagt, das Geheimnis des Individuums, […].“ Hörbücher von Max Frisch in der SBS (eine kleine Auswahl): Blätter aus dem Brotsack. DS 8347 Herr Biedermann und die Brandstifter. Hörspiel. DS 17977 Homo Faber. DS 16584 Mein Name sei Gantenbein. DS 4162 Der Mensch erscheint im Holozän. DS 14528 Montauk. DS 12536 Schweiz ohne Armee? DS 11793 Stiller. DS 16585 Tagebuch 1966 - 1971. DS 13978 45 Hinweis: Am 25. Juni 2011, 9 bis 16 Uhr lädt die SBS zum „Tag der offenen Tür“ in Zürich ein. Weitere Informationen über: www.sbs.ch/offenetuer 46 Kurzmeldungen / Agenda Kurzmeldungen Punktschriftwettbewerb zum 75. Jubiläum Am 8. Oktober 2011 feiert der Aargauische Blindenfürsorgeverein sein 75. Jubiläum. Aus diesem Anlass und während der Feierlichkeiten im Kongresshaus in Aarau führen wir einen Punktschriftwettbewerb durch. Wer hat Lust und Freude sein Können unter Beweis zu stellen? Anfänger und Fortgeschrittene aus dem Kanton Aargau sind dazu herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich beim Aargauischen Blindenfürsorgeverein, Verena Zimmermann, Metzgergasse 8, 5000 Aarau, Telefon 062/836 60 24 oder 062/836 60 20 bis spätestens Mitte Juli 2011. Im Dialog mit hörsehbehinderten Menschen Bezugspersonen eines Menschen mit einer angeborenen Hörsehbehinderung oder einer schweren Mehrfachbehinderung stehen vor besonders grossen Herausforderungen bei der Entwicklung der Kommunikation. In der Tanne, dem deutschschweizerischen Zentrum für die Bildung, Betreuung und Beratung hörsehbehinderter Menschen, wurde deshalb ein Leitfaden auf der Grundlage des Co-Creating-Communication-Modells von Nafstad & Rødbroe (1999) entwickelt. Wichtige Partnerstrategien zum individuellen Kommunikationsaufbau werden praxisnah behandelt und mit Videobeispielen aus der Tanne verdeutlicht. Der SchulungsLeitfaden besteht aus einer 60-minütigen DVD mit Begleitheft und unterstützt Fachpersonen und Angehörige, die mit mehrfach sinnesbehinderten Menschen leben und lernen. Er ist unter www.tanne.ch zum Preis von 50,- CHF zu bestellen Erster blinder Regierungsrat im Tessin Zum ersten Mal seit der Gründung der Bundesverfassung von 1848 wurde in der Schweiz mit Manuele Bertoli im Kanton Tessin ein blinder Staatsbürger in das Amt eines Regierungsrats gewählt! Für den SZB ist die Wahl von Manuele Bertoli nicht wirklich eine Überraschung. Wir haben im SZB-Vorstand sein fundiertes Wissen, seine sowohl ausgleichende und analytische Art, wie auch seine engagierte und charismatische Persönlichkeit immer wieder erleben dürfen. Im Namen aller unserer Mitgliedorganisationen im Schweizerischen Blinden- und Taubblindenwesen, gratuliert der SZB Manuele Bertoli zu seiner überzeugenden Wahl in den Regierungsrat des Kantons Tessin. Es erfüllt uns alle mit grosser Genugtuung, dass die Tessiner Bevölkerung seine aussergewöhnlichen Fähigkeiten anerkennt und ihm in dieser überwältigenden Art und Weise das Vertrauen ausgesprochen hat. Low Vision-Kongress in Essen Zur Eröffnung der Woche des Sehens findet am 7. und 8. Oktober im Essener "Haus der Technik" zum vierten Mal der Interdisziplinäre Low Vision-Kongress statt. In den kommenden Jahren wird das Thema Low Vision einen immer größeren Platz in der medizinischen Diagnostik und Therapie, der Rehabilitation, der Beratung und der speziellen Versorgung mit optischen und elektronischen Hilfsmitteln einnehmen. Die Versorgung sehbehinderter 47 Menschen kann nur gelingen, wenn sich die verschiedenen Berufsgruppen interdisziplinär vernetzen. Der alle drei Jahre stattfindende Kongress richtet sich an Augenärzt/-innen, Augenoptiker/innen, Orthoptist/-innen, Rehalehrende, Pädagog/-innen und weitere Aktive in der Sehbehindertenarbeit. Beim diesjährigen Kogress finden zum ersten Mal auch sogenannte "Kontroversen" statt, bei denen aktuelle Low-Vision-Themen diskutiert werden, etwa die Schnittstelle zwischen Augenärzt/-innen und Augenoptiker/-innen, die Selbsthilfe im Spannungsfeld zwischen Behinderten- und Patientenorganisation oder die Hilfsmittelrichtlinie und ihre Auswirkungen. Der Low-Vision-Kogress 2011 wird von der Low Vision-Stiftung gemeinsam mit ACTO (Aachener Centrum für Technologietransfer in der Ophthalmologie) und dem AMD-Netz Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit DBSV und DVBS veranstaltet. Mehr Infos unter www.lowvision-stiftung.de. Emil E. Kobi gestorben Emil E. Kobi, einer der profiliertesten Vertreter der Schweizer Heil- und Sonderpädagogik in der Schweiz, ist am 13. April dieses Jahres nach geduldig ertragener Krankheit gestorben. Während Jahrzehnten war Emil E. Kobi Dozent und Leiter des Instituts für Spezielle Pädagogik und Psychologie der Universität Basel. Mit seinen Vorlesungen und Vorträgen, mit Buchveröffentlichungen und Zeitschriftenbeiträgen hat er ein ebenso zahlreiches wie breites Publikum angesprochen. Mit dem Sehbehindertenwesen war Emil E. Kobi in spezieller Weise verbunden. Er war massgeblich an der Schaffung der SZB-Kommission Fort- und Weiterbildung beteiligt. In dieser Kommission hat er als Mitglied viele Jahre lang mitgearbeitet und mit Bedacht und grosser Umsicht seine Gedanken und Erfahrungen eingebracht. Der SZB ernannte ihn deshalb 1995 zu seinem Ehrenmitglied. Er ist Emil E. Kobi zu grossem Dank verpflichtet. Neuer Beobachter-Ratgeber rund um die IV Die politischen Diskussionen rund um die Invalidenversicherung (IV) dauern an. Soeben ist ein neuer 208 Seiten starker Beobachter-Ratgeber mit dem Titel: „Invalidität – Alles über Renten, Rechte und Versicherungen“ erschienen, darüber informiert, was wirklich gilt. Welche Rolle spielt die IV im Sozialversicherungssystem der Schweiz? Was bedeuten Früherfassung, Frühintervention und Wiedereingliederung für Betroffene? Welche Leistungen kann man heute noch erwarten, was muss man beitragen? Was soll die 6. IV-Revision bringen? Die beiden Autoren zeigen, wie ein IV-Verfahren abläuft, welche Hilfsmittel bezahlt werden und wie Unfallversicherung, Krankenkasse, Pensionskasse, 3. Säule sowie Ergänzungsleistungen mit der IV zusammenspielen. Angestellte, Selbständigerwerbende, Hausfrauen und -männer sowie Eltern behinderter Kinder finden in diesem Buch kompetente Ratschläge für den Umgang mit Behörden, Abklärungsstellen und Versicherungsgesellschaften. Das leicht verständliche Handbuch enthält viele Beispiele aus der Praxis, hilfreiche Tipps, ein ausführliches Glossar und über 100 Adressen und Links. Es kostet CHF 34.- und kann über das Internet bezogen werden über: http://www.beobachter.ch/buchshop/recht/shopprodukt/invaliditaet. 48 Service Adressen Schweiz. Zentralverein für das Blindenwesen SZB Schützengasse 4 9001 St. Gallen Tel. 071 223 36 36 Fax 071 222 73 18 www.szb.ch Geschäftsstelle: [email protected] Fort- und Weiterbildung: [email protected] Fachbibliothek & Videothek: [email protected] Öffentlichkeitsarbeit: [email protected] UCBA Lausanne Chemin des Trois-Rois 5bis 1005 Lausanne Tél. 021 345 00 50 Fax 021 345 00 68 [email protected] SZB-Ressort Hörsehbehinderte und Taubblinde Niederlenzer Kirchweg 1, 5600 Lenzburg Tel. 062 888 28 68 Fax 062 888 28 60 [email protected] SZB-Ressort Blindentechnische Hilfsmittel Niederlenzer Kirchweg 1, 5600 Lenzburg Tel. 062 888 28 70 Fax 062 888 28 77 [email protected] SZB-Fachstelle für optische Hilfsmittel: Niederlenzer Kirchweg 1, Gleis 1, 5600 Lenzburg Tel. 062 888 28 50 Fax 062 888 28 59 [email protected] Usher-Infostelle SZB / SGB-FSS c/o Gehörlosenbund, Oerlikonerstrasse 98 49 8057 Zürich Schreibtel. 044 315 50 48 Hörende: 0844 844 071 Fax 044 315 50 47 [email protected] Televox Rubrik SZB Tel. 031 390 88 88 Rubrik 172 50 Impressum Redaktion: Deutsche Ausgabe: Ann-Katrin Gässlein, Redaktorin [email protected] Französische Ausgabe: Denise Cugini, rédactrice [email protected] Redaktionsadresse: SZB-Information Schützengasse 4 9001 St. Gallen Tel. 071 228 57 63 [email protected] Abonnement: Die SZB-Information erscheint dreimal jährlich in Schwarzschrift, Braille (Kurzschrift) und im Daisy-Format. 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Fachkommission für sehbehinderten- und blindengerechtes Bauen, St. Gallen [email protected] Matthias Bütikofer Geschäftsführer SZB, St. Gallen [email protected] Denise Cugini Redaktorin SZB-Information Romandie, Lausanne [email protected] Ann-Katrin Gässlein Redaktorin SZB-Information Deutschschweiz, St. Gallen [email protected] Arndt Graf-Beilfuss Fachstelle für opt. Hilfsmittel, Lenzburg [email protected] Lisbeth Käser Gastautorin, sehbehindert [email protected] Marianne Landerer SZB-Ressort Fort- und Weiterbildung, Verantwortliche Administration, St. Gallen [email protected] Christine Müller Gastautorin, hörsehbehindert [email protected] Peter Rechsteiner Leiter SZB-Fachbibliothek und Videothek, St. Gallen [email protected] Regina Reusser SZB-Ressort Hilfsmittel, Lenzburg [email protected] 52 Norbert Schmuck Leiter SZB-Ressort Öffentlichkeitsarbeit und Mittelbeschaffung, St. Gallen, stv. Geschäftsführer [email protected] Helena Schuler Fachbereichsleiterin Sozialarbeit, Ressort Taubblinden-Beratung, Luzern [email protected] Susanne Trefzer Leiterin SZB-Ressort opt. Hilfsmittel u. Low Vision, Lenzburg [email protected] 53