Kostentheorie Die Produktionsfunktion beschreibt die Abhängigkeit des Output von der Faktoreinsatzmenge (Input). Die Kostenfunktion gibt dem gegenüber an, wie sich die Kosten in Abhängigkeit von der Höhe der Produktion entwickeln. Die Verbindung zwischen beiden Relationen ist das Minimierungsprinzip (Minimalkostenkombination). Die Minimalkostenkombination legt das optimale Faktoreinsatzverhältnis im Prinzip fest. Wenn dieses Verhältnis gefunden ist, wird es für die Produktion weiterer Güter konstant gehalten. Es gibt – zumindest in der Kostentheorie – keinen Grund (c.p.) davon abzuweichen. Der Output wird als ein Vielfaches des optimalen Faktoreinsatzbündels durch den Skalenfaktor angegeben. Es gibt unter rational handelnden Akteuren keinen Grund, von dieser optimalen Kombination abzuweichen. In Abhängigkeit von der Menge können die variablen Kosten (Kv)also folgenden Verlauf annehmen: Kv Kv Kv O konstante O abnehmende O zunehmende Skalenerträge Für den weiteren Verlauf der Kostentheorie unterscheiden wir die Kostenarten fixe und variable Kosten. Excel - Kosten Die fixen Kosten fallen auch dann an, wenn nichts produziert wird und sind somit unabhängig von der Produktionsmenge. Variable Kosten sind für den Einsatz der variablen Faktoren zu zahlen. Sie sind vom Output abhängig. Bei Karlos Bastelbude sind die Betriebsmittel ...? (Strom, Ersatzteile, usw.) die variablen Kosten. Die Miete, die Maschinen und das Personal sind in jeweils typischen Grenzen fixe Kosten. VWL 2. Version SS 2006 Seite 1 Sie merken schon, dass die vermeintlich fixen Kosten je nach Betrachtungszeitraum auch variabel werden können. Deshalb unterscheidet man zwischen den kurz-, lang-, und sehr langfristigen Kostenverläufen in der Mikroökonomie. Davon später mehr. Ertragsgesetzliche Kostenarten Sie erinnern sich an die Unterscheidung bei der Mengenbetrachtung, als wir die Gesamterträge, die Durchschnitts- und Grenzerträge besprochen haben? Ähnliche Wortgruppen haben wir auch bei den Kosten. Die Ökonomen differenzieren die Gesamtkosten, die Durchschnitts- und Grenzkosten – und zwar sowohl in der gesamten Höhe, als auch pro Stück. Warum wird das alles in der Ökonomie untersucht? Die Analyse hat das Ziel, festzustellen, bis zu welchem Output es sich lohnt, die Produktion auszudehnen. Es gibt einen Punkt auf der Kostenkurve, an dem es sinnvoll ist, weitere Einheiten zu produzieren. Es gibt einen Punkt, bis zu dem der Unternehmer Gewinn macht. Einen Punkt, den er grade noch halten kann, um zum Beispiel Wettbewerber abzuwehren. Und es gibt einen Punkt, ab dem der Unternehmer definitiv Verlust macht. Wo diese Punkte liegen, kann man an der Kostenkurve ablesen. Wir besprechen also das Minimalkostenprinzip. Das machen wir uns am einfachsten an einem Zahlenbeispiel klar. Excel – Kosten Beispiel. Die Gesamtkosten spiegeln das Ertragsgesetz wider, denn sie steigen erst mit fallenden und dann mit zunehmenden Raten. (Beispiel: Bastelbude und Werkzeug) Da die fixen Kosten davon unberührt sind, können wir diese Entwicklung an den spezifischen Kosten der Arbeit pro Output ablesen. Sie finden die ausführlicheren Darstellungen, die aus Ableitungen der Kostenfunktion formuliert sind, im Woll auf den Seiten 203-209. Dort wird auf die jeweiligen Steigungen der Gesamtkostenkurve Bezug genommen. Der Verlauf der Kostenkurven wird einfach unter Einsatz der Tangentialfunktionen dargestellt. (PPT) Der Tangens ist ja nichts anderes, als das Verhältnis von Gegenkathete (K) zu Ankathete (O) – also den Kosten pro Output. Leichter können wir das an den Zahlenreihen in meinen Beispielen ablesen. Die Punkte sind dort markiert. 1. Die durchschnittlichen Kosten sinken zunächst, dann nehmen sie wieder zu. Ihr Minimum ( Punkt C )wird als Betriebsoptimum bezeichnet. Für den Fall der vollständigen Konkurrenz auf den Gütermärkten werden wir sehen, dass dies das Gewinnmaximum ist. Der Tangens des Winkels eines Strahls vom Koordinatenursprung zu der Tangente der Kostenkurve (γ) ist das Betriebsoptimum. VWL 2. Version SS 2006 Seite 2 2. Das Minimum der durchschnittlichen variablen Kosten ist das Betriebsminimum oder die Produktionsschwelle (B). Die Verbindung aus dem Ursprung der variablen Kosten zur Tangente an die Gesamtkostenkurve bildet den Tangens β der Kurve der variablen Kosten 3. Der Wendepunkt der Gesamtkostenkurve markiert die Schwelle des Ertragsgesetzes. Die Grenzkostenkurve hat an diesem Punkt (A) ihr Minimum. Der Tangens des Winkels, der von einer Geraden an den Wendepunkt und ihrem Schnittpunkt mit der Ordinate gebildet wird (α) ist die Schwelle des Ertragsgesetzes. Das Minimum der Grenzkosten liegt dort, wo die erste Ableitung =0 ist. Da die Grenzkosten selbst die erste Ableitung der Gesamtkosten sind, entspricht dies dem Punkt, an dem die zweite Ableitung der Gesamtkosten =0 ist. Die 3 magischen Punkte werden bei den Kurven zu den Kosten pro Outputeinheit gefunden – und zwar dort, wo die Grenzkostenkurve diese relativen Kosten jeweils von unten schneidet. Auf die genaue ökonomische Interpretation kommen wir noch zu sprechen, wenn wir die Nachfrage in das Modell einbeziehen, genauer die Nachfrage zu einem bestimmten Marktpreis. Der Marktpreis diktiert nämlich die Strategie des Anbieters und zeigt ihm, wo er steht. Aus dem Vergleich seiner Kostenstruktur mit dem erzielbaren Preis leitet er ab, wie er seine Produktionsmöglichkeiten und seine Kostenfunktion zum Markt ausgerichtet hat. Er beantwortet sich die Frage, ob er wettbewerbsfähig ist, oder aus dem Markt ausscheiden wird. Wir haben in dem einfachen Modell die Annahme eines festen Marktpreises über alle möglichen Mengen gemacht. Das Unternehmen ist price taker oder Mengenanpasser. Tatsächlich variiert der Preis mit der Menge. Ein Unternehmen hat üblicherweise eine Nachfragekurve, die jeweils Preis-Mengenkombinationen vorgibt. Fristigkeit der Kosten In der kurzen Frist sind alle Kosten fix. Das Modell haben wir besprochen. Der Unternehmer kann seine Struktur praktisch nicht verändern. Karlo Tanker mit seiner Bastelbude hat die Arbeiter, die Maschinen und seine Einsatzstoffe. Mit denen muss er arbeiten und haushalten. Mittelfristig kann er an seiner Struktur arbeiten und sie verbessern. Er hat Lerneffekte und setzt sie in technischen Fortschritt um. Mit gegebener Technik kann er neue Mitarbeiter einstellen, oder sie gegen bessere tauschen. Er beschafft sich wertvolle Informationen über günstige Bezugsquellen für seine Betriebsstoffe, er stärkt seinen Vertrieb, gewinnt neue Kunden usw....? Was kann er in der ganz langen Frist tun ...? Er stellt auf neue Technik um, schafft sich zusätzliche Maschinen an, nimmt neue Geschäftsbereiche dazu, usw. VWL 2. Version SS 2006 Seite 3 Die Fristen variieren von Branche zu Branche. Der Bergbau hat eine andere Definition von langfristig, als die Produzenten von Computerchips. Der Zeithorizont ist von der jeweiligen Produktion und wirtschaftlichen Betätigung abhängig. Sind in der kurzen Frist alle Kosten fix, so sind sie in der langen Frist alle variabel. Verdrängung Die Ökonomie fasst Kostenverläufe über viele Unternehmen zusammen, weshalb man den Eindruck bekommen kann, die Kostenverläufe seien bei den Unternehmen identisch. Tatsächlich verwischt der Durchschnitt die einzelnen Differenzierungen. Man geht in den Berechnungen davon aus, dass sich ein Unternehmer den Marktgesetzen fügt und anpasst. Die gesamte Nachfrage auf den Produkt- und Gütermärkten kommt als Addition der Einzelnachfragen zustande. Für die ökonomische Analyse ist es (zumindest im Rahmen dieser Einführung) einerlei, ob viele Unternehmen mit gleichen Verhaltensmustern betrachtet werden, oder ob sich die Aggregation aus einer Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen berechnet. Im zweiten Fall ist die Marktanpassung nicht die Umstellung einer Produktionsfunktion, sondern das Verschwinden unrentabler Unternehmen und das Wachstum neuer Unternehmen, die besser an die Preisrelationen angepasst sind. Der Marktpreis verändert sich mit den Einsatzrelationen der Inputs. Warum…? Die Verbesserung der Inputs setzt sich über den Wettbewerb in Preissenkungen um. Die Preissenkungen sind für das Unternehmen ein Datum, das heißt, es kann den Preis nicht verändern. Für den Unternehmer ist es also wichtig, die Verbesserungen in den Inputs in seine Produktionsmöglichkeiten zu übernehmen. Es wird immer Unternehmen geben, denen das besser gelingt und solche, die keine Anpassung vornehmen. Starre Unternehmen scheiden also aus dem Markt aus. Excel - Kosten Wir simulieren das an dem Marktdiagramm, indem wir den Preis senken. Bei einem Wert von 90 liegt ungefähr die Grenze. Der Unternehmer muss jetzt reagieren. Sinkt der Preis noch weiter auf 80, so scheidet das Unternehmen aus dem Markt aus, wenn es keine Korrekturen an seiner Kostenstruktur vornimmt. Wie kann er reagieren? Er kann rationalisieren und einsparen. Bei welchen Kostenarten? Technischer Fortschritt bei den variablen Kosten und/oder Einsparungen bei den fixen Kosten. Produktivitätsverbesserungen können bei den variablen Kosten zu einer Einsparung von 10 % führen. Wir wollen das im Modell einmal simulieren. VWL 2. Version SS 2006 Seite 4