EUROPÄISCHE KOMMISSION PRESSEMITTEILUNG Brüssel, 23. Juli 2013 Verbraucherbarometer 2013: Noch Handlungsbedarf bis zur Vollendung eines echten Binnenmarkts für Verbraucher Der Schutz der Verbraucherrechte ist in den einzelnen EU-Ländern nach wie vor sehr unterschiedlich ausgeprägt. Nur 35 % der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher haben das nötige Vertrauen, um online etwas in einem anderen EU-Land zu bestellen. Und sieben von zehn wissen nicht, was zu tun ist, wenn sie Produkte erhalten, die sie nicht bestellt haben. Dies sind zwei Ergebnisse des diesjährigen Barometers zur Lage der Verbraucher, das die Europäische Kommission heute veröffentlicht hat. Es zeigt sich, dass neue Impulse nötig sind, damit die Verbraucher überall in der EU mit demselben Vertrauen und derselben Leichtigkeit Einkäufe und Bestellungen tätigen können – online wie offline. Eine der Feststellungen lautet, dass das Verbrauchervertrauen abgenommen hat und gleichzeitig Rechtsschutzverfahren häufiger in Anspruch genommen worden sind. Neven Mimica, EU-Kommissar für Verbraucherpolitik, begrüßte die Veröffentlichung des Barometers: „Fortschritte gibt es vor allem bei der Ausweitung des elektronischen Handels; in anderen Bereichen sind dagegen noch Verbesserungen nötig. Das Verbraucherbarometer macht deutlich, wo der Schwerpunkt unserer Anstrengungen liegen muss. Es verschafft uns einen Einblick in den Markt. Die Ergebnisse werden sich in meinem künftigen Handeln widerspiegeln, etwa bei der Einrichtung der Online-Plattform für Streitbeilegung oder bei der besseren Durchsetzung der Regeln gegen unlautere Geschäftspraktiken.“ Die wichtigsten Ergebnisse des Verbraucherbarometers: Der elektronische Handel wächst, insbesondere auf dem inländischen Markt Der Anteil der Verbraucher, die im eigenen Land am elektronischen Handel teilnehmen, ist von 38 % auf 41 % gestiegen. Bei grenzüberschreitenden Einkäufen stieg er von 9,6 % auf 11 %. Bei Online-Einkäufen haben die Verbraucher allerdings mehr Vertrauen in die inländischen Händler als in die anderer EU-Länder (59 % bzw. 35 %). Zu den möglichen Gründen hierfür zählen, dass in das Land des Verbrauchers nicht geliefert wird oder dass der Online-Händler ausländische Debitoder Kreditkarten nicht akzeptiert. Dies ist eine hohe Hürde für grenzüberschreitende Online-Einkäufe und -Bestellungen. IP/13/718 Die Kommission war und ist bestrebt, günstige Rahmenbedingungen für Verbraucher zu schaffen und dadurch das Potenzial des elektronischen Handels freizusetzen. Dank der neuen Verordnung über die Online-Streitbeilegung können Verbraucherinnen und Verbraucher, die in ihrem oder in einem anderen EU-Land Online-Einkäufe tätigen, Streitigkeiten mit Händlern und Lieferanten außergerichtlich und somit schneller und kostengünstiger beilegen. Mit der Richtlinie über die Rechte der Verbraucher, die ab Juni 2014 in allen Mitgliedstaaten gilt, werden u. a. die Rückgabebestimmungen im Fernabsatz harmonisiert. Die Kommission arbeitet zurzeit mit den betroffenen Kreisen zusammen, um die Qualität von OnlineVergleichsportalen zu verbessern und grenzübergreifende Vergleiche zu erleichtern, damit sich die Verbraucher die günstigsten Angebote heraussuchen können. Die Verbraucherbedingungen sind innerhalb der EU sehr unterschiedlich Der Anteil der Verbraucher, die sich durch das vorhandene Instrumentarium angemessen geschützt fühlen, schwankt zwischen 18 % und 76 %. Alles in allem scheint die Situation für die Verbraucher in Nord- und Westeuropa am besten zu sein. In den meisten Ländern, die der EU seit 2004 beigetreten sind, haben sich die Bedingungen für die Verbraucher in den letzten drei Jahren verbessert. Dies könnte mit den EU-Informationskampagnen in den besagten Ländern zusammenhängen. In Kroatien ist eine solche Kampagne für das Jahr 2014 vorgesehen. Außerdem gibt es große sozio-demografische Unterschiede Aus den Antworten der Umfrageteilnehmer geht hervor, dass ältere Menschen, Menschen mit geringer Bildung, Erwerbslose, Arbeiter und Verbraucher ohne eigenen Internetanschluss am wenigsten von ihren Rechten und den bestehenden Möglichkeiten profitieren. Um dem abzuhelfen, wird die Kommission u. a. demnächst eine Studie über die „Verletzlichkeit“ der Verbraucher in Schlüsselmärkten vorlegen. Darin sollen die Faktoren für diese Verletzlichkeit bestimmt werden, darunter auch soziodemografische Merkmale. Die Studie soll zudem Verfahren aufzeigen, um die Ursachen besser untersuchen zu können. Rechtswidrige Geschäftspraktiken halten sich hartnäckig Nach Einschätzung von Verbrauchern und Einzelhändlern haben illegale Geschäftspraktiken in den letzten vier Jahren nicht deutlich abgenommen. Über 50 % der befragten Verbraucher sind der Ansicht, dass sie sehr wahrscheinlich im Internet mit solchen Praktiken in Berührung kommen. Mit den Ergebnissen des Europäischen Verbrauchergipfels 2013 im Hinterkopf prüft die Kommission derzeit, wie sich die Durchsetzung der Vorschriften über die wirtschaftlichen Verbraucherrechte verschärfen ließe. Im Rahmen der Überarbeitung der entsprechenden Verordnung wird es im September 2013 eine öffentliche Konsultation zur Erhöhung der Wirksamkeit der Zusammenarbeit der nationalen Behörden geben. 2 Kenntnisstand bezüglich der Verbraucherrechte weiterhin besorgniserregend niedrig Sieben von zehn Verbrauchern wissen nicht, wie sie vorgehen müssen, wenn sie nichtbestellte Produkte erhalten, und nicht einmal ein Drittel der Einzelhändler kennt das Gesetz, das regelt, wie lange Verbraucher schadhafte Produkte zur Reparatur zurückgeben dürfen. Um die Verbraucherbildung von Jugendlichen zu verbessern, hat die Kommission den Consumer Classroom entwickelt, eine interaktive Website für Lehrkräfte. Im Rahmen des Europäischen Jahres der Bürgerinnen und Bürger wird es außerdem eine EUweite Verbraucherrechtekampagne geben, die sich an Verbraucher und an Unternehmen richtet. Ferner wird die Kommission in bestimmten Verbrauchermärkten eine Untersuchung über Garantien durchführen, um zu prüfen, ob das EU-Recht in der gesamten EU einheitlich angewandt wird. Umweltbewussteres Kaufverhalten Vier von zehn Verbrauchern sagen, dass die Ökobilanz einer Ware oder einer Dienstleistung ihre Kaufentscheidungen beeinflusst. Zu den Gründen dafür, nicht umweltorientiert einzukaufen, zählen das Fehlen entsprechender Informationen, höhere Preise und mangelndes Vertrauen in die Umweltangaben. Die Kommission berät gegenwärtig mit den betroffenen Kreisen darüber, wie den Verbrauchern dabei geholfen werden kann, umweltbewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Sie hat die Erstellung eines Berichts von Interessenträgern unterstützt, der gezielte Empfehlungen zu den Umweltangaben enthält. Hintergrund Das Verbraucherbarometer ist ein regelmäßiger Bericht über die Integration des EUBinnenmarktes im Einzelhandel aus Verbrauchersicht und über die Qualität des Verbraucherumfelds in den einzelnen Ländern. Die Länderberichte im Anhang des Barometers enthalten zu jedem Land detaillierte Verbraucherstatistiken. Die Barometerdaten werden von den nationalen Behörden und von Verbraucherorganisationen für die Gestaltung und Bewertung ihrer eigenen Maßnahmen genutzt. Neben den 27 Mitgliedstaaten sowie Island und Norwegen ist im diesjährigen Barometer erstmals auch Kroatien berücksichtigt. Eine weitere Neuerung ist die vom Europäischen Parlament geforderte Aufschlüsselung der Daten nach sozio-demografischen Kriterien. Weitere Informationen Das Verbraucherbarometer in voller Länge Homepage des Kommissars für Verbraucherpolitik Neven Mimica Twitter: @EU_Consumer @NevenMimicaEU Kontakt: David Hudson (+32 229 68335) 3