BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL Unterlagen zum Vortrag und Workshop am 24./25.9.2001 GRUNDLAGEN, LEHRINHALTE UND DIDAKTIK IN DEN BIOTECHNOLOGISCHEN LABORÜBUNGEN von Dr. Gudrun Nagl Definition: Biotechnologie ist die integrierte Anwendung von Natur- und Ingenieurwissenschaften mit dem Ziel, Organismen, Zellen, Teile von Zellen und molekulare Analoge technisch zu nutzen. European Federation of Biotechnology EFB Biotechnologie ist ein Zusammenspiel von Biologie, Chemie und Technik; keine neue Wissenschaft, sondern ein Arbeitsgebiet mit speziellen Möglichkeiten und Zielsetzungen. Traditionelle Arbeitsgebiete der Biotechnologie: Technische Mikrobiologie Technische Biochemie Bioverfahrenstechnik: Verfahrenstechnische Aspekte von Biotechnologie und Biochemie; Analyse, Beschreibung und Entwicklung der einzelnen Verfahrensschritte bei Produktions- und Entsorgungsprozessen mit MO, Zellkulturen und Enzymen industrielle Mikrobiologie Angewandte Mikrobiologie Lebensmittel-Mikrobiologie, Landwirtschaftliche M., Abwasserund Gewässerm., Medizinische M., Hygiene Bildungs- und Lehraufgabe: Der Schüler soll elementare mikrobiologische Arbeitsmethoden selbstständig durchführen können. die hygienische Unbedenklichkeit von Lebensmitteln und daraus abgeleiteten Erzeugnissen in allen Produktions- und Vermarktungsstufen beurteilen können. aufbauend auf den Kenntnissen der Biologie und Chemie den interdisziplinären Charakter der Biotechnologie kennen lernen. die Ergebnisse seiner Untersuchungen interpretieren können. sich seiner Verantwortung für die menschliche Gesundheit bewusst sein. Lehrstoff im 3. Jahrgang mit 2 Wochenstunden: Einführung in die mikrobiologische Arbeit: Mikrobiologische Präparate, Mikroskopieren, Konzentrationsbestimmungen, Keimgruppennachweise Nachweis und Kultivierung: Isolierung, Identifizierung, Verdünnungsreihen, Stammerhaltung, Kultivierung, Produktion Kontrollmethodik der Personal- und Betriebshygiene Biotechnologische Analytik und Verfahren: Hemmstoffe, Wuchsstoffe, Stoffwechselprodukte, Gel-Elektrophorese, Fermentationen 1 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL Begriffe und Definition des aseptischen Arbeitens: Steril: frei von vermehrungsfähigen Mikroorganismen jeglicher Art (Phagen, Viren, Sporen miteinbezogen) Aseptisch: arbeiten unter Bedingungen, die Fremdorganismen ausschalten Infektion: ein pathologischer Begriff: Anwesenheit bzw. Parasitierung von einem Organismus durch einen anderen Organismus Kontamination: Anwesenheit von Fremdorganismen Desinfektion: weitgehende Abtötung von Mikroorganismen auf Oberflächen Dekontamination: weitgehende Abtötung von Mikroorganismen in Nährmedien Keim: vermehrungsfähiger Mikroorganismus Mikrobiologische Präparate: Methylenblau-Färbung Tusche-Färbung Gram-Färbung Konservieren von Reinkulturen Agarschrägkultur Einfrieren von Kulturen bei –80°C Microbank KULTIVIERUNG VON MIKROORGANISMEN Obligat (=strikt) aerob: Mikroorganismen, die Sauerstoff zum Wachstum brauchen. Obligat anaerob: Mikroorganismen, die durch Sauerstoff im Wachstum gehemmt werden. Fakultativ anaerob bzw. fakultativ aerob: Mikroorganismen, die sowohl unter aeroben als auch anaeroben Bedingungen gedeihen. Bouillonkulturen Agarstrich- / Stichkultur Kultivierung auf Agarplatten (Austrich, Fraktionierter Ausstrich) Koch`sches Plattenverfahren Spatel-Verfahren Petrifilm-Methode MPN- Technik / Titer 2 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL 1. Koch'sches Plattenverfahren Prinzip: Dieses Verfahren basiert auf der Annahme, daß aus 1 Keim durch die Bebrütung eine Kolonie entsteht (es kann aber auch aus einer Keimgruppe eine Kolonie entstehen KbE), die mit freiem Auge sichtbar ist. Um die Keimzahl erfassen zu können, bzw. zu sog. "auszählbaren" Platten zu kommen, muß die Probe entsprechend verdünnt werden. Ist die Probe fest oder pastös, muß diese zuerst mit einer bestimmten Menge Verdünnungslösung aufgelöst oder aufgeschwemmt werden. Herstellen der Verdünnungsreihe für das Plattengießverfahren nach KOCH: Die Erstverdünnung (Ausgangssuspension) wird aus dem Probenmaterial und der 9-fachen Menge einer Verdünnungslösung hergestellt, indem man 1:10 Verdünnungen anlegt (im Routineverfahren sind 1: 100-Verdünnungen gestattet), dabei wird die Probe sorgfältig gemischt (25mal stürzen) und eine Verdünnung 1 : 10 mit einer ¼ starken Ringerlösung hergestellt. Plattengießen: Vor dem Plattengießen muß der Agar (in Eprouvetten oder Kölbchen) vollständig aufgeschmolzen werden (30 Minuten im Dampftopf) und im Wasserbad auf ca. 47°C abgekühlt werden. Bei Entnahme eines Röhrchens aus dem Wasserbad ist das außen anhaftende Wasser zur Vermeidung von Kontaminationen mit einem Tuch abzuwischen und der Rand der Eprouvette ist vor dem Ausgießen in die Petrischale abzuflammen. Beschriften der Platten: Datum, Probennummer, Name, V und was wurde untersucht Mischen des Nährbodens mit der Probe: (Hiefür gibt es eine Standardvorschrift) Im Routinebetrieb genügt es, sofort nach dem Eingießen des Agars die Platten in kreisende oder 8-schleifenförmige Bewegung zu versetzen und so eine Durchmischung zu erreichen. Zwischen dem Herstellen der Verdünnungsreihe und dem Ausgießen des Agars sollten maximal 15 Minuten verstreichen. 1 ml Milch 1 ml 1 ml 9 ml 9 ml 9 ml 10 -1 10 -2 10 -3 10 0 1 ml 1 ml V0 V1 1 ml 1 ml V2 V3 3 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL Bebrüten der Petrischalen: Nach dem Erstarren des Nährbodens werden die umgedrehten Petrischalen (mit dem Boden nach oben) bei verschiedenen Temperaturen, abhängig von der optimalen Wachstumstemperatur der Organismen, bebrütet. Gelatineplatten dürfen nicht umgedreht werden, da hier die Verflüssigung der Gelatine geprüft wird. Auswertung der Platten: Zählen der Kolonien: Unter Zuhilfenahme eines Plattenzählgerätes wird jede Kolonie markiert und gleichzeitig ein Zählwerk betätigt. Platten, die weniger als 10 Kolonien und mehr als 300 Kolonien aufweisen, werden ausgeschieden ("auszählbare" Platte: 10 bis 300 Kolonien – GKZ). Zuviele Keime auf der Platte hemmen sich gegenseitig im Wachstum, weiters wird der Zählfehler und somit der mathematische Fehler zu groß. "Laufkolonien" und "pin point"-Kolonien werden jeweils als eine Kolonie gezählt. Platten, die mehr als ein Viertel von Laufkolonien bedeckt sind, werden verworfen. Berechnung des Keimgehaltes: Die Keimzahl wird immer auf 1 ml (bei flüssigen Produkten) bzw. 1 g (bei festen Produkten) der Probe bezogen. Die Berechnung des Keimgehaltes erfolgt mit dem gewogenen arithmetischen Mittel, d. h. die Summe aller ausgezählten Kolonien wird dividiert durch die Summe der untersuchten. Berechnung des Ergebnisses erfolgt nach der Formel: c -------------------------- x d = KBE/ml bzw. g (1 x n1 + 0,1 x n2) c = Summe aller ausgezählten Kolonien n1 = Zahl der Platten der 1. Verdünnungsstufe n2 = Zahl der Platten der 2. Verdünnungsstufe d = Verdünnungsstufe der ersten ausgezählten Platte(n) n = ausgezählten Platten 2. Spatel-Verfahren Von der Probe bzw. den Verdünnungen werden 0,1 ml auf der Oberfläche eines festen Nährbodens ausgespatelt. Das Verfahren ist anwendbar bei der Untersuchung aller Lebensmittel. Teilmengen von etwa 15 ml des geschmolzenen Nährbodens werden in sterile Petrischalen überführt und zum Verfestigen stehengelassen. Platten, die vorher hergestellt wurden, sollten nicht länger als 4 Std. bei Raumtemperatur oder einen Tag bei 5 °C aufbewahrt werden. Wenn die Platten gegen Austrocknung geschützt sind, können sie bei einer Aufbewahrung bei 5 °C bis zu 7 Tagen verwendet werden. Unmittelbar vor der Verwendung werden die Platten mit der Agaroberfläche nach unten, schräg auf dem abgenommenen Deckel liegend, in einem Brutschrank ca. 30 min. bei 50 °C getrocknet. Beginnend bei der höchsten Verdünnung werden 0,1 ml auf die Agarplatten geben. Mit einem sterilen Drigalski-Spatel wird die Menge gleichmäßig unter kreisenden Bewegungen verteilt. Für jede Platte ist ein steriler Spatel zu verwenden. Die Platten werden mit dem Boden nach oben bei der für die nachzuweisenden Mikroorganismen erforderlichen Temperatur und Zeit bebrütet. 4 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL 3. Petrifilm-Methode Die Petrifilmmethode ist eine Abart des Koch’schen Plattenverfahrens; anstelle von Petrischalen werden vorgefertigte Scheiben benutzt, die den betreffenden Agar in teilentwässerten Zustand enthalten. Auf jede Agarscheibe wird 1 ml Probelösung aufgebracht und der Agar quillt auf. Mit Hilfe eines Stempels wird das Deckblatt auf das Agar-Areal gedrückt. Der Petrifilm kann bebrütet werden. Vorteil: Fertigmedium (kein Nährbodenkochen mehr!) geringer Platzbedarf im Brutschrank (es können bis zu 20 Petrifilme übereinandergestapelt werden) Nachteil: hohe Materialkosten. 4. Ermittlung der höchstwahrscheinlichen Keimzahl - Most probable number (MPN) a) Für die Ermittlung einer MPN müssen Röhrchen über einen weiten Bereich (mindestens drei aufeinander folgende Verdünnungsstufen) beimpft werden. Für jede Verdünnungsstufe sind mindestens zwei, überlicherweise drei Parallelröhrchen notwendig. Die Verdünnungsreihe wird nach demselben Prinzip, wie bei Koch'schen Plattenverfahren beschrieben, durchgeführt. b) Die beimpften Röhrchen werden bei der jeweils festgesetzten Zeit bei der vorgegebener Temperatur bebrütet. c) Die bebrüteten Röhrchen werden hinsichtlich des Auftretens eines positiven Ergebnisses beurteilt (z.B. Gasbildung im Durhamröhrchen, Schwarzfärbung, Farbumschlag u.a.) und die Anzahl der positiven Ergebnisse für jede Verdünnungsstufe festgestellt. Es gibt nur positiv-negativ-Ergebnisse! d) Ermittlung der Indexziffer (Stichzahl): Die Indexziffer beschreibt den Bereich der "Grenzverdünnung", also den Bereich, in dem die Probemengen sowohl Keime enthalten oder auch nicht enthalten. (Probemengen, die soviele Keime enthalten, daß auf jeden Fall ein positives Ergebnis nach der Bebrütung auftritt oder Probemengen, die keine Keime mehr enthalten und daher auf jeden Fall negative Reaktionen ergeben, sind für die Bildung der Indexziffer nicht brauchbar). Aus den aus drei aufeinanderfolgenden Verdünnungsstufen erhaltenen Ergebnisse wird die Indexziffer gebildet. Nach Möglichkeit sollen dazu die drei Verdünnungsstufen, die noch positive Ergebnisse zeigen, herangezogen werden. Enthält die Verdünnungsreihe keine drei Verdünnungsstufen mit positiven Ergebnissen, so dürfen auch Verdünnungsstufen mit negativen Ergebnissen zur Bildung der Indexziffer herangezogen werden. e) Berechnung der Keimzahl: Aus der MPN-Tabelle für dreifachen Ansatz wird die zur Indexziffer gehörige wahrscheinliche Anzahl entnommen. Diese bezieht sich auf die niedrigste Verdünnungsstufe, die zur Bildung der Indexziffer herangezogen wurde. Die Keimzahl je ml bzw. g Probe wird durch Multiplikation der Keimzahl mit dem Verdünnungsfaktor errechnet. 5 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL Sind sämtliche angelegten Verdünnungsstufen negativ (Indexziffer 000), so ist die Keimzahl kleiner als das 0,3 fache der niedrigsten vorhandenen Verdünnungsstufe. Sind sämtliche Ansätze positiv (Indexziffer 333), so ist die Keimzahl größer als das 110fache der niedrigsten zur Bewertung herangezogenen Verdünnungsstufe. Die Vertrauensgrenzen berücksichtigen ausschließlich die zufällige Streuung der Ergebnisse. Andere Variationsquellen, wie z.B. Fehler beim Ansatz der Proben, gehen damit nicht in die MPN-Schätzung ein. Um derartige Einflüsse erkennen zu können, wurden die Röhrchenkombinationen nach der Wahrscheinlichkeit ihres Vorkommens in Kategorien eingeteilt. Der Anwender kann seine Arbeitsweise kontrollieren, indem er überprüft, wie häufig die unwahrscheinlichen Kategorien 2 und 3 im Material vorkommen. Durchführung: 1 ml 1 ml 1 ml V1 Probe 1 ml V2 1 ml V3 1 ml V0 Beispiel: 1 2 3 4 5 Vo 3 3 2 3 2 V1 3 3 2 3 2 1 ml 1 ml 1 ml V1 V2 V3 Anzahl der positiven Röhrchen V2 V3 V4 1 0 2 0 3 0 1 1 0 0 0 0 1 0 0 Kategorie 1: Sehr wahrscheinliche Auftretens insgesamt 95%. Röhrchenkombination. MPN V5 0 0 0 0 0 1 x 102 2,4 x 102 7,4 x 101 2,4 x 101 2,1 Wahrscheinlichkeit des 6 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL Kategorie 2: Weniger wahrscheinliche Röhrchenkombination. Wahrscheinlichkeit des Auftretens maximal 5%. Kategorie 3: Sehr wenig wahrscheinliche Röhrchenkombination. Wahrscheinlichkeit des Auftretens maximal 1%. Röhrchenkombinationen, die nach der Wahrscheinlichkeit ihres Vorkommens noch unterhalb der Grenze der Kategorie 3 liegen, sind in der Tabelle nicht enthalten. 5. Titer-Verfahren Das Titerverfahren ist eine Abart des MPN-Verfahrens, wobei nur 1 Verdünnungsstufe angelegt wird. Es wird meist dann angewendet, wenn man nur „Negativ-Positiv“-Ergebnisse benötigt (Presence-Absence-Tests). Für Titeransätze gibt es ebenfalls Tabellen, aus welchen man die wahrscheinliche Keimzahl ablesen kann (verschiedene Tabellen je nach Anzahl der Parallelröhrchen). BEISPIELE: 1. BESTIMMUNG DER GESAMTKEIMZAHL IN ROHMILCH: Prinzip der Methode: Es werden alle Mikroorganismen (Bakterien, Hefen und Schimmelpilze) gezählt, die unter den Bebrütungsbedingungen anwachsen. Es werden in erster Linie aerobe und fakultative anaerobe mesophile Keime erfaßt. Anlegen einer Verdünnungsreihe (1:10) Herstellung von Gussplatten: 2 Platten pro Verdünnungsstufe Kulturmedium: Plate-Count-Agar mit Magermilchzusatz (12-15 ml) Bebrütung: aerob bei 30°C +/- 1°C; 72+/- 2 Stunden Nur Platten auswerten, die mit 10 - 300 Kolonien besetzt sind. Die Berechnung des Ergebnisses erfolgt nach der Formel. Zur Unterscheidung von Säurebildnern und Nichtsäurebildnern wird Chinablau-Laktose-Agar herangezogen. Das Chinablau dient als pH-Indikator um laktosevergärende von nichtlaktosevergärenden Mikroorganismen zu unterscheiden. Säurebildner: blaue Kolonien oder Kolonien mit blauem Rand Nicht-Säurebildner: weiße Kolonien 2. BESTIMMUNG DER COLIFORMEN KEIME IN ROHMILCH: Bedeutung der Coliformen Keime: technologische Bedeutung bei innerbetrieblichen Untersuchungen und Qualitätskontrollen (Erfolg bei Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen) bes. Bedeutung bei allen Produktuntersuchungen (Rekontaminationsflora besteht nicht nur aus Coliformen) Schadkeim (z.T. pathogen, Toxinbildner und Bildung von biogenen Aminen oder Fehllochung bei Käse) Zur Beurteilung der hygienischen Beschaffenheit – Hygieneindikator 7 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN Nährmedium: Methode: Bebrütung: Auswertung: SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL VRBL-Agar (15ml) Plattengussverfahren mit Overlayer. Die erstarrten Agarplatten werden mit ca. 4 ml VRB-Agar überschichtet, um anaerobe Bedingungen zu erhalten. 24+/- 2 h bei 30 °C 10 – 150 Kolonien/Platte, rote Kolonien mit/ohne rötl. Präzipitathof 3. BEISPIEL: UNTERSUCHUNG VON NICHT AUFBEREITETEM TRINKWASSER Kriterium Grenzwerte Gesamtkeimzahl bei 22°C 100/ml Gesamtkeimzahl bei 37°C 20/ml Coliforme Negativ/100ml E. coli Negativ/100ml Enterokokken Negativ/100ml NACHWEIS VON HEMMSTOFFEN IN MILCH Im weitesten Sinn versteht man unter Hemmstoffen Substanzen mit antimikrobieller Wirkung. Wenn aber von "Hemmstoffnachweis" gesprochen wird, meint man im allgemeinen den Nachweis von Antibiotika, speziell von Penicillin. 1. Agardiffusionsverfahren -Beispiel: Papierscheibchenmethode nach Galesloot Testkeim: Bac. stearothermophilus Die Nachweisgrenze dieser Methode liegt bei 0,0025 IE/ml. 2. Brillantschwarz-Reduktionstest (BR-Test) §35 LMBG 01.0042-52(EG) Kap. VIII Testkeim: Bac. stearothermophilus var. calidolactis mit Brillantschwarz als Redox-Indikator 3. Joghurt-Test nach FRANK Die Milchprobe wird durch Erhitzen keimarm gemacht, mit Joghurt, Methylenblau und einem Wuchsfaktor für Streptococcus thermophilus versetzt und bebrütet. Die Reduktion des Methylenblaus wird als Maß für eventuell in der Milch vorhandene Hemmstoffe gewertet. Die Nachweisgrenze dieser Methode liegt bei 0,01 IE/ml 4. Penzymtest Der Penzymtest ist ein enzymatischer Farbschnelltest zum Nachweis von ß-LaktamAntibiotika (z.B. Penicillin). Die Nachweisgrenze dieser Methode liegt bei ca 0,017 IU/ml. Der Test dauert ca. 20 Minuten. 8 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL 5. Charm-Test Der Charmtest ist ein sogenannter mikrobieller Rezeptortest. Die Nachweisgrenze dieser Methode liegt bei 3-4 ppb Penicillin. 6. Nachweis von Antibiotika mittels ELISA Immunologischer Test; Antigen = Antibiotikum METHODEN DER KEIMZAHLBESTIMMUNG VON OBERFLÄCHEN, GEBINDEN UND LUFT Abklatschverfahren: Abklatsch mit Schwämmen Rodac-Platten Bacto-Strip-Streifen Agaroid-Stangen Abschwemmverfahren Abstrichverfahren Überschichtungsverfahren Bestimmung der Luftkeimzahl Obwohl die Luft als Kontaminationsträger häufig überschätzt wird, ist es trotzdem ratsam, die Luftkeimzahl besonders in Räumen mit unverpackten Roh- und Fertigwaren regelmäßig zu überprüfen. Dabei können unter Umständen nicht nur Keimmengen, sondern auch die vorhandenen Keimarten von Interesse sein. In der Praxis beschränkt man sich im allgemeinen auf den Nachweis koloniebildender Einheiten von Bakterien und Pilzen. Dabei bedient man sich folgender Methoden: - Sedimentationsverfahren - Gelatine-Membranfilter-Verfahren - Impingment-Verfahren - Impaction-Verfahren 9 BIOTECHNOLOGISCHE LABORÜBUNGEN SEPTEMBER 2001 DIPL.ING. DR. GUDRUN NAGL MATERIALAUFWENDUNGEN - UND BESCHAFFUNG, DIDAKTIK IN DEN ÜBUNGEN Inhalt und Abfolge der Übungseinheiten: Laborordnung – Einführung in die Laborbegebenheiten Definition von mikrobiologischem - aseptischem Arbeiten Mikroskop – mikroskopische Präparate Nährmedienbereitung – Sterilisationstechnik Verfahren zur Züchtung von Mikroorganismen Bouillonkulturen Agarstrich-, Agarstichkulturen Kultivierung auf Agarplatten Koch`sches Plattenguss-Verfahren Spatel-Verfahren Petrifilm-Methode Most probable number MPN-Technik Titer-Verfahren Schüttelkulturen Nachweismethoden gleich an verschiedenen Lebensmitteln Rohmilch; Wasser, Eis, Käse, Wurst Personal- und Betriebshygiene Hemmstoffe Identifizierung – API, VIDAS.... Stoffwechselprodukte – Essigsäureproduktion im Schüttelkolben Gel-Elektrophorese - Einsatzbereiche Bücher: - Jürgen Baumgart, Mikrobiologische Untersuchungen von Lebensmittel. Behr´s Verlag Losblattsammlung Behr´s Verlag: Grundlagen, Milch und Milchprodukte, Fleisch und Fleischerzeugnisse, Getränke, pflanzliche Lebensmittel, Hygiene Management, HACCP in der Praxis R. Näveke & K. Tepper, Einführung in die mikrobiologischen Arbeitsmethoden mit Praktikumsaufgaben. Gustav Fischer Verlag R. Süßmuth, Biochemisch-mikrobiologisches Praktikum. Thieme Verlag H. G. Schlegel, Allgemeine Mikrobiologie. Thieme Verlag Bergey`s, Manual of Determinative Bakteriology, Williams-Wilkins Comp., Baltimore 10