Anleitung zum Aufstellen von Funktionsgleichungen Funktionsgleichungen von Funktionen, von denen nur bestimmte Eigenschaften bekannt sind, können durch das Lösen von Gleichungssystemen bestimmt werden. Dazu müssen aus dem Text die verschiedenen Angaben erst in Gleichungen umgeschrieben werden, welche dann als System gelöst werden müssen. Beispiel (1): Der Graph einer Funktion dritten Grades berührt im Punkt P(0/0) die x-Achse. Die Tangente im Punkt Q(-3/0) ist parallel zur Geraden g(x) = 6x. Bestimme den Funktionsterm! allgemeine Funktion dritten Grades aufstellen: f(x) = ax3 + bx2 + cx + d (evtl. darauf achten, ob eine Symmetrie gegeben ist: soll eine Funktion mit ungeraden Grad punktsymmetrisch sein, so fallen automatisch die geraden Potenzen raus, z.B. f(x) = ax3+ bx, so dass die Funktion nur noch ungerade Potenzen ohne Konstante enthält. Bei geradem Grad wird analog vorgegangen.) Bei Funktionen dritten Grades werden vier Gleichungen zum eindeutigen Lösen eines Gleichungssystems benötigt, bei Funktionen vierten Grades werden fünf Gleichungen benötigt, usw. Hier suchen wir also vier Gleichungen Als nächstes wird meistens die 1. Ableitung benötigt, manchmal auch noch die zweite Ableitung, d.h. der allgemeine Funktionsterm muss abgeleitet werden. In unserem Beispiel wird nur die erste Ableitung benötigt: f’(x) = 3ax2 + 2bx + c Jetzt können die weiteren Angaben verarbeitet werden: Wenn der Graph einer Funktion die x-Achse berührt, so liegt dort ein Extremum (HoP oder TiP) vor. Es müssen also die entsprechenden x- und y-Koordinaten in die richtigen allgemeinen Funktionsterme eingesetzt werden. Berührpunkt P, also Extremum: (1) f ’(0) = 0 : x = 0 in f ’(x) einsetzen mit der Extremwertbedingung f ’(x) = 0 Koordinaten des Extremums P(0/0): (2) f(0) = 0 : x = 0 und y = 0 in f(x) = y einsetzen Tangente in Q(−3/0) ist parallel zur Geraden mit g(x) = 6x, d.h. die Steigung m der Tangente an die Funktion in Q beträgt m = 6 Koordinaten von Q in f(x) = y einsetzen: (3) f(−3) = 0 Steigung in x = −3 beträgt m = 6: (4) f ’(−3) = 6 Zusammenfassung: Das ganze Problem läuft jetzt auf das Lösen zweier Gleichungen mit zwei unbekannten hinaus. Für das Lösen von Gleichungssystemen können jetzt die in der 11.Klasse erlernten Methoden angewendet werden. 2 z.B. Additionsverfahren: 3b = 6 b = 2 in −27a + 9b = 0 eingesetzt: a = 3 2 f(x) = x3 + 2x2 3 (1) f ’(0) = 0: c = 0 (2) f(0) = 0: d = 0 (3) f(−3) =0: −27a + 9b − 3c + d = 0: −27a + 9b = 0 (c,d = 0) (4) f ’(−3) = 6: 27a + 6b + c = 6 : 27a − 6b = 6 (c = 0) Beispiel (2): Der Graph eines Polynoms 3.Grades geht durch den Punkt P(0/11). Seine Tangente im Wendepunkt WP(1/2) ist parallel zur Geraden g(x) = –12x. Wie lautet die Funktion? Polynom dritten Grades: f(x) = ax3 + bx2 + cx + d f’(x) = 3ax2 + 2bx +c f’’(x) = 6ax + 2b Punkt P(0/11) : Wendepunkt WP(1/2) und WP Bedingung parallel zu g: (1) f(0) = 11: (2) f(1) = 0: (3) f ’’(1) = 0: (4) f ’(1) = −12: (2) a + b + c = −9 (3) 6a + 2b =0 (4) 3a + 2b + c = −12 Additionsverfahren: (4) − (2) = (2)* : 2a + b = −3 (3): 6a + 2b = 0 (3) − 2∙(2)*: 2a = 6 a = 3 in (3) b = −9 a, b in (2) c = −3 d = 11 aus (1) f(x) = 3x3 − 9x2 − 3x + 11 d = 11 a + b + c + 11 = 2 , da d = 11 (aus (1)) 6a + 2b = 0 3a + 2b + c = −12