17. IZZ-presseforum am 1. Juli 2011 in Heidelberg, Ort: UniversitätsKlinikum Heidelberg, Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400, 69120 He idelberg Kiefernekrosen im Rahmen der Bisphosphonattherapie Bedeutung für die zahnärztliche Behandlung (Es gilt das gesprochene Wort) Dr. Christian Mertens Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie D:\68624353.doc/1 – Bisphosphonate werden seit über 20 Jahren erfolgreich bei multiplem Myelom, bei ossärer Metastasierung solider Tumoren (metastasiertes Mamma- bzw. Prostata-Karzinom und andere maligne Tumoren), aber auch bei Osteoporose und anderen Knochenstoffwechselstörungen eingesetzt. Bisphosphonate werden intravenös oder oral verabreicht. 2003 erschienen erstmals Fallberichte über Kiefernekrosen (Bisphosphonate-Related Osseonecrosis of the Jaw; BRONJ), unter Bisphosphonat-Medikation (Carter & Goss 2003, Marx 2003, Migliorati 2003). Bei den erfassten Patienten mit meist onkologischen Grunderkrankungen waren häufig zahnärztliche oder kieferchirurgische Maßnahmen der BRONJ vorausgegangen. In einer aktuellen Literaturübersicht (Abu-Id et al. 2006) über 422 betroffene Patienten war die Osteonekrose nach einer Zahnentfernung oder einer sonstigen chirurgischen Maßnahme in der Mundhöhle eingetreten. Klinisch stellt sich BRONJ als langfristig freiliegender Knochen ohne Tendenz zur Sekundärheilung dar. Oft können persistierende Alveolen ohne knöcherne Durchbauung noch Monate nach Zahnentfernung sichtbar sein. Sekundäre Infektionen und ausgeprägter Foeter ex ore sind ebenfalls häufig. Weiterführende diagnostische Maßnahmen wie CT, MRT oder eine szintigraphische Untersuchung sollten in einer Fachklinik angefertigt werden. Insgesamt verdichtet sich anhand von Fallsammlungen der Eindruck, dass ein relevantes Risiko für eine BRONJ bei Patienten besteht, die wegen einer malignen Grunderkrankung über einen längeren Zeitraum eine intravenöse Bisphosphonat-Medikation in hoher Dosis erhalten. Wenn auch die Pathogenese noch unklar ist, bestehen dennoch Hinweise auf ein multifaktorielles Geschehen. Die Kombination von Bisphophonat-Medikation mit dentogenen Infektionen, Weichteil-Knochen-Wunden (Zustand nach Extraktionen, chirurgischen Eingriffen, spontanen Zahnverlusten, Druckstellen, Mikrotrauma) stellen potentielle Kofaktoren dar. Aber auch Bestrahlung in der Kopf-Hals-Region, systemische Chemotherapie, immunsuppressive Therapie und/oder CortisonLangzeittherapie können das Risiko einer BRONJ erhöhen. Das individuelle Risikoprofil wird neben den genannten Kofaktoren nachhaltig durch Applikations-Art (i.v. versus oral), Dosis, Therapiedauer und BP-Typ beeinflusst (Bamias et al. 2005). Da die Therapie einer bereits existenten BRONJ sich häufig problematisch darstellt, sind Prävention und Früherkennung von großer Bedeutung. Die Erhebung eines ausführlichen Zahnstatus und die Sanierung aller potentiell infektiösen Herde (Parodontalzustand, apikale Osteolysen, Druckstellen) im Bereich der Mundhöhle vor Beginn der Bisphosphonat-Therapie (insbesondere bei intravenösen Hochrisikopatienten) sind als sinnvolle Prophylaxe zu betrachten und könnten das Risiko einer BRONJ im Rahmen eines regelmäßigen Betreuungskonzepts deutlich verringern. D:\68624353.doc/2 Lebenslauf Dr. Christian Mertens Fachzahnarzt für Oralchirurgie 1996-2001 2002 2002-2004 seit 2004 seit 2005 seit 2006 D:\68624353.doc/3 Studium der Zahnmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Promotion an der Rheinischen FriedrichWilhelms-Universität Bonn Beginn der oralchirurgischen Weiterbildung in oralchirurgischer Praxis Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik und Poliklinik für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für MundKiefer- und Gesichtschirurgie Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie