Zustandsdiagnostik des Neugeborenen: [engl.: neonatal assessment]: Erfassung des Zustands des Neugeb. unmittelbar nach der Geburt v. a. mittels APGAR-Schema, Saling-Schema u. Beurteilung der Reifezeichen des Neugeborenen. Reifezeichen des Neugeborenen [engl.: neonatal maturity signs]: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Körperlänge mind. 48 cm Körpergewicht mind. 2500 g Schulterumfang größer als Kopfumfang (Frank-Zeichen) rel. Kopfhöhe 25 cm (Stratz) rel. Brustumfang 33-35 cm (von Jaschke) subkutane Fettpolster prall guter Hautturgor Farbe rosig (nicht rot!) Kopfhaare mind. 2 cm lang Lanugobehaarung nur noch an Schultern, Oberarmen u. oberem Rücken Nägel bedecken od. überragen die Fingerkuppen große Labien bedecken die kleinen Hoden im Skrotum Nasen- u. Ohrenknorpel fest Ein typisches Überreifezeichen sind Waschfrauenhände. APGAR-Schema/Score: Bez. heute als Abk. für Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen, Reflexe; Punkteschema für die Zustandsdiagnostik des Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt; der sog. APGAR-Index wird 1, 5 u. 10 Min. nach der Geburt bestimmt; optimal: 9-10 Punkte pro Erhebungszeit; <7 Punkte: Depressionszustand des Neugeborenen [distress syndrome of the newborn; allg. Bez. für den Zustand eines Neugeborenen, das nach der Geburt eine herabgesetzte od. fehlende Atmung, Beeinträchtigung des Kreislaufs od. Störungen des ZNS aufweist.]; bei Frühgeb. nur eingeschränkt verwendbar; ohne Korrelation zur späteren neurol. Entwicklung; APGAR-Schema BeurteilungsKriterium Atembewegungen Puls Grundtonus (Muskeltonus) Aussehen (Kolorit) Reflexerregbarkeit Bewertung 0 Punkte keine nicht wahrnehmbar schlaff blau, blass keine Reaktion 1 Punkt flach, unregelmäßig langsam (unter 100) wenige Beugungen d. Extremitäten Körper rosa, Extremitäten blau Schrei 2 Punkte gut, Schreien über 100 aktive Bewegung vollständig rosa kräftiger Schrei SALING-Schema/Score: Punkteschema für die Zustandsdiagnostik des Neugeborenen; das sog. Hauptschema dient der Einfachstbeurteilung sofort nach d. Geburt sowie 5 u. 10 min später; das sog. Nebenschema der Befundung wichtiger Adaptationsmerkmale unter Einbeziehung von pHWerten aus dem Nabelschnurblut; damit ist die Differenzierung möglich, ob ein Depressionszustand des Neugeb.durch Hypoxie verursacht ist (bei Hypoxie immer Vorliegen einer Azidose) od. andere Noxen (z. B. Narkotika, op. Eingriffe) eine Rolle spielen. SALING-Schema [Haupt- und Nebenschema] Hauptschema: Beim optimal lebensfrischen Kind 10-12 Punkte Kriterium Beurteilung 2 Pkt. 1 Pkt. 0 Pkt. Nabelschnur prall mittelgradig gefüllt schlaff Hautfarbe am Stamm rosig blau blass Tonus und Bewegungen gut herabgesetzt fehlen Atmung ungestört gestört fehlt Herzschlagfrequenz über 100 unter 100 fehlt Reaktion auf Reize gut herabgesetzt fehlt Nebenschema: Beim optimal lebensfrischen Kind 4 Punkte Kriterium Beurteilung 1 Pkt. 0 Pkt. erster Atemzug innerhalb 20 Sek. später erster Schrei innerhalb 11/4 Min. später regelmäßige Atmung innerhalb 11/2 Min. später Hautrötung innerhalb 11/4 Min. später http://www.8ung.at/prionerl 1 DISCLAIMER ! Fetales Wachstum und Entwicklung Embryonale Entwicklung (bis zur 12. SSW): Anlage der einzelnen Organe abgeschlossen, Durchschnittsmeßwerte des Embryos am Ende der 12. SSW 9 cm Länge und 50 g Körpermasse. Fetale Entwicklung (12. bis 40. SSW): Rapide Größenzunahme des Feten und Differenzierung der Funktionen (Surfactant-Produktion ab 23. SSW, fetales Hämoglobin, Galleproduktion ab 12. SSW, Mekonium ab 16. SSW, ab 26.-28. SSW aktives Saugen des Feten möglich, Moro-Reflex frühestens ab 25. SSW nachweisbar). 20. SSW: Bei vorzeitiger Geburt erste Atmungsversuche, Durchschnittsmeßwerte des Feten 25 cm Länge und 300 g Gewicht. Zwischen der 28. und 40. SSW wird die bis dahin tiefrot gefärbte und gerunzelte Haut durch Zunahme des Fettpolsters blasser und glatter, Abrunden der Körperformen, Verschwinden der Lanugobehaarung, Kopfhaar erreicht eine Länge von 2 bis 3 cm, Nägel verhornen und erreichen die Fingerkuppen, Eintreten der Testes ins Skrotum bei Knaben, bei Mädchen überdecken die großen Labien die kleinen, Nasen- und Ohrknorpel werden fest ("Reifezeichen"). Schwangerschaftsdauer im Mittel 281 Tage p. m. (post menstruationem), d. h. 10 sog. Schwangerschaftsmonate zu je 28 Tagen (Lunarmonate). Schwangerschaftsdauer: (engl.) gestation, duration of pregnancy; Tragezeit; 1. post conceptionem (Abk. p. c.): tatsächliche od. echte Sch.; Zeit von der Konzeption (Empfängnis) bis zum Geburtstermin: 263-273 Tage (durchschnittl. 266 Tage = 38 Wochen = 91/2 Lunarmonate zu 28 Tagen); 2. post menstruationem (p. m.): Zeit vom ersten Tag der letzten Regel bis zum Tag der Geburt, etwa 280 Tage (40 Wochen, 10 Lunarmonate); Naegele-Regel [zur klin. Bestimmung des voraussichtl. Geburtstermins: ausgehend vom 1. Tag der letzten Menstruation* werden 3 Mon. zurück- u. 7 Tage zugerechnet]; Einteilung in 1.-3. Trimenon: 1.-13. SSW, 14.-26. SSW, 27.-39./40. SSW; Abweichungen: 1. zu kurze Sch.: Abort (Frühabort bzw. Spätabort); Frühgeburt; 2. zu lange Sch.: Übertragung. Die perinatale Adaptation mit der plötzl. Übernahme der Plazentafunktion durch die funkt. noch unreifen Organe (Haut, Lungen, Leber, Nieren, Magen, Darm, ZNS) sowie mit der Umstellung des Blutkreislaufs ist v. a. durch folgende physiol. Besonderheiten charakterisiert: physiol. Gewichtsabnahme, die in den ersten 3-5 Lebenstagen bis zu 10 % d. Geburtsgewichts betragen darf; Schwankungen der Körpertemperatur inf. der noch nicht voll funktionsfähigen Wärmeregulation; oberflächl. u. z. T. sogar unregelmäßige Atmung bis zur endgültigen Ausreifung des bulbären Atemzentrums physiol. Icterus neonatorum inf. der funkt. Leberunreife; Ödembereitschaft u. Neigung zur Azidose durch herabgesetzte Leistungsfähigkeit der Nieren; allmähl. Anpassung des Magen-Darm-Trakts (Fassungsvermögen, Verdauungsenzyme, Resorption) an die orale Nahrungsaufnahme; frühkindliche Reflexe durch Fehlen der Großhirn- u. Pyramidenbahnfunktionen als Zeichen der ZNS-Unreife; Neugeborenenglukosurie Komplikationen der Anpassungs- u. Umstellungsvorgänge in der Neugeborenenperiode sind z. B.: Exsikkose, Hyperbilirubinämie des Ngb., Morbus hämorrhagicus neonatorum, Ödeme, Neugeborenentetanie, Ernährungsstörungen des Säuglings. In der Neugeborenenperiode können Nabelerkrankungen auftreten u. Fehlbildungssyndrome erkennbar werden; daneben tritt eine Reihe von Infektionen speziell bei Ngb. auf (Staphylodermien wie Impetigo contagiosa, SSSS, Gonoblennorrhö, Einschlusskonjunktivitis, Herpessepsis des Neugeborenen). http://www.8ung.at/prionerl 2 DISCLAIMER !