Ernährungspyramide Viele Ernährungs-Fachleute nutzen eine Ernährungs-Pyramide, um die empfehlenswerte Zusammensetzung der täglichen Ernährung anschaulich zu machen. Neue Erkenntnisse über die Ernährung können die Empfehlungen verändern, wie eine aktuelle Diskussion in den USA zeigt. Die seit zehn Jahren verwendete Ernährungs-Pyramide gilt heute als fehlerhaft und überholt. Damals führte man Übergewicht und Herzkrankheiten u.a. auf den übermäßigen Fettkonsum zurück. Daraus leitete sich die Empfehlung ab, dass die tägliche Nahrung vorwiegend komplexe Kohlenhydrate enthalten sollte. Bis zu elf Portionen an Brot, Getreidewaren, Reis, Nudeln, Kartoffeln und anderen Stärkeprodukten wurden empfohlen. Fleisch, Fisch, Eier und andere Proteinquellen wurden auf zwei bis drei Portionen täglich beschränkt, und Fette sollten nur selten gegessen werden. Inzwischen zeigte sich, dass die strikte Restriktion von Fetten allein nicht zum erwünschten Rückgang von Übergewicht führt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Harvard-Universität (Cambridge/MA) stellte jetzt eine neue Ernährungs-Pyramide vor. Sie soll die zu einfache Einteilung in gute Kohlenhydrate und schlechte Fette revidieren: Nicht alle Fette und Öle sind schlecht, nicht alle komplexen Kohlenhydrate sind gut. In der neuen Pyramide wird stärker differenziert. Produkte mit vorwiegend raffinierten Kohlenhydraten wie weißer Reis und Weißmehl-Nudeln etc. sollten eher selten verzehrt werden. Sie führen zum rapiden Anstieg der Blutglukose, und damit wird verstärkt Insulin freigesetzt. Das führt schnell zum erneuten Hungergefühl und verführt zu vermehrtem Essen. So kann sich Übergewicht leicht entwickeln. Kohlenhydrate aus Vollkornbrot, braunem Reis, Vollkornnudeln und Haferflocken etc. sollten dagegen häufig gegessen werden. Sie enthalten gesunde Kohlenhydrate sowie viele Mikronähr- und Ballaststoffe. Auch bei den Fetten wird nun unterschieden. Gesättigte Fette sollten ebenso wie Transfette, die bei der Fetthärtung entstehen, weiterhin nur wenig verwendet werden. Sie können zum Anstieg von Cholesterin und zum Risiko von Herzkrankheiten beitragen. Statt Fette aber total einzuschränken, sollten nun ungesättigte Fette bevorzugt werden. Von Fischölen ist bekannt, dass sie zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems beitragen. Empfehlenswert ist auch die Verwendung von Pflanzenölen, etwa Oliven, Raps-, Soja-, Sonnenblumen- und Erdnussöl. Wer regelmäßig reichlich Obst und Gemüse - am besten täglich fünf Portionen - isst und gesunde Fette und Kohlenhydrate verwendet, muss auch nicht mehr strikt wie früher auf den Anteil von Kohlenhydraten und Fetten achten. Beim Fleisch ist Geflügel zu bevorzugen, rotes Fleisch ist reich an gesättigten Fetten und Cholesterin, deshalb sollte es seltener gegessen werden. Fische sind empfehlenswert, sie enthalten die gesunden Omega-3-Fettsäuren. Früher eher mißachtet waren Nüsse. Heute werden sie wegen ihres guten Gehalts an ungesättigten Fettsäuren empfohlen. Alkohol zählt zwar nicht zu den Lebensmitteln, doch seine Kalorien zählen bei jeder Ernährung mit. Alkohol in Maßen ist daher die Devise, wobei der mäßige Genuss von Wein besonders empfehlenswert ist. Rotwein enthält beispielsweise viele sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativen Wirkungen. Nicht zuletzt ist der Griff zu Multi-Nährstoff-Präparaten für die USamerikanischen Wissenschaftler kein Tabu mehr. Sie empfehlen sie den meisten Menschen als Basis zur Sicherung des Bedarfs an Vitaminen und Mineralstoffen. Neben der Ernährung sollte die regelmäßige Körperbewegung und die Gewichtskontrolle nicht vergessen werden. Sie ist die Grundlage der neuen Ernährungs-Pyramide, auf der alle Empfehlungen stehen. Quelle: Walter C. Willett, Meir J. Stampfer, Rebuilding the Food Pyramid. The dietary guide introduced a decade ago has led people astray. Some fats are healthy for the heart, and many carbohydrates clearly are not. In: Scientific American No. 1, 2003.