Respirationstrakt

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XXX
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Krankenbericht
über einen Patienten der XXX, Abteilung Chirurgie Pferd. Die Untersuchung wird am
08.10.2002 durchgeführt.
Anamnese:
Das Pferd „XXX“ wird am 06.10.02 in der Klinik vorgestellt. Das Pferd hat seit dem 05.10.
einen einseitigen eitrigen Nasenausfluss (rechtsseits). Seit dem 06.10 hat sich die
Futteraufnahme deutlich verschlechtert. Die Stute wurde vom Haustierarzt mit einem
dickflüssigen, weißen Medikament behandelt, wobei es sich vermutlich um Penicillin
handelte.
Signalement:
Bei dem untersuchten Tier handelt es sich um „XXX“, eine 18 Jahre alte Trakehner Stute.
Sie ist dunkelbraun und hat auf der Stirn einen großen länglichen Stern. Beide Hinterfüße sind
unregelmäßig halbweiß. Sie misst ein Stockmaß von etwa 1,65m und wiegt etwa 500kg.
Alle ihrer Hufe sind beschlagen. Ein Pferdepass liegt vor.
Klinische Untersuchung:
Allgemeine klinische Untersuchung:
Die Stute stellt sich bei der Untersuchung in aufrechter Haltung vor. Sie erscheint
aufmerksam und belastet alle 4 Gliedmaßen gleichmäßig. Der Ernährungszustand ist mäßig,
der Pflegezustand jedoch gut. Der Entwicklungszustand ist dem Alter des Tieres
entsprechend.
Die Pulsfrequenz misst sich bei 32 Schlägen pro Minute, die Atemfrequenz liegt bei 12/min.
Die Körperinnentemperatur beträgt 37,5°C.
1
Spezielle klinische Untersuchung:
Haare, Haut, Unterhaut:
Die Körperoberfläche ist gleichmäßig warm und wird zu den Akren hin kühler.
Das Haarkleid erscheint dicht geschlossen, anliegend, trocken, fest und glänzend.
Die Haare sind leicht ausziehbar. Das Pferd verfügt über einen typisch angenehmen
Pferdegeruch.
Der Hautturgor ist ggrd. herabgesetzt.
Juckreiz, haarlose Stellen, Hinweise auf Ektoparasiten oder Substanzverlust sind nicht
festzustellen.
Die Haut selbst ist sehr dunkel in der Farbe, recht dünn und verfügt über einen normalen
Fettgehalt.
Schleimhäute:
Die Maulschleimhaut ist blassrosarot, feucht , glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. Die
kapilläre Rückfüllzeit liegt unter 2 Sekunden.
Lymphapparat:
Bei den Lymphondi mandibularis, die laut Eingangsuntersuchung verdickt sein sollen, konnte
jedoch keine Vergrößerung festgestellt werden.
Der Lmphnodus retropharyngealis ist nicht tastbar und demnach nicht vergrößert.
Herz-Kreislaufapparat:
Der Puls ist gleichmäßig mittelkräftig, regelmäßig und mittelgroß. Die Frequenz liegt bei 32
Schläge pro Minute.
Die Jugularvenen lassen sich beidseits leicht anstauen, wobei das Blut zügig wieder abfließt.
Der Herzspitzenstoß ist auf der rechten Seite fühlbar. Regelmäßig und kräftig schlägt das
Herz 32 mal pro Minute. Die Töne sind deutlich voneinander abgesetzt.
Nebengeräusche sind keine zu hören.
Respirationstrakt
Die Atemfrequenz beträgt 12 Züge pro Minute bei costoabdominalen Atemtyp. Die Stute
atmet ruhig und gleichmäßig.
Die Nüstern sind bei der Atmung ggrd. erweitert. Aus dem rechten Nasenloch fließt
tropfenweise eine seromucöse klare, fadenziehende, gelbliche Flüssigkeit ab, die dazu
gehörige Nüster ist mit dunklen Krusten bis zur Oberlippe verschmutz. Die linke Nüster ist
auch verschmutzt, allerdings deutlich geringfügiger. Am Untersuchungstag tritt aus dem
linken Nasenloch keine Flüssigkeit aus. Beide Nasenlöcher sind im übrigen symmetrisch. Bei
der Perkussion der Nasenhöhle und Nasennebenhöhle ist rechtsseits der Schall im Bereich des
Sinus maxillaris ggrd. dumpfer als auf der linken Seite.
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Die Nasenschleimhaut stellt sich etwas gerötet, feucht und glänzend dar mit dunkler
bröckeliger Auflagerung, die sich ohne Substanzverlust ablösen lässt. Bei der Palpation von
Trachea und Kehlkopf sind keine Veränderungen festzustellen. Spontaner Husten lässt sich
nicht auslösen. Die Lungenauskultation ergab keine pathologische Ergebnisse, und die
Lungengrenzen sind nach der Perkussion eindeutig physiologisch. Der Brustkorb ist
symmetrisch.
Digestionsappartat:
Durst ist vorhanden, das Pferd zeigt bei der Tränkeaufnahme keinerlei Schluckbeschwerden.
Der Appetit kann leider nicht beurteilt werden, da die Stute für die morgige Operation am
09.10.02 nüchtern bleiben soll. Die Maulschleimhaut stellt sich blass rosarot, feucht, glatt,
glänzend und ohne Auflagerungen dar. Olfaktorisch lässt sich ein ggrd. Foetor ex ore
feststellen.
Die Schneidezähne weisen eine Winkelstellung auf, typisch und entsprechend des
fortgeschrittenen Alters der Stute.
Auf die Besichtigung der Backenzähne wurde am Untersuchungstag verzichtet, da die Stute
eine ausgeprägte Kopfscheue zeigt und eine genauere Untersuchung ohne Sedation nicht
zulässt.
Das Abdomen ist symmetrisch und es sind kein Umfangsvermehrungen zu sehen. Die
Auskultation aller 4 Quadranten des Abdomens, ergab bei jedem ein 2-faches plus, d.h. die
Peristaltik war vorhanden, deutlich hörbar aber nicht hypermotorisch und es konnten im
Caecumbereich Einspritzgeräusche wahrgenommen werden. Der Kot war normal geformt und
dunkel- ovil-grün.
Auf eine rektale Untersuchung wurde aufgrund der unauffälligen Befunde verzichtet.
Harn- und Geschlechtsapparat:
Während der Untersuchung wird kein Urin abgesetzt. Niere und Harnblase wurden nicht
palpiert. Die Untersuchung der Vaginalschleimhaut war unauffällig, sie ist also blassrosa,
feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerung. Die Labien sind symmetrisch und es ist keine
Umfangsvermehrung zu erkennen. Der Anuskegel ist eingesunken, der Damm etwa 1 ½
Finger breit.
Die Stute befindet sich nicht in der Laktation, demnach sind die Euter zurückgebildet.
Zwischen den beiden Zitzen lassen sich mittlere Mengen schwarzer, übelriechender
Verkrustungen leicht und ohne Substanzverlust ablösen.
Bewegungsapparat:
Im Stand und in Bewegung zeigt die Stute keine Lahmheit. Es sind weder
Umfangsvermehrungen noch Substanzverluste der Muskulatur auffällig; die Gelenke zeigen
adspektorisch und palpatorisch keine Veränderungen.
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Nervensystem und Sinnesorgane:
Das Pferd nimmt aufmerksam an der Umgebung teil. Es besteht kein Hinweis auf eine
Motilitäts- oder Verhaltensstörung. Die Oberflächensensibilität ist erhalten. Perle reagiert auf
optische und akustische Reize. Lid-, Pupillar- und Analreflex sind ungestört.
Die Konjunktiven sind blassrosa und feucht, die Episkleralgefäße sind fein gezeichnet.
Weiterführende Untersuchungen:
1.
Physikalische Untersuchungen:
Röntgen Kopf:
Auf der latero-lateralen Aufnahme sind die knöchernen Begrenzungen unauffällig.
Ab der Mitte des vierten rechten Oberkieferbackenzahns nach kaudal führend, ist die
Kaufläche um etwa 1-3 mm abgesunken. Im rostralen Abschnitt des Sinus maxillaris, genauer
im Bereich zwischen dem dritten und vierten rechten Oberkieferbackenzahn , also P4 und M1,
sind unregelmäßige Verschattungen zu erkennen. Die Wurzel von M1 zeigt rostral eine
abgrenzbare 1 x 2cm große Verschattung. Des weiteren erkennt man an M1 eine deutliche
Abstumpfung der gesamten Wurzel.
Das Röntgenbild gibt demnach deutliche Hinweise auf eine Wurzelveränderung des M1 und
auf eine Sinusitis des Sinus maxillaris.
Operationsbericht:
Die Operation wird am 09.10.2002 in der Zeit von 10:30-12:15h druchgeführt.
Zunächst wird mittels einer Prämedikation die Narkose eingeleitet, hierfür wird Acepromacin
und Polamivet angewendet.
Anschließend bekommt die Stute My301, Guafenisin, Ketamin und Roibnol und wird auf die
linke Seite abgelegt.
Bei der genaueren Adspektion und Plapation wird folgendes festgestellt:
- Maulschleimhaut stellt sich wie zuvor beschrieben dar.
- Es handelt sich bei beiden Zähnen um eine diagonale Absplitterfraktur (siehe
Abb.)
- bei M1 ist die kraniobuccale Ecke abgesplittert
- bei P4 ist die kaudobuccale Ecke abgesplittert
- bei beiden ragt die Bruchstelle bis unter die Gingiva
- am Unterkiefer sind bds. die letzten Backenzähne mit Hacken versehen
- ebenfalls verfügt der dritte Oberkieferzahn über einen Hacken
- die Stute hat ein geringgradiges Scherengebiss und hat scharfe Kanten
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Im Anschluß auf die Untersuchung wird zunächst versucht P4 über die Maulhöhle zu
extrahieren, da dies zuerst nicht gelingt, wird M1 erfolgreich trepaniert. Der erneute Versuch
P4 über die Maulhöhle zu ziehen gelingt. Die Nasenhöhlen-Nasennebenhöhlenöffnung wird
deutlich vergrößert, damit die starke Blutung durch die Nase ablaufen kann. Die Wunden
werden gespült. Hierbei fließen geringe Mengen (~20ml) Eiter ab.
Daraufhin werden beide Zahnfächer tamponiert, die trepanierte Öffnung des Schädels wird
ebenso tamponiert und mittels einer Kompresse fixiert.
Letztlich werden noch die Hacken und scharfen Kanten entfernt und anschließend das Pferd
mit starkem Nasenbluten in die Aufwachbox gebracht.
Postoperativ kommt es zu Komplikationen. Zunächst erhält die Stute ein Atemstimmulanz
(Dopram) und Sauerstoff. Nachdem das Pferd nach 3 Stunden immer noch nicht steht
bekommt es Effortil. Nach aktiver Aufstehhilfe zahlreich anwesender Hilfspersonen gelingt
das Aufstehen und die Stute bekommt zur Stabilisierung noch folgende Medikamente:
- 5l Elektrolytlösung (Ursolyt) i.v.
- 3l 20% -ige Glucose i.v.
- 8,4%-ige Natrium-Bicarbonatlösung i.v.
- 25ml Phenylbutazon i.v.
- 25ml Medipen i.m. (Procainpenicillin)
- 12 ml Finadyne (Flumixin meglumin
Nachdem die Stute steht wird eine starke Schwellung der linken Schultermuskulatur entdeckt,
außerdem ist dieser Bereich vermehrt warm.
Aufgrund dessen bekommt sie noch Biodyl N (Vitamin B12-Päparat) verabreicht.
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Diagnosen:
Symptomatische Diagnosen:
1.
2.
3.
Sinusitis des Sinus maxillaris
Myositis traumatica
Nasenbluten
Differentialdiagnosen:
Pulpitis
purulente Rhinitis
Fremdkörper
Kieferfraktur
Neoplasmen
Siebbeinhämatom
Luftsackempyem
Rotz
Äthiologische Diagnosen:
1.
2.
Zahnfraktur
Periodontitis marginalis
Epikrise:
Zahnfrakturen:
Das wahre Ausmaß der Zahnfraktur bei der Patientin wurde in der Untersuchung am
narkotisierten Pferd, komplett sichtbar. Sie stellte sich wie obig bereits beschrieben dar.
Bei Zahnfrakturen unterscheidet man Absprengungsfrakturen, Längs- und Querfrakturen.
Im Backenzahnbereich kommen Längsfrakturen am häufigsten vor. Diese Frakturen sind
durch Palpation und Adspektion mit guter Beleuchtung gut zu diagnostizieren, Fissuren
jedoch werden leicht übersehen.
Primäre Zahnfrakturen entstehen in erster Linie durch mechanische Einwirkungen, wie
Traumen bei einem Sturz, Tritte eines anderen Pferdes oder wenn sich im Futter Steine oder
andere harte Gegenstände befinden. Iatrogen ( beim abmeißeln hervorstehender Backenzähne)
verursachte Zahnfrakturen kommen vor.
Sekundär verursachte Zahnfrakturen können selbst bei normaler Belastung durch den
Antagonisten entstehen; dies jedoch nur wenn die Zahnfestigkeit beeinträchtigt ist
(Abweichung im Bau des Zahnes oder Zahnerkrankung).
Nach einer Fraktur schieben sich oft Futterreste zwischen die Zahnfragmente, diese werden
anschließend in die Alveole gepresst und verursachen oft eine Alveolarperiostitis mit
deutlichen Schmerzsymptomen.
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Die Futteraufnahme und Tränkeaufnahme ist gestört, wenn die Mundschleimhaut, die Zunge,
die Alveole verletzt ist oder gar die Pulpahöhle eröffnet ist. Einige Tage nach der Fraktur
normalisiert sich die Futteraufnahme meist wieder, jedoch entwickelt sich dann oft sekundär
eine Pulpitis oder eine Alveolarperiostitis und es kommt zum Wickelkauen.
Bei Absprengungsfrakturen können zu Karies führen und häufig nimmt der Antagonist an
Längenwachstum zu in folge einer fehlenden oder ungenügenden Abnutzung.
Die Absprengungsfraktur bei der untersuchten Stute ist aller Wahrscheinlichkeit nach, durch
einen Biss auf einen Stein oder harten Gegenstand entstanden, diese Fraktur verursachte
folglich eine Alveolarperiostitis, die anschließend näher beschrieben wird.
Periodontitis marginalis - Alveolarperiostitis:
Das Peridontium bildet einen wesentlichen Bestandteil des Zahnhalteapparates, der durch die
Gingiva am Zahnhals verstärkt wird. Eine Entzündung des Peridontiums beruht gewöhnlich
auf einer Infektion der Faserschicht, welche meist von der Mundhöhle ausgeht. Seltener
kommt es zu einer Entzündung durch eine fortschreitende Pulpitis.
Man teilt die Periodontits ein in:
1.
Periodontitis marginalis (vom Alveolarrand ausgehende Entzündung)
2.
Periodontitis totalis (das gesamte Peridontium betreffend)
3.
Periodontitis apicalis ( bei Infektionen ausgehend von der Pulpahöhle)
Diese Erkrankung tritt gehäuft bei Pferden über 12 Jahren auf, seltener bei jungen Pferden
(bis zu 5 Jahren).
Bei älteren Pferden wird die Periodontitis durch eine Rückbildung der Gingiva, durch eine
Atrophie des knöchernen Zahnhalteapparates (führt zur Lockerung einzelner Zähne) oder
durch eine Richtungsänderung des Kaudruckes bei ungleichmäßiger Abnutzung der
Kauflächen verursacht
Beim jungen Pferd hingegen spielen Gebissfehler oder Störungen im Zahnwechsel eine
maßgebliche Rolle.
Klinisch kommt es bei der Periodontitis öfter zu Störungen des Kauvorganges, verzögerte
Futteraufnahme und Abmagerung.
Oft ist die Trennung der Gingiva vom Alveolarrand deutlich zu erkennen, wobei das
Zahnfleisch meist schmerzhaft und wulstig verdickt ist.
Hierdurch gelangen Futterpartikel in die Zahnfleischtasche und es kommt zu einer eitrigen
Entzündung. Diese wiederum führt häufig zu einer Lockerung des Zahnes und es kann auch
zu einer Nekrose der Alveolarwand kommen. Wenn der Entzündungsprozess längere Zeit
besteht, können sich Folgeerscheinungen am Kieferknochen entwickeln, wie Fistelbildung,
Ostitis, Osteomyelitis oder Kieferhöhlenempyem.
Bei Perle ist es wahrscheinlich, dass zunächst die Absplitterfraktur von P4 und M1
vorgelegen hat. Die Periodontitis kann einerseits ganz einfach dadurch entstanden sein, weil
die Absplitterfraktur bis unter den Zahnfleischrand reichte und eingedrungene Futterpartikel
die Entzündung hervorriefen.
Es wäre jedoch auch denkbar, dass es durch die Absplitterfraktur zu einer Richtungsänderung
des Kaudruckes gekommen ist, dies könnte zur Lockerung der betroffenen Zähne geführt
haben, wonach sich dann die Gingiva zurückgebildet hat und Futterpartikel in die
Zahnfleischtasche gerieten.
Beide Möglichkeiten wären denkbar. Zum heutigen Zeitpunkt ist es nicht mehr möglich sich
auf die eine oder andere Ursache festzulegen.
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Sinusitis maxillaris:
Eine Sinusitis maxillaris tritt in den meisten Fällen als sekundäre Erkrankung als Folge einer
Fraktur, ulzerierender Neoplasmen, einer Infektion der Atemwege, der Druse, einem Trauma,
einer Alveolarperiostitis oder Pulpitis auf.
Beim akuten Verlauf kommt es nur selten zu einer Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens
und aufgrund dessen in der Regel erst bei einem chronischen Verlauf diagnostiziert.
Die chronische Sinusitis maxillaris manifestiert sich meist als Empyem und hat einen einseitig
eitrigen Charakter. Der einseitige Nasenausfluß (kommt nicht vor wenn die Verbindung
zwischen Kiefer- und Maulhöhle unterbrochen ist) ist dickflüssig eitrig bis krümeligbröckelig.
Es kommen Auftreibungen (manchmal auch Eindellungen) der entsprechenden Knochen vor,
die sich anfühlen als wären sie erweicht. Die Perkussion ist meist schmerzhaft und der Schall
von dumpfer Qualität. Die lokalen Lymphknoten sind häufig einseitig geschwollen und es
kann zur Konjunktivitis und/oder zu Kaubeschwerden kommen. Des weiteren ist eine
Ausbreitung der Infektion in die Stirnhöhle möglich und sogar eine entzündliche Reizung der
Hirnhäute, Durchbrüche in die Maulhöhle und Oberkiefer-Knochenplatte, sowie
Fistelbildung.
Bei der untersuchten Patientin ist die Sinusitis maxillaris höchstwahrscheinlich sekundär in
Folge einer Alveolarperiostitis entstanden. Ganz typisch zeigte sie auch den einseitigen
eitrigen Nasenausfluß und Störungen bei der Futteraufnahme, was Kaubeschwerden
annehmen lässt. Ein weiterer sichernder Hinweis ist der dumpfe Perkussionsschall auf der
rechts gelegenen Kieferhöhle. Letztlich wurde der Verdacht durch das Röntgenbild bestätigt.
Myositis traumatica der Schultermuskulatur:
Diese Entzündung der Schultermuskulatur entsteht im wesentlichen auf traumatischen Wege
(Gegenrennen, Anstoßen, Hufschläge, Stürzen). Diese Traumata führen zu
Muskelquetschungen und Hämatome. Hierbei kommt es zu einer typische Hangbeinlahmheit
und einer schmerzhaften, vermehrt warmen Umfangsvermehrung. Fluktuation deuten auf ein
Hämatom hin und eine Lücke im Verlauf der Muskulatur auf eine Muskelzerreisung. Die
Aktivität der Muskelenzyme (CPK, ALD, GOT, LDH) im Serum steigen innerhalb von 24h
deutlich an.
Die Myositis bei Perle wurde durch eine Quetschung der Schultermuskulatur aufgrund des
langen Liegens auf der linken Seite während und nach der OP verursacht. Die warme
Umfangsvermehrung und die Hangbeinlahmheit waren so deutlich, dass auf eine
Untersuchung der Emzymaktivität verzichtet werden konnte.
Nasenbluten:
Hierbei handelt es sich eher um ein Symptom als um eine definierte Erkrankung . In unserem
Fall ging die Blutung von der Kieferhöhle aus, infolge der Manipulation bei der Operation.
Da in unserem Fall keine andere Diagnose in Frage kommt, wird an dieser Stelle nicht weiter
auf die Äthiologie eingegangen.
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Ausschluss der Differentialdiagnosen:
Pulpitis:
kommt hier nicht in Betracht, da sich die Pulpa weder hyperämisch noch
ödematisiert darstellt. Darüber hinaus ist die Pulpahöhle auch nicht freigelegt.
Es sind also keinerlei Hinweise einer Entzündung der Pulpa zu erkennen.
Purulente Rhinitis:
kommt nur selten primär vor, öfter sekundär in Verbindung mit
einer Erkrankung des Respirationstraktes, dabei kommt es weder
bei der primären noch bei der sekundären Rhinitis zu einem
einseitigen Nasenausfluss
Fremdkörper:
grundsätzlich wäre es denkbar, dass der einseitige eitrige Nasenausfluss
durch einen Fremdkörper verursacht wurde, sogar die Sinusitis könnte
man damit erklären, jedoch wurde kein Fremdkörper gefunden. Auch
wenn dies das Vorhandensein eines Fremdkörpers nicht ausschließt,
kommen sie doch relativ selten vor und ist in unserem Fall
unwahrscheinlich.
Um sich jedoch etwas mehr abzusichern, wäre eine Endoskopie und
somit eine genaue Besichtigung der Nasenhöhle erforderlich.
Kieferfraktur:
Die Knöcherne Strukturen waren auf dem Röntgenbild absolut
unauffällig, dies macht eine Kieferfraktur unwahrscheinlich, aber leider
auch nicht unmöglich.
Sollte eine Fraktur vorliegen, ist diese jedoch nicht für die Symptomatik
verantwortlich.
Neoplasmen:
Sie führen auch zu einseitigem Nasenausfluss, jedoch häufig in
Begleitung von spärlichen Nasenbluten. Die Einengung der Nasenhöhle
durch den Tumor verursacht eine Atembehinderung, die mit Dyspnoe
und Stenosegeräuschen einhergeht. Keine der zuletzt genannten
Symptome traten bei dem Pferd Perle auf. Eine Zerstörung der Knochen
konnte überdies röntgenologisch ebenso nicht nachgewiesen werden.
Progressives Siebbeinhämatom:
Es verursacht zwar einen einseitigen
Nasenausfluss, dieser ist jedoch blutig und nicht
eitrig, außerdem gab das Röntgenbild auch keinen
Hinweis auf eine solche Erkrankung.
Luftsackempyem: ist auszuschließen, da mit Ausnahme des einseitigen eitrigen
Nasenausflusses, weitere typische Symptome, wie z.B. Anschwellung
des Luftsackes, Schmerzhaftigkeit bei Palpation, oder Fluktuation
fehlen.
Rotz:
auch hier fehlen bis auf den einseitigen Nasenausfluss weitere Symptome, wie
Fieber, Schüttelfrost, Geschwüre, Knoten, Elephantiasis malleosa, ...
Des weiteren ist diese Seuche in Europa ausgerottet und es wurde außerdem
nicht von anderen Pferden berichtet, die ähnlich erkrankt sind (Pferde sind für
diesen Erreger mittelgradig empfänglich).
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Diagnostik:
Zunächst einmal beruht die Diagnostik auf eine umfassende Erhebung der Anamnese. Die
anfolgende klinische Untersuchung bestätigt in unserem Fall den schon zuvor berichteten
einseitigen Nasenausfluss, bei der Palpation der Kieferhöhle, ließ sich eine ggrd. Dämpfung
des Perkussionsschalls feststellen auch wenn keine Schmerzhaftigkeit zu erkennen war
verdichtete dies des Verdacht einer Sinusitis. Ein weiterer deutlicher Nachweis ist durch eine
Endoskopie möglich, jedoch hat man in unserem Fall die wahlweise röntgenologische
Untersuchung vorgezogen.
Bei einer primären Sinusitis besteht eine erhöhte Opazität der Nebenhöhlen, bei einer
sekundären Sinusitis hingegen wird eine Ostitis oder Periostitis mit osteolytischen Herden
deutlich.
Zur weiteren Unterstützung kann auch eine Blutuntersuchung herangezogen werden, aus der
sich gewöhnlich eine Leukozytose, Neutrophilie und eine Linksverschiebung ergibt.
Da jedoch nach Anamnese, klinischer und röntgenologische Untersuchung eindeutig waren,
wurde bei dem Pferd Perle auf die Blutuntersuchung verzichtet.
Eine Zahnfraktur lässt sich in der Regel mittels Adspektion (mit guter Belichtung) und
Palpation feststellen, jedoch kann auch das Röntgenbild eine Fraktur darstellen.
Die Myositis traumatica der Schultermuskulatur ist eine plötzlich entstandene, lokal
begrenzte, schmerzhaft, mitunter pulsierende Umfangsvermehrung im Bereich der
Schultermuskulatur, die eine typische Hangbeinlahmheit verursacht und als solche leicht
adspektorisch und palpatorisch zu diagnostizieren. Unterstützend kann aber auch hier eine
Blutentnahme erfolgen, die nach 24h eine deutliche Aktivitätssteigerung der Serumenzyme
(CPK, ALD, GOT, LHD) wiederspiegelt.
Therapie:
Bei dem Pferd wurde in der Operation M1 trepaniert und P4 extrahiert. Die Trepanation ist in
sofern sehr sinnvoll, da hierbei die Nasenhöhlen-Nasennebenhöhlenöffnung deutlich
vergrößert wurde. Somit ist es möglich eine gute tägliche Wundspülung durchzuführen, wobei
die Wundhöhle einschließlich der leeren Alveole austamponiert werden sollte und die
Öffnung längere Zeit offen gehalten wird.
Die Spülungen sollten am besten mit einer körperwarmen 0,1%-iger Kochsalzlösung
durchgeführt werden. Nach der Spülung empfiehlt sich das Einbringen von viskösen
Medikamenten (Antibiotika oder Desinfizienten, z.B. Betadine). Sind Pilze an der Infektion
beteiligt ist eine Jodophorbehandung sinnvoll.
Wahlweise könnte anstelle der Trepanation die Flap-Technik angewandt werden, auf die hier
jedoch des Beschreibungsumfanges wegen nicht näher eingegangen wird.
Die Verwendung der Tamponaden sollte solange erfolgen bis der Alveolenboden mit
Granulationsgewebe ausgekleidet ist. Bei einem ungestörten Wundheilungsprozeß kann dies
schon nach 3-4 Wochen post operationem eingetreten sein, jedoch sind häufig Verzögerungen
in der Wundheilung festzustellen.
Unterstützend sollte man an den ersten 5-7 Tagen parenteral Antibiotika geben (z.B.
Medipen).
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Die Zahnlücke kann nach abgeschlossener Granulation mit einer Akrylatbrücke verschlossen
werden. Wird sie nicht verschlossen ist es jedoch angesagt, dass in regelmäßigen Abständen
(mind. 2x/Jahr) die Zähne kontrolliert und gegebenenfalls abgeschliffen werden, um die
Bildung einer Exsuperantia dentium (Meißelzahn) vorzubeugen.
Begründet durch die Sinusitits maxillaris sollte das Pferd vom Boden aus gefüttert werden,
um den Abfluss der Sekrete zu erleichtern, außerdem ist unbedingt auf Sauberkeit der
Krippen und Selbsttränken zu achten.
Die Myositis sollte nach etwa 2-4 Wochen abheilen, solange das Pferd erst mal weitgehend
Boxenruhe erhält, wobei darauf geachtet werden sollte, dass die Box gut gepolstert ist.
Zunächst sollte das Tier in Betracht der Entzündung, Schmerzen und Blutungsneigung mit
adstringierenden, herparinhaltigen sowie mit nicht-steriodalen Antiphlogistika medikamentell
behandelt werden.
Danach ist leichte Bewegung für die Blutresorption förderlich, ebenso wie Massagen und das
Einreiben mit Kampfer- oder Iodsalben.
Die Wiederbelastung hat so zu erfolgen, dass sich das Narbengewebe funktionell anpassen
kann. Belastet man zu früh oder zu spät und anfangs zu stark, kann dies zu Verletzungen im
Ersatzgewebe und damit zu einem Rezidiv führen.
Prognose:
Die Prognose der Myositis ist gut, solange die Therapieempfehlung eingehalten wird.
Bezüglich der Sinusitis ist die Prognose vorsichtig zu stellen, da selbst bei korrekter
Operationstechnik eine Rezidivrate von 20-30% nach der Behandlung eines
Kieferhöhlenempyems üblich ist.
Wenn sich jedoch kein Rezidiv entwickelt, sollte das Pferd nach langwieriger erfolgreicher
Therapie in Verbindung mit regelmäßigen Kontrollen des Gebisses beschwerdenfrei sein.
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