„Auf dem Weg mit Gottes Brot“ Andachtselemente zu Fronleichnam Folgende Bausteine können für die Gestaltung eines Gottesdienstes am Fronleichnamsfest verwendet werden. 1. Themenblock Kraft durch das Brot Gottes „Bei welchem Konzert warst du zuletzt? Heute machen sich viele Leute auf den Weg, um ihre Musikgruppe, ihre Stars zu sehen. Sie wollen dabei auch ein gewisses High-Gefühl erfahren. Im 13. Jahrhundert, also vor mehr als 700 Jahren, haben viele Leute ebenfalls weite Wege auf sich genommen, um ihr High-Gefühl zu erleben. Sie wollten im Kommunionbrot Jesus sehen. Die Hostie zu sehen, war das Spitzengefühl. Wer sie gesehen hatte, war glücklich. Darum ist auch das Fest von Fronleichnam entstanden. Man wollte Gott für den vron lichnam danken. Vron (=Herr) lichnam (=lebendig) heißt auf deutsch: Lebendiger Herr. Den lebendigen Herrn im Kommunionbrot zu sehen, hieß, selber lebendig zu werden und Kraft für das Leben zu finden. Wir sind zwar nicht High-süchtig. Aber es gibt genügend Erfahrungen in unserem Leben, bei denen wir uns ein Mehr an Kraft wünschen würden.“ („Liturgie für junge Menschen“ von Hans Bauernfeind/Günter Maier) Welche Kraft schenkt mir Gottes Brot für mein Leben?: Die einzelnen Sprecher/-innen kommen mit ihren Symbolen (aus Karton oder Echtgegenstände) vor den Altar, auf dem die Monstranz aufgestellt ist, und tragen ihren Text vor. Danach werden die Symbole abgelegt. Selbstvertrauen (Blume) Es gibt Situationen in meinem Leben, da möchte ich mich in ein Mauseloch verkriechen. Ich fühle mich nicht für voll genommen von anderen. Neidvoll schaue ich auf andere und möchte so sein wie sie. Hübscher, größer, schlanker, klüger, selbstbewusster. Mein Können und Wissen halte ich für zu gering, um mithalten zu können im täglichen Leben. Herr, wie diese Blume hier so selbstverständlich gewachsen und voll erblüht ist, wünsche ich mir mehr Selbstvertrauen, dass ich mich so annehmen kann wie ich bin mit all meinen Schwächen und Stärken. Zivilcourage (Zeitung) aus Zeitung vorlesen -Farbiger brutal von Jugendgang zusammengeschlagen -Handtaschenräuber bestiehlt ältere Frau auf offener Straße -Aus Übermut und Spaß Scheune angezündet -Junge Frau verhindert Banküberfall Täglich lesen wir in der Zeitung solche Meldungen und fragen uns, was sind das für Menschen, die andere tyrannisieren, bedrohen und fremdes Eigentum missachten. Und – was sind das für Menschen, die plötzlich zu Helden und Heldinnen werden und sich mutig für andere einsetzen. Hätte ich selbst diese Kraft? Was würde ich in so einem Fall tun? Wegschauen? Davonlaufen? Mich der Gefahr aussetzen? Würde ich helfen? Herr, schenke mir Mut und Stärke, mich für Schwache und Hilfsbedürftige einzusetzen. Nächstenliebe (Herz) Herzschläge per Metronom für Gottesdienstbesucher/innen durch das Mikrofon hörbar machen Laut schlägt mein Herz für meine Familie und meine Freunde. Ich bin gern mit ihnen zusammen und fühle mich wohl und geborgen in ihrer Nähe. Große Herzlichkeit empfinde ich für Gleichgesinnte und freue mich auf gemeinsame Unternehmungen. Gern lade ich Freunde ein, wir gehen aus und genießen unsere unbeschwerten Tage. Gesund bin ich und lebendig! Doch wie gehe ich mit denen um, die mich nerven und mich ständig bequatschen mit Themen, die mich nicht im geringsten interessieren. Habe ich auch für diese Menschen Zeit? Bin ich nicht schon überheblich und bilde mir ein, auf andere herabschauen zu können? Was ist mit Jugendlichen, die etwas eigenartig sind, nicht meine Wellenlänge haben und doch auf der Suche nach Anschluss sind? Wie stehe ich zu ihnen? Herr, es ist nicht immer einfach meinen Nächsten zu lieben. Bewahre mein Herz aus dem liebenden Rhythmus zu kommen, so dass ich andere nicht mehr wahrnehme als Dein Abbild. Hoffnung (Ziegelstein) „Glaube, Hoffnung, Liebe weisen durch das Zeitgetriebe.“ Dieser schöne Spruch steht neben der Sonnenuhr an unserer Hausmauer. Schon oft habe ich im Vorbeigehen diese Worte gelesen und wenig darüber nachgedacht, was diese Begriffe für mich eigentlich bedeuten. Die drei göttlichen Tugenden, wie sie genannt werden, machen uns erst als Christen und Christinnen aus. Jesus hat den Tod überwunden, den Stein des Todes weggerollt und ist ans und ins Licht gegangen. Er hat sich ganz dem Vater anvertraut. Wie leicht bin ich da aus der Bahn zu werfen, wenn in meinem Leben etwas schief geht. Schnell verliere ich die Hoffnung, dass sich Schweres, Leidvolles ins Positive verändert, sei es nun die Absage bei der Lehrstellensuche, die Trennung vom Freund oder der Freundin, eine Krankheit oder Konflikte mit den Eltern. Der Satz: „Es hat ja doch keinen Zweck!“ kommt uns ganz schnell von den Lippen. Wir sind frustriert und resignieren. Herr, schenke mir immer wieder Hoffnung in meinem Leben, dass sich Verhärtungen in meinem Inneren lösen und ich all die schönen Dinge im Leben sehen kann, die Du mir gibst. 2. Themenblock Visionen und Träume Von der Entstehung des Fronleichnam-Festes wird uns folgendes berichtet: Die Klosterschwester Juliane von Lüttich hatte eine Vision: Immer wieder erschien ihr das Bild eines leuchtenden Mondes mit einem schwarzen Fleck. Christus selbst hat ihr diese Erscheinung gedeutet. Der Mond bedeutet das Kirchenjahr und der dunkle Fleck zeigt an, dass ein Fest zu Ehren des heiligsten Altarsakramentes fehlt. Sie erzählt ihre Vision dem späteren Papst Urban IV., der das Fronleichnamsfest 1264 für die ganze Kirche einführt. Welche Visionen und Träume habe ich in meinem Leben? Kann Gottes Brot mir helfen, diese Visionen zu verwirklichen? Aus den vier Himmelsrichtungen im Kirchenraum werden Texte gut hörbar verlesen, die Visionen und Träume von jungen Menschen aufzeigen, z. B. Frieden auf der Welt Liebe und Freundschaft Gerechtigkeit Ehrfurcht vor der Schöpfung Diese vier Themen können mit den Inhalten einer Befragung in der Pfarrei gefüllt werden. Jugendlichen haben im Vorfeld des Fronleichnamgottesdienstes verschiedene Personen dazu befragt, welche Visionen und Träumen sie hinsichtlich von Frieden, Liebe und Freundschaft, Gerechtigkeit und Schöpfung haben. 3. Themenblock Was ist mir in meinem Leben wichtig? Im Mittelalter hat man die Hostie auch nur wenige Male im Kirchenjahr zu sich genommen. So war es etwas besonderes, die Kommunion zu empfangen. Der Priester hob während der Wandlung die Hostie und den Kelch hoch. Es wurde geläutet und die Aufmerksamkeit der Gläubigen richtete sich auf das Allerheiligste. Wenn die Hostie nicht den Betenden gereicht wurde, konnten sie nur mit den „Augen“ die Kommunion empfangen. Von weit her kamen deshalb die Gottesdienstbesucher/-innen um das Allerheiligste zu empfangen. Der „Pilgerweg“ zur Kirche wurde zu einem besonderen Erlebnis und man ging gestärkt nach Hause. Demonstrationen und Kundgebungen sind in unserem demokratischen Staat an des Tagesordnung. Aus verschiedensten Anlässen gehen Menschen auf die Straße und engagieren sich ihrer Meinung nach für eine gute, sinnvolle Sache. Sie zeigen, dass ihnen ein Thema wichtig ist, sie setzen sich dafür ein und wollen andere auf- u. wachrütteln. Die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten stärkt und ermutigt sie. Für was „stehe ich auf“ in meinem Leben? Fußspuren aus Papier werden ausgeteilt und die Gottesdienstbesucher/-innen beschriften diese. Dann werden „Wege“ mit diesen Spuren von allen Seiten bis zum Altar gelegt, wo die Monstranz mit der Hostie aufgestellt ist. 4. Musik Liedvorschläge: aus „Effata 1“ (Liederbuch aus der Diözese Passau) „Kann denn das Brot so klein“ „Brot, das die Hoffnung nährt“ „Brich mit den Hungrigen dein Brot“ „Wenn wir das Leben teilen wie das täglich Brot“ „Wenn das Brot, das wir teilen“ „Wenn ich mich auf den Weg mache zu ihm“ 5. Tanz „Pilgertanz“ Musik: jede ruhige Melodie verschiedener Richtungen Aufstellung: hintereinander, rechte Hand liegt auf der linken Schulter des Vordertanzenden Beschreibung: Takt 1: Rechter Fuß nach rechts in Tanzrichtung Takt 2: linker Fuß nach rechts in Tanzrichtung Takt 3: rechter Fuß nach rechts in Tanzrichtung = Wiegeschritt Takt 4: Gewicht auf linken Fuß zurückverlagern 6. Geschichte Gott in meinem Leben suchen Zwei Mönche lebten im Tal des Himalaya. Jeder bewohnte eine eigene Hütte und widmete sich seinen frommen Übungen. Sie lasen die Heiligen Schriften, schwiegen die ganze Zeit und sprachen nicht miteinander. Denn keiner besuchte den anderen. Aber viele andere Menschen kamen zu den beiden frommen Mönchen und staunten über ihren strengen Lebensstil und ihre Heiligkeit. Eines Tages kam Gott zu einem von ihnen und fragte nach dem Weg, der zum andern führte. „Den Weg zum andern weiß ich nicht“, gab dieser zur Antwort. Da ging Gott traurig zum Himmel zurück. Nach Jahren starben diese heiligen Mönche, und ihre Hütten blieben verwaist. Eines Tages zogen zwei Pelzjäger in die beiden Hütten ein. Sie machten einen Weg, um die Hütten zu verbinden und sich täglich besuchen zu können. Gott kam wieder herab und sah zu seinem Erstaunen einen Weg zwischen den beiden Hütten. Voll Freude wandelte er von einer Hütte zur andern, und als er weggegangen war, wuchs ein herrlicher Blumenteppich auf den Spuren seiner Schritte. (Quelle unbekannt) 7. Litanei Gott, wir sind auf dem Weg zu Dir und suchen Deine Nähe, Deinen Beistand. V: Geh mit uns und begleite uns. A: Geh mit uns und begleite uns. Wenn Entscheidungen in unserem Leben anstehen ... Wenn Zweifel uns quälen ... Wenn dunkle Wolken am Horizont aufziehen ... Wenn Ängste uns lähmen ... Wenn unser Weg steinig ist ... Wenn wir allein unterwegs sind ... Wenn Beziehungen zerbrochen sind ... Wenn Hindernisse auf unserer Straße auftauchen ... Wenn wir springlebendig sind ... Wenn wir Freunde begleiten ... Wenn unser Herz voll Freude ist ... Wenn ein klarer Lebenstag aufzieht ... Wenn wir lachend die Welt betrachten ... Wenn um uns die Sonne scheint ... Wenn wir als Kirche unterwegs sind ... Wenn ich zu Dir bete ... V: Geh mit uns und begleite uns. A: Geh mit uns und begleite uns. 8. Segen Zum Segen legen die Gottesdienstbesucher/-innen jeweils dem rechten und dem linken Nachbarn die Hände auf die Schultern. Alle sind so miteinander verbunden. Herr, barmherziger und kraftvoller Gott! Durch Dein Brot schenkst Du uns immer wieder ein Stück Himmel auf Erden. Wir spüren und kosten Deine Gegenwart und fühlen uns gestärkt für unser Leben und den Alltag. Bleib bei uns auf unserem Weg und segne uns! Edith Drexler