1 Fachakademie für Sozialpädagogik des Diakonissen-Mutterhauses Hensoltshöhe des DGD. e. V. „Voneinander lernen, miteinander umzugehen“ Vorwort des Trägers Seit mehr als acht Jahrzehnten betreibt die Schwesternschaft des GemeinschaftsDiakonissenmutterhauses Hensoltshöhe die Fachakademie für Sozialpädagogik bzw. deren Vorläufer. Den Diakonissen war und ist es ein sehr wichtiges Anliegen, jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, wichtige Grundlagen für das berufliche und persönliche Leben zu entwickeln. In diesen Jahren hat sich vieles verändert. Wenn nun eine neue Konzeption vorgelegt wird, zeigt das sehr klar, dass die traditionsreiche Einrichtung jung geblieben ist. Sie ist fähig, sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen und auf die heutigen Entwicklungen zu reagieren. Bei allem Wandel hat sich gezeigt, dass die Grundlage - das Evangelium von Jesus Christus und die in der Bibel zu entdeckenden Werte - gleich bleiben kann, weil sie sich bewährt hat. Gerade in unserer Zeit bekommt das christliche Menschenbild neue Bedeutung als Bezugsrahmen für die pädagogische Arbeit. Dass dies nicht nur im Konzept steht, sondern auch beispielhaft mit Leben gefüllt wird, ist unser Wunsch. Pfarrer Hermann Findeisen, Rektor Leitbild des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes e. V. (DGD) Leitbild DGD-Netzwerk Als DGD-Netzwerk sind wir ein Verbund diakonisch - missionarischer Einrichtungen im Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband. Die Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaften der Diakonissen, die Studienund Lebensgemeinschaft Tabor sowie die Diakonische Mitarbeiterschaft bilden prägende Personenkreise unserer Arbeit. Wir wissen uns dem geistlichen Erbe der Reformation und des Pietismus verpflichtet. Mit vielen Christen in unseren Einrichtungen gestalten wir den missionarisch-diakonischen Auftrag zeitgemäß. Dazu hat Jesus Christus uns berufen und gesandt. Missionarisch-diakonisches Handeln bedeutet für uns, anderen mit Wort und Tat zu dienen. Die Einladung zum Glauben an Jesus Christus umfasst die ganzheitliche Zuwendung zum Menschen. Persönliche und gemeinschaftlich gelebte Frömmigkeit auf der Grundlage der Bibel verwirklicht sich in allen Betätigungsfeldern unseres Dienstes. Er geschieht in der Erwartung des wiederkommenden Herrn Jesus Christus. Wir rechnen mit der Leitung des Heiligen Geistes und mit seiner erneuernden Kraft. Als Menschen, die von der Vergebung Jesu Christi leben, begegnen wir uns in gegenseitigem Respekt und offener Kommunikation. 2 Unser Leitsatz: DANKBAR GOTT DIENEN DGD-Mitgliederversammlung 4. Mai 2004 „Dankbar Gott dienen“ – auch ein Leitsatz der Fachakademie Dieser Leitsatz soll unser Zusammenleben in der Fachakademie prägen. Wir wollen dankbar sein. Auch wenn es die äußeren Umstände nicht immer erwarten lassen, machen wir uns gegenseitig Mut. Gott beschenkt uns täglich neu. Dessen wollen wir uns bewusst werden. Wir richten uns an Gott aus, da wir davon überzeugt sind, dass die Bibel uns zeigen kann, wie gelingendes Leben aussieht. Im Foyer der Fachakademie haben die Künstler Eva und Stan Vajce den Vers aus Psalm 86, „Weise mir HERR, deinen Weg“ gestaltet. Dieser Vers soll uns darin erinnern, wer unser Kompass im Leben ist. Gott zu dienen beinhaltet auch die ganzheitliche Zuwendung zum Menschen. Das Evangelium will gehört und getan werden. So beginnen wir zum Beispiel täglich den Unterricht mit einer Andacht. Eingeladen und angesprochen sind aber nicht nur Christen. Wir suchen den offenen Dialog mit allen Menschen. Einbettung und Ziele unseres Unterrichts Der Unterricht wird auf Weltverständnisses erteilt. der Grundlage des christlichen Menschen- und Ziel der Ausbildung ist es den Studierenden Fachkenntnisse in Theorie und Praxis hinsichtlich der verschiedenen sozialpädagogischen Arbeitsfelder zu vermitteln, ihr Allgemeinwissen zu vertiefen und zu erweitern, sie zu verantwortlichem Handeln und damit zum Leben und zur Mitarbeit in unserer Gesellschaft zu qualifizieren, günstige Voraussetzungen zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu schaffen, um kompetent den Beruf einer Erzieherin bzw. eines Erziehers auszuüben. 3 Struktur der Ausbildung Aufbau Sozialpädagogisches Seminar I (Dauer: 1 Jahr) Praktikum in einem sozialpädagogischen Arbeitsfeld (i. d. R. Kindergarten) und Seminartage an der Fachakademie (siehe Fächer des 1. und 2. Studienjahres) ▼ Sozialpädagogisches Seminar II (Dauer: 1 Jahr) Praktikum in einem weiteren sozialpädagogischen Arbeitsfeld (z. B. Arbeit mit Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten) und Seminartage an der Fachakademie Abschlussprüfung: Staatlich anerkannte Kinderpflegerin/ Staatlich anerkannter Kinderpfleger ▼ Unterstufe = 1. Studienjahr (Dauer: 1 Jahr) Vollzeitunterricht (siehe Fächer des 1. und 2. Studienjahres) und Praktika (z. B. Religionspädagogisches Praktikum, Grundschulpraktikum) ▼ Oberstufe = 2. Studienjahr (Dauer: 1 Jahr) Vollzeitunterricht (siehe Fächer des 1. und 2. Studienjahres) und Praktika (z. B. Projekt zum Situationsorientierten Ansatz) Abschlussprüfung und Ergänzungsprüfung zum Erwerb der Fachhochschulreife ▼ Berufspraktikum (Dauer: 1 Jahr) Praktikum in einem sozialpädagogischen Arbeitsfeld und Seminartage an der Fachakademie Praktische Prüfung und Kolloquium: Staatlich anerkannte Erzieherin Staatlich anerkannter Erzieher und nach vollständiger Ableistung des Praktikums Erhalt des Zeugnisses der Fachhochschulreife (bei entsprechender Leistung) Fächer des 1. und 2. Studienjahres (Unterstufe/Oberstufe) Pädagogik/Psychologie/Heilpädagogik Sozialkunde/Soziologie Mathematisch-naturwissenschaftliche Erziehung Ökologie/Gesundheitserziehung Recht und Organisation Literatur- und Medienpädagogik Englisch Deutsch 4 Evangelische Theologie/Religionspädagogik Praxis- und Methodenlehre mit Gesprächsführung (PML) Kunst- und Werkerziehung Musik- und Bewegungserziehung Übungen, z. B. „Stationäre Jugendhilfe“ Sozialpädagogische Praxis Zusatzfach: Mathematik (nach Wahl zum Erwerb der Fachhochschulreife) Eine nähere Beschreibung der Fächer und Angebote finden Sie im Internet unter unserer Homepage. „Voneinander lernen, miteinander umzugehen“ Andachten und Gottesdienste Am Montag beginnen wir die Schulwoche mit einer gemeinsamen Andacht. An den weiteren Wochentagen findet in jeder Klasse eine kurze Besinnung statt. Die Fachakademie arbeitet außerdem wesentlich an der Gestaltung der Schulgottesdienste mit. Breitbandausbildung Die Breitbandausbildung ist ein wesentliches Kennzeichen der Erzieherausbildung. Bereits während der Ausbildungszeit lernen die Studierenden unterschiedliche sozialpädagogische Arbeitsfelder kennen, wie z. B. in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Kinderkrippen, Schulvorbereitenden Einrichtungen, Horten, Einrichtungen im Kinder- und Jugendhilfebereich und in der offenen Jugendarbeit. Ethisch-religiöse Dimension Die ethisch-religiöse Dimension spielt in allen Fächern eine Rolle. Dabei orientieren sich die Lehrkräfte und Studierenden maßgeblich am Leitbild des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes e. V. Feste und Feiern Neben den Festen im Kirchenjahr, welche bewusst erfahrbar und erlebbar gemacht werden, möchten wir auch durch die Abschlussfeier der Oberstufe und des Berufspraktikums unsere Wertschätzung gegenüber der Leistung der Studierenden zum Ausdruck bringen. Fördern und Fordern Der Blick der Lehrkräfte richtet sich vorwiegend auf die Stärken der Studierenden. Die Studierenden werden angeregt, ihre Ressourcen zu nutzen und einzubringen, indem sie über Unterstützungsmöglichkeiten nachdenken, die sie selbst realisieren können (z. B. Lerngruppen). Wir unterstützen beim Lernen und beraten auf Wunsch auch in schwierigen Lebenssituationen. Fortbildung Alle Lehrenden nehmen an Fortbildungen teil, die der gezielten Weiterentwicklung der benötigten Kompetenzen dienen. Bei der Auswahl berät die Schulleitung. Als Multiplikatoren geben die Lehrkräfte die Fortbildungsinhalte ans Kollegium weiter. 5 Integration Bei uns sind Studierende mit Behinderung willkommen. Zudem thematisieren wir im Unterricht Möglichkeiten integrativer Arbeit im pädagogischen aber auch im rechtlichen Bereich. Innovation Innovationsfähigkeit gehört zu den Grundprinzipien unserer Arbeitsweise. So ist es für die gesamte Schulgemeinde ein ständiger Auftrag, sich mit neuen Erkenntnissen und Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis auseinander zu setzen. Auf diese Weise erfolgt eine möglichst optimale Vorbereitung der Studierenden auf die unterschiedlichen sozialpädagogischen Handlungsfelder. Kooperationspartner Die Fachakademie ist eingebunden in ein umfassendes Netzwerk von Kooperationspartnern. Dazu gehört, neben der Anbindung an das Mutterhaus und den DGD e. V., die Zusammenarbeit mit anderen pädagogischen Ausbildungsstellen (z. B. Grundschulen, Fachakademien, Fachhochschulen und Universitäten). Es bestehen zudem Kooperationen mit Kirchengemeinden, dem EC und CVJM, sowie mit der Evangelischen Schulstiftung in Bayern. Insbesondere der intensive Kontakt zu den Praxisstellen gewährleistet eine optimale Verzahnung von Theorie und Praxis. Lernfeldorientierung Die Lernfeldorientierung trägt dazu bei, dass sich die Studierenden mit komplexen Aufgaben und deren Lösungen auseinandersetzen. „Die ausgewählten Lernfelder greifen auf einem angehobenen Abstraktionsniveau die wesentlichen Aufgabenstellungen erzieherischen Arbeitens auf“ (STAATSINSTITUT FÜR SCHULPÄDAGOGIK UND BILDUNGSFORSCHUNG: Lehrplan für die Fachakademie für Sozialpädagogik, München 2003, S. 6). Praktika Unterschiedliche Praktika im Rahmen der Ausbildung tragen dazu bei, dass die Studierenden ihr Theoriewissen mit berufspraktischen Erfahrungen verknüpfen können. Damit wird die Handlungskompetenz erweitert und die Sicherheit im Umgang mit beruflichen Herausforderungen gestärkt. Auch Auslandspraktika werden von der Fachakademie unterstützt. Praxisbetreuung Praxisbetreuung ist eine Form der Ausbildungsbegleitung. Während eines Praktikums umfasst dies die individuelle Beratung und fachliche Betreuung unserer Studierenden durch die Praxisdozenten. Die Studierenden erhalten somit die Möglichkeit, alle Belange, die mit ihrer Praktikumsstelle und den jeweiligen fachlichen Anforderungen zu tun haben, direkt mit ihrem Praxisdozenten zu besprechen. Qualität Die Qualitätsentwicklung bezieht sich maßgeblich auf die Qualitätsstandards der bayerischen Fachakademien für Sozialpädagogik. Zu diesen Standards gehören u. a. das Anknüpfen an berufliche Situationen, die Vernetzung der Unterrichtsfächer und die Förderung der Eigenaktivität der Studierenden. 6 Räumlichkeiten Das ansprechende Schulgebäude überzeugt durch seine freundliche Lehr- und Lernatmosphäre. Die Räume sind mit modernster Technik ausgestattet. Mehrzweckräume und Gruppenräume laden dazu ein, die Kooperationsformen (Plenum, Gruppenarbeit, Partnerarbeit, Einzelarbeit) abwechslungsreich einzusetzen. Die Fachakademie verfügt über einen sehr gut ausgestatteten Computerraum. Die Computer können auch außerhalb der Unterrichtszeiten benützt werden. Den Studierenden und Besuchern steht die Cafeteria im Eingangsbereich unserer Fachakademie als Kommunikationstreffpunkt zur Verfügung. Angebote hinsichtlich einer gesunden Ernährung betonen den ganzheitlichen Charakter der Ausbildung. Schulentwicklung Die Schulentwicklung an der Fachakademie wird von der Erkenntnis getragen, dass sich Schule nur durch das Zusammenwirken aller Beteiligten im positiven Sinne entwickeln kann. Anregungen von Lehrkräften, Studierenden und anderen Beteiligten sind deshalb willkommen und werden auf deren Realisierbarkeit von den entsprechend Verantwortlichen geprüft (siehe auch Qualität). Team Das Lehrerkollegium besteht aus einem multiprofessionellen Team. So können die Dozenten fundiertes Wissen und praktische Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen und sozialpädagogischen Einsatzfeldern in die Ausbildung mit einbringen. Das Leistungsspektrum der Lehrkräfte reicht von der explizit wissenschaftlichen Forschungsarbeit bis zur ganz praktischen Tätigkeit im heilpädagogischen Arbeitsfeld. Damit kann auch der Anspruch einer Breitbandausbildung eingelöst werden. Umweltschutz Die Bewahrung der Schöpfung ist uns allen ein Anliegen. Wir möchten die Studierenden für Umweltthemen sensibilisieren und dazu anregen, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. So achten wir z. B. darauf, dass mit Papier sparsam umgegangen und der Müll entsprechend getrennt wird. Auch im Unterricht wird der Umweltschutz thematisiert und Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung gemeinsam entwickelt. Unterricht Die Lehrkräfte der Fachakademie setzen die folgenden Zielstellungen um: „Der Unterricht muss den Studierenden die Möglichkeit bieten, - erweiterte Kenntnisse aus dem Fachbereich zu erwerben, - theoretische Kenntnisse durch praktische Übungen zu vertiefen, - sich neue Themenbereiche selbstständig mit Hilfe unterschiedlicher Medien zu erarbeiten und zu präsentieren, - gemeinschaftliche Lösungen im Team zu entwickeln, - die Arbeit nach ethischen, ökologischen und ökonomischen Kriterien zu gestalten, - ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit zu erweitern, - Schlüsselqualifikationen für die berufliche Tätigkeit zu entwickeln“ (STAATSINSTITUT FÜR SCHUL-PÄDAGOGIK UND BILDUNGSFORSCHUNG: Lehrplan für die Fachakademie für Sozialpädagogik, München 2003, S. 4). 7 Dies bedeutet für die konkrete Unterrichtspraxis, dass vielfältige Methoden zum Einsatz kommen (z. B. Rollenspiele, Pantomime, Geschichten schreiben, Experimentieren). Die Entwicklung der Medienkompetenz von angehenden Erzieherinnen und Erziehern, aber auch von Kindern und Jugendlichen in den sozialpädagogischen Arbeitsfeldern, ist ein wichtiges Ziel unseres Unterrichts, ebenso auch der praktische Umgang mit Medien, z. B. Multimediaboards oder Beamer. Zukunft Der Bedarf an sozialpädagogischer Arbeit wird solange bestehen, wie es Menschen gibt. Der Mensch ist erziehungsbedürftig und erziehungsfähig. Somit ist auch der Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers zukunftsweisend. Durch ihre Arbeit haben sie entscheidenden Einfluss auf die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. So gilt: Erzieher und Erzieherinnen werden immer gebraucht! Abschlusswort Wir hoffen Ihnen mit dieser Konzeption einen Einblick in unsere Arbeit gegeben zu haben und stehen Ihnen bei Fragen gerne zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Homepage. Stand: 22.10.2007