Marc Teuber

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SEMINAR: EINFÜHRUNG IN DIE ÖKUMENE
MARC TEUBER
Pontificia Università Gregoriana
Facoltà di Teologia – anno accademico 2002/ 03
Dozent: Dr. Niels Christian Hvidt
Sitzung am 08.11.2002
Die Geschichte der Ökumenischen Bewegung I
I. Vorgeschichte
Bereits in der Reformationszeit gab es verschiedene Bemühungen, die Einheit der
Kirchen wiederherzustellen, die jedoch alle scheiterten, und so wurden die Differenzen zwischen den Konfessionen im Laufe der Zeit immer größer. Dies hatte dann
Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, nicht zuletzt auf die Politik, was im 16. und
17. Jahrhundert dann sogar zu den Religionskriegen führte. In dieser Zeit gab es jedoch auch schon einige wenige Bemühungen um die Einheit der Christen, z.B. durch
Gottfried Wilhelm von Leibniz oder Georg Calixt. Man erkannte jetzt: „Die Trennung
der Kirchen war nicht mehr eine nur vorübergehende Erscheinung, sie schien bis an
die Wurzel christlichen Selbstverständnisses zu gehen.“1
Im Rahmen der Aufklärung, die für eine Offenbarungsreligion kein rechtes Verständnis mehr aufbrachte, rückte der Gedanke der Einheit der Christen wieder etwas näher. In der Folge der Aufklärung kam es durch die Erweckungsbewegungen in den
christlichen Kirchen tatsächlich zu Verstärkung der Bemühung um die Einheit der Kirchen, hier sind Namen zu nennen wie von Zinzendorf im evangelischen Bereich und
Sailer auf katholischer Seite, der sagte, dass jeder Christ sich innerhalb seiner Konfession um „ein echtes Glaubensverhältnis“ zu Christus bemühen solle, welches dann
als geistliches Freundschaftsband die Christen aller Konfessionen vereine.
Die nun einsetzenden Missionsbewegungen arbeiteten dann auch ökumenisch, nicht
aber aufgrund einer gemeinsamen Theologie, ihnen ging es um praktische Zusammenarbeit. Im Protestantismus gab es im 19. Jahrhundert verschiedene Unionen, so
um Beispiel die preußische zwischen Lutheranern und Reformierten, die allerdings
von der Regierung verordnet war und rein verwaltungstechnische Angelegenheiten
betraf und keine Übereinstimmung in der Lehre bedeutete.
1846 wurde, ebenfalls hervorgehend aus den Erweckungsbewegungen, die Evangelische Allianz gegründet, welche später ÖRK führte. Grundlegende theologische
Formel dieses Zusammenschlusses war die Autorität der Heiligen Schrift und das
Recht jedes einzelnen, sie selbst auszulegen.
Ebenfalls ein Schritt auf dem Weg zum ÖRK waren die christlichen Jugendbewegungen CVJM und CVJF, in deren Rahmen dann auch die Christliche Studentenkonferenz entstand. Diese führte dann zum Studentenmissionsbund, durch dessen Bemü-
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SEMINAR: EINFÜHRUNG IN DIE ÖKUMENE
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hungen Konkurrenzstreitigkeiten im Felde der Mission weitgehend vermieden werden
konnten und aus dessen Geiste dann die Weltmissionskonferenzen entstanden bis
zu der von Edinburgh 1910, welche man als den Beginn der Ökumenischen Bewegung bezeichnen kann.
II. Das Werden des Ökumenischen Rats der Kirchen
Bevor es zur Gründung des ÖRK kam, schlossen sich Kirchen gleichen Bekenntnisses in Kirchen- und Weltbünden zusammen (binnenkonfessionelle Ökumene).
1910 in Edinburgh auf der Weltmissionskonferenz wurde die Idee der Einheit aller
Christen an jedem Ort grundgelegt. Auf dieser Konferenz musste man jedoch dogmatische Fragen vollständig außer Acht lassen, da sonst die Anglikaner nicht zu einer
Teilnahme bereit gewesen wären. Die Konferenz setzte sich fort in dem wegen des 1.
Weltkrieges erst 1921 gegründeten Internationalen Missionsrat.
Nach der Konferenz von Edinburgh erkannte man jedoch, dass Glaubensfragen wichtig für die Wiederherstellung der christlichen Einheit seien, weshalb es Gründung der
Bewegung für „Faith and Order“ kam. Auf der ersten Konferenz 1927 in Lausanne
waren bis auf die katholische alle Kirchen vertreten. Hier erkannte man, dass man
sich zunächst gegenseitig kennen lernen müsse, es entstand die Konfessionskunde.
Fortgesetzt wurden diese Bemühungen 1937 in Edinburgh, wo ein Stufenplan verabschiedet wurde. Außerdem beschloss man hier, sich in einem Ökumenischen Rat der
Kirchen zusammenzuschließen, was jedoch wegen des 2. Weltkriegs nicht unmittelbar verwirklicht werden konnte.
Parallel zu dieser Bewegung gab es auf Anstoß von Nathan Söderblom die Bestrebung, sich für die praktische Einheit der Konfessionen einzusetzen („Life and Work“).
1925 kam man in Stockholm zusammen unter dem Motto „Tun, was eint“.
1938 wurde in Utrecht eine Verfassung für den zu gründenden ÖRK ausgearbeitet.
Erst nach Kriegsende konnte durch den „Vorläufigen Ausschuss“ die konstituierende
Vollversammlung für August 1948 einberufen werden.
Abschließend ist zu bemerken, dass die Geschichte der ökumenischen Bewegung
keineswegs einheitlich und linear verlaufen ist, sondern dass es sich um verschiedene, ineinander verschränkte Aufbrüche und Wurzeln handelt, die nur schwerlich angemessen dargestellt werden können, so dass nur sozusagen Schlaglichter auf wichtige Ereignisse geworfen werden können.
Eine traurige Tatsache der Geschichte ist, dass in all diesen Bemühungen die katholische Kirche so gut wie gar nicht beteiligt war – meistens aus eigenem Willen, aber
zum Teil auch, da sie gar nicht mit eingeplant wurde. So stand zum Beispiel auch der
CVJM der katholischen Kirche lange kritisch gegenüber.
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