Datei: AtGPE914.doc (Word2000-Format) Schule: Pestalozzi-Gymnasium Dresden E-Mail: [email protected] Autor / Ansprechpartner: Dr. Rainer Heinrich Quelle / Literaturhinweise: Eigene Entwicklung Systematische Einordnung: Schlagworte inhaltlich: Planimetrie, Zufallsversuche, Wahrscheinlichkeiten, Simulation, Ähnlichkeit Schlagworte didaktisch: GTR, Modellierung, Simulation, Programmierung, Textproduktion, Gruppenarbeit, Erarbeitung Unterrichtliche Einordnung: Jahrgangsstufe: Thema: Zeitumfang: Klasse 9 Ähnlichkeit 3 Unterrichtsstunden Anliegen / Ziele: Hauptanliegen der skizzierten Unterrichtssequenz ist es, am Beispiel der Einführung des Begriffs „Ähnlichkeit“ einen Beitrag zur Begriffsbildung und damit zur Weiterentwicklung der mathematischen Fachsprache (in Abgrenzung zur natürlichen Sprache) zu leisten. Dabei wird als Methode das entdeckende Lernen durch die Schüler unter Nutzung der Simulation von Zufallsversuchen verwendet. Ein weiteres Ziel ist, dass die Schüler selbstständig unbekannte mathematische Zusammenhänge erkennen und in Form von Text aufschreiben können. Nicht zuletzt dienen die im Zusammenhang mit der Lösung der Aufgabe auftretenden überraschenden Effekte auch der Motivation der Schüler für die Beschäftigung mit Mathematik. In der Unterrichtssequenz werden „typische“ Inhalte der Stochastik mit solchen der Geometrie verknüpft. Unterrichtliche Voraussetzungen: Die Schüler sind mit Simulationen von Zufallsversuchen aus dem Unterricht zur Stochastik vertraut und haben solche am GTR vorgenommen. Sie haben in vergleichbaren Situationen kurze mathematische Texte produziert. Sie kennen noch nicht den Begriff ”Ähnlichkeit” im mathematischen Sinne. Seite 1 Beschreibung der unterrichtlichen Maßnahme: Die Schüler erhielten die unten angegebene komplexe Aufgabe. Sie arbeiteten in Gruppen zu je 4 Schülern. Das GTR-Programm mussten die Schüler nicht selbst eingeben, es wurde durch den Lehrer zur Verfügung gestellt. Die Schüler hatten 75 Minuten Zeit zur Bearbeitung. Danach wurde mit der Auswertung des Teiles I der Aufgabe begonnen. Die Teile II und III wurden in der Folgestunde ausgewertet. Aufgabe: I. Teil: Die Eckpunkte eines Dreiecks sind mit ”1”, ”2”, ”3” bezeichnet. a) Ein Zufallsversuch besteht in der zufälligen Auswahl einer Ecke des Dreiecks. Jede Ecke werde mit derselben Wahrscheinlichkeit gewählt. Jürgen führt den Versuch mit einem geeigneten Zufallsgerät 500 mal durch. Wie oft kann er die Ecke ”1” als Ergebnis erwarten? Wie oft kann er eine ungerade Zahl erwarten? b) Beschreibe, wie man unter Nutzung des GTR oder eines geeigneten Zufallsgerätes den Zufallsversuch simulieren kann. II. Teil: Hanka erfindet folgendes Spiel: Die Punkte ”1”, ”2” und ”3” seien Eckpunkte eines gleichschenkligen Dreiecks. Ferner sei P ein beliebiger Punkt im Inneren dieses Dreiecks. Mithilfe eines geeigneten Zufallsgenerators wird eine der drei Ecken (mit je gleicher Wahrscheinlichkeit) ausgewählt. Der Mittelpunkt der Verbindungsstrecke dieses gewählten Punktes mit dem Punkt P wird konstruiert und als neuer Punkt P bezeichnet. Jetzt wird wieder eine Ecke des Dreiecks zufällig ausgewählt und das Verfahren wiederholt. a) Zeichne ein gleichschenkliges Dreieck mit der Basis b=20 cm und den Schenkeln s=16 cm. Führe das Verfahren 10 mal aus und konstruiere die entsprechenden Punkte. b) Beschreibe das Verfahren mit eigenen Worten. c) Erkennst du eine Gesetzmäßigkeit in der Lage der Punkte? Seite 2 III. Teil: Winfried hat ein Programm für den GTR (hier TI – 92) geschrieben, welches dieses Verfahren realisiert: dreieck() Prgm ClrDraw -0.1 xmin 10.1 xmax 0 xscl -0.1 ymin 5 ymax 0 yscl PtOn 0,0 PtOn 10,0 PtOn 5,5 10 p 5q Lbl a rand(3) z If z=1 Then 0x 0y EndIf If z=2 Then 10 x 0y EndIf If z=3 Then 5x 5y EndIf (x+p)/2 p (y+q)/2 q PtOn p,q Goto a EndPrgm Alle Zeichnungen werden gelöscht. Das Darstellungsfenster wird eingestellt. Die Eckpunkte werden gezeichnet. ................................................................................................ Falls z den Wert 1 besitzt, wird der Punkt (0;0) gewählt. ................................................................................................ ................................................................................................ Die Koordinaten des Mittelpunktes der Strecke werden berechnet. ................................................................................................ ................................................................................................ a) Fülle die Lücken im Text aus. b) Schreibe die Koordinaten der Eckpunkte des von Winfried gewählten Dreiecks auf. c) Führe das Programm aus. Brich nach 4 Minuten ab. Erkennst du jetzt eine Gesetzmäßigkeit in der Anordnung der Punkte? d) Man bezeichnet die entstehenden Dreiecke als ähnliche Dreiecke. Suche Eigenschaften zueinander ähnlicher Dreiecke und vergleiche diese mit den Eigenschaften zueinander kongruenter Dreiecke. Schreibe eine Definition für „zueinander ähnliche Dreiecke“ auf. e) Vergleiche die Verwendung des Wortes „Ähnlichkeit“ in der Umgangssprache und in der Mathematik. Seite 3 Erfahrungen / Bemerkungen: Die Form, Aufgabenlösen in Gruppenarbeit zu realisieren, war den Schülern 500 bekannt. Im Teil I(a) wurde auf den Erwartungswert geschlossen. 3 Die Beschreibung der Zufallsgeräte führte u. a. zum Würfel (entsprechende Einteilung der 6 Ergebnisse) bis hin zur Nutzung des Zufallsgenerators des GTR. Ausgewählte Schülerantworten: ”Man benutzt den Befehl Rand(3). Damit hat man eine Zahl von 1 bis 3 und auch die Ecke des Dreiecks.” ”Bei einem Würfel wird bei der 1 und 2 die Ecke ”1” gewählt, bei 3 und 4 die Ecke ”2” und bei 5 und 6 die Ecke ”3”.” ”Man würfelt einmal und teilt das Ergebnis durch 2. Danach wird der Zufallsversuch 400 mal wiederholt. Die gezogenen Ergebnisse sind die Anzahl der Ecken.” ”Ich nehme ein dreiseitiges Glücksrad. ...” Im Teil (II) wurde bei b) im Wesentlichen der Wortlaut der Aufgabenstellung wiedergegeben. Die Konstruktion führte (natürlich) nicht zum Erkennen von Gesetzmäßigkeiten. Im Teil III erhielten die Schüler nach Ausführung des Programms folgendes Bild: Die Koordinaten der Eckpunkte wurden aus dem Programmlisting herausgefunden. Die Schüler fanden die Winkelgleichheit ähnlicher Dreiecke selbständig. Die Beziehung der Verhältnisse entsprechender Seitenlängen fanden nur wenige Gruppen heraus. Schülerantworten: ”Ähnliche Dreiecke haben alle Winkel gleich groß.” ”In ähnlichen Dreiecken stimmen die entsprechenden Winkel überein. Die Seiten sind maßstäblich vergrößert oder verkleinert.” Seite 4 Fazit: Die Schüler waren in der Lage, wesentliche Eigenschaften der Relation „Ähnlichkeit“ selbständig zu entdecken sowie markante Eigenschaften ähnlicher und kongruenter Dreiecke zu vergleichen. Die Planung und Durchführung der Simulation einschließlich der verständigen Nutzung von Rechenhilfsmitteln bereitete den Schülern keine Schwierigkeiten. Die Schüler waren erstaunt über das Ergebnis der Anordnung der Punkte. Sie wurden auf das Auftreten ähnlicher Strukturen (Fraktale) in der Natur hingewiesen. Es hat sich gezeigt, dass das Vorgehen zur Motivation der Schüler beitrug, sich mit der Begriffsbildung auseinander zu setzen. Die Begründung der Entstehung des Sierpinski-Dreiecks wurde in der Unterrichtssequenz nicht geliefert. Es wäre möglich, dass interessierte Schüler im Rahmen eines Schülervortrages diese Begründung in einer der Folgestunden liefern. Ferner zeigte sich, dass die Produktion von Text den Schülern nicht leicht fiel, aber im Sinne des verständigen Lernens und der Schulung des Umgangs mit mathematischen Objekten entwickelbar ist. Seite 5