Große deutsche und österreichische Komponisten Groningen, April 2004 A. M. Pool E. Ossewaarde E .K. de Vries Websitegroep WLG 1 Große deutsche und österreichische Komponisten Das Willem Lodewijk Gymnasium in Groningen hat eine lange Tradition auf dem Gebiet der Musik zu verzeichnen. Relativ viele Schüler spielen ein Instrument und das sehr oft auf hohem Niveau. Einige von ihnen spielen in den besten Jugendorchestern im Norden der Niederlande, wie zum Beispiel im ‚Haydn-Jeugdorkest’. Auch besuchen viele nach dem Abitur ein Konservatorium. Eine andere Tradition jüngeren Datums sind die Übersichten von großen Deutschen (‚Unsere Besten’), der Bildergalerie von deutschsprachigen Autoren, von landeskundlichen Folien, von ‚Großen Denkern’, usw., die wir unseren Schülern über das Internet zur Verfügung stellen. In den verschiedenen Unterrichsstunden wird auch auf dieses Material verwiesen. Wir lesen die Biografien und hören uns die Interviews, Vorlesungen und Hörbücher an. So lag es auf der Hand, auch eine Übersicht von großen deutschen und österreichischen Komponisten zusammenzustellen. Mit Hilfe der Websitegruppe des WLG – eine Gruppe von Dozenten und Schülern – wurde diese Übersicht für das Web fertiggestellt. Unter <www.wlg.nl> >wlg/leerling >Duits finden Sie den Link zur Übersicht. In der Schule sind die ausgewählten Tonbeispiele zu hören: In der Mediathek können Schüler sie sich anhören und in den Klassenzimmern können sie vom Schulnetzwerk aus abgespielt werden. Benutzte Quellen: www.zdf.de www.gustav-mahler.at www.aeiou.at www.onlinekunst.de/ Inhalt Seite Johann Sebastian Bach Ludwig van Beethoven Johannes Brahms Georg Friedrich Händel Joseph Haydn Gustav Mahler Felix Mendelssohn Bartholdy Wolfgang Amadeus Mozart Franz Schubert Robert Schumann Richard Strauss Richard Wagner 3 4 5 6 7 8 10 11 12 13 14 15 2 Johann Sebastian Bach Komponist Geboren 21.03.1685, Eisenach Gestorben 28.07.1750, Leipzig Johann Sebastian Bach und sein universales Werk gerieten nach seinem Tod nahezu in Vergessenheit. Heute jedoch steht außer Zweifel, dass seine Musik den unübertroffenen Höhepunkt des musikalischen Barock bildete. Er war kein Wunderkind wie Mozart und wurde nicht von der Öffentlichkeit gefeiert wie Beethoven. Bach erwarb sich im Laufe seines Lebens großes Ansehen als Orgelvirtuose und sachverständiger, doch sein Siegeszug in der Musikwelt setzte im Grunde erst mit der Aufführung seiner ‘Matthäuspassion’ durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829 ein. Seither prägte seine Kompositionstechnik Komponisten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein und bezaubert bis heute ein breites Publikum. Für viele - auch solche, die sonst keine Anhänger klassischer Musik sind - ist ein Weihnachten ohne Bachs ‘Weihnachtsoratorium’ kaum denkbar. Eine berühmte Familie Bach entstammt einer weit verzweigten Musikerfamilie. Großvater, Vater und Brüder waren Musiker, vier seiner Söhne - er zeugte in seinem in vielfacher Hinsicht fruchtbaren Musikerleben 20 Kinder - wurden gleichfalls bedeutende Komponisten. Schon mit zehn Jahren Waise, wuchs Bach bei seinem 14 Jahre älteren Bruder auf, von dem er soliden Orgelund Kompositionsunterricht erhielt. Nach mehreren Anstellungen als Hofkomponist und Organist übernahm Bach 1729 die Stelle des Thomaskantors in Leipzig. Diesen Posten, den man bis heute mit Bach identifiziert, bekam er übrigens nur, weil der damals berühmtere Georg Philipp Telemann abgesagt hatte! Sein Lebensstil war einfach und bescheiden, seine beiden Ehen glücklich - ein großer Gegensatz zu manch anderer Künstlervita. Dabei soll Bachs Temperament durchaus nicht ausgeglichen gewesen sein. Das Werk Die Universalität von Bachs Gesamtwerk umfasst - außer Oper und Ballett - alle hochbarocken Gattungen. Bezeichnend für Bachs Schaffen ist, dass er eine Trennung von weltlicher und geistlicher Musik nicht kannte. Zu seinen herausragenden Werken gehören die großen Chorwerke der ‘Johannespassion’ und der ‘Matthäuspassion’, die sechs ‘Brandenburgischen Konzerte’ und zahlreiche Orgelwerke. Als Meister des polyphonen Stils, besonders der ‘Kunst der Fuge’, ist Bach bis heute unerreicht geblieben. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 3 Ludwig van Beethoven Komponist Getauft 17.12.1770, Bonn Gestorben 26.03.1827, Wien Wer nach den bedeutendsten Musikern aller Zeiten gefragt wird, wird an Ludwig van Beethoven kaum vorbeikommen. Für viele gilt Beethoven gar als der Superstar der klassischen Musik - seine Popularität ist nach wie vor ungebrochen. Beethoven wird mit Mozart und Haydn zur Wiener Klassik gezählt, ja ihr Vollender genannt. Doch unterscheidet ihn viel von seinen beiden berühmten Vorgängern. Als Symbol dafür kann der wilde Haarschopf gelten, den er nicht wie jene unter Perücken zwängte. Nicht mehr dem Rokoko verhaftet, sondern auf dem Weg zur Romantik, begann mit Beethoven musikgeschichtlich ‘das 19. Jahrhundert’. Frühes Genie Sein Genie wurde schon früh erkannt, und so musste Beethoven nicht lange Bratschist der Bonner Hofkapelle bleiben. Nach seinem ersten öffentlichen Auftritt in der Musikstadt Wien im Jahr 1795 wurde ihm vielfältige Förderung durch den dortigen Adel zuteil, der seinen neuen Star feierte. Seit dem 30. Lebensjahr litt Beethoven an einer rasch fortschreitenden Schwerhörigkeit. Mit 40 war er völlig taub, was ihn nicht daran hindern konnte, noch zahlreiche Meisterwerke zu komponieren. Wie viele der großen Genies war Beethoven jedoch auch ein Exzentriker, zerstreut, unordentlich und nicht selten in Geldnöten. Aufgrund seines ungezügelten cholerischen Temperaments legte er sich unentwegt mit seinen Mitmenschen an. Eine Botschaft an die Menschheit Im Zentrum von Beethovens Schaffen standen Sinfonien und Konzerte, Kammermusik und Klaviersonaten. Damit blieb er der wichtigsten musikalischen Form der Klassik verbunden, dem Sonatensatz. Und klassisch war auch die völlige Übereinstimmung von Form und Gehalt. Neu dagegen waren bei Beethoven die Betonung des Ethischen, das Setzen von Widerständen, das Andrängen des Willens gegen sie und der Ausdruck der befreienden Überwindung. Darin unterscheidet sich Beethoven von der gleichzeitigen musikalischen Romantik: Er stellt der wirklichen Welt nicht eine ‘andere Welt’ gegenüber, sondern seine Musik richtet sich an die Welt, um sie zu bessern und zu veredeln. Seinen berühmtesten Ausdruck fand dieser Anspruch wohl in der 9. Sinfonie mit ihrer Vertonung von Schillers ‘Ode an die Freude’. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 4 Johannes Brahms Komponist Geboren 07.05.1833, Hamburg Gestorben 03.04.1897, Wien Johannes Brahms zählt mit Ludwig van Beethoven und Anton Bruckner zu den drei großen ‘B's’ der deutschen Sinfonik. Seine Musik zeichnet sich durch kraftvolle Rhythmik und reiche Melodik aus. Johannes Brahms wuchs in wenig begüterten Verhältnissen als Sohn eines Unterhaltungsmusikers in Hamburg auf und musste sich schon in jungen Jahren seinen Lebensunterhalt als Tanzmusiker verdienen. Anerkennung von Kollegen und Publikum Während seiner Wanderjahre ab 1853 lernte Brahms den gefeierten Violinvirtuosen Joseph Joachim kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband und der ihm die Bekanntschaft mit Franz Liszt in Weimar und dem Ehepaar Clara und Robert Schumann in Düsseldorf vermittelte. Beeindruckt vom Klavierspiel und seinen - noch unveröffentlichten - Kompositionen schrieb Schumann einen enthusiastischen Artikel über Brahms, doch musste dieser auf den Durchbruch zu europäischer Geltung noch bis zur Uraufführung des ‘Deutschen Requiem’ am Karfreitag 1863 warten. 1868 übersiedelte der mittlerweile berühmte Brahms in die europäische Musikmetropole Wien, wo er, von wenigen Unterbrechungen abgesehen, bis zu seinem Tod als wohlhabender Komponist lebte. Galionsfigur wider Willen Von seinen Zeitgenossen wurde er vielfach als musikalischer Antipode Richard Wagners betrachtet, denn Brahms wollte die traditionellen musikalischen Formen weiterentwickeln und sie nicht wie die ‘Zukunftsmusiker’ um Wagner und Liszt ablösen. Zum Anführer einer Partei in einem Streit, der die Musik benutzte, um Fragen der Weltanschauung und des Künstlertums zu debattieren, war der bescheidene, fast schüchterne Brahms allerdings wenig geeignet. Eine enge Freundschaft verband Brahms nach dem Tod Schumanns mit seiner Witwe. Die Pianistin Clara Schumann führte viele seiner Werke auf, denn die Kammermusik und insbesondere die Klaviermusik stand im Mittelpunkt von Brahms' kompositorischem Schaffen. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 5 Georg Friedrich Händel Komponist Geboren 23.02.1685, Halle (Saale) Gestorben 14.04.1759, London Georg Friedrich Händel war der erste deutsche Musiker, der europäischen Ruhm erlangte. In Italien feierte man ihn als ‘il caro sassone’ - ‘den lieben Sachsen’. In London, seiner späteren Wahlheimat, unterzeichnete er mit ‘George Frederic Handel’. Nach dem Wunsch der Eltern hätte er Jurist werden sollen. Doch der Vater starb und Georg Friedrich Händel studierte in Halle an der Saale Musik. Dort erhielt er 1702 auch seine erste Organistenstelle. 1703 wurde er Geiger und bald darauf ‘maestro al cembalo’ am Hamburger Theater am Gänsemarkt. 1705 komponierte er seine erste Oper ‘Almira’, der innerhalb eines Jahres drei weitere folgten. In den Jahren 1707 bis 1709 bereiste Händel Italien, schloss Freundschaft mit den großen italienischen Komponisten der Zeit und lernte das lebhafte Musikleben in Florenz, Neapel und Venedig kennen. Kurz nachdem er nach Deutschland zurückgekehrt war, brach er nach London auf. Der Theatermann Seine Oper ‘Rinaldo’, die 1711 im Königlichen Theater am Haymarket zur Uraufführung kam, wurde ein Riesenerfolg. Die Engländer liebten die spektakuläre Bühneninszenierung und die kunstvollen Arien der Kastraten. Für Händel gab es keinen Zweifel: Hier wollte er bleiben. 1712 ließ er sich in England nieder. Für die Royal Academy of Music, mit deren Leitung er betraut wurde, schrieb er bis 1728 noch vierzehn italienische Opern, darunter ‘Radamisto’ (1720) und ‘Giulio Cesare’ (1724), die ihn in ganz Europa berühmt machten. Die Oratorien Als der Stern seines Theaterunternehmens im Sinken begriffen und Händel vom Kampf gegen die Konkurrenztheater zermürbt war, widmete er sich ab 1740 immer mehr der Komposition von Oratorien. Händel schuf insgesamt 22 Werke dieser Gattung. Zu ihnen gehört auch der ‘Messias’ (1742), der im 19. Jahrhundert zum Standardwerk der Chorvereine wurde und bis heute volle Häuser garantiert. Bei der Uraufführung in Dublin erhob sich das ergriffene Publikum beim Erklingen des ‘Halleluja’-Chores wie im Gebet. Diese Sitte hat sich in Großbritannien im Gedenken an die Uraufführung bis heute erhalten. Ein anderes populäres Werk Händels ist die ‘Feuerwerksmusik’, die er anlässlich des Aachener Friedens von 1748 schrieb. Die letzten acht Jahre seine Lebens war der Komponist erblindet. Beigesetzt wurde er in der Westminster Abbey in London. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 6 Joseph Haydn Komponist Geboren wahrscheinlich 31.03.1732, Rohrau (heute Niederösterreich) Gestorben 31.05.1809, Wien Joseph Haydn führte die Musikwelt in eine neue Epoche, und zwar in die der Klassik. Weitgehend isoliert von den Strömungen seiner Zeit, schuf er Werke, die für etliche Generationen Standards etablieren sollten. Der Geist und Witz seiner Musik kann im Konzertsaal heute noch stets neu erlebt werden. Eigentlich grenzt es an ein Wunder: Ein junger Komponist arbeitet im ungarischen Hinterland knapp 30 Jahre lang als Diener in Livree für die Fürsten Esterházy - weit entfernt von allen Musikmetropolen und Einflüssen der modernen Zeit, ohne Konzertreisen und Künstlerkontakte. Und dieser Komponist, Joseph Haydn, setzte nichts weniger als eine Revolution in Gang: die Wiener Klassik mit all ihren neuartigen Gattungen wie Streichquartett oder Sinfonie, mit ganz neuen Idealen und Tonsprachen. ‘... original werden’ ‘Ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so musste ich original werden.’ Haydn war weitgehend ein Autodidakt. Er studierte in der ländlichen Abgeschiedenheit des Schlosses Esterháza zwar die Werke der großen Meister vergangener Epochen, doch ‘original’ werden musste er allein. So wurde er nicht ein bloßes Glied in einer Kette, in der alles aufeinander aufbaut. Vielmehr hatte er die Möglichkeit - und das Genie -, wirklich Neues zu erfinden und zu etablieren. Das Hoforchester stand für Experimente bereit, seine Brotherren zeigten die nötige Offenheit. 104 Sinfonien voll Geist, Esprit und Meisterschaft sind uns von Haydn überliefert. Die letzten davon entstanden in London, wo er als 60-Jähriger eine zweite Karriere startete. Zu dieser Zeit war Haydn längst ein anerkannter Komponist - der berühmteste Europas -, auf den sich später Mozart, mit dem er befreundet war, Beethoven und viele andere beriefen. Schöpfer der Nationalhymne Die populären Oratorien ‘Die Schöpfung’ und ‘Die Jahreszeiten’ zählen zu Haydns Alterswerk, ebenso das Streichquartett op. 76/3, das ‘Kaiserquartett’, in dessen drittem Satz er seine Kaiserhymne ‘Gott erhalte Franz den Kaiser’ variierte. Sie ist seit 1952 die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 7 Gustav Mahler Geboren 07.07.1860, Kalisch (Böhmen) Gestorben 18.05.1911, Wien Gustav Mahler wurde am 7.7.1860 im Österreichischen Kalisch geboren und starb am 17.5.1911 in Wien. Als zweites von zwölf Kindern jüdischer Eltern, studierte er am Konservatorium und an der Universität in Wien. Bruckner, dessen Einfluss in den sinfonischen Werken Mahlers spürbar ist, unterwies ihn in der Kompositionslehre. Mahlers erste, groß angelegte Komposition, Das klagende Lied, ein Melodrama mit Orchester, entstand vor seinem 20. Lebensjahr und wurde bei einem Wettbewerb durch die von Brahms geleitete Jury abgelehnt. Daraufhin entschloss sich Mahler, Kapellmeister zu werden. Er begann an einer kleinen Opernbühne in Hall (1880), bekam aber bald bessere Stellungen in Deutschland und Österreich, in denen er als Operndirigent Hervorragendes leistete, bis er 1888 zum Direktor der Budapester Hofoper ernannt wurde. Da er dieser Aufgabe all seine Kraft und Zeit widmete, komponierte er nur noch in seinen Ferien. Als auch die 1889 entstandenen Lieder eines fahrenden Gesellen sehr kühl aufgenommen wurden, gab er das Komponieren abermals auf, um sich nun völlig als Operndirigent einzusetzen. Diese Tätigkeit bedeutete ihm freilich eine Art Sklavenarbeit. Er fand Anerkennung als einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit, Brahms und R. Strauß zollten ihm höchste Achtung, ja Bewunderung. Aber Mahler rieb sich an der selbstgestellten Aufgabe auf. In kompromissloser Hingabe an seine künstlerischen Ideale zeigte er auch Züge von Herrschsucht und schuf sich, da die ausübenden Künstler durch ihn zu vermehrter und ungewohnter Arbeit gezwungen wurden, viele Feinde. Sein Zehnjahresvertrag in Budapest wurde bereits nach zwei Jahren wieder gelöst. Mahler ging nun nach Hamburg und blieb dort sieben Jahre lang. Dann kam er als Direktor an die Wiener Hofoper, wo er mit fast unumschränkter Vollmacht über große Mittel verfügen konnte. Die während seiner zehnjährigen Tätigkeit in Wien (1897-1907) aufgeführten Opern waren in jeder Hinsicht künstlerische Glanzleistungen, denn Mahler beschränkte sich nicht auf die musikalische Leitung, sondern ergriff überall die Initiative, bei der Regie ebenso wie bei der Bühnenbildgestaltung und der Inszenierung. Aber schließlich wurde er durch Intrigen und offene Anfeindungen gezwungen, seinen Abschied zu nehmen und Wien zu verlassen. Verbittert über den Mangel an Verständnis bei einer breiten Öffentlichkeit verließ er Europa und folgte 1907 einem Ruf an die Metropolitan Opera in New York. Seine Missstimmung über die allzu konventionelle Art, in der das Opernwesen seiner Zeit befangen war, kommt in seiner Erklärung Edgar Istel gegenüber zum Ausdruck: ‘Wenn ich mir die allergrößte Mühe gegeben hatte, eine vollendete Vorstellung zu erzielen, musste ich schon bei der Wiederholung mit ansehen, wie allmählich das Beste abbröckelte; die dritte, vierte und fünfte Aufführung verschlechterte sich zusehends, und es war mir keine Möglichkeit gegeben, innerhalb des Repertoirebetriebs so viele Proben zu halten, als zur Aufrechterhaltung des Niveaus, das ich für entsprechend hielt, notwendig gewesen wären.’ In verzweifeltem Ringen um finanzielle Unabhängigkeit übernahm Mahler in New York außer seiner Tätigkeit an der Metropolitan auch die Organisation und Leitung der ‘New York Philharmonic Society’. Dies bedeutete für ihn jedoch eine allzugroße Belastung, und so brach er während eines Konzerts - es war sein 57. innerhalb der kurzen Spanne dreier 8 Winterspielzeiten - zusammen. In Wien wurde er ärztlich behandelt, aber er war nicht zu retten: im Frühjahr 1911 starb er. Man trug ihn in schweigender Verehrung zu Grabe. Seinem letzten Willen gehorchend wurde bei der Beerdigung kein Wort gesprochen und keine Note gespielt oder gesungen. http://www.aoz.ethz.ch/archive/komponisten/mahler.html 9 Felix Mendelssohn Bartholdy Komponist Geboren 03.02.1809, Hamburg Gestorben 04.11.1847, Leipzig Er war einer der angesehensten Komponisten und Dirigenten Europas: Felix Mendelssohn Bartholdy. Sein e-Moll-Violinkonzert zählt bis zum heutigen Tag zu den meist gespielten Stücken dieser Gattung, seine ‘Lieder ohne Worte’ stehen sinnbildlich für lyrisch-romantische Ausdruckskunst. ‘Er ist der Mozart des 19. Jahrhunderts’, so urteilte sein Komponistenkollege Robert Schumann über Felix Mendelssohn Bartholdy. ‘Der hellste Musiker’ seiner Zeit war als Komponist von Sinfonien, Liedern und Oratorien ebenso hoch angesehen wie als Orchesterleiter. Komponieren mit leichter Hand Der Vergleich mit Mozart ist zutreffend gewählt. Auch Mendelssohn war ein musikalisches Wunderkind: Als Zwölfjähriger schrieb er seine ersten Streichersinfonien, als 17-Jähriger dann die berühmte ‘Sommernachtstraum’-Ouvertüre, die ihn bereits auf der ganzen Höhe seiner Kunst zeigt. Wie bei Mozart scheint seine Musik stets mit leichter Hand entworfen, sie ist lyrisch und oft von fast übernatürlicher Schönheit. Und wie Mozart starb Mendelssohn jung, sodass die Frage, was dieser Geist noch alles hätte entstehen lassen können, ebenso spannend wie unbeantwortbar ist. Ein Klassiker in der Romantik Felix Mendelssohn Bartholdy, Sohn von Abraham Mendelssohn, Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn und Bruder der gleichfalls hoch begabten Fanny Hensel, war als Komponist kein Revolutionär. Seine Epoche ist die frühe Romantik, doch wurde er von seinem Lehrer Karl Zelter nach alten, klassischen Idealen erzogen. Man bezeichnet seine Zeit auch als Biedermeier, wobei Mendelssohns Musik alles andere als bieder und beschaulich ist. Nach seinem plötzlichen Tod infolge eines Gehirnschlags wurden Mendelssohns Werke bald auch unmodern, und sie wurden bewusst schlecht geredet - denn Mendelssohn war Jude und ein Opfer antisemitischer Kunsthetze. In vorderster Linie war es Richard Wagner, der Mendelssohns Musik disqualifizierte: Es fehle schlicht eine ‘Herz und Seele ergreifende Wirkung’. Wiederentdecker Bachs Heute sind Mendelssohns Werke, allen voran sein Violinkonzert e-Moll und seine Sinfonien, unverzichtbare Bestandteile der Konzertprogramme. Doch auch an seine Leistungen als Kapellmeister des renommierten Leipziger Gewandhauses erinnert man sich wieder verstärkt. Denn er war es, der 1829 Johann Sebastian Bachs ‘Matthäuspassion’ nach genau 100 Jahren Vergessenheit als Erster wieder aufführte und so eine Renaissance der Barockmusik in Gang setzte. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 10 Wolfgang Amadeus Mozart Komponist Geboren 27.01.1756, Salzburg Gestorben 05.12.1791, Wien Seit dem Kinofilm ‘Amadeus’ hat man ihn bildlich vor Augen: Wolfgang Amadeus Mozart Kindskopf und Genie in einem - steht für das uneingeschränkt Schöne in der Musik. Doch was man damals wie heute als so überaus ‘schön’ empfand, war kein Produkt des Zufalls. ‘Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen!’, orakelte 1771 der damals weltberühmte Opernkomponist Johann Adolf Hasse. Er sollte Recht behalten: Hasse kennt heute kaum einer mehr, Mozart dagegen darf als der mit bekannteste Komponist nicht nur seiner Epoche, sondern der gesamten klassischen Musik gelten. Wunderkind auf Konzertreisen Bereits als Sechsjähriger wurde der ‘Knabe’ Wolfgang Amadeus Mozart von seinem Vater in den Metropolen Wien und München als Wunderkind präsentiert. Er spielte Cembalo, improvisierte und komponierte. Mozarts Vater Leopold bereitete seine Kinder gezielt auf eine Musikerkarriere vor. Sie reisten gemeinsam nach Paris, Den Haag, durch Deutschland und Italien, wo Wolfgang und seine Schwester Maria Anna öffentlich konzertierten. Die Kombination von Jugend und Talent begeisterte das Publikum. Lange haftete Mozart das Etikett des ewig kindlichen Genies an - eines Genies, das gleichsam ohne nachzudenken die wundervollste Musik erschafft. Dieses Bild ist allerdings falsch. Die unkomplizierte, von vielen gleichermaßen empfundene ‘Schönheit’ seiner Werke ist bewusst gesucht, ist systematisch erarbeitet. Denn Mozart war der erste Komponist dieses Ranges, der sich - zumindest über weite Strecken seines Lebens - nicht auf eine feste Anstellung oder einen Mäzen verlassen konnte: ‘Je nu, wo man gut zahlt, bin ich’, schrieb er 1778 aus Paris. Hätte man seine Musik nicht schön gefunden, wäre er finanziell erfolglos geblieben. Dass es ihm trotzdem sein Leben lang an Geld mangelte, lag nicht zuletzt an der aufwendigen Haushaltsführung von Wolfgang Amadeus und Konstanze Mozart. Der Bruch mit dem Publikum In den letzten fünf Jahren seines kurzen Lebens kam es schließlich doch zu einem Bruch mit dem Publikum. Opern wie ‘Figaros Hochzeit’ oder ‘Don Giovanni’ - heute als seine absoluten Meisterwerke anerkannt - überforderten in ihrer Komplexität das Wiener Publikum. Es wandte sich von ihm ab. So starb Mozart mit gerade einmal 34 Jahren verarmt und weitgehend vergessen. Sein letztes Werk, ein anonym bestelltes Requiem, blieb unvollendet - für die Nachwelt war das die ideale Vorlage, den Tod des Komponisten in ein mysteriöses Licht zu stellen. Das Requiem, so hielt sich die Legende, war bestellt von einem Boten aus einer anderen Welt. Es sollte sein eigenes werden. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 11 Franz Schubert Geboren 31.01.1797, Lichtenthal bei Wien Gestorben 19.11.1828, Wien Schuberts Musik zeichnet sich aus durch große Eigenständigkeit. Sie entsteht in einer Zeit des Umbruchs, zwischen der klassischen und der romantischen Epoche. Einerseits bereits voll des romantischen Ausdrucks, ist sie andererseits noch deutlich geprägt durch die Musik der Wiener Klassik. Franz Peter Schubert wurde am 31. Januar 1797 in Lichtenthal bei Wien als Sohn eines Lehrers geboren. Mit elf Jahren wurde er als Sopranist in die Hofkapelle und in die Konviktschule in Wien aufgenommen. Dort lebte er fünf Jahre, 1808 bis 1813. Vom 16. Lebensjahr an arbeitete er als Schulgehilfe seines Vaters. 1818 machte er sich als freier Musiker mit Hilfe seines Freundes F. von Schober selbständig. Jetzt konnte er sich ganz der Musik widmen. Als Musiklehrer arbeitete er 1824 für die Familie Esterhazy in Ungarn. Nach Wien zurückgekehrt, sammelte sich ein großer Freundeskreis um den liebenswürdigen Franz Schubert. Sein Werk schuf er in 15 Jahren - ein außergewöhnlich umfangreiches Werk. Im Mittelpunkt steht bei Schubert das Lied, er bevorzugte die Texte von Goethe und seiner Zeit. Aus der musikalischen Grundhaltung dem Lied gegenüber erwuchs die neuartige Funktion des Klavierparts, der die Grundlage des musikalischen Baus bildete. Besonders in den Tänzen und Märschen, aber auch in der Instrumentalmusik zeigt sich der lebendige Einfluss der österreichisch-ungarischen Volksmusik. Franz Schubert bevorzugte das einsätzige Klavierstück, seine ‘Impromptus’und ‘Moments musicaux ‘wurden wegweisend. Schuberts Sonaten , seine Kammermusik und Sinfonien knüpfen an die Wiener Klassiker an, jedoch sind sie getragen von einer romantischen Geistesart. Die Musik von Franz Schubert zeigt eine reiche Klangphantasie und besitzt melodischen Zauber. Seine ‘Unvollendete Sinfonie’gehört zu den vollendetsten Musikschöpfungen überhaupt in der Musikgeschichte. Die ersten beiden Sätze der Partitur führte er bis ins letzte Detail aus. Ein dritter Teil ( Scherzo ) ist nur unvollendet hinterlassen worden. In der ‘Unvollendeten Sinfonie ‘erreichte Schubert seine größte Meisterschaft und fand seine ganz eigene Musiksprache. Nachdenklich, friedvoll, zärtlich und erhaben - und je nach Stimmung des Zuhörers immer wieder anders und immer neu - das ist vollkommene Musik! Franz Peter Schubert starb im Alter von 31 Jahren am 19. November 1828 in Wien an Typhus. http://www.aeiou.at/schubert.htm http://www.onlinekunst.de/januar/31_01_Schubert_Franz.htm 12 Robert Schumann Komponist Geboren 08.06.1810, Zwickau Gestorben 29.07.1856, Endenich (heute zu Bonn) Robert Schumann, einer der bedeutendsten Komponisten der deutschen Romantik, brachte die Poesie in die Musik. Seine Werke, die man bis heute in allen Konzertsälen der Welt erleben kann, sind Lyrik in Tönen. Robert Schumann war der poetische Musiker schlechthin, und damit entsprach er geradezu ideal dem Bild des romantischen Künstlers. Denn wie es der Geist der Romantik forderte, führte er die Künste Literatur und Musik zueinander - ‘eine neue poetische Zeit vorzubereiten, beschleunigen zu helfen’, das war sein erklärtes Ziel. Schumann war Schriftsteller, Pianist und Komponist, und seine gesammelten Schriften werden heute von der Musikwelt ebenso geschätzt wie seine Sinfonien, Lieder und Kammermusik. Musik als Poesie Nicht nur für die Klaviermusik, auch und gerade für die Gattung Lied hat Schumann Besonderes geleistet. Konzentriert auf das Jahr 1840, schuf er einen gänzlich neuen Typus des Klavierlieds: Singstimme und Klavierpart stehen dabei nicht mehr nebeneinander, sondern verschmelzen zu einer Einheit. Sein Zyklus ‘Dichterliebe’ nach Heinrich Heine kann dafür als neuer Maßstab gelten. Verheiratet war Robert Schumann mit der Konzertpianistin Clara Wieck, die seine Klavierwerke in ganz Europa bekannt machte. Seine eigene Pianistenkarriere musste Schumann schon früh aufgeben: Eine Überanstrengung aufgrund geradezu manischen und ruinösen Übens und Trainierens hatte zu einer Handlähmung geführt. Als Gründer und Herausgeber der ‘Neuen Zeitschrift für Musik’ förderte er den jungen Johannes Brahms, mit dem das Ehepaar Schumann eng befreundet war. Zerrissenheit der Romantik Robert Schumann war eine zutiefst gespaltene, psychisch labile Persönlichkeit, auch hier Inbegriff des romantischen, innerlich zerrissenen Künstlers, der stets am Rande des Scheiterns agiert. Seine Zerrissenheit verdeutlichen die beiden von Schumann erdachten Charaktere Eusebius und Florestan, die als Mitglieder der fiktiven Vereinigung der ‘Davidsbündler’ eine erregte Kunstdiskussion in Schumanns Zeitschrift führten. Gescheitert ist Schumann letztlich am Leben: 1854 fiel er in geistige Umnachtung, unternahm einen Selbstmordversuch und starb zwei Jahre später in der Nervenklinik von Endenich. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 13 Richard Strauss Komponist Geboren 11.06.1864, München Gestorben 08.09.1949, Garmisch-Partenkirchen Die Werke von Richard Strauss gehören zum Repertoire jedes Opernhauses. Als Dirigent und Komponist war er schon zu seinen Lebzeiten eine der anerkanntesten Persönlichkeiten des Musiklebens. Vielleicht ist Richard Strauss der Komponist, in dessen Musik sich das Lebensgefühl des Fin de siècle am deutlichsten spiegelt: ein Gemisch aus Pathos, Selbstgewissheit, Modernität und romantischer Nostalgie. Karrierestart als Kapellmeister Der Sohn eines Hornisten der Münchener Hofkapelle erhielt schon früh eine fundierte musikalische Ausbildung. Durch die Förderung des damals sehr bekannten Dirigenten Hans von Bülow erhielt er seine erste Anstellung als Kapellmeister. Sein Engagement in Meiningen war der Beginn seiner glänzenden Karriere als Dirigent, die ihn an die Opernhäuser von Wien, München und Berlin führte. Nach der ‘Machtergreifung’ der Nationalsozialisten wurde der im Grunde unpolitische Strauss 1933 Präsident der Reichsmusikkammer; er verlor diesen Posten jedoch bald wieder, als er sich für seinen jüdischen Librettisten Stefan Zweig einsetzte. Das kompositorische Schaffen Am Anfang von Strauss' Werk stehen Lieder und Kammermusik, gefolgt von sinfonischen Dichtungen in der Tradition Franz Liszts. 1894 wandte er sich erstmals der Oper zu, dem Schaffensgebiet, für das er bis heute vor allem steht. Doch das Minnesängerdrama ‘Guntram’ stand noch stark unter dem Einfluss Richard Wagners, was dem Publikum nicht verborgen blieb. Furore machte er erst mit ‘Salome’, deren Uraufführung 1905 ein Riesenerfolg war. Nur moralische Bedenken gab es gegenüber dem Sujet. Einige Jahre später folgte ‘Elektra’, die mit ihrer äußersten Expressivität, einer höchst modernen Tonsprache bis hin zur Atonalität und der psychologisch differenziert angelegten Titelfigur endgültig den Weg ins 20. Jahrhundert zeigte. Sie war auch das Erstlingswerk des Teams Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Der Zusammenarbeit des feinen, aristokratischen Dichters und des robusten, oft derben Bajuwaren Strauss entsprangen noch mehrere andere Werke, etwa ‘Der Rosenkavalier’, der die Welt des Rokoko und die Musik Mozarts beschwört. Die ‘Vier letzten Lieder’ Strauss, der zu Beginn seiner Schaffenszeit so zukunftsweisend gewesen war, änderte später seine ästhetischen Grundpositionen nicht. Arnold Schönbergs Zwölftonmusik bezeichnete er geradezu als ‘Wahnsinn’. Solche ‘Verstandesmusik’ entstand in der Villa in Garmisch nicht, in der Strauss hauptsächlich komponierte. Den neuen Entwicklungen konnte er nicht mehr folgen. Seine ‘Vier letzten Lieder’ waren ein Abschiedsgruß der spätromantischen Epoche. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 14 Richard Wagner Komponist Geboren 22.05.1813, Leipzig Gestorben 13.02.1883, Venedig Wie kaum ein anderer Komponist hat Richard Wagner die Musikwelt polarisiert - zu seinen Lebzeiten wie auch heute noch. Der geniale Schöpfer des Musikdramas war ein egozentrischer Künstler. Maßlos in seinen Bedürfnissen und Forderungen an seine Umgebung, widmete er sich ganz und gar seinem Ziel: der Schaffung des Gesamtkunstwerks. Seine musikalische Tätigkeit begann Richard Wagner 1833 als Chordirektor in Würzburg, der Anstellungen als Dirigent in Lauchstädt, Magdeburg, Königsberg, Riga und - nach der dortigen Uraufführung seiner Oper ‘Rienzi’ - in Dresden folgten. Ein turbulentes Musikerleben Es war ein sehr turbulentes Leben, das Wagner zusammen mit seiner Frau Minna führte: In einer abenteuerlichen Flucht aus Riga entkam er seinen Gläubigern (die stürmische Überfahrt über die Ostsee soll ihn zur Ouvertüre der Oper ‘Der fliegende Holländer’ inspiriert haben), in Paris erlebte er tiefe Enttäuschungen und Entbehrungen, 1849 beteiligte er sich am Dresdner Maiaufstand. Der daraufhin steckbrieflich Gesuchte musste in die Schweiz fliehen, wo er bis 1858 in Zürich lebte. Dort fand er in dem Ehepaar Wesendonck Gönner, die ihm eine Zeit lang ruhiges Schaffen ermöglichten. Die schöne Mathilde Wesendonck inspirierte ihn zudem zu dem großen Liebesdrama ‘Tristan und Isolde’. Wieder folgten Jahre des Wanderlebens, bis 1864 Ludwig II. von Bayern, ein enthusiastischer Liebhaber von Wagners Kunst, den völlig verschuldeten Komponisten nach München berief und seine Komponistentätigkeit finanzierte. Doch auch in München blieb er nicht lange, da die bayerische Regierung die enormen Ausgaben Ludwigs nicht tolerieren wollte. In die Schweiz zurückgekehrt, begann Wagner nach dem Tod seiner Frau ein Verhältnis mit Cosima, Tochter Franz Liszts und Ehefrau des Dirigenten Hans von Bülow. Das Paar heiratete 1870. 1872 zog die Familie nach Bayreuth. Hier erbaute Wagner das Festspielhaus, das bis heute einzig seinen Werken vorbehalten ist. Das Gesamtkunstwerk Prägend in Wagners Schaffen war die Idee des Gesamtkunstwerks als Einheit von Musik, Libretto und Bühnenbild. Er selbst repräsentierte diese Einheit als Komponist, Textdichter und Regisseur in Personalunion. Die meist auf Sagenstoffen basierenden Musikdramen überwinden die traditionelle Nummernoper durch organisch verbundene Szenenentwicklungen. Leitmotive in Gesangs- und Orchesterpart stellen ‘wortlos’ inhaltliche Bezüge her. Höhepunkt dieser Form stellt die Operntetralogie ‘Der Ring des Nibelungen’ dar, deren Stoff Wagner symbolisch verdichtete. von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig © www.zdf.de 15