Manual AAT 2010 Bewunderung Die Trainingshantel für Ich-Souveränität und Sozialbalance aat-company hamelner modell Domeierstr. 6 31785 Hameln Tel. 05151/23204 2 Manual 2010 I. STAND DER DINGE Die Gewalt: Wo kommt sie her – wo will sie hin? II. GESCHICHTE DES ANTI-AGGRESSIVITÄTS-TRAININGS Die „Geschäftsidee“ des AAT: Bezähme den Ärger III. DIE LEHRE VON DER BEWUNDERUNG Wer bewundert, der schlägt nicht IV. AKTUELLES DESIGN: DAS KLASSISCHE AAT Körpergefühl stärkt Icherleben V. AUSBLICK Aktuelle Orientierungslinien: Consulting, Spieltheorie und Neuropsychologie Anlagen Literatur Personalien Es ist nicht der Kritiker, der zählt, nicht der Mann, der darauf aufmerksam macht, wie der starke Mann stolpert, oder wo die Männer der Tat ihre Taten hätten besser machen können. Die Anerkennung gebührt dem Mann, der tatsächlich in der Arena steht, dessen Gesicht von Staub und Schweiß und Blut befleckt ist, der tapfer kämpft, der irrt und Fehler macht, wieder und wieder, weil es keine Leistung ohne Irrtum und Fehler gibt, der die große Hingabe kennt, der sich für eine würdige Sache erschöpft, der bestenfalls am Ende das Erringen des Triumphes kennt und der schlimmstenfalls weiß, wenn er versagt, während er viel wagte, dass sein Platz nie unter den ängstlichen und kalten Seelen sein wird, die weder Sieg noch Niederlage kennen. (Theodore Roosevelt) 3 I. STAND DER DINGE Die Gewalt: Wo kommt sie her – wo will sie hin? Die Gewalt eskaliert: Bloß ein blöder Spruch? Die Übergriffe werden unverständlicher, „sinnloser“, menschenfeindlicher und sind für den einigermaßen selbstzufriedenen „IchInhaber“ nicht nachvollziehbar: Keineswegs und keinesfalls! Einmischer in der U-Bahn werden drangsaliert und getötet, Zivilcourage entfällt zumeist aus mangels erworbener Selbstverteidigungsinstrumente. Damit einhergehend (realistischerweise) wegen fehlenden Mutes und fehlender Wirksamkeits-Zuversicht entstehen Selbstverachtung, Schuldgefühle und eben Solidaritätslücken beim Mitmenschen (Beobachter der Gewaltübergriffe). AmokAngst (hier geht es um die Gruppe der dünnarmigen gefrusteten Kopfkinder) führt zu AmokPanik trotz „objektiv“ geringer Anzahl von Übergriffen („Nadel im Heuhaufen“): Hier ist die Mittelschicht (Gymnasien und Universitäten als exklusiver Ort) direkt betroffen. Kriegsähnliche Handlungen werden zu Kriegen: Traumatisierte, „unbeteiligte“ Bevölkerung und traumatisierte Kriegsrückkehrer finden keinen therapeutischen Raum. Opfer erster Art und Opfer zweiter Art rutschen in die totale Ich-Diffusion, sinnentleert, ohne Hoffnung und oftmals fern der Heimat .... . Kinder und Jugendliche aus Kriegsgebieten – die in liberal-demokratische Kulturräume als Migrationskinder „einwandern“ – sind in den Jugendstrafanstalten oftmals die Härtesten der Harten: Ohne Angst, ohne Vorbehalt, ohne Mitleid und quasi „Gewissen-los“ gehen sie durch die „steinerne Wand“: Kaum jemand kann sie aufhalten, kaum jemand kann sie erreichen, keine Idee greift: Das Leben hat ihnen ihre Menschlichkeit genommen und sie entziehen nun den aktuellen Mitmenschen das Recht auf Menschenwürde. Stand der Dinge: Ärger statt solidarische Bewunderung, Abgrenzung statt Einbeziehen und letztlich destruktives Agieren statt Fürsorge auch im eigenen Ich. Wenig Chance für Selbstfürsorge und damit Grundlage für Fremdfürsorge. Oder geht da nicht doch noch was ...? Zunächst einmal sind Auswirkungen aktueller gesellschaftlicher Trends nicht gerade hoffnungsspendend. Jacobi (2009; S. 20) sieht eine kontinuierliche Stresszunahme in den letzten Jahrzehnten: „2008: noch nie gab es Umwälzungen wie in den letzten 20 Jahren (Globalisierung, zusammenhängender Verwerfungen am Arbeitsmarkt, Finanzkrise, Terrorismus, Wiedervereinigung, Europäische Union). 1988: noch nie gab es Umwälzungen wie in den 20 Jahren (Wertewandel im Zuge von 1968, Kalter Krieg mit Aufrüstung und Kriegsangst, Terrorismus, Umweltzerstörung aber auch Gewinn an Emanzipation und Freiheitsgrade). 1968: noch nie gab es Umwälzungen wie in den letzten 20 Jahren (Aufbauarbeit und Notstand der Nachkriegszeit, Atomwaffen und Kalter Krieg, Vielzahl weiterer Kriege, Werteverfall, Nicht-Auseinandersetzung mit Nazivergangenheit aber auch Gewinn an Wohlstand).“ Die aktuelle Zunahme psychosozialer Belastungen und psychischer Störungen differenziert der Autor nach 2 Lebensbereichen (Gesellschaft; Arbeitswelt), wobei neben der Mobilität und der Instabilität vor allen Dingen die Veränderungen im Arbeitsleben als Risikofaktoren hinsichtlich einer „zunehmenden Kluft zwischen biologischer und sozialer Reifung“ (Jacobi, 2009, S. 20) hervorgehoben werden: 4 Zunahme psychosozialer Belastungen moderner Gesellschaften Gesellschaft Individualisierung / Singularisierung, Anonymität Arbeitswelt Primat der Ökonomie Wissensintensives Dienstleistungs- und Informationszeitalter Mehrfachbelastungen Zeitmangel Wertekrise Autoritätskrise Instabilität Bildungsexpansion Migration Entpersönlichte Kommunikation, neue Medien Schwinden traditioneller Unterstützungssysteme (z.B. Familienstruktur) Vermehrte „Emotionsarbeit“ bei personenbezogenen Dienstleistungen, erhöhte Anforderungen an Servicequalität Arbeitsverdichtung Mobilität keine Arbeit zu viel Arbeit Unsicherheit zukünftiger ökonomischer Entwicklungen (z.B. hinsichtlich Altersversorgung) Zunehmende Kluft zwischen biologischer und sozialer Reifung Globalisierung/ Wettbewerb Freiheit und Leistungsdruck Erosion der Normalarbeit/ diskontinuierliche Erwerbskarrieren, mangelnde Planbarkeit Flexibilität, Präsentismus permanente Erreichbarkeit Arbeitsplatzunsicherheit („hire and fire“), Zeit- und Leiharbeit Demografie Missverhältnis zwischen wahrgenommener Arbeitsbelastung und (materieller und immaterieller) Entlohnung („Gratifikationskrisen) Der zunehmende Zerfall der Gesamtgesellschaft in Parallelgesellschaften mit zum Teil hochspezialisiertem Wertecanon und zum Teil abartiger (weil Nicht-Gruppenmitglieder extrem ausgrenzender) Eigennormierung wird von Haslam und Reicher (2008, S. 50) als eine dieser Stressfolgen ausgewiesen: „In der falschen Gruppe kann der Bravste zum brutalen Menschenquäler werden – evtl. sogar zum Massenmörder.“ Die Bereitschaft zum „Bösen“ (zum Quälen und Unterwerfen von andersdenkenden Mitmenschen und Mitmenschen aus anderen Parallelwelten) wird aktuell im Kontext der sogenannten Gehorsamkeitsexperimente (Milgram) wie folgt eingegrenzt: „Brutalität tritt auf, wenn Menschen sich stark mit Gruppen identifizieren, die eine gewaltbereite Ideologie verfolgen. Dies führt dazu, dass sie diese Ideologie von sich aus weiterführen wollen in kreativer Weise und sogar mit Stolz“ (Haslam und Reicher, 2008, S. 51). Menschen sind nach dieser „Logik des Bösen“ insbesondere dann 5 zu brutalsten Taten in der Lage, wenn sie – nicht unwissend sondern willentlich – annehmen, genau das Richtige (für ihre Gruppe) zu tun. Kersten spricht von einem „Scham-Wut-Zyklus“ als zentrale Ursache für die Chronifizierung unmoralischer Gefühle. Unterschwellig und indirekt wahrgenommene ständige Erniedrigung – einhergehend mit Scham- und Schuldgefühlen – führen zu extremer Wut, die letztlich insbesondere die „Männlichkeit“ des Gewalttäters ursprünglich in Frage stellt und nun im Sinne gewalttätiger Kompensation auf den Plan gerufen hat. Die in der Kindheit und Jugend eindringende Wahrnehmung „empfundener Verweigerung von Respekt“ führt zu einem extremen „Respektanspruch“, ohne dass tatsächlich Respekt erlaubende Kompetenz vorliegt: „Respekt wird einfach dafür verlangt, dass ich stärker bin als du“: „Delinquenz ist demnach der Versuch, von einem Zustand der Scham in einen der Schuld zu kommen und dann wird die Gewalt gegen Mitmenschen eine Möglichkeit, der Schande des eigenen offen gelegten Minderwerts zu entgehen“ (Kersten, 2009, S. 38). Hier wird insbesondere die Erniedrigung und Verweiblichung von männlichen Opfern als Lust- und Statusgewinn erlebt, so dass ein „Ideal von der eigenen Maskulinität“ verdichtet wird. Diese „Schamdynamik“ der Schamtäter ist Grundlage eines grandiosen individuellen Umwandlungsprozesses: „Scham wird in Schuld und Großartigkeit verwandelt“ (Kersten, 2009, S. 38). Welche Antworten finden „Anti-Aggressivitäts-Trainings“ für ein solches Identitätstragendes Tatmotiv von Gewalt? Wenn Gewalt zur Abwehr von Schamgefühlen ein „sinnliches Vergnügen“ (Kersten, 2009, S. 39) vermittelt, muss genau dieses Konzept (Scham) im Bewusstsein des Täters umgewandelt werden: „Das kann nur geschehen, indem Scham als soziale Erfahrung, als Missbilligung erlebbar wird, die das Selbstbild nicht erniedrigt und vernichtet, sondern ihm eine Chance zu Veränderung bietet.“ Im Klartext: Der dumpfe, stumpfe und sich in eine „Parallelwelt“ flüchtende Gewalttäter muss benennen lernen, was ihn in seiner Kindheit erniedrigt hat, wer ihn erniedrigt hat, wie er ihn erniedrigt hat und wie er, der Ex-Gewalttäter, sich aus diesem Beschämungsszenario seiner Kindheit und Jugend als jetzt zunehmend emanzipierter „Erwachsener“ in seiner Ich-Konstruktion heraus arbeiten möchte. Die wahre Emanzipation des „verblödeten“ Exschlägers besteht darin, die ursprünglichen Bedingungen seines Rachefeldzuges selbst erkennen, benennen und verändern zu können. Hierdurch entsteht seine Chance für persönliches Charisma. II. GESCHICHTE DES ANTI-AGGRESSIVITÄTS-TRAININGS Die „Geschäftsidee“ des AAT: Bezähme den Ärger Die Zeitrechnung begann um 1984: Jetzt gibt es gut ein Viertel Jahrhundert AAT. Deliktspezifisch, gemeindenah und emanzipatorisch steht auf den Fahnen geschrieben: Noch immer werden härteste Schläger – auch und gerade in Jugendgefängnissen – auf den Heißen Stuhl gesetzt, um Einsicht (Reversibilität der Perspektive), Mitgefühl (Gefühlstraining) und insbesondere Selbsterkenntnis und Selbstoptimismus (der Mensch als Architekt seines Ichs und als lebenslanger Verwalter seines Ichs) zu erfahren. Die vier Trainingsphasen in dem 6monatigen Programm dieser Gruppentherapie haben nichts von ihrer Dringlichkeit verloren: Am Ende steht aktives Einsetzen für Schwächere als Grundlage von Stolz auf mich selbst. Körperliche Stärke wird durch geistige Stärke ergänzt – das Gegenteil passiert bei den Kopfkindern: Sie müssen ihre körperliche Fitness als lebenswichtige Balance für physische Selbstverteidigung erst als Ergänzung ihres „intellektuellen Wasserkopfes“ genauso mühsam erlernen. Der „Deduktiv-Induktive Paternoster“ des AAT bietet letztlich Ich-Optimierung für alle (Körperkinder und Kopfkinder). Was aber ist heute die „Geschäftsidee“ des AAT? Grandiose Gewalt bedarf grandioser Therapie: Einfühlsamkeit ist die Methode – Begeisterung ist das Ziel. Begeisterung für das eigene Ich, für das eigene Leben, für die eigene 6 Friedfertigkeit, für die eigene Wirksamkeit, für die eigene Zukunft und möglicherweise auch für das „eigene Leben nach dem Tod“. Aus Begeisterung des Ich-Inhabers für sein Ich wird Begeisterung für die Ich-Inhaber um ihn herum. Ablehnung, Feindseligkeit und Vernichtungsbereitschaft bilden den negativen Pol. Akzeptanz, Liberalität und allgemeiner Respekt vor dem „so-sein“ des anderen definieren die neutrale Region – gefordert aber sind Bewunderung, Begeisterung und eigenes Charisma-Training als Grundlage für die einzige Überlebensformel: Jeder einzelne Ich-Inhaber liebt sein (das) Leben – keiner liebt den Tod! Nur wenn ich mich für die kleinen Geniepunkte des direkten Mitmenschen im unmittelbaren sinnlichen Umgang (Ich spüre ihn) begeistere, habe ich ein Schutzschild gegen Zerstörung unserer Lebensform. Je mehr ich mich in die Lebensäußerungen des anderen verliebe, um so mehr verliebe ich mich in das Prinzip Leben und um so weniger hadere ich mit meinem eigenen Schicksal, wie schwer (Handicaptheorie) es immer auch sein mag. Die Geschichte des AAT ist letztlich die Geschichte der „Zähmung des eigenen Ärgers“: „Auffällig ist zunächst, mit welcher Hartnäckigkeit der Ärger sich behauptet, unabhängig von seinem momentanen Grund. Ganz von selbst stellt er sich ein und wie er sich zur Not vom Zaun brechen lässt, versteht jede und jeder schon von Kindesbeinen an: Einem Menschen arges, schlechtes, schlimmes zugefügt – das ist auch sprachlich die Herkunft des Ärgers. Meiner freien Bewegung und Entfaltung steht der andere im Weg, der meine Bedürfnisse nicht genügend beachtet, meine Lust untergräbt, meine Erwartungen enttäuscht, Abmachungen, Regeln, Werte missachtet, mir Privilegien entzieht und in meine Machtsphäre übergreift“ (Schmid, 2009, S. 55). Der Schläger hat eine extrem geringe Ärgerschwelle: Schon das Angucken oder das Nicht-Angucken, schon das versehentliche Berühren oder das nicht ausreichende Ausweichen beim Entgegenkommen oder vielleicht ein falsche Wort im Gespräch mit einem Dritten kann aus dem Ärgerimpuls den „Auslöser“ für sofortigen körperlichen Übergriff (Züchtigung, Zerstörung) auslösen. Schlimmer noch: Ärger wird vorsätzlich gesucht, selbst wenn nach außen und in der konkreten Situation eigentlich alles in Ordnung zu sein scheint. Denn: Ärger ist im Prinzip das Ventil für eingelagerte Schmach, die aus dem unbewussten Reservoire – je mehr es angefüllt ist – sofort und krachend „hochschnellt“. Schmid sieht von daher den Ärger auch als ein Element der Gesundheit: „Im selben Maß, in dem Ärger forciert wird, löst er sich auch wieder auf. Ihn für einen Moment zu verstärken, erscheint geradezu als Element der Gesundheit ...“ (Schmid, 2009, S. 56). Die „Vorteile“ des Ärgers können von daher unter verschiedenen Aspekten fokussiert werden: 1. Entlastung 2. Abwechslung 3. Zyklischer Charakter (wie wachen und schlafen, essen und satt sein) 4. Aufbruch aus Unterdrückung und Beklommenheit durch ertragene Unwahrheit 5. Klärendes Gewitter auch im sozialen Umfeld Letztlich ist der Ärger so eine Möglichkeit des Ich-Inhabers, seine Existenz aus dem Status der Armseligkeit und Unterdrückung in einen Moment der „gnadenlosen Überlegenheit“ zu überführen: Im Erleben wie im Handeln. Erst dann, wenn dem Ärgernden diese „Grundberechtigung“ von der Umwelt zugestanden wird, kann er - der Ich-Inhaber – über die Aggressivität den Ärger auch schnellstmöglichst auflösen und ablegen: Das Gefühl von Genugtuung kann dann übergehen in die Bereitschaft der sofortigen Wiedergutmachung. Aus Ärger wird Hass, aus Hass wird Zerstörungshandeln, aus Zerstörungshandeln wird Entlastung, aus Entlastung wird Schuldgefühl, aus Schuldgefühl wird Wiedergutmachungsbereitschaft, aus Wiedergutmachungsbereitschaft wird Friedensbereitschaft. 7 Die Geschichte des Anti-Aggressivitäts-Trainings ist letztlich die Geschichte, wie der Schläger seinen Ärger erkennt, ihn reflektiert und ihn so „ausleitet“, dass andere (Opfer) – die eigentlich mit dem Ärger nichts zu tun haben – nicht zu Schaden kommen. Der Schläger lernt im AAT, wie er die Wut auf „seine Wirklichkeit“ zu einer Verständigung mit dem konkreten Mitmenschen (der in der Regel mit dieser eingelagerten Kränkungswirklichkeit nichts zu tun hat) abtrennen kann und abtrennen muss: Sonst übernimmt er letztlich den Willkürpart, den er ja an den ungerechten Autoritäten seines bisherigen Lebens gehasst hat. Die Geschichte des AAT ist letztlich die Geschichte der Verantwortungsübernahme des Täters für sein Opfer, das er willkürlich als „Ausleitungskanal für eingelagerte eigene innere Wut“ missbraucht hat: Die Geschichte der Nicht-Wiederholung dieses erst mentalen und dann körperlichen Missbrauchs. Der Gewalttäter (Schläger) ist des Missbrauchs schuldig, wobei die Missbrauchten oftmals genauso hilflos sind, wie die Kinder beim Kindesmissbrauch: Sie haben nicht gelernt, körperlich zu verteidigen, weil sie in einer intellektuell kognitiven Nachkriegsgesellschaft zumeist körperlos (wehrlos) sozialisiert sind. Ekel vor den eigenen Missbrauchshandlungen ist die beste Versicherung vor Missbrauchswiederholung. Diesen Ekel kann der Ex-Täter vor allen Dingen durch Verantwortung für den jeweiligen Mitmenschen (der, der ihm gerade gegenüber steht) entwickeln: Er (der Ex-Täter) übernimmt nun selbst die Verantwortung für sein Ich und für sein zukünftiges Verhalten und bürdet es nicht mehr willkürlich dem Gegenüber auf: „Doch wenn die Menschen heute für ihr Leben selbst verantwortlich werden, droht ihnen zugleich eine massive Überforderung ... Sich an den Wirkungen des eigenen Handelns orientieren, birgt überhaupt ein hohes Risiko des Scheiterns. Man kann nicht vorhersagen, ob man das wirklich erreicht, was man beabsichtigt. Man kann sich verrechnen, sich täuschen oder es können einfach unglückliche Umstände eintreten. So erreicht man beruflich, familiär oder sozial häufig nicht das, was man wollte. Ja, man kann sogar total abstürzen“ (Schönherr-Mann, 2009, S. 70). Dieses sogenannte „Individualrisiko“ ist der Preis für den Ich-Inhaber, wenn er auf Selbstbestimmung, Autonomie, Gleichheit aber auch Liberalität und Demokratie pocht: Das Riskante an dieser Individualisierung sind letztlich die Freiheiten, die nur durch die Verantwortung für das jeweils konkrete Gegenüber eingelöst werden können. Insofern ist jeder Einzelne für die ganze Welt verantwortlich und muss jeder Einzelne selbst die feinsten Auswirkungen seines eigenen Tuns beachten. Aus der Geschichte des Anti-Aggressivitäts-Trainings lässt sich eine „Grundregel für den Schläger“ ableiten. Suche sofort, wenn Du jemanden begegnest, das eine Gute an ihm. Versuche, Dich sofort darin zu verlieben. Versuche, ihm dies zurück zu melden. Versuche, ihn zu unterstützen, in dem was er gerade probiert. Verliebe Dich darin, ein Unterstützer (Supporter) zu sein. Versuche, so oft wie möglich, in jeder Sekunde deines Lebens, ein Belohner und kein Bestrafer zu sein. Ein Belohner stimmt zu, ein Belohner unterstützt, ein Belohner freut sich auch an den kleinsten Erfolgen des Gegenübers -–ein Bestrafer ist oft hinterlistig und verlogen und armselig. Du warst ein Bestrafer – du emanzipierst dich zum Belohner. „Du liebst dich dafür“! Die Frage lautet nun: Wie wird aus dem Schläger ein Bewunderer mit Begeisterung für sich selbst und mit Begeisterung für den anderen? 8 III. DIE LEHRE VON DER BEWUNDERUNG Wer bewundert, der schlägt nicht Neid und Ärger oder Bewunderung? Kritik und Abwertung oder Lob? Bewunderung und Lob sind aktive Verhaltensweisen: Ich entscheide mich! Bei Bewunderung und Lob geht es in allererster Linie nicht um das, was beim anderen ankommt, sondern um das, was in mir selbst geschieht: Ich bringe meine euphorisierenden Transmitter an die synaptischen Endpunkte, ich belohne mich selbst, ich bin stolz auf meine Kreativität, auf meine Großzügigkeit und dafür, dass es Sinn macht, „mich auf die Welt geholt zu haben“. Sekundär belohne ich den anderen: Lächeln kommt tausendmal zu dir zurück. Aber auch hier ist wichtiger: Wenn ich lächle, werde ich fröhlich. Frieden geht immer nur von innen nach außen: Frieden mit mir, erlaubt erst Frieden mit dir. Wenn ich in mir selbst einen ausbalancierten und (vielleicht auch) charismatischen Zustand erwirke – also durch meine eigene Entscheidung bewusst herstelle – habe ich die Belohnung durch mehr Freude, durch mehr Fröhlichkeit, durch mehr Selbstbewusstsein, durch mehr Stolz auf mein Ich und durch viel mehr gute Beziehungen zu denen, die gleichzeitig mit mir leben. Entscheide ich mich für Neid und Ärger, verunstalte ich die innere Atmosphäre in meinem Ich. Entscheide ich mich für Lob, Anerkennung, Bewunderung und im Extremfall auch mal für Begeisterung (und ich und nur ich entscheide mich), dann entscheide ich mich für diese hoch gepriesene Leichtigkeit des Seins - vom Anfang bis zum Ende der mir geschenkten Anwesenheitszeit. Ärger hingegen ist das Gegenteil von Bewunderung: Das breite Band der neutralen Empfindungen für Menschen richtet sich immer dann in unserem inneren Ich nach unten, wenn wir uns ungerecht und willkürlich behandelt fühlen. Der minimale Ärger (graues Feld) kann sich zu extremster Empörung (tiefschwarzes Feld) verdichten, so dass am Ende Hass und völlige Ablehnung des anderen Menschen entstehen. Man ärgert sich aktiv. Das Gegenteil vom aktiven Ärger ist die aktive Bewunderung: Man sucht bewusst einen Punkt, den man am anderen toll findet und erkennt erst einmal kleine Elemente, Details und „Gründe“, um die Bewunderung zu verdichten. Zunehmende Bewunderung führt dann im Ergebnis zu Sympathie und vielleicht sogar zu „Liebe“ wenn dazu auch noch mehrere IchAnteile einer Person meine Bewunderung erlauben. Je stärker der Wahrnehmungsimpuls fürs Ärgern und Bewundern ist, um so stärker ist die resultierende Empfindung von Empörung und Hass auf der einen Seite und von Sympathie und Liebe auf der anderen Seite. Ärgern und Bewundern sind Prozesse, die ich aktiv steuere (ich entscheide in meinem Ich darüber); Empörung und Hass sowie Sympathie und Liebe sind folglich Ergebnisse dieses aktiven Prozesses. Je länger ich Ärger in mich hineinfresse, um so größer wird der Multiplikationsfaktor vor allem für den nächsten Ärgerimpuls von der gleichen Person / aus der gleichen Situation: Baue ich den Grundärger vorher ab, ist die Gefahr, dass sich die Dinge ins Extreme steigern, eher gering. Der gleiche (in diesem Fall positive) Effekt besteht bei der Bewunderung: Habe ich einen angenehmen Vortrag kleinerer Bewunderungspunkte, sind die nächsten Bewunderungsanlässe – auch wenn sie für sich genommen gar nicht mal soviel stärker sind als die „anfänglichen“ - mit einem Multiplikationsfaktor verbunden, der die Gesamtbewunderung hochschnellen lässt. Ärger und Bewunderung sind sich selbst verstärkende Prozesse über deren Anfangsbedingung aber auch über deren Fortsetzung ich selbst entscheide. 9 Ärger-Faß Idealisierung + 100 Bewunderungs-Region + 20 + 10 Neutrale Region - 10 - 20 Ärger-Region - 100 Explosion Es gibt also verschiedene Modalitäten mit Gefühlen umzugehen: Man kann sich empören, man kann ablehnen, sich hierbei dann vielleicht auch zu einer neutralen Position durchringen und man kann bewundern. Die drei großen Gefühlsregionen haben zwar alle ihren Sinn – bei den ersten Beiden sollte man aber möglichst nur „kurz“ verweilen: Gefühlsregion I: Ärger und Wut Sich ärgern und wütend sein, führt zu Erregungszuständen, die mit Kontrollverlust aber auch mit „destruktiver Hormonausschüttung“ einhergehen. Sie aktivieren uns, um einen Zustand sehr schnell und nachhaltig zu verändern – man sollte aber möglichst selten in die Notlage kommen, dies benötigen zu müssen. Gefühlsregion II: Angst und Depression Wenn wir uns durch Selbstmitleid von dem Ärger zur Depression emotional „hinüberbewegen“, haben wir schon etwas gewonnen: Wir sind nicht mehr so agitiert und letztlich nicht mehr so „auffällig“ – wir haben aber auch noch nicht wirklich etwas gewonnen: Wir sind eher resignativ, neutralisiert, hadernd mit dem Schicksal, finden das Leben nicht lebenswert und haben möglicherweise auch Angst, uns (aus dem Haus) zu bewegen. Erst durch Hoffnung und Optimismus auf einen besseren Zustand kommen wir langsam in die „richtige Richtung“ zum Gefühlspol III. Gefühlsregion III: Freude und Euphorie Freude ist ein flüchtiges Gefühl: Kaum ist es da, schon ist es wieder weg. Wir können es nicht behalten – wir müssen es aber lebenslang anstreben und es uns möglichst selbst erarbeiten (letztlich wird einem ja doch nichts geschenkt). Disziplin aufbauen, um für einen kleinen Moment Freude (manchmal vielleicht sogar Euphorie) zu erleben – wie geht das? Man muss die positiven Aspekte einer Situation, eines Gegenstandes oder einer Person (vielleicht auch einer Gruppe) fokussieren und herausarbeiten – ich muss mich hineinsteigern, ich muss vielleicht ein wenig übertreiben und ich muss lernen, nachhaltig (vielleicht auch manchmal vorbehaltlos) zu bewundern. Die Fähigkeit, zu bewundern ist die Grundlage, um möglichst häufig die Ziele Freude und Euphorie zu erreichen. 10 Gefühlsdiagramm Grundgefühl Grundgefühl Transportergefühl Wut Zorn Ärger Hass Feindseligkeit Mitleid Mitgefühl Nachsicht Grundgefühl Transportergefühl Trauer Hilflosigkeit Angst Resignation Depression Sehnsucht Freude Hoffnung Optimismus Zuversicht Liebe Frohsinn Fröhlichkeit Vom (Selbst-) Mitleid, vom Ärger und von der Wut hin zur Traurigkeit, zur Angst und zur Resignation; von diesem hilflosen und bestenfalls neutralen Gefühlspol durch Optimismus und selbsteingeredeter Zuversicht hin zu dem Gefühlspol Freude, Fröhlichkeit und vielleicht auch manchmal Euphorie, das ist der Weg im Gefühlsdiagramm. Ärger und Wut werden durch Empörung verhaltensmäßig ausgedrückt und verstärkt. Traurigkeit und Angst sowie Resignation (Selbstneutralisierung) werden durch Ablehnung und Stillhalten verhaltenstechnisch ausgedrückt und verstärkt. Fröhlichkeit, Freude und Euphorie werden durch Bewunderung verhaltenstechnisch hervorgerufen. Statt zu empören und statt abzulehnen, diszipliniere ich mich zur Selbstbewunderung und zur Fremdbewunderung: Möglichst oft, möglichst immer und möglichst intensiv! Bewunderungstraining ist die Grundlage für Liebe: Wer ständig versucht (und es oft ja auch schafft) zu bewundern, wird immer öfter und immer intensiver lieben. Das Vierfelderschema der Bewunderung bezieht sich auf das Objekt der Bewunderung (Selbstbewunderung, Fremdbewunderung) und auf das Ausmaß der Bewunderung (punktuelle Bewunderung, Gesamtbewunderung) Objekt Selbstbewunderung Fremdbewunderung Punktuelle Bewunderung Geniepunkt Evidencepunkt Umfassende Bewunderung Vertikales Wissen Charisma Intensität 11 Umfassende Bewunderung einer anderen Person führt dazu, dieser Person auch einen gewissen Charismawert zuzuschreiben: Ich nehme bei ihr in der Regel hohe Intelligenz, hohe energetische Ausstattung und ein hohes Ausmaß an moralisch ethischer Verantwortung (Güte, Gutmütigkeit) wahr. Punktuelle Bewunderung ist einfacher: Ich suche mir einen Verhaltensaspekt oder ein Persönlichkeitsmerkmal eines Mitmenschen (oder von mir selbst) heraus und fange an, es „anzubeten“. Während des „Anbetungsprozesses“ fallen mir immer mehr Details ein, die mir Recht geben, das dieser und genau dieser Punkt bewundernswert ist. Eine „sich selbst ergänzende Prophezeiung“, eine Wundertüte, die sich immer mehr von allein füllt. Wie wunderbar: Schon wieder ein Grund, etwas zu bewundern. Nämlich die Art, mit dem Leben umzugehen .... Wenn der bewunderte (Evidence-) Punkt dann auch noch der selbst wahrgenommene Geniepunkt des Gegenübers (Ichinhabers) ist, dann bin ich als Fremdbeurteiler der Anderen tatsächlich eine Belohnung – und zum Glück keine Bestrafung. Frieden - was willst Du mehr? Stärker als Bewunderung ist die Begeisterung: Sie bezieht sich mehr auf soziale Gemeinschaften (Bewegungen) und basiert auf dem Grundphänomen der Kohäsion: „Es ist die Grundvoraussetzung für eine weitergehende Form der Geistesgemeinschaft „von unten“, die der sozialen Bewegungen“ (Veken, 2009, S. 189). Insbesondere die Sehnsucht nach Unabhängigkeit aufgrund von gemeinsamer Wut, gemeinsamen Frust aber auch gemeinsamer Angst der Mitstreiter wird Protest und Aufbruchstimmung (negative Emotionen) in „gebündelte Angriffsenergie“ für ein positives Ziel“ gewandelt. Grundlage dieser Begeisterung sind eine quasi gleichzeitig wahrgenommene aber zunächst nicht bewusste tief verwurzelte Sehnsucht. In diesen „Geistesgemeinschaften kommen die Ideale nicht von oben und außen, sie kommen von unten und innen“ (Veken, 2009, S. 192). Diese dezentral organisierten, durch einen gemeinsamen Geist angetriebenen Begeisterungsstürme finden sich z.B. wieder in der sogenannten Grass-Roots-Army, die sich in der „Obamanie“ ausgedrückt hat. Eine solche Begeisterungskultur kann nur ins Leben gerufen werden, wenn sich die „Euphorie ins kollektive Gedächtnis der Gemeinschaft einprägt“ (Veken, 2009, S. 200). Hierbei geht es um gemeinsame Erregungsmuster aber auch um Rituale, um Begriffe, Gesetze, Symbole und letztlich auch um das – oftmals eine – Idol. Auslösend sind immer wieder neu geschaffene magische Momente als „Nukleus jeder Geistesgemeinschaft“, wobei die Möglichkeit der Mitgestaltung jedem einzelnen das Gefühl von Wirksamkeit (wirklich etwas bewegen zu können) vermittelt. Das gemeinsame Schwärmen, der „produktive Rausch“ lässt sich nach Veken in vier Entwicklungsstufen beschreiben: 1. Abkehr von Bestehendem 2. Schaffung einer neuen mentalen Heimat (z.B. Szene) 3. Aneignung einer anderen Denkwelt mit eigener Sprache 4. Aufgehen des Einzelnen in etwas Größerem. Diese Form der „Begeisterung für eine gemeinsame grandiose Idee“ (negativ ausgedrückt: Massenwahn) mit dem möglichen Versprechen für den Gründer (Guru), „unsterblich“ werden zu können, ist im Prinzip das Gegenteil der hier im AAT vorgeschlagenen Bewunderungskultur: Ich bewundere, weil ich Respekt, Achtung und Faszination vor den einzelnen Lebensäußerungen des Gegenübers habe – ich will nicht bewundert werden, weil ich Ruhm und Ehre im Sinne eines „patriotischen Aufbruchs“ zur Erweiterung meines eigenen Ich-Gefühls benötige. Kollektive Begeisterungsstürme haben oft den Nachteil, dass es immer auch einen Gegner gibt: Begeisterung basiert auf einem Entweder-Oder-Konzept und setzt schließlich Gehorsamkeitsempfindungen in Gang – Bewunderung ist eher ein Sowohl-als auch-Gefühl, das die Größe des anderen als Ergänzung der eigenen Größenanteile erkennbar macht: „Milgram vergleicht die Gehorsamsbegabung mit der Sprachbegabung und behauptet für sie 12 ähnlich spezifische Hirnstrukturen. Diese gestatten dem Einzelnen innerhalb eines gesellschaftlichen Gefüges zwei Handlungsweisen: Einen selbstbestimmten, autonomen Modus zur Befriedigung eigener Bedürfnisse und einen systemgebundenen Modus, wenn er in eine größere Organisationsstruktur eingebunden ist. In diesem Zustand übernimmt der Einzelne nicht mehr die Verantwortung für seine Handlungen sondern sieht sich als Instrument zur Durchführung der Wünsche Anderer“ (Goddemeier, 2008, S. 360). Von daher entspricht Bewunderung eher dem probaten und bewährten Modus einer Langzeitehe als gemäßigte Form intimer Organisation, die auf einer Art Tauschhandel basiert ... . Liebesbeziehungen sind bei dieser Form der Vernunftehe wie zwei Register, die unterschiedliche Formen der Kommunikation und Organisation bereitstellen und derer sich die Partner nach vernünftigen Erwägungen bedienen können. Das Balancieren zwischen gegensätzlichen Bindungsmustern und widersprüchlichen Erwartungen erfordert freilich Wachheit, Fairness und die Bereitschaft zu Nachsicht, Großzügigkeit und resignativer Reife“ (Brenner, 2009, S. 83). Dieses Konzept der „Co-Evolution“ (Kunst des gemeinsamen Wachsens) wird durch den alltäglichen Bewunderungsauftrag, den sich der jeweilige IchInhaber gibt, quasi aus der Vertrautheit der Ehe in die Spontanität der Alltagsbeziehungen „übertragen“. Ausgangsmotiv dieser „dyadischen Kohäsion“ ist vielleicht das Bedürfnis jedes einzelnen Menschen, „sich nicht nur aus sich selbst heraus zu verwirklichen, sondern in Wechselwirkung mit anderen Personen, mit denen er unbewusste Grundannahmen teilt“ (Binkert, 2009, S. 75). Von daher kann aus dieser Bewunderungsbereitschaft auch die zusammengesetzte Fähigkeit für ein „Gelungenes Leben“ abgeleitet werden: Shenk (2009, S. 32) berichtet über eine jahrzehntelange Langzeitstudie von Vaillants (Was das Leben gelingen lässt) und resümiert: „Vaillants besonderes Interesse gilt dem Einfluss der Beziehungen auf dem Lebenslauf. Es sind die sozialen Fertigkeiten und keineswegs die intellektuelle Brillanz oder soziale Herkunft, die uns erfolgreich altern lassen ...“ Junkers (2009, S. 80) zitiert Goethe hinsichtlich der Kompetenz, Älterwerden nicht als rastlose Tätigkeit und als „immer weiter“ im Sinne einer schlechten Ewigkeit erleben zu müssen, sondern den Ruhestand als Phase der Innenschau, des Rückblicks und der personalen Vollendung erleben zu dürfen: „Der ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung setzen kann.“ Die tägliche Bereitschaft, Größen-Ich und Geborgenheits-Ich des Anderen zu erkennen und seine diesbezüglichen Integrationsbemühungen zu bewundern, ist letztlich lebenslange Didaktik für den beobachtenden (bewundernden) Ich-Inhaber. Fazit: Was soll und wird Bewunderung nun letzt endlich bewirken? Vielleicht ist die Möglichkeit des „Aufblühens“ ein interessanter Sammelpunkt für all die Aktivitäten und die Ergebnisse des Bewundernden. Metzger u. Frederikson (2009, S. 24) verweisen auf einen diesbezüglichen Aufblühtest (Floureshing), der ermöglicht, die vielen kleinen positiven Emotionen zu akzentuieren: „Allerdings bin ich mir sicher, dass wir jede dieser Emotionen als Möglichkeit in uns tragen. Oft genügt ein wenig Aufmerksamkeit, um ein Gefühl wahrnehmen zu können. Wenn ich die Verbindung zu meiner eigenen Faszination, meiner Neugier oder meiner Dankbarkeit einmal hergestellt habe, dann können diese Emotionen zu einer immer stärkeren Kraftquelle für mich werden .... Weil schwache, negative Gefühle bereits starke Auswirkungen auf unseren Körper haben. Ein einziger Tropfen Negativität verändert uns, ein Tropfen Positivität jedoch nicht. Umgekehrt ist es so, dass wir uns fast permanent in einer leicht positiven Stimmung befinden. Anders gesagt: Die ganz milden positiven Gefühle sind so etwas wie unsere emotionale Nullstufe. Um uns zu verändern, müssen wir das Gute also ein bißchen stärker empfinden. Langfristige Effekte werden von relativ sanften Gefühlsänderungen ausgelöst. Nach allem was wir wissen, führt der Weg zu einem besseren Leben nicht über mehr Euphorie oder Ekstase“ Nach Metzger u. Frederikson (2009, S. 26) sind es insbesondere „Fotoalben des Glücks“, die jemand in die Hand nehmen sollte, wenn er einen emotionalen Abschwung befürchtet. Die Stärkung der „Resilienz“ gegenüber Kränkungen und Demütigungen aber auch gegenüber Ängsten und Depressionen besteht demnach in drei täglichen Übungen, die alle irgendwie irgend etwas mit Bewunderung zu tun haben: 13 1. Positive Selbsttest: Schreib auf – wie in einem Haushaltsbuch – was du am Tag Schönes erlebt hast. Hierdurch steigt der Anteil der erlebten positiven Emotionen schon am nächsten Tag. 2. Nutze freundliche und liebende Meditationen: Entwickle ein tiefes Gefühl des Wohlwollens dem anderen Menschen gegenüber. 3. Aufbau einer Erinnerungsmappe: Zehn verschiedene positive Situationen, die für Glücksgefühl, Geborgenheit, erlebte Liebe oder auch Wirksamkeit stehen, sollen als Erinnerungsbilder vom Individuum ständig abrufbar sein. Bewundere Dich – bewundere den Anderen: und du wirst aufblühen. Wer aufblüht benötigt keine Gewalt ... IV. AKTUELLES DESIGN: DAS KLASSISCHE AAT Körpergefühl stärkt Icherleben Das Manual AAT 2009 bleibt weiterhin die Basis für viele Adaptionen und Folgeprojekte im sozial-pädagogischen Kontext. Dieses "Hamelner Modell" feierte im Jahr 2006 20jähriges Jubiläum als ältestes, bestes, bewährtestes, am meisten verbreitetes und wirksamstes Anti-Gewalt-Training in Deutschland. Dem Vier-Phasen-Konzept und den eingewobenen Handlungsmodulen kann sich kaum einer der „Schwersttäter“ entziehen. Die Langzeiteffekte bezüglich der Legalbewährung könnten durch institutionell verordnete Nachbetreuungsprojekte im Sinne eines anhaltenden Opferschutzes jedoch noch optimiert werden. Die vier Phasen 1. Biographische Analyse: Im Sinne einer öffentlichen, transparenten und individuell "gestalteten" Anamnese (Wandzeitung) wird dem Ex-Täter ein umfassender Gesamtüberblick seiner bisherigen Kränkungen, Demütigungen, Entwicklungslinien aber auch Bedürfnisse, Wünsche und Visionen "geschenkt". Es ist sein Soll-Lastenbuch, es ist sein Auftragsbuch für Entwicklungsmöglichkeiten. 2. Konfrontationsphase (Heißer Stuhl): In direkter Konfrontation (Tonbandinterviews o.ä.) wird dem Täter durch seinen eigenen "Heißen Stuhl" und durch die Mitwirkung bei den Konfrontationen der (ca. 7) weiteren Teilnehmer ermöglicht, eine tiefe Abscheu gegen Gewalt (sich von der Gewalt scheiden lassen) zu empfinden. Die Parteilichkeit für die Unversehrtheit des Körpers und der Psyche eines jeden gleichzeitig mit ihm diese Erde bevölkernden Mit-Menschen und eben der Ekel vor eigener und fremder Gewalt sind das "Nadelöhr" durch das der Täter durch muß. Erst dann ist er, wenn er seine eigenen –oftmals seit frühester Kindheit in ihm entstandenen Blockaden (mit Hilfe des „Heißen Stuhls“) auflöst, frei für das Selbst-Management (Kompetenztraining) als lebenslange Versicherung gegen kompensative Gewaltanwendung zum Nachteil eines "Unschuldigen Dritten". 3. Attraktivitätstraining: 10 Kernmodule und gegebenenfalls 8 Ergänzungsmodule dieses Kompetenztrainings werden im Sinne jeweils abgeschlossener Unterrichtseinheiten so vermittelt, dass durch tägliches, konkretes Selbsttraining der Kompetenzrückstand (Entwicklungshandicap, Kenntnishandicap, Motivationshandicap) aufgeholt werden kann (Modulbeschreibung siehe Folgeseiten). 14 4. Realisationsphase: Vom Kunden zum Verkäufer – vom Konsumenten zum Produzenten: Als Mitwirkender im AAT-Team (Tutor), als Guardian-Body (Schützer der Schwachen in öffentlichen Veranstaltungen) oder als Didakt (gestaltet Unterrichtseinheiten gegen Gewalt in Schulen zusammen mit dem Lehrerteam) wird der Ex-Täter und AAT-Absolvent "vom Empfänger zum Sender": Er gibt der Gesellschaft (Gemeinde) einen Teil der in ihn investierten Mittel zurück, indem er sich jetzt aktiv für Friedlichkeit einsetzt. Gleichzeitig erhöht er hiermit seine Selbstfestlegung in Bezug auf eigene Friedlichkeit und eigene ständige Kompetenzerweiterung und er praktiziert aktive indirekte Wiedergutmachung (unterstützt Friedlichkeit, denkt dabei an seine frühere Opfer), so dass prosoziales Handeln früheres Schuldempfinden und früher erlebte Selbstkasteiung verringert. Das AAT als handlungswirksamer Arm für „Friedlichkeit im Täter" ist also ein Geschenk an den Täter – die Verhinderung oder die Vermeidung von Konfrontation als "Einstieg für sein Wachstum" ist das Schlimmste, was Sozialpädagogen dem Täter antun können. Jeder und jede, die sich mit seiner Noch-Gewalt arrangieren sind Feinde des Täters: Wer sich selbst als gewaltakzeptierend, gewaltbereit oder gewalttätig beschreibt, etikettiert sich in den Augen der Umwelt als asozial: die Mitwelt benötigt keine „Bestrafer“ Der Schulterschluss mit seinen Opfern, die Handreichung zur Versöhnung und das gierige Bemühen um Wiedergutmachung hat also eine Voraussetzung: Der Täter schließt Frieden mit seinem "mickrigen Ich". Er schließt Frieden mit seinem "Schicksal", mit seinem bisherigen Leben, mit all den Handicaps, Benachteiligungen, Demütigungen und Kränkungen, die bisher für ihn als ganz kleines Wesen, als kleiner Junge und als Jugendlicher, vorgesehen waren. Er schließt Frieden mit den Handicaps, denen er aus eigener Kraft (der Mensch als Nesthocker) zumindest zuerst nicht entrinnen konnte, die vom Leben (Schicksal) über ihn "drübergestülpt" wurden, die bisher seine Vorsehung waren, die ihm als "kleine Mülldeponie" bisher psychisch verschmutzt haben. Er hat diesen ganzen Dreck in sich eingelagert und er konnte es nicht verhindern. Nun ist er Verfechter von Menschenverachtung und Feindseligkeit. Durch die Konfrontation muss die Wende geschafft werden. Der "Heiße Stuhl" ist keine Bestrafung, sondern das grösste Geschenk, das der Täter in seinem bisherigen Leben je erhalten hat. Der "Heiße Stuhl" ist die einzige Chance, durch die er sich von seinem inneren Faschismus und seiner Menschenverachtung – er verachtet sich selbst und er verachtet andere – loslösen kann. Der "Heiße Stuhl" ist sein Rettungsanker und ein Strohhalm, an dem er sich festhalten kann: Das Überbrückungskabel zu seinem neuen Ich. Die fünf Handlungsmodule im AAT sollen ohne anfängliche Wirkungsbegründung (Rechtfertigungszwang bzw. Legitimationszwang der Behandler) als sofort wirksames, sinnliches und direkt verhaltensgeleitetes Kompetenztraining eingesetzt werden. Die therapeutische Formel lautet: Körper führt – Geist folgt. Anders ausgedrückt: Vertraue der Weisheit des Meisters (des Behandlers), wiederhole die vorgeschlagene Übung mindestens zehn mal und begründe du dann, warum es für dich gut ist...! Die Handlungsmodule entwickeln eine eigenständige Dynamik und Plausibilität für den Anwender: Er spürt eine innere Befreiung von Feindseligkeit, von Misstrauen, von Hilflosigkeit und letztlich von Zerstörungsbereitschaft. Die Handlungsmodule vertreiben Neid und vermitteln Wohlwollen. Positiv ausgedrückt: Das einzelne Handlungsmodul wird vorrangig zu einer besseren Beziehung zum eigenen Ich und – in der Folge – zu einer Verantwortungsübernahme für das Ich des anderen (für das Du) und letztlich für das Ich der Gruppe (für das Wir) eingesetzt. Es entsteht Achtung vor der eigenen Person und vor dem „Heiligen Auftrag“, das eigene Ich zufriedenstellend durchs Leben zu manövrieren, Achtung und Respekt vor dem - absolut gleichen – Auftrag des anderen und Dankbarkeit für die 15 Existenz des anderen und der Gruppe (das Kollektiv) als räumlich und zeitlich einzig wahre (spürbare, anwesende) Mit-Menschen. Die Gier auf persönliche Kompetenzerweiterung soll durch die Handlungsmodule in Gang gesetzt werden – der Respekt vor dem eigenen Ich soll durch tägliche Anstrengungsbereitschaft und Willenskraft transportiert und die Sinnstiftung soll (von innen nach außen; vom Ich zum Du) positioniert werden. Die Handlungsmodule sind der verhaltensgesteuerte Rahmen für Erweiterung von Reflektion, Einsichtsfähigkeit, „Glauben“ und somit von Selbst-Coaching. Die Kunst des Therapeuten liegt darin, ein Anfangsvertrauen (Vertrauensvorschuss) in Bezug auf die Folgsamkeit des Klienten herzustellen. Danach funktionieren die Handlungsmodule als sich selbst regulierende Systeme innerhalb des Klienten, der dadurch auch seine Rolle (vom Klienten zum Selbst-Therapeuten) wechselt. Letztlich wird er selbst zum „Meister“ (Animateur) der Kompetenzerweiterung und des Größenwachstums seiner Mit-Menschen. Die Haupt-Wirkungsrichtung der fünf Handlungsmodule: 1. Entspannungs-Training Die eigene Mitte finden, sich von äußeren Reizen weniger erreichen lassen, sich entschleunigen, physiologische Erregungsparameter absenken. 2. Aufmerksamkeits-Training Die Konzentration und damit die Informationsaufnahme optimieren (Empfängerstatus); die Möglichkeit, bei konkurrierenden „Anbietern“ die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich zu ziehen, verbessern (Senderstatus). 3. Anti-Blamier-Training Offensivität steigern, Handlungspielräume (Freiheitsgrade) erweitern; Bewertungshoheit über das eigene Ich gewinnen und absichern; Kränkbarkeit durch andere reduzieren; Fröhlichkeit von innen nach außen verbreiten. 4. Synchronisations-Training Gefühl für den anderen entwickeln, lernen sich hinzugeben, sich einzubringen, sich in einen „gemeinsamen Tag zu verlieben“; Geborgenheitsgefühl (Wir-Gefühl) genießen. 5. Nähe-Training Sich als großzügig (Spender) in Bezug auf die Vermittlung positiver Gefühle beim anderen erleben; lernen, etwas anzunehmen ohne Schuldgefühle (einen unmittelbaren Kompensationsimpuls) zu entwickeln; Mißtrauen abbauen; Hingabefähigkeit steigern. Die Weiterentwicklung der Handlungsmodule (vgl. auch die ausführliche Übersicht im Manual 2008) als zusätzliches Handwerkzeug bleibt mithin ständige Aufgabe der „Hüter des Konzeptes“ (vgl. Anlage). Bei der Aktualisierung des Konzeptes steht also auch und speziell das „Körperschema“ des Schlägers im Fokus des therapeutischen Handelns. Die Auswirkungen der Körperschemastörung lassen sich nach Weigel in drei große Bereiche gliedern: 1. Reduzierung in der Körperwahrnehmung „Der Körper gilt als triebhaft, launisch, impulsiv, ekelhaft, falsch und unberechenbar. Er ist der Feind und negativ. Der Körper ist nicht mehr Teil des Ichs sondern ein Objekt, das nach einem Ideal zu formen ist (Weigel, 2006, S. 123). Die extreme Form der Kontrolle des Schlägers über seinen Körper besteht auf eine vollkommene Reduzierung des Körpers hinsichtlich Kampfkraft und Schmerzunempfindlichkeit: Beugt sich der Körper diesem Doppelideal ist er in Ordnung – ansonsten ist er schwach und unmännlich. 2. Veränderungen der Körperbewegungen Der Schläger neigt dazu, abgehakte, „zackige“ und hervorgeprustete“ Bewegungslinien – bei gleichzeitig versteinerter Mimik – in Gesten zu vollziehen: Starre und 16 Unbeweglichkeit im Rumpf, Bewegung der Extremitäten eng am Körper, sich wiederholende und monotone Bewegungen und geringe Unterscheidung in den Körperbewegungen bei unterschiedlicher emotionaler Lage. Der Schläger hat verlernt, sich weich, schwingend und „selbstvergessend“ zu bewegen: Seine Haltung wird durch viel Kontrolle, Luft anhalten und hastig-ungeordnete Bewegungsabläufe – bei ständiger Bereitschaft, sich zu überfordern und über Schmerzgrenzen zu gehen – geprägt. 3. Übernahme von fremden Selbstanteilen Ähnlich wie bei eßgestörten Menschen achtet der Schläger nicht mehr auf Informationen aus dem Körper selbst (er übergeht sie), so dass er keine Dissonanz zwischen seiner „Hartleibigkeit“ (Stahlpanzer um die Brust) einerseits und vielleicht tief vergrabenen inneren Gefühlen nach Geborgenheit, Anlehnung und Fürsorglichkeit erlebt. Das gestörte Körperschema zeigt sich von daher in den folgenden Aspekten: 1. Negative Gefühle dem eigenen Körper gegenüber, wenn dieser Muskelmasse oder Schlagkraft verliert. 2. Ignoranz gegenüber eigenen inneren Körpersignalen von Krankheit, Schwäche oder Erschöpfung. 3. Stereotype Bewegungsmuster, die letztlich einen hohen Wiedererkennungswert für die Mitglieder der Ingroup haben. 4. Einseitig angriffsorientiertes Identitätsgefühl: Der Körper als Erfüllungsgehilfe von Feindseligkeit, Hass und Zerstörungskompetenz. Speziell die Handlungsmodule erlauben andere Lernerfahrungen des Ich-Inhabers, so dass durch gezielte Übungen der Körper wieder gespürt wird. Die Wahrnehmung einzelner Bewegungen und derer Koordination mit den Atmungsabläufen erhöht die Achtsamkeit hinsichtlich des „inneren Geschehens“: Der Schläger lernt wieder Empathie und Mitgefühl mit sich selbst zu erleben. Speziell das Nähetraining aber auch das Anti-Blamiertraining schaffen komplexe Handlungsmuster, die durch verschiedene Gefühlslinien (Ärger und Ablehnung, Traurigkeit und Angst, Fröhlichkeit und Liebe) hindurchlaufen: Der Zusammenhang zwischen Bewegung und Beweglichkeit und Gefühltem wird (wie das Einmaleins oder das ABC) völlig neu erlernt. Im Rahmen des Induktiv-Deduktiven-Paternosters wird der Klient also speziell durch die Handlungsmodule zunächst zum Psychologen und dann zum Philosophen seiner eigenen IchEntwicklung, wobei ihm die körperbezogenen Therapieanteile in Verbindung mit seiner emotionalen „Untersozialisation“ durch sein eigenes (Trainings-) Handeln im AAT bewusst werden. Der Schläger kann quasi den Kampf gegen seine eigenen Symptome (Scham, Neid, Missgunst, Ungerechtigkeitserleben) selbst steuern und selbst weiterführen und vollenden, da er zu der emotional wirksamen Erkenntnis kommt, dass seine Symptome „einen in sich sinnvollen wenn auch gescheiterten Lösungsversuch für Probleme darstellen“ (Fischer, 2009, S.12). Letztlich werden seine Symptome (Selbstverpflichtung zu aggressiven Übergriffen gegenüber Unschuldigen) für ihn selbst überflüssig. Speziell diese „Kombination von entwicklungs- und trainingsorientiertem Therapiestil“ (Fischer, 2009, S. 11) kann als direkte Antwort auf die Verursachungslinie von Gewalt im Sinne einer „trainingsorientierten Intervention“ gelten. Hierbei steht das „Wollen-Können“ im Vordergrund der „therapeutischen Animation“: Selbstverpflichtung und innere Bindung als persönliche Vorsatzbildung stehen im Rahmen der modernen „Willensforschung im Vordergrund des Interesses“. Durch veränderte und damit belohnende Körperarbeit spürt auch der Schläger, dass er seinen Willenstest (nachdem er sich für das AAT entschieden hat) tatsächlich bestehen kann. „Der Wille als Steuermann“ (vgl. Huber, 2010, S. 31). Letztlich kann die Entscheidung für Gewaltfreiheit (der unbedingte Wille hierzu) speziell durch Selbstbelohnung (entlastendes und genussbetontes Körperschema) „chronisch gestärkt“ werden. 17 Hierdurch entsteht auch eine „neue Sicherheit“ im Schläger-Ich als Grundlage von Geborgenheit im eigenen Ich und im Du: Er erarbeitet sich Selbstsicherheit (ist seiner Selbst sicher): „Die Griechen bezeichnen Geborgenheit übrigens als Oikos, gleichzusetzen mit unserem Wort „Haus“, was bedeutet, bei sich zu Hause zu sein, Halt zu finden und ein sicheres Dach über sich zu wissen. Wer sich, wo auch immer, zu Hause fühlt, erlebt sich zugleich geborgen ... Doch Geborgenheit ist mehr als nur das Dach über dem Kopf; sie ist jene innere Sicherheit, die durch Schutz, Wärme und Wohlfühlen zustande kommt und ein Gefühl von Angenommensein, Nähe und Zuwendung erzeugt ... Sicherheit ist weltweit die größte Sehnsucht der Menschen“ (Mogel, 2009, S. 78). Der Spagat zwischen Geborgenheit und analytischem Verstand: Welches Persönlichkeitsprofil wird dem Ex-Schläger als AATTeilnehmer von uns angedient? Wie soll er sich vom Sozialarbeiter in eigener Sache über den psychologischen Part (warum handle ich so, warum handeln Menschen so) zum eigenen Philosophen (Bilanzierer seiner ca. 80 Jahre auf dieser Welt) emanzipieren. Eine Anleihe nimmt das Aktuelle AAT vielleicht aus der Consulting Branche: Mc Kinsey, Roland Berger und Co. demonstrieren in ihrem Einstellungsprofil ein cooles, „abgefucktes“ und letztlich oberflächliches Persönlichkeitsprofil, das aber bei den „selbstbewussten KarriereÜberfliegern“ immer wieder auf ein Top-Modul hinausläuft: Auf die (selbst-) analytische Kompetenz: „Der Berater ist ein Phänomen: Er hat tausend Masken aber kein Gesicht. Er ist der brillante Analytiker, der Anzugträger, der Spitzenverdiener, der Unternehmensretter, der Powerpoint-Held, der Globetrotter, der Generalist, der Alles-Wisser .... (Ludowig u. Sonnet, 2009, S. 21). Diese „studierten“ Berater sind also nicht nur akademische Überflieger, sondern auch Anpacker und Helfer in der Krise, sympathische Good-Guys, manchmal Berater mit Kuschelfaktor und eben immer „umsatzstarke Köpfe“ (vgl. Ludowig u. Sonnet, 2009, S. 22). Einen solchen Glamour-Boy als Verhaltensmodel für Ich-Management (Selbstcoaching) ins AAT einzuladen, ist ein Gebot der Stunde. Der Lernzuwachs liegt hierbei nicht nur beim Schläger (Teilnehmer) .... V. AUSBLICK Aktuelle Orientierungslinien: Consulting, Spieltheorie und Neuropsychologie Die Kompetenz, sich selbst und andere zu bewundern, in den Alltag zurück zu holen – den Moment also wirklich als besonders zu erleben – ist die Zukunft der Sozialtherapie am eigenen Ich und am Schläger-Ich. Was macht den Unterschied? Vor 25 Jahren – Gründung des AAT – ging es auch darum, den Schläger für den Arbeitsmarkt fit zu machen; jetzt geht es vermehrt darum, den Schläger auf die Casting-Gesellschaft vorzubereiten. Eine nachhaltig neue Definition von Erfolg: Die Erfolgskultur der Marktwirtschaft ist abgekoppelt von Arbeit und damit abgekoppelt von dem persönlichen Erfolg in der Produktivität der Herstellung von Waren oder von Service: „Nur was sich verkauft, Renditen abwirft und sich rechnet, wie es heute überall heißt, zählt noch als Leistung. Dies entzieht vielen alltäglichen Leistungen, die Menschen in ihrem Berufsleben oder im familiären Umfeld erbringen, die Rechtfertigung. Dann heißt es plötzlich, man würde ja nur kosten“ (Neckel, 2009, S. 48). Das Ziel in der Casting-Gesellschaft hat sich also auf Perfektheit des Ichs fokussiert und vielleicht sogar reduziert: Die „rastlose Arbeit am richtigen Selbst“ steht auf der Präsentationsbühne in Konkurrenz zu dem richtigen Selbst des Anderen. Das Finanzielle wird zunehmend staatlich alimentiert – die persönliche Ausstrahlung ist die knallharte Währung in der Selbstwert berechnet wird. Diese Form von Erfolgsgesellschaft entwickelt eine neue Form von Wettbewerbsdenken und Entsolidarisierung. Wo wäre die alternative Ich-Definition aus Sicht von Friedlichkeit, aus Sicht von AAT ? In dem Selbsterleben des „kleinen“, alltäglichen Handeln des Ich-Inhabers: „Erfolg könnte für den Einzelnen schlicht bedeuten, sich über die positiven Wirkungen eigener Handlungen zu freuen. Kurz: Erfolg hätte wieder stärker einen Kern in der Sache und wäre nicht 18 hauptsächlich als soziale Kategorie definiert, die die soziale Durchsetzung prämiert“ (Neckel, 2009, S. 49). Die perverse Entkernung von Unternehmen – früher oftmals die betriebliche Familie des Arbeitnehmers – also die innere Ausbeutung und Auflösung von Betrieben durch „Heuschrecken“ hat letztlich zu einer vollkommenen Entkoppelung von Arbeitsaufwand einerseits (sofern Menschenarbeit überhaupt noch gebraucht wird) und Einkünften (der Heuschrecken, die den Betrieb von Innen aussaugen, dann an die Wand fahren und dann auflösen) andererseits geführt. Der Glaube an „gute Arbeit“ (hoher Aufwand, hoher Ertrag) ist im Nebel der gesellschaftlichen Diffusion verschwunden. Wo das erarbeitete Geld der vormals florierenden Firmen versickert, wissen einzig die Finanzjongleure der jeweiligen „Beteiligungsgesellschaft“ (vgl. z.B. Langer, 2009), Die Entfremdung des Menschen wird trotzdem – wie paradox und eigentlich pervers – von den Dingen die ihn umgeben (seinem materiellen Besitz) nachhaltig mitgetragen. Schon die Gründer der jetzigen Psychologie haben den Stellenwert des Eigentums betont: „Das Selbst eines Menschen ist die Summe all dessen, was er sein Eigen nennen kann, nicht nur seinen Körper und seine psychischen Kräfte, sondern auch seine Kleider und sein Haus, seine Frau und Kinder, seinen Ruf und seine Arbeit, sein Land, seine Yacht und sein Bankkonto“ (Schäfer, 2009, S. 30/31). Besitz – oft über die alimentierten Staatsgelder erworben – fungiert neben der Selbstpräsentation (Casting) als „erweiterte“ Selbstbestätigung: Selbstausdruck, Lebensrückblick, Statussymbol und zukünftiges Selbst aber eben auch die soziale (Schicht-) Zugehörigkeit sind die durch Materie ausgedrückten Stabilitätsanker in Zeiten rasender Veränderung und extremer Informationsüberflutung. Hierbei wird die Kluft zwischen arm und reich gerade hier in Deutschland ständig größer: Ca. 5% aller „Verdiener“ erbringen ca. 43% des Steueraufkommens; die Anzahl der Menschen, die an der Armutsgrenze leben, steigt ständig und die Mittelschicht schrumpft: Schon jetzt befinden sich von 40 Millionen Werktätigen nur noch gut die Hälfte (24 Millionen) in „wirklich vollständigen Arbeitsverhältnissen im Sinne eines sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjobs. Ca. 60% der Bevölkerung zahlt überhaupt keine Steuern mehr –das wirft einen nachhaltigen Blick auf die Einkommenslage. Fazit wiederum: Selbst hochwertige berufliche Abschlüsse führen nicht mehr wie früher zu garantierter Festanstellung; der Absturz und der Ausschluss von „beruflicher Heimat“ und speziell von Einkommenssicherheit ist „überall möglich“ (vgl. Bude, 2008). Wo ist nun der AAT-Auftrag, wo steht nun das Ich? Breithaupt plädiert ironischerweise für ein Ende des „Ich-Zwangs“. Nach seiner Meinung standen die letzten 200 Jahre unter dem Diktat, das innere Zentrum spüren zu müssen, sich exklusiv abzugrenzen, originell sein zu müssen und ständig präsent sein zu müssen. Provokante Frage: „Lebt es sich besser ohne ein Ich-Bewusstsein? Gibt es aufgrund der neuen Medien (You Tube, facebook) jetzt statt des Ichs die Position des Schiedsrichters? Nach wie vor geht es darum, anders, beliebter, cooler zu sein. Doch zugleich bieten die Medien ihren Nutzern eine neue Position an: Diejenige des Schiedsrichters. Der Schiedsrichter beurteilt andere. Und dazu braucht er selbst kein Ich. Tatsächlich gilt das Urteil regelmäßig nicht mehr den Menschen sondern den Waren. Nur noch die Waren müssen um ein Ich und eine Identität kämpfen. Sich selbst muss der neue Schiedsrichtermensch nicht mehr beobachten“ (Breithaupt, 2009, S. 42). Die Bewertungsängste, das bedrohliche Schamerleben, die Blamagegefahr und das Gebot der ständigen Fitness (und der leidige damit einhergehende permanente Trainingsauftrag) könnten entfallen – das Ich betrachtet sich selbst aus der Distanz? Bei der Ausübung dieser wohlfeilen Statistenrolle als Zensuren-Verteiler stellt sich gleichzeitig aber auch die Frage, aufgrund welcher Urteilskompetenz das Ich zu dem Urteil kommen kann und soll, ab jetzt vornehmlich Zuschauer (Schiedsrichter) sein zu wollen. Auch hierzu benötigte ich eher Ich-Kompetenz ...? Ein Zwischenmodell konstruiert Beyer durch die Methode, entweder ein künstliches Ich oder ein geborgtes Ich (ich schlüpfe in die Rollen eines anderen) erleichternder Weise anzunehmen: „Da hat jemand sein eigenes Ich aufgegeben, das alte Leben, den ungeliebten Beruf in der DDR und gegen ein glamouröses fremdes Ich eingetauscht. Als wäre sie die zweite tatkräftigere Romy, die es besser als die 19 wahre Romy vermag, sich selbst und die ihrigen vor Angriffen zu schützen. Der Kulturbetrieb lebt von der Identifikation, von den Fans. Hier ist ein Fan in reiner absoluter Form“ (Beyer, 2009, S. 155). Letztlich wird mit dem Geschenk des Geborenseins nun wohl doch der Auftrag des lebenslangen Selbsttrainings (speziell für den Ich-Versager: Schläger) – egal, in welcher Kulturepoche – als persönlicher Job – verbleiben und möglicherweise bleibt der AATTrainer das Modell für friedliches, selbstakzeptierendes, gelungenes und phasengerechtes Leben. Warum soll im AAT nicht gelingen, was z.B. bei NLP Standard ist: „Es gibt beim NLP die Kommunikationstechnik des Modelling, ein Lernen am Modell. Hier muss man lernen wie ein Kind, das mit der Zeit unwillkürlich die Sprache und Verhaltensmuster der Erwachsenenvorbilder wiederholt. Dazu müsse man in einem bestimmten Bewusstseinszustand, im Prinzip erst einmal in den eines Babys hineingeraten“ (Kramer, 2009, S. 127). Der NLP-Trainer Martin Wyse plädiert bei dem modellorientierten Ich-Tuning dafür , eine Art Trance-Zustand einzugehen, der dem Lernenden (AAT-Teilnehmer) erlaubt, die optimierten Modellfunktionen des Lehrers (AAT-Trainers) zu adaptieren: „Das funktioniere mit Selbstgesprächen, es gehe darum, bewusst alle Informationen aufzunehmen und sie dann aus dem Unterbewusstsein abzuspielen. Idealerweise erreiche man einen „FlowZustand“, in dem der Körper für einen die Arbeit macht – wie beim Autofahren, dabei denkt man ja auch nicht mehr nach.“ Grundidee eines solchen konsequenten Modelllernens lautet: Kann ein Mensch lernen, etwas Bestimmtes zu tun, können es grundsätzlich alle Menschen.“ In AAT-Sprache ausgedrückt: Alle Menschen auf der Welt haben zu allen Zeiten immer den gleichen Auftrag: Ich-Architekt und Ich-Verwalter des einen eigenen Ichs zu sein - erst danach werden Beziehungen zu parallel lebenden Ich-Inhabern aufgenommen. Idealer Weise zu Ich-Modellen, Menschen, die ihren Ich-Job länger schon erfolgreich betreiben ... Agenda AAT- Agenda 2010: Welche Art von Intelligenz wird für den Trainer und welche Art von Intelligenz wird für den Trainingsteilnehmer (Schläger) künftig nötig sein? Gardner (2009) hat letztlich fünf Denkstile extrahiert, die das persönliche Wohlgefühl im eigenen Ich (Wie kann ich für mich eigenständig leben?) erlauben. Diszipliniertes Denken: Beherrschung einiger weniger grundlegender Künste und Disziplinen durch Konzentration, Disziplin, Expertenakzeptanz und Konzentration auf die „Basics“. Hier wird auch von einer „Kultur der Disziplin“ gesprochen: Die Lehrzeit umfasst mindestens 10 Jahre – in der Regeln ist sie lebenslang. Synthetisches Denken: Zusammenbringen verschiedener Wissensanteile zu einer neuen Ganzheit im Sinne interdisziplinärer Intelligenz erlaubt das Gestalten durch Herstellen von Synthesen. Kreatives Denken: Das „Unvorstellbare zum Bilde zu formen“ bedeutet, letztlich auch den Weg zu einem guten Charakter und zu einem „anständigen“ Verhalten zu beleben. Es entsteht eine „benutzbare“ Friedlichkeit: Persönliche Entwicklungslinien beim Anderen anstoßen, ohne dass die eigenen Bedürfnisse verloren gehen. Kreativität heißt: Sowohlals-auch. Respektvolles Denken: Beinhaltet die Loyalität für das Bemühen des „Nebenmenschen“. Ich weiß, wie schwer es mir fällt und ich achte und bewundere wie stark er sich anstrengt. Ethisches Denken: Der Kampf um ein gemeinsames Wertesystem der verschiedenen IchInhaber ist letztlich das höchste soziale Gut, das sich ein Kollektiv gleichzeitig lebender Menschen in ihrer jeweiligen Epoche gegenseitig schenken können. 20 Das intelligente Verhalten des Ich-Inhabers muss letztlich die drei Gehirnbereiche „neurophysiologisch selbst integrieren“: Das Stammhirn (lebenserhaltende Instinkte), das limbische System (emotionales Gehirn: Maximierung von Lust und Minimierung von Schmerz) und der Neocortex (Vernunft, Logik, Abstraktion, Planung, Sprache) müssen sich letztlich „verbrüdern“, um Achtsamkeit (und damit Friedlichkeit) für den Ich-Inhaber selbst und für seine Umgebung zu ermöglichen. Das Idealziel von Friedenstraining ist, dass der Schläger sich zu einem sich selbst verbessernden Wesen (über Selbsterhaltung, Lust und Vernunft) emanzipiert (vgl. auch Wilsen, 2007). Das emotionale Gehirn (limbische System) scheint bei der Friedensarbeit des Ichs mit sich selbst eine zentrale Rolle zu spielen. Dies wird auch durch die Forscher zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation“ unterstrichen: „In allen Konflikten, die nicht auf Anhieb lösbar sind, spielen emotionale Hintergründe in der Regel eine große Rolle. Darüber sollten sich die Menschen viel bewusster sein“ (Schönberger, 2010, S. 42). Der Ausblick des AAT im Jahr 2010 konzentriert sich offensichtlich auf drei wissenschaftliche Referenzbereiche: 1. Das Trainer-Ich und das Schläger-Ich als „Beratungsgegenstand“ in der Consultingbranche: Unternehmensberater, Personaltrainer, Organisationsentwickler und möglicherweise auch Consultingfirmen setzen sich mit den unterschiedlichen „Firmenanteilen“ des Ich-Inhabers auseinander und versuchen durch Beratung, die Integration der verschiedenen Antagonisten (Stammhirn, emotionales Hirn, kognitives Hirn; Körper, Kopf, Geist; Lust und Angst; Geborgenheitswillen und Durchsetzungsbedürfnis) zu einem Wirksamkeitskonzept zu verschmelzen. Die Zukunft des AAT´s gehört der Consulting-Idee. 2. Neurophysiologische Heimat von Aggression, Angst aber auch Empathie, Mut, Risiko, Unterstützung und letztlich Verantwortung werden erforscht. Brachliegende Hirnkapazitäten, effektiveres (hirngerechtes) Lernen werden durch die aktuellen Befunde der Neurowissenschaft (die die Gehirnabläufe „sichtbar“ macht) direkt optimierbar. Wir wissen, dass das Gehirn ein äußerst energieaufwendiges Organ ist: Übung und Wiederholung bewirkt, dass man zum Lösen alltäglicher Aufgaben weniger Aktivität aufwendet und somit freie Restkapazität für kreatives, verantwortungsvolles und friedliches Denken entwickelt (vgl. hierzu auch Becker, 2009). 3. Die Spieltheorie kann das Konzept des AAT´s auf eine noch rationalere Interaktionsbasis zwischen Trainer und Teilnehmer stellten: Letztlich geht es immer um die Analyse von sogenannten strategischen Entscheidungssituationen auf Trainerseite einerseits, auf Schlägerseite andererseits und auf Gesamt-AAT-Seite zum Dritten. Die sog. Spieltheorie untersucht hierbei die anfänglichen Interessenkonflikte und Koordinationsprobleme in sog. strategischen Entscheidungssituationen. Der AATTrainer ist ein Stratege, der zu Frieden verführen will – der Schläger ist erst einmal ein Stratege, der alte wirksame Instrumente nicht aus der Hand geben mag: „Die Spieltheorie liefert eine Sprache, mit deren Hilfe sich solche Situationen analysieren lassen. Man kann sie nämlich als Spielsituationen beschreiben, bei denen jeder Spieler nach gewissen Regeln strategische Entscheidungen trifft“ (Holler und Illing, 2006, S. 1). Der Strategieraum (das AAT-Training) kann letztlich auf die Erkenntnisse, die auf dem sog. „Prisoner`s Dilemma“ (vgl. Luce und Raiffa, 1957) basieren, zurückgreifen und gibt Hinweise über mögliche Gewinn- und Verlustphantasie der Antagonisten: „Aufbauend auf der Beschreibung der jeweiligen Spielsituationen besteht die eigentliche Funktion der Spieltheorie darin, ein geeignetes Lösungskonzept zu entwickeln, das von allen möglichen Ergebnissen (Spielverläufen) diejenigen auswählt, die bei rationalem Verhalten der Spieler als Lösung zu erwarten sind“ (Holler und Illing, 2006, S. 2). Die Reise des AAT 2010 geht also in Richtung Consulting, in Richtung Neurophysiologische Fundierung und in Richtung Spieltheorie. Die beste Strategie im Umgang mit aggressiven Impulsen zu finden heißt letztlich: Opfer auf Seiten der Mitmenschen vermeiden können und sich trotzdem und deswegen kompetent, attraktiv und vielleicht auch „reich“ fühlen zu dürfen ...