WARNUNG: DIES IST KEIN OFFIZIELLES SKRIPTUM! ES IST EINE GETIPPTE VERSION MEINER MITSCHRIFT VON DIESER VORLESUNG, D.H. ES SIND FEHLER MÖGLICH! Georg Nitsche D. Binder, Politische Kultur Mitteleuropas im 19. und 20. Jh. Friedrich Naumann versuchte, Mitteleuropa festzuschreiben. Großdeutsches Modell zur Ordnung der deutschen Einflusssphäre, wirtschaftlicher Gesichtspunkt, kein kultureller in Mitteleuropa genuines deutsches Einflussgebiet Begriff Mitteleuropa: Renaissance in 1980ern gab es eine Renaissance 1. in der Wiederentdeckung gemeinsamer kultureller Wurzeln 2. in der Neugestaltung des Raumes, dem Zerbrechen der bipolaren Welt des kalten Krieges, in der Rekonstruktion der pluralen Möglichkeiten, wie sie vor dem Fall des Eisernen Vorhangs bestanden Mitteleuropa ist eine Vorstellung des 19. und 20. Jh. Man muss äußerst vorsichtig sein, wenn man den Begriff zurückschreibt in vergangene Jahrhunderte positives Argument: z.B. um einen politischen und kulturellen Auftrag zu unterstreichen negatives Argument: z.B. um Mitteleuropa unter deutschnationalem Einfluss zu sehen → anderes Bild der Geschichte des Deutschen Ordens Deutschnationale: Argumentation der Expansion der Deutschen Polnisch-Nationale: Ausdruck des Imperialismus, der andere Nationen unterdrückt Frage der Ausbildung der Nation der Polen als politisches Programm 1914,15: Naumann: politisch-wirtschaftliches Konzept der Nachkriegsplanung des Generalstabs in Deutschland → enger Zusammenfall mit Krisen Naumann: politisches Konzept 20er: geprägt von krisenhafter Situation → in NS-Diskurs eingebaut mit Teilung in Westen und Osten: es wurde als dramatischer Verlust empfunden → Mitteleuropadiskurs beendet Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde es als Lösungsvorschlag für die krisenhafte Zeit angeboten 19. Jh.: Diskussion getragen vom Antagonismus Berlin-Wien und der Nachwirkung der napoleonischen Veränderung des alten Europas in der partiellen Wiederkehr des alten Traums vom Heiligen Römischen Reich 2 Auffassungen: 1. Starkes Zentrum wie Berlin im deutschen Kaiserreich ab 1871 2. Erkennt bereits den pluralen Charakter der Region, sieht sich als Nebeneinander verschiedener Interessen (die aber doch kompatibel sind) → Mitteleuropa ist das Produkt des wechselseitigen Austausches zum 2. Konzept gibt es 2 Gedichte Gestufte Stadt im grünen Reifrock Der Amsel unverfälschtes Vokabular Der Spiegelkarpfen in Pfeffer versulzt schwieg in fünf Sprachen (Gedicht über Czernowitz) → sobald Czernowitz außerhalb des habsburgischen Einflusses ist, wird es außerhalb von Mitteleuropa gesehen Wie der Einfluss da ist, wird es innerhalb Mitteleuropas gesehen Vielsprachigkeit: erklärt Zugehörigkeit zu Mitteleuropa Verlust der Sprache → nicht mehr Mittelpunkt intellektuelles Niveau: Czernowitz: Deutschsprachige im Vordergrund Im 19. Jh., mit Anstieg des Nationalismus: Gegengewicht der nationale Schub wird von der deutschen Tradition angeführt Schwarz-Gelb: Kinder träumten von deutscher Kultur sukzessiver Verlust der Pluralität z.B. Schaffung der Ukraine, systematische Vertreibung der verschiedenen Volksgruppen Heute: Europa: sieht Ukraine außerhalb Czernowitz sieht sich innerhalb 2. Gedicht: auf nach 1918: Landschaft die mich erfand wasserarmig waldhaarig die Heidelbeerhügel honigschwarz Viersprachig verbrüderte Lieder in entzweiter Zeit → „Viersprachig verbrüderte Lieder“ → Reduktion spürbar (siehe http://vdeutsch.eduhi.at/vorlesungen/celan.doc) Mitteleuropa ist kein Gegenkonzept zum Ausgleich von Macht in 2 Konzentrationen, sondern als Gegenpol zu nicht gegebener Pluralität: Pluralität: mehr Sprachen Mitteleuropa: nicht allein deutsch innerhalb der Bundesrepublik Deutschland: Bedenken, den Mitteleuropadiskurs wieder aufzunehmen (nach Fall der Mauer) damalige Regierung: Bedenken gegen eine Forcierung dieser Diskussion, die gerade von Österreich ausging Bundesrepublik Deutschland: befürchtete eine Belastung des Begriffes und Ängste vor einem wiedervereinigten Deutschland und seiner wirtschaftlichen Hegemonie in dem Raum aber: die Bundesrepublik Deutschland stürzte in eine Wirtschaftskrise → damit war das Problem gelöst ungarische Gesellschaft: bis heute Trianon-Trauma im Gegensatz dazu: heute in Österreich: keine so negative Assoziation mit St. Germain keine österreichische Partei würde den Friedensvertrag von St. Germain anzweifeln „ausdrücklich: KEINE“ (Binder) Ungarn: von allen Parteien gibt es ständig Trianon-Reminiszenzen → Vorstellung, es gibt ein größeres Ungarn Ungarn versteht sich als Mitteleuropa Trianon-Trauma: altes Königreich Ungarn wird als mitteleuropäischer Kern gesehen ungarisch ist lt. dieser Auffassung alles, wo ungarische Minderheiten feststellbar sind Kulturelle Identität von Mitteleuropa: Beispiel: Gotische Kirche, vor der ein Minarett steht auf dem Minarett steht eine Marienfigur auf einem Halbmond → christlich-muslimische Kultstätte ein weiteres Mittel, Mitteleuropa fassbar zu machen: Kochbücher die Küche ist ein unglaublicher Ort der Erinnerung mitteleuropäische Küche wird in Österreich als österreichische Küche bezeichnet aber: Wienerschnitzel kommt aus Mailand, unser Gulasch ist in Ungarn kein Gulasch 19. Jh.: in Versandkatalogen: türkische Kaffeemühlen ein Analyst des Mitteleuropäischen hat Mitteleuropa auch über die Kaffeehauskultur definiert → wo es ein Kaffeehaus im Sinne des 19. Jh. gab, war Mitteleuropa → erstaunliche Grenzlinienziehung möglich Krakau, Prag, Wien, Warschau nach der Polnisch-Russischen Grenze hören die Kaffeehäuser auf Westen: bereits in den westlichen Bundesländern Österreich wird es Schwierig, Kaffeehäuser (im Sinn des 19. Jh.) zu finden Czernowitz: es gab ein Kaffeehaus, wo 102 Zeitungen abonniert wurden das Kaffeehaus war ein Ort des halboffiziellen Diskurses, kein Ort, wo man schnell einen Kaffee trank 20. 10. 2004 heute: Identität des mitteleuropäischen Raums wesentlich für die Identität Mitteleuropas/für den zentraleuropäischen Raum Nationalismus/Nationsbegriff: im Wesentlichen schon vorhanden aber den Nationsbegriff des 19. Jh. kann man in eine demokratisch-revolutionäre Tradition setzen, er sieht die Leute im Staat als Einheit → Einheit wird postuliert → Leute stammen nicht mehr aus der Provence, aus dem Elsaß, sondern aus Frankreich auch alle Juden in Frankreich gelten primär als Franzosen die Bevölkerung des Staatsgebietes wird zur Nation erklärt, wo es die Nation nicht als große Einheit gibt die Nation ist zunächst an eine große Einheit gebunden, hat zunächst nichts mit Sprache zu tun spätere Vorstellungen: Nation mit Sprache gleichzusetzen; Kulturnation Was ist Nation am Beginn des 19. Jh.? es träumt der Bewohner des italienischen Raums des 19. Jh. den Traum der Nation nach der Einigung: führender Vertreter: Wir haben nun den gemeinsamen Traum erfüllt, jetzt gilt es, die Bürger zur Nation zu erziehen Nationale Weihegesänge: Nation wird als naturgegeben dargestellt → Nucleus nur in Teutologie dargestellt: Deutsch ist, was deutsch ist. Symbol wird in den Raum gestellt, das nicht mehr hinterfragt wird Erziehung zur Nation ist im mitteleuropäischen Raum vorerst Sache deutschsprachiger Eliten die Veränderung der Landkarte durch die napoleonischen Kriege wird durch das gemeinsame Blut dargestellt Nation: Sache des Blutes Französische Hegemonie unter Napoleon und der tiefe Eingriff in gewachsene Strukturen: Nation wird imaginiert als Instrument gegen die Franzosen → verbunden mit aufsteigender Schicht des Bürgertums die europäische Aristokratie ist national nicht zuordenbar: enge Verschwägerung, Verwandtschaft: supranationale europäische Aristokratie aber das aufstrebende Bürgertum übernimmt die Erziehung zur Nation über die Lehrerausbildung wird die Erziehung zur Nation langsam auf eine breite Schiene gebracht zwischen 1810 und 1870: nördlich der Alpen zwischen 1848 und 1870: im habsburgischen Raum Vielfach wird diese Anwendung von Nation mit politischen Vorstellungen verknüpft → Frage der Demokratisierung der Gesellschaft am Anfang der Burschenschaftlerbewegung, im Jahr 1848 → liberale Bewegung wird angehalten Frage der Nationalidee: nicht mehr auf demokratischen Marsch durch die Institutionen fixiert daneben gibt es ein völlig anderes Bild, das diesen Nationsdiskurs aufnimmt: die Gemeinsamkeit aller Völker eines Staates → gemeinsame Parameter werden in den Vordergrund gestellt, um den Staat zu manifestieren → das lehrt Geschichtsunterricht innerhalb des 19. Jh. in den habsburgischen Ländern das ist in die Modernisierung der politischen Landschaft eingebettet Österreich: zwar absolutistisch, aber keine staatliche Einheit bis 1848 konnte die Zentralregierung nicht verhindern, dass zwischen Österreich und Ungarn Zölle eingehoben wurden → Idee: Nationalismus hatte ökonomische Gründe Liszt: Idee des deutschen Zollvereins Staaten: als Folgewirkung der alten sozialen Strukturen → vielfache „Staaten“ → Ausbildung zu sprachlich-nationalen Idealen: Deutsche, Ungarn, Tschechen, Kroaten, Polen, Slowenen Entscheidend bei früh auftretenden Identifikationsmodellen im habsburgischen Herrschaftsbereich Nationalbewusstsein: Vielfach als Distanzierung vor einer als Eingriff gesehenen Fremdherrschaft Geschichtsschreibung: nimmt Identifikationsmodelle aus der Vergangenheit Böhmen: Schlacht am weißen Berg, Verbrennung von Jan Hus Nationsbilder: Bild der Erlösung, entweder durch große Siege ausgelöst: Prinz-Eugen-Kult im deutschsprachigen Milieu der Monarchie → Bild der Türkenbefreiung → Sieg der Christenheit → Die starke Nation überwindet die Bedrohung 1683: Befreiung von Wien → nicht nur Bestandteil der Tradition in Österreich, sondern auch Teil der polnischen Tradition → nationaler Mythos Nation: Ehre wird in Anspruch genommen, es gibt eine auffallende Bereitschaft, auch Niederlagen als Höhepunkte der nationalen Bewegung zu sehen Ungarn: viele Jahrestage von Niederlagen sind Feiertage Serbien: Jahrestag der Niederlage am Amselfeld → Demonstration der nationalen Ehre Siege haben vor allem dort eine Bedeutung, wo sie die Hoffnung aufrechterhalten, diese Siege zu erneuern Nationale Propaganda Polens: Schlacht von Tannenberg → Polen schlug den Deutschen Ritterorden Dieser Sieg über den Ordensstaat wurde zu nationaler Apologetik → wurde dann, als Polen verschwand, zum Heldenmythos → uminterpretiert als Verteidigung des Polentums gegen die deutsche Ostkolonisation kein Wort von den Beziehungen zwischen Polen und dem Deutschordensstaat kein Wort davon, dass der Hochmeister des deutschen Ordens Lehensmann des polnischen Königs wurde Nationale Erzählung des 19. Jh. greift unterschiedlichste Perioden heraus. Es gibt eine Reihe von europäischen Staaten, deren ursprüngliche Erzählung auf Auseinandersetzungen mit den Römern zurückgeht → z.B. Schlacht im Teutoburger Wald Österreich: Schlacht bei Noreia (welches Noreia, ist unklar) Bereitschaft, Nation über Sieg und Niederlage zu definieren Polnische Agitation: Sieg über Deutschorden hochgejubelt Deutsche Agitation: der Deutschorden hat den Osten kulturalisiert (christianisiert) → aber damals war Polen schon katholisch große Bedeutung in der nationalen Erzählung hat das Mittelalter → aus dem Mittelalter hatte man eine Vielzahl von Artefakten → die wurden als „Beweis“ in die Erzählung eingebracht → skurrile Maßnahmen eingebettet in der romantischen Vorstellung wird das Mittelalter als eine Zeit dargestellt, in der die Nation noch intakt war preußischer König: Großprojekt: baute den katholischen Kölner Dom fertig, obwohl er selbst Protestant war → nationale Liturgie der Dombau zu Köln beschäftigte nicht nur die deutsche Agitation außerhalb, sondern auch innerhalb der habsburgischen Territorien → wurde sogar in einer dreisprachigen Stadt akklamiert Karpatenraum, ungarische nationale Tradition: Personen aufgegriffen, deren politische Repräsentanz die Nation hervorhebt staatsloyale innerhalb der Habsburgergebiete: Stammvater: Rudolf von Habsburg als Vater der Nation, Maria Theresia als Mutter der Nation Maria Theresia und Joseph II. sind nicht Repräsentationsfiguren für eine demokratische Gesellschaft → sie repräsentieren die feudale Ordnung → ihnen wird große Volksnähe unterstellt charakteristisches Beispiel: Joseph II. wird volkstümlich gezeigt → auf unzähligen Stichen wird er dargestellt, wie er hinter dem Pflug hergeht → wird popularisiert regional: Erzherzog Johann: wird an einem zentralen Standpunkt in Graz im schlichten Bürgerrock dargestellt, der einzige Verweis darauf, dass er Habsburger ist, ist sein goldenes Vlies das letzte Erzherzog-Johann-Jubiläum wurde im Parteienwahlkampf ausgenützt der ursprüngliche Erfolg von Asterix nützt genau diese Vorstellung aus Volksnähe bedeutet Substituierung eines fehlenden demokratischen Umfeldes es geht nicht um Tatsachen, sondern um Legitimation → Kult der Geschichte, der Historiker → Explosion von Bereitschaft, Altertümer zu sammeln → nicht mehr nur als Kunstkabinette, sondern als nationales Anliegen → Gründung des Joanneums, des Ferdinandeums, des Museums in Prag, des Museums in Ungarn → Museen sind nicht gleichsam Sammelstelle für Gegenstände, sondern bewusst ein Erziehungsort, der die Größe der Nation demonstrieren soll, der demonstrieren soll, dass der Anspruch der Nation auf die Region gerechtfertigt ist Beginn des Ungarntums: sogenannte Landnahme Aus der Zeit der Landnahme besitzt das ungarische Nationalmuseum wenige Artefakte, es wurde im 19. Jh. gebaut, im zentralen Stiegenhaus verdeutlichen Fresken diese Landnahme Auseinandersetzung mit der Frage, auf wen diese sagenhaften Urväter stießen, als sie kamen, geschieht nicht → Landnahme wird als Landname erzählt, setzt sich nicht damit auseinander, was vorher da war die Landnahme wird durch einen Menschentyp dargestellt, der als ungarisch identifiziert wird → Ungarn erhält auch den Segen durch König Stefans Übertritt zum Christentum Schlacht auf dem Leechfeld Einsetzen des Kultes um die Ostarrichi-Urkunde → Bewusst als Ort der Stiftung Österreichs Erzählung von Babenbergern, die quasi Österreich schaffen „Weiheakt“: dramatische Erzählung der Entstehung der Fahne (Binder: „…wo ein Kreuzfahrer sich den Leibgurt abnimmt und dann gleichsam mit an querg’streiften GAK-Leiberl dasteht…“) Sich-Annähern an Erzähltraditionen (Märchen, Sagen) historische Kritik wurde von der Bereitschaft der politischen Umsetzung weggespült → fixer Bestandteil der Sage der Entstehung der Nation Libussa-Erzählung, Nibelungenlied: man kann auf uralte Handschriften verweisen → tschechische Nationalisten fälschen angeblich mittelalterliche tschechische Gesänge sagenhaftes Alter der Nation → Entstehung von Prag fließt ein den jüdisch-tschechischen Diskurs ein das sagenhafte Alter der jüdischen Gemeinde wird als „Nebenprodukt“ der tschechischen Königin Libussa gesehen, die die Ansiedelung von Juden ermöglichte Nation: Minderheit wird verschwiegen Ungarisches Nationalmuseum: nur 2 Hinweise auf Judentum in Ungarn → versteckt: 1. jüdische Aufklärung im 18. Jh. 2. Holocaust 1944,45 → das sind die einzigen 2 Hinweise auf eine Gruppierung im Land, die seit der Gründung des Landes dort war, aber immer als Nichtbestandteil der Nation gesehen wurde von großer Wichtigkeit in der internationalen Selbstdarstellung ist das Rittertum wird in der österreichischen Erzählung von Maximilian, dem letzten Ritter, dargestellt der Ritter wird als „Spitzenprodukt“ der Nation dargestellt, ewig zum Kampf bereit, der die Nation verteidigt 19. Jh.: Blüte von Ritterorden, teilweise noch konfessionell gebunden, teilweise auch nicht, als Ausdruck von nationaler Begeisterung bis in die heutige Zeit ist die großungarische Darstellung geprägt vom Bild der Adelsnation Ungarn → dadurch wird das größere, verlorene Ungarn (auf der Landkarte) imaginiert Trianon: unglaubliche Radikalisierung des ungarischen Nationalismus, wie das Zerbrechen von nationalen Einheiten immer diese Radikalisierung beschleunigte Deutschnationale in Österreich: Bild eines gesamtdeutschen Staates Schaffung des Nationalstaates wird nicht als etwas Neues gesehen, sondern als Rückkehr zu einem goldenen Zeitalter deutschnationale Agitation interpretiert die Gründung des Deutschen Reichs 1871 als Wiederkehr des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Nationalsozialismus: nicht nur Tausendjähriges, sondern auch Drittes Reich Um die Nation zu zelebrieren, bedarf es Orten, die als Genese-Weihestätte deklariert werden König Ludwig von Bayern baut ein „Spitzenprodukt“ deutscher Kultstätten: Walhalla von Regensburg (griechischer Tempel) anderer Ort, wo das Deutschtum manifestiert wird: Deutsches Kaiserreich wurde in Versailles proklamiert Festhalten von Orten in der nationalen Erzählungstradition: hat Vorteil, das man einstige Größe symbolisieren kann Geburtshaus von Matthias Corvinus liegt in Rumänien; eine besondere polnische Weihestätte liegt in der Ukraine, nämlich Limberg Alt-Radice liegt in Südtirol → Identität Tirols, Österreichs lässt sich einbauen in die politische Erzählung von Nation, von Identität Nationale Erzählung des 19. Jh. ist nicht nur Bestandteil der Nation, sondern auch der kleinen Gebiete, die zunehmend marginalisiert wurden und zu einer nationalen Rückbesinnung zurückgeführt werden Sprachgesellschaften stehen in Minderheitengebieten am Anfang von solchen Bewegungen → sammeln vergangene Sprachdokumente das ist kein Spezifikum des mitteleuropäischen Raumes Sprachgemeinschaften entdecken für sich selbst ihre Sprache wieder Auseinandersetzung mit der Sprache ist für die Unterschichten stark für den Nationalitätsdiskurs auch die Frage des sozialen Aufstiegs während gleichzeitig die herrschende Schicht ihre Bemühungen intensiviert, den nationalen Bestand durch forcieren ihrer Sprache zu stabilisieren; herrschende Schicht forciert Sprache, damit sich die Unterschicht zur nationalen Mehrheit bekennt Bemühungen, einheitliche Nationalvorstellungen aus unterschiedlichen Zeitvorstellungen heraus durchzusetzen → bis heute: Schutzbestimmungen für Minderheiten, z.B. in Österreich, teilweise nicht umgesetzt Schock von 1918,20 in Kärnten, aber auch Operieren der Jugoslawen 1945 wirken in Kärnten sicher nicht beruhigend Es gibt heute noch die Diskussion um die Slawen in Ungarn 27. 10. 2004 Wann können wir von einem mitteleuropäischen Raum sprechen? → erst nach 1000 Versuche, das in eine frühere Zeit, wie die Zeit der Völkerwanderung oder die Römerzeit, zurückzuverfolgen, sind vergebens, höchstens von nationalem Interesse Rezeption der Renaissance Renaissance macht deutlich, dass der mitteleuropäische Raum zunächst stark von Italien lebte Italien → Ungarn (?) →Südslawen → slawischer Raum auf unterschiedlichem Weg kamen verschiedene Strömungen in den Raum an Kirchen, Repräsentationsbauten etc. zu sehen: Barockzeit Barock: unterschiedliche Anfänge böhmischer Barock: voraus geht dem die Enthauptung der regional bestimmten böhmischen Oberschicht durch die Schlacht am weißen Berg (1620) politische Durchsetzung des Absolutismus durch die Schlacht am weißen Berg Auslöschung des böhmischen Adels und Verfolgung der Hussiten: Ende der tschechischen, der böhmischen Intelligenz → Bildungsuniversalismus verbunden mit Tätigkeit der Jesuiten zu finden im illyrischen Raum → heutiges ehemaliges Jugoslawien südslawischer Raum, dalmatinischer Bereich war geprägt vom direkten Kontakt mit Italien und entwickelte in dieser Zeit die Vorstellung, dass die Vorfahren der Südslawen die Illyrer gewesen seien → Anknüpfungspunkt für regionale, nationale Bewegung des 19. Jh. (hatte also Wurzel in Renaissance) nationale Anliegen im 17. und 18. Jh. versuchen, durch ihr besonderes Alter auch ihre Bedeutung hervorzuziehen → schauen zurück bis in die Römerzeit Die Habsburger haben laut ihrem eigenen Stammbaum einen Stammvater Julius Caesar pannonischer Raum: Nicholas Zrinyi: aktueller Befund der Vielsprachigkeit des Raumes ist automatisch gegeben, entstand nicht aus der Vergangenheit heraus barockes Bild einer Mulilingualität des pannonischen Raumes der Nationalismus des 19. Jh. bemüht sich, die Vorherrschaft der Magyaren zu legitimieren Vielsprachlichkeit ist leicht zu transportieren, vor allem dort, wo der Katholizismus dominiert, weil er als betont universalistische Religion auftritt Reformierte: Regionalismus Augsburger Religionsfrieden: auf Betreiben der reformierten Fürsten cuius regio, eius religio pannonischer Raum: Auseinandersetzung mit dem Islam → Kampf gegen die Türken und Selbstdarstellung als im Gegensatz zu den Türken Kampf bei Zrinyi als Darstellung des Werdens, der Identität Kampf als notwendige Formung angesehen Pendant zum Kampf gegen die Türken: Die Auseinandersetzung des 30jährigen Kriegs → der katholische Triumphalismus und seine Überwindung Der Barock war nicht nur im westlich-europäischen Raum, sondern drang vor bis in den polnisch-ukrainischen Raum → Gegensatz zwischen Katholizismus und Orthodoxie polnischer Raum: Tätigkeit der Jesuiten charakteristische Grenzziehung gegenüber dem russischen Raum durch die Durchsetzung des katholischen Universalismus mit gleichzeitiger Zurückdrängung der Türken wird die Ostgrenze als religiöse Grenze legitimiert außerdem: antirussisches Bild entsteht im 19. Jh. wird es dramatisch ausgedehnt → bis in die heutige Zeit polnische Teilungen: werden im Westen des mitteleuropäischen Raums nicht als Niederlage, sondern als Festigung der eigenen Identität gesehen, die polnische Tradition wird in den Untergrund gedrängt Bildungsmonopol des katholischen Universalismus in Böhmen und Polen → Abfall der Landessprachen in eine regionale Unbedeutsamkeit 18., 19. Jh.: Spracherneuerungsvereinigungen: Renaissance der regionalen Sprachen vom polnischen Adel gab es in den 20er Jahren des 20. Jh. das „böse Wort“, der polnische Adel sei nun derart heruntergekommen, dass er wieder polnisch zu sprechen begonnen hätte. vorher sprach der polnische Adel französisch Coudenhove-Kalergi: ist zweisprachig aufgewachsen, ihre Mutter sagte ihr: „Aber bitte im Salon kein Wort tschechisch.“ → volkssprachliches deutlich abgelehnt österreichischer Raum nach dem Ausgleich: gleichsam Identitätsschub durch Barockzeit erlebt, sah sich erstmals in dieser Phase nicht mehr gefährdet Neustilisierung des Sieges über die Türken Gewichtsverlagerung Richtung Südosten mit dramatischem Gewichtsverlust im Westen österreichisches barockes Lebensgefühl: 19. Jh., 20. Jh. in Permanenz fortgeschrieben Fortleben der barocken Kontinuität Mitteleuropas: vor allem Österreich Identität in slawischer und ungarischer Literatur vorhanden Barockzeit: wesentliches verbindendes Element in der Vielfalt des mitteleuropäischen Raums Gewichtsverlagerung nach Osten und Südosten → Galizien, Bukowina, Dalmatien gewonnen Mitteleuropäischer Raum zwischen dem sich formierenden und stärker werdenden Preußen, dem sich formierenden und stärker grenzziehenden Russland und dem Südosten: osmanische Herrschaft wird brüchig deutsche Aufklärung: Herder: neues Interesse an literarischen Denkmälern literarische Denkmäler, die als Teile der Nation gesehen werden, beeinflussen Romantik für deutliche Grenzziehung und starke Grenze: Vorraussetzung: zentralistische Verwaltung starke Grenzziehung gegenüber dem osmanischen Reich erfolgt mit der Schaffung der so genannten Militärgrenze die wird im 19. Jh. systematisch ausgebaut Binnenkolonisation, die Südostbewegung deutlich macht Zuwanderung von deutschsprachigen Bewohnern in den südosteuropäischen Raum und Erweiterung der habsburgischen Einflussbereiche nach den Niederlagen gegen Preußen: Maria Theresia und Joseph II.: Reformen gegen ständische Mitbestimmung langsam aufkommender Nationalismus mit ständischer Elite Ungarn: nach Befreiung vor der osmanischen Herrschaft: eigene Identität, im Widerspruch zum Wiener Zentralismus je weiter weg die Türken waren, desto stärker wurde der ungarische Nationalismus (in Verbindung mit dem Adel) 19. Jh.: Ungarn weiterhin als Adelsgesellschaft gedacht so wie Polen in den Köpfen als Adelsgesellschaft erhalten blieb konkrete Widerstandsaktionen bis hin zur offenen Rebellion setzten in Ungarn ein → nicht nur die Erinnerung an verlorene Revolutionen war wichtig, es wurden auch Flugblätter verteilt, auf denen aufgehängte Revolutionäre dargestellt wurden → wurden auf den Darstellungen immer auf einem großen, starken Baum aufgeknüpft Blutopfer: sind nicht vergebens, sondern stärken den Baum Auseinandersetzung der alten Mächte des habsburgischen Raumes verbunden mit der Neuordnung Europas durch Napoleon Gegensatz von Habsburgischem Zentralismus und Napoleons Idealen Napoleon: schafft neue Staaten, greift also frühe nationale Gedanken auf Neuordnung Europas unterschiedlich rezipiert illyrischer Raum: rezipiert die Neuordnung irrsinnig positiv polnischer Raum: enttäuschte Hoffnung → ursprünglich wurde Napoleon als Hoffnungsträger für die eigene nationale Befindlichkeit gesehen Wo die napoleonischen Herrschaftsstrukturen in Fragen gestellt wurden (Preußen, Österreich), dort wird Napoleon dämonisiert → Symbol für nationale Unterdrückung Beispiel: Tiroler Selbstverständnis: Kampf von Andreas Hofer Bayern tun sich schwer: einerseits wurden sie in den germanischen Diskurs einbezogen, gleichzeitig verdanken sie Napoleon viel: erst durch ihn wurde Bayern zum Königreich, das konnten sie über den Wiener Kongress retten Napoleon wird im deutschsprachigen Bereich als Unterdrücker gesehen zum Hinweis auf die Aufklärung, auf die Anregung der Mischung aus Aufklärung und Romantik: der Zentralstaat beginnt durch die Schaffung von Schulordnungen die forcierte Einbeziehung der Bevölkerung in Bezug auf Nationalismus, Zentralismus Unterrichtssystem mit Folgen für die Sprachausbildung im Gegensatz dazu erwacht das Interesse an der eigenen Sprache eigene Dichtung wird erst festgestellt, dann verschriftlicht Schriftlichkeit wird fortgebildet: Wörterbücher, Auseinandersetzung mit Grammatik Sprache wird wesentliches Merkmal nationaler Identifikation parallel dazu: Geschichte: Sammlung von Altertümern → um eigene Tradition möglichst weit zurückzuschreiben Monumenta Germaniae Historica: Unternehmungen der Polen, die darauf abzielen Monumenta Historica Bohemi: in Böhmen vergleichbares in Ungarn, Slowakei, bei den Rumänen eigene historische Tradition in konkreter politischer Situation (Staat, der entsteht und nivellierend eingreift) benutzt, um sprachliche Minderheiten in den Vordergrund zu stellen Historiker in der 1. Hälfte des 19. Jh.: Legitimation für ihre Tätigkeit Aufklärung: macht sehr schön die Grenzen des mitteleuropäischen Raumes deutlich: verweigert in Russland und in den Ländern, wo orthodoxe Kirchen im Vordergrund stehen Rezeption der Aufklärung im südost- und mitteleuropäischen Raum ein wesentliches Merkmal des mitteleuropäischen Raumes ist die Vielfalt der Umgangssprachen, die Bedeutung von überregionalen Kunstsprachen nach der Abschaffung des Lateinischen: Dominanz des Deutschen als Verwaltungssprache heutige Historikerausbildung: Deutsch ist zumindest als passiv beherrschte Sprache nachzuweisen Ironie über die Amtssprache: k&k Verwaltungssprache: im 18. Jh. systematisiert um zu einer eindeutigen Kommunikationsform zu gelangen, wurde ein sprachliches Musterbuch erstellt → beeinflusste den Verwaltungsstaat des habsburgischen Herrschaftsraumes, trug wesentlich zur Normierung einer spezifischen Form des Deutschen, das (abwertend oder aufwertend) oft als „österreichisch“ bezeichnet wird Modernisierung des Militärwesens: mit dem Auf- und Ausbau einer modernen Militärverwaltung → Beginn unter Maria Theresia, von Joseph II. forciert → flächendeckende Dienstpflicht → viele Umgangssprachen in der Armee, eine vereinheitlichte Kommandosprache war nötig, im Ungarischen Reich war bis ins 19. Jh. die Kommandosprache Latein außerhalb des ungarischen Raumes: seit dem 18. Jh. war Deutsch die Kommandosprache im Habsburgischen Militär die Offiziere waren angehalten, Grundkenntnisse der Landessprache des Landes, in der der Truppenteil lag, sowie die Regimentssprache sprechen zu können z.B. musste bei einer slowenisch dominierten Einheit in Galizien der Offizier dreisprachig sein Druck in Richtung Deutsch mit der Modernisierung der Verwaltung, mit der Vereinheitlichung, wurden auch systematisch alte Sonderregelungen abgebaut Beispiel des Judentums: Erwerb Galiziens und der Bukowina → der Anteil an Juden in den habsburgischen Ländern stieg deutlich an → Besonderheiten aufgehoben „Zwangsbeglückung“ der Juden in dem Raum → z.B. Einbeziehung in den Militärdienst → Joseph II.: Armee soll auch Juden nehmen → die habsburgische Armee war eine der frühen Armeen, in der Juden dienten → traf ein noch sehr traditionelles Judentum → Militärverwaltung nahm Rücksicht auf Traditionen (es gab einen koscheren Koch, es gab primär jüdische Regimenter, das Uniformmaterial wurde aus einem Stoff hergestellt) k&k-Armee: auch muslimischer Teil → Kopfbedeckung der Mannschaft: Fez k&k-Armee: Vielzahl von religiösen Einrichtungen Bischof, protestantischer Pfarrer, orthodoxer Priester, Militärrabbiner, Militärmufti Die Modernisierung im Militär war ein Modell sprachlicher Druck im Militär: Witze: Braver Soldat Schwejk: subversive Tätigkeit durch wörtliches Befolgen von Befehlen Musik: dominant: andere Sprachen: Italienisch Konzert- und Opernleben: damals selbstverständlich italienisch in dem Raum sehr lange ungeheurer Einfluss hat nichts mit politischer Identität zu tun, sondern Träger wesentlicher Kultureinrichtungen Antiitalienismus: 19. und 20. Jh.: Italienisch von nationalen Strömungen ignoriert englischer Reisender des 19. Jh. kam auf seinen Reisen auch nach Graz: beschrieb Graz als dreisprachige Stadt: Slowenisch, Italienisch, Deutsch Stadtgeschichtsschreibung: kein Hinweis auf Italienisches, praktisch kein Hinweis auf Slowenisches in Graz Ignorieren der Multikulturalität im 19. Jh.: ganze Einflussbereiche verschwinden Graz: Italienische Kirche: Welsche Kirche am Griesplatz: Weitestgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden Norditalienische Häuser und Grazer Häuser: gleiche Fenster Auseinandersetzung mit regionaler Sprache in Ungarn geringer → Ursache: Ungarn genoss nahezu durchgehend ungarische Selbstverwaltung heute machen wir uns keine Vorstellung davon, wie multilingual die Städte im 19. Jh. noch waren Budapest: man konnte überleben, ohne ein Wort Ungarisch zu sprechen Wien: auch Nebeneinander Deutsch: dominierende Sprache erst die Nationalitäten des 19. Jh. boten Ventile Prag: Deutsche und Tschechische Universität Polytechnikum: Deutsches und Tschechisches Polytechnikum 19. Jh.: Kampf der Nationalitäten 18. Jh.: rationale zentralistische Überlegungen z.B. mussten Geistliche die Volkssprache können → Modernisierung der Gesellschaft durch Geistliche, sie mussten in der Lage sein, Informationen die sie bekamen in der Landessprache weiterzugeben Wende 18./19. Jh.: Wiederentdeckung der eigenen Sprache die Sprache erlebt in der romantischen Literatur ihre Renaissance Festhalten an Symbolen: Romantik in der Region verschränkt Literatur, sprachliche Erneuerung, Patriotismus (regional) österreichisches Judentum: lange Zeit: adelige Schutzbriefe → Identifikation mit dem Schutzherrn → Namen geben den Schutzherrennamen wieder Witz: Bei der Armee: - Name? - Lichtenstein. - Prinz oder Jud? → führt zu einer absoluten staatsloyalen Haltung und Identifikation von Juden mit der habsburgischen Herrschaft Stück: Offiziere werfen dem Oberst Erde ins Grab nach: einer wirft Erde aus Ungarn nach, einer Erde aus Böhmen, ... jüdischer Offizier: der einzige, der ihm nachwirft: Erde aus Österreich Deutschnationale: Staatsilloyal, wie auch andere nationale Gruppierungen, die den Staat als Behinderung ihrer nationalen Bestrebungen setzen 3. 11. 2004 Jacques Le Rider: Mitteleuropa → sehr französisch orientiert Konstantinovič: Literaturgeschichte Mitteleuropas Mitteleuropabegriff eines Belgraders Mappe mit wesentlichen Texten in letzter Zeit: kulturelle Netzwerke letzte Woche: 1. Hälfte des 19. Jh.: Nationale Rekonstruktion → bzw. Konstruktion des Nationalen, der Erziehung zur Nation (George Mosse: Erziehung zur Nation) → nicht nur akademisch, sondern auch auf Trägergruppe der Nationserziehung übertragen verschiedene Schwerpunkte: deutschsprachiger Teil: Heiliges Römisches Reich: hehres Idol der nationalen Selbstverwirklichung Zurückgreifen auf das Mittelalter als die große Zeit des Heiligen Römischen Reiches Tschechen: greifen zurück auf die Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg, greifen zurück auf die Hussiten → es wird in der Vergangenheit legitimiert, was in der Gegenwart gefordert wird Ungarn: träumen von der Zeit der Landnahme, der Christianisierung (Stephan der Heilige) Vertrag: impliziert so etwas wie eine demokratische Gesellschaft Kroaten, Südslawen: greifen ebenfalls auf das Mittelalter zurück, auf damals selbstständige Königreiche → die Geschichtsschreibung damals hatte keine große Ahnung davon gleiches gilt für das Königreich Polen → das existierte damals nicht mehr Schlacht bei Tannenberg: polnischer Wille zur Selbstverteidigung Deutsche: Anspruch auf Raum im Osten Diese Bilder kehren im Nationalismus des kurzen 20. Jh. wieder Nationalsozialisten: Nach dem Überfall auf Russland: Grenadierdivision der Deutschmeister wird geschaffen auch Polen auch 60er, 70er Warum greift man auf das Mittelalter zurück? → Man will alte, starke Kontinuität zeigen aktuelles politisches Anliegen: Entwicklung zu emanzipatorischer, demokratischer Gesellschaft → wird anachronistisch zurückgeschrieben Pflege der Sprache, ihre Standardisierung (Wirkung des Grimmschen Wörterbuchs) Slowaken: Ján Kollár, Josef Štur → slowakisches Wörterbuch vergleichbare Vorgänge: Kopitar in Slowenien, Karadzič in Serbien Konstruktion des Nationalen: 19. Jh.: Instrumentarium für unterschiedliche politische Zwecke südslawischer Raum: Illyrismus → Traum der Vereinigung der Südslawen nicht nur eingebettet in die Aufklärung, in die Entdeckung des Mittelalters → sondern moderne soziale Anliegen, die in eine Folie eingegossen werden, die mobilisierend wirkt und Widerstandscharakter gegen das Establishment beinhaltet Italien: Nationalismus greift nicht auf das Mittelalter zurück, sondern als Leitfigur auf Petrarca und Dante, in denen man die Schöpfung des Italienischen sieht Propagierung des Nationalen: Denkmäler und Fresken im gesamten mitteleuropäischen Raum 1. zwecks Inszenierung 2. wegen Analphabetismus Nationale Schutzvereine: alle haben eine Druckerei → Drucken ihre Klischees in Ansichtskarte etc. Ein Theoretiker des Illyrismus (der südslawischen Nation) (Karadzič) denkt, es können nur dann die Slawen befreit werden, wenn jedem Ungarn der Schädel eingeschlagen wird Vorreiter für dieses Modell, diese Bewegung: Akademikerschaft; gebildetes Bürgertum, das zunehmend materiell abgesichert ist und seit seinem Aufstieg Sehnsucht an Politikbeteiligung hat Politikbeteiligung, wie sie in der französischen Revolution anklingt, Politikbeteiligung, die auf Gewaltenteilung basiert, die aber aufgrund des Absolutismus der Ära Metternich meilenweit davon entfernt ist → schmale Spitze des Bürgertums, das Übergang zur Moderne schafft Kleinbürgertum fühlt sich zunehmend sozial bedroht, verunsichert in der sich modernisierenden Gesellschaft, weil seine Ressourcen zu gering sind, um am Aufschwung teilzuhaben → Konflikt zwischen der modernen Großindustrie und der Handarbeit → 19. Jh.: Konflikt verschärft, dient wesentlich der Mobilisierung des Kleinbürgertums, das sich zur Christlichsozialen Partei sammelt Scharf umrissene Klasse in den industrialisierten Gebieten: Arbeiterschaft Arbeiterproletariat unübersehbar: rurales Proletariat (ländlicher Bereich) → kann sich aber noch nicht politisch bündeln dominant in Erscheinung tritt die politische Kraft des Bürgertums Vorreiter als radikale Kritiker des Bürgertums: Studenten, Intellektuelle kleinster Kreis, halböffentlicher Raum: Lesevereine, gelehrte Gesellschaften, die automatisch aufgrund ihrer Intention, Bildung und Fortschritt zu verbreiten, im Widerspruch mit dem absolutistischen Regime gesehen werden Als im Februar 1848 die Nachrichten der französischen Revolution nach Deutschland gelangen, führt das zu einer Kettenreaktion Ludwig Kossuth fordert am Reichstag vom letzten Rest der ständischen Vertretung Reformen ein für den ungarischen Raum Forderungen: Beseitigung des Metternichschen Systems und Einrichtung einer Konstitution 13. März: Geburtstag von Joseph II. → Studenten vor den niederösterreichischen Ständen versammelt → protestieren für die Beseitigung des Metternichschen Systems und für die Einrichtung einer Konstitution Milieu: keine anarchistischen oder sozialrevolutionären Konzeptionen Das, was man einfordert, ist eine Verfassung das nationale Argument ist noch Dekor → erst später wird es zum Instrument für die Beseitigung der gesamten habsburgischen Herrschaft Pétofi: geboren als Petrovič Karl Kraus macht sich lustig darüber, dass Deutschnationale in Österreich tschechische Namen tragen Obrigkeit, Repräsentanten des Metternichschen Systems sind völlig überrascht, erblicken aber eine gravierende Infragestellung des Systems, und versuchen, mit brutaler Härte zurückzuschlagen (auf durchaus moderate Proteste) → dadurch provoziert man Gewalt durch die Bevölkerung → der damalige Kriegsminister La Tour wird an eine Laterne gehängt → Metternich geht eilig nach England ins Exil Angesichts der Heftigkeit des Widerstands in den Städten weicht der Hof zurück und wird gesprächsbereit 25. April: Konstitution: Pillersdorfsche Verfassung → rasanter Verlauf, der letztlich zunächst einmal zu einer Demokratisierung der Gesellschaft führt Damit ist vorläufig ein wesentlicher Teil der bürgerlichen politischen Forderungen erfüllt allerdings wird die Revolution zunehmend mit Forderungen nach nationaler Selbstbestimmung verknüpft → nationale Selbstständigkeit wird gefordert → militärische Aktion des Regimes dort, wo die Einheit des Reiches gefährdet ist → im italienischen Raum und in Ungarn mit der relativen Rückgewinnung der politischen Handlungsfreiheit gibt es wieder Repressionen gegen die, die mit dem Erreichten (der Konstitution) nicht zufrieden sind → Radikalisierung dort, wo noch offene Forderungen bestehen (z.B. beim Industrieproletariat) → mit aller Brutalität niedergeschlagen der Nationalitätendiskurs führt in Deutschland zur Diskussion über die Schaffung eines Deutschen Reichs in der Paulskirche in Frankfurt bekommt sie eine politische Bühne Bauernbefreiung: Juli 1848: Bauern entsenden bewusst ihre Vertreter in den Reichstag, weil hier Dinge besprochen werden, die sie betreffen Bäuerliches Volk ist politisch weitgehend uninteressiert Politik wird Akademikern, Bürgerlichen, Intellektuellen überlassen weiterer Fortgang: Bürgerliche Elite wechselt bei Aussicht auf Erfüllung ihrer Ziele bald die Seiten Akademische Legion: zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung, zur Aufrechterhaltung des bisher erreichten → Aufstellung von Wachen, optische Präsenz als sich Herbst 1848 die Situation in Wien zuspitzt, sieht man, wie der linke Flügel der Revolution isoliert ist, man lässt diese Leute allein, weil man das nicht mehr als nötig für die Verteidigung des Erreichten sieht Die plötzliche Vereinsamung des linken Flügels macht die Veränderung der Interessenslage seit dem März 1848 deutlich neben den Akademischen Legionen: auch Arbeiterwehren (Mobilgarden) → bis Herbst Bestandteil des Aufstands → auch Hauptträger der blutigen Rache bei der Niederschlagung Daraus entwickelt sich eine dramatisch unterschiedliche Rezeption des Jahres 1848 die einen betonen den liberalen Charakter, wollen ihre Legitimation zum Ausdruck bringen → für sie war 1848 die Geburtsstunde des politisch organisierten Proletariats, das zwar niedergeschlagen wurde, aber wiederkehrt Sowohl Deutschnationale als auch Sozialdemokraten: Erinnerung an 1848 Ungarn: Budapest: Kaiserlicher Feldherr ermordet Radikalisierung nimmt dramatische Formen an, dass Habsburgloyale Truppen nicht mehr in der Lage sind, die Ungarn niederzuschlagen → erst 1849 werden sie von den Habsburgloyalen Truppen zusammen mit russischen Truppen niedergeschlagen Aus der Zeit: ungarisches Lied: Der Feind kommt immer aus dem Osten Der ungarische Festkalender liest sich wie eine Reihe von Niederlagen Wesentlich zu der Niederschlagung trägt Danieloschitz mit seinen Truppen bei erhöhte Loyalität der Truppen, ihr Hauptfeind waren die Ungarn Ferdinand der Gütige: Regierungsunfähig → Krone geht an seinen achtzehnjährigen Neffen Kaiser Franz Joseph → der kann die erste große Krise (Ungarn) mit Hilfe der Russen niederschlagen Binder (über die Russen, die nach Ungarn kamen): „Das war keine brüderliche Hilfe! Oder, wie g’sagt, brüderliche Hilfe wie ’56!“ Wie sich der re-etablierte Staat benimmt: → Spitzendiplomaten in Ungarn aber fliehen → Türkei, Schweiz, Amerika im Ausland: politisch relevante Szene für Revolutionäre politisch verantwortliche werden hingerichtet einzelne Gruppierungen: Penalzahlungen Beispiel: Beginn der ungarischen Revolution: März 1848: Mob veranstaltet eine Pogromstimmung, jüdische Einrichtungen in Budapest werden attackiert im Zuge der Revolution unterstützt die jüdische Gemeine trotzdem die ungarische Unabhängigkeit → Auflage: Zahlung einer nicht unerheblichen Summe an die kaiserliche Kasse Nachleben des 19. Jh. aus der Sache der Revolution wird eine rein ungarische, rein deutsche, rein italienische → dass es unterschiedliche Gruppen waren, wird ignoriert Die Revolution von 1848, 1849 machte deutlich, dass das Regime der Habsburger die Revolution überleben konnte, weil die Verwaltung und die Armee intakt blieben Verfassung von Kremsier: bereits akzeptiert 1851 aber wieder aufgehoben (man kehrt also nach der politisch-materiellen Festigung zum Absolutismus zurück) → trotzdem wird die Modernisierung des Staates vorangetrieben (Ausbau der Verwaltung, Organisierung des militärischen Bereichs, Systematisierung der Bildung) Versuch, mit Militär den Zentralismus sicherzustellen → Veränderung der gesellschaftlichen Position der Armee seit Maria Theresias, Josephs II. Heerreform: Offizier zu sein ist nicht mehr an Adel, sondern an Ausbildung gebunden → Offizierskorps wird bürgerlich Armee wird zum Ausdruck der Multikulturalität des Staates (wegen der systematischen, Reichsgebietsumfassenden Rekrutierung) entscheidend ist die Hinorientierung an den Kaiser Franz Joseph ist der Kaiser, der bis zu seinem Tod die Uniform trägt → das bringt die Sonderstellung der Armee zum Ausdruck Charakteristische Ausnahme: Jagd → da ist er nicht in Militäruniform Armee: Ausdruck der Gesamtstaatlichkeit eine ähnliche Rekrutierung führt auch zu einer staatsloyalen Bürokratie naturgemäß haben nationale Spannungen im weiteren Verlauf sowohl Armee als auch Bürokratie zugesetzt, beide bleiben aber bis 1918 intakt Wesentlich für den Neoabsolutismus: Erneuerung des Bündnisses von Thron und Altar → Neoabsolutismus nützt das dazu, seine Macht auszubauen 1855: Konkordat (gegen den Willen einiger kaiserlicher Berater) → dominante Stellung der katholischen Kirche im Staat damit werden auch Dinge wieder akut, die im Zuge der Demokratisierung Europas im Rückgang waren → Kirche: oberste Instanz für die Ehe → Ehegesetzgebung von der Kirche bestimmt → Katholiken dürfen nach einer Scheidung nicht wieder heiraten → das gilt bis 1938 in Österreich → dann durch die Nationalsozialisten aufgehoben Konfession polarisiert in den 20ern und 30ern in Österreich Schulwesen: dem kirchlichen Lehramt unterzuordnen Kirche versucht, direkten Zugriff auf die Kindererziehung zu haben, zu einer Zeit, in der die Kirche besonders reaktionär auf ihr Umfeld reagiert → in vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen sieht sie ihr Weltbild gefährdet Beispiel: Ein naturwissenschaftlicher Rektor auf der Universität hielt eine Inaugurationsrede über Fragen des Darwinismus, woraufhin die theologische Fakultät aus Protest auszog Die Kirche legt ihr reaktionäres Verhalten erst 100 Jahre später ab Noch heute darf in einigen Staaten der USA der Darwinismus in einigen Schulen nicht unterrichtet werden die katholische Kirche ist mit einer liberalen Gesellschaft inkompatibel Nach Einführung einer demokratischen Legitimierung: sofort Konkordat gekündigt → völkerrechtlich ist ein völkerrechtlicher Vertrag (wie z.B. ein Konkordat) bei Änderung eines Vertragspartners kündigbar → Konkordat konnte gekündigt werden, weil sich inzwischen der Papst für unfehlbar erklärt hatte zunehmende Diskriminierung der Konfessionen (in 1859 und den 1860ern aufgehoben) Pluralismus wesentlich zurückhaltender im Hinblick auf die Ethnien innerhalb des Staates Zentralgewalt: einheitliche Sprache in Verwaltung und Militär, reagiert nur sehr zurückhaltend auf Selbstdarstellung in nationaler Hinsicht polnische, tschechische Vorstellungen: Gefährdung ihrer Position Deutschnationale: Versuch, erworbene Spitzenposition aufrechtzuerhalten (in der staatlichen Verwaltung, dem Rechtswesen etc.) Demokratisierung, Rückkehr zur Verfassungsdiskussion erfolgt im Wesentlichen mit Grundgesetzgebung 1862 und mit dem Ausgleich Österreich-Ungarn 1867; und mit dem einhergehenden Ausbau der Rechtsstaatlichkeit begleitend: eine Reihe von Kriegen im italienischen Raum und die Auseinandersetzung um die Vormachtstellung innerhalb des deutschen Raumes mit Preußen 1866: Schlacht bei Königgrätz → im Sinne des Bismarck’schen Preußentums entschieden Diese Schlacht bei Königgrätz fließt in das Geschichtsbewusstsein der Deutschnationalen ein → als Bruderkrieg dargestellt, pathetisch: „Kampf Deutscher gegen Deutsche“ aber: steirische Regimenter: stark slowenischer Anteil Zusatzlektüre (Liste im Sekretariat) Jörg Fisch, Europa zwischen Wachstum und Gleichheit. 1850-1914. Stuttgart 2002 Eric Hobsbawm, Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780. DTV, 1996 Lonnie R. Johnson, Central Europe. New York, 1996 2 Bände von Plaschka: 1. Band: Plaschka/Haselsteiner/Trabek: Mitteleuropa. Idee, Wissenschaft, Kultur im 19. und 20. Jh. (erschienen 1997) 2. Band: R. Plaschka, Mittelalter-Konzeptionen in der ersten Hälfte des 20. Jh. Jacques Le Rider: Mitteleuropa. Auf den Spuren eines Begriffes. Wien, 1994 Helmut Rumpler, Eine Chance für Mitteleuropa. Theodor Schieder, Staatensystem als Vormacht der Welt. 1848-1918 Zoran Konstantinovič und Fridrun Rinner: Eine Literaturgeschichte Mitteleuropas. Innsbruck 2003 10. November 2004 Staaten in der 2. Hälfte des 19. Jh. im Hinblick auf ihre außen- und innenpolitische Entwicklung: Österreich: Herrscherfigur wird zum Symbol für einen Zeitraum → viel stärker, als er eigentlich prägende Kraft war → schon Anfang des 20. Jh. liefen Dinge an ihm eigentlich vorbei Österreich (das von den Habsburgern beherrschte Gebiet) ist durch die Revolution von 1848/49 in vielerlei Hinsicht extrem geschwächt worden → keine Basisverbreiterung der politisch herrschenden Schicht, sondern schmales Segment für dieses schmale Segment: mehrfache Bedrohung: Das Reich droht auseinander zu brechen (Oberitalien, Ungarn) letztlich gelingt es der herrschenden Schicht, 1848/49 ohne Gebietsverluste zu überstehen, aber dafür muss der Staat einen Preis in Kauf nehmen Italien: nach der blutigen Niederschlagung sind die Habsburger das Sinnbild für die Verhinderung der italienischen Einheit → das Feindbild Nummer 1 → durch dieses Feindbild lassen sich die Italiener gut mobilisieren Russisches Korps zur Niederwerfung in Ungarn → Österreich ist mit dem reaktionärsten Staat Europas engstens verbunden → Russland erwartet sich habsburgische Hilfe die Durchsetzung des Neoabsolutismus bringt einen gewaltigen Schaden Österreich unterstreicht seine schwarze Legende als reaktionärer, antiliberaler Staat → das schadet Österreich in Europa und innerhalb des deutschsprachigen Raums Deutsche Einheitsbewegung: ihr liberales Segment kann Österreich nicht mehr akzeptieren, setzt in der deutschen Einigung nicht mehr auf Wien, sondern auf Berlin Österreich ist für sie ein tyrannischer, reaktionärer Staat Österreich nimmt seinen Machtverlust nicht wahr: 1. Die Macht ist wiederhergestellt 2. Der Vertrag mit Preußen (die Erfurter Union) wurde rückgängig gemacht → der alte Deutsche Bund war wiederhergestellt Die Donaumonarchie war ab 1851 wieder Bestandteil des Deutschen Bundes → es ist lediglich die Restauration, man kann nicht mehr konstruktiv beitragen → Österreich ist nicht mehr Bestandteil des Zollvereins → mit der Stärkung des Zollvereins entsteht eine neue Stärkung der Grenzziehung und der kleindeutschen Lösung → die sucht sich vor Österreich durch Schutzzölle zu sichern Agrarindustrieller Staat → Warenverkehr im Wesentlichen durch den Binnenhandel gesichert, Außenhandel spielt kaum eine Rolle Damit hatte Österreich in wirtschaftlicher Hinsicht den Führungsanspruch schon vor 1866 verloren 1866: Königgrätz: politisches Aus der österreichischen Interessen innerhalb des Bundes → Königgrätz ist nur mehr Konsequenz dessen Österreich hat sich mit dem Frieden von Prag zur Gänze aus Deutschland zurückgezogen Andererseits: Für Österreich ist es auch im Hinblick auf Italien eine entscheidende Niederlage → Österreich ist seit 1866 zu schwach, in West- oder Mitteleuropa Einfluss zu nehmen 1859: vernichtende Niederlage in Italien, Österreich kann noch Venetien halten 1866: einige Siege, aber wegen der Niederlage im Norden muss Österreich auf Italien verzichten Schlacht bei Lissa: einzig wirklich erfolgreiche Schlacht Österreichs → trotzdem sinnlos Damit ist der Einfluss Österreichs im italienischen Raum fast beseitigt Österreich behält nur Trentino, Istrien, die Landeseinheit von Tirol mit der Ausgrenzung gegenüber West- und Südeuropa wird Österreich auf den südosteuropäischen Raum verwiesen Österreich setzt einige Signale, die Russland zutiefst verunsichern, und erkennen lassen, dass Dankbarkeit nicht unbedingt eine politische Kategorie ist 1856: Krimkrieg: Russland erwartet von Österreich zumindest eine wohlwollende Neutralität aber Österreich will die Schwächung Russlands im Krimkrieg nutzen, um die eigene Position zu stärken → Österreich ließ im Osten Truppen aufmarschieren, damit waren die russischen Truppen an der Westgrenze gebannt → Russland fühlte sich in einer Zangenbewegung Reaktion Russlands: Annäherung an Frankreich und Großbritannien diese ersten Kontakte Russland – England – Frankreich laufen auf die Blockbildung hinaus, wie wir sie im ersten Weltkrieg kennen Österreich: Krimkrieg: Anspruch auf Kontrolle der Donaufürstentümer 1870: Chance auf Revanche gegen Preußen (auf ein Bündnis mit Frankreich) → abgelehnt → das mag an der Gegnerschaft zur französischen Politik, die Kaiser Maximilian nach Mexiko brachte, wo er starb, liegen → Frankreich wird für Maximilians Tod verantwortlich gemacht Österreichische Geschichtsschreibung der ersten Hälfte des 20. Jh.: Ideen wie „Bruderkrieg“ 1866 → Vorstellung, es gäbe so etwas wie eine Nation → Österreich und Deutschland seien naturgemäß verbündet Österreich sieht sich lediglich ab 1866 nicht mehr in der Lage, in direkte Konkurrenz mit Berlin zu treten Die Expansion Richtung Südosten musste naturgemäß den Konflikt mit Russland provozieren, das zunehmend von slawischen Kreisen und von sich selbst als panslawistische Schutzmacht verstanden wird Zu diesem Zeitpunkt sind die slawischen Kräfte innerhalb der habsburgischen Monarchie keine Vertreter des Panslawismus Diese Konfliktstellung am Balkan zwischen Österreich und Russland wird wohlwollend von Ungarn zur Kenntnis genommen wegen 1848/49 → Ungarn fördert die Politik dieser Konfrontation in der Balkankrise 1875-1878 versucht Österreich, wie im Krimkrieg vom RussischTürkischen Krieg zu profitieren und nahm russische Gebiete als Entschädigung für Gebietsverluste; diese Gebiete galten formal als Bestandteil des Türkischen Reichs, wurden aber von Österreich verwaltet → das kühlte die russischen Sympathien für Österreich weiter ab Vehement wird von Österreich ein Bündnis mit dem Deutschen Kaiserreich vorangetrieben → damit ist die Annäherung von Österreich und Deutschland vollzogen → eindeutig antirussische Position Frankreich goutiert dieses Bündnis aber nicht → Annäherung des liberalen Frankreich mit dem reaktionären Russland Diese Positionierung Österreich-Deutschland wird durch Hineinnehmen Italiens in den Dreibund neutralisiert, so dass sich Österreich voll auf den Balkan konzentrieren kann Revolutionsversuche 1905 Schwächung des Osmanischen Reiches 1908 → genützt, um verwaltetes Bosnien-Herzegowina endgültig zu annektieren damit stieg der slawische Anteil der Bevölkerung Österreich-Ungarns drastisch an → Bosnien-Herzegowina: direkte Verwaltung durch Wien Position am Balkan stabilisiert: ab 1878 wird Serbien unter Kontrolle gehalten durch intensive Kontakte zum serbischen Monarchen → Serbien ist damit ein Puffer 1903: Staatsstreich in Serbien → Habsburgfeindliche Dynastie kommt an die Macht Serbien: Träger einer südslawischen Agitation, wo man seit 1878 expansiv und selbstbewusst Politik gemacht hat Österreich verstand sich am Balkan als die Großmacht schlechthin, verlor aber seine Großmachtstellung, weil es keine Großmachtposition auf internationaler Ebene hatte → Österreich ist nicht in der Lage, ein so großes Heer auf die Beine zu stellen, das der Größe des Reiches entspräche trotz Einführung der allgemeinen Wehrpflicht: Frankreich: 0,78 % (?) Österreich: 0,29 % der Bevölkerung unter Waffen Die Militärausgaben sanken von den 1850ern (über 50%) bis 1866 auf (?) Prozent, auf 24% im Jahr 1870 und auf 15,4 % im Jahr 1910 allein aufgrund der wirtschaftlichen Faktoren: Das Heer, das hohes soziales Prestige hatte, verlor innerhalb des Staatsbaues extrem an Bedeutung Verständlich → Als Einflussgebiet hatte Österreich nur noch den Balkan im Auge, an Konfrontation im Westen und Osten dachte man nicht wirklich Die Modernisierung der Gesellschaft ist nicht nur Sache der Politik, sondern weist auch einen sozialen Aspekt auf 1880-1910: deutliches Bevölkerungswachstum 1880-1910: deutlicher Rückgang der deutschsprachigen Bevölkerung von 26% auf 24% Magyaren: von 17% auf 20% Ungarn: Magyarisierungspolitik → Leute beginnen, sich als Ungarn zu deklarieren Tschechischer Anteil bleibt gleich bei 13% der slowakische Anteil fällt von 5% auf 4% → Deutsche Dominanz in der österreichischen Reichshälfte in Frage gestellt Diese Nationalitäten sind aber nicht unbedingt ein Faktor der Destabilisierung der Monarchie gängige Darstellung: Nationalitätenhader destabilisierte Monarchie → wirtschaftlicher und sozialer Aspekt ignoriert Österreich-Ungarn schafft zwischen 1870 und 1914 nicht die Wende zum Industriestaat, sondern bleibt im agrarischen Bereich stecken zwar gibt es dadurch einen sicheren, konkurrenzlosen Binnenmarkt aber weil es keine Konkurrenz gab: nach 1918, 1919: politische Krise wird permanente wirtschaftliche Krise des mitteleuropäischen Raums in einigen Bereichen ist die Industrie international konkurrenzfähig, aber dort, wo man nicht exportieren will (Waffen) → Beschränkt auf spezielle Wirtschaftsräume Böhmen → nach 1918: alle Lokomotivfabriken sind in der Tschechoslowakei Österreich gelingt die Modernisierung mit Zentralisierung, wobei sie nicht die Stabilität erhöht, sondern wenig Handlungsspielraum lässt gegenüber den unterschiedlichen Nationen und ihrer Interessen Frage des Deutschtums: Germanisierungsdruck Zugehörigkeit zum Deutschtum wird automatisch mit Bildung gleichgesetzt, mit Positionierung in der Verwaltung, mit sozialem Aufstieg → Attraktivität Bildung wird, abgesehen von Böhmen, ausschließlich deutsch gedacht Deutschsprachige Bildungseinrichtung Mittelschulen, Hochschulen, Universitäten → erzeugt automatisch einen Druck, sich hin zum Deutschtum zu bekennen Deutschtum wird mit Aufklärung gleichgesetzt jüdisches assimilationsbereites Milieu: Jüdisches Prager Bürgertum: dem gegenüber war der radikale Deutschnationalismus mit dem Antisemitismus sehr zurückhaltend, weil das den Deutschnationalismus geschwächt hätte Germanisierungsdruck durch Sprachzwang etc. charakteristisch → Assimilierungsdruck Beispiel: Wörthersee: Pörtschach ist bis 1877 (?) ausschließlich slowenischsprachig erst durch die Entdeckung als Erholungsgebiet gibt es Zuzug 10, 15 (?) Jahre später: Zugewanderte (Minorität) sagen, es sei unerträglich, dass ihre Kinder nur einen slowenischsprachigen Unterricht besuchen können → das deutsche Pörtschach brauche eine deutsche Schule → aus dem slowenischen Pörtschach wird ein deutsches Pörtschach Einem solchen Druck sind natürlich Kleingruppen stärker ausgesetzt als große Slowaken: Magyarisierungsdruck stärker als der Germanisierungsdruck auf die Tschechen Südsteiermark: angeblich waren die Städte deutsch, das Umland slowenisch → stimmt nicht, auch die Städte waren slowenisch in Laibach stimmt’s sowieso nicht (aber Laibach ist nicht mehr Südsteiermark) je mehr Zuzug, desto größer ist die Assimilierungsbereitschaft und der Assimilierungsdruck Die Tschechen verschwinden aus dem Sprach- und Nationsbewusstsein in Wien bis 1915 (1914?)einer Sprachgruppe zugeordnet → Es wird nicht die Zweisprachigkeit gefördert, sondern es ist ein Versuch, Sprachgruppen festzuschreiben → nicht mehr mobiles Szenario, sondern Versuch, Szenario festzuschreiben Sonderrolle der Magyaren: innerhalb des Königreichs Ungarn konnten sie die staatstragende Oberschicht verfestigen Namen: Beispiel: Liste der berühmtesten ungarischen Fußballnationalspieler → Namen, unter denen die Spieler bekannt wurden und Namen der Generation davor → Auflistung zeigt die Namensänderung Vorenthalten blieb die Selbstorganisationsmöglichkeit den slawischen Gruppierungen der Monarchie (Tschechen, Slowenen, Kroaten) Dennoch gelingt dem direkten Zugriff (z.B. Militär) weitgehende Stabilität Kritik: kleine politische Zirkel; wird übertragen vor allem im städtischen Raum, im Raum von Marktgemeinden → erreicht kaum die Dörfer Mobilisierung in nationaler Hinsicht kann man schon an der Verbreitung der Turnvereine sehen → wo es keine Turnvereine gibt, dort gibt es auch keine nationale Agitation Ausbleiben der nationalen Spaltung in der Armee: nur für Berufsoffiziere Allgemeine Wehrpflicht: Typus des Reserveoffiziers → ungeheurer Vorteil: als Maturant: nicht 3 Jahre, sondern 1 Jahr → dann weitere Dienstleistungen in Form von Waffenübungen Appeal für Männer des aufsteigenden Bürgertums → um den sozialen Aufstieg zu dokumentieren der Dienst in der Armee ist finanziell völlig unattraktiv aktive Offiziere: untere Ränge: wegen vieler Zwänge kann man vom Gehalt nicht leben und ist auf Zuschüsse vom Elternhaus angewiesen bzw. auf „Kaution“ der Braut Reserveoffiziere: Sold spielt keine Rolle Einjähriger: muss für Unterkunft und Verpflegung selbst sorgen Auch Uniform auf eigene Kosten Einjährige bei Kavallerie: müssen ihr Pferd selbst stellen → Militär optisch stets präsent: Uniform → weithin sichtbar, aber der Staat ist nicht einmal an der Uniform beteiligt Trotzdem ist es für Akademiker selbstverständlich, ein Jahr zu dienen und Reserveoffizier zu werden Aufstrebendes Kleinbürgertum: Einstieg in die alte Elite, deren Gepflogenheiten man in skurriler Form übernimmt vor 1870 wird in Österreich ein Bruchteil der Duelle gefochten, die nachher gefochten werden → Sitte der Duelle: von Offizier/Akademiker übernommen Literatur Ironisierung der Imitation des alten Lebensstils Reserveoffiziere bringen Nationalitätendiskussion in das Offizierskorps prägend: Anspruch auf das Reich des Kaisers und Fahneneid Sozialdemokraten und Christlichsoziale: anfangs gesamtstaatlicher Anspruch → Parzellierung der österreichischen Sozialdemokratie in der österreichischen Reichshälfte in die österreichische (deutsche) Sozialdemokratie von Deklassierung bedrohte Kleinbürger: durch Nationales mobilisiert, nicht nur Christlichsoziale → definieren sich auch als Deutsche, Slowenen, Slowaken nach verfassungsmäßiger Stabilisierung und Grundgesetzgebung, Stagnation einer Nationalitätengerechten Politik, wird die nationale Agitation stärker, aber der Gesamtstaat wird nicht in Frage gestellt → es geht nur um Verwirklichung im Staat Franz Ferdinand: will Gleichbehandlung der Slawen → wird als Hoffnungsträger wahrgenommen, aber Deutschsprachige sehen ihn als Feindbild Bruno Brehm: Franz-Ferdinand-Bild schwarz, prägt sein Bild der Zwischenkriegszeit Aber auch die slawischen Gruppierungen, die gegen den Gesamtstaat sind, sind gegen Franz Ferdinand → serbische Verschwörer 1914 17. 11. 2004 Situation der Monarchie in der österreichischen Reichshälfte: die österreichische Reichshälfte hat 1867 de facto eine Gesetzgebung entwickelt: Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz; aber es ist nicht gelungen, im Zug des Gleichheitsprinzips eine höhere Identität mit dem Staat herbeizuführen wegen unterschiedlicher politischer Positionen kam es zu keiner Integration → die Zweisprachigkeit schritt, abgesehen von einigen extrem gemischten Regionen, nicht voran → verfestigte Situation extrem gemischte Gebiete: Mähren, Bukowina, Galizien: Zusatzregelung zur Erhöhung der Integration Bukowina: in Ansätzen geglückt Galizien: nicht mehr geglückt im Prinzip zeichneten die Nationalitätenspannungen bereits das Ende 1918/19 ab → das Auseinanderfallen war in der Bevölkerung selbst bereits in ihrer Mentalität vorweggenommen dieses emotionale Vorwegnehmen erleichterte 1919 die neuen Staatsbildungen; selbst dort, wo man sich als absoluter Verlierer des Friedensvertrages fühlte (Deutsch-Österreich) akzeptierte man weitestgehend die Grenzziehung (Ausnahme: Südtirol → Verlust von Südtirol wurde bis in die 1960er nicht akzeptiert) Unterschied zur ungarischen Reichshälfte: Selbstverständnis des Königreichs Ungarn: nach 1867 strikte zentralistische Politik, auf der anderen Seite konnte man im Wesentlichen nationale Konflikte unterbinden Ursachen: Unterschiede: in Deutsch-Österreich gab es nach 1867 keine Germanisierungspolitik → der deutschsprachige Anteil der Bevölkerung ging stark zurück Ungarn: Tendenz, die Magyarisierung voranzutreiben Magyarisierung: z.B. Veränderung des Namens zwischen 1800 und 1914: ein- und derselbe Name wurde zuerst germanisiert, dann magyarisiert Ungarn blieb von diesen Konflikten weitestgehend verschont → Ungarn gelang es, den Mythos des Königreichs Ungarn aufrecht zu erhalten Vergleich zwischen dem Königreich Ungarn und Ungarn nach Trianon: tiefe Wunde jetzt: Diskussion: Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft von ungarischen Minderheiten in den Nachbarstaaten Ungarns → nicht Spezifikum einer einzelnen politischen Richtung, sondern grundsätzliches Selbstverständnis der ungarischen Politik seit 1867: Zentralismus verhinderte eine Paralysierung des Königreichs Ungarns → trieb die Nationswerdung so voran, dass man sich ausschließlich innerhalb der Grenzen sah, dass man keine Unterschiede innerhalb der Grenzen machte → man war nicht auf die Zerstückelung vorbereitet, sah Trianon als eine Demütigung → Ungarn wurde zum harten Kern der revisionistischen Politik in Mitteleuropa → im Gegensatz zu allen anderen Staaten der Region → versuchte Revision der Grenzziehung → faschistisches Italien: auch revisionistisch Österreich: litt unter der Abtrennung Südtirols, empfand die Regelung bezüglich Kärnten als gerecht, trauerte um die Untersteiermark → aber das ging nicht tiefer spannend: Der Gewinn des Burgenlands wurde in Österreich in der Emotion und der politischen Wirklichkeit nicht wirklich zur Kenntnis genommen er war mit den historischen Grenzen nicht erklärbar, auch mit der Sprache nicht das Burgenland machte die Verluste in Südtirol und Kärnten wett, das wurde aber nicht zur Kenntnis genommen In Ungarn hingegen wurde der Verlust Westungarns (= Burgenland) als besonders demütigend empfunden, weil Österreich und Ungarn Kriegspartner gewesen waren, war es für Ungarn besonders absurd, jetzt etwas an den Kriegspartner zu verlieren Sudetengebiete: spielten in Österreich in der Innenpolitik der 2. Republik kaum eine Rolle, daher empfanden die vertriebenen Sudetendeutschen immer die Bundesrepublik Deutschland als Schutzmacht, nicht die Republik Österreich weiterer Bereich: in Österreich-Ungarn entwickelte sich eine ganz charakteristische Mischform mit einem hohen agrarischen Anteil (70% im Jahr 1869 (?)) und einem auf die Ballungszentren konzentrierten industriellen Anteil → agrarisch-industrieller Staat; in Bezug auf die österreichische Reichshälfte hatte er ein Problem mit dem Ausbau der Verkehrswege es gab ein dichtes Schienennetz in der ungarischen Reichshälfte → das hängt wohl auch damit zusammen, dass aufgrund der geographischen Situation der Eisenbahnbau in der ungarischen Reichshälfte wesentlich billiger war schwierige Eisenbahnführung in der österreichischen Reichshälfte → zeigt, wie heterogen dieses Land ist Frage des Zugangs zum Meer: Es gab nur 2 große Hochseehäfen an der Adria aber die Industrialisierung schritt in der österreichischen Reichshälfte deutlich voran: 1910 waren nur noch 53 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig → Österreich hatte aufgeholt, aber mit einer enormen Verspätung → in Deutschland hatte es dieses Zahlenverhältnis bereits 50 Jahre früher gegeben Dieser Annäherungsprozess, dieser Integrationsprozess bedeutete auch, dass man von den internationalen Konjunkturzyklen zunehmend erfasst wurde in der österreichischen Reichshälfte war der große Börsenkrach von 1873 verheerend → er vernichtete enorm viel Geld → damit war der Liberalismus, nicht nur als Wirtschaftsform, sondern auch als politische Haltung, diskreditiert in dieser Phase der Formierung der politischen Kräfte konnte sich der Liberalismus als politische Kraft nicht halten, in Österreich und auch in Ungarn gab es keine nennenswerte liberale politische Kraft mehr, auch nach dem 1. Weltkrieg nicht Zwar behauptete keine Partei in Österreich in den 70ern, sie sei nicht liberal, dennoch gab und gibt es keine Chance für eine über den Liberalismus definierte Partei Liberales Forum: kurzes Zwischenspiel; das Liberale Forum definierte sich als liberal, weil es personelles Potential hatte, das in der FPÖ keinen Platz mehr hatte spannend: politische Mobilisierung der Gesellschaft wobei in der österreichischen Reichshälfte zu beachten ist, dass die Klassenzugehörigkeit auch sehr stark über die Nationszugehörigkeit definierbar war quantitativer Zugang: Wahlreform 1905/07: Wählerstimmen waren von da an national zuordenbar die soziale Differenzierung in der Gesellschaft wies eine deutliche nationale Differenzierung auf, schön zu beobachten am Schmelztiegel Wien In Wien gab es eine ausgeprägte tschechische Arbeiterkultur, die sozialdemokratisch organisiert war → Selbstdefinition über Nationales, Klassendefinition über das Sozialdemokratische es gab nichts vergleichbares im kleinbürgerlichen Milieu → weil es entweder in die Arbeiterklasse absank, oder mit dem Aufstieg ins Bürgertum die nationale Selbstdefinition verlor Das Milieu, das bis in die 1870er noch bezüglich Besitzstand dominierte (die alten Aristokraten), waren weitgehend aus dem politischen Prozess ausgeschlossen → eher ein supranationales Milieu, in dem Nationalitäten keine Rolle spielten 1918/19: waren die Aristokraten gezwungen, sich in den Nachfolgestaaten eindeutig zu definieren → die Entscheidung für/gegen eine Nation fiel nur zur Sicherung der Besitzstände → es gab innerfamiliäre Absprachen, einzelne Familienmitglieder votierten für verschiedene Nationalitäten nach 1920: es gibt keine Informationen über Staatsilloyalität dieses Milieus, auch dort nicht, wo die Staatsform anti-adelig war (republikanisch) dieses Milieu war insgesamt in seiner politischen Bedeutung angesichts des allgemeinen, gleichen Wahlrechts im Rücklauf manche Adelige profilierten sich in politischen Parteien, wurden von ihren Standesgenossen deswegen verspottet der soziale Aufstieg ist in einer wirtschaftlich prosperierenden Gesellschaft über Teilhabe an der Modernisierung möglich (wirtschaftlicher Aufschwung), auch über Bildung Bildung war als Basis für sozialen Aufstieg eindeutig in der österreichischen Reichshälfte stärker ausgeprägt, das hing von einem funktionierenden, breiten Schulwesen ab über dieses Schulwesen, die Möglichkeit zum Hochschulzugang, entstand ein Bildungsbürgertum, das in ökonomischer Hinsicht eine sehr labile, schmale Basis besaß eine Basis, die man dann noch unterhöhlte, weil man sich dem Kriegspatriotismus nicht entziehen konnte und sein Kapital als Kriegsanleihe anlegte → Ende des 1. Weltkrieges: nicht nur Niederlage, auch ökonomische Krise und Deklassierungsangst → war wesentliches Hilfsmittel für die politische Agitation der Christlichsozialen, bot auch den Nationalsozialisten eine Aufstiegshilfe Fußnote zum Bildungsbürgertum: es gab staatliche und private Maßnahmen, um Leuten aus einem nicht bemittelten Elternhaus den Zugang zum Studium zu ermöglichen → Stipendium, Erlass von Studiengebühren → aber nicht in einem demokratisch reglementierten Zugangsprozess, sondern über Stiftungen, die nicht nur nach Leistungen aussuchen konnten Außerdem: der Weg zur Universität war eine extreme Ausnahme (gemessen an heute) die Gesellschaft hatte auch einen sehr geringen Grad an Akademisierung, vielfach wurden Positionen, die heute selbstverständlich von Akademikern eingenommen werden, von Nichtmaturanten eingenommen früher waren nicht einmal in der Stadtverwaltung Akademiker Leoben: alle Studenten unterschiedlicher Fakultäten und Standorte kannten sich andere Regionen Mitteleuropas: Phänomen Italiens: Königreich Italien: nicht so sehr Bestandteil von Mitteleuropa Aber: Oberitalien nahm noch Einfluss auf den mitteleuropäischen Raum Frage, ob man die Nationswerdung des Königreichs Italien als Nationswerdung sieht, oder als Zusammenschluss gleichberechtigter Partner, oder als Eroberungspolitik Der Anspruch, aufgrund der Geographie und Sprache ein einheitliches Italien zu suchen, stieß auf den Widerstand alter Eliten der Vereinheitlichungsprozess wurde unter nationalen Gesichtspunkten geführt; Modernisierung, wirtschaftlicher Aufschwung, liberales Gedankengut wurden gefordert → Konflikt mit den alten Eliten Einverleibung des Kirchenstaates: Konflikt der Papst war geistliches und weltliches Oberhaupt im Kirchenstaat der Kirchenstaat wurde 1870 in das Königreich Italien integriert der Papst als weltliches Oberhaupt des Kirchenstaates reagierte darauf mit dem kirchlichen Aspekt der Papst - sagt, dass alle Auseinandersetzungen des Staates durch Machtverlust bedingt sind - definiert die Einigung Italiens als Liberalismus → alles Liberale wird von der Kirche dämonisiert Dämonisierung: nicht nur als radikale Ablehnung, sondern durchaus wörtlich zu sehen → der Teufel wurde auch personalisiert → wesentliche Teile der Bürgerlich-Nationalen waren Freimaurer → Dämonisierung → kirchliche Verurteilungen, die den Teufel an die Wand malten Leo Taxil (ein französischer Journalist): schrieb Bücher, in denen der Teufel bei Freimaurern auftaucht und dort Klavier spielt Deutsches Milieu: Klerus: Der will sich über uns lustig machen Italien, Frankreich: Klerus begeistert die politisch-intellektuell rückschrittliche Kirche dämonisierte allen Liberalismus man definierte auch die Schaffung eines Deutschen Kaiserreiches unter protestantischer Führung als Akt der Liberalisierung der Gesellschaft der Welt, als Akt des Bösen Bismarck: seinerseits Ansatz, den Katholizismus zu dämonisieren Solidarität des mitteleuropäischen Katholizismus mit dem Papst, der seinen Staat verloren hatte die Formierung der christlichsozialen politischen Bewegung förderte in antiklerikalen (vor allem in nationalen) Milieus die Sorge, dass ein Katholik automatisch ein Feind des Nationalen sei → sondern dass er einer supranationalen Macht angehöre, dass sein Chef im Vatikan sei → klerikaler, vaterlandsloser Geselle → unterschiedliche Reaktionen: Denunziation, Ausgrenzung → auf der anderen Seite: massiver Einstieg Geistlicher in den Nationalismus (z.B. deutschnationale Geistlichkeit) → werden zum Teil sogar führend in der nationalen Bewegung (als Intellektuelle) der protestantische Nationalismus hatte das Feindbild des Jesuiten → die Jesuitenniederlassungen in der Schweiz wurden geschlossen → Abwanderung der Jesuiten: Stella: in Vorarlberg die Nationalsozialisten, aber auch schon Nationale im 1. Weltkrieg, sahen den Jesuiten als Internationalisten, als religiöses Ebenbild des internationalen Freimaurers es gab Religiöse, die bis in den ersten Weltkrieg darüber nachdachten, wie man den Papst über den Verlust des Kirchenstaates hinwegtrösten könne, wie man erreichen könne, dass der Papst wieder weltliche Macht hat → es gab die Diskussion, das Fürstentum Liechtenstein den Liechtensteinern abzukaufen und dem Papst zu geben → die Liechtensteiner lehnten ab, mit der Begründung, es sei leichter, die Tochter des Hauses zu verheiraten, wenn man regiere Italien: die Wirtschaft wurde agrarisch dominiert, mit einem deutlichen Überhang des Großgrundbesitzes: die Industrialisierung ergriff im Wesentlichen nur den Norden, setzte sich im Norden durch, der sich in der Besitzstruktur vom mittleren und südlichen Italien unterschied mit dem Wegfall der Zollgrenzen in Italien kam es zu einer Pauperisierung des Südens, da es keine Schutzzölle mehr gab → daher kam es zu einem weiteren Kapitalabfluss aus dieser Region, das Kapital floss in den Norden → die Schaffung einer modernen Infrastruktur wurde forciert das Eisenbahnwesen funktionierte im Norden, wurde im Süden immer dünner Schaffung des einheitlichen Königreichs, Industrialisierung: kein wirtschaftlicher Aufschwung für das ganze Land → nur für den Norden → die Kluft zwischen dem Norden und dem Süden wurde vergrößert Modernisierung: eine Modernisierung der Industrie, keine soziale Modernisierung → eine soziale Modernisierung wäre im Süden nur über eine Bodenreform möglich gewesen → jede neu auftretende politische Bewegung vermittelte im Süden, dass mit ihr die Bodenreform käme → auch der Faschismus vermittelte das auf der anderen Seite gelang es, im Norden des Apennin in kurzer Zeit eine ungeheure wirtschaftliche Dynamik zu entwickeln → 64% der Bevölkerung waren dann im industriellen Bereich tätig, es gab eine deutliche Einkommenssteigerung diese Industrialisierung des Nordens wirkte sich nicht nur auf den industriellen, sondern auch auf den agrarischen Bereich aus → auch im Süden gab es Modernisierung, aber wirklich profitieren von der Modernisierung tat der Norden Norden: 1,5 Tonnen Weizen wurden pro Hektar geerntet Süden: weniger als 600 Kilogramm pro Hektar durch eine entsprechende Zollpolitik sollte der nationale Wirtschaftsraum gestärkt werden, aber der Aufschwung des Nordens war so attraktiv, dass es auch zu ausländischen Kapitalinvestitionen kam die Polarisierung Norden-Süden wirkte sich auf die Gesellschaft aus, die eine große Ähnlichkeit mit der österreichischen Reichshälfte besaß die alte Aristokratie sah das neue Königreich als Parvenuehaft, weil sie keine politische Teilhabe hatte → Roman: „Der Leopard“ → man hatte mit dem neuen Königshaus nichts am Hut, die alte Aristokratie zog sich zurück wesentlicher Bestandteil: die Bourgeoisie, vor allem die Großbourgeoisie, die wirtschaftlichen Träger → stand im Vordergrund diese schmale Oberschicht dominierte absolut die Politik, während sich die Masse der Bevölkerung, an Klasseninteressen interessiert, im Norden rasch strukturieren konnte, im Süden diesbezüglich weit zurückhing Österreich: die Sozialreformer konzentrierten sich auf das Industrieproletariat in Italien wurde auch das ländliche Milieu stark eingebunden der Katholizismus als politisches Instrumentarium prägte den Mittelstand → hier spielte die emotionale Belastung des Verhältnisses zwischen dem Königreich Italien und dem Papst durchaus eine Rolle → das hatte Auswirkungen auf die Zwischenkriegszeit 1929 gab es einen offiziellen Friedensschluss zwischen Mussolini und dem Papsttum, indem es zu einem Konkordat kam → für das katholische Milieu in Mitteleuropa war damit der Faschismus akzeptabel → ähnlich in Österreich (Austrofaschismus) und in Deutschland („Konkordatsnazi“) 24. 11. 2004 Nächste Woche: Vorlesung entfällt Bahnkarten: Vorteil von Metropolen → Wien, Prag → alle Linien sind auf Metropolen konzentriert Nachfolgestaaten: rudimentäre Bahnverbindungen letzte Jahrzehnte: nicht mehr Eisenbahnen, sondern manche werden sogar stillgelegt Grenzgebiete: Waldbahnen als Behelfsbahnen (fuhren 18-19 km/h) letzte Stunde: Stefan Viros (?): Studie über kollektive Sicherheitspolitik vom 19. Jh. bis hin zum 1. Weltkrieg kollektive Sicherheitspolitik ist de facto vom Wiener Kongress bis zum Vorabend des 1. Weltkriegs das interessante Mittel der Außenpolitik und es ist deutlich zu beobachten, wie nach 1900 mit Amerika und Japan zwei außereuropäische Mächte sich in dieses System einbringen und deutlich machen, dass die Europazentrierung überwunden ist, und dass außereuropäische Mitspieler auf den Plan treten die italienische Einigung ist im Wesentlichen im Gleichklang mit der europäischen Politik erreicht worden, ein Gleichklang, der mit unterschiedlichen Mächtekoalitionen erzielt wurde, indem das werdende Italien als schwächerer Partner eingebunden wurde die Staatswerdung zum Großstaat war nicht in Kontroverse zu den Großmächten, für sie keine politische Bedrohung und Kampfansage Deutsche Einigung 1866; 1870, 71: 2 Waffengänge → Konfrontation mit Österreich (1866) → 1870, 71: Konfrontation mit Frankreich die Deutsche Großstaatswerdung wurde in dieser Konfrontation weitergeführt → aggressive, kriegerische Staatswerdung → mit Skepsis betrachtet Preußen hat die Großstaatswerdung aus eigener Kraft zustande gebracht, Italien war auf Großmächte angewiesen 1871: im Spiegelsaal von Versailles (französischer Symbolort) wurde das Deutsche Königtum ausgerufen → damit ist jede Reichsgründungsfeier ein Erinnern an die französische Niederlage → die Proklamation wird zu einem demonstrativen kriegerischen Akt nach der Niederlage Frankreichs Fürstentum Serbien: innerhalb des Osmanischen Reiches, dann gegen Osmanisches Reich emanzipiert → weitgehend unabhängig von Pforte (ab 1830) 1867: letzte türkische Truppen ziehen aus Serbien ab → innerhalb weniger Jahre beseitigen die Serben die letzten Überreste der osmanischen Herrschaft damit hatte Serbien eine Pionierrolle im Aufbrechen der osmanischen Herrschaft am Balkan auf der einen Seite war die Loslösung von der osmanischen Herrschaft geprägt von der Hinbewegung zum russischen Protektorat zum Zweiten ist Serbien gleichsam eine Lokomotive des Nationalismus im Südosten, im südslawischen Raum, wobei allerdings dieser Anspruch, Führungsmacht der südslawischen Nationen zu sein, konturiert ist → einerseits war Serbien nie sozial homogen Anspruch erhebt man immer nur auf kroatische Gruppierungen (südslawisch) und teils im slowenischen Bereich Hinwendung zu Bulgarien: nicht dauerhaft 1875, 76, 78: in Bosnien und Herzegowina und in Bulgarien: Aufstände → Serbien und Montenegro beteiligen sich kriegerisch Montenegro kann sich besser halten als Serbien Serbien: empfindliche Niederlage gegen die Osmanen Serbien geht aber mit russischer Rückendeckung wieder gegen die Osmanen vor und kann beim Berliner Kongress seine Interessen durchsetzen 1882 definiert sich Serbien als Königreich → damit unterstreicht man das neue Selbstbewusstsein → gestört, dadurch, dass das Gebiet, in dem man nationale Interessen hat (Bosnien – Herzegowina) österreichisch kontrolliert wird Bosnien und Herzegowina werden von Österreich mit russischer Zustimmung kontrolliert dem serbischen Traum vom Zugang zum Meer steht der Sanjaq von Belizar (?) entgegen Serbien musste, um seine Position zu festigen, mit einer der großen Führungsmächte am Balkan (Österreich, Russland) kooperieren → Bündnis mit Österreich-Ungarn → in der Bevölkerung nie populär König Milan: hielt gegenüber der Bevölkerung den Inhalt des Bündnisses geheim → Serbien musste auf eine eigene Außenpolitik verzichten Serbien profitierte zwar auch vom Vertrag, aber es kam zu einer Isolierung des serbischen Königshauses, weil der Vertrag beim Volk unpopulär war bereits in den 90ern geht die Anlehnung zurück 1903: Ermordung des Königs und seiner Frau → direkte Anlehnung an Russland 1908: Österreich: annektiert Bosnien und Herzegowina damit hat Österreich zwar nicht wesentlich etwas am de-facto-Zustand verändert, aber Russland und Serbien brüskiert das serbische Selbstbewusstsein wird 1912, 1913 in den Balkankriegen gegen Osmanen und Bulgaren, in denen man Macht und Territorium dazugewinnen kann, gestärkt Serbien demonstriert Elan, politischen Selbstwert allerdings scheitert Serbien an seinem Grundanliegen, einen Zugang zum Meer zu bekommen, nachdem Italien die Gründung Albaniens als eigenen Staat 1913 durchsetzen kann der Zugang zum Meer spielt auch heute im politischen Selbstbewusstsein eine unglaubliche Rolle Serbien hatte im Gegensatz zu anderen Staaten in der Region sein Königshaus aus dem eigenen Land → hatte damit sicherlich auch in der politischen Oberschicht eine unglaubliche Stabilität, die dann durch die Bindung an Österreich in Frage gestellt wurde charakteristisch: hohe soziale Stabilität Serbien ist der Prototyp eines Bauernstaates → der türkische Großgrundbesitz wurde vom serbischen Staat konfisziert und an die Bauern aufgeteilt → es gibt kaum serbischen Großgrundbesitz durch Erbteilungen dominiert der Klein- und Kleinstbesitz stark agrarischer Staat → nicht in der Lage, an der Industrialisierung teilzunehmen, sodass bis 1914/18 der eindeutig bäuerliche Charakter des Landes erhalten bleibt, mit geringem sozialen Gefälle und einem hohen Analphabetentum Es gab nach der osmanischen Herrschaft einen Mangel an Spezialisten für die Verwaltung Serben aus dem Gebiet Österreich-Ungarns wurden ins Land geholt → spannendes Phänomen, besitzt Ähnlichkeit mit den Motoren des Nationalismus in Österreich-Ungarn intellektuelle Schicht in Verwaltung wird zur Speerspitze des organisierten Nationalismus 1919, 1920: aus diesen Milieus votieren viele für Deutschösterreich, siedeln sich bewusst an der Sprachgrenze an, um das kämpferische Deutschtum zu spielen Königreich Serbien: schon wegen persönlicher Wurzeln mehr ausgeprägt unter dem Titel „Alle Serben in ein Reich!“ Etwas, was Serbien auch deutlich als Agrarstaat auszeichnet und anachronistisch erscheinen lässt: alte Sozialstrukturen wie die Großfamilie bleiben intakt und beeinflussen die Bevölkerungsstruktur Im Gegensatz zu Österreich-Ungarn mit starker Stadtbewegung ist die Stadt-Landbewegung in Serbien bis 1914 relativ bescheiden 1859-1910 von 8,1 auf 13% angestiegen die städtisch-urbane Auswirkung charakterisiert auch eine nur langsame Ausbildung eines Bildungsbürgertums die akademische Ausbildung ist auf ein schmales Segment beschränkt → in diesen Milieus: Elitengefühl und Kleingruppengefühl → werden nicht zu Massenparteien, sondern sind Kaderparteien Bruno Brehm: Ausbruch des 1. Weltkriegs, Zerfall der alten Ordnung dargestellt → auch Nazi-Literat → aber in den 20er Jahren durchaus als moderner Schriftsteller wahrgenommen Kleinheit der Gruppierung, die den politischen Umsturz herbeiführt, den König ermordet und das System umstürzt König auf der einen Seite, Offiziersgruppe auf der anderen Seite: kleines Potential an Mitkämpfern → läuft über die Masse der Bevölkerung hinweg Rumänien: ist aus den Donaufürstentümern Moldau und Walachei hervorgekommen, war integraler Bestandteil des Osmanischen Reiches und konnte sich im 19. Jh. emanzipieren → gleichzeitig mit der Loslösung von der Pforte kam es zur Hinwendung zu den europäischen Großmächten und ökonomischer Abhängigkeit 1829-1856: Donaufürstentümer sind noch der Hohen Pforte tributpflichtig, stehen aber unter dem Protektorat Russlands nach Krimkrieg: Oberaufsicht der europäischen Großmächte → großer Freiraum aber es fehlt auch eine zentrale, politisch durchgreifende Macht; in Verbindung mit den knappen Ressourcen bedeutet das ein Nichtteilnehmen an der Modernisierung Flohmärkte in den 1990ern in Prag, Sofia etc.: Artefakte des 19. Jh. → Überbleibsel aus Milieus, die sich gesellschaftlich, wirtschaftlich etablieren konnten Tschechoslowakei und Ungarn: Eldorado für den Kauf solcher Dinge westliche europäische Märkte waren sehr rasch ausgeschöpft → Ausdruck, dass die Modernisierung in geringerem Ausmaß vorhanden gewesen ist Rumänien: 1862: Vereinigung der beiden Fürstentümer 1864: autokratische Regierung erzwungen 1866: Autokrat entfernt → Armee holt vom Ausland Karl von Hohenzollern ins Land Rumänien: nimmt dann an diversen Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich an der Seite Russlands Teil, gliedert sich langsam in Europa ein während in Europa die Gleichheit der Bürger durchgesetzt wird, können laut rumänischer Verfassung nur Christen Staatsbürger werden → obwohl es nur wenig Zuzug von Türken gab → also aus antisemitischen Gründen Rumänien steht aufgrund seiner Gebietsansprüche sowohl im Widerspruch zur Russland, als auch zu Österreich-Ungarn nach Gebietsgewinnen auf Kosten Russlands: 1883: Annäherung an Österreich-Ungarn Geheimbündnisse mit Österreich-Ungarn, Deutschland, Italien → für Rückendeckung gegen die Russen, bis 1914 immer wieder erneuert → später trat Rumänien auf Seiten der Entente in den Krieg ein 2. Hälfte des 19. Jh.: Wirtschaftswachstum wegen Ausbeutung des Territoriums; aber keine Modernisierung → vormoderne bäuerliche Gesellschaft große Landressourcen Rumänien: kein geordnetes Grundbuchwesen → also keine geordnete Verwaltung Grundbuch ist Vorraussetzung einer funktionierenden Steuerpolitik → Konsequenzen bis heute: Aufhebung der kommunistischen Enteignungen schwierig, weil man den ursprünglichen Besitz nicht nachweisen kann wie stark dieses Land agrarisch dominiert wurde: 70-80% des Außenhandels bis 1914 Getreideexport → latente Wirtschaftskrise erst knapp vor dem 1. Weltkrieg: Veränderung in der Außenhandelssituation → Rumänien wird eine interessante Wirtschaftsmacht im Bereich des Exports von Erdöl 1914 war Rumänien der fünftgrößte Erdölproduzent der Welt, allerdings waren weit über 90% der Erdölförderung und Erdölverarbeitung in ausländischem Besitz das gilt nicht nur für die Erdölverarbeitung, sondern für die gesamte moderne Industrie in sozialen Krisenregionen wird ausländisches Kapital als Ausbeutung gesehen und von nationalistischen Kreisen als unerträglich empfunden Abstand zu den mittel- und westeuropäischen Staaten wurde zwischen 1870 und 1914 nicht verringert geringe Alphabetisierung der Gesellschaft → auch nach 1914 in Rumänien sichtbar, nur 1/3 der Landbevölkerung war alphabetisiert Der Ausbau des Schulwesens wurde vorangetrieben Alphabetisierungsquote war in der Stadt größter, doch Analphabetismus blieb ein Problem bis in die 1950er die Kommunisten machten in dieser Region massive Alphabetisierungskampagnen sie widmeten diesem Problem große Aufmerksamkeit, werteten das auch propagandistisch aus Rumänien und Serbien: durch Anbindung an die Großmächte waren sie in einer vergleichbaren Position für Bulgarien war es wesentlich schwieriger Nationalbewusstsein kann anerzogen werden 1835: erste bulgarischsprachige Schule Erziehung zu eigener bulgarischer Identität das führte dazu, dass sich die bulgarisch-orthodoxe Kirche von der griechisch-orthodoxen Kirche trennte (1860) Spiegel von politischen Strömungen können in diesem Milieu auch als Motoren auftreten Die Bulgaren profilierten sich besonders seit den 1860ern im Widerstand gegen die Pforte → ein Widerstand, der so heftig war, dass das englische Unterhaus vom „Bulgarischen Gräuel“ sprach Als Serbien 1876 einen Krieg gegen die Türkei vorbereitete, erhoben sich die Bulgaren in einem weit ausgedehnten Volksaufstand, dem sogenannten April-Aufstand. Noch einmal war dem Aufbegehren eine Niederlage beschieden. Die unerhörte Grausamkeit, mit der die Türken sich an der Zivilbevölkerung rächten - 30.000 fielen Massakern zum Opfer - , vereinten Europa in einem Aufschrei über diese "bulgarischen Greuel". (http://derstandard.at/?url=/?id=1127051) Russland erkannte den Wert der bulgarischen Kampfkraft 1876/78 erst territoriale Bildung im Gegensatz zu Serbien, Rumänien war Bulgarien weitgehend sprachlich-ethnisch homogen der Staat Großbulgarien (Vertrag von San Stefano) wurde kurz danach wieder aufgelöst Am 3. März 1878 wurde in der kleinen Stadt San Stefano der Friedensvertrag zwischen Russland und der Türkei unterzeichnet. Dieser Vertrag hatte historischen, aber nicht gesetzlichen Wert und legte fest, daß Bulgarien die Länder einschließen sollte, in denen die Mehrheit der Bevölkerung von der Botschafterkonferenz in Konstantinopel als bulgarisch anerkannt worden war. Bulgarien bestand nun aus den nördlichen und südlichen Landeteilen und einigen Teilen von Makedonien. Auf dem Berliner Kongreß im Juli 1878 forderte man die Schaffung eines großen unabhängigen Staates im Zentrum des Balkans und änderte den Vertrag von San Stefano. Das Territorium von Bulgarien wurde anders aufgeteilt. Der südliche Landesteil verblieb unter türkischem Einfluß und wurde zur autonomen Region Ost-Rumelien. Am 17. April 1879 wählte die Große Nationale Versammlung den deutschen Prinzen Alexander Battenberg zum Prinzen von Bulgarien. Damit war die Eigenständigkeit wiederhergestellt. (http://www.bulgarien-web.de/Geschichte/Neuzeit/neuzeit.html) Als Bulgarien in Folge des russisch-türkischen Krieges (1877-1878) als Fürstentum von der Türkei losgelöst wurde, und nach dem Friedensvertrag von San Stefano (03.03.1878) als Großbulgarien auferstand, wurde es nach dem Berliner Vertrag (13.07.1878) als türkischer Vasallenstaat in eine Teilunabhängigkeit entlassen, allerdings mit einem um ca. 60% der Landfläche reduzierten Territorium. (http://www.flaggenlexikon.de/fbulgar.htm) Wieso wurde der Großbulgarische Staat kurz nach San Stefano wieder aufgelöst? → Vorstellung des Interessensausgleichs: übergroßer Einfluss Russlands durch Großbulgarien → Politik Bulgariens vorgegeben 1908 warf Bulgarien die letzten Bindungen über Bord, als es durch die Annexion BosnienHerzegowinas durch Österreich aus dem Beobachtungszentrum verschwindet Bulgarien war im Balkankrieg 1912-13 involviert die Grenzziehungsprobleme dieser Region wurden deutlich Annexion von Bosnien-Herzegowina: mobilisierte den Balkanraum, aber veränderte auch die Position von Österreich dramatisch Versuch Ehrenthals, die außenpolitischen Schritte zu setzen, eingebettet in ein Konzept, das auch die innere Reform des Reiches vorantreiben sollte Hauptziel: die Monarchie in ihrer Herrschaftsform anzupassen, aus dem Dualismus einen Trialismus zu machen → Plan der relativen Autonomie der südslawischen Gebiete die österreichischen Reformpläne hätten nur dann einen Sinn gemacht, wenn das ungarische Königreich miteinbezogen worden wäre Österreich wollte, um hier den Besitzstand abzurunden, das kontrollierte Gebiet von BosnienHerzegowina in das südslawische Planungsgebiet einbeziehen → Gebiet wurde einverleibt → die Okkupation wurde in Annexion umgewandelt → eigener Status Das Ausland empfand das als Akt der Aggression → Erzählung der schwarzen Legende Österreichs nahm in den westeuropäischen Staaten zu → Österreich als Aggressor, der sich aus dem gesellschaftlichen Verkehr der Großmächte herausnahm → tiefgreifender Imageverlust, den Österreich nur in Kauf nehmen konnte, weil man sich der Unterstützung von Deutschland sicher war → man stellte den Bündnispartner Deutschland vor vollendete Tatsachen Österreich überstand die Krise in den internationalen Beziehungen nur mit absoluter deutscher Rückendeckung, die man erzwang → man bewegte sich in eine Abhängigkeit hinein → nannte es „Nibelungentreue“ → eigenartig, weil die Nibelungen ja untergegangen sind → eigenartig, das als Vergleich für einen als siegreich geplanten Feldzug zu verwenden in der Krise von 1908 wurde die „Nibelungentreue“ fixiert lustiges Quellenstück zur Krise: blutrünstige Gedichte eines Offiziers → die wurden dann unter einem anderen Namen publiziert → standen in keiner Relation zu dem, was tatsächlich im Land passierte Europäische/Mitteleuropäische Ausgangslage beim 1. Weltkrieg: charakteristisch ist das Gefühl des Fortschritts Stimmungslage, die sich im Wesentlichen auf das protestantisch-katholische Europa und Nordamerika beschränkt hier herrscht in zunehmender Dynamik ein ungeheures Tempo, das im krassen Gegensatz zur asiatischen und afrikanischen Welt steht ein Tempo, das das Leben der Menschen völlig verändert hat Vergleich mit dem 18. Jh.: die Menschen im 19. Jh. haben radikal andere Lebensbedingungen, sind bezüglich Versorgung mit Grundnahrungsmitteln viel besser dran Heizung: früher immer noch Ofen Beleuchtung: früher: Kienspan Ende 19. Jh.: Zentralheizung, elektrisches Licht, Elektrizität, zentrale Vakuumpumpen für Staubsauger Beginn des 19. Jh.: klassische Formen der Fortbewegung: Kutsche, Schiff, Pferd, zu Fuß Ende des 19. Jh.: voll funktionierendes Eisenbahnsystem, auch erste Autos in stetig steigender Spezialisierung: internationaler Austausch (Westeuropa, Mitteleuropa, Amerika) von Spezialisten → Ingenieure, Facharbeiter Ende des Jahrhunderts: ausgeprägte Stahl- und Chemieindustrie, die international verflochten ist selbst auf der Iberischen Halbinsel hat sich die Technisierung der Welt durchgesetzt nach Osten hin stellte die große Ausnahme Russland dar (mit Ausnahme der polnischen und der westlichen Teile des Landes) dies ist möglich geworden durch die internationale Vernetzung des Kapitals, das den technischen Fortschritt finanziert Polen: Nicht nur Binnenwanderung in dt. Raum, sondern auch in Kohlengebiete im Ruhrgebiet skandinavischer Raum: polnische (?) Steinmetze auch umgekehrt: aus Mitteleuropa gingen Leute nach Osten Restriktionen im Grenzverkehr → Bewegung, diese Bewegungsschranke zu beseitigen Großkapital setzte den freien Geldverkehr über die Banken durch die Massenbinnenwanderung stieß nicht auf ernste Schwierigkeiten die Vorraussetzung für diese neue Mobilität liegt in den unterschiedlichen Schichten der Mentalitäten Grenzziehung zum orthodoxen Raum zeigt, dass sich im 19. Jh. Katholiken und Protestanten aussöhnten deutliche Relativierung, klassische Säkularisierung des westlichen Europas, damit eine stärkere Öffnung für moderne Ideen stärkere Schriftlichkeit bei Protestanten und Katholiken erleichtert die notwendige Bildung zunächst Vorteil der protestantischen Gebiete, aber auch katholischer Regionen, wo es eine vergleichbare Entwicklung gibt die Säkularisierung reduziert die dogmatische Auseinandersetzung zwischen den Religionen, fließt aber dann bei dogmatischen Auseinandersetzungen zwischen politischen Idealen ein die Volkskultur entfernt sich vom islamischen Raum von den afrikanischen Kulturen große Erfindungen des 19. Jh. haben keine nationale Punze mehr, sondern sind nur in internationaler Kooperation möglich Im Zusammenspiel von Deutschland, England und Frankreich wurde die Stahlverarbeitung modernisiert deutliche Internationalisierung gibt es auch im Bereich der künstlerischen Neudefinition: die ursprünglichen, klassischen, traditionellen Zentren der europäischen Kunst (Paris, London, Rom) bekommen Konkurrenz: Wien, Budapest → macht sich bemerkbar charakteristisches Merkmal: Dezentralisierung, Kurzlebigkeit Wien, Budapest um 1900: intellektuelles Zentrum → 10 Jahre später in direkter Konkurrenz mit Berlin → bald darauf ist in Wien und Budapest „der Lack weg“, Berlin wird avantgardistisches Zentrum Kunstrichtungen: europäischer Diskurs → nicht mehr regionale Besonderheiten wirkt sich in der politischen Formierung aus: Formierung aus dem Dritten Stand hin zur Industriearbeiterschaft Kritik am herrschenden Kapitalismus bringe breite Strömung von –ismen zutage: Marxismus, Anarchismus, bis hin zu revisionistischen Modellen gleichzeitig wird in Europa um durchgreifend politisch erfolgreiche politische Organisationen der Arbeiterschaft gerungen → wird Ende des 1. Weltkriegs politisch dominante Kraft Europa ist zu diesem Zeitpunkt seltsam „introvertiert“ Zweck des europäischen Kolonialismus ist, für die heimische Wirtschaft günstige Rohstoffe zu gewinnen → nicht zur Eroberung neuen Lebensraumes wie in den 20ern und 30ern des 20. Jh. Europa ist um 1900 gravierend anders, auch in politischer Hinsicht mit der Schaffung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 entstand eine neue Territorialmacht, die das europäische Verhältnis grundlegend veränderte → neue Kontinentalmacht, die ihren endgültigen Durchbruch in der Auseinandersetzung mit Frankreich schaffte unter Bismarck versuchte sie, Politik der Stärke zu machen → mit internationaler Verantwortung; trat als ehrlicher Makler auf (Berliner Kongress) Bismarck provozierte eine Kriegserklärung Frankreichs: er gab einen moderaten Text verkürzend an die Öffentlichkeit wieder, wusste, dass daraufhin Napoleon III. mit Emotion begegnen würde Europäer schauen mit Skepsis auf den neuen Staat → bis 1890: vertrauensbildende Politik → dann Ablöse durch Wilhelm II. → arrogant, hochfahrend, eitel → auch im Auftreten Deutschlands nach außen → England ändert seine Einstellung ab 1890: Deutschland geht in ein gezieltes Wettrüsten, um England zumindest symbolisch die Vormacht auf den Meeren streitig zu machen, machte früher moderate Kolonialpolitik → jetzt aggressiver, Kolonien werden mehr als nur Rohstoffressourcen, sondern militärische Stützpunkte und neuer Lebensraum Die Diplomatie zwischen 1890 und 1914 ist vom Wettrüsten geprägt → gegen England, zur Abschreckung von Frankreich Europa hatte um 1850 eine im Wesentlichen stabile Landkarte, in der es mit dem zunehmenden Schwächeln des Osmanischen Reiches zu Veränderungen kam, die aber überschaubar blieben → neue Formationen entstanden dort, wo das Osmanische Reich gewesen war sie führten zur Absteckung neuer Interessenssphären zwischen Österreich-Ungarn und Russland am Balkan Die Situation Russlands ist neben dem Bewusstsein, Schutzmacht im Südosten zu sein, auch von dem Willen geprägt, den Osten Russlands (Polen, Finnisches Reich (?)) für Russland zu erhalten die russische Energie zielt primär auf die Expansion nach Innerasien ab dieses russische Reich trägt viele Züge der Vormoderne, eine wesentliche Modernisierung der Gesellschaft steht an, die industrielle Modernisierung ist auf den Westen Russlands beschränkt Österreich-Ungarn: Verfassung: geht in den modernen europäischen Kontext ein Ist aber durch die personelle Klammer zwischen den Reichshälften noch dem Klassischen, Agnostischen verpflichtet Österreichische Reichshälfte: Modernisierung, Gesellschaft wird durchlässig 1918 gibt es im Königreich Ungarn rund 700 adelige Familien → 500 davon wurden nach 1900 nobilitiert Modernisierung: Betonen des Bildungsanspruchs in der österreichischen Reichshälfte von Josephinismus geprägt, wesentliche Einrichtungen der Verwaltung sind nicht mehr vom Adel, sondern vom Bildungsgrad bestimmt Typus des vertrottelten adeligen Offiziers in Komödien Mehrheit des Offizierskorps ist Ende des 19. Jh. bereits bürgerlich trotz feudaler Struktur ist der mitteleuropäische Raum in Bezug auf Österreich-Ungarn „demokratisiert“ Reserveoffizierskorps: absolute Dominanz der bürgerlichen Klasse ein ähnlicher Befund gilt auch für Italien, wo die Modernisierung der Gesellschaft in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht die alte Elite abgelöst hat und vom Bürgertum dominiert wird Man versucht, in der sich modernisierenden Gesellschaft, die politischen Interessen durch Bündnisse abzusichern 1879: Zweibund Deutschland – Österreich-Ungarn 1882: Italien kommt dazu daraus resultiert die deutsche und ungarische Rückendeckung für Italien bei dessen afrikanischen Ambitionen → beim Erwerb von Tunis, Eritrea, Somalia, Libyen: Rückendeckung durch Deutschland und Österreich-Ungarn Geld: steuerpolitisches Instrumentarium Bismarck verbietet den deutschen Banken, dem finanziell instabilen Zarenreich weitere Geldmittel zur Verfügung zu stellen → Russland ist gezwungen, Geld dort zu suchen, wo man an die Stelle der deutschen Investitionen treten will → auf wirtschaftlicher Ebene kommt es zur Annäherung zwischen dem ganz rückständigen Russland und dem fortschrittlichen Frankreich Frankreich ist verhaftet in seinem Revisionismus, hat ein zwiespältiges Verhältnis zu Deutschland → damit ist die Ausgangssituation für den Ersten Weltkrieg (Zweifrontenkrieg) vorgegeben weiterer Staat: nach 1890: zunehmende Aufrüstung Deutschlands Beziehungen: England schaut zunehmend irritiert auf Deutschland, trotz zunächst noch vorhandener Spannungen zwischen England und Frankreich → dann: Annäherung: 1904: Entente Cordiale 1907: England-Russland: Einigung über das Abstecken der Interessenssphären in Asien → Tripelentente Noch aber sind die Bündnisse symbolhafte Politik der Balance → Gleichgewicht wird als Rahmenbedingung für weitere Politik akzeptiert → man versichert sich wechselseitig, keine Offensivpläne zu verfolgen → versucht, eine innereuropäische Auseinandersetzung zu vermeiden Frankreich ist trotz des Verlustes von Elsass-Lothringen nicht unbedingt von einem rasenden Militarismus bzw. Revisionismus gekennzeichnet, ist in keiner Weise kriegslüstern Auch Wilhelm II. ist das nicht, trotz seines martialischen Auftretens hat er einen wirklichen Krieg nicht vor Österreich-Ungarn: besondere Situation: trotz aller Dominanz des Militärs in der Gesellschaft auch nach 1867, 1870: Investitionen ins Militär rückläufig, deutlich unterentwickelt Staat gewährt Wirtschaft einen großen Freiraum, schöpft nicht einmal annähernd so viele Gewinne über Steuern ab wie nach dem 1. Weltkrieg oder wie heute Selbst im Empire gibt es ein geringes Steueraufkommen → relativ kleines Heer vor 1914 Bildung, Lebensstandard, Frage der Modernisierung: charakteristische Differenzen innerhalb der einzelnen Staaten keine offensiven Heere, hohes Bildungsniveau, mit der Idee, eine funktionierende Wirtschaft (als Weltwirtschaft interpretiert) brächte Fortschritt Österreich: Wirtschaftswunder der 50er: Idee, dass Bildung, verbunden mit guter Wirtschaftsleistung, allen den Aufstieg brächte Modell für diesen Aufstieg ist Budapest → ist in der 2. Hälfte des 19. Jh. die am raschesten wachsende Stadt Europas → hat die erste U-Bahn Europas, selbst vor England unterschiedliche Mentalitäten vor dem 1. Weltkrieg: modernes, urbanes Zentrum eines Europas am Beginn des 20. Jh. dieses Bild Budapests ist dramatisch anders, wenn man Wien heranzieht → als Hauptstadt hat es eine andere Attraktivität, die mit der politischen Macht zusammenhängt, nicht so als wirtschaftliche Metropole oder Stadt der technischen Innovation Parlamentsgebäude in Wien: griechischer Tempel Budapest: Parlament stilistisch an das Londoner Parlament angelehnt → trotzdem ist Ungarn bis zur Wende nie eine richtig funktionierende Demokratie bei aller Bündnispolitik ist es letztendlich ein defensives Europa, man zielt nicht auf eine europäische Konfrontation ab auf der anderen Seite ist trotz Fortschritts, trotz sozialer Aufstiegsmöglichkeiten im 19. Jh. jenes Gefühl der décadence verspürbar, das Gefühl der Stagnation → Hoffnung auf ein reinigendes Gewitter Stefan Zweig: beschreibt eine scheinbar ausweglose private Situation, in der es ständig Grenzen gibt (ständische, finanzielle), wo der Ausbruch des 1. Weltkrieges als Erlösung kommt eine der bemerkenswertesten Reflexionen des 1. Weltkriegs: Ernst Jünger: „In Stahlgewittern“ → die zunehmende Komplexität des menschlichen Lebens soll wieder klar gemacht werden Komplexität, ein Zeichen der Moderne, provoziert Sehnsucht nach klaren Linien Welt des Kalten Krieges: Korea, Vietnam, Eiserner Vorhang: wirkte stabilisierend auf die Gemütslage der Menschen: Unterteilung in Gut und Böse, bipolare Welt → nach der Wende ist die bipolare Welt futsch → das wird zunächst als Befreiung gesehen → Wegfall der Bedrohungsbilder, Niederreißen der Mauer etc. dann: Fremdenfeindlichkeit nimmt zu, ... 11. September: führte zur Konstruktion einer neuen bipolaren Welt → Gut gegen Böse, Kreuzzug gegen Schurkenstaaten verwirrender Pluralismus Wirtschaft wurde schon als verunsichert erlebt (Börsenkrach) Verlust der alten Werte → Hoffnung auf das reinigende Gewitter, das alle Probleme löst Bilder aus den europäischen Metropolen verändern sich völlig 1. Weltkrieg wirkt wie eine ungeheure Erleichterung man geht in den Krieg in der Erwartung, spätestens zu Weihnachten wieder klare Verhältnisse zu haben keine Vorbereitungen in finanzpolitischer Hinsicht für einen Krieg, der länger als 2-3 Monate dauert → also sind diese Staaten nicht wirklich auf einen lange dauernden militärischen Konflikt vorbereitet → Heere für beschränkte Aktionen gedacht Mittwoch, 12. Jänner 2005 Meist wird die Rolle von Österreich-Ungarn bei Ausbruch des 1. Weltkriegs so dargestellt, dass die Krise durch die Ermordung Franz Ferdinands in Sarajewo eine Entwicklung ergab, die Österreich nur mehr mittelbar beeinflussen konnte doch der Krieg brach nicht einfach aus es gab eine geschickte Regie jemand hielt ein Zündholz an die explosive Mischung, und dieser jemand war Österreich aber: der Krieg war lange vorbereitet, die Konstellationen existierten seit dem Berliner Kongress Bündnisse: Schutz und Aggressivität Zweibund: 1879: Österreich-Ungarn – Deutschland 1882: Österreich-Ungarn – Italien – Deutschland Frankreich: Bündnis mit England: Entente Cordiale → durch Russland erweitert auch andere Länder ordneten sich diesen Paktsystemen unter Die Pakte waren nicht statisch, sondern den aktuellen Krisen angepasst Balkan: Osmanisches Reich weicht → Balkan wird zur Krisenregion die Mechanik der politischen Bündnisse wird durch die Generalstäbe der betroffenen Staaten mitdefiniert Berlin-Wien: Generalstäbe: gemeinsame Planung, offensive Kriegspläne → taktischer Vorteil dessen, der mit seiner Mobilmachung früher beginnt, der früher den Vormarsch macht Deutscher Generalstab: auf jeden Fall muss Frankreich angegriffen werden, egal, wie die Dinge liegen → sehr irrational die Ermordung von Franz Ferdinand löste erstaunlicherweise eine europäische Krise aus erstaunlicherweise, weil Franz Ferdinand kaum Sympathien in der Bevölkerung hatte Serbien war auch international unbeliebt dass Serbien hinter dem Mord steckte, wurde einfach behauptet → es ist eher so, dass ein privater Verschwörungszirkel in der serbischen Armee das Attentat plante Deutschland verspricht sehr rasch absolute Bündnistreue 7. Juli 1914: in Wien steht fest, dass es Krieg geben soll → was für Krieg? → 3. Balkankrieg Deutschland: Eventualpräventivkrieg Berliner Illusion: begrenzter Krieg am Balkan → Österreich würde mit Serbien kurzen Prozess machen und damit Russland demütigen Deutschland: je eher wir losschlagen, desto besser, trotz Gefahr eines Großmächtekrieges Generalstäbe: Berufsmilitärs: keine permanente Aggression Berufsmilitärs sind in erster Linie „Schachspieler“ → versuchen, Gewinn und Verlust bei militärischer Intervention abzuwägen → sehr genaues, präzises, bewusstes Abwägen → Berufsmilitärs sind eher zurückhaltend, wenn sie die Situation nicht abschätzen können Die Generalstäbe Österreichs und Deutschlands sind der Auffassung, einer Konfrontation entgehe man eh nicht → Deutschland will in Serbien einfallen, um taktische Vorteile zu bekommen dass es zu einem gigantischen Staatenkrieg kommen wird, denkt niemand → von Moskau bis London ist keiner auf einen längeren Krieg vorbereitet außerdem bestehen zu diesem Zeitpunkt kaum Erkenntnisse und Erfahrungen mit der modernen Waffentechnik, da der letzte große Konflikt lange her ist Anfang August ist klar, dass die Bündnissysteme wirksam werden, dass mit kurzer Dauer nicht zu rechnen ist und dass ein Krieg von einer Dimension entsteht, die über das hinausgeht, was bisher erlebt wurde Militärs glauben an Kämpfe, die sich noch am Modell des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 orientieren → ignorieren, was 1863 in der Schlacht von Gettysburg (Materialschlacht) passierte die europäische politische Landschaft wird verändert, nichts mehr ist bei Ende des Krieges so wie vor dem Beginn Aus Sicht der Entente: Ziel bei Kriegsbeginn: Vernichtung des Deutschen Reiches, Beschränkung der Macht Preußens als wesentlicher Motor der Politik weltweit extremstgeschulte Truppe (Preußen?) Deutscher Generalstab: Vision eines kurzen Krieges wird aufrecht erhalten Deutschland befindet sich in einem Zweifrontenkrieg, und was unangenehm ist, muss kurz dauern → Der Generalstab ist der Ansicht, ein Zweifrontenkrieg ist nur dann zu gewinnen, wenn er rasch zu Ende geführt wird → man muss einen Offensivkrieg führen Lieblingsvokabel der Zeitungen 1914/1915 ist „Offensive“ → Entscheidende Schlacht solle herbeigeführt werden (Kriegsdenken des 19. Jh.) weiterer Gedanke: Massenmobilisierungen in allen betroffenen Staaten → die führen, so denkt man, zur Beschleunigung des Krieges → Generalstab lehnt alle Eventualplanungen für einen längeren Krieg ab dazu kommt die Vorstellung, dass eine moderne Wirtschaft über lange Zeit vom Krieg weitgehend unbeeinflusst weiterläuft Problem: Auch die geschulten Arbeiter werden mobilisiert Fußnote: solche Überlegungen spielen auch in der Planung der Nazis eine Rolle → auch solche Defizite Der Höhepunkt der Rüstungsproduktion in Deutschland wird erst 1944 erreicht weiteres Phänomen: die politische Einschätzung der Lage der innenpolitische Burgfrieden (von Konservativen, Liberalen und Linken) sei nur kurze Zeit haltbar, also müsse man schnell handeln Man geht davon aus, dass ein europaweiter Krieg die ökonomischen Ressourcen weltweit unter Druck setzen würde, so dass der Krieg rasch beendet würde → man hält in Deutschland an der Vision des Blitzkrieges fest Ausbruch des Krieges: wie im Juli/August die Mobilmachungen und die Kriegserklärungen der Reihe nach die europäischen Staaten erfasst, findet man überall in Europa Kriegsbegeisterung → „patriotischer Urschrei“ → „Krieg als Erlöser“ diese Emotionalisierung steht in Wechselwirkung mit der nationalen Kriegspropaganda bei den Mittelmächten: legendäre Skurrilität → gewissenlose Naivität z.B.: Postkarten aus Pappe: ein österreichischer Soldat, der russische, französische und englische Soldaten bei den Ohren hat, wenn man an einem Pappstreifen zieht, beutelt der österreichische Soldat die anderen an den Ohren ganz wenige Zirkel konnten sich dieser Propaganda entziehen Österreich: Leuchtturm des unabhängigen Denkens: Karl Kraus → kritisiert scharf den „blutrünstigen Pfaffen von der Festenburg“ Karl Kraus: Drama: „Die letzten Tage der Menschheit“ → satirische Szenen über den Kriegsalltag → „Antibilder“ zur offiziellen Meinung und offiziellen Haltung offizielle Haltung: kommt bei Hugo von Hofmannsthal zum Ausdruck: offener Brief: „Lieber Hugo, ich weiß Sie im Felde“ die Truppen waren bei aller technischer Perfektion in der Ausbildung erstaunlich naiv → bunte Uniformen der k&k-Armee („tapfer samma net, aber fesch“), auch der Preußen → macht die Soldaten zu „Zielscheiben“ → bald geht man zu grauen Uniformen über eine seit Jahren unterdotierte Armee meint, mit dem Imponiergehabe der Manöver den Krieg gewinnen zu können Fiktion, man könne den Krieg auf den Balkan beschränken schon am Balkan scheitert man bei zwei Offensiven in Polen und Galizien kann man der russischen Macht nichts entgegenhalten → Deutschland muss nun verstärkt Einheiten an die Ostfront verlegen, nachdem der rasche Durchmarsch auf Paris misslang, möglicherweise wegen der Aufsplittung der Armee auf 2 Fronten die österreichische Armee muss sich sogar in der direkten Konfrontation mit Serbien zurückziehen, erst mit massivem Einsatz deutscher Truppen gelingt es, die russische Militärmaschine nachhaltig zum Stehen zu bringen → der Großteil des von den Russen besetzten österreichischen Gebiets wird zurückgewonnen, man marschiert auch in russisch-Polen ein in Czernowitz erst 1917 1917: relative Stabilisierung der Fronten 1915 verändert sich die Frontenstellung: Italien: keiner der Bündnispartner wurde angegriffen, man war aber ein Bündnis für den Fall eines Angriffs eingegangen → Bündnisfall ist also nicht eingetreten Italien will Südtirol → dass kann die Entente Italien leichter zusichern, weil Südtirol ja der Entente nicht gehört → Italien tritt auf der Seite der Entente in den Krieg ein → neue Front, die zunächst nur mit Ersatzeinheiten aufgestellt werden kann Frontbildung bei Dolomiten, Kärnten, Isonzo → von Kärnten aus wird eine neue Straße ins Socatal für die Versorgung der Isonzo-Front gebaut Österreich erkennt relativ früh sehr deutlich, dass nur ein rascher Frieden Österreich retten kann Auch deutsche Überlegungen beschäftigen sich mit Rahmenbedingungen für einen Frieden → es soll ein „Siegfrieden“ werden → beliebter Name damals: Siegfried der Minimalgewinn aus deutscher Sicht ist die Umsetzung des Naumann-Plans von 1915, nach dem Deutschland zum bestimmenden Faktor in Mittel- und Südosteuropa würde Deutschland rechnet mit einer wesentlichen Veränderung des Bündnispartners: nach dem Krieg werde es kein Österreich-Ungarn mehr geben, der deutschsprachige Teil Österreichs werde bei Deutschland sein innerhalb Österreichs gewinnt jene Gruppierung an Kontur, die sagt, Österreich müsse auf jeden Fall aus dem Krieg ausscheiden, einen Sonderfrieden erlangen Nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph 1916 will Kaiser Karl das umsetzen (eher dilettantisch) Sixtus-Affäre: Xaver und Sixtus von Bourbon-Parma, Brüder der Kaiserin Zita (letzte Kaiserin von Österreich) und Offiziere im belgischen Heer, vermittelten von Februar bis April 1917 geheime Friedensverhandlungen zwischen Österreich und Frankreich. In 2 Briefen an Prinz Sixtus (1886-1934) vom 24. 3. und 9. 5. 1917 erkannte Kaiser Karl I. die Ansprüche Frankreichs auf Elsaß-Lothringen an. Die Verhandlungen scheiterten wegen der Forderung Italiens, Südtirol abzutreten. Provoziert durch eine Rede des österreichischen Außenministers O. Czernin, veröffentlichte der französische Ministerpräsident G. B. Clemenceau am 12. 4. 1918 Karls Brief vom 24. 3. 1917, wodurch das Verhältnis zu Deutschland schwer getrübt wurde. Czernin, der den Brief nicht gekannt hatte, trat nach einer Auseinandersetzung mit dem Kaiser zurück. http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.s/s610091.htm ein österreichischer Sonderweg bedeutet aber auch eine Belastung für das deutschnationale Milieu in der österreichischen Monarchie → „Nibelungentreue“ wird propagiert → man versucht, die Situation so darzustellen, als sei man auf Gedeih und Verderben vom Schicksal Deutschlands abhängig Über einen Sonderfrieden kann nicht offen diskutiert werden man ist in dieser Sache sicher, dass man das alte System nicht mehr aufrechterhalten könne, aus dem Dualismus müsse ein Trialismus werden → auch der slawischen Bevölkerung müsse Rechnung getragen werden das wäre nur zu einer Zeit möglich, in der Österreich-Ungarn fähig ist, selbst die Frontlinien zu halten Seit die Sixtus-Affäre bekannt ist, geistert das Bild des Verräters → man erkennt nicht den politischen Mehrwert, sondern die Presse spricht von Verrat → die Presse ist gegen Kaiser Karl seit 1918: nach der Sixtusaffäre von deutschnationaler Agitation geprägt Deutsche Militärmaschine ist bei Verdun festgefressen 1916 ist auf keiner der Frontlinien mehr Bewegung möglich Kampf ausschließlich um wenige Quadratmeter → aus Offensive wird Materialschlacht keiner bringt von sich aus die Kraft auf, strategische Vorteile zu erringen 1917: 2 wesentliche Ereignisse mit April ist die USA mit dem Deutschen Reich im Kriegszustand damit ist erstmals im Westen Material- und Personalzufuhr in unerschöpften Kräften möglich der Kriegszustand wird gegenüber Österreich-Ungarn ausgedehnt Was das strategisch bedeutet, ist Deutschland und Österreich-Ungarn noch nicht klar aber: Februar 1917: Russland: gravierende Veränderung an der Ostfront Erschöpfung beschleunigte in Russland den Umbau der Gesellschaft → führte zuerst de facto, dann 1918 formal, zum Ausscheiden Russlands aus dem Krieg, zur Beendigung der Ostfront, das hätte eine Stabilisierung des Zweibunds bedeuten müssen, der zunehmend materielle Probleme, und auch, vor allem in der österreichischen Hälfte, Versorgungsprobleme hatte Man meint, nunmehr im Zuge eines Friedens mit Russland die Nahrungs- und andere Ressourcen Russlands nützen zu können Friede mit dem bolschewistischen Russland: Diktatfrieden → nicht partnerschaftlich ausgehandelt nach 1918 gibt es in Deutschland das Bild, dass Deutschland den Krieg nicht an der Front, im Kampf, sondern durch das Hinterland verloren hat → weil bei Kriegsende die deutschen Truppen auf fremdem Territorium standen und nicht deutsches Territorium besetzt war Österreich-Ungarn: militärisch-industriell nicht mehr in der Lage, entsprechende Leistungen zu erbringen außerdem: politischer Prozess der Auflösung das Reich ist schon vor den Friedensverträgen völlig von der Landkarte verschwunden Kaiser Karl versucht, den Auflösungsprozess 1918 zu stoppen bietet seinen Völkern ein Manifest an → zu einem Zeitpunkt, wo von der virulenten tschechischen Exilgemeinde erste tschechische Nationalversammlungen abgehalten werden Woodrow Wilson: den Völkern der Österreichisch-Ungarischen Monarchie steht freies Selbstbestimmungsrecht für ihre Zukunft zu Aber: dieses Dokument schreibt nichts anderes fest als das, was die politischen Eliten der Doppelmonarchie schon längst diskutieren und schon längst umzusetzen beginnen → führt dazu, dass bis Ende November 1918 das Auseinanderfallen der Monarchie klar ist → neben dem ungarischen Sonderweg gibt es schon eine tschechische Nationalversammlung Südslawen: auch Sonderweg: SHS-Staat: Kroaten und Slowenen wollen einen Staat mit Serbien als Trittbrettfahrer finden sich die deutschsprachigen Abgeordneten in einer deutschösterreichischen Nationalversammlung zusammen dabei gibt man sich der Illusion hin, das nationale Selbstbestimmungsrecht Wilsons sei umsetzbar → die Vertreter der Sudetengebiete sind in der österreichischen Nationalversammlung → an der Illusion, das seien österreichische Gebiete, hält man bis zu den ersten Wahlen fest, auch wenn die Gebiete da schon Teil der Tschechoslowakischen Republik sind Wann fällt die Entscheidung, dass es keine Monarchie mehr gibt? → in Österreich: sehr spät → erst im Herbst 1918 entschließt sich die Sozialdemokratie für eine republikanische Staatsform die Realpolitiker der Christlichsozialen folgen (mit Rückendeckung der Kirche) damit gibt es keine relevanten Legitimisten in Österreich der 1. Weltkrieg hat in der Bevölkerung weitgehend den Nimbus des Hauses Habsburg zerstört letztlich ist die Monarchie mit Kaiser Franz Joseph 1916 zu Grabe getragen worden das Königreich Ungarn scheidet unter dem Zerbrechen der dynastischen Klammer aus dem Staatenverband aus, strebt eine republikanische Staatsform an und wird kurzfristig zu einer Räterepublik der Kaiser verzichtet unter Einfluss von Ignaz Seipel auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte, bleibt zunächst auch im Land Das Kriegsende bedeutet eine weitgehende Zerstörung/Beendigung des aristokratischen Milieus Es ist das Ende der klassischen alten Reiche: Des zaristischen Russlands, des Österreichischen Kaiserreiches, des Ungarischen Königreiches, des Deutschen Kaiserreiches und der Königsund Fürstenreiche, auch des alten Osmanischen Reiches → Ende des Sultanats Verschwörungstheorien nach 1918: Laizistische, liberale, antiklerikale, freimaurerische Kreise hätten den 1. Weltkrieg vom Zaun gebrochen, um das Gottesgnadentum der Herrscher zu zerstören, das Christliche Europas zu zerstören Republikanische Staatsformen seien antichristlich → Erklärungsversuche ohne echte Analyse die Auflösung der Kriegsführung (der österreichische Generalstab erkennt, dass man den Krieg nicht jenseits der Grenzen halten kann) führt zu einem Waffenstillstand, der auch in Wien vom abtretenden Kaiser mitverantwortet wird auffallend gerade im Hinblick auf die österreichische Frontenziehung: trotz Auflösungserscheinungen gibt es eine hohe Stabilität der kämpfenden Truppe → wegen der harten militärischen Gerichtsbarkeit, die die „innere Front“ kontrolliert die politisch und militärisch Verantwortlichen sind nicht mehr in der Lage, weiterführende Planungen umzusetzen es gibt zivilen Widerstand in einigen Truppenteilen aber physische und politische Erschöpfung des alten Regimes sind der entscheidende Anlass für den Waffenstillstand, nicht eine Auflösung der Fronten erst nach dem Waffenstillstand, erst nach dem Abtreten der alten Regierung kommt es zu revolutionshaften Zuständen Ungarn, Bayern: Ausrufung der Räterepublik Wien: kommunistische Putschversuche Aber die Putschversuche werden von den sozialdemokratisch organisierten Soldatenräten rasch niedergeschlagen, trotzdem gibt es einige Tote Koritschoner und die kommunistischen Räte müssen sich anhören, sie seien nicht mit der nötigen Hingabe bei der Revolution gewesen 1930 wird bei den stalinistischen Säuberungen diese Gruppe liquidiert (Franz Koritschoner wurde 1940 von Stalin ausgeliefert und starb im KZ Buchenwald). Mit Präzision gelingt die Staatenbildung in der Tschechoslowakei, geprägt von Pragmatismus nicht revolutionär wird der neue Staat aufbauend auf die vorhandene Verwaltung gesetzt aus Verwaltungsapparaten unterschiedlicher Art (inklusive Polizei) der Monarchie werden rasch republikanische Verwaltungsapparate SHS: große Veränderungen wirklich revolutionär, letztlich extrem dramatisch, ist die Situation in Ungarn, wo um Bela Kuhn herum eine kommunistische Rätediktatur errichtet werden kann kurzfristig schwebt das kommunistische Gespenst über Mitteleuropa bei einem Fall Wiens hätte Mitteleuropa kommunistisch werden können (weil auch Bayern kommunistisch war) Ungarn: auch ausländische Interventionen, innerhalb auch erbitterter Widerstand → auf den Roten Terror folgt der Weiße Terror erhöhte Bereitschaft, politische Stabilität durch autoritäre Führung zu schaffen das Neue an Ungarn wird sichtbar durch einen Admiral der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine: Horthy nur relative Demokratisierung möglich 19. Jänner 2005 rekonstruieren wir noch einmal ganz kurz die Situation im 1. Weltkrieg zum einen haben wir 1917 die entscheidende Kriegswende, weil sich die kontinentalen Kräfte am Rande der Erschöpfung befinden → frische Zufuhr durch Eintritt der USA außerdem: Veränderung wegen der russischen Revolution und dem Frieden mit Russland endgültige Lösung: durch „Roadmap“ von Woodrow Wilson → Punktation: macht klar, wie er sich eine Neuordnung Europas vorstellt nationale Sichtweise streicht den jeweils als besonders negativ empfundenen Aspekt heraus Wilson will eine transparente, nachvollziehbare Ordnung für die Zukunft → ähnlich dem Wiener Kongress Sonderinteressen sollen klar definiert werden → Verhinderung von Geheimabsprachen Vorstellung, mit einem fixen Instrumentarium (Völkerbund) eine Plattform zu schaffen, um Konflikte unter Einbeziehung aller Staaten zu regeln dem stehen nationale Sonderinteressen entgegen weitere Entwicklung: unterschiedliche Interessen der europäischen Mächte spielen eine Rolle Landkarte: viele neutrale Staaten: Schweiz, Spanien, Dänemark, Holland, Schweden → nicht in den Krieg involviert, aber sie hatten unter den kriegsbedingten Rahmenbedingungen extrem zu leiden in Europa gab es einen allgemeinen Mangel an Verbrauchsgütern Grippeepidemie: „Spanische Grippe“ → quer durch Europa großes Sterben häufig stecken hinter Bezeichnungen wie „Spanische Grippe“ nationale Denunziationen → nationale sexuelle Denunziationen, so wie auch die Syphilis als „französische Krankheit“ bezeichnet wurde breiter Block an neutralen Staaten: Heilsgewissheit → bald wieder Frieden, bald wieder normale wirtschaftliche Verhältnisse → aber der Krieg hinterließ auch dort tiefe Spuren die Schweiz war in der Zwischenkriegszeit ein sehr armes Land diffus ist die Situation im Osten Europas → kein Anknüpfungspunkt an Vorkriegsmentalität Osten geprägt vom Zusammenbruch des zaristischen Russlands und der Errichtung des bolschewistischen Russlands → zunächst von Österreich-Ungarn diktierter Diktatfrieden → bei Friedenskonferenz wird Russland von den übrigen Mächten nicht zur Kenntnis genommen Vorstellung, die kommunistische Revolution könne auf Europa übergreifen → Russland wird isoliert auf den Krieg folgt in dieser Region noch der Bürgerkrieg → ausländische Interventionen Kriegsende: keine Rückkehr Deutschlands zur Normalität das Deutsche Kaiserreich ist mit Kriegsende zu Ende Wilhelm II. geht Holzhacken Deutschland ist bei Kriegsende als staatliche Einheit sichtbar geblieben danach gibt es auch hier Abspaltungstendenzen → charakteristisch für alle mittel- und osteuropäischen Territorien durch die Bank: nationale Komitees → „uralte legitime Forderungen“ → obwohl der Nationalismus erst im 19. Jh. entstand in diesem Milieu versucht man, unterschiedliche nationale Forderungen durchzusetzen im Norden Europas: Polen, Litauen, Lettland, Estland, Finnland in der Mitte: Tschechoslowakei im Süden: SHS-Staat, dann Königreich SHS → jugoslawischer Zentralstaat Rumänien, Bulgarien, Griechenland: ihre Zukunft ist auch von den Alliierten abhängig Griechenland und Makedonien führen Verhandlungen (mit SHS-Staat ?) Alle Länder, die von der Neugestaltung betroffen sind, auch Deutschland und Deutschösterreich, pochen auf die 14 Punkte Wilsons die Punkte bekommen eine enorme Bedeutung für den kurzen Diskussionsprozess, der mit hohen Erwartungen geführt wird → Erwartungen, die nicht erfüllt werden können Punkt 10 von Wilsons 14-Punkte-Plan: Den Völkern Österreich-Ungarns, deren Platz unter den Nationen wir geschützt und gesichert zu sehen wünschen, sollte die freieste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung zugestanden werden. → „Platz unter den Nationen“ bedeutet keinen eigenen Staat, sondern Selbstverwaltung Punkt 13: Ein unabhängiger polnischer Staat sollte errichtet werden, der alle Gebiete einzubegreifen hätte, die von unbestritten polnischer Bevölkerung bewohnt sind; diesem Staat sollte ein freier und sicherer Zugang zur See geöffnet werden, und seine politische sowohl wie wirtschaftliche Unabhängigkeit sollte durch internationale Übereinkommen verbürgt werden. → im Gegensatz zu dem, was er über Österreich-Ungarn sagt, ist hier eine klare Aussage, es soll alle unbestritten von polnischer Bevölkerung bewohnten Gebiete inkludieren, und es soll Zugang zum Meer geben → politische Ambitionen fließen ein → Korridor, der das Deutsche Reich teilt → Korridor, wo sich die mehrheitliche Bevölkerung als Deutsch versteht ironische Auseinandersetzung mit nationaler Selbstfindung: Gregor von Rezzori: „Ödipus siegt bei Stalingrad“ Daras Ritter von Boredekiewitsch: ein Deutschnationaler Punkt 11 in Wilsons Plan (über die Balkanländer): Rumänien, Serbien und Montenegro sollten geräumt, die besetzten Gebiete zurückgegeben werden. Serbien sollte ein freier und sicherer Zugang zur See gewährt werden, und die Beziehungen unter den verschiedenen Balkanstaaten zu einander sollten durch freundschaftliche Übereinkunft nach den bestehenden geschichtlichen Richtlinien der Zugehörigkeit und der Nationalität geregelt werden. Internationale Bürgschaften für die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit sowie die Unverletzlichkeit des Gebiets der verschiedenen Balkanstaaten sollten geschaffen werden. → diese Forderung unterstützt den südslawischen Staat und unterstreicht die Führungsrolle Serbiens Die Zusage des freien Zugangs zum Meer ist eine klare Absage an italienische Ambitionen, dass nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie Italien den Adriaküstenstreifen der Monarchie erben würde Angesichts des Unterstreichens des Prinzips nationaler Identität hatten auch andere Bevölkerungsgruppen wie z.B. die Iren eine hohe Erwartung → Irische Delegation bei den Friedensverhandlungen die 14 Punkte sagen im Wesentlichen nichts über die Zukunft von Deutschland aus (sieht man von der Erwähnung des polnischen Zugangs zum Meer, der logischerweise auf Kosten Deutschlands geht, ab) also ist das erste halbe Jahr nach Kriegsende ausschließlich der deutschen Frage gewidmet dabei geht es um die Sicherstellung der Interessen der europäischen Staaten gegenüber dem Deutschen Reich Interessen, die teilweise tiefe emotionale Hintergründe in den jeweiligen Ländern haben Frankreich ist innerhalb von ca. 50 Jahren zweimal von Deutschland besetzt gewesen, hat zweimal die Existenzbedrohung eines Krieges auf eigenem Boden erlebt hatte außerdem enorme materielle Schäden im 1. Weltkrieg erlitten England: Bevölkerung: existenzielle Krise → dramatische Formen, wie in der napoleonischen Situation England: wesentliche Teile der englischen Oberschicht haben ihre Söhne in Europa im Kampf verloren London: in der Nähe vom Windsor Castle: Eaton (Schule) → Innenhof: Totentafeln der Jahrgänge → es wurden die, die im Krieg waren, weitgehend ausradiert Englische Regimenter haben bis heute einen regionalen Stützpunkt → Regimenter werden jeweils aus einer Region bezogen bei der Materialschlacht im 1. Weltkrieg verlor man an einem Tag ganze Regimenter → über Nacht stand ein Dorf ohne Männer da → später Appeasement-Politik gegenüber den Nazis wegen dieser Mentalität Englische Gesellschaft der Nachkriegszeit: déluge (Sintflut) Begriff „Sintflut“, weil - viele vernichtet wurden - aber auch: weil bei den Anderen, Überlebenden die Mentalität herrscht: „Nach uns die Sintflut“ England finanzierte den 1. Weltkrieg über die Schuldenaufnahme in den Kolonien → im 2. Weltkrieg macht England noch mehr Schulden → man muss z.B. Indien wegen dieser Schulden in die Freiheit entlassen → ohne diese Situation hätte Gandhi keinen Erfolg gehabt Schlagworte damals: „Hängt den Kaiser!“ „Presst die Deutschen, bis sie quietschen!“ für die materiellen Schäden soll Deutschland aufkommen Dazu kommt, dass man die deutsche Armee im 1. Weltkrieg als die effizienteste, ausdauerndste, leidensfähigste Truppe erlebt hat → Deutschland soll nie wieder eine derart effiziente Armee haben Versailler Vertrag: 28. Juni 1919: 5 Jahre nach dem Tod von Franz Ferdinand unterzeichnet die Amerikaner haben diesen Friedensvertrag nie ratifiziert Deutschland tritt die Kolonien in Afrika ab → die noch vorhandenen (braunen) Tropenhemden werden an die Bevölkerung abgegeben → die werden zu den Hemden der SA auch in China: Verzicht auch Verzicht auf die Konzessionen, die Russland im Diktatfrieden von Brest-Litowsk (1918) gemacht hatte Elsass-Lothringen wird an Frankreich „zurückgegeben“ → ob zurückgegeben, ist fraglich Polen: bekommt direkten Zugang zum Meer → Korridor aus deutschem Gebiet (wo die Mehrzahl der Bevölkerung deutschsprachig ist) nationale Selbstfindung aller in einem Staat bekommt schon einen erheblichen Sprung Tschechoslowakei: Gründung aus Mähren und Oberungarn → umfasst einen beträchtlichen Streifen mit deutschsprachiger Bevölkerung und deutschsprachigen Siedlern, die aus unerfindlichen Gründen dann als „Sudetendeutsche“ bezeichnet werden → diese Gebiete werden von Österreich vergeblich eingefordert Grenzziehung: Bevölkerung wird nicht gefragt aber es gibt Bereiche, wo man zum Mittel einer Volksabstimmung schreitet → Grenzkorrekturen zwischen Österreich und Ungarn zugelassen, Grenzkorrekturen zugelassen auch in Bezug auf Kärntner Südgrenze provisorische Regierung in Wien: Republik Deutschösterreich bekanntgegeben → Ansprüche können nicht einmal in Ansätzen befriedigt werden → Kanaltal, Südtirol, Untersteiermark: gehen trotz beachtlicher deutschsprachiger Gruppierungen verloren unerwarteter Zugewinn: Westungarn (Burgenland) die ohnehin durch die gemeinsame Habsburgische Geschichte belasteten Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn werden zusätzlich belastet Trianon-Trauma: man kämpfte 4 Jahre gemeinsam, nun muss man auch noch was an den Kriegspartner Österreich abgeben 1920: Schleswig: Volksabstimmung: friedliche Aufteilung zwischen Deutschland und Dänemark Oberschlesien: weniger friedliche Vorzeichen → zwischen Deutschland und Polen aufgeteilt Danzig: freie Stadt → mit Schlichtungskommissar vom Völkerbund Deutschland bleibt, vom polnischen Korridor abgesehen, in Summe erhalten Deutschland bleibt als territoriale Großmacht auf der europäischen Landkarte, bleibt auch im Wesentlichen im Besitz seiner Industrie und hat überdies kaum weitere Eingriffe in innere Angelegenheiten zu erdulden, wenngleich die Alliierten demokratische Verhältnisse wollen Eingeschränkt ist Deutschland nur dort, wo der Völkerbund verwaltet → z.B. im Saarland Haupthypothek: Rückzahlung der Kriegsschulden, Reparationszahlungen → 64 Milliarden Dollar (geschätzt) → Kriegsschulden in Frankreich und Belgien, aber auch Bezahlung der durch den Krieg erzwungenen Rüstung de-facto Einigung auf 32 Milliarden Dollar → Rückzahlung wird fixiert auf 500 Millionen Dollar jährlich, mit 1,6% Zinsen → wesentlich weniger als der damals übliche Zinssatz trotzdem steht ein „perpetuum mobile“ der Rückzahlung ins Haus 500 Millionen Dollar jährlich sind aufbringbar → was Frankreich 1871 zahlen musste war, in Relation zum Staatseinkommen gesehen, wesentlich höher als der Frieden kommt, verfügt Deutschland über eine funktionierende Infrastruktur was 1919 noch nicht erkannt wird, ist, dass die Währung weitgehend zerstört ist → Hyperinflation Habitus des deutschnationalen Märtyrers stellt Deutschland als Opfer dar psychischer Bruch in der deutschen Bevölkerung: das unglaublich selbstbewusste, waffenstarrende Volk zieht in den Krieg und ist 4 Jahre später absolut gedemütigt die Verlustzahlen des 1. Weltkriegs sind deutlich höher als die des 2. Weltkriegs, sieht man von der Zivilbevölkerung ab Deutsche Armee: ist vernichtend geschlagen Aber: steht bei Friedensschluss auf Feindesland → Dolchstoßlegende Appell, nationalstaatliche Formen zu schaffen: Mittel- und Osteuropa: trotzdem Staaten mit wesentlichen nationalen Minderheiten, denen aufgrund der Klausel in den Friedensverträgen Schutz zukommen soll → damit haben’s die Staaten schwer → große Schwierigkeiten, die Klausel im eigenen Land umzusetzen, man fordert sie nur bei eigenen Minderheiten in anderen Staaten ein Minderheiten machen sich in einer Umbruchssituation radikal bemerkbar ab 1938 werden Minderheiten umgesiedelt, ausgesiedelt die Völkerbundsklauseln sollen aus Sicht der Vertragsmacher eine Stabilität schaffen, wie auch der Appell auf eine Demokratisierung der Gesellschaft Fachprüfung: orientiert sich am Ablauf der Vorlesung Themenbereiche: Begriff „Mitteleuropa“, Belastung des Begriffes „Mitteleuropa“ das lange 19. Jahrhundert im Hinblick auf den mitteleuropäischen Raum einer Periodisierung unterwerfen Erfindung der Nation jüdische Emanzipation, Kolonisierung, jüdische Aufklärung, Antisemitismus und Zionismus Neue Ordnungsstrategien im 19. Jh Wiener Kongress, Berliner Kongress innerstaatliche Vorgänge wie der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn Bildung des Deutschen Kaiserreiches Mitteleuropa am Vorabend des 1. Weltkriegs Vorlesungsprüfung: Termine: immer am Montagvormittag → bitte vorher anrufen. Anforderung: keine exakten Daten, aber ungefähre Richtung → z.B. nicht exaktes Datum aller Ereignisse, aber ungefähr eine Ahnung haben, wann sie stattfanden mögliche Errata: Wie sie vor dem Fall des Eisernen Vorhangs bestanden → nicht eher vor dem Eisernen Vorhang? Mitteleuropa fassbar zu machen? das lehrt Geschichtsunterricht im 19. Jh. in den habsburgischen Ländern? Alt-Radice? Italien → Ungarn (?) Kampf als notwendige Formung angesehen? Teile der Nation? Festhalten an Symbolen? Romantik in der Region verschränkt Literatur (?) Danieloschitz? Erhöhte Loyalität der Truppen, ihr Hauptfeind waren die Ungarn → welcher Truppen? 0,78 %(?) bis 1866 auf (?) Prozent Pörtschach ist bis 1877 (?) 10, 15 (?) Jahre später bis 1915 (1914?) Anspruch auf das Reich des Kaisers (?) 70 % im Jahr 1869 (?) Zwar behauptete keine Partei in Österreich in den 70ern, sie sei nicht liberal, dennoch gab und gibt es keine Chance für eine über den Liberalismus definierte Partei (dennoch oder deswegen?) Wahlreform 1905/07 (?) für das katholische Milieu Mitteleuropas war damit der Faschismus akzeptabel oder war der Faschismus akzeptabel? Stefan Viros (?) Sanjaq von Belizar ? bis 1914 (?) Getreideexport weit über 90% der Erdölförderung? Bulgarischen Gräuel → wer war hier grausam? bulgarischer Widerstand oder türkische Niederschlagung? Ehrenthal? → wer war das, wie hieß er? polnische (?) Steinmetze Finnisches Reich (?) weltweit extremstgeschulte Truppe (Preußen?) den „blutrünstigen Pfaffen von der Festenburg“? „virulenten (?) tschechischen Exilgemeinde“ Griechenland und Makedonien führen Verhandlungen (mit SHS-Staat ?)