27.5.09 Medizinische Fakultät Universität zu Köln Erasmus in Lissabon WISE 08/09: Erfahrungsbericht Von Florian Schedler Vorbereitung Zur Vorbereitung meines Semesters in Lissabon verzichtete ich auf einen Sprachkurs in Deutschland zugunsten eines einmonatigen Intensivkurses an der „faculdade de letras“ in Lissabon. Das ist vorteilhaft aus folgenden Gründen: 1.) man kann das Gelernte gleich anwenden 2.) die Motivation ist durch den Verständigungsdruck höher 3.) durch die möglichst frühe Anreise ist man vor der Erasmus-Welle da und kann in aller Ruhe eine Wohnung suchen 4.) durch den Kontakt mit den alten Erasmi bekommt man eine perfekte Hilfestellung für das Leben und Studieren in Portugal mit allen Tipps und Kniffen. Wohnen Der letzte Punkt hat auch seine Nachteile. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich aus dem Erasmus-Trubel heraus zu halten und mich voll auf Portugal zu konzentrieren, was sich angesichts der Masse an unglaublich netten Erasmus-Leuten, deren super Parties und nicht zuletzt deren Wohnungsconnections trotz aller Bemühen schließlich mehr oder weniger im Sand verlief. Anmerken muss man aber auch, dass die portugiesischen Studenten oft noch bei ihren Eltern wohnen, oder einen anderen Lebensrhythmus haben und deswegen mit dem Erasmus-Leben in seiner klassischen Form etwas inkompatibel sind. Auch scheinen sie oft nicht daran interessiert zu sein, Mitbewohner für so eine kurze Zeitspanne auf zu nehmen. Nach 2 Tagen in einem Zimmer in der WG meines Kölner Vorgängers fand ich durch Herumfragen die schönste Wohnung die ich mir vorstellen konnte. Die Mietpreise sind, wenn man nicht auf die vielen Abzocker (u.a. auch auf erasmuslisboa.com!) hereinfällt, kann man sehr günstig wohnen. Oft sind die Häuser etwas baufällig und im Winter bitterkalt, aber das finde ich einen fairen Tausch. Wohngegenden: Principe Real: nahe am Party-Viertel Bairro Alto, deswegen nachts etwas gefährlich aber relativ ruhig und sehr schön. Knappe 10 min. laufen bis zur Ubahn Richtung Uni; daraus resultiert eine morgendliche Anfahrtszeit von einer halben Stunde. Wunderschöner kleiner Park. Bairro Alto: im Sommer ist es unmöglich abends das Bairro zu durchqueren; alle 5 m (wörtlich!) trifft man eine Person die man kennt und mit der man sich etwas unterhält. Parties am anderen Ende erreicht man somit praktisch erst wenn sie vorbei sind... Rato: direkt an der Ubahn zur Uni, etwa 10 min mit dieser. Praktisch, aber nicht so schön. Alfama, Graça: Santos: sehr, sehr schön, aber schlecht um schnell an die Uni zu kommen. Intendente/Martim Moniz: Billig, aber man hört immer wieder Schauergeschichten die man sich gut vorstellen kann wenn man nachts durchläuft... Studieren Der kostenlose Sprachkurs der Faculdade de Letras fängt einen Monat vor Semesterbeginn an und ist auch eine gute Möglichkeit durch die Gruppenausflüge etwas Kultur mit zu nehmen. Gleich nach der Ankunft sollte man in das Erasmus-Büro in der medizinischen Fakultät gehen; dort bekommt man ein Willkommenspaket mit einer SIM-Karte mit etwas Startguthaben, Stadtplänen usw. Die SIM-Karte ist eine gute Hilfestellung für die ersten Tage; später bekommt man allerdings fast schon spam-artige SMS von der zentralen (selbsternannten? Auf jeden Fall dubiosen...) Erasmus-Planungs-Organisation, die einerseits interessante Ausflüge organisiert, andererseits aber nervige Parties veranstaltet mit Mottos wie „Alcoholic River Party – how far can you support pure alcohol?“ von denen man sich getrost fernhalten kann. Das Kultur- und Partyprogramm der medizinischen Fakultät ist dahingegen sehr gut und lohnt sich immer! Ich belegte die Fächer Gynäkologie, Ophtalmologie und Neurologie (Neurosciencias) und Psychiatrie. Auch hierbei ist es gut, wenn man vorher mit den alten Erasmi, den Portugiesen und vor allem der Erasmus-Koordinatorin vor Ort spricht. Es gibt wenige medizinische Bücher auf Portugiesisch, die Studenten lernen viel aus englischen Büchern (Harrison...) und haben ein sehr gutes System von VorlesungsMitschrieben („anotadas“) die sehr klausurrelevant sind und auf jeden Fall zum Bestehen ausreichen. Ophtalmologie: ein exzellent organisierter und pädagogisch hochwertiger Kurs. Psychiatrie: 1.) die Studenten müssen mehrere bis ins letzte Detail ausgearbeitete Anamnesen als Hausarbeit schreiben – hierbei wäre man bei einer durchschnittlichen Länge von 30 Seiten pro Anamnese alleine verloren, deshalb: gut in die Gruppe integrieren und das Ganze zusammen machen! 2.) Durch die vielen Gruppengespräche mit den Patienten sehr guter Kurs zum Sprache verbessern. Neurologie: Es gilt das gleiche wie bei Psychiatrie Punkt 1.). Gynäkologie: Sehr viel, recht theoretischer Lernstoff. Das Praktikum ist dafür praktischer als in Deutschland! Das Lehrkrankenhaus Santa Maria ist ein riesiges, chaotisches Gebäude in dem man einige Treppen steigen wird...am Besten gleich anfangs die Telefonnummer einer Person aus jedem Kurs (und jeder Gruppe) organisieren, die man bei spontanen Änderungen (die nicht allzu selten sind) anrufen kann. Außerdem solltet ihr euch bei dem Comissao de Curso (Semestervertreter) in die Verteiler einschreiben lassen, damit ihr alle Infos (auch über das Kulturprogramm der Fakultät) bekommt. Freizeit Findet es selbst heraus (und vergesst nicht ein paar Scheine zu machen:)...)! Ich hoffe, dieser Bericht konnte euch helfen. Bei Rückfragen helfe ich euch gern so weit ich kann! ([email protected])