Abitur Leistungskurs Mathematik 2001

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Laakmann 15.05.16
Abitur Leistungskurs Mathematik 2001
Vorschlag 2
Aufgabe 1
Die Umgehungsstraße von Münster wird in diesen Jahren vierspurig ausgebaut. Einige
Punkte sind durch Brücken fest vorgegeben, während andere Teile verändert werden
können. Wir wollen folgende Punkte der Umgehungsstraße als Fixpunkte betrachten:
1. die Unterführung an der Hammerstraße
2. den Kreuzungspunkt Albersloher Weg
3. die Unterführung Wolbecker Straße
4. die Überführung Warendorfer Straße
5. die Einmündung in die Warendorfer Straße
Die Punkte sind in die Karte eingezeichnet worden, ebenso ein Koordinatensystem. Zur
leichteren Orientierung: die Quadrate in der Karte haben eine Fläche von 10cmx10cm.
Zur Modellierung wählen wir die mittlere Linie der vierspurigen Straße als
Straßenverlauf.
a) Errechne ein Polynom, dessen Graph durch die vorgegebenen Fixpunkte verläuft
und skizziere den Verlauf des zugehörigen Graphen in die Karte.
b) Mit einer Splinefunktion kann eine bessere Straßenführung berechnet werden.
Erläutere die Idee der Splinefunktion.
c) Auf dem Extrablatt findest du die Matrix der zugehörigen Splinefunktion. Sie wurde
dir auch auf deinen TI 92 unter Abitur überspielt.
Erkläre die 1., 5., 10., 12. und 15. Zeile und berechne die Splinefunktion.
d) Skizziere und vergleiche den Verlauf der Splinefunktion mit dem bisherigen
Straßenverlauf und erkläre die Unterschiede.
Aufgabe 2
Die neue Kanalbrücke am Albersloher Weg ist ein paralleler Stahlbogen, dessen untere
Kante einer Parabelform entspricht. Gemessen an dieser unteren Kante hat die Brücke
eine Spannweite von 62,40m und eine Höhe von 9,20m. Der Stahlbogen selbst hat eine
Breite von 0,90m.
a) Berechne die Kurven der oberen und unteren Stahlkanten.
b) Vergleiche an den Nullstellen der unteren Kante die Kurvenpunkte der oberen Kante
mit denen der um 0,90m nach oben verschobenen unteren Kante.
c) In einer Stadt soll ein Wahrzeichen errichtet werden. Es soll die Form eines
Parabelbogens haben mit einer Höhe von 60m und einer Breite von 20m gemessen
an der oberen Begrenzungslinie.
Wie dick darf der Bogen werden, damit es zu keinem Rücklauf an der unteren
Begrenzungslinie kommt?
d) Berechne die Evolute des Parabelbogens.
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Laakmann 15.05.16
Aufgabe 3
Die Beiträge für eine Autoversicherung steigen nach einem Unfall und werden nach
einer bestimmten Dauer unfallfreien Fahrens gesenkt. Dazu werden die Versicherten in
sogenannte „Schadensfreiheitsklassen“ eingestuft.
Verschiedene Schadensfreiheitsklassen werden zu Basisgruppen zusammengefasst,
von B1 mit dem günstigsten Tarif bis zu B4 mit dem teuersten Tarif.
Aufgrund von Auswertungen der Versicherungsstatistik geht man von folgenden
Übergangswahrscheinlichkeiten pro Halbjahr zwischen den einzelnen Gruppen aus.
Zur Zeit kann dabei nur ein Wechsel von einer Gruppe zur nächsthöheren oder
nächsttieferen Gruppe stattfinden:
Die Fahrer/innen von B1 bleiben zu 70% in ihrer Gruppe.
Die Fahrer/innen von B2 bleiben zu 60% in ihrer Gruppe und steigen zu 10% nach B 1
auf.
Die Fahrer/innen von B3 verbleiben zur Hälfte in B3 und steigen zu 20% nach B4 ab.
Die Fahrer/innen von B4 verbleiben zu 45% in ihrer Gruppe.
a) Untersuche die Entwicklung für die nächsten 1, 5 und 20 Jahre, wenn von folgender
Startverteilung ausgegangen wird:
B1 : 17000
B2: 39000
B3: 35000
B4: 19000
Bewerte die Relevanz deiner Berechnung.
b) Berechne die stationäre Verteilung.
c) In der Versicherung wird ein neues Verfahren diskutiert. Die Einstufung soll nicht
mehr halbjährlich, sondern jährlich durchgeführt werden. Dabei soll es jedoch auch
möglich sein, eine Klasse zu überspringen. Man schätzt, dass jeweils 10% eine
Klasse nach oben bzw. nach unten überspringen werden. Der Anteil, der in der
Gruppe verbleibt wird dabei nicht verändert.
Berechne auch hier die Entwicklung für die nächsten 1, 5 und 20 Jahre und
vergleiche mit den Ergebnissen aus a)
d) Die Statistiken sollen überprüft werden. Erläutere die Vorgehensweise zur
Bestätigung / Verwerfung der Übergangswahrscheinlichkeit von p=0.3 von B 1 nach
B2 bei 17000 Versicherten in B1.
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Hinweise und Lösungen zu Vorschlag 2 Aufgabe 1
Diese Aufgabe umfasst Teilgebiete der Analysis.
wichtige Teilbereiche sind: Funktionsbestimmungen – Berechnung einer Splinefunktion
Die Aufgabe erfordert vor allem im Aufgabenteil d) ein größeres Überblickswissen.
Lösungen zu a)
Ein Polynom, dessen Graph durch die 5 Fixpunkte gehen soll muss den Grad
mindestens 4 haben. Als Fixpunkte sind A(7.7/3.8) B(15.3/7.2) C(21/12.4) D(24.3/22)
und E(28.4/23.2) auszumessen.
Das dazugehörige Polynom vom Grade 4 heißt:
f ( x)  0.002666 x 4  0.193348x3  4.912721x 2  51.92683x  183.659131
mit dem Graph: (die Quadrate sind die Fixpunkte)
Lösung zu b)
Die Splinefunktion ist eine zusammengesetzte Funktion dritten Grades, die zwischen
den Fixpunkten stückweise definiert ist und folgende Eigenschaften hat:
1. an den Übergangsstellen sind die Funktionswerte gleich.
2. an den Übergangsstellen sind keine Knicke vorhanden (gleiche Steigung)
3. an den Übergangsstellen sind die Übergänge ruckfrei (gleiche Krümmung)
4. am Anfang und am Ende soll die Krümmung 0 sein.
Die Splinefunktion kann man mit einem Biegelineal vergleichen.
Lösung zu c)
Die Zeilen haben folgende Bedeutung:
Zeile 1: f1(7.7)=3.8
Der Graph der Splinefunktion verläuft durch (7.7/3.8).
Zeile 5: f3(21)=12.4
Der Graph der Splinefunktion verläuft durch (21/12.4).
Zeile 10: f2´(21)=f3´(21)
An der Stelle 21 gibt es keinen Knick.
Zeile 12: f1´´(15.3)=f2´´(15.3)
An der Stelle 15.3 ist der Übergang ruckfrei.
Zeile 15: f1´´(7.7)=0
Am Anfang ist die Krümmung 0.
Die Splinefunktion hat folgende Funktionsvorschrift
f1(x) = -0.001985x3+0.045859x2+0.208921x+0.378651 für 7.7<x<=15.3
f2(x)=0.029309x3-1.390548x2+22.185987x-111.704213 für 15.3<x<=21
f3(x)=-0.108772x3+7.308573x2-160.495593x+1167.066607 für 21<x<=24.3
f4(x)=0.050482x3-4.301038x2+121.6179359x-1118.053165 für 24.3<x<=28.4
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Lösung zu d)
Der Graph der Splinefunktion:
Der Graph der Splinefunktion weicht zwischen der Unterführung Hammerstraße und
dem Albersloher Weg ( 1. bis 2. Fixpunkt) noch Norden hin ab und im Bereich zwischen
dem Albersloher Weg und der Wolbecker Straße.(2. bis 3. Fixpunkt) nach Südosten. Im
nördlichen Verlauf von der Wolbecker Straße bis zur Überführung Warendorfer Straße
(3. bis 4. Fixpunkt) führt er dagegen nordwestlich der Umgehungstrasse. Im letzten Teil
schneidet der Graph die tatsächliche Trassenführung.
Die Splinefunktion kann nicht mit der tatsächlichen Straßenführung übereinstimmen, da
bei dem vorgegebenen Koordinatensystem der bisherige Straßenverlauf im nördlichen
Bereich kein Graph einer Funktion sondern einer Relation darstellt.
Hinweise und Lösungen zu Vorschlag 2 Aufgabe 2
Die Aufgabe verbindet die Inhalte der Analysis mit denen der Linearen Algebra.
Spezielle Teilgebiete sind: Rechnen mit parametrisierten Kurven – Erzeugung einer
parallelen Kurve – Tangentenbestimmung – Normalenbestimmung –Bestimmung von
Extrempunkten – Berechnung von Ortskurven
Lösung zu a)
 t 
Funktion der unteren Kante ist f(x)= -0.009451x2+9.2 in parametrisierter Form 

 f (t ) 
mit t  [-31.2/31.2]
Berechnung der oberen Kante: Es wird zu jedem t  [-31.2/31.2] der „parallele
Kurvenpunkt“ konstruiert, indem man zu jedem t die Normale berechnet und darauf den
Abstand k abträgt.

  f ´(t ) 
n (t )  
Der Normalenvektor an der Stelle t:
 weist nach oben; ebenso der
 1 

1 
normierte Normalenvektor an der Stelle t : n0 (t )   n (t )
n (t )
Daraus folgt: die parallele obere Kante im Abstand k hat die Kurvengleichung:


 t 
p(k , t )  

k
*
n
0 (t )

 f (t ) 
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Für die obere Kante im Abstand 0.9 ergibt sich damit die Kurve :
207t

 
0.9t

t
t




2

2 13225t  37015056
t 2  2798.87





p(0.9, t ) 


27378
115t 2 46   47.6139
 0.009451t 2  9.2 

   2

2

 5 13225t  37015056 12168 5   t  2798.87
Lösung zu b)
Um die Kurvenpunkte der oberen Kante an den Nullstellen der unteren Kante
berechnen zu wollen, benötigt man die entsprechenden ersten Koordinaten der
parallelen Kurve. Die erste Koordinate wird gleich 31.2 gesetzt und nach t aufgelöst:
207t
 t  31.2
2 13225t 2  37015056
Dies liefert: t=30.74774785 und den y-Wert 1.042898059
Vergleicht man diese Werte mit dem Punkt der nach oben verschobenen Parabel,
(31.2/0.9) so ergibt sich eine Höhendifferenz von rund 0.143m.
Lösung zu c)
Die obere Begrenzungslinie entspricht der Funktionsgleichung f(t)= – 0.6t2+60.
Da hier die untere Begrenzungslinie gesucht wird, lautet nun die parallele


 t 
Kurvengleichung: p(k , t )  
 k * n0 (t )

 f (t ) 
und damit für das Beispiel
k
k *t

 

t
1.2t  
t



1.44t 2  1
t 2  0.694444




p(k , t ) 





k
0.83333
k
2
0.6t 2  60 
 0.6t  60 



2
t  0.694444 
1.44t 2  1  

Es kommt zu keinen Rückläufen der unteren Begrenzungslinie, wenn die erste
Koordinate nur steigt oder nur fällt. Berechnet werden muss die Extremstelle der ersten
Koordinate mit der Variablen t. Das notwendige Kriterium liefert:
2
3
t  0.885549 k  0.885549
Dementsprechend ergibt sich für k=0.83333... die größte Dicke, bei der es zu keinen
Rückläufen an der unteren Begrenzungslinie kommt.
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Lösung zu d)
Die Ortskurve der Spitzen wird bestimmt durch die Extremstellen der ersten
2
3
Koordinatenfunktion .Nach Teil c) führt dies zu t  0.885549 k  0.885549 Löst man
3
diese Gleichung nach k auf, so erhält man k  1.44(t 2  0.694444) 2
Damit ist die Evolute:


1.44t (t 2  0.69444)1.5
t


2
3
2

t  0.69444

   1.44t (t  6.9444 E  15)    1.44t
e (t ) =




 1.2(t 2  0.69444)1.5

1.8t 2  59.166667
1.8t 2  59.16667 
2



 0.6t  60 

t 2  0.69444


Hinweise und Lösungen zu Vorschlag 2 Aufgabe 3
Die Aufgabe verbindet die Inhalte der Linearen Algebra mit denen der Stochastik.
Wichtige Teilgebiete:
Markowkette mit Übergangsmatrix, stationärer Verteilung und Endzustand.
Binomialverteilung – zweiseitiger Hypothesentest – Konfidenzintervall
Lösungen zu a)
Die Übergangsmatrix mit Zeile von zu Spalte nach lautet:
B1
B2
B3
B4
B1
0.7
0.3
0
0
B2
0.1
0.6
0.3
0
B3
0
0.3
0.5
0.2
B4
0
0
0.55 0.45
Verteilung nach einem Jahr = 2 Halbjahren
2
0
.7 .3 0
.1 .6 .3 0 
 = 14960, 40035, 40078,14928  
17000,39000,35000,19000   * 

 0 .3 .5 .2  


 0 0 .55 .45
Verteilung nach 5 Jahren = 10 Halbjahren
10
0
.7 .3 0
.1 .6 .3 0 
  13676, 40815, 40721,14787  
17000,39000,35000,19000   * 


 0 .3 .5 .2 


 0 0 .55 .45
Verteilung nach 20 Jahren = 40 Halbjahre
40
0
.7 .3 0
.1 .6 .3 0 
  13596, 40787, 40787,14832  
17000,39000,35000,19000   * 


 0 .3 .5 .2 


 0 0 .55 .45
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Für 20 Jahre ist die Voraussetzung: immer gleiche Übergangswahrscheinlichkeit
sicherlich nicht gegeben. Die Berechnungen liefern für einige Jahre eine gute
Möglichkeit für Prognosen.



zu b) Die stationäre Verteilung a muss folgende Bedingung erfüllen: a  M  a , wobei M
die Übergangsmatrix ist. Dies führt zu einem Gleichungssystem, dessen
Lösung: .123596,.370787,.370787,.134831  lautet. Dies sind die entsprechenden
Anteile der stationären Ausgangsverteilung.
Da die Übergangsmatrix einen Endzustand besitzt, kann man diesen auch durch hohe
Exponenten direkt ermitteln. In den Spalten stehen dann die entsprechenden Anteile
der stationären Verteilung.
zu c)
.7 .2 .1 0 
.1 .6 .2 .1 

Die neue Übergangsmatrix hat folgende Gestalt: 
.1 .2 .5 .2 


 0 .1 .45 .45
Hiermit ergibt sich nach 1 Jahr:
.7 .2 .1 0 
.1 .6 .2 .1 
  19300,35700,35550,19450  
17000,39000,35000,19000   * 

.1 .2 .5 .2  


 0 .1 .45 .45
nach 5 Jahren
5
.7 .2 .1 0 
.1 .6 .2 .1 
   22244,33519,35193,19044  
17000,39000,35000,19000   * 


.1 .2 .5 .2 


 0 .1 .45 .45
und nach 20 Jahren:
20
.7 .2 .1 0 
.1 .6 .2 .1 
   22804,33536,34879,18781 
17000,39000,35000,19000   * 


.1 .2 .5 .2 


 0 .1 .45 .45
Der Vergleich zeigt, dass die Fahrer/innen mit mehreren Unfällen auch mehr bezahlen
müssen, während diejenigen mit wenigen Unfällen von der neuen Regelung profitieren
werden.
zu d)
zweiseitiger Hypothesentest:
Hypothese p=0.3 und n=17000    5100 und   59, 7495
Irrtumswahrscheinlichkeit z.B. 1% entspricht einer 2.58  -Umgebung um  .
Dann liegt der Annahmebereich bei [4946;5254] d.h. für ein Stichprobenergebnis von
kleiner als 4946 oder größer als 5254 wird man davon ausgehen, dass sich p verändert
hat. Entsprechende Intervalle für 2% Irrtumswahrscheinlichkeit [4961;5239] und für 5%:
[4983;5217]
Anzahl für n ist groß genug (ohne Berechnung).
D:\68626121.doc
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