Universität Leipzig SS 2002 Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie Institut für Allgemeine Psychologie Experimentalpsychologisches Praktikum der Studenten: Tina Mackrodt, Stefanie Gottwald, Katharina Thomas, Corinna Singer und Jeannine Stiller unter Leitung von: Sabine Grimm (cand. psych.) und Dr. Raul Kompass Gliederung 1. Theoretischer Hintergrund 2. Das Wahrnehmungsphänomen Double-Flash 3. Hypothese 3.1 Vorexperiment 3.2 Hauptexperiment 4. Experimentelles Design 4.1 Voruntersuchung 4.2 Hauptuntersuchung 5. Versuchsaufbau 6. Durchführung 7. Ergebnisse 8. Diskussion 9. Literatur 1. Theoretischer Hintergrund - Motivation Schon seit vielen Jahrzehnten beschäftigen sich Psychologen und Forscher anderer humanwissenschaftlicher Disziplinen mit der Erforschung und Analyse neuronaler Prozesse während der Informationsaufnahme und -Verarbeitung, besonders im Bereich der Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Hier hat sich in den letzten Jahren die Annahme durchgesetzt, dass Wahrnehmungsprozesse sowohl vom Konkreten zum Abstrakten, also „bottom-up“, als auch umgekehrt vom Abstrakten zum Konkreten, demnach „top-down“, ablaufen (z.B. Neisser, 1976; MacKay, 1963)[1]. Weiterhin geht man nun auch davon aus, dass die Informationsaufnahme und Weiterleitung sowie Verarbeitung nicht nur in die eine oder andere Richtung zu einem Zeitpunkt abläuft, sondern dass sie rekurrent, also in Form schleifenartiger Aktivitätsketten geschieht. So gelangen z.B. die in den Augen eintreffenden optischen Signale über die Sehbahn in die primären visuellen Areale des Cortex, von da in die sekundären und letztlich in die höheren Areale des frontalen / temporalen Cortex, werden also bottom-up verarbeitet. Nicht erst nach Vollendung sondern schon während der Aufwärtsbearbeitung werden top-down-Prozesse gestartet, deren Funktion die Rückkontrolle der eingehenden Informationen auf Passung mit den abstrakten Wahrnehmungsinhalten ist. Dadurch gelangen die Informationen noch während der Bearbeitung bottom-up durch top-down-Prozesse wieder zurück, z.B. in den corpus geniculatum laterale, wo eine Beeinflussung durch eventuelle andere gleichzeitig erfolgende (z.B. haptile oder akustische) Reize möglich ist (z.B. König & Luksch, 1998; LaBerge, 1997)[1]. Talis Bachmann entwickelte 1984 ein Modell der visuellen (Rückwärts-)Maskierung, bei welchem für die aufeinanderfolgende Darbietung eines Ziel- und Maskierungsreizes bei SOAs von ca. 30 bis 80 ms der Maskierreiz erkannt, jedoch der Zielreiz überhaupt erst nicht gesehen wird. Dies beruht nach Bachmann auf der Interaktion eines spezifischen und eines unspezifischen visuellen Systems, wobei das unspezifische für eine ausreichende Grunderregung einer bewußten Wahrnehmung sorgt, während das spezifische für die Verarbeitung konkreter Wahrnehmungsinhalte verantwortlich ist. Für den Maskierungseffekt sieht Bachmann die Latenzzeitunterschiede bei der Verrechnung beider Pfade als Ursache an. Er erklärt das Phänomen, dass gerade in dieser Differenzperiode bevorzugt eine Rückwärts-Maskierung auftritt, damit, dass der zuerst gezeigte Zielreiz zeitlich verzögerte bewusstseinsgenerierende unspezifische Aktivitäten hervorruft, welche mit der Aktivität des Maskierungsreizes im visuellen Cortex zusammentreffen. Dadurch würden die Versuchspersonen nur den Maskierungsreiz bewusst wahrnehmen, was Bachmann als „Perzeptuelles Retuschieren“ bezeichnet ( T. Bachmann, 1984) [2]. Zu dieser Thematik führten auch Macknick und Livingstone eine Untersuchung durch. Nach ihnen kann ein Reiz im primären visuellen Areal des Cortex potentiell zwei verschiedene Arten von Aktivitäten auslösen, wobei beide Responses zur bewußten Wahrnehmung notwendig sind. Die zweite Response, die After-discharge, welche der Onset-response nach ca. 90 bis 120 ms folgt, kann durch einen Rückwärtsmaskierreiz unterdrückt werden (S. L. Macknick und M. S. Livingstone, 1989) [3]. Im Sinne Bachmanns entspricht die zweite Response einer durch das unspezifische System gesteuerten Rekurrenz der Aktivität des spezifischen Systems. Diese Resultate legen nahe, dass die Informationsverarbeitung innerhalb spezieller und präziser Zeiten abläuft. Ein anderes Phänomen ist der Double-Flash-Effekt, bei welchem ein einzelnes kurzes Aufleuchten eines Lichtblitzes unter einer bestimmten Raumhelligkeit, bei peripherer Darbietung oder eventuell gleichzeitig akustisch präsentierten kurzen Tönen zur Wahrnehmung zweier Lichtblitze führt (Springer et al., 1975 [5]; Shams et al. [6] , 2000; Bowen, 1988 [7]). Für den Double-Flash Effekt bei peripherer Darbietung unter mesopischer Beleuchtung bestimmten Springer et al. einen Abstand der beiden empfundenen Lichtblitze von ca. 104 ms. Das Double-Flash Phänomen ist grundlegende Basis für unsere Untersuchung. Der genaue zeitliche Verlauf der neuronalen Aktivität hat außer beim Doppeltsehen oder Nichterkennen gegebener Stimuli (Bachmann, 1984) [2] auch bei anderen Reizmustern Einfluss auf die Wahrnehmung. So wird beim Phänomen des Scheinbewegungssehens bei Darbietung zweier zeitlich und räumlich versetzter kurzer Lichtblitze bei einem Interstimulusintervall oberhalb eines kritischen Zeitwertes von ca. 110 ms eine scheinbare, dennoch physikalisch nicht wirklich vorhandene Bewegung eines Lichtpunktes wahrgenommen (Wertheimer, 1912; Neuhaus, 1930) [4]. Ausgehend von verschiedenartigen psychologischen Befunden entwickelte Geissler ein Taxonomisches Quantenmodell (Geissler et al. 1999) [4] welches besagt, dass ein System ganz bestimmter Verarbeitungszeiten im Hirn existiert. Der in den o.g. Untersuchungen aufgetretene kritischen Zeitwert von ca. 110 ms lässt sich in dieses System einordnen. Als Erklärungsansatz für das TQM schlug Kompass (2001) [4] die Interaktion von Synfire Chains mit oszillatorischer Aktivität in neuronalen Merkmalskarten vor. Rekurrente Informationsverarbeitung entspricht neuronalen Oszillationen, bei welchen wir annehmen, dass sie in bestimmten Intervallen von wenigen Millisekunden ablaufen. Kontrolliert und zeitlich gesteuert werden diese Prozesse vermutlich über den Thalamus. Eine andere, für unser Experiment bedeutsame Annahme, geht davon aus, das der Thalamus nicht nur die zeitliche Synchronisation der Erregung der Neurone kontrolliert, sondern gleichfalls eine grundlegende Funktion bei der Steuerung der Hirnrhythmen übernimmt (Birbaumer/Schmidt, 1999)[8]. So kontrolliert der Thalamus auch die „Leerlaufaktivität“ des Gehirns, die Alpha-Perioden der Hirnströme. Dabei nehmen wir an, das die Alpha-Ruhespindeln gleichen zeitlichen Bedingungen unterliegen wie die Wahrnehmungsschwelle beim Double-Flash-Phänomen, welche die Unterschiedsschwelle zwischen Erkennen zwei einzelner Blitze oder Flickern des Lichts darstellt. 2. Das Wahrnehmungsphänomen Double – Flash Wird einer Versuchsperson ein Lichtblitz dargeboten, so kann es unter bestimmten äußeren Bedingungen dazukommen, dass sie meint, zwei aufeinanderfolgende Lichtblitze oder ein mehrfach flackerndes Licht gesehen zu haben. Dieses Phänomen ist schon länger bekannt und wird im Allgemeinen als Double-Flash-Effekt bezeichnet. Als erstes näher untersucht wurde es von Springer, Deutsch und Stanley 1975, wobei sie sich auf die einfachste Variante des Phänomens beschänkten. Sie boten den Versuchspersonen nur einen Flash dar ohne weitere zusätzliche Stimuli zu präsentieren. Dabei gingen sie der Frage nach, welche äußeren Bedingungen den Effekt ermöglichen würden, und untersuchten den Einfluß von Raumhelligkeit, Stimulusgröße, Sehwinkel und der zeitlichen Dauer des Lichtblitzes auf den empfundenen Abstand der Illusionen. Dabei stellten sie fest, dass das Phänomen kontinuierlich unter mesophischen Bedingungen (ca. 0,5 cd/m 2) bei weißer oder grüner Beleuchtung und bei einem peripheren Sehwinkel von 13° bis 55° auftritt. Als mittlere Latenzzeit zwischen dem physikalisch reellen Lichtblitz und der Illusion ermittelten sie eine Periode von ca. 104 ms. Bei einer Raumhelligkeit über 1,0 cd/m 2 oder unterhalb von 0,5 cd/m2, also unter photopischen oder skotopischen Beleuchtungsverhältnissen war der Effekt nicht vorhanden, ebenso nicht bei direkter Fixation der Lichtblitze. Die Forscher erklären sich das Phänomen aus verschiedenen Verarbeitungszeiten der Informationen durch Zapfen und Stäbchen der Retina des Auges. Der Double-Flash-Effekt sollte ihnen zufolge nur dann auftreten, wenn Stäbchen und Zapfen gleichzeitig aktiv sind, niemals wenn nur eine von beiden Rezeptortypen arbeitet. Ebenfalls wird eine Abhängigkeit des Effekts von der Stärke der Erregung der Stäbchen vermutet (Robert M. Springer, J. Anthony Deutsch, Gordon Stanley; 1975) [5]. Unabhängig von den Ergebnissen Springers, Deutsch und Stanley untersuchten Shams et al. 2000 eine andere Variante des Double-Flash-Effekts. Sie gingen davon aus, das auditive Informationen einen enormen Einfluss auf die Wahrnehmung eindeutiger visueller Reize haben können. Versuchspersonen wurden vor einem schwarzen Hintergrund Lichtblitze verschiedener Größe, Dauer und Anzahl (einer bis vier) im Abstand von 50 ms je Durchgang dargeboten. Gleichzeitig wurden eine variable Anzahl von kurzen Tönen, sogenannten Beeps, in einem Intervall von 57 ms präsentiert. Die Aufgabe der Probanden war nun, zu entscheiden, wie viele Blitze sie je Durchgang gesehen hätten. Erstaunlicherweise gaben die Versuchspersonen an, mehrere Blitze gesehen zu haben, wann immer ein Blitz präsentiert worden war, welcher von einer Reihe Beeps begleitet wurde. Dieser Effekt zeigte sich sowohl bei „naiven“ Probanden als auch bei Personen, die über die Hintergründe des Untersuchungsgegenstandes informiert waren. Das Phänomen wurde eindeutig als eine Wahrnehmungstäuschung bzw. Illusion belegt und beruht nicht auf kognitiven Vorurteilen oder dem Schwierigkeitsgrad der Aufgabe. Die Forscher wiesen nach, dass der Effekt solange auftritt, wie Blitz und Beep ca. 100 ms auseinander liegen. Diese Zeiten entsprechen den Integrationszeiten polysensorischer Neuronen im Gehirn. Weiterhin ergab sich, dass der Effekt sehr robust gegenüber Variationen der externen Bedingungen ist, wie z.B. des Sehwinkels, der zeitlichen Dauer von Ton und Blitz oder auch des Abstandes zwischen beiden. Aufgrund der Stabilität und Einfachheit des Phänomens gehen die Wissenschaftler davon aus, dass er ein grundlegendes und weit greifendes Verarbeitungsprinzip der Neuronen im Gehirn widerspiegelt (Ladan Shams, Yukiyasu Kamitani, Shinsuke Shimojo, 2000)[6]. Auch R.W. Bowens untersuchte eine Variation des Wahrnehmungsphänomens Double-Flash. Den Probanden wurden zwei Lichtblitze mit hoher Intensität im Abstand von 10 bis 190 ms dargeboten. Wiederum mußten die Probanden einschätzen, wie viele Lichtblitze sie gesehen hätten. Für ISI’s bis 50ms gaben die Versuchspersonen an, einen Blitz gesehen zu haben, für ISI’s zwischen 90 und 130ms sahen sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit drei Blitze. Andernfalls berichteten sie zum größten Teil zwei Blitze wahrgenommen zu haben. Der Wissenschaftler schlußfolgert aus den Ergebnissen, dass die zugrunde liegende Impulsantwort multiphasisch sein muss und sich aus verschiedenen exzitatorischen und inhibitorischen Abschnitten zusammensetzt (Richard W. Bowen, 1989)[7]. Ähnlich wie bei Bowen ist unsere Versuchsanordnung strukturiert. So wurden den Versuchspersonen zwei aufeinanderfolgende Lichtblitze unter mesophischen Bedingungen dargeboten, wobei die Flashes peripher mittels Fixationspunkt oberhalb der Lichtquelle fixiert werden sollten. In einer Bedingung wurden gleichzeitig zwei Töne (Beeps) dargeboten, in einer anderen wurden keine zusätzlichen akustischen Signale präsentiert. Die Abstände zwischen den Lichtblitzen wurden variiert und im gleichen Verhältnis veränderten sich ebenfalls die Zeitintervalle zwischen den Beeps der ersten Versuchsbedingung (Siehe Versuchsaufbau). Zielsetzung unserer Untersuchung ist die Messung einer Unterschiedsschwelle der Wahrnehmung zwischen zwei gesehenen Blitzen oder einem Flickern (drei oder mehr Blitze) in Abhängigkeit der ISI’s zwischen den präsentierten Flashes. Wir gehen davon aus, das eine abgeschlossene rekurrente Verarbeitung der visuellen Informationen perzeptuelles Retuschieren beinhaltet. Sie ist Vorraussetzung dafür, dass die elementaren Informationen des ersten Flashes zusammengefasst und vollständig verarbeitet werden können und somit zwei zeitlich voneinander getrennte Lichtblitze wahrgenommen werden. Folgen die Blitze zu schnell aufeinander, nehmen wir an, dass eine vollständige rekurrente Verarbeitung nicht möglich ist. Die Informationen des ersten und zweiten Flashes überlagern sich und können nicht mehr separiert und den Einzelereignissen zugeschrieben werden. Es kommt zur Wahrnehmung von drei Blitzen oder mehr (Flimmern). 3. Hypothesen 3.1 Vorexperiment Aufbauend auf den Untersuchungen von Springer et al.[5], die mesophische Beleuchtungsbedingungen für den Double-Flash postulierten, Shams et al.[6], deren Ausführungen belegen, dass Töne die visuelle Wahrnehmung befördern, und R. W. Bowen [7], welche besagt, dass zwei Blitze unter bestimmten Voraussetzungen als drei gesehen werden können, strukturierten wir eine erste Anordnung von Versuchen zum Double-Flash-Phänomen. Wenn Töne zusätzlich zu den Blitzen einen Einfluß auf die Wahrnehmung haben, so könnte es dennoch Unterschiede in ihrer Wirkung geben, welche von der Variation des zeitlichen Abstandes zwischen beiden Stimuli abhängig sein könnten. Um dies zu überprüfen entwarfen wir vier Versionen (A, B, C, D) (Siehe Versuchsplan). Hypothese 1: Es gibt signifikante Unterschiede in der Schwellenfunktion der Wahrnehmung von zwei oder drei Blitzen bzw. Flickern, für insgesamt alle Versuchspersonen bezüglich der vier Versionen des Double-Flash. 3.2 Hauptexperiment Auch für unser Hauptexperiment zur Erforschung der Double-Flash-Schwelle übernahmen wir die Konzepte der Voruntersuchung. Jedoch unterscheiden wir nur noch unter zwei Bedingungsvariationen, nämlich einer Version A mit zusätzlicher Präsentation von zwei Tönen, und einer Version 0 ohne weiterer Darbietung akustischer Stimuli. Wir nehmen an, dass es Effekte bezüglich der Schwellenfunktion der Wahrnehmung von zwei Lichtblitzen zu drei oder Flickern hinsichtlich der Bedingungsvariation gibt. Hypothese 2: Es gibt signifikante Unterschiede der Schwellenfunktion jeder Versuchsperson bezogen auf die Bedingungsvariation Version A und Version 0. Außerdem gehen wir davon aus, dass dem Double-Flash-Phänomen eine rekurrente Informationsverarbeitung zugrunde liegt, welche den Perzeptuellen Retouch als Verarbeitungsschritt beinhaltet. Des Weiteren nehmen wir an, dass Rekurrenz in präzisen zeitlichen Intervallen verläuft und durch den Thalamus koordiniert wird. Dieser ist ebenfalls verantwortlich für die zeitliche Steuerung der Hirnaktivität, und damit auch für die der Ruheaktivität (Alpha – Ruhespindeln). Daher vermuten wir einen Zusammenhang zwischen der Alpha-Ruhe-Aktivität des Gehirns und der Verarbeitungszeit visueller Stimuli, gemessen an den Schwellenfunktionen des Double-Flash-Effektes. Sowohl die spezifischen Gehirnaktivitäten, wie auch die speziellen Werte der Wahrnehmungsschwelle jedes Individuums sollten sich hierbei interindividuell unterscheiden. Hypothese 3: Die Unterschiedsschwelle der Wahrnehmung zweier Lichtblitze oder Flickern des Lichts beim Double-Flash-Phänomen korreliert mit den doppelten Alpha-Perioden, das heißt, im Verhältnis 1 : 2. 4. Experimentelles Design Das Experiment setzt sich aus einer Untersuchung auf Basis des Double-FlashEffektes und einem Ruhe-EEG zusammen. Zu unserem Experiment gab es eine Voruntersuchung, in welcher wir überprüft haben, ob verschiedene Varianten des Zusammenspiels von Flash und Beep einen signifikanten Einfluß auf die Abhängigkeit der Wahrnehmung (zweier oder mehrerer Flashes) von der kritischen Zeitdauer t haben. 4.1 Voruntersuchung Auf den Untersuchungen in der theoretischen Abhandlung aufbauend, wird in unserem Experiment der Abstand von zwei Lichtblitzen variiert, um herauszufinden, ob zwei Blitze wahrgenommen werden können oder nicht. Demnach enthält die Voruntersuchung bezüglich des Double-Flash-Effektes als Basiselemente zwei Lichtreize und außerdem zwei auditive Stimuli (Beeps) in verschiedenen Designs. In vier Versionen wurde die Anordnung der Töne systematisch variiert, da vermutet wird, dass der Einfluß der kritischen Dauer t in Abhängigkeit von den Beeps größer ist und man sich dadurch eine genauere Messung erhofft. In allen Versionen bleibt der Abstand von 2t zwischen ersten und zweiten visuellen Reiz gleich. Ein illusorische Flash wird bei der Hälfte, also bei 1t, vermutet. Das bedeutet, dass sich die vier Versionen nur durch die zeitlich variierte Darbietung der akustischen Stimuli unterscheiden. Symbole: ...Beep ...Flash In der ersten Version, mit A bezeichnet, werden die Beeps einmal t/2 vor und einmal t/2 nach der Präsentation des ersten Flashes dargeboten, bildlich verdeutlicht in Graphik 1. Graphik 1: t/2 t/2 1t 2t Version B, unser zweites Programm, zeigt den ersten Beep zeitgleich mit dem ersten visuellen Reiz. Der zweite akustische Reiz erfolgt, nachdem t/2 vergangen ist. Graphik 2: t/2 2t In der dritten Variante, Bedingung C, kommt der erste Beep zeitgleich mit dem ersten Flash gefolgt vom zweiten akustischen Reiz nach einer Zeit von 1t an der Stelle, wo auch der Double-Flash-Effekt zum Tragen kommen soll, dargestellt in der dritten Graphik.. Graphik 3: 1t 2t In Version D, der vierten Variation des Versuchsaufbaus, werden die Beeps jeweils t/4 vor und nach dem ersten Flash präsentiert. Graphisch dargestellt entsteht die folgende Struktur. Graphik 4: t/4 1t 2t 4.2 Hauptuntersuchung Da sich andeutete, dass die vier Varianten des Zusammenspiels von Flash und Beep keinen signifikanten Einfluß auf die Abhängigkeit der Wahrnehmung (zweier oder mehrerer Flashes) von der kritischen Zeitdauer t haben, wurde im zweiten Teil der Untersuchung auf die Varianten B, C und D verzichtet und eine neue ohne Ton hinzugefügt. Demnach wird die Wahrnehmung der Lichtblitze bei Variante A und einer neuen Version 0 untersucht. In der hinzugekommenen Bedingungsvariation wurde zwar kein akustischer Reiz präsentiert, dennoch liegen die Lichtblitze genau wie bei den oben beschrieben Darbietungen 2t auseinander, wobei bei 1t der illusorische Flash vermutet wird. Graphik 5: 1t 2t 5. Versuchsaufbau Sowohl die Voruntersuchung als auch das eigentliche Experiment bestehen aus 2 Sitzungen, in der jede der vier bzw. zwei beschriebenen Versionen jeweils einmal durchgeführt werden mußten. Um die interne Validität zu verbessern bzw. um unbekannte Einflüsse auszumitteln damit es nicht zu Auswahlverzerrungen kommt, wurde die Reihenfolge der Versionen im Vorversuch randomisiert, so dass jede Versuchsperson die vier Testreihen in einer anderen Abfolge aufrufen mußte. Jede Version beinhaltete 70 Reizdarbietungen, welche sich aus zehn Wiederholungen von sieben Reizen in zufälliger Reihenfolge ergaben, wobei sich die Reize dadurch definierten, dass es sieben Möglichkeiten bezüglich des Zeitunterschiedes 1t gab, welcher in Zehnerschritten zwischen 80 ms und 140 ms variierte. Dies entspricht der Bedingungsvariation und somit der unabhängigen Variablen. Demnach mußte innerhalb jedes Durchganges 70 mal beurteilt werden, ob zwei oder mehr Blitze wahrgenommen wurden, was durch einen Tastendruck zum Ausdruck gebracht werden konnte. Diese Beurteilung ist die abhängige Variable, welche hier ein dichotomes Merkmal repräsentiert. Demnach gab es in der ersten Variante 560 mal mindestens 2 Reizdarbietungen, welche ein Urteil erforderten und in der zweiten 280 mal mindestens zwei Reizdarbietungen. In beiden Versuchen war die Leuchtdichte des Hintergrunds 0,02 cd/m 2, realisiert durch eine kleine Lampe ( Vorversuch: ca. 1,4 lux, Experiment: ca. 1,2 lux) und die Flash-Box, 4cm x 8cm groß, bot Flashes dar mit einer Leuchtdichte von 6,2 cd/m 2. Ein rote Punkt, welcher beim Vorversuch über der Flash-Box und im Experiment 2“ nach unten und 2“ nach links verschoben in ca. 2 m Entfernung zum Urteilenden hängt, dient als Fixationspunkt. Es war jedoch auch eine direkte Fixation möglich, was über beide Sitzungen beibehalten und im Versuchspersonencode festgehalten wurde, unter welchem auch die entstandenen Daten bei den Versuchsdurchläufen, getrennt nach erster und zweiter Sitzung gespeichert wurden. Das Spontan-EEG, der zweite Teil unseres Experimentes, wurde mit Silber- bzw. Silberchloridelektroden gemessen. Von 8 Positionen auf der Kopfhaut wurden die Informationen im erweiterten 10-20 System abgeleitet. Die für uns relevanten Informationen lieferte die Differenz von O1 und von O2 jeweils bezüglich der Referenzelektrode Nase. 6. Durchführung Der Versuch wurde im Experimentalpraktikum, 4. Fachsemester, im SS 2002 unter Leitung von Dr. R. Kompass und Sabine Grimm an der Universität Leipzig durchgeführt. Es nahmen 11 Studenten der Universität Leipzig, 9 weiblich und 2 männlich an der Untersuchung teil. Fünf Versuchspersonen ( eine männliche und vier weibliche) haben sowohl den Vorversuch als auch das Experiment absolviert. Die anderen wurden aufgefordert, nur am eigentlichen Experiment teilzunehmen. Von den 11 Probanden haben nur neun Personen sowohl an der Messung des SpontanEEGs als auch an der Schwellenbestimmung mittels Double-Flash teilgenommen. Von diesen mußten nochmals 3 Personen zur Berechnung der Korrelation ausgesondert werden, da ihre Schwellenfunktionen Unregelmäßigkeiten aufwiesen. Jeder Proband absolvierte zwei Sitzungen, welche jeweils ca. 45 Minuten dauerte, wobei in der Voruntersuchung jede der vier Versionen jeweils einmal und mit Kopfhörer durchgeführt werden sollte und im Experiment insgesamt zweimal Version a (mit Kopfhörer) und zweimal Version 0. Zwischen den Versionen konnte jeweils eine kurze Pause gemacht werden. Die Versuchsperson saß in ca. 2 m Abstand zur Flash-Box bzw. zum Fixationspunkt und konnte die Beine hoch legen. Die Tastatur lag während des Versuchs auf ihrem Schoß. Ein rote Punkt, welcher über der Flash-Box hängt, dient als Fixationspunkt. Es war jedoch auch eine direkte Fixation möglich, was schriftlich festgehalten und über beide Sitzungen beibehalten wurde. Innerhalb jeder Version mußte beurteilt werden, ob zwei oder mehr Blitze wahrgenommen wurden, was durch einen Tastendruck realisiert wurde. Die Zahl 1 mußte für „2 Flashes“ und die 3 für „mehrere Flashes“ gedrückt werden. Mit Leertastendruck wurde das Programm gestartet und wenn der Proband mit Leertaste anstelle von 1 oder 3 antwortete, wurde dieselbe Reizdarbietung nochmals wiederholt. Erst wenn man sich eine Bedingung zweimal angeschaut hat, konnte man ein Urteil abgeben, durch Drücken der Leertaste war es aber auch möglich, sich den Reiz mehrere Male darbieten zu lassen, bis man in seiner Entscheidung, ob es zwei oder mehr visuelle Reize waren, sicher war, wobei unter „mehr Flashes“ verstanden wird, dass deutlich 3 oder 4 Blitze oder ein mehrfaches rhythmisches Aufblinken wahrgenommen werden konnten. Mit der Taste q konnte das Programm im Notfall abgebrochen werden. Der zweite Teil des Experimentes, das Spontan-EEG, wurde von der Experimentalgruppe unter Leitung von Dr. Jacobsen innerhalb ihres Versuches aufgezeichnet. Den Versuchspersonen wurde in diesem Rahmen eine Haube mit 25 Elektroden aufgesetzt. Für die von uns benötigten Informationen sollten die Versuchspersonen 10 Minuten in einem ruhigen und entspannte Zustand mit geschlossenen Augen verharren, da das Spontan-EEG ein Ruhe-EEG darstellt. 7. Ergebnisse 7.1 Zur Auswertung der Daten aus dem Flash-Experiment Die Urteile wurden für jede Versuchsperson nichtlinear an die logistische 1 Schwellenfunktion p 2 Blitze x C angepasst. Dabei gingen folgende Parameter 1 e S ein: C...Schwelle; S...Sigma Die Modellformel der logistischen Funktion wird in dieser Form im allgemeinen bei psychometrischen Funktionen verwendet. Sie variiert die Parameter C und S so lange bis diese optimal eingestellt sind. Der Parameter x entspricht hier SOA/2. (Nonlinear Regression in SPSS: Dependent: result; Modell Expression: 1/(1+EXP(-(X-C)/S)) Parameters: C(110) S(10); Loss Function: (result>0.5)*(-LN(PRED_))+(result<0.5)*(-LN(1-PRED_)) Bootstrap „Loss Function“ minimiert bei der Anpassung der Kurve an die Daten den Stress. „Bootstrap“ passt die Kurve mit Zufallsdaten an.) Hypothese 1 - Einfluß der Version 1,2 1,0 ,8 95 % CI Re sul t Version ,6 A ,4 B ,2 C 0,0 -,2 Abbildung 6 zeigt die angepaßten Schwellenfunktionen für die vier Varianten des Vorversuchs (siehe 4. Experimentelles Design). Die x-Achse beschreibt die SOA, den halben Blitzabstand. Die y-Achse zeigt die Häufigkeit der Urteile, wobei 1 „zwei Blitze“ und 0 „drei Blitze bzw. Flimmern“ gesehen bedeutet. D 80 90 100 110 120 130 140 SOA_b(Tx) Abbildung 6: Einfluß der Version auf die Schwellenfunktion Es lassen sich keine deskriptiven Unterschiede zwischen den vier Versionen feststellen. Auch die inferenzstatistische Prüfung durch eine univariate Varianzanalyse ergab mit einem Konfidenzniveau von p = ,34 > ,05 keine signifikanten Hauptwirkungen der Versionen A,B,C,D. Tests der Zwischensubjekteffekte Abhängige Variable: RESULT Quelle Korrigiertes Modell Konstanter Term VERSION Fehler Gesamt Korrigierte Gesamtvariation Quadratsum me vom Typ III ,837a 1053,023 ,837 959,652 2013,000 df 3 1 3 3846 3850 960,489 Mittel der Quadrate ,279 1053,023 ,279 ,250 F 1,118 4220,205 1,118 Signifikanz ,340 ,000 ,340 3849 a. R-Quadrat = ,001 (korrigiertes R-Quadrat = ,000) Tabelle 1: Interaktion zwischen den Versionen A, B, C, D Damit ist gezeigt, dass in diesem Experiment die Variation der Pieptöne vor und nach der Präsentation von Blitzen keinerlei Einfluß hat. Einfluß der Sitzungswiederholung Wahrsc heinlichkeit (3Blitz e; 95% CI ) 1,2 Tests der Zwischensubjekteffekte Abhängige Variable: RESULT 1,0 Quelle Korrigiertes Modell Konstanter Term SITZUNG Fehler Gesamt Korrigierte Gesamtvariation ,8 ,6 ,4 Sitzung ,2 1 0,0 -,2 Quadratsum me vom Typ III ,329a 1052,840 ,329 960,159 2013,000 960,489 df 1 1 1 3848 3850 Mittel der Quadrate ,329 1052,840 ,329 ,250 F 1,320 4219,435 1,320 Signifikanz ,251 ,000 ,251 3849 a. R-Quadrat = ,000 (korrigiertes R-Quadrat = ,000) 2 80 90 100 110 120 130 140 SOA_b(tx) Tabelle 2: Interaktion zwischen Sitzung 1 und 2 Abbildung 7: Schwellenfunktionen für Sitzung 1 und 2 Die Varianzanalyse zeigt weiterhin keine signifikanten Schwellenunterschiede zwischen Sitzung und Sitzungswiederholung mit p=,251>,05. Damit kann ein eventueller Lerneffekt ausgeschlossen werden. Die Schwellen der Versuchspersonen variieren nicht signifikant zwischen Sitzung 1 und Sitzung 2. Zur Hauptuntersuchung Datenselektion: Wahrscheinlichkeit (3 Blitze; 95% CI) Vpn: 8 In die Datenauswertung gingen die Daten von 3 der 9 Probanden nicht mit ein, aufgrund unregulärer Schwellenfunktion. Warum der Verlauf so untypisch ist, konnte nicht explizit geklärt werden. Einige Vermutungen werden im Punkt 8. Diskussion näher erörtert. 1,0 ,8 ,6 ,4 V ERSION ,2 0 0,0 a 80 90 100 110 120 130 SOA Abbildung 8: Beispiel für einen untypischen Verlauf einer Schwellenfunktion 140 Hypothese 2 Tests der Zwischensubjekteffekte Abhängige Variable: RESULT Quelle Korrigiertes Modell Konstanter Term VERSION SOA VP VERSION * SOA VERSION * VP SOA * VP VERSION * SOA * VP Fehler Gesamt Korrigierte Gesamtvariation Quadratsum me vom Typ III 223,140a 212,860 5,952E-02 199,457 4,805 ,290 1,890 12,979 3,660 162,000 598,000 385,140 df 83 1 1 6 5 6 5 30 30 1596 1680 Mittel der Quadrate 2,688 212,860 5,952E-02 33,243 ,961 4,841E-02 ,378 ,433 ,122 ,102 Wahrsch. (3 Blitze; 95% CI) Um die Daten der Hauptuntersuchung auszuwerten, werden die Schwellen (CParameter) für die Versionen „A“ (mit Tönen) und „0“ (ohne Töne) berechnet. Sie lagen bei 99,93 ms für Version „A“ und 98,68 ms für Version „0“. Dieser geringfügige Mittelwertunterschied wurde mittels Varianzanalyse auf Signifikanz überprüft. Dabei interessierte die Varianzaufklärung der Unabhängigen Variablen: SOA, Version und Vpn. F 26,486 2097,060 ,586 327,504 9,467 ,477 3,725 4,262 1,202 1,0 Signifikanz ,000 ,000 ,444 ,000 ,000 ,826 ,002 ,000 ,209 ,8 ,6 ,4 Variante ,2 0 1679 a. R-Quadrat = ,579 (korrigiertes R-Quadrat = ,557) a 0,0 80 Tabelle 3: Haupt- und Wechselwirkungen der Unabhängigen Variablen 90 100 110 120 130 140 SOA (ms) Abbildung 9: Schwellenfunktionen für die Varianten A und 0 Während die Hauptwirkungen „SOA“ (mit F=327,5; df=6; p=,00<,05) und „Vp“ (mit F=9,5; df=5; p=,00<,05) sich wie angenommen als signifikant erwiesen, war die Hauptwirkung der Variable „Version“ (F= ,586; df=1; p=,444>,05) nicht signifikant. Eine noch geringere Varianzaufklärung zeigt die Wechselwirkung aus den Variablen „SOA“ und „Version“ (mit F= ,477; df=6; p=,826>,05).1 Dies bedeutet bezüglich der Hypothese: Das Antwortverhalten der Versuchspersonen unterschied sich nicht zwischen den Versionen. Die Präsentation von Pieptönen hatte keinerlei Auswirkung auf die 2/3-Blitz-Schwelle. 7.2 Zur Auswertung der Daten aus dem EEG Um die Alpha Perioden zu ermitteln, wurde das EEG von den Occipitalelektroden O 1 und O2 aufgezeichnet. Als Referenzelektrode diente die Nasenelektrode. Die Daten wurden bandpassgefiltert zwischen 7 und 15 Hertz und visuell ausgewertet. Je Versuchsperson wurden 50 typische Spindeln ausgewertet. Dabei wurde die Periodenanzahl und die Spindeldauer ermittelt, wobei Artefaktbereiche ausgelassen wurden. Die mittlere Periodenanzahl betrug 5, wobei die Spindeln zwischen 2 und 13 Perioden variierten. Aus den Daten wurde für jede Versuchsperson die mittlere Periodendauer berechnet. 1 Auf weitere signifikante Wechselwirkungen soll in dieser Untersuchung nicht weiter eingegangen werden. Tests der Zwischensubjekteffekte Abhängige Variable: ZEIT Quelle Korrigiertes Modell Konstanter Term NUMMER Fehler Gesamt Korrigierte Gesamtvariation Quadratsum me vom Typ III 1,244E-02a 4,264 1,244E-02 1,463E-02 4,291 df 8 1 8 441 450 2,708E-02 Mittel der Quadrate 1,555E-03 4,264 1,555E-03 3,318E-05 F 46,870 128484,1 46,870 Signifikanz ,000 ,000 ,000 449 a. R-Quadrat = ,460 (korrigiertes R-Quadrat = ,450) Tabelle 4: Varianzanalyse, Einfluß der Versuchsperson auf mittlere Periodendauer Alphaperiode (s) Eine Varianzanalyse bestätigte die Vermutung, dass sich die Versuchspersonen in ihrer Alphaperiode unterscheiden und zwar signifikant mit F=46,87; df= 8; p=,00<0,05. ,12 161 159 ,11 326 69 51 ,10 173 96 ,09 4 180 ,08 ,07 ,06 1 2 3 4 6 7 8 9 10 VP Abbildung 10: Boxplots der Alphaperioden der Versuchspersonen Hypothese 3 Korrelation zwischen dominanter Alpha-Periode und 2/3-Blitz-Schwelle Da sich die Versionen „A“ und „0“ nicht signifikant unterschieden, wurde eine gemeinsame Parameteranpassung berechnet. Gemäß der Hypothese wurde dann ein Korrelationsrechnung nach Kendall vollzogen um den Zusammenhang zwischen Korrel ationen Kendall-Tau-b Korrelationskoeffizient Sig. (2-seit ig) N ALPHA_MW Korrelationskoeffizient Sig. (2-seit ig) N GES_SW 1,000 , 6 -,333 ,348 6 ALPHA_MW -,333 ,348 6 1,000 , 6 Tabelle 4: Varianzanalyse, Einfluß der Versuchsperson auf mittlere Periodendauer dominanter Alpha-Periode und 2/3-Blitz-Schwelle zu klären. Die Korrelation nach Kendall zwischen der Schwelle der Versuchspersonen für „2vs.3 Blitze sehen“ und der mittleren Alphaperiode war =-0,333 mit p=,348>0,05 nicht signifikant. Dies spricht weder für noch gegen die Hypothese. Damit konnte kein Zusammenhang zwischen der Schwelle und der dominanten Alpha-Periode nachgewiesen werden. Auch im Streudiagramm (Abbildung 11) lässt sich kein Zusammenhang erkennen. 106 104 102 100 98 96 94 92 ,08 ,09 ,10 ,11 Mittlere Dominante EEG-ALPHA Periode (s) Abbildung 11: Streudiagramm von 2/3-Blitz-Schwelle und mittlerer dominanter Alphaperiode 8. Diskussion In unserer ersten Hypothese postulieren wir einen signifikanten Unterschied der Schwellenfunktionen bzgl. der vier Bedingungen des Versuchdesigns gemessen am Double-Flash. Diesen konnten wir anhand der Auswertung der Ergebnisse der Voruntersuchung nicht nachweisen. Ausgehend von der Annahme, dass rekurrente Informationsverarbeitung visueller Stimuli über bottom-up und top-down Prozesse verläuft, gehen wir davon aus, dass gleichzeitig eingehende akustische Zusatzinformationen die Rekurrenzschleifen der visuellen Reize indoktrinieren und somit die Wahrnehmung der visuellen Reize befördern können[1]. Auf Basis dieser Vermutung und der Untersuchung von Shams et. al.[6], versuchten wir durch die zeitliche Variation der Beeps in Version A bis D das beste Zusammenspiel von Flash und Beep zu finden, welches eine möglichst präzise Schwellenbestimmung erlauben könnte. Eine Varianzanalyse ergab jedoch keine signifikanten Unterschiede der vier Versionen. Dies könnte sich darin begründen, dass lediglich die Präsenz von Tönen für die Beförderung der Wahrnehmung relevant ist. Allerdings dürfen die Töne maximal 100 ms vor oder nach dem Flash dargeboten werden [6]. Innerhalb dieses Intervalls ist die zeitliche Variation der Beeps für die Beeinflussung der Wahrnehmung nicht ausschlaggebend. Daraus resultierte unsere zweite Hypothese, bei welcher wir eine Version mit und eine Version ohne Beeps vergleichen. Entgegen unserer Vermutung ergaben sich keine signifikanten Unterschiede, was sich wahrscheinlich auf die Zusammensetzung des Versuchsaufbaus zurückführen lässt. So haben wir von Springer et al. [5] die mesophischen Lichtverhältnisse übernommen, von Shams et al. [6] die zusätzliche Darbietung von akustischen Reizen und von Bowen [7] die Idee, zwei Blitze zu präsentieren. Demnach finden sich in unserem Design die bisher bekannten Bedingungen, die den Double-Flash unterstützen, vereint. Somit sind alle Voraussetzungen für die Variation der Wahrnehmung des Double-Flashs kontrolliert und daraus ergab sich für jede Versuchsperson eine relativ konstante Schwellenfunktion. Jedoch mussten wir 3 Probanden wegen Unregelmäßigkeiten im Schwellenverlauf herausnehmen, da kein Kriterium erkennbar war. Dies führen wir aber vor allem auf motivationale Defizite und Schwankungen der Aufmerksamkeitsleistung zurück. Weiterhin könnten Mißverständnisse bei Instruktionsvorgaben variable Interpretationen des Urteilskriteriums verursacht haben. Das Hauptanliegen unseres Experiments war, einen Zusammenhang zwischen den Verarbeitungszeiten visueller Prozesse, gemessen an der Wahrnehmungsschwelle des Double-Flash, und der Ruheaktivität des Gehirns (Alpha-Ruhe-Spindeln) zu finden. Wir vermuteten, dass die Zeiten vom Umschalten der Wahrnehmung von zwei zu drei Blitzen im Verhältnis 1:2 mit den Alpha-Perioden korrelieren. Unsere dritte Hypothese konnte jedoch statistisch nicht belegt werden. Die berechnete Korrelation zwischen den beiden Maßen wies nur eine geringe Signifikanz auf, welche weder für noch gegen die Hypothese spricht, dass gleiche Prozesse für die beiden Phänomene verantwortlich sind. Die geringe Signifikanz könnte in erster Linie auf dem geringen Stichprobenumfang der Untersuchung beruhen. Des Weiteren führen wir einen großen Teil der nicht geklärten Varianz auf unzureichende Motivation sowie auf Aufmerksamkeitsdefizite zurück. Ein großer Kritikpunkt ist ebenfalls die mangelnde Objektivität des Urteilskriteriums, welche Unsicherheiten bei den Versuchspersonen ausgelöst haben könnte. Außerdem könnten Probleme durch die zeitliche Abfolge der Teilexperimente entstanden sein. So war erstens die Reihenfolge der Messungen unterschiedlich, da das DoubleFlash-Experiment zweigeteilt war und die EEG-Sitzung entweder davor, dazwischen oder danach durchgeführt wurde und zweitens der Abstand zwischen den Meßzeitpunkten interindividuell variierte. Implikation: In fortführenden Untersuchungen müsste darauf geachtet werden, dass mit einer wesentlich größeren Stichprobe gearbeitet wird. Um Fehlerquellen so gering wie möglich zu halten, sollte man Störfaktoren systematisch in Versuchsbedingungen umwandeln. Eine Befragung der Versuchspersonen bezüglich ihrer Motivation, aktuellen physischen Verfassung (z.B. Aufmerksamkeit, Müdigkeit) und der Einschätzung des Urteilskriteriums wäre eine Möglichkeit dafür. Weiterhin erachten wir es als wichtig, den Abstand zwischen Messung des Ruhe-EEGs und der Wahrnehmungsschwelle so gering wie möglich und konstant zu halten. Eine Alternative zu unserem Versuchsaufbau wäre, die EEG-Messung mit dem DoubleFlash-Experiment zeitlich zu koppeln, da auch im aktiven Zustand des Individuums Alpha-Spindeln erkennbar sind. 9. Literatur [1] Informationen entnommen aus: Theoretisches Hintergrundmaterial zum Exp.-Prakt.: Double Flash Effekt, Dr. Raul Kompass 2002, Universität Leipzig [2] Bachmann, T. (1984). The process of perceptual retouch: Nonspecific afferent activation dynamics in explaining visual masking. Perception & Psychophysics, 35 (1), 69-84. [3] Macknick, S. L. and Livingstone, M. S. (1998). Neuronal correlates of visibility and invisibility in the primate visual system. Nature neuroscience, 1 (2), 144-149. [4] Kompass, R.(2001), Analyse diskreter zeitlicher Strukturen perzeptiver Prozesse. Psychologia Universalis, Neue Reihe, 25. [5] Springer, R. M., Deutsch, J. A. and Stanley, G. (1975). Double flashes from single pulses of light. Perception & Psychophysics, 18 (6), 398-400. [6] Shams, L., Kamitani, Y. & Shimojo, S. (2000). What you see is what you hear. Nature, 408, 788 [7] Bowen, R. W. (1989). Two pulses seen as three flashes: A superposition analysis. Vision research, 29 (4), 409-417. [8] Birbaumer, N. & Schmidt, R. F. (1999). Biologische Psychologie, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, Lehrbuch, Kapitel 20.2, Seiten 461-463, Kapitel 22.2, s. 525, 526, Kapitel 22.3., S. 529-533