http://www.linux-community.de/Internal/UserBlogs/GoaSkin/Informatiker-Autisten-unter-sich Geeks und Nerds - das sind zwei Begriffe, die Menschen mit bestimmten Charaktereigenschaften beschreiben sollen. Informatiker und andere technisch begeisterte bezeichnen sich gerne selbst als Geek und wenn dies andere tun, wird dies häufig auch als Kompliment wahrgenommen. Doch es handelt sich hier bei nicht um rein umgangssprachliche Begriffe, die Technik-Fuzzis für sich selbst erfunden haben. Geek [giːk] (engl. umgangssprachlich für Streber, Stubengelehrter) bezeichnet heute allgemein eine Person, die sich durch großes Interesse an wissenschaftlichen oder fiktionalen Themen auszeichnet, die üblicherweise elektronischer (vgl. Computerfreak) oder phantastischer Natur sind. Seiner Herkunft nach bezog sich der Begriff ursprünglich auf Menschen, die durch absonderliche Taten auffällig waren (vgl. Freak). Nerd [nɜːd] (engl. für Fachidiot, Computerfreak, Sonderling, Streber / Geek, Außenseiter) ist ein gesellschaftliches Stereotyp, das besonders für in Computer, Science-Fiction oder andere Bereiche aus Wissenschaft und Technik vertiefte Menschen steht. Manchmal wird auch ein überdurchschnittlicher Intelligenzquotient (IQ) als begleitende Eigenschaft genannt. Am häufigsten sind Computerenthusiasten gemeint. Während der Begriff ursprünglich negativ, insbesondere im Sinne von sozialer Isolation, besetzt war, hat er sich in Internetcommunitys und unter Computerspielern und -freaks zu einer selbstironischen Eigenbezeichnung gewandelt.[1] Wie vielleicht einige Leute hier schon wahrgenommen haben, hatte ich mich während der IT-Krise zu Beginn dieses Jahrhunderts dazu entschlossen, noch einmal ein Studium in einem ganz anderen Bereich zu beginnen und habe nun eine zweite Ausbildung als Diplom-Sozialarbeiter abgeschlossen. Mit Autismus hatte ich bis zum letzten Semester nichts weiter als eine Entwicklungsstörung verstanden, wodurch Kinder Lernschwierigkeiten haben. Weiter hatte mich dieses Thema eigentlich nicht interessiert und auch für ein Studium in Soziale Arbeit tut dies normalerweise nicht zur Sache. Mit geistig behinderten Menschen beschäftigen schließlich Heilpädagogen, die ein anderes Studium absolviert haben. Wie es der Zufall so möchte, hatte ich eine Wahlpflichtvorlesung zur kindlichen Sprachentwicklung belegt und sollte in dieser eine Hausarbeit schreiben. Dabei sollte ich mich mit einer über 100 Jahre alten Studie von Piaget befassen, der damals eine Studie zur kindlichen Sprachentwicklung durchgeführt hat, die aber nach dem heutigen wissenschaftlichen Verständnis totaler Unfug ist. Nun, Piaget behauptete, daß jedes Kind unter zwei Jahren eine rein autistische Denkweise hat und seine sozialen Kompetenzen erst im Kleinkindalter erwirbt. Um dieses Werk zu verstehen, war ich gezwungen, mich mit dem Thema Autismus auseinanderzusetzen. Dabei fand ich heraus, daß Autismus keineswegs davon gekennzeichnet sein muß, daß ein Mensch in seiner Kindheit Entwicklungsschwierigkeiten haben muß, die zu einer Sonderschulkarriere müssen. Autismus liegt viel mehr vor, wenn die Kommunikationswege zwischen unterschiedlichen Teilen des Gehirns anders als bei einem normalen Menschen ausgeprägt sind, was nur in sehr ungünstigen Fällen dazu führt, daß ein Mensch Lernschwierigkeiten hat. Viele Betroffene sind durch dieses Phänomen in verschiedenen Bereichen hochbegabt und haben im Gegenzug Defizite in anderen Bereichen. Diese Hochbegabung kommt oftmals nicht zuletzt daher, daß ein Autist den Elan dazu hat, sich mit Begeisterung mit Denkprozessen zu befassen, wo andere Menschen schon längst das Hirn abschalten, weil ihnen der Kopf raucht. Sehr verblüfft war ich, als ich in der Literatur auf zwei bekannte Begriffe gestoßen bin, die ich mit dieser Thematik nie in Verbindung gebracht habe: Geeks und Nerds. Im angelsächsichen Raum verwenden Psychologen diese beiden Begriffe, um Menschen zu charakterisieren, die bestimmte autistische Eigenschaften haben. Ein Geek ist ein Mensch, der an sich sehr intelligent ist, aber große Defizite hat, was seine sozialen Kompetenzen betrifft. Ihm bedeutet der Spaß an der Sache mehr, als sein soziales Umfeld und seine Rolle, die er darin hat. Er ist in der Lage, sich auf einer rein sachlichen Ebene sehr gut mit anderen Menschen auseinanderzusetzen, aber hat Defizite dabei, wenn es darum geht, Emotionen wahrzunehmen und auch Gespräche auf einer emotionalen Ebene zu führen (Tunnelblick, macht nicht gerne Komplimente und möchte auch keine hören etc.). Geborgenheit ist einem Geek nicht so wichtig wie manchen anderen Menschen. Ein Nerd kann man schon fast als Extrembeispiel eines Geeks bezeichnen. Ein Nerd bezeichnet jemand, der fast süchtig danach ist, sich mit einer bestimmten Sache zu beschäftigen und überhaupt kein Interesse daran hat, überhaupt ein soziales Umfeld zu haben. Beide Begriffe charakterisieren Menschen mit der Autismus-Variante, die am weitesten verbreitet ist, bei den meisten Betroffenen aber niemals diagnostiziert wird, weil sie in ihrem Lebensverlauf noch niemals auf ohne professionelle Hilfe unlösbare Probleme gestoßen sind: Das Asperger-Syndrom. Davon sind nach unterschiedlichen Studien bis zu 6% der Bevölkerung betroffen. Empirische Studien haben ergeben, daß Asperger-Autisten sehr häufig beruflich als Informatiker (meist Programmierer) beschäftigt sind oder Ingenieursberufe ausüben, bei denen sie sich im wesentlichen viel mit Logik oder höherer Mathematik beschäftigen müssen. Betroffene, die ungünstig sozialisiert sind haben jedoch teilweise auch schlechte Karten, überhaupt einen Zugang in den Arbeitsmarkt zu finden. Werfen wir einen Blick auf die Leute, die sich dazu entschließen, Soziale Arbeit zu studieren, was im Regelfall ein sehr hohes Maß an sozialen Kompetenzen erfordert. Unter den Studenten befinden sich nicht wenige Leute, die zuvor einen technischen Beruf ausgeübt haben und einmal etwas anderes machen wollen, aber auch Leute, die sich seit eh und jeh mit sozialen Tätigkeiten befasst haben: Ehemalige Erzieher, Krankenpfleger, Sozialassistenten etc. Da treffen zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander, die einen großen Bogen um die Andere herummachen und sich dabei fragen "Was ein Volk...". Man bildet in den Pausen getrennte Gruppen, bildet Freundeskreise mit geringen Überschneidungen und lästert untereinander gerne über die Anderen. Was die Auswahl der Vorlesungen betrifft hat man zu dem unterschiedliche Präferenzen und läuft sich somit garnicht so oft über den Weg. Beide genannten Gruppen sind durchaus für den Beruf sehr zu begeistern, aber mit einer völlig unterschiedlichen Einstellung. Für die Techniker ist das Fallmanagement wie eine Baustelle. Man beschäftigt sich mit einem Klienten, der bestimmte Probleme hat, analysiert diese und überlegt sich den Algorithmus (jemand bekommt keinen Schwerbehindertenausweis weil er nicht krankenversichert ist; bekommt keine Krankenkasse weil er langzeitarbeitslos ist und von seinem Hartz-IV-Anspruch keinen Gebrauch macht; geht nicht zum Arbeitsamt, weil er sich davor schämt..., dann bauen wir uns im Kopf erst einmal ein Struktugramm und überlegen uns, ob es einfacher ist, prozedural oder objektorientiert eine für den Klienten akzeptable Lösung zu finden). Der Sozialfuzzi hat im Regelfall nie Abitur gemacht und sich durch seine Berufsausbildung eine fachgebundene Hochschule angeeignet. Er möchte einfach nur durch sein Studium durchkommen, um hinterher eine Tätigkeit ausüben zu dürfen, die für ihn die Erfüllung schlecht hin bedeutet. Er macht sich primär keine Gedanken über Techniken und Methoden und ist nicht so arg wie der Techniker an wissenschaftlichen Zusammenhängen interessiert. Für ihn steht es im Vordergrund, Empathie und emotionale Wärme zu zeigen und eine gute Beziehung zu seinem Klientel aufzubauen und diesen in sehr kleinen und langwierigeren Schritten zu helfen, seine Probleme zu überwinden. Es sollte aber auch gesagt sein, daß ein optimaler Lösungsweg auch nicht immer schnell zum Ziel führt, wenn aufgrund einer weniger guten Beziehung die Kooperationsbereitschaft zu wünschen übrig bleibt. Wie man sieht, gibt es den perfekten Sozialarbeiter nur selten. Dafür gibt es Leute, mit unterschiedlichen guten Seiten und unterschiedlichen Macken. Da es jedoch sehr unterschiedliche Tätigkeitsfelder gibt, in denen ein Sozialarbeiter arbeiten kann, gibt es dennoch für jeden den richtigen Job. Genauso wie kaum ein Techniker Lust hat, mit kleinen Kindern Blockflöte zu spielen, möchte sich kaum ein Erzieher einmal mit Sozialberichten befassen. Kommen wir aber noch einmal auf die Stichworte Geek und Nerd zurück: Es gibt Menschen in sozialen Berufen, die einfach nur dankbar dafür sind, sich den ganzen Tag mit anderen Menschen befassen zu dürfen und es dafür widerstandslos in Kauf nehmen, daß viele Jobs im sozialen Bereich nicht gut bezahlt sind. Ist ja auch recht unwichtig, da Beruf zugleich Hobby ist und man sich in seiner Freizeit auch meist ehrenamtlich in der Kirchengemeinde beschäftigt. Solchen Menschen kann man die sozialen Kompetenzen zwar kaum abstreiten, aber im Großen und Ganzen entsprechen sie fast wieder dem, was man als Nerd charakterisieren kann. Wie man also sieht, schließt sich der Kreis.