KHM CMPR CMB CPCM KOLLEGIUM FÜR HAUSARZTMEDIZIN COLLEGE DE MEDECINE DE PREMIER RECOURS COLLEGIO DI MEDICINA DI BASE COLLEGE OF PRIMARY CARE MEDICINE PRESSEMITTEILUNG 24. Juni 2015 KHM-Forschungspreis für Hausarztmedizin 2015 – gestiftet von Mepha Wegen knapper Kasse nicht zum Arzt – laut einer Studie von Schweizer Hausärzten tut dies rund ein Zehntel der Westschweizer Bevölkerung LUZERN – Der mit 30'000 CHF dotierte KHM-Forschungspreis des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM) – gestiftet von Mepha – geht 2015 an eine Forschergruppe um Dr. Patrick Bodenmann von der Policlinique Médicale Universitaire (PMU) und Prof. Thomas Bischoff sowie Dr. Lilli Herzig vom Institut für Hausarztmedizin (IUMF) der Universität Lausanne. Die Mediziner untersuchten, wie viele Patienten aus finanziellen Gründen auf eine medizinische Behandlung verzichten. Sie gingen darüber hinaus aber auch der Frage nach, wie Hausärztinnen und Hausärzte problematische soziale Situationen bzw. Fälle von «Präkarität» im Praxisalltag besser erkennen können, um mit den Patienten nach Lösungen zu suchen. Die umfangreiche Arbeit des Forschungsteams wurde insgesamt in 3 wissenschaftlichen Arbeiten publiziert sowie in einem Hintergrundartikel vorgestellt.1-4 Als Erstes hatte die Lausanner Gruppe den aus 16 Fragen bestehenden DiPCare-Q-Fragebogen (Deprivation in Primary Care Questionnaire) erarbeitet, um eine mögliche materielle, soziale und medizinische Benachteiligung («Deprivation») von Patienten in der Hausarztpraxis erfassen zu können.1 Dieser wurde in einer kleineren Vorbefragung validiert. Anschliessend wurden 47 Hausarztpraxen aus der ganzen Westschweiz mit insgesamt über 2000 Patienten rekrutiert. Dass 10,7% der Patienten in der Befragung angaben, in den letzten 12 Monaten auf medizinische Leistungen verzichtet zu haben3, ist in guter Übereinstimmung mit den Resultaten der Genfer «Bus santé-Studie», welche hierfür einen Wert von rund 14% ermittelte5. Hausärzte überschätzen tendenziell die finanzielle Bettung ihrer Patienten Die Forscher interessierten sich auch dafür, inwiefern ein Hausarzt überhaupt die Chance hat, die sozio-ökonomische Situation seiner Patienten einzuschätzen. Dazu benutzten sie die MacArthur Skala (MacArthur Scale of Subjective Social Status) welche von 1 (ungünstigster Status) bis 10 (günstigster Status) geht.2 Generell bestand in der Studie ein klarer Trend dahingehend, dass die Ärzte die Situation des Patienten besser einschätzten, als sich diese nach Angaben der jeweiligen Patienten darstellte.2 «Gerade junge Ärzte oder solche aus Regionen mit vielen Risikosituationen für den Verzicht auf Behandlungen sollten für die Thematik sensibilisiert und eventuell auch mit Weiterbildungen besser vorbereitet werden. Mit unserem Artikel in der Zeitschrift «Revue Médicale Suisse»4 wollten wir ein paar nützliche Tools bieten, wie der Hausarzt mit dieser Problematik umgehen kann», sagt Dr. Patrick Bodenmann. Eine gezielte Frage reicht für Bestätigung eines Verdachts Als Schlüsselfrage für das Erfassen von Patienten mit finanziellen Problemen erwies sich die DiPCare-Q-Frage «Hatten Sie in den letzten 12 Monaten Mühe ihre Haushaltsrechnungen zu bezahlen?» als besonders wirksam.1,3 «Mit dieser Frage kann sehr gut abgeschätzt werden, welche Patienten finanzielle Probleme haben, die zu einem Verzicht auf eine Behandlung führen könnten aber auch vor allem diejenigen Patienten zu erkennen, welche keine Wissenschaftliche Leitung: Kollegium für Hausarztmedizin Präsident: Dr. med. Pierre Klauser Rue de l‘Hôpital 15 CP 1552, 1701 Fribourg Tel. 031 370 06 70 Fax 031 370 06 79 E-mail: [email protected] Kongressorganisation: Medworld AG Heidi Fuchs / Andrea Studer Sennweidstrasse 46 6312 Steinhausen Tel. 041 748 23 00 Fax 041 748 23 11 E-mail: [email protected] 1/3 KHM CMPR CMB CPCM KOLLEGIUM FÜR HAUSARZTMEDIZIN COLLEGE DE MEDECINE DE PREMIER RECOURS COLLEGIO DI MEDICINA DI BASE COLLEGE OF PRIMARY CARE MEDICINE Probleme haben werden (negativ prädiktiver Wert von 97%)3», sagte Patrick Bodenmann. Diese Frage solle aber keinesfalls systematisch jedem Patienten gestellt werden, sondern vor allem jenen, bei welchen schon ein konkreter Verdacht hinsichtlich dieser Problematik besteht, betonte der Experte. «Die bisher erhobenen Resultate vermitteln alle nur eine Momentaufnahme. Genau aus diesem Grund hat in Genf ein Nachfolgeprojekt gestartet, welches zum Ziel hat, die Patienten über einen längeren Zeitraum zu verfolgen und ihre Daten zur finanziellen Situation zu erfassen», blickt Dr. Bodenmann in die Zukunft. Prof. Franz Schultheis von der Universität St. Gallen als Gastreferent bei Preisverleihung in Luzern Die Verleihung des KHM-Forschungspreises 2015 findet am 25. Juni 2015 um 16.15 Uhr an der 17. Fortbildungs-tagung des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM/CMPR, www.khmkongress.ch/khm2015) im KKL in Luzern statt – genauer gesagt im Rahmen des «Präsidialen KHM-Forschungspreissymposiums», in welchem auch die Preisträger ihre Arbeit vorstellen werden. Mit Spannung erwarteter Gastreferent des Symposiums ist Prof. Dr. Franz Schultheis, Professor für Soziologie an der Universität St. Gallen mit dem Arbeitsschwerpunkt «Armut und Prekarität». Mit seinem Vortrag «Prekarität: Symptome einer gesellschaftlichen Pathologie» wird er das Thema der Preisarbeit in einen breiteren Kontext stellen (www.khm-kongress.ch/khm2015/forschungspreis). Referenzen 1. Vaucher P, Bischoff T, Diserens E-A, et al. Detecting and measuring deprivation in primary care: development, reliability and validity of a self-reported questionnaire: the DiPCare-Q. BMJ Open. 2012. 2. Chatelard S, Bodenmann P, Vaucher P, Herzig L, Bischoff T, Burnand B. General practitioners can evaluate the material, social and health dimensions of patient social status. PLoS One. 2014;9(1):e84828. 3. Bodenmann P, Favrat B, Wolff H, et al. Screening primary-care patients forgoing health care for economic reasons. PLoS ONE. 2014;9(4). 4. P. B, Wolff H, Bischoff T, et al. Renoncement aux soins: comment appréhender cette réalité en médecine de premier recours? Revue Médicale Suisse. 2014;10:2258-2263. 5. Guessous I, Gaspoz JM, Theler JM, Wolff H. High prevalence of forgoing healthcare for economic reasons in Switzerland: A population-based study in a region with universal health insurance coverage. Preventive Medicine. 2012;55(5):521-527. Über das KHM Das Kollegium für Hausarztmedizin (KHM) wurde 1994 als gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen Grundversorgung in der Schweiz gegründet. Das KHM wird von den Schweizerischen Gesellschaften für Allgemeinmedizin (SGAM), Allgemeine Innere Medizin (SGIM) und Pädiatrie (SGP) sowie von der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) und den fünf medizinischen Fakultäten der Schweiz getragen. Im Zentrum des Engagements des KHM und seiner Mitgliedsorganisationen steht die Sicherung und Förderung einer qualitativ hochstehenden und quantitativ ausreichenden medizinischen Grundversorgung in der Schweiz. Zentrales Element der Forschungsförderung des KHM ist der mit 30‘000 CHF dotierte «KHM-Forschungspreis Hausarztmedizin», der 2015 zum neunten Mal verliehen und von der Mepha Pharma AG (Schweiz) gestiftet wird. 2/3 KHM CMPR CMB CPCM KOLLEGIUM FÜR HAUSARZTMEDIZIN COLLEGE DE MEDECINE DE PREMIER RECOURS COLLEGIO DI MEDICINA DI BASE COLLEGE OF PRIMARY CARE MEDICINE Wichtige Informationen Ein zweites Mal übergeben wird der KHM-Forschungspreis 2015 am Westschweizer Pendant des Luzerner KHM-Kongresses, dem 17ème Colloque de formation continue du Collège de Médecine de Premier Recours (CMPR), am 10. September 2015 in Lausanne (www.cmpr-congres.ch/cmpr2015). Presseunterlagen Ausführliche Unterlagen zur preisgekrönten Arbeit und – ab 25. Juni 2015 – auch Fotos der Preisvergabe in Luzern können unter folgendem Link: www.khm-kongress.ch/khm2015/presse heruntergeladen werden. KHM-Forschungspreis Hausarztmedizin 2016 Eingabefrist für den KHM-Forschungspreis für Hausarztmedizin 2016 ist der 1. Dezember 2015 (weitere Informationen unter www.kollegium.ch/rd/d.html). Kontakt Pressestelle KHM-Forschungspreis Hausarztmedizin Dr. Winfried Suske Medworld AG 6132 Steinhausen 041 748 23 00 [email protected] 3/3