Notizen zur Vorbereitung auf das Philosophicum (19./20. September 2013) 1. Reiner Ruffing – Einführung in die Geschichte der Philosophie Vorwort: -Inhalt: Geschichte der Philosophie seit ihren Anfängen im 6. Jh. v. Chr. bis heute -Philosophiegeschichte kann in vier große Epochen eingeteilt werden: Antike Mittelalter Neuzeit Gegenwart -Begriff Philosophie stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern philos (Freund, Liebhaber) und sophia (Weisheit) zusammen. -Philosophie überschreitet als Forschungsgebiet die Erfahrungswissenschaften um die Frage nach dem Ganzen, seinen Bedingungen und Gründen zu stellen. Antike Kulturhistorischer Hintergrund: -abendländische Philosophie nahm um das 6. Jh. v. Chr. in griechischen Kolonie des kleinasiatischen und unteritalienischen Mittelmeerraumes ihren Anfang -erste Bewegung versuchte die Realität zu erfassen und begann Naturphänomene aus sich heraus zu verstehen und nicht – wie vormals – als Mythos zu deuten in mythologischer Weltsicht erklärte man sich Dinge daraus, sie seien von Göttern oder gottähnlichen Wesen bewirkt worden -Naturphilosophen (Thales, Anaximander und Anaximenes) begannen die Welt aus natürlichen Prinzipien heraus und mit rationalen Mitteln zu begreifen. -in Milet entstanden Theorien über den Aufbau der Welt und das menschliche Zusammenleben -städtische Lebensform der Polis (Stadt-Staat) entstand -Hier hatte jeder Vollbürger (ausgeschlossen waren Frauen, Sklaven und Halbbürger (Metöken) Mitspracherecht. Nach den bis dahin autokratisch geführten Staaten entstand nun erstmals die Staatsform der Demokratie. -Macht war auf drei Institutionen verteilt: 1. Volksversammlung (ekklesia) – hier wurden Beamte, Richter, Offiziere gewählt oder gelost 2. Rat (areiopag) 3. Volksgerichte -Entwicklung der Demokratie führte dazu, dass sich philosophisches Denken auf einer breiten Basis entfalten konnte -griechische Religion unterstützte die herausgehobene Bedeutung des Menschen -Homer (8. Jh. v. Chr.) Ilias/Odysee -Götter des Olymps um Zeus sind mit menschenähnlicher Gestalt ausgestattet -unterscheiden sich aber durch ihre Unsterblichkeit -der Gott des Weines und des Gesangs (Dionysos) nahm eine bedeutende Rolle ein durch: Dionysosfest Theaterfeste -Vor dem Hintergrund einer kulturellen und politischen Gemeinschaft sowie einer hoch entwickelten Schriftkultur entstand die griechische Philosophie 1 Epochenüberblick -drei Hauptepochen: 1. Vorsokratik (bis zu Sokrates) -hierzu gehören neben den milesischen Naturphilosophen („arché“ als Grundstoff keine Materie sondern etwas Lebendiges) Heraklit (im Werden und der ewigen Unruhe liegt die Wahrheit) , Xenophanes, Parmenides, Zenon von Elea, Demokrit -eigene Denkrichtung der Sophistik mit der These Protagoras, wonach der Mensch das Maß aller Dinge sei („Homo-mensura-Satz“) – Sophisten zogen als Wanderlehrer umher 2. Klassik -wichtige Vertreter: Sokrates, Platon, Aristoteles -Sokrates verstand das Philosophieren als „Trachten nach Wissen“; Wert am Guten (agathon); Sokrates ist wohl wichtigste Persönlichkeit der Philosophie (auch durch sein vorbildhaftes Leben); das eigene Denken – so Sokrates – muss im Gespräch immer wieder neu überprüft werden; wurde als Gotteslästerer und Jugendverderber zum Tode verurteilt -Platon überliefert uns das Leben und Sterben Sokrates‘; Platon selbst gründete 387 v. Chr. die Akademie und formulierte Ideenlehre für idealen Staatsaufbau (politeia); Wahrheit liegt in einer Ideenwelt hinter den Dingen verborgen; durch Vernunft lässt sich Sittengesetz erfassen und der eigene Platz im gerechten Staatsgefüge wird gefunden; Erkenntnis als Wiedererinnerung dessen, was immer schon an Vollkommenheit in unserer Seele angelegt ist -Aristoteles schuf die große Synthese der Klassik und teilte Wissenschaften in Gebiete ein; Begründer der Logik (Syllogismus) und der Metaphysik als ,Erste Philosophie‘ (gr. prote philosophia, lat. prima philosophia); Tugend als die durch Übung zu erwerbende Fähigkeit die richtige Mitte zwischen Übermut und Feigheit zu finden. 3. Hellenismus -Schulen des Epikureismus, Stoizismus, Skeptizismus - generelle Weisheits- und Tugendlehren: Seelenruhe, Gelassenheit, Ataxie (Unerschütterlichkeit) -Epikureer vertraten eine Ethik der Sinnfreude -Philosophen der Stoa (Zenon, Seneca, Epiket, Marc Aurel) entwickelten eine strenge Tugendmoral, in der die Sorge Zentralmotiv wurde Plotin: Neuplatonismus; alles Seiende ergibt sich aus dem Einen, weil dieses Eine (Gott) wegen seiner Vollkommenheit überströmen musste. Zusammenfassung: antike griechische Philosophie hat bis heute nichts von ihrer erstaunlichen Kraft und Faszination verloren; Wendung vom Mythos zum Logos; Versuch einer rationalen Theorienbegründung; Ausarbeitung einer vernunftbestimmten, sittlichen Weisheitslehre 2 Vorsokratik Die Milesier Thales von Milet (625-545) -traditionell als Begründer der Philosophie verstanden -in der Naturwissenschaft berechnete Thales die Sonnenfinsternis von 585 v. Chr. voraus, in der Mathematik ist bis heute der Satz des Thales bekannt -gilt als erster Philosoph, weil er sich von mythischen Erklärungen löste und somit Begründer einer rationalen Theoriebildung wurde -versuchte ein Grundprinzip (gr. arché – Anfang, Ursprung, Prinzip) der Natur zu finden, im Sinne eines Urgrundes oder Urstoffes -dieser war für Thales das Wasser -andererseits behauptete Thales, alles sei voller Götter -für ihn ist das Wasser nicht Materie, sondern ein göttliches, belebtes Element -alles was ist, ist für Thales von göttlichem Prinzip Anaximander von Milet (610-545) -Schüler von Thales -„Anfang und Ursprung der seienden Dinge ist das apeiron (das grenzenlose Unbestimmbare) -apeiron steuert alles und ist unvergänglich -Anaximander stellt hiermit erstmals das Gesetz des Werdens auf -Die Welt ist für Anaximander ein Kosmos (gr. geordnetes Schmuckgebilde), in dem sich die Gegensätze von Kalt und Warm, Feucht und Trocken austauschen Anaximenes von Milet (585-525) -Schüler von Anaximander -geht wieder zum Stofflichen als arché zurück (Luft) -„Wie unsere Seele, die Luft ist, uns beherrschend zusammenhält, so umfasst auch die ganze Weltordnung Luft und Hauch.“ (psyche) -Psyche als Ausdruck um das allgemeine Lebensprinzip zu bezeichnen Zusammenfassung: Die milesischen Naturphilosophen suchten aus der Vielfalt der Erscheinungen ein einheitliches Naturprinzip (arché) herauszufinden. Ihr wesentlicher Beitrag für die Philosophiegeschichte bestand 1. im Bemühen, Naturphänomene rational erklären zu wollen, 2. die Unterscheidung zwischen Wesen und Erscheinung zu treffen und 3. die Welt als einheitlichen Kosmos aufzufassen. Von Pythagoras bis Demokrit Pythagoras von Samos (570-496?) -gründete eine eigene – die pythagoreische Schule -Grundsatz: dem geschriebenen Wort misstrauen -Grundgedanke des Pythagoras nach Nietzsche: „Die gänzlich qualitätslos gedachte Materie (wird) durch Zahlenverhältnisse diese und jene bestimmte Qualität“ -Schwerpunkt der Philosophie liegt hier auf der Aufdeckung von verborgenen Strukturen und Zusammenhängen, wie sie z.B. Zahlenverhältnisse ausdrücken -„Alles ist Zahl“: Zahl als Gestalt schaffendes Prinzip, da sie die Körper der Form nach bilde -Problem der Zahlenmystik: man konstruierte eher die Natur nach einem vorgefassten Schema, als seine Glaubenssätze zu korrigieren. Der Kosmos nach Pythagoras bestand 3 aus zehn Himmelskörpern, die süße Klänge aussandten (Sphärenharmonie). Nur er selbst, alle anderen Menschen nicht, konnte diese hören. -Kosmos ist nach P. beseelt -Für Pythagoras ist – wie auch für Platon – der Körper ein Gefängnis für die Seele Heraklit von Ephesus (550-475) -erkannte Probleme, die sich aus den Thesen der Naturphilosophen ergaben; spekulierte deshalb weniger über einen grundlegenden Naturstoff, sondern versuchte die verborgene Logik in der Natur zu entdecken -Heraklits Welt ist die Welt des ewigen Wandels und Vergehens -Panta rhei – Alles fließt! -wichtigste Errungenschaft ist sein Logos-Begriff -Heidegger schreibt hierzu: „Der Logos ist […] etwas Hörbares, eine Art Rede und Stimme“ -gr. Wort logos bedeutet Rede, Gespräch, Sprache, Wort aber auch Wahrheit, Vernunft oder Gott; der Begriff erinnert an Anaximanders apeiron -Beim Logos handelt es sich um ein übermenschliches, überpersönliches Weltenprinzip -Freiheit heißt für Heraklit Einsicht in die Notwendigkeit -Nietzsche sieht Heraklit als Philosophen des Widerstreits und stellt seinen unbeugsamen Wahrheitssinn sowie seine Einsichten in den agonalen und widersprüchlichen Charakter allen Daseins heraus Parmenides (515-445) -Welt besitzt eine ewige, unbewegliche und statische Einheit, die Parmenides sich als Kugelgestalt vorstellte -unsere Wahrnehmungen seien demnach nur Sinnestäuschungen -Hauptwerk: Gedicht Von der Natur -Hauptpunkte der Lehre: alles Sein ist das Nicht-Sein gibt es nicht das Sein ist unbeweglich und ewig - kategorialen Unterscheidungen zwischen: Einheit und Vielheit Ruhe und Bewegung Sein und Denken wahrer Einsicht und bloßer Meinung -nach Parmenides gibt es immer nur einen Ist-Zustand. Vergangenheit und Zukunft sind hiernach Illusionen. Es existiert immer nur Gegenwart. Zenon von Elea (490-?) -versuchte die Lehre des Parmenides mit einigen berühmten Gedankenexperimenten, den Paradoxien, zu untermauern, bspw. Der fliegende Pfeil: „Der fliegende Pfeil steht in Wirklichkeit still, denn zu jedem Zeitpunkt befindet er sich an einer bestimmten Stelle. Er bewegt sich nicht dort, wo er ist, und auch nicht dort, wo er nicht ist. Er bewegt sich deshalb gar nicht.“ Demokrit von Abdera (470-370/360) -beschließt die Phase der Naturphilosophie bzw. der Denker des Logos -Atom-Idee: Atome sind unveränderlich, deren Zusammensetzung aber könne sich verändern 4 -alles besteht aus kleinsten Materieteilchen, den Atomen -Nach Demokrit gibt es viele Welten, viele Kosmoi -Leben erklärt sich Demokrit wie alles andere aus dem Zusammenwirken der Atome Die Sophisten -Mit den Sophisten (Gorgias, Kritias, Hippias, Thrasymachos und Prodikus) beginnt ein neuer Abschnitt in der griechischen Philosophie -Grund war, dass die verschiedenen Systeme der Naturphilosophie sich einander offensichtlich widersprachen -es fehlte den griechischen Denkern an Mitteln und Erkenntnissen, um ihre Spekulationen über das Wesen der Welt und Materie beweisen zu können. -Die Sophisten stellten die Frage, was unser Erkenntnisvermögen zu leisten vermag -Ausdruck „logos“ repräsentiert nun nicht mehr die universale Weltvernunft, sondern bedeutet „Menschenwort“ und bezieht sich auf Sprechakte der Überredung -berühmtester sophistischer Satz stammt von Protagoras „Aller Dinge Maß ist der Mensch, der Seidenden, dass (wie) sie sind, der Nichseienden, dass (wie) sie nicht sind.“ -Der Mensch steht nun – im Ggs. zu den Naturphilosophen – im Mittelpunkt des philosophischen Interesses -Ursprünglich bedeutete das Wort Sophist Sachkundiger im Bereich der Wissenschaften und der freien Rede -Abfassung von Kunstreden (Eristik) war beliebt Protagoras von Abdera (490-420) -führte ein reges Wanderleben -wurde Opfer einer Anklage wegen Gotteslästerung -Wenn man alle Dinge von zwei oder noch mehr Seiten aus sehen kann, setzt sich schließlich diejenige Sicht durch, für die am erfolgreichsten argumentiert bzw. geworben wird -Protagoras bezeichnet sämtliche Wahrnehmungen (phantasiai) als gleichwertig wahr. Urteile seien nicht deshalb wahr, weil sie an das Wesen der Dinge heranreichen. -was allein an der Wahrheit zählt, ist ihre Nützlichkeit -Protagoras Auffassung lässt sich mit der sophistischen Schrift Dissoi Logoi vergleichen. Hier wird behauptet, dass Recht und Unrecht dasselbe seien. Lüge, Diebstahl, alles kann als gerechtfertigt oder ungerecht gelten. Eine Lüge kann Gutes und eine Wahrheit kann Schlechtes bewirken. Wird aber ausschließlich nach dem Kriterium der Nützlichkeit bewertet, ist es kein großer Schritt mehr zu der Auffassung des Thrasymachos in Platons Schrift Politeia, der die These vom Recht des Stärkeren vertrat. -Protagoras Mythos von der Entstehung der Kultur: 1. Ausstattung der Tiere -Titan Epimetheus formte die Tiere und rüstete sie aus 2. Entstehtung des Menschen -Menschen wurde das Feuer gegeben; erhielten die Technik, aber es fehlte ihnen an der Fähigkeit der Staatskunst, über die allein Zeus verfügte -Bemerkenswert an diesem Mythos ist, dass darin schon Einsichten der modernen Soziologie vorweggenommen werden, wonach Götterglaube und Religion die soziale Funktion haben, die Bindekraft der Gesellschaft zu stärken. 5 Gorgias von Leontinoi (483-375) -Gorgias steht für einen radikalen Nihilismus. Seine Schrift über das Nicht-Seiende oder über die Natur enthält die drei provozierenden Thesen: 1. Es gibt nichts. -Das als unbegrenzt und ewig gedachte Sein ist nirgend, denn Raum würde Seiendes umschließen und begrenzen. Wenn aber das Sein nirgends ist, gibt es kein Sein, sondern nur nichts. 2. Wenn es auch etwas gäbe, dann wäre es doch für den Menschen unerkennbar. -Alles, was ein Mensch sich ausdenkt, ist irgendwie – als Gedanke – in ihm vorhanden -Deshalb könnten wir nie mit Sicherheit sagen, ob jemand falsch liege oder nicht. Es gibt – so Gorgias – einfach kein Kriterium für objektive Erkenntnis. 3. Wenn es auch erkennbar wäre, dann wäre es doch den Mitmenschen weder mittelbar noch verständlich zu machen. -Angenommen, jemand erlebe den heftigen Eindruck einer wahren Seinserfahrung. Dann entsteht nach Gorgias die Frage, wie er diese – seine Erkenntnis – den anderen mitteilen will. Es würde ihm nicht gelingen. Zusammenfassung und Folgen: Die Sophisten galten wegen der heftigen Kritik Platons lange Zeit als „spitzfindig“ und „unredlich“ und wurden als Wortverdreher und Begriffsakrobaten bezeichnet. Kritisiert wurde besonders, dass sie ihr Wissen an den Meistbietenden verkauft hätten. Dennoch bleibt hierbei festzuhalten, dass der Beitrag der Sophisten für Rhetorik, Dialektik, Philosophie und Wissenschaft ihrer Zeit unbestritten ist. Die klassische griechische Philosophie Sokrates (469-399): -Mit der Lehre der Sophisten und dem Homo-mensura Satz geriet die Philosophie in eine Krise -Wenn die Wahrheit nämlich relativ ist, und wenn es kein Wesen hinter den vielfältigen Erscheinungen gibt, wozu sollte dann noch die Philosophie nützlich sein? -Sokrates steht für einen Weg zwischen Dogmatismus und Relativismus -Die Wahrheit ist für Sokrates weder von der Natur vorgegeben noch als Folge sophistischer Gedankenexperimente zu begreifen -Wahrheit ist vielmehr aufgegeben und erscheint als Ziel eines Reflexionsprozesses oder eines Gespräches, das genau genommen nie endet -nach einem ernst gemeinten Dialog sind wir bereicherter als vorher -Das Ringen um Wahrheit ist für Sokrates ein dialektischer Prozess -„Ich weiß, dass ich nichts weiß!“ -Aufforderung sich eine selbstkritische Einstellung zu bewahren -Kenntnisse über Sokrates stammen von Platon und Xenophon -bewährte sich im Peloponnesischen Krieg (431-404) und rettete Alkibiades das Leben -Sokrates glaubte an eine in ihm wohnende innere Stimme, die er daimonion nannte und die ihn davon abhielt, das Unrechte oder Falsche zu tun -Prozess gegen Sokrates: -Orakel von Delphi antwortete auf die Frage wer weiser als Sokrates sei: Niemand! -Ein Leben ohne Prüfung erschien Sokrates als nicht lebenswert (Apologie) -Kein Wissen galt als prinzipiell unwiderlegbar, wenn Sokrates deshalb jedoch nicht gleich die Möglichkeit des Fortschritts im Wissen leugnete. 6 -Die sog. „Was-ist-Fragen“ sind ein Markenzeichen von Sokrates; er initiierte diese und brachte damit seine Gesprächspartner immer wieder in Verlegenheit -Sokrates kritisierte, wenn vorläufige Meinungen mit Wissen verwechselt wurden -Elenktik (Kunst des Beweisens, Widerlegens, Überführens): -sokratisch(st)e Art zu philosophieren -Bsp.: Dialog Laches (berühmter Heerführer) -Was ist überhaupt Tapferkeit -Antwort Laches: „Wenn einer willens ist, in der Schlachtreihe auszuharren, die Feinde abzuwehren und nicht flieht…“ -Widerlegung Sokrates: Kriegsttrategie, die im wehrhaften Zurückziehen den Erfolg suche ist hierbei nicht abgedeckt! -Weitere gemeinsame Überlegungen werden angestellt, worin das Gleichartige an der Tapferkeit bestehe -sokratisches Gespräch entsteht, in dem immer neue Bestimmungen geprüft und als zu eng oder zu weit verworfen werden. -endet in Ratlosigkeit, Aporie -mit der Methode der Elenktik hat Sokrates entscheidend die abendländische Wissenschaft geprägt Zusammenfassung: Erstens hat Sokrates als erster die sog. Was-ist-Fragen gestellt. Zweitens hat Sokrates versucht, seine Argumentationen durch logische Schlüsse abzusichern. „Es ist nicht so, daß Sokrates selbst die Wissenschaft begründet hat, (…) Aber der sich selbst wissende und der sich selbst prüfende Logos hat seinen Ursprung in Sokrates, und dieser Logos ist es, der in der Entfaltung durch Platon und Aristoteles zur Begründung der Wissenschaft führt.“ Platon (428-347): -war über die Demokratie in Athen enttäuscht -Staatsgeschäfte wurden nicht ordentlich geführt, da Demagogie, Ehrgeiz, Macht und Karrierestreben Platz ergriffen hätten -gründete in Athen die berühmte Akademie, die u.a. auch Aristoteles besuchte -Platons wichtigste Schriften: 1. Apologie (Verteidigungsrede des Sokrates) 2. Protagoras (Auseinandersetzung mit Sophistik über die Tugend) 3. Gorgias 4. Menon 5. Kratylos (Über die Sprache) 6. Symposion (Eros als treibende Kraft) 7. Phaidon (Unsterblichkeit der Seele) 8. Politeia (Über den Staat) -wichtigstes Werk Platons 9. Phaidros (Ideenlehre) 10. Theaitetos 11. Timaios (Platons Naturphilosophie) -Platons Hauptwerk entstand, als sich die athenische Demokratie in einer Krise befand -Adelsherrschaft und Beschlussfassungen auf der Grundlage der Volksentscheide waren den Einflüssen der verschiedenen negativen Manipulationen erlegen -Ursache war, so Platon, dass die Athener bislang über kein geeignetes Wissen über die Ausübung der Staatskunst verfügen -diese Lücke zu schließen ist das Ziel seines Werkes 7 -die Politeia hebt mit der Frage nach Gerechtigkeit an -der gerechte Staat besteht laut Platon aus drei Ständen: 1. Nährstand (Bauern, Handwerker, Kaufleute) 2. Wehrstand (Mut) (KriegerInnen) 3. Lehrstand (weise Herrscher) -Ungerechtigkeit ist für Platon, wenn es zu einer Verwirrung über die Eignung im Staatswesen kommt, d.h., wenn die jeweiligen Stände und Aufgaben von den falschen Personen ausgefüllt werden -geordnetes Zusammenspiel ist im Staat das höchste Gut (gr. agathon), das aber nur die Philosophen erkennen können -Ideen sind nach Platon geistig geschaute Formen -das höchste Gut zu schauen, ist nur wenigen Weisen vorbehalten; Philosophen ist es deshalb vorbehalten den Staat und die Erziehung der Menschen zu leiten; in seinem Musterstaat folgt eine strenge Auswahl der Besten von oben nach unten; Privatbesitz ist den Herrschern verboten, damit sie sich ganz auf ihre geistigen Aufgaben konzentrieren können. -In der Erziehung sollen drei Tugenden vermittelt werden: 1. Mäßigung der Begierde 2. Tapferkeit der Willenskraft (Mut) 3. Weisheit -den Weisen bleibt der Gerechtigkeitssinn vorbehalten -griechische Kardinaltugenden waren: Mäßigung, Tapferkeit, Weisheit, Gerechtigkeitssinn -zum Höhlengleichnis: -nur unter größter intellektueller Anstrengung würde es einem der Gefangenen gelingen (so man ihn befreit hätte) das Wahre zu erkennen -die anderen würden, wenn er davon erzählen würde, indem er in die Höhle zurückkehrte, nichts davon hören wollen und den Philosophen lieber beschimpfen, als die Wahrheit zu erfahren. -die sinnliche Wahrnehmung (aisthesis) ist für Platon nicht der Maßstab des Wissens -zur Wahrheit gehöre der Wille über Gegebenes hinaus das Gute, Wahre und Schöne als solches zu suchen -Dank der Idee (gr. idea – das Urbild, die Form) können wir uns aus der Fülle der Erscheinungen zu dem Einen, das alles Konkrete in sich enthält, erheben. -ohne Ideen würden wir im Chaos der sinnlichen Wahrnehmungen gleichsam ertrinken -Ideen sind nach Platon das eigentlich Seiende; sie sind unveränderlich, ewig, unkörperlich und eingestaltig -Anamnäsis-Lehre (erinnern) besagt, dass alle Erkenntnis ein Wiedererinnern an die ursprüngliche Ideenschau der Seele sei -die ganze Natur sei eine Nachspiegelung von Ideen, die die Seele einst schaute -höchsten Gipfel der Ideenwelt bildet die Idee der Gerechtigkeit bzw. des Guten -Für den wahren Philosophen, so Platon, sei der Tod kein Grund zur Trauer, sondern Anlass zur Freude. Selbstmord wurde jedoch als Frevel gegen die Götter ausgelegt -Tod bedeute nämlich nur die Abspaltung der Seele vom Körper; damit lebe das Eigentliche am Menschen – die Seele – weiter. -Kosmosvorstellung Platons‘: -Gott schuf den Kosmos gemäß seines Bildes (mit Blick auf die Ideen) wie ein Demiurg (Weltenbaumeister) aus einer vorhandenen Substanz -Der Mensch ragt aufgrund seiner Körperlichkeit in den Bereich des Göttlichen. Indem er nach der Wahrheit strebe und sich seinen Begierden widersetzte, nehme er an der Unsterblichkeit teil 8 -weitere Staatsschriften (neben der Politeia) sind die Gesetze (nomoi) und als kleinere Abhandlung der politikos Zusammenfassung: Platon unterscheidet zwischen einer dem Menschen unsichtbaren Welt der ewigen Ideen und deren diesseitigen unvollkommenen Abbildern (idola). Ideen existieren unabhängig vom Menschen in einer jenseitigen Welt. Seele ist wichtiger als der Körper; Erkenntnis ist für Platon Widererinnerung dessen, was in jedem von uns an Vollkommenheit immer schon angelegt ist. Aristoteles (384-322): -aristotelisch logisch-empirische Schule setzt auf Erfahrung und die Wissenschaften -klassifiziert als erster aus der Philosophie verschiedene Fachgebiete: Logik Metaphysik Naturlehre Ethik Politik Ökonomie Ästhetik -Aristoteles wurde als 17-jähriger an die Akademie geschickt -Aristoteles geriet 323 als „Makedonierfreund“ in die öffentliche Kritik -Begründer der Logik vom formalen Schließen die beiden Prämissen Syllogismus (von syllogizesthai zusammenrechnen, das, was sich aus einem logos ergibt) lassen sich zwar nicht beweisen, sicher aber ist die Konklusion, die aus den Prämissen folgt: Wenn a vom ganzen b und b vom ganzen c ausgesagt wird, so muss auch a notwendig vom ganzen c ausgesagt werden. Zum Beispie: Alle Menschen sind sterblich. Sokrates ist ein Mensch. Sokrates ist sterblich. -Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch: Es ist unmöglich, dass ein und demselben Seienden zum gleichen Zeitpunkt und in derselben Hinsicht eine Bestimmung zukommt und nicht zukommt. Beispiel: Es ist unmöglich, dass ein Urteil wahr und nicht wahr ist. -Adäquation (Korrespondenztheorie der Wahrheit) Hiernach ist ein Urteil dann wahr, wenn es mit der beurteilten Sache übereinstimmt -Kategorienlehre: zehn Grundbegriffe werden hier unterschieden, mittels derer wir unsere Urteile fällen: Substanz, Qualität, Quantität, Relation, Ort, Zeit, Lage, Zustand, Tätigkeit, Leiden -Das Wesen der Dinge besteht nach Artistoteles in einer Verbindung aus Stoff (gr. hyle) und Form (gr. eidos) -Die Bestimmung des Menschen nach Aristoteles sei es, sich zu einem möglichst rationalen Wesen zu entwickeln, wie es zu Beginn der Metaphysik heißt: „Alle Menschen streben von Natur (physei) nach Wissen (eidenai) -Metaphysik: Hauptwerke Aristoteles A. stellt die Frage, welches „das Seiende als solches ist“ Dass die Gegenstände so sind, wie sie sind, unterscheidet sich an vier Typen: 1. Formursache (causa formalis) 2. Zweckursache (causa finalis) 3. Wirkursache (causa efficiens) 4. Stoffursache (causa materialis) 9 -Aristoteles kennt keinen personalisierten Schöpfergott, vielmehr sei die ganze Welt und die Natur auf den unbewegten Beweger als reinem Geist hin ausgerichtet. Diese Gottheit greift nicht direkt in das Weltgeschehen ein, sondern hält die Natur über seine geistige Anziehungskraft in Bewegung. -Seelenlehre: unterscheidet sich vom platonischen Dualismus dadurch, dass die individuelle Seele den Körper nicht überlebt. Alle organischen Wesen sind nach A. beseelt. Den Menschen begriff er als vernünftiges Lebewesen (animal rationale) Nur ein Teil des Geistes (nous) sei nicht an den Körper gebunden und damit unvergänglich und göttlich. Dass nur der (unpersönliche) Geist und nicht die Seele unsterblich sei, wurde in der christlichen Aristotelesrezeption zu einem Kernproblem. -Ethik: Fußt auf Charaktererziehung und Einübung (Gewohnheit) in die richtigen Handlungsweisen Ziel ist die Eudämonie (von gr. eudaimonia – Glückseeligkeit) in der Nikomachischen Ethik unterscheidet er zwischen dianoetischen Tugenden z.B. Weisheit oder Klugheit und den ethischen Tugenden, die das Hundlungsvermögen betreffen und den goldenen Mittelweg (mesotes-Lehre) zwischen zwei übertreibenen Leidenschaften bedeuten): o Bsp: Mittelweg zwischen Feigheit und Kampfeslust ist die Tapferkeit -Politik: hier stellt er den drei richtigen Verfassungsformen Monarchie, Aristokratie und Politie (Demokratie) drei entartete gegenüber: Tyrannis, Oligarchie und Demokratie (im Sinne einer Herrschaft des Pöbels) entfaltet den Begriff vom Menschen als in der Gemeinschaft handelndes und erfahrendes Wesen – zoon politikon! -Aristoteles glaubt nach seiner Poetik an die Kraft der Kunst. Beim Anschauen einer Tragödie erlebe der Zuschauer eine tiefe innere Erschütterung (Katharsis) Zusammenfassung: Aristoteles ist unstrittig einer der größten Denker der Philosophiegeschichte. In seiner Rezeption gibt es jedoch geteilte Meinungen. Martin Luther rät seine wichtigsten Schriften „ganz abzuschaffen…so daraus doch nicht gelernt werden kann, weder von den natürlichen noch von den geistlichen Dingen. Georg W.F. Hegel schreibt, dass Aristoteles „eines der reichsten und umfassendsten (tiefsten) wissenschaftlichen Genies gewesen (ist), die je erschienen sind.“ Die hellenistische Philosophie -Unter Hellenismus versteht man die Kulturepoche von Alexander dem Großen bis zum Kaiserreich des Augustus -Stadtstaaten Athen und Sparta hatten an polit. Einfluss verloren, dennoch Einfluss des Griechentums im Mittelmeerraum und in Kleinasien -neue philosophische Richtungen (Epikur, Stoa, Skeptiker) sahen den Menschen weniger als Staatsbürger, sondern mehr als Individuum. Es begann sich ein Kosmopolitismus und Individualismus zu entwickeln. Gesetze sollten für die einzelnen Menschen da sein und nicht umgekehrt -hier ging es weniger um die ,großen‘ Fragen nach Ruhm, Wahrheit, Schönheit etc. sondern um praktische Hinweise, wie ein ausgeglichenes Leben zu führen sei 10 Epikur (um 341-271) -vertritt eine Philosophie der Freude (gr. hedoné) -Ziel des Lebens ist es einen glückseligen Gesamtzustand – Eudämonie – zu erreichen -Körperliche Gesundheit bzw. Freisein von Schmerz und atarxia (seel. Ausgeglichenheit) sind wichtige Bestandteile eines guten Lebens -lathe biosas – „Lebe zurückgezogen!“ -Erkenntnistheorethisch war Epikur ein Anhänger des Atomismus von Demokrit -trotz der Atomtheorie geht er von der Willensfreiheit des Menschen aus -leugnet nicht die Existenz der Götter, bestreitet aber, dass sie einen wirklichen Einfluss auf die Welt haben -Unsterblichkeit gibt es nach der Theorie des Atomismus nicht. Die Seele, die sich Epikur als Komplex unendlich feiner Atome vorstellte, löse sich auf und gehe neue Atomverbindungen ein -Berühmtes Traktat zum Thema Angst vor dem Tod: „Das Schauererregendste aller Übel, der Tod, betrifft uns überhaupt nicht; wenn ‚wir‘ sind, ist der Tod nicht da; wenn der Tod da ist, sind ‚wir‘ nicht. Er betrifft also weder die Lebenden noch die Gestorbenen -Epikurs Ethik ist deskriptiv, sie schreibt also nicht vor, was man zu tun oder zu lassen hat (präskriptiv) -Gut ist, was Lust bringe und schlecht, was Schmerz, Leid und Unlust verursacht -für ein glückliches Leben unterscheidet man drei Arten von Wünschen: 1. natürliche/notwenige Wünsche (Nahrung, Kleidung, Schlaf) 2. natürliche/nicht notwendige Wünsche (gutes Essen, schöne Kleidung) 3. nicht natürliche/nicht notwendige Wünsche (Luxusgüter) -wer am Ende seines Lebens sagen könne, dass die Freuden überwogen hätten, hat das Lebensziel erreicht Stoa: -fünf Kernsätze prägen die ethische Lehre der Stoa: 1. 2. 3. 4. 5. Sei wachsam gegenüber Deinen Begierden! Sei Herr Deiner Entscheidungen, lass nicht eine Sucht oder Triebe über dein Leben bestimmen! Höre auf die Gesetze der Natur! Trage Schicksalsschläge gefasst! Vernunft, Autonomie, Tugend führen zur Glückseligkeit! Zusammengefasst ging es der Stoa um ein Leben im Einverständnis mit sich selbst und den Gesetzen der Natur -Man unterscheidet 1. die alte Stoa (3.-1. Jh.) – Zenon von Kition, Leanthes und Chrysipp 2. die mittlere Stoa (1. Jh.v.Chr.-1. Jh.n.Chr.) – Panaitios, Poseidonios 3. die späte Stoa – Seneca, Epiktet, Marc Aurel -Lebe Tugendhaft! lautete der Wahlspruch der Stoa -Stoa knüpft an Heraklits Logoslehre an. Die Welt sei von einem göttlichen Prinzip durchdrungen und stelle ein sinnvolles Ganzen, einen einzigen Organismus dar. Ein feuriger Geist (Pneuma) beseele den Kosmos und der Mensch sei einem Fatum (Schicksal) unterworfen. -stoischer Grundsatz nach der Natur zu leben bedeutet, die Natur so zur Kenntnis nehmen, wie sie wirklich ist -Als Teilhaber am Logos sind alle Menschen gleich und Brüder. 11 -der Mensch soll sich, im Ggs. zur Lehre des Epikur in der Politik engagieren und als nützliches Mitglied der Gemeinschaft dienen -stoische Gedanken können als Vorläufer des Christentums, des Kosmopolitismus und der Menschenrechte angesehen werden Zenon von Kition (300-218) -Welt besteht aus Materie das Göttliche ist innerhalb des Alls (Pantheismus) -„Nur der Logos kann dem Menschen sein Ziel weisen und sein Leben richtig gestalten“ -Leben und Tod sind adiaphora (das ethisch Gleichgültige), sodass die Stoiker den Selbstmord erlaubten, jedoch mit der Einschränkung, dass er nur von einem Tugendhaften begangen werden dürfe, der beurteilen könne, ob ein begründeter Anlass dafür vorliege Seneca (4 v. Chr.-65 n. Chr.) -„Tod bedeutet, nicht zu existieren. Wie das ist, weiß ich schon: nach meinem Leben wird das sein, was vor ihm war. Wenn etwas an Qual darin enthalten ist, war es notwendigerweise auch enthalten, bevor wir ans Licht hervorgetreten sind; doch haben wir damals keine Belästigung gespürt. Ich frage: müsste man es nicht als den Gipfel der Torheit bezeichnen, wenn jemand glaubte, einer Öllampe gehe es schlechter, wenn sie erloschen ist, als bevor sie angezündet wird? Auch wir erlöschen und werden angezündet: in der Zwischenzeit erleiden wir etwas, vorher und hinterher jedoch herrscht tiefe Geborgenheit.“ Epiktet (ca. 60-100 n.Chr.) -in seinem Handbüchlein der Moral unterscheidet er zwischen jenen Dingen, die in unserer Macht stehen (Meinungen, Handlungen, Wünsche, Abneigungen) und jenen, die wir nicht beeinflussen können (Reichtümer, öffentliche Ämter, körperliche Gebrechen) Marc Aurel (121-181) -in ihm reifte im Laufe des Leben die Überzeugung von der Vergänglichkeit und Vergeblichkeit allen Daseins, das man aber in stoischer Ruhe zu ertragen habe. „Alles was du siehst, wird sehr bald zugrunde gehen (…) und wer als hochbetagter Geis stirbt, wird nicht vor dem voraushaben, der vor der Zeit stirbt.“ Skeptizismus: -ab 250 n.Chr. setzte sich wieder ein Geist wissenschaftlicher Skepsis durch, der an die Erkenntniskritik des Sokrates anknüpfte -es gibt keine unerschütterlichen Gewissheiten (Katalepsis), es könne bei der Erkenntnis immer nur von Wahrscheinlichkeiten die Rede sein -wichtigste Schule der Skepsis (gr. skopeo, genau beobachten) ist der phyrrhonische Skeptizismus -Im Unterschied zu Akademie galt das Hauptinteresse der Skeptiker wie bei Epikur und in der Stoa der Erläuterung einer möglichst weisen Lebensform. Für die Skeptiker war es die Zurückhaltung im Urteil (epoché), die zur Glückseligkeit führte -Weisheit der Urteilsbildung wird mit dem Begriff Isosthenie (gleichstarker Widerstand) begründet. Damit ist gemeint, dass es nach Meinung der Skepsis für jede Behauptung eine gleichstarke Gegenbehauptung gibt. 12 -Sextus schreibt: „Jemand, der sich erst gar nicht auf die Selbstbeherrschung einlässt ist zumindest relativ glücklicher als der Stoiker. Sofern dieser nämlich Neigung hat, erleidet er Qualen; sofern er seine Begierden aber erfüllt, wird er von der Qual erlöst.“ Neuplatonismus Plotin (um 204-270) -bereitete Übergang zum Christentum vor -für ihn bedeutet Erkenntnis Überschreiten des Ich -in einer verzückten Schau des Übersinnlichen werde der Mensch für einen Moment lang eins mit einem nicht mehr näher zu beschreibenden Gott -Neuplatonismus berief sich auf Platon, verstand aber die Welt weniger als Abbild von Ideen, sondern als auf ein Ur-Eines bezogen -Im Sinne einer negativen Theologie wäre dieses Ur-Eines nicht weiter zu beschreiben. Das Eine ist das Rätsel. -Das Eine ist das Erstaunliche. Aus dem einen Samen wird ein Baum, aus dem Einen entsteht die Vielfältigkeit der Welt -das Eine konnte nach Plotin wegen seiner ungeheuren Macht- und Kraftfülle nicht alleine bei sich bleiben. Es strömte die Welt aus sich heraus (Emanation), ohne selbst dabei weniger zu werden. -Unterscheidung von drei Hypostasen (Grundlagen, Stützen): 1. das Eine, gute oder Göttliche. 2. Das Eine entlässt aus sich den Geist oder das Sein 3. Geist ist Basis für die Seele, die wiederrum Grundlage für Erfahrbarkeit der mannigfaltigen Welt wird -Der Körper ist für Plotin nicht Gefängnis der Seele (wie bei Platon), sondern nimmt an der Seele teil -Ethik: Reinigung von allem Leiblichen, Besinnung auf die unsichtbare Substanz der Seele in einem mystischen Akt -kann die Weltverachtung der Gnostiker und auch des frühen Christentums nicht teilen -kritisierte am frühen Christentum die Überbewertung der Demut und dass ausschließlich der Glaube und die Gnade zur Erlösung führen. -Plotins Lehre orientierte sich am Jenseits, in diesem Leben herrschten Unrecht, Gewalt und Bosheit. Haupziel sei die Befeiung der Seele aus den Ketten der Materie -unterscheidet vier Formen der Erkenntnis: 1. Wahrnehmung 2. diskursive Erkenntnis 3. Ideenschau 4. Ekstase [Exkurs: Gnosis: Gott zu erfassen sei nicht eine Sache des Glaubens (wie im Christentum), sondern der Erkenntnis. Die Gnostiker vertraten hierbei folgende Ansichten: 1. Die Welt sei von einem von Gott abgefallenen Demiurgen geschaffen worden. 2. Gnostiker reagieren auf die Ungerechtigkeiten dieser Welt empfindlich. Sie beklagen die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen gesunden und kranken Menschen. 3. Die transzendente Welt sei mit Geisterwesen bevölkert] Zusammenfassung: Die Metaphysik Plotins enthält zwei Elemente: 1. Die metyphysische Grundsatzentscheidung für den Vorrang des Einen vor der Vielfalt der Welt. 2. Die Herausarbeitung einer Erkenntnisform – der Schau –, die dem ration-diskursiven Wissen überlegen sein soll (vgl. Meister Eckhart). Es handelt sich dabei um ein Heraustreten aus dem Sinnlichen, in der das Göttliche unmittelbar erfahr- und erlebbar wird. 13 Mittelalter Kulturhistorischer Hintergrund: -Streit zwischen Wissenschaft und Glaube -Philosophie als Magd der Theologie (ancilla theologiae) -weiterentwickeln konnte sich die mittelalterliche Philosophie in formaler Hinsicht (Sprachphilosophie, Logik, Begriffsanalyse) -Übergang von Antike zum Mittelalter durch Schließung der platonischen Akademie 529 -wachsende Macht des Klerus blieb nicht unwidersprochen -Katharer und Albigenser riefen im 12. Jh. zur Umkehr auf -erst die Reformation (Luther, Zwingli, Calvin) leitete den Machtverlust der kath. Kirche ein und stärkte die Bedeutung des Einzelnen und seines Gewissens -die in drei Stände gegliederte Gesellschaft – Klerus, Adel, Dritter Stand (Bürger, Bauern, Taglöhner) – beruhte in ihrem Kern auf dem Lehensystem (Feudalismus) -Gesellschaft war in sich streng von oben nach unten gegliedert -bildete eine auf Gott hin bezogene statische Seinsordnung -wichtigste Träger der mittelalterlichen Kultur waren die Klöster (Latein als Universalsprache) -sieben freie Künste waren: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Mathematik, Astronomie Epochenüberblick: -Einteilung in Patristik und Scholastik -Epoche der Patristik (bis zum 8. Jh.) fällt zum Teil noch mit der Epoche der Antike zusammen -bedeutendster Vertreter: Aurelius Augustinus, der die Grundlagen für die gesamte mittelalterliche Philosophie schuf -Patristik deshalb, weil bedeutende Kirchenväter (u.a. Origenes, Hieronymus, Gregor der Große) versuchten, die antiken Lehren mit dem Christentum zu verknüpfen -Ambrosius von Mailand stellte als erster die Kirche über den Staat -Hieronymus übersetzte die Bibel ins Lateinische – Vulgata -Augustinus lehrte, dass Gott außerhalb der Zeit sei und die Welt aus dem nichts – creatio ex nihilo – geschaffen habe; Vergangenheit und Zukunft seien von geistigem Gehalt -Epoche der Scholastik (ab 9. Jh.) wird in drei Teile untergliedert: 1. Frühscholastik: 800-1200 (Anselm von Canterbury „Vater der Scholastik“) -Anselm versuchte Existenz von Gott rational zu beweisen (ontol. Gottesbeweis) -Glaube, der nach Einsicht sucht – fides quaerens intellectum – wurde zur Leitidee der Epoche -beherrschendes philos. Thema war der Universalienstreit um die Seinsweise der Allgemeinbegriffe 2. Hochscholastik (Albert der Große (1200-1280), Thomas von Aquin) -Blütezeit der Epoche -Thomas von Aquin schuf eine weitreichende Synthese zwischen Aristoteles und der christlichen Philosophie 3. Spätscholastik (Roger Bacon, Johannes Duns Scotus (1270-1308) -Teil der Epoche steht schon am Übergang zur Neuzeit -Bedeutung des Willens und des Individuums wurden mehr noch als bei T. v. Aquin akzentuiert 14 -Niedergang der Epoche ist im Nominalismus des Wilhelm von Ockham und der beginnenden naturwissenschaftlichen Ausrichtung bei Nikolaus von Kues erkennbar Zusammenfassung: Scholastische Lehre hatte zum Ziel, die christlichen Glaubensgrundsätze systematisch auszulegen und sie als mit der Vernunft in Einklang stehend zu erklären Patristik Aurelius Augustinus (354-430) -wichtigster Vertreter des christlichen Platonismus zwischen Spätantike und Mittelalter -studierte in Karthago Rhetorik -glaubte zunächst im Manichäismus eine tiefere Wahrheit gefunden zu haben; hierbei handelt es sich um eine auf den persischen Propheten Mani zurückgehende Religion, die dem Christentum ernsthaft Konkurrenz zu machen drohte und buddhistische, jüdische und christliche Elemente miteinander verband -Mani geht von zwei Reichen aus: Reich der Finsternis; Reich des Lichts -Menschen sollen nach Jesus, Platon und Mani leben um Anteil am Reich des Lichtes zu bekommen -nach zehnjähriger Anhängerschaft löste sich Augustinus vom Manichäismus -unter dem Einfluss von Ambrosius bekehrt sich Augustinus im Jahr 386 zum Christentum -wird Bischof von Hippo -nur die Hinwendung zu Gott kann wahre Erkenntnis geben -Sinn des Lebens ist der Glaube an Jesus Christus! -Ausgangspunkt hierfür sind die Vorstellungen von der individuellen Seele und die Selbstgewissheit der inneren Erfahrung. Nur im Inneren wohne die Erkenntnis -Weg dorthin bedürfe des Haltes durch und an das Wort Gottes -Seele des Menschen steht im Dialog mit Gott und ist von ihm abhängig -Die Zeit ist nach Augustinus in der Seele verankert. Es gebe nach außen hin kein Kriterium, die Zeit zu messen. -Die Frage „was ist Zeit?“ beantwortet Augustinus so: Sobald wir nicht mehr nach der Uhrzeit, sondern nach der Zeit selber fragen, beginnen die Schwierigkeiten. Eigentlich gibt es immer nur Gegenwart, nur durch unser Erinnerungsvermögen erzeugen wir den Zeitbegriff. Augustinus postuliert drei Grundformen der in unserem Geist vorhandenen Zeit: Die Gegenwart der Erinnerung (Vergangenheit), die Gegenwart der Vorstellung (Gegenwart) und die Gegenwart der Erwartung (Zukunft) -Ursache für das Böse liegt nach Augustinus im Hochmut -Gedanke der Erbsünde (seit Adam bis heute) -nur durch Gottes Gnade ist das Gute möglich -Es ist ein feststehendes Axiom bei Augustinus, dass Gottes Wege unergründlich sind und er allein vorher bestimmt, wen er erlöst (Prädestinationslehre) -Augustinus stellt den vier antiken Kardinaltugenden Mäßigkeit, Tapferkeit, Klugheit, Gerechtigkeit die drei christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung an die Seite -Dogma der Dreifaltigkeit: -Streit im 4. und 5. Jahrhundert -Neuplatonismus: das Eine besteht aus drei Hypostasen 15 -Die Arianer glaubten, dass Christus ein von Gott geschaffenes Wesen sei, dem er wegen seiner sittlichen Bewährung den Status eines Gottessohnes verliehen hat -diverse Konzilien wurden zu diesem Thema einberufen -Konzil von Konstantinopel fand schließlich die Position der Wesensgleichheit von Vater, Sohn und Hl. Geist als dem christlichen Gottesbegriff alleine angemessen. Zusammenfassung: Karl Jaspers schreibt: „In Augustin ist in der Tat nicht eine Spur von der Neigung zur Unabhängigkeit der antiken Philosophen. Er bedarf und will ein Anderes, von außen Kommendes, an das er sich halten kann. Nach Charles Taylor ist Augustinus der Erfinder der abendländischen Innerlichkeit: „Es ist kaum übertrieben zu sagen, dass Augustin derjenige war, der die Innerlichkeit der radikalen Reflexivität ins Spiel gebracht und sie dann der abendländischen Denktradition vermacht hat. Scholastik -Scholastik von lat. schola („Schule“) -Sammelbegriff für die mittelalterliche Wissenschaft schlechthin -Theologie war der Philosophie hier übergeordnet -Aufgabe der Scholastik war es, Widersprüche zwischen den offenbarten Glaubenssätzen und philosophischen Erkenntnissen auszugleichen oder erklären zu helfen -„Credo ut intelligam - ich glaube, um zu erkennen“ als Kennzeichen der scholastischen Methode -Gründung der Universitäten ab dem 12. Jh. (septem artes liberales, danach Theologie, Medizin, Jura) Anselm von Canterbury (1033-1109) -letzer von Platon beeinflusste mittelalterliche Philosoph -Christ sollte seinen Glauben intellektuell verstehen (intellectus fidei) -zentrale Inhalte des Glaubens mit Vernunftgründen begreifen -„Sinn des Anselmschen Arbeitsprogrammes ist also die rationale Einsicht in den Glaubensinhalt, in die Offenbarung, Ziel ist die Schau Gottes“ -ontologischer Gottesbeweis machte ihn berühmt -findet sich in seiner Schrift Proslogion (Anrede) Mensch muss Gott als dasjenige denken, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann. Wäre Gott nur in den Gedanken vorhanden, so ließe sich etwas Größeres denken, nämlich dass er auch in Wirklichkeit existiere. Deshalb könne Gott ohne Widerspruch nicht als nicht-existierend gedacht werden. -widerlegt gilt der ontologische Gottesbeweis seit Kant, der meinte, dass 100 gedachte und 100 wirkliche Taler gleich vollkommen seien, die Tatsache ihrer Existenz oder Nichtexistenz mache zwar einen großen Unterschied aus, spiele sich aber logisch auf einer anderen Ebene ab Petrus Abälard (1079-1142) -dem Menschen zugewandte Philosophie -kritisierte einige Dogmen der christlichen Lehre seit Augustinus -lehnt Erbsünde und Prädestinationslehre ab 16 -der Neugeborene -gemäß der Erbsünde - hat schon Schuld auf sich geladen; man kann aber nur eigene Sünden begehen, eine Art Kollektivschuld der gesamten Menschheit (Erbsünde) gebe es nicht -es ist unredlich Menschen vorzuhalten, dass sie gegen christliche Grundsätze verstießen, wenn sie diese noch nicht einmal kennen gelernt oder verstanden haben -dass Kinder und Ungläubige nicht sündigen könnten (so der Schluss von Abälard) empfand man als Gotteslästerung - Widerrufung der Schriften gefordert -Menschwerdung, Leben und Leiden Christi seien vollkommene Offenbarung der Liebe Gottes -Abälard verwarf keineswegs die Lehre und Autorität der Kirche, aber meinte, man dürfe ihr nicht blind gehorchen, sondern müsse ihre Lehre auch geistig verstehen -Erkenntnistheorie: -Zweifel erhält seine Rechtfertigung -durch Zweifel kommt Mensch zur Untersuchung; bei dieser erfassen wir die Wahrheit -Universalienstreit: -Streitpunkt: Status von Allgemeinbegriffen wie „Mensch“ oder „Menschheit“ -Realisten vs. Nominalisten -Realisten glaubten an die Existenz einer Substanz Menschheit im Unterschied zu jedem einzelnen Menschen -Nominalisten glaubten der Begriff Menschheit käme einem bloßen Wort oder Namen gleich und sei somit Schall und Rauch (flatus vocis) -Abälard betonte den schöpferischen Anteil des menschlichen Verstandes bei der Erkenntnis, denn die an den Gegenständen vorhandenen Analogien und Ähnlichkeiten müssten erst gefunden und systematisiert werden Thomas von Aquin (1225-1274) -war der bedeutendste mittelalterliche Philosoph -verknüpfte Lehre des Aristoteles mit der von Augustinus herkommenden christlichen Philosophie zu einem eindrucksvoll gestalteten Weltbild -Seinsbegriff: Sein ist eine in sich gegliederte und auf Gott bezogene Einheit, in der jeder Berich relative Eigenständigkeit besitzt -Mensch hat von Natur aus eine Neigung zur Vernunft -Glaube und Vernunft sind keine Gegensätze, sondern benötigen einander, um zur Wahrheit zu gelangen -Während die Vernunft von der Wirklichkeit ausgeht und zu Gott aufsteigt, beginnt die Theologie bei Gott um ihn als Urheber der Schöpfung zu begreifen -Hauptaufgabe der Vernunft: Naturgesetze und den Aufbau der Welt erkennen -Thomas strebte Synthese zwischen Aristoteles und dem Christentum an -Schriften: Summa contra genitles (Schrift gegen die Heiden), Summa theologica (Summe der Theologie) -Stufenaufbau des Seins: Thomas errichtet sein System des Stufenaufbau allen Seins mittels des Begriffpaares Wirklichkeit und Möglichkeit -einem Stein wird die Form bloß von außen gegeben -mit Pflanzen und Tieren ist schon eine höhere Seinsstufe erreicht -Mensch sei dem Tier insofern überlegen, als seine Geistseele unsterblich sei -Thomas unterscheidet zwischen Wesen (Essenz) und Sein (Existenz) -man kann das Wesen von etwas beschreiben, ohne zu wissen, ob es tatsächlich existiert 17 -im Vergleich zu einem Wesen ohne Existenz (Einhorn, geflügelte Pferde) seien jedoch existierende Entitäten (Dinge/Wahrheiten) von ontologischem Vorrang -Erkenntnislehre: Erkennen muss seinen Ausgangspunkt von den Sinneserfahrungen nehmen, der Verstand sei ohne Sinneseindrücke wie ein weißes Blatt Papier. Das menschliche Erkennen erschöpft sich aber nicht in Sinneserfahrung, sondern kann zur Wahrheit der Seinsstruktur vorstoßen. Wahrheit ist adaequatio inellectus et rei („Übereinstimmung des urteilenden Geistes mit dem Gegenstand“) -beim Erkennen gibt es den völlig unkörperlichen Anteil der Verstandesseele -„Die Verstandesseele ist also reine Form, nicht aber etwas aus Stoff und Form Zusammengesetztes. Wäre nämlich die Verstandesseele aus Stoff und Form zusammengesetzt, so würden die Formen der Dinge als einzelbestimmte in sie aufgenommen werden, und folglich würde sie nur Einzelnes erkennen, wie dies bei den Sinnesvermögen der Fall ist.“ -Weltordnung, wie Gott sie geschaffen hat, ist der Erkenntnis vorgeordnet -nur mit dem Verstand ist man in der Lage, die Strukturen der Welt zu erfassen -es herrscht eine analoge Einheit alles Seienden, deren letzter Grund in der Tatsache der Schöpfung Gottes liegt -Thomas vertritt im Ggs. zu Kant den sog. objektiven Idealismus, nach dem der sinnhafte Aufbau der Welt a priori durch Gott als Urgrund hinter den Dingen steht -Verhältnis von Glauben und Wissen: christlicher Glaube widerspricht keinesfalls der Vernunft, aber auch dieser kann manche Dogmen (z.B. creatio ex nihilo) nicht exakt beweisen. -beweisbar ist nur die Nicht-Unvernünftigkeit des Glaubens -Menschenbild: Mensch ist die substantielle Verbindung von Seele und Körper -Thomas glaubte an Unsterblichkeit der individuellen Seele, die als anima seperata nach dem Tod auch losgelöst vom Körper fortbestehe und im Jenseits für die begangenen Taten zur Verantwortung gezogen wird -im irdischen Leben bilden Leib und Seele eine untrennbare Einheit -Mensch als zoon politikon: Mensch ist auf die Gemeinschaft mit anderen angewiesen -Staat obliegt es, die Bürger zu tugendhaften und gerechten Leben anzuleiten -oberster Gesetzgeber Gott ist allem menschlichem Gebot (lex humana) vorangestellt -Ethik: Forderung nach Augenmaß im Anschluss an Maß- bzw. Phronesis-Begriff des Aristoteles -Tugendlehre: Unterscheidung der vier natürlichen Kardinaltugenden Maß, Tapferkeit, Klugheit und Gerechtigkeit von den drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe -die theologischen Tugenden können nur mit der Gnade Gottes erworben werden Zusammenfassung: Karl Jaspers reiht Thomas von Aquin unter die „Lehrer der Totalität des Lebens“ ein, „die allem seinen Ort geben, nirgends einseitig bleiben, alle Gegensätze als an ihrer Stelle berechtigt erfassen, nichts über das Knie brechen.“ 18 Meister Eckhart (um 1260-1328) -wichtigster Vertreter der deutschen Mystik (von gr. myein [Augen, Ohren, Mund schließen, um sich ganz auf das Absolute konzentrieren zu können]) -Vorläufer der Mystik waren Plotin (3. Jh. n.Chr.), Dionysios Areopagita (5. Jh.) und Johann Scotus Eriugena (9. Jh.) -Meister Eckhart war der erste Philosoph, der nicht nur auf Latein schrieb, sondern auch deutsche Texte hinterließ -Hauptwerk: Opus tripartitum -durch Bulle von Papst Johannes XXII. wurden 28 seiner Thesen verurteilt, darunter diese: „Alles, was der göttlichen Natur eigen ist, das ist auch ganz dem gerechten und göttlichen Menschen eigen. Darum wirkt solch ein Mensch auch alles, was Gott wirkt.“ -Eckhart suchte nach einer Neubewertung des Intellekts, der den Menschen gottähnlich macht. -Intellekt ist wichtiger als das Sein: Gott komme Sein zu, weil er erkenne -keine Seinsgesetze ohne Intellekt; Verstand erzeugt erst die Struktur -Schlüsselbegriffe seiner Philosophie: Logos, Wort, Intellekt -„Darum bitten wir Gott, daß wir ,Gottes‘ ledig werden und die Wahrheit so empfangen und ewiglich genießen, wie die obersten Engel und die Fliege und die Seele, wo sie noch in dem sind, in dem auch ich urständete und wollte, was ich war, und war, was ich wollte..:“ -Gott ist nicht das Eine, sondern Subjektivität; Gott hat eine Welt aus sich heraus entlassen, aus der er sich wieder zurückholt -Subjekt als Begriff für Gottesverständnis: Gott ist einerseits die Welt und andererseits zugleich noch mehr; Verhältnis zwischen Mensch und Gott ist univok (einstimmig, einnamig) -sofern der Mensch Gott in sich trägt, ist er selbst gottähnlich -Nur der abgeschiedene Mensch hat die Möglichkeit, Gott vollständig zu erfahren -Hervorhebung der Gelassenheit -Ethik: Leitbegriffe sind Gesinnung und Haltung; es kommt auf den Bezug zu Gott an, um das Seelenfünklein (scintilla animae) zu entflammen -ein so veränderter Mensch, ein Mensch der in Gott stehe, sei gerecht und kann gerechte Taten vollbringen Nikolaus von Kues (1401-1464) -steht schon an der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit -Mensch als Mikrokosmos, der alle Gegensätze in sich vereint: Sterblichkeit und Unsterblichkeit; Körper und Seele, Animalität und Göttlichkeit -Verstand (ratio) kommt an die vollständige Wahrheit nicht heran -in Gott vereinen sich Plus und Minus (absolute Gegensätze) zu einem Grenzbegriff -Vertreter einer holistischen (lat. das Ganze betreffende) Philosophie -dialektische Einheit von Begriffspaaren als Grundlage -Gott sei einerseits die Einheit, aber die Einheit setzt auch Vielheit voraus -Vielheit ist nicht ohne Einheit, und Einheit nicht ohne Vielheit zu denken -Da alles Viele aus dem Einen komme, sollten sich die Menschen auch nicht feindselig gegenüberstehen denn sie stammen alle aus ein und demselben göttlichen Grund -Der Kusaner steht mit seiner Forderung nach Überwindung der Feindschaft (der Religionen) als ein Vordenker des von G.E. Lessing entwickelten Toleranzgedankens (Nathan der Weise) 19 Neuzeit Kulturhistorischer Hintergrund: -in dieser Epoche stehen der Mensch, seine Technik und die wissenschaftliche Erkenntnis im Vordergrund -Beginn mit Renaissance (2. Hälfte des 14. Jh bis zum 16. Jh.), in der der Zerfall der feudalen Ordnung des Mittelalters beginnt -Selbstbestimmte und freie Einzelperson als Subjekt des ökonomischen und kulturellen Geschehens -Ideal der Renaissance: starkes Individuum, das als uomo universale (allseitig gebildeter Mensch) agierte -auf diesem Hintergrund schrieb Niccolò Machiavelli sein Buch Il principe (Der Fürst) -Politik wird nüchtern als Geschäft betrachtet, das der Machterhaltung dient -Galt bisher die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stand als gottgewollt, so kam jetzt Flexibilität und Dynamik in die gesellschaftlichen Beziehungen -Hervorhebung des Menschen und das Vertrauen in seine Verstandeskräfte wurden im 17. und 18. Jh. immer deutlicher (Entwicklung zum Rechtsstaat) -hervorstechendes Ereignis war die franz. Revolution 1789 -Forderung nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit -Verbreitung des Code civil in ganz Europa (u.a. Vorlage für BGB) -Bürgertum setzte sich gegen die alten Stände (Adel/Klerus) durch -Immanuel Kant erhoffte sich den Zusammenschluss der Völker zu einem „Ewigen Frieden“ -im 19. Jh. wurde in den Institutionen einer sich zunehmend formierenden bürgerlichen Öffentlichkeit (Presse, Parlamente, Bildungsvereine) die „soziale Frage“ diskutiert Epochenüberblick: -nach der Übergangsepoche Renaissance (15./16. Jh.) wird die Philosophie der Neuzeit in die beiden Hauptrichtungen des kontinentalen Rationalismus und des britischen Empirismus (17. Jh.) eingeteilt -18. Jh. war Zeitalter der franz. Aufklärungsphilosophie, dem die Systeme des Deutschen Idealismus (Fichte, Schelling, Hegel) folgten -Am Ende der Epoche, im 19. Jh., stellten schließlich Marx, Kierkegaard, Schopenhauer und Nietzsche die Autonomie der Vernunft wieder in Frage -an der Schwelle von Mittelalter und Neuzeit besannen sich Humanismus und Renaissance auf die Literatur der griechischen und römischen Antike, um darin Lösungen für Lebensfragen zu finden -Begründer des Humanismus: Franceso Petraca (1304-1374) -vertrat die Ideale von Menschlichkeit und Bildung -René Descartes gilt mit seinem Ausspruch „cogito, ergo sum“ (ich denke, also bin ich) als Vater der neuzeitlichen Philosophie -während man im Mittelalter nach der Verfassung des Seins (Ontologie) fragte, befasst sich die neuzeitliche Philosophie seit Descartes mit dem menschlichen Erkenntnisvermögen -im Ggs. zu Descartes entwickelte Baruch de Spinoza ein anderes Substanzverständnis -Descartes ging von zwei Substanzen - Geist, Materie - aus -Spinoza ging von nur einer Substanz (Monismus) aus -Für Gottfried Wilhelm Leibniz besteht die Welt dagegen nur aus Seeleneinheiten - den Monaden -britische Philosophie schlug mit Thomas Hobbes, Locke, Berkeley und David Hume einen anderen Argumentationsweg ein -Hobbes vertritt erstmals einen eindeutigen Materialismus und Naturalismus 20 -Für John Locke (Begründer des Empirismus) entsteht alle Erkenntnis aus der Erfahrung, es gibt keine angeborenen Ideen -franz. Aufklärungsphilosophen Rousseau, Voltaire und Charles de Montesquieu stellen sich konsequent auf einen antimetaphysischen Boden -Voltaires Werk „Vernichtet die Niederträchtige“ (gemeint ist die kath. Kirche) und Rousseaus „Der Mensch ist frei geboren und trotzdem überall in Ketten“ wirkten im 18. Jh. wie ein Fanal für die Emanzipation des Bürgertums -Berühmteste Selbstbeschreibung des Zeitalters „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ stammt von Immanuel Kant (1724-1804) -„Kritik der reinen Vernunft“ stellt Erkenntnistheorie auf eine neue Grundlage -Kant ließ den Verstand nicht mehr um die Dinge, sondern umgekehrt die Dinge um den Verstand kreisen -Kant unterscheidet zwischen der wissenschaftlich fassbaren Welt der Erscheinung (Phänomenon) und dem Ding an sich (Noumenon) -lässt sich auch die Idee von Gott, der Unsterblichkeit der Seele und die menschliche Freiheit nicht wissenschaftlich beweisen, so muss man sie gleichwohl als notwendige Postulate (Glaubenssätze) begreifen -Fichte begründet den Deutschen Idealismus, indem er Kants Vorstellung eines Dings an sich als in sich widersprüchlich zurückweist -Fichte wollte nur die Kraft des Geistes als Grundlage für die Wirklichkeit akzeptieren -mit Hegel erreicht der Deutsche Idealismus seinen Höhepunkt -nach Hegel arbeitet sich in einem historischen Prozess ein Weltgeist zu seiner wahren Bestimmung empor -Hegel versucht das gesamte Sein als vernünftig zu begreifen -Philosophie hat zu zeigen, wie sich die gesellschaftliche Wirklichkeit und die Wissenschaften zu immer höheren Stadien der Freiheit und der Erkenntnis entwickeln -Karl Marx versuchte Hegel „vom Kopf auf die Füße zu stellen.“ -für ihn war nicht der gedankliche Überbau (wie bei Hegel) entscheidend, sondern die materielle Basis -im Vergleich zu Marx waren Kierkegaard und Schopenhauer prinzipielle Gegner Hegels -Kierkegaard lenkte den Blick auf das Individuum, das nicht mehr als Substanz, sondern aus seinem Existenzvollzug heraus begriffen wird -für Schopenhauer regiert keinesfalls die Vernunft, sondern ein blinder Wille die Welt -Natur und Kultur sind zutiefst sinnlos, sodass Schopenhauer eine Verneinung des Willens im Sinne des Buddhismus empfahl -Nietzsche teilte Schopenhauers Kritik am modernen Fortschrittsglauben -er wollte aber das Dasein bejahen und entwickelte die Lehre vom Übermenschen und des Willens zur Macht als Steigerungsformen des Lebens Renaissance und Humanismus Erasmus von Rotterdam (1469-1536) -Erasmus vertrat die Unabhängigkeit der Vernunft ggü. den scholastischen Autoritäten -anders als Machiavelli verfügte Erasmus über ein positives Menschenbild und forderte ein friedliches Zusammenleben unter den Menschen -der wahre Glaube besteht nicht im formelhaften Nachbeten von Glaubenssätzen, sondern kommt aus dem Herzen -nahm inhaltlich zu einem großen Teil die Kritik der Reformation an der katholischen Kirche vorweg -wichtigstes Werk: Lob der Torheit (1511); hierin verspottet Erasmus die menschlichen Schwächen 21 -es besteht ein Elend als auch eine Notwendigkeit der Torheit -Briefwechsel mit Martin Luther -beide waren sich der Kritik am Papsttum einig -Erasmus war ein Universalgelehrter (uomo universale), der zu fast allen gesellschaftlichen Fragen etwas zu sagen hatte -in der Schrift „Die Klage des Friedens“ kritisiert er die Vorstellung eines gerechten Krieges -Kriege sind immer unrecht, man muss alles tun, um sie zu verhindern -einflussreich war Erasmus‘ Stellungnahme zur Frage der Willensfreiheit -Luther leugnete (basierend auf Augustinus) den freien Willen -für Erasmus war der freie Wille unverzichtbarer Bestandteil seines Humanismus Giordano Bruno (1548-1600) -bedeutendster Naturphilosoph der Renaissance -stark pantheistisch geprägte Weltsicht, bis heute Alternative zum Physikalismus -All ist voller Leben, Planeten sind mehr als bloße Materie -im Ggs. zur Welt als erschaffenem und vergänglichem Gestirn ist das All unerschaffen und unvergänglich -im Sinne des Neuplatonismus verstand sich Brundo als Denker des Einen -„Ursach‘, Prinzip und Eines immerdar, Woraus Bewegung fließt und Sein und Leben“ -wichtigstes Werk: Über die Ursache, das Prinzip und das Eine -Wahrheit findet man in allen Dingen, da alle Gegenstände der Welt vom Licht des Einen durchdrungen sind -Gegenstände sehen uns auch, weshalb wir in den Gegenständen widergespiegelt werden -Alles mündet im Geist; die ganze Welt ist von einem geistigen Prinzip durchdrungen -es gibt unendlich viele Welten und keine pyramidale Seinsordnung -Gott ist in allen Dingen, natura est deus in rebus -hohe Wertschätzung des Einzelwesens -Vorstellung einer Weltseele und der nur begrenzten Reichweite des physikalischen Wissens Rationalismus und Empirismus René Descartes (1696-1650) -gegen das Schulwesen der Scholastik setzt Descartes auf evidente und selbstgewisse Einsichten, die sich durch intensives Nachdenken (Meditationen) ergeben -nur das darf als wahr anerkannt werden, was sich als klar und deutlich erkennen lässt -mit cogito, ergo sum fand Descartes einen nicht mehr anzweifelbaren Ausgangspunkt für seine Philosophie -wichtigste Werke: Von der Methode und Meditationen über die erste Philosophie -Natur soll nur unter den Gesichtspunkten Meßbarkeit (Quantität) anstatt unter dem Gesichtspunkt der Qualität betrachtet werden -Baum des Wissens: -Wurzeln bildet die Methaphysik (bzw. die erste Philosophie) -Stamm bildet die Physik -Äste bilden die Medizin und Mechanik -Baumkrone bildet die Ethik 22 -vier Regeln für das Wissenschaftsprogramm Descartes: 1. Keine Sache als warh anerkennen, von der ich nicht evidentermaßen erkenne, das diese wahr ist 2. jedes Problem, das ich untersuche, muss in so viele Teile geteilt werden, wie es nötig ist 3. in der gehörigen Ordnung denken, d.h. mit den einfachsten und am leichtesten zu durchschauenden Dingen anzufangen und nach und nach bis zur Erkenntnis des Gesamten aufsteigen 4. überall Aufzählungen und so allgemeine Übersichten aufstellen, dass man versichert ist, nichts vergessen zu haben -Ausgangspunkt seiner Philosophie: alles ist anzuzweifeln (de omnibus dubitandum) -im Moment des Zweifelns kann ich mich nicht mehr weiter darüber hinweg täuschen, dass ich es bin, der zweifelt -„Ich denke, also bin ich“ -ohne die Annahme eines gutmütigen Gottes ist die Kluft zwischen Subjekt und Objekt nicht zu überbrücken -Menschen sind unvollkommene Wesen; es bleibt rätselhaft, wie unvollkommene Wesen zum Begriff absoluter Vollkommenheit gelangen können, wenn es Gott nicht wirklich gäbe -bei den Ideen als Bewusstseinsinhalte unterscheidet Descartes zwischen angeborenen Ideen (z.B. Gott, Kausalität, Logik, Zahlen) und von äußeren Impulsen erworbenen Ideen (rot, süß etc.) -alles wirkliche Wissen ist über die Ratio und nicht über die Sinne zu erlangen (Rationalismus) -Welt zerfällt in zwei Substanzen: eine ausgedehnte körperliche (res extensa) und eine unausgedehnte geistige (res cognitans) -Mensch trägt Teile von beiden in bzw. an sich Zusammenfassung: Richard Rorty über Descartes: „Anstelle des Lebens wurde die Wissenschaft zum Thema der Philosophie und die Erkenntnistheorie zu ihrem Kern.“ Baruch de Spinoza (1632-1677) -für Spinoza gibt es nur eine Substanz, welche sich in unendlich viele Attribute entfaltet -alle Einzeldinge und Ideen sind Seinsweisen (modi) einer göttlichen Substanz -Vertreter der pantheistischen Philosophie, wonach die Welt etwas Göttliches ist und Gott alles Sein umschließt -formulierte erste Ansätze der historischen Bibelkritik -seine Staatslehre baut auf Hobbes auf, unterscheidet sich jedoch in wichtigen Punkten von ihm -Staatsbürger behält seine Naturrechte und hat sich nicht bedingungslos dem Leviathan zu unterwerfen -Erkenntnis bedeutet Glückseligkeit, insofern der Erkennende am Göttlichen unmittelbar teilhat -Mensch kann nur Gesetzmäßigkeiten, nicht das Wesen einzelner Dinge erkennen -Ethik: „Der menschliche Geist ist Teil des unendlichen Verstandes Gottes. Wenn wir also sagen, der menschliche Geist nimmt dies oder jenes wahr, so sagen wir nichts anderes, als dass Gott diese oder jene Idee hat.“ -errare humanum est („Irren ist menschlich“ 23 -der nach wahrer Erkenntnis suchende Geist strebt einen Standpunkt ,sub specie aeternitatis‘ (unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit) an und ziele auf das Ganze, nämlich auf Gott -Ontologie: Begriff der Substanz (bleibender Träger einer wechselnden Bestimmung), die unendlich ist und von der nur im Singular gesprochen werden kann -endlich Seiendes (physikalische Körper, Gedanken) begreift Spinoza als Modifikationen (modi) des in der Substanz zusammengehaltenen Seins -Unsterblichkeit der Seele kennt Spinoza nicht, aber jene, dass der menschliche Geist mit dem Körper „nicht völlig (absolut) zerstört (werde), sondern von ihm etwas übrig bleibt, das ewig ist.“ -es gibt keinen freien Willen (Determinismus) -wichtigstes Bestreben bei Menschen ist der Selbsterhaltungstrieb (conatus perseverantiae, conatus sese conservandi) -„Ein jedes Ding strebt, soviel an ihm liegt, in seinem Sein zu beharren.“ -Politik: Spinoza setzt sich für die Rechte des Einzelnen, für seine Rede- und Gedankenfreiheit ein Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) -Kernstück seiner Philosophie ist die sog. Monadenlehre -es gibt unendlich viele Substanzen (im Ggs. zu Descartes drei; Spinoza zwei) -diese nennt man Monaden -Monaden sind im Ggs. zur Lehre von den Atomen einzigartige geistige Identitäten hinter den Erscheinungen -wichtigste Werke: Monadologie (1714), Theodizee (1710, die die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes angesichts des Übels in der Welt stellt -Lebensmotto: „Die Ruhe ist eine Stufe zur Dummheit. Man muss stets etwas finden, was es zu tun, zu denken, zu entwerfen gilt, wofür man sich interessiert, sei es für die Öffentlichkeit oder den einzelnen.“ -Theodizee: Gott hätte auch eine andere Welt schaffen können, jedoch nicht in willkürlicher Zusammenstellung, sondern nur in Kompossibilität (Zusammensetzbarkeit, mögliche Vereinbarung zweier Dinge) -Gott hat daher die Welt erschaffen die - trotz vordergründiger Fehler verglichen mit anderen möglichen Welten immer noch die Beste sei -Übel in der Welt haben einen Sinn, da es in einer veränderten Konstellation zu nur noch größeren Nachteilen käme; parallel ist es mit der Willenfreiheit bestellt: zwar hätte Gott eine Welt ohne Willensfreiheit schaffen können, aber ihm erschien es besser, dass wir uns in einem gewissen Rahmen frei entscheiden können -Monaden: sind rein geistig und fensterlos, d.h. sie befinden sich in keinem Austausch mit der Umwelt, ihr Antrieb kommt von innen, sie sind autark. -Monaden dauern als von Gott geschaffen ewig und sie ahmen die Vollkommenheit Gottes nach -wie die Monaden zusammenwirken, ist allein dem göttlichen Verstand begreifbar -Monaden sind immer tätig (agare); ihr Streben benannte Leibniz Appetitus -Zeit und Raum sind für Leibniz relationale Begriffe ohne absoluten Status -Menschenbild: Mensch ist aus unzähligen Monaden zusammengesetzt, hinter denen eine Geist- oder Zentralmonade steht 24 Zusammenfassung: „Die moderne Philosophie von Descartes bis Leibniz ist ,metphysisch‘, denn sie vereint das Denken und das Sein, indem sie eine übersinnliche Seinsordnung postuliert, die die empirische Welt stützt. Das radikale Selbstvertrauen des menschlichen Selbstbewusstseins kann derartige Spekulationen über ein Jenseits nicht länger akzeptieren [...] es beginnt das Zeitalter der Aufklärung.“ Thomas Hobbes (1588-1679) -Fragestellungen wurden von Erkenntnissen der Naturwissenschaft wesentlich mitbestimmt -Hobbes gilt als Wegbereiter des Empirismus -politische Philosophie (Leviathan) muss auf hist. Hintergrund gesehen werden (Glorious Revolution, Entwicklung zur parlamentarischen Monarchie in England) -Hauptwerk Leviathan (Titel bezieht sich auf Hiob 41, worin ein Seeungeheuer, das auf der Erde seinesgleichen sucht, genannt wird) -im Naturzustand herrscht ein Krieg aller gegen alle (bellum omnium contra omnes) -der Mensch ist dem Menschen Wolf (homo homini lupus) -um diesen Kampfzustand zu beenden, haben sich Menschen zu einem den Frieden sichernden mächtigen Staatsverband zusammengeschlossen -Hobbes will den Staat als eine abschreckende und absolute Macht verstehen, die den konfessionellen und politischen Bürgerkriegen ein Ende bereiten soll -„Der große Leviathan (so nennen wir den Staat) ist ein Kunstwerk oder ein künstlicher Mensch - obgleich an Umfang und Kraft weit größer als der natürliche Mensch, welcher dadurch geschützt und glücklich gemacht werden soll.“ -Hobbes vertrat einen mechanistischen Materialismus, wonach das Universum vollend aus ausgedehnten Körpern besteht -Universum ist - nach Hobbes - eine Maschine -Menschenbild: stark pessimistisch geprägt -unter den Menschen ist keine Übereinkunft zu erzielen, aber es gibt sehr wohl den allen gemeinsamen Nenner, dass jeder nach Selbsterhaltung strebt -auch der Mensch fällt unter die allgemeinen Gesetze der Physik -Grundsatz „Materie in Bewegung“ - matter in motion - wurde für Hobbes zum Ausgangspunkt seiner Philosophie -Hobbes unterscheidet anziehende Leidenschaften (Liebe, Begehren, Lust) von abstoßenden Affekten (Schmerz, Abneigung, Furcht) Zusammenfassung: Hobbes geht von einem natürlichen Recht der Menschen aus, sich gewaltsam durchzusetzen. Aus Furcht zur Vernunft gebracht, unterwerfen sie sich einer Zentralgewalt, um im Austausch dafür deren Schutz zu genießen. Der Leviathan beendet den chaotischen Naturzustand, indem der Souverän alle Gewalt an sich reißt und für Sicherheit und Ordnung sorgt. John Locke (1632-1704) -Hauptwerk: Essay über den menschlichen Verstand -Locke stellte die reine Erkenntniskritik in den Vordergrund -Begründer des englischen Empirismus; tiefe Abneigung ggü. Metaphysik -strebte eine Philosophie an, die auch dem Alltagsverstand (common sense) einleuchten sollte -Politik: Liberalismus, der auf den Prinzipien der Gewaltenteilung, des Grundrechts auf Eigentum und des Schutzes der Privatsphäre beruht 25 -Staatsgewalt ist gemäßigt im Ggs. zu Leviathan -Rechtsstaat hat die Grundrechte der Bürger vor Übergriffen zu bewahren -Locke bestreitet die Lehre von angeborenen Ideen; der Geist ist tabula rasa; alle Ideen sind durch Erfahrung erworben -Unterscheidung zwischen sensation (Geschmack, Geruch etc.) und reflection (Denken, Glauben, Hoffen usw.) -für Locke sind Wahrnehmungen, Gefühle, Zahlen als mentale Inhalte alles subjektive Ideen -Sinneswahrnehmung: Locke unterscheidet zwischen primären Qualitäten (äußere Dinge, z.B. Gestalt, Dichte (Festigkeit)) und sekundäre Qualitäten (grauweiß, Kälte etc.) -Erkenntnis ist für Locke eine Sache von wahren und falschen Urteilen -Locke kennt den Begriff der menschlichen Seele nicht; stattdessen stellt sich die Kontinuität des Ichs ausschließlich über Erinnerung und Bewusstsein her -Sprachphilosophie: jeder Mensch lebt in der Welt seiner eigenen Vorstellungen; Sprache ermöglicht Verständigung untereinander, sie ist ein soziales Phänomen -Wörter als konventionelle Zeichen für Ideen oder Vorstellungen in uns Zusammenfassung: John Lockes Empirismus enthält sich spekulativer Aussagen und besticht durch die Klarheit und Eingängigkeit seiner philosophischen Argumentation. Er vermied metaphysische Fragestellungen, für die es seiner Meinung nach ohnehin keine plausiblen Antworten gibt. George Berkeley (1685-1753) -weißt Theorie von Locke und den Unterschied zwischen primären und sekundären Qualitäten zurück -Sein ist Wahrgenommenwerden (esse est percipi) -man kann nichts über Dinge unabhängig von unserer Wahrnehmung sagen -konsequenter Empirismus führt zum Schluss, dass nur Geistiges und seine Inhalte existieren -eine vom Geist unabhängige materielle Substanz ist begrifflich nicht fassbar, die ganze Wirklichkeit ist deshalb geistig -andere Menschen sind demnach nur Vorstellungen, Ideen in unserem Geist -Vertreter des „Solipsismus“ (von lat. ich allein; bezeichnet eine extreme Position, wonach nur das eigene Ich und Bewusstsein wirklich sind) David Hume (1711-1776) -stellt in Frage, wie Gesetzmäßigkeiten in der Natur und die Kontinuität des IchBewusstseins zu erkennen sind -Hume kann als gemäßigter Skeptiker bezeichnet werden, der den Empirismus Lockes konsequent zu Ende führt -verwirft aber die Unterscheidung von primären und sekundären Qualitäten -alles, was wir wissen ist, dass wir nur von bestimmten Eindrücken (impressions) in Bann gezogen werden -Locke bezeichnete Bewusstseinsinhalte als Ideen; Hume bezeichnet Bewusstseinsinhalte als perceptions (Auffassungen, Wahrnehmungen). Die perceptions werden in Eindrücke (impressions) und Ideen, Vorstellungen (ideas) eingeteilt -Wenn unser Verstand einem psychischen Mechanismus - der Gewohnheit - unterliegt, reicht dies zwar für das Alltagsleben aus, in wissenschaftlicher Hinsicht sollte man jedoch seine Prognosen mit Skepsis betrachten 26 -Grundlage der Moral: Gefühle wie „Symphatie“ und „Wohlwollen“ (benevolence) für andere Menschen empfinden -Hume sah das Glück der Menschheit und den Unwillen über ihr Unglück als wesentliche Bestandteile seiner Moral an -nahm damit im Ansatz die Philosophie des englischen Utilitarismus vorweg, wie er im 19. Jh. ausgeführt wurde Aufklärung Voltaire (1694-1778) -wichtigste Gestalt der franz. Aufklärung -setzt sich im Rahmen der franz. Aufklärungsphilosophie für die Freiheit des Denkens ein -bekanntes Wort „Écrasez l’infame“ (vernichtet die Niederträchtige) richtet sich gegen die Praktiken der kath. Kirche -Voltaire fürchtete und beklagte die Gefährdungen des menschlichen Daseins durch Krankheit und Tod, umso unnöter erschien es ihm, wenn man sich darüber hinaus wegen Glaubensfragen bekriegte -Übel der Welt kann durch einen Verweis auf einen höheren Willen nicht wegdiskutiert werden -Voltaire glaubte aus Vernunftgründen zwar an Gott, doch das höchste Wesen habe sich nicht offenbart, sondern sei ebenso unergründlich wie das Geheimnis des Lebens nach dem Tod -Spekulationen über die Substanz von Allgemeinbegriffen sollten vermieden werden -stattdessen: Fragen zuwenden, die sich wirklich klären lassen -man kann durchaus glauben, Gott wirkt in der Welt, aber solche Eingriffe entziehen sich der Erkenntnisfähigkeit des menschlichen Verstandes -keinesfalls darf daher ein schlimmes Unglück als Wille Gottes ausgelegt werden Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) -„Zurück zur Natur“ / „Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten!“ -Rousseau zählt zu den Vorbereitern der franz. Revolution -beeinflusst mit seiner Empfindsamkeits- und Naturphilosophie die Literaturepoche der Romanik -Menschen können nicht den bösen Willen anderer Menschen ertragen -Erziehungsprogramm „Emil oder Über die Erziehung“: -eine einzige Lüge des Lehrers kann den ganzen Ertrag der Erziehung zunichte machen -Romantisierung des stolzen und edlen Wilden (Menschenbild) -Rousseau sieht gesamtgesellschaftlich einen Niedergang der Sitten und dass sich die Zivilisation auf einem grundlegenden Irrweg befindet -Ob der Fortschritt in den Wissenschaften und Künsten dazu beigetragen hat, die Sitten zu verbessern oder zu verderben? beantwortete Rousseau negativ (Verderbnis der Gesellschaft) -Zivilisation hat die Sitten verdorben; anstatt dass die sozialen Verflechtungen zum gegenseitigen Wohl gereichen, unterdrücken sie die Freiheit und Spontaneität des Einzelnen -demgegenüber sei der Mensch im Naturzustand glücklich und frei und mit einer gesunden Selbstliebe (amour de soi) 27 -der „Wilde“ (s.o.) habe es genossen, allein zu sein und nur selten die Gesellschaft mit anderen gesucht -Rousseau bestreitet, dass Menschen im Naturzustand sich zu einer Gesellschaft freiwillig zusammengeschlossen haben, vielmehr war dies Zufall oder Folge einer Katastrophe -als der Erste hervortrat und sein Gebiet als Eigentum reklamierte, hat das Unheil begonnen -„Hütet euch davor, auf diesen Betrüger zu hören. Ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und dass die Erde niemandem gehört!“ -negative Erziehung (Émile-Roman): das Kind soll nur von schädlichen Einflüssen ferngehalten werden und ansonsten sich selbst und seinen spontanen Regungen und Instinkten überlassen werden -wahre Lehrmeisterin ist die Natur -Ziel der Erziehung ist ein selbstständiger Mensch, der sich in allen Lebenslagen zu helfen weiß -Politik: keine Unterwerfung des Volkes unter eine Regierung; in Volksversammlungen besteht jederzeit das Recht, seine Regierung zu korrigieren und abzuwählen -der Einzelne wird gefordert, seine Partikularinteressen wenn nötig zurückzustellen und sich in die Gedankenwelt eines volonté génerále (allgemeinen Willens) hineinzuversetzen Immanuel Kant (1724-1804) -kein vergleichbares Werk mit so epochaler Bedeutung wie „Kritik der reinen Vernunft“ (1781) -Transzendentalphilosophie: Kritik an Rationalismus und Empirismus in der Erkenntnistheorie -Transzendentalphilosophie fragt nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung -es beginnt zwar - nach Kant - alles mit Erfahrung, aber nicht alle Erkenntnis stamme aus ihr -Erkenntnis entsteht erst aus der Verarbeitung der sinnlichen Erfahrung in Anschauung und Begriff -in beiden Ansätzen (Rationalismus und Empirismus) hinkt der Verstand den Gegenstandswahrnehmungen hinterher und so kann man - laut Kant - keinen angemessenen Begriff von der Natur der menschlichen Erkenntniskraft gewinnen -Kant wollte die neuzeitlichen Wissenschaften wieder auf eine solide Grundlage stellen; Geltungsbereich dieser Wissenschaften wurden eingegrenzt um „zum Glauben Platz zu bekommen“ -Moralphilosophie: Grundlage ist hierbei, den Menschen aus den unmittelbaren empirischen Verstrickungen seines Daseins herauszulösen und ihn als autonomes Wesen bestimmen -Raum und Zeit sind reine Anschauungsformen, in denen das „Gemüt“ die Sinneseindrücke zu erkennbaren Phänomenen ordnet -hinzu kommen 12 Verstandesbegriffe (Kategorien), ohne die es keine kohärente Erfahrungswelt gibt -Erfahrungen a priori (lat. vom Früheren her) ermöglichen erst die Wissenschaften der Geometrie, der Mathematik und der theoretischen Physik 28 -Dass es angeborene Grundmuster des Verstandes gibt, formulierte schon Leibniz, aber dass schon unsere Sinnlichkeit vorstrukturiert sei, geht auf Kant zurück -Kant geht es um eine Vernunft nach Menschenmaß -„Gottesbeweisen“ erteilte Kant eine klare Absage -Der Mensch sei „aus krummen Holz“ gemacht, zu absoluten Einsichten nicht fähig, sondern auf bestimmte Begrenzungen seiner Erfahrungs- und Denkungsart festgelegt -Kant unterscheidet zwischen der Welt der Erscheinung (Phänomenon) und der unsichtbaren Welt des Dings an sich (Noumenon; Begriff ohne Gegenstand) -Wichtige metaphysische Ideen wie die Existenz Gottes, Unsterblichkeit der Seele oder die menschliche Willensfreiheit lassen sich nach Kant ebenso wenig beweisen wie widerlegen. Und dennoch kann man sie in ihrer Bedeutung ungeschmälert als Postulate (unbedingte Forderungen) unserer praktischen Vernunft begreifen: „Ich musste also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen.“ -deontologische (gr. erforderlich, verpflichtende) Morallehre mit der Formulierung des kategorischen Imperativs setzt neue Maßstäbe in der Philosophie -im Mittelpunkt steht der gute Wille (die Moral) jedes Einzelnen -Mensch als freies und zur Verantwortung fähiges Wesen -kategorischer Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde“ -als wahren Gottesdienst bezeichnet er, ein besserer Mensch zu werden -Politik: Ziel des internationalen Staatenbundes, dessen Aufgabe es ist, Frieden zu sichern -Plädoyer für republikanische Denkungsart -Staatsform, in der Gewaltenteilung und Gesetzlichkeit (Rechtsstaat) herrschen und sich die Regierenden als „oberste Diener ihres Staates“ verstehen Zusammenfassung: Kants Begriff von Aufklärung stellt religiöse Dogmen ebenso in Frage wie unbeweisbare materialistische oder atheistische Behauptungen. Aufgeklärt zu sein bedeutet nach Kant mehr als nur religiöse oder politische Positionen zu kritisieren. Seine Definition der Aufklärung als „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ bezieht sich auf viele Formen der geistigen Abhängigkeit. Deutscher Idealismus Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) -berühmtester Satz: „Was für eine Philosophie man wähle, hängt sonach davon ab, was man für ein Mensch ist“ -vor allem Denken setzt sich das Ich in Gegensatz zu einem Nicht-Ich (SubjektObjekt-Modell) -Im Mensch erwacht die Vorstellung, von seiner Umwelt und der Natur verschieden zu sein (Subjektivität) -Selbstbewusstsein ist die inhaltliche Hauptquelle einer jeden Erkenntnis -Kant habe die Macht des Denkens zu gering eingeschätzt: Kategorien, Raum und Zeit sind keine Voraussetzungen des Denkens, sondern umgekehrt Instrumente für das selbstbewusste Ich sein Wissen zu organisieren -Welt ist die Konstruktion eines absoluten Ichs als Träger allen Seins -„Das Ich setzt ursprünglich schlechthin sein eigenes Sein.“ -Wissen ist ein selbstbezüglicher Vorgang; es ist unmöglich, unabhängig von einem bestimmten Wissen über die Welt zu reden 29 -„Wir handeln nicht, weil wir erkennen, sondern wir erkennen, weil wir zu handeln bestimmt sind; die praktische Vernunft ist die Wurzel aller Vernunft.“ Zusammenfassung: Fichte vertrat die Meinung, dass der Gedanke und nicht die gegenständliche Welt das Erste sei. Er hatte einen idealistischen Glauben an die Macht des freiheitlichen Geistes. Für ihn war der Mensch Schöpfer des Wissens schlechthin. Fichte war „der erste Philosoph, der die wissenschaftliche Erkenntnis für etwas durch den Menschen frei Geschaffenes hielt, eine Sicht der Wissenschaft, die im ausgehenden 20. Jahrhundert allgemeine Unterstützung erfahren sollte.“ Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) -in seiner Philosophie des Geistes versuchte er alle wichtigen Aspekte der Wirklichkeit dialektisch, d.h. als Teile eines großen, vernünftigen sich entwickelnden Ganzen zu begreifen -„Das Wahre ist das Ganze“ -nur das Geistige allein ist wirklich von Bestand -Wirklichkeit ist im Wesentlichen das Resultat eines Erfahrungs-, Entwicklungs- und Bildungsprozesses -Wissen resultiert aus Wissen, das sich in einem dialektischen Prozess durch die Überwindung von Ungereimtheiten, Fehlern und Widersprüchen vorwärts bewegt -die Religionen und kulturellen Objektivationen der Menschheit sind ernster zu nehmen, als dies vom Standpunkt der Aufklärung aus möglich ist. In ihnen ist Göttliches auf einer Vorstufe enthalten -Geschichtsphilosophie: Hegel glaubte an ein Ziel der Geschichte, das er in der Entfaltung von Vernunft und Freiheit sah -Unterscheidung des subjektiven, objektiven und absoluten Geistes -List der Vernunft sorgt dafür, dass selbst egoistische Entwürfe dem Ziel der Geschichte dienen, indem sie gleichsam hinter dem Rücken der Individuen (z.B. Cäsar, Karl der Große) die „Leidenschaften für sich wirken“ lassen -für Fichte, Hegel und Schelling ist die gesamte Erfahrung bewusstseinsgesteuert (Deutscher Idealismus) Zusammenfassung: Mit Hilfe der Vernunft kann eine freiheitliche und gerechte Gesellschaft aufgebaut werden. Die Vertreter des Deutschen Idealismus streben ein erfülltes Leben in einer sittlichen Gemeinschaft an, vergleichbar einer Messe am Ostersonntag, in der alle eines Glaubens sind. Erst wenn sich Individuum und Gesellschaft versöhnt haben, handelt es sich um „begriffene Geschichte“, so dass der absolute Geist zur Ruhe kommen und zufrieden zurückblicken kann. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) -Natur als fortschreitender und dynamischer Prozess -Natur al Organismus, aus dem sich ein selbstbewusster Geist emporarbeitet -Identitätsphilosophie: Geist und Natur sind identisch in einem Absoluten gegründet, das mittels einer intellektuellen Anschauung erfasst werden soll -Hauptmerkmal der Natur ist ihre beeindruckende Schöpfungskraft -Mensch: vergeistigte Materie -hat die Fähigkeit alles Wandelbare außen vor zu lassen und sich nur auf das Sein zu konzentrieren -Gott steht der Natur nicht als ihr -enthobener- Schöpfer ggü., sondern verkörpert sich gleichsam in ihr 30 Zusammenfassung: Mensch und Natur werden von einem ewigen geistigen Prinzip zusammengehalten. Schelling glaubte, dass das Sein immer noch mehr sei als das Wissen Philosophie im 19. Jh. Karl Marx (1818-1883) -Kritik an der Philosophie: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt drauf an, sie zu verändern.“ - mangelnde Praxisorientierung der Philosophie -Theorie des Historischen Materialismus: Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen gewesen (Kommunistisches Manifest) -zusammen mit Friedrich Engels entwickelt -Proletariat wird die weltgeschichtliche Rolle zufallen, die Menschheit von der Herrschaft des Kapitals zu befreien -Nicht jede kulturelle Manifestation, nicht jede Arbeit sei entfremdet (wie bei Hegel), man muss genau zwischen gesellschaftlichen Formen unterscheiden, die das Schöpferische im Menschen unterdrücken (entfremden) und denjenigen, die ihn in seinem Wesen bereichern -Individuum verwirklicht sich in seinen realen Betätigungen -kapitalistisches Wirtschaftssystem wird an seinen eigenen Widersprüchen zugrunde gehen und eine neue Gesellschaft „in seinem Schoße“ vorbereiten -Arbeitskraft ist im Kapitalismus zur Ware mit einem Tauschwert geworden -am Ende des Prozesses steht dann die proletarische Revolution, die zur Expropriation (Enteignung) der - immer weniger werdenden - Expropriateure (Enteigner) und zum Sozialismus führen wird -„In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen...Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt...Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolutionen ein.“ Zusammenfassung: Marx meinte, dass die Art und Weise, wie die Menschen ihre Arbeitsprozesse regelten, sich in ihren Gedanken, Ideologie, kulturellen Gebräuchen usw. widerspiegeln würden. Die Geschichte nehme angetrieben durch Klassenkämpfe ihren notwendigen Verlauf über die Gesellschaftsformationen der Urgesellschaft, der Sklaverei, des Feudalismus, des Kapitalismus, des Sozialismus und erreiche schließlich mit dem Kommunismus jenes Reich der Freiheit, in dem die Springquellen des Reichtums ungehindert fließen können. Im Kommunismus wird sich jeder seinen Bedürfnissen nach entfalten und - in freier Assoziation mit den anderen ohne Staat und Geld - der gesellschaftlichen Produkte bedienen können. Sören Kierkegaard (1813-1855) -kritisierte die Denksysteme des Deutschen Idealismus -die bisherige Philosophie sei nicht in der Lage gewesen, zu den fundamentalen Problemen menschlicher Existenz vorzudringen -Kierkegaard machte sich für neue philosophische Grundbegriffe stark -statt idealistischen Begriffen wie Substanz, Ich, Subjekt, Objekt etc. benutze er ,lebensnahe‘ Begriffe wie Sprung, Augenblick, Angst -Philosophie der existenziellen Selbstwahl: „Die größte Gefahr, jene, sich selbst zu verlieren, kann in der Welt so geräuschlos sein, als wäre es gar nichts.“ 31 -Wegbereiter des modernen Existenzialismus (Jaspers, Heidegger, Jean-Paul Sartre) -im Werk „Der Begriff Angst“ wird die Bedeutung des Einzelnen, sein Verhältnis zu sich selbst und der existenziellen Wahl hervorgehoben -Wissen ist immer abstrakt: „Der einzelne Mensch liegt nämlich unterhalb des Begriffs.“ -Kritik an der Philosophie des Dt. Idealismus: Folgenlosigkeit für das Leben des Einzelnen: „Es ist zum Lachen...“ -alles Wissen und Deuten des Lebens hat keine Macht über das eigentliche Leben eines jeden Menschen -Zu sich selbst kommt der Mensch durch die Verzweiflung -Descartes zweifelte um zur Gewissheit zu kommen -Kierkegaard radikalisiert diesen Ausgangspunkt -es geht nicht nur um Erkenntniszweifel, sondern um wesenhafte Verzweiflung, die zum Menschsein dazugehört -selbst der, der noch nie verzweifelt war, steckt in einer existenziellen Verzweiflung; diese ist notwendig, um seinem Leben eine Kehrtwende, einen wirklichen Sinn geben zu können -die existenzielle Wahl muss die Wahl sein, seinem Leben Richtung zu geben -Kierkegaard unterscheidet 1. die ästhetische Wahl -hier versteht sich der Mensch als von ästhetischen Wertungen, Wahrnehmung und Sensibilitäten bestimmt -diese Existenzform läuft irgendwann leer, da der Genuss- und Aktionsmensch irgendwann einmal den horror vacui erlebt 2. die ethische Wahl -„Sich selbst zu wählen“ bedeutet, dass der Mensch sein handeln an den Geboten der Menschlichkeit orientiert -Frage nach der Motivation zur Moral rückt in den Vordergrund 3. die religiöse Wahl -hier kann das Selbst wahrhaft gefunden werden -in der religiösen Wahl findet die größte existenzielle Spannung zwischen der Loslösung vom Endlichen und der Hinwendung zu ihm statt -Glaube ist ein Sinnbild dafür, auf welche Weise man sich selbst und die Welt gewinnen kann; indem man bereit ist, alles zu opfern - wie es Jesus Christus getan hat! Zusammenfassung: Kierkegaard beeinflusste Schriftsteller wie Kafka und Wittgenstein, der folgendes notierte: „Das Christentum sagt, daß alle guten Lehren nichts nützen. Man müsse das Leben ändern. (Oder die Richtung des Lebens). Daß alle Weisheit kalt ist; und daß man mit ihr das Leben so wenig in Ordnung bringen kann, wie man Eisen kalt schmieden kann. Ist man umgedreht, muß man umgedreht bleiben, Weisheit ist leidenschaftslos. Dagegen nennt Kierkegaard den Glauben eine Leidenschaft. Arthur Schopenhauer (1788-1860) -Philosophie des Pessimismus: Leben ist Leiden, nur in der Kunst, speziell der Musik, findet sich ein Bereich, der sich für kurze Zeit über die zerstörerische Kraft eines dumpf wirkenden Willens hinwegsetzt -Schopenhauer war zutiefst vom Geist des Buddhismus beeindruckt, wonach die Güter des irdischen Lebens nur Chimäre seien -alle Begierden und Triebe muss der Mensch in sich löschen und zum Nirwana streben 32 -Leib des Menschen als unverrückbarer Ausgangs- und Endpunkt des Philosophierens -Leib ist die Manifestation eines untergründig wirkenden Willens -Vorherrschaft des Willen führt dazu, dass der Charakter eines Menschen unwandelbar ist -„Musik ist von der erscheinenden Welt ganz unabhängig, ignoriert sie schlechthin, kann gewissermaßen, auch wenn die Welt gar nicht wäre, doch bestehen: was von den anderen Künsten sich nicht sagen läßt.“ -Mitleidsethik: wendet sich gegen Intellektualismus in der Moralphilosophie -im Mitleid ist die wahre Überwindung des Willens zu sehen -im Mitleid erkennt man den anderen als ebenbürtig an -wer imstande ist, mit anderen Geschöpfen mitzufühlen, wird niemals ohne Grund einen anderen Menschen verletzen wollen Friedrich Nietzsche (1844-1900) -Ziel ist das Leben gegen alle Widersprüche zu bejahen -gr. Tragödie als Musterbeispiel: hier ist es gelungen, eine künstlerische Synthese zwischen den Teilen des dionysischen Rauschtriebs und des apollinischen Formtriebs herzustellen, aus der die Zuschauer neue Kräfte beziehen können -Nietzsche glaubte, dass das Leben nur durch die Kunst zu rechtfertigen sei -Wahrheit, Moral und Religion werden als Selbsttäuschungen und Illusionen begriffen um lebenstüchtig zu bleiben und seine Macht oder die Macht der Gruppe zu stärken -Der Mensch brauche Illusion der Wahrheit seines Tuns und Denkens -Wahrheit und Moral sind bei Nietzsche nur von Gruppen definierte gesellschaftliche Übereinkünfte -Nietzsche unterscheidet zwischen einer Herrenmoral und einer Sklavenmoral, zu letzterem zählte er das Christentum -christliche Religion bildet sich als Reaktion der Schwachen aus einem Ressentiment gegenüber den Starken heraus -Glaube, selbst wenn er selig macht und sich für den Einzelnen als psychische Stütze erweist, sagt immer noch nichts über die Wahrheit des in Frage stehenden Glaubensinhaltes aus -Nach dem „Tod Gottes“ gebe es zwei verschiedene Wege in die Moderne. Einmal handele es sich offenbar darum, das Leben utilitaristisch unbeschwert zu genießen und zum anderen um einen Aufschwung des Lebens zum „Übermenschen“ -aus dem Tod Gottes folgt der Verlust jeglicher Legitimationsgrundlage für eine objektive Wahrheit, Vernunft oder Moral; nun ist alles Interpretation und Ausgriff nach Macht -Bewusstsein betrachtet Nietzsche als nachrangiges Phänomen des Leibes; dennoch ist bewusstes Denken keineswegs unwichtig, sondern im Gegenteil dazu da, dem Individuum den Horizont für ein wertvollen leben zu erschließen -Kritik von Metaphysik, Theologie und Moral mündet in der Lehre von der ewigen Wiederkehr des Gleichen; die Kritik ist einziger Appell den Augenblick als unabwertbar zu setzen und begründet das Leben in seiner reinen Immanenz -Übermensch ist jemand, der die Lehre von der ewigen Wiederkehr produktiv für sich zu wenden weiß; lebt aus seiner Fülle, akzeptiert die Tatsache der Sinnlosigkeit der Welt und steht in einem „freudigen und vertrauenden Fatalismus mitten im All.“ Zusammenfassung: Nietzsche sah im alten Griechenland, genauer in der attischen Tragödie ein Vorbild für eine lebensbejahende Grundhaltung trotz aller Leiden. Wahrheit, Moral und Religion werden als gesellschaftliche Strategien entlarvt, Positionen der Macht zu stärken. In Zukunft soll das Denken in den Dienst einer neuen erst noch auzuarbeitenden „großen 33 Gesundheit“ gestellt werden. Auf den Tod Gottes drohe die Heraufkunft des Nihilismus und des oberflächlichen letzten Menschen, dem Nietzsche sein Konzept des Übermenschen entgegensetzt. Der Übermensch lebt aus seiner Fülle und in freudiger Liebe zum Schicksal (amor fati). In der Lehre von der ewigen Wiederkehr wird der Augenblick als unabwertbar und das Leben als reine Immanenz gesetzt. Gegenwart Kulturhistorischer Hintergrund: -Philosophie der Gegenwart reflektiert in ihren Hauptrichtungen des Existenzialismus, der Sprachphilosophie, dem amerikanischen Pragmatismus, der kritischen Theorie der Frankfurter Schule und dem französischen Strukturalismus die Krise des neuzeitlichen Subjekts in einer durch technologische Revolutionen und totalitäre Bewegungen bestimmten Welt -„Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawn) -Mord an Millionen europäischen Juden, zwei kurz aufeinander folgende Weltkriege, Abwurf der Atombomben, Vergiftung von Wasser und Luft durch Chemikalien und Abgase, Umweltkatastrophen wie die Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl zeigen, dass trotz aller Fortschritte in Medizin und Wissenschaft der moderne Mensch in einer „Risikogesellschaft“ (U. Beck) lebt. -Freud untersuchte die Gründe für das Versagen der Zivilisation und vertrat die These, dass unser Bewusstsein keineswegs autonom (Descartes, Kant) ist, sondern sich in Wirklichkeit auf einer dünnen Decke über einem Meer von unbewussten Ängsten, Erfahrungen und sexuellen Phantasien erhebt -Max Weber: durch die neuzeitliche Wissenschaft und Säkularisierung ist es zu einer unwiderruflichen „Entzauberung“ und „Rationalisierung“ der Gesellschaft gekommen; umfassende Weltdeutungen und Religionen haben in der Moderne ihre verbindliche Kraft verloren -in vieler Hinsicht wird die gegenwärtige Welt von einer schnelllebigen Massenkultur bestimmt (Kino, Fernsehen, Internet) -Kulturkritiker merken eine Nivellierung und Kommerzialisierung des Geschmacks und einen Verlust an wirklicher Bildung an -Entdeckung eines unbeschwerten Lebensgefühls (Individualismus) Epochenüberblick: -Neuzeitliche Philsophie fragt nach den subjektivien Vollzügen der Erkenntnis, d.h. wie Begriffe, Vorstellungen, Konzepte entstehen und wie sie sich auf die Welt beziehen. Sie ist im Wesentlichen Erkenntnistheorie (Epistemologie) -Gegenwartsphilosophie stellt nun die Bedeutung der Sprache und der Gesellschaft in den Vordergrund (linguistic turn, sprachliche Wende) -in der analytischen Philosophie (Russel, Wittgenstein), im amerikanischen Pragmatismus (James, Dewey, Taylor, Rorty), im franz. Strukturalismus (de Saussure, Lévi-Strauss, Foucault), in Heideggers Existenzialontologie ebenso wie im Spätmarxismus Habermas‘ erhält die Sprache eine Schlüsselstellung in der philosophischen Argumentation -Wittgenstein: Ziel ist die Sprache auf Logik zurückzuführen um durch klare sprachliche Formulierungen mögliche Missverständnisse zu vermeiden -doch die Philosophie auf Bedeutungsanalyse und Logik zu reduzieren glich am Ende eher einem Formelwerk als einer lebendigen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit -Heidegger: wirkungsmächtige Kritik an der Bewusstseinsphilosophie 34 -Bewusstsein, indem es sich auf die Gegenstände der Welt bezieht, war immer schon auf etwas gerichtet (Intentionalität) -Heidegger konstatiert auf das abendländische Denken Selbstüberschätzung und Seinsvergessenheit. In Wirklichkeit lebe der Mensch nicht im Raum der Erkenntnistheorie oder der positiven Wissenschaften, sondern in der Angst vor dem Tode -mittels naturbeherrschender Technik versuchten die modernen Menschen eine Pseudosicherheit zu erlangen -Gegenüber Heidegger verklärte Albert Camus wie einst Kierkegaard das Absurde am Beispiel des Sisyphos: „Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache.“ Postmoderne, Pragmatismus, Philosophie des Geistes -Schwerpunkt in der Gegenwartsphilosophie bildet die durch die Ergebnisse der Hirnforschung und der Kognitionswissenschaften hervorgerufene Diskussion um die Philosophie des Geistes -wie bei einem Computer befinde sich das Programm des Geistes auf der chemischorganischen Basis des Gehirns implementiert. Geist und Bewusstsein sind für Funktionalisten ein im Hirn angelegtes Programm, wobei sie sich im Gegensatz zu Neurobiologen weniger für die Organik als für das Beziehungsgeflecht der geistigen Symbole (Sprache, Logik, Gedächtnis) interessieren -was genau Erlebnisse sind, wie Wahrnehmungen erlebt werden, ist das hard problem am Forschungsgegenstand Bewusstsein. Es geht um den Erfahrungsgehalt der „Qualia“, d.h. um das Erlebnis der Farben, Schmerzen und Tönen. 35