Dipl.Psychologin Sybille Herold 12439 Berlin, Hasselwerder Str. 5 Tel.: 63331661 [email protected] Risiken und Nebenwirkungen – Gibt es die bei einer Verhaltenstherapie? Ja, die gibt es durchaus. Hier einige Beispiele: Susi ist ein sehr unsicheres Mädchen. Sie passt sich überall gut an und ist deshalb sehr „pflegeleicht“ für die Erwachsenen, wird aber gern zum Opfer von Stänkereien in ihrer Klasse. Wenn sie in der Therapie mehr Selbstbewusstsein lernt, damit sie sich in der Schule besser durchsetzen kann, so wird sie die neue Fähigkeit vermutlich erst einmal dort üben, wo sie sich am sichersten fühlt: in ihrer Familie. Das kann ganz schön anstrengend für die Eltern werden, weil Susi plötzlich diskutiert, sich verweigert und auch schon mal im Ton vergreift. Erst nach einer Weile pendelt sich dann ein gesundes Mittelmaß an Selbstbewusstsein ein. Kai ist ein echter cooler Typ. Er kennt scheinbar keine Angst und keine Traurigkeit, ist immer gut drauf. Leider leidet er immer wieder unter verschiedenen körperlichen Beschwerden. Wenn er in der Therapie daran arbeitet, seine Gefühle besser zu spüren und ernst zu nehmen, was die Voraussetzung dafür ist, dass sein Körper nicht mehr Alarm schreien muss, können harte Zeiten auf ihn zukommen. Er kann eine Zeit lang sehr traurig werden, weil die Eltern sich getrennt haben. Dies ist nötig, um die Trennung zu verarbeiten, kann jedoch für ihn und die Eltern schwer zu ertragen sein. Er muss erst lernen, mit den nun spürbaren Gefühlen umzugehen und sie selbst zu regulieren. Wenn Tom in der Therapie übt, sich nicht mehr hänseln und drangsalieren zu lassen, kann es passieren, dass er in einer Auseinandersetzung in der Klasse einmal kräftig zulangt. Er beherrscht vielleicht noch nicht die Feinheiten, was angemessen ist und wie man sich wehren kann. Das kann die Erwachsenen rund um ihn erschrecken. Manchmal haben Symptome eine wichtige Funktion in der Familie. So können Lernprobleme eine depressive Mutter aktivieren. Eine Mutter, die sich um die schlechten Noten sorgt, mit ihm übt oder jede Woche in der Schule mit der Lehrerin verhandelt, ist für ein Kind leichter zu ertragen, als die Mutter, die gedankenverloren und apathisch traurig in der Sofaecke sitzt. Das Symptom Lernstörung kann dann nur verschwinden, wenn die Mutter etwas gegen ihre Depressivität tut. Manche Eltern definieren sich selbst sehr über die Elternrolle. Ihr Leben dreht sich zu sehr um das Kind. Ihr Engagement rund um die Probleme des Kindes kann eine Leere ausfüllen, die z.B. durch eine längere Arbeitslosigkeit entstanden ist. Sie müssen etwas anderes finden, diese Lücke zu schließen, wenn das Kind nicht mehr so auffällig ist. Manche Kinder spüren die Liebe ihrer Eltern am deutlichsten bei deren Engagement rund um das Symptom. Sie bekommen viel Aufmerksamkeit darüber, die sonst im stressigen Familienalltag so nicht gegeben wäre. Dann müssen Kind und Eltern vielleicht (wieder) lernen, die Liebe anders spürbar zu machen Jede Therapie ist in sich auch ein Beweis für ein Defizit, eine Schwäche. Je mehr Therapie und andere Hilfen ich brauche, desto schwächer, gestörter, kränker, defizitärer fühle ich mich. Das kann das Selbstwertgefühl eines Kindes zunächst einmal zusätzlich belasten. Wenn Eltern in der Therapie die Hausaufgabe erhalten, sich täglich mit ihrem Kind unter dem Motto Spiel und Spaß zu beschäftigen, kann deutlich werden, dass das Problem nicht (oder nicht nur) im Kind liegt, sondern zusätzlich vielleicht auch in der Beziehung zwischen Kind und Eltern. Das kann für Eltern schmerzlich sein. Und sie können zu Veränderungen in ihrem Verhalten aufgerufen sein, die sie so zunächst nicht erahnten. Aus eingefahrenen Mustern herauszukommen, ist anstrengend, erfordert Kraft und Geduld, die in manchen Lebensphasen nicht üppig vorhanden sind. Wenn wir in den Elternstunden überlegen, wie sich Eltern in der einen oder anderen Situation vielleicht optimaler verhalten könnten, bekommen manche Eltern (besonders häufig die Mütter) Schuldgefühle und denken vielleicht „Ach, nun bin ich wohl an allem schuld!“ „Geht es nun um meine Therapie oder um die meines Kindes?“, fragen sie sich dann vielleicht. Schuld an der psychischen Störung Ihres Kindes oder seinen Entwicklungsschwierigkeiten könnten diese Eltern jedoch nur sein, wenn sie allein für das Schicksal ihres Kindes verantwortlich wären. Das ist jedoch niemand allein. Für eine psychische Störung gibt es immer eine Reihe von ursächlichen Komponenten: - angeborene oder sehr früh erworbene Besonderheiten z.B. im Temperament, die die Erziehung des Kindes erschweren oder erleichtern, - besondere Empfindlich- und Empfänglichkeiten, - ungünstige Kombinationen in den Persönlichkeiten der Familienmitglieder (dabei sind große Unterschiedlichkeiten ebenso schwierig wie die Kombination zweier „Sturköppe“ oder Choleriker), - Schicksalsschläge (Erkrankungen in der Familie, traumatische Erlebnisse) - und zahlreiche Einflussfaktoren aus der Nachbarschaft (ungünstige Freunde), - der Gesellschaft (Medien, gesellschaftliche Werte), - aus Kita und Schule (keine angemessene Förderung) und anderes. Erst die Kombination mehrerer Faktoren führt dann dazu, dass das Kind sich nicht wie gewünscht entwickelt. Ich kenne keine Eltern, die keine Fehler machen, selbst wenn sie Psychologie oder Pädagogik studiert haben. Auch Sie durften also Fehler machen. Eine Therapie kann Ihrem Kind helfen, sich trotz allem gesund zu entwickeln. Schulddiskussionen führen in der Regel in eine Sackgasse. Außerdem geht es in der Elternarbeit oft darum, Reaktionen auf die Schwierigkeiten der Kinder zu erlernen, die über das normale elterliche Verhalten hinausgehen. Das bedeutet, dass Sie lernen werden, wie ein Hilfstherapeut Ihrem Kind wieder zurück auf die richtige Bahn zu helfen. Deshalb gilt: jede Therapie beinhaltet die Chance, sich hinterher zufriedener, glücklicher, gesünder zu fühlen und mit sich selbst und seinen Mitmenschen besser klarzukommen. Der Weg dahin ist jedoch nicht immer leicht. Liebgewordene Meinungen und Gewohnheiten müssen manchmal aufgegeben werden, z.B. dass immer nur die anderen an etwas Schuld sind. Stattdessen wird versucht, alle Beteiligten in die Verantwortung zu nehmen und Veränderungen in ihren jeweiligen eigenen Handlungsbereichen anzustoßen. Neue Wege auszuprobieren, erfordert Kraft. Die haben Kinder, aber auch ihre Eltern in der heutigen Zeit manchmal einfach nicht. Dann ist es auch ganz okay, erst einmal den richtigen Zeitpunkt für eine Therapie abzuwarten, um dann die Dinge anzugehen. Verhaltenstherapie ist eine seit vielen Jahren etablierte und bewährte Therapierichtung. Sie entwickelt sich ständig weiter. Vielfältige Untersuchungen haben die Wirksamkeit dieser Hilfe bewiesen. Meine therapeutische Arbeit erfolgt unter einem kontinuierlich geführten Qualitätsmanagement. Trotzdem gibt es – wie bei allen medizinischen Hilfen – für den Einzelfall keine Erfolgsgarantie. Aber die Chancen stehen gut! Überdenken Sie für sich in Ruhe, ob Sie sich jetzt auf diese neuen Erfahrungen einlassen wollen und können. Natürlich können Sie mich gern weiter darüber ausfragen, was da vielleicht auf Sie und Ihr Kind zukommt! Ihre Sybille Herold