Erika Weinzierl Preis 2014 gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung der Universität Salzburg vergab heuer bereits zum 7. Mal den Erika Weinzierl-Preis für eine hervorragende Abschlussarbeit aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung. Erstmalig wurde auch ein Erika Weinzierl-Stipendium für eine wissenschaftliche Arbeit (Dissertation) aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung vergeben. Am Montag, dem 24. November 2014, fand die feierliche Verleihung in der Bibliotheksaula der Universität Salzburg statt. Die Jury hat für den Preis Frau Dr.in Martina Feichtenschlager mit ihrer Dissertation „Entblößung und Verhüllung. Inszenierungen weiblicher Fragilität und Verletzbarkeit in der mittelalterlichen Literatur“ nominiert. In ihrer Dissertation beschäftigt sich Martina Feichtenschlager mit spezifischen Szenen der höfischen Epik, in denen der weibliche Körper im weißen Hemd gezeigt wird bzw. um Szenen der „Entblößung“ und „Verhüllung“ einer weiblichen Figur im Text. Im Fokus stehen dabei der weibliche entblößte Leib und das dazu als „Pendant“ begriffene weiße Hemd, das die Figur am Leib trägt. Der Stoff, also das Hemd, liegt der biologischen Körperhülle, der Haut, am nächsten. Dieser ist verdeckende Umhüllung und diaphane Oberfläche zugleich, was den „Blick darunter“ zulässt. Das Hemd fungiert als symbolische und symbolisierte Ausdrucks- und Zeichenfläche, über das der Körper der Figur semantisiert wird. In der Hauptsache handelt Martina Feichtenschlagers Dissertation „Entblößung und Verhüllung. Inszenierungen weiblicher Fragilität und Verletzbarkeit“ von drei größeren Themenbereichen: Erstens geht es um das Erscheinen des (partiell) entblößten weiblichen Leibes in der mittelalterlichen Literatur. Es werden ausschließlich Konstellationen vorgeführt, in denen der entblößte oder zumindest teilweise enthüllte Körper ansichtig gemacht wird. Damit in Zusammenhang steht die Verbindung von Hemd und Haut: Nacktheit, das bedeutet vielfach die Erscheinung bzw. die Inszenierung eines weiblichen Körpers im fragilen Kleid, dem hemde. Somit stellen sich Blöße und Bedeckung nicht als dualistisch begriffenes Gegensatzpaar heraus. Zweitens interessieren sie in Zusammenhang mit dem poetischen Sichtbar-Machen oder – eben umgekehrt – dem Verhüllen von nackter Haut die poetologischen bzw. narratologischen Implikationen, die ein solcher Akt birgt. Drittens geht es um den Konnex zwischen weiblicher Entblößung, Fragilität und einem damit verbundenen krisenhaften Potential. Eine zentrale Frage richtet sich darauf, inwiefern die Inszenierung des weiblichen entblößten Leibes Fragilität und Verletzbarkeit codiert. Die angenommenen vielschichtigen Zusammenhänge sollen anhand dieser Untersuchung erarbeitet und herausgestellt werden. Das Stipendium geht an Frau Mag.a Heidrun Wankiewicz für ihre Arbeit an dem Forschungsprojekt: „Gender Planning – Gender Mainstreaming in der räumlichen Planung. Top down & bottom-up Strategien als Bausteine zu einer nutzerInnen- und gleichstellungsorientierten (feministischen) Raumplanung“. Feministische Planungskritik und Gender Mainstreaming haben offen gelegt, dass bisher in Raumplanung und Regionalentwicklung die Versorgungsarbeit ausgeblendet wurde („gender blindness“) und damit zu einer Fortschreibung von geschlechtsspezifischer Ungleichheit / Diskriminierung beitrug. Im Mittelpunkt der Dissertation steht die wissenschaftliche Analyse, Reflexion und Evaluierung der Praxisprojekte der Autorin aus Österreich und den Alpenraumländern im Vergleich mit anderen europäischen Praktiken einer feministischen, alltagstauglichen „gegenderten“ Raumplanung. Frau Wankiewicz setzt sich insbesondere mit folgenden Forschungsfragen auseinander: Inwieweit kann Gender Planning zu gleichen Chancen in den räumlichen Lebensbedingungen von Frauen und Männern beitragen? Welchen Beitrag können formelle (Gesetze, Verordnungen) und informelle Instrumente (Beteiligung, Kooperation, Sensibilisierung etc.) zu einer gendergerechten Raumentwicklung leisten? Welche Planungsgrundsätze und Instrumente und welche Planungsprozesse und Beteiligungsformen ermöglichen die gemeinsame Entwicklung von Alltagsinfrastrukturen und alltagstauglichen Raumstrukturen für die unterschiedlichen Bewohnerinnen und Bewohner? Mit der Verleihung eines Wissenschaftspreises und Stipendiums, die diese interdisziplinären Inhalte würdigen, wird ein wichtiger Beitrag zur Anerkennung von Frauen- und Geschlechterforschung geleistet. Gleichzeitig wird das (wissenschafts-)politische Ziel, Geschlechterdemokratie zu fördern, öffentlichkeitswirksam unterstützt. Als Namensträgerin für den Preis und das Stipendium konnte die Grande Dame der österreichischen Zeitgeschichtsforschung, em. Univ.-Prof.in Erika Weinzierl, gewonnen werden. Sie hat über Jahre in Forschung und Lehre an der Paris Lodron Universität Salzburg gewirkt – damals als eine der ersten Professorinnen Österreichs. Frau Weinzierl ist am 28. Oktober 2014 in Wien gestorben. Sie bleibt ein großes Vorbild für junge Wissenschafterinnen und deren Schaffen. Die Vergabe der Preise und Stipendien trägt dazu bei, an diese großartige Persönlichkeit zu erinnern. Der Erika Weinzierl-Preis für Abschlussarbeiten aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Salzburg wird vom Frauenbüro Stadt Salzburg und von der Stabsstelle für Chancengleichheit, Anti-Diskriminierung und Frauenförderung des Landes Salzburg gestiftet, das Erika Weinzierl-Stipendium von der Abteilung Kultur, Bildung und Wissen der Stadt Salzburg.