4011_MOS Das Ergebnis menschlichen

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Joh. E. Keller
Bibliothek
Nr. 4011
0
21. August 1927
1.Mose 2
Inhalt:
Das Ergebnis menschlichen Forschens in der Welt darf man nicht mit dem
zusammenbringen, was Gott im Wort von sich offenbart
Der Einfluß der Wissenschaft auf die Kinder Gottes
Wissenschaft ist das Resultat menschlicher Fähigkeiten
Gottes Wort kann nur durch das, was der Geist offenbart, verstanden
werden
Ein Schöpfungstag ist kein 24-Stundentag
Am siebenten Tag ist kein Abend und Morgen mehr
Das Geschöpf kann nur Abend schaffen; das Licht kommt von Gott
In Verbindung mit dem siebenten Tag heißt es:
„Also waren Himmel und Erde vollendet samt ihrem ganzen Heer, so daß Gott
am siebenten Tage sein Werk vollendet hatte, das er gemacht, und daß er am
siebenten Tage von allen seinen Werken ruhte, die er gemacht.“ (1.Mos.2,1-2)
Wir müssen nun zum Abschluß dieser sieben Schöpfungstage noch auf einen Punkt
hinweisen, den wir bisher übergangen haben, weil es rückwärts gesehen verständli cher wird, als wenn wir uns bei jedem Tag aufgrund dessen, was diese Zeitspanne
aufweist, uns hätten verständlich machen wollen, was mit der Tag- und Nachtzeit als
solcher wohl gemeint ist. Wir wollen nicht nach alledem, was wir über den Anfang der
Bibel betrachtet haben, zum Schluß noch auf die Wissenschaft über diesen
Schriftabschnitt im weiten und breiten zu sprechen kommen. Wir haben uns in der
ganzen Betrachtung nicht an diese Linien gehalten, sondern versucht, von Anfang an
jedes Wort in der Bibel als Offenbarung Gottes zu betrachten. Die Wissenschaft hat
gerade diesen Abschnitt des Wortes Gottes als den hauptsächlichsten Stein des
Anstoßes betrachtet, um dessentwillen sie nicht an Gott glauben können, weil es
ihnen unmöglich scheint, daß dieses Zeugnis der sieben Schöpfungstage in allem,
was es zum Ausdruck bringt, sich auf sieben mal 24 Stunden beziehen könne.
Die Forschung hat allerlei zutage gefördert. Wir finden sie auf allen Gebieten in
Tätigkeit. Das Suchen und Forschen, Graben und Untersuchen in den Erdschichten,
der Beschaffenheit, die die Erdoberfläche aufweist, so weit sie dem menschlichen
Können zugänglich ist, zeitigt viel interessantes Material über alle Gebiete, die wir
heute in der Schöpfung kennen. Man hat nicht nur die Erdschichten in ihrer Wesensart
kennen gelernt, sondern auch Schlußfolgerungen über die Möglichkeit gezogen, wie
sich diese Ablagerungen, so wie sie besonders ausgeprägt an manchen Orten
angetroffen werden, gebildet haben. Es ist uns ja bekannt, daß man schon alles
-2Mögliche in der Erde gefunden hat; man hat in diesen Entdeckungen vorsintflutliche
Geschöpfe, Menschen sowie Tiere und allerlei Gegenstände versteinert, verkalkt oder
sonstwie konserviert gefunden. Die menschlichen Berechnungen darüber nehmen oft
Ausdehnungen, nicht nur von hunderttausenden, sondern von Millionen Jahren an,
wobei man glaubt, daß das Werden der Schöpfung mit ihren Geschöpfen und das
Vergehen derselben, bis man sie endlich in diesen Formen wieder entdeckte, viel
größere Zeitmaße benötigt, als es nach der Zeitspanne der Schriftbezeichnungen der
Fall sei. In der heutigen Zeit sind die Abgrenzungen zwischen Wissenschaft und
Laientum, zwischen den befähigten Menschen und den wenig befähigten Massen
gefallen. Intelligent, klug, befähigt und dumm besteht nicht mehr. Alles, was die Welt
aufweist, ist so ziemlich allen zugänglich. Jeder bekommt alle Gebiete einigermaßen
zu Gesicht, weil die Entwicklung, die Zivilisation es so weit gebracht hat, daß jeder
einigermaßen lesen und schreiben kann. Darum sind diese Probleme der gesamten
Masse der Menschheit und somit auch jedem Kind Gottes näher gerückt, als das etwa
in Voltaires Tagen der Fall war, wo jedem einzelnen Gottesleugner aufgrund der ihm
bekannten wissenschaftlichen Schlußfolgerungen die Existenz Gottes und die
Wahrheit des Wortes Gottes unmöglich zu sein schien. Heute ist es anders; heute
kann durch das wissenschaftliche Material auch jedes Kind Gottes bei Gelegenheit
mehr oder weniger beeinflußt werden. Und wenn die Wirkung je und je Menschen von
dieser Seite her zu Gottesleugnern machen konnte, so haben wir keine Garantie
dafür, daß das nicht auch heute bei Gläubigen der Fall sein kann. Wir haben mehr
oder weniger alle einerlei Erfahrung in unserer Entwicklung.
Wir kennen ja den Unterschied, der in der Menschheit nach Gottes Ordnung besteht,
daß in dem einen Teil der Menschen vornehmlich Satans Einfluß wirksam ist und im
anderen Teil wieder Gottes Einfluß nach seinem Willen kräftiger vorhanden ist. Darum
scheidet sich der Glaube vom Unglauben, so mannigfaltig die Variationen auch sind,
doch in diese zwei Richtungen, daß nach der einen Seite die Menschen vom Argen,
unter Satans Einfluß, der anderen Seite, wo Gottes Einfluß wirksam ist,
gegenüberstehen. Aufgrund dieser Gottesordnung müssen sich nicht nur Licht und
Finsternis als Gut und Böse gegenseitig abgrenzen, sondern das müssen auch die
übrigen Geschöpfe nach diesen zwei Seiten tun. Das Hauptargument, das der
Unglaube dem Glauben vorhält, ist das, daß der Unglaube intelligent und der Glaube
dumm sei, d.h. daß die Menschen, die den Unglauben vertreten, die Aufgeklärten und
die Menschen, die den Glauben vertreten, die in der Dummheit Erhaltenen seien. So
will man beweisen, daß, weil die Gläubigen sich an das Wort Gottes halten, darum sei
das Wort Gottes eben das Mittel, um die Menschen in der Dummheit zu erhalten. Man
stellt sich diese Gläubigen so nach der Art vom Vogel Strauß vor, der einfach allen
Tatsachen gegenüber seinen Kopf in den Sand steckt. Man hält dafür, daß das
gläubige Kind Gottes, das auf dem Boden des Wortes Gottes wurzelt, die Intelligenz
und die Fähigkeit, die dem Menschen eigen sind, für die tatsächlich bestehenden
-3Dinge nicht gebrauchen dürfe. Es dürfe die Welt, so wie sie ist, die Ergebnisse der
Forschung auf allen Gebieten nicht mit beiden Augen ansehen, sonst könnte es eben
nicht bibelgläubig sein; es könne nicht glauben, was Gottes Wort sagt, wenn es wie
die übrigen Menschen die bestehenden Tatsachen anerkennen würde.
Nun besteht da wirklich eine berechtigte Schwierigkeit. Es ist wahr, daß der Mensch in
seiner Entwicklung eine Krise durchlebt. Wir finden das Kind unter der Obhut der
Mutter einfältig, kindlich gläubig; demselben kann alles von Gott erzählt werden, von
Jesu, von den Engeln, vom Himmel, vom Teufel, von der Hölle. Man wird alle
möglichen kindlichen Fragen aus Kindermund hören, so daß oft die Alten die Antwort
darauf schuldig bleiben müssen. Das ist nicht etwa darum der Fall, weil es auf solche
Kinderfragen keine Antwort gibt, sondern vielmehr darum, weil man den Kindern nicht
im Glauben auf ihre Fragen antworten kann. Es weist sich am Ende aus, daß die
Kinder mehr glauben als die Alten, ja, daß es schon oft Erfahrung wurde, daß Ältere
durch solche Kinderreden zum Nachdenken und vielleicht zur Bekehrung angeregt
wurden.
Aber wo ist dieses Kindergemüt in den späteren Jahren noch zu finden, wenn erst die
paar Schulklassen durchlaufen sind?
Wie viele Menschenkinder haben den kindlichen Glauben aus ihrer Jugendzeit
noch hinüberretten können zum Anfang ihrer Studien, um nach ernstem,
aufrichtigem Entschluß sich in Gottes Wort ausbilden zu lassen? Nach einigen
Semestern theologischer Schulung sind sie als die größten Skeptiker am Wort
Gottes ins Leben übergegangen.
Vor etwa fünfundzwanzig Jahren erzählte mir ein Missionar seine Erfahrung dahin,
daß er nach seiner Ausbildung im praktischen Dienst zehn Jahre durchzukämpfen
hatte, in denen er von den größten Zweifeln über Gottes Wort nach jeder Seite hin
angefochten wurde, bis er nach hartem, aber endlich glücklich bestandenem Kampf
seinen Halt im Worte Gottes gefunden hatte. Das ist allgemeine Erfahrung, wir finden
eben keine Menschenkinder, die ihre jugendliche, einfältige, gläubige Einstellung
unter dem Einfluß der wissenschaftlichen Ergebnisse zu bewahren vermochten.
Daß
diese
Jugendeinstellung
zum
Göttlichen
zwischen
Ismael,
dem
Fleischgeborenen, und Isaak, dem Kind der Verheißung, verschieden ist, ist
verständlich. Daß sich aber im Leben dieser von Gott Auserwählten, die Kinder der
Verheißung sind, das Göttliche und das Satanische auch miteinander bis zur
endgültigen Entscheidung auseinandersetzen müssen, würde ihnen erleichtert, wenn
nicht so viele verkehrte väterliche Überlieferungen bestehen würden. Man will eben
-4aufgrund seiner eigenen Erfahrungen und aufgrund seines Urteils, unter dem man
steht, etwas anderes glauben, als wie die Tatsachen sind.
Es ist kein Wunder, daß die Wissenschaftler den Gläubigen Rückständigkeit, ja
Dummheit zur Last legen und es allgemein so angesehen wird, als ob Kirchen
und alles, wo Gottes Wort betrieben wird, nur Verdummungsinstitute wären.
Was ist die Ursache von alledem?
Es liegt daran, weil man den gläubigen Kindern und den heranreifenden
Persönlichkeiten mit Gewalt die Überzeugung beibringen will, was seither als
menschliche Auffassung und väterliche Überlieferung vom Worte Gottes gelehrt
wurde.
Das Ergebnis davon ist natürlich, daß man sich sagt: Ich will gläubig sein, und darum
halte ich mich an das Wort und verschließe mich wissenschaftlichen Ergebnissen. Die
Wissenschaft nennt das natürlich Rückständigkeit.
Nun ist aber das Eigenartige je länger je mehr bei den Kindern Gottes, daß der
Gewissenszwang obrigkeitlicher Beherrschung doch öfter einmal durchbrochen wird.
Dann sehen wir die unheimliche Wirkung der kämpfenden Auseinandersetzungen
zwischen der Unkenntnis der einseitigen Einstellung des Kindes Gottes aufgrund sei ner Erziehung, dem neuen eindringenden Einfluß gegenüber, dem es dann tatsächlich
nicht gewachsen ist, weil es auf diesem Gebiet Laie ist. So finden wir als Ergeb nis
davon meistens, daß Kinder Gottes hin und her geschaukelt und in alle möglichen
Richtungen von Ansichten getrieben werden, die sich in der Vermengung von weltlichen und biblischen Einflüssen bilden.
Wie ist es nun in Wirklichkeit?
Die Aussage, daß Gottes Wort, der Glaube und die Wissenschaft zwei
verschiedene Gebiete seien, ist gar nicht wahr.
Das ist ein Grundsatz, der die Menschen mehr irreführt und betört als sonst etwas.
Gottes Wort sagt, daß in Christo alle Erkenntnis liege.
Wenn Wissenschaftler das Zeugnis des Wortes Gottes so gründlich durchforschen würden, wie sie die irdischen Gebiete, in denen sie tätig sind,
durchstöbern, würde es eben keine ungläubigen Wissenschaftler geben.
-5Sie würden dann ebenso an die Bibel glauben wie an ihre Forschungsgebiete, denn
sie würden zur Erkenntnis kommen, daß die Bibel mindestens ebensoviel
Wissenschaft in sich trägt wie die bibellosen Wissenschaften alle zusammen. Der
Unterschied ist nur der, was der Mensch auf allen Gebieten, auf denen er tätig ist,
durch sein Forschungsvermögen zutage fördern kann, ist das Ergebnis seiner Fähig keit. Weil Gottes Wort nicht das Ergebnis der Menschen oder der Geschöpfe ist, sondern Offenbarung Gottes, darum bringt Gottes Wort das zum Ausdruck, was Gott in
seinem Wesen und in seinen Fähigkeiten ist.
Darum bezeugt Paulus in 1.Kor.2,6-11:
„Wir lehren allerdings Weisheit, unter den Gereiften; aber keine Weisheit dieser
Welt, auch nicht der Obersten dieser Welt, welche vergehen; sondern wir reden
Gottes Weisheit im Geheimnis, die verborgene, welche Gott vor den Zeiten vorherbestimmt hat zu unserer Herrlichkeit, welche keiner der Obersten dieser Welt
erkannt hat; denn hätten sie dieselbe erkannt, so würden sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuziget haben. Sondern wie geschrieben steht: ‘Was kein Auge
gesehen und kein Ohr gehöret und keinem Menschen in den Sinn gekommen ist,
das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben’. Uns aber hat es Gott geoffenbart
durch den Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen der Gottheit.
Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? Also weiß auch niemand, was in Gott ist, als nur der Geist
Gottes.“
Damit sind diese zwei Gebiete in ihrem Wesen charakterisiert. Es ist falsch, etwas in
eine Verbindung bringen zu wollen, die nicht richtig ist. Das Ergebnis menschlichen
Forschens in der Welt darf man nicht mit dem zusammenbringen, was Gott von sich
offenbart hat. Man darf auch nicht das, was Menschen als das Ergebnis ihrer For schungen nach bestem Vermögen erkennen, mit dem zusammenbringen, was Gott
über irgendwelche Gebiete, seien sie irdische oder himmlische, geoffenbart hat. Wenn
ein Mensch durch seine Forschung Gottes Wort kritisieren will, so muß er der
Überzeugung sein, daß er größer ist als der Urheber des Wortes Gottes, der dasselbe
von sich selbst offenbart hat.
Aber es ist grundverkehrt, dem Menschen zu sagen, er dürfe sich nicht mit
den Schlußfolgerungen der menschlichen Forschung abgeben um seiner
Stellung willen, die er zum Wort Gottes hat.
Gottes Wort und das Ergebnis der menschlichen Befähigung stehen nicht
gegeneinander, nur nacheinander. Das Größere steht nicht gegen das
Kleinere; es steht nur über dem Kleineren.
Die Eltern stehen nicht darum in Feindschaft gegen die Kinder, weil sie älter sind als
die Kinder. Sie stehen nur in ihrem Wesen und in ihren Fähigkeiten über den Kindern
und sind da, um denselben zu dienen, ihnen eine Hilfe und ein Segen zu sein, aber
-6nicht, um sie zu befehden, weil sie jünger sind und in ihren Fähigkeiten niedriger ste hen als die Eltern.
So ist es mit der Weisheit des Wortes Gottes gegenüber der Weisheit der Menschen.
Was immer die Menschen in ihrer Weisheit ans Licht befördern können, reicht nicht
dazu aus, daß sie den Menschen das zu geben vermögen, was Gott nach Vollendung
seiner Schöpfung am siebenten Tag erreicht hat, nämlich, daß er diese n Tag segnen
und heiligen konnte. Kein Mensch kann durch seine Fähigkeit, und wenn er das
satanische Bestreben unterstützt, das sich von Zeit zu Zeit immer wieder aufs neue
durchsetzt, die gesamte Menschheit wieder so in eine Einheit zusammenschließen,
daß sie ihren Turm doch noch bis zum Himmel bauen können, um damit ihre Fähigkeit
zu beweisen.
Wenn auch diese Völkerzusammenschlüsse gelingen, durch die der Abschluß dieses
Zeitalters gekennzeichnet ist und wie es uns das Ende vom tausendjährigen Reich
wieder aufs neue vorhält, daß Satan wieder die Nationen von allen vier Ecken der
Erde zusammenschließt und sie zum Krieg gegen die heilige Stadt führt, so kann der
Zusammenschluß des gesamten menschlichen Könnens und Vermögens doch keinem
einzigen Menschen Unsterblichkeit geben.
Sie vermögen dem Menschen nicht die Herrlichkeit zu geben, die ihm als
das von Gott bestimmte Erbe gesetzt ist, so daß er ein Erbe Gottes und ein
Miterbe Jesu Christi sein wird.
Es ist darum grundverkehrt, dem menschlichen Wissen aufgrund des Bibelglaubens
auszuweichen, als ob man tatsächlich den Wissenden gegenüber seine kurzsichtige,
beschränkte Art bekennen müßte. Das einfältigste, ungelehrteste, ungeschickteste
Kind Gottes hat mehr Weisheit als alle Weisen der Welt in ihrem ganzen Können und
Verstehen zusammen. Kein Kind Gottes hat Ursache, sich dem Wissen der Welt
gegenüber zu schämen. Es braucht sich auch vor den Ergebnissen dieser
Weltforschung nicht zu verkriechen. Es kann denselben begegnen: Wenn es ein Kind
Gottes ist, das Glauben hat und der Wissenschaftler beweist, daß er Gott in seinem
Forschen und Suchen noch nicht gefunden hat, dann kann doch das einfältigste Kind
Gottes den großen Weisen gegenüber sagen:
Ich habe ihn gefunden, ich weiß, wo er ist.
Aber wenn man durch die Bibel beweisen will, daß Gott die Schöpfung, wie wir sie vor
uns haben, jeden Schöpfungstag in der heutigen Abgrenzung von 24 Stunden
geschaffen habe und uns dann der Wissenschaftler beweisen will, daß grünes Gras
-7auf der Erde und Pflanzen und Fruchtbäume nach ihren Arten, wie der dritte Tag sie
aufweist, ohne Sonnenlicht und Mondlicht, das erst der vierte Tag gebracht habe,
nicht existieren können, dann muß jedes Kind Gottes dem Wissenschaftler recht
geben, wenn es nicht Vogel-Strauß-Politik spielen will. Da muß man eben sagen,
Gottes Wort hat nicht recht, sondern die Wissenschaft hat recht, denn ein Grünen und
Wachsen und Gedeihen ohne Sonnenlicht, ohne die Natur, wie wir sie heute kennen,
ist ausgeschlossen.
Darum muß man als Kind Gottes nicht so naseweis sein, indem man behaupten will,
die Weisheit liege tatsächlich in der Taschenbibel, nicht etwa im Wort Gottes, sondern
in der eigenen Auffassung, wie man sie im Kopf herumträgt und meint, es wäre die
Offenbarung Gottes.
Daß man auf diese Weise nicht die befähigte wissenschaftliche Welt zum
Dummkopf stempeln kann, ist selbstverständlich. Sie gehen einfach
kopfschüttelnd, lächelnd ihren Weg weiter. Solche Kinder Gottes
imponieren ihnen nicht; sie sind nicht mehr die Bekehrungsinstrumente
Gottes, um sie zu überführen.
Darum ist es eben verkehrt, wenn man um der väterlichen Überlieferung willen die
Offenbarung Gottes aufhält und das, was Gottes Offenbarung ist, in das Gebiet der
menschlichen Wissenschaft und Philosophie hinüberträgt. Das ist dann nicht der
Fehler der menschlichen Wissenschaft, sondern der Kinder Gottes.
Der Fehler liegt dann bei den Kindern Gottes, weil sie Gottes Wort der menschlichen
Wissenschaft ausliefern und auch für nichts anderes halten als das, was Menschen
durch ihren natürlichen Verstand zu beurteilen imstande sind. Gottes Wort ist das
nicht, denn vom ersten bis zum letzten Buchstaben in der Bibel ist der natürliche
Mensch unfähig, überhaupt etwas mit dem Wort Gottes zu machen.
Wer Gottes Geist nicht hat, kann mit dem Wort Gottes machen, was er will,
aber seine Schlußfolgerungen sind ebenso nichtig, wie jeder andere
Mensch zu Schlußfolgerungen gelangt, die er nicht versteht.
Wenn ich etwas nicht verstehe, bin ich eben darin Laie. Dumm im allgemeinen bin ich
deswegen vielleicht gar nicht; ich bin nur dumm in dem Gebiet, für das ich kein
Verständnis habe. Wenn ich in der einen Sache nicht Verständnis habe, habe ich es
in einer anderen. In irgend einer Sache hat jeder Mensch Verständnis. Wir bilden uns
immer ein, wir seien fähiger als andere Leute. Das ist nicht wahr! Die Fähigkeit besitzt
der Mensch in seiner Art. Durchgreifende Befähigung hat kein Mensch, und einem
-8Menschen jegliche Fähigkeiten abzusprechen, ist immer borniert.
Darum müssen wir, wenn wir zu einem klaren Ergebnis zwischen Gottes Wort und der
menschlichen Fähigkeit gelangen wollen, unbedingt anerkennen, daß das Wort,
niedergelegt von Gott, durch seinen Geist entstanden ist und nur durch seinen Geist
verstanden werden kann. Da hört dann jegliche natürliche Fähigkeit, Gottes Wort zu
verstehen, auf. Solche Fähigkeit hat eben kein Mensch. Was er in seiner
Gelehrsamkeit von Gottes Wort auch weiß, verstehen tut er es doch nicht!
Man versteht nur das, was der Geist, der das Wort gegeben hat, dem
einzelnen Menschenkind aus diesem Wort heraus offenbar macht. Wer
Offenbarung erlangt hat, hat das Verständnis für das, was ihm Gott
offenbart hat. Wer die Offenbarung nicht hat, deutet Gottes Wort falsch, wo
immer er es angreift.
Darum ist es sehr töricht, die Gottesoffenbarung der sieben Tage mit der Schöp fungsordnung der 24-Stundentage in Verbindung zu bringen. Darum sagt uns der
Wissenschaftler aus der Forschung heraus: Es ist nicht möglich, daß die Welt, wie sie
ist, in den Tagen und Stunden entstanden ist. Die Entstehung der Welt muß weit
größere Zeitabstände ausgefüllt haben, als diese Schöpfungstage es bezeugen.
Nun, diese Schöpfungstage bezeugen gar nicht einen 24-Stundentag;
davon ist gar keine Rede.
Es ist in der ganzen Bibel nirgends darauf hingewiesen, daß es sich in diesen
Schöpfungstagen um einen Abend und Morgen handle, wie wir abends schlafen
gehen, wenn die Sonne untergeht. Und wenn wir sagen wollten, daß vom Abend bis
zum Morgen 24 Stunden wären, dann stimmt das ja gar nicht. Es müßte ja von Abend
zu Abend ein Tag und eine Nacht bezeichnet sein. Vom Abend bis zum Morgen ist
eben gerade eine Nacht vorbei. Und doch lautet das Zeugnis jedesmal:
„Und es ward Abend und es ward Morgen: der erste Tag“,
und ebenso der zweite, der dritte, der vierte, der fünfte und der sechste, so daß Gott
am siebenten Tag sein Werk vollendet hatte.
Also erst am siebenten Tag ist die Vollendung des Werkes Gottes bezeugt, nicht am
sechsten, wie man es so gerne darstellt.
Wo ist nun der Abend und Morgen des siebenten Tages? Da hört eben
diese in den sechs Tagen gebrachte Zeitbestimmung auf, da findet sie sich
-9nicht. Weder Abend noch Morgen schließen den Zeitabschnitt des
siebenten Tages ab.
Wenn wir auf die Bezeichnungen der ersten sechs Tage so viel Gewicht legen wollen,
wie es gewiß jeder Bibelgläubige tut, der auf den Buchstaben pochend das Wort
bezeugen will, warum anerkennt man denn nicht alles, was in der Schrift gesagt ist,
auch wenn Worte die Gottes Offenbarung nicht vermitteln. Denn wenn einmal Worte
Abend und Morgen kennzeichnen und endlich ein letzter Tag erwähnt ist, wo diese
Bezeichnung fehlt, so muß das doch ebenso seine Bedeutung haben, wie die
Bedeutung in der Bezeichnung von Abend und Morgen ersehen werden muß.
Die ganze Schöpfung ist Entwicklung.
Da haben wir wohl die zwei Meinungen der Schöpfungstheorie, einerseits auf dem
Boden der 24-Stundentage durch das Machtwort Gottes und andererseits die
Evolutionstheorie, es habe sich alles entwickelt. Jedenfalls ist die eine wie die andere
Ansicht unbiblisch und kann der Orthodoxe, der seinen Bibelglauben meint zu
beweisen, seine Theorie ebensowenig stichhaltig belegen, wie der andere mit
Nachdruck uns beweisen kann, daß die zoologischen Vierbeinigen unsere lieben
Brüder und Schwestern seien. Aber daß aus dem ewig kreisenden Urwesen, dem
Urkeim, sich durch die beständige Umdrehung und Schnelligkeit ein Stoff zum
anderen gefunden habe und so eine Schöpfung geworden sei und alles sich auf diese
Entwicklungsweise geformt und gebildet habe, bis endlich alles so fertig war, wie wir
es heute sehen, so liegen solcher Deutung auch menschliche Gedanken zugrunde,
die sicher nicht weiser und intelligenter sind und größere Fähigkeit aufweisen als
Gottes Wort.
Wenn das wahr wäre, daß die Evolution das ganze Werden so gestaltet hat, so hätte
die Evolution einmal aufhören oder ihre Fortsetzung finden müssen. Evolution, die
einmal zum Stillstand kommt, ist ebenso unlogisch, wie wenn man die Fortsetzung der
Evolution, daß aus dem Affen sich Menschen entwickelt haben, anerkennen wollte. Es
wäre denn, daß die Evolution sich weiter dahin entwickelt, daß aus Menschen wieder
Affen werden. Wenn es Evolution gibt, muß es auch beständige Fortentwicklung
geben. Wenn aus Affen Menschen geworden sind, dann weiß Gott allein, was aus
Menschen werden kann. Dann ist eben alles, was ist, nur Ergebnis des Urstoffes und
ein Teil desselben, aus dem natürlich heute Unbekanntes und Unvorhergesehenes
werden kann.
Wenn Menschen anfangen zu denken und zu studieren, dann nimmt nicht nur das
Büchermachen kein Ende, auch das Philosophieren nimmt kein Ende. Wenn man
- 10 aber, wie die Orthodoxen, beweisen will, daß alles, was dieses Kapitel uns sagt, durch
Gottes Wort so geworden sei -, wie wenn man etwas in eine Form gießt und einfach
sagt, so, nun ist es da, - wenn man sich das Werden der Schöpfung vom Anfang bis
zur Vollendung im Menschen so denkt, dann braucht man wahrhaftig die Wissenschaft
auch nicht zur Darstellung. Gewiß ist die Schöpfung, wie wir sie haben, Evolution,
aber nicht Evolution auf dem Boden menschlicher Darstellung, sondern auf dem
Boden göttlicher Offenbarung. Gewiß hat sich alles entwickelt. Aber die treibenden
Urwesen dieser Entwicklung sind die uns so wenig bekannten Geistmächte auf beiden
Seiten, des Guten und des Bösen, die Gott in die Form der sichtbaren Schöpfung
gekleidet hat.
Und darum haben wir in den sieben Tagen sieben Zeitabschnitte zu sehen, wo alles
mit einem Abend und einem Morgen umgrenzt ist, denn jeder Zeitabschnitt, jedes
Neue hat seinen Abend und seinen Morgen. Als Gott Licht und Finsternis voneinander
schied, führte das wieder zum Abschluß dieser Zeitepoche, die er dazu gebraucht hat,
Licht und Finsternis zu scheiden. Wie lange sie währte, sagt uns die Sch rift nicht. Das
Ende davon war der Abend, wie alles immer wieder seine Neige findet.
Aber der Morgen kommt stets als neues göttliches Wirken, neues
Eingreifen des Größeren, der größer ist als seine Geschöpfe.
Immer läßt er, wenn er sein Wort gesprochen hat, die Weiterentwicklung sich durch
die Geschöpfe auswirken. Die Wirkung davon ist nie eine andere, als daß sie
Zustände schafft, die Gott mit Abend bezeichnet, wo das Licht verschwindet, wo die
Sonne untergeht.
Es kennzeichnet das Sein und Tun der Geschöpfe. Sie sind nur fähig,
Abend und Nacht zu bewirken, Finsternis zu verursachen. Morgen zu
schaffen vermögen sie nicht. Dazu braucht es immer wieder ein neues
Wort Gottes, ein neues göttliches Eingreifen.
So kommt auf die Scheidung von Licht und Finsternis die Scheidung der Gewässer,
und auch das führt wieder zum Abend, und der neue Tag bringt die Scheidung von
Land und Meer, und auch da haben wir den Abschluß der Entwicklung im Abend der
Zeit. Darauf setzt Gott die Lichter, Sonne, Mond und Sterne, und auch da ist das Ende
davon der Abend. Gott beginnt den neuen Tag mit der Schöpfung der Tiere, wo alles
wieder zum Abend hinleitet, bis am Ende der sechste Tag den neuen Morgen in der
Offenbarung des göttlichen Willens, den Menschen als Krone der Schöpfung zu
schaffen, aufgehen läßt.
- 11 Wenn wir von einem Tag zum anderen gehen, so ist nicht nur jeder Zeitabschnitt
durch einen Abend zu Ende gegangen, sondern jeder neue Tag hat dem
vorhergehenden Tag gegenüber neues Licht, mehr Licht gebracht. Wenn am Ende
Gottes Ewigkeitsratschluß in seinem bleibenden Segen, seinem geheiligten Zustand
ausmündet, dann sind Abend und Morgen endgültig verschwunden, denn wir lesen in
Offb.21, wo dieser abschließende Zustand als vollendete Schöpfung Gottes
geschildert ist, der Zeit des siebenten Tages, daß dann ein Tempel nicht in der Stadt
ist:
„Und einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn der Herr, Gott, der Allmächtige, ist
ihr Tempel, und das Lamm. Und die Stadt bedarf nicht der Sonne, noch des
Mondes, daß sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und
ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden in ihrem Lichte wandeln, und
die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. Und ihre Tore werden
nicht geschlossen am Tage; denn dort wird keine Nacht mehr sein. Und man wird
die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie bringen. Und es wird durchaus
nichts Unreines in sie eingehen, noch wer Greuel und Lüge übt, sondern nur die
geschrieben sind im Lebensbuche des Lammes.“ (Offb.21,22-27)
Da haben wir das Zeugnis dafür, warum Abend und Morgen verschwinden.
Das ewig bleibende Licht läßt keinen Abend- und Nachtzustand mehr
kommen und auch keinen Untergang des Zeitalters.
Finsternis und das damit verbundene Abend- und Nacht-Sein hat dann dem ewigen
Licht der Herrlichkeit Gottes endgültig in der Schöpfung weichen müssen. Darum darf
man auch nicht die Tage so aufeinander folgen lassen, wie wir naturgemäß die
Verhältnisse sehen, so daß das Sonnenlicht am vierten Tag dem Grünen auf der Erde
vorausgegangen wäre.
Das Ganze ist eben nicht eine geologische Darstellung der
Schöpfungsverhältnisse, sondern es ist Offenbarung Gottes, um den
Menschen in Bildern seinen Ewigkeitsratschluß mit seinen himmlischen
und irdischen Geschöpfen vorzuhalten.
Wir haben es nicht mit der Sonne am ersten Tag zu tun, sondern mit dem wahren
Licht der Finsternis gegenüber. Wir haben es nicht mit dem üblichen Wasser über und
unter der Feste zu tun; wir haben es nicht in der Scheidung von Trockenem und
Nassem mit diesen Teilen zu tun, sondern es sind nur Bilder, es ist nur Illustration, um
mit diesen Bildern etwas anderes zu sagen, als der natürliche Mensch in der
Naturordnung daraus schließen kann.
- 12 Darum kommt nicht das Grünen des Grases vor dem Sonnenlicht, sondern
das Grünen im Geistleben kommt, ehe dem Kind Gottes das wahre
Sonnenlicht zum Unterschied vom Mondlicht und den Sternen aufgeht.
Es hat auf dem Boden als Kind Gottes schon längst angefangen zu grünen und sich
zu entwickeln, wenn ihm die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung unter ihren Flügeln
aufgeht. Es hat sich schon längst in der Schöpfung entwickelt, seine Gebeine sind
schon längst in der Tiefe der Erde vorbereitet worden, wenn er endlich am sechsten
Tag als der von Gott geschaffene Mensch dasteht, und zuletzt noch seine ihm
ebenbürtige Gefährtin, aus seiner Rippe gebildet, ihm zur Seite gestellt worden ist.Schon längst vorher hat Gott das Gebilde „Mensch“ vor Augen gehabt, wenn es am
siebenten Tag als Segensträger der göttlichen Herrlichkeit den vollendeten
Gottesratschluß am Ende darstellt.
Darum schließen wir diese Betrachtungen damit, daß, wer mit Gottes Wort geht,
wissen muß, daß er mit Gott geht. Wer mit menschlicher Erkenntnis und Befähigung
geht, geht mit der Schöpfung. Wer mit Gott geht, der ehrt, verehrt und betet Gott an.
Wer mit der Schöpfung geht, der ist ein Götzendiener und betet das Geschöpf an. Wer
Gott anbetet, der verehrt in Wirklichkeit die Herrlichkeit Gottes, und wer das Geschöpf
anbetet, der verehrt die Herrlichkeit des Geschöpfes. Die Herrlichkeit Gottes hat Gott
in seiner Ordnung durch den Mann und seine Stellung zum Ausdruck gebracht. Und
die Herrlichkeit des irreführenden, zum Götzendienst leitenden Geschöpfes hat er in
der Schönheit des Weibes an ihrem Platz zum Ausdruck gebracht. Nun muß sich am
Ende nicht nur jeder Mensch mit dieser Gottesordnung auseinandersetzen, sondern
jedes Geschöpf. Und da ist alles eingeschlossen, was im Himmel und was auf Erden
ist; sie alle müssen sich klar werden, ob sie ihren Gott in seinem offenbarten
Ratschluß verstehen wollen, oder ob sie auf dem Boden ihrer Fähigkeiten als
Geschöpfe Gott meistern wollen.
*** * ***

B04.08.03
N13.02.08
Sh30.04.13
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