Einführung in die Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie 17.01.2011 Entwicklung religiöser Konzepte Wie deuten Kinder die Bibelstelle des brennenden Busches? Antworten wie: Feuerwehrmänner sind gekommen und haben den Busch gelöscht, ältere Kinder es habe nicht der Busch selbst gebrannt sondern etwas HINTER dem Busch, etc. Andere Bibelstellen: Teilung des Meeres, Versuchungsgeschichte Jesus Warum hat Jesus die Steine nicht zu Brot gemacht Antworten wie: Vermutlich mochte er Brot nicht so gern Stufen der religiösen Denkentwicklung nach Goldmann: 1. Intuitives religiöses Denken 2. Konkretes religiöses Denken: übereinstimmend mit der konkret-operatorischen Intelligenz, Bemühungen die Phänomene realistisch zu erklären 3. Abstraktes religiöses Denken: Symbole und Metaphern werden als solche erkannt und akzeptiert Goldmann(?): man soll Kinder nicht moralisch, religiös oder dogmatistisch beeinflussen, sie würden religiöse noch nicht verstehen, könnte zu einem heidnischen Denken führen (? check Internet) Konzepte von Himmel und Gott: viele Gottesvorstellungen sind anthropomorph (auch z.B. dass Gott auf einem Pferd reitet), Gott ist „oben“ im Himmel, damit er „hinunterschauen“ kann, archaische Weltbildvorstellung (Oben- und Unten-Polarität), Gendertypische Charakteristiken ca. 20% der Mädchen haben ein weibliches Gottesbild, bei Zeichnungen wird Gott meist freundlich und lachend dargestellt Mit steigendem Alter (ca. noch 20% bei 16-Jährigen) sinkt der Anteil der anthropomorphen Vorstellungen von Gott Iuri Gagarin: im Weltall „Jetzt haben wir den Beweis für den Atheismus, ich habe den lieben Gott hier draußen nicht gesehen“ Konzept von Jesus: stark geschichtlich beeinflusst z.B. während 2. Weltkrieg wurde Jesus von vielen Theologen als Mann mit blonden Haaren und blauen Augen dargestellt Karl Jaspers: „Über die 4 maßgeblichen Menschen“, Sokrates, Jesus, Buddha, Konfuzius Gleichnis: Parabel vom Arbeiter am Weinberg Kinder interpretieren „Gleichnis“ als etwas von physikalischer Gleichheit, interpretieren es zumeist wörtlich und nicht metaphorisch, im Schulalter folgt dann langsam das Übertragen von Bildhälfte auf Sachhälfte Kritik an der religiösen Konzeptforschung: Kinder haben eine eigene Weise, sich biblische Konzepte vorzustellen und biblische Texte auszulegen dank Forschung mehr Verständnis für diese Konzepte ABER: wenig Erkenntnis, was diese Konzepte für einen Einfluss auf das Leben haben; Emotionen sind wichtiger als Kognitionen wird in der Forschung vernachlässigt Religiöses Urteil Urteil nach Oser und Gmündner Kinder: sehen Gott als lieb, er liebt alle Menschen, macht, dass es uns gut geht Geschichte von einem schlechten Menschen, der nach einem Unfall auf der Intensivstation liegt und zu beten anfängt, wünscht sich von Gott, dass es ihm wieder besser gehen möge viele Kinder hätten es als ungerecht empfunden, wenn Gott diesem Menschen helfen würde (Dilemmageschichten, sind oft sehr hilfreich, um die tatsächlichen Denkweisen aufzudecken) Deus ex machina: in griechischen Tragödien wurde wenn die Menschen nicht weiterwussten mithilfe einer kranartigen Vorrichtung (im Theater) eine Gottesfigur auf die Bühne gebracht, die dann weiterhalf 2. Stufe des religiösen Glaubens: Mensch wird aktiv, wie z.B. bei den Römern haben Opfer erbracht um Glück zu haben/schlimme Schicksalsschläge zu vermeiden, positive Beeinflussung von Gott (Gebet, Opfer) Pauldilemma: er „muss“ sein Versprechen halten, Gott hat etwas für ihn getan, er muss jetzt auch sein Versprechen einlösen; Dilemma: Kinder bitten Gott um Hilfe und versprechen ihm z.B. „brav zu sein“, etc. wenn die unerwünschte Situation trotzdem eintritt Kind fühlt sich von Gott im Stich gelassen, meist beginnen Kinder dann dieses Gottesbild zu hinterfragen („Kann man mit Gott verhandeln?“), führt idealerweise zur 3. Stufe des religiösen Glaubens Kritik an der Theorie: Hat praktische Implikationen Zeigt die krisenhafte Entwicklung des Glaubens Die Inhalte werden auf jeder Stufe anders verstanden James W. Fowler: amerikanischer Psychologe und Theologe, unterscheidet zwischen „faith“ und „belief“ Faith beschreibt die tiefergehenden Glaubensüberzeugungen, hat Interviews durchgeführt (Selbstdarstellung und Gottesvorstellung) Mehrere Stufen des Glaubens: Urvertrauen, Intuitiver Glaube, Mythisch-wortwörtlicher Glaube (Metaphern werden wörtlich interpretiert), Synthetisch-konventioneller Glaube (Glaube an das, was andere auch glauben), Individuierend-reflektierender Glaube (eigene Entscheidung für einen bestimmten Glauben, oft nach spezifischen Erfahrungen), Verbindende Glaube (Offenheit gegenüber anderen Glaubensrichtungen und Gottheiten, religiöse Toleranz), Universalistischer Glaube (verkörpert von Ghandi)