Stilistik als Wissenschaftsdisziplin Beziehungen der Stilistik zu

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Stilistik als Wissenschaftsdisziplin
Beziehungen der Stilistik zu Nachbardisziplinen
Grundbegriffe der Stiltheorie (Stil, Norm, Stilelemente und Stilzüge)
Stilschichten und Stilfärbung
Funktionalstil der Wissenschaft
Funktionalstil des Amstverkehrs
Funktionalstil des Journalismus
Funktionalstil des Alltagsverkehrs
Stilistische Aspekte der Polysemie und Homonymie
Stilistische Aspekte der Antonymie und der Synonymie
Stilistische Aspekte der sozialen, chronologischen und territorialen Kennzeichnung lexikalischer Einheiten
Stilistische Aspekte der Wortbildung
Stilistische Aspekte des Fremdwortes
Stilistische Aspekte der Phraseologie
Stilistische Möglichkeiten der Substantive und Adjektive
Stilistische Möglichkeiten der Verben und Pronomen
Stilistische Syntax
Phonetische Stilelemente
Stilfiguren und ihre Funktionen
Substitutionsfiguren (Figuren der Umschreibung und Übertragung)
Eliminationsfiguren (Ellipse, Zeugma, Satzabbruch)
Positionsfiguren (Umstellung, Nachstellung, Wiederaufnahme, Parenthese, Satzbruch)
Additionsfiguren (Wiederholung, Entgegensetzung, Häufung, Beifügung)
Darstellungsarten (Beschreibung, Bericht, Erzählung, Schilderung, Betrachtung)
Hauptbegriffe der Textstilistik
Redetypen in belletristischen Texten
1. Stilistik als Wissenschaftsdisziplin
Stilistik - ist die Wissenschaft von der Verwendungsweisen und Ausdrucksgestaltung der Sprache in allen
Kommunikationsbereichen, komm. Situationen und unterschiedlichen komm. Akten.
Der Gegenstand der Stilistik umfasst 4 große Forschungsbereiche:
1) Lehre von der Verwendung der sprachlichen Ausdrucksmittel.
2) Geschichte des Stils, d.h. die Untersuchung der einzelnen Stiltypen in ihrer historischen Entwicklung.
3) Lehre von den Individuellstilen, d.h. die Untersuchung von Einzelstilen.
4) Lehre von den sprachlichen Individuellstilen in der schönen Literatur.
Aufgaben
1) die Erforschung der Funktionalstil (z. b. Textsorten gibt es in Publizistik)
2)
Die Entwicklung der Sprachkultur und Sprachpfleger (was ist gutes, schlechtes in Deutsch)
3)
die Entwicklung von Methoden und Kriterien Textgestaltung, Textinterpretation, Beurteilung.
Normative Stilistik - beschreibt die Normen in Form der praxisbezogenen Anweisungen zum angemessenen
Sprachgebrauch.
Deskriptive Stilistik – Beschreibung von Regeln, Verfahren, Prinzipien, Mustern und Mitteln mit ihren
potentiellen Wirkung.
2. Beziehungen der Stilistik zu Nachbardisziplinen
Stilistische Aspekte
Literaturwissenschaft Literatur Theorie, Poetik, Metrik
Lingvostilistik
Paradigmatische
Aspekte (was war
gemeint
im
Kontext)
Funktional
stilistische
Beschreibung
(welcher
Funktionalstil
gebraucht wird)
Textstilistik
Syntagmatische
Aspect (was in
Wörterbüchern
festgelegt sind und
stellt
das
reale
Bedeutung
des Wortes.)
Linguistik
Phonetik,
Phonologie
Morfologie
Wortbildung Phraseologie
Syntax
Psycholinguistik - Prozesse der Sprachproduktion und Sprachwahrnehmung. Soziolinguistik - Fragen die sich
mit der Stilistik verbunden sind: der Einfluss sozialer Faktoren auf die Sprache, die sozialen Rollen der
Gesprochen.
3.Grundbegriffe der Stiltheorie (Stil, Norm, Stilelemente und Stilzüge)
Stil ist ein historisch veränderliches durch gesellschaftliche Determinanten bedingtes Verwendungssystem der
Sprache, objektiv verwirklicht durch eine qualikativ und quantitativ geregelte Gesamtheit sprachlicher Mittel.
-Sprachgebrauch kann prozessual oder resultativ verstanden werden.
-der Stilbegriff bedeutet Auswahlmöglichkeiten
-die Wahl der Variante hängt von äußeren und inneren Bedingungen ab.
-bei der Betrachtung des Stils geht es nicht um einzelne Elemente, sondern um eine strukturierte Gesamtheit
sprachlicher Elemente.
1)
Stil des öffentlichen Verkehrs;
2)
Stil der Wissenschaft;
3)
Stil der Publizistik und Presse;
4)
Stil des Alltagsverkehrs;
5)
Stil der schönen Literatur.
Stilnorme sind die in bestimmten Textklassen üblichen Stileigenheiten, die in bestimmte Epochen in
bestimmte Gesellschaft als die Richtigsten verstanden werden.
1)
emotionaler
Aspekt;
(emotionale
Höhenlage
(Stilschicht
(gehoben,
standardsprachlich,
umgangssprachlich+salopp, vulgär ) und Stilfärbung (Grad der Expressivität))
2) zeitlicher Aspekt; (Archaismen, Historismen, Neologismen, Modewörter, Anachronismen).
3) territorialer Aspekt; (Dialekte und allgemeine Lexik).
4) fachlicher Aspekt. (Allgemeinwortschatz, Fachwortschatz.)
Stilelemente- sprachliche Mitteln, die stilistischen Zwecken dienen.
Nach Zugehörigkeit zu bestimmten Ebenen des Sprachsystems (phonetische, morphologische)
nach der Bildkraft
nach ihrem Funktionen (humorisch, expressiv)
1) lexikalische Elemente: semantisch-begrifflicher Aspekt, semantisch-expressiver, historischer regionaler,
sozialer, fachsprachlicher Aspekt, Fremdwortaspekt, Wortbildungsaspekt, phraseologischer Aspekt
2) grammatische Elemente: Klassifikation der Sätze, Ausnutzung der fakultativen Satzgliedstellen,
Satzgliedfolge, Verknüpfung zwischen den Satzgliedern und Sätzen
3) phonetische Elemente: Lautwiederholung, dynamische Abstufung, melodische Abstufung, zeitliche
Aufgliederung
Stilzüge – die Ordnungsprinzipien der Elemente, ihre Besonderheiten im Bezug auf die Häufigkeit, Verteilung
und Verbindung der stilistischen Elemente im Text. die abstrakte Stilkategorie wird sprachlich verwirklicht
durch eine Gesamtheit konkreter Ausdrucksmittel. (knapp – breit, klar – verschwommen)
4. Stilschichten und Stilfärbung
Stilschichten- (Sprachwissenschaft) einem Sprachstil zugeschriebene Stilebene. Das sind Höhenlagen
sprachlicher Elemente im Verhältnis zur literarischen Norm.
Stilschichten: gehoben, standardsprachlich, umgangssprachlich+salopp, vulgär.
Innerhalb der einzelnen Stilschichten sind gefühlsmäßige Nuancen, oder Stilfärbungen. Sie drücken die
emotionel-wertende Einstellung des Textverfassers zum benannten Gegenstand aus.
Typen der Stilfärbung: einfach-literarische Stilfärbung (0-Stufe); gewählte (+1), poetische (+2), literarishumgangssprachliche (-1), familiär-umgangssprachliche (-2), grob umgangssprachliche Stilfärbung (3).
Es gibt zwei Kategorien von Stilfärbung : die funktionale (Verwendung spezifischer Sprachmittel im
bestimmten Funktionalstil) und die semantisch-expressive (Verwendung der Sprachmittel anderer
Funktionalstile zu expressiven Zwecken) Stilfärbung.
5. Funktionalstil der Wissenschaft
Dieser Stil ist durch Sachlichkeit und Logik, Klarheit und Fassbarkeit characterisiert.
die Hauptmerkmale
1.Terminologie
2. fachsprachliche grammatische Struktur (passiv, Nominalstil)
3. explizite Wiedergabe (logische Zusammenhänge, z. b. das folgt dazu)
4. expressive Mitteln zu Hervorhebung (wissenschaftliche Polemik)
5. nicht-verbale Darstellung ( Graphiken, Tabellen)
Funktionen :
- darlegende Funktion (Fachbuch, Monographie, wissenschaftliche Artikel)
- informierend-reflektierend (Referat, Annotation)
-Nachschlagewerke (Fachwörterbücher, technische Kataloge)
- Lehrmitteln (Bücher)
- wissenschaftliche wertliegende Texte (Rezension)
-instruierend (Bedingsanleitung руководство)
- wissenschaftlich-sachlich (Patent, Standart)
-popularisierend (populär-wissenschaftliche Bücher)
6. Funktionalstil des Amstverkehrs
Funktionalstil des öffentlichen Verkehrs (oft auch Amtsstil genannt) dient der Übermittlung amtlicher
(offizieller) Informationen. Er regelt die Beziehungen zwischen dem Menschen und dem Staat. In diesem Stil
werden Gesetze, Verträge, Anträge, Verordnungen, öffentliche Verlautbarungen u.ä. geschrieben.
Merkmale:
· Nominalisierung, der intensive Gebrauch von analytischen Verbalverbindungen
· Sprachliche Standarte und Klischees (betreten verboten)
· Normalsprachliche oder zum Teil gehobene Lexik
· Hyperonyme (Oberbegriffe)
· Fachsprachliche Elemente
· Unpersönlichkeit (sich durch Passiv, sein+zu+Infinitiv zeigt, Befehlsverben, modale Verben)
Funktionen:
informierende (Erklärungen, Memoranden),
reglamentierende (Gesetz, Verfassung, Statut),
zusammenfassende (Protokollen, Resolutionen, Resümee)
ersuchende (Bewerbungen, Anträge, Verlustmeldungen).
7. Funktionalstil des Journalismus
Dieser Stil und seine sprachliche Äußerungsformen haben zum Ziel, den Leser (bzw. Hörer) schnell und
überzeugend zu informieren, beeinflussen, oder ihn zu unterhalten.
Merkmale:
· Allgemeinverständliche und massenwirksame Lexik
· Stimulierung zum Lesen oder Hören durch Überschriften, Texteröffnung und Textgliederung.
· Ausdrucksökonomie und Redundanz (z.B. Ellipsen, Kürzungen)
· stereotypische Ausdrücke
· Aktualisierung der Information durch verschiedene Stilfiguren
· Abwechslung von syntaktischen Strukturen
Bei dieser Rededarstellung wird sowohl direkte als auch indirekte Rede verwendet.
Auf der syntaktischen Ebene: besondere Wiederholung, Aufzählung, Parallelismus, Antithese, rhetorische
Fragen
Abweichungen von der normativen Wortfolge dienen der emotionalen Hervorhebung. Für die Betonung
gebraucht man Fachlexik, Phraseologismen, Dialektismen:
Die wichtigsten Funktionen:
 informierende (Zeitung, Nachrichten, Chronik);
 kommentierende (analytische Artikel, Interview, Reportagen);
 wertende (Pamphlet, Filmkritik, Reden von berühmten Menschen).
8. Funktionalstil des Alltagsverkehrs
Die Hauptfunktion dieses Stils ist die ungezwungene Verständigung im privaten Umgang. Schriftlich gebraucht
man in der Privatkorrespondenz. Das Baumaterial für den Stil des Alltagsverkehrs bildet die Umgangssprache.
Die inneren Merkmale des Alltagsstils sind seine Stilzüge:
· Lockerheit und Ungezwungenheit, die durch Schwamwörter, Fliegwörter (na ja, ja, also), Partikeln (doch,
eben, mal), Modalwörter, Fragewörter, Interjektionen (oo, ach, aa), Vulgarismen, Satzabbrüche, Ellipsen,
Konstruktionswechsel, Isolierungen erreicht.
· Polarität von Ausdrucksökonomie und Redundanz („Was machst du“? – „Schreiben“ anstatt „Ich schreibe“)
· Emotionalität der Rede erreicht durch expressive Mittel der Unter- und Übertreibung, viele Metaphern,
Hyperbeln, emotionale Anreden.
· Expressive Satzgliedstellung („Weg war sie“)
Auf der phonetischen Ebene werden Wörter oft nicht bis zum Ende gesprochen, manchmal miteinander
verschleift.
Die meist dialogisch geprägte Alltagssprache ist in hohem Grade von der Gesprächssituation abhängig; daneben
spielen Bildungsgrad und sozialer Status der Kommunikationspartner eine bedeutende Rolle.
9. Stilistische Aspekte der Polysemie und Homonymie
Homonymie und Polysemie: Homonyme (Klangähnlichkeit der zwei oder mehr Wörter, die miteinander
semantisch nicht verbunden sind) und Polysemie (Bedeutungsvielzahl eines Wortes). Homonyme und
mehrdeutige Wörter bekommen verschiedene Bedeutungen, Funktionen und Färbung abhängig vom Stilschicht,
Kommunikationssituation usw.
Homonymie: Arm (Körperteil) und arm (mittellos)
Funktionen: Wortspiel und Doppelsinn
Polysemie: „grün“: <Farbeigenschaft>, <unreif> und <unerfahren>. Of wird in Publizistik verwendet.
Funktionen:
- Wortspiel und Bedeutungserweiterung (z.B. Gebrauch als Zeugma)
- Stilblühten (man zufällig verschiedene Wörter verwechselt)
- Expressivitätsteigerung
- Humorvolles Effekt
Für die Stilistik sind Homonyme weniger interessant. Manchmal werden allerdings diese Wörter zu Wortspielen
herangezogen.
10.Stilistische Aspekte der Antonymie und der Synonymie
Die Antonymie zwischen Lexemen kann in folgender Form stilistisch wirkungsvoll ausgenutzt werden:
1) Zweierpaare als Addition zweier Antonyme, wodurch ein (oft: expessiver) Eindruck der Vollständigkeit
entsteht: Alt und Jung, Männer und Frauen ...
2) (fest geprägte) Zwillingsformeln als phraseologische Wendungen. Die Antonyme werden durch eine (meist:
koordinierende) Konjunktion oder durch eine Präposition miteinander verknüpft: hin und her und weisen auf
die räumlichen bzw. zeitlichen Beziehungen im Text hin.
3) individuelle antonymische Konstruktionen im Text mit besonderer Kontrastwirkung (vgl. auch Antithese
als syntaktische Stilfigur), manchmal auch mit besonderem ästhetischen Reiz für den Leser oder als
Leitworte. Frieden ist mehr als nur Nicht-Krieg.
Synonyme
1) Ausdrucksvariation - ...zur Vermeidung von Langeweile und Ermüdung der LeserInnen.
2) Verwendung als Euphemismen: sterben: entschlafen, die Augen (für immer) schließen
3) expressive, affektische Ausdrucksverstärkung (wundervoll, einfach mächtig!)
z.B. Ich habe jetzt etwas Wundervolles gelesen, etwas Prachtvolles ..., sagte er.
4) Variation von Gesichtspunkten, Hervorhebung verschiedener Seiten eines Gegenstands
Damit wird oft ein Gewinn an Lebendigkeit und Präzision der Darstellung erzielt.
Gewarnt werden soll an dieser Stelle aber vor Pleonasmen/Tautologien (d. h. dem doppelten Ausdruck
desselben) als Stilfehler: *zentraler Mittelpunkt, *exemplarisches Beispiel
5) Kontrastwirkung (z. B. Man bringt ihn in seinen Raum - nicht in sein Zimmer)
Ariel wäscht nicht nur sauber, sondern rein. als quasi-antonymische Adverbien.
Kontextuale Synonyme - nicht in Sprachsystem existieren, nur im Kontext erscheinen. Sie sind keine
lexikologische, sondern stilistische Erscheinung.
Funktionen:
- um ständige Wiederholungen zu vermeiden (die Kinder und die Zukunft der Nation)
- die Ausdrucksvariationen;
- zusätzliche Informationen geben;
- subjektive Bewertung (z.B. kleines Volk)
11. Stilistische Aspekte der sozialen, chronologischen und territorialen Kennzeichnung lexikalischer
Einheiten
Man unterscheidet 2 große Gruppen des Wortschatzes:
1) den stilistisch undifferenzierten Wortschatz (d.h. allgemeinverständliche und allgemeingebräuchliche
Wörter)
2) den stilistisch differenzierten Wortschatz (d.h. Wörter und Wendungen, deren Verwendungsbereich durch
gewisse zeitliche, territoriale, berufliche, soziale und nationale Faktoren eingeengt ist).
Stilistisch differenzierter Wortschatz: hier lassen sich 2 Untergruppen absondern: die stilistisch vollständig
oder partiell kolorierte Lexik und charakterologische Lexik.
Charakterologische Lexik verleiht der Aussage ein bestimmtes Kolorit. Sie versieht den schriftlichen oder
den mündlichen Text mit den typischen Merkmalen einer bestimmten Zeit, einer bestimmten national
homogenen Bevölkerungsgruppe und mit anderen gesellschaftlichen Faktoren. Zu der charakterologischen
Lexik gehören Historismen, lexische Archaismen, Neologismen, Fremdwörter, Berufslexik, nationale
Dubletten, soziale Jargonismen.
Man unterscheidet 2 Arten der Kolorite:
a) typisierende Kolorite. Sie stellen unterschiedliche Faktoren im Leben der Menschen realistischverallgemeinernd dar. Dazu gehören:
- das historische Kolorit (bedingt durch das grundlegende gesellschaftliche Moment – Zeit)
- das nationale Kolorit (betrifft die Unterscheidungsmerkmale der nationalen Varianten innerhalb einer
Sprache und die Spezifik verschiedener Nationalsprachen)
- das soziale Kolorit (in der Rede bestimmter Bevölkerungsgruppen und Alterstufen, berufliches Kolorit). Es
besteht keine scharfe Abgrenzung der genannten Kolorite; sie münden ineinander ein und bilden das
Gesamtkolorit, in dem bald die eine Komponente, bald die andere in den Vordergrund kommt.
b) individualisierende Kolorite, die Einzelmenschen nach ihrer persönlichen Eigenart im Ganzen, aber vor
allem nach ihrer Sprechweise charakterisieren.
Primäre stilistische Funktion der Historismen und Archaismen ist die Prägung des Zeitkolorits. Von großer
Bedeutung ist die charakterologische Untergruppe, die die Realien der Vergangenheit vor Augen führt.
Einige charakterologische Gruppen können in verschiedenen Kontexten verschiedene stilistische Funktion
ausüben, z.B. die Historismen können im Dienst von Humor und Satire stehen.
12. Stilistische Aspekte der Wortbildung
Wortbildung – die Bildung neuer Wörter nach den existierenden wortbildenden Typen, nach den
bestimmten, für diese Sprache charakteristischen Wortbildungsmodellen. Verschiedene Wortbildungsmittel und
Wortbildungsarten können einen bestimmten Stilwert haben. Arten der Wortbildung: Zusammensetzung,
Kürzung, Ableitung, Transposition.
Stilistische Aspekte der Zusammensetzung (die Bildung der Wörter durch das Aneinanderrücken der
Stämme: dunkelblau)
Die Zusammensetzung ist das Mittel zur Verdichtung des Inhalts in einer möglichst knappen Form.
Komposita kommen in allen Funktionalstilen vor. Im Stil der Sachprosa (Amtsverkehr und Stil der
Wissenschaft) werden substantivische Komposita verwendet, die als terminologische Einheiten dienen:
Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung.
In der Alltagsrede erfüllen Komposita andere Funktionen:
a) als «Volkssuperlative» drücken sie expressive Steigerung aus (d.h. dienen als Hyperbel) z.B.
(kirchen)mausarm
b) zur Verstärkung in der Alltagsrede und in der Kindersprache: wunderwunderschön
c) expressive Personenbezeichnungen mit salopper Stilfärbung; als 2.Konstituente dienen Namen,
Tierbezeichnungen, Verwandtschaftsbezeichnungen: Kaffeetante, Faulpeter.
In der schöngeistigen Literatur:
a) als «Volkssuperlative» z.B. steintot; b) als Metaphern, metaphorische Vergleiche; c) als individuelle
Zusammensetzungen: Zeitorgan (Th. Mann)
In der Publizistik:
a) Komposita, die aktuellen Begriffe der Gegenwart bezeichnen: Weltstars, Nobelpreisträger
b) expressive Zusammensetzungen: Verbalterrorismus, Menschenexport;
c) in der Werbung sind zusammengesetzte Adjektive und Substantive sehr beliebt: James-Bond-Anzug.
Stilistische Aspekte der Kürzungen (Wortbildungsart, mit deren Hilfe die schon in der Sprache existierenden
Zusammensetzungen und Wortverbindungen zu einem Komplex abgekürzt werden U-Bahn – Untergrundbahn,
EU)
Initialwörter sind für die Publizistik typisch: GUS-Staaten, UNO-Beauftragter, EU-Kommission.
Auch in offiziellen Dokumenten gibt es Kürzel: f.d.R.d.Ü. (für die Richtigkeit der Übersetzung).
Kurzwörter (Kopf- Schwanz-, Klammerwörter) sind für die Alltagsrede charakteristisch: Kuli, Uni. Dazu
kommen besondere Initialwörter, die als Nachahmungen oder eher Parodien auf «offizielle» Kürzel dienen und
so einen starken ironischen Effekt erzeugen: S.d.H. Kur (Sauf-die-Hälfte-Kur), z.K. (zum Kotzen).
Als Mittel der Sprachökonomie befriedigen die Kurzwörter ein legitimes Sprachbedürfnis. Ihr
Hauptproblem aber ist der Verlust der Transparenz der Benennungsstruktur; ihre Häufung kann das Verständnis
stören und den Leser Ärgern.
Andererseits, infolge der fehlenden Transparenz sind einige Kurzformen als Euphemismen sehr
gebräuchlich: SM (Sadomasochismus). Ableitungen von Kurzwörtern können sehr expressiv sein. z.B.
Natoisierung, SPDianer
Stilistische Aspekte der Ableitung (die Bildung neuer Wörter mit Hilfe von Affixen Freund – freundlich –
Freundlichkeit)
Aus stilistischer Sicht teilen sich Affixe des Deutschen in zwei Gruppen:
a) die mit expressiver Stilfärbung; b) die mit funktionaler Stilfärbung.
Zu Affixen mit expressiver Stilfärbung gehören:
a) substantivische Suffixe-bold, -ian, die der eindeutig negativen subjektiven Einschätzung dienen:
Saufbold, Grobian.
b) typisch für die Jugendsprache sind -o, -i, -ie, -y; sie tragen die expressive Stilfärbung, weil sie auch der
subjektiven Einschätzung dienen: Blödi, Alki, Macho.
c) Diminutivsuffixe – chen und – lein, -elchen, -li, -le, -l verleihen zwei Bedeutungen: Verkleinerung und
Bewertung: Stühlchen, Füßchen. Die Bewertung kann positiv sein (Vertraulichkeit, Liebe, Zärtlichkeit, wie im
Gespräch mit Kindern) oder negativ (abschätzende Wertung, Feindseligkeit, Spott). Liebevolle Verhalten –
Verkleinerung der Personen- und Verwandtschaftsnamen (Karlchen, Vati).
d) Augmentativa (verstärkende oder vergrößernde Präfixe und Halbpräfixe): eine ausgesprochen expressive
Bedeutung: blitzdumm, blutjung, Bombenerfolg, superklasse, urgemütlich. Als augmentative Erstglieder stehen
auch Tierbenennungen zur Verfügung, die als Schimpfwörter emotionalisiert sind: Bären- Hunde-, Sau-,Affe-:
+ -hitze, -kälte, -wut (das Modell wird als umgangssprachlich bis salopp markiert).
Andere emotionalnegativ wirkende salopp markierte Erstglieder sind Drecknest (=Dorf), Scheißmusik.
Die Gruppe von funktional-stilistisch markierten Suffixen
Diese Gruppe bilden Suffixe, die spezifisch für einen Funktionalstil oder sogar für einen Lebensbereich sind,
z.B. – em in der Linguistik (Phonem, Graphem, Lexem), -itis in der Medizin (Hepatitis, Gastritis, Dermatitis).
Für Sachprosa und Publizistik sind Abstrakta mit Suffixen – ung, -heit, -keit, -schaft, -tum, -nis typisch. In der
Alltagsrede, z.B. im Jugendjargon:
a) die Suffixe – e, -i, -o: Rieche (Nase), Scheine (Lampe), Rauche (Zigarette);
b) das Suffix -voll: kulturvoll, machtvoll, seelenvoll;
c) die Präfixe -un, -ab, -an: Unzahn (junges Mädchen), Unhahn (junger Mann), abgraben (ein Mädchen
ansprechen).
d) lat. Fremdbestandteile – verächtliche Bedeutung (Politikaster, Dogmatikus), Suffix -ant – saloppe
Stilfärbung (Paukant зубрила)
Typisch für die Kanzleisprache sind Halbpräfixe – halber, -maßen, -weise: ordnungshalber,
gewissermaßen.
Abstrakte Ableitungen wirken außerhalb der Sachprosa expressiv: Umweltismus, Hausfrauesierung.
Stilistische Aspekte der Transposition (Überführung einer Wortart in eine andere ohne Wortbildungsmittel
heim (Adv.) – das Heim (Sub.), ein verrücktes «Jetzt-haben-wir-es-ja!»)
Die Substantivierungen sind in allen Stilarten als ein Mittel der sprachlichen Kondensierung beliebt: sie
vereinen äußere Knappheit mit reichem Informationsgehalt.
In der Werbung werden Substantive als adjektivische Farbbezeichnungen gebraucht: flieder-, sand-. In der
schöngeistigen Literatur und Publizistik verbergen Substantivierungen in einer knappen Form reichen
Sinngehalt.
13. Stilistische Aspekte des Fremdwortes
Fremdwörter sind aus nichtheimischem Material gebildete lexikalische Einheiten, die in Phonem- und
Morphemstruktur, in Schreibung und / oder Aussprache und zum Teil auch in Flexion von den heimischen
Regeln mehr oder weniger abweichen. Sie sind entweder als fertige Wörter aus einer fremden Sprache entlehnt
oder aus fremden Morphemkomplexen gebildet worden.
Fremdwörter sind vielfältig stilistisch zu nutzen. Ihr Anteil steigt und fällt mit der Stilschicht, d.h. je höher
die Stilschicht ist, umso mehr Fremdwörter werden da gebraucht.
In der Sachprosa: Fremdwörter, darunter Internationalismen (gesellschaftlich-politische Termini
Globalisierung, flexibel, spektakulär, Desaster), sind typisch für offizielle, wissenschaftliche und publizistische
Texte, wo sie oft als Termini oder Teile davon fungieren, haben also rein nominative Funktion (existieren als
unersetzbare Bezeichnungen für spezielle Begriffe).
In der Alltagsrede werden vorwiegend einfache und allgemeinverständliche Fremdwörter gebraucht, die
sich dem Deutschen schon völlig angepasst haben. Aber man kann sie auch in der Alltagsrede bewusst, mit
stilistischer Absicht, nutzen. In der Alltagsrede erfüllen Fremdwörter folgende Funktionen:
a) sie bezeichnen neue Realien: I-Pod, Skype, CD-Rom, Gadgets;
b) schaffen exotische Attraktivität, verfügen über Werbewirksamkeit; das Prestige des
Angloamerikanischen soll auch auf das Produkt übertragen werden, deshalb bekommen oft Cafes, Boutiquen
fremdsprachige Benennungen. Aus Prestigegründen werden manchmal die heimischen Benennungen verdrängt:
Gasthaus – Hotel, Lied – Song, Laden – Boutique.
c) dienen als Modewörter: Kids, Hotline, Power, Girlie. Die Schwemme der Anglizismen schürt bei vielen
Deutschen die Sorge von sprachlicher Überfremdung. Denglisch macht das Problem der Sprachpflege aktuell.
Im Stil der schönen Literatur:
a) viele Fremdwörter gehören in die poetische Sprache: Phantasie, Olymp, harmonisch;
b) sie drücken gewisse feine lexikalische Bedeutungsschattierungen aus: Passion: Leidenschaft, Hotel:
Gasthaus. Das Fremdwort besitzt in manchen Fällen eine stärkere Ausdruckskraft, kann also eine stärkere
Wertung zum Ausdruck bringen als seine deutsche Entsprechungen.
c) Fremdwörter dienen der Ausdrucksvariation, bewahren den sprachlichen Ausdruck vor Eintönigkeit:
kollidieren: zusammenstoßen, Crash: Zusammenstoß.
d) schaffen fremdländisches Kolorit: wenn die Handlung in einem anderen Land spielt, sind entsprechende
Personen- und Ortsnamen unentbehrlich;
e) werden für die Gestaltung des Sprachporträts verwendet: der Autor kann den Figuren fremde Wörter in
den Mund legen, um die Herkunft der Person zu zeigen, diese z.B. als Ausländer zu charakterisieren.
f) werden als Euphemismen gebraucht, d.h. zur Verschleierung eines Sachverhaltes dienen, verhüllenden,
mildernden Charakter haben: es ist weniger unangenehm einen um Diskretion zu bitten als um Schonung,
Verschwiegenheit oder Rücksichtnahme.
14. Stilistische Aspekte der Phraseologie
Als Phraseologismen (Phraseme, Phraseolexeme) gelten allgemein alle festen Wortverbindungen, die aus
mehr als einem Wort bestehen und (meistens) genau in der Kombination vorkommen.
Mit den stilistischen Aspekten der Phraseologismen beschäftigt sich die Phraseostilistik. Phraseologismen
können im Text verschiedene Funktionen erfüllen. Sie tragen zum Beispiel zur Intensivierung und
Veranschaulichung der Aussage bei oder machen den Text emotionaler/expressiver.
Stilistische Funktionen der Phraseologismen:
1. Verstärkung der Anschaulichkeit, Emotionalität, Lockerheit
2. Überzeugungskraft, Ausdruck persönlicher Beziehung
3. euphemistische Funktion
4. Schaffung eines bestimmten Kolorits
5. Effekt des Humors
Einteilung der Phraseologismen nach ihrer Angehörigkeit zur bestimmten Stilschicht
Es geht um folgende Stilschichten:
a) gehobene (bzw. bildungssprachliche) Phraseologismen
Die Verwendung von diesen Phraseologismen ist beschränkt und in manchen Fällen sind sie unter den
Menschen nicht allgemein bekannt. Diese Wendungen werden vor allem von Personen mit höherer Ausbildung
gebraucht. Manche von den gehobenen Phraseologismen sind auch veraltend oder schon veraltet. einer Sache
Raum geben (d.h. einer Sache eine große Bedeutung beimessen)
b) neutrale/„normalsprachliche“ Phraseologismen
Diese Phraseologismen haben in Lexiken keine spezielle Markierung. Eine groβe Gruppe bilden hier
Funktionsverbgefüge. an der Tagesordnung sein, eine Rolle spielen.
c) umgangssprachliche Phraseme
Sind für eine ungezwungene, alltägliche Sprache charakteristisch, werden als umgangssprachlich markiert. j-n
auf die Schippe nehmen, j-m die Hölle heiβ machen
d) saloppe (bzw. derbe) Stilschicht
Als derb gelten Wendungen, die einer groben und gewöhnlichen Ausdrucksweise zuzurechnen sind. die Kurve
kriegen (справиться с трудностями)
Einteilung der Phraseologismen nach der Stilfärbung
Oft hängt von dem Kontext ab, wie wir die Wendungen beurteilen: Erst im Kontext kann sich zeigen, ob der
Phraseologismus ironisch, spöttisch oder euphemistisch gemeint wurde.
a) scherzhaft (шутливо): eine gute Lunge haben (про дитину: гучно голосить чи плаче), sich in Höhle des
Löwen wagen (йти до логова лева)
b) ironisch (manchmal auch spöttisch): ein Ritter ohne Furcht und Tadel (рыцарь в сияющих доспехах)
c) verhüllend / euphemistisch: über den Jordan gehen, bei jmdm. ist etwas unterwegs, ein leichtes Mädchen
(проститутка)
d) abwertend / pejorativ: ein schräger Vogel (странный тип, белая ворона)
15. Stilistische Möglichkeiten der Substantive und Adjektive
Die statistischen Angaben bestätigen eine stark dominierende Rolle des Substantivs als Wortart. Der
Nominalstil ist ein Kennzeichen der deutschen Gegenwartssprache.
Substantive haben im Deutschen solche morphologische Kategorien: Geschlecht, Zahl, Kasus, Bestimmtheit
/ Unbestimmtheit.
Das grammatische Geschlecht.
a) der Gebrauch der von der Norm abweichenden Formen kann dem Text saloppe oder dialektale
Schattierung verleihen: Ecke (f)-Eck (n), Bereich (m)-Bereich (n)
Kategorie der Zahl.
a) von der Norm abweichende Pluralformen haben absolute Stilfärbung, wie z.B. umgangssprachliche
Markierung von Jungs, Mädchens, Jungens, fachsprachliche Schattierung von der Pluralformen von
Stoffnamen: Milche, Fetten.
b) Pluralformen von Abstrakta oder Unika bekommen eine poetische Schattierung: Alle Sonnen waren weg.
c) ungewöhnliche Pluralformen von Substantiven, die Nichtzählbares benennen – Ausdrucksverstärkung
und Emotionalisierung: Er erzählt über die Entwicklung eines Kindes mit seinen kleinen Glücken und
Unglücken, seinen Lüsten, Ängsten, Plänen und Spielen.
d) Stark expressiv sind Pluralformen von Eigennamen: bekannte Einzelpersönlichkeiten werden zu
Repräsentanten eines Künstler-, Wissenschaftler-, Politiker- oder anderen Menschentyps: Ich kämpfte siegreich
mit kanadischen Goliaths.
Kategorie des Kasus.
a) ein -e im Dativ oder Genitiv starker Maskulina und Neutra: zu Hause, im Jahre, dem Kind(e). Das kann
dem Vers- und Prosarhythmus dienen.
b) in der deutschen Umgangssprache ist das Präpositionalgefüge mit von anstelle eines Genitivus
possessivus sehr beliebt: das Haus von meinen Eltern
c) in salopper Umgangssprache kommt die Ersetzung des Genitivus possessivus durch einen Dativ in
Verbindung mit einem Possessivpronomen vor, was in der Standardsprache als falsch gilt: statt Das Zimmer
meines Bruders ist groß- Meinem Bruder sein Zimmer ist groß.
Kategorie der Bestimmtheit/Unbestimmtheit.
a) in der Alltagsrede werden gekürzte Artikelformen ’ne, ’nen gebraucht
b) häufig steht der bestimmte Artikel bei Personennamen: die Katharina, der Hans. – das familiäre, intime
Verhalten zu einem Menschen. Je nach dem Kontext kann es aber auch Geringschätzung, Verachtung,
Bewunderung und Stolz ausdrücken.
c) der Gebrauch des unbestimmten Artikels bei Personennamen kann dem Personennamen die Bedeutung
eines Gattungsnamens verleihen. Es kann auch von negativer Einschätzung begleitet werden: ein Herr Schulze
möchte Sie sprechen bedeutet irgendein Herr Schulze. Im Stil der schönen Literatur kann der unbestimmte
Artikel vor Personennamen die Unwissenheit einer Person zeigen
d) für den öffentlichen Verkehr ist das Weglassen des Artikels typisch: Eintritt verboten. Verfasser dieser
Schrift.
Das Adjektiv
Adjektive geben objektive und subjektive Merkmale der Gegenstände sowie Einschätzungen und
Beurteilungen der Dinge wieder. Sie heben einzelne Besonderheiten des Gegenstandes hervor. Je tiefer der
Gegenstand erkannt wird, desto mehr Merkmale entdeckt man daran.
Im Stil der Wissenschaft dienen Adjektive der Präzisierung der erläuterten Begriffe; auffallend ist ihre hohe
Frequenz in der Werbung: modisch, preiswert, bügelfrei, elegant, ultramodisch. Im Stil der schönen Literatur
findet man viele Adjektive in beschreibenden Texten; sie spielen eine große Rolle als Epitheta.
Was adjektivische Kategorien anbetrifft, so sind Kategorie der Steigerungsstufen und kurze und volle
Formen stilistisch relevant.
Steigerungsstufen
a) «falsche» grammatische Formen wie mehr interessanter wirken salopp;
b) das Vergleichen der nicht vergleichbarer Adjektive kann stark expressiv sein: Päpstlicher als der Papst,
toter als alle Toten.
Kurze und volle Formen: im Deutschen können endungslose attributive Adjektive (vor- oder nachgestellt)
als archaisierende Elemente in der neuen Literatur stilistischen Zwecken dienen: ein wunderbar Ding, ein
ergreifend Ereignis; Klein Hänschen wollt spazieren gehen (Kinderlied).
16. Stilistische Möglichkeiten der Verben und Pronomen.
Das Verb ist die wandlungsfähigste Wortart. Die Verben haben folgende grammatische Kategorien: Tempus,
Modus, Genus, Person.
Tempora: Präsens dient zum Ausdruck eines aktuellen und gewöhnlichen (generelles Präsens) sowie eines
futurischen Geschehens. In der schöngeist. Literatur und Alltagsrede kann vergangenes Geschehen im
historischen Präsens dargestellt werden. Für die Bezeichnung der Zukunft dient in der Alltagsrede Präsens
häufiger als Futur I und II, die vor allem Vermutung ausdrücken. Die Perfektformen von Positionsverben
verleihen dem Text territoriales (süddeutsches) Kolorit: Wir waren lange im Park gesessen.
Umgangssprachlich ist der Gebrauch von tun: Sie tut gerade Schreiben, aber wenn das Verb besonders
nachdrücklich hervorgehoben werden soll, ist die Erweiterung mit tun zulässig: Singen tut sie gern.
Modi: Der Indikativ ist in stilistischer Hinsicht neutral und wird als Nullmodus betrachtet. Der Imperativ
bezieht sich auf die direkte Rede und auf die Aufforderungssätze in der Alltagsrede. Das Personalpronomen
du verstärkt den schroffen Ton: „Schweig du!“. Das zweite Gebrauchsgebiet des Imperativs sind manche
Genres der Sachprosa (Geschäftsbriefe, Anweisungen, Anzeigen) und Publizistik (Reden, Flugblätter,
Losungen und die Werbung). Besonders die Werbung greift zum Imperativ für einen direkten Kontakt mit
den Adressaten. In der schöngeistigen Literatur ist der Imperativ bei der Wiedergabe der direkten Rede, in
der Autorensprache verwendet; in der poetischen Rede erfolgt mit Hilfe des Imperativs Personifizierung:
Rinne, rinne, Wässerlein,..(H. Heine). Der Konjunktiv: Präsens Konjunktiv wirkt archaisch, ist nur der
Sachprosa und Dichtersprache zuzuordnen; in stereotypischen Wendungen wird Präsens Konjunktiv auch im
Stil der Wissenschaft gebraucht: Man nehme..usw. Der Konjunktiv der indirekten Rede wird vor allem in
Sachprosa und im Zeitungsstil verwendet, in der schöngeistigen Literatur als Ausdruck der Ironie. Der
nichtkategorische Konjunktiv wird dort gebraucht, wo die Äußerung sanft, bescheiden, unsicher klingeln soll:
Wie wäre es mit einer Tasse Kaffe? Der irreale Konjunktiv dient für poetische Vergleiche, Metapher, Ironie.
Genus: Es gibt zwei Genera im Deutschen: Aktiv und Passiv. Sie dienen als stilistische Varianten, die die
Darstellung eines Sachverhalts aus unterschiedlichen Blickrichtungen gestatten.Bei Aktiv stellt der Sprecher das
Geschen vom Agens aus dar. Bei Passiv geht der Adressant vom Patiens her, der Agens ist entbehrlich.
Passiv ist besonders in wissenschaftlichen Texten populär. Eingliedriges Passiv kann entpersonifizieren und
mystifizieren: Es wurde im Freien gefrühstückt oder auch zum Ausdruck der Dauer, Beständigkeit eines
Vorgangs, eines Befehls dienen: Jetzt wird geschlafen! . Zweigliedriges Passiv lässt den Agens aus: Es ist
bewiesen worden, auch bei der Verallgemeinerung: Ich werde um 8 Uhr erwartet. In wissenschaftlichem Stil
kommt es aus «akademischer Bescheidenheit» vor: In der Arbeit wurde bewiesen. Dreigliedrige Konstruktionen
verleihen dem Agens einen größeren semantischen Wert. Die Opposition von/durch ermöglicht mannigfaltige
stilistische Auswertung: von ist ein Mittel der Personifizierung. Durch dagegen dient zur Verminderung der
Aktivität des Agens.
Person:a) 1. und der 2. Person können einen verallgemeinernden Charakter haben oder Atmosphäre einer
intimen Vertraulichkeit schaffen. b) wenn die 1. Person Sg. durch die 3. Person ersetzt wird, verleiht sie
dem Satz Überzeugung, Feierlichkeit: So darf der Verfasser hoffen, dass,. Oder wenn man sich nicht direkt
nennen will (Gespräche der Eltern mit ihren Kindern). c) der Ersatz der 2. Person durch die 3. kann in
Dialogen die Unzufriedenheit des Sprechers zum Ausdruck bringen: Er glaubt wohl, er sei hier der Klügste…
d) Wir statt ich im Stil der Wissenschaft wird als Plural der Bescheidenheit bezeichnet: Wir gehen hier davon
aus, dass… die so genannte Autorenpluralform wird gebraucht, um den Leser zu aktivieren: Nun behandeln
wir das Problem.. e) Wir statt du/ Sie betont das gütige, liebevolle Verhalten (der Erwachsenen gegenüber
Kindern oder in der Sprache mancher Ärzte): Und jetzt gehen wir schon in die Schule! Wie geht es uns heute,
Frau Meiers?
Das Pronomen. Das Personalpronomen ist ein verbreitetes Mittel der Textgestaltung in einigen Genres. Man
unterscheidet nach Ssilman zwischen dem absoluten (unabhängigen) und dem relativen (abhängigen)
Gebrauch. Das lyrische Ich gestaltet die ganze inhaltliche Struktur des Gedichtes, es hat eine verallgemeinerte
Bedeutung einer von genauen und überflüssigen Charakteristiken freien Person. Wird der Text auf dem PersPronomen Du aufgebaut, tritt dann de 1. Person in den Hintergrund. „Du“ ist auch das Mittel der
Personifizierung drückt die Ähnlichkeit mit einem Gebet, den höchsten Grad der Verehrung aus, wird auch im
Dialog mit sich selbst gebraucht. „Er“ weckt bei dem Leser ein großes Interesse für die Person hinter diesem
„er“, Strebung nach der Postinformation. In den Rätseln wird meistens „es“ verwendet aufgrund seiner
Universalität. Das Pronomen „man“ kann sein Unbestimmt-Persönliche verlieren und als „lyrsches Ich“
empfunden werden.
17. Stilistischer Syntax
Satzumfang ist bei der Stilanalyse von großer Bedeutung. Er kann vom eingliedrigen Satz, der nur aus einem
Wort besteht, bis zum Schachtelsatz, der 50-100 Wörter umfasst, reichen: alles hängt vom Funktionalstil, der
Thematik, der literarischen Richtung und dem Individualstil ab. Kurze Sätze sind kennzeichnend für:
Volksliteratur (Sprüche, Märchen, Fabeln), Werbungen, Individualstil einiger Autoren. Lange Sätze (Satzreihen,
Satzgefüge) sind typisch für die Schriftsprache (Stil der Wissenschaft, Amtstil) und für Individualstil einiger
Autoren (W. Goethe, P. Süßkind).
Insgesamt tendiert die moderne Literatur zur Verkürzung des Satzumfangs; darin widerspiegelt sich der Einfluss
von Umgangssprache und Massenmedien. Der Wechsel von kurzen zu langen Sätzen (oder umgekehrt) dient als
Stilmittel des Kontrastes.
Der Aussagesatz ist die Hauptform der Kommunikation, er ist nach seinem Wesen für das Erzählen und
Beschreiben bestimmt. Die Aufforderungssätze dienen dem Ausdruck der Willensäußerung. Es gibt
verschiedene Mittel, um zwischen Befehl, Rat, Empfehlung, Ermahnung, Gebot zu unterscheiden: Modi,
Modalverben, Infinitiv, würde-Form u.a. Die Ausrufesätze tragen immer emotionale Färbungen und können
dem Text verschiedene gefühlsmäßige Schattierungen verleihen; deshalb bilden Ausrufesätze in der Schilderung
Höhepunkte. Sie drücken Gefühle, Wünsche u.ä. emphatisch aus: Wie herrlich leuchtet mir die Natur!
(Goethe), Hätte ich doch Flügel! Es gibt auch Modelle mit impliziter Verneinung: Er und geschickt! Die
Funktionalberichte dieses Satztyps sind der Alltagsverkehr und Stil der schönen Literatur; weiter folgt die
Publizistik. Die Sachprosa greift zu ihm nur zu bestimmten Zwecken (Befehl, Mahnung usw). Die Fragesätze:
es gibt 2 Type der Fragesätze: echte und rhetorische Fragen. Echte Fragen offenbaren persönliches Bedürfnis,
subjektives Interesse und kommen vor allem im Alltagsverkehr vor, im Stil der schönen Literatur - in der
dialogischen Rede, im Stil der Presse - in Überschriften. Rhetorische Fragen sind besonders stark stilistisch
gefärbt. Ihre Aufgabe ist der Appell an den Leser; sie zwingen ihn, über ein bestimmtes Problem nachzudenken.
Der Autor nutzt diesen Satztyp, um einen wichtigen Gedanken einzuleiten und die Aufmerksamkeit des Lesers
auf diese Textstelle zu lenken. Rhetorische Fragen bezwecken Zustimmung oder Ablehnung, sie können zum
Widerspruch reizen, zum Nachdenken anregen oder zur Handlung aktivieren: Auf diese Weise entstand der
zwölfstöckige Friedhof… War es möglich, dass ein Mensch geboren wurde, um hier zu enden? (B. Kellermann).
18. Phonetische Stilelemente
Zu den Lauterscheinungen, die als Stilmerkmale(-mittel) dienen, zählt man die Intonation, einige stilistisch
bedingte Besonderheiten der Aussprache, die Lautmalerei und die Lautsymbolik.
Lautsymbolik heißt, dass die Lautebene zum Träger von Information wird. Sie bezieht sich nicht unbedingt auf
die Bedeutung einzelner Laute, sondern darauf, dass phonologische Merkmale, Sprachlaute, Töne, Lautgruppen,
Silben oder komplexere Lautstrukturen wiederholt bestimmte Assoziationskomplexe auslösen und dann mit
Bedeutung(facett)en in Beziehung stehen. Unter Lautmalerei versteht man die bewusste Verwendung gewisser
Laute zu stilistischen Zwecken. Um Naturgeräusche nachzuahmen werden Schallwörter (lautmalende
Wörter, Onomatopoetika) geschaffen, die in verschiedenen Sprachen einander gar nicht oder bloß teilweise
gleichen: muh, wauwau, mjau. Diese Wörter dienen auch als Basis für Ableitungen: mjauen, muhen. Es gibt
viele Möglichkeiten der Lautinstrumentierung zur Schaffung von akustischen Vorstellungen in Belletristik. Zum
Beispiel können r-Laute den Donner, sch, ts – das Zischen oder Rauschen wiedergeben.
Rhythmus. Für die schöngeistige Literatur ist der Rhythmus als ästhetische Erscheinung eines der funktionalen
Merkmale. Das ist das Hauptprinzip der Poesie, er spielt auch in der künstlerischen Prosa und in Sprichwörtern,
Sentenzen, geflügelten Worten sowie in der Werbung eine Rolle. Wie die Saat, so die Ernte. Wer A sagt, muss
auch B sagen. Steter Tropfen höhlt den Stein. Besonders wichtig ist dieses phonostilistische Mittel in der
Poesie, wo verschiedene Ebenen eines poetischen Werkes unterschieden werden. Vor allem ist es Metrum, d.h.
regelmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben (Hebungen und Senkungen). In der neueren
deutschen Sprache gibt es zwei Grundtypen: 1. Verse mit regelmäßiger Taktfüllung, wo Silbenanzahl und
Betonung (dynamischer Akzent) die gleiche Rolle spielen. 2. Verse mit unregelmäßiger Taktfüllung, wo die
Zahl der Senkungen zwischen zwei Hebungen ungeregelt ist, es wird tonisches, oder akzentuierendes
Verssystem genannt. Dazu gehören 1) der Knittelvers als eine alte nationale Form, 2) der deutsche
Volksliedvers, wo zwischen den 3-5 Hebungen einer Verszeile je 1-2 Senkungen willkührlich wechseln
können, und 3) die freien Rhythmen. Die moderne Lyrik, greift überwiegend auf Formen freier Rhythmen
zurück, die fast der Prosa nahe kommen, aber zeilenhaft gebunden bleiben.
Reim. Eine Laut- und Klangerscheinung besonderer Art ist mit dem Reim gegeben. Man unterscheidet
zwischen dem Endreim und Binnenreim. Der Endreim kommt als Paarreim, Kreuzreim, umschließender
und Haufenreim vor. Bei Binnenreim handelt es sich um Schlagreim, wenn binnenreimende Wörter
unmittelbar aufeinander folgen. Stabreim, Wiederholung der gleichen Konsonanten am Wortanfang, ist ein
traditionell germanischer Reim. Heute wird Alliteration oft in Werbeslogans gebraucht „Milch macht müde
Männer munter“; Auch in Zeitungsüberschriften sind Alliterationen ein ziemlich beliebtes Stilmittel. Als
Assonanz wird die Wiederholung von gleichen oder ähnlichen Vokalen verstanden.
Die intonatorische Gestaltung hängt ab von dem Inhalt der Mitteilung, der kommunikativ-pragmatischen
Aufgabe des Sprechers, der Verständigungsart und vom Satzbau.Die Steigerung der Aufmerksamkeit erfolgt
durch die Hervorhebung der wichtigsten Teile, wozu der Akzent und die Pausen dienen. Dazu zählt auch die
Verletzung des Intonationsmusters, was auf heftige Emotionen deutet. Schriftlich kann man die Verschiebung
von Akzenten durch Betonungszeichen oder Schreibung mit großen Buchstaben zeigen oder Pausen bezeichnen.
Starke Emotionalität kann auch Satzabbrüche zur Folge haben.
In der Alltagsrede werden die unbetonten Vokale leicht reduziert (hab’n), einzelne Konsonanten fallen aus
(sech/s/zig), manche Silben werden verschluckt, die Endungen undeutlich ausgesprochen. Haste (hast du) etwas
gegen mich? Gefällts dir? Isses halt…?
In der schöngeitigen Literatur dienen Besonderheiten der Aussprache zur Gestaltung des Sprachporträts.
Die saloppen Varianten der Aussprache zeugen vom niedrigen Bildungsniveau der handelnden Personen. Eine
ironische Charakteristik der Personen wird auch durch deren saloppe Aussprache geschaffen. So beeinflusst die
gefühls- und affektmäßige Rede die Aussprache: Vokale und volltönige (sonore) Konsonanten werden gedehnt.
19. Stilfiguren und ihre Funktionen
Noch in der altgriechischen Rhetorik wurde ein System der besonderen Mittel der Textgestaltung (der so
genannten Tropen) ausgearbeitet, die dazu Bestimmt waren, einen Text oder eine Rede zu «schmücken», d.h.
Ausdrucksvoller zu machen. Darunter sind z.b. Antithese, Parallelismus, Metapher, Hyperbel, zeugma,
Oxymoron u.a. Zu nennen. Dieses System ist auch heute als ein wertvolles Erbe der alten Rhetorik angesehen
und stellt ein Wichtiges Bestandteil der modernen Stilistik dar. Stilfiguren bezeichnet man als herkömmliche
Stereotype Rahmenmuster für expressive Ausdrucksmöglichkeiten; operationale Einheiten wie
Wiederholung, Umstellung, Ersatz, Erweiterung, Kürzung, Abstufung, Gegenüberstellung usw. Es gibt
auch Beispiele dafür, dass man auch ohne diese «Schmucksachen» einen ausdrucksvollen, Stilistisch
einwandfreien Text schaffen kann. Heute betonen alle Stilforscher, Dass nur die Gesamtheit aller Sprachmittel
den Stil des Textes ausmachen kann. Im Text erhalten also die sonst neutralen Spracheinheiten verschiedener
Ebenen des Sprachsystems (Wörter, grammatische Formen, syntaktische Strukturen, phraseologische
Verbindungen) ihre kontextuellen Stilbedeutungen und werden auf solche Weise zu stilbildenden Elementen,
Stilmitteln. Im Gegensatz zu den traditionellen Stilfiguren sind Stilmittel keine besondere Art; Alle sprachlichen
Mittel können potentiell als Stilmittel auftreten.
20. Substitutionsfiguren (Figuren der Umschreibung und Übertragung).
Die Periphrase ist die Umschreibung eines Gegenstandes oder einer Erscheinung aufgrund direkter oder
übertragener Wortbedeutung. Die Periphrase hebt immer ein sinnfälliges Merkmal hervor. Man unterscheidet:
a) logische Periphrasen in direkter Wortbedeutung, die meist bildhaft sind und ihre hervorgehobenen
Merkmale das gemeinte Denotat sinnfälligplastisch erkennen lassen: das Land der Tulpen (Holland).
b) die metaphorischen und metonymischen Periphrasen, die durch prägnante Bilder den tieferen Sinn der
Umschreibung erschließen lassen: die Freiheitsinsel (Kuba), das schwarze Gold (das Erdöl)..
c) Der Euphemismus ist eine beschönigende Umschreibung von unangenehmen und peinlichen Sachverhalten.
Die Euphemismen sind ein Sammelbegriff für verhüllende Ausdrücke, die in der Poesie, in der Alltagsrede
verwendet werden: statt Arbeitgeber und Arbeitnehmer Sozialpartner statt «dick» vollschlank, korpulent».
d) Die Hyperbel erscheint als Ausdrucksmittel der Emotionalität und Bildhaftigkeit. Die sprachliche
Übertreibung dient als ein unentbehrliches Mittel zum Ausdruck von Gedanken und Gefühlen im Stil der
schönen Literatur, in der Volksdichtung, im Geschäftsstil in Formeln der Handelskorrespondenz: höflichst
bitten.
e) Die Meiose (die Untertreibung) ist der Gegensatz zur Übertreibung: nur zwei Worte sagen.
f) Die Litotes ( «Schlichtheit») ist die Periphrase durch die Verneinung: Er war in der Schule nicht gerade gut.
Litotische Formulierungen bejahen eine Aussage durch die doppelte Verneinung, dadurch kann eine Aussage
unterstrichen werden.
Die Metapher ist die Übertragung der Namensbezeichnung von einem Gegenstand auf einen anderen, von einer
Erscheinung auf eine andere, unter der Voraussetzung, daß eine äußere, eine innere oder eine funktionale
Ähnlichkeit diese Übertragung rechtfertigt. Das Hauptgebiet der individuellen Metaphern ist die schöne
Literatur und die Publizistik. Die Metaphorisierung realisiert sich in vier untereinander nah verwandten
Untergruppen:
a) Die Personifizierung (Personifikation): die Übertragung menschlicher Eigenschaften, Merkmale und
Handlungen auf tierische und pflanzliche Organisationen sowie auf Nichtlebewesen. Pragmatischer Effekt ist
vornehmlich Bildkraft und Poetizität, aber auch Humor und Satire: der stolze Eichenbaum schaut drein…
b) Die Allegorie. Der Ausgangspunkt der Allegorisierung ist ein abstrakter Begriff oder eine verallgemeinerte
Vorstellung, für die der Sender eine konkrete Einkleidung gesucht und gefunden hat. Es gibt gemeinsprachliche
und individuelle einfache, erweiterte und ausgebaute Allegorien: der Winter als alter Mann.
c) Das Symbol ist eine sinnbildliche Darstellung einer Idee; als Gegensatz zur Allegorie die Rose für
Schönheil.
d) Die Synästhesie ist eine Verbindung von zwei verschiedenen Sinnesempfindungen, wobei die eine
übertragene Bedeutung annimmt: seidene Stimme, warme Farben.
e) Synekdoche "Dach" für "Haus" Ein Teil des Ganzen ist anstelle des ganzen gemeint. Wirkung: Verkürzung;
anschauliche und bildreiche Sprache.
f) Metonymie „Homer lesen" Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen andern, der in naher sachlicher
Beziehung zum ersten steht. Wirkung: Abwechslung in der Wortwahl, Weckung von Assoziationen; auch
eingängige Formulierung und Sprachökonomie
21. Eliminationsfiguren (Ellipse, Zeugma, Satzabbruch)
Die Ellipse beschreibt den Umstand, dass ein Satz grammatikalisch nicht vollständig und somit verkürzt ist.
Grammatisch Notwendiges kann fehlen, inhaltlich Wichtiges ist aber da und wird stilistisch betont. Der Inhalt
der Aussage ist klar zu verstehen. Besonders sind sie im Telegrafstil und bei militärische Kommanden benutzt.
Beispiel: Erst [kommt] die Arbeit, dann [kommt] das Vergnügen.
Ellipsen beschleunigen das Tempo der Erzählung, bewirken Dynamik und emotionale Hervorhebung. Mit
der Hilfe dieser Stilfigur kann das Unwesentliche in den Hintergrund treten, wohingegen das Wichtigste im
Fokus steht. In der Alltagsrede sind Ellipsen eine natürliche Erscheinung und entsprechen der impulsiven
Sprechweise, durch Aufregung, Verwunderung, Wut, Entzückung u.a. verursacht. Im Stil der schöngeistigen
Literatur imitiert man dadurch die Alltagsrede, schafft das Sprachporträt. In der Publizistik entsprechen die
Ellipsen in einigen Genres (Wetterberichte, Inserate, Schlagzeilen) den Stilnormen: Stellenweise Nebel. Am
Abend und in der Nacht klar.
Das Zeugma (Pl. – Zeugmata) ist eine Verbindung zweier Subjekte, Objekte oder anderer Satzglieder mit
nur einem Verb. Das Zeugma ist eine stilistische Worteinsparung.
Beispiele: „Er verkniff die Augen und Antwort“. „Alt ist er und schwach“
Solche Verknappungen kommen oftmals zum Einsatz, wenn der Text nach Umgangssprache klingen soll.
Allerdings hat das Zeugma häufig einen komischen oder ironischen Unterton. Vor allem dann, wenn
ungewöhnliche Wendungen kombiniert werden, wodurch der Empfänger der Äußerung überrascht wird, auch
wenn manche Verbindungen eher sinnwidrig erscheinen.
Der Satzabbruch (Aposiopese) ist eine Sonderform der Ellipse und meint das Abbrechen eines Satzes,
bevor das Wesentliche gesagt wurde. Dieses muss durch den Empfänger selbst erschlossen werden.
Beispiel: Wenn ich dich in die Finger kriege […]
Dieser Beispiel ist ein Satzabbruch, weil der wesentliche Teil des Satzes fehlt, die Botschaft bleibt somit aus
und die ausgesprochene Drohung ist leer. Die Leerstelle muss durch den Empfänger (Zuhörer, Leser) der
Aussage erraten und selbständig ergänzt werden, wobei ersichtlich ist, welcher Inhalt fehlt.
Er dient dem Ausdruck von Affekten, also von Gemütsregungen und dient der Ausdruckssteigerung. Oftmals
soll sie einen Dialog dynamischer, also energievoller und lebhafter gestalten. Weiterhin durchbricht sie mit der
starren Form der Sprache, weshalb sie umgangssprachlich wirken kann. Allerdings sind Aposiopesen oftmals
durch Drohungen gekennzeichnet. In schöner Literatur soll die Vielzahl solcher Satzabbrüche an die
Alltagssprache erinnern, die sich sehr häufig durch Satzabbrüche sowie sprunghafte Äußerungen auszeichnet.
22. Positionsfiguren (Umstellung, Nachstellung, Wiederaufnahme, Parenthese, Satzbruch)
Die Umstellung ist der expressive Wechsel der Stellung der Satzglieder, ohne dass irgendwelche Satzglieder
dazukommen. Einatmen will ich den Hauch der Wolken und die Strahlen des Mondes (H. Heine)
Unter dem Begriff Nachstellung sind alle expressiven Formen der Ausklammerung aus dem prädikativen
Satzrahmen erfasst. Dazu gehören nichtusuelle Ausrahmung, die Isolierung, der Nachtrag, die
Rahmenspannung.
Bei der nichtusuelle Ausrahmung (Ausklammerung) treten bestimmte Wörter oder Satzteile aus ihrer
gewöhnlichen Stellung innerhalb des Satzes hinter die Satzklammer (den Satzrahmen): Es war eisigkalt in
diesem Zimmer. Die Ausklammerung verleiht der Aussage eine expressive Färbung. Sie bedeutet im
Allgemeinen die Verlagerung des Ausdruckswertes in die Position hinter dem grammatischen Satzende.
Unter dem Nachtrag versteht man die Absonderung eines Substantivs oder einer Wortgruppe in
Schlussstellung, während das Pronomen oder Adverb dem Substantiv vorangeht. Im Schriftlichen werden
Nachträge oft durch Komma getrennt. Beispiel: Er hat es ihm kräftig gegeben, dem Heinrich Heine. Der
Nachtrag ist eine Erscheinungsform der syntaktischen Auflockerung, er erleichtert den Satzbau, zugleich hebt er
die abgesonderten Teile hervor.
Die Isolierung trennt die nachgestellte sprachliche Einheit völlig vom Satz und macht sie zu einem
selbständigen, elliptischen Satz. Sie stehen in enger gedanklicher Beziehung zum vorhergehenden Satz. Durch
Isolierungen erreicht man starke stilistische Hervorhebung der Aussage: Das Holz, ich muss ja das Holz haben.
Für uns. Für morgen. (F. C. Weiskopf, Die Reise nach Kanton.) Solche Isolierung ist Ausdruck einer stärkeren
gedanklichen Unterbrechung. Die Aufmerksamkeit des Adressaten wird speziell und absichtlich darauf gelenkt,
was außerhalb der Satzeinheit steht.
Ein Gegenstück zu den genannten Erscheinungen, die die Satzstruktur lockern, ist die äußerste
Rahmenspannung (Spreizstellung). Häufig wird eine syntaktisch zusammenhängende Wortgruppe (z.B.
Substantiv und Adjektiv) durch ein eingeschobenes Wort (z.B. Verb) oder die Voranstellung eines betonten
Wortes 'getrennt'. Beispiel: "Der Worte sind genug gewechselt" statt: 'Es sind genug Worte gewechselt'.
Die Wiederaufnahme ist eine Figur, wenn ein Nomen wird durch ein Pronomen ausgedrückt (Prolepse).
Unter der Prolepse versteht man eine Vorwegnahme eines Satzteils am Satzanfang und seine Wiederaufnahme
im darauf bezogenen Neusatz mit Hilfe eines Pronomens oder eines Adverbs: Mein Bruder, der war viel kleiner
als ich. Die Prolepse stammt aus der Alltagsrede und ist charakteristisch für die Volkspoesie. Die Prolepse wird
in allen Funktionalstilen gebraucht.
Als Parenthese wird die Unterbrechung eines Satzes durch den Einschub eines anderen Satzes bezeichnet.
Dabei steht der eingeschobene Satz in Gedankenstrichen, Klammern oder Kommata und ist grammatikalisch
vollständig und selbständig. Beispiel: Eines Tages - es war mitten im Winter - hagelte es kalte Brocken. Dabei
hat die Parenthese den Effekt, dass sie uns zusätzliche Informationen über den jeweiligen Sachverhalt
verschaffen kann und außerdem die eingeschobene Wortgruppe betont. Diese Betonung liegt darin begründet,
dass wir beim Lesen über den parenthetischen Abschnitt stolpern, da er die Ordnung des Satzes unterbricht.
Dadurch kann das Eingeschobene natürlich verstärkt oder auch in den Mittelpunkt gerückt werden.
Bei dem Satzbruch (Anakoluth) wird der Satz auf eine Weise begonnen, aber nicht grammatisch korrekt
beendet. Es wird zu einer anderen syntaktischen Struktur oder zum neuen Gedanken. Beispiel: Dieser Kerl, dem
werde ich schon zeigen! Das Anakoluth ist ein stark expressives Stilmittel: es bringt innere Anteilnahme, starke
Gefühlsbewegung. Erregung, emphatische Steigerung zum Ausdruck.
23. Additionsfiguren (Wiederholung, Entgegensetzung, Häufung, Beifügung)
Wiederholung ist eine Figur, die zur Hervorhebung und Unterstreichung des Elements dient, welches mehr
als einmal im Rahmen eines Satzes oder im ganzen Text vorkommt. Nach der Ebene der sprachlichen
Erscheinungen lassen sich unterscheiden: Wiederholungen auf lautlicher, lexikalischer und morphologischsyntaktischer Ebene.
Zur lexikalischen Ebene gehören folgende Erscheinungsarten der Wiederholung:
a) Die wörtliche Wiederholung: wird verwendet, um ein bestimmtes Wort/Wortgruppe/Satz zu betonen;
kommt in allen Funktionalstilen vor: Alle meine Entchen schwimmen auf dem See, schwimmen auf dem See
(Volksdichtung)
b) Die begriffliche (sprachlich variierte) Wiederholung: weist auf besondere Wichtigkeit eines Begriffs hin.
Der Begriff wird durch mehrere sprachliche Benennungen wiederholt. Der Ausdruck wird variiert, während
seine begriffliche Seite unverändert bleibt: Liebe-sich verlieben, lieben, Geliebter usw.
c) Die synonymische Wiederholung: eine speziell beabsichtigte Betonung oder Hervorhebung des Begriffs.
Sie ist dadurch erzielt, dass für ihn in der Schilderung gleichzeitig zwei oder mehrere Synonyme verwendet
werden, die nebeneinander erscheinen. So kann der Autor bestimmte Schattierungen der Bedeutung zum
Ausdruck bringen: Er war alt, sein Leben vernichtet, zermürbt, untergraben, zerstört.
d) Die Paronomasie: ein Wortspiel mit gleich oder ähnlich lautenden Wörtern: Wenn wir mehr leisten,
können wir uns mehr leisten (Leisten sich etw. leisten)
Auf der syntaktischen Ebene entstehen solche Arten der Wiederholung:
a) Die Anapher ist die Wiederholung desselben Satzanfangs in nacheinanderfolgenden Sätzen. Dadurch kann
sich im zugrunde liegenden Text eine verstärkende Wirkung durch die eindringliche Wiederholung entfalten.
Ich schreibe jetzt, ich schreibe, was ich will, ich schreibe für mein Leben gern.
b) Die Epipher ist die Wiederholung desselben Satzendes. Dadurch verleiht der Autor einen stärkeren
Nachdruck der entsprechenden Textstelle, zieht die Aufmerksamkeit des Lesers. Doch alle Lust will Ewigkeit,
will tiefe, tiefe Ewigkeit! (Friedrich Nietzsche)
c) Bei dem Kyklos wird ein Satzglied oder das Anfangswort eines Satzes (Vers) an dessen Ende erneut
gebraucht. Dadurch kann die Intensität eines Wortes verstärkt werden. “Nein, nein, das kann nicht sein: nein! /
Frei, frei, das möcht ich sein: frei!“
d) Die Anadiplose ist die Wiederholung des letzten Satzes oder Wortes zu Beginn eines darauffolgenden
Satzes. Dadurch können einzelne Elemente werden. „Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und
Wellen spielen nicht mit seinem Herzen." (Johann Wolfgang von Goethe)
e) Figura etymologica ist ein Stilmittel, bei der Wörter mit gleichem Wortstamm, die verschiedenen
Wortarten angehören, verbunden werden. Oft sind dies Verb und Substantiv. Durch das Wiederholen erreicht
diese Stilfigur Nachdrücklichkeit und aktiviert den vollen Bedeutungsgehalt einer Aussage. Dadurch wird die
Aussage verstärkt wird. ... all diese Leiden zu leiden… (H. Hesse, „Der Steppenwolf")
f) Der Parallelismus meint die Wiederholung derselben Wortreihenfolge in Sätzen, die aufeinander folgen.
Das bedeutet, dass gleiche Satzarten, die nacheinander folgen, eine identische Abfolge ihrer Satzglieder
(Subjekt, Prädikat, Objekt etc.) aufweisen. Beispiel: Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee.
Der syntaktische Parallelismus erzeugt den Eindruck einer rhythmischen Wiederkehr des Hauptmerkmals
des Zustandes, aber in ihrer immer neuen und immer anderen Offenbarung. Im Stil der Wissenschaft dient der
Parallelismus als Mittel, das zum logischen, leicht überschaubaren Aufbau des Textes verhilft, in Werbung und
Publizistik als Mittel der Überzeugung und Eindringlichkeit.
Die Entgegensetzung.
1.Die Antithese ist Gegenüberstellung antonymischer Ausdrücke im Text, die auf gleicher logischer Ebene
liegen: Heute sind wir am Leben. Morgen werden wir sterben. Durch den Einsatz der Stilfigur kann innere
Zerrissenheit, Spannung oder ein starker Zwiespalt zum Ausdruck gebracht werden. Außerdem kann somit die
Vielschichtigkeit eines Themas beleuchtet werden, da beide Extremwerte eines Inhalts genannt werden.
2.Ein Sonderfall der Antithese ist der Chiasmus. Das ist eine Kreuzfigur: die Gegenüberstellung wird in
umgekehrter Weise wiederholt: Wir müssen wartend kämpfen und kämpfend warten. Der Chiasmus ergibt oft
eine satirische Wirkung, deshalb kommt diese Figur nicht selten in publizistischen und wissenschaftlichpolitischen Schriften vor, sogar in Überschriften: «Die moralisierende Kritik und kritisierende Moral» von K.
Marx.
3.Eine Variante der Entgegensetzung ist das Oxymoron (die Verbindung von zwei unvereinbaren oder
entgegengesetzten Begriffe): heißes Eis, süßes Bitternis. Durch die innere Widersprüchlichkeit der Stilfigur
kann eine Aussage enorm verstärkt werden, da wir beim Lesen gewissermaßen über die Aussage “stolpern”.
Weiterhin kann das Oxymoron natürlich auch komisch wirken. Vor allem dann, wenn unsinnige Wortpaare über
mehrere Zeilen fortgesetzt werden.
Die Figurengruppe der Häufung (Gradation, Aufzählung) beruht auf der Hinzufügung nach dem Prinzip der
Koordination durch die Konjunktion und oder sowie. Die Häufung kann auch konjunktionslos sein. Spezielle
Arten der Häufung sind einfache Häufung (Akkumulation): damit er sich selbst steuern und rückkoppeln und
regulieren und kontrollieren kann (Reimann, „Franziska Linkerhand"); die Häufung mit Nachstellung eines
zusammenfassenden Gliedes (Amplifikation): verbrechen, Habgier, Heuchelei, Schamlosigkeit, das war
Europa.
Es gibt einige spezielle Abarten der Aufzählung, die den Charakter einer inhaltlichen Abstufung
in progressiver oder regressiver Richtung tragen. Bei Klimax (steigender Stufung) nimmt jedes Folgeglied der
Aufzählung an Gewicht zu; das letzte wirkt dann am stärksten und wird zum Höhepunkt der Aussage: Es regnet
stundenlang, nächtelang, tagelang, wochenlang.
Bei Antiklimax (fallender Stufung) schwächt das semantische Gewicht der Einzelglieder von Gleid zu Glied
ab; diese Abschwächung kann man als «inhaltliche Steigerung in Negative» betrachten: Er war fremd geworden
in der Zivilisation, in Deutschlan, in Nippenburg und Baumsdorf (W. Raabe, Abu Telfan). Die Antiklimax wird
oft als Mittel der Ironisierung benutzt.
Die Beifügung (Epitheton, Beiwort) ist eine nähere Kennzeichnung eines Begriffs, welche nicht
unentbehrlich ist. Das Epitheton ist entweder sachbezogen oder stimmungsbetont (emotional), z.B.: eine hohe,
grüne Vase (sachbezogene Epitheta), die verrottete Presse (emotionales Epitheton). In der Literatur gehört das
Epitheton zu den beliebten Stilmitteln. Es gibt einige Arten von Epitheta: stehende Epitheta (formelhafte
Zuordnung einer Eigenschaft), z. В.: grünes Gras, böse Hexe; unerwartete Epitheta (meistens originelle
dichterische Bezeichnungen, die überraschend wirken); Modeepitheta (häufige Beiwörter innerhalb einer
literarischen Epoche), z.B. im Sturm und Drang: wild, stürmisch, verworren, rebellisch; tautologische Epitheta
(an sich entbehrliche Häufungen sinngleicher Wörter, bei Wörtern verschiedener Wortarten auch Pleonasmus
genannt), z.B.: ein weißer Schimmel, ein älterer Greis.
24. Darstellungsarten (Beschreibung, Bericht, Erzählung, Schilderung, Betrachtung)
Die Darstellungsarten (Kompositionsformen) sind Textteile, die an eine bestimmte sprachstilistische Form
gebunden sind je nach dem Zweck und der Art der Aussage. Jede Mitteilung ist an einen Empfänger gerichtet
und soll zweckmäßig ausgeformt werden.
Die Basis der Beschreibung bildet Beobachtung der Vorgänge, Sachen bzw. Menschen. Es kann eine
tatsächliche, unmittelbare oder fiktive, vorgestellte Beobachtung sein. Für die Beschreibung sind Genauigkeit,
Verallgemeinerung typisch. Beschreibung trägt einen rein informativen Charakter, deshalb ist sie weder
expressiv noch emotionell. Die Beschreibung ist die Hauptdarstellungsart in Wissenschaft und Technik. Die
grammatische Ausgestaltung: Tendenz zum Gebrauch des verallgemeinernden Präsens, des verallgemeinernden
Artikels, des Indikativs, des Passivs und Stativs, der man-Sätze.
Man unterscheidet Vorgangsbeschreibung (Natur, Technik, Verhalten eines Menschens) und
Gegenstandsbeschreibung (einfache Objekte wie Tiere oder komplexe Objekte wie eine Stadt).
Der Bericht. Dazu gehören Sach- und Erlebnisberichte wie Protokoll, Arbeits-, Sport-, Wetterbericht,
Chronik, Lebenslauf, Reportage, Referat u.a. Der Bericht ist eine Kompositionsform, deren grundlegendes
differenzierendes Strukturelement die Zeit, die Zeitabfolge, das zeitliche Nebeneinander ist. Der Berichterstatter
erstrebt eine objektive Wiedergabe des Sachverhalts, der Tatsachen der Wirklichkeit in ihrer historischchronologischen Entwicklung. Die bevorzugte Zeitform ist das Präteritum, beim Referieren und im
Wetterbericht das Präsens (oder Futur); typisch für den Bericht sind Passivgebrauch, Indikativ, unpersönliche
Sätze.
Texte mit der Darstellungsart „Erzählung“ sind betont episch, aber dabei zeichnen sie sich durch
Lebendigkeit und Detaillierung sowie durch den ständigen Wechsel der Ereignisse aus. Erzählung ist eine
Darstellungsart, die nicht nur Information vermittelt, sondern auch bestrebt ist, ein Geschehen als Nacherlebtes
zu erfassen und den Leser daran teilnehmen zu lassen. Sie wird meistens in der Ich-Form gestaltet, wobei der
Erzähler eine gespannte Situation schafft, die allmählich zur Entspannung geführt wird. Manchmal wird eine
zweite Person eingeführt, ein imaginärer Gesprächspartner, womit der unmittelbare Kontakt mit dem Leser
erreicht wird.
Die Erzählung ist eine kombinierte Form, in der Schilderung und Charakterisierung aufgehoben sind. Die
Hauptzeitform des Erzählens ist Präteritum. Es werden aber auch andere Zeitformen gebraucht, um den Leser in
die Geschehnisse hineinzubeziehen,wie: Präsens historicum, konstatierendes Perfekt bzw. Plusquamperfekt,
Futur. Es können alle Modi gebraucht werden, von Genera wird Aktiv vorgezogen. Die Emotionalität verleihen
der Erzählung Ausrufesätze, rhetorische Fragen, Abbruch, Wiederholung. Die Wahl der Lexik hängt von der
Person des Erzählers ab. Die Wahl der Stilmittel ist sehr groß: expressive Lexik, lexikalisch-bzw. syntaktischstilistische Mittel. Die Verben bilden beim Erzählen die höchsten Werte. Relativ groß ist die Zahl der
Modalwörter, Modalpartikeln, Modalausdrücke. usw., die zur Steigerung der Emotionalität dienen. Die
Stilfärbung der Erzählung ist meistens umgangssprachlich.
Ein erlebnismäßiges künstlerisches Beschreiben wird Schilderung genannt. Die Grundlage der Schilderung
ist wie bei der Beschreibung das exakte Beobachten des Objekts, das Ziel ist aber ganz anders und zwar die
Hervorhebung des Wichtigsten, was für den Gesamteindruck von Stimmung, Gefühlen usw. von Bedeutung ist.
Bei der Schilderung von Menschen und Gegenständen herrscht der nominale Stil, die Verben spielen eine
untergeordnete Rolle. Neben sachlich-logischen Epitheta werden auch emotionell-einschätzende gebraucht.
Eine wichtige Rolle spielen auch weitere lexikalisch-stilistische Mittel. Bei der Schilderung der Vorgänge sind
die Verben bestimmend. Die Zeitform der Schilderung ist Präsens bzw. Präteritum Indikativ. Die
Naturschilderung kann den Hintergrund, auf dem sich die Handlung abspielt, darstellen. Dabei kann das Bild
der Natur ein harmonisches Ganzes mit den Gefühlen der handelnden Person bilden oder einen Kontrast dazu.
Betrachtung 25. Hauptbegriffe der Textstilistik
Allgemeine Begriffe der Textstilistik: Text, Kontext und Komposition.
1. Text (lat. textum: Gewebe, Zusammenfügung)
Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition. Auch in der Alltagssprache wird dieser Begriff verschieden
gedeutet: Einige Quellen bezeichnen den Text als eine abgegrenzte, zusammenhängende Äuβerung in
geschriebener Sprache, im weiteren Sinne auch die nicht geschriebenen, aber schreibbaren Sprachinformationen
(Filme, Lieder, Volkssagen). Text sei eine schriftlich fixierte sprachliche Einheit, die in der Regel mehr als
einen Satz umfasst. Struktur- und Systemlinguistiken bezeichnen Text als kohärente (когерентний, звяз,ний
)Folge von Sätzen; die Textkohärenz wird also rein grammatisch gefasst; die kommunikations- und
funktionalorientierten Linguistiken betrachten den Text vor allem unter pragmatischer (sprechakt-theoretischer)
Perspektive, und zwar als komplexe sprachliche Handlung, mit der der Sender eine bestimmte kommunikative
Beziehung zum Empfänger herstellt. Der Text ist die gröβte sprachliche und zugleich die kleinste
kommunikative Einheit. Die kommunikative Funktion des Textes wird durch die kommunikative Absicht des
Senders und die Erwartungen des Empfängers bestimmt. Text ist als äuβerung abgegrenzt und thematisch
orientiert, d.h. verfügt über einen inhaltlichen Kern.
Dabei können Texte sein:
Schriftlich / mündlich;
Monologisch / dialogisch
Einsätzig / mehrsätzig / aus einem Wort bestehend (Hilfe!)
Rein sprachlich (nur aus verbalen Mitteln) / gemischt (aus verbalen und nonverbalen Mitteln): ich dich.
2. Kontext bezeichnet alle Elemente einer Kommunikationssituation, die das Verständnis einer Äuβerung
bestimmen. Unterschieden wird gewöhnlich zum einen zwischen dem sprachlichen (verbalen) Kontext und dem
extralingualen Kontext. Der extralinguale Kontext umfasst:
a) allgemeinen Kontext der Sprechsituation (situativen Kontext): der Ort, die Zeit und der
Handlungszusammenhang der Äuβerung;
b) persönlichen und sozialen Kontext: die Beziehung zwischen Sprecher und Hörer, zwischen ihren
Einstellungen, Interessen und ihrem Wissen.
c) existenzialen Kontext: das reale Leben, das besprochen wird; das Thema der Mitteilung
d) aktionalen / pragmatischen Kontext: die Intentionen der Sprecher, ihre Zielsetzungen
Als sprachlicher Kontext wird der Zusammenhang bewertet, der die Ausdrücke grammatisch und semantisch
verknüpft (связывать ) und gleichzeitig durch Deixis (указания ) oder pragmatische Indikatoren (показатель)
wie Modalpartikel in den situativen Kontext einbettet (вложить, вкладывать). Der sprachliche Kontext kann in
näheren (Mikrokontext) und weiteren (Makrokontext) gegliedert werden
Die Komposition des Textes – das Zusammenwirken (взаимодействие) des äuβeren und inneren
Textausbaus – beschreibt seine semantische (horizontale) und funktionale (vertikale) Struktur. Die horizontale
Struktur – Unterteilung des Textes in kurze Sinnabschnitte – umfasst:
Die Űberschrift,
Die Einleitung,
den Hauptteil
und den Schlussteil;
Die vertikale Struktur gibt die funktionale Spezifik des Textes wieder, d.h. seine kommunikativen Ziele und
ihre Realisierung in den Darstellungsarten (Kompositions-formen): Bericht, Beschreibung, Erörterung und ihren
Abarten; Monolog oder Dialog.
26. Redetypen in belletristischen Texten
Belletristische Texte – Schöne Literatur! Es ist der einzige Stil, in dem alle Redearten vertreten sind:
Autorensprache, direkte, indirekte, erzählte und erlebte Rede. Das Spezifische des Stils ist Bildkraft, die in sich
die Begriffe Bildlichkeit (красочность) und Bildhaftigkeit (образность) einschließt.
Man muss vor allem solche Redetypen unterscheiden: die Autorensprache (-rede) und die Figurensprache (rede). Bei der Autorensprache beabsichtigt der Redeproduzent neben der Mitteilung eines bestimmten Inhalts
auch die Einwirkung auf den Leser: er formt seine Rede so, dass der Leser ihm folgt. Die Figurensprache ist
zum Unterschied von der Autorensprache stark persönlich betont. Sie ist im Allgemeinen die Gesamtheit der
Äußerungen der im Text wirkenden Personen (Figuren). Die Autorensprache und die Figurenrede stehen oft im
Wechsel.
Nach der Art der Redewiedergabe werden zwei Redeformen unterschieden: die direkte Rede und die indirekte
Rede.
Die direkte Rede ist eine unmittelbare Wiedergabe der Rede. Die direkte Rede wird auch in wörtlichen Zitaten
angewendet, beispielsweise in der Fachliteratur. In der Kunstprosa bildet sie die Grundlage der Figurensprache
und dient somit der Charakterisierung einzelner Personen. (Sprachporträt in Dialogen)
Die indirekte Rede als enthält nicht eigene Gedanken und Äußerungen des Autors, sondern die Wiedergabe in
seiner Rede fremder Aussagen, Meinungen, fremder Empfindungen. Im Unterschied zu der direkten Rede wird
sie nicht als ich-Form, sondern in Form der dritten Person dargestellt.
Im Vergleich zur direkten Rede wirkt indirekte Rede weniger expressiv, weil sie keine unmittelbare
Charakterisierung ist. Sie unterstreicht oft die distanzierte Haltung des Autors, seine Absicht, objektiv und
neutral zu bleiben. An manchen Textstellen fällt die indirekte Rede mit der Autorensprache zusammen.
Als spezifischer Typ der Figurensprache gilt für die Kunstprosa der innere Monolog. Das ist Figurensprache,
die aber unausgesprochen, in Inneren des Menschen, bleibt: Der innere Monolog wird von der ersten Person
geführt und besitzt gewöhnlich die ich-Form oder die du-Form. Er bedeutet «das in Gedanken geführte
Selbstgespräch» einer Figur. Der innere Monolog dient in der Regel den Schilderungen von unruhigen
seelischen
Zuständen
der
Romanfiguren,
ihren
problematischen
(philosophisch
gefärbten)
Auseinandersetzungen mit sich selbst.
Ich-Erzähler gliedert sich in 2 Untertypen:
- ein erlebendes ich - der Erzähler erlebt die Geschichte selbst, er weiß nur das, was eigentlich geschieht.
- ein erzählendes ich - Erzähler kann eine Geschichte rückwegend erzählen, er weiß mehr.
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