Blockheizkraftwerke - e

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Blockheizkraftwerke
Abstract / Zusammenfassung des Lernfelds
Blockheizkraftwerke (BHKW) erzeugen nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)
gleichzeitig Wärme und Strom und können Brennstoffe daher effizient nutzen. Wie ein
BHKW funktioniert, wie es dimensioniert und geplant wird und wann es wirtschaftlich sinnvoll
ist, wird in diesem Lernfeld beschrieben. Verschiedene Umwandlungstechnologien und
Brennstoffe, die für BHKW verwendet werden können, werden dargestellt. Ein zusätzlicher
Fokus liegt auf innovativen BHKW-Technologien wie Stirlingmotoren, Brennstoffzellen,
Mikrogasturbinen und Dampfkolbenmotoren.
1
Inhaltsverzeichnis
BLOCKHEIZKRAFTWERKE .................................................................................................................. 1
1.
LERNZIELE ..................................................................................................................................... 4
2.
ZUM NACHDENKEN ... .................................................................................................................. 4
3.
EINLEITUNG ................................................................................................................................... 5
3.1. Zum Üben... ............................................................................................................. 7
4.
FUNKTIONSWEISE EINES BHKWS ............................................................................................. 8
4.1. Woraus setzt sich ein BHKW zusammen? ............................................................... 8
4.2. Welche Umwandlungstechnologien können eingesetzt werden? ............................10
4.3. Welche Brennstoffe können verwendet werden? ....................................................10
4.4. Strom- oder wärmegeführter Betrieb? .....................................................................11
4.5. Zum Üben... ............................................................................................................12
5.
DIMENSIONIERUNG BHKW ........................................................................................................ 13
5.1. Wie wird eine BHKW-Anlage geplant? ....................................................................13
5.2. Wann rechnet sich ein BHKW? ...............................................................................15
5.3. Zum Üben... ............................................................................................................16
6.
EINSATZ VON BHKW AUCH BEI EINFAMILIENHÄUSERN? ................................................... 17
6.1. Zum Üben... ............................................................................................................19
7.
INNOVATIVE BHKW-TECHNOLOGIEN ...................................................................................... 20
7.1. Stirlingmotoren ........................................................................................................20
7.1.1.
Aufbau ............................................................................................................20
7.1.2.
Funktionsprinzip ..............................................................................................21
7.1.3.
Vorteile und Nachteile .....................................................................................21
7.1.4.
Entwicklungsstand ..........................................................................................22
7.2. Brennstoffzellen ......................................................................................................22
7.2.1.
Aufbau ............................................................................................................22
7.2.2.
Funktionsprinzip ..............................................................................................23
7.2.3.
Vorteile und Nachteile .....................................................................................25
7.2.4.
Entwicklungsstand ..........................................................................................25
7.3. Mikrogasturbinen.....................................................................................................25
2
7.3.1.
Aufbau ............................................................................................................25
7.3.2.
Funktionsprinzip ..............................................................................................26
7.3.3.
Vorteile und Nachteile .....................................................................................27
7.3.4.
Entwicklungsstand ..........................................................................................27
7.4. Dampfkolbenmotor ..................................................................................................27
7.4.1.
Aufbau ............................................................................................................27
7.4.2.
Funktionsprinzip ..............................................................................................28
7.4.3.
Vorteile und Nachteile .....................................................................................29
7.4.4.
Entwicklungsstand ..........................................................................................29
7.5. Zum Üben... ............................................................................................................31
8.
AUSBLICK .................................................................................................................................... 32
8.1. Zum Üben... ............................................................................................................33
9.
QUELLEN...................................................................................................................................... 34
10.
ÜBERSICHT AUFGABEN ........................................................................................................ 36
11.
ABBILDUNGSVERZEICHNIS .................................................................................................. 37
12.
IMPRESSUM ............................................................................................................................. 38
3
1. Lernziele






Grundzüge eines Blockheizkraftwerks (BHKW) benennen sowie Einsatzmöglichkeiten
aufzählen
Das Prinzip Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erklären
Die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb argumentieren
Den „Economies-of-Scale-Effekt” darstellen
Den Unterschied zwischen strom- und wärmegeführtem Betrieb darstellen
Das Modell eines Mikro-/Mini-BHKW zeichnen
2. Zum Nachdenken ...
Aufgabe 1: Wofür stehen die Abkürzungen BHKW, KWK und HWB?
Abbildung 1: Abkürzungen unter Energie-ExpertInnen (Quelle: Stefan Prokupek, GrAT)
4
3. Einleitung
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) ist eine Anlage, mit der Wärme und Strom nach dem Prinzip
der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugt werden können. BHKW stellen daher eine Art
Untergruppe im Anwendungsbereich von KWK-Anlagen dar. Ein Vorteil der KWK und damit
bei BHKW ist, dass die verwendeten Brennstoffe hocheffizient verwertet werden.
BHKW werden überwiegend in größeren Anlagen wie Krankenhäusern, Bürogebäuden,
Industrie- und Gewerbebetrieben, Wohnanlagen, bei Mehrfamilienhäusern, aber auch
zunehmend auch in Einfamilienhäusern eingesetzt.
Blockheizkraftwerke werden von verschiedenen Herstellern im Leistungsbereich von 3 bis
6.800 kW el (Kilowatt elektrisch) verkauft. Für Ein- und Zweifamilienhäuser wurden
sogenannte Mikro-KWK-Anlagen mit entsprechend geringer Leistung im Bereich von 1 bis 5
kW el entwickelt. Eine Abgrenzung verschiedener KWK-Bezeichnungen in Abhängigkeit von
der Leistungsgröße wird in Tabelle 1 dargestellt.
Bezeichnungen
Leistungsbereiche
Anwendungsbereiche
Nano-KWK
1 bis 5 kW el
Mikro-KWK
≤ 10 kW el
Stromerzeugende
Heizung für Ein/Zweifamilienhäuser
Mehrfamilienhäuser;
Kleingewerbe
KWKKleinstanlagen
„microcogeneration“
≤ 50 kW el
Gewerbe,
Krankenhäuser, Hotels;
Bereitstellung und
Verbrauch ist meist noch
in einem Gebäude
KWKKleinanlagen
„small scale
cogeneration“
≤ 1 MW el
Heizkraftwerke; werden
als eigene Gebäude
(Kraftwerke) mit
Wärmeverteilnetz
betrieben
Tabelle 1: Abgrenzung verschiedener KWK-Technologien (Quellen: IBS 2011, DENA 2012, Directive
2004)
Nach der KWK-Richtlinie 2004 wird Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) folgendermaßen definiert:
„‚Kraft-Wärme-Kopplung‘ ist die gleichzeitige Erzeugung thermischer Energie und
elektrischer und/oder mechanischer Energie in einem Prozess“ (Directive 2004).
Die KWK-Richtlinie soll der Förderung einer „am Nutzwärmebedarf orientierten
hocheffizienten“ KWK dienen. Eine KWK gilt dann als hocheffizient, wenn eine
Primärenergieeinsparung zum Beispiel durch Reduzierung von Netzwerkverlusten erreicht
wird. Dadurch ergibt sich eine Emissionsreduktion und bei dezentralen KWK-Anlagen eine
Erhöhung der Versorgungssicherheit von Wärme und Strom.
5
Vergleicht man die Erzeugung von Strom und Wärme in Abbildung 1, so liegt bei der
getrennten Erzeugung der Wirkungsgrad für die Erzeugung von Strom bei etwa 38 % und
der für die Erzeugung von Wärme mit modernen Kesseln bei etwa 90 %. In BHKW können
hingegen bis zu 87 % der eingesetzten Primärenergie in Strom und Wärme umgewandelt
werden, wodurch nicht nur Ressourcen gespart, sondern auch der Ausstoß von
klimaschädlichem CO2 reduziert werden kann.
Da die Wärme in konventionellen Kraftwerken nicht mehr genutzt wird, fallen hier die meisten
Verluste an. Bei der Verwendung der Kraft-Wärme-Kopplung ergibt sich ein Potenzial der
Primärenergie-Einsparung von circa 36 %.
Abbildung 2: Effizienz der Kraft-Wärme-Kopplung (Quelle: ASUE)
Diese Vorteile sind nicht nur auf BHKW beschränkt, sondern gelten auch für Großkraftwerke,
sofern sie Kraft-Wärme-Kopplungstechnologien einsetzen und die Wärme zum Beispiel über
Fernwärmeleitungen sinnvoll genutzt werden kann. Ein Unterschied liegt allerdings darin,
dass Mikro-/Mini-BHKW-Anlagen bei entsprechender Auslegung ganzjährig hohe
Nutzungsgrade erzielen können. (Simader et al. 2004)
Wesentliche Grundvoraussetzungen, damit ein BHKW wirtschaftlich und sinnvoll ist, sind
unabhängig von der Dimensionierung der gleichzeitige Bedarf an Strom und Wärme, wie
dies z. B. bei Krankenhäusern gegeben ist.
6
3.1. Zum Üben...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 2: Welchen Leistungsbereich deckt Mikro-KWK ab?
Aufgabe 3: Wie wird Kraft-Wärme-Kopplung definiert?
7
4. Funktionsweise eines BHKWs
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) besteht in der Regel aus einem Motor, einem Generator,
Abgaswärmetauscher sowie einem schall- und wärmegeschützten Gehäuse. Wenn ein
Verbrennungsmotor verwendet wird, so beruht das Grundprinzip darauf, dass die bei der
Verbrennung entstehende Wärme aus dem Abgas (Abgaswärme) und dem
Kühlwasserkreislauf verwendet wird, um Wasser für verschiedene Verwendungszwecke
aufzuheizen. Der Motor treibt dabei einen elektrischen Generator an.
Die Abwärme vom Abgas, des Kühlmittels für den Motor (circa 80 °C) und die
Generatorabwärme können über einen oder mehrere Wärmetauscher zu Heizzwecken
genutzt werden.
Bei Blockheizkraftwerken wird die Wärme in der Regel bei einer Temperatur von 70 °C bis
90 °C abgegeben und kann somit für viele Heizungsanwendungen genutzt werden. Bei
Niedertemperaturwärmeverteilsystemen, zum Beispiel einer Fußbodenheizung, würde ein
Temperaturlevel von 50 °C ausreichen.
Abbildung 3: Schema einer Motor-BHKW-Anlage (Quelle: Lehmacher 2005;
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bhkw_schema.png)
4.1. Woraus setzt sich ein BHKW zusammen?
Für die Umwandlung von chemisch gespeicherter Brennstoffenergie in nutzbare elektrische
Energie und Wärme in einem Block werden folgende Komponenten benötigt:


Brennstoffaufbereitung (z. B. Kraftstofffilter, Vergaser,…)
Kraftmaschine für die Umwandlung chemisch gespeicherter Energie in kinetische
Energie und Wärme (z. B. Verbrennungsmotor, Gasturbine, Dampfmotor,
Stirlingmotor)
8




Generator für die Umwandlung kinetischer Energie in elektrische Energie und Wärme
(Stromgewinnung). Die Brennstoffzelle wandelt den Brennstoff direkt in elektrische
Energie und Wärme um. Bei dieser Technologie wird kein Generator benötigt.
Wärmetauschersysteme zur Rückgewinnung der Wärmeenergie zum Beispiel aus
Motorabwärme, Ölkreislauf, Abgas usw.
Diverse elektrische Schalt- und Steuereinrichtungen zur Stromverteilung bzw. zum
Motormanagement
Hydraulische Einrichtungen zur Wärmeverteilung
In Abbildung 4 sind technologieunabhängig die Systemgrenzen und die Energieströme
beschrieben. Innerhalb der Systemgrenzen befinden sich die Komponenten einer KWKAnlage.
Abbildung 4: Schematische und technologieunabhängige Darstellung von KWK-Anlagen (Quelle:
Bioenergy2020+ GmbH)
In Abbildung 5 ist eine KWK-Anlage mit Diesel- oder Gasmotor als Kraftmaschine, einem
Dampf- oder Heißwassererzeuger, einem Generator zur Stromgewinnung, einer
Speisewasserpumpe, einem Vorwärmkreis und einem Wärmeverbraucher dargestellt.
9
Abbildung 5: Schematische Darstellung einer KWK-Anlage mit Verbrennungsmotor (Quelle: Institute
for Thermal Turbomachinery and Machine Dynamics)
4.2. Welche Umwandlungstechnologien können eingesetzt werden?
Die meisten BHKW-Anlagen arbeiten mit einem Otto- oder Dieselmotor. Sie können aber
auch mittels einer Mikro-Gasturbine, eines Stirlingmotors, eines Dampfmotors, einer
Dampfturbine oder mit einem ORC-Prozess (Organic Rankine Cycle) betrieben werden.
BHKW-Technologien, die ohne bewegte Teile arbeiten und direkt die chemisch gespeicherte
Energie in Strom und Wärme umwandeln, sind zum Beispiel die Brennstoffzelle, die
Thermoelektrik oder die Thermophotovoltaik.
BHKW-Anlagen mit Otto- oder Dieselmotor sind technologisch ausgereift und werden bereits
seit Jahrzehnten in einem breiten Leistungsspektrum vertrieben. Mikrogasturbinen,
Stirlingmotoren, ORC-Prozess oder Linearkolben-Dampfmotoren sind im
Demonstrationsstadium oder befinden sich teilweise in der Phase der Markteinführung. Die
Brennstoffzelle, thermoelektrische Generatoren oder die Thermophotovoltaik werden als
Prototypen untersucht und befinden sich im Laborstadium. Diese Technologien haben das
Potenzial, im sehr kleinen Leistungsbereich (Nano-KWK) wirtschaftlich eingesetzt zu werden.
4.3. Welche Brennstoffe können verwendet werden?
Die meisten Anlagen arbeiten immer noch mit fossilen Brennstoffen wie Erdgas, Heizöl oder
Diesel. Zunehmend werden aber auch Biomasseprodukte wie Hackschnitzel, Pellets,
Pflanzenöle oder Biogas (siehe Beispielbox) eingesetzt, was zu einer Verringerung der CO2Emissionen beiträgt.
10
Biomassebefeuerte Mikrogasturbine
Hersteller: Talbotts
Bezeichnung: BG25 TCS
- Elektrische Leistung: 25 kW el (Kilowatt elektrisch) für die Einspeisung oder zur Abdeckung
des Eigenbedarfs
- Thermische Leistung: 80 kW th (Kilowatt thermisch) als Heißwasser mit 80 °C
Vorlauftemperatur
- Verbrauch: ca. 25 kg Hackgut/h
- Brennstoff: verschiedene Biomasse als Hackgut G50 oder Pellets
- Brennkammer mit Stufenrost und automatischer Ascheausführung
- Mikrogasturbine: Turbolader Radial Turbine
- Synchrongenerator 35 kVA
Abbildung 6: Biomasse-BHKW (Quelle: Talbott’s Biomass Generators LTD)
Funktionsweise: Die Biomasse wird in der Brennkammer mit Stufenrosttechnologie
verbrannt. Das Abgas wird durch einen für Biomasse-Heißlufterzeuger typischen Luft/LuftWärmetauscher mit Edelstahl-Kassetten geführt. Die vom Kompressor angesaugte frische
Außenluft wird verdichtet und durch den Wärmetauscher erwärmt. Im Turbolader wird die
thermische Energie der heißen Luft in kinetische Rotationsenergie und schließlich mittels
Synchrongenerator in Strom umgewandelt. Ein Teil der Rotationsenergie wird für den Betrieb
des Kompressors verwendet. Die verbleibende Wärme im Abgas wird an einem Luft/WasserWärmetauscher abgegeben und kann als Nutzwärme verwendet werden. In der
schallgedämpften Abgasanlage wird das Abgas gefiltert an die Umgebung abgegeben.
Quelle: Talbotts 2012
4.4. Strom- oder wärmegeführter Betrieb?
BHKW können entweder strom- oder wärmegeführt sein. Von wärmegeführt spricht man,
wenn das BHKW entsprechend dem Wärmebedarf eines Gebäudes betrieben wird. Die
Leistungsmodulation bzw. die Starts/Stopps einer BHKW-Anlage richten sich nach der
11
aktuellen Wärmebedarfsleistung eines Gebäudes. Vielfach wird dann auch von Wärme-KraftKopplung gesprochen.
Bei stromgeführten Anlagen wiederum richtet sich der Betrieb des BHKW nach dem
Strombedarf. Bei erhöhter Stromnachfrage wird bei modulierenden BHKW die Leistung
erhöht, und zwar unabhängig davon, ob die Abwärme genutzt werden kann oder nicht.
Dadurch sinkt jedoch der Gesamtwirkungsgrad, weswegen ExpertInnen diese Betriebsweise
als ökologisch nicht sinnvoll sehen. Stromgeführte BHKW werden aus wirtschaftlichen
Gründen zum Beispiel in Gewerbebetrieben eingesetzt. In der Regel werden BHKW
wärmegeführt. Dies ist auch die ökologisch sinnvollere Variante, weil nur bei dieser
Betriebsweise ein hoher Jahresnutzungsgrad bzw. eine hohe Brennstoffersparnis erreicht
werden kann.
4.5. Zum Üben...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 4: Nach welchem Grundprinzip funktioniert ein BHKW mit Verbrennungsmotor?
Aufgabe 5: Mit welchen Brennstoffen können BHKW betrieben werden?
Aufgabe 6: Was ist der Unterschied zwischen wärme- und stromgeführtem Betrieb eines
BHKWs?
12
5. Dimensionierung BHKW
Die Grundlage jeder BHKW-Planung ist der jährliche Wärme- und Strombedarf des
betrachteten Gebäudes und die Energiemengenverteilung übers Jahr. Die Wärme- oder
Stromverteilung kann über eine Jahresdauerlinie oder über eine Energiebedarfsstruktur im
Verlauf eines Jahres dargestellt werden. Bei wärmegeführten BHKW-Anlagen wird nach dem
Wärmebedarf und bei stromgeführten Anlagen in Abhängigkeit vom Strombedarf
dimensioniert. Mit der Jahresdauerlinie kann ermittelt werden, wie viele Stunden pro Jahr
eine bestimmte Leistung im Gebäude benötigt wird.
5.1. Wie wird eine BHKW-Anlage geplant?
Um einen möglichst wirtschaftlichen Betrieb durch viele Jahresbetriebsstunden einer
wärmegeführten BHKW-Anlage zu erlangen, sind Gebäude mit hoher Wärmegrundleistung
entscheidend.
Die Wärmegrundleistung definiert jene Leistung, die ein ganzes Jahr durchgehend von
einem Gebäude benötigt wird. Andererseits ist für die wirtschaftliche Auslegung auch eine
Mindestnennleistung des BHKWs entscheidend, da die spezifischen Investitionskosten in
€inv/kW el steigen, je kleiner die Nennleistung ist („Economies of Scale“).
Die Wärmegrundlast von Ein- oder Mehrfamilienhäusern wird durch den relativ geringen
Warmwasserwärmebedarf bestimmt. Eine wirtschaftliche Auslegung durch viele
Jahresbetriebsstunden ist deshalb im privaten Sektor schwieriger als im gewerblichen
Sektor, wo zum Beispiel auch ganzjährig Prozesswärme benötigt wird. Stromgeführte
BHKW-Anlagen sind nur dann wirtschaftlich, wenn zum Beispiel im gewerblichen Betrieb
teurer Spitzenstrombedarf substituiert werden kann.
In Abbildung 7 sind verschiedene Möglichkeiten der Auslegung der Nennwärmeleistung von
wärmegeführten BHKW dargestellt.
13
Abbildung 7: Energiebedarfsstruktur im Verlauf eines Jahres für einen Gewerbebetrieb (Quelle:
Bioenergy2020+ GmbH)
1. Auslegung nach der Wärmegrundleistung: Bei dieser Auslegung mit
maximaler Auslastung des BHKWs bei Volllastbetrieb wird der höchste
Jahresnutzungsgrad erreicht. Die gesamte elektrische Energieausbeute ist in
diesem Auslegungsfall am niedrigsten. Für die Bereitstellung des
Heizwärmebedarfs muss zusätzlich in einen Wärmeerzeuger (z. B. Heizkessel)
investiert werden. Diese Auslegungsvariante kann auch mit einem SpitzenlastBHKW kombiniert werden.
2. Auslegung mit Spitzenlast-BHKW: Diese Auslegung ermöglicht es in Zeiten
mit hohem Wärmebedarf (Wintermonate), auch hohe Stromerträge zu erzielen.
In Zeiten mit geringem Wärmebedarf muss das Spitzenlast-BHKW abgeschaltet
werden, da die überschüssige Wärme nicht genutzt werden kann. Für diesen
Schwachlastbetrieb muss zusätzlich in einen Wärmeerzeuger investiert werden.
3. Auslegung mit einem modulierenden BHKW: Manche BHKW-Technologien
können die Wärmeleistungsbereitstellung modulieren. Je nach Mehrkosten für
die Modulationsfähigkeit und dem Wirkungsgrad in der Teillast kann auch diese
Auslegungsvariante wirtschaftlich sein. Für diese Auslegungsvariante ist kein
zusätzlicher Wärmeerzeuger notwendig.
Für die wirtschaftliche Berechnung können Berechnungstools verwendet werden, wie
zum Beispiel die Software-Tools „BHKW Plan“, „Berechnung der Wirtschaftlichkeit von
BHKWs in Krankenhäusern“ oder „BHKW-Checkliste“ (ASUE 2012). Bei dem Tool
„BHKW Plan“ werden ein BHKW-System und eine konventionelle Heizung miteinander
verglichen und eine dynamische Simulation der Strom- und Wärmebedarfsdaten des
Gebäudes und der Betriebsdaten der Erzeugungsanlagen durchgeführt. Um diese
14
Analyse durchführen zu können, sind charakteristische Mindestangaben zum Objekt
notwendig, wie beispielsweise:
Wie viel Wärme wird benötigt?






Warmwasserbedarf in kWh/a
Prozesswärmebedarf in kWh/a
Heizwärmebedarf in kWh/a
Maximale Wärmeleistung in kW
Thermische Jahresdauerlinie
Brennstoffverbrauch der bestehenden Heizungsanlage
Wie viel Strom wird benötigt?



Stromverbrauch in kWh/a
Spitzenstromleistung in kW
Jahresdauerlinie des Strombedarfs
Wie hoch sind die derzeitigen Energiebezugspreise?



Durchschnittlicher Brennstoffpreis (Hackgut, Erdgas,…)
Durchschnittlicher Strompreis, mit dem der produzierte Überschuss verkauft werden
kann
Durchschnittlicher Strompreis, der durch den Betrieb des BHKWs substituiert werden
kann
Diese Analysen stellen eine erste Entscheidungsgrundlage dar, sie ersetzen jedoch
keinesfalls eine Detailplanung durch den Fachmann. (Austrian Energy Agency 2012)
5.2. Wann rechnet sich ein BHKW?
Die beste Ausnutzung der eingesetzten Primärenergie wird erzielt, wenn die thermische
Leistung des BHKWs nach der Höhe und Energiebedarfsstruktur des Wärmebedarfs eines
Objekts ausgelegt wird. Das bedeutet, das BHKW ist nur dann in Betrieb, wenn ein
Wärmebedarf da ist und der erzeugte Strom im Objekt genutzt oder auch ins öffentliche Netz
eingespeist wird. In diesen Fällen erreicht das BHKW die höchsten technisch möglichen
Wirkungsgrade.
Auf der Ausgabenseite müssen die sehr hohen Anschaffungskosten und Kosten für
Wartungen, Reparaturen und für den Brennstoff berücksichtigt werden. Damit ein
wirtschaftlicher Betrieb möglich ist, muss das Gebäude über das ganze Jahr einen hohen
Wärmebedarf haben. Das BHKW sollte im Jahr mindestens 5.000 Stunden in voller Leistung
betrieben werden. Das trifft derzeit auf Einfamilienhäuser und kleinere Mehrfamilienhäuser
nicht zu.
Für österreichische Klimaverhältnisse sind für die Bereitstellung von Heiz- und
Warmwasserwärme circa 1.500 bis 2.000 Volllastbetriebsstunden üblich.
15
In der Heizperiode senkt ein BHKW die eingekaufte Stromleistung und die Stromkosten des
Gebäudes entsprechend ab. Mangels Wärmebedarf im Sommer kann ein stromgeführter
BHKW-Betrieb die Stromlieferung gerade in den wichtigsten Tagesstunden reduzieren und
damit die Strom-Leistungskosten für das ganze Jahr gering halten. Für solche Fälle wird die
Anlage mit einem Pufferspeicher (oder Hilfskühler) ausgestattet. Ein Pufferspeicher ist
besonders dann aus betrieblichen Gründen sinnvoll, wenn ein BHKW eine bestimmte
Volllaststundenanzahl (4.000 bis 6.000 Stunden) im Jahr nicht überschreitet und wenn eine
hohe Schalthäufigkeit vorliegt. Ein Hilfskühler dagegen ist vorwiegend eine Maßnahme, die
von der Strompreisstruktur bzw. Tarifsituation bestimmt wird, obwohl er aus ökologischen
Gründen nicht sinnvoll ist. (Simader et al. 2004)
Wesentlich für die Wirtschaftlichkeit und eine kurze Amortisationszeit von BHKW-Anlagen ist
die Entwicklung der Energiepreise. Der produzierte und verkaufte Strom und die nutzbare
Wärme müssen im Verhältnis zum eingekauften Brennstoff über die Betriebslaufzeit des
BHKWs einen Mehrertrag einbringen, um auch andere Betriebskosten wie Wartung und
Instandhaltung sowie die Abschreibung abzudecken. Da Biomasse im Vergleich zu fossilen
Brennstoffen günstiger ist und nicht wie Erdgas unmittelbar an den Strompreis gekoppelt ist,
ist der Betrieb von kleineren, dezentralen BHKW-Anlagen zum Beispiel mit Holzhackgut
wirtschaftlicher. Kleinere, dezentrale BHKW-Anlagen können auch in die Nähe von
Siedlungs- oder Gewerbegebieten gebaut werden, wodurch auch die entstehende Wärme
effizient genutzt werden kann.
Welche Kosten sind auf der Ausgabenseite für ein BHKW zu veranschlagen?

Anschaffungskosten, Kosten für Wartungen und Reparaturen und Kosten für den
Brennstoff.
Welche Faktoren können einen Mehrertrag eines BHKWs bringen?

Die nutzbare Wärme sowie der produzierte (und verkaufte) Strom. Der Mehrertrag
hängt auch von den Energiepreisen und den Kosten für den Brennstoff ab.
5.3. Zum Üben...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 7: Welcher Wert ist für die Auslegung eines wärmegeführten BHKWs
entscheidend?
Aufgabe 8: Wieso ist die Mindestnennleistung eines BHKWs relevant?
Aufgabe 9: Diskutieren Sie, wann ein BHKW wirtschaftlich ist. Welche Rahmenbedingungen
müssen dafür berücksichtigt werden?
16
6. Einsatz von BHKW auch bei Einfamilienhäusern?
In den vergangenen Jahren wurden gerade für Ein- und Zweifamilienhäuser BHKWs oder
Mikro-KWK-Anlagen mit einer geringeren thermischen Leistung entwickelt. Weitere
Synonyme sind Mikro-Blockheizkraftwerke, Motor-Heizkraftwerke oder Heizkraft-Anlagen.
Wichtig dabei war auch, dass die Anlagen geräuscharm und in kompakter Form angeboten
werden können.
Mikro-KWK-Anlagen sind kleine, kompakte, anschlussfertige, standardisierte und meist
wärmegeführte Technologien zur Bereitstellung von Wärme und Strom. Vereinfacht werden
sie auch als Heizanlagen bezeichnet, die als Nebenprodukt Strom erzeugen. Mikro-KWKAnlagen werden anschlussfertig für Brennstoffzuführung, Vor- und Rücklaufanschluss für
Heizungswasser und Strombereitstellung für Netzeinspeisung angeboten und verkauft.
Beispielhaft ist in Abbildung 8 ein Stirlinggenerator dargestellt, der die charakteristischen
Merkmale einer Mikro-KWK-Anlage erfüllt.
Abbildung 8: Darstellung einer Mikro-KWK-Anlage (Quelle: Viessmann Werke GmbH & Co KG)
Auch diese kleinen, kompakten KWK-Anlagen weisen einen sehr hohen Wirkungsgrad (85
bis 93 %) auf. Vorausgesetzt, dass entsprechende Strom- und Heizlasten gegeben sind,
können durch Mikro-BHKW die Betriebskosten von Gebäuden reduziert und der Ausstoß von
CO2-Emissionen vermindert werden. Am Markt sind inzwischen schon Anlagen mit einer
elektrischen Leistung zwischen 0,25 und 2,2 kW und einer thermischen Leistung zwischen
2,5 und 16 kW erhältlich.
Die Anlagen sind hinsichtlich ihrer Leistung so ausgelegt, dass sie den durchschnittlichen
Grundlastbedarf an Strom und Wärme eines Einfamilienhauses decken können. Lastspitzen
müssen von sekundären Systemen abgedeckt werden. Zur Deckung eines zeitweise
höheren Warmwasser- oder Heizwärmebedarfs empfiehlt sich beispielsweise die
Kombination mit einem Gas-Brennwertgerät. Strombedarfsspitzen übernimmt eine
17
Verbindung mit dem öffentlichen Netz. Dort wird auch der Überschuss an erzeugtem Strom
eingespeist.
Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb eines Mikro-BHKWs (wie auch bei größeren
Anlagen) sind
a) möglichst gleichzeitiger Bedarf an Wärme und Strom,
b) möglichst ganzjährige thermische Grundlasten (für die Erreichung hoher
Volllaststunden), und
c) möglichst hohe Eigennutzung des erzeugten Stroms, falls kein geförderter
Einspeisetarif in das öffentliche Netz genutzt werden kann (in Österreich zum Beispiel
bei der Verwendung von fossilen Energieträgern). (Simader et al. 2004)
Einspeisetarife
Der Einspeisetarif von BHKW-Anlagen, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden,
richtet sich in Österreich nach der aktuellen Ökostromverordnung und dem aktuellen
Ökostromgesetz. (Ökostromgesetz 2012)
In der Ökostromverordnung 2011 steht: „Als Preise für die Abnahme elektrischer Energie aus
Stromerzeugungsanlagen, die unter ausschließlicher Verwendung von fester Biomasse […]
betrieben werden, werden folgende Beträge festgesetzt:
1. bis zu einer Engpassleistung von 500 kW: 14,98 Cent/kWh
2. bis zu einer Engpassleistung von 500 kW bis 1 MW: 13,54 Cent/kWh.“
Falls das Effizienzkriterium nach KWK-Gesetz 2008 erfüllt wird, bekommt der Betreiber einen
Zuschlag von 2 Cent/kWh (KWK-Bonus). (Ökostromgesetz 2012)
Im österreichischen KWK-Gesetz werden unabhängig vom Brennstoff die Investitionskosten
von BHKW-Anlagen mit 100 Euro/kW Engpassleistung bis zu einer Engpassleistung von 100
MW gefördert.
Ein Mikro-KWK in Einfamilienhäusern ist vor allem auch dann rentabel, wenn thermische und
elektrische Speicher eingesetzt werden.
Oft ist es vorteilhaft, wenn eine zentrale Anlage mehrere Ein- und Zweifamilienhäuser oder
eine komplette Siedlung versorgt, um eine kontinuierliche Wärmenachfrage zu garantieren.
Derartige Nahwärmenetze sind auch gut geeignet, größere Solarkollektorfelder zu
integrieren und damit solare Wärme zu nutzen (solarunterstützte Nahwärme). Wichtig im
Sinne von Wirtschaftlichkeit ist hierbei auch, dass die Entfernung zwischen Erzeuger
(BHKW) und Endverbraucher möglichst gering ist, um die Wärmeverluste des
Nahwärmenetzes gering zu halten.
18
6.1. Zum Üben...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 10: Wie können Strombedarfsspitzen bei Mikro-BHKW abgedeckt werden?
Aufgabe 11: Stellen Sie ein Mini-BHKW grafisch dar.
19
7. Innovative BHKW-Technologien
Neben den Motor-BHKW-Anlagen mit Otto- oder Dieselmotor kommen zunehmend auch
andere Technologien zum Einsatz, die bestimmte Vorteile, aber auch (noch) Nachteile
gegenüber konventionellen Technologien aufweisen. Zu nennen sind Stirlingmotoren,
Brennstoffzellen-Systeme, Mikro-Gasturbinen und Dampfkolbenmotor.
Als Brennstoffe werden bislang hauptsächlich fossile Brennstoffe wie Erdgas oder Heizöl
eingesetzt. Der Trend geht aber auch hier zur Biomasse.
7.1. Stirlingmotoren
Im letzten Jahrhundert bis zur Gegenwart wurde der Stirlingmotor vom Verbrennungsmotor
als Kraftmaschine in vielen Anwendungsbereichen nicht zuletzt wegen seiner Trägheit beim
Lastwechsel und dem höheren Leistungsgewicht verdrängt. Am jungen Markt der
dezentralen, stationären Erzeugungsanlagen, wo das hohe Leistungsgewicht und die
Lastwechselträgheit des Stirlingmotors nur eine untergeordnete Rolle spielen, gewinnt die
Technologie wieder an Bedeutung. Ein entscheidender Vorteil des Stirlingmotors ist die hohe
Brennstoffflexibilität.
7.1.1. Aufbau
Der Stirlingmotor besteht aus zwei Kolben, den Expansionskolben und den
Kompressionskolben, die gemeinsam an einem Kurbeltrieb verbunden sind. Im
Expansionsraum, Kompressionsraum und der Verbindung dazwischen befindet sich das
Arbeitsgas mit unterschiedlichem Temperaturniveau. Mithilfe des Erhitzer-Wärmetauschers
und des Kühler-Wärmetauschers kann das Arbeitsgas von außen (extern) erwärmt und
abgekühlt werden. Der Regenerator ist ein Wärmetauscher, der beim Gasaustausch vom
Expansionsraum zum Kompressionsraum die Wärme aufnimmt und bei der Rückströmung
wieder abgibt. Im Idealfall kann die Wärme im Arbeitsgas zu 100 % regeneriert werden,
wodurch theoretisch keine externe Wärmezu- und -abfuhr mehr nötig wäre. Der Regenerator
ist deshalb wesentlich für den Wirkungsgrad des Stirlingmotors.
Abbildung 9: Aufbau eines Stirlingmotors (Quelle: Thomas 2007)
20
7.1.2. Funktionsprinzip
Der Stirlingmotor ist wie der Verbrennungsmotor eine Expansionsmaschine. Die
Kolbenbewegung erfolgt allerdings nicht durch Expansion der Verbrennungsgase infolge
einer inneren Verbrennung, sondern durch die Expansion eines im Zylinderraum des
Stirlingmotors eingeschlossenen Arbeitsgases durch externe Wärmezufuhr. Als Arbeitsgas
kann Luft, Stickstoff, Helium oder Wasserstoff eingesetzt werden. Zur Erklärung des
Funktionsprinzips wird der Stirlingprozess in vier Phasen unterteilt: Verdichten, Erwärmen,
Entspannen und Kühlen.
Verdichten: Während des Verdichtungsvorganges wird mechanische Energie, z. B. einer
Schwungscheibe oder eines weiteren Stirlingmotors, der sich zu diesem Zeitpunkt
phasenverschoben im Expansionsvorgang befindet, auf die Kolben ausgeübt. Beide Kolben
bewegen sich zum oberen Totpunkt und komprimieren so das Verbrennungsgas. Die
Drehrichtung des Kurbeltriebs ist mit einem Pfeil in Abbildung 10 eingezeichnet. Die
entstehende Verdichtungswärme wird durch den Kühler abgeführt. Bei ausreichender
Kühlung erfolgt dieser Arbeitsschritt ideal bei konstanten Temperaturen (isotherm).
Erwärmen: Beim Erwärmen strömt das Arbeitsgas aufgrund der Kolbenbewegungen vom
Kompressionsraum in den Expansionsraum, wobei das Volumen im gesamten Arbeitsraum
annähernd konstant bleibt (isochor). Dem Arbeitsgas wird die im Regenerator gespeicherte
Wärme zugeführt. Durch die isochore Erwärmung wird der höchste Druck im Prozess
erreicht.
Entspannen: Durch die Entspannung baut sich der entstandene Druck im Arbeitsgas über
den Expansionskolben ab, wobei Arbeit an die Kurbelwelle verrichtet wird. Die bei der
Entspannung benötigte Wärme wird dem Prozess extern über den Erhitzer zugeführt. Bei
ausreichender Erhitzung erfolgt dieser Arbeitsschritt ideal bei konstanten Temperaturen
(isotherm).
Kühlen: Beim Kühlen strömt das Arbeitsgas aufgrund der Kolbenbewegung vom
Expansionszylinder zurück in den Kompressionszylinder und gibt dabei Wärme an den
Regenerator ab. Der Regenerator speichert die Wärme für die nächste Erwärmung des
Arbeitsgases. Das Volumen des Arbeitsraums bleibt während dieses Arbeitsschrittes
annähernd konstant.
Zusammenfassend wird ein Teil der Wärmezufuhr in mechanische Energie umgewandelt
und an der Kurbelwelle beispielsweise zur Erzeugung elektrischer Energie eingesetzt. Die
restliche Wärmeenergie verlässt den Stirlingmotor durch den Kühler bei niedrigerem
Temperaturniveau. Diese Energie wird in Mikro-KWK-Anlagen für Heizzwecke genutzt.
7.1.3. Vorteile und Nachteile
Gegenüber Verbrennungsmotoren hat der Stirlingmotor folgende Vorteile und Nachteile:
Vorteile:


Hohe Brennstoffflexibilität (feste Biomasse ist als Brennstoff möglich)
Potenziell geringerer Wartungsaufwand
21
Nachteile:



Geringe Betriebserfahrungen
Hohe Investitionskosten
Niedriger Wirkungsgrad
7.1.4. Entwicklungsstand
Neben Demonstrationsanlagen und Feldtestversuchen zahlreicher Entwickler von
Stirlingmotoren für Mikro-KWK-Anlagen haben bisher zwei Hersteller kurzfristig den
Markteintritt in Europa geschafft. Im Jahr 2006 gab es weltweit etwas mehr als 20 Hersteller
von Stirlingmotoren. Die kommerziell verfügbaren Mikro-KWK-Anlagen mit Stirlingmotoren
werden derzeit mit Erdgas oder Flüssiggas betrieben. Feste Biomasse als Wärmequelle für
Stirlingmotoren wird derzeit in Pilotanlagen untersucht. Der Markteintritt ist in den nächsten
Jahren zu erwarten.
Der Entwicklungsstand von Stirlingmotoren ist zwischen Demonstrationsstadium und
Marktreife, wobei die preisoptimierte Serienfertigung noch in der Anfangsphase steht. (Haas
et al. 2010)
7.2. Brennstoffzellen
Der intensive Entwicklungsaufwand für Brennstoffzellen seit Ende der 80er-Jahre liegt unter
anderem darin begründet, dass die Brennstoffzelle als emissionsarme und effiziente
Energieversorgung in vielen Anwendungsbereichen interessant ist. Neben dem stationären
spielt der mobile Anwendungsbereich eine große Rolle, wobei eine wesentliche Triebfeder
die Automobilindustrie ist. Ab dem Jahr 2000 wurden Forschungsgelder auch für stationäre
Kleingeräte zur Strom- und Wärmeversorgung von Wohngebäuden freigegeben. Für einen
Marktdurchbruch von Brennstoffzellen-Heizgeräten sind noch Optimierungsmaßnahmen im
Bereich Lebensdauer, Wirkungsgrade und vor allem bei den Kosten notwendig.
7.2.1. Aufbau
Eine Brennstoffzelle besteht aus zwei voneinander getrennten Gasräumen, in denen
Elektroden angeordnet sind, die als Kontaktstelle für den Elektronenfluss dienen. Die
Elektroden sind meist katalytisch beschichtet, um die jeweils ablaufende Reaktion zu
ermöglichen. Die Elektroden werden als Anode und Kathode bezeichnet. Die Trennung der
Gasräume und der Elektroden erfolgt durch den Elektrolyt. Der Elektrolyt ist wesentlich für
die Funktion der Brennstoffzelle verantwortlich. Der Elektrolyt erfüllt die Aufgabe einer
Membran, wobei eine Überführung der positiv geladenen Wasserstoff-Ionen H+ ermöglicht
werden soll. Im Gegensatz dazu muss der Elektrolyt für die eingesetzten Gase Wasserstoff
und Sauerstoff undurchlässig sein. Art und Aufbau der Membran unterscheidet verschiedene
Brennstoffzellentypen. Der Elektronenfluss findet über einen externen Stromkreis statt.
22
Abbildung 10: Aufbau einer Brennstoffzelle mit Proton-Exchange-Membran (PEM) (Quelle:
Bioenergy2020+ GmbH)
7.2.2. Funktionsprinzip
Das Wirkungsprinzip der Brennstoffzelle wurde bereits 1839 von Sir William Grove
beschrieben.
Im Unterschied zur Strombereitstellung mittels thermischer Prozesse und eines Generators
wandeln Brennstoffzellen die chemische Energie eines Brennstoffes in einer Reaktion direkt
in elektrische Energie um.
Wasserstoff und Luft werden getrennt jeweils einem Gasraum der Brennstoffzelle zugeführt.
An der Elektrode auf der Seite des Wasserstoffes bewirkt der Elektrolyt, dass sich die
Elektronen e– und die positiv geladenen Wasserstoff-Ionen H+ abtrennen. Die Elektronen
werden von der Elektrode aufgenommen. Diese Elektrode ist wegen des
Elektronenüberschusses negativ geladen und wird Anode genannt. Die Oxidation an der
Anode findet gemäß folgender Gleichung statt:
2H 2 
 4 H   4e
Gleichung 1: Anodenreaktion
Der positiv geladene Wasserstoff H+ wandert durch den Elektrolyten hindurch und verbindet
sich an der Kathode mit dem Sauerstoff zu Wasser. Dem so entstandenen Wassermolekül
fehlt damit ein Elektron, wodurch zwischen Anode und Kathode eine elektrische Spannung
entsteht. Wird ein Stromverbraucher an den beiden Elektroden angeschlossen, so fließt ein
elektrischer Strom. Die Elektronen gelangen so über den externen Stromkreis zur Kathode.
An der Kathode findet dann die Reduktion statt:
O2  4 H   4e 
 2 H 2O  Energie
Gleichung 2: Kathodenreaktion
23
Die Gesamtreaktion (auch Redoxreaktion) ergibt demnach die Vereinigung von Wasserstoff
und Sauerstoff zu Wasser und Energieabgabe.
2 H 2  O2 
 2 H 2O  Energie
Gleichung 3: Redoxreaktion
Brennstoffzellen mit einem solchen Aufbau und den beschriebenen Reaktionen heißen
Polymer-Elektrolyt-Membran-Fuel-Cells (PEMFC) oder auch Proton-Exchange-Membran
(PEM). Die Gesamtreaktion und der externe Elektronenfluss treffen auf alle
Brennstoffzellentypen zu. Je nach verwendetem Brennstoff sind die Einzelreaktionen an den
beiden Elektroden und die durch den Elektrolyten transportierten Ionen verschieden.
In Tabelle 2 sind die für Mikro-KWK-Anlagen geeigneten Brennstoffzellentypen mit speziellen
Eigenschaften und Betriebsdaten zusammengefasst.
PEMFC
PAFC
PolymerPhosphoric
ElektrolytAcid Fuel Cell
Membran
Protonleitende Phosphorsäure
Membran
MCFC
Molten
Carbonate
Fuel Cell
Karbonatschmelze
SOFC
Solide Oxid
Fuel Cell
Ionenleitung durch
H+
H+
CO32-
O2-
Betriebstemperatur
60–80 °C
160–220 °C
800–1000 °C
Nutzbare Wärme
bis ca. 80 °C
bis 120 °C
600–660
°C
ca. 400 °C
nein
ja
ja
Bezeichnung
Elektrolyt
Interne
nein
Reformierung
möglich
Brennstoff zur Zelle H2,
reformiertes
H2-reiches
Gas,
Methanol
Leistungsbereiche
2 bis 250 kW el
Keramischer
Festkörper
450–500 °C
H2, reformiertes H2, Erdgas, H2, Erdgas,
H2-reiches Gas, Biogas,
Biogas,
Methanol
Kohlegas
Kohlegas
200 kW el
250 kW el
1 bis 10 MW el
Tabelle 2: Brennstoffzellentypen (Quelle: Pehnt/Traube 2004)
Die Spannung einer einzelnen Brennstoffzelle liegt unter 1 Volt. Um ein Spannungspotenzial
von 230 V zu erreichen, müssen etwa 300 Zellen als Brennstoffzellenstapel
hintereinandergeschaltet werden. Ein Brennstoffzellenstapel wird auch als Stack bezeichnet.
24
7.2.3. Vorteile und Nachteile
Gegenüber Verbrennungsmotoren weist die Brennstoffzelle folgende Vorteile und Nachteile
auf:
Vorteile:




Keine Schadstoffemissionen
Sehr leiser Betrieb
Potenziell hoher elektrischer Wirkungsgrad
Sehr gutes Teillastverhalten
Nachteile:





Höhere spezifische Investitionskosten
Höhere Betriebskosten
Geringere Brennstoffflexibilität
Wenig Betriebserfahrungen
Geringe Lebensdauer
7.2.4. Entwicklungsstand
Der Entwicklungsstand von Brennstoffzellenheizgeräte im Leistungsbereich < 50 kW el
befindet sich zwischen Pilotstadium und Demonstrationsstadium. Einerseits müssen bei der
Brennstoffzellenentwicklung noch funktionelle Fragen, wie zum Beispiel die Materialauswahl
von Hochtemperaturbrennstoffzellen, geklärt werden, und andererseits befinden sich bereits
über 5.000 Brennstoffzellenheizgeräte weltweit im Demonstrations- und Feldversuch.
Zukünftige Herausforderungen der Entwickler sind, die Lebensdauer, den elektrischen
Nutzungsgrad und den Gesamtnutzungsgrad zu erhöhen. Entscheidend für den
kommerziellen Erfolg ist eine Reduktion der Kosten durch Integration und
Systemvereinfachung (Reformer, Wasseraufbereitung, hydraulische Einbindung,…). (Haas
et al. 2010)
7.3. Mikrogasturbinen
Mikrogasturbinen arbeiten nach der Funktionsweise von Gasturbinen. Der Unterschied zu
Gasturbinen aus der Kraftwerkstechnik ist neben der geringeren elektrischen Leistungsgröße
auch ein niedrigeres Druckverhältnis zwischen unverdichteter und verdichteter Luft (< 5) und
ein kleineres Temperaturniveau (< 1.000 °C). Neben der ausgereiften Technologie der
Gasturbinen zur reinen Stromerzeugung im Megawattbereich werden derzeit auch
Mikrogasturbinen zur dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung im Leistungsbereich ab 25 kW el
angeboten. Durch die kompakte Bauweise werden serienreife Mikrogasturbinen
anschlussfertig verkauft.
7.3.1. Aufbau
Typisch für den Aufbau von Mikrogasturbinen ist, dass sich der mit einem Permanentmagnet
erregte, luftgekühlte Generator direkt auf der Antriebswelle des Verdichters und der Turbine
25
befindet (siehe Abbildung 11). Durch die Luftlager ist ein schmierölloser Betrieb möglich. Vor
der Brennkammer wird die Verbrennungsluft mit einem Rekuperator (Wärmetauscher)
vorgewärmt.
Abbildung 11: Schnittzeichnung einer Mikrogasturbine (Quelle: Weaver 2003;
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:GasTurbine.svg&filetimestamp=20071119234544)
7.3.2. Funktionsprinzip
Die durch den Verdichter angesaugte Umgebungsluft kühlt direkt bei Eintritt in die
Mikrogasturbine den Generator. Nach der Kompression durch den Verdichter wird die Luft
vor Eintritt in die Brennkammer durch einen Rekuperator vorgewärmt. Mit der komprimierten
und vorgewärmten Luft und der Zugabe eines gasförmigen Brennstoffes findet in der
Brennkammer die Verbrennungsreaktion statt. Das verdichtete und auf circa 1.000 °C
erhitzte Verbrennungsgas wird in einer Turbine entspannt, die wiederum den Verdichter und
den zur Stromerzeugung notwendigen Generator antreibt. Das ausströmende, entspannte
Verbrennungsgas gibt Wärme über den Rekuperator ab und verlässt die Mikrogasturbine mit
einer Temperatur von 270–680 °C. In der Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung kann die
Abgaswärme wegen des hohen Temperaturniveaus neben der Warmwasserbereitung auch
zur industriellen Wärmenutzung bei höheren Temperaturen (z. B. Dampf- und
Kälteerzeugung, Trocknung) eingesetzt werden.
Aufgrund der hohen Drehzahl der Antriebswelle entstehen im Vergleich zum
Verbrennungsmotor keine niederfrequenten Schallemissionen.
Die Leistungsregelung der Mikrogasturbine erfolgt einerseits elektronisch über den digitalen
Leistungsregler durch Anpassung der Drehzahl und andererseits durch einen Bypass.
Turbinengase können durch einen Bypass am Rekuperator vorbeigeleitet werden, sodass
der Anteil der nutzbaren Wärme erhöht wird und aufgrund der geringeren Luftvorwärmung
der elektrische Wirkungsgrad sinkt. Durch den Rekuperator-Bypass kann sich die
Mikrogasturbine in einem gewissen Bereich an den Wärmebedarf anpassen.
26
7.3.3. Vorteile und Nachteile
Gegenüber Verbrennungsmotoren weist die Mikrogasturbine folgende Vorteile und Nachteile
auf:
Vorteile:





Geringere Wartungskosten bei Wartungsintervallen von 6.000 bis 8.000
Betriebsstunden
Niedrigere Schadstoffemissionen – bei Volllast im Erdgasbetrieb
Geringere Schall-Emissionen 65–70 dB(A) in 1 m Abstand
Geringes Gewicht und geringe Abmessungen
Kein Einsatz von Schmierstoffen
Nachteile:




Höhere spezifische Kosten
Niedrigerer elektrischer Wirkungsgrad
Größere Minderung der Leistung ab einer Aufstellungshöhe von rund 400 m über NN
Da ein hoher Brennkammerdruck des Brennstoffes erforderlich ist (3,5–6 bar), ist der
Einsatz eines Verdichters notwendig, wodurch der elektrische Wirkungsgrad um rund
1,7 % sinkt.
7.3.4. Entwicklungsstand
Der Einsatz von Mikrogasturbinen ab einer elektrischen Leistung von 28 kW el zur
dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung ist technologisch fortgeschritten. Eine
Marktdurchdringung vergleichbar mit dem Verbrennungsmotor ist allerdings nicht zu
erkennen. Die Recherche zeigt, dass insgesamt drei Hersteller Mikrogasturbinen für MikroKWK-Anwendungen im Leistungsbereich von 28 bis 50 KW el am Markt anbieten.
Mikrogasturbinen im Leistungsbereich bis 28 kW el befinden sich noch im Pilotstadium.
7.4. Dampfkolbenmotor
Abgeleitet von der Kraftwerkstechnik wird der Dampfkraftprozess auch für kleinste
Leistungsgrößen entwickelt. Die Skalierbarkeit nach unten ist wie bei Mikrogasturbinen
aufgrund hoher Wirkungsgradverluste und hoher spezifischer Kosten beschränkt. Bei
Verwendung anderer Expansionsmaschinen wie zum Beispiel einem Kolben kann der
Dampfprozess auch in Mikro-KWK-Anlagen sinnvoll eingesetzt werden. Derzeitige
Entwicklungen und Demonstrationsanlagen reichen von Doppelkolben mit Lineargenerator
bis zu rotierenden Expansionsmaschinen. Der Austrittsdruck des Dampfes ist so gewählt,
dass eine Nutzung der Wärme für Heizzwecke möglich wird.
7.4.1. Aufbau
Die Komponenten des Dampfkraftprozess sind der Vorwärmer, der Verdampfer, der
Überhitzer, die Dampfexpansionsmaschine, der Kondensator und die Speisewasserpumpe.
Der Dampfkolbenmotor als Expansionsmaschine besteht aus der Einlass- und
27
Auslassöffnung für den Dampf, dem Regel- und Dampfkolben, dem Zylinder und einer
Kurbelwelle zur Kraftübertragung (siehe Abbildung 12).
Abbildung 12: Aufbau und Funktionsprinzip des Dampfkraftprozesses mit Dampfkolbenmotor (Quelle:
Thomas 2007)
7.4.2. Funktionsprinzip
Dampfkraftprozess: Das Arbeitsmedium Wasser wird im flüssigen Zustand durch die
Speisewasserpumpe verdichtet (Abbildung 12; 1 > 2). Das Arbeitsmittel wird unter hohen
Druck erwärmt, verdampft und überhitzt (2 > 3). Dabei durchströmt das bei einer externen
Verbrennung entstehende Rauchgas in einen Dampfkessel, in dem der Dampf erzeugt wird.
Anschließend wird der überhitzte Dampf in der Expansionsmaschine unter Abgabe von
mechanischer Arbeit entspannt (3 > 4). Im Kondensator erfolgt die Kühlung des
Niederdruckdampfes, der dadurch kondensiert und Wärme an den Heizkreislauf abgibt. Das
Arbeitsmedium Wasser hat danach wieder den Ausgangszustand erreicht, und der
Dampfkraftprozess beginnt von vorne (4 > 1).
Dampfkolbenmotor: Ein Dampfkolbenmotor besteht aus mindestens einem Zylinder. Die
mechanisch bewegten Komponenten des Zylinders sind der Arbeitskolben (Dampfkolben)
und der Regelkolben. Während der in Abbildung 13 dargestellten Kolbenstellung strömt
überhitzte Dampf durch die Einlassöffnung in den Zylinder. Der Einlassvorgang wird durch
Rechtsbewegung des Regelkolbens in die Mittelstellung unterbunden. Der Dampf entspannt
sich und gibt mechanische Energie über den Kolben und die Pleuelstange an die Kurbelwelle
frei. Bis zum Erreichen des unteren Totpunktes des Arbeitskolbens vergrößert sich das
Volumen, und der Dampfdruck nimmt ab. Beim unteren Totpunkt bewegt sich der
Regelkolben noch weiter nach rechts, wodurch die Auslassöffnung freigegeben wird. Der
Niederdruckdampf strömt durch Hochbewegung des Arbeitskolbens aus dem Zylinder in den
Kondensator. Am oberen Totpunkt des Dampfkolbens wird durch den Regelkolben die
Einlassöffnung wieder freigegeben, und der Vorgang beginnt von neuem.
28
Die Leistungsregelung des Dampfkolbenmotors erfolgt über den Hub des Regelkolbens, der
die eintretende Dampfmenge bestimmt.
7.4.3. Vorteile und Nachteile
Der Vorteil von Dampfmotoren gegenüber Mikrogasturbinen liegt in der geringeren
Verdichtungsarbeit des Arbeitsmediums. Im Gegensatz zu Mikrogasturbinen wird bei
Dampfkolbenmotoren das Arbeitsmedium im flüssigen Aggregatszustand mit geringerem
Energieaufwand verdichtet. Dadurch bleibt eine höhere Nettoenergie bei der
Entspannungsarbeit erhalten. Weitere Vorteile des Dampfkolbenmotors sind die Robustheit
und Langlebigkeit, gutes Teillastverhalten und der modulare Aufbau. Gegenüber der Turbine
ist der Dampfkolbenmotor bezüglich der Temperatur und des Volumenstroms des Dampfes
unempfindlicher. Schwankungen der Dampfqualität, zum Beispiel bei der Verbrennung von
Biomasse mit unterschiedlichem Wassergehalt, können durch Dampfkolbenmotoren besser
verarbeitet werden als durch Dampfturbinen.
Ein geringer elektrischer Wirkungsgrad, hohe Wartungskosten und ein hoher Lärmpegel sind
als Nachteile des Dampfkolbenmotors zu bezeichnen.
7.4.4. Entwicklungsstand
Durch die Anwendung und Erfahrungen in der Kraftwerkstechnik ist der Dampfkolbenmotor
eine marktreife Technologie. Als Kraftmaschine für Mikro-KWK-Anlagen ist der
Dampfkolbenmotor jedoch im Gegensatz zum Verbrennungsmotor kaum verbreitet. Seit
2006 ist ein Dampfkolbenmotor kombiniert mit einem Lineargenerator auf Basis eines
geschlossenen Prozessdampfbetriebs am Markt präsent. Aufgrund seiner Leistungsgröße
von 0,2 bis 3 kW el kann diese Entwicklung im Einfamilienbereich als stromerzeugende,
wärmegeführte Heizung eingesetzt werden. (Haas et al. 2010)
29
Mikro-KWK mit Dampfkolbenmotor
Bei der Mikro-KWK-Anlage der Firma Button Energy Energiesysteme GmbH handelt es sich
um eine Pellets- oder Feinhackgutfeuerung, die mittels Dampfmotor und Lineargenerator
gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen kann. Die Anlage wird auch als stromerzeugende
Heizung bezeichnet, die mit Holzpellets oder Feinhackgut betrieben werden kann. Die
technischen Daten sind Tabelle 3 aufgelistet.
Tabelle 3: Technische Daten des BISON (Quelle: Button Energy Energiesysteme GmbH,
http://www.buttonenergy.at)
In Abbildung 13 ist das Funktionsprinzip des Dampfkolbenmotors mit Lineargenerator
grafisch dargestellt. Der Biomassebrenner (5) erhitzt Wasser in einem Rohrverdampfer (4)
zu Prozessdampf von ca. 350 °C mit einem Druck von 25–30 bar. Der Dampf tritt
wechselweise in den linken und rechten Arbeitszylinder (3, 10) des Lineargenerators (1) ein,
expandiert und erzeugt dabei Strom, indem er die mit dem Doppelkolben (7) fest verbundene
Ankerspule (9) durch ein starkes Magnetfeld treibt. Der in der Spule erzeugte elektrische
Strom wird über einen Wechselrichter ins Netz gespeist (6). Der Kühlkreislauf führt die
Wärme aus dem Lineargenerators über einen Plattenwärmetauscher (8) ab und übergibt
diese an den Heizungs- und Brauchwasserkreislauf.
30
Abbildung 13: Vereinfachtes Funktionsschema des Dampfkolbenmotors mit Lineargenerator (Quelle:
Button Energy Energiesysteme GmbH, http://www.buttonenergy.at)
7.5. Zum Üben...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 12: Was sind Vorteile von Stirlingmotoren für die Anwendung in BHKW?
Aufgabe 13: Erklären Sie das Funktionsprinzip von Brennstoffzellen.
Aufgabe 14: Was sind Vorteile der Mikrogasturbine gegenüber Verbrennungsmotoren?
31
8. Ausblick
Gemeinsame Ziele der KWK-Forschung sind niedrigere Anlagenkosten und höhere
elektrische Wirkungsgrade. Hier muss man Nachteile gegenüber großen Kombikraftwerken
wettmachen. Dagegen weisen hohe Gesamtnutzungsgrade, Wartungsfreiheit und
Brennstoffflexibilität in die Zukunft der KWK. Die Kosten für Mikro-KWK-Anlagen in
zukünftigen Anwendungsbereichen sind dann ein limitierender Faktor, wenn die Kosten
alternativer Systeme bei gleichem Leistungsumfang geringer sind. Die technologischen
Kenngrößen von Mikro-KWK-Anlagen, die zukünftige Anwendungsfelder erschließen oder
ausschließen, sind in Tabelle 4 aufgelistet.
Kenngröße
Thermische Leistung
Beschreibung
Eine Entwicklung von Mikro-KWK-Anlagen mit
möglichst kleiner thermischer Leistung ermöglicht den
Einsatz in Einfamilienhäusern zur Deckung der
Wärmegrundlast (z. B. Warmwasser).
Brennstoffzellensysteme besitzen den Vorteil des
modularen Aufbaus, der eine sehr flexible Anpassung
der Leistungsgröße der Anlage an den tatsächlichen
Bedarf gestattet.
Teillastverhalten,
Eine gutes Lastwechsel- und Teillastverhalten sowie
Anfahrtszeit,
rasche Anfahrts- und Abstellzeiten sind für zukünftige
Abstellphase,
Anwendungsbereiche entscheidend, die
Lastwechsel
unregelmäßige und stark schwankende Lastprofile
aufweisen.
Vorlauftemperatur
Mikro-KWK-Anlagen mit hoher Vorlauftemperatur
(Temperaturniveau der eignen sich für den Einsatz in: Wäschereien,
auskoppelbaren
Brauereien, Keramikindustrie (Trocknungsprozesse),
Wärme)
Krankenhäusern, Altenheimen,
Gartenbaubetrieben/Gewächshäusern, Hallenbädern
oder großen Schulkomplexen. Weiters besteht durch
die Ankopplung einer Absorptionskältemaschine die
Möglichkeit zur Gesamtenergieversorgung eines
Gebäudes (Strom, Wärme und Kälte). Eine solche
Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung eignet sich in
gewerblich genutzten Hochhäusern, Banken,
größeren Verwaltungsgebäuden, großen
Supermärkten, Krankenhäusern oder in
Gewerbeeinheiten und größeren
Mehrfamilienhäusern.
Brennstoffflexibilität
Abhängig von den zu Verfügung stehenden
Infrastrukturen der Brennstoffversorgung besteht für
Mikro-KWK-Technologien mit hoher
Brennstoffflexibilität ein größeres
Anwendungspotenzial als für Anlagen, die nur mit
einem Brennstoff betrieben werden können.
Tabelle 4: Kenngrößen, die zukünftige Anwendungsbereiche für Mikro-KWK-Anlagen bestimmen
(Quelle: Bioenergy 2020+ GmbH; Sander 2006)
32
Die Verbraucherseite bestimmt den Anwendungsbereich von Mikro-KWK-Anlagen durch die
Höhe des Wärmegrundbedarfs (z. B. Warmwasser) und bei Mikro-KWK-Anlagen im
Inselbetrieb durch die Übereinstimmung des thermischen und elektrischen Lastprofils. Um
zukünftig das Verhältnis von Wärme- und Strombedarf zugunsten hoher Betriebsstunden von
Mikro-KWK-Anlagen zu ändern, ist eine Substitution von elektrischen Verbrauchern, die als
Nutzenergie Wärme erzeugen, durch Verbraucher, die direkt mit thermischer Energie
angetrieben werden können, nötig.
8.1. Zum Üben...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 15: Welche Vorteile sprechen für eine zukünftig verstärkte Anwendung der KWK,
welche Faktoren müssen hingegen noch verbessert werden?
33
9. Quellen
ASUE (2005): BHKW-Kenndaten 2005. Module, Anbieter, Kosten. Dezentrale
Stromerzeugung mit Erdgas in Einfamilienhäusern; Fachtagung in Essen; November 2005.
ASUE (2012): BHKW-Tools. URL: http://asue.de/themen/blockheizkraftwerke/bhkwtools/index.html. Dezentrale Stromerzeugung mit Erdgas in Einfamilienhäusern; Fachtagung
in Essen; März 2012.
Austrian Energy Agency (2012): URL:
http://www.energyagency.at/energietechnologien/aktuelle-projekte/mikro-kwk.html (03. 03.
2012).
Capstone (2008): Capstone Turbine Corporation. Capstone C30 Liquid Fuels.
DENA (2012): Deutsche Energie-Agentur. URL: Fehler! Hyperlink-Referenz
ungültig.http://www.thema-energie.de/energieerzeugen/blockheizkraftwerke/groessenklassen/mikro-bhkw.html (13. 01. 2012).
Directive (2004): DIRECTIVE 2004/8/EG of the european parliament and of the council of 11
February 2004 on the promotion of cogeneration based on a useful heat demand in the
internal energy market and amending Directive 92/42/EEC.
Energytech (2008): Mikrogasturbinen; Österreichische Energieagentur. URL:
http://energytech.at/%28de%29/kwk/portrait_kapitel-2_7.html (09. 10. 2008).
Haas, R./Rezania, R./Prüggler, W./Glatz, M./Friedl, G./Aigenbauer, S./Beer, M./Corradini,
R./Vogler, G. (2010): Mikro-KWK. Langfristige Szenarien der gesamtwirtschaftlich optimalen
Integration von Mikro-KWK Anlagen in das österreichische Energiesystem. Energy
Economics Group, TU Wien. URL:
http://eeg.tuwien.ac.at/eeg.tuwien.ac.at_pages/research/downloads/PR_176_Mikro_KWK_E
ndbericht_814138.pdf (06. 05. 2012).
IBS (2011): IBS Ingenieurbüro für Haustechnik Schreiner. URL: http://energieberatung.ibshlk.de/planbhkw_grundl.htm (10. 12. 2011).
Institute for Thermal Turbomachinery and Machine Dynamics, Graz University of Technology
(2010): Technologie Portrait Kraft-Wärme-Kopplung. Berichte aus Energie- und
Umweltforschung 34/2010. Wien.
KWK-Gesetz (2008): Bundesgesetzblatt Ökostromgesetz – Erlassungen von Bestimmungen
auf dem Gebiet der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK-Gesetz). URL: http://www.oemag.at/fileadmin/user_upload/Dokumente/gesetze/kwk-gesetz-bgbl1-111-2008.pdf (14. 04.
2014).
Ökostromgesetz (2012): Bundesgesetzblatt Ökostromgesetz – ÖSVO 2012 Teil I. URL:
http://www.oemag.at/fileadmin/user_upload/Dokumente/gesetze/oekostromgesetz_2012_bgbl_75_2011.pdf
(14. 04. 2014).
34
Ökostromverordnung (2011): Bundesgesetzblatt Ökostromverordnung 2011 – ÖSVO 2011
Teil II. URL:
http://www.bmwfj.gv.at/EnergieUndBergbau/Energieversorgung/Documents/%C3%96kostro
mverordnung%20BGBl%20%20II%20Nr%20%2025_2011%20vom%2028%201%202011.pdf
(10. 01. 2011).
Pehnt, M./Traube, K. (2004): Stand und mittelfristige Perspektiven stationärer
Brennstoffzellen. Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (BKWK).
Sander, T. (2006): Kraft-Wärme-Kopplung. Technische Entwicklung und zukünftige
Anwendungsbereiche. TU Dresden; Zukunft Haus Kongress.
Simader, G.R. et al. (2004): Mikro- und Mini-KWK-Anlagen in Österreich. OPET Network;
Energie Verwertungsagentur, Wien.
Talbotts (2012): Talbott’s Biomass Generators; http://www.biomassgenerators.com/;
Talbott´s Biomass Generators Ltd. Tollgate Industrial Estate, Stafford, ST16 3HS.
Thomas, B. (2007): Mini-Blockheizkraftwerke. Vogel Buchverlag.
35
10. Übersicht Aufgaben
Aufgabe 1: Wofür stehen die Abkürzungen BHKW, KWK und HWB? .................................... 4
Aufgabe 2: Welchen Leistungsbereich deckt Mikro-KWK ab? ............................................... 7
Aufgabe 3: Wie wird Kraft-Wärme-Kopplung definiert? .......................................................... 7
Aufgabe 4: Nach welchem Grundprinzip funktioniert ein BHKW mit Verbrennungsmotor? ...12
Aufgabe 5: Mit welchen Brennstoffen können BHKW betrieben werden? .............................12
Aufgabe 6: Was ist der Unterschied zwischen wärme- und stromgeführtem Betrieb eines
BHKWs? .......................................................................................................................12
Aufgabe 7: Welcher Wert ist für die Auslegung eines wärmegeführten BHKWs
entscheidend? ...............................................................................................................16
Aufgabe 8: Wieso ist die Mindestnennleistung eines BHKWs relevant? ...............................16
Aufgabe 9: Diskutieren Sie, wann ein BHKW wirtschaftlich ist. Welche Rahmenbedingungen
müssen dafür berücksichtigt werden? ...........................................................................16
Aufgabe 10: Wie können Strombedarfsspitzen bei Mikro-BHKW abgedeckt werden? ..........19
Aufgabe 11: Stellen Sie ein Mini-BHKW grafisch dar. ...........................................................19
Aufgabe 12: Was sind Vorteile von Stirlingmotoren für die Anwendung in BHKW? ..............31
Aufgabe 13: Erklären Sie das Funktionsprinzip von Brennstoffzellen. ..................................31
Aufgabe 14: Was sind Vorteile der Mikrogasturbine gegenüber Verbrennungsmotoren? .....31
Aufgabe 15: Welche Vorteile sprechen für eine zukünftig verstärkte Anwendung der KWK,
welche Faktoren müssen hingegen noch verbessert werden?.......................................33
36
11. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Abkürzungen unter Energie-ExpertInnen (Quelle: Stefan Prokupek, GrAT) ...... 4
Abbildung 2: Effizienz der Kraft-Wärme-Kopplung (Quelle: ASUE) ........................................ 6
Abbildung 3: Schema einer Motor-BHKW-Anlage (Quelle: Lehmacher 2005;
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bhkw_schema.png) .................................................... 8
Abbildung 4: Schematische und technologieunabhängige Darstellung von KWK-Anlagen
(Quelle: Bioenergy2020+ GmbH) ................................................................................... 9
Abbildung 5: Schematische Darstellung einer KWK-Anlage mit Verbrennungsmotor (Quelle:
Institute for Thermal Turbomachinery and Machine Dynamics) .....................................10
Abbildung 6: Biomasse-BHKW (Quelle: Talbott’s Biomass Generators LTD) .......................11
Abbildung 7: Energiebedarfsstruktur im Verlauf eines Jahres für einen Gewerbebetrieb
(Quelle: Bioenergy2020+ GmbH) ..................................................................................14
Abbildung 8: Darstellung einer Mikro-KWK-Anlage (Quelle: Viessmann Werke GmbH & Co
KG)................................................................................................................................17
Abbildung 9: Aufbau eines Stirlingmotors (Quelle: Thomas 2007) ........................................20
Abbildung 10: Aufbau einer Brennstoffzelle mit Proton-Exchange-Membran (PEM) (Quelle:
Bioenergy2020+ GmbH) ................................................................................................23
Abbildung 11: Schnittzeichnung einer Mikrogasturbine (Quelle: Weaver 2003;
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:GasTurbine.svg&filetimestamp=2007111
9234544) .......................................................................................................................26
Abbildung 12: Aufbau und Funktionsprinzip des Dampfkraftprozesses mit Dampfkolbenmotor
(Quelle: Thomas 2007) ..................................................................................................28
Abbildung 13: Vereinfachtes Funktionsschema des Dampfkolbenmotors mit Lineargenerator
(Quelle: Button Energy Energiesysteme GmbH, http://www.buttonenergy.at) ................31
37
12. Impressum
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:
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Wiedner Hauptstraße 8-10
1040 Wien
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F: ++43 1 58801-49533
E-Mail: contact(at)grat.at
http://www.grat.at
Projektleiterin und Ansprechperson:
Dr. Katharina Zwiauer
E-Mail: katharina.zwiauer(at)grat.at
AutorInnen: DI (FH) Stefan Aigenbauer, DI Dr. Christoph Strasser, Dr. Katharina Zwiauer
Fachdidaktisierung: Dr. Katharina Zwiauer
Lektorat: Magdalena Burghardt MA, Mag. Silvia Grillitsch
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