med.Logistica Kongress für Krankenhauslogistik mit Fachausstellung (15. und 16. Mai 2013) Leipzig, 5. April 2013 Im Gespräch: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Professor für Industrie- und Krankenhausmanagement sowie Leiter des Centrums für Krankenhaus-Management (CKM), Westfälische Wilhelms-Universität Münster Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff ist Professor für Industrie- und Krankenhausmanagement an der Universität Münster. Als Geschäftsführer leitet er das Centrum für Krankenhaus-Management (CKM). Im Interview spricht er über die Bedeutung der Hygiene in der Krankenhausökonomie und die Vorteile von innovativer Hygienetechnologie. Hierbei geht er auch auf Deutschlands Stellung in diesem Bereich im internationalen Vergleich ein. Auf der med.Logistica (15. und 16. Mai 2013) wird er den Kongressblock „Einfluss innovativer Technik auf die Optimierung klinischer Abläufe und die Bereitstellung von Medikalprodukten“ moderieren. Dabei wird es auch um die Rolle der Hygiene bei der Prozessoptimierung im Krankenhaus gehen. Herr Professor von Krankenhausökonomie? Eiff, welche Rolle spielt der Hygienebereich in der In der Krankenhausökonomie spielt der Hygienebereich bisher eine untergeordnete Rolle. Dies scheint der Tatsache geschuldet, dass Hygienemaßnahmen ausgabewirksame Kosten verursachen, deren Nutzeneffekte aber nur indirekt nachweisbar sind. Auch sind die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zwischen Hygienemaßnahmen und verhinderten Infektionen schwer zuzurechnen. Hygienemaßnahmen sind als Investitionen in Strukturqualität zu verstehen: MRSA-Prophylaxe kostet Geld, trägt aber auch zur Reduktion von Belegungsausfall, OP-Absetzungen und Kittelpflegetagen bei. Warum lohnt es sich, neue Hygienetechnologie einzusetzen? Welche Prozesse können durch sie beispielsweise optimiert werden? Neue Hygienetechnologien verbessern einerseits den Hygienestatus des Krankenhauses, andererseits bewirken diese Technologien auch eine Veränderung der persönlichen Einstellung zu hygienesicherem Verhalten bei Krankenhauspersonal und Patienten. Aber: Hygienetechnologien sind erklärungs- und überzeugungsbedürftige Produkte. Ihre Wirksamkeit im Klinikalltag hängt davon ab, dass Mitarbeiter, Patienten und Besucher die Sinnhaftigkeit Hygiene sichernder Rituale wie zum Beispiel Händedesinfektion verinnerlichen. Einkäufer und Controller müssen überzeugt werden, dass sich Investitionen in Hygienetechnologien rechnen. Toiletten mit Stabdüsensystem, also einer integrierten Bidet-Funktion, stellen nicht nur eine Arbeitserleichterung für das Pflegepersonal dar; auch der Patient fühlt sich wohler. Gerade bei begrenzt mobilen, betagten Menschen oder kurzfristig in ihrer Bewegungsfähigkeit und Motorik eingeschränkten Patienten kann es zu direktem Kontakt mit Stuhlgang oder Urin kommen. In Verbindung mit dem Problem der unzureichenden Reinigung der Hände verbreiten sich Keime, die wiederum Ursache für Infektionen sind. Mit welchen Hindernissen müssen sich Krankenhäuser auseinandersetzen, um mit Hygienetechnologie erfolgreich Arbeitsprozesse zu optimieren? Hygienetechnologien sind erklärungsbedürftig, das heißt, sie sind nur durch überzeugende Kommunikation in Verbindung mit Verhaltensänderungen wirksam in die Arbeitsorganisation zu integrieren. Kontrollierende Spendersysteme können dabei Unterstützung leisten, eingefahrene, bequeme Wege im Arbeitsalltag zu verlassen. Ein weiteres Hindernis stellen die in vielen Krankenhäusern anzutreffenden Kostenabbauprogramme dar. Wer Geld sparen will, reduziert in Bereichen, in denen die Auswirkungen der Sparpolitik nicht unmittelbar sichtbar werden. Dazu gehört der Hygienebereich. Herr Professor von Eiff, welchen Mehrwert bieten die Technologien in Bezug auf die wirtschaftliche Arbeitsweise von Krankenhäusern? Hygienetechnologien unterstützen auf unterschiedliche Art eine wirtschaftliche Arbeitsweise im klinischen Alltag. Technologien wie Toiletten mit Stabdüsensystemen fördern die Autonomie des Patienten, vereinfachen den Pflegeprozess, vermindern das Risiko einer Keimübertragung: Die Belastung des Personals wird geringer, Arbeitsprozesse werden beschleunigt, die Komfortqualität für den Patienten steigt. Kontrollierende Spendersysteme zur Händehygiene halten Mitarbeiter zu hygienischem Verhalten an. Dadurch werden Keimübertragungen minimiert; in der Folge Einnahmeausfälle durch nicht belegte Betten vermieden. Wo stehen deutsche Kliniken im internationalen Vergleich bei dem Einsatz moderner Hygienetechnologien? Den Einsatz moderner Hygienetechnologien im Bereich Körperreinigung kann man in Japan bewundern. Hier greift die Maxime: Die Würde eines Patienten ist gewahrt, wenn er seine eigene Toilette im Krankenhaus benutzen kann. Für Japaner ist es unverständlich, dass man zwar regelmäßig sein Auto mit Wasser säubert, aber die Körperreinigung nach einem Toilettengang mit Papier vornimmt. Was die Bekämpfung von MRSA angeht, steht Deutschland mit 25 Prozent MRSA-Rate deutlich schlechter da als Holland (unter 2 Prozent) und Österreich (15 Prozent). Solange in Deutschland die Einstellung vorherrscht, Hygiene sei nicht bezahlbar und ein Krankenhaus sei ein Krankenhaus und kein Hotel, werden es innovative Hygienekonzepte schwer haben. Können Sie Best Practice Beispiele für gelungene Hygienekonzepte nennen? Was ist das Besondere an ihnen? Best Practice-Beispiele gibt es international einige zu nennen: Das Kameda-Hospital (Japan) ist bestrebt, durch Zimmerausstattung, Milieu und Geruch dafür zu sorgen, dass die Patienten das Empfinden haben, ihre Würde (eigene Toilette mit Bidet-Funktion), ihre Intimsphäre et cetera seien gewahrt. In Schweden spricht die hohe Anzahl von Patientenhotels für einen patientenindividuellen Versorgungsansatz, weg vom Mehrbettzimmer. In den USA gibt es Modellversuche mit Stationen und Krankenhäusern, die nur aus Einzelzimmern bestehen. Über die med.Logistica: Die Kongressmesse med.Logistica erlebt am 15. und 16. Mai 2013 im Congress Center Leipzig ihre zweite Auflage. Sie richtet sich an Direktoren und Geschäftsführer von Krankenhäusern und Trägergesellschaften, an Bereichs- und Abteilungsleiter für Logistik, Einkauf, Wirtschaft und Verwaltung sowie an Technische Leiter und Facility Manager. Ebenso werden Krankenhausapotheker, Krankenhaus-Architekten und -Planer aber auch Industrievertreter angesprochen. 2011 zog die Plattform für Healthcare Logistik 500 Fachbesucher aus ganz Deutschland an und etablierte sich damit auf Anhieb als nationale Veranstaltung. Insgesamt 43 Aussteller aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigten in der begleitenden Industrieausstellung ihre Logistikprodukte und Logistikdienstleistungen. Ansprechpartner für die Presse: Corinna Schwetasch, Pressesprecherin med.Logistica Telefon: +49 (0)341 / 678 65 24 Telefax: +49 (0)341 / 678 16 65 24 E-Mail: [email protected] med.Logistica im Internet: www.medlogistica.de www.leipziger-messe.de