Machiavelli - Il Principe (Der Fürst).do[...] - EKHN

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2. Niccolò Machiavelli - Il Principe (Der Fürst)
Niccolò Machiavelli an den erlauchten Lorenzo de‘ Medici:
-Widmung; da Machiavelli verarmt war, konnte er Medici kein Geschenk machen, außer seine Schrift
-Wollte hierdurch auch sein Schicksal wenden („wie unverdient ich große und andauernde Ungunst
des Schicksals zu ertragen habe.“
I. Von den Formen der Fürstenherrschaft und den Arten, sie zu erwerben
-Alle Staaten und Reiche sind Republiken oder Fürstenherrschaften, die entweder ererbt, oder aber neu
erworben wurden.
-Bei neu erworbenen unterscheidet M. zwischen völlig neuen und Gliedern in einem ererbten
Staat des Fürsten
II. Von der ererbten Fürstenherrschaft
-Republiken sind nicht Thema der Schrift, sondern nur Fürstentümer
-in ererbten Staaten bestehen viel geringere Schwierigkeiten als in neuerworbenen
-hier genügt es, die politischen Einrichtungen der Vorfahren nicht zu vernachlässigen und sich dem
Zeitgeschehen anzupassen
-einzige Ausnahme: der Fürst wird von einer außergewöhnlichen und überragenden Macht angegriffen
und seiner Regierung beraubt
III. Von der gemischten Fürstenherrschaft
-neuerworbenes Fürstentum bringt Schwierigkeiten mit sich
-hier geht es zunächst um das einem Staat angegliederten neuen Fürstentum
-Unruhen durch den Glauben der Untertanen „dadurch ihre Lage zu verbessern“
-der Herrscher ist, egal wie groß seine (militärische) Macht auch sein mag, stets auf die Gunst der
Untertanen angewiesen
-Schuldige müssen bei Revolten bestraft werden; Verdächtige entlarvt werden
-gehört der neue Staat derselben Kultur/Sprache an, ist es leichter ihn zu regieren, ansonsten ist ein
Wohnsitzwechsel empfehlenswert
-bei auftretenden Unruhen kann man so sofort reagieren und nicht erst nach Wochen
-„...wer rechtzeitig vorbeugt, kann leicht heilen; wenn man jedoch wartet, bis die
Unruhen ausgebrochen sind, kommt jede Medizin zu spät...“
-Alternative: ein oder zwei Kolonien anlegen (geringere Kosten als bei einer Besatzung)
-kleiner Teil der Bevölkerung wird verarmen (weil die Kolonie Felder und Häuser
brauch), diese sind aber nicht mächtig genug, sich aufzulehnen
-statuiertes Exempel versetzt andere in Angst, ebenso alles verlieren zu können,
weshalb diese stillschweigend weitermachen wie bisher (ohne sich aufzulehnen!)
-erwirbt man das Fürstentum von einem bisher ererbten Staat, so ist das bisherige Herrschergeschlecht
auszurotten! Außerdem sollen Gesetze und Abgaben nicht geändert werden - nur so verschmelzen in
kurzer Zeit alte und neue Herrschaft miteinander
-man muss verhindern, dass ein ähnlich mächtiger Mensch auf dem Territorium emporstrebt
-„Es gilt also festzuhalten, daß man die Menschen entweder verwöhnen oder vernichten muß; denn für
leichte Demütigungen nehmen sie Rache, für schwere können sie dies nicht tun; also muß der
Schaden, den man anderen zufügt, so groß sein, daß man keine Rache zu fürchten braucht“
-Musterbeispiel hierfür sind die Römer: legten Kolonien an, standen den Schwächeren bei, ohne deren
Macht zu stärken, sie schwächten die Mächtigen und ließen keine ausländischen Machthaber Einfluss
nehmen
-König Ludwig als schlechtes Beispiel; er tat das Gegenteil von dem, was M. rät
-setze einen Mitregenten (den König von Spanien) ein
-die Unzufriedenen des Landes schlossen sich dem span. König an
-insgesamt machte er sechs Fehler: er vernichtete die Schwächeren, steigerte die Macht eines
Mächtigen in Italien, holte einen Fremden ins Land, verlegte seinen Wohnsitz nicht nach
Italien, legte keine Kolonien an und nahm schließlich den Venezianern ihr Land
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-Der Ruin der Franzosen wurde in Italien durch die Macht Spaniens und der Kirche
herbeigeführt
-„Wer bewirkt, daß ein anderer mächtig wird, der richtet sich selbst zugrunde; denn diese Macht ist
von ihm entweder durch Geschicklichkeit oder durch Gewalt verursacht, und das eine wie das andere
ist demjenigen verdächtig, der dadurch mächtig geworden ist.“
IV. Warum das Reich des Darius, das Alexander erobert hatte, sich nach dem Tod Alexanders
nicht gegen seine Nachfolger erhob
-alle Fürstentümer, sind auf zwei verschiedene Weisen regiert worden:
 entweder von einem Fürsten und anderen, die alle seine Diener sind
-ein ganzes Land wird von einem regiert, alle anderen sind seine Diener
-so ein Land ist schwer zu erobern aber leicht zu behaupten
-Beispiel der „Türken“: schwer zu erobern, da Hierarchie
-so erging es auch dem Reich des Darius, das Alexander eroberte
 oder von einem Fürsten und Baronen, die nicht durch die Gnade des Herrschers sondern
aufgrund des Alters ihres Adels diesen Rang einnehmen
-diese Barone haben selbst Staaten und eigene Untertanen, welche sie als Herren anerkennen;
so entsteht eine natürliche Anhängigkeit
-dieser Staat ist relativ leicht zu erobern aber nur schwer zu behaupten
-Beispiel „Frankreich“: viele vereinzelte Feudalherren, die man umstimmen kann, aber sich
nicht als deren ultimativer Herrscher behaupten kann
V. Wie man Städte oder Fürstentümer regieren muß, die, bevor sie erobert wurden, unter
eigenen Gesetzen lebten
-wenn Staaten gewohnt sind, unter eigenen Gesetzen und in Freiheit zu leben, gibt es drei Methoden,
die Herrschaft zu behaupten:
1. Vernichtung
2. Wohnsitz dorthin verlegen
3. sie unter eigenen Gesetzen fortbestehen lassen, jedoch eine Abgabe von ihnen zu erheben und
eine Regierung aus Bürgern einzusetzen, welche die Ergebenheit der anderen sichern
-in Wahrheit, das hat die Geschichte gezeigt, gibt es kein effektiveres Mittel als die Vernichtung der
Städte und Provinzen, um die Herrschaft aufrechtzuerhalten
-„Und wer Herr über eine Stadt wird, die gewohnt war frei zu sein, und sie nicht zerstört, mag sich
darauf gefaßt machen, von ihr vernichtet zu werden...“
-„darum ist das sicherste Mittel, sie zu vernichten oder sich dort anzusiedeln“
VI. Von neuen Fürstenherrschaften, die man mit eigenen Waffen und durch Tüchtigkeit erwirbt
-in ganz neuen Fürstentümern, in denen auch ein neuer Fürst ist, liegt die Schwierigkeit, sie zu
beherrschen
-die Chance ist gut, je tüchtiger der Fürst ist, schlecht, je weniger tüchtig er ist
-behauptet hat sich der, der mehr auf Tüchtigkeit und weniger auf Glück setzt
-Erleichterung ebenfalls wieder durch Wohnsitznahme im neuen Fürstentum
-Beispiel Mose, der das Volk Israel in Ägypten als Sklaven und von den Ägyptern unterdrückt antraf,
und sie überzeugte ihm zu folgen
-weitere Beispiele: Romulus, Cyrus, Theseus
-durch ihre Tüchtigkeit wurde ihr Vaterland durch sie berühmt und gelangte zu höchsten
Glück
-nichts ist schwieriger, als neue Gesetze bzw. eine neue Ordnung in einem neuen Fürstentum
einzuführen
-Gegner der neuen Ordnung, greifen stets an
-lasche Verteidiger neuen Ordnung stehen dem gegenüber
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-von Natur aus gilt, dass die Völker wankelmütig sind; es ist leicht, sie von etwas zu überzeugen, aber
schwer, sie bei dieser Überzeugung zu halten
-falls sie nicht mehr an das Bestehende glauben, muss man sie zwingen
-als Beispiel hier wieder Mose, der das Volk auf die Einhaltung der Gesetze hinwies
(wenn auch mit Gottes Hilfe)
VII. Von neuen Fürstenschaften, die man mit fremden Waffen und durch Glück erwirbt
-Diejenigen, die nur durch Glück vom Privatmann zum Fürsten aufsteigen, haben geringe Mühe
aufzusteigen, aber große, sich zu behaupten
-Schwierigkeiten beginnen erst am Ziel
-man ist auf das Wohlwollen derer angewiesen, die einem den Weg ermöglicht haben; Erpressbarkeit
und Untertänigkeit folgen - M. vergleicht diesen Typ mit einem Baum ohne Wurzeln
-nur durch größte Tüchtigkeit kann man sich seinen Platz behaupten (Musterbeispiel: Sohn
Alexander VI., Juan Borgia)
-Mensch fügen einander Schaden zu entweder aus Furcht oder aus Hass
VIII. Von denjenigen, die durch Verbrechen Fürstenherrschaft erlangt haben
-es gibt noch zwei weitere Wege, vom Privatmann zum Fürsten aufzusteigen ohne allein auf das Glück
noch auf die Tüchtigkeit angewiesen zu sein, nämlich
 Unrecht und Verbrechen
 als Privatmann durch die Gunst seiner Mitbürger Fürst seines Vaterlandes zu werden
-Beispiel für den ersten Fall: Agathokles, der König von Syrakus wurde
-führte immer schon ein verbrecherisches Leben
-stieg im Militär schnell auf und wurde Prätor von Syrakus --- Entschluss, Fürst zu werden
-ließ auf einer morgendlichen Versammlung alle Senatoren und die Reichsten des Volkes von
seinen Truppen umbringen
-riss die Macht an sich
-man kann es nicht Tüchtigkeit nennen, ohne „Treue, Mitleid und Religion zu sein; auf solche Weise
kann man zwar Macht erwerben, aber keinen Ruhm.“
-abhängig ist die Qualität der Regentschaft eines solchen Fürsten von der Grausamkeit, und ob diese
gut oder schlecht ist
-„gut“ angewandt kann man solche Grausamkeiten nennen, die man auf einen Schlag ausführt
aufgrund der Notwendigkeit, sich zu sichern, und bei denen man dann nicht verharrt, sondern
sie in Wohltaten für die Untertanen verwandelt
-„schlecht“ angewandt kann man solche Grausamkeiten nennen, die zwar anfangs von
geringer Zahl sind, mit der Zeit jedoch zunehmen statt zu schwinden
-dieser Gruppe ist es gänzlich unmöglich, sich zu behaupten
-Alle Gewalttaten müssen daher auf einmal begangen werden (und eine Art heftigen, aber nur von
kurzer Dauer existierenden Schock darstellen), damit sie weniger fühlbar werden und dadurch weniger
verletzen; Wohltaten hingegen muss man nach und nach erweisen, damit sie besser wahrgenommen
werden
-ein Fürst muss mit seinen Untertanen so umgehen, daß keine Begebenheit ihn nötigt, sein Verhalten
zu ändern; entsteht erst die Notwendigkeit zur Gewaltanwendung, so ist man dann nicht mehr
imstande dazu
IX. Von der bürgerlichen Fürstenherrschaft
-Herrschaftsform, die dadurch entsteht, dass ein Privatmann und Bürger durch die Gunst seiner
Mitbürger zum Herrn über sein Vaterland wird
-hierzu ist eine „vom Glück begünstigte Schläue“ notwendig
-Fürstenherrschaft wird entweder vom Volk oder von den Großen herbeigeführt
-wenn das Volk sieht, dass es nicht mehr gegen die Großen ankommt, wählt es einen Bürger aus und
macht ihn zum Fürsten, um durch seine Macht geschützt zu werden
-ein Fürst kann sich niemals gegen ein ihm feindlich gesinntes Volk sichern, da er zu viele Gegner
hätte
-stellen sich die Großen gegen den Fürsten, muss er um seine Stellung bangen
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-„die Großen“ muss man nach zwei Gesichtspunkten einordnen:
1. sie verhalten sich so, dass sie sich ganz dem Schicksal des Fürsten verbinden
-diesen muss man Ehre und Freundschaft erweisen
2. sie verhalten sich so, dass sie sich nicht mit dem Schicksal des Fürsten verbinden
-sie handeln entweder aus Furchtsamkeit oder aus Mangel an Mut
-es ist für einen Fürsten notwendig, das Volk zum Freund zu haben; andernfalls hat er in schweren
Zeiten kein Mittel, sich zu helfen
-eine Art Abhängigkeitsverhältnis soll der Fürst gegenüber den Bürgern schaffen; sie müssen auch in
Krisenzeiten auf ihn angewiesen sein; nur so folgt ihre Treue
X. Wie die Stärke jeder Fürstenherrschaft zu ermitteln ist
-Beschaffenheit der Fürstenherrschaft ist nach den Kriterien zu prüfen, ob der Fürst so viel Macht hat,
dass er sich aus eigener Kraft behaupten kann, oder ob er zu seinem Schutz immer andere benötigt
-erstere müssen über genug Leute und Geld verfügen, um ein großes Heer aufzustellen
-letztere müssen immer Zuflucht hinter ihren Stadtmauern suchen
-deshalb muss die Stadt befestigt werden und Vorräte angelegt werden
-tut er dies erfolgreich, so wird er auch nur mit großer Vorsicht angegriffen
-Beispiel: deutsche Städte mit wenig Umland
XI. Von den geistlichen Fürstenherrschaften
-vor der Aneignung eines Territoriums liegen alle Schwierigkeiten
-danach hält man sie nämlich nicht mit Tüchtigkeit oder Glück, sondern durch die
Einrichtungen der Religion
-die Religion hält den Fürsten an der Macht, wie auch immer diese handeln oder leben
-diese Fürsten haben Staaten, die sie nicht verteidigen, und Untertanen, die sie nicht regieren
-nur diese Fürstentümer sind sicher und glücklich
-weiter führt M. hierüber nichts aus (außer einigen hist. Beispielen), da diese Fürstentümer von Gott
geschaffen und erhalten werden
XII. Von den Heeresarten und vom Söldnerwesen
-ein Fürst muss gute Grundlagen haben, sonst geht er notwendig unter
-Hauptgrundlagen sind gute Gesetze und ein gutes Heer
-ein Heer besteht entweder aus eigenen Leuten oder aus Söldnern/Hilfstruppen
-Söldner und Hilfstruppen sind nutzlos und gefährlich (mutig unter Freunden; feige vor dem
Feind); sie richten immer nur Schaden an (finanziell und materiell)
-der Fürst muss persönlich auftreten und Heerführer sein
-M. zeigt am Beispiel Italien, dass das Söldnertum niemals gelingen kann bzw. den Herrscher zum
Erfolg führt --- Italien wurde in Knechtschaft und Schande gebracht
XIII. Über Hilfstruppen, gemischte und eigene Heere
-Hilfstruppen sind die zweitnutzlose Heeresart (neben dem Söldnerheer)
-der Fürst bittet einen Mächtigen, mit seinen Truppen zur Hilfe zu kommen
-sind für den eigentlichen Eigentümer nützlich, der, der sie ruft, trägt Schaden davon
-verlieren sie, bist du verloren, gewinnen sie, bist du ihr Gefangener
-bei Söldnerheeren ist die Feigheit gefährlicher, bei den Hilfstruppen deren Tüchtigkeit
-Beispiel aus dem AT: David, der Sauls Waffen für den Kampf gegen Goliath bekommt; David lehnt
ab und will mit seinen eigenen Waffen (Schleuder und Messer) kämpfen, da er nur hier seine eigene
Kraft voll entfalten kann
-„Kurz gesagt, fremde Rüstungen und Waffen fallen dir entweder vom Leib, oder aber sie erdrücken
oder erdrosseln dich.“
-geringe Klugheit des Menschen lässt ihn etwas Neues beginnen, weil er es im Augenblick für gut hält
und dadurch nicht das darin enthaltene Gift bemerkt
-Untergang des römischen Reichs begann mit der Anwerbung der Goten
-Fazit: ohne eigenes Heer ist keine Fürstenherrschaft sicher, sondern völlig vom Glück abhängig
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XIV. Was einem Fürsten hinsichtlich des Heerwesens obliegt
-Fürst muss sich mit der Kriegskunst befassen, ihren Regeln und ihren Disziplinen
-der Fürst darf nie seine Aufmerksamkeit vom Kriegshandwerk abwenden, und er muss sich im
Frieden noch mehr darin üben als im Krieg
-handelnd und denkend soll er dies tun
-Kenntnisse der Geographie; Ausbildung der Soldaten; Kenntnisse über Vorfahren und
berühmte Feldherren usw.
XV. Von den Eigenschaften, derentwegen die Menschen und besonders die Fürsten gelobt oder
getadelt werden
-Prüfung, von welcher Art das Verhalten eines Fürsten ggü. seinen Untertanen und seinen Freunden
sein muss:
 ein Mensch, der sich in jeder Hinsicht zum Guten bekennt, muss untergehen inmitten von so
viel anderen, die nicht gut sind
 daher muss ein Fürst die Fähigkeit erlernen, nicht gut zu sein, und diese anwenden oder nicht
anwenden, je nach dem Gebot der Notwendigkeit
 alles, was nach vermeintlich guter Tugend aussieht, kann schnell zum Verhängnis werden,
daher zählen auch negative Eigenschaften um ein guter Fürst zu sein
XVI. Von der Freigebigkeit und der Sparsamkeit
-Freigebigkeit:
 will ein Fürst sich den Ruf der Freigebigkeit zu erhalten, muss er sich mit allen seinen Mitteln
inszenieren
 das Volk muss mit außergewöhnlichen Abgaben belastet werden, hohe Steuern müssen
erhoben werden und alles muss unternommen werden, um Geld zu bekommen
o „Da er durch seine Freigebigkeit viele geschädigt und wenige belohnt hat, wird die
erstbeste Ungelegenheit für ihn spürbare Folgen haben und die erstbeste Gefahr ihn in
Bedrängnis bringen;
 ohne Schaden kein ein Fürst also nicht grenzenlos freigebig sein
-Sparsamkeit:
 nur die, die als knauserig gelten erreichen viel
 ein Fürst muss es gering achten, gerät er in den Ruf der Knauserigkeit
 ein Fürst, der mit seinem Heer Beute macht und plündert, muss freigebig werden; anderenfalls
wird sein Heer ihm die Gefolgschaft verweigern
o fremdes Gut zu verteilen mehrt das Ansehen
Fazit: Ruf der Sparsamkeit erzeugt war Unehre, aber keinen Hass im Ggs. zur Freigebigkeit
XVII. Von der Grausamkeit und der Milde, und ob es besser ist, geliebt als gefürchtet zu werden
oder umgekehrt
-jeder Fürst muss danach trachten für milde und nicht für grausam gehalten zu werden
-doch Vorsicht vor falschem Gebrauch der Milde
-einen Fürsten darf es nicht kümmern der Grausamkeit bezichtigt zu werden, wenn er dadurch bei
seinen Untertanen Einigkeit und Ergebenheit aufrecht erhält
-Exekutionen gegen Einzelne als Exempel statt massenhafte Milde, die zu Mord und Totschlag
führt
-dem neuerworbenen Fürsten ist es unmöglich, den Ruf der Grausamkeit zu vermeiden
-Streitfrage, ob es besser ist, geliebt als gefürchtet zu werden:
 man soll weder das eine noch das andere sein
o da dies schwerfällt, ist es viel sicherer, gefürchtet als geliebt zu werden, wenn man
schon den Mangel an einem von beiden in Kauf nehmen muss
 Begründung: Menschen sind undankbar, wankelmütig, unaufrichtig,
heuchlerisch, furchtsam, habgierig
o nur so viel Furcht aufbauen, dass der Fürst nicht gehasst wird
o die Menschen vergessen schneller den Tod ihres Vaters, als den Verlust des gesamten
Erbes
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-Fazit: ein kluger Fürst darf sich nur auf das verlassen, worüber er selbst verfügt, und nicht auf das,
worüber andere verfügen; er muss sich nur bemühen, dem Hass zu entgehen
XVIII. Inwieweit Fürsten ihr Wort halten müssen
-die Fürsten, die auf ihr gegebenes Wort wenig Wert gelegt haben und mit List die Menschen
hintergangen haben, waren erfolgreich
-ein kluger Herrscher kann und darf sein Wort nicht halten, wenn ihm dies zum Nachteil gereicht
-wären alle Menschen gut, wäre diese Regel schlecht; da die Menschen aber schlecht sind und
ihr Wort dem Fürsten ggü. nicht halten, braucht man auch sein Wort ihnen ggü. nicht halten
-als Fürst muss man milde, treu, menschlich, aufrichtig und fromm scheinen und es auch sein, aber
man muss diese Eigenschaften auch ins Gegenteil verkehren können
-der Fürst ist oft dazu gezwungen gegen die Treue, Barmherzigkeit, Menschlichkeit und
Religion zu verstoßen
XIX. Darüber, daß man Verachtung und Haß meiden muß
-verächtlich macht sich ein Fürst, wenn er für wankelmütig, leichtsinnig, weibisch, furchtsam und
unentschlossen gehalten wird; dies gilt es zu vermeiden
-verhasst macht ein Fürst sich, wenn er raubgierig und gewalttätig nach der Habe und den Frauen
seiner Untertanen trachtet; davon muss er sich fernhalten
-ein Fürst hat zweierlei zu fürchten: erstens die inneren Gefahren von Seiten der Untertanen (durch
Vermeidung von Hass und Verachtung zu lösen), zweitens die äußeren Gefahren von Seiten fremder
Machthaber (durch gutes Heer zu lösen)
-Hass oder Verachtung sind die Ursache für den Untergang eines Fürstentums
-als Beispiel werden hier die römischen Kaiser genannt
XX. Ob der Bau von Festungen und viele andere Maßnahmen, die täglich von Fürsten ergriffen
werden, nützlich sind oder nicht
-niemals seine Untertanen entwaffnen, lieber bewaffnen, da so die Waffen der Untertanen deine
Waffen werden (Ausnahme: Eroberung eines neuen Staates, den er seinem alten angliedert)
-durch Entwaffnung entsteht der Eindruck, dass man seinen Untergebenen misstraut
-ein Fürst erlangt Größe, indem er die Schwierigkeiten und Widerstände überwindet, die ihm in den
Weg gelegt werden
-Festungen sind je nach den Zeitumständen nützlich oder eben nicht
-ein Fürst, der mehr Furcht vor seinem Volk als vor Fremden hat, soll Festungen bauen
-wer vor Fremden mehr Furcht als vor seinem Volk hat, sollte es unterlassen
-die beste Festung, die es gibt, ist vom Volk nicht gehasst zu werden
XXI. Was ein Fürst tun muß, um Ansehen zu gewinnen
-hohes Ansehen durch große Unternehmungen und außergewöhnliche Beweise seiner Tatkraft
-Ferdinand von Aragon (König von Spanien) als Musterbeispiel
-stand im Einklang mit der Kirche; regierte mit frommer Grausamkeit; Kriegsführung
-Orden verteilen, Ehrungen vornehmen
-ein Fürst darf sich nie mit Mächtigeren verbünden (s.o.)
-ein Fürst muss ein Freund der Tüchtigkeit sein
-Feste und Schauspiele durchführen
XXII. Über die Minister des Fürsten
-ob die Minister gut oder schlecht sind, hängt von der Auswahl durch den Fürsten ab
-Intelligenz des Fürsten richtet sich nach den Männern in seiner Umgebung; drei Arten von
Intelligenz:
1. alles von selbst verstehen (hervorragen)
2. erkennen, was andere verstehen (gut)
3. weder von selbst noch mit Hilfe anderer verstehen (nutzlos)
-denkt der Minister zu viel an sich selbst, kann man ihn nicht gebrauchen
-der Minister darf nicht an sich, sondern immer an seinen Fürsten bzw. das Fürstentum denken
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XXIII. Wie Schmeichler zu meiden sind
-einziges Mittel, sich zu schützen, ist den Menschen zu verstehen zu geben, dass sie einen Fürsten
nicht beleidigen, wenn sie die Wahrheit sagen; wenn aber jeder die Wahrheit sagen darf, bleibt die
Ehrerbietung aus
-deshalb muss ein Fürst einen „dritten Weg“ einschlagen; weise Männer auswählen, diese um
Rat fragen und ihnen je nach Lage folgen oder eben nicht
-ein Fürst muss sich beraten lassen, aber nur dann, wenn er es will, und nicht, wenn andere es wollen
XXIV. Warum die Fürsten Italiens die Herrschaft verloren haben
-ein neuer Fürst wird bei seinen Taten viel genauer beobachtet als ein angestammter
-Menschen lassen sich vielmehr von der Gegenwart beeinflussen als von der Vergangenheit
-Fürsten Italiens handelten entgegen der Vorschläge Ms.
XXV. Was Fortuna in den Angelegenheiten der Menschen vermag und wie man ihr
entgegentreten soll
-Fortuna ist zur Hälfte Herrin über die Taten eines Menschen, die andere Hälfte ist aber der
menschlichen Entscheidung überlassen
-ein Fürst der sich ganz auf sein Glück verlässt, geht bald unter, da das Glück sich wandeln kann
-Fazit: Fortuna ist ein Weib, und es ist notwendig, wenn man sie niederhalten will, sie zu schlagen und
zu stoßen
XXVI. Aufruf, sich Italiens zu bemächtigen und es von den Barbaren zu befreien
-die Zeit für einen neuen Fürsten in Italien scheint günstig zu sein
-vergleicht Italien im Moment als in Knechtschaft (wie die Israeliten in Ägypten)
-natürlich ist es „Euer erlauchtes Geschlecht“, d.h. das der Medici, die Italien zum Ruhm führen sollen
-erster Schritt: Aufbau eines eigenen Heeres
-„Man sollte also diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, damit Italien nach so langer
Zeit seinen Retter erblickt.“
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