Geschichtliche Fach- und Grundbegriffe der 11. Jahrgangsstufe 11, 1. Halbjahr- Deutsches Kaiserreich Stand 02/2012 Liebe Schülerinnen und Schüler, hier findet Ihr eine Liste historische Fachbegriffe des 1. Halbjahres in der 11. Jahrgangsstufe. Alle aufgeführten Fachwörter können im Unterricht thematisiert werden und sind für das Verständnis und die Darstellung historischer Sachverhalte oder Entwicklungen von großem Nutzen. Die hier aufgeführten Begriffe und ihre Bedeutung sind nach Ihrer Behandlung im Unterricht und in Leistungskontrollen verbindlich. Alldeutscher Verband Sehr einflussreiche nationalistische Vereinigung, die im Deutschen Reich seit 1891 eine aggressiv-imperialistische Flotten- und Kolonialpolitik betrieb. Nach 1918 in Gegnerschaft zur Weimarer Demokratie und Wegbereiter für den Nationalsozialismus. Arbeiterbewegung Gesamtheit der Arbeiterparteien, Gewerkschaften, Arbeitervereine und sonstigen Bestrebungen des Proletariats, die seit etwa 1860 die soziale und politische Lage der Arbeiterschaft zu verbessern sucht. Berliner Kongrẹss Zusammenkunft leitender Staatsmänner der europäischen Großmächte und des Osmanischen Reiches vom 13. 6. bis 13. 7. 1878 in Berlin unter Vorsitz Bismarcks als »ehrlicher Makler«, die die Bedingungen für den russisch-türkischen Friedensschluss nach dem RussischTürkischen Krieg 1877/78 festsetzte. Bismarcks Bündnissystem Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 strebte Bismarck die Isolierung Frankreichs und den Aufbau eines europäischen Bündnissystems an, das im Sinne einer Gleichgewichtspolitik ein friedliches Nebeneinander der Großmächte ermöglichen und Deutschland vor einem Zweifrontenkrieg bewahren sollte. Bismarcks Sozialgesetzgebung Zur Abwehr der SPD wurde unter Bismarck ein für die damalige Zeit vorbildliches System staatlicher Sozialversicherungen eingeführt (1883 Kranken-, 1884 Unfall- und 1889 Altersund Invalidenversicherung). Bürgerliche Gesellschaft Die Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert, in der das Bürgertum, vor allem das Besitz- und Großbürgertum, zur führenden Schicht geworden war. Die bürgerliche Gesellschaft löste die Feudal- und Adelsgesellschaft ab. Sie entwickelte sich parallel zur Industriellen Revolution und zur Moderne. Politisch führte die bürgerliche Gesellschaft zu einem liberalen Rechtsstaat, meist in Form einer Demokratie, wirtschaftlich zur Durchsetzung der Marktwirtschaft. . Dreibund am 20. 5. 1882 abgeschlossenes und bis zum Ersten Weltkrieg mehrfach erneuertes geheimes Verteidigungsbündnis zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und Italien; erweiterte den Zweibund und wurde Eckpfeiler des auf den Status quo ausgerichteten Bündnissystems Bismarcks; war vor allem gegen Frankreich sowie (unausgesprochen) gegen Russland gerichtet; zerbrach 1914 mit der Neutralitätserklärung Italiens, das schon 1902 einen Geheimvertrag mit Frankreich geschlossen hatte, und dem italienischen Kriegseintritt an der Seite der Entente 1915. Der Dreibund leitete die europäische Blockbildung ein, die er hatte verhindern sollen, und verfestigte die Bindung der deutschen Außenpolitik an die Donaumonarchie. Dreiklassenwahlrecht Bezeichnung für das 1849 eingeführte Wahlrecht für das preußische Abgeordnetenhaus: Die Bevölkerung wurde nach ihrem Steueraufkommen drei Klassen eingeteilt; auf jede Klasse fiel 1 /3 der Gesamtsumme der Steuerbeträge; die wenigen Höchstbesteuerten wählten also genauso viele Wahlmänner wie die größere Zahl der mittleren Schichten und die große Masse der gering besteuerten Bürger. Die beiden ersten Klassen machten nur rund 18% der Bevölkerung aus, stellten aber zwei Drittel der Abgeordneten. Das diskriminierende Dreiklassenwahlrecht wurde insbesondere von der sozialistischen Arbeiterbewegung erbittert bekämpft; es wurde 1918 im Zuge der Novemberrevolution beseitigt. Dualismus Unentschiedener Kampf zweier gleichstarker Prinzipien oder Staaten z. B. Preußen und Österreich Entente Bündnisähnliches Einverständnis zwischen Staaten, die außenpolitisch gemeinsame Interessen verfolgen. Entente cordiale (frz. Herzliches Einverständnis) ist ein am 1904 zwischen dem Großbritannien und Frankreich geschlossenes Abkommen.. 1907 entwickelte sich die Entente cordiale durch Beitritt Russlands zur Triple Entente, welche eine der Kriegsparteien im Ersten Weltkrieg verkörperte. Flottenpolitik Bezeichnung für die massive Aufrüstung zur See, die das Deutsche Kaiserreich seit 1898 betrieb. Diese sehr offensive Flottenpolitik verärgerte Großbritannien und begünstigte dessen Annäherung an Frankreich. Großdeutsch: 1848/49 und danach gebräuchliche Bezeichnung für eine Einigung Deutschlands unter Einschluss und Führung Österreichs. Unter dem Gegenbegriff „kleindeutsche Lösung“ verstand man die Einigung Deutschlands unter Führung Preußens bei gleichzeitigem Ausschluss Österreichs. Unter Hitler wurde das Deutsche Reich nach dem „Anschluss“ Österreichs als „Großdeutsches Reich“ bezeichnet. Gründerjahre Zeitraum von 1871 und 1873, in dem nach dem Sieg über Frankreich und der Gründung des Deutschen Reiches zahlreiche Unternehmen und Aktiengesellschaften gegründet wurden. Die Gründerjahre waren von einer optimistischen und wirtschaftlichen Grundstimmung geprägt. Hegemonie beabsichtige und unbeabsichtigte Führungsrolle eines Staates gegenüber anderen, innerstaatlich die preußische Führungsrolle im Deutschen Reich. Sie stützt sich in der Regel auf militärische Überlegenheit, die eine politischen Führungsrolle begründet. Sie kann sich aber auch nur auf das wirtschaftliche Gebiet beziehen. Imperialismus (von lat. = Befehl, Herrschaft, Reich): Streben nach politischer und ökonomischer Vormacht über andere Länder und Völker, die auch kulturell und ideologisch beeinflusst werden und abhängig gemacht werden sollen. Dabei wird wirtschaftlich das Ziel verfolgt, die eroberten oder annektierten Gebiete auszubeuten und die Bewohner als billige Arbeitskräfte einzusetzen. Als „Zeitalter des Imperialismus“ im engeren Sinne werden die Jahre von etwa 1880 bis 1914 bezeichnet, da in dieser Epoche verschiedene europäische Staaten eine expansionistische Politik betrieben. Im Sprachgebrauch des Marxismus-Leninismus bedeutet Imperialismus das höchste und letzte Stadium des Kapitalismus, der demzufolge damit eine weltweite Kapitalkonzentration in der Hand weniger Großunternehmer erreicht. Industrielle Revolution Industrielle Revolution: Bezeichnung für den durch technologischen Fortschritt ausgelösten Wandel von der vormodernen Agrar- zur Industriegesellschaft. Inzwischen vollzieht sich in den westlichen Gesellschaften der Übergang von der Industriegesellschaft zur postmodernen Dienstleistungsgesellschaft. Kaiserreich (auch Bismarckreich genannt) Das Deutsche Reich von 1871 bis 1918. Hervorgegangen unter preußischer Hegemonie (=Vorherrschaft) aus dem Norddeutschen Bund nach dem siegreichen deutsch-französischen Krieg durch Beitritt der süddeutschen Staaten. Wilhelm I., im Versailler Spiegelsaal förmlich zum Kaiser proklamiert, empfing die Krone von den deutschen Fürsten, nicht vom Volk. Die auf Bismarck zurückgehende Verfassung bestimmte (Art. 11): „Das Präsidium des Bundes steht dem Könige von Preußen zu, welcher den Namen „Deutscher Kaiser“ führt.“ Kapitalismus Wirtschaftsordnung, in der das Produktivkapital (Rohstoffe, Werkzeuge, Maschinen etc.) in den Händen von Privatpersonen bzw. –personengruppen befindet, d.h. den Kapitalisten und Unternehmer. Diese stehen die Lohnarbeiter gegenüber. Der erwirtschaftete Gewinn geht wieder an den Unternehmer. Die wichtigsten wirtschaftlichen Entscheidungen werden in den Unternehmen im Hinblick auf den Markt und die zu erwirtschaftenden Gewinne getroffen, nicht aber vom Staat. Kolonialismus Die Einrichtung von Handelsstützpunkten und Siedlungskolonien in militärisch und politisch schwächeren Ländern (vor allem in Asien, Afrika, und Amerika) sowie deren Inbesitznahme durch überlegene Staaten (insbesondere Europas) seit dem 16. Jahrhundert. Die Kolonialstaaten verfolgten dabei vor allem wirtschaftliche und militärische Ziele. Konstitutionelle Monarchie In einer konstitutionellen Monarchie ist die Macht des Monarchen nicht mehr absolut, also uneingeschränkt, sondern von der Verfassung geregelt, die Regierung wird aber weiterhin vom Monarchen und nicht von einer Volksvertretung gelenkt. Ein Beispiel dafür ist das deutsche Kaiserreich (1871–1918). Kriegsanleihe Von den Bürgern direkt gezeichnete Anleihen, die von einem Staat aufgenommen werden, um Kriegskosten zu finanzieren. Besonders wichtig waren die Kriegsanleihen, die das Deutsche Reich während des Ersten Weltkriegs aufnahm und die wesentlich die Inflation der Nachkriegsjahre verursachten. Kriegsschuldfrage Allgemein die Frage nach der Schuld und der Verantwortung für den Ausbruch eines Krieges. Die wichtigste Kriegsschuldfrage betraf die Frage nach den Ursachen des Ersten Weltkriegs. Im Versailler Vertrag wurde die Alleinschuld Deutschlands im Art. 231 festgeschrieben. In der Forschung ist die Kriegsschuldfrage von 1914 nach wie vor umstritten. Kulturkampf: Bezeichnung für die Auseinandersetzungen des Deutschen Reichs unter der Führung Bismarcks mit der katholischen Kirche in den 1870er–Jahren Liberalismus [lat. liber - frei] Neben Konservatismus und Sozialismus eine der drei im 19. Jahrhundert entstandenen politischen Grundströmungen. Er handelt sich beim Liberalismus um eine politische Weltanschauung, die die Sicherung der Freiheit des Einzelnen und seine möglichst wenig eingeschränkte Entfaltung als vorrangig ansieht. Liberale treten dafür ein, dass sich der einzelne Mensch frei von gesellschaftlichen Zwängen und "staatlicher Gängelung" entfalten kann und sein Schicksal selbst in die Hand nimmt. Verwirklichung der Menschen- und Bürgerrechte, Volkssouveränität und Gewaltenteilung gehörten von Anfang an zu den politischen Grundforderungen. genauso wie auf wirtschaftlichem Gebiet der freie Wettbewerb der Unternehmer (Wirtschaftsliberalismus). Linke Aus der Sitzordnung des französischen Parlaments entstandene Bezeichnung für die, von vorne gesehen, links sitzenden Abgeordneten, die gegen die Monarchie und für weitreichende soziale Änderungen eintraten. Heute bezeichnet man als Linke im Allgemeinen diejenigen politischen Gruppierungen, deren Grundlage eine sozialistische Programmatik ist. Militarismus (von lat. = den Kriegsdienst betreffend) Übertragung militärischer Werte und Verhaltensmuster auf den zivilen Lebensbereich. Vor allem um 1900 war der Militarismus, meist in Verbindung mit nationalistischen Vorstellungen, allgemein in Europa verbreitet. Besonders im Deutschen Kaiserreich gab es ab 1871 ein Übergewicht des Militärs in Politik und Gesellschaft. Untertanenmentalität und Obrigkeitstreue waren hervorstechende Phänomene der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg. Mittelmächte Bezeichnung für die im Ersten Weltkrieg verbündeten Staaten Deutsches Reich und Österreich-Ungarn (wegen ihrer geografischen Mittellage zwischen den Gegnern in Westeuropa und Osteuropa), auch für ihre Bündnispartner Osmanisches Reich und Bulgarien. Modernisierung Prozeß der beschleunigten Veränderung einer Gesellschaft in Richtung auf einen entwickelten Status, meistens verbunden mit dem in der Aufklärung entwickelten Fortschrittsbegriff und bezogen auf den Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Kennzeichen der Modernisierung: - Verstädterung (Urbanisierung, Landflucht) - Säkularisierung (Verweltlichung, Abschwächung der Bedeutung der Religion) - Rationalisierung (Vereinfachung von Produktions- oder Verwaltungsvorgängen) - Erhöhung des technischen Standards (Produktion von Gütern mit Maschinen), - permanentes wirtschaftliches Wachstum, - Ausbau und Verbesserung der technischen Infrastruktur (Verkehrswege, Massenkommunikationsmittel) - Verbesserung des Bildungsstandards (allgemeine Schulpflicht, Alphabetisierung, Wissenschaft) - räumliche und soziale Mobilität, - Parlamentarisierung und Demokratisierung, - Nationalstaatsbildung. Monarchie Staatsform, in der ein Einzelner, der Monarch, herrscht. Die Legitimation erhält die Monarchie in der Regel durch die Religion („Gottesgnadentum“ des Königs). Die Macht des Königs kann absolut sein (Absolutismus) oder eingeschränkt, sei es durch eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie) oder durch ein Parlament (parlamentarische Monarchie). Nationalliberale In Europa vor allem nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 verbreitete politische Richtung, die die Idee des nationalen Einheitsstaats mit den gemäßigt liberalen Forderungen des Bürgertums zu verbinden suchte. Nationalstaat Seit der frühen Neuzeit entstanden zunächst in Westeuropa Territorialstaaten, in denen Volk und Staat eine Einheit bildeten. Seit der Französischen Revolution wird die Forderung nach der Bildung von Nationalstaaten weltweit erhoben. Norddeutscher Bund 1867 auf Betreiben Bismarcks gegründeter Bund aller nördlich der Mainlinie gelegenen deutschen Staaten unter Preußens Führung. Die föderalistische Verfassung des Norddeutschen Bunds wurde zum Vorbild der Reichsverfassung von 1871. Auch sonst war der Norddeutsche Bund eine Vorstufe des Kaiserreiches. Obrigkeitsstaat Bezeichnung für die monarchisch-autoritäre deutsche Staatsform vor allem des 19. Jh., die von einer mächtigen Bürokratie und einer allgemeinen Untertanenmentalität geprägt wurde. Parlament (von frz. = reden, sich aussprechen): Im modernen liberaldemokratischen Staat Bezeichnung für die aus freien Wahlen hervorgegangene Volksvertretung, die die die Legislative ausübt und Exekutive/Regierung kontrollieren soll. Panslawismus Verfolgt das Ziel, alle slawischen Völker in einem slawischen Großreich zu vereinen Realpolitik: Bezeichnung für eine an den realen Verhältnissen orientierte politische Richtung, die auf abstrakte Programme verzichtet und pragmatisch vom Möglichen ausgeht (vgl. Bismarcks Wort von der Politik als der „Kunst des Möglichen“). Reichsgründung Bezeichnung für die Ereignisse von 1870/71, die zur Bildung des Deutschen Kaiserreiches führten. Reichskanzler 1. Im Deutschen Reich 1871 — 1918 vom Kaiser ernannter höchster Reichsbeamter, der zugleich Vorsitzender des Bundesrats und in der Regel auch preußischer Ministerpräsident war. 2. In der Weimarer Republik Leiter der Reichsregierung. Der Reichskanzler war vom Vertrauen des Reichspräsidenten abhängig, der ihn ernannte und auch entlassen konnte. Reichstag 1. Seit dem Mittelalter Bezeichnung für die Vertretung der Stände im Deutschen Reich. 2. Seit 1867/1871 Bezeichnung für die Volksvertretung zunächst im Norddeutschen Bund, dann im Deutschen Reich von 1871 bis 1945. Entscheidenden Einfluss auf die Exekutive konnte der Reichstag nur in der Zeit der Weimarer Republik nehmen. Im „Dritten Reich“ hatte der Reichstag nach dem Ermächtigungsgesetz nur noch dekorative Bedeutung, existierte aber bis zum Ende der NS- Herrschaft fort. Heute ist das Gebäude des Reichstags in Berlin Sitz des Deutschen Bundestages. Rückversicherungsvertrag 1887 unter Bismarck auf drei Jahre geschlossener Geheimvertrag mit Russland, der dem Deutschen Reich im Falle eines französischen Angriffs die russische Neutralität zusicherte. Dadurch wollte Bismarck einen Zweifrontenkrieg ausschließen. 1890 wurde der Rückversicherungsvertrag von Bismarcks Nachfolger nicht verlängert. Sekundärtugenden Bezeichnung für zweitrangige Werte wie Pünktlichkeit, Pflichterfüllung und Ordnungsliebe, die erst dann wertvoll werden, wenn sie im Rahmen von primären Tugenden wie Gerechtigkeit und Klugheit verwirklicht werden. Im „Dritten Reich“ wurden die Sekundärtugenden gezielt missbraucht und instrumentalisiert, weshalb sie seither nicht mehr als uneingeschränkt positiv angesehen werden. Soziale Frage Summe der gesellschaftlichen Probleme, die sich im 18. und 19. Jahrhundert als Begleit- und Folgeerscheinungen der Industrialisierung einstellen. Dazu gehören Mängel in der Grundversorgung (Essen, Kleidung, Wohnen), Fragen von Arbeitszeit und Freizeit, Entlohnung, Sicherheit am Arbeitsplatz, Bildung und Vermögensverteilung. Sozialgesetzgebung Sie setzt ein mit dem preußischen Regulativ über die Arbeit von jugendlichen Arbeitern (1839). Bismarcks Sozialgesetze seit 1883 (Renten-, Unfall- und Krankenversicherung) sollten die Arbeiterschaft zu einer staatsloyalen Haltung veranlassen und sie von der sozialistischen Arbeiterbewegung abbringen. Sozialistengesetz Nach einem (gescheiterten) Attentat auf Kaiser Wilhelm dem I im Jahr 1878 ließ Bismarck durch den Reichstag die SPD und die ihr nahestehenden Arbeitervereine verbieten. Aber obgleich die SPD nur im Untergrund und in der Illegalität operieren konnte, konnten weiterhin sozialdemokratische Politiker bei Wahlen kandidieren und sich durch Wahlvereine unterstützen lassen. Die Stimmen für diese Politiker stiegen bei den Reichstagswahlen kontinuierlich an. 1890 wurde das Sozialgesetz nicht mehr verlängert. Sozialstaat Wohlfahrtsstaat, der durch seine Wirtschafts- und Sozialpolitik für das materielle Wohl und die soziale Sicherheit seiner Bürger sorgt. Erste Ansätze des Sozialstaates in Deutschland gehen auf die Sozialgesetzgebung der 1880er Jahre im Kaiserreich zurück. In der Bundesrepublik ist die Sozialstaatsverpflichtung Bestandteil des Grundgesetzes. Stellungskrieg Langandauernder Krieg wie im ersten Weltkrieg, in dem die Kontrahenten sich in Unterständen und Schützengräben nahezu unbeweglich gegenüberliegen Subsistenzwirtschaft Wirtschaftsform, in der nur für den unmittelbaren Lebensunterhalt produziert wird oder produziert werden kann Triple Entente Bezeichnung für das Militärbündnis zwischen Großbritannien, Frankreich und Russland. Sie wurde 1907 durch den Vertrag von Sankt Petersburg gegründet und stellte eine Weiterentwicklung der Entente cordiale dar. Im Ersten Weltkrieg war sie die gegnerische Kriegspartei der Mittelmächte. Urbanisierung Bezeichnung für den Prozess der Verstädterung, der sich vor allem durch und während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert vollzog. völkisch, so viel wie »sich auf das Volk beziehend, dem Volk gemäß«; etwa 1875 aufgekommene Verdeutschung des Wortes »national« im Sinn eines ethnisch exklusiven, meist antisemitischen Nationalismus. Volkssouveränität Grundprinzip der Legitimation (=Berechtigung) demokratischer Herrschaft, nach dem alle Staatsgewalt vom Volk ausgeht. Entwickelte sich aus der frühneuzeitlichen Naturrechtslehre. Die Ausübung von Herrschaft ist an die Zustimmung des Volkes durch direkte Mitwirkung (Plebiszit) oder durch Wahlen gebunden Zentrum (eigentlich: Deutsche Zentrumspartei) Bezeichnung der 1870 gegründeten und in Vorläufern seit 1852 bestehenden Partei des deutschen Katholizismus, die im Kaiserreich nach 1918 und vor allem in der Weimarer Republik eine Schlüsselstellung innehatte und von 1919 bis 1932 an allen Regierungen beteiligt war. 1933 löste sich das Zentrum auf. Seine Neugründung nach 1945 blieb ohne politischen Einfluss. Allerdings wurde die CDU von früheren Zentrumspolitikern wie Konrad Adenauer mitbegründet. Zollverein 1834 schlossen sich zahlreiche Staaten des Deutschen Bundes zum Deutschen Zollverein unter preußischer Führung zusammen, dadurch fielen Zölle und Handelsbarrieren weg. Der Zollverein förderte das wirtschaftliche Zusammenwachsen Deutschlands. Er bereitete die spätere (1871) kleindeutsche Reichseinigung vor. Zweibund Bündnisvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn, der seit 1879 bestand. Bis 1890 hatte der Zweibund defensiven Charakter. Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs spielte der Zweibund (seit 1882 zum Dreibund erweitert) eine verhängnisvolle Rolle, da er einseitig zum Fundament der deutschen Außenpolitik geworden war, wodurch die Blankoscheckpolitik gegenüber Österreich unterstützt wurde.