Ausarbeitung einer Maturaaufgabe – Aufgabenstellung Autor: Lydia Reifinger Email-Adresse: [email protected] Ausarbeitungsjahr: SS 2014 Themenbereich: Politische und ökonomische Systeme im Vergleich Thema: Privatisierung der Wasserwirtschaft und Zusammenhänge der Gründe mit Macht in Verbindung zu Menschenrechte Situations- und Problembeschreibung: Wasser ist ein lebensnotwendiges, öffentliches Gut, von dessen Nutzung niemand ausgeschlossen werden darf. Weltweit haben jedoch über 800 Millionen Menschen keinen genügenden Zugang zu sauberen Wasser. Aus diesem Grund sterben jedes Jahr etwa zwei Millionen Menschen an den Folgen unsauberen Wassers, die meisten von ihnen sind Kinder. 1. Privatisierung der Wasserwirtschaft a. Nenne drei Gründe, warum die Wasserversorgung durch öffentliche Kommunen aufgegeben wird und stattdessen private Konzerne in den Wassermarkt einsteigen. (AFB I) b. Erläutere den Kommentar „Wasser würde bei einer Privatisierung zu einer Handelsware werden“ und erkläre damit die Ängste der BürgerInnen vor einer Wasserprivatisierung. (AFB II) 2. Wasser als Menschenrecht c. Beschreibe die Grafik, die du vor dir liegen hast (M1). (AFB I) d. Analysiere die Grafik (M1) mit den Informationen aus den beiden Texten „Fallbeispiel Bolivien“ (M2) und „UNO erklärt Wasser zum Menschenrecht“ (M3). Gehe dabei insbesondere auf die Punkte Macht, Recht und Gemeinwohl ein. (AFB II) e. Bewerte nun die Verbindung zwischen der Privatisierung von Wasser (Gründe und Ängste) und dem Menschenrecht Wasser (Macht, Recht, Gemeinwohl). (ABF III) M1: Grafik SANDER, W. (2009 ): Macht als Basiskonzept Politischer Bildung. In: Informationen zur Politischen Bildung Bd. 31, Innsbruck–Wien–Bozen 2009, 9. M2: Fallbeispiel Bolivien Im Jahr 2000 wurde auf Druck der Weltbank das Wasser in der bolivianischen Region Cochabamba privatisiert und an den US-amerikanischen Konzern Bechtel übergeben. Per Gesetz wurden marktkonforme Rahmenbedingungen geschaffen: Es gab keine Verpflichtung zur Versorgung ländlicher Gebiete, den Gemeinden wurde untersagt, Brunnen zu graben oder Wasser zu besteuern, sogar die Benutzer bestehender Brunnen, egal ob öffentlich oder in Familienbesitz, mussten eine Gebühr entrichten, ohne Sondererlaubnis wurde auch das Sammeln von Regenwasser unter Strafe gestellt. OBERANSMAYR, G. (2006): Privatisierung des Wassers - Erfahrungen und Hintergründe. <http://www.werkstatt.or.at/Solidaritaet/WasserRedeOberansmayr.htm> (Zugriff: 2014-04-01). M3: „UNO erklärt Wasser zum Menschenrecht“ (28.07.2010) 1 2 3 4 5 Sauberes Wasser ist nun ein Menschenrecht. Die Vereinten Nationen haben am Mittwoch den Anspruch auf reines Wasser und Sanitärversorgung als allgemeines Menschenrecht festgeschrieben. Die von Bolivien vorgelegte und von 33 anderen Staaten unterstützte Resolution wurde durch die Vollversammlung der 192 Mitgliedstaaten mit großer Mehrheit angenommen. Einige Staaten enthielten sich 6 7 8 9 10 11 der Stimme, Gegenstimmen gab es keine. Der Anspruch auf sauberes Wasser ist völkerrechtlich nicht verbindlich. Einklagbar ist es selbst in den Unterzeichnerstaaten der Erklärung der Menschenrechte nicht […]. Die Verankerung hat aber einen hohen symbolischen Wert und durchaus Einfluss auf die Politik von Staaten und der Vereinten Nationen. DIEPRESSE.COM (2010): UNO erklärt Wasser zum Menschenrecht. <http://diepresse.com/home/panorama/welt/584184/UNO-erklaert-Wasser-zumMenschenrecht> (Zugriff: 2014-07-24). Erwartungshorizont a. Gründe für die Privatisierung: - Die prall gefüllten Kassen der großen Konzerne treffen auf leere Gemeindekassen. Dadurch entsteht die politische Bereitschaft, die leeren Gemeindefinanzen durch die Hereinnahme von privatem Kapital aufzufüllen. - Der Wassermarkt ist hoch monopolisiert - ~20 Konzerne teilen sich weltweit den privaten Markt. Diese Konzerne haben große wirtschaftliche und politische Macht. - Die EU-Kommission als Hauptverbündeter der privaten Konzerne will den Wassermarkt liberalisieren und die Gemeinden zur EU-weiten Ausschreibung der gemeindeeigenen Dienste verpflichten. Somit hätten kommunale Betriebe wenig Chance sich gegen private Giganten zu behaupten. b. Erläuterung des Kommentars „Wasser würde bei einer Privatisierung zu einer Handelsware werden“: - freier Zugang zu Wasser und zur sanitären Grundversorgung könnte nicht mehr gewährleistet werden, da private Unternehmen gewinnorientiert sind und sich nicht darum kümmern, was die Bürgerinnen und Bürger wollen Wasser würde wie andere Produkte auf dem Markt gehandelt werden und zwar in dem Maß, dass Gewinnmaximierung für die Unternehmen möglich ist - alle Entscheidungen werden dann so getroffen, dass das Unternehmen Erfolge erzielen kann Ängste der BürgerInnen: - die Erhaltung der Infrastruktur zur Sicherung der Qualität und eines stabilen Preises kann durch das Gewinnstreben der Unternehmen nicht gewährleistet werden c. Beschreibung der Grafik: - Die Grafik zeigt sechs grau hinterlegte Kästchen, die die sechs Basiskonzepte politischer Bildung darstellen, nämlich Macht, Recht, Gemeinwohl, System, Öffentlichkeit und Knappheit - Die Grafik zeigt außerdem viele weiß hinterlegte Kästchen, die eine Auswahl von weiteren Konzepten, die das politische Wissen anbelangen, darstellen - In der Grafik sind alle diese Kästchen miteinander verbunden - Die Basiskonzepte sind Knotenpunkte d. Analyse der Grafik: - Das Fallbeispiel und der Artikel zeigen ganz klar, wie diese Basiskonzepte der Grafik und die weiteren kleineren Konzepte zusammenhängen: o Zum Gemeinwohl zählt das Menschenrecht, zu dem Wasser erklärt wurde, das von höheren Mächten beschlossen wurde o Jemand der regiert, also Parteien in einem System, sind dafür da, ihre Macht anzuwenden und Gesetze zu verfassen bzw. Regeln festzulegen o In Bolivien wurde die Macht weniger Menschen zum Verhängnis vieler BürgerInnen (keine Verpflichtung zur Versorgung ländlicher Gebiete; Benutzer bestehender Brunnen, egal ob öffentlich oder in Familienbesitz, mussten eine Gebühr entrichten; ohne Sondererlaubnis wurde das Sammeln von Regenwasser unter Strafe gestellt; …) andererseits kann Macht auch etwas Gutes an sich haben (Sauberes Wasser ist nun ein Menschenrecht. Die Vereinten Nationen haben am Mittwoch den Anspruch auf reines Wasser und Sanitärversorgung als allgemeines Menschenrecht festgeschrieben) o Den Bedürfnissen der BürgerInnen, die im Gemeinwohl verankert sind, wurde durch die Festlegung des Menschenrechtes nachgegangen. e. Bewertung der Verbindung zwischen der Privatisierung von Wasser und dem Menschenrecht Wasser: - Wasser wurde zwar zum Menschenrecht erklärt, trotzdem finden in vielen Ländern Privatisierungen statt, die nicht immer zu Gunsten der BürgerInnen sind Folge: BürgerInnen haben häufig Angst vor Privatisierungen - Vielleicht hilft jedoch das Menschenrecht, dass negativen Ereignisse, die manche Länder mit der Privatisierung erfahren haben (Wasser zur Handelsware), nicht mehr vorkommen werden - Auch kann das Menschenrecht den Bolivianern eventuell helfen, ihre Situation zu verbessern (Anspruch auf reines Wasser und Sanitärversorgung als allgemeines Menschenrecht) - Generell gesehen Menschenrecht kann eventuell helfen, allen Menschen den Zugang zu Wasser zu gewähren und private Unternehmen in ihrem Handeln einschränken