BD - OECD Goverance Grundsätze Haushaltswesen / DOCX, 107 KB

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Information des Budgetdienstes
OECD Governance-Grundsätze im öffentlichen
Haushaltswesen
Entwicklung der OECD Governance-Grundsätze
Das Budget ist das zentrale Dokument jeder Regierung (in Zahlen gegossene Politik) und
beschreibt, wie sie ihre jährlichen und mehrjährigen Ziele priorisieren und erreichen möchte.
Ein solches Dokument muss klar, transparent und glaubwürdig sein, wenn es Vertrauen
schaffen und die Grundlage für eine echte Rechenschaftspflicht bilden soll.
Die OECD Governance-Grundsätze im öffentlichen Haushaltswesen bieten einen knappen
und präzisen Überblick über die „Good Practices“ im gesamten Spektrum budgetärer
Aktivitäten
unter
spezieller
Berücksichtigung
der
Erfahrungen
aus
der
jüngsten
Wirtschaftskrise. Basierend auf den langjährigen Erfahrungen der OECD-Arbeitsgruppe
Senior Budget Officials (SBO) sollen die Governance-Grundsätze praktische Hilfestellung bei
der Planung, Implementierung und Verbesserung von Budgetsystemen zur Bewältigung
zukünftiger
Herausforderungen
leisten.
Die
Governance-Grundsätze
behandeln
die
verschiedenen Phasen des Budgetprozesses, die Merkmale guter Budgetdokumente, aber
auch den größeren Kontext des öffentlichen Haushaltswesens.
Zweck dieses Dokuments ist die Vorlage eines praktischen Nachschlagewerks für politisch
Verantwortliche und Fachleute weltweit, um eine möglichst effektive Planung, Verwaltung
und Verwendung öffentlicher Mittel zu gewährleisten.
OECD Governance-Grundsätze im Überblick
Insgesamt sind im OECD-Papier zur Governance im öffentlichen Haushaltswesen
10 Grundsätze festgelegt und näher ausgeführt. Sie umfassen folgende wesentliche Inhalte:
21. Jänner 2015
Budgetdienst – OECD Governance-Grundsätze im öffentlichen Haushaltswesen
1.
Der Budgetprozess braucht klare, glaubwürdige und vorhersehbare Ziele der
Fiskalpolitik
Eine solide Fiskalpolitik vermeidet den Aufbau hoher Schulden und nützt gute
Konjunkturphasen, um Puffer und Rücklagen für Phasen schwächeren Wachstums zu
bilden. Eine nachhaltige Fiskalpolitik wird durch klare und verifizierbare Fiskalregeln
unterstützt. Der Ausgangspunkt des Budgetmanagements ist die Festlegung von
Gesamtbudgetzielen durch das Finanzministerium (zentrale Budgetautorität) im Rahmen
eines Top-down-Budgetansatzes, der sicherstellt, dass die jährlichen und mittelfristigen
Zielwerte erreicht werden und Einnahmen-, Ausgaben- und Wirtschaftspolitik insgesamt
konsistent sind.
2.
Enge
Ausrichtung
der
Budgets
auf
die
mittelfristigen
strategischen
Regierungsschwerpunkte
Der Budgetprozess soll neben dem Jahresbudget auch eine mittelfristige Perspektive
vorsehen und die Budgetstruktur und die Mittelverteilung sollen mit den nationalen Zielen im
Einklang stehen. Ein mittelfristiger Ausgabenrahmen (MTEF) ist für eine effektive
Fiskalpolitik
von
essenzieller
Bedeutung.
Der
MTEF
setzt
verbindliche
Ausgabenobergrenzen für die wichtigsten Ausgabenkategorien fest, die auch jährlich im
Rahmen der Top-down Vorgaben der Regierung eingehalten werden müssen. Die
Budgeterstellung
steht mit
der
Erreichung der
Regierungsziele in einem
engen
Zusammenhang, weshalb eine entsprechende Abstimmung erforderlich ist. Dabei ist ein
planmäßiger Prozess zur Überprüfung bestehender Ausgaben und Einnahmen hilfreich.
3.
Der
Budgetrahmen
für
Kapitalinvestitionen
soll
die
nationalen
Entwicklungserfordernisse kosteneffektiv und kohärent abdecken
Geplante Investitionen, deren Wirkung über das jährliche Budget hinausreicht, sollen auf
einer
objektiven
Bewertung
wirtschaftlicher
Kapazitätsengpässe,
der
Entwicklungsnotwendigkeiten in der Infrastruktur und sektoraler/sozialer Prioritäten beruhen.
Investitionsentscheidungen sollen unabhängig von der Art der Finanzierung (z.B.
Kapitalaufnahme oder PPP) getroffen werden.
4.
Offene, transparente und zugängliche Budgetdokumente und -daten
Verständliche Budgetdokumente sollen als Informationsquelle in allen Phasen der politischen
Entscheidungsprozesse, Überlegungen und Debatten sowie auch des Budgetvollzugs und
seiner Bewertung zur Verfügung stehen. Die Budgetdokumente sollen vollständig,
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Budgetdienst – OECD Governance-Grundsätze im öffentlichen Haushaltswesen
unverzüglich, regelmäßig und für jedermann zugänglich veröffentlicht und online in OpenData-Formaten verfügbar gemacht werden. Für eine umfassende Diskussion und Debatte
über die politischen Entscheidungen soll genügend Zeit zur Verfügung stehen.
5.
Integrative, partizipative und realistische Debatte zur Budgetverteilung
Das nationale Parlament hat eine fundamentale Rolle bei der Genehmigung des Budgets
und der Rechenschaftspflicht der Regierung. Das Parlament und seine Ausschüsse sollen
auf jeder Stufe des Budgetzyklus die Möglichkeit der Mitwirkung im Budgetprozess haben.
Regierungen sollen die Teilhabe von Parlament, BürgerInnen und Zivilgesellschaft
erleichtern, indem sie die relativen Kosten und den Nutzen öffentlicher Ausgabenprogramme
und Aufwendungen deutlich machen.
6.
Das Budget als umfassendes, getreues und zuverlässiges Bild der öffentlichen
Finanzen
Das Budget soll ein wahres und getreues Bild der gesamten Ausgaben und Einnahmen der
nationalen Regierung vermittelt und keine Zahlen ausklammern oder verstecken (allenfalls
mit Ausnahme bestimmter Ausgaben für die nationale Sicherheit). Gesetze und Regeln
sollen die Verwendung von außerbudgetären Finanzmechanismen in Grenzen halten. Eine
periodengerechte, am Rechnungswesen des privaten Sektors orientierte Budgeterstellung
und Berichterstattung legt diese Informationen offen, soll aber um ein Cash-Statement
ergänzt werden. Eine traditionelle kamerale Budgetierung auf Cash-Basis sollte zusätzliche
Informationen über die Periodenwirksamkeit erhalten.
7.
Aktive Planung, Steuerung und Überwachung des Budgetvollzugs
Budgetzuweisungen sollen durch die Regierungsstellen während des Jahres unter Aufsicht
des Finanzministeriums und der zuständigen Fachministerien vollständig und sorgfältig
verwendet
werden.
Der
parlamentarische
Budgetbeschluss
soll
Ministerien
und
Regierungsstellen in begrenztem Umfang die Flexibilität einräumen, während des Jahres im
Interesse einer effektiven Verwaltung Mittelumschichtungen vorzunehmen. Fonds für
spezifische Zwecke und zweckgebundene Einnahmen sollen auf den minimalen Umfang
beschränkt werden.
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Budgetdienst – OECD Governance-Grundsätze im öffentlichen Haushaltswesen
8.
Integration von Wirkungsabschätzungen, Evaluierungen und Kosten-NutzenErwägungen in den Budgetprozess
Neben der finanziellen Mittelzuteilung sollen in den Budgetunterlagen standardmäßig
Leistungsangaben in Form von einigen wesentlichen Indikatoren für jedes politische
Vorhaben ausgewiesen werden. Diese Indikatoren sollen die Beurteilung der Ergebnisse
anhand der Ziele sowie Benchmark-Vergleiche ermöglichen. Ausgabenprogramme sollen
standardmäßig evaluiert und überprüft werden. Neue politische Vorhaben sollen ex-ante
geprüft werden, um festzustellen, inwieweit sie den bestehenden Zielen und Schwerpunkten
entsprechen.
9.
Identifizierung, Beurteilung und umsichtige Steuerung von Nachhaltigkeits- und
sonstigen fiskalischen Risiken
Fiskalische Risiken – einschließlich Eventualverbindlichkeiten – sollen eindeutig identifiziert,
erläutert und klassifiziert werden, um in die Beratungen und die Debatte über den
fiskalpolitischen Kurs wie er im Budget vorgesehenen ist einzufließen. Risiken sollen beziffert
und die zugehörigen Steuerungsmechanismen ausgewiesen und zusammen mit dem Budget
vorgelegt werden. Regelmäßig soll ein Bericht über die langfristige Nachhaltigkeit der
öffentlichen Finanzen veröffentlicht werden.
10.
Gewährleistung der Integrität und Qualität von Budgetprognosen, Budgetplänen
und Budgetvollzug durch eine rigorose Qualitätssicherung und unabhängige
Prüfung
Das Finanzministerium muss das Vertrauen der Stakeholder in die Budgetprognosen und
Budgetpläne und in seine Fähigkeit, das Budget umzusetzen, durch verschiedene
Maßnahmen gewährleisten. Dazu zählen die Verbesserung der Kenntnisse und Fähigkeiten
der MitarbeiterInnen unter Berücksichtigung internationaler Standards und Normen, die
Einsetzung unabhängiger Fiskalinstitutionen oder anderer institutioneller Prozesse zur
objektiven Beurteilung der öffentlichen Finanzen oder die Einrichtung einer unabhängigen
internen Revision. Auch der Rechnungshof spielt für das Vertrauen der Öffentlichkeit in eine
ordnungsgemäße Verwendung der budgetierten Mittel eine fundamentale Rolle.
Das Originaldokument findet sich unter:
http://www.oecd.org/gov/budgeting/Draft-Principles-Budgetary-Governance.pdf
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