Kirchen - Törpiner Forum eV

Werbung
SCHRIFTENREIHE DES TÖRPINER FORUMS E.V.
Kirchengeschichte
Zur Geschichte Vorpommerns
Herausgeber
Helmut G. Pratzel
Unter Mitarbeit von
Ulrich Michael, Kurt Fischer, Kornelia Böttcher,
Gabriele Schwertfeger, Renate Deage, Karin Hinz
1
Herausgeber:
Univ.-Prof. Dr. Dr. Helmut G. Pratzel
Törpiner Forums e.V.
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:
I.S.M.H. Verlag
Törpin 13, D-17111 Sarow,
Tel. +49 (0) 39996 70135
Fax +49 (0) 39996 70137
Druck: I.S.M.H. Verlag
Alle Rechte, wie Nachdruck, Vervielfältigungen jeder Art, Vortrag, Funk, Tonträger- und Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, auch
auszugsweise, behält sich der Verlag vor.
© Copyright 2010 by I.S.M.H. Verlag
1. Auflage Januar 2010
1
Inhaltsverzeichnis
Christianisierung und Reformation .................................................. 3
Törpin und die Parochie Lindenberg ................................................ 3
Ganschendorf und Sarow in der Parochie Beggerow..................... 16
Ganschendorf ............................................................................. 20
Sarow zunächst eigene Pfarrstelle .............................................. 22
Gehmkow und die Parochie Hohenbollentin ................................. 24
Das Standesamt Lindenberg ........................................................... 27
Die Gefallenen der Weltkriege 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 29
2
Christianisierung und Reformation
Die Christianisierung erfolgte etwa am Ende des 12. Jahrhunderts oder
Anfang des 13. Jh. vom Zisterzienser Nonnenkloster von Ivenack aus.
Die Kirchen dieser Bauepoche haben charakteristische Merkmale:
dicke Felssteinwände, hochgelegene, kleine Fenster. Bei feindlichen
Angriffen zog man sich zum Schutze und zur Verteidigung in die Kirchen zurück. In katholischen Zeiten bis zur Reformation hatten die
Ortschaften Kentzlin, Rellin und Törpin eine eigene Pfarrstelle.
Die Reformation setzte sich in Pommern weitgehend durch das Wirken des aus Wollin stammenden Johannes Bugenhagen durch (er war
Luthers „Doctor Pomeranus“). Die von ihm verfasste Kirchenordnung
nahm der Landtag 1534 in Treptow an der Rega an.
Zunächst einige Begriffe: Eine Pfarrgemeinde (auch Parochie genannt) wird durch einen eigenen Pastor betreut. Dieser versorgt mehrere Pfarren (Pfarrstellen oder Filialen) der Pfarrgemeinde. Mehrere
Pfarrgemeinden werden in einer Synode zusammengefasst.
Die Dörfer der Region gehörten zur Synode Demmin und zu verschiedenen Parochien mit eigener Kirchengeschichte. Im Zentrum lag die
Parochie Beggerow. Die Parochie Beggerow wurde umschlossen von
den Parochien Verchen und Demmin im Norden, Sanzkow und Hohenmocker im Osten, Altenhagen, Gültz und Lindenberg im Süden,
Hohenbollentin und Schwichtenberg im Westen.
Törpin gehört zur Parochie Lindenberg, Gehmkow zur Parochie Hohenbollentin. Heute gehört auch Törpin zur Parochie Hohenbollentin.
Sarow bildete nach der Reformation zunächst eine eigene Parochie,
die zur Treptower Synode gehörte. Zur Parochie Sarow gehörte damals auch Ganschendorf als Filiale. Nach Beendigung des 30jährigen
Krieges wurde die Pfarre völlig aufgelöst, wobei Sarow und Ganschendorf der Parochie Beggerow zugeordnet wurden.
Törpin und die Parochie Lindenberg
Mit Einführung der Reformation 1534 in Pommern wurde die Pfarrstelle in Törpin Filiale von Lindenberg. So bestand das Kirchspiel
Lindenberg bis zum 30jährigen Krieg aus Lindenberg mit 4 Bauern,
12 Kossäten, dem Erbkrug, der Erbschmiede und der Erbmühle sowie
3
einem Jagdschloss, welches während der Zeit vom letzten Herzog von
Pommern und Wolgast, Ernst Ludwig gebaut wurde.
Das Jagdschloss stand neben den Gebäuden des letzten Gutshofes und
erhielt den Namen „Lindenberg“. Später ist aus den Ortsnamen „Rellin“ der Name „Lindenberg“ hervorgegangen. Der Herzog war mit
dem Pastor Tabbert, der von 1564-1607 als Pfarrer tätig war, befreundet und hatte für die Kirchengemeinde viel übrig.
Zum Kirchspiel gehörten das Dorf Törpin mit 12 Bauern, die Filiale
Alt-Kentzlin, die Kapelle in Hasseldorf mit 4 Bauern und das später
entstandene Krusemarkshagen.
Der 30jährige Krieg hatte besonders den Dörfern Lindenberg und
Hasseldorf arg zugesetzt. Der amtierende Pfarrer Pyl flüchtete 1637
zeitweise nach Stralsund.
Nach dem 30jährigen Krieg, zwischen 1648 und 1720, wurden im
Lindenberger Kirchspiel nur 1-4 Trauungen im Jahr registriert, auch
gab es wenige Geburten. Das beweist, dass die Dörfer fast menschenleer waren. Es brauchte viele Jahre bis wieder Leben in den Dörfern
einkehrte.
Die Kirche in Alt-Kentzlin, die auch zum Kirchspiel gehörte, stürzte
1669 ein und blieb eine Ruine. Alle kirchlichen Handlungen - außer
Beerdigungen - wurden in der Mutterkirche in Lindenberg abgehalten.
Die Törpiner Kirche wurde bereits 1404 erstmalig erwähnt. Die heutige Kirche wurde 1660 erbaut.
Im Jahre 1664 hieß es in einem Bericht: „Die Törpinische Kirche sieht
gar traurig aus, hat ein gedoppeltes Dach, welches notwendig ausgebessert werden muss. Darin mangeln drei Tafeln Fenster, sowie auch
die Traufe. Die Wand ist sehr lehmig. Die Ständen seien verrottet und
mangeln der Sohlen. Die Kanzel und Stühle sein noch gut, aber nur
ein halber Bretterboden, der Turm ist sehr baufällig und schlecht,
möchte lieber Gefahren halber heruntergenommen werden und ein
Stuhl gemacht".
Heute ist kein Turm mehr vorhanden, er wurde abgerissen und nie
wieder ersetzt. Die Glocke hängte man in einen Glockenstuhl aus
Holz, der vor der Kirche aufgestellt wurde. 1908 ging die kleinere
Glocke beim Läuten entzwei, sie wurde durch eine größere ersetzt.
4
1939 wurde der Glockenstuhl zur besseren Standfestigkeit untermauert. Im zweiten Weltkrieg musste auch Törpin, genau wie alle anderen
Kirchen, eine Glocke für Kriegszwecke hergeben.
Der Friedhof, auf dem Kirche und der Glockenstuhl stehen, diente
früher auch zur Bestattung der Gemeindemitglieder. Um 1900 war die
Bevölkerung der Gemeinde stark angewachsen und der beengte Friedhof an der Kirche reichte für die anfallenden Bestattungen nicht aus.
Es wurde ein neuer Friedhof angelegt. Auf dem alten Friedhof wurden
die Beerdigungen entsprechend der Zusammengehörigkeit verstorbener Familienmitglieder fortgesetzt.
Es folgte eine lange Zeit, in der keine Ereignisse notiert wurden und
das Schreiben der Chronik von kirchlicher Seite vernachlässigt wurde.
Erst ab 1900 bemühte sich Herr Pastor Witt, der von 1903 bis 1934 in
Lindenberg die Pfarrstelle inne hatte, alle Ereignisse zu notieren. Er
berichtete folgendes über die Kirchengemeinde Törpin:
1900 Das Dorf Törpin hat 600 Einwohner. Von Alt-Kentzlin durch
den Wald, durch Lindenberg, Krusemarkshagen über den Törpiner Ausbau (Lange - Reihe) wird eine Straße gebaut. Die
Wegeverhältnisse erfahren eine deutliche Verbesserung.
1901 Im Mai brennt in Törpin die Schule ab und wird wieder aufgebaut. Im Oktober 1904 wird die neue, viel größere Schule eingeweiht. Die Baukosten betragen 20000 Mark. Die Törpiner
gehen wieder fleißiger zum Gottesdienst.
1905 Ende Juni zahlreiche Gewitter über unsere Dörfer und unser
Land. Dem Hofbesitzer Becker wurden 2 Pferde auf dem Feld
vom Blitz erschlagen. Während der Ernte gab es viel Regen,
aber die Ernte kommt trotzdem gut rein. Der Landwirtschaft
geht es etwas besser. Auch die Preise für das Vieh steigen. Kühe 300 bis 400 Mark, Schweine Ztr. 52 Mark.
1906 Im Juli starb des Pastors Söhnlein (10 Monate alt). Aus Lindenberg wird der 13 Jahre alte Schüler Heinrich Maak beim Kühe
hüten auf der Hohenbollentiner Feldmark vom Blitz erschlagen,
dies geschah am 20. Juli 1906.
1907 Am 18. Oktober stirbt der Pastor Wilhelm Müller, er war 15
Jahre Seelsorger in der Pfarrei Lindenberg gewesen. In Törpin
erfolgt eine Parzellierung der Bauernhöfe.
1908 Beim Läuten der Kirchenglocken in Törpin zersprang die kleine
5
1909
1910
1911
1912
1914
Glocke, es wird eine größere Glocke für 350 Mark angeschafft,
gegossen von der Firma Voß in Stettin.
Am 18. August zieht ein starkes Gewitter über unseren Raum,
kalte Schläge treffen das Haus bei Eggert auf dem Krähenberg
und das Gehöft von Schlorff auf dem Törpiner Ausbau. Ein
Kind ertrinkt in einem Wasserloch, die Familie ist nicht genannt.
Am 15. Mai fuhr abends ein kalter Blitzschlag in das Doktorhaus von Saubert. Am 6. Juni wurde das mit Rohr gedeckte
Haus des Arbeiters Pries in den Morgenstunden durch Blitzschlag eingeäschert, es wird nicht wieder aufgebaut.
An der Kreisgrenze nach Treptow a/Toll. findet ein Kaisermanöver statt. Wir haben die Gelegenheit, den ersten Flieger und
das Luftschiff Zeppelin zu beobachten. Das Luftschiff hat bei
Groß-Below eine Havarie und wird durch Feuer vernichtet. Die
Menschen munkeln von Krieg.
Im Februar und März herrscht in Törpin eine ScharlachEpidemie, im Dorf sind sechs Tote zu beklagen. Lehrer Berg
geht von Törpin nach Stettin, für ihn kam der Lehrer Possiwan
aus Zertitzfelde.
Das Jahr fängt mit einem gewaltigen Schnee an, so dass der
Pastor nicht nach Törpin kommen kann, und es findet kein Gottesdienst statt, es folgte eine große Kältewelle. Als im Juli das
Lindenberger Schützenfest stattfand, kam die Nachricht, dass
ein serbischer Student den Thronfolger von Österreich, Franz
Ferdinand, mit seiner Gemahlin in Sarajewo ermordet hat.
Gleich trat überall Bestürzung ein, und das Volk ahnte Schlimmes und böse Folgen. Am Abend des 1. August 1914 wurde die
Mobilmachung in Deutschland vom Kaiser ausgerufen. Der
Krieg war da, der eine Welt in Waffen sehen wollte. Die jungen
Reservisten mussten sich gleich am Sonntagmorgen in ihre
Standorte begeben. An diesem Sonntag waren die Kirchen gefüllt, dergleichen auch am 5. August, an dem ein besonderer
Buß- und Bettag stattfand. In den Gottesdiensten der beiden
Tage wurde eine Abendmahlzeit gehalten, die viele Teilnehmer
fand. Der Pastor musste an beiden Tagen viermal die Feier halten. In den ersten Tagen im August 1914 fanden noch mehrere
Kriegstrauungen statt ohne vorheriges Aufgebot. Die Kirchen
6
1915
1916
1917
1918
1919
waren jeden Sonntag voll, wie sonst an Festtagen. Lustbarkeiten
fanden keine statt. So ging das erste Kriegsjahr zu Ende.
Die Brotkarte wird eingeführt, pro Person wöchentlich ein Brot
zu vier Pfund zu 0,65 Mark. Zu Weihnachten wurden in Törpin
120 Pakete durch die Frau Doktor Saubert gesammelt und an
die Front geschickt.
Der Pastor muss wegen Herzerkrankung nach Bad Nauheim,
die Vertretung übernimmt Pastor Kersten von Hohenbollentin.
Die Preise sind angestiegen. Der Krieg macht sich auch in der
Wirtschaft bemerkbar. Eine Kuh 1200 bis 1500 Mark, ein Pferd
3-4000, Mark ein Schaf 100 Mark, eine Gans 100 Mark, ein
Pfund Butter 2,40 Mark, ein Ei 25 Pf. Das Kirchspiel spendet
1000 Eier für die Verwundeten im Demminer Lazarett. Die
Fleischkarte wird eingeführt. Totensonntag wird gefeiert, 10
Gefallene aus der Kirchengemeinde werden geehrt, darunter der
2. Lehrer Possiwan.
Das Jahr fängt mit strenger Kälte an, die Schulen bleiben 14
Tage geschlossen. Am 1.Mai kamen 14 Kinder aus Stettin nach
Törpin. Am 9.September fand eine Feierstunde statt. Die Glocken mussten für Kriegszwecke abgegeben werden. Am 5. Dezember fand eine Volkszählung statt. Es wurden gezählt: in
Lindenberg 195 Personen, in Alt-Kentzlin 134, in Neu-Kentzlin
202, in Hasseldorf 13, in Krusemarkshagen 93, in Törpin 480,
insgesamt 1128 Personen. Es fehlten die Personen, die zur Zeit
im Felde standen, über 300 Personen.
Am 5. Januar starker Schneefall. Die Dörfer sind eine Woche
lang von der Welt abgeschnitten. Auf den Dörfern stellt sich
Schleichhandel ein, das deutsche Volk ist unmutig, in den Städten ist Hungersnot. Am 11. November ist Waffenstillstand. Die
ersten Soldaten kehren heim, der Krieg ist verloren.
Am 26. Januar fand die Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung statt, die viel Unruhe in das Land brachte. In Törpin
ging es sehr stürmisch in der Versammlung zu. Die Sozialdemokraten gewannen viele Arbeiter als Anhänger. In der Hauptsache wurden Deutschnationale gewählt.
Das Ergebnis der Wahl im Kirchspiel
7
Ort
Deutschnationale
Deutsche DemokraVolkspartei
ten
Sozialdemokraten
Lindenberg
68
38
15
3
Alt-Kentzlin
17
6
7
30
Neu-Kentzlin
10
6
16
76
Hasseldorf
48
4
5
20
Krusemarkshagen
34
13
14
5
Törpin
60
70
45
80
1919 Am 2. März finden Gemeindewahlen statt. Als Gemeindevorsteher in Törpin wird der Eigentümer Richard Steffenhagen
gewählt. Da der Staat sich als religionslos erklärte, hatte das
auch Rückwirkung auf das kirchliche Leben. Eine geistige Erneuerung hat der Krieg nicht im Gefolge gehabt. Auch die Jugend entzieht sich der kirchlichen Beeinflussung. Vergnügungssucht dagegen grassiert, jeden Sonntag ist Tanz, trotzdem
der Geldwert ständig sinkt.
1920 Am 1. April abends 8 Uhr schlägt der Blitz in die Lindenberger
Kirchturmspitze. Die Spitze brennt runter, und die Glocken
werden Opfer der Flammen.
1921 Ende Oktober wütet ein furchtbarer Sturm, der in den Dörfern
viel Schaden anrichtet.
1922 Starker Frost von Januar bis März. Im Juli ungeheure Regenmassen, so dass der Augraben Hochwasser führt und alles überschwemmt wird. Die Chaussee von Hasseldorf bis Hohenbollentin und an der Kleinbahn wird gebaut.
1923 In Deutschland ist die Inflation (Geldentwertung).
1924 Das Jahr fängt mit großer Kälte an, es gibt einen langen Winter,
es gibt eine späte Frühjahrsbestellung, die Wintersaaten stehen
im schlechten Zustand. Am 14. August ein sehr starkes Gewitter. Die Währung im Lande wird stabil.
1925 Am 26. April wird Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt.
Die Politik beschäftigt noch immer das Land. Die Getreideernte
wird schnell beendet. Das Sommergetreide war gut, das Win-
8
1926
1927
1928
1929
1930
1931
1932
tergetreide mäßig, Kartoffeln gab es reichlich. Die Preise sind
niedrig: Roggen Ztr. 7,- Mark und Weizen Ztr. 9,- Mark.
Am 1. April trat der Küster und Lehrer Abendroth in Törpin in
den Ruhestand, er hat 32 Jahre den Schuldienst versehen. An
seiner Stelle trat der Lehrer Tesch ein, Tesch war bisher zweiter
Lehrer.
Törpin bekommt am 1. April einen neuen zweiten Lehrer, und
zwar Herrn Bülow aus Waren. Ein früher Winter setzt ein,
Schlittenbahn von Mitte November bis Weihnachten.
Pastor Witt feiert am 1. April sein 25jähriges Jubiläum. In den
25 Jahren seiner Dienstzeit hat er über 1000 Kinder getauft, 900
Kinder konfirmiert, 650 Gemeindemitglieder zu Grabe geleitet
und 345 Paare getraut. Am 9. September hält der Superintendent Jäckel eine Kirchenvisitation. Er hält die Predigt bei einem
gut besuchten Gottesdienst. Am 1. November ging die Lindenberger Molkerei durch einen Kauf an die Törpiner Molkerei
über, die Lindenberger Molkerei lässt man eingehen. Infolgedessen müssen die Lindenberger ihre Milch nach Törpin fahren.
Wahl der Kreissynode: Erich Günther von Törpin ist Kandidat.
Am Montag, dem 23. Juni, gingen von 3 Uhr am Nachmittag
bis 12 Uhr in der Nacht schwere Gewitter über unsere Dörfer
nieder. Wir bekamen den heiß ersehnten Regen. Um ½ 4 Uhr
schlug ein Blitz in die Scheune des Hofbesitzers Paul Röhrdanz
in Törpin und legte sie in Asche. (Röhrdanz, später Götzie, zuletzt 30 Jahre Schweinestall der LPG).
Am 1. Januar beschließt die Kirchensynode eine neue Kirchenordnung. Beim Aufgebot fällt das Prädikat „Jungfrau“ fort, daher ist der Brautkranz nur noch Schmuck der Braut, wie das
weiße Kleid. Weltwirtschaftskrise: Geld ist überall knapp: 1
Kuh 300 Mark, 1 Ferse 200 Mark, 1 Ztr. Schweinefleisch 30
Mark. Arbeitslose gibt es in Deutschland 6 Millionen. In Törpin
ist an mehreren Sonntagen kein Kirchenbesucher.
Die Not der Landwirtschaft steigt weiter, die Preise sinken, die
Pacht und Kirchensteuer bleiben rückständig. Am 13. März
findet die Wahl des Reichspräsidenten statt. Die Stimmen im
Kirchspiel Lindenberg: von Hindenburg 174, Hitler 252, Düsterberg 168, Thälmann 10. Im 2. Wahlgang am 10. April erhielten von Hindenburg 267, Hitler 446 und Thälmann 4 Stimmen.
9
Die Not der Landwirtschaft ist weiter gestiegen, da die Preise
noch mehr gesunken sind. Im Kirchspiel sind 1000 Mark Pacht
rückständig für Pfarre, Kirche und Küster.
1933 Der Januar brachte Kälte bis 15 Grad minus und wenig Schnee.
Am 30 Januar berief der Reichspräsident von Hindenburg eine
neue Reichsregierung. Adolf Hitler wird zum Reichskanzler
berufen, im Lande ist wieder Hoffnung. Der Februar brachte
viel Frost und Schnee, im Lande eine große Not. Der 1. Mai ist
nun der Festtag der nationalen Arbeit zum Aufbau Deutschlands, gefeiert im ganzen Lande mit Gottesdiensten, die überall
die Kirchen füllen. In allen Dörfern werden als Symbol für
Hindenburg und Hitler Eichen gepflanzt. In diesem Jahr gibt es
in Staat und Kirche viele Ereignisse und alles scheint zum Guten für das Volk zu sein.
1934 Am 1. April trat Pastor Witt in den Ruhestand, nachdem er 31
Jahre der Gemeinde Gottes Wort verkündet hat und die ganze
Zeit mit der Gemeinde im guten Einvernehmen gelebt hat. Im
Pfarramt Hohenbollentin ist eine Kriegschronik, die von Pastor
Witt in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 geführt wird. Der gesamte Verlauf des Krieges wird in dieser Chronik beschrieben.
Das Kirchenbuch der Parochie Lindenberg, geführt von 1835 bis
1955, berichtet über alle Sitzungen des Gemeindekirchenrates in Törpin, alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen sind eingetragen.
07.05.1911 Im Törpiner Gemeindekirchenrat wird beschlossen: Der
Eigentümer Meßmann wird als Kirchendiener angestellt,
mit einer Vergütung von 60 Mark jährlich, zahlbar aus
der Kirchenkasse für Balgentreten, Glocken läuten und
Kirche reinigen. Für Beerdigungen und Trauungen hat er
50 Pf vom Betreffenden besonders zu fordern.
09.07.1911 Durch die Firma Voß Stettin ist die große Glocke nachzusehen, evtl. mit neuen Lagern versehen zu lassen. Handund Spanndienste leistet die Gemeinde.
19.05.1912 Zu den Kosten der Reparatur in der Küsterwohnung sind
1/3 der Kosten bis zu 30 Mark aus der dazu verpflichtenden und leistungsfähigen Kirchenkasse zu bewilligen. Als
Grabplatz ist für 1 Grab bis 1,50 m Breite, für 2 bis 3 m
10
Breite und 3 m Länge zu bewilligen, daher dürfen Gitter
nicht größer sein als 3 mal 3 m. Die Tür muss nach innen
schlagen. Für gesonderte Grabplätze werden ab jetzt 10
Mark pro Platz erhoben.
01.05.1914 Der Etat der Kirchenkasse ist von 1914 bis 1919 vorzustellen. Der alte Kirchhof ist in Wiederbenutzung zu
nehmen und die dahingehenden Anträge sind zu stellen,
bei den zuständigen Behörden. Um den Glockenstuhl
teeren zu lassen, sind zu dem Zwecke 30 Mark aus der
Kirchenkasse zu bewilligen. Der Vertretung ist die nötige
Reparatur an der Pfarre zu empfehlen und dazu 1/3 bis
120 Mark aus der Kirchenkasse zu bewilligen.
09.01.1927 Auf Antrag Liermann, eine Anzahl Bäume auf dem neuen
Kirchhof wegzunehmen und andere zu kröpfen, weil der
Betrieb seiner Windmühle dadurch behindert werde, und
die Kosten durch Verkauf des Holzes zu decken, die Ausführung durch Steffenhagen und Günther. Bei der Firma
Olssen-Lübeck anzufragen, was eine Bronzeglocke von
89 Zentner kosten würde.
18.09.1932 In Betreff der beabsichtigten Trennung von Kirchen und
Schulamt wird es für das Beste gehalten, wenn der bisherige Zustand bestehen bleibt, da durch die Trennung die
Kirchengemeinde belastet würde, die so schon 1000 RM
jährlich an Kirchensteuern aufzubringen hat und bei
Trennung noch 300 RM hinzukommen würden, die bei
der heutigen Notlage der Landwirtschaft schwer aufzubringen sein würden.
Von Mai bis 30. August 1934 hatte der Prediger Alfred Haberstroh die
Pfarre Lindenberg verwaltet. Der Prediger Haberstroh hatte Eintragungen in der Kirchenchronik vorgenommen, die vom Superintendenten nicht akzeptiert werden konnten und deshalb vernichtet wurden.
Pastor Jager war von 1936 bis 1956 im Kirchspiel Lindenberg eingesetzt. Er wurde am 16.07.1939 von dem Superintendenten Jäckel in
Demmin in einem feierlichen, gut besuchten Gottesdienst in Lindenberg und in Törpin in sein Amt eingeführt. Pastor Jager hatte in den
Kriegsjahren eine bewegte Zeit und mit viel Kummer und Leid sein
11
Tun. Während des zweiten Weltkrieges führte er in vielen Familien
Beileidsbesuche durch, sprach den Eltern, Müttern und Witwen Trost
aus und hielt Gedenkfeiern für die Gefallenen ab. Törpin hatte, wie
jede Gemeinde, Söhne und Väter, die im Krieg gefallen oder vermisst
wurden und nicht wieder heimkehrten. Am 26. April 1945 vergrub er
im Pferdestall des Pfarrerhofes in Lindenberg die Kirchenchronik,
wertvolle Akten und das Abendmahlservice, um diese Sachen vor
feindlichen Händen zu schützen und sie zu erhalten.
Dann ging der Krieg im Mai 1945 seinem Ende entgegen. Viele
Flüchtlinge waren in die Dörfer gekommen. Sie suchten eine neue
Bleibe und fanden in den meisten Fällen eine neue Heimat. Viele
Gläubige wollten Gottes Wort zum Trost hören. In der Nachkriegszeit
war es für viele Familien eine schwere Zeit. Die Flüchtlinge kamen
nur mit wenig Hab und Gut, Familien waren zerrissen und viele der
Dorfbewohner und Flüchtlinge lebten in Ungewissenheit.
Am 31. Mai 1953 hielt Pastor Jager in Törpin und Lindenberg seinen
Abschiedsgottesdienst. Die Kirchen waren bis auf den letzten Platz
gefüllt, hatte er doch eine gute Arbeit geleistet. Pastor Jager ging nach
Elmenhorst, Kirchenkreis Grimmen. Der Grund seines Fortgehens
waren bessere Beschulungsmöglichkeiten seiner Kinder.
In der Sitzung des Gemeindekirchenrats Törpin am 4. Juli 1953 wurde
durch Pastor Reimer die letzte Eintragung im Törpiner Protokollheft
gemacht. Das Protokollheft wurde 1910 angelegt und berichtet in der
Hauptsache nur über Törpiner kirchliche Angelegenheiten.
Am 01.08.1953 berief das Konsistorium den Pfarrer Gerhard Bauer
nach Lindenberg. Die Einführung vollzog Superintendent Dr. Achterberg am 27.09.1953 unter der Assistenz von Pastor Reimer und Pfarrer Dr. Hingst von Völschow. Da im 1. Weltkrieg neben den Glocken
auch die zinnernen Orgelpfeifen abgegeben werden mussten, sorge
Pastor Bauer im Jahre 1961 für die Installierung neuer Pfeifen.
Einem Bericht von Pastor Bauer ist Folgendes zu entnehmen:
„Besondere Kräfte fordert die Versorgung der Filialgemeinde Törpin.
Ein Auto stand nicht zur Verfügung. Wir, das heißt meine Frau als
Organistin und ich, mussten bei jedem Wetter auf einem schlecht gefederten Wagen den Weg nach Törpin zurücklegen. Die Benutzung
des Landweges war oft unmöglich, und auf der Straße waren es 7 km
12
Umweg. Die Törpin-Fahrten überforderten uns beide derartig, dass ich
das Konsistorium gebeten habe, die Filiale Törpin einer jüngeren
Kraft zu übertragen. Ich hatte an den Pfarrer von Altenhagen, Herrn
Dr. Kehnscherper, gedacht, aber das Konsistorium übergab Pastor
Bohl von Beggerow die Amtshandlungen. Die Frauen- und Bibelstunden auf der Törpiner Langen-Reihe führten wir noch durch, bis unser
Fuhrwerk ganz und gar versagte. Die letzte Stunde hielten wir am 24.
Januar 1960 im Hause der Familie des Kirchenältesten Mahnke.“
Der Konfirmandenunterricht wurde, wie auch die Christenlehre, häufig durch die Schule behindert, indem man außerplanmäßig Schulunterricht oder auch Pionierstunden ansetzte. Dies traf besonders für die
Schule in Lindenberg zu. Die Konfirmation, die von jeher am Palmsonntag stattfand, wurde durch die Jugendweihe verdrängt und erst
zum Pfingstfest durchgeführt. Die Konfirmanden erhielten in der Einsegnungsfeier vor dem Altar in Begleitung ihrer Eltern das erste heilige Abendmahl gereicht. Der Gottesdienstbesuch war in den 60er Jahren nicht geringer geworden. Die Teilnahme am heiligen Abendmahl
ging um fast 50 % zurück. Der alte Brauch, auf dem Sterbebett sein
letztes Abendmahl vom Pastor zu erhalten, wurde nur noch selten
durchgeführt.
In den letzten Jahren der Amtszeit von Herrn Pastor Bauer wurden an
der Kirche in Törpin folgende Arbeiten vorgenommen: 1960 stiftete
die Witwe Martha Jung in Törpin Lange-Reihe die gesamten Kosten
für die elektrische Anlage in der Kirche. Die Kosten betrugen 1421,43
Mark. Die schon dafür gesammelten Beträge konnten für andere Zwecke reserviert werden. Später, 1962/63, wurde die Anlage nach den
Weisungen von Pfarrer Bohl, der die Betreuung in Törpin seit 1958/59
übernommen hatte, noch erweitert. Der Heizungsbau in der Kirche
war eine dankbare Sache, denn in den kalten Jahreszeiten standen für
kirchliche Veranstaltungen in Törpin keine anderen Räume zur Verfügung. Das Dach der Kirche in Törpin wurde 1961 völlig umgedeckt.
Die Kosten betrugen 1952,52 Mark. 1963 wurde zunächst für den
Neubau einer Leichenhalle in Törpin ein Zuschuss von 552 Mark geleistet, und zwar 500 Mark aus der Kirchenkasse und 52 Mark aus
Sammlungen der Frauen der Törpiner Langen-Reihe. Dann wurde
eine neue Tür für die Kirche vom Tischlermeister Wiesener in Törpin
hergestellt. Die Kosten betrugen 1185,50 Mark. Der Windfang-
13
Vorhang und die Läufer in der Kirche konnten aus Sammlungsmitteln
bezahlt werden. Für den Gemeindekirchenrat und den Pastor war es
eine komplizierte Angelegenheit, die Instandhaltung der kirchlichen
Gebäude und Einrichtungen zu finanzieren.
Auf eigenen Antrag wurde Pastor Bauer ab dem 01.02.1965 im Alter
von 67 Jahren in den Ruhestand versetzt. So war Pastor Bauer der
letzte Pfarrer des Lindenberger Kirchspiels. Alle Bemühungen, wieder
einen Pfarrer nach Lindenberg zu bekommen, schlugen fehl. Das
Pfarramt Lindenberg wurde im Jahre 1965 mit der Kirchengemeinde
Hohenbollentin vereinigt. Die jeweiligen Pfarrer von Hohenbollentin
übernahmen auch die kirchlichen Amtshandlungen in Törpin.
Das Kirchenleben in den Gemeinden wurde zur Zeit der DDRRegierung erheblich beeinträchtigt, die Zahl der Kirchenanhänger
wurde stark reduziert. Junge Menschen ließen sich nicht mehr kirchlich trauen. Dies hatte zur Folge, dass kleine Kinder nicht getauft
wurden, Konfirmationen ersetzte man durch Jugendweihen. Selbst
Beerdigungen wurden häufiger durch Grabredner abgehalten. Die Bestattung aus dem Wohnhaus, wie es zu alten Zeiten einmal üblich war,
durften nicht mehr stattfinden. Aus diesen Gründen baute man 1964
auf dem neuen Friedhof eine Leichenhalle. Die Finanzierung wurde in
der Hauptsache von der Gemeinde getätigt, die Kirche beteiligte sich
kaum an den Unkosten.
Abb. Törpiner Kirche vor einigen Jahrzehnten
1967 wurde die Törpiner Kirche gründlich renoviert. Am 4. Oktober
1970 wurde die von B. Grünberg/Stettin im Jahre 1863 erbaute mechanische Orgel durch die Orgelbaufirma Böhm/Gotha restauriert und
mit klingendem Prospekt versehen.
1980 wurde die Glocke, die in dem Glockenstuhl hängt, mit einem
elektrischen Antrieb ausgerüstet. Für den Kirchendiener war es eine
große Erleichterung, denn nach der Kirchenordnung werden zu vielen
Anlässen die Glocken geläutet. Der Innenraum der Kirche wurde mit
einer Fußheizung versehen, um in den Wintermonaten den Kirchgang
angenehm zu machen.
Die Kirchendiener versahen den Kirchendienst neben ihrer beruflichen Tätigkeit oder gegen eine geringe Entlohnung. Dieses Amt hatte
14
in Törpin Frau Ustorf bis zum Jahre 1988 inne. Sie war nicht mehr die
Jüngste und hatte deshalb Unterstützung von den Kirchenältesten.
Im Jahre 1964 sind folgende Kirchenälteste in Törpin im Amt:
Name
Hermann Günther
Erich Martens
Willi Schewe
Wilhelm Schlorff
Frieda Ustorf
Adolf Mahnke
geboren
07.09.1904
18.09.1893
15.05.1901
29.01.1892
21.11.1912
01.10.1902
Im Jahre 1994 sind folgende Kirchenälteste in Törpin im Amt:
Name
Hans-Dieter Schwertfeger
Hannelore Kühl
Günther Wiesener
Kornelia Böttcher (geb. Ladwig)
Herbert Ziebell
Karl Mahnke
geboren
11.12.1935
27.05.1941
07.03.1932
10.12.1954
01.1932
15.12.1934
Das Kirchendieneramt wurde, nachdem es Frau Ustorf nicht mehr
ausführte, von den Kirchenältesten im monatlichen Wechsel durchgeführt. Nach der Zusammenlegung der Kirchspiele Lindenberg und
Hohenbollentin wurde Törpin von Pastor Martin Reimer betreut. Pastor Reimer ging 1980 in den Ruhestand, und es folgte 1982 Pastor
Müller. Pastor Müller versah den Kirchendienst etwa 10 Jahre. Bei
den Pastoren hatten die Ehefrauen das Spielen der Orgel übernommen.
Nachdem Pastor Müller Hohenbollentin verließ übernahm der Beggerower Pastor Ott die Vertretung in Törpin, bis 1992 Frau Pastorin Else
Bernds das Amt in Hohenbollentin antrat. Zusätzliche kirchliche
Dienste, wie z.B. Vorbereitung von Beerdigungen, wurden von Frau
Inge Brümmer geleistet. Am 01.November 2003 übernahm Frau Gabriele Schwertfeger das Amt der Küsterin.
15
Ganschendorf und Sarow in der Parochie
Beggerow
1491 war Christian A. katholischer Priester in Beggerow. Aus den
Akten des schwedischen Archivs Teil III Nr. 8 zu Stefan geht hervor,
dass Witte der erste evangelische Pastor in Beggerow war, der vermutlich 1536 vom Katholizismus übergetreten und dann noch bis 1548
Pastor zu Beggerow war. In einem Brief des Antonius Drake, Besitzer
zu Gehmkow, wozu noch einige Beggerower Ackerstücke gehörten,
geschrieben an den Herzog Ernst Ludwig (vom 18.09.1578) steht:
Pastoren sein zu Beggerow bei Menschen Gedächtnis gewesen. Pastor
Witte: nach ihm lange Zeit kein Pastor.
Nicolaus Witzlaff
Nicolaus Sievert
Michael Grantzow
Joachim Janholtz
Paul Koeppen
Andreas Horn
Paul Wendland
Albert Berend
Georg Betcke
Helmut Spiegelberg
Bernhard Gustav Spiegelberg
Dietrich Gottfried Dreyer
Christoph Friedrich
Koepke
Johann Friedrich Wilhelm
schon in Sarow genannt
1559–1576
1576-1597 wird aber erst 1588 im Mai
eingeführt
war noch 26.09.1600 Pastor in Sarow,
1603 -1610 Pastor zu Beggerow
1611-1617, er war ein Demminer Kind
1618 tritt er das Amt in Beggerow an,
gleichzeitig ist in Sarow Heinrich
Schmidt, der wegen ungebührlichem
Verhalten dem Gutsherrn das Abendmahl
nicht reichen darf, dieses tut Pastor Berend
wurde 1647 Pastor hierselbst bis 1686
geb. 26.02.1664 wird am 11.10.1687
Pfarrer in Beggerow
1724–1747, Sohn des vorherigen P., Lehrer seiner Gemeinde und des Altars
1759-1791, das kirchliche Leben in Ganschendorf ist heute noch eine Frucht seines Wirkens, gestorben am 28.03.1791
1792-1799
1800-1838, 1. Januar 1838 emeritiert
16
Knust
Johann Friedrich Ferdinand August Knüppelholz
Hermann Adolf Berger
1838-1853
1854-1877, als 1872 der große Brand in
Beggerow wütet brannte auch die Pfarre
mit sämtlichen Gebäuden nieder, der Pastor wohnte, bis sie wieder aufgebaut war,
bei dem Bauern Fritz Jahns (Ausbau).
Karl Friedrich Wendtland 1877 –1880, wird 1880 nach Rendsburg
als Divisionspfarrer berufen.
Reinhold Dieckmann
am 13.06.1843 in Gramenz, Kreis NeuStettin geboren, ist von 1880 - 1919 Pfarrer in der Parochie Beggerow. Pastor
Dieckmann hat in 39 Jahren seiner Tätigkeit aufopferungsvoll für seine Kirchengemeinde gearbeitet und gebetet.
Ernst Paul Gustav Büchsel von 1919-1928 in Beggerow tätig. Dann
war die Pfarre lange Jahre unbesetzt und
wurde nur vertretungsweise von anderen
Pastoren betreut.
Julius Böttiger
wurde am 01.04.1937 nach Beggerow
berufen. Als 1939 der Krieg ausbricht,
muss er zur Fahne und ist am 21.03.1943
als Leutnant bei Leningrad gefallen.
Heinz Ernst Karl Gatz
vom Mai 1945–1952
Eckard Ewald Erich Beyer vom 28.09.1952-1955 in Beggerow, ist
am 07.09.1983 verstorben.
Siegfried Bohl
geb. 31.01.1930 in Neudamm, im September als Vikar nach Beggerow und ab
01.06.1959 als Pastor eingesetzt, bis Oktober 1973. Dann wurde Pastor Bohl als
Superintendent in Grimmen eingesetzt.
Herr Pastor Reimer aus Hohenbollentin
betreut die Pfarre Beggerow.
Friedrich Hans Siegfried
geb. 08.04.1949 in Greifswald. Am 1.
Preuß
August 1975 kam er als Hilfsprediger
nach Beggerow, unter der Dienstaufsicht
von Pastor Reimer. Seine Einführung als
17
Ralf Ott
Pastor war am 20. März 1977. Er hat bis
zum 10.Juli 1987 hier in Beggerow amtiert.
ist der jetzige Pastor und Nachfolger von
Pastor Preuß.
In einer Parochial-Tabelle vom 16.12.1739 sagte Pastor Bernhard
Gustav Spiegelberg "Sarow III. Länderein". Solche haben Kirche,
Priester und Küster gehabt, sind aber abgekommen bis auf 15 Morgen
Acker und 2 kleine Wiesen, so mein Antagonismus (unversöhnlicher
Widerspruch) über 80 Jahre vor ihre Seelenpflege gehabt. Bis jetziger
Pastor anno 1724, den 5. Juni, auf den von denen Herrn von Walsleben laut visier. Protokoll 1722 versprochenen übrigen Acker einer
Landhufe von 30 Morgen gesuchte, allergnädigster Kgl. Konfirmation
aus der Regierung zu Stettin erhalten. Habe auch selbst 5 Jahre in ruhiger Passion selbst gebaut, zu meiner Zeit von 1724 bis 1729 und nun
wieder 10 Jahre, also bis 1739, von einem Colono jährlich 40 Taler
Pension gehabt. Itzo will alles angefochten und diskutiert werden.
Pastor bittet demütigst um allergnädigsten Schutz und Conservation
der Pfarrgerechtigkeit und um Verordnung an die Herrn Patrone, damit nicht letztlich alles eingehe. Es regilieren in diesen Jahren die Gebrüder von Maltzahn ihre gesamten Güter, auch Sarow und Ganschendorf.
Der "letzte Priester Cobonus" in Sarow, von 1732 bis 1739, war Johann Zander, dessen Schwester Juliane Zander des dortigen Archendators Jaspar Duday Ehefrau war, 1698 in Sarow geboren, in Sarow
waren die ersten 5 Kinder geboren, der steht noch 18.9.1752 in Ganschendorf bei dem Müller Dewitz Gevatter, dann aber stirbt er in
Utzedel als Pächter am 19.03.1756. Der Stammesvater des aus Ungarn
stammenden, im 30-jährigen Krieg nach Pommern gekommenen und
hier weit verbreitetem Geschlecht Dudy.
Der letzte Pastor, Heinrich Schmidt Fabricius, war in Sarow von 1604
bis 1644. Er hat viel Streit mit seinen Patronen. Am 23.03.1624 beschwert sich Christoph Lüdeke von Maltzan über seinen Pastor in Sarow, H. Schmidt, wegen ungebührlicher Handlungen und Reden, bittet
ihn, vom Amt zu removieren und vorläufig dem Pastor zu Beggerow
zu befehlen, ihm das Abendmahl zu reichen. Im Cummerower Archiv
18
befinden sich mehrere Akten über H. Schmidt. Original Vergleich:
Hans Friedrich Maltzan und Pastor Heinrich Schmidt, wodurch dem
Pastor die Macht gegeben wird in des Patroni Scheune solange dreschen zu lassen, bis er vollkommen befriedigt ist. Er führte weiter
lange Register auf, von dem, was die Patrone ihm vorenthalten hatten.
Die Summe belief sich im Jahre 1637 auf 2613 Taler und 5 Groschen.
Er ist ans Reichsgericht gegangen, sie sind verurteilt worden, den Pastor schadlos zu halten, 2.10.1627. Im 30jährigen Krieg hat er viel gelitten, so dass er sich mit einem Stuhle hat in die Kirche tragen lassen
müssen. Wallenstein lag eine Zeit lang mit Kroaten in Sarow. Pastor
Heinrich Schmidt sagt selbst:
"Ich auch in verlierender, betrübten und blutigen Kriegszeit mit Verlust meiner Gesundheit und Armut, so mir die verderblichen Croaten
am 28 März 1631 geraubt, meine Pfarr- und Seelenkinder habe ich
niemals verlassen, sondern sie mit Treue und Fleiß, nach den Gaben,
so Gott verlangt mit Gefahr Leibes und Lebens vorgestanden, bis ich
mich tot krank nach Demmin fahren lassen und ganze sieben Wochen
beim Arzt gelegen und nach dem ich mich wieder unangesehen der
Gefahr so wegen der Croaten darauf bestanden wieder krank zu Hause
begeben, des Sonntags auf dem Stuhle zur Kirche tragen lassen und
also kümmerlich auf dem Stuhle vom Altar mein Amt verrichtet.“
Pastor Heinrich Schmidt ist seit 1596, er wird zuerst genannt
18.05.1601 bei der Kirchenvisitation in Beggerow, aber nicht als Pastor daselbst. Er war verheiratet mit Gertrud Koppen, wohl Tochter des
Pastors Paul Koppen zu Beggerow. Es werden von ihm 3 Kinder genannt: Ulrich Schmidt, Joachimus Schmidt, Sophia, verheiratet mit
Jacob Kraut zu Malchin. Diese drei quittieren Wolde am 12.5.1875
über den Empfang der Summe, die der Prälat Albrecht Joachim von
Maltzan ihnen zahlt, als Abtragung der Schulden seiner Vorfahren an
ihren Vater.
Die Parochie Beggerow umfasst die Ortschaften





Beggerow und Johannenhöhe
Alt-, Neu - Gatschow
Das Schmiedegehöft von Buschmühl
Glendelin
Leistenow mit zwei Mühlengehöften
19
 Ganschendorf mit Vorwerk Breitenlande,
 Sarow mit Vorwerk Neu-Sarow.
Am 01.04.1937 waren Buschmühl mit Flemmendorf zur Parochie
Beggerow hinzugekommen. So erhöhte sich die Gesamtseelenzahl auf
1364 (Volkszählung 1919).
Ganschendorf
Ganschendorf war um 1537 wahrscheinlich noch katholisch. Trotzdem ging die Reformation auch an Ganschendorf nicht vorbei. Unter
den Bauern, den Herrschaften und der Kirche gab es Meinungsverschiedenheiten. Ganschendorf war durch die Zugehörigkeit zur Parochie Sarow und die Angliederung zur Parochie Beggerow in Zwiespalt
geraten. Obwohl sich 1576 die Bauern weigerten, in Ganschendorf
eine Küsterei zu bauen, wurde diese zur Unterstützung des Pastors
gebaut. 1614 und 1623 wurden Reparaturen an der Küsterei getätigt.
Wann ein Kirchenbau in Ganschendorf erfolgte, läßt sich nicht feststellen.
Abb.: Die alte Kirche in Ganschendorf vor 1900 (Bild)
Die alte Kirche in Ganschendorf war ein Feldsteinbau mit Holzturm.
Im Jahre 1895 wurde die alte Kirche abgerissen und es entstand der
Neubau einer Kirche im neugotischen Stil. Die Kirche wurde am
14.August 1896 mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Der damalige
Pastor Dieckmann und der Baron Friedrich von Maltzahn in Ganschendorf setzen sich mit aller Kraft für den Neubau ein.
Die Urkunde, welche am 23.8.1895 in den Knauf der Turmspitze zu
Ganschendorf eingelötet wurde, hat folgenden Text.
„Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Nachdem die Kirche zu Ganschendorf im Laufe der Jahre so baufällig geworden, dass ein Neubau erforderlich wurde, hat der Gemeindekirchenrat von Ganschendorf bestehend aus dem Pastor Dieckmann
- Beggerow, dem Freiherr von Maltzahn – Ganschendorf, dem Hofbesitzer Johann Liermann – Ganschendorf, dem Hofbesitzer August Michael – Ganschendorf, in Zustimmung der Gemeindevertretung, bestehend aus dem Hofbesitzer Johann Baumann sen. dem Hofbesitzer
Johann Baumann jun., dem Hofbesitzer Hermann Baumann jun., dem
20
Hofbesitzer Fritz Baumann, dem Hofbesitzer Robert Liermann, dem
Hofbesitzer August Liermann, dem Hofbesitzer August Michael sen.,
dem Hofbesitzer Johann Martens, sämtlich zu Ganschendorf den Beschluss gefasst, einen Neubau aufzusetzen“.
Die gesamten Baukosten beliefen sich auf 25577,95 Reichsmark, womit die damaligen Bestände der Ganschendorfer Kirchenkasse aufgebraucht waren.
Während der Bauarbeiten fiel der Bauführer von der Turmrüstung und
wurde von einem Mauerziegel verletzt. Die Schädeldecke musste mit
einer Silberplatte gestützt werden.
1959 erfolgte die erste Renovierung der Kirche. Ganze Flächen, die
keinen Putz mehr hatten, mussten erneuert werden. Daran schlossen
sich Malerarbeiten an. Der Altar erhielt eine neue Platte und das
Kreuz. Ein Teil der Decke im Dachstuhl musste wegen Holzwurmbefall erneuert werden. Danach wurde 1964 die große Glocke angeschafft. Fast sämtliche Kosten, auch die für den Einbau der Heizung,
cirka 13000 Mark, wurden durch Spenden aufgebracht. Besonders
durch die Flüchtlinge aus dem Osten, die frei zur Kirche halten, wurde
die kirchliche Gemeinschaft belebt. Ein vorbildlicher Mitarbeiter war
der Bauer Wilhelm Menz, der seit 1960 Mitglied der Landessynode
und Kirchenleitung war. In seiner Wohnung fanden im Winterhalbjahr
die Bibelstunden statt.
Am Nachmittag des 25.12.1977 wurde die Kirchturmspitze in Ganschendorf durch einen Sturm stark beschädigt und stand schief. Ende
April 1978 war die Spitze nicht mehr zu halten, sondern steckte im
Turmgebälk an der Ostseite. Die Dachdecker mussten hinaufsteigen,
um die Turmspitze zu bergen.
Mitte der 80iger Jahre wurden erneut Malerarbeiten durchgeführt und
Ende der 80iger Jahre erfolgte eine Neueindeckung des Kirchturmes.
Seit November 1995 läuten wieder zwei Bronzeglocken vom Kirchturm. Neben der alten Glocke von 1591 hängt nun eine zweite Glocke,
die 1995 neu gegossen wurde. Bis dahin gab es als zweite Glocke eine
Stahlglocke, die eine der zwei Bronzeglocken, die dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen war, ersetzte. Im November 2003 wurde das
Schieferdach der Ganschendorfer Kirche neu eingedeckt.
21
Abb.: Ganschendorfer Kirche
Sarow zunächst eigene Pfarrstelle
Sarow bildete nach der Reformation zunächst eine eigene Parochie
mit seiner Mutterkirche, wozu die Filialen Hagen und Carin (Philipshof) mit einem eigenen Pastor und Küster gehörten. Die Parochie
gehörte aber von Anfang an nicht zur Demminer sondern zur Treptower Synode. Diese Parochie bestand unverändert bis zum 30jährigen
Krieg.
In der Beggerower Matrikel 1722 heißt es: „Es ist die Kirche und
Pfarre und auch das Dorf zu den sogenannten Bannirischen Kriegszeiten 1636/1637 gänzlich ruiniert und der Acker so zur Kirche gehöret,
abgekommen und verwüst, dass man nicht wissen könne, welches ist
der Pfarr- und Kirchenacker. Die Kirche soll zwei Hakenhufen gehabt
haben.“
Die Fundamente der Kirche, welche nicht wieder aufgerichtet wurden,
sind auf dem jetzigen uralten Friedhof des Dorfes noch vorhanden.
Nach Beendigung des Krieges wurde die Pfarre nicht wieder aufgerichtet, sondern völlig aufgelöst und zerstückelt. Das Filial Hinrichshagen (Altenhagen) mit Philipshof (Carin) wurde vorläufig zur Parochie Gültz geschlagen, 1754 wieder davon getrennt und zur eigenen
Parochie mit Altenhagen als Mater erhoben mit eigenem Pastor und
den Filialen Tützpatz und Pripsleben. Sarow und Ganschendorf wurden als Filialen der Pfarrgemeinde Beggerow eingepfarrt und somit
der Synode Demmin einverleibt.
Auf der ehemaligen Pfarrstelle in Sarow hat man wieder ein Haus gebaut. Der Acker ist, zum großen Teil mit dem herrschaftlichen vermischt, allmählich spurlos verschwunden. In der Matrikel von Beggerow 1722 heißt es, dass Anno 1690 den 31.3. zwischen Gustav Friedrich von Walsleben, damaligem Patron, und Herrn H. Spiegelberg,
Pastor zu Beggerow, ein Vergleich getroffen wurde, dass ihm die
Pfarrstelle daselbst, nebst dem darauf gebauten Hause und 15 Morgen
zugelegt, wovon er noch itzo die Abnutzung hat. Das Haus ist 1716
abgebrannt. Im Beggerower Pfarrarchiv heißt es 1719: „Die Pfarrstelle
ist noch da, worauf itziger Pastor, da vor drei Jahren das Haus abgebrannt aus seinen Mitteln das Haus wieder bauen lassen, worinnen ein
Colonist und ein Küster wohnen. Der Colonist muss wohl Heuer ab22
geben und der Küster ist als Hirte eingesetzt. Der Küsteracker ist in
guter Kultur.“
Herr Kammerjunker von Walsleben hat zwar angenommen, die völligen Hufen und Äcker wieder aufzusuchen und so zu verheuern, dass
die Kirche die Hälfte Pension zu ihrer Restaurierung, der Pastor die
andere Hälfte zu seiner Verbesserung bekäme, ist aber nie geschehen.
Da die Kirche in Ganschendorf zwar für Sarow und Ganschendorf
groß genug war, aber keinen Raum für Gemeindeveranstaltungen und
Konfirmandenunterricht hatte, beschloss der Gemeindekirchenrat, in
Sarow eine kleine Kapelle mit Leichenhalle zu bauen. Da eine Genehmigung mit dieser Begründung nicht zu erwarten war, wurde nur
der Bau einer Leichenhalle beantragt und genehmigt. Durch Veränderung und Erweiterung der Bauzeichnung entstand dann die Kapelle.
Da kein Baumaterial im Plan bereitgestellt oder freigegeben wurde,
war die Materialbeschaffung mehr als schwierig. Am 17. Juni 1958
begannen durch 20 Siedler die Ausschachtungsarbeiten und die Ausschüttung des Fundamentes. Die Siedler spendeten das Bauholz aus
ihren Waldparzellen der Bodenreform und fuhren den nötigen Kies
heran.
Abbildung: Einweihung der Sarower Kapelle am 31 .März 1959. Hohe Würdenträger nahmen teil. (Bischoff Krummacher, Pastor Reimer,
Pastor Bohl).
Die Firma Binkowski (Demmin) führte die Maurerarbeiten durch. Die
Zimmermannsarbeiten wurden von den Siedlern, Herrn Alwin Rohde,
Otto Hensel und Olsowski kostenlos durchgeführt, so dass für den
Dachstuhl nur runde 100,00 Mark erforderlich waren. Am 31. März
1959 wurde die Kapelle von Bischof Dr. Krummacher (Greifswald)
unter großer Beteiligung der Gemeinde (400 Personen) eingeweiht.
Durch das ev. Hilfswerk konnte zum Bau ein erheblicher Betrag freigegeben werden, so dass die Finanzierung mit den eigenen Opfern
und Kirchenkassenmitteln gesichert war. Im Zeitraum der ersten 10
Jahre ist Sarow neben dem Pfarrort Beggerow zum Schwerpunkt für
die Gemeindearbeit geworden. Bibelwochen, Familiengottesdienst,
der gesamte Unterricht und die Abende der Jungen Gemeinde wären
ohne die Kapelle nicht möglich gewesen.
23
Die „gute Seele“ der Kapelle aber war Frau Stanke aus Sarow. Sie war
nach dem Krieg mit ihrer Familie hier angekommen, hatte mit ihrem
Mann eine Bauernstelle übernommen und sich von Anfang an für die
Belange der Kirche eingesetzt.
Die Gemeinde hat diesen Bau immer gut in Ordnung gehalten. Im
August 1977 wurde die Kapelle innen völlig renoviert, Fenster und
Türen neu lackiert. Diese Arbeiten wurden von Gemeindemitgliedern
und dem Pastor ausgeführt. Die notwendigen Ausgaben konnten aus
Opfern der Gemeinde bestritten werden. Eine Frau aus Sarow spendete 1000,00 Mark für die Instandhaltung der Kapelle. Die Einwohner
von Sarow sprachen oft von "unserer Kapelle". Sie fühlten sich auch
für die Ordnung auf dem Friedhof verantwortlich.
28.05.1986: Sarow ist jetzt das größte Dorf in der Kirchengemeinde.
Dort wohnen viele junge Leute, von denen aber nur relativ wenig zur
Kirchengemeinde gehören und ihre Kinder zum Unterricht schicken.
07.12.1986: Die Kapelle erhielt im Herbst einen neuen Ofen und wurde dann innen wieder malermässig renoviert.
Gehmkow und die Parochie Hohenbollentin
Seit der Reformation in Pommern 1535 gehörte Gehmkow zur Pfarrgemeinde Hohenbollentin.
Aus der Kirchenchronik: „Erstmalig erwähnt wurde die Kirche 1325.
Am 22 Mai 1756 ist die Kirche bei Sonnenschein eingestürzt, alles in
Trümmern gegangen, bis auf die Mauern. Zwei Monate danach begann der 7-jährige Krieg (1756-63). Die wirtschaftliche Not des Bauernstandes war groß. Es wurde weder gebaut noch gebessert. Unser
altes eingefallenes Gotteshaus musste mit seinen Trümmern von diesem allgemeinem Elend unserer Gegend mitzeugen helfen. Und damit
die Verwüstung an heiliger Stätte noch ärger wurde, so wuchs aus
dem Altarraum der verfallenen Kirche ein wilder Birnenbaum auf, der
später in die Südost-Ecke des Kirchhofes, nahe der Küsterei verpflanzt
wurde.
Auch nach den Wirren des Krieges konnte das Gotteshaus nicht sofort
wieder aufgebaut werden. So räumte der Pfarrer sein Pfarrhaus um,
damit Gottesdienst und Amtshandlungen dort gehalten werden konnten.
24
Am 4. Oktober 1780 schlug der Blitz ins Pfaffhaus ein und legte es in
Asche. Nicht nur der Prediger Schumann verlor seine Wohnung, sondern auch die Kirchgemeinde verlor ihr letztes Versammlungshaus.
Der Pastor konnte seinen Lebensunterhalt nicht mehr fristen. Nasse
Witterung in der Heu- und Kornernte hatten das Heu verdorben. Ganze und halbe Scheffel konnten nicht gemäht werden, die Ernte war
verdorben. Das nötigte ihn, nachdem er zunächst in Gehmkow und
dann in Hohenbollentin notdürftig Unterkunft gefunden hatte, am
19.12.1781 in die gerade frei gewordene Pfarre Verchen überzusiedeln. So fanden die Gottesdienste für die Hohenbollentiner Christen in
Schwichtenberg nach dem dortigen Gottesdienst um 11 Uhr statt.
Man plante die Pfarre aufzulösen oder zu verlegen. Aber dagegen
rührte man sich im Dorf. Von einem Mann namens Hans-Christian
Schultz - genannt „Zopfschulze“ - wird besonders berichtet. Er war ein
Mann von großer Energie und bereit, das Gotteshaus wieder aufzubauen. Er reiste bis zum König nach Potsdam, um Material für die
Kirche zu erbitten. Für den inneren Ausbau der Kirche lieh er sich
Geld. Von gesammelten Kollekten ließ er eine neue Glocke gießen.
Im Frühjahr 1785 fing man an zu bauen und im Herbst 1786 war der
Bau vollendet. So war dann am 3. Dezember 1786, am 1. Advent, die
Einweihung des Gotteshauses. Danach wurde auch das Pfarrgrundstück wieder errichtet und 1790 wurde wieder ein Prediger eingeführt.
Am Äußeren der Kirche wurde 1869 manches verändert, die Fenster
wurden vergrößert und die kleine Tür an der Südseite zugemauert. Am
28 November 1886 wurde mit einem Festgottesdienst des 100. Kirchenweihtages gedacht.
1893 wurde die Kirche mit Geschenken bedacht. Frau Hauptmann von
Heyden-Linden auf Gehmkow schenkte der Kirche eine Altar- und
Kanzelbekleidung, eine Decke für das Bibelpult, eine Decke für das
Lesepult, sowie Bekleidung für drei Kniebänke um den Altar. Alle
Bekleidungen und Decken waren aus echtem rotem Plüsch und hatten
Goldborte. Ferner erhielt das Gotteshaus von derselben Spenderin ein
Velum aus weißem Batist mit Seidenstickerei. Ein Ungenannter
schenkte eine Taufdecke aus rotem Plüsch mit Goldborte, ein dritter
einen Opferteller aus poliertem Messing.
25
1911 wurde eine Orgel eingebaut. Die Kirche hatte keinen Glockenturm, nur einen Glockenstuhl. Am 29. April 1936 läutete die Glocke
zum ersten Mal aus dem Turm. Die neue Glocke wurde am 21. Juni
1936 geweiht. An diesem Tag wurde auch der Entschluss gefasst, das
Gotteshaus innen zu erneuern. Er konnte aber erst 25 Jahre später
verwirklicht werden. Nach dem Kriege gehörten fast 2000 Gemeindemitglieder zum Kirchspiel, 300 Kinder besuchten die Christenlehre
bzw. den Konfirmandenunterricht.
Am 14. November 1951 wurde nach Jahrzehnten zum ersten Mal wieder die Kirchweihe gefeiert. 1951 wurde auch der Posaunenchor gegründet. Am 4. Advent 1955 wurde eine neue Glocke mit folgender
Inschrift eingeweiht:
Ich preise fröhlich Gottes Ehr`
Ich ruf dich laut zu Christi Lehr
Ich singe dir zum letzten Gang,
bereit dich dazu lebenslang.
1957 wurde eine elektrische Heizung eingebaut. Die großen Fenster
wurden mit buntem Glas versehen. Der Innenausbau wurde begonnen.
Die Decke wurde restauriert, der Einbau wurde erneuert, ein neues
Kreuz für den Altar wurde gebaut, neue Kronleuchter wurden gebaut,
die Wände wurden farblich gestaltet und die Orgel wurde wieder zum
Klingen gebracht. 1960 wurden die Glockenmotore installiert und am
3. Dezember 1961 gedachte man der 175. Wiederkehr der Kirchweihe.
Tabelle: Die Pfarrer in Hohenbollentin
1751 – 1781
1790 – 1811
1812 – 1816
1817 – 1839
1840 – 1843
1884 – 1910
1910 – 1913
1914 – 1928
bis 1945
1945 – 1980
1982 - 1991
seit 1992
Johannes Friedrich Schumann
Friedrich Ernst Laurich
Karl Christoph Backe
Sebastian Anton Friedrichs
Pastor i.R. Sontag
Pastor Blume
Pastor Haas
Pastor Kersten
Diakon Behrendt
Pastor Martin Reimer
Pastor Klaus Müller
Pastorin Else Bernds-Fischer
26
Das Standesamt Lindenberg
Das Standesamt Lindenberg war seit der 1920er Jahre in Alt-Kentzlin
stationiert. Als Standesbeamter war über einen langen Zeitraum der
Schullehrer Karl Büttner in Alt-Kentzlin tätig. Die Törpiner mussten
in dieser Zeit zu allen standesamtlichen Anlässen nach Alt-Kentzlin.
1952 wurde das Amt aufgelöst.
Tabelle: Anzahl der Hochzeiten, Geburten und Sterbefälle
27
Kinder
8
10
10
11
11
12
16
16
10
10
8
6
9
15
9
12
7
3
7
3
7
9
Frauen
14
14
10
13
9
14
12
10
6
6
7
9
7
10
7
6
4
4
7
7
6
15
Männer
5
1
?
?
1
3
?
4
?
2
3
1
2
4
2
2
1
4
Gestorbene
unehel
7
6
?
?
3
5
2
?
7
?
2
5
5
10
6
3
1
0
1
10
4
10
Mädchen
1900
1901
1902
1903
1904
1905
1906
1907
1908
1909
1910
1911
1912
1913
1914
1915
1916
1917
1918
1919
1920
1921
geborene Kinder
Knaben
Jahr getraute Bräute
Paare
ohne
Kranz
4
2
4
1
1
1
1
5
3
4
1
1
3
1
1
4
6
5
1
3
3
1
8
3
4
3
1
5
6
1
2
3
3
1
2
2
2
4
7
3
4
3
6
1
1
2
3
9
3
6
7
6
6
6
1
1
2
4
8
6
9
5
1
4
6
1
9
3
1
1
1
1
7
1
2
1922
7
1
1923
4
3
1924
7
3
1925
2
2
1926
5
5
1927
1
1
1928
1
1929
5
1
1930
5
3
1931
6
1932
4
1933
4
1934 wird nicht mehr
geschrieben
1902
1906
1912
1927
15
10
5
6
4
7
5
1
5
5
9
6
9
8
6
7
6
4
8
7
3
4
5
3
2
1
1
2
1
-
2
3
2
4
2
1
5
3
6
1
3
3
6
3
3
1
2
3
2
2
3
1
-
6
3
4
1
3
1
4
2
1
1
-
1 Kind wird überfahren
im Juli stirbt der Sohn vom Pastor
Scharlachepidemie in Törpin - 6 Tote
unter den Toten sind ein junger Mann, drei Mädchen und ein
Kind
28
Die Gefallenen der Weltkriege 1914 bis 1918 und
1939 bis 1945
Tab.: Die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges aus Törpin
Die Gefallenen des ersten
Weltkrieges
Die Gefallenen des
zweiten Weltkrieges
Albert Fritz
Erich Schuhmacher
Willi Schriever
Willi Liermann
Alexander Possivan
Wilhelm Heyden
Karl Heiden
Bruno Reichheim
Franz Schröder
Wilhelm Giertz
Max Jahnke
Hermann Lübbe
Max Schröder
Heinrich Freese
Leopold Kasdorf
Hermann Röhrdanz
Hans Röhrdanz
Wilhelm Becker
Ernst Thymian
Rudi Röhrdanz
Wilhelm Kuhagen
Otto Brümmer
Willi Steffenhagen
Willi Fink
Siegfried Abendroth
Erich Mau
Erich Jahnke
Heinz Dettmann
Franz Jahnke
Werner Dettmann
Robert Ustorff
Wilhelm Ustorff
Wilhelm Hinz
Max Moldenhauer
Robert Stöwesand
Ernst Rümpler
Otto Gramz
Willi Schlomann
Paul Schumacher
29
Kurt Stoldt
Martin Stoldt
Ernst Löwenstein
Hermann Kukuk
Tab.: Die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges aus Gehmkow
Die Gefallenen des ersten
Weltkrieges
Die Gefallenen des zweiten Weltkrieges
Kirchhoff
Fritz Koß, 1943 bei Stalingrad
Georg von Heyden-Linden
Heinz Krasemann, 1944
Wilhelm Johannis
Heinz Koß
Tab.: Die Gefallenen des zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 aus
Sarow
Name
geboren
gefallen
Ort
Ernst Behrendt
28.02.1943 Orel
Wilhelm Behrend
24.11.1943 Reschew
Bruno Kuckuck
verm.
Karl Hilgendorf
09.10.1944 Finnland
24.11.1944 Ungarn
Franz Billgam
Erich Kortüm
Erich Giermann
Willi Wenzel
27.03.1914
verm.
Karl Jasika
30
1945
Kurland
Straß
Koch
Paul Fischer
10.09.1912
04.09.1942 Mostock/Tereck
Fritz Fischer
02.03.1916
10.03.1944 Newa
Tabelle: Die Gefallenen des zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945
aus Ganschendorf
Name
Hans Martens
geboren
gefallen
28.04.1917
Ort
06.09.1941 Dneproprotowsk
Erich Rümpler
17.09.1941 Ladogasee
Werner Engelbrecht
05.10.1941 Russland
Hans A. Liermann
28.08.1921
28.11.1941
Benno Michael
04.02.1920
27.08.1942
Wilhelm Willert
23.12.1942 Stalingrad
Otto Behm
1943
Stalingrad
Hans Fernow
20.03.1943 Orel
Heinz Arndt
31.10.1943 Kiew
Bruno Stefanski
12.01.1944 Sloboda-Novena
Hans Liermann
01.05.1944 Jassi/Rumänien
Bruno Wagemann
verm. 27.06.1944 Russland/Mitte
Erwin Potenberg
08.1944
Kurt Wilk
Kurt Voß
Fritz Koß
10.09.1944 Schaulen
27.07.1925
15.09.1944 Litauen
gest. 26.11.1944 Donauschingen
Hermann Liermann
24.11.1944 Kurland
31
Friedrich Wilk
13.01.1944 Budapest
Ernst Olsowski
verm.
1945
Reinhold Michael
15.10.1921
02.01.1945 Belgien
Günther Michael
26.11.1918
15.01.1945
Karl Michael
02.01.1927
24.01.1945 Brieg/Schlesien
Paul Pollow
gest. 09.03.1945 Reichenberg
Wilhelm Rath
gest. 22.07.1945 Toulon
Konrad Kawczinski
Winfried Koch
19.05.1945 Stettin
13.01.1922
Maxfried von Maltzahn
Kirche in Törpin
32
Kirche Ganschendorf-Alt-
Kirche Ganschendorf
33
34
Herunterladen