Unterrichtsvorschläge

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Fischerei
Fisch ist eine wichtige Nahrungsgrundlage des Menschen. Der geschätzte Wert des weltweit angelandeten Fischs beträgt jährlich etwa 90 Milliarden Franken. Damit ist die Fischerei ein bedeutender Wirtschaftszweig. Doch in vielen Regionen der Weltmeere sind die Bestände durch permanente
Überfischung bedroht. Weltweit werden im Fischerei- und Aquakultursektor jährlich etwa 140 Millionen Tonnen Fisch gefangen beziehungsweise Fischereierzeugnisse produziert. Wegen der grossen Nachfrage nach Fischereierzeugnissen wird auch die Fischzucht zunehmend ausgebaut. Allerdings sind viele der in Aquakultur gezüchteten Fische Raubfische und benötigen andere Fische als
Futter. Wild gefangene Fische werden deshalb zur Fütterung eingesetzt, das heisst, pro Kilogramm
produziertem Fisch werden durchschnittlich 5 Kilogramm Fischmehl und Fischöl verfüttert.
Als überfischt gilt ein Bestand, der über ein nachhaltiges Mass hinaus genutzt wird und kontinuierlich abnimmt. Ein Grund für diese Entwicklung sind die immer effizientere Fangtechnik, technisch
verbesserte Hilfsmittel, steigende Motorisierung der Fangschiffe sowie der Bau grosser Fabrikschiffe. Zudem wird in immer grösseren Tiefen gefischt. Um eine sinnvolle Nutzung der Fischbestände
zu erreichen, sollte man die ökologischen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Fischarten und
ihrem Lebensraum verstärkt berücksichtigen. Mit einer Zertifizierung nachhaltiger Fischereiprodukte können Lebensmittelkonzerne den schonenden Fischfang fördern.
1. Kompetenzen
S + S erkennen die Bedeutung der Fischerei für die Ernährung der Menschen
S + S können Fangmethoden unterscheiden und Vor- und Nachteile benennen
S + S wissen von der Problematik der Überfischung und reflektieren das eigene Konsumverhalten
S + S können die Vor- und Nachteile der Aquakulturen (Fischfarming) erklären
S + S können den Weg vom Fischfang auf dem Meer bis zum Konsumenten beschreiben
S + S können argumentieren, warum illegaler Fischfang verschiedene Konsequenzen hat
S + S thematisieren das Problem des Beifangs (Verschwendung)
S + S können einschätzen, was die Kriterien einer nachhaltigen Fischerei durch die Zertifizierung für
Handel und Konsum bedeuten
S + S können Massnahmen, um Fischereibestände zu erhalten und zu schützen, nach der eigenen
Bedeutsamkeit ordnen
S + S erkennen, dass Meeresschutzgebiete auch für die Fischerei notwendig sind
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
2. Materialien
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Q1: Film Die unbequeme Wahrheit über unsere Ozeane (im Medienpaket
enthalten)
Q2: Film Alptraum im Fischerboot (im Medienpaket enthalten)
Q3: Fischbestände und Fangmethoden
Q4: Fischfang im Atlantik
Q5: Fangtechniken
Q6: Fischerei
Q7: Überfischung
Q8: Aquakultur
A1: Fischfang im Nordatlantik
A2: Alptraum im Fischerboot
A3: Vom Meerfisch zum Fischstäbchen
A4: Fischerei
3. Unterrichtsvorschläge „goldener Weg“
Es wird an dieser Stelle verzichtet, mögliche Unterrichtsvorschläge zu formulieren. Stattdessen enthalten die Aktivitäten (A1 bis A4) konkrete Aufgabenstellungen für Schülerinnen und Schüler. Ergänzend stehen verschiedenen Quelle (Q1 bis Q8) sowie die Medien aus dem Medienpaket zur Verfügung.
4. Quellen
Q1: Sunfilm Entertainment (2010): Die unbequeme Wahrheit über unsere Ozeane. Sunfilm Entertainment, München.
Q2: Filme für eine Welt (2010): Alptraum im Fischerboot. Filme für eine Welt, Bern
Q3: maribus (Hrsg.) (2010): World Ocean Review – Mit den Meeren leben. Download unter
www.worldoceanreview.com (Zugriff 12.12.2012)
Q4: Text abgeändert von H. Weber nach: Eck, Helmut (1999): Mensch und Raum. Ausgabe Schweiz,
Band 1. Cornelsen Verlag, Berlin.
Q5, Q6, Q7, Q8: Texte überarbeitet von H. Weber nach:
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maribus (Hrsg.) (2010): World Ocean Review – Mit den Meeren leben. Download unter
www.worldoceanreview.com (Zugriff 12.12.2012)
WWF Deutschland: http://www.wwf.de/themen-projekte/meerekuesten/fischerei/ueberfischung/ (Zugriff 12.12.2012)
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Q1: Film „Die unbequeme Wahrheit über
unsere Ozeane“
Übersicht
„Unsere Ozeane“ gibt einen guten Überblick zu Forschung, Politik, Methoden und Probleme, die der
kommerzielle Fischfang mit sich bringt. Er ist gut recherchiert und appelliert an den Verstand des
Menschen – der Film spricht den Menschen als Konsument an. Es wird empfohlen den Film mit
deutschen Untertiteln anzuschauen, da der Ton relativ schlecht ist.
Sequenz
00:00 – 04:15
04:15 – 08:36
08:36 – 12:18
12:18 – 15:55
15:55 - 19:50
19:50 – 23:28
23:28 – 33:08
33:08- 36:14
36:14 – 39:50
39:50 – 48:08
Inhalt
Filmintro
Hintergrund des Films wird erläutert, Recherchearbeit des Journalisten
Historischer Abriss der kommerziellen Fischerei; Kabeljauüberfischung vor
der Ostküste Kanadas
Neuer Forschungsansatz: Was war mit den Fischen passiert? Ein Widerspruch zeigt sich während den Recherchen: Gesamtheit der Fangmenge
stieg an, aber die regionalen Fangmengen nahmen ab. Begründung lag an
den gefälschten chinesischen Fangzahlen. 2002 erkannte man, dass seit
1988 die Fischpopulationen stark abnahmen. Überfischung unserer Meere
wird als eines der grössten Zukunftsprobleme angesehen
Strasse von Gibraltar: Thunfische werden mit der Almadabra-Methode
gefangen. Dies ist ein ausgeklügeltes Netzlabyrinth.
Nova Scotia : Fischzählung eines Wissenschaftlers , wobei er festhält, dass
der Bestand um 90 % gesunken ist.
High-Tech-Fischerei bringt zu grosse Fischereikapazität, was zu wenig Fisch
führt. Die High-Tech-Fischerei ist so ausgeklügelt, dass die Fische aufgrund
der Technik nicht mehr entkommen können. Grundsätzlich fehlt es an der
Beherrschung der Menschen, Zurückhaltung unseres Konsums und Profitgier. Problematik der Grundschleppnetze. Blauflossenthunfische sind die
am meisten gefährdeten Grossfische. EU –Politik zur Freigabe der Thunfischfangquote
Malta ist Zentrum des Blauflossenthunfischfangs. Die EU-Fangquote wird
ignoriert.
Japan: Tsukiji-Fischmarkt mit der Thunfischauktion. Mitsubishi-Konzern ist
der grösste Player im Thunfischmarkt.
Senegal: radikaler Einbruch der Fischbestände in Westafrika während der
letzten 50 Jahre. Bedeutung des Fisches für die westafrikanische Bevölkerung ist essentiell. Fisch gilt als Ausgleich wenn Dürre herrscht. Fischerlizenzen für EU – Ausverkauf der senegalischen Fischbestände. Zusammenhang EU-Fischerei in Westafrika und Migration nach Europa.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
48:08 – 56:55
56:55 – 01:08:45
01:08:45 – 01:19:00
Hong Kong: Chinesen kaufen viel lebenden Fisch aus dem Korallendreieck.
Ostküste der USA: Anstieg der Rochen – >Rückgang des Hais
(Hauptfeind des Rochens), Kettenreaktionen entstehen: Rückgang des Kabeljaus –> Anstieg des Hummers. Fischer nutzen
dies, fangen und verkaufen nun Hummer. Was passiert aber
nachdem der Hummer oder die Garnelen abgefischt wurden?
Quallenplagen nehmen zu. Wenn die Grossfische weggefischt
werden bleiben nur noch Würmer, Quallen und Plankton. Was
essen wir dann? Quallenburger oder gepresste Planktonstäbchen? Das Ökosystem wird weniger stabil und ist nur noch sehr
einfach und rudimentär.
Was kann unsere Generation tun? Wo ist der Fisch hin? – Wir
haben ihn gegessen. Was wissen wir über den Fisch, den wir
essen? Wo wurde er gefangen? Legal oder illegal? Welche Fischart? Gefährdet oder nicht?
Den Menschen ist bekannt, dass es bedrohte Meerestiere sind,
trotzdem isst man sie. Wenn man Orang-Utans oder Geparde auf
der Speisekarte lesen würde – wäre es ein Skandal. Alaska als
Beispiel für „gute“ Fischerei. Fangkontrollen, Überwachung des
Meeres, Verringerung der Flottengrösse als Anpassung an die
Ressourcen, Beschränkung der Fischereifahrzeuge. Fangquoten
liegen unter dem Niveau, welche die Populationen verkraften
können. Ein Teil der Fischindustrie macht alles richtig (Nachhaltigkeit), der andere Teil plündert die Meere aus – die Menschen
als Konsumenten können zwischen den beiden aber nicht unterscheiden.
Fischzucht: Was ist es wirklich? Paradoxon der Fischzucht: Je
mehr Fischzucht wir betreiben, desto weniger Fisch haben wir!
40% des gesamten Fischfangs dient als Fischmehl für Futter für
andere Fische. Auf einer Fischfarm wird Fisch von einer Art in
eine andere Art umgewandelt, aber es wird nicht mehr Fisch
produziert
Bahamas
Meeresreservate: Zonen ohne kommerziellen Fischfang. Wiederbevölkerung des Riffs wird vorangetrieben. Die 4000 Meeresreservate weltweit entsprechen 1% der Meeresoberfläche.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Q2: Film „Alptraum im Fischerboot“
Übersicht
Der Film stellt einen Zusammenhang her zwischen der Überfischung vor Westafrikas Küste und der
zunehmenden Zahl von Flüchtlingen, die mit ihren Pirogen die gefährliche und oft tödliche Überfahrt
in den reichen Westen wagen. Denn in den Gewässern Senegals gibt es immer weniger Fische. Verantwortlich dafür sind nicht nur die immensen Fangquoten subventionierter EU-Kutter, sondern
auch aggressive Fangmethoden und illegale Fischerei.
«Alptraum im Fischerboot» lässt Fischer in Mauretanien und Senegal zu Wort kommen, begleitet illegale Trawler und Schiffe der Küstenwache bei der Arbeit, besucht Frauen und Mütter ertrunkener
Flüchtlinge, interviewt Minderjährige in Auffanglagern und spricht mit EU-Politikern und Lobbyisten.
Er schildert mit eindrucksvollen Bildern und überzeugenden Interviews, was der Westen für die
Menschen in Westafrika bedeutet und wie die EU-Fischereipolitik mit viel Geld die lokalen Märkte
zerstört.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Q3: Fischbestände und Fangmethoden
Ob ein Fischbestand auf lange Zeit erhalten bleibt oder aber an den Rand des Zusammenbruchs getrieben wird, hängt davon ab, wie viel man fängt. Diese Fangmenge wird vor allem durch die Höhe
des betriebenen Fischereiaufwands bestimmt. Unter dem Begriff Fischereiaufwand fasst man die
Flottenstruktur einer Fischerei, das Fanggerät und die Fangtechnik sowie den zeitlichen Umfang der
Fangtätigkeit zusammen. Zum anderen beeinflusst die Nachfrage der Konsumenten, etwa nach bestimmten Fischsorten oder Verarbeitungsformen, die Fangmengen, denn die Nachfrage bestimmt
letztlich, in welchem Umfang sich der Fischereiaufwand für die Fischer lohnt.
Ausserdem werden die Fangmöglichkeiten durch eine Vielzahl ökologischer Einflussfaktoren bestimmt. Das Meeresökosystem umfasst neben den verschiedenen Fischbeständen, die jeweils durch
ihre Bestandsdichte und Altersstruktur charakterisiert sind, die belebte und die unbelebte Umwelt.
Zur belebten Umwelt zählen Räuber wie Meeressäugetiere, Vögel und Raubfische, ausserdem Beute
wie etwa Plankton und andere Fischarten. Auch Tier- und Pflanzenarten, die mit den Fischbeständen
auf andere Art in Wechselwirkung stehen, indem sie wie etwa Korallen die Lebensumwelt der Fische
prägen, gehören zur belebten Umwelt. Wichtige Parameter der unbelebten Umwelt sind Temperatur, Salz- und Sauerstoffgehalt sowie die Qualität des Wassers.
Die Wechselwirkungen zwischen den Einflussfaktoren im gesamten Ökosystem sind aufgrund ihrer
hohen Komplexität schwer zu bestimmen. Zudem können sie sich im Laufe der Zeit ändern, etwa infolge des Klimawandels. Zudem haben Konsumentennachfrage und Fischereiaufwand mittelbar
Auswirkungen auf das Meeresökosystem. Je nach Umfang und Zusammensetzung der Fangmenge
ändern sich Altersstruktur und Dichte der Fischbestände, was wiederum Folgen für das Zusammenleben der verschiedenen Meerestier- und Pflanzenarten hat.
Quelle: www.worldoceanreview.com (Zugriff 12.12.2012)
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Schema einer Meeresfischerei: Die weissen Pfeile stehen für den tatsächlichen Weg vom Fisch aus dem Meer zum Konsumenten. Die dunkelgrünen Pfeile stellen die Wirkungen der Konsumentennachfrage und des Fischereiaufwands auf die
Fangmenge und das Meeres-Ökosystem dar. Quelle: World Ocean Review
Fangart
Funktionsweise
Beifang anderer
Fischarten
Beifang von anderen Tieren
Negative Folgen für
den Meeresboden
Stellnetz
Das Stellnetz wird in einer
Position im Wasser verankert; Fisch verfängt sich
in den Maschen
Gering; nicht zuletzt,
weil gezielt in ausgesuchten Gebieten
eingesetzt
Zum Teil hoch;
Einsatz von akustischen Schreckgeräten kaum wirkungsvoll
Gering
Reuse
Die Reuse wird an einer
Position im Wasser verankert; Fisch wird in blind
endendem Netzsack gefangen
Unproblematisch,
weil der Beifang
überlebt
Netze sollten gegen Vögel abgedeckt werden;
über verfangene
Säugetiere und
Schildkröten liegen
kaum Informationen vor
Gering
Ringwade
Die Ringwade ist ein Netz,
das kreisförmig gelegt
und dann am unteren
Rand zusammengezogen
wird, sodass die Fische
wie in einem Kescher
gefangen sind
Die trichterförmigen
Netze werden von einem
oder zwei Schiffen geschleppt. Die Fische werden wie mit einem Kescher eingefangen und
sammeln sich am Ende
des Netzes in einer Tasche, dem sogenannten
Steert
Funktionsweise wie beim
pelagischen Schleppnetz,
nur direkt über dem Boden gezogen
Gering, da gezielt
Fischschwärme einer
Art befischt werden
Häufiger Beifang
von Delfinen; inzwischen sind
Fluchtmöglichkeiten eingebaut
Keine
In manchen Gebieten problematisch,
abhängig von der
Zielart
Gering
Keine
In manchen Gebieten problematisch,
abhängig von der
Zielart
Gering
Hoch, abhängig von
der Beschaffenheit
des Grundtaus
Baumkurre
Das Netz wird an einem
schweren Metallgestänge
über den Meeresboden
geschleppt
In manchen Gebieten problematisch,
abhängig von der
Zielart
Gering
Sehr hoch, Gestänge und Ketten
durch-pflügen zentimetertief den
Boden
Langleine
An einer langen Mutterleine wird eine grosse
Zahl kleiner Nebenleinen
mit zahlreichen Haken
und Ködern befestigt
In manchen Gebieten problematisch,
abhängig von der
Zielart; häufigster
Beifang sind Haie
In manchen Fischereien problematisch, gefährlich für
Seevögel und
Schildkröten
Keine
Pelagisches
Schleppnetz
Grundschleppnetz
Quelle: www.worldoceanreview.com (Zugriff 12.12.2012)
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Schleppnetz. © H. Weber
Ringwade. © H. Weber
Langleine. © H. Weber
Stellnetz. © H. Weber
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Q4: Fischfang im Nordatlantik
Nils Grimsson, ein isländischer Fischer, arbeitet an Bord des Fangschiffes „Pacific“. Herr Grimsson
erzählt von seiner Arbeit auf diesem Schiff:
„Unser Schiff ist ein Hecktrawler mit einem grossen Schleppnetz. Wir befinden uns zurzeit im Atlantik
in den Gewässern um Neufundland, über 1000 Kilometer entfernt von unserer Heimat. Rund 30 Tage
sind wir unterwegs und fischen fast bei jedem Wetter. Bei orkanartigen Stürmen müssen wir das Fischen jedoch einstellen. Mit jedem Fang werden bis zu 15 Tonnen Fisch herausgeholt. Da Fisch sehr
leicht verdirbt, muss er sofort verarbeitet und tiefgekühlt werden. Er wird ausgenommen, zurechtgeschnitten und in Kühlräumen gelagert. Die Fische werden nicht durch Zufall gefangen, sondern mit
moderner Technik aufgespürt, d.h. mit einem Echolot im Schiff geortet. Mit einer Verbindung zu einem Satelliten erfahren wir die genaue Lage von Fischschwärmen und werden dorthin geleitet. Das
Leben hier auf dem Trawler ist nicht leicht. Wir wohnen dicht gedrängt in kleinen Kabinen und schlafen in engen Kojen. Die Verpflegung ist gut und sehr nahrhaft, da wir auch hart arbeiten müssen.
Freizeit gibt es kaum. Von Unterhaltung, Vergnügen und Romantik des Fischerlebens ist bei uns
nichts zu spüren. Der dauernde Wind und die überall vorhandene Nässe sowie die salzige Luft macht
die Haut rau und rissig. Verletzungen heilen deshalb nur schwer. Auch wird es erfahrenen Seeleuten
bei hohem Seegang ab und zu schlecht. Die Arbeit auf dem Schiffsdeck ist dann sehr gefährlich. Wer
über Bord fallen würde, hätte trotz Schwimmweste im eiskalten Wasser kaum Überlebenschancen.
Im Winter ist die Arbeit besonders hart, da Netz, Bordeinrichtungen und das ganze Deck mit einer
Eisschicht versehen wird. Zudem entstehen bei dichtem Nebel, trotz des Radars, grosse Gefahren
durch umherschwimmende Eisberge.“
Quelle: abgeändert von H. Weber nach: Eck, Helmut (1999): Mensch und Raum. Ausgabe Schweiz,
Band 1. Cornelsen Verlag, Berlin.
© Greenpeace / Pierre Gleizes
© Greenpeace / Kate Davison
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Q5: Fangtechniken
Schleppnetz
Schleppnetze sind grosse trichterförmige Netze, die von
einem Fischerboot, dem „Trawler“, gezogen werden.
Dabei werden sie von Auftriebskörpern an der Oberseite, Stahlkugeln an der Unterseite und zwei seitlichen
Scherbrettern offen gehalten. Das obere Netz überragt
das untere wie ein Dach, um ein Entweichen der Fische
nach oben zu verhindern. Schwarmfische wie z.B. Heringe werden auf diese Weise gefangen. Heute werden
vor allem zwei Typen von Schleppnetzen eingesetzt:
© H. Weber
das Schwimmschleppnetz oder pelagische Schleppnetz
das Grundschleppnetz oder Trawl.
Pelagische Schleppnetze sind für den Fang von Fischarten konstruiert, die im freien Wasser leben, beispielsweise sämtliche Rundfische wie Rotbarsch, Kabeljau,
Seelachs und auch Makrelen, Heringe, Sprotten, Sardellen und zum geringen Teil auch Sardinen. Die Ortung
der Fische geschieht beim Fischen mit pelagischen
Schleppnetzen in der Regel mittels Sonar und Echolot.
© H. Weber
Grundschleppnetze funktionieren genauso, werden
aber direkt über den Meeresgrund gezogen. Auf der
Unterseite des Netzeingangs befindet sich ein beschwertes Grundtau, das über den Meeresboden gezogen wird und die Fische aufscheuchen soll. Sie werden
für den Fang von Grundfischen wie Scholle, Kabeljau,
Seezunge, und Krebstieren wie Hummer oder Garnelen,
die auf dem Meeresgrund leben, gebaut. Grundschleppnetze werden in Wassertiefen von 100−1500 m
eingesetzt.
Proteste gegen Schleppnetze allgemein richten sich
gegen den hohen Anteil des Beifangs (dieser beträgt 80
bis 90 Prozent; er umfasst auch Wale und Delphine, die
in den Netzen ertrinken, weil sie nicht mehr zum Luftholen auftauchen können). Proteste richten sich zudem
auch gegen die großräumigen und irreparablen Zerstörungen am Meeresboden.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Fischfallen
© H. Weber
Der Fang von Alaskas Königskrabben und Schneekrabben erfolgt hauptsächlich in den eiskalten Gewässern
des Beringmeers. Zum Fang werden „pots“ genannte
Fischfallen eingesetzt. Die reusenartigen Fischfallen mit
einem Gewicht von 250 bis 300 kg sind mit einem Tunnel ausgestattet, durch den die Krabben hineinwandern, aber nicht mehr herauskommen können. Als Köder dienen Heringsstücke. Die Pots werden von den
Fischern in die eiskalten Gewässer geworfen. Die Reusen bleiben mehrere Tage an Ort und Stelle und werden
dann geortet. Dann werden sie angesichts ihres Gewichts mit grosser Vorsicht aus dem Meer gehievt.
Reusen
Reusen bestehen aus einem System mehrerer hintereinander gespannter Netzbeutel, die durch Eisenringe
offen gehalten werden. Ein Leitnetz führt die Fische in
die Fangkammer, deren trichterförmiger Zugang es den
Fischen sehr schwer macht, wieder zu entkommen.
Meistens werden mehrere solche Reusen in langen
Ketten eingesetzt. Mit Reusen fängt man im Flachwasserbereich z.B. Kabeljau, Aale und Garnelen.
© WWF
Ringwade
© H. Weber
Das Fischerboot legt das Ringwadennetz kreisförmig im
Meer aus. Dieses Netz kann unten zugezogen werden.
Ein kleines Boot hält das Ende des Ringwadennetzes
fest. Diese Fangmethode wird für kleine Fischarten wie
den wilden Rotlachs oder für den Hering verwendet.
Ringwaden sind bis zu 500 m lange, rechteckige Netze,
die vertikal im Wasser hängend kreisförmig um einen
Fischschwarm ausgelegt werden. Dabei wird die Oberkante des Netzes von Schwimmern an der Wasseroberfläche gehalten, während die Unterkante durch Metallringe und Bleigewichte straff in die Tiefe gezogen wird.
Sobald der Schwarm vom Netz eingeschlossen ist, werden die Netze an der Unterkante mit einem Schließtau
zugezogen, das durch die Ringe läuft (2.). Dann wird das
Netz eingeholt. Ringwaden sind sehr effektive Fanggeräte, ihr Einsatz erfordert aber einige Erfahrung. Die
Schwimmrichtung des Schwarms muss richtig eingeschätzt werden und das Manöver darf nicht zu lange
dauern, da die Fische sonst in die Tiefe entkommen
können, bevor der Netzboden zusammengezogen ist.
Mit Ringwaden werden hauptsächlich Schwarmfische
wie z.B. Heringe oder Sprotten gefangen
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
© H. Weber
© H. Weber
© H. Weber
Ruckleinentechnik
Der Fang von Pazifischem Kabeljau und Rotbarsch erfolgt ausserdem mit automatisierten Leinen und motorisierten elektrischen Rollen.
Eine elektrische Maschine ruckt die Leinen auf und ab.
Jede der Leinen kann mit bis zu 30 Haken versehen
werden. Die Leine bewegt sich automatisch, wobei sie
horizontal im Wasser hin und her springt, um die Fische
anzulocken. Die gefangenen Fische werden an Bord
gesäubert und sofort gekühlt.
Tauchmethode
Diese Fischereimethode wird für die Seegurken, Seeigel
und Elefantenrüssel-Muscheln praktiziert. Der Fang
erfolgt in einer Meerestiefe von 1,5 bis 30 Meter. Der
Taucher benutzt Haken, um die Seeigel oder Seegurken
auf dem Meeresgrund des Ozeans aufzuspüren. Dann
tut er sie in einen netzartigen Sack oder einen Behälter
aus Metall. Diese werden auf das Fischerboot gehievt.
Treibnetz und Stellnetz
Treibnetze werden im offenen Meer verwendet, wie
eine Wand genau in den Weg der Fische gelegt.
Schwimmer und Gewichte sorgen dafür, dass das Netz
in einer bestimmten Höhe bleibt. Mit Treibnetzen fängt
man im freien Wasser lebende Fischarten wie z.B. Heringe. Die Fische bleiben mit ihren Kiemen im Gewebe
des Netzes hängen, wenn sie mit dem Kopf in die Maschen schwimmen. Die Maschenweite der Netze ermöglicht es, Fische einer gewissen Größe zu selektieren,
so dass Jungfische oder kleinere Tiere als die Zielarten
hindurchschlüpfen können.
Stellnetze sind ähnlich aufgebaut wie Treibnetze, haben
jedoch Bodenkontakt. Auch sie werden oft zu kilometerlangen Netzen verbunden. Bodenfische wie z.B. der
Kabeljau und Plattfische werden mit Stellnetzen gefangen. Beide Netztypen sollten mit Bojen oder Lampen
(bei Nachteinsatz) gekennzeichnet werden.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
© H. Weber
Langleinenfang
Diese Methode wird oft für den Fang vom Pazifischem
Heilbutt und dem Rotbarsch eingesetzt. Dabei handelt
es sich gleichsam um eine qualitätssichernde wie auch
umweltfreundliche Fangart mit nur geringen falschen
Fängen. Ein Langleinen-Fanggerät besteht aus einer
Grundleine, an der die mit Bojen ausgestatteten Leinen
befestigt sind. Langleinen werden mit köderbestückten
Haken versehen im Meer ausgebreitet. Die Haken werden einer nach dem anderen zurückgeholt, und die
Fischer haben die Möglichkeit, die nicht gewünschten
Fischarten lebend ins Meer zurückzugeben. Langleinen
sind 100 bis 200 m lang. Oft werden auch mehrere Leinen zusammengeknüpft und sind dann einige Kilometer
lang. In bestimmten Abständen werden kurze Angelschnüre mit Haken an den Leinen befestigt. Diese Technik wendet man besonders dort an, wo aufgrund der
Bodenbeschaffenheit keine Schleppnetze eingesetzt
werden können.
Textquellen:
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maribus (Hrsg.) (2010): World Ocean Review – Mit den Meeren leben. Download unter
www.worldoceanreview.com (Zugriff 12.12.2012)
WWF Deutschland: http://www.wwf.de/themen-projekte/meerekuesten/fischerei/ueberfischung/ (Zugriff 12.12.2012)
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Q6: Fischerei
Das Thema Fischfang eignet sich, da es durch eine andauernde
Aktualität bestimmt wird. Die akute Bedrohung der Weltmeere
durch Verschmutzung, durch die Überfischung sowie durch den
drohenden Zusammenbruch dieses Ökosystems regen zum
Nachdenken und Handeln an.
© Greenpeace / Qui Bo
© Greenpeace / Roger Grace
Dies betrifft das eigene Konsumverhalten, die Folgen des illegalen Fischfangs, den Beifang, bei dem eine grosse Zahl anderer
Meereslebewesen vernichtet werden aber auch den Meeresschutz und eine nachhaltige Fischerei. In diesem Zusammenhang stehen die angewandten Fischereimethoden mit den verschiedenen Fanggeräten, die unterschiedliche Auswirkungen
auf die Meeresumwelt und die Fischbestände haben.
© Greenpeace / Pierre Gleizes
© Greenpeace / Christian Aslund
Nicht zu vergessen sind die Fischzuchten (Aquakulturen) mit
ihren Vor- und Nachteilen für das Ökosystem Meer. Sie verursachen häufig Umweltschäden: Chemikalien, Nahrungsreste und
Antibiotika gelangen aus den Netzkäfigen in die Meere. Zudem
werden Wildfische gefangen, um die Zuchtfische zu füttern.
Entwischen Zuchtfische aus den Käfigen, können sie wilde Arten
verdrängen oder sie mit Krankheiten anstecken.
© World Ocean Review
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Die Ozeane sind der grösste Lebensraum und die grösste
Nahrungsquelle unserer Erde. Zahlreiche Fischbestände
werden jedoch überfischt. Die Fischfangflotten können
mit Hilfe ihrer Technik an Bord noch die letzten Fischschwärme aufspüren. Je ausgefeilter die Fischereimethoden, je engmaschiger die Netze und je schwerer die Geräte sind, desto stärker wird der Druck auf die Fischbestände der Meere.
© Greenpeace / Pierre Gleizes
Weltweit sind mehr als 540 Millionen Menschen auf Fischerei und Fischindustrie angewiesen. Leider gibt es immer mehr Fischpiraterie, die die Meere plündern. Sie sind
eine Bedrohung für die weltweiten Fischbestände und die
Fischindustrie. Diese illegalen Fischfangflotten fischen
ohne Fanggenehmigung und ohne Rücksicht auf bedrohte
Arten.
© Greenpeace / Kate Davison
© Greenpeace / Paul Hilton
Eines der am stärksten betroffenen Opfer der Fischpiraten
ist der Rote Thunfisch im Mittelmeer.
Jedes Jahr holt die globale Fischindustrie etwa 90 Millionen Tonnen Fisch aus den Ozeanen der Welt. Bereits 80%
aller Fischbestände sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit
angekommen. Diese Überfischung, das heisst, es wird
mehr Fisch gefangen als durch natürliche Vermehrung
© Greenpeace / Alex Hofford nachwächst, ist ein grosses Problem.
Zudem verfangen sich Tiere wie Vögel, Schildkröten, Haie,
Delfine oder Jungfische oft in den Netzen, Leinen und
Haken und werden als ungewollten Beifang tot oder verletzt wieder ins Meer zurückgeworfen.
© Greenpeace / Alex Hofford
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Ein grosses Problem für die Fischerei sind Havarien von Tankern und Ölplattformen. Oft werden dadurch Hunderte von
Kilometern Küstenlinien und die Küstengewässer verschmutzt.
Dabei sterben oft Tausende Tiere und unzähligen Menschen,
die in der Fischerei beschäftigt sind, müssen um ihre wirtschaftliche Existenz bangen.
© Greenpeace / Daniel Beltral
© Greenpeace / Jose Luis Magana
Das blaue Gütesiegel des Marine Stewardship Council (MSC)
gibt beim Einkauf eine Orientierungshilfe. Mit diesem Siegel
werden Fischereibetriebe zertifiziert, welche den Fisch so
fangen, dass andere Meeresbewohner nicht geschädigt, Riffe
nicht zerstört und die Bestände nicht ausgeplündert werden.
Wenn zu viel gefischt, Fische verschwendet und Jungfische
gefangen werden, fehlt der dringend benötigte Nachwuchs.
Textquellen:
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maribus (Hrsg.) (2010): World Ocean Review – Mit den Meeren leben. Download unter
www.worldoceanreview.com (Zugriff 12.12.2012)
WWF Deutschland: http://www.wwf.de/themen-projekte/meerekuesten/fischerei/ueberfischung/ (Zugriff 12.12.2012)
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Q7: Überfischung
Fisch ist eine wichtige Nahrungsgrundlage des Menschen. Früher galten die Ressourcen der Meere
als unerschöpflich. In den vergangenen Jahrzehnten betrieb die Menschheit jedoch Raubbau am
Ökosystem Meer. Von Jahr zu Jahr wuchs die weltweite Fangmenge in der Fischerei mit der Folge,
dass viele Fischbestände heute als erschöpft oder überfischt gelten. Kurzfristige Gewinne scheinen
Vorrang vor einem schonenden und langfristig wirtschaftlichen Fischfang zu haben. In Neufundland
sind nur noch 5 % der einstigen Fischmenge vorhanden und in der Nordsee ist der Fischbestand des
Kabeljaus zusammengebrochen. Nun werden vermehrt kleinere Arten (Heringe, Sardinen, Sardellen
Makrelen) gefangen. Ein Grossteil des Fangs wird zur Erzeugung von Fischmehl und Fischöl und für
Aquakulturen verwendet. Durch moderne Fischereipraktiken, wie das Schleppnetzfischen, geht über
ein Viertel als sogenannter Beifang (Delfine, Meeresschildkröten, Robben, Wale etc.) ins Netz und
wird meist tot über Bord geworfen. Die immer effizienteren Fangtechniken führen dazu, dass in immer grösseren Tiefen gefischt werden kann. Technisch verbesserte Hilfsmittel zur Ortung der Fischschwärme und eine steigende Motorisierung der Fangschiffe sowie der Bau grosser Fabrikschiffe
macht es möglich, grosse Mengen Fisch noch auf See einzufrieren, was die Überfischung weiter verstärkt.
Weltweit werden im Fischerei- und Aquakultursektor jährlich etwa 140 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Wegen der grossen Nachfrage nach Fischereierzeugnissen wird auch die Fischzucht zunehmend ausgebaut, vor allem in asiatischen Ländern. Viele der in Aquakultur gezüchteten Fische
sind Raubfische und benötigen andere Fische als
Futter. Wild gefangene Fische werden deshalb
zur Fütterung eingesetzt. In Aquakultur aufgezogene Fische zu verzehren bedeutet also keineswegs, dass dadurch automatisch wild lebende
Fische geschützt werden.
Die 23 Fischfarmen von Teneriffa produzierten
im Jahr 2009 rund 7‘000 Tonnen Fisch. Damit ist
© World Ocean Review
die Aquakultur eine der wichtigsten Wirtschaftszweige auf der Insel geworden. Für die nahe Zukunft ist eine “Fischernte” von bis zu 50‘000 Tonnen
geplant.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
© Greenpeace / Pierre Gleizes
© Greenpeace / Alex Hofford
Bis zu 250 Tonnen Fisch werden pro Tag auf diese Weise gefangen und direkt an Bord tiefgekühlt
und für den Weitertransport verpackt. Unerwünschter Beifang wie Delfine, Haie oder Schildkröten
wird mehr tot als lebendig über Bord geworfen.
Hunderte tiefgefrorene Thunfische warten in den frühen Morgenstunden in den Hallen des TsukijiFischmarkts in Tokio auf ihre Versteigerung.
Quellen:
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maribus (Hrsg.) (2010): World Ocean Review – Mit den Meeren leben. Download unter
www.worldoceanreview.com (Zugriff 12.12.2012)
WWF Deutschland: http://www.wwf.de/themen-projekte/meerekuesten/fischerei/ueberfischung/ (Zugriff 12.12.2012)
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Q8: Aquakultur
In den Meeren sind die Fischbestände in einigen Regionen in einem schlechten Zustand. Wichtige
Bestände sind so stark dezimiert, dass die Fanggründe bei einer gleichbleibenden Fischerei gefährdet
sind. Dies betrifft u.a. den Kabeljaubestand in der Nordsee, den Seehechtbestand in den westsibirischen Gewässern oder den Dorschbestand in der östlichen Ostsee. Zu den Ursachen dieser Entwicklung zählen insbesondere
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die hohe staatlich subventionierte Fischerei,
der Fang zu junger Fische, die als Beifang meist tot wieder über Bord geworfen werden,
die Umweltbelastungen, unter denen die Lebensräume vieler Fischarten leiden.
Angesichts dieser rücksichtslosen Überfischung werden immer mehr Speisefische in Aquakulturanlagen gezüchtet. Weltweit werden jedes Jahr rund 100 Millionen Tonnen Fisch verzehrt. Das geben die
Meere nicht her. Deswegen werden Fische und Meeresfrüchte künstlich in sogenannten Aquakulturen gezüchtet. Fast die Hälfte des weltweiten Bedarfs wird bereits aus den Beständen der Aquakulturen gedeckt.
Aquakulturbetrieb auf der chinesischen Insel Haian. ©
World Ocean Review
Shrimp/Garnelen-Zucht im Golf von Fonseca. ©
Greenpeace / Urrutia
Aquakultur befasst sich mit der kontrollierten Aufzucht von im Wasser befindlichen Organismen.
Dies sind nicht ausschliesslich Fische, sondern auch Muscheln, Krebstiere, Weichtiere und Pflanzen.
Die Zucht erfolgt in natürlichen oder künstlichen Teichen, in Einfriedungen oder industriemässig in
Netzkäfigen und riesigen Becken. Mit diesen in Aquakultur gezüchteten Meerestieren könnten zum
einen die natürlichen Bestände geschützt werden und zum andern könnten sie zum Kampf gegen
den Hunger beitragen. Die Fischzucht ist inzwischen ein sehr stark wachsender Sektor in der Nahrungsmittelproduktion. Der Anteil der Aquakultur an der Weltproduktion von Fischwaren beträgt
mengenmässig bereits rund 70 Millionen Tonnen.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Die Aquakultur birgt allerdings auch Probleme, indem sie wilde Fischbestände aus küstennahen Gewässern verdrängen. Zudem kann es auch zu Umweltverschmutzung kommen: Wenn der Wasseraustausch im Bereich der Fischfarmen unzureichend ist, kann es durch die Ausscheidungen der
Tiere und die damit verbundenen Düngung der Gewässer zu einer erhöhten Planktonproduktion und
in der Folge zu Sauerstoffmangel kommen. Um Krankheiten im Fischbestand zu verhindern, werden
zudem Antibiotika eingesetzt.
© DWHH: Tränkle+Immel. Quelle: FAO 2004, IFPRI 2003
Diese Antibiotika können ebenso in die Nahrungskette gelangen wie chemische Mittel, mit denen
die Anlagen gesäubert werden. Wo für die Fütterung in der Fischzucht auch Fischmehl und kleinere
Fische eingesetzt werden, besteht die Gefahr, dass Wildfischbestände belastet werden. Zahlreiche
Fischzuchtbetriebe arbeiten jedoch bereits nach ökologischen Kriterien. Wer Produkte aus den nicht
ökologischen Zuchtfarmen einkauft, unterstützt letztlich die Überfischung tatkräftig mit.
Heute wird schon fast die Hälfte des Bedarfs an Meeresfrüchten, Süss- und Salzwasserfischen aus
Aquakulturen gedeckt. Doch diese Zuchtmethode bringt auch einige Nachteile mit sich:
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Verunreinigung des Wassers: Wasser wird durch Kot, Pestizide und Desinfektionsmittel verseucht. Die Betreiber müssen fast immer Antibiotika anwenden, um ihre krankheitsanfälligen
Bestände vor Parasiten zu schützen.
Nahrung: Ein Grossteil der in Aquakulturen gezüchteten Fische sind Raubfische, deren Nahrung
wiederum aus Fisch besteht. Die Fische, die verfüttert werden, müssen in Massen gefangen
werden, was die Überfischung fördert. Für ein Kilo gezüchteten Lachs braucht man bis zu 5 kg
wild gefangenen Fisch als Nahrung. Bei Thunfischen beträgt der Aufwand sogar 20 kg Futter pro
Kilo Thunfisch.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
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Ausbruch von Zuchttieren: Es ist nicht selten, dass Zuchtfische aus ihren Gehegen entkommen
können. Diese vermischen sich mit den natürlich vorkommenden Arten oder vertreiben dann
langfristig die in der Umgebung angesiedelten Wildpopulationen.
Schäden der Umwelt: Durch die sich stetig erhöhende Anzahl an Aquakulturen werden wichtige
Umweltbestände zerstört. In Asien und Mittelamerika werden beispielsweise grossflächig Mangrovenwälder vernichtet, um Aquakulturen an der Küste aufzubauen. Diese dienen normalerweise einigen Fischarten als Nahrungsquelle und Laichgebiete und liefern den Menschen Holz.
Zurzeit werden weltweit über 150 Fischarten, etwa 40 verschiedene Schalentiere und mehr als 70
Weichtierarten neben zahlreichen Algen, Wasserpflanzen, Fröschen, Schildkröten und Krokodilen in
Aquakultur erzeugt. Die Aquakultur ermöglicht im Gegensatz zum traditionellen Fischfang eine steuerbare Versorgung und schnelle Verarbeitung an Land. Mittlerweile stammt mehr als ein Drittel der
Fischmenge, die weltweit verzehrt wird, aus Aquakulturanlagen. Der zunehmende Bevölkerungsdruck führt dazu, dass die Haltung intensiviert wird, die Wasserqualität dabei sinkt und es zu ökologischen Problemen führen kann. Abfall, Pestizide und weitere Chemikalien werden häufig in ökologisch empfindliche Küstengewässer abgeleitet und zerstören damit die dortigen Ökosysteme. Um
Gewinn einzubringen, müssen die Aquafarmen grosse Mengen an Fischen in intensiver Gefangenschaft züchten, was zu Verletzungen und Stress bei den Tieren führt.
Rund 90 % der Ware aus der Aquakultur stammt aus Entwicklungs- und Schwellenländern, zwei Drittel allein aus China. Auch in Europa wurde die Aquakultur stets ausgebaut. Sie umfasst heute drei
Hauptzweige:
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Seefischzucht
Muschelzucht
Süsswasserfischzucht
Mit dem Wachstum nimmt jedoch auch der Wettbewerbsdruck zu. Zudem verschärft sich die Lage
durch eine schwankende Nachfrage und durch öffentliche Forderungen nach Schutz natürlicher Ressourcen sowie besserer Nahrungsmittelsicherheit.
Ideal sind marine Aquakulturen in Becken oder Teichen auf dem Land. Denn hier kann das Abwasser
gereinigt werden bevor es ins Meer zurückfliesst. Was den Tierschutz betrifft, so gibt es Fischzuchtanlagen, die eine artspezifische Haltungen nahezu erreichen.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Durch die intensive Fischzucht dürfen die umliegenden Ökosysteme nicht gefährdet werden und die
Fische sollen „tiergerecht“ aufwachsen. Deshalb müssen einige Hauptanforderungen erfüllt werden,
damit sie mit solchen „Ökolabels“ bezeichnet werden können.
Quellen:
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maribus (Hrsg.) (2010): World Ocean Review – Mit den Meeren leben. Download unter
www.worldoceanreview.com (Zugriff 12.12.2012)
WWF Deutschland: http://www.wwf.de/themen-projekte/meerekuesten/fischerei/ueberfischung/ (Zugriff 12.12.2012)
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
A1: Fischfang im Nordatlantik
Für die untenstehenden Fragen können unter anderem die Quellen Q4 (Fischfang im Atlantik) und
Q5 (Fangtechniken) zur Hilfe genommen werden.
1. Überlege dir die Reihenfolge des Fisches vom Meer bis zum Verbraucher und schildere diesen
Weg in einem kurzen Bericht.
2. Erkläre die Fangmethode mit dem Schleppnetz.
© H. Weber
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
3. Erstelle zu folgender Skizze mit Hilfe von Sachbüchern oder dem Internet eine Legende.
© H. Weber
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2.
5.
3.
6.
4. Erkundige dich in einem Fischladen nach den Arten und Herkunft der ausgelegten Fische.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
5. Beschreibe anhand von Sachbüchern oder dem Internet die beiden weiteren Fangmethoden.
Treibnetz. © H. Weber
Ringnetz. © H. Weber
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
A2: Alptraum im Fischerboot
Du arbeitest mit einem Partner.
Entscheidet euch, wer sich mit den senegalesischen Fischern und wer mit den EU-Politikern befassen
will.
Nun wird der Film „Alptraum im Fischerboot“ (Q2) angeschaut. Macht euch zu eurem Thema Notizen:
EU-Politik
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Was sind die Interessen der EU-Fischerei-Politik?
Gibt es Gründe dazu?
Folgen dieser Politik, in Europa und in Afrika?
Senegalesische Fischer
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Was sind die Interessen der afrikanischen Fischer?
Warum kommt es zur Migration der afrikanischen Fischer?
Zeige Gründe auf
Nun setzt euch mit zwei bis drei anderen Schüler und Schülerinnen zusammen, welche sich mit dem
gleichen Thema beschäftigt haben.
Besprecht eure Beobachtungen und Notizen und klärt unverständliches.
Setzt euch wieder mit dem ursprünglichen Partner zusammen. Überlegt euch eine Kurzgeschichte
mit typischen Rollen, wie dem afrikanischen Fischer, seiner Familie, seine Fischerkollegen, evtl. afrikanischer Politiker und den Konkurrenzfischern aus Europa. Gebt den Rollen auch Namen und versucht mit der Geschichte eine möglichst echte Situation darzustellen. Stellt eure Kurzgeschichte mit
Zeichnungen und Fotoausdrucken (evtl. Internet) auf einem A3-Papier dar.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
A3: Vom Meerfisch zum Fischstäbchen
Jährlich werden aus den Weltmeeren etwa 100 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte herausgeholt. Fisch ist ein wichtiges, eiweissreiches und gesundes Nahrungsmittel. Die Nachfrage an hochwertigem Fischfleisch ist in den vergangenen Jahren beständig gestiegen. Auf den Markt kamen
Fischstäbchen um 1959 in Grossbritannien als sogenannte Fish Fingers („Fisch-Finger“). Ziel der
Markteinführung war, den Fischkonsum in der Bevölkerung zu verstärken. So wurde die Fischerei zu
einem wichtigen Wirtschaftszweig und heute für manche Länder zur Lebensgrundlage. Fangschiffe
gleichen heute schwimmenden Fabriken. Zur Herstellung werden bereits an Bord des Fischereischiffes praktisch grätenfreie Filets (der Fisch wird dazu mehrmals durchleuchtet und kontrolliert) in einer flachen Platte eingefroren. Bei der Weiterverarbeitung an Land werden diese Platten zersägt
und zunächst mit einer nassen Panade umgeben, die aus Kartoffelstärke, Mehl, Gewürzen und Speisesalz besteht. Die anschliessend aufgebrachte Panade aus Semmelbrösel haftet daran. Die Fischstäbchen werden nun für wenige Sekunden kurz frittiert, damit die Panade eine trockene Kruste und
aromatische Röststoffe bildet, das Fischfilet im Inneren jedoch nicht auftaut.
© Greenpeace
© Greenpeace
Bis zu 250 Tonnen Fisch werden pro Tag auf diese Weise gefangen und direkt an Bord tiefgekühlt
und für den Weitertransport verpackt. Unerwünschter Beifang wie Delfine, Haie oder Schildkröten wird mehr tot als lebendig über Bord geworfen.
© Dörig
© Dörig
© H. Weber
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Fangfabrikschiff im Längsschnitt. © H. Weber
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
Arbeitsaufträge:
1. Zeichne im Längsschnitt des Fangfabrikschiffs mit den entsprechenden Farben die verschiedenen
Tätigkeiten an Bord:
rot: Aufspüren der
Fischschwärme
grün: Einbringen des
Fanges
gelb: Verarbeitung
der Fische
blau: Lagerung im
Tiefkühlraum
braun: Lagerung von
Fischmehl
violett: Tiefkühlung
orange: Wohnen
2. Ordne die Texte in der richtigen Reihenfolge:
Mit Radar und modernen Fischortungsanlagen werden bis zu 3 km entfernte Fisch schwärme aufgespürt.
⃝
Der Fisch wird dann automatisch geschlachtet, entgrätet und halbiert.
⃝
Bis zu 700 Tonnen der gefrorenen Filets werden als gefrorene Platten bei – 30°C gelagert.
⃝
Die Daten werden in den Bordcomputer eingegeben.

Während der mehrstündigen Fangfahrt steuert ein Computer die Tiefe des Netzes und den
Kurs des Schiffes.
⃝
Der Fisch wird in grossen Platten bei – 40°C. gelagert.
⃝
Das Schleppnetz wird ins Wasser abgelassen.
⃝
Das gefüllte Schleppnetz wird über das Heck des Schiffes an Bord gezogen.
⃝
Der Fang wird von den Seeleuten sortiert.

Die Filets werden auf einem Fliessband gewaschen, getrocknet, gewogen und verpackt.
⃝
Der sogenannte Beifang (andere und zu kleine Fische) und die Abfälle werden zu Fischmehl verarbeitet und in Säcken eingelagert.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
3.
Der Fischbestand ist in den Meeren
nicht überall gleich. Bezeichne in der
Karte wichtige Inseln und Fanggebiete
im Norden von Europa.
A Grönland Barentsee
B Spitzbergen
C Barentsee
D Island
E Europäisches Nordmeer
F Norwegische Küste
G Färöer-Inseln
H Irland
I Nordsee
4.
Bezeichne mit den Ziffern die wichtigsten Fischfangnationen Nordeuropas in
der Karte:
① Russland, ② Norwegen, ③ Island,
④ Dänemark, ⑤ Grossbritannien,
⑥ Frankreich, ⑦ Deutschland
5. Durch die modernen Fangmethoden besteht die Gefahr der Überfischung. Erkläre, was damit
gemeint ist!
6. Erkundige dich in einem Geschäft, welche Speisefische angeboten werden, woher sie stammen
und stelle sie auf einem Plakat vor.
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
A4: Fischerei
Arbeitsauftrag:
Stelle Dir eigene Fragen zur Fischerei und beantworte sie durch eine Recherche (Quellen (Q1 bis Q8),
Bücher, Broschüren und Internetadressen findest Du im Medienpaket).
Mögliche Themen und Fragen sind:
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Gefährdungen der Fische und ihres Lebensraums Ozean
Fischbestände erhalten
Fischarten und ihre Steckbriefe
Fischkonsum in der Familie bzw. bei den Schülerinnen und Schülern
Unter welchen Bedingungen kann man Fische bedenkenlos konsumieren?
Überfischung und Ökosystem Ozean
Bedrohung der Fischbestände durch Fischpiraterie
Beliebtheit des Thunfischs
Begriff „Beifangmenge“
Fischsortiment im Supermarkt (Gütesiegel)
MSC
Nachhaltiger Fischfang
Auswirkungen der Fischfangmethoden
PHBern, Institut für Medienbildung, Fachgruppe Geografie (2012)
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