Frederike Neumann,Christine Ulrich, Anna Mensinger, Mary-Anne Frühauf, Josef Lebsa Amygdala und erweiterte Amygdala: Die Amygdala gehört zum limbischen System, liegt im vorderen Teil des Temporallappens und ist maßgeblich an der emotionalen Kontrolle und der Formung emotionaler Gedächtnisinhalte beteiligt. Gemeinhin wird der Mandelkernkomplex (Amygdala) in drei unterschiedliche Gebiete unterteilt: Zum einen die zentromediale Kerngruppe, unter anderem mit den Nuclei centralis und medialis – beides Abkömmlinge des Striatums. Dann der basolaterale Komplex, wobei hier die Kerne Nucleus lateralis, Nucleus basalis – der sich zusätzlich in einen kleinzelligen innenliegenden und einen großzelligen seitlichen Teil aufspaltet – und Nucleus basolateralis zu nennen wären. Und als drittes die cortikale Kerngruppe mit dem Nucleus corticalis. Zentromediale Kerngruppe: Die mediale Amygdala (Nuclei medialis) steht in starker Verbindung mit dem akzessorischolfaktoischen (vomeronasalen) System einerseits und der präoptisch-hypothalamischen Region andererseits. Ihre Hauptfunktion ist die Verarbeitung sozialer Gerüche (Pheromone). Die mediale Amygdala befindet sich am (dorso)medialen Rand des termporalen Kortex direkt neben der Sehnervkreuzung. Es gibt einen dorsalen und einen ventralen Teil. Der dorsale Teil kann wiederum in einen rostralen und kaudalen Bereich eingeteilt werden. Die verschiedenen Teilbereiche des medialen Kerns haben unterschiedliche Projektionsmuster. Dorsale Anteile der ventralen Region haben etwas mit Fortpflanzung zu tun, ventrale Anteile der ventralen Region mit agonistischem (Gesamtheit der Verhaltensweisen) Verhalten. Die zentrale Amygdala (Nuclei centralis) steht mit den vegetativen, viszeralen und neuroendokrinen Zentren des Zwischenhirns (präoptisch-hypothalamische Region) und des Hirnstamms in enger Verbindung. Die ist das telenzephale Kontrollzentrum vizeraler, vegetativer und affektiver Verhaltenssteuerung. Der Nuclei centralis liegt im dorsalen zentralen Teil des Amygdalakomplexes und gliedert sich in einen medialen und lateralen Bereich. Die zentrale Amygdala deckt drei Übergangszonen ab: IPAC (Interstitelle Kern des posterioren Knies der anterioren Kommissur), anteriore amygdaläre Areal und amygdalostriäre Übergangsareal. Basolaterale Kerngruppe größte Kerngruppe der Amygdala unterteilt in: lateralen, basolateralen & akzessorischen (basomedialen) Kern Nucleus lateralis (lateraler Kern) unterteilt in: dorsomedailen & ventrolateralen Teil kortexartige Zytoarchitektur → kleine & große pyramidale Zellen bzw. Sternzellen Nucleus basalis (basolateraler Kern) größte Zellen der Amydala (Struktur wie lateraler Kern) Frederike Neumann,Christine Ulrich, Anna Mensinger, Mary-Anne Frühauf, Josef Lebsa erhält über den Thalamus visuelle, autotorische & somatosensorische Eingänge Verbindung mit hippokampalen Gedächtnissystem, sensorischen & assoziativen Kortexarealen = Grundlage komplexen emotionalen Lernens & emotionaler Wahrnehmung Somatostatin-Neuropeptid Y-immunreaktive Neurone mit Substanz P-Rezeptoren → Reduzierung von Angstverhalten Nucleus basalis accessorius ( basomedialer Kern/akzessorischer basaler Kern ) unterteilt in: anterioren magnazellulären & posterioren parvozellulären Bereich kleinste Zellen innerhalb der Kerngruppe Intraamygdaläre Verschaltung lateraler Kern projiziert zum basalen Kern, akzessorischen basalen Kern, medialen Kern & periamygdalärem Kortex basaler Kern projiziert zum akzessorischen basalen Kern & medialen Kern akzessorischer basaler Kern projiziert zum medialen Kern & periamygdalärem Kortex → alle auch zum Zentralkern = Hauptausgangsstation der Amygdala afferente & efferente Faserbündel der Amygdala 1. laterale Stria olfactoria (afferent) 2. Stria terminalis (afferent & efferent) → 3 Teile: präkommissuraler, kommissuraler & postkommissuraler Anteil 3. Ansa lenticularis (ventrale amygdalofugale Bahn) Verbindung zwischen Amygala und frontalen Cortex frontaler Cortex projiziert hauptsächlich zur seitlichen und unteren Amygdala frontaler Cortex: orbitofrontaler Cortex für Entscheidungsfindung (OTC) Efferenzen entsprechen etwa den Afferenzen, z.B. die mediale und zentrale Amygdala projiziert zum posteroren olfaktonischen FC Frederike Neumann,Christine Ulrich, Anna Mensinger, Mary-Anne Frühauf, Josef Lebsa Verbindung zwischen Amygdala und Thalamus: Thalamus: Filter zur Selektion von einkommenden Informationen, Entscheidungen welche Infos ins Bewusstsein treten Eingänge von visuelle, auditonischen und somatosensorischen Impulsen des Thalamus (mediale Kerngruppe) Verbindung zwischen Amygdala und Striatum stiatum: Hemmung von Bewegungsabläufen Ausgang zum unteren Stratum, kaum zum zum zentralen/oberen Teil des Stratums keine direkten Eingänge Verbindung zwischen Amygdala und Hirnstamm: Hirnstamm: Steuerung, Regelund, Regulation, Koordination von nicht höheren Funktionen Eingänge von den Organen betreffenden, unbewusst wirkenden Zentren des Hirnstammes in den zentralen Kern d. Amygdala Afferenzen wirken durch verschiedene Stoffe z.B. Dopamin Efferenzen verlaufen wie Afferenzen Verbindung zwischen Amygdala und medialen-temporalen Gedächtnissystem Region an Gedächtnisbildung beteiligt Afferenzen vom rostralen entorhinalen Cortex, Subliculum Efferenzen von der seitlichen, basalen Amygdala in z.B. den antenoren entorhinalen Cortex/Subiculum Verbindung zwischen Amygdala und präoptisch-hypothalamischen Region Hypothalamus: Steuerung von Kreislauf, Körpertemperatur, Sexualverhalten, Flüssigkeitsund Nahrungsaufnahme Afferenzen vom präoptischen Kern und zahlreichen Nuclei des Hypothalamus zur zentralen Amygdala Frederike Neumann,Christine Ulrich, Anna Mensinger, Mary-Anne Frühauf, Josef Lebsa Unterscheidung verschiedener Afferenzen olfaktorische (= den Geruchssinn betreffend) → Afferenzen vom olfaktorischen Bulbus zum seitlichen Olfakt. Kerns und peraamygdalären Cortex gustatorische (= den Geschmackssinn betreffend) und viszerale (= die Eingeweide betreffend) → Afferenzen vom Nucleus tractus solitarii oder vermittelt über die Parabrachialkeren in fast alle Regionen der Amygdala somatosensorische (= die Körperwahrnehmung betreffend) → Afferenzen vom Hirnstamm über verschiedene Cortexbereiche zur dorsal-lateralen Amygdala; weitere Afferenzen von Parabrachialkeren u.a. visuelle und auditonsiche → visuelle Afferenzen kommen von inferioren Temporallappen und vom temporalen Pol zur lateralen amygdala → auditonische Eingänge vom medialen Teil des Corpus geniculatum mediale oder vom posterioren intralaminären Kern und enden in der lateralen und zentralen Amygdala → unimodale und polymodale Afferenzen werden getrennt verarbeitet und in der zentralen Amygdala folgt eine multisensorische Integration → Amygdala erhält von den assoziativen sensorischen Arealen des Cortex Informationen → Efferenzen gehen auch in primäre Cortexarealen zurück Frederike Neumann,Christine Ulrich, Anna Mensinger, Mary-Anne Frühauf, Josef Lebsa Funktionen Amygdala Regulation autonom-vegetativer Funktionen (Herz und Kreislaufsystem, Atmung, Schlaf und Wachen, Hormonhaushalt, Stressverhalten) Verarbeitung primärer und vomeronasaler (Teil des Geruchssystem*) olfaktorischer (Gesuchssinn), gistatorischer (Schmecksinn), viszeraler (Eingeweide betreffend) und nozizeptiver (Schmerzempfimdung) Informationen, die alle eine starke emotionale Komponente haben und im Zusammenhang mit Fortpflanzungs- und Brutfürsorgeverhalten, Aggression, Dominanz- und Territorialverhalten sowie Nahrungsaufnahme stehen Beteiligung an erlernten, d.h. durch Erfahrung modifizierte Emotionen und anderen emotionalen Komponenten erlernten Wissens und Verhaltens o Z.B. für das Erlernen und Wiedererkennen des Belohnungswertes von biologisch relevanten Geschehnissen o Minderung der Attraktivität durch negative Gerüche von Nahrung geht einher mit einer Verringerung der Aktivität in der Amygdala Wichtige Funktion bei der Konsolidierung (Festigung) von Inhalten des Langzeitgedächtnisses in dem eine stressinduzierte bzw. emotionale Komponente hinzugefügt wird, welche die Konsolidierung dieser Inhalte fördert Emotionale unterstützte Konsolidierung von Lerninhalten und emotionalen Kontextlernen Beteiligung am Erkennen des affektiven und emotionalen Gehalts von Gesichtern o Bevorzugte Reaktion auf furchterregende, drohende Gesichter o Beteiligung am abschätzen von Glaubwürdigkeit bzw. Unglaubwürdigkeit von Gesichtern Kontrolle affektiver Reaktionen (Kampf oder Flucht) Erkennen und verarbeiten affektiver-emotionaler Komponenten biologisch relevanter Inhalte (Sprache, Gesichter, Gesten, Körperhaltung, Szenen) Im besonderem Maße das Zentrum für konditionierte, erlernte Furcht o In der (basolateralen) Amygdala trifft der Lichtreiz auf den Schmerzreiz und erhält eines Lichtreizes mit einem Schmerzreiz führt zu einer deutlich erhöhten Reaktion o Unterstützung der Konditionierung durch überschneidende Reizbahnen akustischer, visuelle Reize sowie Schmerzreize über die Amygdala Amygdala kommt eine Rolle bei appetitivem („angenehme“) Verhalten wie Nahrungssuche und Nahrungsaufnahme zu Frederike Neumann,Christine Ulrich, Anna Mensinger, Mary-Anne Frühauf, Josef Lebsa o Zentrale Amygdala ist in der Lage, neue Motivationszustände zu erzeugen, die in der Lage sind z.B. trotz Sattheitsgefühl eine weitere Nahrungsaufnahme auszulösen Steuerung appetitiven Verhaltens bei der Nahrungsaufnahme und der durch Pheromone gesteuerten sozialen Interaktionen Funktion bei der affektiven-emotionalen Bewertung von Objekten und Geschehnissen o Amygdala übt eine gewisse soziale Schutzfunktion aus o Z.B. Verletzung der Amygdala bei Affen unterdrückt soziale Angst und führt zu großer Kontaktfreudigkeit ebenso zum Fehlen von Anzeichen von Furcht gegenüber normalerweise furchterregender Objekte (z.B. Schlangen) o Übertrieben Angst und Kontaktscheu kann auf eine Überfunktion der Amygdala zurückgeführt werden *Vomeronasaler: http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/8/bc/vlu/botenstoffe/einleitung.vlu/Page/vsc/ de/ch/8/bc/botenstoffe/vno.vscml.html