Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 1 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 2 Inhalt Autor.................................................................................................................................................... 4 Ausgangssituation und Handlungsanlass ................................................................................................ 4 Einführung in die Problematik ............................................................................................................. 4 Auswirkungen auf Meeresumwelt und Menschen ............................................................................. 6 Plastikfragmente und Mikroplastik ..................................................................................................... 7 Plastik und Schadstoffe ....................................................................................................................... 8 Handeln auf breiter Basis .................................................................................................................... 9 Abgrenzung und Beschreibung des Projektgebietes............................................................................. 11 Ableitung von Handlungsfeldern ........................................................................................................... 13 Best Practice Beispiele........................................................................................................................... 14 Pfandtasche dm Drogeriemarkt ........................................................................................................ 14 Trash Hero Thailand .......................................................................................................................... 14 Clean Up-Monday .......................................................................................................................... 15 Edelstahlflasche „Love Koh Lipe“ .................................................................................................. 15 Unverpackt-Läden ............................................................................................................................. 16 Tiffin Project – Essen zum Mitnehmen ohne Müll ............................................................................ 16 Föhrer Dosenschwur ......................................................................................................................... 17 UFO Campaign – Surfers Against Sewage ......................................................................................... 17 Plastik Change: Kooperationsvereinbarung zwischen Kunststoffindustrie und Umweltorganisationen ...................................................................................................................... 18 Organisatorisches und Projektvoraussetzungen ................................................................................... 19 Vorstellung der Netzwerkakteure ..................................................................................................... 19 BUND Föhr ..................................................................................................................................... 19 Küste gegen Plastik e.V.................................................................................................................. 19 Nationalparkhaus Föhr .................................................................................................................. 19 Föhrer Krabbenfischer ................................................................................................................... 20 Föhrer Tourismus GmbH ............................................................................................................... 20 Einzelhandel: Unverpackt Kiel und Edeka Karsten Johst, Sankt Peter-Ording .............................. 20 Einzelhandelsverband Nord e.V. ................................................................................................... 21 EPEA Internationale Umweltforschung GmbH .............................................................................. 21 Wyker Dampfschiff Reederei......................................................................................................... 21 Biosphäre Halligen ......................................................................................................................... 21 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 3 Potenziale, Synergieeffekte ........................................................................................................... 22 Maßnahmen .......................................................................................................................................... 23 Informationsmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit ........................................................................ 23 Logo ............................................................................................................................................... 23 Internetkommunikation ................................................................................................................ 23 Signalwesten: Sichtbarkeit im öffentlichen Raum......................................................................... 25 Bildungsmaßnahmen......................................................................................................................... 26 Ausstellungen und Vorträge .......................................................................................................... 26 Politische Maßnahmen...................................................................................................................... 30 Umweltstandards für Ausschreibungen ........................................................................................ 30 Politische Arbeit – lokal und auf Landesebene ............................................................................. 30 Lebbare Produktinnovation, Förderung der Verantwortung ............................................................ 31 Einzelprojekte .................................................................................................................................... 34 Projektskizze 1: Produktinnovation in der Fischerei: Scheuerfäden/Dolly Ropes: ....................... 34 Projektskizze 2: Produktentwicklung mit der Föhrer Tourismus GmbH ....................................... 36 Projektskizze: Plastikarme Modellwohnungen/-ferienhäuser ...................................................... 38 Projektskizze: Kreislauffähige Einkaufstasche ............................................................................... 39 Exkurs: “CLOSED LOOP BAG”......................................................................................................... 40 Projektskizze: Plastikfreier Einkauf auf Hallig Hooge .................................................................... 41 Projektskizze: Modell unverpackt auf Föhr. .................................................................................. 42 Zeit- und Finanzierungsplanung ............................................................................................................ 43 Zeitplanung ........................................................................................................................................ 43 Kosten- und Finanzierungsplan ............................................................. Error! Bookmark not defined. Der Blick in die Zukunft ......................................................................................................................... 48 Ausweitung des Begonnenen ............................................................................................................ 48 Kriterien zur Ausweitung des Begonnenen ....................................................................................... 49 Good-Practice-Label .......................................................................................................................... 50 Fundraising ........................................................................................................................................ 50 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 4 Autor Im Auftrag der BUND-Inselgruppe Föhr und von BINGO, der Umweltlotterie, wurde dieses Konzept verfasst von Frank Timrott, Friedrichstadt. Ausgangssituation und Handlungsanlass Einführung in die Problematik Viele Millionen Tonnen Kunststoffe befinden sich in den Weltmeeren. Allein in die Nordsee werden jährlich 20.000 Tonnen Müll eingetragen, schätzt das Umweltbundesamt. Der größte Teil davon besteht aus Plastik. Am Strand von Westerland auf Sylt fallen auf einem Abschnitt mit einer Länge von sieben Kilometern täglich etwa zwei Tonnen Müll an. Bereits jetzt ist mehr als deutlich zu erkennen, mit welch ungeheurer Geschwindigkeit sich die Veränderungen der Umwelt durch den Plastikmüll vollziehen. Und die Auswirkungen dieser dramatischen Entwicklungen sind möglicherweise nicht wieder rückgängig zu machen. An den Küsten fällt uns das Plastikproblem im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße. Nach Stürmen und Orkanen kann man an vielen Deiche und Stränden nicht mehr übersehen, wie sehr Plastikmüll der Meeresumwelt zusetzt. Im Flutsaum finden sich Kanister, Fischkörbe, Knäuel aus Plastikfäden und Luftballonschnüren. Doch es sind nicht nur Abfälle aus Schifffahrt und Fischerei: dort liegt auch unser tägliches Leben in Tuben, Deckeln, Chipstüten, Spielzeugen, Salatschalen, Instantsuppenbechern und sonstigen Verpackungen und Gebrauchsgegenständen. Abbildung 1: Gesammelter Plastikmüll, Hallig Hooge Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 5 Abbildung 2: Plastikmüll am Deich, Beltringharder Koog Woher kommt nun all dieser Müll? Wir verwenden doch viel Zeit auf die sorgfältige Trennung unserer Abfälle, werfen nichts in die Natur, sondern immer in einen Mülleimer. Bei der Herkunft von Meeresmüll werden landseitige und seeseitige Quellen unterschieden. Die regionalen Zusammensetzungen der Abfall-Einträge können dabei variieren. Landseitige Mülleinträge stammen beispielsweise von Mülldeponien und Abfällen, die über die Flüsse ins Meer gespült werden. Sie stammen aber auch von Menschen, die an Stränden ihren Abfall hinterlassen – auch durch den Tourismus und die Freizeitaktivitäten an den Küsten entsteht eine große Menge Müll. An Orten, die eine starke touristische Ausrichtung haben, reinigen Gemeinden die Strände deshalb regelmäßig unter großem finanziellem und maschinellem Aufwand, denn die Besucher sollen saubere Strände vorfinden. Die Abfälle aus seeseitigen Quellen stammen meist von den Industriezweigen, die auf dem Meer aktiv sind: aus der gewerblichen Schifffahrt, von Offshore-Anlagen, aus Fischerei und Muschelkulturen. Auch die Sportschifffahrt liefert Müll-Einträge. Darüber hinaus wird Müll aber auch immer noch illegal verklappt, also im Meer versenkt. Es mag zunächst seltsam klingen, doch der größte Teil der Mülleinträge stammt aus landseitigen Quellen. Darum ist es uns wichtig, neben der Schifffahrt eine breite Palette anderer Ursachen im Visier zu haben und die Verschmutzung der Meere durch Plastik auf einer möglichst breiten Basis nachhaltig zu bekämpfen. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion Auswirkungen auf Meeresumwelt und Menschen Was bedeutet es nun eigentlich für die Meeresbewohner, wenn die Weltmeere so massiv mit einem Material belastet sind, das die Menschheit ja genau genommen erst seit ein paar Jahrzehnten in großem Umfang nutzt? Plastik vergeht nicht. Die meisten Kunststoffe sind nicht biologisch abbaubar. Sie benötigen extrem lange Zeiträume, um zu zerfallen. Eine Getränkeflasche braucht 450 Jahre, eine Angelschnur sogar 600 Jahre. Eine Wasserflasche – in wenigen Stunden ausgetrunken – überdauert unsere eigene Lebensspanne um ein Vielfaches. Plastikteile im Meer werden zur tödlichen Falle für seine Bewohner. In Folien, Griffen, Ringen und Bändern verfangen und strangulieren sich Tiere. In den allgegenwärtigen Knäueln aus Plastikfäden und Luftballonschnüren verenden Fische und Vögel sie sich ausweglos im Gewirr der Plastikfasern verheddern. Abbildung 3: Verendeter Basstölpel, Hallig Hooge 6 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 7 Plastikfragmente und Mikroplastik Plastik zerfällt, wenn es verwittert, in immer kleinere Bruchstücke. Plastikfragmente werden von Meerestieren mit Nahrung verwechselt oder unbeabsichtigt aufgenommen. Die Plastikteile können jedoch nicht verdaut werden. Meeresvögel wie der Eissturmvogel, sammeln in ihren Mägen immer größere Mengen Plastik an. In letzter Konsequenz müssen die Tiere verhungern, weil im Magen kein Platz mehr für natürliche Nahrung mehr ist. Beim Zerfall größerer Plastikteile entsteht Mikroplastik. Von Mikroplastik spricht man, wenn der Durchmesser der Plastikteilchen kleiner als fünf Millimeter ist. Unterschieden werden die Teilchen, die bereits in dieser Größe hergestellt wurden („primäres Mikroplastik“- zum Beispiel, Kunststoffgranulate für die industrielle Herstellung von Produkten oder Kunststoffteilchen, die Peelings oder Duschgels zugesetzt werden), von solchen, die im Laufe der Zeit in kleinere Partikel zerfallen sind („sekundäres Mikroplastik“). Abbildung 4: Mikroplastik Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 8 Plastik und Schadstoffe Plastik enthält häufig problematische Inhaltsstoffe (Additive), die bei der Herstellung beigemischt werden, um die Eigenschaften des jeweiligen Kunststoffs zu beeinflussen oder zu verbessern. Weichmacher sorgen dafür, dass Plastikprodukte biegsam werden, Licht- oder Flammschutzmittel werden zugesetzt, um Sicherheitsstandards zu genügen oder die Produkte haltbarer zu machen. Es gibt Zusatzstoffe, die eine hormonartige Wirkung entfalten und damit den Hormonhaushalt der Lebewesen, die sie aufnehmen, durcheinanderbringen. Manche Kunststoffsorten enthalten auch krebserregende Substanzen. Die Additive können beim Verwittern der Kunststoffteile unter dem Einfluss von Sonne, Wind und Meeresströmungen in die Umwelt freigesetzt oder von Tieren aufgenommen werden, die die Plastikteilchen mit Nahrung verwechseln. Kunststoffpartikel wirken auch wie ein Magnet auf gelöste Giftstoffe, die im Wasser schwimmen. Je kleiner die Teilchen werden, desto größer wird ihre Oberfläche, an der giftige Substanzen andocken können. Die Giftkonzentration an den Plastikpartikeln ist oft um ein Vielfaches höher, als in dem Meerwasser, in dem sie schwimmen. Würde beispielsweise ein spielendes Kind solche Teilchen versehentlich verschlucken, würde sein Organismus unter Umständen mit hohen Konzentrationen schädlicher Substanzen belastet werden. Plastikfragmente und sogenannte „Pellets“, Granulat-Teilchen, die für die Produktion von Kunststoffen verwendet werden, und auf dem Transportweg verlorengehen, finden wir häufig im Flutsaum an unseren Küsten und Stränden. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 9 Handeln auf breiter Basis Die Plastikflut an unseren Küsten hat eine gesellschaftliche Dimension: Sie ist ein Leitsymptom unserer Art, zu leben. Plastik verspricht Bequemlichkeit und Zeitersparnis. Wegwerfprodukte helfen uns, effizient durch einen hektischen Alltag zu kommen, in dem die Zeit immer viel zu knapp ist. Plastik verspricht Wirtschaftlichkeit und Entlastung. Darum werden heute jeden Tag enorme Mengen langlebiger Kunststoffe produziert, gekauft und verwendet - häufig jedoch nur für sehr kurze Zeit. Das ist dramatisch – insbesondere wenn man bedenkt, dass die Auswirkungen der Meeresvermüllung noch viele kommende Generationen betreffen werden. Wir halten es aus diesem Grund für unerlässlich, der Problematik schnell und auf möglichst breiter Basis zu begegnen, um weitere Mülleinträge in unsere Meere so zügig wie möglich zu stoppen. Das wird jedoch nur in einem engen Schulterschluss verschiedener Personen- und Interessengruppen realisierbar sein. In der engen und konstruktiven Zusammenarbeit und einer möglichst vertrauensvollen Kooperation unterschiedlicher Akteure aus den Bereichen Herstellung, Handel, Fischerei, Naturschutz, Touristik und Bildung sehen wir eine ganz wesentliche Voraussetzung dafür, der komplexen Problematik wirksam entgegenzutreten. Abbildung 5: Netzwerkpartner und Kompetenzen Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 10 In unserem bestehenden Netzwerk, das für diese Aufgabe bereits sehr gut zusammengesetzt ist, wollen wir uns der Plastikmüllproblematik an der Küste stellen - zunächst modellhaft auf lokaler Ebene, um die erprobten und erfolgreich umgesetzten Lösungen später landesweit übertragen zu können. Von unserem Netzwerk mit Akteuren aus den Bereichen Fischerei, Einzelhandel, Naturschutz, Bildung, Tourismus und Materialentwicklung versprechen wir uns außerdem, weit über die konkrete lokale Zusammenarbeit hinaus, eine wichtige Inspiration und ein Impuls für kommende interdisziplinäre Kooperationen zu sein, die eine wesentliche Voraussetzung für die dringend benötigte Entwicklung innovativer und nachhaltiger Ansätze sind. Lebbare Produktinnovation, Förderung der Verantwortung Bildungsarbeit Modellprojekt: Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein Information und Öffentlichkeitsarbeit Abbildung 6: Die Säulen des Projektes Politische Arbeit Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 11 Abgrenzung und Beschreibung des Projektgebietes Die geplante Modellregion Inseln und Halligen liegt im Nationalpark nordfriesisches Wattenmeer, der Teil des Weltnaturerbes Wattenmeer ist und ist als solcher eine bekannte und beliebte Urlaubsregion, insbesondere auch bei naturliebenden Gästen. Das Projektgebiet umfasst zunächst die Insel Föhr und die Hallig Hooge. Föhr hat 8500 Einwohner in 12 Ortschaften und fast zwei Millionen Übernachtungen pro Jahr. Es existiert eine gut ausgebaute Infrastruktur sowohl hinsichtlich der Versorgung mit Geschäften und Gastronomie als auch hinsichtlich der Informationsmöglichkeiten. Hallig Hooge hat gut 100 Einwohner, 8500 Übernachtungen und 90000 Tagesgäste pro Jahr. Es existieren ein Hotel, mehrere Gaststätten und Einzelhandelsgeschäfte. Es besteht auf der Insel Föhr bereits eine Einzelhandelsstruktur, die vernetzungserfahren ist. Bereits in den 1990er Jahren gab es mit dem Föhrer Dosenschwur eine Initiative der auf der Insel Föhr ansässigen Verkaufsstellen, freiwillig auf den Verkauf von Getränken in Dosen und Einwegverpackungen, für die es Mehrwegalternativen gibt, zu verzichten. Daran gilt es, wieder anzuknüpfen. Mit dem jetzt ins Leben gerufenen Netzwerk aus Vereinen, Einzelhändlern, Fischern, Umweltverbänden und Fachinstituten kann man gut an Vorhandenes anknüpfen und einen weiteren Ausbau im Hinblick auf mindestens eine Reduktion von Plastik erreichen. Zugleich ist ein begrenzter, aber infrastrukturell gut ausgebauter Bereich wie die Insel Föhr hervorragend geeignet, modellhaft Pfandsysteme, zum Beispiel Pfandtaschen, auf Akzeptanz und Praktikabilität zu erproben. Ähnliches gilt für ein Alternativsystem zum gängigen System der Coffee-to-go-Becher, die wie auch die Plastiktüte hervorragende Beispiele sind für ein zentrales Problem der Plastiknutzung: Extrem kurze Gebrauchsdauer und sehr lange Zerfallszeiten. Mit diesen Beispielen wird begonnen, Föhr in eine plastikarme Zukunft zu führen. Hallig Hooge ist als Teil der Modellregion gut geeignet, weil sie als Hallig sowohl geographisch als auch was die Anzahl möglicher Beteiligter angeht, noch umgrenzter ist und man zudem versuchen kann und sollte, den Verzicht auf Plastik noch weiter zu treiben, als es auf einer großen Insel wie Föhr möglich ist. Hooge sollte idealerweise im Verkaufsbereich nicht plastikarm, sondern vorzugsweise plastikfrei werden. Zusammengefasst machen abgegrenzte Geographie und begrenzte Einwohnerzahl eine Insel und eine Hallig zu idealen Modellregionen, weil zunächst nur eine begrenzte Zahl von Playern mit bedacht und einbezogen werden müssen. Die immer wieder beobachtbare brennglasartige Hervorhebung struktureller und kommunikativer Probleme kleiner Gemeinden gilt umso ausgeprägter im Fall von Inseln und Halligen. Konflikte und Probleme, die bei der Planung und Umsetzung entstehen und die gelöst werden müssen, treten durch die Begrenztheit des zu betrachtenden Kollektivs schneller und offensichtlicher zu Tage und können dann offensiv angegangen werden. Zum anderen verspricht ein Projekt auf einer Insel wie Föhr und auf Hallig Hooge als touristische Hotspots eine Wirkmächtigkeit weit über das geographische Kerngebiet hinaus. Die Gästezielgruppen Familien mit Kindern und Anspruchsvolle Genießer sind für die Plastikproblematik gut zu sensibilisieren und als Multiplikatoren der erlebten Plastikarmut oder -freiheit am Urlaubsort sehr geeignet, Gedanken und Ideen in die ganze Republik zu tragen. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 12 Inseln und Halligen sind nicht zuletzt auch hervorragend als Modellregionen geeignet, weil die Umgrenztheit des Modellgebietes die notwendigen Evaluationen einfacher durchzuführen macht. Die Insel Föhr und die Hallig Hooge sollen die erste Phase der geplanten Modellregion „Inseln und Halligen“ bilden, in der zunächst bis Ende 2017 definierte und evaluierbare Maßnahmenpakete geplant, kommuniziert und umgesetzt sein sollen. Weitere Ideen zeitlich und geographisch darüber hinaus finden sich im Blick in die Zukunft. Abbildung 7: Das Projektgebiet Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 13 Ableitung von Handlungsfeldern Die Modifikation des Umgangs mit der Plastik muss in mehreren Stoßrichtungen verändert werden. Es gilt, immer zugleich Vermeidung und Innovation zu denken. Plastik soll als Material möglichst vermieden werden. Kann man auf das Produkt ganz verzichten? Gibt es funktionsgleiche oder –ähnliche Alternativen? Oder muss das Produkt hinsichtlich des Materials modifiziert werden, weil es in seiner Art unverzichtbar und durch nichts Existierendes zu ersetzen ist? Wir erfassen zunächst vier Gruppen von Plastiknutzungen und bieten im Laufe des Projektes passende Lösungen an. Die Handlungsfelder dieses Projektes greifen alle vier Bereiche an. 1) Kurz genutztes Einwegplastik im Verpackungsbereich. Dafür steht prototypisch die allgegenwärtige Plastiktüte. „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ beinhaltet im Verpackungsbereich das Konzept einer Kreislauffähigen Einkaufstüte sowohl in Sinne eines Pfandtaschensystem mit Baumwolltaschen, als auch Produktinnovation im Sinne eines cradle-to-cradle-fähigen sortenreinen Materials. „Unverpackt“-Einheiten oder ganze Unverpackt-Läden sollen als Leuchtturmprojekte Vorbildcharakter mit Strahlkraft in den konventionellen Handel haben. Hier bietet das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ konzeptionell Beratung und Hilfe. 2) Kurz genutztes Einwegplastik im Lebensmittel, insbesondere im Getränke- und Gastronomiebereich. Dafür stehen erster Linie die Plastikflasche und Einwegbecher wie sie im Coffee-to-Go-Bereich gang und gäbe sind. Hier sollen im Rahmen des Projektes „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ Alternativen gesucht und bereits existierende alternative Produkte gefunden oder entwickelt werden. 3) Mittelfristig genutztes Plastik in Wirtschaft und Verkehr. Dafür stehen die Scheuerfäden (Dolly Ropes) in der Fischerei sowie Plastikprodukte im touristischen Merchandisingbereich. Hier sollen Alternativen entwickelt werden. Insbesondere im Bereich der Scheuerfäden ist vom Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ eine Zusammenarbeit mit einer bereits existierenden niederländischen Initiative „Dolly Rope Free“ geplant. Auch im Bereich der klassischen Tourismusprodukte ist Plastikvermeidung oder optimal Plastikfreiheit angestrebt. 4) Plastik, das uns im Wohnalltag umgibt und unverzichtbar scheint. „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ möchte plastikarme Wohneinheiten im Ferienwohnungsbereich schaffen, die Vorbildfunktion haben können. Der Gast aus ganz Deutschland soll einmal erleben, dass plastikbewusstes Wohnen praktikabel ist. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 14 Best Practice Beispiele Im folgenden Abschnitt werden beispielhafte positive Ansätze vorgestellt, die als Inspiration beziehungsweise konkreter Anlass zur Beförderung und Ausweitung derartiger Engagements im geplanten Projekt dienen. Pfandtasche dm Drogeriemarkt Die Drogeriemarktkette dm stellt in ihren Filialen bunte Pfandtaschen aus Biobaumwolle zur Verfügung. Die Taschen können für den Betrag von zwei Euro mitgenommen werden. Wenn Kunden die Tasche nicht mehr benötigen, können sie sie in jedem Markt der dm-Kette zurückgeben oder gegen eine neue Tasche eintauschen. Zurückgegebene Taschen werden recycelt und gelangen als andersartige textile Produkte wieder in den Kreislauf. Kunden können Taschen problemlos eintauschen, wenn ihnen Farbe und Design der aktuellen Taschenkollektion besser gefallen. Der generelle Ansatz einer Pfandtasche aus Naturfasern ist eine sinnvolle und sehr gute Antwort auf eine Alltagserfahrung, die die meisten Menschen teilen: man besitzt zwar bereits eine größere Menge Stoffbeutel, hat diese in bestimmten Momenten jedoch einfach nicht zur Hand. Idealerweise würde das Pfand für eine Baumwolltasche den Anschaffungspreis für eine Plastiktüte kaum bis nicht übersteigen um die hier Hürde für Verbraucher so niedrig wie möglich zu gestalten. Für einen nachhaltigen Effekt wäre es außerdem wichtig, dass die Taschen eines Pfandsystems bei möglichst vielen, idealerweise allen Händlern eines Ortes, verfügbar sind. Trash Hero Thailand Auf der thailändischen Insel Koh Lipe im Tarutao Nationalpark haben zwei Schweizer die Initiative Trash Hero gestartet. Innerhalb kurzer Zeit konnten sie besonders Jugendliche stark für Umweltaktivitäten begeistern und auf der Insel, die etwa so groß ist, wie die Hallig Hooge, nachhaltige Veränderungen herbeiführen. Abbildung 8: Trash Heroes Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 15 Die Initiative motiviert sich ihre Teilnehmer vor allem über die Liebe zum Meer und zu ihrer Insel. Ihr Gründer sagt: "Trash Heroes sind keine griesgrämigen Umweltpessimisten, sondern fröhliche Menschen jeden Alters und Geschlechts. Sie wollen die Schönheit der Insel erhalten und dabei Leute kennenlernen.“ Der Claim der Organisation lautet: Trash Hero Thailand – save this paradise! Clean Up-Monday Trash Hero organisiert eine wöchentliche feste Müllsammelaktion am Strand, bei der „man sich trifft“ und gerne gesehen wird. Es besteht keine Verpflichtung zu regelmäßiger Teilnahme, es kommen immer unterschiedliche Teams zusammen. Die Initiative wird von lokalen Geschäftsleuten unterstützt, die zu diesem Anlass Snacks und Verpflegung bereitstellen. Im Gegenzug werden sie dafür von den Trash Heroes als Sponsoren kommuniziert. Edelstahlflasche „Love Koh Lipe“ Auf der Insel wurde eine Edelstahlflasche eingeführt, um der wachsenden Verschmutzung durch Getränkeflachen aus Plastik zu begegnen. Die Flasche trägt die Aufschrift „Love Koh Lipe“ und stellt damit die positive Motivation ihrer Benutzer in den Vordergrund. Mit dieser Flasche wird man gern gesehen. In vielen Gaststätten der Insel werden die Flaschen gratis mit Trinkwasser befüllt. „Dadurch sind dieses Jahr über 200 000 Plastikflaschen weniger verbraucht worden“ sagt Darius Vakili, einer der Gründer der Initiative, in einem Interview mit der Zeitschrift „Schweizer Familie“ (27/2015). Abbildung 9: Edelstahlflasche „Love Koh Lipe“ Trash Hero Thailand ist gelungen, auf eine fröhliche und positive Art Begeisterung zu wecken und besonders Jugendliche zu begeistern und zum Mitmachen zu motivieren. Die geschickte Einbeziehung der lokalen Geschäftsleute und Gastronomen ermöglicht der Geschäftswelt der Insel ein niedrigschwelliges Engagement mit deutlichem Imagegewinn. Erfahrungsgemäß sind Geschäfte, die sich auf eine solche Art mit einer Umweltinitiative Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 16 verbunden haben, nachfolgend besser für das Thema sensibilisiert und eher bereit, eigenes Handeln unter diesem Aspekt zu überdenken und zu optimieren. Unverpackt-Läden Im Frühjahr 2014 eröffnete der erste Unverpackt-Laden Deutschlands als Pionier-Geschäft in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Auch in Berlin, Dresden, Heidelberg, Schwäbisch Gmünd und Mainz wurden unterdessen weitere Geschäfte dieses Typs gegründet. In Hannover, München und Münster sind Unverpackt-Läden in der Planungsphase. Unverpackt-Geschäfte verzichten auf Einwegverpackungen und Plastikverpackungen. Die Waren werden lose angeboten, zum Beispiel in Spendern oder anderen Behältern. Kunden können ihre eigenen Verpackungen mitbringen und befüllen. Für Kunden, die noch keine Behälter dabei haben, werden Mehrwegbehältnisse angeboten, die beim nächsten Einkauf wiederverwendet werden können. Das Sortiment des Kieler Unverpackt-Ladens umfasst Getreide, Teigwaren, Hülsenfrüchte, Ölsaaten, Nüsse, Öle und Essig, Oliven und Knabbereien, Tee und Kaffee, Obst, Gemüse, Trockenfrüchte, Spirituosen, Süßwaren, Reinigungsmittel sowie Duschgel und Seifen. Das Ladenkonzept ermöglicht es Kunden, verpackungsfrei einzukaufen. Gleichzeitig müssen sie nur die Mengen kaufen, die sie wirklich benötigen und können somit Lebensmittelverschwendung vermeiden. Die Gründerin und Inhaberin des ersten Unverpackt-Marktes in Kiel, Marie Delaperrière, gehört unserem Netzwerk an. Sie unterstützt Unternehmensgründer, die eigene Unverpackt-Läden planen, bei ihrem Vorhaben durch Workshops und Vorträge, um ihrer Unternehmensidee zur bestmöglichen Verbreitung zu verhelfen. Tiffin Project – Essen zum Mitnehmen ohne Müll De Berliner Initiative „Tiffin Project“ hat plastikfreie und wiederverwendbare Lunchboxen als stapelbare Behälter aus Edelstahl nach indischem Vorbild entwickelt. . Abbildung 10: Tiffin-Box Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 17 Die Initiative „Tiffin Project“ rekrutiert aktuell Partnerrestaurants, in denen man sich für eine Take-away-Mahlzeit eine Tiffin -Box ausleihen kann. Man bringt sie zurück, wenn man Zeit dafür hat und kann die Tiffin-Box in jedem der teilnehmenden Restaurants abgeben. Die Partnerrestaurants werden mit einem kostenlosen Starter-Set der Tiffin-Boxen ausgestattet. Diese Grundausstattung wurde durch eine erfolgreich abgeschlossene Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext finanziert. Teilnehmende Restaurants profitieren von der Kampagne der Initiative und durch den damit verbundenen Imagegewinn. Föhrer Dosenschwur Die Insel Föhr hat bereits langjährige Erfahrung als Vorreiter in Sachen Abfallvermeidung. Vom in einer Bürgerversammlung verpflichteten sich 1990 Händler der Insel, auf Getränkedosen zu verzichten und stattdessen Getränke in Mehrwegverpackungen anzubieten. Die Bereitschaft, für die Natur der Insel konsequent einzutreten kam bei Gästen gut an und brachte einen signifikanten Gewinn in der Schärfung des Profils als umweltbewusster Urlaubsort. Mit dieser bisher einzigartigen freiwilligen Selbstverpflichtung haben die beteiligten Akteure der Insel bewiesen, dass es möglich ist, verschiedene Interessengruppen hinter einem gemeinsamen Ziel zu versammeln und daraus einen mächtigen positiven Effekt für alle Beteiligten zu generieren. Der Dosenschwur wurde erst durch die Ansiedlung eines Discount-Supermarktes auf der Insel erschüttert. UFO Campaign – Surfers Against Sewage Immer wieder begegnen Menschen, die Strandmüll sammeln und beobachten, Auffälligkeiten über die ‚übliche‘ Verschmutzung hinaus. Im Winter 2011 trieben beispielsweise große Mengen fabrikneuer Schuhe der Marke Tommi Hilfiger an der Nordseeküste an. Grund war ein Containerverlust im Sturm vor der Insel Helgoland. Im Winter und Frühjahr 2015 fanden wir im Spülsaum auffällig viele Gegenstände mit chinesischer Beschriftung, darunter viele unangebrochene Waren wie Gewürze, Instant-Tees oder Suppen. Oft findet man Objekt, bei denen fraglich ist, woher sie stammen oder wofür sie ursprünglich verwendet wurden. In Großbritannien hat die Umweltschutzorganisation Surfers Against Sewage (SAAS) eine Kampagne gestartet, die Unterstützung bei der Einordnung solcher Auffälligkeiten bietet. Das Projekt heißt UFO – „Unidentified Floating Objects“. Strandmüllsammler, ganz gleich ob sie privat oder als freiwillige oder professionelle Mitarbeiter von Naturschutzorganisationen unterwegs sind, können Fotos fragwürdiger Objekte einsenden. SAAS leitet die Fotos an Experten weiter, die versuchen, die Objekte zu identifizieren und auffälligen Phänomenen auf den Grund zu gehen. Auf diese Weise gelang es 2010 zum Beispiel, aufzuklären, dass in großer Zahl angeschwemmte kugelförmige Gummischwämme aus den Kühlungssystemen von Kraftwerken stammten, und hier konkrete technische Verbesserungen anzuregen. Idealerweise würde ein solches Meldungsund Einordnungssystem öffentlich einsehbar sein, so dass Strandmüllsammler ihre Beobachtungen auf einfache Weise mit denen anderer abgleichen können und etwas über die Herkunft der Funde lernen können. http://www.sas.org.uk/campaign/ufos/ Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 18 Plastik Change: Kooperationsvereinbarung zwischen Kunststoffindustrie und Umweltorganisationen Der dänische Verein „Plastic Change“ engagiert sich seit 2014 gegen die Plastikverschmutzung der Meere. Im Gründungsjahr hat der Verein eine Kooperationsvereinbarung mit dem Fachverband der Kunststoffverarbeitungsunternehmen „Plastindustrien“ sowie der Umweltorganisation „Det Økologiske Råd“ initiiert, die im Dezember unterschrieben wurde. Die Vereinbarung hat Teilprojekte in den Bereichen Makroplastik und Mikroplastik zum Ziel, in denen gemeinsam untersucht und analysiert werden soll, was im Umgang mit Plastik schief läuft und zur Meeresverschmutzung führt. Für den Makrobereich wollen die Kooperationspartner Strandmüll an den dänischen Küsten sammeln und gemeinsam nach Lösungen suchen, die helfen, diese Verschmutzungen zu verhindern. Im Mikrobereich werden die Abwässer dänischer Haushalte unter die Lupe genommen, um gemeinsam die Eintragsquellen für Mikroplastik zu identifizieren und Abhilfe zu schaffen. Beim diesjährigen dänischen Politikfestival „Folkemødet“ sind die Kooperationspartner gemeinsam aufgetreten, um über Meeresverschmutzung durch Plastik zu informieren und ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 19 Organisatorisches und Projektvoraussetzungen Vorstellung der Netzwerkakteure BUND Föhr Der BUND Föhr ist bereits seit dem Jahr 2013 im Bereich „Plastikarme Inselumwelt“ auf der Insel Föhr aktiv. Seit dieser Zeit ist der BUND Föhr bestrebt, auf lokaler Ebene die verschiedenen Akteure aus Tourismus, Handel und maritimer Wirtschaft auch in diesem Themenbereich zu vernetzen. Mit einem großen Fachsymposium am 18.11.2014 wurde bereits der Weg in ein landesweites Netzwerk von Fachbeteiligten eröffnet. Der BUND Föhr besitzt zudem Erfahrungen im Bereich lokaler Strandmüllsammlungen, Spülsaum-Monitoring und Umweltbildungsarbeit. Der BUND Föhr ist als maßgeblicher Initiator des Projektes „Plastik vermeiden in SchleswigHolstein“ federführend in der Koordinations- und Vernetzungsarbeit zwischen den verschiedenen rund um die Problematik „Plastikmüll im Meer“ angesiedelten Akteuren des Projektes. Küste gegen Plastik e.V. Der Verein Küste gegen Plastik e.V. hat als primäre Zielsetzung, Handel und Hersteller auf Veränderungsbedarf aufmerksam zu machen. Der Verein hat erhebliche Kompetenzen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere multimedialer Öffentlichkeitsarbeit. Er veranstaltet gleichfalls Strandmüllsammlungen und betreibt themenspezifische Umweltinformation. Schwerpunktmäßig soll Küste gegen Plastik e.V. auch im Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, internetbasierter Öffentlichkeitsarbeit und Information und politischer Vernetzung insbesondere auch auf Landesebene aktiv sein Nationalparkhaus Föhr Das Nationalparkhaus Föhr ist als lokale Repräsentanz des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz des Landes Schleswig-Holstein seit langem aktiv im Bereich Umweltbildung. Hier befindet sich für das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ die Schnittstelle zwischen den übrigen Projektpartnern und dem Landesbetrieb. Zudem bringt das Nationalparkhaus Föhr erhebliche Kompetenz im Bereich Umweltbildung für alle Altersklassen in das Projekt ein. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 20 Föhrer Krabbenfischer Die Funde von Fischernetzteilen und Teilen des Scheuerschutzes von Netzen (Dolly Ropes) nehmen an den Küsten, in den Meeren und in den Mägen der Meeresbewohner erheblich zu. Seit den 1960er Jahren werden synthetische Stoffe zur Netzherstellung verwendet, vorher wurden sie aus natürlichen Fasern wie Hanf, Sisal oder Leder gefertigt. Innerhalb der Fischerei soll jetzt nach umweltverträglichen Alternativen insbesondere zu den Dolly Ropes aus Kunststoff gesucht werden. In den Niederlanden existiert mit der Initiative „Dolly Rope Free“ bereits ein Projekt, dass es ich zum Ziel gesetzt hat, die Dolly Ropes aus Kunststoff durch andere Materialien zu ersetzen. Hier kann mit diesem Projekt die nötige Verknüpfung hergestellt werden, um bereits vorhandenes Wissen, Erkenntnisse und Alternativen zu bündeln und weiter voranzutreiben. Der Föhrer Krabbenfischer Henning Dulz als ein Repräsentant lokaler maritimer Wirtschaft auf der Insel engagiert sich innerhalb der Initiative „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“, um zusammen mit den Fischereiausstattern ebenfalls aktiv nach Alternativen zu den bekannten Dolly Ropes aus Kunststoff zu suchen. Föhrer Tourismus GmbH Die Föhr Tourismus GmbH ist die offizielle Organisation der Insel Föhr für touristisches (Außen-) Marketing, Gäste- und Vermieterservice. Sie ist zudem Bindeglied zu weiteren touristischen Leistungsträgern der Insel als auch touristischen Marketingorganisationen in der gesamten Bundesrepublik und darüber hinaus. Für die Insel Föhr ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. Kostbarstes Gut ist jedoch die natürliche Schönheit der Insel, die jährlich rund 190.000 Urlaubsgäste anlockt. Im selben Atemzug wie die unbestreitbaren positiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Tourismus für die Insel zu nennen sind, gehen durch ein erhöhtes Reise- und Freitzeitaufkommen auch eine Vielzahl von negativen Auswirkungen auf die Umwelt einher. Auf einer stark frequentierten Urlaubsinsel wie Föhr erzeugen die vielen Urlaubsgäste pro Jahr große Mengen an (Plastik-)Müll. Einmal informiert, sind sie andererseits jedoch gute Multiplikatoren, um die Problematik „Plastik im Meer“ und auch die entsprechenden Lösungsansätze in die Republik zu tragen. Die FTG kann innerhalb des Projektes „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ deshalb als Schnittstelle sowohl zu den touristischen Leistungsträgern als auch zu den Urlaubsgästen fungieren und beide Gruppen für das Thema Plastikvermeidung sensibilisieren. Einzelhandel: Unverpackt Kiel und Edeka Karsten Johst, Sankt Peter-Ording „Unverpackt“ in Kiel ist das erste „Unverpackt“-Geschäft in Schleswig-Holstein und eines der ersten überhaupt. „Unverpackt“ Kiel hat eine Leuchtturmfunktion, weil er Möglichkeiten und Alternativen zur vorherrschenden Art des Verkaufs in Kunststoffverpackungen aufzeigt. Eigentümerin und Betreiberin Marie Delaperrière bietet zudem Beratung für Interessierte und Gründer an, was geht im Prinzip „Unverpackt“ und was nicht. Edeka-Kaufmann Karsten Johst lotet als Inhaber eines konventionellen Supermarktes aus, wie weit man in einem solchen Geschäft logistisch und kaufmännisch sinnvoll auf Kunststoff als Verpackungsmaterial verzichten kann. Er hat bereits begonnen, indem er Plastiktüten an der Kasse abschaffte und auch die Knotenbeutel am Gemüse und Obst Frischsortiment. Jetzt plant er, auch das Kunststoffbeutel-Aufkommen an der Fleisch-Bedien-Theke unter Beachtung der hygienischen Notwendigkeiten zu reduzieren. Durch diese Initiativen ist Johst innerhalb der Edeka Vorreiter, der auch bereits einige Nachahmer gefunden hat. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 21 Im Rahmen der Initiative „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ sind sowohl Marie Delaperrière als auch Karsten Johst wichtige Multiplikatoren und ihrer jeweiligen Initiativen zur Kunststoffreduktion und Ansprechpartner für Nachahmungswillige Kaufleute im Einzelhandel. Einzelhandelsverband Nord e.V. Der Einzelhandelsverband Nord e.V. ist als Verband bedeutsam für eine Verbreitung der Idee „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ über einzelne Leistungsträger hinaus. Zudem kann er als Instanz zur Vermittlung und für Rückfragen interessierter Einzelhändler zum Thema Plastikreduktion eine Rolle spielen. EPEA Internationale Umweltforschung GmbH Die EPEA Internationale Umweltforschung GmbH ist der führende Anbieter im Bereich Beratung, Konzeption und Umsetzung des Cradle-to-Cradle-Prinzips. Das Cradle to CradleDesignkonzept soll zu einer neuartigen Produktqualität führen und eine nahezu 100%ige Rückgewinnung aller Inhaltsstoffe ermöglichten. Produkte und Materialien sollen als technische oder biologische Bestandteile in Kreisläufen zirkulieren von der Wiege zur Wiege (cradle to cradle) nahezu unbegrenzt wiederverwendet werden, anstatt als Abfall deponiert, verbrannt oder geringwertiger recycelt zu werden. In das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ soll die EPEA Internationale Umweltforschung GmbH ihr Wissen im Bereich Materialforschung im Kunststoffbereich und ihre Kenntnis und Erfahrung des Cradle-to-Cradle-Prinzips einbringen. Wyker Dampfschiff Reederei Die Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH (W.D.R.) ist als Inselversorgungsunternehmen und relevanter Leistungsträger im Bereich Tourismus ein wichtiger Multiplikator der Idee "Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein". Als 'schwimmende Brücken' befördern ihre Schiffe jährlich 1,8 Mio. Gäste zu den nordfriesischen Inseln und Halligen. An Bord bietet sich der erste direkte Gästekontakt und damit eine ideale Gelegenheit zur Information über das Projekt. Außerdem hat die W.D.R. als umweltbewusstes Unternehmen mit ISO 14001-Managementsystem und zwei Fährschiffen mit dem "Blauen Engel" nach RAL-UZ 141 eine wichtige Vorbildfunktion. Biosphäre Halligen Die Bewohnerinnen und Bewohner der Halligen haben die Entwicklung ihrer Heimat selbst in die Hand genommen. Den einzigartigen Lebensraum für sie und kommende Generationen sicher und lebenswert zu erhalten und zu entwickeln, ist das Ziel in der Biosphäre Halligen. Unterstützung erhalten die Halliggemeinden dabei von der Biosphärenverwaltung. Die gemeinsam erarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie trägt zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung bei. Im Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ koordiniert, unterstützt und kommuniziert die Verwaltung der Biosphäre Halligen die auf den Halligen geplanten und umgesetzten Maßnahmen. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 22 Potenziale, Synergieeffekte Jeder der Netzwerkakteure bringt spezielle Kenntnis seines Bereichs in das gemeinsame Projekt ein, so dass als Zielvorstellung am Ende die Entwicklung alternativer Produkte und Produktkreisläufe, sei es durch vollständigen Verzicht auf Kunststoff, sei es durch echtes rückstandsfreies Recycling, steht. Zudem können durch die Beteiligten die entwickelten Alternativen in die Breite kommuniziert werden, weil sowohl Einheimische als auch Gäste erreicht werden. Gerade letztere verleihen dem Projekt, das in einer touristischen Schwerpunktregion angesiedelt ist, eine Reichweite weit über das unmittelbare Umfeld hinaus. Abbildung 11: Netzwerkpartner und Reichweite Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 23 Maßnahmen Informationsmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit Logo Dachmarke Es wird ein gemeinsames Logo entwickelt, welches das gesamte Netzwerk als Dachmarke repräsentiert. Das Dachmarkenlogo muss sicherstellen, dass allen Informationssuchenden und potenziellen Partnern unmittelbar klar wird, dass die Akteure innerhalb des Netzwerkes im Sinne gemeinsamer Werte agieren und nicht als Einzelkämpfer unterwegs sind. Mit dem Dachmarkenlogo wird das Netzwerk als ein Akteur erkennbar, von dem künftig eine Vielzahl an Impulsen ausgehen wird, die eine breite thematische Basis abdecken, aber miteinander in Verbindung stehen und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Regionale Zusätze Innerhalb der geplanten Modellregion, in der Tourismus eine große Rolle spielt, agiert das Netzwerk auf einem Feld, in dem verschiedene Partner ein starkes Interesse daran haben, eine lokale bzw. regionale Identität zum Ausdruck zu bringen. Das Logo sollte daher auch lokale oder regionale Zusätze aufnehmen können (z.B. „Insel Föhr“, „Halligen“, „Nordfriesland“). Diese Erweiterung ermöglicht es kommenden Partnern, wie zum Beispiel lokalen Händlern oder Tourismuseinrichtungen, aus ihrem Engagement und ihrer Bereitschaft zu Veränderung im Gegenzug den größtmöglichen Imagegewinn zu beziehen. Internetkommunikation Die Interkommunikation des Projektes muss unterschiedliche Adressatenkreise erreichen und die Arbeit des Netzwerkes unterstützen. Externe Kommunikation: Zielgruppe „Interessierte Öffentlichkeit und potenzielle Partner“ Es wird eine Website erstellt, auf der sich Interessiert über die Struktur, die Absichten und die Arbeit des Netzwerkes informieren können. Hier sollen sich Menschen über die Problematik informieren können, und Anregungen erhalten, was sie persönlich tun können, um Plastikmüll zu vermeiden. Außerdem sollen lokale und regionale Partner gewonnen werden, die in ihren Betrieben Veränderungen vornehmen, um Plastik zu reduzieren. Eine wesentliche Aufgabe der Website ist es, immer aktuell über Teilerfolge und Umsetzungsschritte zu informieren und mit dieser Funktion auch den lokalen und regionalen Partnern als imagefördernde Plattform zu dienen. Zu diesem Zweck muss ein Blogsystem integriert werden, über das regelmäßig über Aktivitäten, Erfolge und Neuerungen berichtet wird. Zusätzlich zur Website wird im sozialen Netzwerk Facebook ein Informationsangebot aufgesetzt, um die Reichweite der Kommunikationsmaßnahmen deutlich zu erhöhen. Website und Facebook-Auftritt ergänzen sich idealerweise: erscheinen beispielweise im Blog auf der Website neue Artikel über erfolgreiche Umsetzungsschritte oder neue Partnerschaften, können diese auch dem Facebook-Publikum unkompliziert verfügbar gemacht werden. Auf Facebook ist mittlerweile eine Vielzahl von Meeresschutzorganisationen zum Thema Meeresmüll präsent, die sich sehr gut ergänzen, und dem Publikum ihrer eigenen Angebote oft auch gern Informationen anderer Organisationen zur Verfügung stellen, sofern sie sich thematisch ergänzen. Auf diese Weise kann oft ein sehr großer Empfängerkreis erschlossen werden, der dann auch den Weg zu den Informationen auf der eigenen Website findet Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 24 Interne Kommunikation: Zielgruppe Netzwerkakteure Für die Kommunikation der Netzwerkakteure untereinander, für Planungen und den Austausch von Erfahrungen über konkrete Umsetzungen wird ein Forum benötigt, das den Beteiligten sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit zugänglich ist. Der Forumsbereich muss bestimmte branchen- und interessenspezifische Bereiche vorhalten können, in denen sich Teilnehmer zielgerichtet zu den Gebieten austauschen und informieren können, die ihren Verantwortungsbzw. Branchenbereich konkret betreffen. Erweiterte Angebote für Zielgruppen mit besonderem Informationsinteresse Im Bereich der externen Kommunikationsmaßnahmen sollen Angebote für Menschen mit besonderem Informationsinteresse geschaffen werden. Strandmüll-Monitoring-Plattform In Anlehnung an die UFO-Campaign der ‚Surfers Against Sewage“ soll eine Plattform geschaffen werden, auf der Strandmüllsammler ungewöhnliche oder auffällige Funde melden können. Häufig ist die Art oder Herkunft bestimmter Funde nicht unmittelbar klar und lässt Fragen offen. So wurden zum Beispiel im Frühjahr 2015 an der nordfriesischen Westküste auffällig viele Wasserflaschen einer bestimmten chinesischen Marke sowie originalverpackte Waren (Gewürze, Snacks, Instant-Tees) gefunden – vermutlich handelte es sich hierbei um verlorengegangenes Frachtgut. Die Monitoring-Plattform soll Menschen, die aufmerksam die Müllfunde an den Küsten beobachten, ermöglichen, ihre Funde zu melden und idealerweise etwas über Zusammenhänge und Herkunft zu lernen. Hierzu wird ein kleines Expertenteam zusammengestellt, das die gemeldeten Gegenstände begutachtet und nach Möglichkeit Auskunft zu den Funden gibt Hierzu wird eine Zusammenarbeit mit dem Havariekommando des Bundes und der Küstenländer angestrebt. Auf der Plattform können Strandmüllsammler außerdem angeben, welche Müllfunde sie bei ihren Sammlungen gemacht haben (Art der Funde, Zahlen). Diese Art der Erhebung soll ausdrücklich nicht in Konkurrenz zu den wissenschaftlichen Erhebungen der Naturschutzverbände nach OSPAR-Kriterien stehen. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein Monitoring mit kommunikativer Zielsetzung: die Beteiligten sollen die Möglichkeit erhalten, ihr Wissen zum Thema Strandmüll sukzessive und unkompliziert zu erweitern, um auf diese Weise wiederum zu Multiplikatoren im Bestreben um Plastikreduktion werden. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 25 Signalwesten: Sichtbarkeit im öffentlichen Raum Bei öffentlichen Engagements wie Strandmüllsammlungen sollte Strandbesuchern und anderen Beobachtern unmittelbar deutlich werden, was bei einer solchen Aktion vor sich geht und warum sie durchgeführt werden muss. Zu diesem Zweck sollen beschriftete Sicherheitswesten getragen werden, die dem Beobachter zeigen, dass die Küsten durch Plastikmüll bedroht sind und aus diesem Grunde Strandmüllsammlungen durchgeführt werden. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 26 Bildungsmaßnahmen Mehrere Netzwerkpartner, insbesondere BUND, Nationalparkhaus Föhr, Küste gegen Plastik sind bereits aktiv in der Bildungsarbeit. Sie veranstalten Ausstellungen, Infostände, Müllsammlungen und Vorträge zum Thema. Diese Aktivitäten werden im Rahmen des Projektes „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ fortgeführt, koordiniert und intensiviert. Ausstellungen und Vorträge Ausstellungen Stationäre und Wanderausstellungen zu den Themen Plastik im Meer, Plastikmüll und Plastikvermeidung machen die Problematik sichtbar und durch die Wahl der Exponate und Medien erfahrbar. Interessierte, Gäste wie Einheimische, werden ermutigt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, das auch ihnen beim Strandspaziergang bereits auf eher unspezifische Weise quasi vor die Füße gespült worden ist. Die Ausstellungen werden modular konzeptioniert, so dass unterschiedliche Anforderungen und Raumgrößen bespielbar sind. Ausstellungsmodule sollten durch die Wahl und Zusammensetzung der Exponate so gestaltet sein, dass sie selbsterklärend sind und nicht ununterbrochen Personal vor Ort zu sein braucht. Vorstellbare Modulbestandteile sind Rollups, Literatur, Modelle als Informationsträger, sowie typische Funde vom Pellet bis zum Fischkorb, die größtmögliche Anschaulichkeit und Erfahrbarkeit vermitteln. Die Module werden fertig verpackt gelagert und können so gegebenenfalls auf Anforderung interessierter Institutionen auch versandt werden. Vorträge Ausstellungen werden durch Vorträge flankiert, die als Laien- wie auch als Fachvortrag tieferes Hintergrundwissen zum jeweiligen Ausstellungsthema vermitteln. Insbesondere die Fachvorträge können und sollen auch durch geladene Fachpersonen gehalten werden. Vorträge als solitäre Veranstaltung oder im Rahmen von Fachsymposien – sowohl netzwerkintern als auch -extern – tragen das Thema weiter und dienen zur Vertiefung des Wissens für Netzwerkbeteiligte, Fachleute wie auch interessierte Laien. Müllsammlungen/Strandmüllführungen Müllsammlungen und Strandmüllführungen sind das Live-Äquivalent zur Ausstellung. Solche Veranstaltungen machen durch ihren Outdoor-Charakter das Problem noch erfahrbarer. Müllsammlungen geben den beteiligten Gästen die Möglichkeit, sowohl Wissen zu erwerben, als auch sich aktiv an der zumindest vordergründigen Beseitigung des Problems beteiligen zu Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 27 können. Insbesondere für Kinder und Jugendliche ist der wettkampfartige und spielerische Charakter solcher Sammlungen geeignet (wer sammelt am meisten? Die größten Stücke?), die Begeisterung für das Thema nachhaltig zu wecken. Strandmüllführungen informieren Interessierte, was sie eigentlich bei ihrem Strandspaziergang bereits wahrgenommen, aber nicht identifiziert haben, wo was herkommt, welche Konsequenzen sich daraus ergeben und wie man Plastik eventuell vermeiden kann. Müllsammlungen und Strandmüllführungen sind darüber hinaus durch ihre öffentliche Sichtbarkeit geeignet, auch zunächst wenig interessierte Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen („Was machen die denn da?“). Clean-Up-Day Wie im Best-Practice-Beispiel Trash Hero Thailand, soll auf der Insel Föhr ein regelmäßiger, mindestens monatlicher Termin für Müllsammlungen etabliert werden, an dem zum Beispiel immer ein anderer Föhrer Strand vom Müll befreit wird. Als Unterstützer der Aktion sollen die Föhrer Geschäftsleute gewonnen werden, um für die Teilnehmer Snacks und Verpflegung bereitstellen. Sponsoren werden entsprechend positiv kommuniziert. Bereits jetzt veranstaltet die BUND Inselgruppe Föhr Clean-Ups, die durch die Maßnahme verstetigt werden sollen. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 28 Strandmüll-Monitoring als kommunikatives Bildungs- und Sensibilisierungsinstrument Strandmüll-Monitoring dient zum einen dazu, wissenschaftlich Erkenntnisse zu erlangen, wie sich welcher Müll wohin verbreitet. Solches Strandmüll-Monitoring erfasst z.B. definierte Strecken in definierten Zeiträumen. Strandmüll-Monitoring durch Laien auf nicht definierte Strandabschnitten zum Beispiel durch die Möglichkeit, Funde auf der Internetplattform des Projektes „Plastik vermeiden in SchleswigHolstein“ zu melden und zugleich möglicherweise zu erfahren, was man dort eigentlich gefunden hat, hat neben der Erfassung einen mehr kommunikativen und sensibilisierenden Charakter und ähnelt in dieser Hinsicht mehr den bereits beschriebenen Strandmüllführungen. Voraussetzung ist eine niedrigschwellige, auch mobil erreichbare Meldemöglichkeit im Internet, hinter der Experten stehen, die die Funde und Meldungen fachlich zuzuordnen. Symposien Das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ plant einmal jährlich ein Fachsymposium zum Thema. Diese Symposien mit Fachvorträgen und Diskussionen haben eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen Netzwerkpartnern, Fachleuten und der interessierten Öffentlichkeit. Zudem können sie dazu dienen, der Öffentlichkeit den Stand der Aktivitäten zu erläutern und helfen, neue Partner für das Netzwerk zu gewinnen. Ein erstes Symposium, das quasi auch Initialzündung des Projektes war, fand bereits im Jahr 2014 auf der Insel Föhr statt. In Zukunft könnten solche Symposien auch an wechselnden Örtlichkeiten veranstaltet werden. Symposien sind auch Bildungsarbeit nach innen, die die Netzwerkpartner fortlaufend weiter qualifizieren, in der Außenarbeit zielführend zu wirken. Arbeitsforum Netzwerkpartner Zweimal pro Jahr möchte das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ die Netzwerkpartner versammeln, um den Stand der Aktionen zu diskutieren und evaluativ zu betrachten, wie die Fortschritte beschaffen sind. Arbeitsforen sind Austauschmöglichkeiten und dienen ebenfalls der Bildungsarbeit nach innen. Aktionstage Einmal pro Jahr sollen als gebündelte Maßnahme für die breite Öffentlichkeit an den beteiligten Orten, zunächst also die Insel Föhr und Hallig Hooge, später auch an allen anderen Orten, Aktionstage durchgeführt werden. Solche Aktionstage beinhalten das gesamte Maßnahmenpaket aus Ausstellungen, Vorträgen, Müllsammelaktionen und sollen das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ und seine Ziele bekannter machen, Menschen für das Thema sensibilisieren und bereits sensibilisierten Argumente und Hilfen an die Hand geben, den Weg der Plastikvermeidung weiter zu beschreiten. Erfahrungen bestehen auf Föhr bereits mit dem „plastiktütenfreien Tag“ der BUND-Inselgruppe Föhr. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 29 Gesamtziel Die Kombination aus öffentlichen Symposien, publikumsorientierten Ausstellungen, Vorträgen, Müllsammlungen, Strandmüllführungen und Müll-Monitoring dient als Gesamtpaket dazu, Menschen, die die Küste und das Meer lieben, zu sensibilisieren, und Interessierte mit Information und Handlungsmöglichkeiten auszustatten. Symposien, Fachvorträge und Arbeitsforen dienen dazu, den Netzwerkpartnern Fachinformationen zugänglich zu machen und den Austausch zu fördern. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 30 Politische Maßnahmen Der Landtag des Landes Schleswig-Holstein hat sich in seinem Beschluss „Vermeidung von Plastikmüll in Schleswig Holstein“ von 2014 zum Ziel gesetzt, Aufklärung und Umweltbildung zu fördern und zu unterstützen. Er beschloss die Entwicklung und Erprobung von Lösungsansätzen im Rahmen von Modellregionen und die Aufnahme von Gesprächen mit dem Handel bezüglich einer freiwilligen Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Plastiktüten oder der Einführung der ausschließlich kostenpflichtigen Abgabe. Bei diesem Entschluss will dieses Projekt die Politik maßgeblich unterstützen, begleiten und inspirieren. Umweltstandards für Ausschreibungen Die Umweltstandards bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand sollen auf Vermeidung und Reduktion von Plastik überprüft und gegebenenfalls modifiziert werden. Öffentliche Institutionen sollen im Hinblick auf Plastikarmut Vorbildfunktion haben. Die Projektpartner im Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ stehen dabei lokal und landesweit zur Seite, Materialalternativen zu finden oder Vermeidungsstrategien zu entwickeln. Auch dafür soll die konzeptionierte Modellregion Inseln und Halligen Vorreiter sein. Politische Arbeit – lokal und auf Landesebene Die Projektpartner im Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ sehen ihre Aufgabe auch darin, Bindeglied zwischen der Politik und der Situation vor Ort zu sein, die Politik mit Informationen z.B. auf Symposien oder Müllsammelaktion und –monitoring zu versorgen und so politische Initiativen zu begleiten und fördern. Die in der Modellregion erprobten Maßnahmenpakete und Modelle der Zusammenarbeit zwischen Umweltverbänden und – vereinen, lokaler und regionaler Wirtschaft und Politik soll Ergebnisse liefern, wie Plastikreduktion für alle Beteiligten lebbar gestaltet werden und zukunftsweisende Ergebnisse liefern kann. Auch und gerade im Hinblick auf eine mögliche spätere Ausweitung auf das ganze Land. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 31 Lebbare Produktinnovation, Förderung der Verantwortung Als Distinktionsmerkmal zu vielen gleichgerichteten Initiativen engagiert sich das Projektnetzwerk „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ auch in Bezug auf Maßnahmen, Produktinnovation lebbar zu machen und möchte damit die Verantwortung der Hersteller und Anbieter stärker in den Fokus rücken. Entwicklung von Alternativen Um aufzuzeigen, dass und wie plastikreduziertes oder plastikfreies Leben möglich ist, ist es erforderlich, Alternativen anzubieten, die praktikabel, gut zugänglich und gut kommunizierbar sind. Exemplarisch setzt sich das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ zunächst zum Ziel, in drei Bereichen eine Materialalternative zum bisher vorherrschenden plastikbasierten Produkt zu bieten. Innovation lebbar machen Viele Produkte sind inzwischen auch als plastikfreie Alternative erhältlich. Aber der Umstieg ist allzu oft nicht niedrigschwellig möglich, nur als Insellösung in einem einzelnen Betrieb erhältlich oder bedeutet ein erhebliches Maß an Verzicht. Das Innovative an unserem Ansatz ist weniger die reine Einführung eines plastikfreien Bechers, einer Tasche, einer Flasche – so etwas gibt es bereits – sondern der Versuch, ein solches Produkt niedrigschwellig nutzbar und damit eine plastikfreie Alternative für jeden lebbar zu machen. Das neue Produkt – zum Beispiel ein Coffee-to-Go-Becher - soll beispielhaft in möglichst so vielen Betrieben so selbstverständlich zu erhalten sein, dass sich fast zwangsläufig die Frage stellt: „Warum nicht gleich so?“ Das neue Produkt – zum Beispiel eine kreislauffähige Stofftasche – soll ein jedem nur zu bekanntes Problem lösen. Jeder hat umweltbewusst schon häufig eine der im Geschäft angebotenen Stofftaschen gewählt und mit seinem Einkauf nach Hause getragen. Beim nächsten Einkauf steht man mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder ohne Tasche da und nimmt entweder eine neue Stofftasche mit oder, weil sich zuhause bereits erhebliche Vorräte davon befinden, doch eine Plastiktüte. Wäre es niedrigschwellig möglich, die Stofftaschen von zuhause auch wieder abzugeben und sie in einen Kreislauf einzuspeisen, würde jeder sagen: „Endlich!“ Das neue Produkt soll nicht pädagogisch mit erhobenem Zeigefinger daherkommen, sondern attraktiv sein. Es soll – wie die I-love-Hooge-Stahlfasche – nicht negativen Verzicht, sondern ein positives Statement kommunizieren: „Ich mache das, weil es toll ist!“ Erlebt zum Beispiel der Gast im Urlaub diese Selbstverständlichkeit im Alltag, wird er es in seiner Heimatgemeinde kommunizieren und fragen: „Die können das – warum nicht auch wir?“ Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 32 Plastikfreier Coffee-to-Go-Becher Ein typisches Beispiel für das die Plastikproblematik oft prägende Missverhältnis zwischen Nutzungsdauer und Halbwertszeit ist der Coffee-to-Go-Becher. Zurzeit handelt es sich meist um mit PE ausgekleidete Pappbecher, die zudem noch einen Plastikdeckel besitzen. Als Alternative gilt es, ein Produkt zu finden, dass dieselben Eigenschaften hinsichtlich Dichtigkeit und Wärmeisolation ausweist, nicht teurer ist, aber entweder problemlos biologisch abbaubar oder mindestens nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip recyclebar. Ein solcher Becher soll wiedererkennbar gelabelt werden, um das Neue hervorzuheben und für den z.B. gastronomischen Anwender einen positiven Werbeeffekt zu haben. Der plastikfreie Coffee-to-Go Becher soll initial auf der Insel Föhr eingeführt und zügig inselweit bei Gastronomen, Bäckereien und anderen Betrieben als Alternative zu bestehenden Material kommuniziert werden. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 33 Edelstahlflasche Wie im Best-Practice-Beispiel der thailändischen Insel Kohl Lipe bereits beschrieben, transportiert eine Edelstahlflasche für unterwegs statt der üblichen Plastikflasche ein Statement, dass der Nutzer Plastik vermeiden möchte – aus der positiven Motivation heraus, der Natur seines Urlaubs- oder Lebensortes etwas Gutes zu tun. Die Flasche wird im lokalen Handel verkauft und trägt eine positive Botschaft (zum Beispiel „I love Hooge“). Am Projekt beteiligte Unternehmen, die diese Flasche kostenfrei mit Trinkwasser füllen, profitieren ebenfalls imagemäßig davon, an der Etablierung dieser plastikfreien Alternative beteiligt zu sein. Die „I-love-Hooge“-Edelstahlflasche soll initial auf Hallig Hooge eingeführt und beim dortigen Halligkaufmann vertrieben werden. Kooperation der Hooger Gastronomen vorausgesetzt, erhielte man eine gut über die Hallig verteilte Struktur von Füllstationen, die es dem Gast, der auf der Hallig unterwegs ist, ermöglicht, sich nahezu überall auch ohne PET-Flasche mit Wasser zu versorgen. Plastikfreie Scheuerfäden (Dolly Ropes) Hier gilt es, in Zusammenarbeit von Fischern, Verbänden, Wissenschaft und Politik plastikfreie Alternativen zum bisherigen Kunststoff zu finden, die denselben Anforderungen standhalten, die wertvollen Netze vor Beschädigung bei Grundberührung zu schützen. Das Material muss also stabil, scheuerfest und zugleich biologisch voll abbaubar sein, das ein cradle-to-cradle-Kreislauf bei von vorn herein auf Verlust konzipierten Materialien nicht zielführend scheint. Zur weiteren Ausformung des Projektes finden sich Erläuterungen bei der Beschreibung der Einzelprojekte im folgenden Abschnitt. Kreislauffähige Einkaufstasche Die Plastiktüte ist ein weiteres typisches Beispiel für das Missverhältnis zwischen Nutzungsdauer und Zerfallszeit. Als Alternative gilt es, ein plastikfreies Taschensystem zu entwickeln, dass leicht zu handhaben, niedrigschwellig und kostengünstig ist. Zum Beispiel als kreislauffähigen Pfandbeutel, näheres siehe unter Einzelprojekte im folgenden Abschnitt. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 34 Einzelprojekte Projektskizze 1: Produktinnovation in der Fischerei: Scheuerfäden/Dolly Ropes: Die Problematik der Scheuerfäden : Scheuerfäden, so genannte Dolly Ropes, werden in der Fischerei genutzt, um die Fischernetze bei der Berührung mit dem Meeresboden vor dem Durchscheuern zu schützen. Bündel aus Polyethylen-Strängen werden in das Netz eingeknotet oder mit Kabelbindern befestigt. Die Scheuerfäden sind Verschleißartikel, die in hoher Zahl in die Meeresumwelt eingetragen werden. Viele der feinen Plastikfäden, die wir im Spülsaum finden, sind auf den Verlust von Scheuerfäden zurückzuführen. Die Plastikstränge lösen sich in viele Einzelfäden auf und verknoten stark. Wenn die Fäden am Netz stark verfilzt sind, reißen sie viel Sand mit sich. Dann werden sie in der Regel durch neue Polyethylen-Stränge ersetzt. Viele Vögel strangulieren sich in diesem Material, ertrinken oder verhungern, weil sie sich nicht befreien können. Basstölpel nutzen die orangefarbenen Fäden häufig für den Bau ihrer Nester, oft ebenfalls mit tödlichem Ausgang. Abbildung 12: Dolly Ropes Krabbenfischer von der Insel Föhr haben die Auswirkungen der Verwendung von Dolly Ropes bereits länger mit Sorge beobachtet. Im Herbst 2014 hat der Fischer Henning Dulz die Initiative ergriffen, und sich auf die Suche nach neuen Materialien gemacht, die die Umwelt nicht in dieser Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 35 Weise belasten. Ein erster Versuch mit alten Netzen aus Hanf als alternativer Schutz wurde jedoch als noch nicht erfolgreich eingestuft. Auch in den Niederlanden gibt es Bestrebungen, bessere Materialien zu finden. Mit der Initiative VisPluisVri (DollyRopeFree.com) wurde eine Internet-Plattform geschaffen, auf der nach dem Crowdsourcing-Prinzip in der Hoffnung auf freiwillige Beteiligung von Wissenschaftlern, Naturschützern, Materialexperten und anderen Experten nach Lösungen gesucht wird. Im Projekt werden in enger Zusammenarbeit von Küstenfischern und Materialexperten Alternativen für Dolly Ropes erarbeitet. Die neuen Materialien müssen praxistauglich, bezahlbar und biologisch abbaubar sein. Projektziel: Fischereibetrieb ohne Dolly Ropes aus Plastik auf der Insel Föhr ab Oktober 2017. Etappen: Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 36 Projektskizze 2: Produktentwicklung mit der Föhrer Tourismus GmbH Der Tourismusbetrieb Föhrer Tourismus GmbH stellt ist eine wichtige Schnittstelle für den Kontakt mit Urlaubern dar. Er kommt über diverse kommunikative Kanäle sowie vor Ort mit den Gästen in Kontakt und spielt damit wichtige Rolle bei der Kommunikation der Plastikproblematik. Als Netzwerkpartner kann die FTG das Anliegen der Plastikreduktion effektiv vertreten. Aus dieser Haltung resultiert im Gegenzug ein signifikanter Imagegewinn, der für den Betrieb erstrebenswert ist. Die FTG sollte eine Vorreiterrolle spielen und die Bekämpfung von Plastikmüll im Meer mit dem Ziel des Schutzes und Erhalts der von den Gästen geliebten Naturlandschaft glaubhaft zu vertreten. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Tourismusprodukte der FTG im Projekt „Plastikarm Leben in Schleswig Holstein“ auf den Prüfstand zu stellen. Es gilt, Souvenirs, Shop-Artikel, Verpackungen sowie Kommunikations- und Werbemittel auf den Prüfstand zu stellen und gemeinsam plastikfreien Lösungen zu kommen. Gleichzeitig soll die Produktumstellung so kommuniziert werden, dass die Müllproblematik den Urlaubern deutlich wird, und die Produktumstellung einen deutlichen Imagegewinn für die Insel bringt. In einer Bestandsaufnahme zu Projektbeginn sollen problematische Produkte identifiziert und in drei Prioritätengruppen zusammengefasst werden. Erste Priorität haben dabei Wegwerfverpackungen sowie Artikel mit einer sehr kurzfristigen Gebrauchsspanne von Stunden oder wenigen Tagen. Weiterhin fallen in diese Gruppe alle Produkte, die mit geringem Aufwand durch andere Materialien zu ersetzen sind. Sie sollten schnellstmöglich ausgetauscht werden. In die Prioritätengruppe zwei fallen Artikel und Produkte, die eine kurz- bis mittelfristige Verwendungsdauer von Wochen bis Monate haben. In Gruppe drei fallen Produkte mit einer langfristigen Verwendungsdauer von Jahren sowie Artikel deren Ersatz in der Bestandsaufnahme als besonders schwierig eingestuft wird. In einem Workshop sollen Alternativen zu den problematischen Produkten erarbeitet werden. Lösungsmöglichkeiten können beispielsweise gleichartige Produkte aus anderen Materialien sowie die Ablösung von Artikeln aus Plastik durch bessere, neue Produkte sein. Projektziel: Die Produkte der FTG sind plastikfrei bis zum Oktober 2017. Die Ablösung problematischer Produkte erfolgt in drei Stufen. Wegwerfprodukte bzw. Produkte mit sehr kurzer Verwendungsdauer werden bereits im Sommer 2016 abgeschafft. Durch eine kommunikative Begleitkampagne vom Juni 2016 bis zum Oktober 2017 wird im Zeitraum der konkreten Produktumstellung über die Plastikmüllproblematik informiert und das Image des Föhrer Tourismusbetriebes als konsequentem und umweltbewusstem Tourismusanbieter signifikant gestärkt. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion Etappen: 37 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 38 Projektskizze: Plastikarme Modellwohnungen/-ferienhäuser Die Plastikproblematik ist bereits vielen Menschen bekannt. Insbesondere, wenn sie das Meer lieben, bekommen viele ein Gespür dafür, dass die Natur ihrer Sehnsuchtsorte in Bedrängnis ist. In der Hektik des Alltags ist es jedoch häufig sehr schwer, auf Plastik zu verzichten und sich konsequent zu verhalten. Gerade eine Ferienzeit am Meer bietet also ideale Bedingungen, sich auf mögliche persönliche Änderungen einzulassen, sie in Ruhe zu erproben und sich Inspirationen und Know-How für den Alltag zu holen. Im Rahmen des Projektes sollen „Plastikbewußte Ferienunterkünfte“ aufgebaut und vermarktet werden. Es handelt sich um Ferienwohnungen, Ferienhäuser oder Gästezimmer, die mit einem besonderen Bewusstsein für die Vermeidung von Plastik ausgestattet und eingerichtet werden. Dazu gehört zum Beispiel ein Vorrat geeigneter Aufbewahrungsbehälter für Lebensmittel, die Bereitstellung von wiederverwendbaren Einkaufstaschen und plastikfreie Flaschen für Trinkwasser zum Mitnehmen. In der Unterkunft könnte Literatur mit konkreten Tipps zur Vermeidung von Plastik und Verpackungsmüll bereitgestellt werden. Der Aufbau von verpackungsfreien Einheiten im Einzelhandel des Modellgebietes wird im folgenden Abschnitt erläutert und ergänzt das besondere Ferienangebot idealerweise durch ein entsprechendes Einkaufserlebnis. In diesem Fall werden in den Unterkünften Behältnisse vorgehalten, die man für den verpackungsfreien Einkauf verwenden kann. In der Unterkunft wird sinnvollerweise außerdem auf örtliche Geschäfte hingewiesen, die verpackungsfreies Einkaufen ermöglichen. Vermieter von plastikbewussten Unterkünften bieten naturbewussten Gästen ein besonderes Angebot. Sie profitieren selbst durch ein Alleinstellungsmerkmal und befreien sich damit automatisch vom Preisdruck in ihrer Branche. Projektziel: Die erste Modell-FeWo auf der Insel Föhr wird im Herbst 2017 nach gemeinsam erarbeiteten Kriterien eröffnet. Ende 2017 wird dann eine ähnliche Modell-FeWo auf Hallig Hooge eröffnet. Etappen: Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 39 Projektskizze: Kreislauffähige Einkaufstasche Plastiktüten sind ein Sinnbild für den sorglosen und hochproblematischen Umgang mit Plastik. Selbst wenn die Anzahl der am Strand gefundenen Plastiktüten nur einen Bruchteil der Plastikmüllfunde insgesamt ausmacht, stehen Plastiktüten häufig im Fokus vieler Diskussionen und Betrachtungen über die Plastikproblematik. Tüten und Taschen eignen sich deshalb für viele Menschen hervorragend als erstrebenswerter erster Schritt in Richtung eines konsequenten plastikbewussten Verhaltens. Sie können gut abgelöst werden – wenn auch oft nicht so einfach, wie man meinen sollte. Die meisten Menschen teilen die Erfahrung, dass man zwar bereits einige Stoffbeutel besitzt, im entscheidenden Moment jedoch oft keinen Beutel zur Hand hat. Ziel des Projektes ist es, zunächst auf lokaler Ebene einen kreislauffähigen Beutel einzuführen, der bei möglichst vielen Händlern ausgegeben wird und der für Kunden keine große Hürde im Vergleich zur Plastiktüte darstellt. Haben sich im Haushalt einige Taschen angesammelt, können sie bei einem beliebigen der teilnehmenden Händler wieder abgegeben werden und somit wieder in den Kreislauf gelangen. Idealerweise werden die Beutel nach Ablauf ihrer ‚Lebensspanne‘ als Einkaufstasche für andere textile Zwecke recycelt. Die Einkauftaschen können gut im Sinne eines regionalen Marketings genutzt werden und gegebenenfalls nach Ablauf einer vorgegeben Zeitspanne als touristische Sammelobjekte ausgemustert und mit neuen Motiven aufgelegt werden. Projektziel: In 75% der Einzelhandelsgeschäfte auf der Insel Föhr und der Hallig Hooge werden Ende 2017 kreislauffähige Einkaufstaschen angeboten und zurückgenommen. Auch hier planen wir bereits über das aktuelle Projekt hinaus. Etappen Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 40 Exkurs: “CLOSED LOOP BAG” Designed nach Cradle to Cradle® Eine Kooperation von BUND, Föhr und EPEA Internationale Umweltforschung Hamburg Kurzbeschreibung Hintergrund ist es, eine komplett neue Idee einer Einkaufstasche auf den Markt zu bringen: die „Closed Loop Bag“ (CLB). Die massive Verwendung von Kunststoffen, die als Abfall in die Umwelt gelangen und dann in großen Mengen den Weg in die Meere finden, ist ein großes Umwelt- und Materialproblem. Konventionelle Einkaufs-Plastiktüten machen der Menge nach an Kunststoffabfällen den geringsten Anteil aus. Sie sind jedoch „in-aller-Hände“ und in der Öffentlichkeit am sichtbarsten, also ein greifbarer Platzhalter für ein großes Material- und Umweltproblem. Die CLBs hingegen sollen eine gesunde Alternative zu konventionellen Einweg-PlastikEinkaufstüten darstellen. Alleinstellungsmerkmale der CLB-Konzeptidee sind: - sie ist dafür entwickelt, dass Konsumenten ihre Einkäufe sicher vom Laden nach Hause bringen können - sie zeichnet sich durch ein ansprechendes und neues aber schlichtes Design aus - sie besteht aus definierten (bekannten) Mono-Grundmaterialien (z.B.: Naturfasern, tierische Fasern oder auch biologisch abbaubares Polymere, etc.) - alle Inhaltstoffe werden positiv definiert und einem entsprechenden Nutzungsszenario (biologischer Metabolismus oder „technischer“ Metabolismus) angepasst - sie wird so konzipiert, dass sie über entsprechende Rücknahme-Systeme am Abgabeort (wenn gewünscht auch in verschiedenen Läden) zurückgegeben werden kann o sie kann also nach Sammlung und Sortierung qualitativ hochwertig in ewigen Produktkreisläufen geführt werden. o das Basis-Material kann wieder und wieder zu Einkauftaschen verarbeitet werden. Die CLBs zeigen beispielhaft, dem ersten Cradle to Cradle® Prinzip: „Abfall ist Nährstoff“ folgend, dass „Abfall gleich Nährstoff ist (Ressource „bleibt“ Ressource)“. Sie sollen als positives Beispiel zur Lösung der Kunststoffproblematik in den Meeren beitragen. Entscheidend für den Erfolg des CLB-Konzeptes ist, dass interessierte Unternehmen ihren Kunden ein Konzept für die Rücknahme zur Verfügung stellen. Das CLB-Rücknahme-System soll ebenfalls im Rahmen des Projektes entwickelt und realisiert werden. Im Rahmen der ProjektVorbereitungstreffen zeigten teilnehmende Handelsunternehmen (wie EDEKA, WDR Föhr-Amrum, etc.) bereits großes Interesse an der Umsetzung. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 41 Projektskizze: Plastikfreier Einkauf auf Hallig Hooge Auf der Hallig Hooge soll der Wechsel des Halligkaufmanns zum Jahr 2016 genutzt werden, um die Möglichkeit des verpackungs- und plastikfreien Einkaufs auf der Hallig zu etablieren. In einer kleinen Gemeinde sollen Einwohner und Urlaubsgäste schrittweise mit verpackungsfreien Lösungen vertraut gemacht werden. Gerade in der Kombination mit dem Angebot plastikbewusster Ferienunterkünfte bietet ein solch besonderes Einkaufserlebnis eine Attraktion auf der Hallig und ergänzt das Unterkunftskonzept sinnvoll. Halliggäste lassen sich erfahrungsgemäß gern auf das ‚Ursprüngliche‘ des Halliglebens ein und sind empfänglich für die Möglichkeit, in der Zeit ihres Aufenthalts dort ganz anders zu leben, als in ihrer Heimat auf dem Festland. Darum bietet die Ferienzeit in einer solchen Umgebung gute Bedingungen, einmal etwas Neues auszuprobieren und sich auf einen ungewohnten Alltag einzulassen. Projektziel: Möglichkeit des plastikfreien Einkaufs im Lebensmittelladen der Hallig Hooge bis September 2017. Etappen: Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 42 Projektskizze: Modell unverpackt auf Föhr. Im lokalen Handel der Insel Föhr sollen schrittweise verpackungsfreie Einheiten etabliert werden. Ziel ist es, sich etappenweise an die Möglichkeit des Einkaufs ohne Verpackungen anzunähern und auf diese Weise Verpackungsmüll zu reduzieren. Auf dem Weg zu immer mehr verpackungsfreien Einkaufsmöglichkeiten sollen in möglichst vielen Einzelhandelsgeschäften Teile des Sortiments unverpackt angeboten werden. Hierzu eignen sich zum Beispiel für den Einstieg Süßwarensortimente, für die bestimmte Metalldosen angeboten und zur Wiederbefüllung mitgebracht werden können. Auch Trockenwaren wie Nüsse, Getreideprodukte oder Nudeln können gut als verpackungsfrei verkaufbare Artikel aus dem Normalsortiment ausgegliedert werden. Unverpacktes Einkaufen bietet Urlaubern ein besonderes Einkaufserlebnis, auf das sie sich insbesondere in der entspannten Urlaubszeit gern einlassen. Diese Zeit kann genutzt werden, um Menschen mit verpackungsfreien Lösungen vertraut zu machen. Die besonderen Geschäfte steigern somit die Attraktivität des Urlaubsortes und bieten einen Imagegewinn. Die Kombination von plastikbewussten Unterkünften und verpackungsfreien Einheiten in den lokalen Geschäften erfährt ein besonderes Zusammenspiel: in den Unterkünften werden Behältnisse für den verpackungsfreien Einkauf vorgehalten. Gleichzeitig erhält der Gast in seiner Unterkunft eine Liste aller Händler, die Teile ihres Sortiments unverpackt anbieten. Projektziel: Im Dezember 2017 sollen zudem 75 % der lokalen Einzelhändler mindestens 20% ihres Umsatzes mit unverpackten Waren (z.B. mit einem Shop-in-Shop-System) machen. Etappen: Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion Zeit- und Finanzierungsplanung Zeitplanung Die Insel Föhr und die Hallig Hooge bilden den ersten Kern zur Umsetzung der beschriebenen Maßnahmenpakete. Über die Zeit erfolgt eine Implementierung dort erprobter Maßnahmen zunächst auf weiteren Inseln und Halligen, später möglicherweise in ausgewählten Festlandsgemeinden und zuletzt in ganz Schleswig-Holstein. Jahr Monat Maßnahme Ort 2015 2015 10 Abschluss des Detailkonzeptes 2016 01 Internet 2016 01 2016 2016 2016 01 01 01 2016 01 2016 01 2016 01 Multimediale Kommunikation: Start einer Basisversion der Website mit Blog, erster Blogartikel mit Projektvorstellung Multimediale Kommunikation: Einrichtung einer Facebookpräsenz Kampagnenbüro: Eröffnung Bildung: Symposium zum Projektstart Plastikfreie Scheuerfäden: Austausch mit VisPluisVri zum Thema Kreislauffähige Einkaufstasche: Konzeptstart Plastikfreier Einkauf, Hooge: Erste Gespräche mit dem angehenden Halligkaufmann Plastikfreier Einkauf, Hooge: Gespräche mit Halliggemeinde 2016 02 Föhr 2016 02 2016 02 2016 02 2016 02 2016 02 2016 02 2016 02 Unverpackt: Vorstellung des Projektes in Wirtschaftsgremien der Insel Unverpackt: Einladung der Einzelhändler: Vorstellung des Projektes Plastikfreie Scheuerfäden: Gemeinsamer Workshop von Krabbenfischern, Naturschützern und Materialexperten Plastikbewußte FeWo: Kontakt der kommunalen Tourismusausschüsse Plastikfreie Scheuerfäden: Auswahl von mind. zwei Materialien für den Praxistest Plastikfreier Einkauf, Hooge: Vorstellung des Projektes im Tourismus- und Wirtschaftsausschuss Signalwesten f. Strandmüllsammlungen: Einführung Plastikvermeidung Tourismusprodukte: Bestandsaufnahme mit der FTG 2016 03 Plastikvermeidung Tourismusprodukte: Föhr 2016 Internet Föhr Föhr Föhr Föhr, Hooge Hooge Hooge Föhr Föhr Föhr, Hooge Föhr Hooge Föhr Föhr 43 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 2016 03 2016 03 2016 03 2016 03 2016 03 2016 2016 03 03 2016 2016 03 03 2016 03 2016 04 2016 04 2016 04 2016 04 2016 04 2016 2016 04 04 2016 04 2016 04 2016 04 2016 04 2016 05 Workshop zur Alternativenfindung Plastikvermeidung Tourismusprodukte: Priorisierung der abzulösenden Produkte Plastikfreier Einkauf, Hooge: Bildung einer AG mit Interessierten Plastikfreier Einkauf, Hooge: Bestandsaufnahme des Sortiments Plastikfreier Einkauf, Hooge: Aufnahme Workshops mit Kaufmann, Gemeindevertretern, Interessierten Multimediale Kommunikation: Eröffnung des internen Forums Bildung: Arbeitsforum Netzwerkpartner Plastikfreier Coffee-to-go-Becher: Konzeptstart Hooger Edelstahlflasche: Konzeptstart Hooger Edelstahlflasche: Workshop mit Hooger Gastwirten und Kaufmann Bildung, Wanderausstellung: Konzeptstart Föhr Hooge Hooge Hooge Internet Föhr Föhr Hooge Hooge Föhr Unverpackt: Erster Workshop zum Thema für interessierte Einzelhändler mit M. Delaperriére Plastikfreie Scheuerfäden: Praxistest mit den ausgewählten Materialien Plastikbewusste FeWo: Informationsveranstaltungen für interessierte Vermieter Kreislauffähige Einkaufstasche: Design und Branding abgeschlossen Plastikfreier Einkauf, Hooge: Aufteilung des Sortiments in drei Prioritätsgruppen Bildung: Fachsymposium im Landtag Clean-Up-Day: Gewinnung lokaler Geschäftsleute als Sponsoren Plastikfreier Coffee-to-go-Becher: Workshop mit lokalen Betrieben und Materialexperten Plastikfreier Coffee-to-go-Becher: Konzeptvorstellung, Gewinnung von Umsetzungspartnern Signalwesten f. Strandmüllsammlungen: Umweltorganisationen starten mit Strandmüllführungen Bildung, Wanderausstellung: Festlegung der Inhalte der drei modularen Wanderausstellungen Föhr Plastikvermeidung Tourismusprodukte: Coaching durch Materialexperten zu Fragen aus dem Workshop Föhr Föhr Föhr, Hooge Föhr, Hooge Hooge Kiel Föhr Föhr Föhr Föhr Föhr 44 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 2016 05 2016 05 2016 05 2016 06 2016 06 2016 06 2016 06 2016 07 2016 07 2016 07 2016 07 2016 07 2016 08 2016 2016 08 08 2016 08 2016 08 2016 09 2016 09 2016 09 2016 09 Unverpackt: Begleitendes Coaching der Einzelhändler für schwierige Umsetzungen Plastikfreier Einkauf, Hooge: plastikfreies Angebot von Waren der Gruppe 1, Abschaffung der Plastiktüte Bildung, Wanderausstellung: Erstellung von Informationsmaterial Föhr Plastikbewusste FeWo: Erarbeitung der Kriterien gemeinsam mit interessierten Vermietern Plastikvermeidung Tourismusprodukte: Auftakt der kommunikativen Begleitkampagne, Ablösung der Produkte mit der Priorität 1 Kreislauffähige Einkaufstasche: Einführung der Tasche Multimediale Kommunikation: Zusammenstellung eines Expertenteams für Monitoring-Bereich Föhr, Hooge Unverpackt: Eröffnung erster verpackungsfreier Sortimentseinheiten Plastikfreier Einkauf, Hooge: Start d. begleitenden kommunikativen Kampagne Clean-Up-Day: Einrichtung eines Sponsorenbereichs auf der Website Clean-Up-Day: Regelmäßiger Clean-Up-Day startet Bildung, Wanderausstellung: Zusammenstellung der Inhalte Föhr Aktionstage „Plastik vermeiden“ mit Ausstellungen, Vorträgen, Führungen Bildung: Arbeitsforum Netzwerkpartner Hooger Edelstahlflasche: Erstellung einer Infokarte über Konzept und unterstützende Betriebe Hooger Edelstahlflasche: Erstellung von Schildern für unterstützende Betriebe Bildung, Wanderausstellung: Drei Ausstellungspakete (S,M,L) sind abrufbar Föhr, Hooge Plastikfreier Coffee-to-go-Becher: Einführung in mindestens drei lokalen Betrieben Plastikfreier Coffee-to-go-Becher: Gewinnung weiterer Umsetzungspartner Hooger Edelstahlflasche: Nennung der unterstützenden Betriebe im Sponsorenbereich der Website Hooger Edelstahlflasche: Einführung der Föhr Hooge Föhr Föhr Föhr, Hooge Internet Hooge Internet Föhr Föhr Föhr Hooge Hooge Föhr Föhr Internet Hooge 45 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion Flasche in mindestens 3 Betrieben 2016 10 2016 10 2016 Plastikfreie Scheuerfäden: Erste Tests im Alltagsbetrieb Kreislauffähige Einkaufstasche: 30 % der Einzelhändler beteiligen sich an Ausgabe und Rücknahme Plastikfreier Einkauf, Hooge: plastikfreies Angebot von Waren der Gruppe 2 Föhr Föhr, Hooge Hooge 46 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 2017 2017 01 Unverpackt: Schrittweise weitere Sortimentsumstellungen im lokalen Handel Multimediale Kommunikation: Eröffnung des expertenbetreuten Monitoringbereichs Föhr 2017 01 2017 02 Bildung: Arbeitsforum Netzwerkpartner Föhr 2017 03 Föhr 2017 2017 03 03 Plastikvermeidung Tourismusprodukte: Ablösung der Produkte mit der Priorität 2 Bildung: Symposium Plastikfreier Coffee-to-go-Becher: 75% der entsprechenden Betriebe sind Partner für die neuen Becher 2017 07 Plastikvermeidung Tourismusprodukte: Ablösung der Produkte mit der Priorität 3 Föhr 2017 08 Föhr, Hooge 2017 08 2017 08 Kreislauffähige Einkaufstasche: 75 % der Einzelhändler beteiligen sich an Ausgabe und Rücknahme Aktionstage „Plastik vermeiden“ mit Ausstellungen, Vorträgen, Führungen Bildung: Arbeitsforum Netzwerkpartner 2017 09 Föhr 2017 09 2017 09 Plastikbewusste FeWo: Eröffnung der ersten Modell-FeWo Plastikfreier Einkauf, Hooge: plastikfreies Angebot von Waren der Gruppe 3 Hooger Edelstahlflasche: Übertragung des Konzeptes auf Föhr und die Fähren der WDR 2017 10 Plastikfreie Scheuerfäden: Fischer arbeiten ohne Scheuerfäden aus Plastik Föhr 2017 12 Föhr 2017 12 Unverpackt: 75% der lokalen Einzelhändler erwirtschaften 20% ihres Umsatzes mit unverpackten Sortimenten Plastikbewusste FeWo: Eröffnung einer Modell-FeWo Internet Föhr Föhr Föhr, Hooge Föhr Hooge Föhr, WDR Hooge 47 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 48 Der Blick in die Zukunft Ausweitung des Begonnenen Die Insel Föhr und die Hallig Hooge bilden in den Jahren 2016 und 2017 den ersten Kern zur Umsetzung der beschriebenen Maßnahmenpakete. Das sollte nur der Anfang sein. Die wegen der anzunehmenden notwendigen Planungs- und Umsetzungsdauer der Maßnahmen sicherlich notwendige zweite Phase würde dann ab dem Jahr 2018 die Ausdehnung bereits auf Föhr und Hallig Hooge erprobter und positiv evaluierter Maßnahmenpakte auf weitere Inseln und Halligen, zum Beispiel die Inseln Amrum und Pellworm und die weiteren größeren Halligen, enthalten. Zeitgleich würden die Maßnahmen in der Primärregion weiter intensiviert werden, könnten gegebenenfalls ergänzt und falls erfolgreich in einer angedachten Phase drei in den Jahren 20192020 ebenfalls auf die restlichen Inseln und Halligen übertragen werden. Ebenfalls in Phase drei wäre dann die Ausweitung aller bereits erprobten Maßnahmen auf das nordfriesische Festland geplant, um fakultativ dann vielleicht 2020 ganz Schleswig-Holstein einbeziehen zu können. Über die Zeit würde so eine Implementierung dort erprobter Maßnahmen zunächst auf immer mehr Inseln und Halligen erfolgen, später in ausgewählten Festlandsgemeinden und zuletzt in ganz Schleswig-Holstein. Am Ende steht eine Ausbreitung wie Kreise im Wasser, wenn man langsam immer wieder Steine hineinwirft. Abbildung 13: Projektgebiet und Projektphasen 49 Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion Kriterien zur Ausweitung des Begonnenen Jedes Projekt wird evaluiert, ob es überhaupt startfähig ist und am Ende noch einmal, ob es erfolgreich war. Diese unten skizzierten Kriterien sind auf jede weitere regionale Ergänzung (s.o.) nahezu identisch anwendbar. Projekt Ort Phase Betriebsart Start erfolgreich (1) Projekt erfolgreich (1) Plastikfreier Coffee-to-GoBecher Föhr 1 3 Betriebe beteiligen sich 75% aller Betriebe am Ort beteiligen sich Edelstahlflasche Hooge 1 Bäckereibetriebe Gastronomie Hotellerie Lebensmitteleinzelhandel Gastronomie Hotellerie Einzelhandel 3 Betriebe beteiligen sich 75 % aller Betriebe am Ort beteiligen sich Scheuerfäden Föhr 1 Fischerei 1 Betrieb testet mindestens zwei Materialien (2) Plastikfreie Tourismusprodukte Plastikarme Modell-FeWo Föhr 1 Tourismus Föhr, Hooge 1 Beherbergung Kreislauffähige Einkaufstasche Föhr, Hooge 1 Plastikfreier Einkauf Hooge 1 Einzelhandel Tourismus Gastronomie Einzelhandel Modell unverpackt Föhr 1 Einzelhandel Agentur ersetzt Produkte der Priorität 1 20 % der lokalen Vermieter nehmen an der Erarbeitung der Kriterien teil 30% der lokalen Betriebe beteiligen sich Plastikfreies Angebot der Waren nach Priorität 1 1 verpackungsfreie Sortimentseinheit 100% der lokalen Krabbenfischer arbeiten mit den neuen plastikfreien Scheuerfäden Produkte der Prioritäten I bis III sind abgelöst. Eine plastikarme Ferienwohnung pro teilnehmender Gemeinde ist in Betrieb 75 % der lokalen Betriebe beteiligen sich Plastikfreies Angebot der Waren nach Prioritäten 1-3 75 % der lokalen Einzelhändler erwirtschaften 20% des Umsatzes mit unverpackten Sortimenten (1) Dieses Kriterium ist immer auch in Anhängigkeit zur Größe des betreffenden Ortes zu sehen. In den späteren Phasen der Übertragung wäre dann zu diskutieren, ob und in wie weit man entweder die zugrundeliegenden Zeiträume (Phase eins: Zwei Jahre) oder die zur Zielerfüllung notwendige Prozentzahl modifiziert. Es dürfte wenig zielführend sein, identische Kriterien für Kleinstgemeinden wie Großstädte anzulegen. Zudem ist in der letzten Projektphase der landesweiten Implementierung möglicherweise darauf zu achten, dass eine einigermaßen homogene Verteilung teilnehmender Betriebe gewährleitet wird. (2) Dieses Kriterium wird in einer späteren Phase modifiziert: Ein lokaler Betrieb arbeitet mit den neuen plastikfreien Scheuerfäden. Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion 50 Good-Practice-Label Geschäfte, Einrichtungen, Unternehmen, Vermieter und sonstige Partner sollten in der Zukunft mit einem Good-Practice-Label ausgezeichnet werden können, wenn sie bereit sind, in ihrem Umfeld für Veränderungen zu sorgen, die helfen, den Eintrag von Plastik in die Meeresumwelt zu verringern. Das Label sollte für den Träger positiv, imageverbessernd wirken und zugleich nachhaltige Unterstützung für das wichtige Thema „Plastikvermeidung“ dokumentieren. Die Vergabe des Labels sollte einen niedrigschwelligen Einstieg ermöglichen, um möglichst viele Partner für eine Zusammenarbeit zu interessieren und mit dem gemeinsamen Ziel der Plastikreduzierung in Kontakt zu bringen. Das Maß des Engagements soll jedoch mit dem Label deutlich zum Ausdruck kommen. Für ein solches Label müsste ein abgestuftes Kriterienwerk erstellt werden. Zudem müsste der Träger des Labels zeigen können, dass er sich auch nach der Auszeichnung weiterhin um Veränderungen bemüht beziehungsweise Verbesserungen umsetzt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nicht lediglich aus Imagegründen eine kleine Veränderung durchgeführt und anschließend das Thema der Plastikreduzierung nicht weiter verfolgt wird. Bei der Kriterienerarbeitung für die Labelvergabe gilt es, sehr unterschiedliche Branchen zu berücksichtigen. In gemeinsamen Workshops mit Branchenakteuren sollen die Fundamente für das Kriterienwerk gelegt werden. Wichtig ist dabei, dass es potenziellen Partnern möglichst leicht gemacht wird, einzusteigen. Deshalb sollen die Kriterien für die Labelvergabe nach Möglichkeit immer mehrere Alternativen vorhalten. Fundraising Mittel- und langfristig gilt es, sich Gedanken zu machen, wie eine dauerhafte Finanzierung des Projektes machbar ist. Idealerweise gewinnt man Sponsoren, die willens und in der Lage sind, das Projekt über eine lange Strecke finanziell zu stützen, weil sie von der Sinnhaftigkeit überzeugt sind und/oder sich einen nachhaltigen Imagegewinn für sich selbst aus diesem Projekt versprechen. Ein solcher Sponsor aus dem Bereich von Wirtschaft und/oder öffentlichem Leben ist natürlich rar. Deswegen wird man sich über weiteres gezieltes Fundraising Gedanken machen müssen, über das Wie und Wo und wer letztlich als Träger des Projektes gegenüber potentiellen Sponsoren auftritt. Es gilt, das Thema Plastikvermeidung als eines der großen Zukunftsthemen zu kommunizieren; als Thema, das jetzt angegangen werden muss, obwohl noch die Ururenkelgeneration an den Folgen unseres ungehemmten Plastikkonsums zu tragen haben wird. Zugleich gilt es, das Thema als ökonomisch nutzbringend zu kommunizieren, als einen Bereich der Umwelttechnologien, in denen im Materialbereich Entwicklungsvorsprünge zu erlangen sind, die für Unternehmen hochprofitabel sein können. Schließlich gehört mineralölbasierten Produkten durchaus nicht die Zukunft.