Ausgangssituation und Handlungsanlass

Werbung
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
1
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
2
Inhalt
Autor.................................................................................................................................................... 4
Ausgangssituation und Handlungsanlass ................................................................................................ 4
Einführung in die Problematik ............................................................................................................. 4
Auswirkungen auf Meeresumwelt und Menschen ............................................................................. 6
Plastikfragmente und Mikroplastik ..................................................................................................... 7
Plastik und Schadstoffe ....................................................................................................................... 8
Handeln auf breiter Basis .................................................................................................................... 9
Abgrenzung und Beschreibung des Projektgebietes............................................................................. 11
Ableitung von Handlungsfeldern ........................................................................................................... 13
Best Practice Beispiele........................................................................................................................... 14
Pfandtasche dm Drogeriemarkt ........................................................................................................ 14
Trash Hero Thailand .......................................................................................................................... 14
Clean Up-Monday .......................................................................................................................... 15
Edelstahlflasche „Love Koh Lipe“ .................................................................................................. 15
Unverpackt-Läden ............................................................................................................................. 16
Tiffin Project – Essen zum Mitnehmen ohne Müll ............................................................................ 16
Föhrer Dosenschwur ......................................................................................................................... 17
UFO Campaign – Surfers Against Sewage ......................................................................................... 17
Plastik Change: Kooperationsvereinbarung zwischen Kunststoffindustrie und
Umweltorganisationen ...................................................................................................................... 18
Organisatorisches und Projektvoraussetzungen ................................................................................... 19
Vorstellung der Netzwerkakteure ..................................................................................................... 19
BUND Föhr ..................................................................................................................................... 19
Küste gegen Plastik e.V.................................................................................................................. 19
Nationalparkhaus Föhr .................................................................................................................. 19
Föhrer Krabbenfischer ................................................................................................................... 20
Föhrer Tourismus GmbH ............................................................................................................... 20
Einzelhandel: Unverpackt Kiel und Edeka Karsten Johst, Sankt Peter-Ording .............................. 20
Einzelhandelsverband Nord e.V. ................................................................................................... 21
EPEA Internationale Umweltforschung GmbH .............................................................................. 21
Wyker Dampfschiff Reederei......................................................................................................... 21
Biosphäre Halligen ......................................................................................................................... 21
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
3
Potenziale, Synergieeffekte ........................................................................................................... 22
Maßnahmen .......................................................................................................................................... 23
Informationsmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit ........................................................................ 23
Logo ............................................................................................................................................... 23
Internetkommunikation ................................................................................................................ 23
Signalwesten: Sichtbarkeit im öffentlichen Raum......................................................................... 25
Bildungsmaßnahmen......................................................................................................................... 26
Ausstellungen und Vorträge .......................................................................................................... 26
Politische Maßnahmen...................................................................................................................... 30
Umweltstandards für Ausschreibungen ........................................................................................ 30
Politische Arbeit – lokal und auf Landesebene ............................................................................. 30
Lebbare Produktinnovation, Förderung der Verantwortung ............................................................ 31
Einzelprojekte .................................................................................................................................... 34
Projektskizze 1: Produktinnovation in der Fischerei: Scheuerfäden/Dolly Ropes: ....................... 34
Projektskizze 2: Produktentwicklung mit der Föhrer Tourismus GmbH ....................................... 36
Projektskizze: Plastikarme Modellwohnungen/-ferienhäuser ...................................................... 38
Projektskizze: Kreislauffähige Einkaufstasche ............................................................................... 39
Exkurs: “CLOSED LOOP BAG”......................................................................................................... 40
Projektskizze: Plastikfreier Einkauf auf Hallig Hooge .................................................................... 41
Projektskizze: Modell unverpackt auf Föhr. .................................................................................. 42
Zeit- und Finanzierungsplanung ............................................................................................................ 43
Zeitplanung ........................................................................................................................................ 43
Kosten- und Finanzierungsplan ............................................................. Error! Bookmark not defined.
Der Blick in die Zukunft ......................................................................................................................... 48
Ausweitung des Begonnenen ............................................................................................................ 48
Kriterien zur Ausweitung des Begonnenen ....................................................................................... 49
Good-Practice-Label .......................................................................................................................... 50
Fundraising ........................................................................................................................................ 50
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
4
Autor
Im Auftrag der BUND-Inselgruppe Föhr und von BINGO, der Umweltlotterie, wurde dieses
Konzept verfasst von Frank Timrott, Friedrichstadt.
Ausgangssituation und Handlungsanlass
Einführung in die Problematik
Viele Millionen Tonnen Kunststoffe befinden sich in den Weltmeeren. Allein in die Nordsee
werden jährlich 20.000 Tonnen Müll eingetragen, schätzt das Umweltbundesamt. Der größte
Teil davon besteht aus Plastik. Am Strand von Westerland auf Sylt fallen auf einem Abschnitt mit
einer Länge von sieben Kilometern täglich etwa zwei Tonnen Müll an. Bereits jetzt ist mehr als
deutlich zu erkennen, mit welch ungeheurer Geschwindigkeit sich die Veränderungen der
Umwelt durch den Plastikmüll vollziehen. Und die Auswirkungen dieser dramatischen
Entwicklungen sind möglicherweise nicht wieder rückgängig zu machen.
An den Küsten fällt uns das Plastikproblem im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße. Nach
Stürmen und Orkanen kann man an vielen Deiche und Stränden nicht mehr übersehen, wie sehr
Plastikmüll der Meeresumwelt zusetzt. Im Flutsaum finden sich Kanister, Fischkörbe, Knäuel aus
Plastikfäden und Luftballonschnüren. Doch es sind nicht nur Abfälle aus Schifffahrt und
Fischerei: dort liegt auch unser tägliches Leben in Tuben, Deckeln, Chipstüten, Spielzeugen,
Salatschalen, Instantsuppenbechern und sonstigen Verpackungen und Gebrauchsgegenständen.
Abbildung 1: Gesammelter Plastikmüll, Hallig Hooge
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
5
Abbildung 2: Plastikmüll am Deich, Beltringharder Koog
Woher kommt nun all dieser Müll? Wir verwenden doch viel Zeit auf die sorgfältige Trennung
unserer Abfälle, werfen nichts in die Natur, sondern immer in einen Mülleimer.
Bei der Herkunft von Meeresmüll werden landseitige und seeseitige Quellen unterschieden. Die
regionalen Zusammensetzungen der Abfall-Einträge können dabei variieren.
Landseitige Mülleinträge stammen beispielsweise von Mülldeponien und Abfällen, die über die
Flüsse ins Meer gespült werden. Sie stammen aber auch von Menschen, die an Stränden ihren
Abfall hinterlassen – auch durch den Tourismus und die Freizeitaktivitäten an den Küsten
entsteht eine große Menge Müll. An Orten, die eine starke touristische Ausrichtung haben,
reinigen Gemeinden die Strände deshalb regelmäßig unter großem finanziellem und
maschinellem Aufwand, denn die Besucher sollen saubere Strände vorfinden.
Die Abfälle aus seeseitigen Quellen stammen meist von den Industriezweigen, die auf dem Meer
aktiv sind: aus der gewerblichen Schifffahrt, von Offshore-Anlagen, aus Fischerei und
Muschelkulturen. Auch die Sportschifffahrt liefert Müll-Einträge. Darüber hinaus wird Müll aber
auch immer noch illegal verklappt, also im Meer versenkt.
Es mag zunächst seltsam klingen, doch der größte Teil der Mülleinträge stammt aus landseitigen
Quellen. Darum ist es uns wichtig, neben der Schifffahrt eine breite Palette anderer Ursachen im
Visier zu haben und die Verschmutzung der Meere durch Plastik auf einer möglichst breiten
Basis nachhaltig zu bekämpfen.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
Auswirkungen auf Meeresumwelt und Menschen
Was bedeutet es nun eigentlich für die Meeresbewohner, wenn die Weltmeere so massiv mit
einem Material belastet sind, das die Menschheit ja genau genommen erst seit ein paar
Jahrzehnten in großem Umfang nutzt?
Plastik vergeht nicht. Die meisten Kunststoffe sind nicht biologisch abbaubar. Sie benötigen
extrem lange Zeiträume, um zu zerfallen. Eine Getränkeflasche braucht 450 Jahre, eine
Angelschnur sogar 600 Jahre. Eine Wasserflasche – in wenigen Stunden ausgetrunken –
überdauert unsere eigene Lebensspanne um ein Vielfaches.
Plastikteile im Meer werden zur tödlichen Falle für seine Bewohner. In Folien, Griffen, Ringen
und Bändern verfangen und strangulieren sich Tiere. In den allgegenwärtigen Knäueln aus
Plastikfäden und Luftballonschnüren verenden Fische und Vögel sie sich ausweglos im Gewirr
der Plastikfasern verheddern.
Abbildung 3: Verendeter Basstölpel, Hallig Hooge
6
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
7
Plastikfragmente und Mikroplastik
Plastik zerfällt, wenn es verwittert, in immer kleinere Bruchstücke. Plastikfragmente werden
von Meerestieren mit Nahrung verwechselt oder unbeabsichtigt aufgenommen. Die Plastikteile
können jedoch nicht verdaut werden. Meeresvögel wie der Eissturmvogel, sammeln in ihren
Mägen immer größere Mengen Plastik an. In letzter Konsequenz müssen die Tiere verhungern,
weil im Magen kein Platz mehr für natürliche Nahrung mehr ist.
Beim Zerfall größerer Plastikteile entsteht Mikroplastik. Von Mikroplastik spricht man, wenn
der Durchmesser der Plastikteilchen kleiner als fünf Millimeter ist. Unterschieden werden die
Teilchen, die bereits in dieser Größe hergestellt wurden („primäres Mikroplastik“- zum Beispiel,
Kunststoffgranulate für die industrielle Herstellung von Produkten oder Kunststoffteilchen, die
Peelings oder Duschgels zugesetzt werden), von solchen, die im Laufe der Zeit in kleinere
Partikel zerfallen sind („sekundäres Mikroplastik“).
Abbildung 4: Mikroplastik
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
8
Plastik und Schadstoffe
Plastik enthält häufig problematische Inhaltsstoffe (Additive), die bei der Herstellung
beigemischt werden, um die Eigenschaften des jeweiligen Kunststoffs zu beeinflussen oder zu
verbessern. Weichmacher sorgen dafür, dass Plastikprodukte biegsam werden, Licht- oder
Flammschutzmittel werden zugesetzt, um Sicherheitsstandards zu genügen oder die Produkte
haltbarer zu machen. Es gibt Zusatzstoffe, die eine hormonartige Wirkung entfalten und damit
den Hormonhaushalt der Lebewesen, die sie aufnehmen, durcheinanderbringen. Manche
Kunststoffsorten enthalten auch krebserregende Substanzen. Die Additive können beim
Verwittern der Kunststoffteile unter dem Einfluss von Sonne, Wind und Meeresströmungen in
die Umwelt freigesetzt oder von Tieren aufgenommen werden, die die Plastikteilchen mit
Nahrung verwechseln.
Kunststoffpartikel wirken auch wie ein Magnet auf gelöste Giftstoffe, die im Wasser schwimmen.
Je kleiner die Teilchen werden, desto größer wird ihre Oberfläche, an der giftige Substanzen
andocken können. Die Giftkonzentration an den Plastikpartikeln ist oft um ein Vielfaches höher,
als in dem Meerwasser, in dem sie schwimmen. Würde beispielsweise ein spielendes Kind
solche Teilchen versehentlich verschlucken, würde sein Organismus unter Umständen mit
hohen Konzentrationen schädlicher Substanzen belastet werden.
Plastikfragmente und sogenannte „Pellets“, Granulat-Teilchen, die für die Produktion von
Kunststoffen verwendet werden, und auf dem Transportweg verlorengehen, finden wir häufig
im Flutsaum an unseren Küsten und Stränden.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
9
Handeln auf breiter Basis
Die Plastikflut an unseren Küsten hat eine gesellschaftliche Dimension: Sie ist ein Leitsymptom
unserer Art, zu leben. Plastik verspricht Bequemlichkeit und Zeitersparnis. Wegwerfprodukte
helfen uns, effizient durch einen hektischen Alltag zu kommen, in dem die Zeit immer viel zu
knapp ist. Plastik verspricht Wirtschaftlichkeit und Entlastung. Darum werden heute jeden Tag
enorme Mengen langlebiger Kunststoffe produziert, gekauft und verwendet - häufig jedoch nur
für sehr kurze Zeit. Das ist dramatisch – insbesondere wenn man bedenkt, dass die
Auswirkungen der Meeresvermüllung noch viele kommende Generationen betreffen werden.
Wir halten es aus diesem Grund für unerlässlich, der Problematik schnell und auf möglichst
breiter Basis zu begegnen, um weitere Mülleinträge in unsere Meere so zügig wie möglich zu
stoppen. Das wird jedoch nur in einem engen Schulterschluss verschiedener Personen- und
Interessengruppen realisierbar sein. In der engen und konstruktiven Zusammenarbeit und einer
möglichst vertrauensvollen Kooperation unterschiedlicher Akteure aus den Bereichen
Herstellung, Handel, Fischerei, Naturschutz, Touristik und Bildung sehen wir eine ganz
wesentliche Voraussetzung dafür, der komplexen Problematik wirksam entgegenzutreten.
Abbildung 5: Netzwerkpartner und Kompetenzen
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
10
In unserem bestehenden Netzwerk, das für diese Aufgabe bereits sehr gut zusammengesetzt ist,
wollen wir uns der Plastikmüllproblematik an der Küste stellen - zunächst modellhaft auf lokaler
Ebene, um die erprobten und erfolgreich umgesetzten Lösungen später landesweit übertragen
zu können. Von unserem Netzwerk mit Akteuren aus den Bereichen Fischerei, Einzelhandel,
Naturschutz, Bildung, Tourismus und Materialentwicklung versprechen wir uns außerdem, weit
über die konkrete lokale Zusammenarbeit hinaus, eine wichtige Inspiration und ein Impuls für
kommende interdisziplinäre Kooperationen zu sein, die eine wesentliche Voraussetzung für die
dringend benötigte Entwicklung innovativer und nachhaltiger Ansätze sind.
Lebbare Produktinnovation, Förderung
der Verantwortung
Bildungsarbeit
Modellprojekt: Plastik
vermeiden in
Schleswig-Holstein
Information und Öffentlichkeitsarbeit
Abbildung 6: Die Säulen des Projektes
Politische Arbeit
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
11
Abgrenzung und Beschreibung des Projektgebietes
Die geplante Modellregion Inseln und Halligen liegt im Nationalpark nordfriesisches
Wattenmeer, der Teil des Weltnaturerbes Wattenmeer ist und ist als solcher eine bekannte und
beliebte Urlaubsregion, insbesondere auch bei naturliebenden Gästen.
Das Projektgebiet umfasst zunächst die Insel Föhr und die Hallig Hooge. Föhr hat 8500
Einwohner in 12 Ortschaften und fast zwei Millionen Übernachtungen pro Jahr. Es existiert eine
gut ausgebaute Infrastruktur sowohl hinsichtlich der Versorgung mit Geschäften und
Gastronomie als auch hinsichtlich der Informationsmöglichkeiten. Hallig Hooge hat gut 100
Einwohner, 8500 Übernachtungen und 90000 Tagesgäste pro Jahr. Es existieren ein Hotel,
mehrere Gaststätten und Einzelhandelsgeschäfte.
Es besteht auf der Insel Föhr bereits eine Einzelhandelsstruktur, die vernetzungserfahren ist.
Bereits in den 1990er Jahren gab es mit dem Föhrer Dosenschwur eine Initiative der auf der
Insel Föhr ansässigen Verkaufsstellen, freiwillig auf den Verkauf von Getränken in Dosen und
Einwegverpackungen, für die es Mehrwegalternativen gibt, zu verzichten. Daran gilt es, wieder
anzuknüpfen.
Mit dem jetzt ins Leben gerufenen Netzwerk aus Vereinen, Einzelhändlern, Fischern,
Umweltverbänden und Fachinstituten kann man gut an Vorhandenes anknüpfen und einen
weiteren Ausbau im Hinblick auf mindestens eine Reduktion von Plastik erreichen. Zugleich ist
ein begrenzter, aber infrastrukturell gut ausgebauter Bereich wie die Insel Föhr hervorragend
geeignet, modellhaft Pfandsysteme, zum Beispiel Pfandtaschen, auf Akzeptanz und
Praktikabilität zu erproben. Ähnliches gilt für ein Alternativsystem zum gängigen System der
Coffee-to-go-Becher, die wie auch die Plastiktüte hervorragende Beispiele sind für ein zentrales
Problem der Plastiknutzung: Extrem kurze Gebrauchsdauer und sehr lange Zerfallszeiten. Mit
diesen Beispielen wird begonnen, Föhr in eine plastikarme Zukunft zu führen.
Hallig Hooge ist als Teil der Modellregion gut geeignet, weil sie als Hallig sowohl geographisch
als auch was die Anzahl möglicher Beteiligter angeht, noch umgrenzter ist und man zudem
versuchen kann und sollte, den Verzicht auf Plastik noch weiter zu treiben, als es auf einer
großen Insel wie Föhr möglich ist. Hooge sollte idealerweise im Verkaufsbereich nicht
plastikarm, sondern vorzugsweise plastikfrei werden.
Zusammengefasst machen abgegrenzte Geographie und begrenzte Einwohnerzahl eine Insel und
eine Hallig zu idealen Modellregionen, weil zunächst nur eine begrenzte Zahl von Playern mit
bedacht und einbezogen werden müssen. Die immer wieder beobachtbare brennglasartige
Hervorhebung struktureller und kommunikativer Probleme kleiner Gemeinden gilt umso
ausgeprägter im Fall von Inseln und Halligen. Konflikte und Probleme, die bei der Planung und
Umsetzung entstehen und die gelöst werden müssen, treten durch die Begrenztheit des zu
betrachtenden Kollektivs schneller und offensichtlicher zu Tage und können dann offensiv
angegangen werden.
Zum anderen verspricht ein Projekt auf einer Insel wie Föhr und auf Hallig Hooge als
touristische Hotspots eine Wirkmächtigkeit weit über das geographische Kerngebiet hinaus. Die
Gästezielgruppen Familien mit Kindern und Anspruchsvolle Genießer sind für die
Plastikproblematik gut zu sensibilisieren und als Multiplikatoren der erlebten Plastikarmut oder
-freiheit am Urlaubsort sehr geeignet, Gedanken und Ideen in die ganze Republik zu tragen.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
12
Inseln und Halligen sind nicht zuletzt auch hervorragend als Modellregionen geeignet, weil die
Umgrenztheit des Modellgebietes die notwendigen Evaluationen einfacher durchzuführen
macht.
Die Insel Föhr und die Hallig Hooge sollen die erste Phase der geplanten Modellregion „Inseln
und Halligen“ bilden, in der zunächst bis Ende 2017 definierte und evaluierbare
Maßnahmenpakete geplant, kommuniziert und umgesetzt sein sollen. Weitere Ideen zeitlich und
geographisch darüber hinaus finden sich im Blick in die Zukunft.
Abbildung 7: Das Projektgebiet
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
13
Ableitung von Handlungsfeldern
Die Modifikation des Umgangs mit der Plastik muss in mehreren Stoßrichtungen verändert
werden. Es gilt, immer zugleich Vermeidung und Innovation zu denken. Plastik soll als Material
möglichst vermieden werden. Kann man auf das Produkt ganz verzichten? Gibt es
funktionsgleiche oder –ähnliche Alternativen? Oder muss das Produkt hinsichtlich des Materials
modifiziert werden, weil es in seiner Art unverzichtbar und durch nichts Existierendes zu
ersetzen ist?
Wir erfassen zunächst vier Gruppen von Plastiknutzungen und bieten im Laufe des Projektes
passende Lösungen an. Die Handlungsfelder dieses Projektes greifen alle vier Bereiche an.
1) Kurz genutztes Einwegplastik im Verpackungsbereich. Dafür steht prototypisch die
allgegenwärtige Plastiktüte.
„Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ beinhaltet im Verpackungsbereich das Konzept einer
Kreislauffähigen Einkaufstüte sowohl in Sinne eines Pfandtaschensystem mit Baumwolltaschen,
als auch Produktinnovation im Sinne eines cradle-to-cradle-fähigen sortenreinen Materials.
„Unverpackt“-Einheiten oder ganze Unverpackt-Läden sollen als Leuchtturmprojekte
Vorbildcharakter mit Strahlkraft in den konventionellen Handel haben. Hier bietet das Projekt
„Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ konzeptionell Beratung und Hilfe.
2) Kurz genutztes Einwegplastik im Lebensmittel, insbesondere im Getränke- und
Gastronomiebereich. Dafür stehen erster Linie die Plastikflasche und Einwegbecher wie sie im
Coffee-to-Go-Bereich gang und gäbe sind.
Hier sollen im Rahmen des Projektes „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ Alternativen
gesucht und bereits existierende alternative Produkte gefunden oder entwickelt werden.
3) Mittelfristig genutztes Plastik in Wirtschaft und Verkehr. Dafür stehen die Scheuerfäden
(Dolly Ropes) in der Fischerei sowie Plastikprodukte im touristischen Merchandisingbereich.
Hier sollen Alternativen entwickelt werden. Insbesondere im Bereich der Scheuerfäden ist vom
Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ eine Zusammenarbeit mit einer bereits
existierenden niederländischen Initiative „Dolly Rope Free“ geplant. Auch im Bereich der
klassischen Tourismusprodukte ist Plastikvermeidung oder optimal Plastikfreiheit angestrebt.
4) Plastik, das uns im Wohnalltag umgibt und unverzichtbar scheint.
„Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ möchte plastikarme Wohneinheiten im
Ferienwohnungsbereich schaffen, die Vorbildfunktion haben können. Der Gast aus ganz
Deutschland soll einmal erleben, dass plastikbewusstes Wohnen praktikabel ist.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
14
Best Practice Beispiele
Im folgenden Abschnitt werden beispielhafte positive Ansätze vorgestellt, die als Inspiration
beziehungsweise konkreter Anlass zur Beförderung und Ausweitung derartiger Engagements im
geplanten Projekt dienen.
Pfandtasche dm Drogeriemarkt
Die Drogeriemarktkette dm stellt in ihren Filialen bunte Pfandtaschen aus Biobaumwolle zur
Verfügung. Die Taschen können für den Betrag von zwei Euro mitgenommen werden. Wenn
Kunden die Tasche nicht mehr benötigen, können sie sie in jedem Markt der dm-Kette
zurückgeben oder gegen eine neue Tasche eintauschen. Zurückgegebene Taschen werden
recycelt und gelangen als andersartige textile Produkte wieder in den Kreislauf. Kunden können
Taschen problemlos eintauschen, wenn ihnen Farbe und Design der aktuellen Taschenkollektion
besser gefallen.
Der generelle Ansatz einer Pfandtasche aus Naturfasern ist eine sinnvolle und sehr gute Antwort
auf eine Alltagserfahrung, die die meisten Menschen teilen: man besitzt zwar bereits eine
größere Menge Stoffbeutel, hat diese in bestimmten Momenten jedoch einfach nicht zur Hand.
Idealerweise würde das Pfand für eine Baumwolltasche den Anschaffungspreis für eine
Plastiktüte kaum bis nicht übersteigen um die hier Hürde für Verbraucher so niedrig wie
möglich zu gestalten. Für einen nachhaltigen Effekt wäre es außerdem wichtig, dass die Taschen
eines Pfandsystems bei möglichst vielen, idealerweise allen Händlern eines Ortes, verfügbar
sind.
Trash Hero Thailand
Auf der thailändischen Insel Koh Lipe im Tarutao Nationalpark haben zwei Schweizer die
Initiative Trash Hero gestartet. Innerhalb kurzer Zeit konnten sie besonders Jugendliche stark
für Umweltaktivitäten begeistern und auf der Insel, die etwa so groß ist, wie die Hallig Hooge,
nachhaltige Veränderungen herbeiführen.
Abbildung 8: Trash Heroes
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
15
Die Initiative motiviert sich ihre Teilnehmer vor allem über die Liebe zum Meer und zu ihrer
Insel. Ihr Gründer sagt: "Trash Heroes sind keine griesgrämigen Umweltpessimisten, sondern
fröhliche Menschen jeden Alters und Geschlechts. Sie wollen die Schönheit der Insel erhalten und
dabei Leute kennenlernen.“ Der Claim der Organisation lautet: Trash Hero Thailand – save this
paradise!
Clean Up-Monday
Trash Hero organisiert eine wöchentliche feste Müllsammelaktion am Strand, bei der „man sich
trifft“ und gerne gesehen wird. Es besteht keine Verpflichtung zu regelmäßiger Teilnahme, es
kommen immer unterschiedliche Teams zusammen. Die Initiative wird von lokalen
Geschäftsleuten unterstützt, die zu diesem Anlass Snacks und Verpflegung bereitstellen. Im
Gegenzug werden sie dafür von den Trash Heroes als Sponsoren kommuniziert.
Edelstahlflasche „Love Koh Lipe“
Auf der Insel wurde eine Edelstahlflasche eingeführt, um der wachsenden Verschmutzung durch
Getränkeflachen aus Plastik zu begegnen. Die Flasche trägt die Aufschrift „Love Koh Lipe“ und
stellt damit die positive Motivation ihrer Benutzer in den Vordergrund. Mit dieser Flasche wird
man gern gesehen. In vielen Gaststätten der Insel werden die Flaschen gratis mit Trinkwasser
befüllt. „Dadurch sind dieses Jahr über 200 000 Plastikflaschen weniger verbraucht worden“
sagt Darius Vakili, einer der Gründer der Initiative, in einem Interview mit der Zeitschrift
„Schweizer Familie“ (27/2015).
Abbildung 9: Edelstahlflasche „Love Koh Lipe“
Trash Hero Thailand ist gelungen, auf eine fröhliche und positive Art Begeisterung zu wecken
und besonders Jugendliche zu begeistern und zum Mitmachen zu motivieren.
Die geschickte Einbeziehung der lokalen Geschäftsleute und Gastronomen ermöglicht der
Geschäftswelt der Insel ein niedrigschwelliges Engagement mit deutlichem Imagegewinn.
Erfahrungsgemäß sind Geschäfte, die sich auf eine solche Art mit einer Umweltinitiative
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
16
verbunden haben, nachfolgend besser für das Thema sensibilisiert und eher bereit, eigenes
Handeln unter diesem Aspekt zu überdenken und zu optimieren.
Unverpackt-Läden
Im Frühjahr 2014 eröffnete der erste Unverpackt-Laden Deutschlands als Pionier-Geschäft in
der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Auch in Berlin, Dresden, Heidelberg,
Schwäbisch Gmünd und Mainz wurden unterdessen weitere Geschäfte dieses Typs gegründet. In
Hannover, München und Münster sind Unverpackt-Läden in der Planungsphase.
Unverpackt-Geschäfte verzichten auf Einwegverpackungen und Plastikverpackungen. Die Waren
werden lose angeboten, zum Beispiel in Spendern oder anderen Behältern. Kunden können ihre
eigenen Verpackungen mitbringen und befüllen. Für Kunden, die noch keine Behälter dabei
haben, werden Mehrwegbehältnisse angeboten, die beim nächsten Einkauf wiederverwendet
werden können.
Das Sortiment des Kieler Unverpackt-Ladens umfasst Getreide, Teigwaren, Hülsenfrüchte,
Ölsaaten, Nüsse, Öle und Essig, Oliven und Knabbereien, Tee und Kaffee, Obst, Gemüse,
Trockenfrüchte, Spirituosen, Süßwaren, Reinigungsmittel sowie Duschgel und Seifen.
Das Ladenkonzept ermöglicht es Kunden, verpackungsfrei einzukaufen. Gleichzeitig müssen sie
nur die Mengen kaufen, die sie wirklich benötigen und können somit
Lebensmittelverschwendung vermeiden.
Die Gründerin und Inhaberin des ersten Unverpackt-Marktes in Kiel, Marie Delaperrière, gehört
unserem Netzwerk an. Sie unterstützt Unternehmensgründer, die eigene Unverpackt-Läden
planen, bei ihrem Vorhaben durch Workshops und Vorträge, um ihrer Unternehmensidee zur
bestmöglichen Verbreitung zu verhelfen.
Tiffin Project – Essen zum Mitnehmen ohne Müll
De Berliner Initiative „Tiffin Project“ hat plastikfreie und wiederverwendbare Lunchboxen als
stapelbare Behälter aus Edelstahl nach indischem Vorbild entwickelt. .
Abbildung 10: Tiffin-Box
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
17
Die Initiative „Tiffin Project“ rekrutiert aktuell Partnerrestaurants, in denen man sich für eine
Take-away-Mahlzeit eine Tiffin -Box ausleihen kann. Man bringt sie zurück, wenn man Zeit dafür
hat und kann die Tiffin-Box in jedem der teilnehmenden Restaurants abgeben. Die
Partnerrestaurants werden mit einem kostenlosen Starter-Set der Tiffin-Boxen ausgestattet.
Diese Grundausstattung wurde durch eine erfolgreich abgeschlossene Crowdfunding-Kampagne
auf der Plattform Startnext finanziert. Teilnehmende Restaurants profitieren von der Kampagne
der Initiative und durch den damit verbundenen Imagegewinn.
Föhrer Dosenschwur
Die Insel Föhr hat bereits langjährige Erfahrung als Vorreiter in Sachen Abfallvermeidung. Vom
in einer Bürgerversammlung verpflichteten sich 1990 Händler der Insel, auf Getränkedosen zu
verzichten und stattdessen Getränke in Mehrwegverpackungen anzubieten. Die Bereitschaft, für
die Natur der Insel konsequent einzutreten kam bei Gästen gut an und brachte einen
signifikanten Gewinn in der Schärfung des Profils als umweltbewusster Urlaubsort. Mit dieser
bisher einzigartigen freiwilligen Selbstverpflichtung haben die beteiligten Akteure der Insel
bewiesen, dass es möglich ist, verschiedene Interessengruppen hinter einem gemeinsamen Ziel
zu versammeln und daraus einen mächtigen positiven Effekt für alle Beteiligten zu generieren.
Der Dosenschwur wurde erst durch die Ansiedlung eines Discount-Supermarktes auf der Insel
erschüttert.
UFO Campaign – Surfers Against Sewage
Immer wieder begegnen Menschen, die Strandmüll sammeln und beobachten, Auffälligkeiten
über die ‚übliche‘ Verschmutzung hinaus. Im Winter 2011 trieben beispielsweise große Mengen
fabrikneuer Schuhe der Marke Tommi Hilfiger an der Nordseeküste an. Grund war ein
Containerverlust im Sturm vor der Insel Helgoland. Im Winter und Frühjahr 2015 fanden wir im
Spülsaum auffällig viele Gegenstände mit chinesischer Beschriftung, darunter viele
unangebrochene Waren wie Gewürze, Instant-Tees oder Suppen. Oft findet man Objekt, bei
denen fraglich ist, woher sie stammen oder wofür sie ursprünglich verwendet wurden.
In Großbritannien hat die Umweltschutzorganisation Surfers Against Sewage (SAAS) eine
Kampagne gestartet, die Unterstützung bei der Einordnung solcher Auffälligkeiten bietet. Das
Projekt heißt UFO – „Unidentified Floating Objects“. Strandmüllsammler, ganz gleich ob sie
privat oder als freiwillige oder professionelle Mitarbeiter von Naturschutzorganisationen
unterwegs sind, können Fotos fragwürdiger Objekte einsenden. SAAS leitet die Fotos an
Experten weiter, die versuchen, die Objekte zu identifizieren und auffälligen Phänomenen auf
den Grund zu gehen.
Auf diese Weise gelang es 2010 zum Beispiel, aufzuklären, dass in großer Zahl angeschwemmte
kugelförmige Gummischwämme aus den Kühlungssystemen von Kraftwerken stammten, und
hier konkrete technische Verbesserungen anzuregen. Idealerweise würde ein solches Meldungsund Einordnungssystem öffentlich einsehbar sein, so dass Strandmüllsammler ihre
Beobachtungen auf einfache Weise mit denen anderer abgleichen können und etwas über die
Herkunft der Funde lernen können.
http://www.sas.org.uk/campaign/ufos/
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
18
Plastik Change: Kooperationsvereinbarung zwischen Kunststoffindustrie
und Umweltorganisationen
Der dänische Verein „Plastic Change“ engagiert sich seit 2014 gegen die Plastikverschmutzung
der Meere. Im Gründungsjahr hat der Verein eine Kooperationsvereinbarung mit dem
Fachverband der Kunststoffverarbeitungsunternehmen „Plastindustrien“ sowie der
Umweltorganisation „Det Økologiske Råd“ initiiert, die im Dezember unterschrieben wurde. Die
Vereinbarung hat Teilprojekte in den Bereichen Makroplastik und Mikroplastik zum Ziel, in
denen gemeinsam untersucht und analysiert werden soll, was im Umgang mit Plastik schief läuft
und zur Meeresverschmutzung führt.
Für den Makrobereich wollen die Kooperationspartner Strandmüll an den dänischen Küsten
sammeln und gemeinsam nach Lösungen suchen, die helfen, diese Verschmutzungen zu
verhindern. Im Mikrobereich werden die Abwässer dänischer Haushalte unter die Lupe
genommen, um gemeinsam die Eintragsquellen für Mikroplastik zu identifizieren und Abhilfe zu
schaffen.
Beim diesjährigen dänischen Politikfestival „Folkemødet“ sind die Kooperationspartner
gemeinsam aufgetreten, um über Meeresverschmutzung durch Plastik zu informieren und ein
Bewusstsein für das Problem zu schaffen.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
19
Organisatorisches und Projektvoraussetzungen
Vorstellung der Netzwerkakteure
BUND Föhr
Der BUND Föhr ist bereits seit dem Jahr 2013 im Bereich „Plastikarme Inselumwelt“ auf der
Insel Föhr aktiv. Seit dieser Zeit ist der BUND Föhr bestrebt, auf lokaler Ebene die verschiedenen
Akteure aus Tourismus, Handel und maritimer Wirtschaft auch in diesem Themenbereich zu
vernetzen. Mit einem großen Fachsymposium am 18.11.2014 wurde bereits der Weg in ein
landesweites Netzwerk von Fachbeteiligten eröffnet. Der BUND Föhr besitzt zudem Erfahrungen
im Bereich lokaler Strandmüllsammlungen, Spülsaum-Monitoring und Umweltbildungsarbeit.
Der BUND Föhr ist als maßgeblicher Initiator des Projektes „Plastik vermeiden in SchleswigHolstein“ federführend in der Koordinations- und Vernetzungsarbeit zwischen den
verschiedenen rund um die Problematik „Plastikmüll im Meer“ angesiedelten Akteuren des
Projektes.
Küste gegen Plastik e.V.
Der Verein Küste gegen Plastik e.V. hat als primäre Zielsetzung, Handel und Hersteller auf
Veränderungsbedarf aufmerksam zu machen. Der Verein hat erhebliche Kompetenzen im
Bereich Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere multimedialer Öffentlichkeitsarbeit. Er veranstaltet
gleichfalls Strandmüllsammlungen und betreibt themenspezifische Umweltinformation.
Schwerpunktmäßig soll Küste gegen Plastik e.V. auch im Projekt „Plastik vermeiden in
Schleswig-Holstein“ im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, internetbasierter Öffentlichkeitsarbeit und
Information und politischer Vernetzung insbesondere auch auf Landesebene aktiv sein
Nationalparkhaus Föhr
Das Nationalparkhaus Föhr ist als lokale Repräsentanz des Landesbetriebs für Küstenschutz,
Nationalpark und Meeresschutz des Landes Schleswig-Holstein seit langem aktiv im Bereich
Umweltbildung.
Hier befindet sich für das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ die Schnittstelle
zwischen den übrigen Projektpartnern und dem Landesbetrieb. Zudem bringt das
Nationalparkhaus Föhr erhebliche Kompetenz im Bereich Umweltbildung für alle Altersklassen
in das Projekt ein.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
20
Föhrer Krabbenfischer
Die Funde von Fischernetzteilen und Teilen des Scheuerschutzes von Netzen (Dolly Ropes)
nehmen an den Küsten, in den Meeren und in den Mägen der Meeresbewohner erheblich zu.
Seit den 1960er Jahren werden synthetische Stoffe zur Netzherstellung verwendet, vorher
wurden sie aus natürlichen Fasern wie Hanf, Sisal oder Leder gefertigt.
Innerhalb der Fischerei soll jetzt nach umweltverträglichen Alternativen insbesondere zu den
Dolly Ropes aus Kunststoff gesucht werden. In den Niederlanden existiert mit der Initiative
„Dolly Rope Free“ bereits ein Projekt, dass es ich zum Ziel gesetzt hat, die Dolly Ropes aus
Kunststoff durch andere Materialien zu ersetzen. Hier kann mit diesem Projekt die nötige
Verknüpfung hergestellt werden, um bereits vorhandenes Wissen, Erkenntnisse und
Alternativen zu bündeln und weiter voranzutreiben.
Der Föhrer Krabbenfischer Henning Dulz als ein Repräsentant lokaler maritimer Wirtschaft auf
der Insel engagiert sich innerhalb der Initiative „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“, um
zusammen mit den Fischereiausstattern ebenfalls aktiv nach Alternativen zu den bekannten
Dolly Ropes aus Kunststoff zu suchen.
Föhrer Tourismus GmbH
Die Föhr Tourismus GmbH ist die offizielle Organisation der Insel Föhr für touristisches
(Außen-) Marketing, Gäste- und Vermieterservice. Sie ist zudem Bindeglied zu weiteren
touristischen Leistungsträgern der Insel als auch touristischen Marketingorganisationen in der
gesamten Bundesrepublik und darüber hinaus.
Für die Insel Föhr ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. Kostbarstes Gut ist jedoch
die natürliche Schönheit der Insel, die jährlich rund 190.000 Urlaubsgäste anlockt. Im selben
Atemzug wie die unbestreitbaren positiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Tourismus für
die Insel zu nennen sind, gehen durch ein erhöhtes Reise- und Freitzeitaufkommen auch eine
Vielzahl von negativen Auswirkungen auf die Umwelt einher. Auf einer stark frequentierten
Urlaubsinsel wie Föhr erzeugen die vielen Urlaubsgäste pro Jahr große Mengen an
(Plastik-)Müll. Einmal informiert, sind sie andererseits jedoch gute Multiplikatoren, um die
Problematik „Plastik im Meer“ und auch die entsprechenden Lösungsansätze in die Republik zu
tragen.
Die FTG kann innerhalb des Projektes „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ deshalb als
Schnittstelle sowohl zu den touristischen Leistungsträgern als auch zu den Urlaubsgästen
fungieren und beide Gruppen für das Thema Plastikvermeidung sensibilisieren.
Einzelhandel: Unverpackt Kiel und Edeka Karsten Johst, Sankt Peter-Ording
„Unverpackt“ in Kiel ist das erste „Unverpackt“-Geschäft in Schleswig-Holstein und eines der
ersten überhaupt. „Unverpackt“ Kiel hat eine Leuchtturmfunktion, weil er Möglichkeiten und
Alternativen zur vorherrschenden Art des Verkaufs in Kunststoffverpackungen aufzeigt.
Eigentümerin und Betreiberin Marie Delaperrière bietet zudem Beratung für Interessierte und
Gründer an, was geht im Prinzip „Unverpackt“ und was nicht.
Edeka-Kaufmann Karsten Johst lotet als Inhaber eines konventionellen Supermarktes aus, wie
weit man in einem solchen Geschäft logistisch und kaufmännisch sinnvoll auf Kunststoff als
Verpackungsmaterial verzichten kann. Er hat bereits begonnen, indem er Plastiktüten an der
Kasse abschaffte und auch die Knotenbeutel am Gemüse und Obst Frischsortiment. Jetzt plant er,
auch das Kunststoffbeutel-Aufkommen an der Fleisch-Bedien-Theke unter Beachtung der
hygienischen Notwendigkeiten zu reduzieren. Durch diese Initiativen ist Johst innerhalb der
Edeka Vorreiter, der auch bereits einige Nachahmer gefunden hat.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
21
Im Rahmen der Initiative „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ sind sowohl Marie
Delaperrière als auch Karsten Johst wichtige Multiplikatoren und ihrer jeweiligen Initiativen zur
Kunststoffreduktion und Ansprechpartner für Nachahmungswillige Kaufleute im Einzelhandel.
Einzelhandelsverband Nord e.V.
Der Einzelhandelsverband Nord e.V. ist als Verband bedeutsam für eine Verbreitung der Idee
„Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ über einzelne Leistungsträger hinaus. Zudem kann er
als Instanz zur Vermittlung und für Rückfragen interessierter Einzelhändler zum Thema
Plastikreduktion eine Rolle spielen.
EPEA Internationale Umweltforschung GmbH
Die EPEA Internationale Umweltforschung GmbH ist der führende Anbieter im Bereich
Beratung, Konzeption und Umsetzung des Cradle-to-Cradle-Prinzips. Das Cradle to CradleDesignkonzept soll zu einer neuartigen Produktqualität führen und eine nahezu 100%ige
Rückgewinnung aller Inhaltsstoffe ermöglichten. Produkte und Materialien sollen als technische
oder biologische Bestandteile in Kreisläufen zirkulieren von der Wiege zur Wiege (cradle to
cradle) nahezu unbegrenzt wiederverwendet werden, anstatt als Abfall deponiert, verbrannt
oder geringwertiger recycelt zu werden.
In das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ soll die EPEA Internationale
Umweltforschung GmbH ihr Wissen im Bereich Materialforschung im Kunststoffbereich und ihre
Kenntnis und Erfahrung des Cradle-to-Cradle-Prinzips einbringen.
Wyker Dampfschiff Reederei
Die Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH (W.D.R.) ist als
Inselversorgungsunternehmen und relevanter Leistungsträger im Bereich Tourismus ein
wichtiger Multiplikator der Idee "Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein". Als 'schwimmende
Brücken' befördern ihre Schiffe jährlich 1,8 Mio. Gäste zu den nordfriesischen Inseln und
Halligen. An Bord bietet sich der erste direkte Gästekontakt und damit eine ideale Gelegenheit
zur Information über das Projekt. Außerdem hat die W.D.R. als umweltbewusstes Unternehmen
mit ISO 14001-Managementsystem und zwei Fährschiffen mit dem "Blauen Engel" nach RAL-UZ
141 eine wichtige Vorbildfunktion.
Biosphäre Halligen
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Halligen haben die Entwicklung ihrer Heimat selbst in
die Hand genommen. Den einzigartigen Lebensraum für sie und kommende Generationen sicher
und lebenswert zu erhalten und zu entwickeln, ist das Ziel in der Biosphäre Halligen.
Unterstützung erhalten die Halliggemeinden dabei von der Biosphärenverwaltung. Die
gemeinsam erarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie trägt zu einer nachhaltigen
Regionalentwicklung bei.
Im Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ koordiniert, unterstützt und kommuniziert
die Verwaltung der Biosphäre Halligen die auf den Halligen geplanten und umgesetzten
Maßnahmen.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
22
Potenziale, Synergieeffekte
Jeder der Netzwerkakteure bringt spezielle Kenntnis seines Bereichs in das gemeinsame Projekt
ein, so dass als Zielvorstellung am Ende die Entwicklung alternativer Produkte und
Produktkreisläufe, sei es durch vollständigen Verzicht auf Kunststoff, sei es durch echtes
rückstandsfreies Recycling, steht. Zudem können durch die Beteiligten die entwickelten
Alternativen in die Breite kommuniziert werden, weil sowohl Einheimische als auch Gäste
erreicht werden. Gerade letztere verleihen dem Projekt, das in einer touristischen
Schwerpunktregion angesiedelt ist, eine Reichweite weit über das unmittelbare Umfeld hinaus.
Abbildung 11: Netzwerkpartner und Reichweite
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
23
Maßnahmen
Informationsmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit
Logo
Dachmarke
Es wird ein gemeinsames Logo entwickelt, welches das gesamte Netzwerk als Dachmarke
repräsentiert. Das Dachmarkenlogo muss sicherstellen, dass allen Informationssuchenden und
potenziellen Partnern unmittelbar klar wird, dass die Akteure innerhalb des Netzwerkes im
Sinne gemeinsamer Werte agieren und nicht als Einzelkämpfer unterwegs sind.
Mit dem Dachmarkenlogo wird das Netzwerk als ein Akteur erkennbar, von dem künftig eine
Vielzahl an Impulsen ausgehen wird, die eine breite thematische Basis abdecken, aber
miteinander in Verbindung stehen und ein gemeinsames Ziel verfolgen.
Regionale Zusätze
Innerhalb der geplanten Modellregion, in der Tourismus eine große Rolle spielt, agiert das
Netzwerk auf einem Feld, in dem verschiedene Partner ein starkes Interesse daran haben, eine
lokale bzw. regionale Identität zum Ausdruck zu bringen. Das Logo sollte daher auch lokale oder
regionale Zusätze aufnehmen können (z.B. „Insel Föhr“, „Halligen“, „Nordfriesland“). Diese
Erweiterung ermöglicht es kommenden Partnern, wie zum Beispiel lokalen Händlern oder
Tourismuseinrichtungen, aus ihrem Engagement und ihrer Bereitschaft zu Veränderung im
Gegenzug den größtmöglichen Imagegewinn zu beziehen.
Internetkommunikation
Die Interkommunikation des Projektes muss unterschiedliche Adressatenkreise erreichen und
die Arbeit des Netzwerkes unterstützen.
Externe Kommunikation: Zielgruppe „Interessierte Öffentlichkeit und potenzielle Partner“
Es wird eine Website erstellt, auf der sich Interessiert über die Struktur, die Absichten und die
Arbeit des Netzwerkes informieren können. Hier sollen sich Menschen über die Problematik
informieren können, und Anregungen erhalten, was sie persönlich tun können, um Plastikmüll
zu vermeiden. Außerdem sollen lokale und regionale Partner gewonnen werden, die in ihren
Betrieben Veränderungen vornehmen, um Plastik zu reduzieren. Eine wesentliche Aufgabe der
Website ist es, immer aktuell über Teilerfolge und Umsetzungsschritte zu informieren und mit
dieser Funktion auch den lokalen und regionalen Partnern als imagefördernde Plattform zu
dienen. Zu diesem Zweck muss ein Blogsystem integriert werden, über das regelmäßig über
Aktivitäten, Erfolge und Neuerungen berichtet wird.
Zusätzlich zur Website wird im sozialen Netzwerk Facebook ein Informationsangebot
aufgesetzt, um die Reichweite der Kommunikationsmaßnahmen deutlich zu erhöhen. Website
und Facebook-Auftritt ergänzen sich idealerweise: erscheinen beispielweise im Blog auf der
Website neue Artikel über erfolgreiche Umsetzungsschritte oder neue Partnerschaften, können
diese auch dem Facebook-Publikum unkompliziert verfügbar gemacht werden. Auf Facebook ist
mittlerweile eine Vielzahl von Meeresschutzorganisationen zum Thema Meeresmüll präsent, die
sich sehr gut ergänzen, und dem Publikum ihrer eigenen Angebote oft auch gern Informationen
anderer Organisationen zur Verfügung stellen, sofern sie sich thematisch ergänzen. Auf diese
Weise kann oft ein sehr großer Empfängerkreis erschlossen werden, der dann auch den Weg zu
den Informationen auf der eigenen Website findet
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
24
Interne Kommunikation: Zielgruppe Netzwerkakteure
Für die Kommunikation der Netzwerkakteure untereinander, für Planungen und den Austausch
von Erfahrungen über konkrete Umsetzungen wird ein Forum benötigt, das den Beteiligten sich
unter Ausschluss der Öffentlichkeit zugänglich ist. Der Forumsbereich muss bestimmte
branchen- und interessenspezifische Bereiche vorhalten können, in denen sich Teilnehmer
zielgerichtet zu den Gebieten austauschen und informieren können, die ihren Verantwortungsbzw. Branchenbereich konkret betreffen.
Erweiterte Angebote für Zielgruppen mit besonderem Informationsinteresse
Im Bereich der externen Kommunikationsmaßnahmen sollen Angebote für Menschen mit
besonderem Informationsinteresse geschaffen werden.
Strandmüll-Monitoring-Plattform
In Anlehnung an die UFO-Campaign der ‚Surfers Against Sewage“ soll eine Plattform geschaffen
werden, auf der Strandmüllsammler ungewöhnliche oder auffällige Funde melden können.
Häufig ist die Art oder Herkunft bestimmter Funde nicht unmittelbar klar und lässt Fragen offen.
So wurden zum Beispiel im Frühjahr 2015 an der nordfriesischen Westküste auffällig viele
Wasserflaschen einer bestimmten chinesischen Marke sowie originalverpackte Waren
(Gewürze, Snacks, Instant-Tees) gefunden – vermutlich handelte es sich hierbei um
verlorengegangenes Frachtgut. Die Monitoring-Plattform soll Menschen, die aufmerksam die
Müllfunde an den Küsten beobachten, ermöglichen, ihre Funde zu melden und idealerweise
etwas über Zusammenhänge und Herkunft zu lernen. Hierzu wird ein kleines Expertenteam
zusammengestellt, das die gemeldeten Gegenstände begutachtet und nach Möglichkeit Auskunft
zu den Funden gibt Hierzu wird eine Zusammenarbeit mit dem Havariekommando des Bundes
und der Küstenländer angestrebt.
Auf der Plattform können Strandmüllsammler außerdem angeben, welche Müllfunde sie bei
ihren Sammlungen gemacht haben (Art der Funde, Zahlen). Diese Art der Erhebung soll
ausdrücklich nicht in Konkurrenz zu den wissenschaftlichen Erhebungen der
Naturschutzverbände nach OSPAR-Kriterien stehen. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein
Monitoring mit kommunikativer Zielsetzung: die Beteiligten sollen die Möglichkeit erhalten, ihr
Wissen zum Thema Strandmüll sukzessive und unkompliziert zu erweitern, um auf diese Weise
wiederum zu Multiplikatoren im Bestreben um Plastikreduktion werden.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
25
Signalwesten: Sichtbarkeit im öffentlichen Raum
Bei öffentlichen Engagements wie Strandmüllsammlungen sollte Strandbesuchern und anderen
Beobachtern unmittelbar deutlich werden, was bei einer solchen Aktion vor sich geht und
warum sie durchgeführt werden muss. Zu diesem Zweck sollen beschriftete Sicherheitswesten
getragen werden, die dem Beobachter zeigen, dass die Küsten durch Plastikmüll bedroht sind
und aus diesem Grunde Strandmüllsammlungen durchgeführt werden.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
26
Bildungsmaßnahmen
Mehrere Netzwerkpartner, insbesondere BUND, Nationalparkhaus Föhr, Küste gegen Plastik
sind bereits aktiv in der Bildungsarbeit. Sie veranstalten Ausstellungen, Infostände,
Müllsammlungen und Vorträge zum Thema. Diese Aktivitäten werden im Rahmen des Projektes
„Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ fortgeführt, koordiniert und intensiviert.
Ausstellungen und Vorträge
Ausstellungen
Stationäre und Wanderausstellungen zu den Themen Plastik im Meer, Plastikmüll und
Plastikvermeidung machen die Problematik sichtbar und durch die Wahl der Exponate und
Medien erfahrbar. Interessierte, Gäste wie Einheimische, werden ermutigt, sich mit dem Thema
auseinanderzusetzen, das auch ihnen beim Strandspaziergang bereits auf eher unspezifische
Weise quasi vor die Füße gespült worden ist.
Die Ausstellungen werden modular konzeptioniert, so dass unterschiedliche Anforderungen und
Raumgrößen bespielbar sind. Ausstellungsmodule sollten durch die Wahl und
Zusammensetzung der Exponate so gestaltet sein, dass sie selbsterklärend sind und nicht
ununterbrochen Personal vor Ort zu sein braucht. Vorstellbare Modulbestandteile sind Rollups,
Literatur, Modelle als Informationsträger, sowie typische Funde vom Pellet bis zum Fischkorb,
die größtmögliche Anschaulichkeit und Erfahrbarkeit vermitteln. Die Module werden fertig
verpackt gelagert und können so gegebenenfalls auf Anforderung interessierter Institutionen
auch versandt werden.
Vorträge
Ausstellungen werden durch Vorträge flankiert, die als Laien- wie auch als Fachvortrag tieferes
Hintergrundwissen zum jeweiligen Ausstellungsthema vermitteln. Insbesondere die
Fachvorträge können und sollen auch durch geladene Fachpersonen gehalten werden.
Vorträge als solitäre Veranstaltung oder im Rahmen von Fachsymposien – sowohl
netzwerkintern als auch -extern – tragen das Thema weiter und dienen zur Vertiefung des
Wissens für Netzwerkbeteiligte, Fachleute wie auch interessierte Laien.
Müllsammlungen/Strandmüllführungen
Müllsammlungen und Strandmüllführungen sind das Live-Äquivalent zur Ausstellung. Solche
Veranstaltungen machen durch ihren Outdoor-Charakter das Problem noch erfahrbarer.
Müllsammlungen geben den beteiligten Gästen die Möglichkeit, sowohl Wissen zu erwerben, als
auch sich aktiv an der zumindest vordergründigen Beseitigung des Problems beteiligen zu
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
27
können. Insbesondere für Kinder und Jugendliche ist der wettkampfartige und spielerische
Charakter solcher Sammlungen geeignet (wer sammelt am meisten? Die größten Stücke?), die
Begeisterung für das Thema nachhaltig zu wecken.
Strandmüllführungen informieren Interessierte, was sie eigentlich bei ihrem Strandspaziergang
bereits wahrgenommen, aber nicht identifiziert haben, wo was herkommt, welche
Konsequenzen sich daraus ergeben und wie man Plastik eventuell vermeiden kann.
Müllsammlungen und Strandmüllführungen sind darüber hinaus durch ihre öffentliche
Sichtbarkeit geeignet, auch zunächst wenig interessierte Menschen auf das Thema aufmerksam
zu machen („Was machen die denn da?“).
Clean-Up-Day
Wie im Best-Practice-Beispiel Trash Hero Thailand, soll auf der Insel Föhr ein regelmäßiger,
mindestens monatlicher Termin für Müllsammlungen etabliert werden, an dem zum Beispiel
immer ein anderer Föhrer Strand vom Müll befreit wird. Als Unterstützer der Aktion sollen die
Föhrer Geschäftsleute gewonnen werden, um für die Teilnehmer Snacks und Verpflegung
bereitstellen. Sponsoren werden entsprechend positiv kommuniziert. Bereits jetzt veranstaltet
die BUND Inselgruppe Föhr Clean-Ups, die durch die Maßnahme verstetigt werden sollen.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
28
Strandmüll-Monitoring als kommunikatives Bildungs- und Sensibilisierungsinstrument
Strandmüll-Monitoring dient zum einen dazu, wissenschaftlich Erkenntnisse zu erlangen, wie
sich welcher Müll wohin verbreitet. Solches Strandmüll-Monitoring erfasst z.B. definierte
Strecken in definierten Zeiträumen.
Strandmüll-Monitoring durch Laien auf nicht definierte Strandabschnitten zum Beispiel durch
die Möglichkeit, Funde auf der Internetplattform des Projektes „Plastik vermeiden in SchleswigHolstein“ zu melden und zugleich möglicherweise zu erfahren, was man dort eigentlich
gefunden hat, hat neben der Erfassung einen mehr kommunikativen und sensibilisierenden
Charakter und ähnelt in dieser Hinsicht mehr den bereits beschriebenen Strandmüllführungen.
Voraussetzung ist eine niedrigschwellige, auch mobil erreichbare Meldemöglichkeit im Internet,
hinter der Experten stehen, die die Funde und Meldungen fachlich zuzuordnen.
Symposien
Das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ plant einmal jährlich ein Fachsymposium
zum Thema. Diese Symposien mit Fachvorträgen und Diskussionen haben eine wichtige
Schnittstellenfunktion zwischen Netzwerkpartnern, Fachleuten und der interessierten
Öffentlichkeit. Zudem können sie dazu dienen, der Öffentlichkeit den Stand der Aktivitäten zu
erläutern und helfen, neue Partner für das Netzwerk zu gewinnen. Ein erstes Symposium, das
quasi auch Initialzündung des Projektes war, fand bereits im Jahr 2014 auf der Insel Föhr statt.
In Zukunft könnten solche Symposien auch an wechselnden Örtlichkeiten veranstaltet werden.
Symposien sind auch Bildungsarbeit nach innen, die die Netzwerkpartner fortlaufend weiter
qualifizieren, in der Außenarbeit zielführend zu wirken.
Arbeitsforum Netzwerkpartner
Zweimal pro Jahr möchte das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ die
Netzwerkpartner versammeln, um den Stand der Aktionen zu diskutieren und evaluativ zu
betrachten, wie die Fortschritte beschaffen sind. Arbeitsforen sind Austauschmöglichkeiten und
dienen ebenfalls der Bildungsarbeit nach innen.
Aktionstage
Einmal pro Jahr sollen als gebündelte Maßnahme für die breite Öffentlichkeit an den beteiligten
Orten, zunächst also die Insel Föhr und Hallig Hooge, später auch an allen anderen Orten,
Aktionstage durchgeführt werden. Solche Aktionstage beinhalten das gesamte Maßnahmenpaket
aus Ausstellungen, Vorträgen, Müllsammelaktionen und sollen das Projekt „Plastik vermeiden in
Schleswig-Holstein“ und seine Ziele bekannter machen, Menschen für das Thema sensibilisieren
und bereits sensibilisierten Argumente und Hilfen an die Hand geben, den Weg der
Plastikvermeidung weiter zu beschreiten. Erfahrungen bestehen auf Föhr bereits mit dem
„plastiktütenfreien Tag“ der BUND-Inselgruppe Föhr.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
29
Gesamtziel
Die Kombination aus öffentlichen Symposien, publikumsorientierten Ausstellungen, Vorträgen,
Müllsammlungen, Strandmüllführungen und Müll-Monitoring dient als Gesamtpaket dazu,
Menschen, die die Küste und das Meer lieben, zu sensibilisieren, und Interessierte mit
Information und Handlungsmöglichkeiten auszustatten.
Symposien, Fachvorträge und Arbeitsforen dienen dazu, den Netzwerkpartnern
Fachinformationen zugänglich zu machen und den Austausch zu fördern.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
30
Politische Maßnahmen
Der Landtag des Landes Schleswig-Holstein hat sich in seinem Beschluss „Vermeidung von
Plastikmüll in Schleswig Holstein“ von 2014 zum Ziel gesetzt, Aufklärung und Umweltbildung zu
fördern und zu unterstützen. Er beschloss die Entwicklung und Erprobung von Lösungsansätzen
im Rahmen von Modellregionen und die Aufnahme von Gesprächen mit dem Handel bezüglich
einer freiwilligen Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Plastiktüten oder der Einführung der
ausschließlich kostenpflichtigen Abgabe.
Bei diesem Entschluss will dieses Projekt die Politik maßgeblich unterstützen, begleiten und
inspirieren.
Umweltstandards für Ausschreibungen
Die Umweltstandards bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand sollen auf Vermeidung und
Reduktion von Plastik überprüft und gegebenenfalls modifiziert werden. Öffentliche
Institutionen sollen im Hinblick auf Plastikarmut Vorbildfunktion haben. Die Projektpartner im
Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ stehen dabei lokal und landesweit zur Seite,
Materialalternativen zu finden oder Vermeidungsstrategien zu entwickeln. Auch dafür soll die
konzeptionierte Modellregion Inseln und Halligen Vorreiter sein.
Politische Arbeit – lokal und auf Landesebene
Die Projektpartner im Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ sehen ihre Aufgabe
auch darin, Bindeglied zwischen der Politik und der Situation vor Ort zu sein, die Politik mit
Informationen z.B. auf Symposien oder Müllsammelaktion und –monitoring zu versorgen und so
politische Initiativen zu begleiten und fördern. Die in der Modellregion erprobten
Maßnahmenpakete und Modelle der Zusammenarbeit zwischen Umweltverbänden und –
vereinen, lokaler und regionaler Wirtschaft und Politik soll Ergebnisse liefern, wie
Plastikreduktion für alle Beteiligten lebbar gestaltet werden und zukunftsweisende Ergebnisse
liefern kann. Auch und gerade im Hinblick auf eine mögliche spätere Ausweitung auf das ganze
Land.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
31
Lebbare Produktinnovation, Förderung der Verantwortung
Als Distinktionsmerkmal zu vielen gleichgerichteten Initiativen engagiert sich das
Projektnetzwerk „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ auch in Bezug auf Maßnahmen,
Produktinnovation lebbar zu machen und möchte damit die Verantwortung der Hersteller und
Anbieter stärker in den Fokus rücken.
Entwicklung von Alternativen
Um aufzuzeigen, dass und wie plastikreduziertes oder plastikfreies Leben möglich ist, ist es
erforderlich, Alternativen anzubieten, die praktikabel, gut zugänglich und gut kommunizierbar
sind.
Exemplarisch setzt sich das Projekt „Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein“ zunächst zum Ziel,
in drei Bereichen eine Materialalternative zum bisher vorherrschenden plastikbasierten
Produkt zu bieten.
Innovation lebbar machen
Viele Produkte sind inzwischen auch als plastikfreie Alternative erhältlich. Aber der Umstieg ist
allzu oft nicht niedrigschwellig möglich, nur als Insellösung in einem einzelnen Betrieb erhältlich
oder bedeutet ein erhebliches Maß an Verzicht. Das Innovative an unserem Ansatz ist weniger
die reine Einführung eines plastikfreien Bechers, einer Tasche, einer Flasche – so etwas gibt es
bereits – sondern der Versuch, ein solches Produkt niedrigschwellig nutzbar und damit eine
plastikfreie Alternative für jeden lebbar zu machen.
Das neue Produkt – zum Beispiel ein Coffee-to-Go-Becher - soll beispielhaft in möglichst so
vielen Betrieben so selbstverständlich zu erhalten sein, dass sich fast zwangsläufig die Frage
stellt: „Warum nicht gleich so?“
Das neue Produkt – zum Beispiel eine kreislauffähige Stofftasche – soll ein jedem nur zu
bekanntes Problem lösen. Jeder hat umweltbewusst schon häufig eine der im Geschäft
angebotenen Stofftaschen gewählt und mit seinem Einkauf nach Hause getragen. Beim nächsten
Einkauf steht man mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder ohne Tasche da und nimmt entweder
eine neue Stofftasche mit oder, weil sich zuhause bereits erhebliche Vorräte davon befinden,
doch eine Plastiktüte. Wäre es niedrigschwellig möglich, die Stofftaschen von zuhause auch
wieder abzugeben und sie in einen Kreislauf einzuspeisen, würde jeder sagen: „Endlich!“
Das neue Produkt soll nicht pädagogisch mit erhobenem Zeigefinger daherkommen, sondern
attraktiv sein. Es soll – wie die I-love-Hooge-Stahlfasche – nicht negativen Verzicht, sondern ein
positives Statement kommunizieren: „Ich mache das, weil es toll ist!“
Erlebt zum Beispiel der Gast im Urlaub diese Selbstverständlichkeit im Alltag, wird er es in
seiner Heimatgemeinde kommunizieren und fragen: „Die können das – warum nicht auch wir?“
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
32
Plastikfreier Coffee-to-Go-Becher
Ein typisches Beispiel für das die Plastikproblematik oft prägende Missverhältnis zwischen
Nutzungsdauer und Halbwertszeit ist der Coffee-to-Go-Becher. Zurzeit handelt es sich meist um
mit PE ausgekleidete Pappbecher, die zudem noch einen Plastikdeckel besitzen. Als Alternative
gilt es, ein Produkt zu finden, dass dieselben Eigenschaften hinsichtlich Dichtigkeit und
Wärmeisolation ausweist, nicht teurer ist, aber entweder problemlos biologisch abbaubar oder
mindestens nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip recyclebar. Ein solcher Becher soll
wiedererkennbar gelabelt werden, um das Neue hervorzuheben und für den z.B.
gastronomischen Anwender einen positiven Werbeeffekt zu haben.
Der plastikfreie Coffee-to-Go Becher soll initial auf der Insel Föhr eingeführt und zügig inselweit
bei Gastronomen, Bäckereien und anderen Betrieben als Alternative zu bestehenden Material
kommuniziert werden.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
33
Edelstahlflasche
Wie im Best-Practice-Beispiel der thailändischen Insel Kohl Lipe bereits beschrieben,
transportiert eine Edelstahlflasche für unterwegs statt der üblichen Plastikflasche ein Statement,
dass der Nutzer Plastik vermeiden möchte – aus der positiven Motivation heraus, der Natur
seines Urlaubs- oder Lebensortes etwas Gutes zu tun. Die Flasche wird im lokalen Handel
verkauft und trägt eine positive Botschaft (zum Beispiel „I love Hooge“). Am Projekt beteiligte
Unternehmen, die diese Flasche kostenfrei mit Trinkwasser füllen, profitieren ebenfalls
imagemäßig davon, an der Etablierung dieser plastikfreien Alternative beteiligt zu sein.
Die „I-love-Hooge“-Edelstahlflasche soll initial auf Hallig Hooge eingeführt und beim dortigen
Halligkaufmann vertrieben werden. Kooperation der Hooger Gastronomen vorausgesetzt,
erhielte man eine gut über die Hallig verteilte Struktur von Füllstationen, die es dem Gast, der
auf der Hallig unterwegs ist, ermöglicht, sich nahezu überall auch ohne PET-Flasche mit Wasser
zu versorgen.
Plastikfreie Scheuerfäden (Dolly Ropes)
Hier gilt es, in Zusammenarbeit von Fischern, Verbänden, Wissenschaft und Politik plastikfreie
Alternativen zum bisherigen Kunststoff zu finden, die denselben Anforderungen standhalten, die
wertvollen Netze vor Beschädigung bei Grundberührung zu schützen. Das Material muss also
stabil, scheuerfest und zugleich biologisch voll abbaubar sein, das ein cradle-to-cradle-Kreislauf
bei von vorn herein auf Verlust konzipierten Materialien nicht zielführend scheint.
Zur weiteren Ausformung des Projektes finden sich Erläuterungen bei der Beschreibung der
Einzelprojekte im folgenden Abschnitt.
Kreislauffähige Einkaufstasche
Die Plastiktüte ist ein weiteres typisches Beispiel für das Missverhältnis zwischen
Nutzungsdauer und Zerfallszeit. Als Alternative gilt es, ein plastikfreies Taschensystem zu
entwickeln, dass leicht zu handhaben, niedrigschwellig und kostengünstig ist. Zum Beispiel als
kreislauffähigen Pfandbeutel, näheres siehe unter Einzelprojekte im folgenden Abschnitt.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
34
Einzelprojekte
Projektskizze 1: Produktinnovation in der Fischerei: Scheuerfäden/Dolly Ropes:
Die Problematik der Scheuerfäden :
Scheuerfäden, so genannte Dolly Ropes, werden in der Fischerei genutzt, um die Fischernetze
bei der Berührung mit dem Meeresboden vor dem Durchscheuern zu schützen.
Bündel aus Polyethylen-Strängen werden in das Netz eingeknotet oder mit Kabelbindern
befestigt. Die Scheuerfäden sind Verschleißartikel, die in hoher Zahl in die Meeresumwelt
eingetragen werden. Viele der feinen Plastikfäden, die wir im Spülsaum finden, sind auf den
Verlust von Scheuerfäden zurückzuführen. Die Plastikstränge lösen sich in viele Einzelfäden auf
und verknoten stark. Wenn die Fäden am Netz stark verfilzt sind, reißen sie viel Sand mit sich.
Dann werden sie in der Regel durch neue Polyethylen-Stränge ersetzt. Viele Vögel strangulieren
sich in diesem Material, ertrinken oder verhungern, weil sie sich nicht befreien können.
Basstölpel nutzen die orangefarbenen Fäden häufig für den Bau ihrer Nester, oft ebenfalls mit
tödlichem Ausgang.
Abbildung 12: Dolly Ropes
Krabbenfischer von der Insel Föhr haben die Auswirkungen der Verwendung von Dolly Ropes
bereits länger mit Sorge beobachtet. Im Herbst 2014 hat der Fischer Henning Dulz die Initiative
ergriffen, und sich auf die Suche nach neuen Materialien gemacht, die die Umwelt nicht in dieser
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
35
Weise belasten. Ein erster Versuch mit alten Netzen aus Hanf als alternativer Schutz wurde
jedoch als noch nicht erfolgreich eingestuft.
Auch in den Niederlanden gibt es Bestrebungen, bessere Materialien zu finden. Mit der Initiative
VisPluisVri (DollyRopeFree.com) wurde eine Internet-Plattform geschaffen, auf der nach dem
Crowdsourcing-Prinzip in der Hoffnung auf freiwillige Beteiligung von Wissenschaftlern,
Naturschützern, Materialexperten und anderen Experten nach Lösungen gesucht wird.
Im Projekt werden in enger Zusammenarbeit von Küstenfischern und Materialexperten
Alternativen für Dolly Ropes erarbeitet. Die neuen Materialien müssen praxistauglich, bezahlbar
und biologisch abbaubar sein.
Projektziel:
Fischereibetrieb ohne Dolly Ropes aus Plastik auf der Insel Föhr ab Oktober 2017.
Etappen:
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
36
Projektskizze 2: Produktentwicklung mit der Föhrer Tourismus GmbH
Der Tourismusbetrieb Föhrer Tourismus GmbH stellt ist eine wichtige Schnittstelle für den
Kontakt mit Urlaubern dar. Er kommt über diverse kommunikative Kanäle sowie vor Ort mit
den Gästen in Kontakt und spielt damit wichtige Rolle bei der Kommunikation der
Plastikproblematik. Als Netzwerkpartner kann die FTG das Anliegen der Plastikreduktion
effektiv vertreten. Aus dieser Haltung resultiert im Gegenzug ein signifikanter Imagegewinn, der
für den Betrieb erstrebenswert ist. Die FTG sollte eine Vorreiterrolle spielen und die
Bekämpfung von Plastikmüll im Meer mit dem Ziel des Schutzes und Erhalts der von den Gästen
geliebten Naturlandschaft glaubhaft zu vertreten. Aus diesem Grund ist es wichtig, die
Tourismusprodukte der FTG im Projekt „Plastikarm Leben in Schleswig Holstein“ auf den
Prüfstand zu stellen. Es gilt, Souvenirs, Shop-Artikel, Verpackungen sowie Kommunikations- und
Werbemittel auf den Prüfstand zu stellen und gemeinsam plastikfreien Lösungen zu kommen.
Gleichzeitig soll die Produktumstellung so kommuniziert werden, dass die Müllproblematik den
Urlaubern deutlich wird, und die Produktumstellung einen deutlichen Imagegewinn für die Insel
bringt.
In einer Bestandsaufnahme zu Projektbeginn sollen problematische Produkte identifiziert und
in drei Prioritätengruppen zusammengefasst werden.
Erste Priorität haben dabei Wegwerfverpackungen sowie Artikel mit einer sehr kurzfristigen
Gebrauchsspanne von Stunden oder wenigen Tagen. Weiterhin fallen in diese Gruppe alle
Produkte, die mit geringem Aufwand durch andere Materialien zu ersetzen sind. Sie sollten
schnellstmöglich ausgetauscht werden. In die Prioritätengruppe zwei fallen Artikel und
Produkte, die eine kurz- bis mittelfristige Verwendungsdauer von Wochen bis Monate haben. In
Gruppe drei fallen Produkte mit einer langfristigen Verwendungsdauer von Jahren sowie Artikel
deren Ersatz in der Bestandsaufnahme als besonders schwierig eingestuft wird.
In einem Workshop sollen Alternativen zu den problematischen Produkten erarbeitet werden.
Lösungsmöglichkeiten können beispielsweise gleichartige Produkte aus anderen Materialien
sowie die Ablösung von Artikeln aus Plastik durch bessere, neue Produkte sein.
Projektziel:
Die Produkte der FTG sind plastikfrei bis zum Oktober 2017.
Die Ablösung problematischer Produkte erfolgt in drei Stufen. Wegwerfprodukte bzw. Produkte
mit sehr kurzer Verwendungsdauer werden bereits im Sommer 2016 abgeschafft. Durch eine
kommunikative Begleitkampagne vom Juni 2016 bis zum Oktober 2017 wird im Zeitraum der
konkreten Produktumstellung über die Plastikmüllproblematik informiert und das Image des
Föhrer Tourismusbetriebes als konsequentem und umweltbewusstem Tourismusanbieter
signifikant gestärkt.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
Etappen:
37
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
38
Projektskizze: Plastikarme Modellwohnungen/-ferienhäuser
Die Plastikproblematik ist bereits vielen Menschen bekannt. Insbesondere, wenn sie das Meer
lieben, bekommen viele ein Gespür dafür, dass die Natur ihrer Sehnsuchtsorte in Bedrängnis ist.
In der Hektik des Alltags ist es jedoch häufig sehr schwer, auf Plastik zu verzichten und sich
konsequent zu verhalten. Gerade eine Ferienzeit am Meer bietet also ideale Bedingungen, sich
auf mögliche persönliche Änderungen einzulassen, sie in Ruhe zu erproben und sich
Inspirationen und Know-How für den Alltag zu holen.
Im Rahmen des Projektes sollen „Plastikbewußte Ferienunterkünfte“ aufgebaut und vermarktet
werden. Es handelt sich um Ferienwohnungen, Ferienhäuser oder Gästezimmer, die mit einem
besonderen Bewusstsein für die Vermeidung von Plastik ausgestattet und eingerichtet werden.
Dazu gehört zum Beispiel ein Vorrat geeigneter Aufbewahrungsbehälter für Lebensmittel, die
Bereitstellung von wiederverwendbaren Einkaufstaschen und plastikfreie Flaschen für
Trinkwasser zum Mitnehmen. In der Unterkunft könnte Literatur mit konkreten Tipps zur
Vermeidung von Plastik und Verpackungsmüll bereitgestellt werden. Der Aufbau von
verpackungsfreien Einheiten im Einzelhandel des Modellgebietes wird im folgenden Abschnitt
erläutert und ergänzt das besondere Ferienangebot idealerweise durch ein entsprechendes
Einkaufserlebnis. In diesem Fall werden in den Unterkünften Behältnisse vorgehalten, die man
für den verpackungsfreien Einkauf verwenden kann. In der Unterkunft wird sinnvollerweise
außerdem auf örtliche Geschäfte hingewiesen, die verpackungsfreies Einkaufen ermöglichen.
Vermieter von plastikbewussten Unterkünften bieten naturbewussten Gästen ein besonderes
Angebot. Sie profitieren selbst durch ein Alleinstellungsmerkmal und befreien sich damit
automatisch vom Preisdruck in ihrer Branche.
Projektziel:
Die erste Modell-FeWo auf der Insel Föhr wird im Herbst 2017 nach gemeinsam erarbeiteten
Kriterien eröffnet. Ende 2017 wird dann eine ähnliche Modell-FeWo auf Hallig Hooge eröffnet.
Etappen:
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
39
Projektskizze: Kreislauffähige Einkaufstasche
Plastiktüten sind ein Sinnbild für den sorglosen und hochproblematischen Umgang mit Plastik.
Selbst wenn die Anzahl der am Strand gefundenen Plastiktüten nur einen Bruchteil der
Plastikmüllfunde insgesamt ausmacht, stehen Plastiktüten häufig im Fokus vieler Diskussionen
und Betrachtungen über die Plastikproblematik. Tüten und Taschen eignen sich deshalb für
viele Menschen hervorragend als erstrebenswerter erster Schritt in Richtung eines
konsequenten plastikbewussten Verhaltens. Sie können gut abgelöst werden – wenn auch oft
nicht so einfach, wie man meinen sollte. Die meisten Menschen teilen die Erfahrung, dass man
zwar bereits einige Stoffbeutel besitzt, im entscheidenden Moment jedoch oft keinen Beutel zur
Hand hat.
Ziel des Projektes ist es, zunächst auf lokaler Ebene einen kreislauffähigen Beutel einzuführen,
der bei möglichst vielen Händlern ausgegeben wird und der für Kunden keine große Hürde im
Vergleich zur Plastiktüte darstellt. Haben sich im Haushalt einige Taschen angesammelt, können
sie bei einem beliebigen der teilnehmenden Händler wieder abgegeben werden und somit
wieder in den Kreislauf gelangen. Idealerweise werden die Beutel nach Ablauf ihrer
‚Lebensspanne‘ als Einkaufstasche für andere textile Zwecke recycelt.
Die Einkauftaschen können gut im Sinne eines regionalen Marketings genutzt werden und
gegebenenfalls nach Ablauf einer vorgegeben Zeitspanne als touristische Sammelobjekte
ausgemustert und mit neuen Motiven aufgelegt werden.
Projektziel:
In 75% der Einzelhandelsgeschäfte auf der Insel Föhr und der Hallig Hooge werden Ende 2017
kreislauffähige Einkaufstaschen angeboten und zurückgenommen. Auch hier planen wir bereits
über das aktuelle Projekt hinaus.
Etappen
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
40
Exkurs: “CLOSED LOOP BAG”
Designed nach Cradle to Cradle®
Eine Kooperation von
BUND, Föhr und EPEA Internationale Umweltforschung Hamburg
Kurzbeschreibung
Hintergrund ist es, eine komplett neue Idee einer Einkaufstasche auf den Markt zu bringen: die
„Closed Loop Bag“ (CLB).
Die massive Verwendung von Kunststoffen, die als Abfall in die Umwelt gelangen und dann in
großen Mengen den Weg in die Meere finden, ist ein großes Umwelt- und Materialproblem.
Konventionelle Einkaufs-Plastiktüten machen der Menge nach an Kunststoffabfällen den
geringsten Anteil aus. Sie sind jedoch „in-aller-Hände“ und in der Öffentlichkeit am sichtbarsten,
also ein greifbarer Platzhalter für ein großes Material- und Umweltproblem.
Die CLBs hingegen sollen eine gesunde Alternative zu konventionellen Einweg-PlastikEinkaufstüten darstellen. Alleinstellungsmerkmale der CLB-Konzeptidee sind:
- sie ist dafür entwickelt, dass Konsumenten ihre Einkäufe sicher vom Laden nach Hause
bringen können
- sie zeichnet sich durch ein ansprechendes und neues aber schlichtes Design aus
- sie besteht aus definierten (bekannten) Mono-Grundmaterialien (z.B.: Naturfasern,
tierische Fasern oder auch biologisch abbaubares Polymere, etc.)
- alle Inhaltstoffe werden positiv definiert und einem entsprechenden Nutzungsszenario
(biologischer Metabolismus oder „technischer“ Metabolismus) angepasst
- sie wird so konzipiert, dass sie über entsprechende Rücknahme-Systeme am Abgabeort
(wenn gewünscht auch in verschiedenen Läden) zurückgegeben werden kann
o sie kann also nach Sammlung und Sortierung qualitativ hochwertig in ewigen
Produktkreisläufen geführt werden.
o das Basis-Material kann wieder und wieder zu Einkauftaschen verarbeitet werden.
Die CLBs zeigen beispielhaft, dem ersten Cradle to Cradle® Prinzip: „Abfall ist Nährstoff“ folgend,
dass „Abfall gleich Nährstoff ist (Ressource „bleibt“ Ressource)“. Sie sollen als positives Beispiel
zur Lösung der Kunststoffproblematik in den Meeren beitragen.
Entscheidend für den Erfolg des CLB-Konzeptes ist, dass interessierte Unternehmen ihren Kunden
ein Konzept für die Rücknahme zur Verfügung stellen. Das CLB-Rücknahme-System soll ebenfalls
im Rahmen des Projektes entwickelt und realisiert werden. Im Rahmen der ProjektVorbereitungstreffen zeigten teilnehmende Handelsunternehmen (wie EDEKA, WDR Föhr-Amrum,
etc.) bereits großes Interesse an der Umsetzung.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
41
Projektskizze: Plastikfreier Einkauf auf Hallig Hooge
Auf der Hallig Hooge soll der Wechsel des Halligkaufmanns zum Jahr 2016 genutzt werden, um
die Möglichkeit des verpackungs- und plastikfreien Einkaufs auf der Hallig zu etablieren. In einer
kleinen Gemeinde sollen Einwohner und Urlaubsgäste schrittweise mit verpackungsfreien
Lösungen vertraut gemacht werden. Gerade in der Kombination mit dem Angebot
plastikbewusster Ferienunterkünfte bietet ein solch besonderes Einkaufserlebnis eine
Attraktion auf der Hallig und ergänzt das Unterkunftskonzept sinnvoll. Halliggäste lassen sich
erfahrungsgemäß gern auf das ‚Ursprüngliche‘ des Halliglebens ein und sind empfänglich für die
Möglichkeit, in der Zeit ihres Aufenthalts dort ganz anders zu leben, als in ihrer Heimat auf dem
Festland. Darum bietet die Ferienzeit in einer solchen Umgebung gute Bedingungen, einmal
etwas Neues auszuprobieren und sich auf einen ungewohnten Alltag einzulassen.
Projektziel:
Möglichkeit des plastikfreien Einkaufs im Lebensmittelladen der Hallig Hooge bis September
2017.
Etappen:
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
42
Projektskizze: Modell unverpackt auf Föhr.
Im lokalen Handel der Insel Föhr sollen schrittweise verpackungsfreie Einheiten etabliert
werden. Ziel ist es, sich etappenweise an die Möglichkeit des Einkaufs ohne Verpackungen
anzunähern und auf diese Weise Verpackungsmüll zu reduzieren.
Auf dem Weg zu immer mehr verpackungsfreien Einkaufsmöglichkeiten sollen in möglichst
vielen Einzelhandelsgeschäften Teile des Sortiments unverpackt angeboten werden. Hierzu
eignen sich zum Beispiel für den Einstieg Süßwarensortimente, für die bestimmte Metalldosen
angeboten und zur Wiederbefüllung mitgebracht werden können. Auch Trockenwaren wie
Nüsse, Getreideprodukte oder Nudeln können gut als verpackungsfrei verkaufbare Artikel aus
dem Normalsortiment ausgegliedert werden.
Unverpacktes Einkaufen bietet Urlaubern ein besonderes Einkaufserlebnis, auf das sie sich
insbesondere in der entspannten Urlaubszeit gern einlassen. Diese Zeit kann genutzt werden,
um Menschen mit verpackungsfreien Lösungen vertraut zu machen. Die besonderen Geschäfte
steigern somit die Attraktivität des Urlaubsortes und bieten einen Imagegewinn.
Die Kombination von plastikbewussten Unterkünften und verpackungsfreien Einheiten in den
lokalen Geschäften erfährt ein besonderes Zusammenspiel: in den Unterkünften werden
Behältnisse für den verpackungsfreien Einkauf vorgehalten. Gleichzeitig erhält der Gast in seiner
Unterkunft eine Liste aller Händler, die Teile ihres Sortiments unverpackt anbieten.
Projektziel:
Im Dezember 2017 sollen zudem 75 % der lokalen Einzelhändler mindestens 20% ihres
Umsatzes mit unverpackten Waren (z.B. mit einem Shop-in-Shop-System) machen.
Etappen:
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
Zeit- und Finanzierungsplanung
Zeitplanung
Die Insel Föhr und die Hallig Hooge bilden den ersten Kern zur Umsetzung der beschriebenen
Maßnahmenpakete. Über die Zeit erfolgt eine Implementierung dort erprobter Maßnahmen
zunächst auf weiteren Inseln und Halligen, später möglicherweise in ausgewählten
Festlandsgemeinden und zuletzt in ganz Schleswig-Holstein.
Jahr
Monat
Maßnahme
Ort
2015
2015
10
Abschluss des Detailkonzeptes
2016
01
Internet
2016
01
2016
2016
2016
01
01
01
2016
01
2016
01
2016
01
Multimediale Kommunikation: Start einer
Basisversion der Website mit Blog, erster
Blogartikel mit Projektvorstellung
Multimediale Kommunikation:
Einrichtung einer Facebookpräsenz
Kampagnenbüro: Eröffnung
Bildung: Symposium zum Projektstart
Plastikfreie Scheuerfäden: Austausch mit
VisPluisVri zum Thema
Kreislauffähige Einkaufstasche:
Konzeptstart
Plastikfreier Einkauf, Hooge: Erste
Gespräche mit dem angehenden
Halligkaufmann
Plastikfreier Einkauf, Hooge: Gespräche
mit Halliggemeinde
2016
02
Föhr
2016
02
2016
02
2016
02
2016
02
2016
02
2016
02
2016
02
Unverpackt: Vorstellung des Projektes in
Wirtschaftsgremien der Insel
Unverpackt: Einladung der Einzelhändler:
Vorstellung des Projektes
Plastikfreie Scheuerfäden: Gemeinsamer
Workshop von Krabbenfischern,
Naturschützern und Materialexperten
Plastikbewußte FeWo: Kontakt der
kommunalen Tourismusausschüsse
Plastikfreie Scheuerfäden: Auswahl von
mind. zwei Materialien für den Praxistest
Plastikfreier Einkauf, Hooge: Vorstellung
des Projektes im Tourismus- und
Wirtschaftsausschuss
Signalwesten f. Strandmüllsammlungen:
Einführung
Plastikvermeidung Tourismusprodukte:
Bestandsaufnahme mit der FTG
2016
03
Plastikvermeidung Tourismusprodukte:
Föhr
2016
Internet
Föhr
Föhr
Föhr
Föhr, Hooge
Hooge
Hooge
Föhr
Föhr
Föhr, Hooge
Föhr
Hooge
Föhr
Föhr
43
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
2016
03
2016
03
2016
03
2016
03
2016
03
2016
2016
03
03
2016
2016
03
03
2016
03
2016
04
2016
04
2016
04
2016
04
2016
04
2016
2016
04
04
2016
04
2016
04
2016
04
2016
04
2016
05
Workshop zur Alternativenfindung
Plastikvermeidung Tourismusprodukte:
Priorisierung der abzulösenden Produkte
Plastikfreier Einkauf, Hooge: Bildung
einer AG mit Interessierten
Plastikfreier Einkauf, Hooge:
Bestandsaufnahme des Sortiments
Plastikfreier Einkauf, Hooge: Aufnahme
Workshops mit Kaufmann,
Gemeindevertretern, Interessierten
Multimediale Kommunikation: Eröffnung
des internen Forums
Bildung: Arbeitsforum Netzwerkpartner
Plastikfreier Coffee-to-go-Becher:
Konzeptstart
Hooger Edelstahlflasche: Konzeptstart
Hooger Edelstahlflasche: Workshop mit
Hooger Gastwirten und Kaufmann
Bildung, Wanderausstellung:
Konzeptstart
Föhr
Hooge
Hooge
Hooge
Internet
Föhr
Föhr
Hooge
Hooge
Föhr
Unverpackt: Erster Workshop zum Thema
für interessierte Einzelhändler mit M.
Delaperriére
Plastikfreie Scheuerfäden: Praxistest mit
den ausgewählten Materialien
Plastikbewusste FeWo:
Informationsveranstaltungen für
interessierte Vermieter
Kreislauffähige Einkaufstasche: Design
und Branding abgeschlossen
Plastikfreier Einkauf, Hooge: Aufteilung
des Sortiments in drei Prioritätsgruppen
Bildung: Fachsymposium im Landtag
Clean-Up-Day: Gewinnung lokaler
Geschäftsleute als Sponsoren
Plastikfreier Coffee-to-go-Becher:
Workshop mit lokalen Betrieben und
Materialexperten
Plastikfreier Coffee-to-go-Becher:
Konzeptvorstellung, Gewinnung von
Umsetzungspartnern
Signalwesten f. Strandmüllsammlungen:
Umweltorganisationen starten mit
Strandmüllführungen
Bildung, Wanderausstellung: Festlegung
der Inhalte der drei modularen
Wanderausstellungen
Föhr
Plastikvermeidung Tourismusprodukte:
Coaching durch Materialexperten zu Fragen
aus dem Workshop
Föhr
Föhr
Föhr, Hooge
Föhr, Hooge
Hooge
Kiel
Föhr
Föhr
Föhr
Föhr
Föhr
44
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
2016
05
2016
05
2016
05
2016
06
2016
06
2016
06
2016
06
2016
07
2016
07
2016
07
2016
07
2016
07
2016
08
2016
2016
08
08
2016
08
2016
08
2016
09
2016
09
2016
09
2016
09
Unverpackt: Begleitendes Coaching der
Einzelhändler für schwierige Umsetzungen
Plastikfreier Einkauf, Hooge: plastikfreies
Angebot von Waren der Gruppe 1,
Abschaffung der Plastiktüte
Bildung, Wanderausstellung: Erstellung
von Informationsmaterial
Föhr
Plastikbewusste FeWo: Erarbeitung der
Kriterien gemeinsam mit interessierten
Vermietern
Plastikvermeidung Tourismusprodukte:
Auftakt der kommunikativen
Begleitkampagne, Ablösung der Produkte
mit der Priorität 1
Kreislauffähige Einkaufstasche:
Einführung der Tasche
Multimediale Kommunikation:
Zusammenstellung eines Expertenteams für
Monitoring-Bereich
Föhr, Hooge
Unverpackt: Eröffnung erster
verpackungsfreier Sortimentseinheiten
Plastikfreier Einkauf, Hooge: Start d.
begleitenden kommunikativen Kampagne
Clean-Up-Day: Einrichtung eines
Sponsorenbereichs auf der Website
Clean-Up-Day: Regelmäßiger Clean-Up-Day
startet
Bildung, Wanderausstellung:
Zusammenstellung der Inhalte
Föhr
Aktionstage „Plastik vermeiden“ mit
Ausstellungen, Vorträgen, Führungen
Bildung: Arbeitsforum Netzwerkpartner
Hooger Edelstahlflasche: Erstellung einer
Infokarte über Konzept und unterstützende
Betriebe
Hooger Edelstahlflasche: Erstellung von
Schildern für unterstützende Betriebe
Bildung, Wanderausstellung: Drei
Ausstellungspakete (S,M,L) sind abrufbar
Föhr, Hooge
Plastikfreier Coffee-to-go-Becher:
Einführung in mindestens drei lokalen
Betrieben
Plastikfreier Coffee-to-go-Becher:
Gewinnung weiterer Umsetzungspartner
Hooger Edelstahlflasche: Nennung der
unterstützenden Betriebe im
Sponsorenbereich der Website
Hooger Edelstahlflasche: Einführung der
Föhr
Hooge
Föhr
Föhr
Föhr, Hooge
Internet
Hooge
Internet
Föhr
Föhr
Föhr
Hooge
Hooge
Föhr
Föhr
Internet
Hooge
45
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
Flasche in mindestens 3 Betrieben
2016
10
2016
10
2016
Plastikfreie Scheuerfäden: Erste Tests im
Alltagsbetrieb
Kreislauffähige Einkaufstasche: 30 % der
Einzelhändler beteiligen sich an Ausgabe
und Rücknahme
Plastikfreier Einkauf, Hooge: plastikfreies
Angebot von Waren der Gruppe 2
Föhr
Föhr, Hooge
Hooge
46
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
2017
2017
01
Unverpackt: Schrittweise weitere
Sortimentsumstellungen im lokalen Handel
Multimediale Kommunikation: Eröffnung
des expertenbetreuten Monitoringbereichs
Föhr
2017
01
2017
02
Bildung: Arbeitsforum Netzwerkpartner
Föhr
2017
03
Föhr
2017
2017
03
03
Plastikvermeidung Tourismusprodukte:
Ablösung der Produkte mit der Priorität 2
Bildung: Symposium
Plastikfreier Coffee-to-go-Becher: 75%
der entsprechenden Betriebe sind Partner
für die neuen Becher
2017
07
Plastikvermeidung Tourismusprodukte:
Ablösung der Produkte mit der Priorität 3
Föhr
2017
08
Föhr, Hooge
2017
08
2017
08
Kreislauffähige Einkaufstasche: 75 % der
Einzelhändler beteiligen sich an Ausgabe
und Rücknahme
Aktionstage „Plastik vermeiden“ mit
Ausstellungen, Vorträgen, Führungen
Bildung: Arbeitsforum Netzwerkpartner
2017
09
Föhr
2017
09
2017
09
Plastikbewusste FeWo: Eröffnung der
ersten Modell-FeWo
Plastikfreier Einkauf, Hooge: plastikfreies
Angebot von Waren der Gruppe 3
Hooger Edelstahlflasche: Übertragung des
Konzeptes auf Föhr und die Fähren der
WDR
2017
10
Plastikfreie Scheuerfäden: Fischer
arbeiten ohne Scheuerfäden aus Plastik
Föhr
2017
12
Föhr
2017
12
Unverpackt: 75% der lokalen
Einzelhändler erwirtschaften 20% ihres
Umsatzes mit unverpackten Sortimenten
Plastikbewusste FeWo: Eröffnung einer
Modell-FeWo
Internet
Föhr
Föhr
Föhr, Hooge
Föhr
Hooge
Föhr, WDR
Hooge
47
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
48
Der Blick in die Zukunft
Ausweitung des Begonnenen
Die Insel Föhr und die Hallig Hooge bilden in den Jahren 2016 und 2017 den ersten Kern zur
Umsetzung der beschriebenen Maßnahmenpakete. Das sollte nur der Anfang sein.
Die wegen der anzunehmenden notwendigen Planungs- und Umsetzungsdauer der Maßnahmen
sicherlich notwendige zweite Phase würde dann ab dem Jahr 2018 die Ausdehnung bereits auf
Föhr und Hallig Hooge erprobter und positiv evaluierter Maßnahmenpakte auf weitere Inseln
und Halligen, zum Beispiel die Inseln Amrum und Pellworm und die weiteren größeren Halligen,
enthalten.
Zeitgleich würden die Maßnahmen in der Primärregion weiter intensiviert werden, könnten
gegebenenfalls ergänzt und falls erfolgreich in einer angedachten Phase drei in den Jahren 20192020 ebenfalls auf die restlichen Inseln und Halligen übertragen werden. Ebenfalls in Phase drei
wäre dann die Ausweitung aller bereits erprobten Maßnahmen auf das nordfriesische Festland
geplant, um fakultativ dann vielleicht 2020 ganz Schleswig-Holstein einbeziehen zu können.
Über die Zeit würde so eine Implementierung dort erprobter Maßnahmen zunächst auf immer
mehr Inseln und Halligen erfolgen, später in ausgewählten Festlandsgemeinden und zuletzt in
ganz Schleswig-Holstein. Am Ende steht eine Ausbreitung wie Kreise im Wasser, wenn man
langsam immer wieder Steine hineinwirft.
Abbildung 13: Projektgebiet und Projektphasen
49
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
Kriterien zur Ausweitung des Begonnenen
Jedes Projekt wird evaluiert, ob es überhaupt startfähig ist und am Ende noch einmal, ob es
erfolgreich war. Diese unten skizzierten Kriterien sind auf jede weitere regionale Ergänzung
(s.o.) nahezu identisch anwendbar.
Projekt
Ort
Phase
Betriebsart
Start erfolgreich (1)
Projekt erfolgreich (1)
Plastikfreier
Coffee-to-GoBecher
Föhr
1
3 Betriebe beteiligen
sich
75% aller Betriebe am
Ort beteiligen sich
Edelstahlflasche
Hooge
1
Bäckereibetriebe
Gastronomie
Hotellerie
Lebensmitteleinzelhandel
Gastronomie
Hotellerie
Einzelhandel
3 Betriebe beteiligen
sich
75 % aller Betriebe am
Ort beteiligen sich
Scheuerfäden
Föhr
1
Fischerei
1 Betrieb testet
mindestens zwei
Materialien (2)
Plastikfreie
Tourismusprodukte
Plastikarme
Modell-FeWo
Föhr
1
Tourismus
Föhr,
Hooge
1
Beherbergung
Kreislauffähige
Einkaufstasche
Föhr,
Hooge
1
Plastikfreier
Einkauf
Hooge
1
Einzelhandel
Tourismus
Gastronomie
Einzelhandel
Modell
unverpackt
Föhr
1
Einzelhandel
Agentur ersetzt
Produkte der Priorität
1
20 % der lokalen
Vermieter nehmen an
der Erarbeitung der
Kriterien teil
30% der lokalen
Betriebe beteiligen
sich
Plastikfreies Angebot
der Waren nach
Priorität 1
1 verpackungsfreie
Sortimentseinheit
100% der lokalen
Krabbenfischer arbeiten
mit den neuen
plastikfreien
Scheuerfäden
Produkte der Prioritäten
I bis III sind abgelöst.
Eine plastikarme
Ferienwohnung pro
teilnehmender
Gemeinde ist in Betrieb
75 % der lokalen
Betriebe beteiligen sich
Plastikfreies Angebot
der Waren nach
Prioritäten 1-3
75 % der lokalen
Einzelhändler
erwirtschaften 20% des
Umsatzes mit
unverpackten
Sortimenten
(1) Dieses Kriterium ist immer auch in Anhängigkeit zur Größe des betreffenden Ortes zu sehen. In den
späteren Phasen der Übertragung wäre dann zu diskutieren, ob und in wie weit man entweder die
zugrundeliegenden Zeiträume (Phase eins: Zwei Jahre) oder die zur Zielerfüllung notwendige Prozentzahl
modifiziert. Es dürfte wenig zielführend sein, identische Kriterien für Kleinstgemeinden wie Großstädte
anzulegen. Zudem ist in der letzten Projektphase der landesweiten Implementierung möglicherweise
darauf zu achten, dass eine einigermaßen homogene Verteilung teilnehmender Betriebe gewährleitet
wird.
(2) Dieses Kriterium wird in einer späteren Phase modifiziert: Ein lokaler Betrieb arbeitet mit den neuen
plastikfreien Scheuerfäden.
Plastik vermeiden in Schleswig-Holstein – Detailkonzept für die Modellregion
50
Good-Practice-Label
Geschäfte, Einrichtungen, Unternehmen, Vermieter und sonstige Partner sollten in der Zukunft
mit einem Good-Practice-Label ausgezeichnet werden können, wenn sie bereit sind, in ihrem
Umfeld für Veränderungen zu sorgen, die helfen, den Eintrag von Plastik in die Meeresumwelt zu
verringern. Das Label sollte für den Träger positiv, imageverbessernd wirken und zugleich
nachhaltige Unterstützung für das wichtige Thema „Plastikvermeidung“ dokumentieren.
Die Vergabe des Labels sollte einen niedrigschwelligen Einstieg ermöglichen, um möglichst viele
Partner für eine Zusammenarbeit zu interessieren und mit dem gemeinsamen Ziel der
Plastikreduzierung in Kontakt zu bringen. Das Maß des Engagements soll jedoch mit dem Label
deutlich zum Ausdruck kommen. Für ein solches Label müsste ein abgestuftes Kriterienwerk
erstellt werden. Zudem müsste der Träger des Labels zeigen können, dass er sich auch nach der
Auszeichnung weiterhin um Veränderungen bemüht beziehungsweise Verbesserungen umsetzt.
Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nicht lediglich aus Imagegründen eine kleine
Veränderung durchgeführt und anschließend das Thema der Plastikreduzierung nicht weiter
verfolgt wird.
Bei der Kriterienerarbeitung für die Labelvergabe gilt es, sehr unterschiedliche Branchen zu
berücksichtigen. In gemeinsamen Workshops mit Branchenakteuren sollen die Fundamente für
das Kriterienwerk gelegt werden. Wichtig ist dabei, dass es potenziellen Partnern möglichst
leicht gemacht wird, einzusteigen. Deshalb sollen die Kriterien für die Labelvergabe nach
Möglichkeit immer mehrere Alternativen vorhalten.
Fundraising
Mittel- und langfristig gilt es, sich Gedanken zu machen, wie eine dauerhafte Finanzierung des
Projektes machbar ist. Idealerweise gewinnt man Sponsoren, die willens und in der Lage sind,
das Projekt über eine lange Strecke finanziell zu stützen, weil sie von der Sinnhaftigkeit
überzeugt sind und/oder sich einen nachhaltigen Imagegewinn für sich selbst aus diesem
Projekt versprechen. Ein solcher Sponsor aus dem Bereich von Wirtschaft und/oder
öffentlichem Leben ist natürlich rar.
Deswegen wird man sich über weiteres gezieltes Fundraising Gedanken machen müssen, über
das Wie und Wo und wer letztlich als Träger des Projektes gegenüber potentiellen Sponsoren
auftritt.
Es gilt, das Thema Plastikvermeidung als eines der großen Zukunftsthemen zu kommunizieren;
als Thema, das jetzt angegangen werden muss, obwohl noch die Ururenkelgeneration an den
Folgen unseres ungehemmten Plastikkonsums zu tragen haben wird. Zugleich gilt es, das Thema
als ökonomisch nutzbringend zu kommunizieren, als einen Bereich der Umwelttechnologien, in
denen im Materialbereich Entwicklungsvorsprünge zu erlangen sind, die für Unternehmen
hochprofitabel sein können. Schließlich gehört mineralölbasierten Produkten durchaus nicht die
Zukunft.
Herunterladen