„Mitverantwortung zählt“ Ansprache am 06. Sept. 2015 im Gottesdienst einer Rheinhessischen Pfarrei - Ulrich Janson Liebe Brüder und Schwestern, „Die Sache Jesu braucht Begeisterte.“ Diesen schmissigen, spirituellen Schlager - den einige von Ihnen sicherlich auch noch kennen werden - haben wir in meiner Jugend in vielen Jugendgottesdiensten geschmettert und auch später hat dieses Lied in so manchem Kindergottesdienst seinen festen Platz gehabt. „Die Sache Jesu braucht Begeisterte.“ Was ist die Sache Jesu? Ganz einfach, das ist die Botschaft von der Liebe Gottes, die Zusage, dass jeder Mensch von Gott vorbehaltlos geliebt ist. Mit all unseren Stärken und Fähigkeiten, aber auch mit all unseren Schwächen, Fehlern und Macken liebt Gott uns, akzeptiert uns, so wie wir sind, er nimmt uns an. Und das Tollste: 1 Wenn wir mal etwas falsch gemacht haben, gesündigt haben, dann vergibt er uns – ohne Wenn und Aber!!! In einer Zeit, die geprägt ist von Individualismus, Neid und Leistungskampf ist das doch eine tolle, mutmachende Botschaft.. Das ist unsere Botschaft die uns anzieht, und die wir für die Menschen haben. Und ich behaupte gerne „Das ist die beste Botschaft der Welt!“ Das ist die Sache Jesu – Die Sache Jesu mit den Menschen – Die Liebesgeschichte Jesu mit den Menschen. Dafür kann man sich doch begeistern. Das ist es, worum es in der Kirche geht: Den Menschen, die auf der Suche nach Sinn sind – und jeder Mensch sehnt sich nach Orientierung, nach Liebe, nach Sinn – mit unserer Botschaft von der Liebe Gottes einen Weg aufzuzeigen, den es lohnt zu gehen. Diese Botschaft dürfen wir nicht für uns behalten, sondern müssen sie sozusagen in die Welt hinausposaunen. 2 Und ich bin überzeugt, dass Sie alle begeistert sind von der Sache Jesu. Sonst wäre Sie heute nicht hier, um miteinander unseren Glauben in der Eucharistie zu feiern. Wir sind aufgerufen eine Gemeinschaft zu bilden, miteinander unseren Glauben zu leben und zu feiern, und aufeinander acht zu haben. Mit dieser tollen, mutmachenden Botschaft ist uns allen aber gleichzeitig auch ein Auftrag gegeben. Am Ende dieser Eucharistiefeier wird der Pfarrer Sie mit den Worten entlassen „Gehet hin in Frieden“. Worum es dabei geht, drückt die ursprünglich lateinische Formulierung besser aus: „Ite missa est.“ „Geht, Ihr seid gesendet.“ Wir sind also gesendet, alle! Die Botschaft darf nicht bei uns bleiben. Wir sind in die Welt, zu den Menschen, in unsere Pfarrgemeinden, in unsere Dörfer, Orte und Städte gesendet, um den Menschen von dieser 3 tollen Botschaft zu erzählen. Damit ihr Leben gelingt. Im Pfarrbrief steht, dass ich heute über die PGR-Wahl sprechen werde. Was hat dieser Sendungsauftrag jetzt mit der PGR-Wahl zu tun. Der Pfarrgemeinderat, ist das nicht ein Gremium, das sich in endlosen Sitzungen mit trockenen Theorien, mit organisatorischen Fragen und mit Strukturen beschäftigt. Nein! Der PGR, der diesem Bild entspricht, hat seinen Auftrag verfehlt. Der PGR ist ein Gremium, ist eine Gruppe von Begeisterten, die sich darüber Gedanken machen, Ideen entwickeln, wie wir in unseren Pfarrgemeinden unseren Glauben leben und lebendig halten können. Er geht auf Sendung Gemeinsam mit den Hauptamtlichen (mit Pfarrer, Gemeindereferenten und Diakon) sucht der PGR nach Formen der Begegnung, die das Feuer des Glaubens wach halten. 4 Dazu gehört eine lebendige Eucharistiefeier, dazu gehören Orte, an denen wir miteinander über unseren Glauben sprechen können, dazu gehören fröhliche Begegnungen, Feste und Feiern für die ganze Familie, dazu gehört die Sorge für unsere Alten und Kranken, dazu gehört die Sorge für Flüchtlinge … Dazu gehört auch, da zu sein, wenn Menschen trauern und leiden. Er schafft ein Netzwerk zwischen Menschen, Gruppen und Einrichtungen. Er vertritt die Interessen aller Gemeindemitglieder. u.v.m. Es geht darum, alles dafür zu tun, dass die Gemeinde Begeisterung ausstrahlt. Kirche, und damit meine ich jede einzelne Pfarrgemeinde, kann nur dann lebendig und zukunftsfähig sein, wenn es uns gelingt, uns nicht immer nur um uns selbst zu drehen, sondern wenn wir an Ausstrahlung gewinnen, wenn Begeisterung spürbar wird. Wenn die Menschen sagen: „Ja, das überzeugt mich, das 5 ist auch etwas für mich. Da will ich dazu gehören.“ Sie sind doch heute hier, weil Ihnen die Beziehung zu Jesus Christus, die Feier des Glaubens in der Eucharistie und die Gemeinschaft mit den vielen anderen, mit denen Sie ihren Glauben teilen, so wichtig, so kostbar, so wertvoll ist. Dieser Glaube und diese Gemeinschaft sind Ihnen ans Herz gewachsen. Damit diese Schätze, die unser Leben so lebenswert machen, uns Orientierung geben, bewahrt werden und wachsen können, dafür sorgt unter anderem der PGR. Dafür kann man sich doch begeistern. Das Motto der PGR-Wahl lautet „Mitverantwortung zählt“. In unserer Taufe und in unserer Firmung haben wir – jeder einzelnen von uns – „Ja“ gesagt, wir haben Verantwortung übernommen für die Bewahrung des Glaubens und der Kirche. So, wie ein Gärtner dafür 6 Sorge trägt, dass der Glaube in uns und in unserer Welt, in unseren Dörfern und Städten wächst und blüht. Vielleicht werden Sie sich fragen: „Wie soll das gehen? Was kann ich da tun?“ Diese Mitverantwortung kann sehr vielfältig sein. Mitdenken – Mitmachen – Mitwählen, das sind quasi die Untertitel des PGR-WahlMottos. Das drückt aus, dass es im PGR nicht um endlose Sitzungen, Strukturen und trockene Themen geht. Mitdenken heißt, dass die Menschen ihren Platz haben, die phantasievoll, kreativ und mit Herzblut überlegen, wie Gemeinde lebendig bleiben kann. Mitmachen heißt, dass es aber auch Menschen braucht, die anpacken, mitmachen, mit anderen etwas in die Hand nehmen. Mitwählen heißt, sein Wahlrecht – passiv wie aktiv – auszuüben und Wählen zu gehen. 7 Ich habe mit der ersten Zeile des Liedes begonnen „Die Sache Jesu braucht Begeisterte“ In der zweiten Zeile heißt es „Sein Geist sucht sie auch unter uns.“ Der Geist beruft uns alle, uns in der Kirche und für die Kirche zu engagieren. Die Kirche lebt nicht allein von den Hauptamtlichen sondern vom ehrenamtlichen Engagement vieler, denn es ist unsere Kirche, für die es sich lohnt, Verantwortung zu übernehmen. Deshalb bitte ich Sie: Geben Sie der Kirche ein Gesicht. Ihr Gesicht, indem Sie mitmachen im PGR. Schieben Sie den Gedanken einer Kandidatur nicht weit von sich. Sagen Sie nicht: „Das können mal schön die anderen machen. Ich hab genug (mit mir) zu tun. Dafür hab ich keine Zeit.“ Die Kirche, unsere Pfarrgemeinden, die Menschen, die Beziehung zu Jesus Christus, die Sache Jesu darf uns nicht gleichgültig sein. Gleichgültigkeit verhindert jede Zukunft. 8 Nehmen Sie Ihre Verantwortung, zu der Sie in Taufe und Firmung „Ja“ gesagt haben, ernst. Der Befürchtung „Das kann ich doch gar nicht“ kann ich entgegensetzen. Jeder hat von Gott Begabungen, Fähigkeiten, Charismen bekommen, die er oder sie für die Sache Jesu einsetzen darf. Sie alle stehen schon viele, viele Jahre in dieser Beziehung zu Jesus Christus, dadurch haben Sie sich eine ungeheure Kompetenz im Glauben zugelegt. Warum diese Kompetenz und diese Talente nicht mal im PGR einsetzen. Jeder kann seinen Platz im PGR haben – ganz nach seinen Begabungen, Fähigkeiten und Charismen – die ihm durch Gott geschenkt sind. Der Heilige Geist wird Ihnen die Kraft und die richtigen Ideen dazu geben. „Sein Geist sucht sie auch unter uns.“ Da hat jemand tolle Ideen, was man mit Familien machen kann. 9 Da ist jemand sehr musikalisch. Da kann jemand gut mit dem PC umgehen. Da hat jemand ein Herz für alte Menschen. Da trifft jemand besonders gut den Ton der Jugendlichen. Da hat jemand ein Gespür für Menschen in Trauer. Da fällt jemandem der Besuch bei Neuzugezogenen leicht. Da möchte jemand Traditionen hoch halten und ein anderer möchte neue Ideen ausprobieren. ……und, und, und. Alle werden gebraucht! Im PGR! Und Sie sind nicht alleine. Das Motto „Mitverantwortung“ beinhaltet auch, dass Sie mit anderen zusammen nicht alleine sind. Der PGR bildet eine Gemeinschaft, ja, eine geistliche Gemeinschaft, in der die Aufgaben gemeinsam angegangen werden. Die Pfarrgemeinderatswahl geht uns alle an. Machen Sie die PGR-Wahl zur Sache aller! 10 Wenn Sie am Ende des Gottesdienstes nach draußen gehen, dann sprechen Sie miteinander darüber, wen Sie für den PGR für geeignet halten, oder ob Sie selbst kandidieren möchten. Nehmen Sie eine solche Karte und schreiben Sie Ihren eigenen Namen darauf oder schreiben Sie den Namen Ihres Wunschkandidaten bzw. Ihrer Wunschkandidatin darauf. Ich kenne Ihren PGR der schon viele Jahre. Er macht eine tolle Arbeit um der Sache Jesu willen. Er ist eine Gruppe von Begeisterten. Unterstützung und Hilfe bekommt der PGR von uns in Mainz. Wir lassen die PGRs in einer Zeit, in der die Kirche vor vielen Herausforderungen steht, in ihrer Verantwortung nicht alleine Ich wünsche mir, dass auch in Ihnen eine Stimme sagt: „Ja, da will ich dabei sein“!!! Denn die Sache Jesu braucht Begeisterte. 11