16 Bindefertige Arbeit Moser, Nagl

Werbung
Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe
Ausbildungsschwerpunkt
Business Responsibility Management
Reife- und Diplomprüfung 2013
Fachspezifische Themenstellung
Der Dritte Sektor und
die ehrenamtliche Tätigkeit
im Team
Zivildienstersatz: freiwilliges,
soziales Jahr in Österreich
Tamara Nagl
Freiwilligenarbeit in Österreich
aus Genderperspektive
Marlies Moser
Betreuung:
MMag. Josef Loibelsberger
EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG
Wir erklären hiermit, dass wir die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung
anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt haben.
Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche
kenntlich gemacht.
Wien, am 23.3.2013
Tamara Nagl
Marlies Moser
2
ABSTRACT TAMARA NAGL
Bereits der französische Publizist und Politiker Alexis Toqueville sprach von freiwilligen
Vereinigungen und bürgerschaftlichem Engagement als den Grundpfeilern der
Demokratie. 43,8% der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren engagieren sich
ehrenamtlich, welche eine Gegenmacht zum Staat, darstellen. Verschiedene
Einflussfaktoren, wie zum Beispiel das Bildungsniveau, aber auch unterschiedliche Motive
bestimmen Art und Ausmaß freiwillig geleisteter Arbeit.. Laut einer im Jahr 2006
durchgeführten Mikrozensus-Zusatzerhebung der Statistik Austria, , gaben 64% der
Befragten als häufigstes Motiv „es macht Spaß“ an.
Dieses Maturaprojekt entstandt im Rahmen des Ausbildungsschwerpunktes „Business
Responsibility Management“ im Laufe des Schuljahres 2012/13. Zuerst erarbeiteten
meine Kollegin Marlies Moser und ich einen Gruppenteil, welcher genaue Daten und
Fakten zur Freiwilligenarbeit in Österreich aufzeigt. Nach intensiven Recherchen zu
Fragen der freiwilligen Arbeit in Österreich und der bevorstehenden Volksabstimmung zur
Einführung eines Berufsheeres und damit eines freiwilligen, sozialen Jahres stellte ich mir
folgende Forschungsfragen „Was spricht für und gegen die Einführung eines freiwilligen,
sozialen Jahres im Falle einer Abschaffung der Wehrpflicht und damit des Zivildienstes in
Österreich? Wie soll dieser freiwillige Dienst organisiert sein und welche
gesellschaftlichen Folgen ergeben sich?“. Hierbei untersuchte ich das neue System
anhand des Vorbilds Deutschland, da dort bereits ein Berufsheer und als Zivildienstersatz
der sog. Bundesfreiwilligendienst im Jahr 2011 eingeführt wurde. Ein
Expertinneninterview mit Frau Mag. Charlotte Sachse, Mitarbeiterin des BMASK in der
Sektion für europäische, internationale & sozialpolitische Grundsatzfragen in der
Abteilung V/1 (EU-Angelegenheiten), brachte neue Einblicke in die Freiwilligenarbeit in
Österreich.
In meinem Einzelteil analysierte ich das freiwillige, soziale Jahr, welches als
Zivildienstersatz im Falle einer Abschaffung des Bundesheeres sowie auch des
Zivildienstes eingeführt werden sollte. Streng genommen handelt es sich dabei nicht um
Freiwilligenarbeit bzw. ehrenamtliches Engagement, sondern um ein auf ein Jahr
befristetes Beschäftigungsverhältnis. Beide Systeme sind kostendeckend, doch müsse
bei Einführung des freiwilligen, sozialen Jahres eine Personalreduktion von 13.500
Zivildienern auf 8.000 „Freiwillige“ durchgeführt werden. Nun stellte ich mir die Frage,
welche gesellschaftlichen Auswirkungen dies mit sich bringt, denn man muss die
demographische Entwicklung in Österreich, sprich die sinkende Geburtenrate und somit
eine Überalterung der Bevölkerung in Betracht ziehen.
Rückblickend kann ich behaupten, dass mir durch die intensive Auseinandersetzung mit
unterschiedlichen Aspekten des Dritten Sektors, die enorme Bedeutung
ehrenamtlichenEngagements bewusst wurde und in mir den Wunsch nach eigener
freiwilliger Tätigkeit geweckt hat. Meine ersten Schritte im Bereich wissenschaftlichen
Arbeitens empfand ich zwar als sehr herausfordernd und somit nicht immer leicht, jedoch
lieferten sie mir auch spannende Erkenntnisse und Erfahrungen, die mir für meinen
weiteren Ausbildungs- und Berufsweg von großem Nutzen sein werden.
3
ABSTRACT MARLIES MOSER
Diese Arbeit entstand im Zuge meines Maturaprojekts im Ausbildungsschwerpunkt
Business Responsibility Management. Das über ein Jahr laufende Projekt begann im Juni
2012 mit der Vorstellung des Generalthemas „Der Dritte Sektor und die ehrenamtliche
Tätigkeit“. Intensive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Aspekten
ehrenamtlichen Engagements bereits während der darauffolgenden Sommerferien,
führten mich zur spannenden Frage „Was sind die Ursachen und Hintergründe für die
Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinsichtlich Motiven, Form, Art und Ausmaß
der Beteiligung im Bereich der ehrenamtlichen Tätigkeit?“ deren Beantwortung nun Inhalt
vorliegender Arbeit ist.
Ein wichtiges Instrument zur Planung der Projektarbeit stellte der Projektablaufplan dar.
Mit diesem Tool habe ich über das gesamte Jahr hinweg gearbeitet, um meine Zeit
bestmöglich einteilen zu können, denn mein Maturaprojekt hat zweifellos sehr viel Zeit in
Anspruch genommen.
Das gesamte Projekt umfasste unter anderem eine vorhergehende Recherche, sowie
genaues wissenschaftliches Arbeiten. Im Zuge eines Expertinneninterviews mit Frau Mag.
Eva More-Hollerweger, Vize-Direktorin und Senior Researcher am NPOKompetenzzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien, konnte ich mir ein genaues Bild von
der aktuellen Situation zwischen den Geschlechtern im Bereich der Freiwilligenarbeit
machen, was mich noch mehr ermutigte, die bestehenden Unterschiede in meiner Arbeit
aufzuzeigen.
Mein Maturaprojekt befasst sich nun mit dem sozialen oder auch psychologischen
Geschlecht und arbeitet Unterschiede in der Rollenverteilung zwischen Männern und
Frauen im Bereich der Freiwilligenarbeit heraus. Es geht sowohl um die Bereiche der
Freiwilligenarbeit, das Ausmaß und das Arbeitsvolumen sowie die Form der Beteiligung.
Darüber hinaus ist bei jedem dieser Aspekte der Einfluss von Erwerbs-, Haus- und
Familienarbeit zu berücksichtigen. Aber auch historische Entwicklungsprozesse, die ja
immer noch die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt determinieren, spielen eine wichtige
Rolle.
Aus meiner Arbeit wird ersichtlich, dass sich mit 47% grundsätzlich mehr Männer als
Frauen engagieren, deren Beteiligungsquote bei 41% liegt. Ein Grund dafür ist vor allem
der sogenannte „Mechanismus der Zeitkonkurrenz“. Das heißt, dass Frauen deutlich mehr
belastet sind als Männer, da Frauen immer noch weitaus mehr Haus-, und Familienarbeit
leisten und somit neben ihrer Erwerbstätigkeit weniger Freizeit zur Verfügung haben, um
sich ehrenamtlich zu betätigen. Weitere Unterschiede zwischen den Geschlechtern liegen
beispielsweise in der Art des Engagements. So sind Männer besonders in den Bereichen
Katastrophenhilfe, Politik und Sport tätig, wohingegen sich Frauen meist in Bereichen wie
Religion, Bildung und Soziales engagieren.
Rückblickend kann ich behaupten, dass ich durch die Auseinandersetzung mit meinem
Projektthema mein Wissen und meinen Horizont erweitert habe. Durch die intensive
Arbeit daran konnte ich einen ersten Einblick in wissenschaftliches Arbeiten erlangen und
im Nachhinein gesehen habe ich mich auch persönlich weiterentwickelt. Denn die Arbeit
hat mir in Bezug auf das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, sowohl in der
Freiwilligenarbeit, als auch bezüglich der generellen Situation in Österreich, die Augen
geöffnet – dies empfinde ich als Bereicherung für mein zukünftiges Leben.
4
INHALTSVERZEICHNIS
1 Der Dritte Sektor und die ehrenamtliche Tätigkeit ........................................................8
1.1 Der Dritte Sektor .....................................................................................................9
1.1.1 5-Sektorenmodell ...............................................................................................9
1.1.2 Definition Dritter Sektor ......................................................................................9
1.2 Ehrenamtliche Tätigkeit ........................................................................................10
1.2.1 Definition ehrenamtliche Tätigkeit ....................................................................10
1.2.2 Formelle und informelle Tätigkeit .....................................................................10
1.3 Zahlen und Fakten zur ehrenamtlichen Tätigkeit ..................................................10
1.4 Einflussfaktoren auf Freiwilligenarbeit...................................................................11
1.4.1 Regionale Unterschiede ...................................................................................11
1.4.1.1 Stadt-Land Gefälle ....................................................................................11
1.4.1.2 Nord-West nach Süd-Ost Gefälle ..............................................................11
1.4.2 Geschlechterverhältnisse .................................................................................12
1.4.3 Familienstand ..................................................................................................12
1.4.4 Bildungsniveau ................................................................................................12
1.4.5 Erwerbsstatus ..................................................................................................12
1.5 Motive für ehrenamtliches Engagement................................................................13
1.5.1 Rationalitäten des Dritten Sektors ....................................................................13
1.5.2 Motive anhand von Zahlen ...............................................................................13
2 Zivildienstersatz: freiwilliges, soziales Jahr in Österreich ............................................14
2.1 Status Quo: Bundesheer und Zivildienst ...............................................................15
2.1.1 Das Bundesheer ..............................................................................................15
2.1.2 Der Zivildienst ..................................................................................................15
2.2 Berufsheer statt Bundesheer ................................................................................16
2.2.1 Kostenvergleich Bundesheer - Berufsheer .......................................................16
2.3 Zivildienstersatz: Das freiwillige, soziale Jahr .......................................................16
2.3.1 Organisation ....................................................................................................17
2.3.1.1 Agentur des freiwilligen, sozialen Jahres ...................................................17
2.3.1.2 Ausführende des freiwilligen, sozialen Jahres ...........................................17
2.3.1.3 . Bezahlung ...............................................................................................18
2.3.1.4 Arbeitsverhältnis .......................................................................................18
2.3.1.5 Aufgabenbereiche .....................................................................................18
2.3.1.6 Zivildienstersatz als Bildungsförderungsprogramm ...................................19
2.3.2 Kostenvergleich Zivildienst – freiwilliges, soziales Jahr ....................................19
5
2.3.3 Vorteile des freiwilligen, sozialen Jahres ..........................................................21
2.3.3.1 Gesellschaftliche Vorteile ..........................................................................21
2.3.3.2 Vorteile für die Organisationen ..................................................................21
2.3.4 Nachteile des freiwilligen, sozialen Jahres .......................................................22
2.4 Der Bundesfreiwilligendienst in Deutschland ........................................................23
2.4.1 Organisation ....................................................................................................23
2.4.1.1 Ausführende des Bundesfreiwilligendienstes ............................................23
2.4.1.2 Dauer ........................................................................................................24
2.4.1.3 Bezahlung .................................................................................................24
2.4.1.4 Arbeitsverhältnis .......................................................................................24
2.4.1.5 Aufgabenbereiche .....................................................................................24
2.4.1.6 Der Bundesfreiwilligendienst und Bildung .................................................25
2.4.2 Andere Formen des Freiwilligendienstes .........................................................25
2.4.2.1 Freiwilliges, Soziales Jahr (FSJ) ...............................................................25
2.4.2.2 Freiwilliges, Ökologisches Jahr (FÖJ) .......................................................25
2.4.3 Erfahrungen in Deutschland.............................................................................25
2.4.4 Vergleich: Freiwilliges, soziales Jahr – Bundesfreiwilligendienst ......................26
2.4.4.1 Organisation..............................................................................................26
2.4.4.2 Bezahlung .................................................................................................26
2.4.4.3 Arbeitsverhältnis .......................................................................................26
2.4.4.4 Bildungsaspekt..........................................................................................26
2.5 Resumée ..............................................................................................................27
3 Freiwilligenarbeit in Österreich aus Genderperspektive ..............................................28
3.1 Ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in der Freiwilligenarbeit...............29
3.1.1 Unterschiede im Ausmaß der Beteiligung ........................................................29
3.1.2 Unterschiede in den verschiedenen Bereichen ................................................29
3.1.3 Unterschiede des Arbeitsvolumens zwischen den Geschlechtern ....................30
3.1.4 Unterschiede in der Form der Beteiligung ........................................................30
3.2 Zusammenhang von Geschlechterverhältnis und anderen Einflussfaktoren .........31
3.2.1 Geschlechterverhältnis und Erwerbsstatus ......................................................31
3.2.2 Geschlechterverhältnis und Beschäftigungsausmaß ........................................31
3.2.3 Geschlechterverhältnis und Kinder ..................................................................31
3.3 Mögliche Gründe für die ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in der
Freiwilligenarbeit ..........................................................................................................32
3.3.1 Historische Hintergründe..................................................................................32
3.3.1.1 Die Geschichte des Ehrenamts .................................................................32
6
3.3.1.2 Ehrenamt und Freiwilligenarbeit heute ......................................................33
3.3.1.3 Schlussfolgerung ......................................................................................33
3.3.2 Ungleiche Verteilung von Erwerbsarbeit und Haus- und Familienarbeit ...........33
3.3.2.1 Schlussfolgerung ......................................................................................34
3.3.3 Das generelle Geschlechterverhältnis in Österreich .........................................34
3.3.3.1 Erwerbstätigenquote .................................................................................35
3.3.3.2 Gender Pay Gap .......................................................................................35
3.3.3.3 Frauen in Geschäftsführung und Aufsichtsrat............................................35
3.3.3.4 Schlussfolgerung ......................................................................................36
3.4 Motive und Hinderungsgründe für ehrenamtliche Tätigkeit ...................................36
3.4.1 Motive ..............................................................................................................36
3.4.2 Hinderungsgründe ...........................................................................................37
3.5 Einfluss von Gesellschaft und Sozialisation auf Freiwilligenarbeit.........................38
3.5.1 Familie .............................................................................................................38
3.5.2 Schule und Bildung ..........................................................................................39
3.5.3 Zivildienst .........................................................................................................39
3.6 Verbesserungsmöglichkeiten des Geschlechterverhältnisses ...............................39
3.6.1 Schule und Bildung ..........................................................................................39
3.6.2 Erhöhung der Sensibilität in freiwilligen Organisationen ...................................40
3.6.3 Selbstverpflichtung der Organisationen............................................................40
3.6.4 Frauenquote in freiwilligen Organisationen ......................................................40
3.7 Resumée ..............................................................................................................41
4 Literaturverzeichnis .....................................................................................................42
5 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................45
6 Anhang........................................................................................................................46
6.1 Projektanträge ......................................................................................................46
6.1.1 Projektantrag Nagl ...........................................................................................46
6.1.2 Projektantrag Moser.........................................................................................48
6.2 Projektablaufpläne ................................................................................................50
6.2.1 Projektablaufplan Nagl .....................................................................................50
6.2.2 Projektablaufplan Moser ..................................................................................54
6.3 Interviewprotokolle................................................................................................58
6.3.1 Nagl: Interview mit Frau Charlotte Sachse .......................................................58
6.3.2 Moser: Interview mit Frau Eva More-Hollerweger.............................................64
7
1 DER DRITTE SEKTOR UND DIE
EHRENAMTLICHE TÄTIGKEIT
Von Tamara Nagl & Marlies Moser
8
1.1 Der Dritte Sektor
1.1.1 5-Sektorenmodell
Das 5-Sektorenmodell teilt die Gesamtwirtschaft in den Haushaltssektor, den For-Profit
Sektor, den Non-Profit bzw. Dritten Sektor, sowie den öffentlichen Sektor (Staat) und den
illegalen-kriminellen Sektor. 1 Dies ist eine Erweiterung des allgemeinen
Wirtschaftsmodells und weist neben den Akteuren Haushalte, Unternehmen und Staat,
zusätzlich den Non-Profit sowie den illegalen-kriminellen Sektor auf, welche ebenfalls
einen beträchtlichen Einfluss auf die Zusammenhänge der Volkswirtschaft haben. Aus
diesem Grund werden wir uns in weiterer Folge mit der Rolle des Dritten Sektors
beschäftigen.
Abb. 1: 5-Sektorenmodell
1.1.2 Definition Dritter Sektor
Der Dritte Sektor wird auch Non-Profit Sektor oder Sektor zwischen Staat und Markt
genannt.2 Das heißt, er umfasst alle wirtschaftlich handelnden als auch nicht-wirtschaftlich
handelnden Organisationen und deren Tätigkeiten zwischen diesen beiden Polen. 3
Charakteristische Bereiche im Dritten Sektor sind beispielsweise Vorsorge, Fürsorge oder
Solidarität, 4 was somit illegale Aktivitäten ausschließt.
Im Dritten Sektor werden nicht nur Wohlfahrtsleistungen und Sozialmaßnahmen
umgesetzt, auch die Demokratiefunktion spielt eine entscheidende Rolle. So sagt zum
Beispiel der französische Publizist und Politiker Alexis Toqueville, dass die freiwilligen
Vereinigungen und das bürgerschaftliche Engagement, die Grundpfeiler einer Demokratie
seien und somit würde, durch ein System von Macht und Gegenmacht, eine Diktatur
verhindert werden. 5
vgl. Novy, Traude: Erweitertes Ökonomieverständnis – 5-Sektorenmodell der Gesamtwirtschaft. In: Verein
Joan Robinson (Hg): Wirtschaft anders denken. Feministische Wirtschaftsalphabetisierung. – Wien:
Eigenverlag, 2010, S. 35
1
2
vgl. Novy, 2010, S. 48
vgl. Birkhölzer, Karl; Kistler, Ernst; Mutz, Gerd: Der Dritte Sektor. Partner für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. –
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004, S.11
4 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/dritter-sektor.html, 8.11.2012
3
5
vgl. Nährlich, Stefan: Spenden und Ehrenamt, Vereine und Stiftungen. http://www.aktivebuergerschaft.de/fp_files/Naehrlich_Wozu_braucht_man_Buergerengagement.pdf, 27.8.2012.
9
1.2 Ehrenamtliche Tätigkeit
1.2.1 Definition ehrenamtliche Tätigkeit
Unter ehrenamtlicher Tätigkeit versteht man „eine Arbeitsleistung, die freiwillig (d.h. ohne
gesetzliche Verpflichtung) geleistet wird, der kein monetärer Gegenfluss gegenübersteht
(die also unbezahlt geleistet wird) und deren Ergebnis Personen außerhalb des eigenen
Haushaltes zufließt.“ 6
1.2.2 Formelle und informelle Tätigkeit
Formelle Freiwilligenarbeit wird im Kontext einer Organisation, einer Institution oder
eines Vereines erbracht, wie beispielsweise gemeinnützige Arbeit bei Greenpeace, WWF
oder Amnesty International.
Von informeller Freiwilligenarbeit spricht man, wenn Leistungen, ohne institutionellen
Rahmen einer Organisation oder eines Vereines und außerhalb des eigenen Haushaltes
erbracht werden. Somit entsteht ein direkter Austausch von Leistung zwischen freiwillig
Engagierten und Leistungsempfängern auf privater Basis. 7 8 Ein Beispiel hierfür ist
Nachbarschaftshilfe.
1.3 Zahlen und Fakten zur ehrenamtlichen Tätigkeit
Im Jahr 2006 wurde eine Mikrozensus-Zusatzerhebung von Statistik Austria, im Auftrag
des Sozialministeriums und in Kooperation mit dem Institut für interdisziplinäre Non-Profit
Forschung der WU, durchgeführt. 9 Dabei wurde eine Stichprobe von 26.128 Personen
von der Gesamtheit von 6.897.901 Personen über 15 Jahren, bezüglich Freiwilligenarbeit,
befragt und davon haben dann 11.661 den Fragebogen beantwortet.
Die Auswertung zeigt, dass sich insgesamt 43,8% der österreichischen Bevölkerung ab
15 Jahren, freiwillig engagieren. Davon sind 27,9% formell freiwillig tätig und 27,1%
informell engagiert. 10
Abb. 2: Beteiligungsquoten und Anzahl der Freiwilligen nach Bereichen
6
7
More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. – Wien, Juni 2009, S. 6
vgl. More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S.6
8
vgl. Meyer, Michael: Freiwilligenarbeit im Kontext: Individuelle, sozioökonomische und politische
Einflussfaktoren. In: Kommunalwissenschaftliche Gesellschaft (Hg.): Freiwilligenarbeit. Symposium
2011. – Wien: Manz‘sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, 2011. S. 2
9
http://www.statistik.at/web_de/services/mikrodaten_fuer_forschung_und_lehre/datenangebot/stan
dardisierte_datensaetze_sds/index.html, 15.10.20012
10 vgl. More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S.51
10
Abb. 2. zeigt die Bereiche in denen Freiwilligenarbeit am häufigsten geleistet wird. Man
kann also entnehmen, dass Kultur, Sport, Religion, sowie Katastrophenhilfe, die
Tätigkeitsfelder mit der höchsten freiwilligen Beteiligung sind. 11
Außerdem gibt es klare Unterschiede in Hinblick auf das Alter der Freiwilligen. Am
meisten engagiert sich die Bevölkerung zwischen 40 und 59 Jahren mit einer
Beteiligungsquote von ca. 32%, aber auch Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren
engagieren sich regelmäßig (31,4%). Im Durchschnitt beteiligen sich ca. 28% der
Österreicher und Österreicherinnen in freiwilligen Organisationen. 12
Der Zeitaufwand für freiwilliges Engagement beträgtim österreichischen Durchschnitt 4,9
Wochenstunden. Multipliziert man nun die durchschnittlich geleisteten Wochenstunden
mit der Anzahl der freiwillig Tätigen in Österreich, so erhält man ein Arbeitsvolumen von
ca. 15 Millionen Arbeitsstunden pro Woche. 13
1.4 Einflussfaktoren auf Freiwilligenarbeit
1.4.1 Regionale Unterschiede
1.4.1.1 Stadt-Land Gefälle
Ein ausschlaggebender Einflussfaktor auf Freiwilligenarbeit ist das sogenannte „StadtLand Gefälle“. Dies bedeutet, dass in ländlichen Gebieten mehr Freiwilligenarbeit geleistet
wird, als in großen Städten. Dies hängt damit zusammen, dass der gesellschaftliche
Zusammenhalt in kleinen Gemeinden einen größeren Wert hat, als in Großstädten, was
man beispielsweise an Organisationen wie der Freiwilligen Feuerwehr oder Sportvereinen
erkennen kann.
Das heißt also, im urbanen Raum, gibt es eine deutlich niedrigere Zahl an Freiwilligen,
was wiederum meist daran liegt, dass man in Städten mehr Möglichkeiten hat seine
Freizeit zu gestalten und es keinen gesellschaftlichen Druck gibt, sich zu engagieren. 14
1.4.1.2 Nord-West nach Süd-Ost Gefälle
Ein weiterer regionaler Unterschied ist das Nord-West nach Süd-Ost Gefälle, welches sich
hinsichtlich Freiwilligenarbeit in Europa abzeichnet, wie eine Zusatzerhebung zum
European Social Survey 2002 zeigt.
Das bedeutet, dass vor allem europäische „Staaten mit einem starken Sozialsystem,
hohem Staatsanteil und größerem Wohlstand, […] ein hohes Niveau an
zivilgesellschaftlichen Engagement“ 15 haben.
So sind es zum Beispiel die skandinavischen Staaten und die BENELUX-Länder die eine
besonders hohe Engagement-Quote aufweisen, wohingegen Länder wie Portugal,
Spanien, Italien und Griechenland im Süden Europas und die ehemaligen Ost-Block
Staaten, nur einen sehr geringen Anteil an Freiwilligen haben. Somit befinden sich Länder
11
vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S.
52
12 vgl. More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S. 57
13 http://www.statistik.at/web_de/statistiken/soziales/freiwilligenarbeit/index.html, 18.10.2012
14 vgl. Meyer, Michael: Freiwilligenarbeit im Kontext: Individuelle, sozioökonomische und politische
Einflussfaktoren. In: Kommunalwissenschaftliche Gesellschaft (Hg.): Freiwilligenarbeit. Symposium 2011. –
Wien: Manz‘sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, 2011, S. 10-11
15 Meyer, 2011, S. 8
11
wie Frankreich, Deutschland und Österreich eher im Mittelfeld was das freiwillige
Engagement betrifft. 16
Ein möglicher Grund für dieses regionale Phänomen ist die unterschiedliche Bildung und
das Schulsystem in skandinavischen Ländern, da diese eine beträchtliche Auswirkung auf
das freiwillige Engagement haben. Aber auch die staatliche Unterstützung der Bürger und
Bürgerinnen was die aktive Zivilbürgerschaft betrifft spielt eine entscheidende Rolle. Somit
leisten Menschen in Ländern mit einen starken Sozialsystem am häufigsten freiwilligen
Dienst an der Gesellschaft.
1.4.2 Geschlechterverhältnisse
Allgemein beteiligen sich mehr Männer als Frauen ehrenamtlich. Darüber hinaus differiert
das Geschlechterverhältnis aber auch erheblich nachden verschiedenen Bereichen
freiwilligen Engagements. So arbeiten zum Beispiel mehr Männer in den Bereichen
Katastrophenhilfe, Politik und Sport. Hingegen arbeiten überwiegend Frauen in den
sozialen Bereichen wie Bildung und Religion.
Ein weiterer Unterschied zwischen Männern und Frauen ist die Form der Beteiligung.
Dabei spielt die vertikale Segregation eine wichtige Rolle, was bedeutet, dass vor allem
Männer die leitenden Positionen in Organisationen bzw. Vereinen innehaben und Frauen
überwiegend ausführende Arbeiten erledigen. 17
1.4.3 Familienstand
Auch der Familienstand der freiwillig Tätigen ist ein wichtiger Aspekt. So engagieren sich
großteils ledige und verheiratete Menschen mit einer Beteiligungsquote von jeweils ca.
30% aller Freiwilligen in Österreich. 18 Dies ist womöglich auch darauf zurückzuführen,
dass ledige Menschen mehr Zeit investieren können um sich zu engagieren, wohingegen
verheiratete Menschen oftmals ein gesteigertes Sozialverhalten zeigen, welches sich
durch die Beziehung zu einem anderen Menschen ergibt.
1.4.4 Bildungsniveau
Betrachtet man den Bildungsstatus der Ehrenamtlichen, so kann man erkennen, dass je
höher der Bildungsgrad eines Menschen ist, desto höher ist auch die Bereitschaft sich
ehrenamtlich zu betätigen. Die höchste Beteiligungsquote von 44,9% weisen Absolventen
und Absolventinnen einer Fachhochschule bzw. Universität auf. Am geringsten beteiligen
sich Pflichtschulabsolventen und Pflichtschulabsolventinnen mit einer Quote von 19,4%. 19
1.4.5 Erwerbsstatus
Hinsichtlich des Erwerbsstatus zeigt die Mikrozensus-Zusatzerhebung, dass sich großteils
berufstätige Personen ehrenamtlich engagieren, vor allem Vertragsbedienstete und freie
16
vgl. Meyer, Michael: Freiwilligenarbeit im Kontext: Individuelle, sozioökonomische und politische
Einflussfaktoren. In: Kommunalwissenschaftliche Gesellschaft (Hg.): Freiwilligenarbeit. Symposium 2011. –
Wien: Manz‘sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, 2011, S.8 -10
17 vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S.
90 -103
18 vgl. Hollerweger; Sprajcer, 2009, S. 58
19 vgl. Meyer, 2011, S. 16
12
DienstnehmerInnen. Arbeitslose engagieren sich dahingegen mit einer nur sehr geringen
Quote von 17,1%, was wiederum auf den Bildungsgrad zurückzuführen ist. 20
1.5 Motive für ehrenamtliches Engagement
1.5.1 Rationalitäten des Dritten Sektors
Menschen die freiwillig tätig sind haben unterschiedliche politisch-ethische
Werterationalitäten. Das bedeutet, dass Menschen sich aus den verschiedensten
Gründen oder Überzeugungen engagieren. Einige Rationalitäten des Dritten Sektors
wären beispielsweise der religiöse Glaube, die politische Gesinnung, philosophische
Überzeugungen oder Altruismus. 21 Daraus ergeben sich verschiedene Motive, die die
Menschen leiten sich aktiv zu beteiligen.
1.5.2 Motive anhand von Zahlen
Wie die von Statistik Austria durchgeführte Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006)
außerdem zeigt, sind die Motive für ehrenamtliches Engagement sehr unterschiedlich.
64% der Befragten gaben an Spaß am Ehrenamt zu haben und 58% der
ÖsterreicherInnen engagieren sich, um anderen Menschen zu helfen. Aber auch die
Werte „Menschen treffen“ und „neue Freunde gewinnen“, sowie „eigene Fähigkeiten und
Kenntnisse einbringen“, sind ausschlaggebende Motive.
Im Gegensatz dazu, begründen nur 3% der Befragten ihr Engagement damit, dass sie
dadurch Vorteile haben, einen bezahlten Job zu finden und weitere 9% erhoffen sich auf
Grund der freiwilligen Tätigkeit eine persönliche Bereicherung, die ihrem Berufsleben zu
Gute kommt.
Abb. 3: Motive für Freiwilliges Engagement
20
vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S.
60
21 vgl. Novy, Traude: Erweitertes Ökonomieverständnis – 5-Sektorenmodell der Gesamtwirtschaft. In: Verein
Joan Robinson (Hg): Wirtschaft anders denken. Feministische Wirtschaftsalphabetisierung. – Wien:
Eigenverlag, 2010, S. 49
13
2 ZIVILDIENSTERSATZ: FREIWILLIGES,
SOZIALES JAHR IN ÖSTERREICH
Von Tamara Nagl
14
"Warum soll ich ein neues System einführen, das voller Risiken steckt und bei dem es
kein Zurück mehr gibt? Kein vernünftiger Mensch würde das tun.", so Generalsstabschef
Edmund Entacher.
Im Gegensatz dazu der Blickwinkel Verteidigungsminister Norbert Darabos´: "Im Übrigen
werden wir im Falle einer Beibehaltung des bestehenden Systems bald seine Zerstörung
erleben." Aufgrund dieser zwei Zitate bezüglich der Abschaffung des Bundesheeres und
somit auch des Zivildienstes in Österreich und der in der Folge angesetzten
Volksbefragung am 20. Jänner 2013 habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt,
was bei einer Abschaffung des Bundesheeres mit dem Zivildienst geschieht, da auch oft
behauptet wurde, es ginge bei dieser Volksbefragung weniger um das Heer sondern um
dem Zivildienst. Somit habe ich mich mit dem freiwilligen, sozialen Jahr genauer
beschäftigt. Wie sieht das Zivildienstersatzmodell, aus und wäre es in Österreich
durchführbar? Diese Fragen werden in diesem Teil der Arbeit genau beantwortet.
2.1 Status Quo: Bundesheer und Zivildienst
2.1.1 Das Bundesheer
Nach Artikel 9a, Absatz 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes ist jeder männliche,
österreichische Staatsbürger nach Vollendung des 18. Lebensjahres wehrpflichtig. Das
heutige Bundesheer besteht laut Angaben des Verteidigungsministeriums aus ca. 14.300
Berufs- und Zeitsoldaten und Soldatinnen, 21.000 Milizsoldaten und Milizsoldatinnen und
ca. 11.000 Grundwehdienern. Der Wehrdienst beträgt 6 Monate. 22
Die Aufgaben des Bundesheeres sind die militärische Landesverteidigung, der Schutz der
verfassungsmäßigen Einrichtungen und ihrer Handlungsfähigkeit und der demokratischen
Freiheiten der Einwohner, die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit im Inneren
Österreichs, die Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Unglücksfällen
außergewöhnlichen Umfanges, die Hilfeleistung im Ausland bei Maßnahmen der
Friedenssicherung, der humanitären Hilfe und der Katastrophenhilfe sowie der Such-und
Rettungsdienst. 23
2.1.2 Der Zivildienst
Alle österreichischen, männlichen Staatsbürger, welche die Wehrpflicht verweigern oder
sie aus bestimmten Gründen nicht verrichten können, haben die Pflicht einen Ersatzdienst
(Zivildienst) zu verrichten. Die Dauer des Zivildienstes beträgt jedoch 9 Monate. Laut
Innenministerium werden jährlich rund 13.500 Zivildiener den verschiedensten
Organisationen zugeteilt.24
22
Landes-Medienzentrum Salzburg (Hg.): Informationen zu Volksbefragung 20. Jänner 2013. Berufsheer und
bezahltes Sozialjahr oder Wehrpflicht und Zivildienst. – Salzburg, 3.12.2012, S. 8
23 §2 WG Aufgaben des Bundesheeres,
http://www.jusline.at/index.php?cpid=ba688068a8c8a95352ed951ddb88783e&lawid=74&paid=2
24 vgl. Landes-Medienzentrum Salzburg (Hg.): Informationen zur Volksbefragung 20. Jänner 2012, S. 9
15
Die Aufgabenbereiche des Zivildienstes sind Arbeiten in Krankenanstalten, im Rettungs-,
Sozial- undBehindertenwesen sowie der landwirtschaftlichen Betriebshilfe, in der
Altenbetreuung und der Betreuung Drogenabhängiger, außerdem Arbeiten in
Justizanstalten, in der Katastrophenhilfe und im Zivilschutz, in der zivilen
Landesverteidigung sowie Arbeiten bei inländischen Gedenkstätten, im Umweltschutz, in
der Jugendarbeit und in der Kinderbetreuung. 25
2.2 Berufsheer statt Bundesheer
Das vom Verteidigungsministerium entwickelte Berufsheermodell sollte ab 2014 ein
Freiwilligen- bzw. Berufsheer sein. Somit werden keine Grundwehrdiener einberufen26,
welche auch im Ernstfall nicht eingezogen werden. Das Berufsheer soll die Kernaufgaben,
sprich die Landesverteidigung, Katastrophenhilfe sowie Luftraumüberwachung
übernehmen. Ebenfalls werden 1.100 Soldaten und Soldatinnen für Auslandseinsätze und
55.000 Soldaten und Soldatinnen im Falle einer Mobilmachung zur Verfügung stehen.27
Dienste, wie zum Beispiel Chauffeurdienste werden nicht vom Berufsheer übernommen.28
2.2.1 Kostenvergleich Bundesheer - Berufsheer
Der Grundwehrdienst kostet pro Jahr insgesamt mindestens 430 Mio. Euro im Jahr. Diese
Kosten sind in 200 Mio. Euro für Verpflegung, Sold, Unterkunft und Ausbildung der
Grundwehrdiener plus 70 Mio. Euro für deren Pensionsbeiträge sowie 160 Mio. Euro an
Ausfällen bei Lohnsteuer und Sozialversicherungsabgaben einzuteilen. 29
Ein Berufsheer würde voraussichtlich 100 Mio. Euro mehr kosten als das Bundesheer.
Diese Mehrkosten von 100 Mio. Euro würden aus 46,5 Mio. Euro für die jährlichen
Anerkennungsprämien, welche pro Person 5.000 Euro betragen, 13 Mio. Euro, welche
durch Dienstgradzulagen, Monatsgelder und Milizprämien während der Übungen
verursacht werden. Hinzu kommen Kosten für die Vor- und Nachbereitung dieser
Übungen, Kosten für Verpflegung, Unterkunft, Flurschäden, Munition, Fahrkostenersatz
und dergleichen. Dazugerechnet werden müssten zudem Ausgaben für
Werbemaßnahmen, für die Eignungsüberprüfungen, für die Ausbildung sowie für die
Schaffung der nötigen Rahmenbedingungen, damit sich 9.300 Freiwillige melden“ 30
2.3 Zivildienstersatz: Das freiwillige, soziale Jahr
Im Falle der Abschaffung der Wehrpflicht fällt auch der Zivildienst weg. Für diesen wurde
als Ersatzmodell das freiwillige, soziale Jahr entwickelt, welches für Männer und Frauen
sowie für jede Altersgruppe zugänglich ist. Die Dauer des freiwilligen, sozialen Jahres
beträgt ein Jahr.31
25
Zivildienstserviceagentur (Hg.).: Zuweisung 2011 nach Sparten und Bundesland. Zuweisungen
Zivildienstpflichtiger – Österreich 2011 aufgegliedert nach Bundesländern und Dienstleistungssparten, 2011
26 vgl. Landes-Medienzentrum Salzburg (Hg.): Informationen zur Volksbefragung 20. Jänner 2013, S. 10
27 http://profiheer.at/profiheer/
28 vgl. Sachse, Charlotte: Interview am 30.11.2012
29 vgl. http://www.news.at/a/berufsheer-debatte-profis-millionen
30 http://www.news.at/a/berufsheer-debatte-profis-millionen
31 vgl. Sachse, 30.11.2012
16
2.3.1 Organisation
Abb. 4: Ablauf Administration Soziales Jahr. BMASK: Soziales Jahr, November 2012
2.3.1.1 Agentur des freiwilligen, sozialen Jahres
Wie auch schon beim Zivildienst, wird beim freiwilligen, sozialen Jahr eine Agentur
Personen an die Organisationen vermitteln. Sollten zu wenig „Freiwillige“ zur Verfügung
stehen, so kann die Agentur durch Werbung nachhelfen. Doch es liegt auch bei den
Organisationen selbst Werbung zu betreiben und auf sich aufmerksam zu machen.32
Wie in Abb. 4 aufgezeigt wird, steht die Agentur in Beziehung mit dem Bund indem sie die
Lohnsteuer an den Bund liefert. Der Bund wiederum überweist finanzielle Förderbeträge
an die Agentur. Diese hat dann die Aufgabe für die Verteilung dieser Gelder auf die
verschiedenen Trägerorganisationen zu sorgen. Die Beziehung zwischen Agentur und der
Beschäftigten eines freiwilligen, sozialen Jahres besteht aus der Auszahlung des
Nettolohns sowie dem Abschluss des Arbeitsvertrages. Mit den einzelnen
Trägerorganisationen schließt die Agentur Personalüberlassungsübereinkommen. Weiters
sind die Kontrolle der Förderbedingungen (z.B. Ausbildungen) sowie die Gewährleistung
von Hilfestellung bei der Organisation der Ausbildungen, aber auch die Zertifizierung der
Tätigkeiten um damit eine spätere Verwertbarkeit zu gewährleisten Aufgaben der
Agentur.33
2.3.1.2 Ausführende des freiwilligen, sozialen Jahres
Für das freiwillige, soziale Jahr stehen 8.000 Arbeitsplätze pro Jahr zur Verfügung. Diese
sollten problemlos besetzt werden, denn allein im Jahr 2011 ergriffen 91.500
unselbstständig Beschäftigte einen Beruf im Gesundheits- und Sozialbereich.34 Somit
32
vgl. Sachse, Charlotte: Interview am 30.11.2012
vgl. Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Soziales Jahr, November 2012, S. 7
34 Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Soziales Jahr, November 2012, S. 15
33
17
kann, laut dem BMASK, ein Mangel an Zivildienstersatzausführende ausgeschlossen
werden. Doch kann man sich nicht darauf verlassen, dass sich 8.000 Personen melden
aufgrund eines möglichen Mangels an freiwilligen Engagements in der Bevölkerung. Auch
wenn 2011 91.500 Personen einen Beruf im Gesundheits- und Sozialberuf ergriffen, so
muss man bedenken, dass es sich um Festanstellungen ohne befristeten Arbeitsvertrag
handelt. Warum sollten sich also Personen für 1 Jahr unter Vertrag nehmen, wenn sie
woanders einen unbefristeten Vertrag bekommen können? Außerdem muss man auch die
Anzahl der Arbeitsplätze (8.000) bedenken, welche zwar derzeit den Bedarf an
Sozialleistungen abdecken, doch wird dieser in den nächsten Jahren aufgrund der
Überalterung der österreichischen Bevölkerung steigen.
Der Zivildienstersatz ist für Männer und Frauen gleichermaßen zugänglich. Außerdem
können Personen jeder Altersgruppe, vorausgesetzt sie haben das 18. Lebensjahr
abgeschlossen und keinen Pensionsbezug ein freiwilliges, soziales Jahr absolvieren.35
Diese sollten entsprechende Social Skills mitbringen, dennoch brauchen sie vor Antritt
des freiwilligen, sozialen Jahres keine Ausbildung im Gesundheits- und Sozialwesen.36
2.3.1.3 Bezahlung
Während des freiwilligen, sozialen Jahres bezieht jede Ausführende und jeder
Ausführende ein Bruttogehalt von 1.386 Euro welches 14-mal, umgelegt auf 12 Monate,
ausgezahlt wird. Dies entspricht einem Nettogehalt von 1.284 Euro. 37 38
2.3.1.4 Arbeitsverhältnis
Personen, welche ein freiwilliges, soziales Jahr ausführen, arbeiten in einem regulären
Beschäftigungsverhältnis. 39 Zusätzlich bietet das freiwillige, soziale Jahr allen
Ausführenden eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung. 40
2.3.1.5 Aufgabenbereiche
Grundsätzlich sollen die Aufgabenbereiche übernommen werden, welche bereits vom
Zivildienst abgedeckt werden. Diese sind das Rettungswesen, die Alten- und
Krankenbetreuung, die Behinderten- und Sozialhilfe, die Arbeit in Krankenanstalten sowie
der Katastrophen- und Zivilschutz. 41 42
Kleinere Aufgabengebiete wie z.B. die Schulwegsicherung oder auch die
landwirtschaftliche Betriebshilfe werden durch das freiwillige, soziale Jahr nicht mehr
abgedeckt. Die betroffen Organisationen müssen sich nach einer Abschaffung des
Zivildienstes selbst organisieren, da sie überschaubarer und und die Tätigkeiten
kostengünstiger bereitzustellen sind als z.B. das Rettungswesen. Auch der Anteil der
35
vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 7
vgl. Sachse, Charlotte: Interview am 30.11.2012
37 vgl. Sachse, 30.11.2012
38 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 16
39 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 2
40 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 2
41 vgl. Sachse, 30.11.2012
42 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 2
36
18
nicht mehr abgedeckten Aufgabenbereiche von Zivildienern ist vergleichsweise relativ
gering: Rettungswesen 43,9% - landwirtschaftliche Betriebshilfe 1%. 43 44 Kosten für die
kleineren Bereiche könnten von den Budgets anderer Ministerien oder Abteilungen
abgedeckt werden, z.B. könnten Gelder für die Landwirtschaftshilfe aus von der
Landwirtschaftskammer bezogen werden.
2.3.1.6 Zivildienstersatz als Bildungsförderungsprogramm
Der Zivildienstersatz gilt ebenfalls als Förderungsprogramm, da Organisationen zur
Weiterbildung – und deren Finanzierung – der Angestellten verpflichtet sind. Die Intention
der Weiterbildung ist die Verwertbarkeit der Ausbildung in der Zukunft, vor allem für junge
Menschen, welche eine zusätzliche Ausbildung erhalten.45
2.3.2 Kostenvergleich Zivildienst – freiwilliges, soziales Jahr
Dem Zivildienstersatz würden jährliche Kosten von 211 Mio. zugeschrieben werden und
daher zusätzlich 3 Mio. Euro Budgetkosten anfallen als bisher, da der Zivildienst Kosten
von 208 Mio. Euro verursacht.46 Doch stellt sich im Vergleich heraus, dass beide Systeme
kostendeckend sind, da nur sehr geringe Mehrkosten anfallen würden.
Die Kosten trägt mit 171 Mio. Euro überwiegend der Bund.47
Die restlichen 40 Mio. Euro sind der Anteil der verschiedenen Organisationen. Dieser
besteht aus Ausbildungskosten und allfälligen Kosten wie z.B. für Bekleidung sowie einem
Beitrag an die Agentur. 48
Die Kosten des Zivildienstes sind in direkte und indirekte Kosten zu teilen. Die direkten
Kosten tragen das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, das
Bundesministerium für Inneres und die Träger selbst. Diese betragen insgesamt
142 Mio. Euro.49
Doch man muss auch die indirekten Kosten bedenken, welche 66 Mio. Euro betragen.50
Diese sind jene Kosten, welche durch das Nichtzahlen von Steuern und
Sozialversicherungsbeiträgen der Zivildiener, entstehen.51 52
Die monatlichen Kosten eines Zivildieners sind niedriger, als die Kosten die ein
Zivildienstersatzausführender oder eine Zivildienstersatzausführende verursacht,
aufgrund der entgangenen Lohnsteuer sowie der entgangenen Versicherungsbeiträge.
Die Kosten eines Zivildieners belaufen sich auf 1.799,90 Euro im Monat, wobei die Kosten
pro Person, welche ein freiwilliges, soziales Jahr absolvieren um 397,77 Euro höher
43
vgl. Sachse, Charlotte: Interview am 30.11.2012
Vgl. Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Soziales Jahr, November 2012, S. 4
45 vgl. Sachse, Charlotte: Interview am 30.11.2012
46 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 13
47 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 5
48 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 5
49 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 13
50 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 13
51 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 13
52 vgl. Völker, Michael: Soziales Jahr: 8000 Freiwillige sollen den Zivildienst ersetzen. In: Der Standard,
16.11.2012
44
19
veranschlagt werden (monatl. Kosten – 2.197,67 Euro / Person). 53 Doch beinhaltet dieser
Betrag die vorhin genannten entgangenen Kosten.
Abb. 5: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Soziales Jahr,
November 2012
Abb. 6: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Soziales Jahr,
November 2012
Diese beiden Grafiken zeigen, wo die Kosten eines Zivildieners und eines Beschäftigten
des freiwilligen, sozialen Jahres anfallen. Hierbei kann man eine Entlastung für die
Organisationen feststellen, da im Budget von 211 Mio. Euro auch die Gehälter der
Zivildienstersatzausführenden enthalten sind und diese nicht mehr selbst für die
53
vgl. Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Soziales Jahr, November 2012, S. 14
20
Grundvergütung bzw. für das Gehalt aufkommen müssen54. Auch Kosten für die
Dienstkleidung oder für Einschulungen und Ausbildungen fallen, wenn auch sehr gering,
niedriger an. Weiters würde durch ein freiwilliges, soziales Jahr der Bund mehr Steuern
einnehmen, da jeder Beschäftigte und jede Beschäftigte des freiwilligen, sozialen Jahres
Lohnsteuer zahlt.
2.3.3 Vorteile des freiwilligen, sozialen Jahres
Aufgrund der genannten Daten und Fakten können daraus Vorteile sowie Nachteile für
das freiwillige, soziale Jahr gezogen werden.
2.3.3.1 Gesellschaftliche Vorteile
Aufgrund der demographischen Veränderung ist eine stetige Verringerung der Zivildiener
zu beobachten.55 Dies ist auf die sinkende Geburtenrate zurückzuführen. Vergleicht man
die Geburtenanzahl junger Männer in den Jahren 1994 und 1999 so ist ein Rückgang von
7.000 Personen festzustellen (1994: ca. 45.000; 1999: ca. 38.000)56. In Zukunft könnte
der Zivildienst nur schwer von jungen Männern alleine abgedeckt werden.
Das freiwillige, soziale Jahr ist eine Alternative, welche auch in Zukunft die Abdeckung der
Sozialbereiche, in welchen derzeit Zivildiener eingesetzt werden, garantiert, da nicht nur
junge Männer, sondern auch Frauen und Personen jeden Alters zugelassen sind.
Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache einer verwertbaren Ausbildung. Verwertbar ist die
Anrechnung von Modulen für die weitere Berufsausbildung, die Anrechnung auf
geforderte Praxiszeiten in einer weiteren Ausbildung, Zusatzpunkte bei Aufnahmetests in
Schulen, Fachhochschulen und Universitäten sowie die Anrechnung als Vordienstzeit im
Öffentlichen Dienst. 57
Weiters werden diverse mögliche Ausbildungen geboten, z.B. ein Fahrsicherheitstraining,
ein Erste-Hilfe-Kurs, die Ausbildung zum Rettungssanitäter und zur Rettungssanitäterin,
eine Heimhelfer- und Heimhelferinnenausbildung uvm. 58
Da keine Ausbildung im Gesundheits- und Sozialwesen vor Antritt des Zivildienstersatzes
verlangt ist, können viele Menschen, welche unzufrieden in ihrem Beruf sind, etwas
Neues ausprobieren. Auch für junge Menschen bietet der Zivildienstersatz eine
Möglichkeit, ein neues Arbeitsfeld kennenzulernen. Der große Vorteil daran ist die relativ
gute Bezahlung bei gleichzeitiger sozialer Absicherung. 59
2.3.3.2 Vorteile für die Organisationen
Das Ersatzmodell bietet aber auch einige Vorteile für die Organisationen. Zunächst wäre
eine administrative Erleichterung für die Organisationen gegeben, da die
54
http://www.sicherheit.ktn.gv.at/210004_DE-Zivildienst-Finanzielle_Aufwendungen_einer_ER_fuer_ZDLeistende_2013.pdf
55 vgl. Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Soziales Jahr, November 2012, S. 15
56 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 10
57 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 3
58 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 18
59 vgl. Sachse, Charlotte: Interview am 30.11.2012
21
Lohnverrechnung und die Abwicklung der Sozialversicherungsbeiträge und der
Förderungen von der Agentur verwaltet werden.60
Zusätzlich wird es keine große Systemumstellung für die Organisationen geben, da das
neue System dem Zivildienst sehr ähnlich ist. Weitere Vorteile sind lebenserfahrenes
Personal, welches außerdem bereits einen Bezug zur Arbeitswelt hat, sowie
Planungssicherheit. 61
Da nicht nur junge Männer zugelassen werden, würde es keine schwankenden Zahlen
mehr geben, sowie derzeit bei den Zivildienern. 62 Durch die Aufhebung der
Einschränkung der Auswahl von Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen würde einem
Personalmangel vorgebeugt bzw. entgegengewirkt werden.
2.3.4 Nachteile des freiwilligen, sozialen Jahres
Da dieses Ersatzmodell dem Zivildienst sehr ähnlich ist, dennoch einige Erweiterungen
mit sich bringt, gehen aus den davor genannten Daten, Fakten und Argumenten viele
Vorteile hervor. Doch bei genauer Betrachtung ergeben sich einige Bedenken bezüglich
des neuen Systems.
Die wohl größte Sorge, welche das freiwillige, soziale Jahr mit sich bringt, ist die
Ungewissheit bezüglich der Anzahl der „Freiwilligen“. Wie bereits im Punkt 2.3.1.2.
Ausführende des freiwilligen, sozialen Jahres angesprochen wurde geht das BMASK
davon aus, dass sich genug Personen für den Zivildienstersatz melden werden, da im
Jahr 2011 91.500 unselbstständige Personen einen Beruf im Gesundheits- und
Sozialwesen ergriffen. Trotzdem gibt es keine Garantie, dass sich 8.000 Personen für
diesen „freiwilligen“ Dienst melden. Höchstwahrscheinlich haben alle 91.500 Personen,
welche im Jahr 2011 einen Beruf in diesem Bereich ergriffen, einen unbefristeten Vertrag
unterzeichnet. Das freiwillige, soziale Jahr ist auf ein Jahr beschränkt. Dies könnte
durchaus ein abschreckender Grund sein, da andere „Jobangebote“ Sicherheit im Job
sowie Entgeltzahlung über eine längere Zeit garantieren.
Sollten sich 8.000 Personen für ein freiwilliges, soziales Jahr melden, müssen nicht alle
8.000 die für den Gesundheits- und Sozialbereich notwendigen Social Skills besitzen. Vor
allem junge Menschen und bereits berufstätige Personen, welche etwas Neues
ausprobieren möchten und sich für einen Beruf in diesem Bereich entscheiden, sind
unterschiedlich belastbar. Die Belastungen sind im Gesundheits- und Sozialbereich hoch.
Deshalb ist ein frühzeitiger Abbruch des freiwilligen, sozialen Jahres zu befürchten.
Ein weiteres Problem, welches die Anzahl der Ausführenden betrifft, ist die sinkende
Geburtenrate und somit die Überalterung der österreichischen Bevölkerung. 8.000
Personen sollen zukünftig zur Abdeckung der sozialen Bedürfnisse beitragen, jedoch
steigt in Zukunft die Nachfrage dieser Bedürfnisse aufgrund der demographischen
Entwicklung. Somit würden auch mehr Personen zur Abdeckung der Bedürfnisse im
Gesundheits- und Sozialwesen benötigt werden. Da aber nur 8.000 Stellen im vom Bund
zur Verfügung gestellten Budget abgedeckt sind, müsste es in weiterer Zukunft eine
Erweiterung der Stellenangebote geben.
60
vgl. Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Soziales Jahr, 2012, S. 7
vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 6
62 vgl. BMASK: Soziales Jahr, 2012, S. 6
61
22
Viele Organisationen, wie z.B. das Rote Kreuz, haben Bedenken bezüglich einer
Umstellung, da ihrer Meinung nach der Zivildienst sehr gut funktioniert. Rund 75% der
Zivildiener bleiben nach Absolvierung der 9 Monate beim Roten Kreuz63. Durch die
Einführung des freiwilligen, sozialen Jahres befürchten die Organisationen einen
Personalrückgang.
Zusätzlich könnte das freiwillige, soziale Jahr zur Ruinierung des Ehrenamtes führen.
Dieses System wird als freiwilliger Dienst beworben, obwohl es sich um ein befristetes
Beschäftigungsverhältnis handelt. Das könnte zu Unstimmigkeiten innerhalb des Systems
führen, da sich Personen, welche sich freiwillig engagieren, benachteiligt fühlen könnten.
Z.B. Personen, welche das „echte“ freiwillige, soziale Jahr, ein auf freiwilligem
Engagement basierendes Jugendprojekt in Österreich sowie Deutschland64, verrichten,
kämpfen heute noch um den Erhalt der Familienbeihilfe während der Verrichtung der
Freiwilligenarbeit. Bei dem Zivildienstersatz erhalten Ausführende eine Bezahlung in der
Höhe von 1.386 Euro (brutto), obwohl sie doch „Freiwillige“ sind. Ausgehend davon, dass
freiwillig engagierte Personen ein Ehrenamt ausführen, weil sie einen Beitrag zur
Verbesserung der Gesellschaft leisten möchten, ist der finanzielle Aspekt jedoch nicht
auszuschließen.
Sollte das System eines freiwilligen, sozialen Jahres scheitern, so gibt es keinen von der
Regierung entwickelten „Plan B“. Würde der Zivildienstersatz nicht funktionieren, gäbe es
eine gesellschaftliche Katastrophe.
2.4 Der Bundesfreiwilligendienst in Deutschland
In Deutschland wurde der Zivildienst bereits im Jahr 2011 durch den
Bundesfreiwilligendienst ersetzt.65
Der Bundesfreiwilligendienst in Deutschland, welcher auch mit BFD abgekürzt wird,
ergänzt die bisherigen auf Länderebene bestehenden Freiwilligendienste, das freiwillige
soziale Jahr (FSJ) sowie das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ). 66
2.4.1 Organisation
2.4.1.1 Ausführende des Bundesfreiwilligendienstes
In Deutschland fördert die Bundesregierung jährlich 35.000 Plätze des
Bundesfreiwilligendienstes. 67 Diesen Dienst können Frauen sowie Männer absolvieren.
Bei dem Zivilersatzdienst sind kein Höchstalter und auch kein Mindestalter vorgesehen.
Dennoch ist die Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht Voraussetzung. 68 Die Nachfrage
nach dem Bundesfreiwilligendienst steigt kontinuierlich. So konnte das Bundesamt für
63
vgl. ORF2: Bürgerforum - Berufsheer oder Bundesheer? Zivildienst oder freiwilliges, soziales Jahr?,
8.1.2013
64 vgl. ORF2: Bürgerforum, 8.1.2013
65 vgl. http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/ueber-den-bfd.html
66 vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/fsj-freiwilliges-soziales-jahr/
67 vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/bfd/
68 vgl. http://www.soziale-berufe.com/inhalt/fsj-oder-bfd.html
23
Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben bis April 2012 42.241 Vereinbarungen zum
Bundesfreiwilligendienst registrieren. 69
2.4.1.2 Dauer
Im Normalfall dauert der Bundesfreiwilligendienst 1 Jahr. Es sind aber auch Einsätze mit
einer Dauer von 6 Monaten, 18 Monaten oder 2 Jahren möglich. 70
2.4.1.3 Bezahlung
Eine Entgeltzahlung gibt es während des Bundesfreiwilligendienstes nicht, da dieser auf
ehrenamtlichem Engagement basiert. Die freiwillig Tätigen in Deutschland erhalten jedoch
ein Taschengeld von max. 336 Euro, welches von der jeweiligen Organisation gezahlt
wird.71
Verschiedene Organisationen bieten auf freiwilliger Basis auch Unterkünfte und
Verpflegung gratis an. 72
2.4.1.4 Arbeitsverhältnis
Der Bundesfreiwilligendienst basiert auf freiwilligem Engagement.
Bei der Sozialversicherung ist der Bundesfreiwilligendienst einem Ausbildungsverhältnis
gleichzustellen73, d.h. die Freiwilligen zahlen keine Sozialversicherungsbeiträge.
Die gesamten Kosten, also Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung,
Krankenversicherung und Unfallversicherung, trägt die jeweilige Organisation, bei welcher
die Freiwilligen eingesetzt sind. 74 Somit sind Ausführende des Bundesfreiwilligendienstes
sozialversichert.
2.4.1.5 Aufgabenbereiche
Der Bundesfreiwilligendienst kann in den verschiedensten Bereichen absolviert werden.
Zu diesen Bereichen zählen der Zivil- und Katastrophenschutz, Umwelt- und Naturschutz,
der Sportbereich, Integration, Kultur- und Denkmalpflege, Bildung sowie der
Sozialbereich.75 Zu dem Sozialbereich zählen die Kinder- und Jugendhilfe, Jugendarbeit,
Wohlfahrts-, Gesundheits- und Altenpflege sowie Behindertenhilfe. 76
69
vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/bfd/
vgl. http://www.soziale-berufe.com/inhalt/fsj-oder-bfd.html
71 vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/bfd/
72 vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/bfd/
73 vgl. http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/oft-gestellte-fragen.html
74 vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/news/bundesfreiwilligendienst-bfd/sozialversicherung-tragereinsatzstellen-des-fsj-und-bfd-tragen-beitrag-allein/
75 vgl. http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/oft-gestellte-fragen.html
76 vgl. http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/oft-gestellte-fragen.html
70
24
2.4.1.6 Der Bundesfreiwilligendienst und Bildung
Für alle Ausführenden des Bundesfreiwilligendienstes besteht die Pflicht zur Absolvierung
eines Seminars, welches sie auf den Dienst vorbereitet. Eine pädagogische Begleitung
unterstützt die Bundesfreiwilligendiener und –dienerinnen (Bufdis) während des Dienstes.
77
Zusätzlich muss ein Seminar an einem Bildungszentrum des Bundesamtes für Familie
und zivilrechtliche Fragen durchgeführt werden. 78
2.4.2 Andere Formen des Freiwilligendienstes
2.4.2.1 Freiwilliges, Soziales Jahr (FSJ)
„Das Freiwillige Soziale Jahr, abgekürzt: FSJ, ist ein Freiwilligendienst in sozialen
Bereichen.“ 79 Dieser Dienst steht für Jugendliche und junge Erwachsene unter 27 Jahren
zur Verfügung. 80
Die Intention des freiwilligen Jahres basiert auf dem im Jahr 1962 von Gertrud Rückert
entwickelten „Philadelphischen Dienst“. Abiturienten und Abiturientinnen sollten die
Möglichkeit erhalten, sich nach der Schule persönlich und beruflich zu orientieren. 81
2.4.2.2 Freiwilliges, Ökologisches Jahr (FÖJ)
Das Freiwillige Ökologische Jahr ist, wie das Freiwillige Soziale Jahr, ein
Jugendfreiwilligendienst. Während dieser Zeit haben junge Menschen unter 27 Jahren die
Möglichkeit, sich ehrenamtlich für die Natur und für die Umwelt zu engagieren. 82
2.4.3 Erfahrungen in Deutschland
Zu Beginn des Bundesfreiwilligendienstes gab es einige Schwierigkeiten, da die
Nachfrage nach dieser Art sozialen Engagements sehr niedrig war. Jedoch hat sich dies
im Laufe der Zeit geändert.
Die gestiegene Nachfrage ist einerseits auf die derzeitig prekäre Arbeitsmarktsituation in
Deutschland zurückzuführen.83 Viele nutzen den Bundesfreiwilligendienst als
Übergangslösung von der Arbeitslosigkeit in das Berufsleben. 84 Doch langfristig gesehen
ist der Bundesfreiwilligendienst aufgrund der niedrigen Bezahlung keine Lösung.
77vgl.
http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/paedagogische-begleitung.html
vgl. http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/paedagogische-begleitung.html
79 http://www.bundes-freiwilligendienst.de/fsj-freiwilliges-soziales-jahr/
80 vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/fsj-freiwilliges-soziales-jahr/
81 vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/fsj-freiwilliges-soziales-jahr/
82 vgl. http://www.bundes-freiwilligendienst.de/news/freiwilliges-soziales-jahr-fsj/was-bedeutet-bfd-fsj-foj/
83 vgl. Sachse, Charlotte: Interview am 30.11.2012
84 vgl. Sachse, 30.11.2012
78
25
2.4.4 Vergleich: Freiwilliges, soziales Jahr – Bundesfreiwilligendienst
2.4.4.1 Organisation
In Österreich sollten, wie jetzt auch beim Zivildienst, 8.000 Stellen von einer Agentur
vermittelt und Personen, mit Berücksichtigung der persönlichen Wünsche, auf
verschiedenen Organisationen zugeteilt werden.
In Deutschland gibt es keine Agentur, welche Freiwillige an Organisationen vermittelt und
zuteilt. Die Organisationen müssen selbst aktiv Werbung betreiben und Freiwillige
anwerben und auch Personen, welche den Bundesfreiwilligendienst verrichten möchten,
müssen aktiv nach Stellenangeboten suchen.
2.4.4.2 Bezahlung
In Anbetracht der Bezahlung gibt es enorme Unterschiede zwischen dem österreichischen
freiwilligen, sozialen Jahr und dem deutschen Bundesfreiwilligendienst.
Zivildienstersatzausführende in Österreich erhielten 14 Mal ein Monatsbruttogehalt von
1.386 Euro. Von diesem Betrag würden Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeitrag
abgezogen. Somit erhielte jede/r Beschäftigte ein Nettogehalt von 1.284,75 Euro.
Zivildienstersatzausführende in Deutschland erhalten nur ein Taschengeld. Dieses darf
maximal 336 Euro betragen. Die Sozialversicherung wird jedoch nicht von diesem Betrag
abgezogen, da die Organisationen für diese Kosten aufkommen.
Sollte man sich in Deutschland dazu entscheiden, ein solches Ehrenamt anzutreten, so
muss man bedenken, dass man von einem Taschengeld in dieser Höhe nicht leben kann.
Hierbei ist die relativ gute Bezahlung während der Ausführung eines freiwilligen, sozialen
Jahres in Österreich ein enormer Vorteil.
2.4.4.3 Arbeitsverhältnis
In Österreich wird das freiwillige, soziale Jahr innerhalb eines Arbeitsverhältnisses
absolviert, obwohl es als freiwillig beworben wird. Im Gegensatz dazu basiert der
Bundesfreiwilligendienst in Deutschland auf freiwilligen bzw. ehrenamtlichen Engagement.
2.4.4.4 Bildungsaspekt
In Deutschland werden Ausführende nur für ihr ehrenamtliches Jahr geschult. Die Absicht
einer Verwertbarkeit für das weitere Berufsleben ist nicht gegeben.
Beim österreichischen freiwilligen, sozialen Jahr hingegen werden die Ausführenden
gezielt auf Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen geschult und ausgebildet, damit
diese Ausbildung in Zukunft in diesem Bereich verwertet werden kann, was ein Vorteil
dem deutschen Zivildienstersatz gegenüber ist.
Dennoch wird in beiden Systemen die Persönlichkeitsentwicklung gefördert und
unterstützt.
26
2.5 Resumée
Das freiwillige, soziale Jahr bietet nicht nur ein kostendeckendes System als Ersatz des
Zivildienstes, sondern es bietet auch vielen Menschen, egal welchen Alters oder
Geschlechts, verschiedenste Möglichkeiten im Gesundheits- und Sozialwesen und würde
auch, v.a. für junge Menschen, zur Berufsorientierung sowie zur
Persönlichkeitsentwicklung beitragen.
In Deutschland wurde ein solches Jahr bereits vor zwei Jahren eingeführt und man spricht
von Erfolg. Vergleicht man den deutschen Zivildienstersatz mit dem Österreichischen, so
ist festzustellen, dass es im deutschen System einige Verbesserungsmöglichkeiten
hinsichtlich einiger Punkte, wie z.B. eine gezielte Ausbildung in den verschiedenen
Bereichen mit Verwertbarkeit, aber auch die Bezahlung. Man darf allerdings nicht
vergessen, dass der Bundesfreiwilligendienst auf freiwilligem Engagement basiert. Jedoch
lässt sich behaupten, das österreichische Konzept eines Zivildienstersatzes ist eine
Überarbeitung des deutschen Konzeptes.
In Österreich würde ein solcher Zivildienstersatz viele Vorteile mit sich bringen, sei es für
den Staat oder auch für die Gesellschaft. Doch die Bedenken eines freiwilligen, sozialen
Jahres dürfen nicht ausgeblendet werden.
Resultierend aus den Daten und Fakten wäre dieses System ein durchaus denkbarer,
möglicher Ersatz für den Zivildienst, da es kaum Mehrkosten verursachen würde und
auch die Organisation keine große Umstellung verlangt. Doch ob es mit der Gesellschaft
vereinbar ist, ist eine andere Frage.
Wenn am 20. Jänner 2013 gegen die Einführung eines Berufsheeres und somit eines
freiwilligen, sozialen Jahres gestimmt wird, so sollte man dieses Konzept nicht verwerfen.
Sicherlich wäre ein solches freiwilliges, soziales Jahr bzw. ein solch ähnliches Konzept
vorteilhaft für Medizinstudenten und Medizinstudentinnen. Dadurch können sie Eindrücke
und Erfahrungen v.a. im Gesundheitsbereich gegen eine gute Bezahlung gewinnen und
Praxiserfahrung sammeln. Es wäre mit Sicherheit ein großer Vorteil, ein solches System
in ein Medizinstudium zu integrieren.
Ein weiterer Vorschlag wäre ein freiwilliges, soziales Jahr zum Abbau der Arbeitslosigkeit
zu verwenden. Somit könnten unbeschäftigte Personen für ein Jahr arbeiten, wobei sie
ein relativ hohes Gehalt beziehen und die Chance erhalten einen neuen Berufsweg
einzuschlagen, denn es wird immer Personal im Gesundheitsbereich gebraucht.
27
3 FREIWILLIGENARBEIT IN ÖSTERREICH
AUS GENDERPERSPEKTIVE
Von Marlies Moser
28
Frauen sind zeitlich gesehen deutlich mehrbelastet als Männer. Obwohl, Frauen um –
zusammen genommen – 46% mehr Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit leisten, als
Männer, sind sie doch annähernd in so hohem Maß freiwillig engagiertwie Männer. Genau
diesen Zusammenhang fand ich so erstaunlich und interessant, dass ich mich näher mit
dem Genderaspekt in der Freiwilligenarbeit auseinandersetzen wollte.
Aus diesem Grund beschreibt meine Arbeit die Freiwilligenarbeit in Österreich aus der
Genderperspektive. Es werden die Unterschiede und die ungleiche Verteilung zwischen
Männern und Frauen analysiert und mögliche Gründe dafür erläutert. Außerdem wird die
derzeitige Situation der Geschlechter in der Freiwilligenarbeit in Zusammenhang mit
anderen Faktoren gebracht und abschließend werden einige Verbesserungsmöglichkeiten
dargelegt.
Kapitel 1 bietet bereits einen kurzen Überblick und die wichtigsten Fakten zu
ehrenamtlicher Tätigkeit. Unter anderem finden sich im Unterpunkt 1.2. genaue
Definitionen zur ehrenamtlichen Tätigkeit, sowie zur formellen und informellen
Freiwilligenarbeit auf die im Folgenden Bezug genommen werden.
3.1 Ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in der
Freiwilligenarbeit
3.1.1 Unterschiede im Ausmaß der Beteiligung
Wie im Unterkapitel 1.4.2 schon kurz erwähnt wurde engagieren sich mit 47%
grundsätzlich mehr Männer als Frauen, deren Beteiligungsquote bei 41% liegt. Dies zeigt
die im Jahr 2006 durchgeführte Mikrozensus-Zusatzerhebung der Statistik Austria, im
Auftrag des Sozialministeriums und in Kooperation mit dem Institut für interdisziplinäre
Non-Profit Forschung der WU. 85
Betrachtet man nun die Unterschiede in der formellen und informellen Freiwilligenarbeit,
so kann man erkennen, dass sie hauptsächlich im Bereich der formellen Tätigkeit liegen,
denn dort engagieren sich Frauen mit 23% und Männer mit 33%. Im Gegensatz dazu ist
der Unterschied von 1%-Punkt bei der informellen Freiwilligenarbeit nur marginal. 86
3.1.2 Unterschiede in den verschiedenen Bereichen
Die wirklichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind erst bei genauerer
Betrachtung der Beteiligungsstruktur in den verschiedenen Bereichen zu erkennen.
Auffallend hierbei ist, dass sich Männer vorwiegend in den Bereichen Katastrophenhilfe,
Politik und Sport engagieren und die Tätigkeitsbereiche der Frauen vor allem Religion,
Bildung und Soziales umfassen, wie die Abb. 7 zeigt. 87
85
http://www.statistik.at/web_de/services/mikrodaten_fuer_forschung_und_lehre/datenangebot/stan
dardisierte_datensaetze_sds/index.html, 15.10.20012
86 vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S.
96
87 vgl. More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S.96
29
Abb. 7: Beteiligungsstruktur von Männern und Frauen in Bereichen der formellen Freiwilligenarbeit,
More-Hollerweger; Sprajcer, 2009
3.1.3 Unterschiede des Arbeitsvolumens zwischen den Geschlechtern
Betrachtet man nun die Unterschiede was das Arbeitsvolumen zwischen den
Geschlechtern betrifft, so sieht man deutlich, dass das Geschlechterverhältnis insgesamt
ziemlich ausgeglichen ist. Demnach sind Frauen mit 47% des wöchentlichen
Arbeitsvolumens kaum weniger engagiert als Männer mit 53%.
Splittet man das gesamte Arbeitsvolumen allerdings in formelle und informelle
Freiwilligenarbeit auf, so kann man erkennen, dass Männer überwiegend in der formellen
Freiwilligenarbeit tätig sind, denn diese leisten wöchentlich 4,8 Stunden Freiwilligenarbeit
wohingegen sich Frauen nur 3,2 Stunden pro Woche freiwillig engagieren. Allerdings sind
im Gegensatz dazu Frauen hauptsächlich informell engagiert und leisten 4,4 Stunden
Freiwilligenarbeit pro Woche, während sich Männer nur 2,7 Stunden pro Woche informell
engagieren. 88 Dies mag daran liegen, dass Männer vor allem nach Macht, Anerkennung
oder Prestige streben, was sie bei der Ausübung von formeller Freiwilligenarbeit eher
erlangen. Im Gegensatz dazu werden Frauen in Bereiche mit weniger Anerkennung oder
Prestige, wie z.B. die Nachbarschaftshilfe, abgedrängt.
3.1.4 Unterschiede in der Form der Beteiligung
Form der Beteiligung bedeutet in diesem Zusammenhang die Verteilung von Männern
und Frauen hinsichtlich leitender bzw. ausführender Tätigkeiten in freiwilligen
Organisationen.
Man spricht in diesem Zusammenhang von sogenannter „vertikaler Segregation“, da es
mit über 70% großteils Männer sind, die leitende Tätigkeiten inne haben und somit Frauen
mit ca. 30% deutlich weniger Leitungsfunktionen besetzen.
Diese Verteilung spiegelt sich in fast allen Bereichen der formellen Freiwilligenarbeit
wieder. Lediglich in den Bereichen Religion und Bildung sind mehr Frauen als Männer
88
vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S.
97
30
leitend tätig, allerdings sind Frauen in diesen Bereichen generell stärker vertreten. 89 Hier
lässt sich also die männliche Absicht zur Erzielung einer gewissen Umwegrentabilität
erkennen. Das heißt, dass Männer sich deshalb freiwillig in der beispielsweise Politik
engagieren, um so Kontakte bzw. andere Vorteile für das Berufsleben zu erlangen.
3.2 Zusammenhang von Geschlechterverhältnis und anderen
Einflussfaktoren
3.2.1 Geschlechterverhältnis und Erwerbsstatus
Die Mikrozensus-Zusatzerhebung zeigt außerdem einen Zusammenhang zwischen dem
Geschlechterverhältnis und dem Erwerbsstatus von Männern und Frauen. So weisen
sowohl Schüler und Schülerinnen, Studenten und Studentinnen sowie erwerbstätige
Personen die höchsten Beteiligungsquoten auf, wobei die männlichen Personen immer
stärker repräsentiert sind als weibliche. Nur bei dem arbeitslosen Anteil der Freiwilligen
engagieren sich mehr Frauen als Männer.
Dies steht möglicherweise im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Ansichten bzw.
der Tradition. Männer sind demnach dafür zuständig, die Familie finanziell zu erhalten und
begeben sich daher eher auf die Suche nach einer neuen Anstellung. Frauen hingegen,
können während der Zeit der Arbeitslosigkeit viel eher Freiwilligenarbeit leisten, da der
Druck eine neue Arbeit zu finden nicht so sehr auf ihnen lastet. 90
3.2.2 Geschlechterverhältnis und Beschäftigungsausmaß
Hinsichtlich des Beschäftigungsausmaßes kann man bei Menschen mit einer
Teilzeitbeschäftigung eine höhere Beteiligungsquote erkennen, als bei
Vollzeitbeschäftigten. Dies gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. 91 Diese Tatsache
ist sehr wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Teilzeitbeschäftigte mehr freie Zeit
zur Verfügung haben, in der sie sich freiwillig betätigen können.
3.2.3 Geschlechterverhältnis und Kinder
Aber auch das Vorhandensein von Kindern in einem Haushalt hat einen wichtigen
Einfluss auf die Freiwilligenarbeit. Besonders bei Frauen gibt es Unterschiede in der
Beteiligungsquote, die vor allem mit dem Alter der Kinder zusammenhängen. Das heißt,
gibt es Kinder unter drei Jahren, so liegt die Beteiligungsquote mit nur 17,6% deutlich
unter der Beteiligungsquote bei Haushalten mit Kindern zwischen drei und 15 Jahren
(32,1%), was ganz klar darauf hinweist, dass Kleinkindbetreuung immer noch
überwiegend Frauensache ist. Sind keine Kinder im Haushalt vorhanden, dann liegt die
Beteiligungsquote der Frauen mit 22,5% dazwischen.
Bei Männern sind die Unterschiede nicht so signifikant wie bei Frauen, aber dennoch lässt
sich aus den Zahlen ablesen, dass die Beteiligungsquote steigt, wenn Kinder zwischen
drei und 15 Jahren im Haushalt sind. 92
89
vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S.
98
90 vgl. More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S. 99
91 vgl. More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S. 100
92 vgl. More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S. 100
31
3.3 Mögliche Gründe für die ungleiche Verteilung von Männern
und Frauen in der Freiwilligenarbeit
3.3.1 Historische Hintergründe
Um die ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in der Freiwilligenarbeit erklären zu
können ist ein Blick in die Vergangenheit nötig, denn durch die geschichtliche Entwicklung
des Ehrenamts lässt sich ein Zusammenhang zur heutigen Situation herstellen.
3.3.1.1 Die Geschichte des Ehrenamts
Ehrenämter gab es immer schon. Eigentlich schon so lange, solange es auch schon
bezahlte Arbeit gibt. Im antiken Griechenland und im Römischen Reich beispielsweise
wurden das Beamtentum und andere staatliche Ämter und das damit verbundene
Engagement dem Gemeinwohl gegenüber, als Ehrenämter bezeichnet. Im Mittelalter
entwickelten sich durch die religiöse Tradition stark beeinflusst, die Armenhilfe und die
Versorgung der Notleidenden, was ebenfalls als Ehrenamt ausgeübt wurde und mit
tatsächlichem Erwerb von Ehre in Verbindung stand. 93
Der Begriff „Ehrenamt“ hat seinen Ursprung allerdings im 19. Jahrhundert und wurde zu
dieser Zeit bereits genau definiert. In der Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaft und
Künste von 1838 lautet die Definition folgendermaßen:
„Ehrenamt, verschieden von Ehrenposten und eine Unterart der Ehrenstellen,
bezeichnet ein solches öffentliches Amt, das entweder mit keinem oder nur einem
geringen Gehalt, auch, seiner Absicht nach, nicht mit der Hoffnung auf Erlangung
eines besoldeten Amtes verbunden ist. […] Ehrenamt nennt man jetzt ein solches Amt
vorzugsweise darum, weil es von den Emolumenten öffentlicher Ämter nichts, als die mit
jedem öffentlichen Amte verbundene Würde – Ehre dem Verwalter desselben gibt.“ 94
Das Ehrenamt bezeichnete also sowohl administrative, politische Ämter, die von Bürgern
übernommen werden konnten und eine große Ehre für diese darstellten, als auch
kirchlich, religiöse Bereiche wie Hilfstätigkeiten für Arme und Bedürftige. Und auch
Organisationen und Vereine wurden zu dieser Zeit erstmals gegründet.
Politische Ehrenämter waren allerdings ausschließlich Männern vorbehalten und die
religiösen, ehrenamtlichen Tätigkeiten wurden überwiegend von Frauen ausgeführt. 95
Diese Tradition könnte einen möglicher Grund für die geschlechtsspezifischen
Unterschiede, auch heute noch , bilden.
Später während des ersten Weltkriegs veränderte sich die Situation vor allem für Frauen.
Durch den Arbeitskräftemangel im und nach dem Krieg und der hohen Anzahl Bedürftiger,
leisteten die Frauen immer mehr Freiwilligenarbeit und engagierten sich ehrenamtlich für
die Armenhilfe. 96
Mit dem zweiten Weltkrieg änderte sich die Lage bezüglich Freiwilligenarbeit allerdings
erneut. Durch das nationalsozialistische Regime wurden Freiwilligenorganisationen
verboten und neue Organisationen wie die „Hitlerjungend“ bzw. „Der Bund deutscher
93
http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenamt, 27.12.2012
http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenamt, 27.12.2012
95 vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S. 3
96 vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
94
32
Mädel“, in denen sich alle deutschen Jugendlichen zwangsweise engagieren mussten,
wurden eingeführt.
Erst nach dem Ende des Krieges entwickelte sich rasch eine neue Bewegung des
bürgerschaftlichen Engagements. Ein Teil der Wiederaufbautätigkeiten wurde von
sogenannten „Trümmerfrauen“ erledigt und auch die Versorgung der
„Kriegsbeschädigten“ war Aufgabe von Freiwilligen. 97
3.3.1.2 Ehrenamt und Freiwilligenarbeit heute
Man kann also deutlich erkennen, dass sich das Ehrenamt im Laufe der Zeit sehr
verändert hat. Heute kann man beispielsweise wieder einen neuen Trend feststellen.
Denn mittlerweile ist es oft nicht mehr so, dass sich Menschen ein Leben lang in bzw. für
eine Organisation engagieren, vielmehr führen, besonders junge Menschen, kurze,
projektbezogene Freiwilligenarbeit aus. Ein Beispiel wäre Entwicklungshilfe oder Umweltbzw. Tierschutz im Ausland.98
3.3.1.3 Schlussfolgerung
Betrachtet man nun diese gewachsene traditionelle Aufgabenverteilung zwischen Frauen
und Männer, so lassen sich einige Zusammenhänge zur heutigen Situation und zu den
Unterschieden zwischen Männern und Frauen in den verschiedenen Bereichen,
herstellen.
Männer waren schon immer für die politischen Bereiche und Frauen für die sozialen
Bereiche zuständig und genau dieses Phänomen spiegelt sich heute sowohl in der
Freiwilligenarbeit, als auch in der Erwerbsarbeit und Hausarbeit immer noch wieder.
Frauen sind neben den freiwilligen Tätigkeiten im sozialen Bereich auch häufiger in
Berufen der sogenannten „Carearbeit“ tätig und haben den Großteil der Hausarbeit zu
leisten.
Freiwilligenarbeit wird sich aber auch in Zukunft noch weiter verändern. Denn auch die
stetige Weiterentwicklung der Erwerbsarbeit hat Einfluss auf das freiwillige Engagement
der Menschen.
3.3.2 Ungleiche Verteilung von Erwerbsarbeit und Haus- und
Familienarbeit
Eine weitere mögliche Erklärung wären die geschlechterspezifischen Unterschiede in der
Freiwilligenarbeit als Folge ungleicher Verteilung von Erwerbsarbeit sowie Haus- und
Familienarbeit. Das bedeutet, dass Männer und Frauen unterschiedliche Aufgaben zu
erfüllen haben, die wiederum unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen und somit
unterschiedlich viel Freizeit für ehrenamtliche Tätigkeiten lassen. Man spricht hier also
von einem sogenannten „Mechanismus der Zeitkonkurrenz“.
Abb. 8 zeigt die Verteilung der Arbeitszeiten sehr genau und man kann deutlich erkennen,
dass Frauen einer weitaus höheren zeitlichen Belastung (durchschnittlich 45 Stunden pro
Woche) ausgesetzt sind als Männer (durchschnittlich 35 Stunden pro Woche). Dies trifft
sowohl auf die Arbeitszeit im Haushalt, als auch auf die Zeit für Kinderbetreuung zu.
Lediglich die Erwerbsarbeitszeit überwiegt bei Männern.
97
vgl. Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern. http://www.wir-fueruns.de/landesnetzwerk/i10.pdf, 27.12.2012; S. 34
98 vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
33
Was die Grafik nicht zeigt, aber zusätzlich einen weiteren Einfluss auf die zeitliche
Beanspruchung hat, ist die Verpflegung und Betreuung von älteren Angehörigen, was
ebenfalls vorwiegend von Frauen geleistet wird. 99
Abb. 8: durchschnittlich geleistete wöchentliche Arbeitszeit von Frauen und Männern nach
Altersgruppen, More-Hollerweger; Sprajcer, 2009
3.3.2.1 Schlussfolgerung
Das heißt also, dass Frauen eindeutig mehr Zeit für Haus- und Familienarbeit aufwenden
müssen und deshalb schlicht weniger Zeit haben sich freiwillig zu betätigen. Männer
hingegen nehmen das Problem der Zeitkonkurrenz nicht so stark wahr und können ihre
Freizeit deshalb mit Freiwilligenarbeit ausfüllen. 100
Frauen haben also insgesamt eine fast 1 ½ -fache Mehrbelastung im Gegensatz zu
Männern und wenn man allein die Haus- und Familienarbeit betrachtet, ergibt sich sogar
eine 4-fache so hohe Belastung für Frauen. Trotz dieser hohen zeitlichen Belastung
leisten Frauen dennoch kaum weniger Freiwilligenarbeit als Männer. Genau diese
Zusammenhänge könnten nun die Unterschiede im freiwillig geleisteten Arbeitsvolumen
zwischen Männern und Frauen erklären.
3.3.3 Das generelle Geschlechterverhältnis in Österreich
Um die Unterschiede und die ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in der
Freiwilligenarbeit besser verstehen zu können ist es auch notwendig, die generelle
Situation des Geschlechterverhältnisses am österreichischen Arbeitsmarkt zu betrachten,
weshalb im Folgenden die wichtigsten Indikatoren zur Messung der Gender-Unterschiede
beschrieben werden.
99
vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S.
90-94
100 vgl. More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S. 90-94
34
3.3.3.1 Erwerbstätigenquote
Die Erwerbstätigenquote, also der Anteil aller Erwerbstätigen im Alter von 15-64 Jahren
an der gleichaltrigen Bevölkerung, betrug im Jahr 2011 72%. Die Erwerbstätigenquote der
Frauen war 67% und die der Männer 78%. 101
3.3.3.2 Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap bezeichnet die geschlechterspezifischen Einkommensunterschiede
zwischen Männern und Frauen. 102 In der folgenden Abbildung sieht man also den
unbereinigten Gender Pay Gap, das heißt die Differenz der durchschnittlichen
Stundenlöhne zwischen männlichen und weiblichen Arbeitskräften in Prozent. Dieser
Indikator liegt in Österreich derzeit (2009) bei 25,4%. Österreich belegt somit, verglichen
mit dem EU-27 Durchschnitt (17,1%), den drittletzten Platz und ist EU-weit gemeinsam
mit der Tschechischen Republik und Estland ein sehr schlechtes Beispiel für gerecht
verteilte Einkommen zwischen Männern und Frauen. 103
Abb. 9: Gender Pay Gap 2009, ohne Anpassungen, Eurostat, 2009
3.3.3.3 Frauen in Geschäftsführung und Aufsichtsrat
Aus einer Studie der Arbeiterkammer Österreich aus dem Jahr 2012, bei der die Anteile
der Frauen in der Geschäftsführung und im Aufsichtsrat der österreichischen Top 200
Unternehmen analysiert wurden geht hervor, dass sowohl in der Geschäftsführung als
auch im Aufsichtsrat männliche Personen dominieren.
Der Frauenanteil in der Geschäftsführung der Top 200 Unternehmen in Österreich liegt
nämlich lediglich bei 5,1%, wie Abb. 9 veranschaulicht, aber auch der Anteil an Frauen im
Aufsichtsrat beträgt nur 11,2%. 104
101
vgl. Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt Österreich (Hg.);
Stockinger, Sieglinde: Gender Index 2012. Frauen und Männer in Österreich. Geschlechterspezifische
Statistiken. - Wien, 2012, S. 33
102 vgl. Geisberger, Tamara: Sozioökonomische Situation. Geschlechterspezifische Lohn- und
Gehaltsunterschiede im europäischen Vergleich. In: Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst im
Bundeskanzleramt Österreich (Hg.): Frauenbericht 2010. Bericht betreffend die Situation von Frauen in
Österreich im Zeitraum von 1998 bis 2008. - Wien, 2010, S. 195-196
103 http://epp.eurostat.ec.europa.eu/statistics_explained/index.php/Gender_pay_gap_statistics#Source_data
_for_tables.2C_figures_and_maps_on_this_page_.28MS_Excel.29 , 27.12.2012
104 vgl. Ahmad, Soma; Hudelist, Simone; Wieser, Christina: Frauen.Management.Report.2012. Frauen in
Geschäftsführung & Aufsichtsrat in den Top 200 und börsenorientierten Unternehmen. - März, 2012, S.13-14
35
Abb. 10: Verteilung von Männern und Frauen in der Geschäftsführung 2012, in den Top 200 und
börsenorientierten Unternehmen Österreichs, Ahmad; Hudelist; Wieser, 2012
3.3.3.4 Schlussfolgerung
Wenn es um Verantwortung, viel Geld (Erwerbstätigkeit, Einkommen) oder
Machtpositionen (Leitungsfunktionen) geht, dann ist das Verhältnis zwischen den
Geschlechtern stark von Männern dominiert. Geht es allerdings um wenig Geld oder
niedrige Positionen, dann sind Frauen verhältnismäßig in der Überzahl und betreiben fast
so viel Zeitaufwand wie Männer, obwohl Frauen generell einer wesentlich größeren
zeitlichen Belastung ausgesetzt sind, wie in Kapitel 3.3.2 bereits erläutert wurde.
Die eben beschriebenen Indikatoren lassen also erkennen, dass die Situation der
Geschlechter in der Freiwilligenarbeit ein Spiegelbild der generellen Situation am
Arbeitsmarkt darstellt.
Männer weisen in Österreich eine höhere Erwerbstätigenquote als Frauen auf und sind
auch in der Freiwilligenarbeit vermehrt tätig.
Die Leitungspositionen in der Privatwirtschaft sind ebenfalls mehrheitlich von Männern
besetzt was sich so auch in freiwilligen Organisationen zeigt.
Und der Gender Pay Gap macht einmal mehr die unterschiedliche gesellschaftliche
Wertschätzung von männlicher und weiblicher Arbeitsleistung deutlich, wie sie sich eben
auch in der Form der Beteiligung und den Bereichen des freiwilligen Engagements
niederschlägt.
3.4 Motive und Hinderungsgründe für ehrenamtliche Tätigkeit
3.4.1 Motive
Die Motive für freiwilliges Engagement sind vielfältig. Die Mikrozensus Zusatzerhebung
der Statistik Austria zeigt, dass von Männern und Frauen gleichermaßen, die folgenden
Gründe für freiwilliges Engagement genannt werden: „Spaß haben“, „anderen helfen“,
sowie „Menschen treffen und neue Freunde gewinnen“.
Die einzigen Motive die für männliche Freiwillige etwas wichtiger sind, sind die
Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen und seine eigenen Fähigkeiten einbringen zu können,
sowie die gesellschaftliche Anerkennung, die Freiwilligenarbeit mit sich bringt.
36
Generell kann man aber keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern
hinsichtlich der Motive erkennen, wie Abb. 11 zeigt. 105
Das heißt also, dass Frauen und Männer von Grund auf eigentlich keine Unterschiede
aufweisen, weshalb sie sich freiwillig betätigen. Die unterschiedlichen Motive entstehen
erst im Laufe der Zeit, durch die Prägung des sozialen Umfelds, der Belastungen im Alltag
sowie der Arbeitsbelastung, die die Menschen beeinflussen.
Abb. 11: Motive von Frauen und Männern für freiwilliges Engagement, More-Hollerweger; Sprajcer,
2009
3.4.2 Hinderungsgründe
Bezüglich der verschiedenen Hinderungsgründe ergibt sich allerdings ein etwas anderes
Bild. Man kann hier nämlich einen deutlichen Unterscheid zwischen Männern und Frauen
erkennen. Der am häufigsten genannte Hinderungsgrund bei Frauen, mit 73,4% ist der,
dass Frauen meist durch familiäre Aufgaben ausgelastet sind und sich deshalb nicht bzw.
weniger engagieren.
Betrachtet man nun aber die Antworten der männlichen Befragten, so kann man
erkennen, dass die zeitliche Unvereinbarkeit mit dem Beruf, mit 53,0%, der
ausschlaggebendste Hinderungsgrund bei Männern ist, was auf die – nach wie vor – klare
Vorherrschaft des männlichen Ernährermodells verweist. 106
105
vgl. More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. - Wien, Juni 2009, S.
101
106 vgl. More More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S.102
37
Abb. 12: Argumente von Frauen und Männern gegen freiwilliges Engagement, More-Hollerweger;
Sprajcer, 2009
3.5 Einfluss von Gesellschaft und Sozialisation auf
Freiwilligenarbeit
3.5.1 Familie
Die Sozialisation hat generell einen starken Einfluss auf das ehrenamtliche Engagement
eines Menschen. Denn vor allem der Einfluss des Elternhauses spielt eine sehr wichtige
Rolle. Entscheidend sind die Werte und Grundsätze, welche Eltern ihren Kindern
mitgeben und welche das ganze weitere Leben beeinflussen. Kinder und Jugendliche
lernen schon früh am Modell ihrer Eltern und setzen ihre, durch Vorbilder geprägten,
Einstellungen in die Tat um. So ist es sehr wahrscheinlich, dass sich Kinder, deren Eltern
Freiwilligenarbeit geleistet haben bzw. immer noch leisten, ebenfalls für das Gemeinwohl
der Menschen einsetzen werden. 107
Ein Beispiel, das vor allem früher sehr weit verbreitet war und möglicherweise auch heute
noch ist, ist die Freiwillige Feuerwehr. An diesem Beispiel kann man die Beeinflussung
durch traditionelle Werte ganz deutlich erkennen. Eine Familie am Land, deren
Generationen schon etliche Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr vertreten waren, wird
immer stolz darauf sein, behaupten zu können, dass vom Ururgroßvater an, jede
Generation freiwillig engagiert war und so wird sich die Tradition und die damit
verbundene Sozialisation immer weiter fortsetzten. 108
Umgekehrt gibt es solche Situationen auch bei Mädchen. Diese werden meist schon von
klein auf, auf ein Leben als Hausfrau und Mutter vorbereitet. Das heißt, von Frauen wird
erwartet, dass sie sich um andere Menschen kümmern und somit meist im Sozialbereich
tätig sind – sowohl in der Erwerbs- als auch in der Freiwilligenarbeit.
107
108
vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
38
3.5.2 Schule und Bildung
Aber natürlich prägen auch Schule und Bildung.. Wenn junge Menschen schon früh auf
die Bedeutung von Freiwilligenarbeit aufmerksam gemacht werden, so ist es naheliegend,
dass diese Werte auch im späteren Leben handlungswirksam werden. Schule und
Bildung sind deshalb auch wichtige Punkte, an denen Verbesserungsmöglichkeiten
angesetzen sollten, wie in Kapitel 3.7. näher erläutert wird. 109
3.5.3 Zivildienst
Außerdem stellt auch der Zivildienst einen wichtigen Zusammenhang zur
Freiwilligenarbeit dar. Laut meiner Interviewpartnerin Eva More-Hollerweger zeigt sich in
Organisationen in denen Zivildienst geleistet werden kann oftmals, dass Zivildiener über
ihre Pflichtzeit hinaus freiwillig tätig bleiben. Denn oft sammeln sie neue Erfahrungen und
Eindrücke was die Zusammenarbeit mit anderen Menschen betrifft und finden Gefallen
daran. Die Berufe, die Zivildiener dann meist ausüben, sind überwiegend im
Sozialbereich. Das heißt auch Männer engagieren sich während ihrer Zivildienstzeit in
Bereichen wie Kindererziehung oder Altenpflege, also Berufe, die sie normalerweise eher
weniger ausüben. Außerdem ist die Wahl, die Zivildiener treffen, wenn sie sich für den
Zivildienst entscheiden sehr oft vom sozialen Umfeld geprägt.
Darüber hinaus verfügen Zivildiener nach abgeleistetem Dienst oftmals über bestimmte
Ausbildungen, die für bestimmte Bereiche der Freiwilligenarbeit nötig sind und müssen
sich diese nicht noch zusätzlich aneignen. Somit ist also der Zivildienst ebenfalls ein
wichtiger Einflussfaktor auf das Engagement von jungen Bürgern und Bürgerinnen. 110
3.6 Verbesserungsmöglichkeiten des Geschlechterverhältnisses
3.6.1 Schule und Bildung
Wie schon in Kapitel 3.6 kurz angesprochen spielt die Sozialisation eines Menschen eine
entscheidende Rolle wenn es um die Entwicklung von sozialem Engagement geht.
Deshalb ist es besonders wichtig auch hier mit Verbesserungen zu beginnen.
Kinder und Jugendliche sollten schon so früh wie möglich über Freiwilligenarbeit
aufgeklärt werden. Sie sollten verstehen lernen wie soziale Hilfsbereitschaft funktioniert
und was man dadurch in der Gesellschaft verbessern kann bzw. welchen Beitrag man
dazu leistet. Außerdem sollte man Kinder und Jugendliche inspirieren und ihr Interesse
wecken, damit diese sich später einmal freiwillig engagieren wollen. 111
Um nun das Ungleichgewichte im Verhältnis der Geschlechter auszugelichen, sollte man
Mädchen, die Bereiche in denen sich hauptsächlich Männer engagieren „schmackhaft
machen“, indem man ihnen zeigt, dass auch diese Berufe und Tätigkeiten Spaß machen
und vor allem, dass auch Mädchen dafür geeignet sind. Man sollte jungen Mädchen
außerdem klar machen, dass sie nicht dafür verurteilt oder verspottet werden würden,
sollten sie sich für „Männer Domänen“ interessieren.
Umgekehrt gilt das natürlich auch für Burschen. Auch ihnen sollte man die typischen
109
vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
111 vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
110
39
Frauentätigkeiten in der Freiwilligenarbeit näherbringen und sie dafür begeistern, sodass
sie sich später vielleicht sogar hauptberuflich dafür entscheiden.
3.6.2 Erhöhung der Sensibilität in freiwilligen Organisationen
Eine weitere Möglichkeit der Verbesserung des Geschlechterverhältnisses wäre eine
Erhöhung der allgemeinen Sensibilität in freiwilligen Organisationen, wie beispielsweise
der Freiwilligen Feuerwehr oder anderen traditionellen Organisationen.
Oft engagieren sich in diesen Vereinen deshalb so wenige Frauen, weil sie diverse
Vorurteile haben, die sich in der Realität womöglich sogar bestätigen. Frauen scheuen
also oft davor zurück sich in von Männern dominierten Bereichen zu betätigen, weil sie
befürchten nicht in das Schema zu passen und deshalb womöglich direkt oder indirekt
diskriminiert werden. Aus diesem Grund sollte es ein Ziel sein, die diversen
Organisationen und Vereine, sowie die dort tätigen Freiwilligen so zu sensibilisieren, dass
Frauen davon überzeugt werden, sich auch in „genderuntypischen“ Bereichen zu
engagieren.112
3.6.3 Selbstverpflichtung der Organisationen
Ein besonders wichtiger Punkt zur Verbesserung ist allerdings die Selbstverpflichtung der
Organisationen, sich für mehr Gendergerechtigkeit einzusetzen.
Das heißt also, dass Organisationen und Vereine selber die Initiative ergreifen müssen
und ihre Anliegen zur Verbesserung des Geschlechterverhältnisses zu einem Teil ihres
Selbstverständnisses machen müssen, zum Beispiel indem sie diesbezügliche
Anstrengungen in ihr Leitbild aufnehmen. Es sollten also bestimmte Grundwerte formuliert
und verinnerlicht werden, die vom obersten Leitungsteam bis hin zu allen Mitgliedern
einer Organisation weitergegeben werden müssen.
Zur zusätzlichen Verbesserung, Steuerung und Kontrolle wäre auch eine spezielle
Steuergruppe von Vorteil, die sich sowohl aus Männern und auch Frauen zusammen
setzt, um gendergerechte Gedanken in die Handlungen der Organisation zu integrieren
und Auswirkungen bzw. Ergebnisse in weiterer Folge zu analysieren und kontrollieren. 113
3.6.4 Frauenquote in freiwilligen Organisationen
Macht eine Frauenquote in freiwilligen Organisationen Sinn? Um diese Frage zu
beantworten und als möglichen Verbesserungsvorschlag anzudenken, sollte man sich die
generelle Definition der Frauenquote genauer ansehen:
„Mit der Frauenquote wird eine bestimmte Geschlechterverteilung bei der Besetzung von
Stellen oder Führungspositionen bezeichnet. Als Zweck wird die Gleichstellung von
Mann und Frau verfolgt. […]“ 114
Nun, wie in Kapitel 3.7.4 schon erwähnt wurde, ist auch die Frauenquote eine
Entscheidung, die jede freiwillige Organisation selber treffen muss. Der Staat kann NGO’s
gesetzlich nicht dazu verpflichten ein ausgeglichenes Verhältnis von Männern und Frauen
in Leitungspositionen anzustreben, denn der Staat stellt immer einen gewissen Gegenpol
112
vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
vgl. Weg, Marianne: Going Gender für die BürgerInnengesellschaft. Gender Mainstreaming in
zivilgesellschaftlichen Organisationen. - Bonn, 2005, S. 46-49
114 http://www.cecu.de/lexikon/politik/1767-frauenquote.htm, 11.12.2012
113
40
zum Dritten Sektor bzw. der ehrenamtlichen Tätigkeit dar und sollte sich nicht in die
Angelegenheiten dieses Sektors einmischen. Somit liegt es an den Organisationen selber,
sich für eine Frauenquote einzusetzen und diese mit bestimmten und gezielten Strategien
umzusetzen. 115
Ein gegenteiliger Standpunkt wäre aber eine gesetzliche Regelung, die freiwillige
Organisationen dazu verpflichtet eine Frauenquote einzuhalten, um so das
Geschlechterverhältnis zu verbessern. Wenn es dem Staat Österreich ein großes
Anliegen ist für Gendergerechtikeit zu sorgen, dann sollte er sich sehr wohl für eine
Frauenquote in Freiwilligenorganisationen einsetzten. Diese könnte sich z.B. am
Geschlechterverhältnis der Mitglieder einer Organisation orientieren.
3.7 Resumée
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es in der österreichischen
Freiwilligenarbeit einige Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern gibt. Diese beziehen
sich sowohl auf die verschiedenen Bereiche, das Ausmaß und das Arbeitsvolumen sowie
die Form der Beteiligung. Und all diese Unterschiede zwischen Männern und Frauen
stehen im direkten Zusammenhang mit anderen Einflussfaktoren wie Erwerbsarbeit oder
Bildungsstand. Aber auch die geschichtlichen Hintergründe und die ebenfalls damit
verbundene heutige Situation am Arbeitsmarkt spielen eine wichtige Rolle was das
ehrenamtliche Engagement der Österreicher und Österreicherinnen betrifft.
Vor allem aber der Einfluss von Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit ist entscheidend.
Unter anderem entstehen durch die zeitliche Mehrbelastung von Frauen in diesen
Arbeitsbereichen auch die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in der
Freiwilligenarbeit. Die generelle Verteilung von Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit ist
wiederum auf die gesellschaftliche Situation sowie die Sozialisation der Menschen
zurückzuführen. Somit spielt die Prägung des sozialen Umfelds eine wichtige Rolle und
verschärft die Unterschiede zwischen Männern und Frauen noch zusätzlich.
Aus diesem Grund ist es nun besonders wichtig den Ansatz für Verbesserungsvorschläge
bei der Sozialisation zu suchen. Das heißt, die gesellschaftlichen Vorstellungen und
Erwartungen in Bezug auf die Geschlechterrollen sollten sich grundlegend ändern, um die
Gleichberechtigung von Männern und Frauen in allen Bereichen zu verbessern und in
Folge auch eine Gleichstellung zu garantieren.
115
vgl. More-Hollerweger, Eva: Interview am 26. November 2012
41
4 LITERATURVERZEICHNIS
Bücher, Aufsatzsammlung, Sammelwerke
Birkhölzer, Karl; Kistler, Ernst; Mutz, Gerd: Der Dritte Sektor. Partner für Wirtschaft und
Arbeitsmarkt. – Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004.
Meyer, Michael: Freiwilligenarbeit im Kontext: Individuelle, sozioökonomische und
politische Einflussfaktoren. In: Kommunalwissenschaftliche Gesellschaft (Hg.):
Freiwilligenarbeit. Symposium 2011. – Wien: Manz‘sche Verlags- und
Universitätsbuchhandlung, 2011.
Novy, Traude: Erweitertes Ökonomieverständnis – 5-Sektorenmodell der
Gesamtwirtschaft. In: Verein Joan Robinson (Hg): Wirtschaft anders denken.
Feministische Wirtschaftsalphabetisierung. – Wien: Eigenverlag, 2010.
Diplomarbeiten, Dissertationen, Studien, Berichte, Reports
Ahmad, Soma; Hudelist, Simone; Wieser, Christina: Frauen.Management.Report.2012.
Frauen in Geschäftsführung & Aufsichtsrat in den Top 200 und börsenorientierten
Unternehmen. – März, 2012.
Birkhölzer, Karl; Kistler, Ernst; Mutz, Gerd: Der Dritte Sektor. Partner für Wirtschaft und
Arbeitsmarkt. – Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004.
Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (Hg.): Soziales Jahr,
November 2012
Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (Hg.): Sozialbericht
2011-2012. Ressortaktivitäten und sozialpolitische Analysen. – Wien, November 2012
Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt Österreich
(Hg.); Stockinger, Sieglinde: Gender Index 2012. Frauen und Männer in Österreich.
Geschlechterspezifische Statistiken. – Wien, 2012.
Geisberger, Tamara: Sozioökonomische Situation. Geschlechterspezifische Lohn- und
Gehaltsunterschiede im europäischen Vergleich. In: Bundesministerin für Frauen und
Öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt Österreich (Hg.): Frauenbericht 2010. Bericht
betreffend die Situation von Frauen in Österreich im Zeitraum von 1998 bis 2008. – Wien,
2010.
Landes-Medienzentrum Salzburg (Hg.): Informationen zu Volksbefragung 20. Jänner
2013. Berufsheer und bezahltes Sozialjahr oder Wehrpflicht und Zivildienst. – Salzburg,
3.12.2012
Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern: Kleine Geschichte des
bürgerschaftlichen Engagements in Bayern. http://www.wir-fueruns.de/landesnetzwerk/i10.pdf, 27.12.2012
Meyer, Michael: Freiwilligenarbeit im Kontext: Individuelle, sozioökonomische und
politische Einflussfaktoren. In: Kommunalwissenschaftliche Gesellschaft (Hg.):
Freiwilligenarbeit. Symposium 2011. – Wien: Manz‘sche Verlags- und
Universitätsbuchhandlung, 2011.
42
More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich. – Wien,
Juni 2009.
Nährlich, Stefan: Spenden und Ehrenamt, Vereine und Stiftungen. http://www.aktivebuergerschaft.de/fp_files/Naehrlich_Wozu_braucht_man_Buergerengagement.pdf ,
27.8.2012.
Novy, Traude: Erweitertes Ökonomieverständnis – 5-Sektorenmodell der
Gesamtwirtschaft. In: Verein Joan Robinson (Hg): Wirtschaft anders denken.
Feministische Wirtschaftsalphabetisierung. – Wien: Eigenverlag, 2010.
Weg, Marianne: Going Gender für die BürgerInnengesellschaft. Gender Mainstreaming in
zivilgesellschaftlichen Organisationen. – Bonn, 2005, S. 46-49
Zivildienstserviceagentur (Hg.).: Zuweisung 2011 nach Sparten und Bundesland.
Zuweisungen Zivildienstpflichtiger – Österreich 2011 aufgegliedert nach Bundesländern
und Dienstleistungssparten, 2011
Internetquellen
http://www.bundes-freiwilligendienst.de/bfd/, 19.12.2012
http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/ueber-den-bfd.html,
19.12.2012
http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/oft-gestelltefragen.html, 12.12.2012
http://www.bundesfreiwilligendienst.de/der-bundesfreiwilligendienst/paedagogischebegleitung.html, 12.12.2012
http://www.bundes-freiwilligendienst.de/fsj-freiwilliges-soziales-jahr/, 12.12.2012
http://www.bundes-freiwilligendienst.de/news/bundesfreiwilligendienstbfd/sozialversicherung-trager- einsatzstellen-des-fsj-und-bfd-tragen-beitrag-allein/,
12.12.2012
http://www.bundes-freiwilligendienst.de/news/freiwilliges-soziales-jahr-fsj/was-bedeutetbfd-fsj-foj/, 12.12.2012
http://www.cecu.de/lexikon/politik/1767-frauenquote.htm, 28.12.2012
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/statistics_explained/index.php/Gender_pay_gap_statistic
s#Source_data_for_tables.2C_figures_and_maps_on_this_page_.28MS_Excel.29,
27.12.2012
http://www.jusline.at/index.php?cpid=ba688068a8c8a95352ed951ddb88783e&lawid=74&
paid=2, 23.10.2012
http://www.news.at/a/berufsheer-debatte-profis-millionen, 23.11.2012
http://profiheer.at/profiheer/, 5.11.2012
http://www.soziale-berufe.com/inhalt/fsj-oder-bfd.html, 26.12.2012
http://www.statistik.at/web_de/services/mikrodaten_fuer_forschung_und_lehre/datenange
bot/standardisierte_datensaetze_sds/index.html, 15.10.20012
http://www.statistik.at/web_de/services/mikrodaten_fuer_forschung_und_lehre/datenange
bot/standardisierte_datensaetze_sds/index.html, 15.10.20012
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/soziales/freiwilligenarbeit/index.html, 18.10.2012
43
http://www.sicherheit.ktn.gv.at/210004_DE-ZivildienstFinanzielle_Aufwendungen_einer_ER_fuer_ZD-Leistende_2013.pdf, 21.3.2013
http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenamt, 27.12.2012
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/dritter-sektor.html, 8.11.2012
Zeitungen
Völker, Michael: Soziales Jahr: 8000 Freiwillige sollen den Zivildienst ersetzen. In: Der
Standard, 16.11.2012
Verteidigungspolitik per Feigenblatt. In: Der Standard, 29.11.2012
Mittelstaedt, Katharina; Seidl, Conrad: Gesucht: Starke Frauen für das Heer. In: Der
Standard, 30.11.2012
Weißensteiner, Nina: Junge Männer für weibliche Sozialbranche gesucht. In: Der
Standard, 5.12.2012
Fernsehsendung
ORF2: Bürgerforum - Berufsheer oder Bundesheer? Zivildienst oder freiwilliges, soziales
Jahr?, 8.1.2013
Interviews
More-Hollerweger, Eva: Vize-Direktorin und Senior Researcher am Institut für
interdisziplinäre Non-Profit Forschung der Wirtschaftsuniversität Wien; Interview am
26.11.2012, Wien
Sachse, Charlotte, Sektion Europäische, Internationale & Sozialpolitische
Grundsatzfragen in der Abteilung V/1 (EU-Angelegenheiten); Interview am 30.11.2012 im
Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Wien
44
5 ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Novy, Traude: Erweitertes Ökonomieverständnis – 5-Sektorenmodell der
Gesamtwirtschaft. In: Verein Joan Robinson (Hg): Wirtschaft anders denken.
Feministische Wirtschaftsalphabetisierung. – Wien: Eigenverlag, 2010, S. 35
Abb. 2: More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich.
– Wien, Juni 2009, S.59
Abb. 3: More-Hollerweger, Eva; Sprajcer, Selma: Freiwilliges Engagement in Österreich.
– Wien, Juni 2009, S.53
Abb. 4: Ablauf Administration soziales Jahr: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und
Konsumentenschutz: Soziales Jahr, November 2012
Abb. 5 : Monatliche Kosten eines Zivildieners: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und
Konsumentenschutz: Soziales Jahr, November 2012
Abb. 6: Monatliche Kosten einer/s Beschäftigten im soziales Jahr (inkl.
Sonderzahlungen): Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz:
Soziales Jahr, November 2012
Abb. 7: More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S.97
Abb. 8: More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S.93
Abb. 9:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/statistics_explained/index.php/Gender_pay_gap_statistic
s#Source_data_for_tables.2C_figures_and_maps_on_this_page_.28MS_Excel.29,
27.12.2012
Abb. 10: Ahmad, Soma; Hudelist, Simone; Wieser, Christina:
Frauen.Management.Report.2012. Frauen in Geschäftsführung & Aufsichtsrat in den Top
200 und börsenorientierten Unternehmen. – März, 2012, S.13
Abb. 11: More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S.101
Abb. 12: More-Hollerweger; Sprajcer, 2009, S.102
45
6 ANHANG
6.1 Projektanträge
6.1.1 Projektantrag Nagl
Thema
Der Dritte Sektor und die ehrenamtliche Tätigkeit
Teammitglieder
Marlies Moser & Tamara Nagl
Projektziel
(Forschungsfrage)
Was spricht für und gegen die Einführung eines freiwilligen,
sozialen Jahres im Falle einer Abschaffung der Wehrpflicht
und damit des Zivildienstes in Österreich? Wie soll dieser
freiwillige Dienst organisiert sein und welche gesellschaftlichen
Folgen ergeben sich? Untersucht am Vorbild Deutschland.
Teamteil:
1. Definition Dritter Sektor
1.1.
5 – Sektorenmodel
1.2.
Non-Profit Sektor
2. Definition ehrenamtliche Tätigkeit
2.1. formelle und informelle Tätigkeit
3. Allgemeine Zahlen und Fakten zur ehrenamtlichen
Tätigkeit
4. Geschlechterverhältnis
5. Einflussfaktoren auf Freiwilligenarbeit
5.1. Stadt-Land Gefälle
5.2. Bildungsniveau
5.3. Einkommen
5.4. etc.
6. Motive für ehrenamtliches Engagement
Projektbeschreibung
Einzelteil:
Was ist Katastrophenschutz?
Aufgaben des Bundesheers und der Rettung im
Zusammenhang mit Katastrophenschutz?
Was würde passieren, wenn die Wehrpflicht abgeschafft
werden würde?
Wer würde die Arbeit der der Rettung bzw. Bundesheeres
bzgl. Katastrophenschutz übernehmen? Welche Aufgaben
wären zu übernehmen?
Wie würde sich das Wegfallen der Zivildiener und Wehrpflicht
auf die Gesellschaft auswirken?
Welche Kosten würden durch den Wegfall entstehen?
Würde ein freiwilliges soziales Jahr in Österreich Sinn machen
(Vorbild Deutschland: Bufdi‘s)?
Wie sieht es mit der Bezahlung der „Freiwilligen“ aus? –
46
Kosten?
Würde es genug Freiwillige in Österreich geben, die diese
Aufgaben übernehmen würden?
Wie sehen die Positionen der österreichischen Parteien bzgl.
Abschaffung der Wehpflicht und Einführung eines
Bundesfreiwilligen aus?
-
Wir bearbeiten nicht die verschiedenen Leistungen, die
der Dritte Sektor für die anderen Sektoren erbringt.
-
Keine detaillierte Behandlung der Funktionen des
Dritten Sektors (Watch-/Kontrollfunktion,
Anwaltschaftsfunktion, Lobbyingfunktion,
Bildungsfunktion, Informationsfunktion)
-
Wir beschäftigen uns nicht mit den arbeitsrechtlichen
Fragen der Freiwilligenarbeit.
-
Wir behandeln lediglich den Dritten Sektor und die
ehrenamtliche Tätigkeit in Österreich.
-
Ich befasse mich nicht mit den
Geschlechterverhältnissen bzgl. des freiwilligen,
sozialen Jahres.
-
Meine Arbeit konzentriert sich auf Daten und Fakten
von Österreich und Deutschland.
Projektgrenzen
Eingereicht am
5.10.2012
Genehmigt am
10.10.2012
von
MMag. Josef Loibelsberger
47
6.1.2 Projektantrag Moser
Thema
Der Dritte Sektor und die ehrenamtliche Tätigkeit
Teammitglieder
Marlies Moser & Tamara Nagl
Projektziel
(Forschungsfrage)
Freiwilligenarbeit in Österreich aus Genderperspektive:
Was sind die Ursachen und Hintergründe für die Unterschiede
zwischen den Geschlechtern hinsichtlich Motiven, Form, Art
und Ausmaß der Beteiligung im Bereich der ehrenamtlichen
Tätigkeit?
Teamteil:
1. Definition Dritter Sektor
1.1. 5-Sektorenmodell
1.2. Non-Profit Sektor
2. Definition ehrenamtliche Tätigkeit
2.1. Formelle und informelle Tätigkeit
3. Allgemeine Zahlen und Fakten zur ehrenamtlichen
Tätigkeit
4. Geschlechterverhältnisse (kurz und allgemein)
5. Allgemeine Einflussfaktoren auf Freiwilligenarbeit
5.1. Stadt-Land Gefälle
5.2. Bildungsniveau
5.3. …
6. Motive für ehrenamtliches Engagement
Projektbeschreibung
Einzelteil:
- Weshalb üben Frauen und Männer unterschiedliche
freiwillige Tätigkeiten aus?
- Wieso engagieren sich Frauen mehr in den Bereichen
Bildung, Soziales und Religion?
- Wieso engagieren sich Männer mehr in den Bereichen
Katastrophenhilfe, Rettung, Feuerwehr, Sport …?
- Welche historischen Hintergründe sind die Ursache/der
Ursprung für die Unterschiede zwischen Männern und
Frauen bezüglich Freiwilligenarbeit?
- Welche Unterschiede gibt es im Ausmaß der freiwilligen
Beteiligung zwischen Männern und Frauen?
- Was sind die unterschiedlichen Motive von Männern und
Frauen sich freiwillig zu engagieren?
- Was sind die unterschiedlichen Hinderungsgründe von
Männern und Frauen, sich nicht freiwillig zu engagieren?
- Was sind die Unterschiede in der Form der Beteiligung
(leitend/ausführend – vertikale Segregation) von Männern
und Frauen?
- Was sind Verbesserungsmöglichkeiten für die
Geschlechterverhältnisse im Dritten Sektor?
48
Projektgrenzen
- Wir konzentrieren uns ausschließlich auf den Dritten bzw.
Non-Profit Sektor, nicht auf die anderen vier Sektoren des
5-Sektorenmodells.
- Wir bearbeiten nicht die verschiedenen Leistungen, die der
Dritte Sektor für die anderen Sektoren erbringt.
- Keine detaillierte Behandlung der verschiedenen Funktionen
des Dritten Sektors. (Watch-/Kontrollfunktion,
Anwaltschaftsfunktion, Lobbyingfunktion, Bildungsfunktion,
Informationsfunktion)
- Wir beschäftigen uns nicht mit den arbeitsrechtlichen Fragen
der Freiwilligenarbeit.
- Ich gehe nicht näher auf die geschlechtlichen Unterschiede
in anderen Ländern ein, das heißt ich beziehe mich nur auf
die geschlechterspezifische Situation in Österreich.
- Ich befasse mich nicht mit der aktuellen Situation in
Österreich bezüglich der Abschaffung der Wehrpflicht bzw.
des Zivildienstes.
Eingereicht am
5.10.2012
Genehmigt am
10.10.2012
von
MMag. Josef Loibelsberger
49
6.2 Projektablaufpläne
6.2.1 Projektablaufplan Nagl
50
51
52
53
6.2.2 Projektablaufplan Moser
54
55
56
57
6.3 Interviewprotokolle
6.3.1 Nagl: Interview mit Frau Charlotte Sachse
Interviewprotokoll
Thema: Der Dritte Sektor und die ehrenamtliche Tätigkeit
Forschungsfrage: „Was spricht für und gegen die Einführung eines freiwilligen,
sozialen Jahres im Falle einer Abschaffung der Wehrpflicht und damit des
Zivildienstes in Österreich? Wie soll dieser freiwillige Dienst organisiert sein und
welche gesellschaftlichen Folgen ergeben sich? Untersucht am Vorbild
Deutschland.“
Meine Interviewpartnerin ist Frau Maga. Charlotte Sachse vom Bundesministerium für
Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Sie ist in der Sektion Europäische,
internationale & sozialpolitische Grundsatzfragen & in der Abteilung V/1 (EUAngelegenheiten) zuständig.
Das Interview fand am 30.11.2012 im Bundesministerium für Arbeit, Soziales und
Konsumentenschutz statt.
Maga. Charlotte Sachse
1) Sehr geehrte Frau Sachse, erstmals danke, dass Sie sich Zeit genommen haben,
um mit mir dieses Experteninterview zu führen. Zunächst darf ich fragen, was
genau Ihre Aufgabe in dem Bereich Europäische, internationale & sozialpolitische
Grundsatzfragen ist?
In der Sektion Europäische, internationale & sozialpolitische Grundsatzfragen
arbeite ich in der Abteilung für EU-Angelegenheiten bzw. europäische Integration.
Das heißt, wenn es um EU-Angelegenheiten geht werde ich eingesetzt und
übernehme dann Koordinierungsaufgaben. Ich arbeite auch bei verschiedenen
nationalen Projekten mit, wie zum Beispiel bei der Erstellung des Planes für das
freiwillige, soziale Jahr.
2) Wie sind sie zu dieser Stelle gekommen sind bzw. welche Ausbildung ist für
diesen Posten nötig?
Nun ich habe Rechtswissenschaften studiert und arbeitete ursprünglich im
Personalbereich für diese Abteilung. Damals habe ich mich schon für europäische
Integration interessiert und habe somit bezüglich dessen eine Zusatzausbildung
absolviert. Danach ging ich für 10 Jahre nach Brüssel um dort mitzuwirken. Als ich
2006 nach Österreich zurückkehrte, bekam ich diese Stelle, da ich viele
Erfahrungen in Brüssel sammeln konnte.
58
Katastrophenschutz & Bundesheer - Zivildienst
3) Nun meine nächste Frage bezieht sich auf den Wegfall der Wehrpflicht und des
Zivildienstes und auf die Einführung eines Berufsheeres. Welche Tätigkeiten, die
aktuell vom Bundesheer erbracht werden, können oder sollen bei der Einführung
des neuen Heeres übernommen werden? Wie viele Mannstunden sind das in
Etwa?
Vom neuen Heer, also dem Berufsheer, sollen die Kernbereiche des
Bundesheeres übernommen werden. Doch gewisse Dienste, wie zum Beispiel
Chauffeurdienste, werden vom Berufsheer nicht übernommen. Ich habe hier eine
Broschüre für Sie vorbereitet, da ich Ihnen nicht allzu viel über das Bundesheer
sagen kann. Es ist auch schwer zu sagen wie viele Stunden das wären, da es ja
auch von den verschiedenen Einsätzen abhängt.
4) Ebenfalls interessiert mich, für welche Tätigkeiten der Zivildienst aufkommt und
welche dann nach Abschaffung des Bundesheeres/Zivildienstes von Freiwilligen
übernommen werden? Wie viele Mannstunden sind das?
Zuerst möchte ich den Begriff „Freiwillige“ klären. Es stimmt, dass man sich zu
diesem freiwilligen, sozialen Jahr eben freiwillig meldet und es kein Zwangsdienst
ist wie das Bundesheer oder der Zivildienst. Dennoch darf man dies nicht mit
freiwilligen Engagement verwechseln, da dieses freiwillige Jahr gegen monetären
Gegenfluss getätigt wird und freiwilliges Engagement nicht. Das freiwillige, soziale
Jahr ist ein normales Arbeitsverhältnis mit Lohnsteuerabgaben,
Sozialversicherung, etc.
Nun, mehr als die Hälfte der Zivildiener in Österreich sind im Sozialwesen
eingesetzt. Somit werden hauptsächlich die Tätigkeiten im Sozialbereich
übernommen und kleinere Bereiche weggelassen, da diese Bereiche sich dann
selbst koordinieren können, weil sie überschaubarer sind. Hier habe ich Ihnen eine
Grafik ausgedruckt, welche auflistet in welchen Bereichen Zivildiener eingesetzt
werden und vor allem in welchem Ausmaß. Ebenfalls kann man hier nicht sagen
wie viele Mannstunden das sind, da es auch hier wieder abhängig von den
Einsätzen ist und es schwer ist, diese Zahlen zu erheben.
5) Das ist sehr freundlich, danke. Somit wurde auch gleich meine nächste Frage
„Welche Tätigkeiten fallen in den Bereich des Bundesheeres und des Zivildienstes
bzw. welche Tätigkeiten werden von diesen bzgl. sozialer Bereiche getätigt?“
beantwortet.
6) Nun, in meiner Arbeit konzentriere ich mich auf den Katastrophenschutz. Wer trägt
den Katastrophenschutz eigentlich?
In der Bundesverfassung wurde festgelegt, dass die Koordination des
Katastrophenschutzes beim Innenministerium, aber auch bei den eigenen
Bundesländern liegt.
59
7) Wie viel und von wem wird in Österreich für Katastrophenschutz jährlich
ausgegeben? Unterliegen die Kosten des Katastrophenschutzes nicht großen
Schwankungen, da er ja zum Beispiel von den jeweiligen Wetterereignissen
abhängig ist?
Das jährliche Budget für Katastrophenschutz wird auf den Bund und auf die
Bundesländer aufgeteilt. Aber die Ausgaben schwanken sehr, da diese, wie Sie
bereits erwähnt haben, abhängig von den Wetterereignissen sind. Deshalb gibt es
diesbezüglich keine genauen Angaben. Wie hoch das Budget ist, weiß ich
allerdings nicht.
8) In der Arbeit „Sozialschutz in Österreich 2012“, welche ich auf der Internetseite
des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz gefunden
habe wird erwähnt, dass ca. 70% der Sozialleistungen Geldleistungen sind und die
anderen 30% Sachleistungen. Ist auch der Zivildienst eine Sachleistung im
Rahmen des österreichischen Sozialsystems oder ist dieser gesondert geregelt?
Nein, der Zivildienst ist nicht in diesen 30% mit inbegriffen. Dieser hat einen
eigenen Posten, wo alles geregelt wird. Die Kosten, sprich die indirekten und
direkten Kosten, für den Zivildienst sind im Bundesbudget ausgewiesen. Hier habe
ich eine Grafik für Sie vorbereitet, wo die Kosten für den Zivildienst und für das
freiwillige, soziale Jahr gegenübergestellt sind. Wie Sie hier sehen können
betragen die Kosten für den Zivildienst 208 Mio. Euro pro Jahr.
9) Wie genau sind das Bundesheer und der Zivildienst in den Katastrophenschutz
eingebunden? Welche Auswirkungen würden sich aus deren Wegfall, speziell auf
den Katastrophenschutz, aber auch auf die anderen Bereiche ergeben? Und
welche Aufgabenbereiche wären im Katastrophenschutz von Freiwilligen zu
erledigen (z.B. Organisation/Katastrophenmanagement, aktiv helfen, etc.)?
Wie bereits erwähnt kann ich Ihnen nichts Genaueres über das Bundesheer
sagen. Aber diesbezüglich können Sie im Internet recherchieren. Ich werde Ihnen
den Link zusenden, wo Sie nachschlagen können wegen genauen Zahlen. Zum
Zivildienst kann ich Ihnen natürlich mehr sagen. Es sind nur sehr wenige
Zivildiener im Katastrophenschutz tätig. Insgesamt sind 413.000 Menschen in
Katastrophenhilfs- und Rettungsdienste freiwillig tätig. Der Zivildienst macht dabei
nur 3% aus, was sehr wenig ist. Also Sie sehen, es sind sehr viele Menschen in
diesem Bereich tätig und ich denke nicht, dass der Wegfall des Zivildienstes eine
große Auswirkung auf den Katastrophenschutz haben wird.
10) Es ist ja nicht nur der Katastrophenschutz im Falle eines Wegfalles vom
Bundesheer und vom Zivildienst betroffen, sondern auch viele andere Bereiche.
Wie viele Personen, welche dieses freiwillige Jahr machen werden, werden hier
benötigt um dies auszugleichen und vor allem, welche Bereiche müssen
abgedeckt werden?
Hier habe ich Ihnen auch eine Grafik ausgedruckt. Wie bereits vorher schon
erwähnt, wird dieses freiwillige, soziale Jahr benötigt, um den Sozialbereich
abzudecken und kleinere Bereiche sich selbst koordinieren müssen. Bzw. es
werden die gesellschaftspolitischen Bereiche abgedeckt. Nach den Berechnungen
reichen 8.000 Personen zu dieser Abdeckung aus.
60
Bundesfreiwilligendienst / freiwilliges, soziales Jahr
11) Nun gibt es ja seit ca. 2 Jahren den Bundesfreiwilligendienst in Deutschland. Auf
einer Internetseite des Bundesfreiwilligendienstes Deutschlands habe ich
herausgefunden, dass ca. 44.520 Personen ein soziales, freiwilliges Jahr (pro
Jahr) absolvierten, bei einer Einwohnerzahl von fast 82 Millionen. Denken Sie
dass, wenn man dieses Verhältnis auf Österreich umlegt, genauso viele Freiwillige
sich bereitstellen würden um so ein freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren?
Würde diese Zahl dann auch ausreichen?
Das stimmt. Auch wenn es anfangs in Deutschland Probleme gab, funktioniert der
Bundesfreiwilligendienst sehr gut. Dieses Phänomen ist aber auch auf die
derzeitigen Arbeitsverhältnisse zurückzuführen. Viele sehen den
Bundesfreiwilligendienst nämlich als einen Übergang von der Arbeitslosigkeit in
das Berufsleben. Man muss abwarten, ob sich der Freiwilligendienst auch dann so
gut hält, wenn sich die Arbeitsverhältnisse in Deutschland verbessern. Man kann
leider nicht davon ausgehen, dass viele diesen Bundesfreiwilligendienst auf Dauer
machen, da es in Deutschland nur Taschengeld gibt und von diesem kann man
nicht leben. Zur Situation in Österreich kann ich Ihnen sagen, dass es überhaupt
kein Problem sein wird genug Personen zu finden, welche das freiwillige, soziale
Jahr machen wollen. Jährlich nehmen 91.500 Personen neu eine Beschäftigung
im Gesundheits- und Sozialbereich auf. Wir gehen davon aus, es sei keine
Schwierigkeit 8.000 Personen von diesen 91.500 Personen zu finden, welche das
freiwillige, soziale Jahr absolvieren möchten.
12) Wie würde die Organisation eines freiwilligen sozialen Jahres aussehen, wenn
dieses wirklich in Österreich eingeführt werden würde?
Wie auch beim Zivildienst gibt, wird es auch für das freiwillige, soziale Jahr eine
Agentur geben, welche die Personen an die Organisationen vermitteln und
weiterleiten wird. Es werden dieselben Organisation sein, die auch bereits mit der
Organisation des Zivildienstes in Kooperation stehen. Sollten sich zu wenige
Personen bei einer Organisation bewerben, dann kann die Agentur nachhelfen
und vermitteln. Es liegt aber auch an den Organisationen selbst, Werbung zu
betreiben und auf sich aufmerksam zu machen.
Während des freiwilligen, sozialen Jahres wird es kein Taschengeld geben,
sondern man bezieht ein Gehalt von 1.386 € brutto. Das sind 1.284 € netto. Man
ist somit auch sozialversichert, was man bei einem Taschengeld nicht ist und
außerdem wäre ein Taschengeld nicht so hoch wie dieses Gehalt.
Weiters sehen wir das freiwillige, soziale Jahr als ein Förderungsprogramm. Die
Organisationen sind zu Weiterbildung des Personals verpflichtet, da man nach
dem freiwilligen Jahr etwas mitnimmt und es auch für die Zukunft nutzen soll. Vor
allem junge Menschen können durch das freiwillig, soziale Jahr im Sozialbereich
schnuppern und das gegen eine relativ gute Bezahlung. Diese Weiterbildungen
müssen die Organisationen, so wie bis jetzt, selber zahlen.
Außerdem wird das freiwillige, soziale Jahr für Männer und Frauen sein. Es gibt
auch keine Altersgrenze. Somit steigt das Potenzial viele Personen dafür zu
finden. Eine gewisse Qualifikation wird natürlich verlangt, aber ich denke, dies wird
kein Problem sein.
61
13) Es beklagen sich viele, dass das Bundesheer dem Staat eine Menge Geld kostet.
Aber Kritiker meinen wiederum, dass ein Berufsheer noch viel teurer ist, da es ja
keine Gratissoldaten mehr gibt und auch Mehrkosten durch den Wegfall des
Zivildienstes entstehen. Nun, fallen wirklich so viele Mehrkosten an oder erspart
sich der Staat in Wirklichkeit Geld?
Wenn wir noch mal die Kostentabelle zur Hand nehmen, können wir sehen, dass
die Kosten für den Zivildienst 208 Mio. Euro betragen und die Kosten für das
freiwillige, soziale Jahr 211 Mio. Euro betragen. Also Sie sehen, das System ist
sehr kostendeckend bzw. kostenneutral, denn 3 Millionen Euro machen im
Bundesbudget keinen großen Unterschied. Aber nehmen Sie sich ruhig diese
Tabelle mit, damit Sie wirklich alle Kosten haben für Ihre Arbeit.
Alternativen
14) Sollten sich nicht genug Freiwillige melden, haben Sie hier einen Plan B? Wenn ja,
wie sieht dieser aus?
Ehrlich gesagt haben wir im Moment keinen Plan B, denn wir gehen davon aus,
dass es funktionieren wird. Wie bereits erwähnt, wird es kein Problem sein die
8.000 Stellen bei 91.500 jährlichen Anfängern und Anfängerinnen im Gesundheitsund Sozialbereich zu besetzen. Außerdem gibt es viele junge Menschen, die noch
nicht wissen was genau sie im weiteren Leben machen wollen und somit die
Chance haben gegen Bezahlung zu schnuppern. Aber nicht nur jungen Menschen
bietet dieses System Möglichkeiten für das Leben. Auch Umsteiger und
Umsteigerinnen können das freiwillige Jahr nutzen um etwas Neues
auszuprobieren, da eventuell ihr derzeitiger Beruf keinen Spaß mehr macht, sie
sich nicht mehr dafür interessieren oder es noch nie das Wahre für sie war. Doch
nun müssen wir das Ergebnis vom 20.1.2013 abwarten.
15) Haben sie einen Vorschlag, wie man mehr Menschen animiert, sich aktiv an einer
freiwilligen Tätigkeit zu beteiligen?
Das liegt hauptsächlich bei den Organisationen, dass sie auch auf sich
aufmerksam machen und aktiv Werbung betreiben.
Gesellschaft
16) Mich würde noch etwas interessieren: Wäre dieses freiwillige soziale Jahr nicht
auch eine Möglichkeit, um Arbeitslosigkeit abzubauen?
Der Abbau der Arbeitslosigkeit ist nicht die Intention hinter diesem
Zivildienstersatz. Arbeitslose sind auch nicht die Zielgruppe. Dieses System kann
zur Prävention von Arbeitslosigkeit beitragen, aber nicht um sie abzubauen.
62
17) Welche gesellschaftlichen Vorteile bzw. Nachteile bringt ein freiwilliges soziales
Jahr?
Ein Vorteil ist auf jeden Fall der Einsatz von Männern UND Frauen. Weiters kommt
noch das Beschäftigungsverhältnis mit einer Entlohnung von 1.386 brutto und
einer sozialversicherungsrechtlichen Absicherung hinzu. Ein weiterer Vorteil ist die
verwertbare Qualifizierung bzw. Ausbildung von mind. 180 Stunden.
Nachteile kann man nicht wirklich aufzählen.
18) Welche gesellschaftlichen Gruppen sollen von dem Freiwilligenjahr angesprochen
werden?
Es sollen alle Altersgruppen angesprochen werden, aber primär junge Menschen,
da das freiwillige, soziale Jahr auch eine Aus- bzw. Weiterbildung bietet. Aber
auch Umsteiger sollen angesprochen werden und vor allem Frauen, da es ja für
Frauen und Männer ist.
63
6.3.2 Moser: Interview mit Frau Eva More-Hollerweger
FRAGENKATALOG INTERVIEW
mit Frau Mag. Eva More-Hollerweger, am 26. November 2012, in der
Wirtschaftsuniversität Wien (UZA 4; Nordbergstraße 15, 3. Stock/Kern B). Dort ist sie ist
als Vize-Direktorin und Senior Researcher am NPO-Kompetenzzentrum tätig.
Meine Forschungsfrage:
„Freiwilligenarbeit in Österreich aus Genderperspektive: Was sind die Ursachen und
Hintergründe für die Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinsichtlich Motiven,
Form, Art und Ausmaß der Beteiligung im Bereich der ehrenamtlichen Tätigkeit?“
1. Ich habe mich bereits im Vorfeld auf der Homepage des NPO-Instituts ein wenig
informiert und bin dabei auf Ihre bisherigen Tätigkeitsbereiche gestoßen
(Freiwilligenarbeit, Zivilgesellschaft, Beschäftigung im Nonprofit Sektor, ökonomische
Bewertung von Nicht-Markt-Leistungen). Nun würde mich interessieren, wie Sie denn
dazu kommen sich mit diesen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft
auseinanderzusetzten bzw. warum Sie sich genau auf diese Themen spezialisieren?
Also eigentlich war das eher Zufall. Während ich auf der WU studiert habe bin ich an
einen Professor geraten, der mir vorschlug eine Diplomarbeit zu dem Thema
Personalbereich zu verfassen. So bin ich dann beim Personalbereich in NPO’s
„hängen geblieben“. Später habe ich dann auch eine Zeit lang in der Privatwirtschaft
gearbeitet, bin aber danach wieder zurück auf die WU gegangen und habe dort bei
einem Projekt zur Erhebung der Freiwilligenarbeit, im Jahr 2000, mitgewirkt. Dieses
Forschungsprojekt wurde vom FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen
Förderung) gefördert, da die bisherigen Daten zum Volumen von Freiwilligenarbeit,
von einer Befragung eines Meinungsforschungsinstituts aus dem Jahr 1982
stammten, bei der 2000 Personen befragt wurden. So hat es sich damals auch
perfekt ergeben, dass die Auswertung der neuen Daten genau zum „internationalen
Jahr der Freiwilligen“ 2001 erschienen. Damals herrschte wirklich großes Interesse
daran, auch international. Aus diesem Grund war ich zu dieser Zeit auch sehr viel
unterwegs, hauptsächlich für Vorträge, sowohl in kleinen Pfarren zum Beispiel, als
auch bei großen Veranstaltungen. Vor dem Jahr 2001 gab es auch noch keine
eigentliche „Freiwilligen-Politik“, das heißt in diesem Jahr wurde in einem
„Freiwilligen-Rat“ erstmals die Notwendigkeit eines Berichtes zur Freiwilligenarbeit
diskutiert.
Und so gab es dann im Jahr 2006 eine Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium
für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK) und Statistik Austria, bei der
es darum ging einen Zusatz für die regelmäßig durchgeführte Mikrozensuserhebung
zu entwerfen, bei der die Freiwilligenarbeit nach bestimmten Merkmalen erhoben
werden konnte. Diese Befragung war eine telefonische und quantitative Erhebung zur
Freiwilligenarbeit.
64
HISTORISCHER HINTERGRUND
In meiner Arbeitsunterlage des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und
Konsumentenschutz (Freiwilliges Engagement in Österreich) habe ich bereits einige
interessante Informationen in Erfahrung bringen können. Aus diesem Grund, ergeben sich
für mich folgende Fragen:
2. Seit wann engagieren sich Menschen ehrenamtlich bzw. wann hat sich das Ehrenamt
entwickelt?
Unbezahlte Arbeit gibt es eigentlich schon so lange, solange es auch bezahlte Arbeit
gibt.
Grundsätzlich gab es einmal eine Einteilung in „Ehrenämter“ und „Freiwilligenarbeit“.
Ehrenämter waren immer staatliche Ämter und es waren immer Männer die diese
ausgeführt haben. Freiwilligenarbeit hingegen war wirklich freiwillig, aber auch hier
waren vor allem Männer tätig.
Unbezahlte Arbeit allgemein haben aber auch Frauen immer schon geleistet,
allerdings vorwiegend informell, da es für Frauen lange Zeit verboten war sich
überhaupt freiwillig zu engagieren. Die Freiwilligenarbeit in Organisationen war erst
nach einigen geschichtlichen Ereignissen für Frauen möglich. Ein Beispiel wäre der
erste Weltkrieg. Während dieser Zeit herrsche generell ein allgemeiner Mangel an
Arbeitskräften und da mussten auch die Frauen viele Arbeiten übernehmen die
vorher eher „Männerberufe“ waren. Außerdem leisteten die Frauen zu dieser Zeit
auch viel Armenhilfe, was ebenfalls zur Freiwilligenarbeit zählt.
Grundsätzlich kann man aber sagen, dass vorerst nur Männer freiwillig tätig waren.
Erst im Laufe der Zeit haben auch immer mehr Frauen diese Aufgaben übernommen.
Den genauen Zeitpunkt kann man allerdings nicht wirklich definieren.
Außerdem hat sich ja auch die Form des Engagements über die Jahre sehr
verändert, daher ist es auch schwer die Freiwilligenarbeit von früher mit der von
heute zu vergleichen. Man kann ja sogar jetzt schon große Unterschiede zwischen
der Situation heute und der Situation vor einigen Jahren feststellen. Heute wird es
immer seltener, dass sich Menschen ein Leben lang in eine Organisation einbinden.
Es ist heute eher so, dass sich die Menschen für kurze, projektbezogene Aktivitäten
engagieren.
Weiters kann man noch feststellen, dass sich auch durch den Wandel in der
Erwerbsarbeit, die Freiwilligenarbeit immer weiter verändert.
3. Welche historischen Hintergründe sind die Ursache für die Unterschiede zwischen
Männern und Frauen bezüglich Freiwilligenarbeit?
siehe Antwort, Frage 2.
4. Wo ist der Ursprung für die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der
ehrenamtlichen Tätigkeit, zu suchen?
siehe Antwort, Frage 2.
65
BEREICHE DER FREIWILLIGEN TÄTIGKEIT
5. Wieso engagieren sich Männer mehr in den Bereichen Katastrophenhilfe, Rettung,
Feuerwehr, Sport, Politik?
a. Zum Bereich Politik hätte ich noch eine zusätzliche Frage. Was genau zählt zur
Freiwilligenarbeit speziell in diesem Bereich und wie sehen da die Unterschiede
zwischen den Geschlechtern aus?
Da gibt es verschiedene Tätigkeiten die da in der Befragung als
Antwortmöglichkeiten zur Verfügung gestellt wurden (  Freiwilligenbericht).
Die Tätigkeiten in einer Gemeinde, als Stadtrat oder generell in politischen
Institutionen werden häufiger von Männern ausgeübt.
Zum Bereich Politik zählen aber auch Tätigkeiten in Menschenrechts- und
Solidaritätsorganisationen bzw. Entwicklungshilfe. Und in diesen Bereichen sind
Frauen ebenso sehr stark vertreten.
6. Wieso engagieren sich Frauen mehr in Bereichen wie Bildung und Religion?
Das hat teilweise auch geschichtliche Hintergründe. Früher war es so Tradition, dass
Frauen (wie vorhin schon erwähnt) vor allem Armenhilfe leisteten und sich eben mehr
in sozialen Bereichen engagiert haben. Männer hingegen waren beispielsweise mehr
für Politik zuständig, da das für Frauen einfach verboten war.
Darum gibt es zum Beispiel verschiedene Theorien warum das heute immer noch so
stark verankert ist.
Zum einen gibt es die Theorie, dass Frauen einfach nie gelernt haben in der
Öffentlichkeit zu sprechen und sich eher in sozialen Bereichen engagiert haben.
Eine weitere Theorie besagt, dass es sogenannte „Männerbünde“ gibt, in denen
Frauen einfach nicht erwünscht sind bzw. hinein gelassen werden, auch wenn das oft
nirgendwo schriftlich festgehalten ist.
Es gibt aber auch einfach oft eine kulturelle Skepsis, besonders bei sehr traditionellen
Menschen (zB am Land). Ein gutes Beispiel wäre die Feuerwehr. Traditionell
denkende Menschen argumentieren beispielsweise damit, dass wenn sich mehr
Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren sollten, dann müsste man in
separate Duschen und Räumlichkeiten investieren, was einen hohen finanziellen
Aufwand bedeuten würde.
Die Freiwillige Feuerwehr ist aber auch bei Jugendlichen ein Thema. Es gibt eine
Erhebung, bei der Jugendliche Burschen befragt wurden, warum kein Interesse
besteht sich freiwillig bei der Feuerwehr zu engagieren. Eine Antwort darauf war
dann, dass es dort keine Mädchen gibt und es deshalb keinen Spaß machen würde.
Man sieht also das ist ein langwieriger Prozess, der sich aber ständig verändert. Man
kann heute zum Beispiel bei Männern, die sich ursprünglich nicht für soziale
Tätigkeiten interessiert haben, ein Umdenken im Alter erkennen.
Die Einstellung der Menschen kann und wird sich also in Zukunft noch verändern – in
manchen Bereichen vielleicht langsamer, aber in anderen zeigt sich bereits heute
schon eine Veränderung.
66
7. Welche gesellschaftlichen Auswirkungen hätte es, wenn sich Frauen auch in von
Männern dominierten Bereichen engagieren würden, und umgekehrt. Halten Sie das
für sinnvoll?
Das ist eindeutig eine Wertefrage. Es gibt auf jeden Fall Dinge die dafür sprechen,
allerdings muss das jeder für sich selber entscheiden. Sinnvoll ist es meiner Meinung
auf jeden Fall, wenn sich die Menschen auch in geschlechteruntypischen Bereichen
engagieren. Genau so wie ich finde, dass es wichtig ist, dass auch Männer im
Haushalt mitwirken, schon alleine um ein gewisses Verständnis dafür zu bekommen,
denn eine Aufteilung macht überall Sinn.
Wenn sich beispielsweise Männer mehr im Bereich der Bildung engagieren würden,
dann hätte das bestimmt auch Vorteile für Jugendliche, die in getrennten Familien
leben. Denn diese, vor allem Burschen, hätten so männliche Ansprechpersonen bzw.
Vorbilder die sie kontaktieren können, wenn sie zum Beispiel schulische Hilfe oder
ähnliches benötigen.
8. Warum sind meist Männer in den leitenden Funktionen tätig und warum üben Frauen
meist die ausführenden Tätigkeiten aus? Warum gibt es die vertikale Segregation?
Auf Grund der Tatsache, dass Männer auch in der Berufswelt eher einen Vorsprung
haben und häufiger höhere Positionen besetzten spiegelt sich das auch in der
Freiwilligenarbeit wieder – aber natürlich muss das nicht immer so sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch, wie Menschen überhaupt zu Freiwilligenarbeit
kommen. – Meist werden sie nämlich von Personen in ihrem Umfeld gefragt, ob sie
sich nicht möglicherweise engagieren wollen. Das heißt also auch, wenn ein Mann
mit einer hohen beruflichen Position ein großes soziales Netzwerk hat und sich
beispielsweise in politischen Kreisen aufhält, dann kann es eben sein, dass er ein
Angebot für ein Ehrenamt in diesem Bereich erhält.
Eine Frau die sich hingegen nur zu Hause aufhält, wird eher nicht so oft Angebote für
ehrenamtliche Tätigkeiten generell erhalten und somit auch keine Angebote für
leitende Aufgaben.
9. Wie ist das Geschlechterverhältnis bei der informellen Freiwilligenarbeit?
Grundsätzlich engagieren sich ja fast gleich viele Männer wie auch Frauen informell.
Wie aber sehen die Unterschiede in den verschiedenen Bereichen aus? Gibt es
informelle Tätigkeiten bei denen Frauen häufiger tätig sind als Männer und
umgekehrt?
Die informelle Tätigkeit ist generell nur sehr schwer zu erfassen, weil es so viele
verschieden Tätigkeiten gibt, die nur schwer voneinander abzugrenzen sind.
Hier im Freiwilligenbericht sieht man einige Beispiele, die bei der Erhebung zur
Auswahl standen: Gartenhilfe, Aufräumarbeiten, Nachhilfe, Amtswege,
Fahrtendienste, Pflegedienste, Besuchsdienste, Reparaturarbeiten und Werkarbeit.
67
MOTIVE FÜR FREIWILLIGENARBEIT
10. Laut der Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006) im Freiwilligenbericht des
Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, gibt es keine
signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich der Motive.
Heißt das Männer und Frauen engagieren sich immer aus denselben Gründen, oder
gibt es möglicherweise doch verschiedene Werterationalitäten der Geschlechter?
Also Motivforschung ist generell ein sehr komplexes Thema.
Auf Grund der quantitativen Befragung sind die Unterschiede zwischen Männern und
Frauen auch nur marginal. Man müsste die Motive noch viel tiefer erforschen, zum
Beispiel in psychologischer Hinsicht. Allerdings kann man sagen, dass es auch bei
den Motiven ständige Entwicklungen und Veränderungen gibt. Beispielsweise auf
Grund der steigenden Erwerbstätigkeit von Frauen, die jetzt nicht mehr nur
Armenhilfe leisten.
Bestimmte Gruppen sehen ihre Freiwilligenarbeit nicht einmal als solche. Ich
persönlich habe zum Beispiel bemerkt, als ich einmal bei der katholischen Hilfe war,
dass die Menschen, überwiegend Frauen, die sich dort engagieren, ihre Arbeit nicht
als Freiwilligenarbeit sehen oder sie so bezeichnen. Für diese Frauen ist das was sie
tun einfach selbstverständlich. Männer sind da oft leistungsorientierter und sind stolz
darauf wenn sie sich freiwillig engagieren. Das sind jetzt natürlich auch typische
Stereotype, aber das ist das, was ich selber schon feststellen konnte.
11. Bei den unterschiedlichen Hinderungsgründen von Männern und Frauen, sich nicht
freiwillig zu engagieren, gibt es laut dieser Studie allerdings einen gravierenden
Unterschied: Frauen geben an sich nicht zu engagieren, weil sie durch familiäre
Aufgaben ausgefüllt sind und Männer, weil Freiwilligenarbeit mit dem Beruf nicht
vereinbar ist. Ist dieser Befund ein Abbild traditioneller Geschlechterverhältnisse oder
wie interpretieren Sie dieses Ergebnis?
Ja genau, dass sind eben wieder diese traditionellen Rollen der Geschlechter. Das ist
also nicht sehr überraschend.
ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN DEM GESCHLECHTERVERHÄLTNIS UND ANDEREN EINFLUSSFAKTOREN
12. Gibt es Zusammenhänge zwischen dem Geschlechterverhältnis und den diversen
anderen Einflussfaktoren für Freiwilligenarbeit (Region, Alter, Bildungsniveau,
Erwerbsstatus, Familienstand, …)? Gibt es dazu fundierte Zahlen, die diese
Zusammenhänge belegen?
a. Ist das Geschlechterverhältnis am Land und in der Stadt gleich, oder gibt es da
Unterschiede?
b. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Geschlechterverhältnis und dem
Familienstand?
c. Ist das Geschlechterverhältnis bei besser gebildeten Menschen anders als bei
weniger gebildeten?
68
Natürlich gibt es Zusammenhänge diese sind jedoch bis jetzt nicht erfasst worden. Es
gibt ein ganz eigenes Verfahren, um diese Zusammenhänge zu messen und in der
Studie für den Freiwilligenbericht wurden diese nur grob angeschnitten, da es eben
sehr schwierig ist diese Daten zu erheben.
In der Hinsicht gibt es also noch einiges zu tun, also sollten Sie sich weiterhin dafür
interessieren können Sie sich gerne bei mir melden. (lacht)
„Stadt – Land“ ist aber zum Beispiel ein sehr starkes Merkmal, bei dem man
allerdings nur Vermutungen anstellen kann. Das heißt, dass es bezüglich des
Geschlechterverhältnisses am Land ein eher traditionelleres Bild von der
Freiwilligenarbeit gibt und dass es im Gegensatz dazu, in der Stadt eine hohe
Anonymität gibt.
EINFLUSS VON GESELLSCHAFT UND SOZIALISATION AUF
FREIWILLIGENARBEIT
13. Welchen Einfluss hat die Sozialisation eines Menschen auf das ehrenamtliche
Engagement?
Die Sozialisation hat einen starken Einfluss auf das ehrenamtliche Engagement. Der
Einfluss des Elternhauses zum Beispiel, spielt eine sehr wichtige Rolle. Kinder und
Jugendliche lernen schon früh am Modell ihrer Eltern und da ist es wahrscheinlich,
dass wenn sich die Eltern freiwillig betätigen, dass das dann auch die Kinder so tun.
Früher als vor allem noch sehr traditionelle Werte weitergegeben worden sind war
dieser Einfluss wahrscheinlich noch stärker zu spüren. (Beispiel Feuerwehr: großer
Stolz in einer Familie wenn vom Urgroßvater an, jede Generation bei der Freiwilligen
Feuerwehr vertreten war)
Aber auch die Schule hinterlässt oft einen bleibenden Eindruck bei Jugendlichen.
Wenn Jugendliche schon durch die Bildung die Wichtigkeit von Freiwilligenarbeit
vermittelt bekommen, dann hat das einen positiven Effekt auf die späteren
Tätigkeiten.
Außerdem gibt es Zusammenhänge zwischen Freiwilligenarbeit und dem Zivildienst.
Durch Befragungen in Organisationen hat sich gezeigt, dass viele Zivildiener über
ihre Pflichtzeit hinaus freiwillig tätig bleiben. Denn oft finden die Jugendlichen
Gefallen daran und haben durch die Zivildienstzeit auch Vorteile was die
Zusammenarbeit mit anderen Menschen betrifft. Zusätzlich verfügen Zivildiener oft
über die nötige Ausbildung, die für Freiwilligenarbeit in diesen Bereichen nötig ist.
14. Warum ist es für die Gesellschaft wichtig, dass sich Menschen ehrenamtlich
engagieren? Wäre es denkbar einige Bereiche der ehrenamtlichen Tätigkeit zu
bezahlen? Welche Vor- und Nachteile hätte das?
Grundsätzlich wenn man Freiwilligenarbeit bezahlen würde, dann wäre es keine
Freiwilligenarbeit mehr.
Ich persönlich denke es wäre schlecht Freiwilligenarbeit zu bezahlen, denn dadurch
würde sich die Motivation, die ausschlaggebend dafür ist sich zu engagieren,
69
verändern. Da gibt es beispielsweise die „Crowding Theorie“. Das heißt, dass sich
Menschen aus bestimmten Gründen und Motiven freiwillig betätigen. Zum Beispiel
weil sie anderen Menschen helfen möchten oder Ähnliches. Würde man die Arbeit
nun bezahlen, so würden die Freiwilligen die Arbeit aus anderen Beweggründen tun
(zB Geld) und außerdem würden sie beginnen ihre Arbeit mit anderen zu vergleichen.
Sie würden sich fragen, warum sie für eine bestimmte freiwillige Tätigkeit weniger
bzw. mehr bezahlt bekommen, als jemand der eine andere ausübt.
Außerdem besteht so die Gefahr, dass sich ein gewisses Konsumverhalten
entwickelt. Wenn die Menschen die Hilfe benötigen diese auch automatisch erwarten
und sich denken, dass jemand anderer es schon für sie richten wird, dann wird der
eigentliche Hintergrund von Freiwilligenarbeit nicht mehr bedacht und somit geht
auch das menschliche Gespür füreinander verloren.
VERBESSERUNGSMÖGLICHKEITEN
15. Männer sind bekanntlich mehr freiwillig tätig als Frauen. Welche Gruppen von Frauen
könnte oder sollte man deshalb gezielt ansprechen, sich mehr zu engagieren? Das
heißt, welche Frauen engagieren sich eher weniger und könnten durch mehr
Unterstützung zur Freiwilligenarbeit animiert werden?
Eine sehr große Rolle spielt Schule und Bildung. Man sollte schon früh, bei jungen
Kindern beginnen alle Möglichkeiten aufzuzeigen, um sie zu inspirieren und ihnen die
Wichtigkeit von Freiwilligkeit zu vermitteln.
Außerdem sollten man gezielt aber sensibel junge Mädchen ansprechen. Am Beispiel
Freiwillige Feuerwehr heißt das, es muss eine hohe Sensibilität innerhalb der
Organisation herrschen und vor allem Mädchen sollte vermittelt werden, dass sie
auch in von Männern dominierten Bereichen mitwirken können.
Vom politischen Standpunkt aus betrachtet ist es eine heikle Geschichte. Soll sich der
Staat wirklich bei freiwilligen Organisationen einmischen? Ich denke eher nicht, da die
verschiedenen Vereine einen Gegenpol zum Staat darstellen und somit freiwillig und
unparteiisch handeln.
16. Welche Verbesserungsmöglichkeiten für die Geschlechterverhältnisse im Dritten
Sektor sind außerdem denkbar?
siehe Antwort, Frage 15.
17. Halten Sie Frauenquoten generell für eine sinnvolle Maßnahme und wäre eine
derartige Vorgangsweise auch innerhalb des Dritten Sektors in absehbarer Zeit
umsetzbar?
Eine Frauenquote im Dritten Sektor kann nur freiwillig umgesetzt werden. Das heißt
der Staat kann sich da gar nicht einmischen, denn die Vereine müssen sich selbst
dazu verpflichten. Sie müssen bewusst bestimmte Strategien einsetzen um mehr
Menschen bzw. Frauen anzusprechen.  Die Menschen müssen persönlich
angesprochen werden, sich freiwillig zu engagieren.
70
AUS PERSÖNLICHEM INTERESSE
Nun habe ich abschließend noch einige Fragen aus persönlichem Interesse, die nur mit
Ihrer Einwilligung in meine Arbeit mit einfließen werden. Die folgenden Fragen sind also
freiwillig und müssen somit nicht verpflichtend beantwortet werden.
18. Sind Sie selber ehrenamtlich tätig? Wenn ja, wie engagieren Sie sich (welche Bereiche)?
o
o
o
o
o
o
Bildung
Religion
Katastrophenschutz
Rettung/Feuerwehr
Sport
Kulturbereich
19. Beteiligen Sie sich leitend oder ausführend?
o
o
leitend
ausführend
20. Warum sind sie ehrenamtlich tätig? Welche Bedeutung hat es für Sie, wenn Sie sich
für das Gemeinwohl engagieren?
Derzeit bin ich nicht ehrenamtlich tätig, da ich im Moment sehr viel beruflich zu tun
habe und durch meine zwei Kinder zeitlich ausgefüllt bin und dafür keine Zeit habe.
Ich war allerdings früher freiwillig im Bereich Kultur, in einer „Dancecompany“ tätig.
Dort habe ich eine Freundin von mir unterstützt die mich gebeten hat, ihr vor allem
bei den administrativen Tätigkeiten behilflich zu sein. Ich war also auch durchaus
leitend tätig.
21. Hängt Ihre Entscheidung sich freiwillig zu betätigen mit Ihrer Sozialisation zusammen,
das heißt hatte freiwilliges Engagement einen hohen Stellenwert in Ihrer Familie, oder
haben sich bereits andere Familienmitglieder sozial engagiert?
Ja schon. Meine Eltern sind beide selber freiwillig tätig. Meine Mutter engagiert sich
beispielsweise für die „Linzer Luft“, also im Bereich Umweltschutz. (Ich bin nämlich
ursprünglich aus Oberösterreich). Also ja, dass sich bereits mein Eltern engagieren
ist mit ein Grund warum ich mich speziell für dieses Thema interessiere.
71
Herunterladen