Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße exportorientiert und damit auch exportabhängig. Fast jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Export ab. Gleichzeitig ist Deutschland als rohstoffarmes Land auch auf Importe angewiesen – vor allem im Energiebereich. Trotz dieser ImportAbhängigkeit liegen in Deutschland die Warenausfuhren seit Jahrzehnten über den Wareneinfuhren. Zudem wurde 2015 ein neuer Rekordüberschuss bei der Handelsbilanz erzielt: 248 Milliarden Euro. Fakten Im Jahr 2014 wurden – bezogen auf alle Waren – 34,1 Prozent der Inlandsnachfrage durch Importe abgedeckt. Wie hoch die Bedeutung des Außenhandels für Deutschland ist, zeigt auch die Außenhandelsquote. Die Außenhandelsquote entspricht dem prozentualen Anteil des Warenexports und -imports eines Staates/einer Region am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Weltweit stieg die Außenhandelsquote von 19,1 Prozent im Jahr 1970 auf 51,7 Prozent im Jahr 2008. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise führte allerdings zu einem deutlichen Rückgang der Außenhandelsquote auf 42,2 Prozent im Jahr 2009. Auch im Jahr 2014 wurde mit einer Quote von 49,1 Prozent nicht das Vorkrisenniveau erreicht. Anders in Deutschland: Die mit 70,2 Prozent überdurchschnittlich hohe Außenhandelsquote des Jahres 2008 fiel zwar im Zuge der Krise auf 60,0 Prozent im Jahr 2009, sie stieg dann aber bereits 2010 auf 67,8 Prozent und lag 2011/2012 mit jeweils 72,7 deutlich über dem Vorkrisenniveau. Im Jahr 2014 lag die Außenhandelsquote laut der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) bei 70,7 Prozent. Im Jahr 2015 exportierte Deutschland nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von 1.195,9 Milliarden Euro und importierte im Gegenzug Waren im Wert von 948,1 Milliarden Euro. Insgesamt erhöhte sich der Warenexport beziehungsweise der Warenimport in den Jahren 1980 bis 2015 jährlich um 5,6 beziehungsweise 5,0 Prozent. Krisenbedingt verringerten sich die Einfuhren von 2008 auf 2009 um 17,5 Prozent. Der Rückgang bei den Ausfuhren fiel mit einem Minus von 18,4 Prozent sogar noch etwas höher aus. Zwischen 2009 und 2010 nahmen sowohl die Importe (plus 19,9 Prozent) als auch die Exporte (plus 18,5 Prozent) sehr stark zu und durch das erneut überdurchschnittliche Wachstum der Im- und Exporte von 2010 auf 2011 (plus 13,2 bzw. 11,5 Prozent) wurden 2011 neue Höchstwerte bei den Im- und Exporten erzielt. In den Jahren 2011 bis 2014 waren die Veränderungen nicht so ausgeprägt – im gesamten Zeitraum nahmen die Importe um 0,8 Prozent und die Exporte um 5,9 Prozent zu. Von 2014 auf 2015 fiel sowohl das Wachstum des Warenimports als auch des Warenexports wieder stärker aus (plus 4,2 bzw. 6,4 Prozent). Im Jahr 2008 konnte Deutschland seinen Titel als "Exportweltmeister" noch knapp gegen China verteidigen – sechsmal in Folge exportierte Deutschland mehr Waren als jedes andere Land. 2009 wurde Deutschland jedoch klar von China abgelöst. Nach Angaben der UNCTAD konnte China seinen Vorsprung gegenüber Deutschland im Jahr 2014 auf rund 835 Milliarden US-Dollar vergrößern. Zudem lagen in den Jahren 2010 bis 2014 auch die USA wieder vor Deutschland. Eine ganz andere Rangfolge ergibt sich, wenn der Warenexport pro Kopf verglichen wird: Bei dieser Betrachtungsweise lagen im Jahr 2014 die Handelsdrehscheiben Singapur und Hongkong an vorderster Stelle. Innerhalb Europas nahmen Belgien, die Niederlande, die Schweiz und Luxemburg Spitzenpositionen ein. Deutschland kam nach dieser Rechnung noch in die Top 20 von 218 Staaten/Gebieten (Rang 17), lag damit aber weit vor den USA (Rang 55) und China (Rang 91). Entsprechend entfielen auf Deutschland von den weltweit getätigten Warenexporten des Jahres 2014 überdurchschnittliche 7,9 Prozent – bei einem Anteil von 1,1 Prozent an der Weltbevölkerung. In allen Jahren seit 1952 wurden mehr Waren aus Deutschland ausgeführt als eingeführt. In den zwölf Jahren 2004 bis 2015 lag der Handelsbilanzüberschuss dabei elfmal bei mehr als 150 Milliarden Euro. Und auch 2009 war die Handelsbilanz trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise und der hohen Exportabhängigkeit Deutschlands positiv (138,7 Mrd. Euro). Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes wurde 2015 mit 247,9 Milliarden Euro der bisher höchste Handelsbilanzüberschuss erzielt. Auf die beiden vorangehenden Jahre entfielen der zweit- und dritthöchste Überschuss (2014: 213,6 Mrd. Euro / 2012: 197,6 Mrd. Euro). Die hohen Handelsbilanzüberschüsse tragen maßgeblich dazu bei, dass auch die Leistungsbilanz Deutschlands seit einschließlich 2002 durchgehend positiv ist. Die Leistungsbilanz fasst verschiedene Bilanzen zusammen – unter anderem die Handels- und die Dienstleistungsbilanz. Der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands stieg zwischen 2003 und 2007 von 31,2 auf 169,6 Milliarden Euro. Auch in den Krisenjahren 2008 und 2009 konnten mit 143,3 beziehungsweise 141,1 Milliarden Euro hohe Überschüsse erzielt werden. Bis 2012/2013 erhöhte sich der Leistungsbilanzüberschuss wiederum auf 190,7 beziehungsweise 182,4 Milliarden Euro. Schließlich wurde im Jahr 2015 mit einem Leistungsbilanzüberschuss in Höhe von 249,1 Milliarden Euro der bisherige Höchstwert erreicht. Dabei betrug der Überschuss der Warenhandelsbilanz nach Angaben der Deutschen Bundesbank 261,2 Milliarden Euro. Die Bilanz der Primäreinkommen war im Jahr 2015 ebenfalls positiv (plus 65,2 Mrd. Euro). Negativ waren hingegen erneut die Dienstleistungsbilanz (minus 37,2 Mrd. Euro) und die Bilanz der Sekundäreinkommen (minus 40,2 Mrd. Euro). Datenquelle Statistisches Bundesamt: Außenhandel, www-genesis.destatis.de, Deutscher Außenhandel; United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD): Online-Datenbank: UNCTADstat; Deutsche Bundesbank: Zahlungsbilanzstatistik Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen Die Importabhängigkeitsquote zeigt, bis zu welchem Grad die inländische Nachfrage durch Importe abgedeckt wird. Die Quote entspricht dem Verhältnis der Importe zu dem um den Außenhandelssaldo – die Differenz zwischen Exporten und Importen – bereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Handelsbilanz ist auf einen Zeitraum bezogen und gibt den Saldo der Warenausfuhren und -einfuhren eines Staates oder einer Staatengruppe an. Bei einem Handelsbilanzüberschuss bzw. -defizit erhöht sich die Gläubiger- bzw. Schuldnerposition gegenüber dem Ausland. Da die Handelsbilanz eine Teilbilanz der Leistungsbilanz ist, kann ein Ungleichgewicht der Handelsbilanz durch die Salden anderer Teilbilanzen ausgeglichen werden. Die Leistungsbilanz fasst die Handelsbilanz, die Dienstleistungsbilanz (Saldo der Dienstleistungsexporte und -importe) sowie die Bilanz der Primär- und Sekundäreinkommen zusammen. Die Teilbilanz der Primäreinkommen umfasst grenzüberschreitende Zahlungen aus Erwerbstätigkeit und Vermögensanlagen, darunter Zins- und Dividendenzahlungen. Unter den Sekundäreinkommen werden regelmäßige Zahlungen verstanden, denen keine unmittelbare Leistung der anderen Seite gegenübersteht – so zum Beispiel die Überweisungen der in Deutschland beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer in ihre Heimatländer, die Zahlungen des Staates an internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder Leistungen im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das BIP ist gegenwärtig das wichtigste gesamtwirtschaftliche Produktionsmaß. Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz by-nc-nd/3.0/de/ veröffentlicht. Bundeszentrale für politische Bildung 2016 | www.bpb.de