ENDVERSION_leberbauer_beran

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Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe
Ausbildungsschwerpunkt
Business Responsibility Management
Reife- und Diplomprüfung 2013
Fachspezifische Themenstellung
Kritik am Wachstumsimperativ des
Kapitalismus
im Team
Das BIP, ein Wohlstandsindikator?
Christine Leberbauer
Nachhaltige Mobilität zur Einschränkung des
Ressourcenverbrauchs
Magdalena Beran
Betreuung:
MMag. Josef Loibelsberger
1
EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG
Wir erklären hiermit, dass wir die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung
anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt haben
Die aus den fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche
kenntlich gemacht.
Wien, am 23.03.2013
Christine Leberbauer
Magdalena Beran
2
Abstract von Christine Leberbauer
Die Arbeit „Kritik am BIP als Wohlstandsindikator“ entstand im Laufe meines Maturaprojektes
im Ausbildungsschwerpunkt „Business Responsibility Management“ und der Ausgangspunkt
der Arbeit war die Kritik am Wachstumsimperativ des Kapitalismus. Dabei analysierten
meine Teamkollegin Magdalena Beran und ich die Zusammenhänge zwischen
Wirtschaftswachstum und Wohlstand innerhalb einer Gesellschaft.
Nach einigen Besuchen in der Bibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien und umfangreicher
Literaturrecherche, kristallisierte sich am Beginn des 5. Jahrgangs meine Forschungsfrage
heraus. Das primäre Ziel war zu analysieren, warum das BIP nicht mit dem Wohlstand einer
Gesellschaft gleichgesetzt werden kann und welche alternativen Indikatoren zur
Wohlstandsmessung es eigentlich gibt. Um diese faszinierende Frage beantworten zu
können, untersuchte ich vorerst anhand zahlreicher Studien die Unzulänglichkeiten des
Wohlstandsindikators Bruttoinlandprodukt. Ein Ländervergleich zwischen Singapur und
Paraguay zeigt beispielhaft die Problematik: Obwohl in Singapur das 15-fache BIP pro Kopf
erwirtschaftet wird, ist die Lebenszufriedenheit in Paraguay laut einer Untersuchung beinahe
doppelt so hoch.
Die Arbeit erhält entscheidende Impulse durch ein Interview mit Frau Mag. Claudia Kettner,
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wirtschaftsforschungsinstitut in Wien und Expertin für
Klimawandel, Energie und Nachhaltigkeit.
Trotz zahlreicher Kritik wird aufgrund der guten Verfügbarkeit, der relativ leichten
Berechnung und des damit einfachen Ländervergleichs das Bruttoinlandsprodukt noch
immer als das Maß für wirtschaftliche Entwicklung und damit den Wohlstand von
Gesellschaften verwendet. Ein Problem dabei ist aber, dass das BIP ein reiner
Produktionsindex ist, bei dem Faktoren, wie Schwarzarbeit, Freizeit oder unbezahlte,
freiwillige Arbeit kaum berücksichtigt werden. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
misst deshalb nur wirtschaftliche Tätigkeiten eines Landes.
Um aber auch wohlstandsrelevante Faktoren in das BIP mit einbeziehen zu können, wurden
alternative Wohlstandsindikatoren entwickelt, die auch soziale wie ökologische Faktoren
beinhalten. Diese neue Wohlstandsmessung zog deshalb zahlreiche andere Kriterien heran:
der erste Ansatz dabei war der Human Development Index, der neben dem BIP auch noch
die Lebenserwartung und den Bildungsgrad der Bevölkerung berücksichtigt. Des Weiteren
wurden Wohlstandsindikatorensysteme entwickelt, die noch mehr Einblick in die
Lebenszufriedenheit einer Bevölkerung bieten. Beispiele dafür wären der OECD-Better-Life
Index oder das österreichische Nachhaltigkeitsindikatorensystem.
Denn in Zeiten der globalen Erwärmung sollte man nicht mehr primär dem
Wirtschaftswachstum nacheifern, sondern sollte sich auch anderen wohlstandsrelevanten
Faktoren widmen.
Zusammenfassend ermöglichte mir die Themenstellung neben der Erweiterung meines
Wissens auch einen ersten Zugang zu wissenschaftlichem Arbeiten. Der Erwerb dieser
Kompetenzen bereits während meiner Schulausbildung wird mir ohne Zweifel meine
zukünftige Bildungs- wie auch Berufskarriere erleichtern.
3
Abstract von Magdalena Beran
Diese Arbeit entstand als Maturaprojekt im Zuge des Ausbildungsschwerpunkts Business
Responsibility Management. Nach umfassender Kritik, des in weiten Teilen der
Wirtschaftswissenschaften verbreiteten Wachstumsimperativs, beschäftigt sie sich mit den
Auswirkungen des Verkehrs auf die Zerstörung natürlicher Ressourcen und möglichen
Eindämmungsmaßnahmen im Rahmen der nachhaltigen Mobilität.
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Beantwortung folgender Forschungsfrage: „Inwiefern
zerstört rein quantitatives Wirtschaftswachstum die natürlichen Ressourcen der Erde? Was
kann das Konsumverhalten der Gesellschaft zur Einschränkung des Ressourcenverbrauchs
beitragen?“ Dies wurde am Beispiel des Mobilitätsverhaltens untersucht.
Tatsache ist, dass der globale ökologische Fußabdruck die Biokapazität bei weitem
überschreitet. Jedoch scheint sich die Gesellschaft der Endlichkeit natürlicher Ressourcen
noch nicht bewusst zu sein. Im Zuge meiner ersten Recherchearbeit Ende Juni des Jahres
2012 kristallisierte sich heraus, dass nebst dem quantitativen Wachstum die Chance besteht,
durch die Entkoppelung des Ressourcenverbrauchs vom Wirtschaftswachstum – der
sogenannten „Dematerialisierung“ – die Weltbevölkerung in Richtung Nachhaltigkeit zu
führen. Als es dann zu Beginn des Schuljahres um die Festlegung einer Forschungsfrage
ging, zeigte sich, dass vor allem der Verkehr einen enormen Beitrag zum
Ressourcenverbrauch leistet und daher das Einsparungspotenzial zur Verringerung des
ökologischen Fußabdrucks in diesem Bereich sehr groß ist. Hierbei eröffneten Interviews mit
Herrn Fuchs, dem Geschäftsführer des Carsharing-Unternehmens „Zipcar Austria“ sowie mit
Doris Holler-Bruckner, der Präsidentin des Bundesverbandes für nachhaltige Mobilität, einen
umfangreichen Einblick in die gesamte Bandbreite ressourcenschonender Verkehrsmittel.
In meiner Arbeit griff ich zunächst die Auswirkungen des Verkehrs auf unsere Umwelt auf.
Hierbei wurde mir bewusst, dass das aktuelle Mobilitätsverhalten unserer Gesellschaft
keinesfalls nachhaltig ist. Allerdings bieten sich den verantwortungsvollen Konsumentinnen
und Konsumenten eine Vielzahl an Möglichkeiten ressourcenschonender Fortbewegung wie
alle traditionellen Varianten des öffentlichen Verkehrs aber auch moderne Alternativen zur
Individualmobilität wie Carsharing.
Dennoch gilt es in diesem Zusammenhang auch die Kehrseite der Medaille zu beachten. Bei
genauerer Untersuchung der Pro- und Contra-Argumente der jeweiligen Verkehrsmittel
zeigte sich, dass zum einen die Technologien wie beispielsweise Elektromotoren noch nicht
weit genug ausgereift sind. Zum anderen verhindern für viele Menschen unterschiedlichste
Mängel
wie z.B. das Nichtvorhandensein eines bundesweiten Taktfahrplans einen
vermehrten Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel. Überdies ist zu ergänzen, dass
nachhaltige bzw. grüne Mobilität nur eines von vielen Konzepten im Rahmen des qualitativen
Wachstums ist, welche es auf dem Weg in eine nachhaltige Gesellschaft umzusetzen gilt.
Im Rahmen dieses Projektes wurde mir die Bedeutung effektiven Zeitmanagements sowie
einer strukturierten Arbeitsgestaltung bewusst. Zudem habe ich gelernt, Informationen nicht
unreflektiert zu übernehmen und immer kritisch zu hinterfragen. Diese Erfahrungen werden
mir nicht nur während meiner Studienzeit sondern auch in meinem gesamten späteren
Leben von großem Vorteil sein.
4
Inhaltsverzeichnis
1.
Kritik am Wachstumsimperativ des Kapitalismus.................................................. 8
1.1
Problemaufriss ..................................................................................................... 9
1.2
Wachstumsimperativ ............................................................................................ 9
1.3
Wohlstand .......................................................................................................... 10
1.3.1
Definition Wohlstand .......................................................................................... 10
1.3.2
Studie: WOHLSTAND – Was ist das? ................................................................ 10
1.3.3
Einflussfaktoren auf den Wohlstand ................................................................... 10
1.3.3.1 Politische Faktoren............................................................................................. 10
1.3.3.2 Wirtschaftliche Situation ..................................................................................... 11
1.3.3.3 Ökologische Faktoren ........................................................................................ 11
1.3.3.4 Gesellschaftliche Situation ................................................................................. 11
1.3.4
Wohlstandsgesellschaft...................................................................................... 11
1.4
Wirtschaftswachstum ......................................................................................... 11
1.4.1
Definition Wirtschaftswachstum .......................................................................... 11
1.4.2
Quantitatives Wirtschaftswachstum .................................................................... 11
1.5
Lösungsansätze ................................................................................................. 12
1.5.1
Nullwachstum ..................................................................................................... 12
1.5.2
Degrowth............................................................................................................ 12
1.5.3
Qualitatives Wirtschaftswachstum ...................................................................... 13
2.
Das BIP – ein Wohlstandsindikator? .................................................................. 14
2.1
Einleitung ........................................................................................................... 15
2.2
Was zeigt das BIP? ............................................................................................ 15
2.3
Wohlstand .......................................................................................................... 15
2.3.1
Unterschied materieller – immaterieller Wohlstand............................................. 15
2.3.2
Wann ist ein Land „wohlhabend“? ...................................................................... 16
2.3.3
Von welchen Faktoren ist Lebensqualität abhängig? .......................................... 17
2.3.3.1 Der Legatum-Prosperity-Index 2012................................................................... 17
2.3.4
Wächst die Lebenszufriedenheit mit wachsendem materiellem Wohlstand? ...... 18
2.3.4.1 Internationale Gallup-Umfrage ........................................................................... 19
2.4
Kritik am BIP als Indikator für den Wohlstand ..................................................... 20
2.4.1
Kritik aus ökonomischer Perspektive .................................................................. 21
2.4.2
Kritik aus ökologisch-sozialer Perspektive .......................................................... 22
2.5
Alternative Indikatoren zur Messung des Wohlstands ........................................ 22
2.5.1
Wohlstandsindikatoren ....................................................................................... 23
5
2.5.1.1 HDI..................................................................................................................... 23
2.5.1.2 Genuine Progress Indicator ................................................................................ 23
2.5.1.3 Gini-Koeffizient ................................................................................................... 23
2.5.2
Indikatorensysteme ............................................................................................ 24
2.5.2.1 Das europäische Indikatorensystem................................................................... 24
2.5.2.2 Das österreichische Indikatorensystem .............................................................. 25
2.5.2.3 Das UNO Indikatorensystem .............................................................................. 25
2.5.2.4 OECD Better Life Index ...................................................................................... 25
2.5.2.5 Statistik Austria – 30 Schlüsselindikatoren zur Messung des Wohlstands .......... 27
2.6
Resümee............................................................................................................ 27
3.
Nachhaltige Mobilität zur Einschränkung des Ressourcenverbrauchs ................ 29
3.1
Einleitung ........................................................................................................... 30
3.2
Zerstörung natürlicher Ressourcen verursacht durch den Verkehr ..................... 30
3.2.1
Modal Split im Personenverkehr ......................................................................... 30
3.2.2
Auswirkungen auf die Umwelt ............................................................................ 31
3.2.2.1 Luftqualität ......................................................................................................... 31
3.2.2.2 Wasser ............................................................................................................... 32
3.2.2.3 Lärm................................................................................................................... 33
3.2.2.4 Flächenverbrauch .............................................................................................. 33
3.2.2.5 Rohstoffe............................................................................................................ 34
3.2.3
Fazit ................................................................................................................... 35
3.3
Nachhaltige Mobilität .......................................................................................... 35
3.3.1
Nachhaltigkeit .................................................................................................... 36
3.3.2
Nachhaltiger Konsum ......................................................................................... 36
3.3.3
Nachhaltige Mobilität .......................................................................................... 36
3.3.4
Nachhaltigkeitsziel ............................................................................................. 36
3.3.5
Chancen und Risiken der umweltfreundlichen Mobilität...................................... 37
3.3.5.1 Traditionelle umweltfreundliche Mobilität ............................................................ 37
3.3.5.1.1 Radfahren .......................................................................................................... 37
3.3.5.1.2 Bahn .................................................................................................................. 38
3.3.5.1.3 Nahverkehr (Bus, Straßenbahn, U-Bahn) ........................................................... 39
3.3.5.2 Moderne Alternativen zur Individualmobilität ...................................................... 39
3.3.5.2.1 Elektromobilität................................................................................................... 39
3.3.5.2.2 Hybridautos ........................................................................................................ 40
3.3.5.2.3 Carsharing ......................................................................................................... 41
3.3.5.2.4 Alternative Kraftstoffe und Antriebskonzepte ...................................................... 41
6
3.3.5.2.5 Fahrstil ............................................................................................................... 42
3.3.6
Regionale und demografische Mobilitätsunterschiede ........................................ 43
3.3.6.1 Mobilitätsunterschiede nach Einkommensschicht............................................... 43
3.3.6.2 Regionale Mobilitätsunterschiede ....................................................................... 43
3.3.7
Zukunftstrends ................................................................................................... 43
3.3.7.1 Intermodale Mobilität .......................................................................................... 44
3.3.7.1.1 Studie: USEmobility ........................................................................................... 44
3.3.7.2 Moderne Technologien....................................................................................... 44
3.3.8
Fazit ................................................................................................................... 45
4.
Verzeichnisse ..................................................................................................... 46
4.1
Literaturverzeichnis ............................................................................................ 47
4.1.1
Bücher, Aufsatzsammlungen, Sammelwerke ..................................................... 47
4.1.2
Studien, Berichte, Reports, Aussendungen ........................................................ 47
4.1.3
Zeitungen, Zeitschriften ...................................................................................... 49
4.1.4
Internetquellen ................................................................................................... 50
4.1.5
Sonstige Medien ................................................................................................ 53
4.1.6
ExpertInneninterviews ........................................................................................ 53
4.2
Abbildungsverzeichnis........................................................................................ 54
5.
Anhang .............................................................................................................. 55
5.1
Projektanträge .................................................................................................... 56
5.1.1
Projektantrag von Christine Leberbauer ............................................................. 56
5.1.2
Projektantrag von Magdalena Beran .................................................................. 57
5.2
Projektablaufpläne ............................................................................................. 58
5.2.1
Projektablaufplan von Christine Leberbauer ....................................................... 58
5.2.2
Projektablaufplan von Magdalena Beran ............................................................ 65
5.3
Interviewprotokolle ............................................................................................. 72
5.3.1
Interviewprotokoll von Christine Leberbauer ....................................................... 72
5.3.2
Interviewprotokoll 1 von Magdalena Beran ......................................................... 81
5.3.3
Interviewprotokoll 2 von Magdalena Beran ......................................................... 89
5.3.4
Interviewprotokoll 3 von Magdalena Beran ......................................................... 95
7
1. Kritik am Wachstumsimperativ des
Kapitalismus
Von Christine Leberbauer und Magdalena Beran
8
1.1 Problemaufriss
„In einem Gartenteich wächst eine Lilie, die jeden Tag auf die
doppelte Größe wächst. Innerhalb von dreißig Tagen kann die Lilie den ganzen Teich
bedecken und alles andere Leben in dem Wasser ersticken. Aber ehe sie nicht mindestens
die Hälfte der Wasseroberfläche einnimmt, erscheint ihr Wachstum nicht beängstigend; es
gibt ja noch genügend Platz, und niemand denkt daran, sie zurückzuschneiden, auch nicht
am 29. Tag; noch ist ja die Hälfte des Teiches frei. Aber schon am nächsten Tag ist kein
Wasser mehr zu sehen.“1
Der Energieverbrauch in Österreich ist innerhalb der letzten 50 Jahre von insgesamt 114 auf
197 Millionen Tonnen jährlich angestiegen.2
Doch „[…] wäre unbegrenztes Wirtschaftswachstum im Sinn einer Zunahme des BIPs
überhaupt sinnvoll“3, beziehungsweise ist es eigentlich realisierbar?
Der Club of Rome ist in seinem Bericht über „die Grenzen des Wachstums“ anderer Meinung
und hält unbegrenztes Wirtschaftswachstum in einer begrenzten Welt für schlicht
unmöglich.4
1.2 Wachstumsimperativ
Die österreichische Wirtschaft ist im Jahr 2011 inflationsbereinigt um 2,7%5 und in den
letzten 12 Jahren um durchschnittlich 1,6%6 gewachsen.
Experten und Expertinnen sehen ständig steigendes Wirtschaftswachstum als Lösung aller
Probleme und als unabdingbare Voraussetzung für den Wohlstand einer Bevölkerung.
Doch inwiefern ist Wirtschaftswachstum wirklich vom Wohlstand abhängig und was bedeutet
Wohlstand?
1
Meadows, Dennis L., et al. (1972): Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of
Rome zur Lage der Menschheit, Stuttgart 1972. S. 19-21. In: Hohensee, Jens und Frank Uekötter (Hg.): Wird
Kassandra heiser? Beiträge zu einer Geschichte der falschen Öko-Alarme, Beihefte der Historischen Mitteilungen
der
Ranke-Gesellschaft (HMRG), Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2003.
(http://www.tg.ethz.ch/dokumente/pdf_files/KupperGrenzendesWachstums.pdf) (29.10.2012)
2 Vgl. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Bundesministerium für
Wirtschaft,
Familie und Jugend (Hrsg.): Ressourcennutzung in Österreich – Bericht 2011, Wien. S. 4.
(http://www.bmwfj.gv.at/EnergieUndBergbau/PublikationenBergbau/Documents/Ressourcennutzung_Bericht%20
2011.pdf)
3 Wissenschaft & Umwelt 13 (Hrsg. von Forum Wissenschaft & Umwelt) – Wien: Forum Wissenschaft & Umwelt,
2009. S. 11.
4 Vgl. Meadows, Donella; Randers, Jørgen; Meadows, Dennis: Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update.
Signal zum Kurswechsel – Stuttgart: Hirzel Verlag, 2012.
5 Vgl.
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/bruttoinlandsprodukt_und_haup
taggregate/jahresdaten/index.html (22.10.2012)
6 Vgl. http://wko.at/statistik/eu/europa-wirtschaftswachstum.pdf (22.10.2012)
9
1.3 Wohlstand
1.3.1 Definition Wohlstand
Wohlstand wird an der Versorgung von Gütern und Dienstleistungen der einzelnen Personen
oder der Gesamtheit aller privaten Haushalte gemessen. Hierfür wird das
Bruttoinlandsprodukt häufig zur Grundlage herangezogen.7 Jedoch zeigt die u.a. Studie von
Univ.-Prof. Dr. Reinhold Popp, dass Wohlstand für die österreichische Bevölkerung auch
noch andere Faktoren inkludiert.
1.3.2 Studie: WOHLSTAND – Was ist das?
Die im September 2012 durchgeführte Studie von Univ.-Prof. Dr. Reinhold Popp, Leiter des
Zentrums für Zukunftsstudien der FH-Salzburg, beschäftigte sich mit der Auslegung des
Begriffs „Wohlstand“ für die Gesellschaft. Die insgesamt 1.000 befragten Österreicher und
Österreicherinnen ab 15 Jahren definierten in diesem Kontext 3 Hauptfaktoren, welche den
größten Einfluss auf den Wohlstand haben: „gesund sein“ (65%), „in Frieden leben können“
(59%) und „ein sicheres Einkommen haben“ (57%). Die geringste Bedeutung wurde dem
„Leben ohne Zeitdruck“, „reich sein“ oder der „Zeit für einen längeren Urlaub“ zugesprochen.
Diese Studie zeigt, dass ein gesichertes Einkommen zwar ein wichtiger Faktor, jedoch nicht
die Hauptvoraussetzung
für das Wohlstandsempfinden der Österreicher und
Österreicherinnen darstellt.8
Dennoch gilt es in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass Österreich zu den
Industrieländern
zählt
und
z.B.
die
tägliche
Nahrungsmittelversorgung
als
Selbstverständlichkeit gesehen wird. Im Gegensatz dazu würde dieselbe Studie in einem
Entwicklungsland mit anderen Grundvoraussetzungen auch dementsprechend abweichende
Resultate vorweisen. Daraus lässt sich schließen, dass Wohlstand in jedem Land, jeder
Gesellschaft und von jedem Individuum anders definiert werden kann.
1.3.3 Einflussfaktoren auf den Wohlstand
Der Wohlstand und Lebensstandard der Gesellschaft eines Landes ist von zahlreichen
Faktoren in positiver wie negativer Weise abhängig. Man unterscheidet zwischen vier
Haupteinflussfaktoren.
1.3.3.1 Politische Faktoren
Das politische System eines Landes wirkt sich insofern auf den Wohlstand der Bewohner
und Bewohner und Bewohnerinnen aus, da Staatsformen wie die Demokratie der
Bevölkerung das Recht der Meinungsfreiheit und Pressefreiheit zuspricht. Im Gegensatz
dazu steht die sozialistische Republik, die durch das Einparteiensystem den BürgerInnen
jegliches Mitspracherecht nimmt. Der Wohlstand wird auch dadurch beeinflusst, ob in einem
Land aktuell Krieg herrscht oder es Ziel von terroristischen Aktivitäten ist.9
7
Vgl. http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21170/wohlstand (06.03.2013)
Vgl. http://www.fhs-forschung.at/fileadmin/documents/zfz/PA_Wohlstand_FEB2012_Schwarz.pdf (15.10.12)
9 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Wohlstand (10.10.2012)
8
10
1.3.3.2 Wirtschaftliche Situation
In Bezug auf die wirtschaftliche Situation sind gerechte Einkommensverteilung, die
Staatsverschuldung, die Konjunktur, die Arbeitslosenrate, die Streikkultur sowie der
technische Fortschritt maßgebend für den Wohlstand eines Landes.10
1.3.3.3 Ökologische Faktoren
Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung verursacht
durch einen hohen Anteil an Treibhausemissionen, sowie das Verhältnis zwischen
Grünflächen und verbauten Grundstücken wirken sich sowohl in positiver als auch negativer
Weise auf den Wohlstand eines Landes aus.11
1.3.3.4 Gesellschaftliche Situation
Der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Kinderbetreuung oder das politische Engagement
des Staates wirken sich sehr positiv auf den Wohlstand einer Bevölkerung aus.
Im Gegensatz dazu haben Epidemien, Kriminalität und Angst einen sehr negativen Effekt auf
den Lebensstandard jedes einzelnen Menschen.12
1.3.4 Wohlstandsgesellschaft
Weist ein Land einen hohen Lebensstandard und gute Lebensbedingungen auf, wächst der
Konkurrenzkampf zwischen der einzelnen Haushalte und der Unternehmen.
Dies führt zu einem Machtkampf der einzelnen Akteure innerhalb der Gesellschaft und die
Geldströme und Güterströme erhöhen sich stark, was auch zu einer Erhöhung des
Wirtschaftswachstums führt und damit ein ständig steigendes Bruttoinlandsprodukt zur Folge
hat.13
1.4 Wirtschaftswachstum
1.4.1 Definition Wirtschaftswachstum
Der Begriff Wirtschaftswachstum beschreibt die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP)
einer Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres.14
1.4.2 Quantitatives Wirtschaftswachstum
Als „quantitatives Wirtschaftswachstum“ wird die rein mengenmäße Zunahme des
Bruttoinlandsprodukts bezeichnet. Es wird weder auf die Schonung der Umwelt noch auf die
Lebensqualität der Menschen oder eine gerechte Einkommensverteilung geachtet.15
Tatsache ist jedoch, dass wir das globale Erdölfördermaximum bereits überschritten haben
und eine Vielzahl an erneuerbaren Ressourcen wie beispielsweise Wasser und Wälder
bereits übernutzt sind.16
Doch was kann die Gesellschaft unternehmen, um dem quantitativen Wirtschaftswachstum
und im gleichen Zug der Zerstörung natürlicher Ressourcen sowie dem Abbau sozialer
10
ebda (10.10.2012)
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Wohlstand (10.10.2012)
12 ebda (10.10.2012)
13 Vgl. Lindner; Hartig; ua.: Arbeitsbuch für VWL. Volkswirtschaft verstehen – Zukunft gestalten. – Wien: Verlag
Hölder-Pichler-Tempsky, 2008. S. 23.
14 Vgl. http://www.rechnungswesen-verstehen.de/lexikon/wirtschaftswachstum.php (29.10.2012)
15 Vgl. http://www.bpb.de/wissen/ZUKJJM (20.10.2012)
16 Vgl. http://www.wachstumimwandel.at/wp-content/uploads/Wiss-Umwelt_2009-13_korr.pdf, S. 12 (11.03.13)
11
11
Errungenschaften entgegenzuwirken?
Lösungsansätze aufgezeigt.
Im
folgenden
Kapital
werden
mögliche
1.5 Lösungsansätze
1.5.1 Nullwachstum
Man spricht in einem Land von Nullwachstum, wenn die Wirtschaft eines Landes innerhalb
eines Jahres um 0% wächst. Ein Staat mit Nullwachstum wird auch als „Steady State“ in der
Volkswirtschaft bezeichnet.17
„„Gleich bleibend“ oder „konstant“ bedeutet nicht, dass es in einem solchen System zu
keinerlei messbaren Veränderungen käme. Gemeint ist vielmehr, dass geringfügige,
kurzfristige Schwankungen mit einer Tendenz zu einem langfristig stabilen Gleichgewicht
einhergehen.“18
In einem Staat mit angestrebtem „Nullwachstum“ der Wirtschaft muss die Zahl der
Arbeitskräfte stets konstant bleiben. Geburten und Einwanderung, wie auch Sterbefälle und
Auswanderung
sollten
in
der
Gesellschaft
gleichgehalten
werden.
In einem „Steady State“ wird die Beschäftigungsrate konstant gehalten, um kein
Wirtschaftswachstum,
aber
auch
keine
Wachstumsrücknahme
zu
erreichen.
Das Leben in einem Staat ohne Wirtschaftswachstum erfordert aber das Umdenken der
Gesellschaft in Richtung einer Abwendung von der Konsumfixierung, was eine Strategie für
eine strukturelle Veränderung der Bevölkerung verlangt.
Doch damit ein Staat Nullwachstum erreich kann, bedarf es einer veränderten Denkweise
der Bevölkerung in Hinblick auf den derzeit übermäßigen Konsum von materiellen Gütern.19
Wenn die Wirtschaft nicht wächst, steigen die Ausgaben für Arbeitslosenversicherung,
Sozialhilfe und Notstand; da so keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden können.
Daraus ergibt sich eine Verringerung der Einnahmen aus der Besteuerung der Einkommen.
Darüber hinaus muss das Geld für Sozialausgaben gekürzt werden, was die Kluft zwischen
der armen und der reichen Einkommensschicht drastisch erhöhen kann.20
1.5.2 Degrowth
Degrowth, auch genannt „Wachstumsrücknahme“, bezeichnet die Abnahme des Konsumsund Produktionswachstums und kann nebst dem qualitativen Wachstum als Maßnahme zur
Schonung der Umwelt und der Ressourcen gesehen werden, da derzeit viel zu viele
Menschen in einem viel zu großem Ausmaß wirtschaften und niemand auf etwas verzichten
will. Das Problem kann also auf wirtschaftlicher, umweltbezogener und ethischer Ebene
betrachtet werden.21
17
Vgl.http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20189/nullwachstum (20.10.2012)
Czech, Brian; Daly, Herman E.: Die Steady-State-Ökonomie: Was sie ausmacht, was sie mit sich bringt und
was sie genau bedeutet. In: Wissenschaft & Umwelt 13 (Hrsg. von Forum Wissenschaft & Umwelt) – Wien:
Forum Wissenschaft & Umwelt, 2009. S. 115.
19 Vgl. Pennekamp, Johannes: Wohlstand ohne Wachstum: Ein Literaturenüberblick. – Köln: Max-Planck-Institut
für Gesellschaftsordnung, 2011. S. 28ff
(http://www.wachstumimwandel.at/wp-content/uploads/Max-Planck-Institut_2011_Literatur%C3%BCberblickWohlstand_ohne_Wachstum_.pdf) (15.10.2012)
20 Vgl. Exner, Andreas; Lauk, Christian; Kulterer, Konstantin: Die Grenzen des Kapitalismus. Wie wir am
Wachstum scheitern – Wien: Überreuter, 2008
21 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumsrücknahme (15.10.2012)
18
12
1.5.3 Qualitatives Wirtschaftswachstum
Qualitatives Wirtschaftswachstum, auch nachhaltiges Wachstum genannt, beinhaltet, im
Gegensatz zu rein quantitativen Zunahme des BIPs, die Entkoppelung von
Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum.22 Auf diesen Lösungsansatz wird im Kapitel
3 „Nachhaltiges Wachstum zur Einschränkung des Ressourcenverbrauchs“ von Magdalena
Beran näher eingegangen.
Vgl. Paech, Niko: Wachstum „light“? Qualitatives Wachstum ist eine Utopie. In: Wissenschaft & Umwelt 13
(Hrsg. von Forum Wissenschaft & Umwelt) – Wien: Forum Wissenschaft & Umwelt, 2009. S. 84.
22
13
2. Das BIP – ein Wohlstandsindikator?
Von Christine Leberbauer
14
2.1 Einleitung
„Auf der ganzen Welt sehen Politiker Wirtschaftswachstum als das zentrale ökonomische
Ziel an. Und das Bruttoinlandsprodukt ist das vorherrschende Maß für wirtschaftliche
Aktivität. Im Zeitalter des Klimawandels und steigender sozialer Ungleichheiten sind wir nun
allerdings an dem Punkt angelangt uns zu fragen, ob wir es uns noch leisten können,
weiterhin ausschließlich dem Ziel des BIP-Wachstums nachzueifern …“ 23
Doch hat hohes Wirtschaftswachstum immer auch hohen Wohlstand der Bevölkerung zur
Folge oder ist Lebensqualität von ganz anderen Faktoren abhängig?
Welche Faktoren sind das und welche alternativen Indikatoren zur Wohlstandsmessung gibt
es?
Diese Frage habe ich mir deshalb am Anfang meiner Arbeit gestellt.
2.2 Was zeigt das BIP?
Das BIP ist die wichtigste Kennzahl der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und zeigt die
Summe aller Güter und Dienstleistungen, die in einem Land und in einem Jahr erwirtschaftet
werden.24
Um das BIP besser mit anderen Ländern vergleichen zu können, wird das
Wirtschaftswachstum durch die Bevölkerungsanzahl dividiert - jedoch kann das
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf immer nur den Durchschnittswert für die gesamte Bevölkerung
angegeben und lässt somit keine Rückschlüsse auf die Einkommensverteilung innerhalb der
Bevölkerung zu.25
Das BIP addiert also nur materielle Güter und Dienstleistungen, wobei dieses rein monetäre
Additionsverfahren nichts über den Wohlstand aussagen kann. 26
Denn „(…) bereits der Erfinder der BIP-Berechnung Simon Kuznets kritisierte 1971, dass
seine BIP-Berechnungen nicht das wirkliche Wohlergehen einer Bevölkerung in einer
Volkswirtschaft messen können. Bei den BIP-Berechnungen handelt es sich nur um eine
Quantitätsberechnung, nicht um eine Qualitätsberechnung.“27
Denn Wohlstand ist viel mehr als Geld und materielle Werte:
2.3 Wohlstand
2.3.1 Unterschied materieller – immaterieller Wohlstand
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Definition von Wohlstand zwischen dem materiellen
und dem immateriellen Wohlstand.
23
Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 40.
24 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttoinlandsprodukt (17.12.2012)
25 Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 43.
26 Vgl. Pennekamp, Johannes: Wohlstand ohne Wachstum: Ein Literaturüberblick. Max-Planck-Institut für
Gesellschaftsordnung. – Deutschland: Working Papers, 2011. S. 14.
27 Lindner, Johannes, Hartig, Martin ua.: Volkswirtschaft verstehen – Zukunft gestalten. – Wien: Verlag HölderPichler-Tempsky, 2010. S. 32.
15
Der Begriff „Wohlfahrt“ deckt die materielle Seite ab und der Begriff „Wohlstand“ drückt vor
allem immaterielle Wohlstandsfaktoren aus.28
Wohlstand ist daher nicht nur Reichtum oder Einkommen, sondern kann auch durch
erschöpfbare und erneuerbare Ressourcen bis zu Wissen und Naturkapital generiert
werden.29 Viele – insbesondere hoch entwickelte – Gesellschaften leiden jedoch unter dem
Problem, dass Wohlstand in vielen Ländern weitgehend nur mit dem materiellen Wohlstand
gleich gesetzt wird.30
Doch Wohlstand ist viel mehr, da ihn noch viele weitere immaterielle Faktoren wie die
Befriedung einer Gesellschaft, soziale Beziehungen, Freiheitsrechte, die Wahrung der
Menschenwürde, Gesundheit, Bildung und eine intakte Umwelt ausmachen.31 Dieser
immaterielle Wohlstand wird jedoch bei der Messung des Wohlstands nicht oder nur mit
ihrem Beitrag zur Steigerung materieller Güter berücksichtigt.32
2.3.2 Wann ist ein Land „wohlhabend“?
Das Denkwerk Zukunft-Stiftung kulturelle Erneuerung hat den Wohlstand neu definiert. Die
Stiftung hat seinen Sitz in Bonn (Deutschland) mit Prof. Dr. Meinhard Miegel als Vorsitz. Es
ist eine nichtrechtsfähige Stiftung der deutschen Wissenschaft und das Denkwerk ZukunftStiftung kulturelle Erneuerung ist der Herausgeber des „Wohlstandquintetts“ zur Messung
des Wohlstands in früh industrialisierten Ländern. In ihrer Arbeit wird ein Land und deren
Bevölkerung für wohlhabend bezeichnet, wenn:
Das Bruttoinlandsprodukt hoch ist, das Einkommensgefälle nicht sehr steil ist, der Anteil der
gesellschaftlich ausgegrenzten Bevölkerung niedrig ist, die Schuldenquote des Staates tief
ist und der ökologische Fußabdruck die globale Biokapazität nicht übersteigt. 33
Anbei die Daten für Österreich aus dem Jahre 2010 dieser oben genannten Bereiche im
Vergleich zum Jahr 2001 (Abbildung 1). Die 80/20-Relation zeigt das Verhältnis der Summe
der Einkommen der obersten 20 Prozent im Unterschied zur Summe der Einkommen der
untersten 20%. 34
28
Vgl. Kettner, Claudia: Interview am 28.11.2012.
Vgl. Kettner, Claudia; Schleicher, Stefan P.; Thenius, Gregor: Eignet sich die Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung zur Messung von wirtschaftlichem Wohlstand? – Manuskript für die wirtschaftlichen Blätter,
August 2006. S. 3.
30 Vgl. Butzmann, Elias; Schulte, Martin; Wahl, Stefanie. Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung (Hg.):
Das Wohlstandsquintett. Zur Messung des Wohlstands in Deutschland und anderen früh industrialisierten
Ländern. – www.Wohlstandsquintett.de: Bonn, 2011. S. 9.
31 ebda
32 ebda
33 Vgl. Butzmann, Elias; Schulte, Martin; Wahl, Stefanie. Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung (Hg.):
Das Wohlstandsquintett. Zur Messung des Wohlstands in Deutschland und anderen früh industrialisierten
Ländern. – www.Wohlstandsquintett.de: Bonn, 2011. S. 35.
34 Vgl. Butzmann, Elias; Schulte, Martin; Wahl, Stefanie. Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung (Hg.):
Das Wohlstandsquintett. Zur Messung des Wohlstands in Deutschland und anderen früh industrialisierten
Ländern. – www.Wohlstandsquintett.de: Bonn, 2011. S. 55.
29
16
Abbildung 1: Ist Österreich „wohlhabend“? (2011)35
2.3.3 Von welchen Faktoren ist Lebensqualität abhängig?
Aus der Perspektive des einzelnen Menschen wird Wohlstand an der von ihm persönlich
erlebten Lebensqualität deutlich. Die OECD Better Life Studie des Österreichischen Instituts
für Wirtschaftsforschung versuchte nun über eine Befragung deren Messung
herauszufinden. Dabei stellte sich heraus, dass für die Österreicher und Österreicherinnen
vor allem Gesundheit, Sicherheit, Lebenszufriedenzeit und Einkommen an erster Stelle
stehen um mit ihrem Leben zufrieden zu sein.36
Alle 36 von der OECD untersuchten Länder haben relativ ähnliche Vorstellungen von hoher
Lebensqualität, denn „Gesundheit“ ist für alle befragten Menschen am wichtigsten.37
2.3.3.1 Der Legatum-Prosperity-Index 2012
Wohlstand ist eindeutig mehr als Geld. Der Londoner Thinktank Legatum hat die
Bevölkerung in 142 Staaten nach dem Wohlbefinden befragt, wobei das
Bruttoinlandsprodukt nicht primär als Messwert für den Wohlstand steht. Es werden
zahlreiche andere Wirtschaftsfaktoren herangezogen und die Bereiche Existenzgründung
und Chancen, die Regierungsführung, die Bildung, die Gesundheit, die Sicherheit, die
persönliche Freiheit und das soziale Kapital wurden genauer analysiert.
Die meisten europäischen Länder finden sich unter den Top 30 des Rankings, Ausnahmen
dabei sind Griechenland und Italien. Norwegen befindet sich an der Spitze des Rankings
gefolgt von Dänemark und Schweden, da diese Länder besonders gut im Bereich
Existenzgründung und Chancen abschneiden, die USA hat sich in den letzten Jahren
deutlich verschlechtert (Abbildung 2).
35 Vgl.
Butzmann, Elias; Schulte, Martin; Wahl, Stefanie. Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung (Hg.):
Das Wohlstandsquintett. Zur Messung des Wohlstands in Deutschland und anderen früh industrialisierten
Ländern. – www.Wohlstandsquintett.de: Bonn, 2011. S. 63.
36 vgl.: Kettner, Claudia: Interview am 28.11.2012.
37 vgl.: Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 38.
17
Insgesamt kann man jedoch sagen, dass der Wohlstand und das Wohlbefinden der
Bevölkerung international seit 2009 leicht angestiegen ist.38
Abbildung 2: Wohlstand und Wohlbefinden – Ergebnisse des Legatum-Prosperity-Index
(2012)39
2.3.4 Wächst die Lebenszufriedenheit
materiellem Wohlstand?
mit
wachsendem
Ab einem bestimmten Einkommensniveau aufweist, wächst die Lebenszufriedenheit
hauptsächlich durch Steigerungen in den Bereiche des immateriellen Wohlstands. 40
Denn Wohlstand ist auch ohne ökonomisches Wachstum erreichbar. 41
Geld macht also nur im niedrigen Einkommensbereich glücklich, denn wer in armen
Verhältnissen lebt und sich materiell verbessert, erlebt einen Anstieg der Zufriedenheit. Doch
eine Bevölkerung mit schon hohem Pro-Kopf-Einkommen wird durch noch mehr Geld kaum
glücklicher. In Staaten mit geringem Pro-Kopf-Einkommen beschreiben sich die Menschen
als wesentlich unzufriedener als in Ländern mit hohem Einkommen, wo Menschen bereits
anfangen, sich untereinander zu messen42 und zu konkurrieren. Diese daraus bestehende
soziale Ungleichheit in der Bevölkerung macht wiederum unglücklich und wirkt sich nicht
positiv auf den Wohlstand einer Bevölkerung aus.
38
Vgl. Gillert, Sonja: Der deutsche Wohlstand wächst, USA büßen ein. In: Welt Dialog (www.welt.de),
30.10.2012. (http://www.welt.de/wirtschaft/article110380487/Der-deutsche-Wohlstand-waechst-USA-buessenein.html) (26.12.2012)
39 Vgl. Gillert, Sonja: Der deutsche Wohlstand wächst, USA büßen ein. In: Welt Dialog (www.welt.de),
30.10.2012.
40 Vgl. Pennekamp, Johannes: Wohlstand ohne Wachstum: Ein Literaturüberblick. Max-Planck-Institut für
Gesellschaftsordnung. – Deutschland: Working Papers, 2011. S. 8.
41 Vgl. Pennekamp, Johannes: Wohlstand ohne Wachstum: Ein Literaturüberblick. Max-Planck-Institut für
Gesellschaftsordnung. – Deutschland: Working Papers, 2011. S. 8.
42 Vgl. Frey, Bruno: Wohlstand allein macht nicht glücklich. In: www.faz.net
(http://www.faz.net/themenarchiv/wirtschaft/wie-wir-reich-wurden/serie-wie-wir-reich-wurden-9-wohlstand-alleinmacht-nicht-gluecklich-1574720.html), 16.11.2009.
18
In der Tat lässt sich jedoch die Lebenszufriedenheit in verschiedener Hinsicht mit dem
materiellen Wohlstand in Beziehung setzen.43
Durch das Sozialsystem in Österreich wird der Bevölkerung ein höherer materieller
Wohlstand gewährleitet und das führt meist auch zu einem höheren immateriellen
Wohlstand. Zum Beispiel gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der
Gesundheit und dem Einkommen und der Bildung, da reichere Menschen im Allgemeinen
immer auch gesünder und besser gebildet sind. Das führt dazu, dass es der
Bevölkerungsschicht mit hohem Einkommen materiell als auch immateriell besser geht.44
Man kann insgesamt sagen, dass ein Land, in dem bereits ein gewisser materieller
Lebensstandard gegeben ist, der immaterielle Wohlstand immer mehr an Bedeutung
gewinnt.45 Denn eine Bevölkerung mit materiellem Lebensstandard wird meist nur noch
durch immateriellen Wohlstand glücklicher.46
Diese Parallele von materiellem und immateriellem Wohlstand existierte bis vor einiger Zeit
in den früh industrialisierten Ländern, denn bis in die 1970er Jahre war das BIP pro Kopf der
Bevölkerung noch viel geringer, da nur ca. halb so viel erwirtschaftet wurde wie heute. Heute
besteht die Entkoppelung der Entwicklung von materiellem und immateriellem Wohlstand
und das BIP verliert seine Aussagekraft als Wohlstandsindikator.47
2.3.4.1 Internationale Gallup-Umfrage
Das Meinungsforschungsinstitut Gallup hat anhand von einer bereits erhobenen
Datenanalyse im Jahre 2011 die Lebenszufriedenheit in 148 Ländern ermittelt. Die
Ergebnisse dabei zeigen, dass Glück nicht mit materiellen Lebensumständen verbunden ist,
da zum Beispiel in Singapur das Bruttoinlandsprodukt sehr hoch ist, jedoch nur 46% der
Befragten einen befriedigenden Gemütszustand aufweisen.
Im Gegensatz dazu sind beispielsweise in Ecuador oder auf den Philippinen die Menschen
relativ zufrieden mit ihrer derzeitigen Lebenssituation. Platz eins teilen sich zwei
lateinamerikanische Länder, Panama und Paraguay, denn dort sind 85% der Bevölkerung
glücklich.
Betrachtet man zum Beispiel die Lebenszufriedenheit von Singapur, kann man feststellen,
dass weniger als die Hälfte der Bevölkerung zufrieden sind, obwohl das BIP in diesem Land
überdurchschnittlich hoch ist. Im Gegensatz dazu, weist Paraguay eine sehr hohe
Lebenszufriedenheit der Bevölkerung auf, jedoch ist das BIP in diesem Land nur sehr
niedrig. Fazit dieser Studie ist also, dass Geld nur bis zu einer gewissen Schwelle, nämlich
bei einem Jahreseinkommen von 75.000 US-Dollar, noch glücklicher macht. Wenn diese
Schwelle jedoch überschritten ist, erhöht Geld allein die Zufriedenheit nicht weiter.48
43
Vgl. Frey, Bruno: Wohlstand allein macht nicht glücklich. In: www.faz.net
(http://www.faz.net/themenarchiv/wirtschaft/wie-wir-reich-wurden/serie-wie-wir-reich-wurden-9-wohlstand-alleinmacht-nicht-gluecklich-1574720.html), 16.11.2009.
44 Vgl. Kettner, Claudia: Interview am 28.11.2012
45 Vgl. Kettner, Claudia: Interview am 28.11.2012
46 Vgl. Wahba, Annabel: Weg mit dem ganzen Palast. Mehr materieller Wohlstand macht nicht glücklicher. In: Die
Zeit online (http://www.zeit.de/2011/50/Kapitalismus-Wirtschaftskreislauf/seite-3), 11.12.2011.
47 Vgl. Butzmann, Elias; Schulte, Martin; Wahl, Stefanie. Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung (Hg.):
Das Wohlstandsquintett. Zur Messung des Wohlstands in Deutschland und anderen früh industrialisierten
Ländern. – www.Wohlstandsquintett.de: Bonn, 2011. S. 11.
48 http://www.wiwo.de/erfolg/gallup-umfrage-wo-die-gluecklichsten-menschenleben/7549872.html?slp=true&p=22&a=false#image (25.12.2012)
19
2.4 Kritik am BIP als Indikator für den Wohlstand49
Als Produktionsindex hat das BIP schon den richtigen Platz eingenommen, jedoch sollte es
auf keinen Fall als Wohlstandsindikator bezeichnet werden.50
In Industrieländern kann man oft, wie bereits oben erwähnt, eine positive Relation zwischen
dem Bruttoinlandsprodukt und den Wohlstandsfaktoren für gewisse Zeiträume erkennen,
jedoch sollte die Aussage „mehr BIP ist mehr Wohlstand“ nicht verwendet werden.
Denn das BIP eines Landes hat oft keine Ähnlichkeiten mit den Ergebnissen der
Wohlstandsmessung eines Landes (siehe Punkt 2.4.2.5.1: Im Vergleich zum
Bruttoinlandsprodukt). Es beinhaltet bloß Faktoren, denen monetäre Transaktionen zugrunde
liegen, nicht-monetäre Faktoren sind im BIP nicht erhalten.
Deshalb werden nicht wohlstandserhöhende Tätigkeiten wie Kosten, die eine Zerstörung der
Umwelt zu Folge haben, im BIP als positiv bewertet. Das BIP ist also eine reine
Stromgrößenrechnung des materiellen Wohlstands, jedoch hängt der Wohlstand eines
Landes eher vom immateriellen Wohlstand ab.51
Man sollte Wohlstand also nicht nur am Einkommen messen, sondern auch die
Lebensbedingungen und die Umwelt betrachten.
Österreich belegt in einer Vergleichsstudie der Europäischen Union des Jahres 2011, bei der
das BIP und andere Indikatoren zur Lebensqualität und den materiellen Lebensbedingungen
als Vergleichsgrößen herangezogen wurden, einen guten Platz. Jedoch zeigten sich im
Umweltbereich einige Schwächen und Österreich ist in den letzten neun Jahren bei der
Ressourcenproduktivität auf Rang zehn und beim Energieverbrauch auf Platz neun
abgerutscht (Abb. 3).52
Abbildung 3: Österreich im Wohlstandsvergleich (2011)53
Lindner, Johannes, Hartig, Martin ua.: Volkswirtschaft verstehen – Zukunft gestalten. – Wien: Verlag HölderPichler-Tempsky, 2010. S. 32.
50 Vgl. Kettner, Claudia: Interview am 28.11.2012
51 Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 42.
52 Vgl. aoa: Das BIP soll nicht mehr allein der Maßstab für den Wohlstand sein. In: Oberösterreichische
Nachrichten, 14.07.2011. (http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/Das-BIP-soll-nicht-mehr-allein-derMassstab-fuer-den-Wohlstand-sein;art15,669378) (17.12.2012)
49
20
2.4.1 Kritik aus ökonomischer Perspektive54
Der informelle Sektor, der die Selbstversorgung, die Hausarbeit oder den unbezahlten
Arbeitstausch innerhalb von Freunden und Familien erfasst, wird im BIP nicht
berücksichtigt.55 Das führt zu einer Unterschätzung der wirtschaftlichen Tätigkeit, denn in
Österreich wurde der Anteil der unbezahlten Hausarbeit am Bruttoinlandsprodukt pro Jahr
auf über 30% geschätzt.56
Anhand dieser Grafik (Abbildung 4) kann man gut erkennen, dass Österreich einen hohen
Anteil von unbezahlter Arbeit aufweist, der jedoch nicht im Bruttoinlandsprodukt aufscheint,
jedoch den Wohlstand der Bevölkerung stark beeinflusst.
Denn zwischen Lebensqualität und unbezahlter Arbeit gibt es zahlreiche Korrelationen:
Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen, sind meist zufriedener und glücklicher in ihrem
Leben als andere.57 Die Ergebnisse des "World Giving Index"58 zeigten, dass
Freiwilligenarbeit positive Effekte auf die Gesundheit einer Bevölkerung haben kann. Des
Weiteren bringt die ehrenamtliche Tätigkeit auch einen Nutzen für die ganze Gesellschaft mit
sich.59
Abbildung 4: Unbezahlte Arbeit in Österreich, Zeitverwendungserhebung (2012)60
53
Vgl. aoa: Das BIP soll nicht mehr allein der Maßstab für den Wohlstand sein. In: Oberösterreichische
Nachrichten, 14.07.2011. (http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/Das-BIP-soll-nicht-mehr-allein-derMassstab-fuer-den-Wohlstand-sein;art15,669378) (17.12.2012)
54 Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 42.
55 Vgl. Lindner, Johannes, Hartig, Martin ua.: Volkswirtschaft verstehen – Zukunft gestalten. – Wien: Verlag
Hölder-Pichler-Tempsky, 2010. S. 32.
56 Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 42.
57 Vgl. Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 14.
58 Vgl. Drösser, Christoph: Geben macht glücklich! In: Die Zeit online (http://www.zeit.de/2010/39/IG-Hilfe),
23.09.2010.
59 Vgl. Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 15.
60 http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wie_gehts_oesterreich/materieller_wohlstand/05/index.html
(21.12.2012)
21
Außerdem werden die Schattenwirtschaft und die Schwarzarbeit im BIP nicht erfasst, was
auch zu einer Missdeutung der effektiven Produktionsleistung führt, denn im Jahre 2008 wird
der Anteil an Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit (informeller Sektor) in Österreich auf ca.
10% geschätzt. Die Freizeit, die bei jeder Person sehr viel Einfluss auf den immateriellen
Wohlstand hat, wird im BIP auch nicht berücksichtigt, denn Freizeit wird in der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ausschließlich als Verminderung der potenziellen
Produktionsmöglichkeiten erfasst. Doch in Österreich haben Arbeitskräfte eine sehr hohe
Anzahl an Feiertagen und Urlaub, was den Wohlstand der Österreicher und der
Österreicherinnen deutlich erhöhen dürfte, jedoch im BIP nicht sichtbar wird.
Des Weiteren beinhaltet das Bruttoinlandsprodukt das Humankapital nicht adäquat, denn
Ausgaben für Bildung werden als Konsum erfasst, obwohl sie eher als Investitionen
angesehen werden sollten. 61
2.4.2 Kritik aus ökologisch-sozialer Perspektive62
Ein großer Kritikpunkt am Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsindikator ist, dass die
Mitwirkung und Teilnahme am politischen und kulturellen Leben im BIP nicht erfasst wird.
Die Nachhaltigkeit im Bezug auf die Erhaltung des Ökosystems in einem Land wird auch
nicht adäquat ausgedrückt. 63
Somit wird eine Ausbeutung von natürlichen Ressourcen stets als positiv im BIP
ausgedrückt, da dadurch die laufende Produktion des Landes zunimmt.
Außerdem wird der Faktor Gesundheit im Bruttoinlandsprodukt kaum berücksichtigt. Denn
wenn die Bevölkerung durch Umweltverschmutzung der Produktionen immer mehr an
verschmutzungsbedingten Krankheiten leidet, ist dies nicht wohlstandserhöhend einzustufen,
jedoch führt dies zu einer Erhöhung des BIPs.
Zusätzlich wird die Steigerung der Kriminalität eines Landes oder die Erhöhung des Risikos
von terroristischen Anschlägen durchaus als BIP-erhöhend eingestuft, da dadurch Ausgaben
für mehr Sicherheit getätigt werden und diese Defensivausgaben erhöhen das
Bruttoinlandsprodukt, aber auf keinen Fall den Wohlstand der Bevölkerung. 64
2.5 Alternative
Wohlstands
Indikatoren
zur
Messung
des
Es werden derzeit verschiedene Möglichkeiten entwickelt, um die Wohlstandsmessung
weiterzuentwickeln und um dadurch auch ökologische und soziale Aspekte monetär in der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung berücksichtigen zu können.
Jedoch ist es meist schwer, den Wert von ökologischen und sozialen Faktoren in Geld zu
messen.
61
Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 42.
62 Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 43.
63 Vgl. Lindner, Johannes, Hartig, Martin ua.: Volkswirtschaft verstehen – Zukunft gestalten. – Wien: Verlag
Hölder-Pichler-Tempsky, 2010. S. 32.
64 Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 43.
22
Deshalb entwickelte man alternative Wohlstandsindikatoren, die den Wohlstand außerhalb
der traditionellen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung messen und die als Ergänzung des
Bruttoinlandsprodukts dienen.65
2.5.1 Wohlstandsindikatoren
Wohlstandsindikatoren messen anhand von verschiedenen wohlstandsrelevanten Faktoren
die Lebensqualität einer Bevölkerung:
2.5.1.1 HDI
Der Human Development Index (HDI) misst den Entwicklungsstand der Bevölkerung eines
Landes. Er setzt sich primär aus 3 Bestandteilen zusammen: der Lebenserwartung, dem
Bildungsstand und dem Lebensstandard der Bevölkerung.66
Dabei wird jeder dieser 3 Bereiche durch ein bis zwei Einzelindikatoren gemessen und diese
Einheiten werden so fixiert, dass sie Werte zwischen 0 und 1 annehmen - dabei ist 0 das
Minimum und 1 das Maximum. Im Anschluss wird der HDI als Durchschnittswert der drei
Teilindizes gemessen67, jedoch bleiben dabei die sozialen Ungleichheiten und
Einkommensunterschiede unberücksichtigt.68
2.5.1.2 Genuine Progress Indicator
Der Genuine Progress Indikator ist ein anderer wichtiger noch detaillierterer alternativer
Indikator für den Entwicklungsfortschritt eines Landes. Der GPI basiert zwar auf dem BIP,
wird jedoch mit zahlreichen anderen Faktoren ergänzt, wie der Hausarbeit und dem
Ehrenamt, der Einkommensverteilung, dem Ressourcenverbrauch, den langfristigen
Umweltschäden, dem Freizeitbudget, den defensiven Ausgaben, der Haltbarkeit von
Produkten und den öffentlichen Infrastrukturen und der Abhängigkeit von ausländischen
Kapitalgebern.69
Wie bereits oben erwähnt, gibt das BIP zwar Durchschnittswerte des Einkommens pro Kopf
in einem Land, jedoch sagen diese Werte nichts über die sozialen Ungleichheiten innerhalb
der Bevölkerung aus. Deshalb sollte unbedingt der Gini-Koeffizient neben dem BIP
betrachtet werden, um in die Einkommensverteilung in einem Land Einsicht zu bekommen:
2.5.1.3 Gini-Koeffizient
Der „Gini-Koeffizient“ zeigt die Einkommensverteilung oder Ungleichheit des
Erwerbseinkommens in einer Bevölkerung.70 Er ist als relatives Streuungsmaß zu
interpretieren und kann auch mithilfe der Lorenzkurve bestimmt werden.71 Der Gini65
Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 41.
66 Vgl. http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/megastaedte/64733/hd (15.12.2012)
67 Vgl. Butzmann, Elias; Schulte, Martin; Wahl, Stefanie. Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung (Hg.):
Das Wohlstandsquintett. Zur Messung des Wohlstands in Deutschland und anderen früh industrialisierten
Ländern. – www.Wohlstandsquintett.de: Bonn, 2011. S. 72.
68 Vgl. http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/megastaedte/64733/hd (15.12.2012)
69 Vgl. http://www.bpb.de/veranstaltungen/HHABNT,0,0,Z_B_der_Genuine_Progress_Indicator_(GPI).html
(23.12.2012)
70 vgl.: Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 12.
71 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/gini-koeffizient.html (22.12.2012)
23
Koeffizient nimmt einen Wert zwischen 0 bei Gleichverteilung und 1 ein, wenn nur eine
Person das komplette Einkommen erhält.72
Jedoch stellen sich diese Wohlstandsindikatoren oft als problematisch heraus, weil sie nur
eine sehr geringe Anzahl von Faktoren mit einbeziehen und den Wohlstand daher auch nur
eingeschränkt beschreiben können.
Deshalb entwickelte man zahlreiche Indikatorensysteme, die diese oben genannten Defizite
zumindest teilweise überwinden können, da sie keine Korrekturen am Bruttoinlandsprodukt
vornehmen, sondern zusätzliche Informationen über soziale und ökologische Faktoren
beinhalten.73
2.5.2 Indikatorensysteme
Systeme von Nachhaltigkeitsindikatoren stellen ökonomische, ökologische und soziale
Zusatzinformationen zum BIP bereit.74
2.5.2.1 Das europäische Indikatorensystem
Eurostat entwickelte in Zusammenarbeit mit dem deutschen Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung das europäische Indikatorensystem. Dieses System soll den Fortschritt
und die Verbesserung der nachhaltigen Entwicklung in der gesamten Union messen und als
Grundlage für Entscheidungsprozesse in der Politik dienen. Die Europäische Union hat sich
zu nachhaltiger Entwicklung als eines ihrer politischen Leitziele bekannt. Dabei wird die
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung durch zahlreiche andere Indikatoren ergänzt. Es
werden zum Beispiel ökologische Faktoren wie Wasserqualität oder soziale Faktoren wie
zum Beispiel Gesundheit mit einbezogen.
Man unterscheidet dabei zwischen den verfügbaren und benötigten Indikatoren. Dabei
dienen die besten verfügbaren Indikatoren als Platzhalter bis die besten benötigten
Indikatoren angeordnet werden können. Durch dieses System sollen die Potenziale der
Weiterentwicklung
ersichtlich
werden.
Die Nachhaltigkeitsstrategie der EU sieht aber auch die Entwicklung nationaler Strategien
vor.75
2.5.2.1.1 Ergebnisse des Europäischen Indikatorensystem
Die Ergebnisse des Europäischen Nachhaltigkeitsindikatorensystems zeigen, dass
Österreich bei den ökonomischen und sozialen Indikatoren und dem BIP pro Kopf sehr gute
Plätze besetzt. Denn das österreichische Indikatorensystem zeigt im Detail, dass in
Österreich im Vergleich zu anderen Ländern eher wenige Menschen armutsgefährdet sind
(2010: 16,6% aller Österreicher und Österreicherinnen)76, wobei aber Frauen eine höhere
Armutsgefährdung aufweisen als Männer, da die Arbeitslosenquote bei Frauen in Österreich
höher ist.
72
http://de.wikipedia.org/wiki/Gini-Koeffizient (22.12.2012)
Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 41ff.
74 Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 45.
75 Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 44.
76 Vgl. Prazak, Robert: Die arme Seite von Österreich. – In: Format, 19.11.2012.
(http://www.format.at/articles/1247/930/346809/die-seite-oesterreich) (13.03.2013)
73
24
Beim Indikator „Gesunde Lebensjahre“ und bei fast allen ökologischen Indikatoren schneidet
Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr schlecht ab, da in den
letzten Jahren der enorme Anstieg des Energieverbrauchs sehr problematisch zu sehen ist,
weil die Treibhausgasemissionen seit 1990 in Österreich um 15% angestiegen sind.
Im Bereich Umwelt weist Österreich auch keine besonders guten Ergebnisse auf, da im
Gebiet des Ressourcenverbauchs kaum positive Veränderungen festzustellen sind.77
2.5.2.2 Das österreichische Indikatorensystem
Als Leitbild für die österreichische Politik dient seit 2002 „Die österreichische Strategie zur
nachhaltigen Entwicklung“, wobei zwanzig Leitziele aus vier Aktionsfeldern (Lebensqualität,
wirtschaftliche Dynamik, internationale Verantwortung und Verbesserung des Lebensraums)
im Mittelpunkt stehen. Um die nachhaltige Entwicklung in Österreich zu überwachen, wurde
das österreichische Indikatorensystem für nachhaltige Entwicklung entwickelt. Hierbei wird
auch zwischen den verfügbaren und benötigten Indikatoren unterschieden. Vor allem
benötigt Österreich im Bereich Umwelt noch verbesserte Leitindikatoren, denn die derzeit
verfügbaren Indikatoren wie „Änderung der Flächennutzung“, „Anteil der versiegelten Fläche“
oder „Verbrauch bestimmter Stoffe“ dienen derzeit als Platzhalter für die benötigten
Indikatoren
wie
zum
Beispiel
„Landschaftsveränderung“,
„Qualität
von
78
Oberflächengewässern“ oder dem Indikator „Bodenverbrauch und Chemikalien-Index“.
2.5.2.3 Das UNO Indikatorensystem
Das Nachhaltigkeitsindikatorensystem der UNO berücksichtigt vor allem wichtige
Wohlstandsfaktoren im Bezug auf die Entwicklungsländer wie zum Beispiel den Zugang zu
sauberem Trinkwasser. Ansonsten findet man beim Indikatorensystem der UNO im
Vergleich zum europäischen oder österreichischen Indikatorensystem aber kaum
Unterschiede, jedoch ist die Datenverfügbarkeit bei Entwicklungsländern im Allgemeinen
sehr schlecht.79
2.5.2.4 OECD Better Life Index
Das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) hat mit der „Your better life
index“-Studie versucht, den Wohlstand neu zu definieren.80
Der OECD Better Life Index misst das Wohlbefinden der Bevölkerung mit insgesamt 24
ökonomischen, ökologischen und sozialen81 Indikatoren aus elf Teilbereichen, die die
Dimensionen zeigen, die von der OECD als wesentlich für den materiellen Wohlstand und
die Lebensqualität betrachtet werden. Dazu zählen: Wohnen, Einkommen, Arbeit,
Gemeinschaft, Bildung, Umwelt, Bürgerbeteiligung, Gesundheit, Lebenszufriedenheit,
Sicherheit, Work-Life-Balance.82 Die einzelnen, mit unterschiedlichen Indikatoren
gemessenen Bereiche, werden dann zu einem aggregierten Index zusammengefasst um die
Länder in Hinblick auf Lebensqualität beurteilen zu können.
77
Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 45ff.
78 Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 44ff.
79 Vgl. Kettner Claudia: Interview am 28.11.2012.
80 Kettner, Claudia: Interview am 28.11.2012.
81 Vgl. Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 5.
82 ebda
25
Der OECD Better Life Index wird derzeit für 36 Staaten ermittelt und wurde mit Hilfe einer für
Österreich repräsentativen Gewichtung mittels einer persönlichen Befragung von 800
Personen ergänzt.83
Die Better Life Indizes dieser Länder unterscheiden sich deutlich: der Gesamtindex liegt
zwischen 0,3 in Estland und 0,7 in Norwegen, wobei ein Index von 1 eine hohe
Lebensqualität und Werte um 0 eine geringe Lebensqualität anzeigen. Die Werte der OECD
Länder unterscheiden sich primär in den Teilbereichen Lebenszufriedenheit, Work-LifeBalance und Gemeinschaft.
Österreich weist in den Teilbereichen Arbeit, Gemeinschaft, Bürgerbeteiligung,
Lebenszufriedenheit und Gesundheit überdurchschnittliche Werte im Bezug auf die
Lebensqualität auf, aber in den Bereichen Bildung und Work-Life-Balance belegt Österreich
einen relativ schlechten Platz (Abbildung 5). 84
Abbildung 5: Better-Life-Index in ausgewählten OECD-Ländern (2012)85
2.5.2.4.1 Im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt
Stellt man den OECD Better Life Index dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf gegenüber, kann
man eine geringe Korrelation feststellen (Abbildung 6), jedoch erkennt man im Detail einige
Differenzen. Einige OECD Länder schneiden beim Better Life Index besser ab, doch
Österreich belegt leider durch die Better Life Studie einen deutlich schlechteren Platz. Denn
betrachtet man das BIP pro Kopf im Vergleich, befindet sich Österreich nach Norwegen und
83
Vgl. Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 4ff.
84 Vgl. Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 31.
85 Vgl. Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 31.
26
den Vereinigten Staaten an dritter Stelle. Vergleicht man aber die Ergebnisse des OECD
Better Life Index, belegt Österreich nur noch den 10. Platz. 86
Abbildung 6: Better-Life-Index im Vergleich zum BIP (2012)87
2.5.2.5 Statistik Austria – 30 Schlüsselindikatoren zur Messung des
Wohlstands
Die Statistik Austria entwickelte eine neue Art der Wohlstandsmessung mithilfe von 30
Schlüsselindikatoren mit dem Projekttitel „Wie geht’s Österreich“. Diese neue
Wohlstandsmessung beinhaltet neben dem BIP noch 30 andere Indikatoren, die den
materiellen Wohlstand, Aspekte der Lebensqualität und den Faktor Nachhaltigkeit zeigen.88
Jedoch handelt es sich bei diesen Nachhaltigkeitsindikatorensystemen um einen sehr neuen
Ansatz zur Integration von Nachhaltigkeitskomponenten in die Wohlstandsmessung und sie
sind daher noch keinesfalls als Endergebnis zu interpretieren.89
Die Suche nach dem perfekten Wohlstandsindikatorensystem ist deshalb noch lange nicht
beendet, da in jedem Land und in jedem Zeitalter der Begriff „Wohlstand“ von der
Bevölkerung anders definiert wird.
2.6 Resümee
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Korrelation zwischen dem BIP eines Landes
und der Lebensqualität einer Bevölkerung in gewissem Maße gegeben ist.
86
Vgl. Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 39.
87 Vgl. Kettner, Claudia; Köberl, Katharina u.a.: Mehr als Wachstum. Messung von Wohlstand und Lebensqualität
in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better Life Index auf Basis der österreichischen Präferenzen. – Wien:
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Oktober 2012. S. 39.
88 Vgl. aoa: Wohlstandsmessung abseits des BIP. In: medianet.at, 24.10.2012.
(http://www.medianet.at/footermenu/impressum/) (26.12.2012)
89 Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 45.
27
Das BIP zeigt nur die Transaktionen eines Landes, die mit Geld verbunden sind und deshalb
erhält man keinerlei Einsicht in den Wohlstand des Landes. Naturkatastrophen, die
Ressourcenknappheit, die Sicherheit eines Landes oder die Ausbeutung der Lebewesen
werden im BIP nur verzerrt abgebildet, da sich zum Beispiel der Wiederaufbau eines Landes
nach einer Naturkatastrophe BIP-erhöhend auswirkt, jedoch kann der Wohlstand trotzdem
sinken. Deshalb hat das Wirtschaftsmaß Bruttoinlandsprodukt weder eine Aussagekraft aus
ökologischer noch aus sozialer Perspektive in einem Land90 und sollte primär nur als
Produktionsindex verwendet werden.
90
Vgl. Kettner, Claudia: Entkoppelung und Demateralisierung. Das BIP aus der Perspektive nachhaltiger
Entwicklung.– Wien: Indisziplinär 13, 2009. S. 40.
28
3. Nachhaltige Mobilität zur Einschränkung
des Ressourcenverbrauchs
Von Magdalena Beran
29
3.1 Einleitung
Der ökologische Fußabdruck von Österreichs Bevölkerung ist mit 5,29 globalen
Hektar/Person91 mehr als doppelt so groß wie der weltweite Durchschnitt von 2,7 globalen
Hektar/Person (2008).92 Verglichen dazu beträgt die in Österreich verfügbare Biokapazität
jedoch nur 3,3 globale Hektar/Person.93 Würden alle Menschen mit dem ökologischen
Fußabdruck einer Person aus Österreich leben, würde es fast drei Planeten mit den
Ressourcen
der
Erde
benötigen.94
Die
derzeitige
Geschwindigkeit
des
Ressourcenverbrauchs und die damit einhergehende Umweltbelastung sind auf längere
Sicht einfach nicht tragbar. Erschöpfliche Ressourcen wie fossile Brennstoffe werden in
absehbarer Zeit versiegen. Den peak oil, sprich das globale Ölfördermaximum, haben wir
sogar schon überschritten.95 Auch erneuerbare Ressourcen wie Wasser oder Wälder sind
zum Teil übernutzt. Bereits 21% der Weideflächen, sowie 18% der Waldgebiete weltweit
können nicht mehr als Nährboden für Pflanzen dienen.96
Auf den Verkehr bezogen lässt sich sagen, dass dieser in Österreich im Jahr 2010 mit rund
22,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen etwa 27 Prozent, der gesamten TreibhausgasEmissionen verursacht hat. Über 96 Prozent davon waren zurückzuführen auf den
Straßenverkehr.97 Daher ist das Potenzial zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks
in diesem Bereich sehr groß. Derzeit sind wir allerdings von einem Wandel zur nachhaltigen
Entwicklung noch weit entfernt. Aufgrund dessen habe ich mir die folgenden
Forschungsfragen gestellt:
Inwiefern zerstört rein quantitatives Wirtschaftswachstum die natürlichen Ressourcen der
Erde? Was kann das Konsumverhalten der Gesellschaft zur Einschränkung des
Ressourcenverbrauchs beitragen?
Nach intensiver Auseinandersetzung mit vielen Aspekten dieses Themas, griff ich das
Mobilitätsverhalten unserer Gesellschaft zur vertiefenden Bearbeitung heraus. Motivation
war mir dabei die Größe der Herausforderungen und der hohe Reformdruck vor denen wir in
diesem Bereich stehen.
3.2 Zerstörung natürlicher
durch den Verkehr
Ressourcen
verursacht
3.2.1 Modal Split im Personenverkehr
Mobilität ist eine Konstante im Alltag aller Menschen. Sie erlaubt sowohl räumliche, als auch
soziale oder berufliche Grenzen zu überwinden und ist somit eine entscheidende
Voraussetzung für gesellschaftliche Integration und Lebensqualität. Die Verteilung der am
91
Vgl. http://diepresse.com/home/panorama/klimawandel/759780/Oekologischer-Fussabdruck_Wer-hat-dengroessten (25.12.12)
92 Vgl. http://www.footprintnetwork.org/images/uploads/NFA_2011_Edition.pdf (25.12.12, S. 6)
93 Vgl. www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Living_Planet_Report_2012.pdf (17.02.13)
94 http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/items/Factsheet2007-11 (23.12.12)
95 Vgl. Holler-Bruckner, Doris: Interview am 13.12.12
96 Vgl. Oldeman, L.R.: The Global Extent of Soil Degradation. In: Greenland, D.J.; Szaboles T. (Hrsg.): Soil
Resilience and Sustainable Land Use, 1994. In: Meadows, Donella; Randers, Jørgen; Meadows, Dennis:
Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update. Signal zum Kurswechsel – Stuttgart: Hirzel Verlag, 2012. S. 61
97 Vgl. http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/items/Factsheet2012-07?print=true (23.12.12)
30
häufigsten genutzten Fortbewegungsmittel in Österreich stellt die unten angeführte Grafik
der Statistik Austria basierend auf Daten des Umweltbundesamtes 2012 dar. (Abb. 7)
Abbildung 7: Modal Split des Personenverkehrs ohne Flugverkehr (2012)98
Diese Grafik zeigt, dass der Personenkraftwagen mit überwiegender Mehrheit zur
Fortbewegung genutzt wird. Dieser Trend hat sich im Vergleich zum Jahr 1995 trotz
bisheriger Maßnahmen zur nachhaltigen Mobilität nicht maßgeblich geändert.
3.2.2
Auswirkungen auf die Umwelt
Die verstärkte Nutzung des herkömmlichen Autos mit Verbrennungsmotor hatte in den
letzten Jahren die Umwelt maßgeblich gezeichnet. Im Jahr 2010 wurden in Österreich
328.563 neuzugelassene Pkws registriert. Diese Pkws haben jedoch allein durch ihre
Herstellung ca. 1,76 Millionen Tonnen CO2 verursacht. Des Weiteren hat der Verkehr eine
Reihe von Folgewirkungen wie z.B. gesundheitliche Schäden der Menschen aufgrund des
Verkehrslärms und der Abgase.99 Ich werde in den nachfolgend angeführten Punkten näher
auf die durch den Verkehr verursachten Schäden eingehen.
3.2.2.1 Luftqualität
Zunächst einmal verschlechtert der Verkehr die Luftqualität. In weiterer Folge schädigt er
dadurch die Umwelt und gefährdet die menschliche Gesundheit. Der Verkehr verursacht eine
Vielzahl von Luftschadstoffen und Treibhausgasen. Das wichtigste Treibhausgas ist CO2
(Kohlendioxid). Der CO2-Austoß ist abhängig von den zurückgelegten Strecken, dem
Energieverbrauch eines Fahrzeuges sowie dem Fahrstil.100 Der durchschnittliche CO2Austoß aller neuzugelassenen Pkws in Österreich betrug 2011 137g/km für benzinbetriebene
98
Vgl.
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wie_gehts_oesterreich/umweltorientierte_nachhaltigkeit/19/index.html
(28.12.12)
99 Vgl. http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/items/Factsheet2011-02 (25.12.12)
100 Vgl. http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/auswirkungen_verkehr/verk_schadstoffe/
(25.12.12)
31
Autos beziehungsweise 140g/km für Diesel-Pkw.101 Verglichen dazu emittieren
umweltschonende Fortbewegungsmittel wie z.B. alle Hybrid-Pkws, welche 2010 neu
zugelassen wurden, durchschnittlich 108,2g CO2 in der Nutzung.102 Des Weiteren ist der
Verkehr ein großer Verursacher von Feinstaub sowie dem lungengängigen Feinststaub103 in
Städten. Dies kann man anhand der u.a. Grafik erkennen, welche aus Daten von EUBA
(2010) erstellt und 2012 vom VCÖ publiziert wurde. (Abb. 8)
Abbildung 8: Feinststaubemissionen nach Emittenten in österreichischen Städten (2012)104
Feinstaub besteht aus sehr kleinen Partikeln, welche über Atemwege in Blut- und
Nervenbahnen eindringen und Lungen- und Herzkreislauf-Erkrankungen verursachen. Somit
verkürzt die Feinstaubbelastung in der Luft die durchschnittliche Lebenserwartung in
Österreich um rund acht Monate. Die Grenzwerte der Feinstaubbelastung wurden von der
Weltgesundheitsorganisation WHO mit 10 µg (= Mikrogramm) Feinstaub pro Kubikmeter Luft
festgelegt.105 In Österreich wird dieser Grenzwert allerdings an hochbelasteten Standorten
wie z.B. Leibnitz, Graz oder Wien106 an mehr als 50 Tagen im Jahr überschritten.107 Die
Feinstaubbelastung stellt somit ein sehr großes Problem in Österreich dar. Darüber hinaus
verursacht der Verkehr eine Reihe anderer Luftschadstoffe wie z.B. Stickoxide (NO x), welche
jedoch verglichen mit CO2 oder Feinstaubpartikeln nur einen geringen Anteil zur
Luftverschmutzung beitragen.108
3.2.2.2 Wasser
Trinkwasser ist keine weltweit verfügbare Ressource. Seine Nutzbarkeit kann sowohl durch
Trockenperioden in bestimmten Regionen, als auch durch die Geschwindigkeit, mit der sich
101
Vgl. http://www.lebensministerium.at/umwelt/luft-laerm-verkehr/co2-monitoringPKWNeu.html (12.01.13)
Vgl. http://www.lebensministerium.at/dms/lmat/umwelt/luft-laerm-verkehr/co2monitoring/CO2Monitoring_2011_L_inkl-Vorschaukomplett_lay/CO2Monitoring_2011_L_inkl%20Vorschau%20komplett_lay.pdf (12.01.13)
103 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/vcoe-belastung-durch-extremschaedlichen-feinst-staub-in-oesterreich-viel-hoeher-als-usa-erlaubt-22022013 (18.03.13)
104 http://www.vcoe.at/tl_files/vcoe/uploads/VCOe%20unterstuetzen!/Spendenaufruf%20Frei%20Atmen.pdf
(25.12.12)
105 Vgl. http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/items/ultra-feinstaub-macht-krank (25.02.13)
106 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/Ausgabe2012-02 (17.02.13)
107 Vgl. http://www.umweltbundesamt.at/presse/lastnews/newsarchiv_2005/news051121/ (25.12.12)
108 Vgl. http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/luft/luftschadstoffe/nox/ (25.02.13)
102
32
die Grundwasservorräte wieder füllen oder durch den Verschmutzungsgrad durch
Schadstoffe bestimmt sein.109 Wie bereits erwähnt werden durch den Verkehr Schadstoffe in
Form von Abgasen und Feinstaub freigesetzt, die nicht nur die Luft sondern auch das
Wasser verschmutzen. Diese ausgestoßenen Schadstoffe steigen auf und werden vom
Wasser der Wolken chemisch gelöst. Durch das Abregnen der Wolken gelangen diese
Schadstoffe in den Boden und somit in das Grundwasser. Ein besonders schädlicher
Zusatzstoff im Treibstoff ist 2-Methoxy-2-methylpropan (MTBE). MTBE hat den Effekt, dass
es schon in geringer Konzentration geruchsintensiv wirkt und dadurch das Trinkwasser
schwer bekömmlich werden lässt.110
3.2.2.3 Lärm
Der Lärm verursacht durch den Straßenverkehr setzt sich aus dem Motorgeräusch, dem
Rollgeräusch und dem Windgeräusch zusammen.111 Insgesamt fühlen sich in Österreich 2,7
Millionen Menschen durch Lärm in ihrem Wohnumfeld beeinträchtigt, davon nennen 1,47
Millionen Menschen den Straßenverkehr als Hauptverursacher des Lärms.112 Eine Studie
des deutschen Umweltbundesamts an 4.115 Personen ergab, dass bei einem mittleren
Schallpegel im Außenbereich am Tag von 65 Dezibel das Herzinfarktrisiko um 30% steigt,
falls sie längere Zeit in Gebieten mit hohem Verkehrslärm wohnen. Dies konnte durch den
Zusammenhang mit dem Verkehrslärm bei den männlichen Personen, die schon länger nicht
umgezogen waren, statistisch gesichert werden.113
Darüber hinaus versetzt Lärm den menschlichen Körper, selbst wenn man schläft, in
ständige Alarmbereitschaft. Daraus resultieren oftmals Schlafstörungen sowie
Konzentrationsstörungen. Die von der WHO empfohlenen Grenzwerte liegen bei 55 Dezibel
tagsüber bzw. 45 Dezibel in der Nacht. Allerdings wohnen derzeit 3 Millionen
ÖsterreicherInnen in Gebieten, in denen dieser Grenzwert überschritten wird und die
Ursache dafür stellt fast ausschließlich der Verkehr dar.114
3.2.2.4 Flächenverbrauch
Um die Auswirkungen des Verkehrs auf den Flächenverbrauch eruieren zu können, muss
man zunächst wissen, dass in Österreich 2,4% der Gesamtfläche des Landes mit Straßen,
Parkplätzen und Eisenbahnanlagen verbaut sind. In absoluten Zahlen sind das 2.032 km² die
allein für den Verkehr in Anspruch genommen werden, was bildhaft ausgedrückt der Fläche
des halben Burgenlandes entspricht.115 In diesem Zusammenhang entstehen mehrere
Probleme für die Gesellschaft. Einerseits ist der Boden die wichtigste Produktionsgrundlage
für die Landwirtschaft. Andererseits erfüllt er viele Funktionen wie z.B. die Regulierung des
Naturhaushalts oder den Erhalt der Biodiversität welche die Artenvielfalt, die genetische
Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme beinhaltet.116,117 Äcker und Wiesen stellen den
natürlichen Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen dar. Die Zerstörung von Naturfläche
109
Vgl. Meadows, Donella; Randers, Jørgen; Meadows, Dennis: Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update.
Signal zum Kurswechsel – Stuttgart: Hirzel Verlag, 2012. S. 67
110 Vgl. http://www.salzburg.gv.at/themen/nuw/gewaesserschutz/gewaesserschutz_guete/gw/pestizid.htm
(26.12.12)
111 Vgl. http://www.auto-umwelt.at/ (25.12.12)
112 Vgl. http://www.vcoe.at/de/verkehrspolitik/saubere-luft-und-wenig-laerm (25.12.12)
113 Vgl. www.dfld.de/Downloads/NaRoMi-1.pdf (24.02.13)
114 Vgl. http://www.ak-umwelt.at/4937/4938/4943/5001/ (25.12.12)
115 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/Ausgabe_2012-82 (25.12.12)
116 Vgl. http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/gfn/page/glossary/ (25.12.12)
117 Vgl. http://www.biodiversitaet2010.ch/wissen/definition/ (30.12.12)
33
fördert somit auch das Aussterben zahlreicher Tierarten.118 Derzeit werden beinahe ein
Fünftel der rund 35.000 Wirbeltierarten weltweit als „gefährdet“ eingestuft.119 Durch den Bau
von Straßen werden z.B. Rückzugsgebiete von Wasser- oder Futterstellen getrennt. Die
verbleibende Fläche entspricht oft nicht mehr der, der jeweiligen Tierart entsprechenden
Mindestgröße des natürlichen Lebensraums und ist daher für diese Tierarten ungeeignet.120
Zudem wächst die Verkehrsfläche in Österreich in einem höheren Ausmaß als die
Bevölkerung. In den Jahren 2006-2011 konnte man bezogen auf die für den Verkehr
verbaute Fläche einen Anstieg von 3% verzeichnen. Im Vergleich dazu wuchs die
österreichische Bevölkerung um nur 1,6%.121
3.2.2.5 Rohstoffe
Der weltweite Rohstoffverbrauch ist in den Jahren 1980 bis 2008 von 38 auf 68 Milliarden
Tonnen jährlich gestiegen. Der Jahresverbrauch pro Kopf liegt in Österreich derzeit bei 24
Tonnen oder 66 Kilogramm pro Person und Tag. Man muss in diesem Zusammenhang aber
erwähnen, dass materialintensive Produktionsschritte wie Abbau und Veredelung von Metall
meist in anderen Staaten erfolgen. Wenn man den Ressourcenverbrauch bei diesen
Produktionsschritten in die Ressourcenbilanz Österreichs miteinberechnet, liegt der jährliche
Verbrauch bei 30 Tonnen pro Person, der tägliche Verbrauch bei 80 Kilogramm pro Kopf.122
Wenn man die Herstellung eines Personenkraftwagens betrachtet, lässt sich feststellen,
dass bei der Produktion eines 1,5 Tonnen schweren Autos, 70 Tonnen Materialien und
Ressourcen verbraucht werden. Bezogen auf den CO2-Austoß verursacht die Herstellung
eines Benzin-Pkws 5 Tonnen CO2, die Produktion eines Diesel-Pkws sogar 5,5 Tonnen
CO2.123
In Bezug auf den Erdölverbrauch verursacht durch den Verkehr ist bewiesen, dass der
Straßenverkehr in Österreich zu 92% von Erdöl abhängig ist. Dies lässt sich anhand der
nachfolgenden Grafik des VCÖ, basierend auf einer 2012 durchgeführten Studie der Statistik
Austria gut erkennen. (Abb. 9)
118
Vgl. http://www.hagel.at/site/index.cfm?objectid=C35325F2-5056-A50009FBE1564140BC16&refid=6B9E4985-3005-96D1-4EE737ABBFF1D143 (25.12.12)
119 Vgl. Worldwatch Institute (Hrsg.): Nachhaltig zu einem Wohlstand für alle. Rio 2010 und die Architektur einer
weltweiten grünen Politik – München: oekonom Verlag, 2012, S. 232
120 Vgl. http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/auswirkungen_verkehr/zerschneidung/
(26.12.12)
121 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/Ausgabe_2012-82 (25.12.12)
122 Vgl. http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/items/Factsheet2012-07?print=true (23.12.12)
123 Vgl. ebda
34
Abbildung 9: Verkehr als größter Treiber der Erdölabhängigkeit Österreichs (2012)124
3.2.3 Fazit
Unter Beachtung aller oben angeführten Fakten, lässt sich schließen, dass das derzeitige
Mobilitätsverhalten der Gesellschaft keinesfalls nachhaltig ist. „Wir verbrauchen 50 Prozent
mehr Ressourcen, als die Erde bereithält, und wenn wir den Kurs nicht ändern, würden ab
dem Jahr 2030 auch zwei Planeten nicht mehr ausreichen.“125 Um nicht zu diesem Punkt zu
gelangen ist ein nachhaltiger Umgang der Gesellschaft mit den natürlichen Ressourcen der
Erde essentiell.
3.3 Nachhaltige Mobilität
Es wird oft behauptet, dass eine nachhaltige Gesellschaft einen tiefgreifenden
Gesellschaftswandel erfordert, welcher vor allem in reichen Konsumgesellschaften mit
massiven Einschränkungen gekoppelt sei. Diesem Vorurteil lässt sich entgegnen, dass man
mit dem Verzicht auf etwas Wertvolles, etwas noch Wertvolleres zurückbekommen kann – in
diesem Fall den Erhalt natürlicher Ressourcen.126
Qualitatives Wachstum als Alternativmodell zu rein mengenmäßigem Wirtschaftswachstum
beinhaltet die Entkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Verbrauch natürlicher
Ressourcen, in anderen Worten die „Dematerialisierung“. Das Konzept umfasst unter
anderem einen effizienteren Einsatz von Materialien in der Produktion, das Ersetzen von
nicht-erneuerbaren durch erneuerbare Ressourcen, sowie Recycling aber auch die
Reduktion der Konsumnachfrage.127 Da der Verkehr, wie bereits erwähnt, beispielsweise
knapp ein Drittel der gesamten CO²-Emissionen ausmacht, ist dies ein wichtiger Bereich, auf
den es sich im Hinblick auf das Ziel der Erreichung von Nachhaltigkeit zu konzentrieren gilt.
124
Vgl. ebda
http://www.wwf.at/de/view/files/download/forceDownload/?tool=12&feld=download&sprach_connect=2065, S.
2 (26.12.12)
126 Vgl. Erik Assadourian: Aufstieg und Fall unserer Konsumkultur. In: Worldwatch Institute (Hrsg.): Nachhaltig zu
einem Wohlstand für alle. Rio 2010 und die Architektur einer weltweiten grünen Politik – München: oekonom
Verlag, 2012, S. 60-61
127 Vgl. Kettner, Claudia: Wachstum light! Qualitatives Wachstum muss keine Utopie bleiben. In: Wissenschaft &
Umwelt 13 (Hrsg. von Forum Wissenschaft & Umwelt) – Wien: Forum Wissenschaft & Umwelt, 2009. S. 77
125
35
3.3.1 Nachhaltigkeit
„Das Prinzip der Nachhaltigkeit zielt auf einen zukunftsfähigen Umgang mit den vorhandenen
Ressourcen ab, indem nur deren Erträge genutzt werden, ohne dass die Substanz gefährdet
wird.“128 Nicht nachhaltig sind im Gegensatz dazu alle Aktivitäten, die zu einem Rückgang
des Bestands an erneuerbaren Ressourcen führen bzw. zu einer Verringerung des Bestands
an nicht-erneuerbaren Ressourcen ohne Aussicht auf Ersatz dieser erschöpflichen
Ressourcen durch erneuerbare Ressourcen.129
3.3.2 Nachhaltiger Konsum
Konsum beinhaltet den Einkauf, die Verwendung, sowie das Aufbrauchen von Gütern und
Dienstleistungen zur Bedürfnisbefriedigung.130 Allerdings geht der Konsum über die reine
Bedürfnisbefriedigung der Menschen hinaus. Diese Tatsache gilt es auf dem Weg zu einem
nachhaltigen Konsum zu beachten.131
Nachhaltiger Konsum orientiert sich am 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, welches
ökonomische Nachhaltigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit inkludiert.
Diese 3 Aspekte müssen bei der Herstellung, beim Vertrieb, der Nutzung und Entsorgung
von Produkten gewährleistet sein.132
3.3.3 Nachhaltige Mobilität
Der World Business Council for Sustainable Development definiert nachhaltige Mobilität, als
die Fähigkeit, die Wünsche und Bedürfnisse der Gesellschaft, sich frei zu bewegen, Zugang
zu erhalten, Informationen auszutauschen und Beziehungen aufzubauen, zu befriedigen
ohne dabei essentielle menschliche oder ökologische Werte jetzt sowie in der Zukunft zu
verletzen.133
3.3.4 Nachhaltigkeitsziel
Derzeit wird von der EU ein Rückgang des Ressourcenverbrauchs von 30% bis zum Jahr
2020 gefordert.134 In Bezug auf den Verkehrssektor wurde von der Europäischen
Kommission eine Reduktion der CO2- Emissionen um 26% bis zum Jahr 2030, sowie 76%
bis zum Jahr 2050 im Vergleich zum Jahr 2012 festgelegt.135
Doch was genau bedeuten diese theoretischen Zielvorstellungen für die Praxis? Um die
notwendige Reduktion des Verbrauchs natürlicher Ressourcen im geforderten Zeitraum zu
erreichen, bedarf es einer Reihe von Maßnahmen, die im folgenden Kapitel 3.2.5 erläutert
werden, sowie eine Veränderung im derzeitigen Denkmuster der gesamten Gesellschaft hin
zu umweltbewusstem Denken.
128
http://www.konsumentenfragen.at/konsumentenfragen/Mein_Alltag/Themen/Nachhaltiger_Konsum/ (19.12.12)
Vgl. Meadows, Donella; Randers, Jørgen; Meadows, Dennis: Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update.
Signal zum Kurswechsel – Stuttgart: Hirzel Verlag, 2012. S. 54
130 Vgl. Brockhaus Enzyklopädie – Deutsches Wörterbuch, 19. Aufl., Bd. 27, S. 1947.
131 Vgl. www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/4297.pdf (19.12.12)
132 Vgl. http://www.konsumentenfragen.at/konsumentenfragen/Mein_Alltag/Themen/Nachhaltiger_Konsum/
(19.12.12)
133 Vgl. http://www.wbcsd.org/Pages/Adm/Download.aspx?ID=166&ObjectTypeId=7, S. 12 (23.12.12)
134 Vgl. Holler-Bruckner, Doris: Interview am 13.12.12
135 Vgl. http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/items/Factsheet2012-07?print=true (23.12.12)
129
36
3.3.5 Chancen und Risiken der umweltfreundlichen Mobilität
3.3.5.1 Traditionelle umweltfreundliche Mobilität
3.3.5.1.1 Radfahren
Die Nutzung des Fahrrades ist nach dem „zu Fuß gehen“ die nachhaltigste
Fortbewegungsmethode.136 Ein essentieller Bestandteil der positiven Aspekte des
Fahrradfahrens ist das Einsparungspotenzial an CO2. Allein durch eine Steigerung des
Radverkehrsanteils in Österreich von 5% auf 10% können rund 150.000 Tonnen CO2 pro
Jahr eingespart werden.137 Weitere vorteilhafte Auswirkungen des Fahrradfahrens sind, dass
beim Fahren kein Lärm entsteht, sich die Unfallschäden aufgrund der überschaubaren
Geschwindigkeit in Grenzen halten und dass das Fahrrad einen sehr geringen
Platzverbrauch hat.138 Darüber hinaus ist das Fahrradfahren auch eine gesundheitsfördernde
Maßnahme und verbessert die physische und psychische Verfassung des Menschen.
Der große Nachteil liegt allerdings darin, dass das Fahrrad hauptsächlich zur Bewältigung
von Kurzstrecken dient und nur geringe Transportmöglichkeiten bietet.139 Darüber hinaus hat
eine 2010 vom österreichischen Lebensministerium durchgeführte Haushaltsbefragung
ergeben, dass am häufigsten gesundheitliche Probleme bzw. altersbedingte Schwäche
(zusammen rund 46% aller Befragten) ein Hemmnis zur Fahrradnutzung darstellen. Somit ist
das Fahrrad für Personen höheren Alters keine passende umweltfreundliche Alternative zum
Pkw. Des Weiteren ergab die Haushaltsbefragung, dass für 51% der Befragten die Wetterund Witterungsbedingungen eine Einschränkungen für die Fahrradnutzung darstellen.140
Um dem Problem der ausschließlichen Nutzung für Kurzstrecken entgegenzuwirken, kann
man/frau sich ein Elektrofahrrad anschaffen, da die durchschnittliche Fahrtweite beim
Elektrofahrrad gegenüber dem Fahrrad mit rund sieben Kilometern deutlich höher liegt.
Bezogen auf das herkömmliche Fahrrad hat eine 2010 veröffentlichte Zusammenfassung
diverser Erhebungen des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und
Technologie gezeigt, dass für 70% der Befragten eine Strecke von bis zu 5km als
„radtauglich“ gilt. In diesem Zusammenhang gibt es kaum Unterschiede nach Geschlecht,
Altersgruppen, Regionen oder der Häufigkeit der Fahrradverwendung. Bei einer Wegstrecke
im Bereich zwischen 5km und 10km gaben 34% der Befragten an, das das Fahrrad als
regelmäßig dafür eingesetztes Verkehrsmittel in Frage käme. Hier kommt vor allem das
Vertrauen in die eigene Fitness, sowie das sportliche Interesse der fahrenden Personen zur
Wirkung.141 Generell ist die Hälfte aller Pkw-Fahrten, wie an der unten angeführten Grafik
(Abb. 10), welche vom VCÖ im Jahr 2011 anhand der Daten von Herry Consult 2009 erstellt
wurde, gut zu erkennen ist, kürzer als 5km bzw. drei Viertel aller Autofahrten kürzer als 7km,
136
Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/Ausgabe2012-46 (26.12.12)
Vgl.
http://www.lebensministerium.at/dms/lmat/publikationen/umwelt/laerm_verkehr_mobilitaet/leitfaden_radverkehr/Le
itfaden-Radverkehrsf-rderung/Leitfaden%20Radverkehrsförderung.pdf?1=1 , S. 7 (26.12.12)
138 Vgl. http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1000294 (26.12.12)
139 Vgl. Holler-Bruckner, Doris : Interview am 13.12.12
140 Vgl.
http://www.lebensministerium.at/dms/lmat/publikationen/studie_radfahren_und_einkaufen/Studie%20Radfahren%
20und%20Einkaufen.pdf?1=1, S. 19 (26.12.12)
141 Vgl. http://www.bmvit.gv.at/service/publikationen/verkehr/fuss_radverkehr/downloads/riz.pdf (24.02.13)
137
37
was somit den idealen Distanzen zur Nutzung eines Fahrrads mit oder ohne
Elektrozusatzantrieb entspricht.142
Abbildung 10: Potenzial des Radfahrens – tägliche PKW-Fahrstrecken in Vorarlberg
(2008)143
3.3.5.1.2 Bahn
Die Bahn als Fortbewegungsmittel bietet in Österreich die beste Möglichkeit, die natürlichen
Ressourcen der Erde zu schonen, da bei Betrieb nur 16g CO2 pro Personenkilometer144
emittiert werden. Darüber hinaus wurden die Züge der Österreichischen Bundesbahnen in
den letzten Jahren mit einem Strommix aus 93 Prozent erneuerbarer Energie und 7 Prozent
Erdgas betrieben. Seit dem Jahr 2012 hat die ÖBB den Anteil an Strom erzeugt aus
erneuerbaren Energien auf 100% erhöht. Derzeit bietet die ÖBB diesen grünen, sprich
umweltfreundlichen,
Bahnstrom
allen
Bahnverbrauchern
Österreichs
an.
Die
Zusammensetzung des Strommixes (z.B. Wind und Wasserkraft in Kombination) kann jeder
Kunde mitbestimmen. Doch nicht nur beim Betrieb der Bahnen selbst, sondern auch schon
im Vorfeld wird auf die Schonung der Umwelt geachtet. Die ÖBB versucht mit
Wiederaufforstungsprojekten im Regenwald die Treibhausgasemissionen verursacht durch
den Bau und den Betrieb ihrer Kraftwerke und Stromleitungen wieder auszugleichen.145 Doch
neben den positiven Auswirkungen auf die Umwelt, bietet die Fortbewegung mit der Bahn
auch noch eine Reihe weiterer Vorteile für die Passagiere. Laut einer 2013 durchgeführten
Studie des VCÖ an 1.500 Österreicherinnen und Österreicher sehen 65% der Befragten die
steigenden Kosten des Autofahrens als Grund für einen Umstieg auf die Bahn. Des Weiteren
142
Vgl.
http://www.lebensministerium.at/dms/lmat/publikationen/umwelt/laerm_verkehr_mobilitaet/leitfaden_radverkehr/Le
itfaden-Radverkehrsf-rderung/Leitfaden%20Radverkehrsförderung.pdf?1=1, S. 7 (26.12.12)
143 Vgl. VCÖ Verkehrsclub Österreich (Hrsg.): Infrastrukturen für nachhaltige Mobilität, Mobilität mit Zukunft
3/2011, Wien 2011. S. 16
144 Vgl. http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-magazin/magazindetails/artikel/items/zahlen-und-fakten463?print=true (12.01.13)
145 Vgl. http://www.cityairporttrain.com/CAT/files/c2/c21751bd-a226-4187-80ae-319b3dff31e8.pdf
(25.12.12)
38
stellen auch der erhöhte Reisekomfort, sowie die Pünktlichkeit einen Vorteil des Bahnfahrens
für die österreichische Bevölkerung dar.146
Die größten Hürden in Bezug auf die Nutzung der Bahn ist das Nichtvorhandensein eines
bundesweiten Taktfahrplans sowie und einem einheitlichen Ticketsystem.147 Darüber hinaus
hat die oben angeführte Studie des VCÖs ergeben, dass die Hälfte der befragten
ÖsterreicherInnen den öffentlichen Verkehr im Allgemeinen (Bahn und Nahverkehr) als zu
wenig flexibel und die Fahrzeiten als zu lang ansieht. Darüber hinaus mangelt es den
befragten Personen an ausreichender Verfügbarkeit an Informationen.148
3.3.5.1.3 Nahverkehr (Bus, Straßenbahn, U-Bahn)
Der Nahverkehr umfasst öffentliche Verkehrsmittel wie Straßenbahnen, U-Bahnen sowie
Busse zur Bewältigung von insbesondere Kurzstrecken. Bei der Nutzung eines Reisebusses
werden 37g CO2/Personenkm ausgestoßen, bei einem Linienbus 86g CO2/Personenkm.
Beim Betrieb der Straßen- und U-Bahnen beläuft sich der Ausstoß auf 46g
CO2/Personenkm.149 2010 wurden in Österreich 2.910km pro Fahrgast mit öffentlichen
Verkehrsmitteln (inkl. Bahn) zurückgelegt und somit 3 Millionen Tonnen CO2 eingespart.150
Allerdings nutzen 58% der Österreicherinnen und Österreicher nie oder seltener als 1 Mal im
Monat den Öffentlichen Stadtverkehr.151 Die Hürden bezüglich der Nutzung des öffentlichen
Verkehrs decken sich im Wesentlichen mit denen im Kapitel „Bahn“ angeführten Gründen.
3.3.5.2 Moderne Alternativen zur Individualmobilität
Richtig ist, dass die Anzahl der Autos kontinuierlich wächst und dass jedes dieser Fahrzeuge
umweltschädliche Emissionen produziert. Falsch ist jedoch der Schluss, dass mehr Autos
auch mehr Emissionen produzieren. Aufgrund des technischen Fortschritts konnten in den
letzten Jahren effiziente Technologien zur Senkung des Treibstoffverbrauchs, sowie
Elektromotoren oder alternative Kraftstoffe entwickelt werden.
3.3.5.2.1 Elektromobilität
Elektromobilität ist ein zukunftsträchtiges Innovations- und Umweltthema. Elektroautos sind
mit Strom betriebene Autos, bei denen der herkömmliche Verbrennungsmotor durch einen
Elektromotor ersetzt wird.152 In Österreich besteht die Möglichkeit zum Strombezug aus
eigenen Photovoltaikanlagen bzw. der Nutzung von Ökostrom von Strom-Tankstellen.
Ökostrom besteht zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind, Biomasse
und Wasser.153 Für Privatbenutzer gibt es überdies die Möglichkeit, den Ökostrom aus der
eigenen Steckdose im Haus zu beziehen. Um einen Überblick über die verschiedenen
Ladestationen zu haben gibt es in Österreich 3 Verzeichnisse, in denen alle Personen, die
eine Ladestation in ihrer eigenen Garage für Externe anbieten, gelistet sind. Dieses Service
spricht vor allem Personen an, die weitere Strecken bewältigen müssen. Darüber hinaus
146
Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/vcoe-umfrage-was-oesterreicher-zumumstieg-auf-oeffentlichen-verkehr-bewegt-13022013 (09.03.13)
147 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/Ausgabe2011-145 (26.12.12)
148 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/vcoe-umfrage-was-oesterreicher-zumumstieg-auf-oeffentlichen-verkehr-bewegt-13022013 (09.03.13)
149 Vgl. http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/items/Factsheet2011-02, S. 2 (03.03.13)
150 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/Ausgabe2011-142 (26.12.12)
151 Vgl. http://www.arbeiterkammer.at/bilder/d176/Vortrag_Leodolter.pdf (26.12.12)
152 Vgl. http://www.auto-umwelt.at/_umweltfr/umweltfr_elek.htm (26.12.12)
153 Vgl.: http://www.oekostrom.at/ueber-oekostrom/100-oekostrom/ (30.12.12)
39
existieren 2 weitere Verzeichnisse, in denen alle Ladestationen österreichweit verzeichnet
sind.154
Der große Vorteil der Elektromobilität ist, dass das Auto selbst keine Emissionen ausstößt.
Diese fallen nur in der Energieerzeugung für den genutzten Strom an. Bei Verwendung eines
durchschnittlichen Strommixes in Deutschland entspricht das einer Menge von 76g CO2/km
auf Basis des Mitsubishi i-MiEV mit einem Stromverbrauch von 13,5kWh/100km. Allerdings
kann der CO2 -Ausstoß durch die Nutzung von Photovoltaikstrom auf 0g/km gesenkt
werden.155 Ein weiterer positiver Aspekt ist die Unabhängigkeit von der erschöpflichen
Ressource Erdöl. Aus kostentechnischer Sicht hat das Elektroauto den Vorteil, dass es im
Durchschnitt 15,3 kWh Strom pro 100km verbraucht auf Basis eines Testdurchlaufs des
Nissan Leaf.156 Bei einem derzeitigen Strompreis des Anbieter EVN von 0,20€ pro kWh
belaufen sich die Kosten für 100 Fahrkilometer auf 3,06€.157 Im Vergleich dazu kostet einem
eine Fahrt von 100 Kilometer Wegstrecke €8,70 bei einem traditionellen Auto mit einem
Durchschnittsverbrauch von 6l/100km und einem Preis von €1,45 pro Liter Diesel.158
(geschätzt auf Basis eines 1,9l Dieselmotors).
Derzeit benutzen noch weniger als 1% der Österreicherinnen und Österreicher Elektroautos
als Alternative zum herkömmlichen Pkw.159 Grund dafür ist vor allem die geringe Reichweite.
Diese liegt derzeit im Durchschnitt bei 150km. Somit sind Elektroautos für
Langstreckenfahrten derzeit nicht geeignet. Darüber hinaus liegt die Ladedauer eines
durchschnittlichen Energiespeichers von 22kWh geladen bei normaler Netzspannung von
230 Volt und mit einer Stromstärke von 16 Ampere bei 6 Stunden.160
3.3.5.2.2 Hybridautos
Ein Hybridauto besitzt sowohl einen Verbrennungsmotor als auch einen Elektromotor. Der
Verbrennungsmotor dient hierbei zum Aufladen der Akkus des Autos. Der Vollhybrid fährt bei
niedrigen Geschwindigkeiten rein mit dem Elektromotor, bei höheren Geschwindigkeiten
(Freiland oder Autobahn) wird das Auto mit dem Verbrennungsmotor angetrieben und ist
somit die umweltschonendste Ausführung des Hybridautos. Der BMX Active Hybrid X6 z.B.
fährt bis zu 60km/h ausschließlich mit Strom.161 Vorteil des Vollhybrides bei niedrigen
Geschwindigkeiten ist, dass man wie beim Elektroauto lokal keine Emissionen hat. Des
Weiteren kann durch moderne Technologien wie z.B. Bremsenergierückgewinnung die
Effizienz der Fahrzeuge gesteigert werden.162 Die Nachteile beim Hybridauto liegen zum
einen in den hohen Anschaffungskosten, zum anderen im hohen Spritverbrauch aufgrund
des erhöhten Gewichts durch die 2 Motoren und Akkus.163 Letzteres gilt aber nur für den
reinen Betrieb mit Verbrennungsmotor bei hohen Geschwindigkeiten über längere Strecken
(z.B. Autobahn).
154
Vgl. Holler-Bruckner, Doris : Interview am 13.12.12
Vgl. ebda
156 Vgl. http://www.handelsblatt.com/auto/test-technik/elektroauto-nissan-leaf-tester-unter-strom-/6836902.html
(13.03.13)
157 Vgl. http://www.e-control.at/de/konsumenten/strom/strompreis/strompreis-monitor (13.03.13)
158 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/vcoe-rekord-spritpreis-vcoe-kritik-autosverbrauchen-zu-viel-sprit (26.12.12)
159 Vgl. Holler-Bruckner, Doris: Interview am 13.12.12
160 Vgl. http://www.welt.de/motor/article12368502/Die-neue-Angst-vor-dem-automobilen-Stillstand.html (26.12.12)
161 Vgl. http://www.spiegel.de/auto/fahrberichte/bmw-active-hybrid-x6-elektrisierter-elefant-a-660398.html
(26.12.12)
162 Vgl. http://www.auto-umwelt.at/_umweltfr/umweltfr_elek.htm (26.12.12)
163 Vgl. Holler-Bruckner, Doris : Interview am 13.12.12
155
40
3.3.5.2.3 Carsharing
Carsharing ist die kollektive Nutzung eines Autos durch mehrere Personen. Die optimalste
Variante ist die Nutzung von Elektroautos für Carsharing-Zwecke. Das Konzept kann sowohl
von Privatpersonen als auch von Unternehmen oder Gemeinden umgesetzt werden. Der
Marktanteil des Carsharings in Österreich an allen Mobilitätsvarianten liegt derzeit mit rund
10.000 Kunden deutlich unter 1% aufgrund des niedrigen Bekanntheitsgrads des
Carsharing-Konzeptes in Österreich, sowie den unten angeführten Nachteilen von
Carsharing. Derzeit wird es in allen Landeshauptstädten Österreichs angeboten. In
ländlichen Regionen ist das Konzept kaum umsetzbar, da für die Kostendeckung bzw.
Gewinnerzielung beim Carsharing eine bestimmte Grundauslastung notwendig ist.164 Durch
die Nutzung eines gesharten Autos konnten laut einer Evaluationsstudie des Schweizer
Bundesamts für Energie BFE im Jahr 2005 290kg CO2 pro Kunde eingespart werden.
Insgesamt legten die 63.700 Carsharing-Kunden mit 1.735 Fahrzeugen knapp 32 Millionen
Kilometer zurück.165 Überdies kann 1 Carsharing-Auto bis zu 15 normale Autos ersetzen.166
Dadurch werden weniger Parkplätze benötigt. Der gewonnene Platz kann zur
Rekonstruierung des natürlichen Lebensraums dienen. Privatpersonen profitieren vor allem
von dem geringen Kosten, die in der Nutzung von Charsharing anfallen. Die Auslastung von
Carsharing Autos liegt bei 35% am Tag, sprich innerhalb von 24 Stunden, verglichen mit
einem normalen Auto mit einem Nutzungsgrad von 4% am Tag pro Person. Herr Fuchs,
Geschäftsführer von Zipcar Austria, gibt an, dass Privatpersonen durchschnittlich bis zu €
2.500,-- pro Jahr sparen können, wenn sie ein geshartes Auto benutzen. Entscheidende
Nachteile liegen vor allem in der Verfügbarkeit und Dichte der Sharing-Stationen, da die
Menschen nicht bereit sind mehr als 300m bis zur nächsten Station zu gehen. In Wien gibt
es derzeit nur 50 „on-street“ Standorte. In 19 Wiener Bezirken sind diese „on-street“
Standorte verboten. Jene würden aber von den Konsumentinnen und Konsumenten viel
häufiger wahrgenommen werden, als die Standorte in den Parkgaragen und somit das
Carsharing an Attraktivität und Bekanntheit gewinnt. 167
3.3.5.2.4 Alternative Kraftstoffe und Antriebskonzepte
Alternative Kraftstoffe und Antriebskonzepte bieten eine umweltfreundliche Variante zu
herkömmlichen Treibstoffen wie Benzin oder Diesel. Dazu zählen unter anderem Biodiesel,
Erdgas und Wasserstoff. Biodiesel entsteht durch die Verarbeitung von Pflanzenölen,
Altspeiseölen und Tierfetten. Der Hauptvorteil in der Nutzung von Biodiesel liegt darin, dass
das Auto mit einer erneuerbaren Ressource betrieben wird. Zudem wird in der Nutzung
weniger Feinstaub produziert als in der Nutzung von Diesel oder Benzin als Kraftstoff.168
Erdgas ist ein aus Methan bestehendes Naturgas.169 Vorteilhaft ist, dass Erdgas pro
gefahrenen Kilometer weniger Schadstoffe als Benzin und Diesel ausstößt.170 Allerdings ist
Erdgas keine erneuerbare Energiequelle und somit nur begrenzt verfügbar.
Wasserstoff ist ein leicht flüchtiges Gas, welches in einer Brennstoffzelle zur Produktion von
Strom genutzt wird.171 Als Antrieb wird infolgedessen ein Elektromotor verwendet. Da
164
Vgl. Fuchs, Christof : Interview am 14.11.12
Vgl. Bundesamt für Energie BFE: Evaluation Car-Sharing, 2006 S. 7
166 Vgl. http://www.frost.com/sublib/display-market-insight-top.do?id=190795176 (26.12.12)
167 Vgl. Fuchs, Christof : Interview am 14.11.12
168 Vgl. http://www.dioezese-linz.at/redsys/data/sozialreferat/VCOeFactsheetAlternativeTreibstoffe.pdf (26.12.12)
169 Vgl. Landertshammer, Stephanie: Alternative Treibstoffe. Eine Kosten-Wirksamkeits-Analyse für das
Dienstleistungsunternehmen. – Diplomarbeit Universität für Bodenkultur Wien, 2006. S. 38
170 Vgl. http://www.dioezese-linz.at/redsys/data/sozialreferat/VCOeFactsheetAlternativeTreibstoffe.pdf (26.12.12)
171 Vgl. http://www2.ffg.at/verkehr/file.php?id=248, S. 44 (27.12.12)
165
41
Wasserstoff leicht flüchtig ist, wird eine gute Vakuumdämmung benötigt. Diese verursacht
jedoch hohe Kosten. Außerdem besteht das Risiko, dass sich nach langen Standzeiten des
Autos der Wasserstoff verflüchtigt hat.172 Im Jahr 2011 wurden in Österreich 7,82 Millionen
Tonnen Sprit verkauft, davon bestanden nur rund 0,61 Millionen Tonnen aus Biokraftstoffen,
sprich Bio-Diesel, Biogas und Bioethanol.173 Verglichen mit dem Jahr 2000 ist die
Absatzmenge von Treibstoff um ca. 1,6 Millionen Tonnen gestiegen.174 Diese Bilanz zeigt,
dass sich Bio-Kraftstoffe in Österreich trotz der vielen Vorteile derzeit noch nicht
durchgesetzt haben.
3.3.5.2.5 Fahrstil
Man kann darüber hinaus auch bei Benutzung eines Autos betrieben mit fossilen
Brennstoffen die Umwelt schonen. Allein wenn man spritsparend fährt, hat man ein
Einsparungspotenzial von 30% an Treibstoff pro Fahrt. Dieser umweltschonende Fahrstil
wird auch „Eco-Driving“ genannt. Dies bedeutet aber nicht, dass man langsamer fahren
muss, sondern um kleine aber effiziente Veränderungen des eigenen Fahrstils. Diese
betreffen z.B. das Achten auf den richtigen Reifendruck, das Schalten bei niedriger Drehzahl
des Motors u.Ä.175 Das Abstellen des Motors bei längeren Standzeiten (z.B. Stehen bei roter
Ampel, vor einem Bahnübergang) als Maßnahme von Eco-Driving erweist sich vor allem in
Ortschaften als besonders effizient um den CO2- Ausstoß zu verringern, da der „Stopp and
Go Verkehr“ in der Ortschaft bis zu doppelt so hohe Emissionen verursacht, als bei flüssigem
Verkehr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50km/h verursacht werden würden.176
Zusätzlich profitieren die Fahrerinnen und Fahrer von einer großen Kostenersparnis. Es gibt
Modellrechnungen, die zu Spritpreisersparnissen durch Eco-Driving von bis zu €13.500,-gelangen. (Bemessungsgrundlage: Person, die vom 18. Bis zum 70. Lebensjahr mit dem
Pkw durchschnittlich 15.000km pro Jahr zurücklegt).177 Durch verpflichtende Kurse im
Rahmen des Führerscheinprogrammes kann man das Bewusstsein der Menschen für dieses
Konzept zur Schonung der Umwelt fördern.178
172
Vgl. Holler-Bruckner, Doris : Interview am 13.12.12
Vgl. http://umweltinstitut.org/faq/agro-kraftstoffe/grundlagen524.html (30.12.12)
174 Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/vcoe-treibstoffverbrauch-verringern-statte10-einfuehren-11092012 (27.12.12)
175 Vgl. http://www.fahren-wie-ein-profi.de/site.aspx?url=/html/sprit-sparen/siebentipps.htm (25.12.12)
176 Vgl. http://www.auto-umwelt.at/ (25.12.12)
177 Vgl. Holler-Bruckner, Doris: Interview am 13.12.12
178 Vgl. Holler-Bruckner, Doris: Interview am 13.12.12
173
42
3.3.6 Regionale und demografische Mobilitätsunterschiede
3.3.6.1 Mobilitätsunterschiede nach Einkommensschicht
Abbildung 11: Verkehrsleistung und Verkehrsausgaben in Abhängigkeit vom Einkommen
(2009)179
Die Tabelle zeigt, dass die ärmsten 25 Prozent der österreichischen Haushalte fast die Hälfte
der Gesamtmenge der zurückgelegten Personenkilometer dieser Einkommensschicht mit
öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen. Die reichste Schicht der österreichischen Haushalte
hingegen legt lediglich rund ein Viertel aller gefahrenen Personenkilometer mit öffentlichen
Verkehrsmitteln zurück. Darüber hinaus erhöht sich der Anteil an Pkws pro Haushalt mit
steigendem Einkommen. Die reichsten 25 Prozent der Haushalte fahren pro Jahr rund 26,1
Milliarden Kilometer mit dem Pkw, die 25 Prozent der Haushalte mit dem geringsten
Einkommen legen im Vergleich dazu lediglich 5,7 Milliarden Kilometer mit dem Pkw
zurück.180 Infolgedessen hat das einkommensstärkste Viertel der österreichischen Haushalte
rund 80% mehr an Ausgaben für den Pkw.
3.3.6.2 Regionale Mobilitätsunterschiede
Darüber hinaus beeinflusst auch das öffentliche Verkehrsnetz den Pkw-Besitz. In ländlichen
Gebieten verfügen rund 17% der Haushalte über keinen eigenen Pkw, verglichen mit den
Haushalten Wiens. Hier besitzen 41% der Haushalte kein Auto.181
3.3.7 Zukunftstrends
Bisher war Mobilität vor allem motorisierte Individualmobilität. Jedoch zeigt eine VCÖ-Studie
des Jahres 2012, dass sich große Städte in Österreich bereits in einem Mobilitätswandel
befinden. In Wien beispielsweise wurden 2011 bereits rund 70% der Alltagswege mit
179
Vgl. http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/print/true/items/Factsheet200902?file=tl_files/vcoe/uploads/News/VCOe-Factsheets/Factsheets/2009-02VCOeFactsheet%20Soziale%20Aspekte%20von%20Mobilitaet.pdf, S. 2 (26.12.12)
180 Vgl. ebda
181 Vgl. ebda
43
öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad und zu Fuß zurückgelegt. Die Mobilität der
Zukunft wird ungeplanter, komplexer, aber wesentlich spontaner sein als sie es heute ist.182
3.3.7.1 Intermodale Mobilität
Multimodalität bedeutet, dass eine Person verschiedene Verkehrsmittel zur Erreichung
unterschiedlicher Ziele nutzt. Das Konzept des intermodalen Verkehrs als Unterform der
multimodalen Mobilität zielt darauf ab unterschiedliche Fortbewegungsmittel zur Erreichung
eines Ziels zu verwenden. Man versucht hierbei den öffentlichen Verkehr direkt, komfortabel
und zeitsparendend mit Fuß- und Radverkehr, sowie Carsharing-Standorten zu verbinden,
damit man die Vorteile des jeweiligen Fortbewegungsmittels bestmöglich nutzen kann.183
Das Konzept soll durch die Einführung einer Mobilitätskarte, mit welcher der öffentliche
Verkehr, sowie Busse, Bahnen, Carsharing und Leihräder kostengünstiger benutzt werden
können184, erleichtert werden. Diese wird ab 2013 in Wien von den Wiener Linien185
angeboten werden. Der nächste Schritt wird eine österreichweite Mobilitätskarte sein, die
allerdings noch in der Planungsphase ist.186
3.3.7.1.1 Studie: USEmobility
Die Studie „USEmobility“ wurde von den 7 Projektpartnern des EU-Projekt USEmobility im
Jahr 2011 durchgeführt. Zu den Projektpartnern zählen Allianz pro Schiene e.V., Quotas und
BSL Transportation Consultants aus Deutschland, die European Passengers‘ Federation aus
Belgien, Levegő Munkacsoport aus Ungarn, Savez za Železnicu aus Kroatien und der VCÖ
aus Österreich. Im Rahmen der Studie wurden Bürgerinnen und Bürger von 6 europäischen
Ländern danach befragt, was ihre Verhaltensänderung hin zur Nutzung verschiedener
umweltfreundlicher Fortbewegungsmittel in Kombination bewirkt hat. Die Ergebnisse der
Befragung in Österreich haben gezeigt, dass bereits 75% der Befragten multimodal
unterwegs sind. Darüber hinaus sind 43% der Österreicherinnen und Österreicher zufrieden
mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Als Hauptgründe für das positive Image des
öffentlichen Verkehrs wurden die gute Erreichbarkeit, das große Angebot an Destinationen,
sowie der geringe schädliche Einfluss auf die Umwelt genannt. Außerdem gaben 31% der
Befragten an, den Individualverkehr aufgrund der geringen Parkmöglichkeiten zu meiden.
Zudem spielen auch die Zeit zur Erholung, sowie die anderweitige Beschäftigung, die beim
Autofahren nicht möglich ist, eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Entscheidung
zwischen dem Individualverkehr und dem öffentlichem Verkehr.187
3.3.7.2 Moderne Technologien
Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien wie Mobiltelefone oder das Internet
können die Nutzung von Verkehrsmitteln erleichtern. Intelligente Verkehrssysteme, kurz IST,
informieren über die aktuelle Verkehrsinformation und verhelfen zu einer umweltorientierten
und flexiblen Routenwahl mit bestmöglicher Erreichbarkeit der Zieldestination.188 Überdies
bieten elektronische Fahrkarten, das sogenannte „eTicketing“, die Möglichkeit, der
182
Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/Ausgabe2012-36 (13.03.13)
Vgl. VCÖ Verkehrsclub Österreich (Hrsg.): Infrastrukturen für nachhaltige Mobilität, Mobilität mit Zukunft
3/2011, Wien 2011. S. 14
184 Vgl. VCÖ Verkehrsclub Österreich (Hrsg.): Infrastrukturen für nachhaltige Mobilität, Mobilität mit Zukunft
3/2011, Wien 2011. S. 14
185 Vgl. http://diepresse.com/home/panorama/wien/752216/Verkehr_UBahn-und-Parken-aus-einer-Hand
(30.12.12)
186 Vgl. Fuchs, Christof: Interview am 14.11.12
187 Vgl. http://usemobility.eu/sites/default/files/resources/usemobility_summary_d3_6_en_vfinal.pdf (28.12.12)
188 Vgl. VCÖ Verkehrsclub Österreich (Hrsg.): Technologien für nachhaltige Mobilität, Mobilität mit Zukunft
3/2012, Wien 2012. S. 17
183
44
Bezahlung der Verkehrsmittel mit einer Karte oder mit dem Mobiltelefon.189 Der elektronische
Fahrausweis liefert eine Antwort auf die zuvor erwähnten Herausforderungen im
Personenverkehr. eTicketing ersetzt aber nicht nur den traditionellen Fahrschein aus Papier.
Er bietet eine Vielzahl an Zusatzfunktionen und kann zudem für alle Verkehrsmittel genutzt
werden. Der Vorteil für die Passagiere ist, dass sie flexibel zwischen unterschiedlichen
Verkehrsmitteln wechseln können, ohne unnötig Zeit für den Kauf der einzelnen Tickets und
die Auswahl des richtigen Tarifs verlieren. Somit fördert eTicketing zum einen die
Intermodalität, zum anderen wirkt es dem großen Nachteil des uneinheitlichen Ticketsystems
in Österreich entgegen. Ein weiterer Anreiz der elektronischen Fahrkarte ist die bargeldlose
Abrechnung, bei der nur die tatsächlich in Anspruch genommenen Leistungen verrechnet
werden.190
3.3.8 Fazit
Nach einiger Recherche hat sich herauskristallisiert, dass es eine weite Bandbreite an
Möglichkeiten zur Eindämmung des natürlichen Ressourcenverbrauchs im Bereich Verkehr
gibt. Der gewissenhafte Konsument bzw. die gewissenhafte Konsumentin kann hier
zwischen traditionellen Verkehrsmitteln wie beispielsweise der S-Bahn auswählen. Darüber
hinaus bietet uns der technische Fortschritt die Option, natürliche Ressourcen auch bei
Betrieb des Autos zu schonen. Fakt ist jedoch, dass diese Technologien noch nicht weit
genug ausgereift sind, um in der breiten Masse Verwendung zu finden. Zudem ist die
Bevölkerung aufgrund einer Vielzahl an Mängeln noch nicht für einen kompletten Umstieg
auf nachhaltige Verkehrsmittel bereit bzw. hat aufgrund des zu wenig ausgebauten
öffentlichen Verkehrs nicht einmal die Möglichkeit zu wählen. Überdies ist nachhaltige bzw.
grüne Mobilität ist nur eins von vielen Konzepten im Rahmen des qualitativen Wachstums.
Wir haben somit noch einen langen Weg vor uns, bis zur Gänze nachhaltig konsumiert wird.
189
Vgl. http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/print/true/items/Ausgabe2012-110 (26.12.12)
Vgl. http://www.mobility.siemens.com/mobility/global/SiteCollectionDocuments/de/complete-mobility/eticketing-de.pdf, S. 4 (13.03.13)
190
45
4. Verzeichnisse
46
4.1 Literaturverzeichnis
4.1.1 Bücher, Aufsatzsammlungen, Sammelwerke
BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE – DEUTSCHES WÖRTERBUCH, 19. Aufl., Bd. 27,
Mannheim, 1995
CZECH, Brian; DALY, Herman E.: Die Steady-State-Ökonomie: Was sie ausmacht, was sie
mit sich bringt und was sie genau bedeutet. In: Wissenschaft & Umwelt 13 (Hrsg. von Forum
Wissenschaft & Umwelt) – Wien: Forum Wissenschaft & Umwelt, 2009
EXNER, Andreas; LAUK, Christian; KULTERER, Konstantin: Die Grenzen des
Kapitalismus. Wie wir am Wachstum scheitern – Wien: Überreuter, 2008.
LINDNER; HARTIG; U.A.: Arbeitsbuch für VWL. Volkswirtschaft verstehen – Zukunft
gestalten. – Wien: Verlag Hölder-Pichler-Tempsky, 2008
MEADOWS, Donella; RANDERS, Jørgen; MEADOWS, Dennis: Grenzen des Wachstums.
Das 30-Jahre-Update. Signal zum Kurswechsel – Stuttgart: Hirzel Verlag, 2012
WORLDWATCH INSTITUTE (HRSG.): Nachhaltig zu einem Wohlstand für alle. Rio 2010
und die Architektur einer weltweiten grünen Politik – München: oekonom Verlag, 2012
4.1.2 Studien, Berichte, Reports, Aussendungen
BUNDESAMT FÜR ENERGIE BFE: Evaluation Car-Sharing, 2006
BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND
WASSERWIRTSCHAFT: Studie: Radfahren und Einkaufen. Potentiale des Fahrrads für den
Einzelhandel in Österreich, Wien 2010
BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND
WASSERWIRTSCHAFT: Erfolgreiche Wege für den Radverkehr. Leitfaden
Radverkehrsförderung. Ein Praxis-Leitfaden für Städte, Gemeinden, Schulen, Betriebe,
Tourismus und Bauträger, 2012
BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND-UND FORSTWIRTSCHAFT: Ressourcennutzung in
Österreich, Bericht 2011
BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, INNOVATION UND TECHNOLOGIE: Alternative
Treibstoffe und umweltfreundliche Antriebssysteme im öffentlichen Regionalverkehr, 2010
BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, INNOVATION UND TECHNOLOGIE: Radverkehr
in Zahlen. Daten, Fakten und Stimmungen, 2010
BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT: Eignet sich die
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zur Messung von wirtschaftlichem Wohlstand?
Manuskript für die Wirtschaftspolitischen Blätter, 2009.
DENKWERK ZUKUNFT: Das Wohlstandsquintett, 2012
DIE ÖSTERREICHISCHE HAGELVERSICHERUNG: Fachtagung Flächenverbrauch:
Täglich verschwinden in Österreich 20 ha Boden, Presseaussendung 13.12.2012
47
FEU FORSCHUNGSSTELLE FÜR EUROPÄISCHES UMWELTRECHT: Rechtliche
Instrumente zur Förderung des nachhaltigen Konsums – am Beispiel von Produkten,
Bremen 2012
GLOBAL FOOTPRINT NETWORK: The National Footprint Accounts, 2011 edition, 2012
KETTNER, Claudia: Entkoppelung und Dematerialisierung, 2009
LANDERTSHAMMER, Stephanie: Alternative Treibstoffe. Eine Kosten-WirksamkeitsAnalyse für das Dienstleistungsunternehmen. – Diplomarbeit Universität für Bodenkultur
Wien, 2006
MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR GESELLSCHAFTSORDNUNG: Wohlstand ohne Wachstum,
ein Literaturüberblick 2011
ÖBB-HOLDING AG: Null CO² - Grüner Bahnstrom für umweltbewusstes Zugfahren,
Presseaussendung 30.6.2011
ÖSTERREICHISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG: Messung von
Wohlstand und Lebensqualität in ausgewählten Ländern mit dem OECD Better-Life-Index
auf Basis der österreichischen Präferenzen, 2012
SIEMENS AG : Integrierte Mobilität mit eTicketing, 2012
UMWELTBUNDESAMT DEUTSCHLAND: Die NaRoMI-Studie (Noise and Risk of
Myocardial Infarction), 2004
UMWELTBUNDESAMT ÖSTERREICH: CO2-Monitoring 2011, Zusammenfassung der
Daten der Neuzulassungen von Pkw der Republik Österreich gemäß Entscheidung Nr.
1753/2000/EG für das Berichtsjahr 2010
USEMOBILITY: Factors influencing behavioural change towards eco-friendly multimodal
mobility, Europe 2011
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH (HRSG.): Infrastrukturen für nachhaltige Mobilität,
Mobilität mit Zukunft 3/2011, Wien 2011
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH (HRSG.): Mobilität 2020. Trends – Ziele,
Wissenschaft & Verkehr 3/2003, Wien 2003
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH (HRSG.): Soziale Aspekte von Mobilität, Mobilität
mit Zukunft 1/2009, Wien 2009
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH (HRSG.): Technologien für nachhaltige Mobilität,
Mobilität mit Zukunft 3/2012, Wien 2012
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Belastung durch extrem schädlichen Feinst-Staub
in Österreich viel höher als USA erlaubt! – Presseaussendung 22.02.2013
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Burgenländer verbrauchen am meisten, Wiener am
wenigsten Verkehrsfläche pro Person - 18.06.2012, Presseaussendung Ausgabe 2012-82
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Gesamtbilanz zeigt die wahren Umweltschäden
durch den Verkehr, Factsheet: 2011-02
48
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoemagazin/magazindetails/artikel/items/zahlen-und-fakten-463 (12.01.13)
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: In der Schweiz wird doppelt so viel mit der Bahn
gefahren wie in Österreich - 03.11.2011, Presseaussendung Ausgabe 2011-145
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Österreicher sind die zweitfleißigsten Öffi-Fahrer
der EU! - 23.10.2011, Presseaussendung Ausgabe 2011-142
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Österreicher stellten im Vorjahr neuen
Radfahrrekord auf - 14.03.2012, Presseaussendung Ausgabe 2012-46
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Österreichs Mobilität im Umweltcheck, Factsheet:
2007-11
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Rekord-Spritpreis – VCÖ-Kritik: Autos verbrauchen
zu viel Sprit! - 06.09.2012, Presseaussendung Ausgabe 2012-112
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Studie: Alternativen zu fossilen Treibstoffen sind
wichtiger denn je, Wien 2005
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Treibstoffverbrauch verringern statt E10 einführen 11.09.2012, Presseaussendung Ausgabe 2012-114
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Ultra-Feinstaub macht krank, Factsheet: 2013-02
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: VCÖ-Feinstaubbilanz: Bei jeder 2. Messstelle
wurde im Jahr 2011 der Jahresgrenzwert überschritten! - 02.01.2012, Presseaussendung
Ausgabe 2012-02
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: VCÖ-Studie: Neue Technologien unterstützen
effiziente und umweltfreundliche Mobilität abseits des Autos - 31.08.2012,
Presseaussendung Ausgabe 2012-110
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: VCÖ-Umfrage: Was Österreicher zum Umstieg auf
Öffentlichen Verkehr bewegt, Presseaussendung 13.02.13
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH: Verkehr trägt massiv zu Rohstoffkrise und
Klimaerwärmung bei, Factsheet: 2012-07
WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPEMENT: Mobility 2030:
Meeting the challenges to sustainability, 2004
WWF WORLD WIDE FUND OF NATURE ÖSTERREICH: Living Planet Report 2012,
Deutsche Kurzfassung, 2012
ZHAO, David (FROST & SULLIVAN AUTOMOTIVE PRACTICE): Carsharing: A
Sustainable and Innovative Personal Transport Solution with Great Potential and Huge
Opportunities, 2010
4.1.3 Zeitungen, Zeitschriften
AOA: Das BIP soll nicht mehr allein der Maßstab für den Wohlstand sein. In:
Oberösterreichische Nachrichten, 14.07.2011.
49
(http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/Das-BIP-soll-nicht-mehr-allein-derMassstab-fuer-den-Wohlstand-sein;art15,669378) (17.12.2012)
AOA: Wohlstandsmessung abseits des BIP. In: medianet.at, 24.10.2012.
(http://www.medianet.at/primenews/article/wohlstandsmessung-abseits-des-bip/)
(26.12.2012)
DRÖSSER, Christoph: Geben macht glücklich! In: Die Zeit online
(http://www.zeit.de/2010/39/IG-Hilfe), 23.09.2010
FREY, Bruno: Wohlstand allein macht nicht glücklich. In: www.faz.net
(http://www.faz.net/themenarchiv/wirtschaft/wie-wir-reich-wurden/serie-wie-wir-reich-wurden9-wohlstand-allein-macht-nicht-gluecklich-1574720.html), 16.11.2009
GILLERT, Sonja: Der deutsche Wohlstand wächst, USA büßen ein. In: Welt Dialog
(www.welt.de), 30.10.201
PRAZAK, Robert: Die arme Seite von Österreich. – In: Format, 19.11.2012.
(http://www.format.at/articles/1247/930/346809/die-seite-oesterreich) (13.03.2013)
WAHBA, Annabel: Weg mit dem ganzen Palast. Mehr materieller Wohlstand macht nicht
glücklicher. In: Die Zeit online (http://www.zeit.de/2011/50/KapitalismusWirtschaftskreislauf/seite-3), 11.12.2011
WISSENSCHAFT & UMWELT 13 (HRSG. VON FORUM WISSENSCHAFT & UMWELT) –
Wien: Forum Wissenschaft & Umwelt, 2009
4.1.4 Internetquellen
ARBEITERKAMMER WIEN,
http://www.arbeiterkammer.at/bilder/d176/Vortrag_Leodolter.pdf (26.12.12)
BUNDESAMT FÜR UMWELT BAFU UND FORUM BIODIVERSITÄT SCHWEIZ,
http://www.biodiversitaet2010.ch/wissen/definition/ (30.12.12)
BUNDESARBEITSKAMMER ÖSTERREICH, http://www.akumwelt.at/4937/4938/4943/5001/ (25.12.12)
BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT, SOZIALES UND KONSUMENTENSCHUTZ,
http://www.konsumentenfragen.at/konsumentenfragen/Mein_Alltag/Themen/Nachhaltiger_Ko
nsum/ (19.12.12)
BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT,
http://www.lebensministerium.at/umwelt/luft-laerm-verkehr/co2-monitoringPKWNeu.html
(12.01.13)
BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG,
http://www.bpb.de/veranstaltungen/HHABNT,0,0,Z_B_der_Genuine_Progress_Indicator_(GP
I).html (23.12.2012)
50
BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG,
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20189/nullwachstum
(20.10.2012)
BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG,
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21170/wohlstand (06.03.2013)
BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG, http://www.bpb.de/wissen/ZUKJJM
(20.10.2012)
BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG:
http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/megastaedte/64733/hd (15.12.2012)
DER SPIEGEL, http://www.spiegel.de/auto/fahrberichte/bmw-active-hybrid-x6-elektrisierterelefant-a-660398.html (26.12.12)
DEUTSCHER VERKEHRSICHERHEITSRAT E.V., http://www.fahren-wie-einprofi.de/site.aspx?url=/html/sprit-sparen/siebentipps.htm (25.12.12)
DIE PRESSE, http://diepresse.com/home/panorama/klimawandel/759780/OekologischerFussabdruck_Wer-hat-den-groessten (25.12.12)
DIE PRESSE, http://diepresse.com/home/panorama/wien/752216/Verkehr_UBahn-undParken-aus-einer-Hand (30.12.12)
DIE WELT, http://www.welt.de/motor/article12368502/Die-neue-Angst-vor-dem-automobilenStillstand.html (26.12.12)
ENERGIE-CONTROL AUSTRIA, http://www.econtrol.at/de/konsumenten/strom/strompreis/strompreis-monitor (13.03.13)
GLOBAL FOOTPRINT NETWORK,
http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/gfn/page/glossary/ (25.12.12)
HANDELSBLATT GMBH, http://www.handelsblatt.com/auto/test-technik/elektroauto-nissanleaf-tester-unter-strom-/6836902.html (13.03.13)
LAND SALZBURG, LANDES-MEDIENZENTRUM,
http://www.salzburg.gv.at/themen/nuw/gewaesserschutz/gewaesserschutz_guete/gw/pestizid
.htm (26.12.12)
OEKONEWS TAGESZEITUNG FÜR ERNEUERBARE ENERGIE UND NACHHALTIGKEIT,
http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1000294 (26.12.12)
OEKOSTROM AG FÜR ENERGIEERZEUGUNG UND –HANDEL,
http://www.oekostrom.at/ueber-oekostrom/100-oekostrom/ (30.12.12)
ÖVK ÖSTERREICHISCHER VEREIN FÜR KRAFTFAHRZEUGTECHNIK, http://www.autoumwelt.at/ (25.12.12)
RECHNUNGSWESEN VERSTEHEN, http://www.rechnungswesenverstehen.de/lexikon/wirtschaftswachstum.php (29.10.2012)
51
STATISTIK AUSTRIA,
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/bruttoinlan
dsprodukt_und_hauptaggregate/jahresdaten/index.html (22.10.2012)
STATISTIK AUSTRIA,
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wie_gehts_oesterreich/materieller_wohlstand/05/ind
ex.html (21.12.2012)
UMWELTBUNDESAMT ÖSTERREICH,
http://www.umweltbundesamt.at/presse/lastnews/newsarchiv_2005/news051121/ (25.12.12)
UMWELTBUNDESAMT ÖSTERREICH,
http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/auswirkungen_verkehr/verk_schads
toffe/ (25.12.12)
UMWELTBUNDESAMT ÖSTERREICH,
http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/auswirkungen_verkehr/verk_schads
toffe/ (25.12.12)
UMWELTBUNDESAMT ÖSTERREICH,
http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/auswirkungen_verkehr/zerschneidu
ng/ (26.12.12)
UMWELTBUNDESAMT ÖSTERREICH,
http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/luft/luftschadstoffe/nox/ (25.02.13)
UMWELTINSTITUT MÜNCHEN E.V., http://umweltinstitut.org/faq/agrokraftstoffe/grundlagen524.html (30.12.12)
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH, http://www.vcoe.at/de/verkehrspolitik/saubere-luftund-wenig-laerm (25.12.12)
VCÖ VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH,
http://www.vcoe.at/tl_files/vcoe/uploads/VCOe%20unterstuetzen!/Spendenaufruf%20Frei%2
0Atmen.pdf (25.12.12)
VIMENTIS – SCHWEIZER POLITIK,
http://www.vimentis.ch/d/lexikon/4/Bruttoinlandprodukt.html (17.12.2012)
WIKIPEDIA, http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttoinlandsprodukt (17.12.2012)
WIKIPEDIA, http://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumsrücknahme (15.10.2012)
WIKIPEDIA, http://de.wikipedia.org/wiki/Wohlstand (10.10.2012)
WIRTSCHAFSLEXIKON, http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/wohlstand/wohlstand.htm
(03.10.2012)
WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH, http://wko.at/statistik/eu/europawirtschaftswachstum.pdf (22.10.2012)
52
WIRTSCHAFTSWOCHE, http://www.wiwo.de/erfolg/gallup-umfrage-wo-die-gluecklichstenmenschen-leben/7549872.html?slp=true&p=22&a=false#image (25.12.2012)
ZENTRUM FÜR ZUKUNFTSSTUDIEN DER FH SALZBURG, Wohlstand – Was ist das?,
2012
4.1.5 Sonstige Medien
OE1 ABENDJOURNAL: Radiosendung „Wie geht’s Österreich?“, 24.10.2012.
4.1.6 ExpertInneninterviews
FUCHS, Christof; Geschäftsführer ZIPCAR: Interview am 14.11.2012 bei Zipcar Austria
GmbH, 1030 Wien
HÖLLER, Christian; Teammitglied des Verkehrsclub Österreich mit dem
Zuständigkeitsbereich „Inhaltliche Koordination und Wissensmanagement“: Interview
am 06.12.2012 in 1222 Wien
HOLLER-BRUCKNER, Doris; Präsidentin des Bundesverbands für nachhaltige
Mobilität: Interview am 13.12.2012 in 2282 Marktgrafneusiedl
KETTNER, Claudia; Wissenschaftliche Mitarbeiterin des
Wirtschaftsforschungsinstituts Wien: Interview am 28.11.2012 im
Wirtschaftsforschungsinstitut, 1030 Wien
53
4.2 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Ist Österreich „wohlhabend“? (2011) ............................................................... 17
Abbildung 2: Wohlstand und Wohlbefinden – Ergebnisse des Legatum-Prosperity-Index
(2012) .................................................................................................................................. 18
Abbildung 3: Österreich im Wohlstandsvergleich (2011) ...................................................... 20
Abbildung 4: Unbezahlte Arbeit in Österreich, Zeitverwendungserhebung (2012) ................ 21
Abbildung 5: Better-Life-Index in ausgewählten OECD-Ländern (2012) ............................... 26
Abbildung 6: Better-Life-Index im Vergleich zum BIP (2012) ................................................ 27
Abbildung 7: Modal Split des Personenverkehrs ohne Flugverkehr (2012) .......................... 31
Abbildung 8: Feinststaubemissionen nach Emittenten in österreichischen Städten (2012) .. 32
Abbildung 9: Verkehr als größter Treiber der Erdölabhängigkeit Österreichs (2012) ............ 35
Abbildung 10: Potenzial des Radfahrens – tägliche PKW-Fahrstrecken in Vorarlberg (2008)
............................................................................................................................................ 38
Abbildung 11: Verkehrsleistung und Verkehrsausgaben in Abhängigkeit vom Einkommen
(2009) .................................................................................................................................. 43
54
5. Anhang
55
5.1 Projektanträge
5.1.1 Projektantrag von Christine Leberbauer
Projektantrag BRM 5 HBA
Thema
Teammitglieder
Projektziel
(Forschungsfrage)
Kritik am Wachstumsimperativ des Kapitalismus
Christine Leberbauer, Magdalena Beran
Hat hohes Wirtschaftswachstum immer auch hohen
Wohlstand der Bevölkerung zur Folge oder ist
Lebensqualität von ganz anderen Faktoren abhängig?
Welche Faktoren sind das und welche alternativen
Indikatoren zur Wohlstandsmessung gibt es?
Teamteil:
o Definition von Kapitalismus
o Warum strebt jedes Land Wirtschaftswachstum an?
o Wodurch zeichnet sich Wohlstand aus?
o Wohlstandsgesellschaft
o Was ist „Wachstum“?
o Was bedeutet qualitatives Wachstum?
o Kann man qualitatives Wachstum messen? Wenn
ja, woran?
o Was ist exponentielles Wachstum?
o „Nullwachstum“ – Bedeutung für die Gesellschaft?
 Auswirkung auf die Arbeitslosenrate?
Einzelteil:
Ich werde einen kurzen Überblick über das BIP allgemein geben
und wie man es messen kann. Anschließend erläutere ich
Zusammenhänge zwischen dem BIP und dem Wohlstand und
erkläre, warum das BIP eines Landes nicht viel über den
Wohlstand der Bevölkerung aussagt. Des Weiteren werde ich
alternative Indikatoren zur Messung des Wohlstands erläutern
(HDI,...).
Projektgrenzen
Ich werde mich nicht mit den Theorien und Hypothesen über das
Wirtschaftswachstum von Karl Marx beschäftigen. Außerdem
werde ich nicht genauer auf die Einkommensverteilung in Bezug
auf den Wohlstand eines Landes eingehen und werde die
Entstehung von Wirtschafts- und Finanzkrisen ausblenden, um
nicht vom eigentlichen Thema abzuschweifen.
Eingereicht am
05.10.2012
Genehmigt am
von
07.10.2012
MMag. Josef Loibelsberger
56
5.1.2 Projektantrag von Magdalena Beran
Projektantrag BRM 5 HBA
Thema
Teammitglieder
Projektziel
(Forschungsfrage)
Kritik am Wachstumsimperativ des Kapitalismus
Christine Leberbauer, Magdalena Beran
Inwiefern zerstört rein quantitatives Wirtschaftswachstum
die natürlichen Ressourcen der Erde? Was kann das
Konsumverhalten der Gesellschaft zur Einschränkung des
Ressourcenverbrauchs beitragen?
Untersucht am Beispiel des Mobilitätsverhaltens.
Teamteil:
- Definition von Kapitalismus
- Warum strebt jedes Land Wirtschaftswachstum an?
- Wodurch zeichnet sich Wohlstand aus?
o Wohlstandsgesellschaft
- Was ist „Wachstum“?
o Was bedeutet qualitatives Wachstum?
o Kann man qualitatives Wachstum messen? Wenn
ja, woran?
o Was ist exponentielles Wachstum?
o „Nullwachstum“ – Bedeutung für die Gesellschaft?
 Auswirkung auf die Arbeitslosenrate?
Einzelteil:
Im Rahmen meiner Projektarbeit erläutere ich die Auswirkungen
von forciertem Wirtschaftswachstum auf die natürlichen
Ressourcen der Erde. Des Weiteren werde ich analysieren,
welchen Einfluss unser Konsumverhalten auf den
Ressourcenverbrauch hat und welchen Beitrag nachhaltiger
Konsum zur Einschränkung der Ausbeutung der Ressourcen
leisten kann. Ich werde dies anhand des Beispiels
„Mobilitätsverhalten“ näher untersuchen.
Projektgrenzen
Ziel ist es nicht, technisch innovative Lösungen zu finden und
die rechtlichen Grundlagen für den Systemwandel zu erheben.
Ziel ist es auch nicht, mögliche negative Aspekte von
nachhaltigem Konsum zu beleuchten. Andere Formen des
nachhaltigen Konsums als die oben angeführten werden nicht
vertiefend behandelt.
Eingereicht am
05.10.2012
Genehmigt am
von
07.10.2012
MMag. Josef Loibelsberger
57
5.2 Projektablaufpläne
5.2.1 Projektablaufplan von Christine Leberbauer
58
59
60
61
62
63
64
5.2.2 Projektablaufplan von Magdalena Beran
65
66
67
68
69
70
71
5.3 Interviewprotokolle
5.3.1 Interviewprotokoll von Christine Leberbauer
Interviewpartnerin: Mag. Claudia Kettner
Tätigkeitsbereich: Wissenschaftliche Mitarbeiterin
WIFO - Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Austrian Institute of Economic Research
Forschungsgebiete: Umwelt, Landwirtschaft und Energie
Arbeitsgebiete: Klimawandel, Energie und Nachhaltigkeit
Termin: 28.11.2012
Ort: WIFO - Arsenal, Objekt 20, 1030 Wien
Kritik am Wachstumsimperativ des Kapitalismus
Warum strebt die ganze Welt nach Wirtschafswachstum?
Die WKO begründet diesen Satz sehr prägnant: „Weil unser Wohlstand durch
wachsende Wirtschaft erst ermöglicht wird.“191
Doch ist stetiges Wirtschaftswachstum wirklich wichtig für den Wohlstand einer
Bevölkerung oder ist Lebensqualität von ganz anderen Faktoren abhängig?
Mag. Claudia Kettner
Sehr
geehrte
Frau
Kettner!
Wie Sie bereits wissen lautet meine Forschungsfrage für meine Maturaarbeit:
„Hat hohes Wirtschaftswachstum immer auch hohen Wohlstand der
Bevölkerung zur Folge oder ist Lebensqualität von ganz anderen Faktoren
abhängig?
Welche Faktoren sind das und welche alternativen Indikatoren zur
Wohlstandsmessung
gibt
es?“
1. Doch bevor wir mit dem Fragebogen beginnen, würden mich ihre
Tätigkeiten und Aufgabenbereiche am WIFO interessieren. Für welche
Gebiete sind Sie denn speziell zuständig und wie sieht ein normaler
Arbeitstag für Sie aus?
Derzeit bin ich im Bereich Energiepolitik, Klimapolitik und nachhaltiger
Entwicklung tätig, was eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit für mich ist.
Wie ein normaler Arbeitstag für mich aussieht? Das ist eine sehr schwierige
Frage, denn ein Arbeitstag sieht für mich immer anders aus, da ich hier
vielseitig eingesetzt bin. Ich erledige Vorbereitungen für Forschungen, bereite
Präsentationen vor, ich analysiere Daten und mache zahlreiche
191
http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?angid=1&stid=676158&dstid=9539 (09.11.2012)
72
Literaturrecherchen.
Jedoch
sieht
für
Wirtschaftsforschungsinstitut ganz anders aus.
mich
jeder
Tag
am
Wohlstand der Bevölkerung
2. „Wenn unser Wirtschaftswachstum stagniert, wirkt sich das auf den
Arbeitsmarkt aus - und auf unseren Wohlstand.“ (Wirtschaftskammer
Österreich (http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?angid=1&stid=676158&dstid=9539))
Was sagen Sie zu diesem Zitat?
Würden Sie sagen, dass die Lebensqualität der Österreicher und
Österreicherinnen genauso hoch wäre, wenn Österreich ein Steady
State wäre oder würde die Lebensqualität sinken?
Wenn man diese Tatsache für einen kurzfristigen Zeitraum betrachtet,
würde ich diesem Zitat schon zustimmen, da bei plötzlich stagnierender
Wirtschaft sicher kurzfristig die Arbeitslosenrate ansteigt und dadurch die
Lebensqualität beeinflusst werden kann.
Das hat man auch gut bei der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 sehen können,
da hier für kurze Zeit die Lebensqualität in einigen Ländern abnahm.
Betrachtet man diese Situation jedoch langfristig, denke ich, dass sich die
Lebensqualität nach der Zeit wieder verbessern könnte, da man eben auch
ohne Wachstum Wohlstand erreichen kann.
Es hängt dabei immer von den Rahmenbedingungen ab, der Wohlstand
kann durchaus gleichbleiben bzw. steigen bei einer langfristigen
Betrachtung.
3. Definition von Wohlstand
3.1.
Studie: Wohlstand – Was ist das?
Univ.-Prof. Dr. Reinhold Popp hat in seiner Studie 1.000
Österreicher und Österreicherinnen ab 15 Jahren nach dem Begriff
„Wohlstand“
befragt
und
stellte
verschiedene
Antwortmöglichkeiten zur Verfügung (Mehrfachnennung war
möglich!)
Dabei kam heraus, dass sich der Wohlstand der Bevölkerung in
Österreich durch 3 Hauptfaktoren definiert: „Gesundheit“ (65%),
„In Frieden leben“ (59%) und „ein gesichertes Einkommen haben
(57%).
Wie würden Sie dieses Resultat interpretieren?
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Definition von Wohlstand
zwischen dem immateriellen und dem materiellen Wohlstand.
Die OECD hat eine Studie „Your better life index“ durchgeführt um in
diesem Bezug den Wohlstand neu zu definieren.
Dabei stellte sich heraus, dass für die Österreicher und
Österreicherinnen
vor
allem
Gesundheit,
Sicherheit,
Lebenszufriedenzeit und Einkommen an erster Stelle stehen, also sind
die Ergebnisse dieser beiden Studien sehr ähnlich.
73
Die OECD-Studie beinhaltet 11 Teilbereiche mit 24-25 Teilindikatoren
wie zum Beispiel Einkommen, Wohnen, Wohlbefinden, die WorklifeBalance und noch zahlreiche weitere Indikatoren.
3.2.
Wie zufrieden sind die Österreicher und Österreicherinnen Ihrer
Meinung nach wirklich? Und wie zufrieden sind sie im Vergleich zu
anderen europäischen Ländern?
Das kann ich selbst leider nicht einschätzen, doch laut der „GallupUmfrage“ befindet sich Österreich auf Platz 13 von 30 befragten
Ländern, wenn es um die Zufriedenheit im Land geht. Österreich
befindet sich also ca. im Mittelfeld der OECD-Länder.
Wohlstandsmessung
4.
Wohlfahrt
vs
Wohlstand
Nach meinen Informationen bezieht sich der Begriff „Wohlfahrt“ im
Gegensatz zum Begriff „Wohlstand“, eher auf die Deckung der
Grundbedürfnisse.
Doch ab wann hört für Sie die Deckung der Grundbedürfnisse auf und
ab wann kann man von Wohlstand innerhalb einer Bevölkerung
sprechen?
Gehört zum Beispiel der Besitz eines Autos/eines Handys noch zur
Deckung der Grundbedürfnisse oder spricht man dabei schon von
Wohlstand?
Der Begriff Wohlfahrt ist leider sehr schwierig abzugrenzen.
Jedoch kann man im Großen und Ganzen sagen, dass mit dem Begriff
„Wohlfahrt“ vor allem die materielle Seite abgedeckt wird.
Der
Begriff
„Wohlstand“
beinhaltet
vor
allem
immaterielle
Wohlstandsfaktoren.
Abgrenzungen kann man dabei schwer treffen, da für jede Bevölkerung die
Wohlfahrt woanders aufhört und der Wohlstand woanders beginnt.
Leider werden diese beiden Begriffe
auch nur sehr unscharf verwendet.
5.
192
in
der
deutschen
Literatur
Niko Paech, der Postwachstumsökologe, spricht von einem nötigen
Umdenken
in
der
Gesellschaft.
Ihm geht es nicht nur darum, anders zu wirtschaften, sondern vor allem
darum, anders zu leben. Zum Beispiel weniger Stunden in der Woche zu
arbeiten
um
mehr
Freizeit
zu
haben.192
Würden Sie auch meinen, dass ständig wachsender materieller
Wohlstand die Bevölkerung nicht wirklich glücklicher macht, sondern
dass in Zeiten steigender „Burn-out“-Rate eher der sogenannte
nichtmaterielle Wohlstand zu mehr Zufriedenheit und Gelassenheit in
der Bevölkerung führen würde?
http://www.zeit.de/2011/50/Kapitalismus-Wirtschaftskreislauf/seite-3 (16.12.2012)
74
Oder denken Sie, dass Reichtum den
Österreicherinnen doch noch am wichtigsten ist?
Österreichern
und
Man unterscheidet, wie schon oben erwähnt, primär zwischen dem
materiellen und immateriellen Wohlstand. Der immaterielle Wohlstand ist im
Großen und Ganzen wichtiger für die Bevölkerung, wie man bei den
Ergebnissen der Studie erkennen kann. Nichtsdestotrotz sind beide Arten von
Wohlstand sehr wichtig.
Man kann insgesamt sagen: wenn in einem Land ein gewisser materieller
Standard erreicht ist, gewinnt der immaterielle Wohlstand immer mehr an
Bedeutung, da dann die gesamte Bevölkerung einen gewissen
Lebensstandard
schon
aufweist.
6.
Das BIP zeigt den Wert aller erwirtschafteten Güter und
Dienstleistungen in einem Jahr und in einem Land. Jedoch
berücksichtigt es kaum die Lebensqualität in der Bevölkerung, scheint
jedoch trotzdem sofort und überall als Wohlstandsindikator auf. Worauf
ist das zurückzuführen?
Insgesamt kann man sagen, dass im Niedriglohnbereich die Korrelation
zwischen dem BIP und der Lebensqualität schon gegeben ist, jedoch kann
man auch ohne materiellem Wohlstand zufrieden sein, wie oben bereits
erwähnt.
Das Bruttoinlandsprodukt ist eine Zahl, die immer und überall weltweit
verfügbar ist und womit man immer Vergleiche zwischen verschiedenen
Ländern ziehen kann. Das BIP hat als Produktionsindex schon seine
Richtigkeit, da es ja die wirtschaftliche Tätigkeit eines Landes anzeigt, jedoch
zählt es auf keinen Fall zu den Wohlstandsindikatoren, obwohl es immer als
erstes aufscheint.
Das BIP basiert auf der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Wenn der
Konsum im Inland sinkt und die Exporte steigen kann das BIP trotzdem
gleich bleiben. Das BIP konzentriert sich also rein auf die Produktion.
7.
Inwiefern würden Sie persönlich das BIP als keinen geeigneten
Wohlstandsindikator kritisieren?
Die nachfolgende Liste versammelt unterschiedliche Argumente, die
gegen das BIP als Wohlstandsindikator vorgebracht werden. Bitte
versuchen Sie die einzelnen Argumente nach ihrer Bedeutung zu
gewichten und begründen Sie bitte Ihre Zuordnung!193
Hier muss ich sagen, dass ich eigentlich keine Gewichtung vornehmen kann,
sondern alle hier genannten Punkte für gleichwichtig empfinde!
sehr
193
bedeutend
weniger
eher
http://www.fwu.at/mediashare/zh/o39f9neyhrug6b1172o617dk2w1ct4-org.pdf (20.11.2012)
75
bedeutend
bedeutend
unbedeutend
Das BIP ist ein reiner
Produktionsindikator, der
keine
wohlstandsrelevanten
ökologischen
oder
sozialen
Faktoren
beinhaltet.
Die Schäden der Umwelt
spiegeln sich nur dann im
BIP, wenn dadurch die
laufende
Produktion
beeinträchtigt wird.
Unbezahlte
Arbeit
(Hausarbeit) ist nicht im
BIP enthalten.
Schwarzarbeit
und
Schattenwirtschaft wird im
BIP nicht berücksichtigt.
Der Faktor Gesundheit
wird
im
BIP
nicht
ausreichend erfasst.
Das
BIP
zeigt
ausschließlich
einen
Durchschnittswert für die
gesamte
Bevölkerung
eines Landes, der aber
nichts
über
die
Einkommensverteilung
sagt.
Immaterielle Bedürfnisse
werden
gar nicht erfasst.
Im BIP wird Freizeit
ausschließlich
als
Reduktion der potentiellen
Produktionsmöglichkeiten
erfasst.
Sonstiges
8.
2009 – im Jahre der Finanz- und Wirtschaftskrise gab es einen enormen
Einbruch des Wirtschaftswachstums in Österreich von -3,8%. Der
Human Development Index blieb jedoch unverändert mit einer
steigenden
Tendenz.
Wieso bleibt also der HDI trotzdem unverändert, obwohl das BIP
geschrumpft ist?
76
Grundsätzlich besteht der Human Development Index aus 3 Teilbereichen:
Bildung, Gesundheit und dem Pro-Kopf-Einkommen (BIP).
Beim Teilbereich Gesundheit wird auch vor allem die Lebenserwartung
berücksichtigt und das BIP pro Kopf wird als Einkommensmaß verwendet.
Die Bildung beinhaltet die voraussichtliche Dauer der Ausbildung eines
Kindes und die tatsächliche Anzahl der Schuljahre.
Wenn das BIP also in einem Jahr in einem Land sinkt, müssen der
Teilbereich Gesundheit und der Teilbereich Bildung steigen, damit der HDI
trotzdem unverändert bleiben kann.
9.
Welche alternativen Indikatoren zur Wohlstandsmessung kennen Sie
und welche werden vor allem im internationalen Vergleich am
häufigsten verwendet?
häufig
HDI
x
Index of Sustainable Economic
Welfare
Genuine Progress Indicator
Das
europäische
Indikatorensystem
Das
österreichische
Nachhaltigkeitsindikatorensystem
Sonstige
oft
kaum
beschreibt
Wohlstand
sehr gut
beschreibt
Wohlstand
kaum
x
x
x
x
Der Human Development Index ist ein Wohlstandsindikator, der oft für
internationale Vergleiche herangezogen wird.
Der Index of Sustainable Economic Welfare ist die Basis für den GPI.
Der Unterschied zu den Indikatorensystemen ist, dass man diese nur sehr
schwer mit anderen Ländern oder mit dem Vorjahr vergleichen kann. Jedoch
erhalten Indikatorensysteme eine sehr verdichtete Information einzelner
Teilbereiche.
Zum
Beispiel
werden
beim
österreichischen
Nachhaltigkeitsindikatorensystem ganz viele verschiedene Indikatoren
berücksichtigt, wie zum Beispiel die Einkommensverteilung und die CO²
Emissionen. Daher hat man gute Einblicke, was sich in einem Jahr genau in
einem Land getan hat.
Jedoch, wie schon oben erwähnt, sind Indikatorensysteme viel schwieriger zu
vergleichen. Bei Indikatorensystemen trifft man auf viele verschiedene
ausgewertete Zahlen und bei einzelnen Wohlstandsindikatoren sieht man nur
einen Vergleichswert.
Ein weiterer wichtiger Indikator ist die Genuine Saving Rate von der
Weltbank, die die Sparquote, die Bildung und die Umwelteinflüsse
berücksichtigt.
77
Ein anderes Nachhaltigkeitsindikatorensystem der UNO berücksichtigt vor
allem Faktoren der Entwicklungsländer wie zum Beispiel den Zugang zu
sauberem Trinkwasser.
Ansonsten ist das Indikatorensystem der UNO vom Aufbau her sehr ähnlich
wie das europäische oder das österreichische Indikatorensystem, jedoch ist
die Datenverfügbarkeit bei Entwicklungsländern im Allgemeinen schwieriger.
10. Wie Sie wahrscheinlich schon gehört haben, hat Statistik Austria eine
neue Art der Wohlstandsmessung mithilfe von 30 Schlüsselindikatoren
veröffentlicht.
10.1. Wissen Sie, wo man diese Studie erhalten kann, um genauere
Einsicht zu bekommen?
Sie können den Datensatz ganz leicht auf der Homepage finden unter
www.Statistik-Austria.at gleich auf der Startseite unter dem Punkt: „wie geht’s
Österreich“.
10.2. Inwiefern unterscheidet sich diese neue Studie von den anderen
Wohlstandsmessungen?
Alle Indikatoren gehen
Grundausrichtung
in
die
gleiche Richtung,
sehr
deshalb
ist die
ähnlich.
11. Österreich befindet sich weit über dem weltweiten Durchschnitt wenn
man den HDI betrachtet (HDI 2011: Durchschnitt: 0,682 – Österreich:
0,885)194.
Wenn man hierbei alle Entwicklungsländer im weltweiten Durchschnitt
betrachtet, ist es selbstverständlich, dass sich Österreich im besseren
Bereich bewegt. Zieht man jedoch einen Europavergleich voran, schauen die
Ergebnisse sicher anders aus und Österreich würde nicht mehr so gut
abschneiden.
Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach wichtig für die Zufriedenheit
der
Österreicher
und
Österreicherinnen?
Für die Österreicher und Österreicherinnen sind vor allem 3 Faktoren wichtig:
Bildung, Gesundheit und Einkommen.
11.1. Wie beeinflusst das Sozialsystem in Österreich die Lebensqualität
der Bevölkerung?
Aus materieller Sicht beeinflusst das Sozialsystem die Lebensqualität der
Österreicher und Österreicherinnen sicher positiv, da das Sozialsystem
starke Armut verhindert. Jedoch wird immaterieller Wohlstand vom
Österreichischen
Sozialsystem
nicht
beeinflusst.
194
http://hdrstats.undp.org/en/countries/profiles/AUT.html (16.12.2012)
78
12. Südkorea weist einen höheren HDI auf als Österreich (Südkorea: 0,897 –
Österreich: 0,885). Wenn man jedoch das BIP pro Kopf der beiden
Staaten betrachtet, erkennt man, dass Österreich ein höheres BIP pro
Kopf besitzt (Südkorea: $ 31.714 – Österreich: $ 41.822)195.
Dieses Beispiel zeigt, dass der materielle Wohlstand nicht immer
ausschlaggebend für die Lebensqualität eines Landes ist.
Aber sind Lebenserwartung und Bildungsgrad in Südkorea tatsächlich
so viel höher als in Österreich, dass ein um ein Viertel höheres BIP
dadurch kompensiert werden kann?
Das kann durchaus möglich sein!
Der Human Development Index besteht ja, wie schon oben erwähnt, aus 3
Teilindizes.
Wenn Österreich beim Einkommen besser abschneidet als Südkorea, aber
bei den anderen Teilbereichen schlechter abschneidet ist dieses Phänomen
durchaus rechnerisch möglich und nicht außergewöhnlich.
Wirtschaftswachstum
13. In Bezug auf Degrowth-Theorien: Welchen Einfluss auf den Wohlstand
der Bevölkerung hätte eine Wirtschaftsschrumpfung aus Ihrer Sicht?
Kurzfristig würde sich das Konsumverhalten verändern und es würde
Probleme in Bezug auf die Beschäftigungsrate geben.
Jedoch hängt das Ausmaß dieser Folgen von den Rahmenbedingungen ab.
Es müsste einen Wertewandel in der Bevölkerung geben, damit eine
Wirtschaftsschrumpfung langfristig keine negativen Auswirkungen hat.
In vielerlei Hinsicht spielt ja der immaterielle Wohlstand eine immer größere
Rolle und der Wohlstand könnte somit gleich bleiben.
Jedoch gehört ja zu einem wichtigen Faktor des Wohlstands das gesicherte
Einkommen, was durch eine sinkende Beschäftigungsrate nicht mehr erfüllt
werden könnte.
14. Eine
Lösungsmöglichkeit
wird
vielfach
in
qualitativem
Wirtschaftswachstum gesehen. Wie beurteilen Sie diesen Ansatz?
14.1. Welche Änderungen im Lebensstil wären dabei notwendig?
Der Lebensstil der Österreicher und der Österreicherinnen müsste sich
deutlich ändern, da dadurch eine Effizienzsteigerung nötig wäre und der
Energieverbrauch gesenkt werden müsste. Die Bevölkerung müsste
Umdenken und mehr recyceln um nachhaltigere Materialien verwenden zu
können und dadurch qualitatives Wirtschaftswachstum zu erzielen.
Plastikverpackungen könnten dann zum Beispiel durch Papierverpackungen
ersetzt werden und manchmal sollte man überlegen, ob so viele
Verpackungen überhaupt notwendig sind.
Somit müsste sich das gesamte Konsumverhalten ändern. Die Bevölkerung
müsste bewusster konsumieren und nicht wahllos alles kaufen. Diese
195
http://de.wikipedia.org/wiki/Human_Development_Index (18.11.2012)
79
Lebensstiländerung könnte sich auch positiv auf die Gesundheit und auf den
Wohlstand auswirken, da dadurch auch weniger Ressourcen verbraucht
werden und damit die Emissionen verringert werden.
14.2. Wie
würde
sich
die
Lebensqualität
bei
geringerem
Ressourcenverbauch und bei nachhaltiger Produktion verändern?
Der Lebensstandard könnte auf jeden Fall gehalten werden.
Die Gesundheit der Bevölkerung könnte durch den geringeren
Emissionsausstoß auch verbessert werden.
Das könnte sich dann rein rechnerisch auf die Lebenserwartung auswirken
und dadurch könnte der Human Development Index oder andere
Wohlstandsindikatoren steigen.
80
5.3.2 Interviewprotokoll 1 von Magdalena Beran
Interview mit:
Ort:
Termin:
Christof Fuchs (Geschäftsführer des Unternehmens „Carsharing“)
Zipcar Austria GmbH: Erdbergstraße 189-193, 1030 Wien
14.11.2012, 10:00 – 11:00
Das Thema „nachhaltige Mobilität“ ist zurzeit ein wichtiger Diskussionspunkt in der
Gesellschaft und den Medien. Mit Hilfe diverser Kampagnen wie “Do the right mix!”, einer
Initiative der EU-Kommission196, will man die Menschen
zum Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit bewegen. Christof Fuchs, Geschäftsführer des
Unternehmens „CarSharing.at“, berichtet im Interview über Zukunftsperspektiven und
Hürden des Carsharing als eine der wichtigsten Initiativen auf dem Weg zu einer
umweltfreundlichen Zukunft.
Status Quo
1. Inwiefern zerstört die Nutzung von Autos die natürlichen Ressourcen der Erde?
Welche umweltbezogenen Schäden konnten aufgrund des Verkehrs in den
letzten Jahren verzeichnet werden?
Natürliche Ressourcen werden sowohl bei der Produktion, wie auch bei der Nutzung des
Autos beansprucht. Bei der Produktion betrifft dies den aus Erdöl gewonnenen Kunststoff,
aus welchem Autositze, Armaturen, Stoßstangen und vieles mehr hergestellt wird. Der
Kunststoffeinsatz liegt derzeit bei ca. 100kg pro Auto. Den peak oil, also den Punkt ab dem
die Förderquoten der Ölfelder abzunehmen beginnen, haben wir übrigens schon
überschritten. Des Weiteren wird auch aus Eisen gewonnenes Metall zu großen Teilen in der
Autoproduktion verwendet.
Im Vergleich zu China setzt man in der Produktion noch eher auf Umweltfreundlichkeit.
Aufgrund der Massenproduktion wird in China nicht besonders auf Nachhaltigkeit geachtet.
Die Chinesen produzieren ihre eigenen Fahrzeuge aber auch viele europäische Autohändler
lagern ihre Produktion aufgrund niedrigerer Produktionskosten nach China aus. Da eine
nachhaltige Herstellung mit höheren Kosten verbunden ist, würden die Produktionskosten in
China bei einem Umstieg auf umweltfreundliche Produktion natürlich auch steigen.
196
Vgl: http://www.klimaaktiv.at/article/articleview/91487/1/11913 (09.11.12)
81
Ein gutes Drittel des CO² Ausstoßes wird durch den Verkehr verursacht. In Wien gibt es ca.
660.000 PKWs. Der Rest wird zu einem Drittel durch die Industrie und zu einem Drittel durch
die Heizung verursacht. In Österreich werden aber auch häufig Wasserkraftwerke zur
Deckung des Strombedarfs eingesetzt.
1. Wie hoch ist der Marktanteil von CarSharing an allen Mobilitätsvarianten in
Österreich in absoluten Zahlen und %?
Der Marktanteil der ÖsterreicherInnen ist minimal, da Carsharing in Österreich erst seit 14
Jahren betrieben wird. Er liegt deutlich unter 1%. Carsharing.at umfasst ca. 10.000 Kunden.
Im Übrigen lässt sich feststellen, dass Carsharing in Österreich hauptsächlich von sozial
bessergestellten Schichten benutzt wird.
Das Paradebeispiel für nachhaltige Mobilität ist die Schweiz. Der Marktanteil der Carsharer
in der Schweiz beträgt ca. 3%, da Carsharing hier schon seit 25 Jahren betrieben wird.
Dadurch sind sie mit der Produktentwicklung schon viel weiter. Außerdem spielt die
ideologische Einstellung der SchweizerInnen eine große Rolle. Sie leben wesentlich
kostenbewusster und wissen genau, wie viel sie ihr Auto kostet. Sie benutzen auch sehr oft
das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel, welche in der Schweiz viel besser ausgebaut
sind. Es gibt kaum Schweizer, die nicht die Bahn (SBB) benutzen bzw. ein General-Abo oder
ein Halbtax-Abo besitzen. Wenn man die Autoreisezüge betrachtet, kann man feststellen,
dass 4 von 5 Autos Schweizern gehören. Ein großer Punkt in Bezug auf die nachhaltige
Mobilität in der Schweiz sind auch die großen Einschränkungen seitens des Staates. Man
kann in der Schweiz maximal eine halbe Stunde in der Kurzparkzone stehen. Im Vergleich
zu Österreich mit bis zu 3 Stunden ist das sehr wenig. Dies bedeutet für die Schweizer, dass
sie, wenn sie z.B. Einkaufen gehen in der Parkgarage parken müssten, da man in einer
halben Stunde nicht viel erledigen kann. Die sind meistens aber voll besetzt und es gibt
wenige Parkmöglichkeiten.
2.1 Könnte man die Maßnahmen auch in Österreich durchsetzen?
In Österreich gibt es genug Möglichkeiten für Lenkungsmaßnahmen, jedoch sind jene
politisch schwer durchsetzbar. Es gab z.B. eine Volksabstimmung zur City Maut in Wien.
Natürlich war von Anfang an klar, dass sich die Wiener Bevölkerung gegen eine Einführung
aussprechen würde. Es müssten also seitens des Staates striktere Maßnahmen
durchgeführt werden ohne Einbeziehung der Bevölkerung. In Wien fahren LKWs und Busse
sogar bis knapp „vor den Stephansdom“ (sprich: in die Innenstadt). Generell haben die
82
ÖsterreicherInnen eine ganz andere Einstellung zu den mit dem Besitz und Betrieb eines
Autos verbundenen Kosten. In London hingegen kostet allein die City Maut um die £25. Mit
Einberechnung der Parkkosten, etc. würde sich ein Ausflug in die Stadt auf £60, daher ca.
75€ belaufen. Infolgedessen überlegen es sich die Londoner gut, ob sie sich so einen
Ausflug leisten wollen/können.
Man müsste in Österreich die Preise der Kurzparkzonen erhöhen bzw. auch die Parkdauer
verkürzen. Auch die verpflichtende City Maut wäre eine sehr gute Lenkungsmaßnahme. Des
Weiteren sollten Fahrzeuge, die einen Verbrauch, der höher als 7l/km ist, mehr zahlen.
Fahrgemeinschaften, die auch die Busspuren verwenden dürfen, sollten bevorzugt werden
und man müsste den öffentlichen Verkehr stärker forcieren. Den Treibstoffpreis zu erhöhen
wäre allerdings ungerecht.
2. In welchen österreichischen Regionen wird Carsharing zurzeit angeboten?
Carsharing wird generell in allen Landeshauptstädten angeboten.
3. Wie ist das Verhältnis von FahrerInnen in städtischen zu ländlichen Regionen?
Grundsätzlich ist Carsharing ein urbanes Thema. In ländlichen Regionen ist es kaum
durchsetzbar. Es wurden von unseren Unternehmen bereits mehrere Aktionen im ländlichen
Raum wie z.B. Klosterneuburg oder Gmunden gestartet. Wir hatten ein Auto angeboten,
dass alle in der Gemeinde nutzen konnten. Dies hat im Endeffekt leider nicht funktioniert, da
für
die
Kostendeckung
bzw.
Gewinnerzielung
beim
Carsharing
eine
bestimmte
Grundauslastung notwendig ist. 50% der Kosten sollten von der Gemeinde übernommen
werden, der Rest muss durch die Nutzung der BürgerInnen finanziert werden. Die Autos
wurden aber zu selten von den BürgerInnen genutzt und seitens der Gemeinde war die
notwendige Unterstützung nicht vorhanden.
4. Ist die umweltfreundliche Fortbewegung für BewohnerInnen des ländlichen Raums
durch den Mangel an notwendiger Infrastruktur überhaupt möglich?
Es ist im ländlichen Raum sehr schwierig sich nachhaltig fortzubewegen. Am Land brauchen
die Menschen einfach ein Auto, um von A nach B zu kommen. Die Züge der ÖBB können
nicht in jeden kleinen Ort fahren. Zwar wäre dies ein öffentlicher Auftrag an die ÖBB, aber er
würde nie umgesetzt werden. Züge können so nämlich nicht kostendeckend und vor allem
nicht gewinnbringend fahren. Man sollte dies aber durch Subventionen unterstützen.
83
Auswirkungen
5. Welche positiven ökologischen bzw. verkehrsbezogenen Effekte sind mit
Carsharing verbunden?
Hierzu möchte ich sie auf einige Studien verweisen, wie z.B. Studien vom Schweizer
Verkehr, die Studie von Frost & Sullivan von 2011 oder Studien vom deutschen CarsharingVerband Momo.
Mehr als die Hälfte der Leute, die Carsharing nutzen, schaffen sich kein 2. oder 3. Fahrzeug
an. Ca. ¼ der Sharer schaffen sich nie ein eigenes Auto an. Darüber hinaus lässt sich
sagen, dass ein Carsharing Auto bis zu 15 normale Autos ersetzt. Dadurch werden auch
weniger Parkplätze benötigt. Der gewonnene Platz kann zur Rekonstruierung des
natürlichen Lebensraums dienen. Des Weiteren wird durch Carsharing der CO² Ausstoß
gesamt um 290-300kg pro Jahr pro PKW-Benutzer verringert.
Die Auslastung von Carsharing Autos liegt bei 35% am Tag,
verglichen
sprich innerhalb von 24 Stunden,
mit einem normalen Auto mit einem Nutzungsgrad von 4% am Tag pro Person.
Privatpersonen sparen sich dadurch durchschnittlich bis zu €2.500,-- pro Jahr, wenn sie ein
geshartes Auto benutzen.
6. Welche Bedeutung würden Sie der nachhaltigen Mobilität in Bezug auf das
gesamte Spektrum des nachhaltigen Konsums und der Ressourcenschonung
zuweisen?
 sehr wichtig
□ wichtig
□ weniger wichtig
□ unbedeutend
Begründung:
Wie schon zuvor erwähnt machen die CO² Abgase verursacht durch den Verkehr ein Drittel
des gesamten CO² Ausstoßes aus. Darüber hinaus werden die Ressourcen immer weiter
verschwinden, was ein weltweites Problem ist. Die Treibstoffpreise steigen und die
Erdölvorkommen verringern sich. Jene werden in 25-30 Jahren vermutlich gar nicht mehr
vorhanden sein. Es sind Alternativenergien erforderlich!
7. Wo liegt der Vorteil sowohl für die Umwelt als auch für die Gesellschaft gegenüber
anderen nachhaltigen Mobilitätsformen (Bahn, Nahverkehr, etc.)?
Man kann sagen, dass vor allem kombinierte Mobilität, sprich z.B. Carsharing in Kombination
mit öffentlichen Verkehrsmitteln am vorteilhaftesten für Umwelt und Gesellschaft ist. Zurzeit
84
ist eine Mobilitätskarte in Entwicklung um dies zu erleichtern. Diese wird ab 2013 in Wien
angeboten werden. Der nächste Schritt wäre dann eine österreichweite Mobilitätskarte.
Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang noch Probleme mit dem Datenschutz und dem
Datenmanagement.
8. Welche Erfolge konnten in den letzten 10 Jahren durch den Einsatz von Carsharing
in Österreich erzielt werden in Bezug auf den Ressourcenverbrauch?
Die Daten für die letzten 10 Jahre habe ich leider nicht verfügbar. Ich verweise Sie allerdings
auf die o.a. geführten Studien (siehe Frage 6).
Hürden
9. Was hindert die Nicht-Sharer daran, das Service in Anspruch zu nehmen?
 Kosten
 Inflexibilität in Bezug auf Fahrzeiten
 Lokale Begrenzung der Sharing-Angebote
 Zustand des Fahrzeuges
 Sonstiges:
Es muss ein persönlicher Umdenkprozess stattfinden. Zurzeit zeigt das Auto für die
ÖsterreicherInnen den Status eines Menschen. Wenn man kein eigenes Auto besitzt, wird
einem oft nachgesagt, man könne sich keines leisten und man wird schief angeschaut.
Darüber hinaus stellen vor allem die Verfügbarkeit und die Dichte der Standorte ein großes
Problem da. Der Mensch ist bereit 300m zu gehen, um zu einer Sharing-Station zu
gelangen. So weit ist er auch bereit bis zur nächsten U-Bahn Station zu gehen. Weiters ist zu
erwähnen, dass wir nur 50 Standorte „On-street“, also außerhalb von Parkgaragen haben.
Diese werden von den Menschen natürlich häufiger gesehen. Es ist uns allerdings in 19
Wiener Bezirken, die übrigens alles rote Bezirke sind, nicht erlaubt, unsere Fahrzeuge „Onstreet“ zur Verfügung zu stellen.
In Bezug auf den allgemeinen Zustand des Fahrzeuges möchte ich erwähnen, dass wir
unsere Fahrzeuge 1 – 2mal pro Woche besuchen. Natürlich ist das Risiko für ein UN sehr
85
hoch, dass die Fahrzeuge nach dem Reinigen wieder verschmutzt werden und bis zur
nächsten Reinigung in diesem Zustand bleiben. Dies verärgert natürlich die Kunden.
Auch die technische Ausstattung des Autos spielt eine große Rolle. Kein Kunde will mit
einem 4-5 Jahre alten Auto mit dementsprechender Ausrüstung fahren. Deswegen achten
wir immer darauf, uns dem technischen Fortschritt anzupassen.
Initiativen und Zukunftstrends
10. Wie vermitteln Sie der Gesellschaft die Vorteile von Carsharing? Welche
regionalen bzw. österreichweiten Initiativen führen Sie durch und was genau
wollen Sie damit erreichen?
Sehr wichtig sind vor allem das richtige Marketing-Konzept, sprich, wie ich richtig mit dem
Kunden kommuniziere, das Pricing, also die Leistbarkeit des Produkts und die Elastizität der
Nachfrage, und das Positioning, sprich, wie ich mein Produkt am Markt positioniere.
Unsere Marketingabteilung umfasst 2 Mitarbeiter. Wir führen Brand-Marketing, PerformanceMarketing, Direct Marketing (Direktmarketing) und Social Media Marketing durch.
Brand-Marketing beschäftigt sich mit der Steigerung der Markenbekanntheit/des Images.
Performance-Marketing zielt auf möglichst viele Kundenabschlüsse und Neukunden ab. Dies
führen wir durch Street Promotion durch. Junge Studenten, die sich bei uns Geld dazu
verdienen wollen, fahren mit Carsharing-Autos durch die Straßen, steigen bei jeder roten
Ampel aus und laufen ein paar Male um das Auto herum. Des Weiteren verteilen diese
Studenten mit grünen Käppchen auf dem Kopf Flugzettel.
In Bezug auf das Direct Marketing hängen wir Flyer an alle (Wohn-)Häuser Wiens,
verschicken Direct-Mailings und Postwurfsendungen.
Darüber hinaus konzentrieren wir uns auch auf Online-Marketing (sprich Social Media
Marketing). Wir sind auf Facebook stark vertreten und haben eine eigene Website. Des
Weiteren erscheinen auf einigen Seiten Werbebanner von unserem Unternehmen.
Um unsere Bekanntheit zu steigern kooperieren wir auch mit Unternehmen wie z.B. der ÖBB
oder Ikea. Wir haben eigens Carsharing-Autos, die für die Anfahrt zu den Ikea-Geschäften
genutzt werden können. Bei dem Supermarkt Merkur kann man seine gesammelten
Treuepunkte auch im Carsharing einlösen. Wir freuen uns auch sehr darüber, dass wir
neuerdings mit T-Mobile zusammen an einer Carsharing App arbeiten.
86
11. Werden Anbieter und Konsumenten des Carsharings vom Staat Österreich in Form
von Prämien oder diversen Förderungen unterstützt? Wenn ja, in welcher Weise
und wie viel belaufen sie sich? Wenn nein, wurden Förderungen beim Staat bereits
angefragt?
Grundsätzlich kann man sagen, ja, wir werden durch Förderungen unterstützt. Wir lassen
uns z.B. all unsere Marketingmaßnahmen vom Klima- und Energiefond subventionieren.
Diese Förderung wird uns allerdings nur gewährt, sofern umweltrelevante Aspekte in den
Marketingmaßnahmen enthalten sind. Der eingesparte CO²-Austoß dient dann als Messlatte.
Wir starten 4x pro Jahr eine Social Media Marketing Kampagne um 10.000€. 30% davon
bekommen wir dann vom Fond zurück.
Des Weiteren sind wir in Kooperation mit der Stadt Wien. Für unsere On-Street Parkplätze
wird uns für 3 Jahre die Parkgebühr erlassen.
Die Wiener Linien und die ÖBB unterstützen uns mit Werbemöglichkeiten für Plakate auf den
Bahnhöfen. Darüber hinaus bekommen wir Platz für unsere Anzeigen in ihren Prospekten
und Flyern.
Unterstützung für Konsumenten gibt es allerdings seitens des Staates nicht. Unser
Unternehmen
bietet
allerdings
reduzierte
Jahreskarten
an.
12. Wie wird sich die Nutzung von Carsharing-Autos in Österreich in Hinblick auf die
nächsten 10 Jahre verändern? Würden Sie einen Anstieg oder einen Rückgang in
der Benutzung von Carsharing-Autos prognostizieren? Bitte fügen Sie eine
Begründung hinzu!
Carsharing ist ein absolutes Zukunftsthema und der Anteil der Sharer wird tendenziell
steigen. Generell kann man sagen, dass sich in den nächsten Jahren die Art der Mobilität
ändern wird. Elektromobilität, welche die Verbrennungsmotoren ablösen wird, ist derzeit
stark im Kommen. Allerdings stimmt zurzeit die Kosten-Nutzen-Relation nicht. Große
Konzerne wie der VW-Konzern werden umdenken müssen. Zurzeit liegt die Reichweite eines
Elektroautos nur bei ca. 100km und es gibt noch zu wenig Ladestellen, aber es wird daran
gearbeitet, diese Mängel zu beseitigen. Diese Elektroautos werden wir natürlich als
Carsharing-Autos zur Verfügung stellen, was zum optimalen Umweltschutz dienen wird.
13. Welche zusätzlichen Maßnahmen sind notwendig, um den Nutzen und die
Popularität von Carsharing bzw. nachhaltiger Mobilität allgemein zu steigern?
87
Die Unterstützung seitens der Stadt kann nie genug sein. Die Politik und Beamtenschaft z.B.
sollten Carsharing für Geschäftsreisen nutzen. Dies hätte eine Vorbildwirkung für die
gesamte Bevölkerung und wäre eine optimale Werbemaßnahme. Auch die On-streetStandorte und Ladestationen für Elektroautos könnten wesentlich dichter sein. Eine weitere
wichtige
Maßnahme
wird
die
zuvor
erwähnte
Mobilitätskarte
darstellen.
Seitens des Staates sollten Förderungsmaßnahmen forciert werden. Konsumenten
bekommen zurzeit vom Staat nur €5.000,--, wenn sie sich ein Elektroauto kaufen.
Auch das Elektro-Carsharing wird einen wichtigen Schritt darstellen, da der Nutzen durch
den nicht-vorhandenen CO² Ausstoß optimiert wird.
Außerdem muss Mobilität viel einfacher werden – am besten durch technische Unterstützung
durch das Mobiltelephon. Apps können dazu dienen, Mobilität für die Fahrerinnen und Fahrer
im Alltagsleben zu vereinfachen. Nebstdem müssten vor allem die ÖBB und die Wiener
Linien ihre Tarifstruktur ändern. Die vielen verschiedenen Möglichkeiten für ein Ticket und
auch das System der Außenzonen sind unüberschaubar. 3 Tarife (Jugend, Erwachsenen,
Pensionisten) würden vollkommen reichen.
Zusätzlich ist zu erwähnen, dass sich ab dem 18. Lebensjahr die Einstellung der
Jugendlichen in Bezug auf Mobilität drastisch verändert. Sie steigen von den öffentlichen
Verkehrsmitteln aufs Auto um und ändern dies erst ab dem 25. Lebensjahr wieder. Anbieter
des öffentlichen Verkehrs sollten sich vor allem auf diese Zielgruppe, sprich 18 – 25 Jährige,
zu konzentrieren und sie mit z.B. höheren Tarifreduktionen anzuwerben.
88
5.3.3 Interviewprotokoll 2 von Magdalena Beran
Christian Höller (VCÖ: Zuständigkeitsbereich „Inhaltliche Koordination
und Wissensmanagement)
Wien
06.12.2012
Interview mit:
Ort:
Termin:
Das Thema „nachhaltige Mobilität“ ist zurzeit ein wichtiger Diskussionspunkt in der
Gesellschaft und den Medien. Mit Hilfe diverser Kampagnen wie “Do the right mix!”, einer
Initiative der EU-Kommission197, will man die Menschen zum Umdenken in Richtung
Nachhaltigkeit bewegen. Christian Höller, Teammitglied des Verkehrsclub Österreich mit
dem Zuständigkeitsbereich „Inhaltliche Koordination und Wissensmanagement", berichtet in
diesem Interview über Möglichkeiten und Hürden in Bezug auf die Umsetzung von
ressourcenschonender Mobilität in der Gesellschaft.
Der Verkehrsclub Österreich ist eine Organisation, die sich für eine umweltfreundliche,
wirtschaftlich
effiziente
Mobilität
Unternehmenskooperationen,
sowie
einsetzt.
dem
Durch
Erarbeiten
zahlreiche
von
Projekte
Lösungsansätzen
und
für
Verkehrsprobleme der Gegenwart will der VCÖ der Bevölkerung die Möglichkeit bieten,
mobil zu sein und gleichzeitig in einer intakten Umwelt zu leben.
1. Was genau hat Sie dazu bewegt, sich für unsere Umwelt im Bereich Mobilität
einzusetzen?
In vielen Bereichen - etwa Energieverbrauch, Luftschadstoffe, Klimaveränderung - spielen
der Verkehr und die in diesem Bereich verbrannten fossilen Brennstoffe eine wesentliche
Rolle. Der VCÖ wurde daher gegründet, um dies aufzuzeigen, Bewusstsein dafür zu
schaffen und sich für eine ökologisch verträgliche, sozial gerechte und ökonomisch effiziente
Mobilität einzusetzen. Ziel des VCÖ ist eine Verkehrspolitik, die allen Menschen unabhängig
von Alter, Einkommen und Gesundheit faire Mobilitätschancen ermöglicht und die
Belastungen für Mensch und Umwelt durch den Verkehr verringert.
Status Quo
2. Wie viel % Österreicher und Österreicherinnen bewältigen ihren täglichen Schul-
bzw. Arbeitsweg (mit):

Auto
197
_____
Vgl. http://www.klimaaktiv.at/article/articleview/91487/1/11913 (09.11.12)
89






Fahrrad
Nahverkehr (Straßenbahn, U-Bahn)
Bahn
Bus
Zu Fuß
Sonstiges:
_____
_____
_____
_____
_____
_____________________________________________
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
3. Wie viel % der Österreicher und Österreicherinnen benutzen derzeit Elektro- bzw.
Hybridautos?
 Elektroautos:
 Hybridautos:
_____
_____
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
Verkehrsmittel – Ihr Beitrag zur Ressourcenschonung unter Beachtung der
Kosten
4. Welches Verkehrsmittel bietet die ressourcenschonendste Möglichkeit Mittel- bis
Langstrecken zurückzulegen? Welcher Anteil an natürlichen Ressourcen wird
eingespart?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
5. Welche Ressourcen werden im Zuge der Herstellung des herkömmlichen Autos
bzw. Elektro- und Hybridautos verbraucht und in welchem Ausmaß?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
6. Wie hoch ist der Schadstoffausstoß pro km




Auto
o Konventioneller Verbrennungsmotor
o Hybridantrieb
o Elektromotor
Nahverkehr (Straßenbahn, U-Bahn)
Bahn
Bus
____
____
____
____
____
____
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
90
7. Gibt es Studien die Aussagen über den durchschnittlichen Rohstoffverbrauch im
Betrieb
(pro
Kopf-Verbrauch
bei
durchschnittlicher
unterschiedlicher Verkehrsmittel liefern?
 Auto
o Konventioneller Verbrennungsmotor
____
o Hybridantrieb
____
o Elektromotor
____
 Nahverkehr (Straßenbahn, U-Bahn)
____
 Bahn
____
 Bus
____
Passagieranzahl)
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
8. Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten/km der u.a. Mobilitätsvarianten?






Auto
Elektroauto
Hybridauto
Nahverkehr (Straßenbahn, U-Bahn)
Bahn
Bus
____
____
____
____
____
____
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
9. Existieren Unterschiede im Bereich Mobilitätsverhalten zwischen ärmeren und
reicheren Bevölkerungsschichten? Wenn ja, welche sind das und gibt es
Untersuchungen dazu?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
Auswirkungen
10. Der aus Biomasse hergestellte Biokraftstoff wird derzeit in Österreich als Ersatz
für herkömmlichen Diesel verwendet. Welche positiven und
Auswirkungen entstehen dadurch für die Nahrungsmittelindustrie?
negativen
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
11. Laut einer kalifornischen Studie von Elliott Campbell198, habilitierter Dozent an der
University of California in Merced, soll Biomasse nicht zu Erzeugung von Biodiesel
genutzt werden, sondern zur Stromgewinnung für den Antrieb von Elektroautos
198
Vgl: http://www.zeit.de/online/2009/20/elektro-auto (22.11.2012)
91
dienen. Welche dieser Nutzungsmöglichkeiten halten Sie für sinnvoller in Bezug
auf die Umweltfreundlichkeit und die Effizienz und warum?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
12. Was
hoch ist ein nachhaltiger Level, auf den der Ressourcenverbrauch
(österreichweit und weltweit) sinken soll?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
13. Welche Möglichkeiten gibt es auch bei Benutzung eines „normalen“ Autos die
Umwelt zu schonen?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
14. Welche Erfolge konnten in Bezug auf Ressourcenschonung in den letzten 10
Jahren durch den Einsatz von
Personenverkehr verzeichnet werden?
alternativen
Antriebsmöglichkeiten
im
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
15. Welche Bedeutung würden sie der nachhaltigen Mobilität in Bezug auf das
gesamte Spektrum des nachhaltigen Konsums und der Ressourcenschonung
zuweisen?
□ sehr wichtig
□ wichtig
□ weniger wichtig
□ unbedeutend
Begründung:
__________________________________________________________________
__________________________________________________________________
__________________________________________________________________
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
Hürden
16. Wo liegen die Nachteile bezüglich der Nutzung von






Fahrrädern
Nahverkehr
Bahn
Bus
Elektroautos
Hybridautos
92
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
17. In welchen Bereichen, z.B. Kauf, Nutzung, Wartung, liegen die Kostenunterschiede
zwischen Elektroautos, Hybridautos und normalen Autos?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
18. Wie wird sich der Ölpreis Ihrer Meinung nach aufgrund des derzeitigen Trends zur
Elektro- bzw. Hybridautos verändern?
Der Treibstoffpreis wird vermutlich auf dem derzeitigen hohen Niveau bleiben. Nicht nur ein
Trend zu Elektro- und Hybrid-Auto (der mengenmäßig noch nicht sehr groß ist), sondern
auch verbrauchsärmere Fahrzeuge werden dazu beitragen, dass der Treibstoffverbrauch
eher stagnieren wird.
19. Welche Interessensgruppen in Österreich propagieren bewusst oder unbewusst
das Autofahren (z.B. ÖAMTC) und inwiefern beeinflussen
Konsumverhalten der Bevölkerung im Bereich Mobilität?
jene
das
Es sind weniger die Interessensgruppen, die propagieren, als vielmehr die geschaffenen
Rahmenbedingungen, die das Auto bevorzugen und damit fördern: z.B. Pendlerpauschale,
die Autonutzung fördert, Stellplatzverpflichtung beim Wohnungsneubau unabhängig vom
Autobesitz etc.
Initiativen und Zukunftstrends
20. Wie wird sich die Situation im Hinblick auf die nächsten 10 Jahre verändern?
Würden Sie einen Anstieg oder einen Rückgang in der Benutzung von Elektrobzw. Hybridautos prognostizieren? Bitte eine Begründung hinzufügen!
Das ist eher eine Frage der Kosten. Solange diese deutlich teurer sind als „normale“ Autos,
werden es sich nur Wohlhabende leisten. Ein starker Anstieg der verkauften Fahrzeuge ist
daher momentan nicht absehbar, anders als bei Elektro-Fahrrädern.
21. Mit Herbst dieses Jahres wurden die davor mit Flüssiggas betriebenen Busse der
Wiener Linien durch Elektrobusse ersetzt.199 Wo sehen Sie die Vorteile in Bezug
auf die Umweltfreundlichkeit und Effizienz gegenüber der Nutzung von Flüssiggas
als Treibstoff?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
199
Vgl.
http://www.wienerlinien.at/eportal/ep/contentView.do/pageTypeId/9320/programId/9419/contentTypeId/1001/chan
nelId/-26075/contentId/29823 (24.11.12)
93
22. Was würden Sie Leuten, die im ländlichen Raum wohnen, in Bezug auf nachhaltige
Mobilität empfehlen? Sehen Sie in diesem Bereich trotz eines Mangels an
Infrastruktur Alternativen zum fossilen Auto?
Der VCÖ gibt Einzelpersonen keine Ratschläge, sondern wirkt auf die Veränderungen der
Rahmenbedingungen hin. Das bedeutet für den ländlichen Raum z.B. eine Veränderung der
Raumordnung (z.B. Siedlungsentwicklung entlang von leistungsfähigen Bahnlinien) oder
eine Änderung der Pendlerpauschale; oder Maßnahmen, die den Einzugsbereich von
Bahnhöfen erhöhen und die Leute animieren, bereits in der Region beim nächsten Bahnhof
auf die Bahn umzusteigen und nicht den ganzen Weg in die Stadt per Auto zu fahren - dazu
braucht es auch eine Steigerung der Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs.
23. Glauben Sie, dass die Menschheit komplett auf die Nutzung des Autos verzichten
könnte? Bitte fügen Sie eine Begründung hinzu!
Es geht nicht darum, auf die Autonutzung gänzlich zu verzichten, sondern etwa durch
Kostenwahrheit (Anrechnung der gesamten verursachten Kosten) und Förderung
umweltfreundlicher Verkehrsmittel dazu beizutragen, dass echte Wahlfreiheit geschaffen
wird (bei der Verkehrsmittelwahl).
24. Reichen die aktuellen Initiativen im Bereich nachhaltiger Mobilität für ein
Umdenken hinsichtlich der Nutzung ressourcenschonender Verkehrsmittel?
Nein, das steckt vielfach noch in den Anfängen.
25. Welche
Rolle spielen Ihrer Meinung nach
Zusammenhang mit nachhaltiger Mobilität?
intelligente
Technologien
im
Die intelligenten Technologien können in manchen Bereichen den Zugang erleichtern (z.B.
ein elektronische Fahrplan zum Öffentlichen Verkehr, oder E-Fahrräder, die Reichweite des
Fahrrades erhöhen und Fahrräder für andere Personengruppen zugänglich machen). Die
Technologie alleine wird aber nicht die Probleme des Verkehrs lösen.
26. Welche positiven und negativen Effekte werden mit dem Wasserstoffmotor als
alternatives Antriebskonzept erzielt und wie schätzen Sie das Potenzial des
Wasserstoffmotors als umweltfreundlicher Autoantrieb der Zukunft ein?
Herr Höller konnte diese Frage nicht beantworten.
94
5.3.4 Interviewprotokoll 3 von Magdalena Beran
Interview mit:
Doris Holler-Bruckner (Präsidentin Bundesverband f. nachhaltige
Mobilität, Mitglied im Vorstand des Umweltdachverbandes, sowie
Chefredakteurin der oekonews-Tageszeitung)
2282 Markgrafneusiedl
13.12.2012, 16:30 – 17:30
Ort:
Termin:
Das Thema „nachhaltige Mobilität“ ist zurzeit ein wichtiger Diskussionspunkt in der
Gesellschaft und den Medien. Mit Hilfe diverser Kampagnen wie “Do the right mix!”, eine
Initiative der EU-Kommission200, will man die Menschen zum Umdenken in Richtung
Nachhaltigkeit
bewegen.
Doris
Holler-Bruckner,
Chefredakteurin
der
oekonews-
Tageszeitung für erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit, berichtet in diesem Interview über
Möglichkeiten und Hürden in Bezug auf die Umsetzung von ressourcenschonender Mobilität
in der Gesellschaft.
In Ihrer Rolle als Chefredakteurin der oekonews-Tageszeitung sind Sie täglich mit aktuellen
Umweltthemen wie erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit oder umweltfreundliche Mobilität
beschäftigt. Ihrem auf der oekonews-Homepage publizierten Lebenslauf konnte ich
entnehmen, dass Sie bereits während Ihres Studiums der Betriebswirtschaftslehre an
diversen Umweltprojekten mitgearbeitet haben und derzeit neben ihrer Rolle als
Chefredakteurin als Präsidentin des Bundesverbands für nachhaltige Mobilität, sowie als
Mitglied im Vorstand des Umweltdachverbandes tätig sind.
27. Was genau hat Sie dazu bewegt, sich für unsere Umwelt einzusetzen?
Mein Engagement für die Umwelt hängt damit zusammen, dass ich vor mehr als 25 Jahren
bei der AU-Besetzung dabei war. Diese diente der Verhinderung eines Kraftwerkes und hat
mich dazu bewegt zu sehen, wie wertvoll die Natur ist und dass menschliches Engagement
etwas verändern kann. Ich habe mich schon mit 17 Jahren für die Umwelt, speziell für den
Verkehr, interessiert, z.B. wie es darum ging, die Veränderung einer geplanten Trasse durch
eine Unterschriftenaktion zu erreichen.
Status Quo
28. Wie viel % Österreicher und Österreicherinnen bewältigen ihren täglichen Schul-
bzw. Arbeitsweg (mit):
200
Vgl. http://www.klimaaktiv.at/article/articleview/91487/1/11913 (09.11.12)
95






Auto
Fahrrad
Nahverkehr (Straßenbahn, U-Bahn)
Bahn
Bus
Zu Fuß
38,6%
_____
_____
_____
mindestens 250m zu Fuß gehen,
59% „täglich“, 20,5% „mehrmals
pro Woche“
Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln (Nahverkehr, Bahn, Bus) gibt es keine Unterscheidung
der verschiedenen Verkehrsmittel. 16,9% der Österreicher und Österreicherinnen fahren
täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
In dicht besiedelten Gebieten fahren deutlich mehr Personen mit öffentlichen Verkehrsmitteln
(32,0% „täglich“, 20,0% „mehrmals pro Woche“) als in niedrig besiedelten Gebieten (6,7%
„täglich“, 5,1% „mehrmals pro Woche“). Im Gegenzug dazu ist die Autobenützung in niedrig
besiedelten Gebieten (45,3% „tägliche“ Fahrten, 33,2% „mehrmals pro Woche“) deutlich
höher als in Ballungsgebieten (27,1% „täglich“, 28,5% „mehrmals pro Woche“). In Gebieten
mittlerer Bevölkerungsdichte zeigt sich ein ähnliches Verhalten wie in den Gebieten mit
niedriger Bevölkerungsdichte.
Auf Ebene der Bundesländer lässt sich der Zusammenhang zwischen Urbanisierungsgrad,
Infrastruktur und Modal Split ebenfalls ablesen. Wien als das Bundesland mit einer
durchgehend hohen Bevölkerungsdichte sticht deutlich hervor: 41,8% aller Bewohner Wiens
fahren „täglich“ mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, 23,4% „mehrmals die Woche“. Dafür
fällt die Nutzung des Autos in diesem Bundesland stark unterdurchschnittlich aus. Auch
Städte wie Graz, Linz und Innsbruck zeigen den Trend einer stärkeren Nutzung der
öffentlichen Verkehrsmittel auf. Eine unterdurchschnittliche Nutzung des Autos ist jedoch
nicht unbedingt zu erkennen. Am seltensten werden die öffentlichen Verkehrsmittel in
Kärnten genutzt (7,1% „täglich“, 5,9% „mehrmals die Woche“), gefolgt vom Burgenland
(8,7% „täglich“, 6,5% „mehrmals die Woche“). Das Burgenland ist dafür das Bundesland mit
der häufigsten Autoverwendung für tägliche Wege (48,0% „täglich“, 34,0% „mehrmals die
Woche“).
De Untersuchung der generellen Mobilität zeigt, dass Männer und Frauen zwar
unterschiedliche Verkehrsmittel nutzen, aber insgesamt ein ähnliches Mobilitätsverhalten
zeigen. Mit zunehmendem Alter der befragten Personen nimmt die Mobilität generell ab, mit
höherer Schulbildung steigt sie dagegen an. Erwerbstätige sind deutlich mobiler als NichtErwerbstätige. Die Haushaltsgröße und die Mobilität stehen ebenfalls in Beziehung: kleinere
Haushalte sind tendenziell weniger mobil. Personen bis unter 20 Jahren fahren am
96
häufigsten von allen Altersgruppen mit öffentlichen Verkehrsmitteln (53,6% „täglich“, 14,8%
„mehrmals pro Woche“).
29. Wie viel % der Österreicher und Österreicherinnen benutzen derzeit Elektro- bzw.
Hybridautos?
 Elektroautos:
 Hybridautos:
in absoluten Zahlen: 1357 (unter 1%)
in absoluten Zahlen: 7852 (0,2%)
Dies betrifft aber alle Formen von Hybridautos, nicht nur PLUG-IN-HYBRID. (Plug-INHYBRID kann man an der Steckdose anstecken)
Insgesamt gibt es in Österreich bereits 6500 Elektro-Fahrzeuge. Die Österreichische Post
AG hat derzeit 265 E-Fahrzeuge im Einsatz, bis zum Jahr 2015 soll die Zahl der EFahrzeuge der Post auf 1.000 steigen.
Verkehrsmittel – Ihr Beitrag zur Ressourcenschonung unter Beachtung der
Kosten
30. Welches Verkehrsmittel bietet die ressourcenschonendste Möglichkeit Mittel- bis
Langstrecken zurückzulegen? Welcher Anteil an natürlichen Ressourcen wird
eingespart?
Das ressourcenschonendste Mittel ist sicher der öffentliche Verkehr, speziell in Österreich
die Bahn, weil wir hier einen sehr hohen Anteil an erneuerbaren Energien haben. Die genaue
Zahl weiß ich leider nicht auswendig, die muss ich nachschauen.
31. Welche Ressourcen werden im Zuge der Herstellung des herkömmlichen Autos
bzw. Elektro- und Hybridautos verbraucht und in welchem Ausmaß?
In der Produktion besteht kein Unterschied in der Ressourcennutzung. Man hört zwar immer,
dass die Batterien von Elektroautos mehr Ressourcen verbrauchen, aber aktuelle Schweizer
Daten belegen, dass man schon nach den ersten 1000km die Differenz der
Herstellungskosten kompensiert hat.
Die Einsparung an natürlichen Ressourcen rentiert sich mehr in der Nutzung, da werden
beim herkömmlichen Auto im Vergleich zu Elektro- bzw. Hybridautos mehr verbraucht. Die
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man, wie man es in Österreich auch macht, mit 100%
erneuerbarer Energie fährt.
Wir haben in Österreich ungefähr 10 Projekte, die gefördert werden, bei denen das
gewährleistet ist. Die Projekte sind unter anderem ein Projekt vom Klima- und Energiefonds,
diverse Flottenprojekte, darunter das Wiener Projekt, das Niederösterreichische Projekt, das
97
Salzburger Projekt, das Kärntner Projekt und eines von der Post. Die Post hat im Großraum
Wien-Niederösterreich sowohl 15-17 Elektroautos, als auch über 100 Elektromopeds und
Elektrofahrräder im Einsatz. Die werden aber bis 2013 noch aufgestockt. Das ist der Test für
einen größeren Einsatz.
Zusätzlich fördert das Lebensministerium einzelne Elektro- bzw. Hybridautos von Firmen. Es
muss hier aber die CO2-Bilanz aufgezeichnet werden, damit gewährleistet wird, dass
dadurch ein anderes Fahrzeug ersetzt wird. Wenn sie Ökostrom verwenden bekommen sie
5.000€, wenn nicht bekommen sie zumindest 3.500€ an Förderung. Bei uns im Verband
(Bundesverband nachhaltige Mobilität) haben wir übrigens ungefähr 450 Fahrer und davon
fahren 98,5% wirklich mit erneuerbarer Energie. Entweder sie haben zu Hause eine
Photovoltaikanlage oder sie sind Ökostrombezieher.
Für Privatbenutzer gibt es überdies die Möglichkeit, den Ökostrom aus der ganz normalen
Steckdose im Haus zu beziehen. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass dies nur bei „StromTankstellen“ möglich ist. In Österreich gibt es 3 Verzeichnisse, in denen alle Personen, die
eine Ladestation in ihrer eigenen Garage für Externe anbieten, aufgelistet sind. Dieses
Service spricht vor allem Personen an, die weitere Strecken bewältigen müssen. Darüber
hinaus existieren 2 weitere Verzeichnisse, in denen alle Ladestationen verzeichnet sind.
Eines davon ist grenzüberschreitend und wird vor allem von den VorarlbergerInnen genutzt.
Außerdem gibt es ein Deutsch-Schweizer-Österreichisches Projekt, in dessen Rahmen alle
Ladestationen erfasst wurden. Die Ergebnisse wurden in eine Smartphone-App integriert, mit
der Hilfe derer man die Aufladestationen in der Nähe ausfindig machen kann.
32. Wie hoch ist der Schadstoffausstoß pro km




Auto
o
Konventioneller Verbrennungsmotor
o Hybridantrieb
o Elektromotor
Nahverkehr (Straßenbahn, U-Bahn)
Bahn
Bus
Ø CO2-Emissionen: 167g/km
Neue PKW in Ö 2011: 138,7g/km
108,2g/km
0g/km
hängt stark vom Strom-MIX ab
16g/km
30g/km
Bei Elektrofahrzeugen hängt der Ausstoß vor allem vom Stromverbrauch ab. Heutige
Elektrofahrzeuge verbrauchen zwischen 10 und 20 kWh pro 100 Kilometer. Auf der anderen
Seite spielt das jeweilige Kraftwerk, das den Strom erzeugt, eine entscheidende Rolle. Wenn
man nun ein Fahrzeug mit 15 kWh Stromverbrauch so wird der EU Grenzwert von derzeit
(neuer Wert) 130 Gramm bereits mit Steinkohlestrom unterschritten. Mit Wärme-KraftKopplungs-Strom aus Erdgaskraftwerken in Deutschland kann das gleiche Fahrzeug sogar
98
mit lediglich 40 Gramm CO2 je Kilometer fahren, mit Photovoltaikstrom mit 0 g/km. Bei
einem durchschnittlichen Strom-MIX in Österreich bei Elektro-PKW ist der Ausstoß etwa 40g
CO2/km.
33. Gibt es Studien die Aussagen über den durchschnittlichen Rohstoffverbrauch im
Betrieb
(pro
Kopf-Verbrauch
bei
unterschiedlicher Verkehrsmittel liefern?
durchschnittlicher
Passagieranzahl)
Ja, eine Publikation vom VCÖ in der Schriftenreihe „Mobilität mit Zukunft“.
34. Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten/km der u.a. Mobilitätsvarianten?






Auto
Elektroauto
Hybridauto
Nahverkehr (Straßenbahn, U-Bahn)
Bahn
Bus
____
____
____
____
____
____
Das ist eine schwierige Frage. Es kommt darauf an, welches Auto man fährt, wie viele
Personen befördert werden u.Ä. Die ÖBB bietet dazu einen Fahrtkostenrechner auf ihrer
Homepage an. Im Schnitt ist öffentlicher Verkehr um rund 30% billiger als das Fahren mit
dem herkömmlichen Auto.
Die Kosten pro 100 km Elektroauto liegen z.B. beim TESLA (Elektro-Sportwagen) bei
weniger als der Hälfte im Vergleich zu einem konventionellen Dieselfahrzeug mit 5,5 Liter
durchschnittlichem Dieselverbrauch. Hier belaufen sich die Kosten auf anstatt 5,5 Liter x €
1,4 = € 7,7 nur 18 kWh x € 0,20 = € 3,60. Es gibt aber auch Elektroautos, die weniger oder
mehr verbrauchen.
35. Existieren Unterschiede im Bereich Mobilitätsverhalten zwischen ärmeren und
reicheren Bevölkerungsschichten? Wenn ja, welche sind das und gibt es
Untersuchungen dazu?
Der VCÖ hat hierzu eine Studie herausgegeben, die besagt, dass, desto weniger
Einkommen der Haushalt hat, desto mehr öffentlich gefahren wird. Das Auto ist in der
Anschaffung eindeutig teurer. Leider gibt es steuerliche Begünstigungen nur bei Autos und
nicht bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Es wird zwar bald das Öffi-Ticket eingeführt, welches
vom Arbeitgeber/in über Firmen bezahlt werden kann. Allerdings gibt es noch immer keine
Trendwende hin zur steuerlichen Begünstigung von ressourcenschonenden Verkehrsmitteln.
Auswirkungen
99
36. Der aus Biomasse hergestellte Biokraftstoff wird derzeit in Österreich als Ersatz
für den herkömmlichen Diesel verwendet. Welche ethischen Auswirkungen
entstehen dadurch für die Nahrungsmittelindustrie?
Also ich persönlich sehe da überhaupt kein Problem, weil wir gerade in Österreich nicht
unbedingt Material verwenden, das man auch als Nahrungsmittel verwendet. Es steht daher
in keiner Konkurrenz. Ich finde es komisch, dass man bei dem Biokraftstoff immer über
dieses Thema spricht, aber keiner über den Anteil der Personen, die ich mit Öl gefährde,
nachfragt. Auch über den langen Weg der Öl-Förderung wird nicht gesprochen.
Darüber hinaus werden so viele Nahrungsmittel einfach weggeschmissen, die man weitaus
sinnvoller verwenden könnte. Das Problem existiert eigentlich nur in Ländern, in denen
Nahrungsmittelknappheit herrscht. Man kann auch sagen, dass kein negativer Einfluss auf
die Lebensmittelpreise durch die Verwendung von BIO-Kraftstoffen entsteht. Diese
entstehen nämlich durch reine Spekulation an den Börsen.
In Österreich wird ein relativ großer Anteil des Biokraftstoffs selbst erzeugt. Außerdem
verwendet man Altöl. Der REWE-Konzern z.B. sammelt derzeit Altöl von McDonalds ein, um
BIO-Kraftstoff zu erzeugen.
Im BIO-Kraftstoff Sektor ist generell noch ein Quantensprung möglich. Eine Studie von
einem Britischen Institut, die von einem Schweizer Institut kontrolliert wurde, hat gezeigt,
dass, wenn man nicht nur ein Bakterium zum Abbau von Material zu BIO-Kraftstoff
verwendet, man 7x mehr Kraftstoff herausbekommen kann als jetzt. In diesem Bereich ist
technisch und forschungsmäßig noch sehr viel möglich.
37. Laut einer kalifornischen Studie von Elliott Campbell201, habilitierter Dozent an der
University of California in Merced, soll Biomasse nicht zu Erzeugung von Biodiesel
genutzt werden, sondern zur Stromgewinnung für den Antrieb von Elektroautos
dienen. Welche dieser Nutzungsmöglichkeiten halten Sie für sinnvoller in Bezug
auf die Umweltfreundlichkeit und die Effizienz und warum?
Nein, das halte ich für nicht wirklich sinnvoll. Wenn man bereits hergestellte Biomasse und
Biogas besitzt, sollte man die Stoffe verwenden und nicht versuchen, das BIO-Gas ins
Erdgas einzuspeisen oder
Wasserstoff ins Erdgas einzuspeisen. Es gibt sehr wohl
Tendenzen in diese Richtung. Dazu existiert ein aktuelles Projekt von Audi in Deutschland.
Audi garantiert für alle Gasautos die sie in Zukunft erzeugen, dass die Firma das Autogas in
das Netz einspeist, von welchem das Gas jeweils durch die Nutzung des Autos verwendet
wird. Hierfür wird aber in sehr großzügigem (verschwenderischem) Ausmaß Wind- und
Sonnenstrom aus Deutschland umgewandelt und dann in das Gasnetz eingespeist.
201
Vgl. http://www.zeit.de/online/2009/20/elektro-auto (22.11.2012)
100
Allerdings hat mit Strom fahren den Vorteil, dass man lokal keine Emissionen hat. In
größeren Städten oder Städtekonglomeraten ist es auf jeden Fall sinnvoll und wird auch sehr
schnell angenommen, wie man beispielsweise in China momentan am Zweiradsektor sehen
kann. Es lässt sich feststellen, dass, in dem Moment, wo die Emissionswerte besonders
schlecht sind oder sich die Feinstaubbelastung zunehmend verschlechtert, die Leute
beginnen auf nachhaltige Mobilität umzusteigen. Die chinesische Regierung verbietet in
manchen Städten derzeit das Fahren mit herkömmlichen Mopeds. Dadurch ist die
Bevölkerung gezwungen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen. In diesem
Kontext werden Elektroautos von der Bevölkerung bevorzugt, da diese ein bequemeres und
schnelleres Mittel zur Fortbewegung als das „zu Fuß gehen“ sind.
38. Wie
hoch ist ein nachhaltiger Level, auf den der Ressourcenverbrauch
(österreichweit und weltweit) sinken soll?
Von der EU gibt es eine neue Vorgabe: Statt 2020 -20% Rückgang des
Ressourcenverbrauchs fordern sie jetzt -30% Rückgang. Das ist technisch auf jeden Fall
umsetzbar und bietet auch wirtschaftliche Vorteile, denn durch Förderung regionaler
erneuerbarer Energien werden regionale Arbeitsplätze geschaffen.
39. Welche Möglichkeiten zur Schonung der natürlichen Ressourcen bei Betrieb eines
fossilen Autos existieren derzeit?
Es gibt ein Einsparungspotenzial von rund 30% an Treibstoff pro Fahrt allein wenn man
spritsparend fährt, sprich Eco-Driving. Das heißt aber nicht, dass man dann langsamer fährt.
Spritsparendes Fahren ist damit ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz und schont die
Geldbörse. Eine Person, die vom 18. bis zum 70. Lebensjahr mit dem Pkw durchschnittlich
15.000 Kilometer pro Jahr zurücklegt, kann sich bei heutigen Spritpreisen ca. €13.500,-durch Eco-Driving ersparen. Das Problem ist allerdings, dass die Leute das oft gar nicht
wissen.
In Österreich wäre das spritfahrend-Fahren sehr leicht umsetzbar. Gerade in Firmenbereich
geht das schnell. Man muss nur alle Fahrer schulen und hat die Kosten der Schulung nach
einem halben Jahr wieder drinnen. Es ist alles eine reine Bewusstseinsgeschichte.
Man sollte auch vermehrt verpflichtende Kurse an Fahrschulen anbieten bzw. das im
Rahmen
des
Führerscheins
verpflichtend
machen.
Man
könnte
z.B.
bei
den
Perfektionsfahrten den Fahrschülern zeigen, wie man umweltschonend fährt. Für die
Fahrschulen würde dies keinen zusätzlichen Aufwand darstellen. Über dieses Thema wird
sehr wenig gesprochen, obwohl es weit weniger Betriebskosten verursacht. Viele
Autofahrerklubs berücksichtigen das oft gar nicht. In der Fahrschule Groß Enzersdorf oder
101
bei den Easy Drivers wird das z.B. angeboten. Die Einsparungen durch Eco-Driving
entsprechen nach einigen Jahren einem nicht unbedeutenden Teil der Anschaffungskosten.
40. Welche Erfolge konnten in Bezug auf Ressourcenschonung in den letzten 10
Jahren durch den Einsatz von
Personenverkehr verzeichnet werden?
alternativen
Antriebsmöglichkeiten
im
Eigentlich keine, weil die Einsparungen durch den Zuwachs der Mobilität insgesamt
aufgebraucht wurden. Hintergründe dazu gibt es auf der VCÖ-Homepage bei den Fact
Sheets 2011.
41. Welche Bedeutung würden sie der nachhaltigen Mobilität in Bezug auf das
gesamte Spektrum des nachhaltigen Konsums und der Ressourcenschonung
zuweisen?
 sehr wichtig
□ wichtig
□ weniger wichtig
□ unbedeutend
Begründung:
Der Verkehr macht ungefähr 30% (ein Drittel) der gesamten CO2-Emissionen. Eine
Reduktion um 30% sollte das Ziel sein. Die Leute sind sich dessen aber oft nicht bewusst
und auch die Medien dienen nicht unbedingt der Bewusstseinsbildung, wie zum Beispiel bei
den „Plastikgeschichten“. Der Wirbel, der nach dem Herauskommen des Films „Plastic
Planet“ entstand war nicht wirklich notwendig, da Plastikabfall nur 3-4% an der gesamten
Umweltverschmutzung ausmacht. Nach einer Tankfüllung bei einem durchschnittlichen
Verbrauch von 7-8l/km sind da schon mehr Ressourcen verbraucht.
Hürden
42. Wo liegen die Nachteile bezüglich der Nutzung von






Fahrrädern
Nahverkehr
Bahn
Bus
Elektroautos
Hybridautos
Das größte Problem ist eigentlich, dass es keine vernetzten Öffis gibt. Es gibt weder eine
Mobilitätskarte, noch einen getakteten Fahrplan, wie zum Beispiel in der Schweiz. Die ist der
absolute Vorreiter. Dort funktionieren nämlich die Querverbindungen viel besser. Das heißt,
wenn ich in der Schweiz mit dem Bus zum Bahnhof fahre und dann mit dem Zug
weiterfahren möchte, muss ich nicht, wie in Österreich eine Stunde auf den nächsten
Anschluss warten. Es wird den Leuten viel einfacher und bequemer gemacht. In Österreich
kann es sein, dass ich zwar von Wien nach Salzburg sehr schnell mit dem Zug bin… In der
102
Schweiz wollen die Leute mehr öffentlichen Verkehr. Man muss sogar für kürzere
Fahrtstrecken im Zug vorreservieren.
Allerdings konnte man nach dem absoluten Höchstwert der Neuzulassungen im Jahr 2011,
2012 einen deutlichen Rückgang der Neuzulassungen in Österreich feststellen. Die
Menschen steigen immer häufiger auf Öffis um. Es gibt zwar immer noch Schwierigkeiten mit
dem Umsteigen, aber es ist wesentlich besser als früher. Trotzdem muss sich noch viel mehr
verändern.
In Bezug auf Elektrofahrzeuge muss ich sagen, dann man einfach bessere Akkumulatoren
braucht, die zeigen dass es anders geht. Derzeit liegt die Reichweite im Durchschnitt bei 150
km. Das liegt an der Autoindustrie. Die Mitglieder in meinem Verband fahren schon 350 km
pro Aufladung. Es gibt auch schon kleine Batterien mit besseren Reichweiten. In China
fahren auch große Busse problemlos mit Batterie. Allerdings wird die Reichweite bei
extremer Kälte weniger.
Das Hybridauto ist nicht immer elektrisch fahrend (je nach Art 30-60 km rein elektrisch), dann
fährt man aber wieder mit Benzin oder Diesel. Bei dem PLUG-IN-HYBRID (z.B. Fisker
Karma, Opel Ampera) gibt es 2 Motoren. Er hat damit mehr Ressourcenverbrauch bei der
Erzeugung.
Das Fahrrad kann man eigentlich nur für Kurzstrecken verwenden. Man schwitzt beim
Fahren sehr leicht und lässt sich leicht durch Witterungseinflüsse wie Regen oder Schnee
am Fahren hindern.
Beim Nahverkehr kommt es darauf an, wo er benutzt wird. In Wien gibt es wahrscheinlich
keine. In manch anderen Städten ist der Nahverkehr sehr langsam und nur die Hauptachsen,
sprich U-Bahn, schnell.
Mit der Bahn sind manche Nebenstrecken schwer erreichbar und man ist gebunden an den
Fahrplan.
Bei dem Bus ist es dasselbe.
43. In welchen Bereichen, z.B. Kauf, Nutzung, Wartung, liegen die Kostenunterschiede
zwischen Elektroautos, Hybridautos und normalen Autos?
Das Elektroauto ist meist teurer beim Kauf, dafür entstehen in der Wartung geringe Kosten
im Vergleich zum fossilen Auto oder Hybridauto, da z.B. auch kein Ölwechsel notwendig ist.
[Anm.: Belege dafür unter
103
http://www.elektro-autos.info/hybridfahrzeug-kosten.html (08.02.13)
http://www.auto-motor-und-sport.de/news/studie-zu-wartungskosten-elektroautos-punkten-inder-werkstatt-6146082.html (08.02.13)]
Das Hybridauto ist sehr teuer und auch in Bezug auf die Wartung nicht viel billiger im
Vergleich zum fossilen Auto. Die Nutzung ist uneingeschränkt möglich. Das bedeutet, dass
auch weite Strecken problemlos zu bewältigen sind. Wenn eher dazu tendiert wird,
Kurzstrecken zu fahren, ist das Hybridauto sicher kostengünstiger im Betrieb als das fossile
Auto.
Bei dem fossilen Fahrzeug fallen in der Wartung hohe Kosten an. Dafür fallen die
Anschaffungskosten wesentlich geringer aus.
44. Wie wird sich der Ölpreis Ihrer Meinung nach aufgrund des derzeitigen Trends zur
Elektro- bzw. Hybridautos verändern?
Der Ölpreis wird sich sicher nicht aufgrund der Elektroautos verändern, sondern weil das Öl
knapp wird. Wir haben ja den „peak oil“ bereits erreicht. In 20 oder 30 Jahren müssen wir
sowieso umsteigen, aber man redet einfach nicht darüber. Der Ölpreis per Barrel-Öl liegt
mittlerweile schon über 100 US$ pro Barrel. Das erste Mal, dass wir über 100 US$ waren,
war vor 3 Jahren. In Bezug auf Österreich allerdings muss man dazu sagen, dass derzeit der
Sprit eher billig ist. In Italien z.B. ist er um 20% teurer.
45. Welche Interessensgruppen in Österreich propagieren bewusst oder unbewusst
das Autofahren (z.B. ÖAMTC) und inwiefern beeinflussen
Konsumverhalten der Bevölkerung im Bereich Mobilität?
jene
das
Die Autofahrerklubs steuern nicht dagegen aber auch nicht dafür. In Österreich gibt es eine
starke Autozulieferindustrie, die sicher dahinter steht. Allerdings ist in Österreich das
„Dagegensteuern“ noch harmlos im Vergleich zu Deutschland. Die deutsche Autoindustrie ist
einfach sehr stark und ist der große Bremser. Sie haben aber ohnehin schon seit der
Wirtschaftskrise Einbrüche verzeichnet, da die Leute nicht mehr jedes Jahr ein neues Auto
kaufen.
Generell halten Unternehmen ihre alten Fertigungsstraßen, die nicht umweltfreundlich sind,
sehr lange in Betrieb. Diese bringen ihnen noch genug Erträge. Warum sollte man dann also
104
umsteigen? Die Entwicklung neuer Maschinen bringe nur zusätzliche Kosten für die
Unternehmen. Die Unternehmen werden erst dann umsatteln, wenn sie wirklich müssen.
Die positive Entwicklung hin zur nachhaltigen Mobilität wird von der neuen Industrie
kommen. Das sieht man auch heute schon, z.B. bei Koda in China oder Tesla Motors in den
USA. In der französischen Autoindustrie sind Nissan und Renault die Vorreiter.
Initiativen und Zukunftstrends
46. Wie wird sich die Situation im Hinblick auf die nächsten 10 Jahre verändern?
Würden Sie einen Anstieg oder einen Rückgang in der Benutzung von Elektrobzw. Hybridautos prognostizieren? Bitte fügen Sie eine Begründung hinzu!
Der Umstieg wird schneller sein, als es die großen Industrieunternehmen vielleicht
annehmen. Neue Player am Markt wie Tesla werden Meilensteine setzen. Auch die anderen
Unternehmen werden umsatteln, aber eben erst wenn sie müssen. Man wird aber auf jeden
Fall ein starker Anstieg in der Nutzung von Elektro- und Hybridautos verzeichnen können.
47. Mit Herbst dieses Jahres wurden die davor mit Flüssiggas betriebenen Busse der
Wiener Linien durch Elektrobusse ersetzt.202 Wo sehen Sie die Vorteile in Bezug
auf die Umweltfreundlichkeit und Effizienz gegenüber der Nutzung von Flüssiggas
als Treibstoff?
Das findet im ersten Bezirk im Rahmen vom Wiener Modell-Flottenprojekt statt. Diese
Elektrobusse fahren zurzeit vor allem in der Innenstadt und haben einen sehr positiven
Einfluss auf die Reduktion von Emissionen und auf die Verringerung der Feinstaubbelastung.
48. Was würden Sie Leuten, die im ländlichen Raum wohnen, in Bezug auf nachhaltige
Mobilität empfehlen? Da im ländlichen Raum oft die notwendige Infrastruktur fehlt,
sind jene der Nutzung des normalen Autos „hilflos ausgeliefert“ oder sehen Sie in
diesem Bereich Alternativen?
Eigentlich gibt es im ländlichen Raum nicht sehr viele Optionen, um das Auto ganz zu
meiden. Dies lässt sich zurückführen auf das geringe Angebot an Infrastruktur und überdies
auch die geringe Anzahl an Querverbindungen.
Allerdings fahren viele Menschen oft alleine mit einem Auto zu einem Bahnhof. Man könnte
hier z.B. eine lokale, regionale oder private Carsharing-Fahrgemeinschaft bilden, denn ca.
80% der Autos stehen oft viele Stunden ungenutzt auf Parkplätzen oder in Parkhäusern.
202
Vgl.
http://www.wienerlinien.at/eportal/ep/contentView.do/pageTypeId/9320/programId/9419/contentTypeId/1001/chan
nelId/-26075/contentId/29823 (24.11.12)
105
Diese Methode würde keinen großen Aufwand für die ländlichen Bewohner darstellen. In
Vorarlberg gibt es mehrere Gemeinden, die diese Dienstleistung anbieten. Es gibt infolge
dessen auch dementsprechende Möglichkeiten, sich über das Internet zu informieren, ob ein
Fahrzeug frei ist.
Außerdem gäbe es auch die Möglichkeit zur Einführung von Sammeltaxis. In Kärnten, z.B.
wird das Sammeltaxi-System von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Hier fahren
Kleingruppen in der Umgebung rund um Klagenfurt zu Preisen, die denen der öffentlichen
Verkehrsmittel entsprechen. Das Sammeltaxi stellt für die Bewohner somit keinen erhöhten
Aufwand dar.
Ein großes Problem sind allerdings die Fahrzeiten der Öffentlichen Verkehrsmittel. Freitagoder Samstagnacht z.B. gibt es in Groß-Enzersdorf ein Sammeltaxi, weil zu diesem
Zeitpunkt keine öffentlichen Verkehrsmittel in Betrieb sind. Hier müsste man das
Infrastrukturnetz erweitern. Die Zukunft wird die Intermodalität, also der kombinierte Verkehr
sein.
49. Glauben Sie, dass die Menschheit komplett auf die Nutzung des Autos verzichten
könnte? Bitte fügen Sie eine Begründung hinzu!
In Zukunft wird es sehr viele Möglichkeiten von Fahrzeugen geben. Das ist alles eine Frage
der Zeit. Leichtfahrzeuge werden gerade entwickelt und von der EU gefördert. Die sind laut
Crash-tests genauso sicher und für ein Auto vergleichsweise billig. In Spanien gibt es eine
Menge Zweisitzer auf der Straße, die zwischen 12.000€ und 14.000€ kosten.
Darüber hinaus gibt es Kabinenmotorräder oder den Tweasy von Renault. In diesem Bereich
ist viel Potenzial offen. Das Problem ist, dass die Erdöllobby derzeit das große Sagen hat
und es somit länger dauern wird, bis ein gesellschaftlicher Wandel stattfindet.
50. Reichen die aktuellen Initiativen im Bereich nachhaltiger Mobilität für ein
Umdenken hinsichtlich der Nutzung ressourcenschonender Verkehrsmittel?
Nein, es muss noch viel getan werden. Sowohl die Industrie als auch Medien beeinflussen
die Gesellschaft in hohem Ausmaß. Darüber hinaus interveniert die Industrie aufgrund ihrer
finanziell bedingten Macht auch in der Politik. Das stellt ein großes Problem für die Bürger
dar.
Grundsätzlich ist aber die Bewusstseinsbildung der Menschen das Wichtigste. Entweder
wissen sie nicht über Möglichkeiten zur nachhaltigen Mobilität Bescheid oder sie achten
106
einfach nicht darauf. Allerdings kann man bereits einen Wandel bei den Jugendlichen
feststellen. Ihnen ist der PC oder das Smartphone wichtiger als das Auto als Statussymbol.
Grundsätzlich muss dieser Wertewandel aber bei Menschen allen Alters stattfinden, denn
Konsum ist nicht das Wichtigste! Das fängt schon bei den Lebensmitteln an. Die Leute
denken beim Einkaufen oft nicht nach, woher die Lebensmittel wirklich stammen. In
Österreich gibt es sehr hochwertige Lebensmittel. Daher sollte man höchstens ab und zu
importierte Ware kaufen. Außerdem ist die Einführung eines neuen Steuersystems
essentiell. Der Transport und das Kapital gehören viel mehr besteuert, wodurch Lebensmittel
aus z.B. Afrika somit auch teurer werden. Der Transport bei Importen ist derzeit einfach viel
zu billig. Wenn die Produkte 40%-50% teurer sind, dann überlegt man es sich sicher 2 Mal,
ob man regionale Tomaten oder Tomaten aus z.B. Spanien kauft.
Eine Veränderung im Kaufverhalten zu regionalen Produkten hin ist durchaus möglich. Es
gibt schon kleinere Regionen, wo das besser funktioniert. Das ist sowohl in einzelnen
Gemeinden, als auch im internationalen Raum wie in Nepal oder Tibet. Hier gibt es einige
Gemeinschaftsprojekte. Die Leute verwenden ihre eigens produzierten Produkte oder
nehmen Produkte aus der Region und sind zu 95% autark. Das funktioniert auch mit
Tauschhandel.
Generell lassen sich die Konsumenten von den zum Teil höheren Preisen von qualitativ
hochwertigen Produkten nicht abschrecken. Die Produkte finden hohen Anklang. Die besten
Beispiele dafür sind die Unternehmen Zotter, Sonnentor oder Waldland, die durch regionale
Produktion hochwertige Güter herstellen und dadurch nach und nach regionale Arbeitsplätze
schaffen.
Ein weiteres großes Problem stellt auch das fehlende Umweltbewusstsein der Gesellschaft
dar. Die Menschen legen ihren Hauptschwerpunkt auf die Kosten, ungeachtet der Zerstörung
der Natur. Die Kosten in Bezug auf Erdöl etc. halten sich derzeit durch die vielen
Unterstützungen in diesem Bereich auf einem geringeren Niveau. Fossile Energiestoffe
werden vergleichsweise viel mehr durch steuerliche Begünstigungen gefördert (z.B.
Pendlerpauschale). Darüber hinaus kommen auch der Industrie höhere Vergünstigungen in
Bezug auf die Energie zu. Es ist eigentlich eine Frechheit, dass die Industrie keinen
Ökostrom-Tarif zahlen muss.
51. Welche
Rolle spielen Ihrer Meinung nach
Zusammenhang mit nachhaltiger Mobilität?
intelligente
Technologien
im
Dieses Thema wird sehr überbewertet. Wozu würde Elektromobilität intelligente Technologie
benötigen? Die Fahrer zwischen 50 bis 70 würden nicht einmal auf die Idee kommen, auf
107
ihrem Handy die Standorte von Aufladestationen zu eruieren. Die Vernetzung ist möglich und
dies auch ohne High-Tech-Geräte. Früher musste man z.B. auch ohne Navigationsgerät
auskommen und es hat funktioniert.
52. Welche positiven und negativen Effekte werden mit dem Wasserstoffmotor als
alternatives Antriebskonzept erzielt und wie schätzen Sie das Potenzial des
Wasserstoffmotors als umweltfreundlicher Autoantrieb der Zukunft ein?
Der Wasserstoffmotor wird erst nach der Elektrotechnologie kommen, da noch viele Fragen
unbeantwortet sind. An der Wasserstofftechnologie muss noch viel gearbeitet werden. Das
Problem ist einfach, dass Wasserstoff leicht flüchtig wird und somit eine gute
Vakuumdämmung notwendig ist, um ihn nicht flüchtig zu machen. Die verursacht aber hohe
Kosten. Sonst hätte man mit dem Wasserstoff das Problem, dass, wenn das Auto lange
irgendwo steht (z.B. im Urlaub), man vielleicht nicht mehr damit fahren kann, da der
Wasserstoff weg sein könnte. Die mit Wasserstoff betriebenen Autos haben übrigens einen
Elektromotor, beziehungsweise es gibt 2 Varianten aber die meisten haben einen
Elektromotor.
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